Von Liebe zerstört von Sitamun (Wir gehörten nie zusammen) ================================================================================ Kapitel 10: Zusammen -------------------- Yoshikos Mund steht weit offen. Sie sieht auf den gedeckten Tisch vor ihr, als hätte sie zum ersten Mal eine solche Mahlzeit gesehen. „Kaoru, du … du hast freiwillig hier drauf verzichtet?“, fragt sie mich überrascht und es wundert mich geradezu, dass sie den Satz ohne großartiges Stottern auf die Reihe bekommen hat. „Weißt du, ein im Nachhinein grundloser Streit mit seinem Zwilling lässt einem schon ziemlich große Opfer bringen. Außerdem schmeckt das Essen von Normalsterblichen auch gut, wenn es mit Liebe gekocht wird.“ Nur widerwillig wendet sie ihre Augen von den Speisen ab und blickt mich ungläubig an; als hätte ich etwas gesagt, das sie nicht glauben kann, dabei waren es fast genau ihre Worte. „Ich weiß, dass ich das gesagt habe, aber damals … damals hatte ich auch noch nie so ein Festessen vor mir gehabt“, widerspricht sie mir, immer noch denselben ungläubigen Ausdruck in ihren Augen. „Das ist kein Festessen“, mischt Hikaru sich ein, schiebt sie mit sanftem Druck zu ihrem Platz an dem runden Tisch, seltsamerweise direkt neben meinem. Vielleicht ging es ihm aber auch nur darum, dass sie direkt neben Mutter sitzt. „Warum fällt es mir schwer, dir … ähm … Ihnen das zu glauben?“ Hikaru lacht, sagt jedoch nichts. Ich stelle mich neben ihn. Yoshiko errötet wegen ihres kleinen Fehlers und bei dem Anblick schließe ich mich Hikarus Lachen an. „Es tut mir leid, aber …irgendwie habe ich das Gefühl, Sie auch zu kennen, nachdem Kaoru so viel von Ihnen erzählt hat und ich Sie jetzt noch nicht einmal von ihrem Bruder unterscheiden kann, obwohl ich euch nicht gleichzeitig kennen lernte“, versucht sie sich zu entschuldigen. Es klingt so seltsam, wenn sie mein Spiegelbild so förmlich anspricht, obwohl sie gerade mit der vertrauten Anrede so unbesorgt klang. Als wäre es normal für sie … so normal, als hätte sie mich angesprochen. „Keine Sorge, das wirst du noch lernen“, versuche ich sie aufzumuntern. „Dann holen wir das am besten nach. Und kennen lernen kann man sich viel leichter, wenn man vertraut miteinander spricht. Das ‚Sie’ stört dabei ein wenig, meinst du nicht auch?“, fragt er sie grinsend und nur wenige Augenblicke später erwidert sie sein Grinsen. „Vielen Dank für ihr Angebot, Frau Hitachiin, aber ich hatte auch meine eigenen Pläne. Ich hatte eigentlich vorgehabt zu studieren, wenn ich in Frankreich festen Fuß gefasst habe.“ „Sie würden mir damit einen riesigen Gefallen tun, Yoshiko, und natürlich würde ich Sie nicht kostenlos für mich arbeiten lassen. Ihr Studium würde durch Ihre Arbeit nicht leiden, ganz im Gegenteil, Sie könnten auf Grund ihrer Bezahlung dieselbe Universität besuchen, auf der Kaoru studieren wird.“ „Soll heißen, sie ist für das gewöhnliche Volk nur schwer bezahlbar?“ „So gut wie, ja. Nachdem die Ouran High bei der Oberschicht so guten Anklang gefunden hat, ist diese Universität auch von den Suos gegründet worden. Eure Studiengebühren würden sogar weit unter den eigentlichen Preis fallen.“ „Für mich auch?“ „Der Sohn der Familie, Tamaki, hat geradezu darauf bestanden.“ „Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …“ „Das heißt, Sie nehmen mein Angebot an? Vielen, vielen Dank, Yoshiko.“ „Gute Nacht, Yoshiko.“ „Gute Nacht, ihr zwei.“ Hikaru und ich liegen schon seit einiger Zeit wach in unserem Bett, schweigen uns an, starren an die Decke. Das Gespräch gerade eben … die Art und Weise, wie Mutter mit ihr gesprochen hat. „Wie eine Geschäftsfrau durch und durch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie zu viel Zeit mit Kyoya verbracht hat“, murmele ich vor mich hin, mehr an die Decke gerichtet als an Hikaru, doch er antwortet kurze Zeit später. „Hat sie nicht. Aber du hast Recht. Sie will Yoshiko doch nur als Model, weil sie sie mit weitaus weniger Geld bezahlen kann als ein teures Supermodel, das sie erst noch für sich reservieren muss.“ „Spart erstens Geld und zweitens Zeit.“ „Ja.“ „Aber warum …“ Ich wende meinen Blick von der Decke ab, blicke zu Hikaru herüber, dessen Augen immer noch auf irgendeinen Punkt dort oben im Dunkeln gerichtet sind. „Warum will Mutter Yoshiko auf dieselbe Universität schicken wie dich? Das habe ich mich auch schon gefragt …“ Auch er blickt nun mich an, nachdenklich. „Meinst du, sie hat vor, euch beide zu …“ „Ja“ Ja, ich meine, dass Mutter vorhat, mich und Yoshiko zu verloben; vermutlich hatte sie diese Idee von Vater. Allerdings weiß ich nicht im Geringsten, was ich davon halten soll. Ich bin gerade erst zurück, zurück in die Arme meines großen Bruders und nun hat meine eigene Mutter direkt vor, mich wieder aus ihnen zu entreißen. Ich bin mir sicher, sie und Vater wollten nur deswegen, dass Hikaru auszieht, damit ich Yoshiko näher komme, damit ich sie irgendwann von selbst fragen werde, ob sie meine Frau werden will. Es ist so offensichtlich. Ich wüsste zu gerne, ob sie das Yoshiko schon gesagt haben, wie sie es aufgefasst hat; hat sie sich darüber gefreut? Über die Vorstellung, mit mir verheiratet zu sein? „Was meinst du dazu, Hikaru?“ Ich sehe ihm an, wie er nachdenkt. Wie er alle Möglichkeiten durchgeht, die ihm dazu einfallen. Ob ihm auch nur eine einzige davon nicht gefällt und wenn ja, wie er sie erfolgreich umgehen kann ohne Yoshiko dabei zu vergraulen. „Solange du dich an deine Versprechen hältst, ist es mir egal, ob du sie heiratest oder nicht. Und es ist mir auch egal, ob das nun geschieht, weil Vater es so will, oder weil du sie wirklich liebst.“ Er lächelt, als er das sagt, und richtet sich leicht auf, beugt sich zu mir runter und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Danke …“, murmele ich. Wenige Augenblicke setze ich mich auf, greife zu dem Verschluss seiner Kette und öffne sie. Ich lasse ein Ende los und der Ring gleitet die feingliedrige Kette entlang hinunter auf meine Hand. Kurz betrachte ich den Ring; das schwache Licht, das durch das Fenster fällt, lässt mich gerade so in den Namen erkennen, der in das Gold eingraviert ist. Eine Hälfte unserer Welt – Kaoru Ich lächle, streife ihn über meinen Ringfinger, berühre das warme Metall kurz mit meinen Lippen. „Du willst gar nicht wissen, was ich mir alles vorgestellt habe, was denjenigen betrifft, der dir diesen Ring gab“, sage ich ihm, während ich die Kette wieder um seinen Hals und mich neben ihn lege, an ihn gekuschelt. Ich will spüren, dass er da ist. In meiner Nähe … „Das nicht unbedingt, aber ich kann’s mir gut vorstellen“, antwortet er lachend und legt seinen Arm um mich. Als wäre nie etwas gewesen … es ist doch richtig. Es geht nicht anders … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)