Lost Memories von kazukii ================================================================================ Kapitel 3: Spaziergang mit Folgen --------------------------------- Am Abend ging Yutaka gegen 20 Uhr los und war 2 Minuten später bei Sora angekommen. Er schellte an und hörte Schritte. Es dauerte ein Weilchen, dann machte eine ältere Dame die Tür auf. „Guten Abend Junge. Komm doch herein“, sagte sie. Yutaka wusste, dass dies Soras Großmutter war. Er ging ins Haus und sah direkt Soras Zimmer, denn an der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift „Umarmungs-Gefahr!“. Er ging hin und klopfte. „Jaha“, hörte er von innen Sora rufen. Er machte die Tür auf und ging ins Zimmer, dann schloss er die Tür wieder. Akemi war schon da, nur Yoshiyuki fehlte noch. „Hast du Yuki draußen gesehen?“, fragte Akemi. „Nein habe ich nicht. Und jetzt erst mal ‚Hallo’“, antwortete Yutaka. Sora begrüßte ihn auch noch und dann klopfte es wieder an der Tür. Yutaka, der immer noch dort stand, öffnete sie und Yoshiyuki kam herein. „Nabend!“, rief er fröhlich und kam rein. Sora schaute in die Runde und sagte: „Gut, dann sind wir ja vollzählig. Wir könnten jetzt eigentlich raus gehen. Hier drinnen gehen wir ja noch ein!“ Sie stand auf und nahm ihre Jacke. Akemi tat es ihr nach und so gingen alle nach draußen. Es dämmerte schon langsam, denn es war Herbst und so wurde es auch schon kurz vor acht langsam dunkel. „Wir könnten ja zum Spielplatz, in der nächsten Straße. Wenn die Kiddies weg sind, kann es da auch ganz angenehm werden“, schlug Yoshiyuki vor. Die anderen stimmten zu und so gingen sie zum Spielplatz. Kinder waren jetzt keine mehr da. Überhaupt waren nirgends Menschen zu sehen. Yutaka fühlte sich auf eine Weise wohl, aber irgendwie auch wieder nicht. Ihm kam es so vor, als wäre hier mal etwas passiert. Als sich alle gesetzt hatten, fingen sie an zu reden. Jeder hatte was zu erzählen und niemand bemerkte, dass es schon dunkel geworden ist. „Kennt ihr die Geschichte von dem Mädchen, dass hier mal brutal ermordet worden war?“, fragte Sora und wurde plötzlich ernst und leiser. Alle schüttelten den Kopf. „Erzähl mal!“, rief Akemi. „Okay. Jetzt passt es gerade so gut. Ist ja schon dunkel“, sagte Sora. Erst jetzt sahen sie sich um. „Tatsache!“, sagte Yutaka. „Also, ich fange an“, sagte Sora. „Vor gar nicht so langer Zeit, vielleicht vor 2 oder 3 Monate, wurde hier ein Mädchen gefunden. Sie war erst 6 Jahre alt. Niemand wusste, was genau mit ihr passiert war, aber man ging von einem Hundeangriff aus. Ihr Hals war komplett aufgebissen und zerkratzt. Ihre Kleidung war zerrissen und“ – „am Hinterkopf hatte sie eine große Wunde...“, unterbrach sie Yutaka. „Ja genau! Woher weißt du das?“, fragte ihn Sora. „Ich weiß es nicht.... es kam mir plötzlich in den Kopf! Wahrscheinlich habe ich es vor meinem Unfall auch irgendwo gelesen oder im TV gesehen“, antwortete er. Plötzlich schraken alle zusammen, denn etwas raschelte im Gebüsch direkt neben ihnen. Yutaka versuchte die Mädchen zu beruhigen: „Ach, jetzt seid mal nicht so. Das waren sicherlich nur Vögel oder Hasen. Ihr erschreckt euch aber auch für jede Kleinigkeit.“ Die Mädchen stimmten ihm zu. Als Sora wieder anfangen wollte, über das ermordete Mädchen zu sprechen, hörten sie plötzlich Schritte hinter sich. Aber als sie sich alle umdrehten, war nichts zu sehen. Aus Spaß rief Yoshiyuki: „Oh mein Gott! Der Mörder ist zurück!“ und sprang auf. Sora, Akemi und Yutaka spielten mit. „Schnell, in Sicherheit, Sora! Lauf Akemi! Wir zwei Jungs werden ihn schon zu Boden zwingen!“, rief Yutaka. Dann lachten sie alle. Yutaka sah auf einmal einen Schatten über sie hinwegfliegen. Es sah aus wie eine menschliche Gestalt, doch am Himmel war nichts zu sehen. Yoshiyuki drehte sich plötzlich um und rannte los. „Hey! Yuki! Wohin willst du denn jetzt?!“, schrie Akemi. „Bestimmt den Mörder zur Strecke bringen“, witzelte Yutaka. Er wollte mit einem Witz unterdrücken, dass er eigentlich ein total schlechtes Gefühl hatte. Irgendetwas ist hier mal passiert, und er meinte damit nicht nur der Mord an dem Mädchen. Als Sora gerade losgehen wollte um nachzuschauen was Yoshiyuki machte, hörten sie einen Schrei. Es war Yoshiyuki! Yutaka rannte sofort hinter das Gebüsch, denn da war Yoshiyuki gerade hingegangen. Und da war er jetzt auch- auf dem Boden und Blutüberströmt! Die beiden Mädels kamen dann auch angerannt und schrieen sofort los als sie ihn sahen. Yutaka sagte ihnen, sie sollten die Polizei rufen, denn für einen Krankenwagen war es bereits zu spät. An der Halsschlagader hatte ihn jemand gebissen und Yoshiyuki war anscheinend daran gestorben. Seine Augen waren weit aufgerissen, und man sah ihm an wie erschrocken er vor seinem Tod war. Yutaka fiel auf, dass es ein kleinen wenig ähnlich war, wie bei dem Mädchen von dem Sora erzählt hatte. Aber irgendwie kam Yutaka dieser Anblick bekannt vor. Er wollte sich so gerne an sein Leben erinnern! Er wollte wissen was passiert ist, wissen warum ihm so merkwürdige Dinge bekannt vorkamen. „Äh-äh-ähm...“, hörte er Sora stammeln. Yutaka schaute zu ihr hinüber und sah, dass sie bereits das Handy am Ohr hatte. Aber sie brachte kein Wort heraus, sondern schluchzte nur. Yutaka stand auf und nahm ihr das Handy weg. „Hallo?“, hörte er einen Mann fragen. „Ähm, hallo. Ist da die Polizei?“, fragte Yutaka. „Ja.“ – „Okay... hier ist Yutaka Nogomura! In der Straße ***** auf dem Spielplatz wurde gerade jemand ermordet! Kommen sie bitte schnell her!“ – „Was? Moment mal. Ist schon ein Krankenwagen unterwegs?“ – „Nein, ich sagte doch ERMORDET! Wozu einen Krankenwagen?“ Yutaka wurde nun auch ungeduldig. Er hoffte, dass die Polizei ihn überhaupt ernst nehmen würde. „Hör mal Junge. Ich kann dich ja verstehen, dass du so aufgebracht bist. Aber jetzt versuche dich erst einmal zu beruhigen. Ich schicke dir einen Krankenwagen und ein paar von meinen Leuten. In der Zwischenzeit kannst du mir erklären, was passiert ist.“ – „Okay. Aber wozu einen Krankenwagen?“ – „Man brauch einen Arzt um die Todesursache festzustellen.“ – „Aha. Also gut. Ich kann ihnen ja mal versuchen zu erklären was hier passiert ist. Drei Freunde und ich sind zu diesem Spielplatz gekommen. Wir haben ein bisschen geredet und es wurde dunkel. Dann ist mein Freund Yoshiyuki plötzlich aufgestanden und hinter einem Gebüsch verschwunden. Bevor wir bei ihm angekommen waren um zu schauen was los war, hörten wir ihn schreien. Ich rannte sofort zu ihm und fand ihn tot auf dem Boden.“ – „Du kanntest den Verstorbenen? Warum hast du das nicht früher gesagt?“ – „Naja, Sie haben nicht gefragt. Woher sollte ich, noch völlig aufgebracht von dem was passiert ist, an so was denken?“ – „Ja tut mir Leid. Ich bin selber noch neu in diesem Geschäft.“ Yutaka hörte den Polizisten lachen. Er wusste nicht, was denn so lustig sein sollte, immerhin geht es um einen Mord. „Oh Entschuldigung. Ähm. Genaueres wird dir gleich ein Polizist erklären, wenn er da ist. Deine Freunde und du werdet dann heute oder morgen auf die Wache kommen müssen um alles ganz genau zu schildern. Es wird nicht leicht sein, aber ihr müsst. Hast du noch etwas zu sagen?“ – „Was? Ähm, nein... nicht dass ich wüsste.“ – „Okay. In den meisten Fällen wird solange telefoniert, bis die Polizei und der Krankenwagen eintrifft, aber hier geht es im Moment drunter und drüber.“ – „Achso, verstehe. Danke.“ – „Kein Problem Junge! Bis dann! Und geht nirgendwohin bis es jemand erlaubt!“ – „Schon klar, tschüss!“ Yutaka drückte auf den roten Knopf und schaute zu den Mädels. Sie hatten sich mittlerweile auch beruhigt und warteten anscheinend darauf, dass Yutaka was sagte. „Das hättet ihr mal hören sollen! Der Typ am Telefon war vielleicht ein Trottel. Er hatte keine Ahnung! Noch ein totaler Grünschnabel! Und so was lassen die ans Telefon gehen...“, sagte Yutaka und versuchte die Stimmung etwas zu heben. Und es funktionierte sogar, denn Sora und Akemi lächelten. „Die Polizei und der Krankenwagen werden gleich hier sein. Ihr zwei müsst nicht hier bleiben. Setzt euch ruhig wieder auf die Bank oder geht zur Straße und wartet dort. So könnt ihr der Polizei gleich besser zeigen wo wir sind“, meinte Yutaka. Sora nickte und sagte leise: „Okay, wir gehen dann zur Straße und warten dort.“ Sie nahm Akemi am Arm und dann gingen sie vom Spielplatz. Yutaka wendete sich wieder Yoshiyuki zu. Der Anblick löste irgendetwas in ihm aus. Er ekelte sich überhaupt nicht vor der Leiche. Er verspürte eher einen Drang. [Nein, das kann nicht sein! Was ist mit mir los?] Yutaka streckte seine Hand nach Yoshiyukis Hals aus und tupfte mit dem Finger ins Blut. Dann führte er den Finger zu seinem Mund! [Tue ich das gerade wirklich? Ich kann nichts machen! Ich kann mich nicht wehren!] Gerade als er den Mund öffnen wollte um etwas von dem Blut zu probieren, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und sah Sora und Akemi mit den Polizisten auf ihn zukommen. Yutaka wischte schnell das Blut an seinem Pullover ab und stand auf. „Guten Abend“, zwang er sich zu sagen. Die Polizisten sagten Yutaka, dass er erst einmal von dem Verstorbenen wegkommen soll. Dann wurde den dreien erklärt, wie alles abläuft. Denn jeder musste am nächsten Tag zur Wache kommen und eine Aussage machen. Sora fragte: „Und warum erst Morgen? Ich dachte immer, das würde direkt am gleichen Tag gemacht werde, damit man sich auch noch an alles erinnern kann.“ – „Eigentlich hast du Recht, aber bei Jugendlichen und Kindern machen wir das immer am nächsten Tag, damit der erste Schock überwunden ist“, antwortete der eine Polizist. Dann traf der Krankenwagen ein und ein paar Leute kamen aus dem Wagen. Sie holten eine Liege aus dem Wagen und stellten sie neben Yoshiyuki. Der Arzt sagte sofort, dass dies ein Hundeangriff war und ordnete an, dass Yoshiyuki auf die Trage gelegt werden sollte. Nachdem er also auf die Trage gehoben wurde und jemand ein Tuch über sein Gesicht legte, wurde er in den Krankenwagen geschoben. Danach sagte ein Polizist Yutaka, Sora und Akemi, wann sie am nächsten Tag da sein sollten. Als erstes musste Akemi aussagen, um 10 Uhr. Dann Yutaka um 10:30 Uhr und als Letztes Sora um 11 Uhr. Da fiel Yutaka noch was ein: „Ähm... wissen Yoshiyukis Eltern schon bescheid? Ich hatte dort nicht angerufen.“ – „Ja, die wissen bescheid. Aber da sie im Moment sehr weit weg sind, konnten sie nicht rechtzeitig kommen,“ antwortete ein Polizist. Nachdem Krankenwagen und Polizisten weg waren, gingen auch Sora, Yutaka und Akemi nach Hause. Den ganzen Rückweg sagten sie kein Wort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)