Magic Of Snow von Lina_Kudo (Der Zauber der Schneeflocken (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 1: Der Zauber der Schneeflocken --------------------------------------- Der Zauber der Schneeflocken Es war der 24. Dezember. Shinichi machte langsam seine Augen auf und sah auf die Uhr. Oh man, es wurde langsam echt Zeit, dass er aufstand, sonst würde Ran wieder sauer sein. Allein der Gedanke an sie brachte ihn jedoch zum Schmunzeln. Er und Ran waren jetzt schon genau ein ganzes Jahr zusammen. Heute, vor genau einem Jahr, wurde er wieder zum Oberschüler, hatte Ran gleich alles gebeichtet, und ihr seine Liebe gestanden. Er hatte sein Glück kaum fassen können, dass sie ihm wirklich verziehen hatte. Seitdem war tatsächlich ein Jahr vergangen. Eine wundervolle Zeit, wenn nicht sogar die glücklichste Zeit seines Lebens. Heute wollten sie noch ein letztes Mal in diesem Jahr zum Weihnachtsmarkt, bevor er heute Nacht schließen würde. Selbst nach 365 Tagen war jedes Treffen mit ihr ein wahres Erlebnis, auf das er sich wie ein kleiner Junge freute. Zügig stand er auf und ging ins Bad. Dort machte er sich für den Tag fertig, bevor er anschließend kurz frühstückte und danach noch schnell alles wegräumte. In Windeseile zog er sich seine Schuhe an und lief aus seiner Villa. Als er vor der Detektei ankam, erwartete Ran ihn schon etwas ungeduldig. »Da bist du ja endlich!« Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie ihn an. »Sorry mein Engel, ich hab morgens ein wenig getrödelt«, versuchte er Ran zu beruhigen und hatte ein entschuldigendes Lächeln aufgesetzt. Er wusste, dass Ran diesem Lächeln nicht widerstehen konnte. Und er sollte Recht behalten: Sie seufzte tief und lächelte ihn an. »Schon okay. Komm, lass uns jetzt gehen. Ich konnte letzte Nacht kaum ein Auge zumachen, weil ich mich so sehr auf heute gefreut habe!« Lächelnd griff sie nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Schmunzelnd hielt er ihre Hand zärtlich fest. Als sie ankamen, sahen sie sich lächelnd in den Ständen um, kauften sich auch ein paar Kleinigkeiten und amüsierten sich prächtig. Ran drehte sich dann zu ihm und kramte leicht nervös ein Päckchen aus ihrer kleinen Handtasche heraus. Nach wenigen Stunden hatten sie es sich alleine auf einer einsamen Bank gemütlich gemacht und genossen ihre Zweisamkeit. »Aber erst zu Hause aufmachen«, fügte sie verlegen hinzu, als sie ihm das Geschenk überreichte. Shinichi lächelte sie sanft an. »Vielen Dank, mein Engel« Zaghaft nahm er die Schatulle aus ihren Händen. »Bitte mach deine Augen zu«, bat Shinichi sie daraufhin geheimnisvoll. Bereitwillig tat sie es. Er war schließlich schon immer derjenige gewesen, dem sie immer stets blind vertraut hatte. Daher hatte sie auch keinen Augenblick gezögert, seiner Bitte nachzugehen. Als sie plötzlich etwas ziemlich Klebriges in ihren Händen spürte, wurde ihr allerdings etwas anders. Was war denn das? Zögernd öffnete sie erst ein Auge, und ihr entfuhr ein spitzer Schrei, als sie erkannte, um was es sich handelte: Es war eine eklige schwarze Spinne, auf der sie gerade herumknetete! Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie hoch warf die Spinne in hohem Bogen weg. Panisch blickte sie zu Shinichi, der sich vor Lachen den Bauch hielt. Und da machte es ›Klick‹ bei ihr. Nicht nur, dass er ihr so einen üblen Scherz gespielt hatte – jetzt machte er sich auch noch in aller Öffentlichkeit über sie lustig. »Du Vollidiot!«, brüllte sie wutentbrannt und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Bevor er überhaupt irgendwie darauf reagieren konnte, rannte sie davon. Jedoch konnte er noch kurz einen Blick in ihre Augen erhaschen, die endlose Enttäuschung und Wut widergespielt hatten. Gedankenverloren sah er ihr geknickt hinterher. Oh je, das hatte er nun von seinen kindischen Scherzen. Jetzt hatte er sich so sehr gefreut, kein Kind mehr zu sein, doch wirklich erwachsener verhielt er sich nun auch wieder nicht. Dennoch hatte er die Reaktion Rans nicht kommen sehen. Er wollte sich doch nur einen kleinen Scherz erlauben – dass sie so aus der Haut fahren würde, hätte er nicht gedacht. Moment, stop! Das war jetzt nicht der richtige Augenblick, um die Schuld bei ihr zu suchen. Er wollte schließlich den Heiligen Abend nicht zerstritten und ohne sie verbringen. Folglich sollte er Mann genug sein, um den ersten Schritt zu machen – egal, ob sie jetzt überreagiert hatte oder nicht. Wäre er nicht auf die Idee gekommen, wäre er nicht in diesem Schlamassel. Er sah zu der Schatulle runter, während er sich mit der linken Hand seine rot angelaufene Wange hielt. Einige Atemzüge später ging er zu der Detektei Mori. Dort war sie bestimmt – zumindest war sie Hals über Kopf in diese Richtung gelaufen. Ran war in der Zwischenzeit zu Hause angekommen. Ihr flossen immer noch Tränen die Wangen herunter. Dieser Mistkerl! Wie konnte er sie nur so verletzen, nachdem sie sich so viel Mühe und Gedanken um sein Geschenk gemacht und ein halbes Vermögen für seine mit ihren Initialen gravierte Halskette ausgegeben hatte? Sie zog sich ihre Jacke aus, hing sie an den Kleiderhaken und stampfte in ihr Zimmer. Dort angekommen machte sie das Fenster auf und sah deprimiert hinaus. Ohne es zu merken schloss sie ihre Augen und fühlte die frische Winterluft, die ihr sanft ins Gesicht peitschte. Immer noch bahnten sich vereinzelte Tränen der Enttäuschung, der Wut und des Schamgefühls ihren Weg über ihre Wangen. Na gut, vielleicht war sie wirklich zu arg ausgeflippt wegen solch einer Lappalie. Da war ihr Temperament mal wieder mit ihr durchgegangen. Das war es doch eigentlich gar nicht wert, dass sie nun zerstritten waren. Wegen so einer Kleinigkeit! Shinichi kam nach einer Weile auch schon an und stand vor der Detektei. Natürlich hatte er Ran schon entdeckt – war ja von einem Meisterdetektiv mit einer phänomenalen Beobachtungsgabe auch nicht anders zu erwarten. Schweigend blieb er stehen und beobachtete seine geliebte Ran, wie sie wie ein dort Engel. Ein trauriger Engel, welcher zutiefst verletzt wurde. Von ihm. Er hörte schon den sarkastischen Beifall in seinen Gedanken. Als er plötzlich etwas Kaltes auf seinem Gesicht spürte, blickte er hoch und staunte nicht schlecht, als er erkannte, dass der erste Schnee dieses Jahres gerade auf ihn herabfiel. Doch er wurde gleich wehmütig, als er realisierte, dass dieser erste Schnee seinetwegen von Trübsinn begleitet wurde. So hatte er sich diesen zauberhaften Moment eigentlich nicht vorgestellt. Vielmehr, dass sie beide aus dem Fenster gucken wurden, er hinter ihr, beide Arme beschützend um sie legend. So hätte der Moment aussehen müssen! Und wessen Schuld war es, dass es nicht dazu gekommen ist? Richtig: er, der Volltrottel von nebenan. Er beobachtete weiter die wunderschönen Schneeflocken, die mit einer faszinierenden Eleganz runterfielen. Sie waren zwar schön, doch noch lange nicht so schön wie sein Engel, die jedoch leider gerade Tränen wegen ihm vergoss. Zu allem Überfluss auch noch am 24. Dezember – der Tag, an dem sie zusammengekommen waren. Auch Ran hatte den Schnee bemerkt. Verträumt beobachtete sie die Schneeflocken. Shinichi hatte sie noch nicht gesichtet – zu sehr war sie mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Wie gerne hätte sie diesen Moment mit Shinichi erlebt, doch unter diesen Umständen war das leider schlecht möglich. Dafür waren beide viel zu sturköpfig. Und alles, weil sie gleich an die Decke gehen musste. Nach einer ganzen Weile der Stille lag bereits eine dünne, weiße Schneedecke auf den Boden. Shinichi kniete sich lächelnd runter und nahm den Schnee, um damit einen Schneeball zu formen. »Hey, Ran!«, rief er, während er aufstand. Erschrocken schaute Ran nach unten. »Was machst du denn hier?«, fragte sie ihn erstaunt, als sie ihn gesehen hatte. Sie versuchte jedoch, sich nicht anzumerken, wie sehr sie sich über diesen Besuch freute. Das letzte Bisschen Stolz verlangte ihr das ab. »Hier, fang!« Lächelnd warf er ihr den Schneeball zu. Geschickt fing sie ihn. »Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?!«, fragte sie trocken. »Zerbrösel den Ball«, sprach Shinichi weiter in Rätseln. »Und warum sollte ich das bitte tun?« Fragend hob sie eine Augenbraue. Der Junge seufzte tief, bevor er erwiderte: »Kannst du nicht einmal das machen, worum man dich bittet, ohne immer wieder Fragen zu stellen?« Darauf gab Ran auf und tat, wie ihr geheißen. Verwundert weitete sie ihre Augen. In der Kugel war ein kleines Rechteck in süßem Geschenkpapier verpackt. Sprachlos sah sie zu ihrem Freund runter. Damit hatte sie nun doch nicht gerechnet. »Ich hoffe, sie steht dir!« Im nächsten Moment war er auch schon verschwunden. Ein bisschen peinlich war ihm das alles ja schon. Ran sah ihm immer noch verdattert hinterher, bis er hinter einer Ecke außer ihrer Sichtweite war. Nach wie vor ziemlich verdutzt sah sie zu dem kleinen Rechteck. Ihr so etwas Wertvolles einfach entgegenzuwerfen … Aber er hatte wohl sehr auf ihre Fähigkeiten vertraut. Na ja, als Karate-Ass war das für sie auch kein Problem gewesen. Als die Neugier sie letzten Endes doch packte, riss sie vorsichtig das Geschenkpapier von dem Rechteck. Zum Vorschein kam eine rote Schatulle. Langsam machte sie die Schachtel auf, und im nächsten Moment blieb ihr beinahe das Herz stehen: Es war eine wunderschöne silberne Kette mit einem süßen Engel-Anhänger, welches gerade ein rotes kleines Herz hielt. Bei dem Anblick konnte die Achtzehnjährige gar nicht anders, als dahinzuschmelzen. Der Klingelton ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Reflexartig nahm sie ab. »Ran Mori?« Insgeheim grinste sie ins ich hinein, denn natürlich hatte ihr ihr Display schon verraten, bei wem es sich um den Anrufer handelte. »Und, wie steht sie dir?«, fragte eine freche Stimme aus der gegenüberliegenden Leitung. »Ich habe sie noch nicht mal anprobiert!«, antwortete sie ihm und verkniff sich ein glückliches Kichern. »Dann mach das doch jetzt«, forderte Shinichi sie grinsend dazu auf. »Dann komm doch her und leg sie mir an«, entgegnete Ran mit einem leicht verführerischen Unterton, worauf Shinichi total rot anlief. »A- A- Aber ich bin doch schon zu Hause«, stotterte er nur in den Hörer. »Ach, und warum sehe ich dann deinen Schatten dort drüben?«, fragte Ran wie die Ruhe in Person. »W- Wie?! Das kann doch gar nicht sein!« Er traute sich kaum, runterzusehen, tat es dann aber doch. T- Tatsächlich! Hinter ihm war ein Fenster, und der Raum, der sich dahinter befand, war hell erleuchtet, sodass das Licht seinen Schatten auf den verschneiten Asphalt warf. Wenn es um Ran ging, war er immer ziemlich durcheinander und achtete nie auf solche »Kleinigkeiten«. Was für eine demütigende Blamage! Vor allem für ihn als Meisterdetektiv! Wie sollte er ihr jemals unter die Augen treten nach so einem peinlichen Fettnäpfchen? Nun stand er da – wie ein Vollidiot. Wenn ihn jemand in dieser Situation erwischte … Er sah schon die beschämende Schlagzeile: »Meisterdetektiv Shinichi Kudo erleidet ein Blackout!« Seinen Ruf als cooler, redegewandter Typ konnte er sich danach ein für alle Mal abschminken! »Ähm … nun ja …«, stammelte er verlegen vor sich hin. Wie kam er nur aus der Nummer wieder raus? Konnte er sich überhaupt rausreden, ohne das alles noch mehr ins Lächerliche zu ziehen? Ran seufzte nur tief: »Na, kommst du jetzt oder soll ich dich eigenhändig holen?«, fragte sie ihn etwas genervt. »J- Ja ja, ist ja schon gut!«, schoss es aus ihm heraus. Zufrieden legte Ran auf und ging hinunter zur Tür, um ihn zu empfangen. Mit hochrotem Kopf schritt der junge Mann zurück zur Detektei und wartete vor der Tür auf sie. Hatte er ein Glück, dass Rans Vater außer Haus war. Das hätte die Grenze des Erträglichen gesprengt, wenn er seinem zukünftigen Schwiegervater als solcher Versager unter die Augen getreten wäre. Ganz gelassen machte Ran die Tür auf, als wollte sie verbergen, dass sie sehnsüchtig auf ihn gewartet hatte. »Komm rein«, befahl Ran ihrem Geliebten und trat einen Schritt beiseite. Er gehorchte schmunzelnd, weil er ihre kühle Fassade natürlich sofort durchschaut hatte. Doch da war er nicht der Einzige. »Sag mal, warum bist du eigentlich so rot?«, fragte Ran ihn mit einem breiten Grinsen. »Daran ist nur die Kälte schuld.« Dies war jedoch nur die halbe Wahrheit. Natürlich war er auch dank seiner peinlichen Berührtheit so rot, doch das würde er niemals so offen zugeben, egal wie offensichtlich das auch war. Das würde sein Ego niemals zulassen. Ran strafte ihn mit einem skeptischen Blick, konnte diesen jedoch nicht lange aufrechterhalten. Wieso verdammt nochmal konnte sie ihm eigentlich nie lange böse sein? »Warte mal«, begann sie leise und strich ihm zaghaft einige Schneeflocken aus dem dunklen Haar. Shinichi verfolgte jedes ihrer engelsgleichen Bewegungen mit den Augen eines Luchs'. Ein warmes Lächeln bildete sich um seine Lippen. Wie süß seine Ran doch war. »Du willst jetzt doch sicher einen heißen Tee, nachdem du so lange unnötig draußen gestanden bist, oder?«, fragte sie ihn dann neckend. Dieser wollte im ersten Moment schon etwas Schlagfertiges und Freches darauf entgegnen, beließ es jedoch dabei. »Ja, sehr gerne«, antwortete er schließlich, ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen. Die Abiturientin ging in die Küche, um zwei Tassen Tee für sie vorzubereiten. Wenige Augenblicke später kam sie mit einem Tablett mit Tee und Keksen zurück, stelle es auf den Tisch und setzte sich neben ihren Freund. »Es tut mir leid, dass ich vorhin so aus der Haut gefahren bin«, zögerte sie ihre überfällige Entschuldigung nicht noch länger hinaus. Zärtlich strich er ihr über die Haare. »Ist schon gut – ich kann dich ja verstehen. Du überreichst mir dein Weihnachtsgeschenk und ich erweise dir meine Dankbarkeit, indem ich dir so einen hirnlosen Streich spiele.« Verständnisvoll gab er ihr einen Kuss auf die Wange. Somit war für ihn die Sache gegessen. »Mal etwas Anderes: Gefällt dir die Kette?«, fiel er auch schon mit der Tür ins Haus und sah ihr tief in die Augen. Ran nickte glücklich. »Das ist das schönste Geschenk, was ich je bekommen habe« war ihre schlichte, aber dennoch aussagekräftige Antwort. »Hättest du vielleicht Lust, mir die Kette anzulegen?« Shinichi grinste verschmitzt. »Nichts lieber als das!« Und so nahm er die Kette an sich und legte sie ihr stolz an. Als er damit fertig war, flüsterte er leise in ihr Ohr: »Jetzt wollen wir mal sehen, wie sie dir steht!« Daraufhin ging er einen Schritt zurück, um sie richtig begutachten zu können. »Du siehst«, fing er an, näherte sich ihren Lippen und küsste sie sanft, bevor er fortsetzte, »einfach bezaubernd aus.« Da bemerkte Ran plötzlich ebenfalls eine Kette um seinen Hals. Ihr Geschenk! »Du trägst mein Geschenk ja auch schon!«, meinte sie verwundert, worauf Shinichi nur grinste. »Ja, und es steht mir ausgezeichnet, ich weiß!« Bevor sie etwas dazu sagen konnte, warf er noch ein: »Vielen Dank mein Schatz!« Und so vereinigten sich ihre Lippen erneut, diesmal aber zu einem leidenschaftlicheren Kuss. Genau so hatten sie sich Weihnachten vorgestellt, erträumt, ersehnt … ~ O W A R I ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)