Augenblicke von chryssantes ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Augenblicke Autor: Chryssantes Rating:PG-13 Disclaimer: Die Serie *Saber Rider and the Star Sheriffs* gehört WEP. Widmung: Das ist mein Wichtelgeschenk für Trista Derringer. *Knuddel* Es bedarf nur eines Augenblickes; in diesem wird die Zukunft geschmiedet, die Gegenwart besiegelt und die Vergangenheit hinter sich gelassen. Nacht brach über den Planeten Manten herein und die Metropole erwachte zum Leben. Der ehemalige Outriderkommandant Jesse Blue hatte sich in einen bequemen Sessel in der Nähe des Bettes gemütlich gemacht und wartete. Es blieb ihm bei seinen alten Verletzungen, Überbleibsel aus dem letzten Krieg, auch nichts anderes übrig. Trista hatte ihre Ankunft gegen elf Uhr Abends angekündigt. Wenn das Wetter ihr und ihrer Crew keinen Streich spielte, dann würde sie pünktlich zu Hause sein. Wie jeden Abend wachte und wartete er im Halbdunkel der kleinen Wohnung. Im letzten Krieg hatte Jesse Blue fast alles verloren, was ihm bis dahin wichtig erschienen war: seine machtvolle Position unter den Outrider, seine politischen Träume über die Zukunft im vereinigten Neuen Grenzlandes und die letzte Chance April nahe zu sein. Das Feuer des auseinander brechenden, künstlichen Outriderplaneten zerstörte um ein Haar den menschlichen Körper Jesses und ließ ihn klinisch tot im offenen All zurück. Einige Stunden lang hatte der menschliche Commander der Outrider sich der neuen Macht über das Alienvolk sicher gefühlt und den Sieg über das Kavallerieoberkommando vor Augen gehabt. Die Chancen standen nicht schlecht und er hatte ohne zu zögern diejenigen verraten, für die er bislang gearbeitet hatte. Was war schon ein Verrat in einer langen Kette von vorangegangenen? Er hatte nie Skrupel gehabt seine eigenen Interessen durchzusetzen. Jede sich bietende Möglichkeit zu wachsen und sich zu erproben hatte Jesse wahrgenommen. Bis ihm ein Starsheriff namens April in seine Schranken wies. Rückblende Es war an einem dieser heißen, staubigen Tage, als er zusammen mit seinen Kommilitonen im Trainingscamp des Kavallerieoberkommandos die erfolgreichsten Star Sheriffs als Ehrengäste begrüßte. Das allererste, was ihm damals an ihr aufgefallen war, war das lange, blonde Haar und die Schmolllippen. ‚Was für ein Babe!’ dachte Jesse und versuchte den Blick des weiblichen Star Sheriff einzufangen, was ihm auch gelang. Die Frau zeigte ihm darauf hin die kalte Schulter. Der blauhaarige Kadett grinste in sich hinein. Er war nicht im Geringsten entmutigt und beschloss demnächst auf eine andere Taktik zurück zugreifen, wenn April wieder in seiner Nähe war. Rückblende Ende April Eagle war der Stolperstein in einer bisher glänzenden Karriere gewesen und auch der Grund, warum er der Armee des Neuen Grenzlandes freiwillig den Rücken kehrte. Sein Stolz vertrug es nicht, dass es ein paar Leute gab, die besser waren als er und ihn seine Grenzen spüren ließen. Nach dem Motto: 'Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich.' entschied sich Jesse für einen anderen Weg, der ihn doch noch seinen Traum vom Neuen Grenzland erfüllen sollte. Er wechselte in das Gegenlager und stieg zum Hauptfeind der Starsheriffs, speziell des Ramrodteams auf. Als Überläufer hatte Jesse Blue in jenen Tagen weder Gewissen noch irgendwelche Hemmungen seine egoistischen Ziele durchzusetzen und andere Menschen auszunutzen. In einem Augenblick gewann und in einem späteren verlor er die Zuneigung einer jungen Frau, ohne dass es ihn in irgendeiner Weise berührt hätte. Was waren schon die Gefühle einer Trista Derringer gegenüber der Möglichkeit April, die Tochter von Commander Eagle für sich zu gewinnen? Aber es war eben diese Trista Derringer, die ihn zusammen mit ein paar Outlaws aus dem Weltraum aufgelesen und an Bord ihres Schmugglerschiffes geholt hatte. Es gab schon verrückte Zufälle und Wendungen im Leben und Jesse waren schon einige davon passiert. Wie es sich durch Gespräche im Nachhinein herausstellte, war Trista die ganze Zeit, soweit es möglich war, wie ein zweiter Schatten immer in Jesse Blues Nähe gewesen und über seine Schritte informiert. Liebe brachte Menschen auf verrückte Ideen und ihre damals von Jesse auf New Wichita abgewiesenen Gefühle schienen Trista auf seltsamer Weise zu beflügeln. Wie sonst war ihr Überleben, das erfolgreiche Untertauchen in den kriminellen Untergrund und die gewollte Gesellschaft von Outlaws zu erklären? Rückblende In einem lässigen weißen T-Shirt und in schwarze Trainingshosen gekleidet, bewegte sich der blauhaarige Mann vorsichtig auf den Matten, immer darauf bedacht mit seinem steifen Bein die Balance zu halten und seine Bewegungen möglichst flüssig zu gestalten. Seit ein paar Monaten vollzog er mit eiserner Disziplin und versteckter hilfloser Wut seine Trainingsrunden. Es war hart, seine Behinderungen zu akzeptieren und damit umzugehen. Aber was blieb ihm anderes übrig? Er war zäh und er war ein Überlebender. Ein Jesse Blue würde niemals so einfach die Flinte ins Korn werfen, wenn es nicht doch noch eine klitzekleine Chance für ein Comeback gäbe. Das Trainingsprogramm bestand aus einer Reihe von Übungseinheiten, die sich mit Meditiationsrunden abwechselten. Hinter dem flach auf dem Boden liegenden, meditierenden Mann öffnete sich die Tür und eine braunhaarige, junge Frau betrat den Übungsraum. Jesse reagierte nicht auf die andere Präsenz im Raum. Er wusste, dass Trista nach ihm schauen wollte und reagierte wie immer gelassen und gleichgültig in ihrer Gegenwart. Trista Derringer kräuselte leicht verärgert ihre Stirn und beschloss, den sturen Mann auf eine recht drastische Art und Weise auf ihre Person und Gegenwart hinzuweisen. Katzenartig schlich die junge Frau auf den liegenden Mann zu und in einer schnellen Bewegung setzte sie sich rittlings auf seinen Schoß. Überrascht riss Jesse seine Augen auf und schoss ihr einen halb fragenden und halb irritierten Blick zu. In ihren warmen braunen Augen lag ein spitzbübischer Ausdruck. Und dann begann sie sich auf ihm zu bewegen. Jesse Mund trocknete aus. Rückblende Ende Ein paar plötzliche Schritte vor der Eingangstür des Stadthauses rissen den jungen Mann aus seinen Gedankengängen, die ihn immer überkamen, wenn es draußen dunkelte und zuviel Zeit zum Grübeln vorhanden war. Seine Hand schnellte zum Blaster an seinem Gürtel und verharrte dort lauernd. Die Schritte entfernten sich jedoch rasch wieder und seine Anspannung wich Erleichterung. Jesse hatte sich in seiner Vergangenheit zu viele Feinde gemacht. Kavallerie Oberkommando, die Outrider und eine stattliche Anzahl an Outlaws, die er in Laufe seiner ‚Karriere’ für seine Zwecke benutzt hatte, waren immer noch hinter ihm her. Er war sich der Gefahr bewusst und blieb wachsam. Schließlich stand jetzt nicht nur sein Leben auf dem Spiel. Ein schneller Blick auf die Digitalanzeige seiner Armbanduhr sagte ihm, dass es kurz nach neun war. Noch knapp zwei Stunden, bis sich Trista wieder hier im Apartment sehen ließ. Mit zunehmender Stunde nahm der Geräuschpegel der größten Metropole auf Manten stetig zu. Wiederholtes Reifenquietschen, Gelächter und Gejohle von der Straße her ließen Jesse genervt die Augen rollen. Diese nervigen, neureichen Stadtgringos mit ihren neuen Superflitzern! Die Scheinwerfer eines nahe vorbeifahrenden Jeeps fluteten das kleine Zimmer, indem sich der junge Mann aufhielt, mit ihrem grellen Licht. Geblendet schloss er seinen Augen und zuckte zusammen, als ein leises Weinen vom Bett her erklang. Verdammt! Jetzt war der Kleine deswegen auch noch aufgewacht. Behutsam setzte er sich auf das Bett neben den Jungen, streichelte und sprach mit ihm, bis das Kind sich wieder beruhigt hatte. Liebevoll deckte er den Kleinen ein weiteres Mal zu. Es dauerte nicht lange, bis der Junge wieder eingeschlafen war. Zärtlich betrachtete Jesse seinen schlafenden Sohn und er war sich darüber vollkommen im Klaren, dass die bloße Existenz des Kindes ein unerhörtes Glück in seinem Leben darstellte. Er selbst würde nie vergessen können, was ihn in seinem bisherigen Leben geformt und was es ihn letztendlich gekostet hatte. Seine Vergangenheit als Outlaw hatte sich tief in seine Seele und in seinen Körper gegraben. Sie verfolgte ihn bis heute und würde auch morgen noch an seine schrecklichen Taten und an seine unerquicklichen Erlebnisse erinnern. Vater von diesem Kind zu sein war jedoch Balsam für seine Seele. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)