Extended Security von abgemeldet (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 4: Neuer Security Man, neue Probleme -------------------------------------------- Ein amüsiertes Schnaufen entflieht Kaibas Nase. „Joey“ „Hm? Was sagtest du?“ Doch bevor Kaiba seine Worte wiederholen kann, fallen ihm die Augen vor Erschöpfung zu und er fällt ihn einen traumlosen Schlaf. Erneut schmunzelt Joey. Liebevoll streichelt er mit seinem Daumen über den Handrücken des Patienten. Die nächsten zwei Tage verliefen relativ ereignislos. Joey hat seinen Körper so gut es ging geschont, doch konnte er ohne gewisse Übungen und Sportaktivitäten nicht auskommen. Er ist einfach fiel zu unruhig und hyperaktiv, um tatenlos in der Villa oder im Garten hinzuvegetieren. Schon als kleines Kind hat er seine damaligen Freunde in den Schatten gestellt. Immer wenn sie Wettrennen, Fangen oder Ballspiele gespielt haben, ist er ihnen davon gedüst, worauf hin dann alle ihn in ihrem Team haben wollten. Je älter Joey wurde, desto intensiver fiel das Training aus. Es gibt kaum einen Sport, den er nicht attraktiv findet, denn schließlich trainiert man die verschiedensten Körperzonen, je mehr differenzierte Bewegungen vorkommen. Zu seinen Favouriten zählen eindeutig Inline Skaten, Kampfsport und Snowboarden – für jede Jahreszeit etwas. Inline Skaten ist nur in freier Natur das wahre, deswegen muss es relativ warm sein. Für Snowboarden braucht man bekanntlich Schnee, also bietet sich der Winter hervorragend an und Kampfsport kann man in jeder x-beliebigen Halle betreiben, da ist es egal, welches Wetter draußen herrscht. Kaiba konnte sich in den letzten zwei Tagen einigermaßen gut erholen. Zwar wurde er hin und wieder von kleinen Krampfattacken heimgesucht, doch wurden diese schnellst möglichst behandelt. Der junge Firmenchef musste einiges von seiner autoritären und kontrollierten Ausstrahlung einbüßen, denn der Unfall und die Erkrankung hatten ihn ganz schön mitgenommen. Alles, was unberührt geblieben ist, ist seine spitze Zunge und sein scharfer Verstand, die immer wieder bei Joeys Besuchen zum Einsatz kamen. ---- 7. November, 07:50 Uhr ---- Obwohl die Stadt erst langsam am erwachen ist, herrscht in der KC ein reges Treiben. Der Empfang ist fleißig am Telefon und muss hin und wieder den kommenden Kunden die Wege der gefragten Räumlichkeiten schildern. Joey hingegen sitzt schläfrig auf einem der bequemen Wartesessel in der Eingangshalle und wartet auf Trish, der heute seinen ersten Schnuppertag antreten wird. //Es ist noch nicht mal acht Uhr! Ich bin das frühe Aufstehen einfach nicht gewohnt! Uah….ich will weiter schlafen. Es wird wirklich langsam Zeit, dass ich Unterstützung bekomme. Ich werde Trish einfach immer die Frühschichten geben, dann kann ich mich ordentlich ausschlafen. Hi hi…genau.// Um Punkt acht Uhr gehen die gläsernen Eingangstüren des Firmengebäudes erneut auf und ein schlaksiger, junger Mann mit braunen Haaren kommt herein. Sofort treffen sich die Blicke von Joey und Trish. Ein wenig verkrampft schreitet der Neuankömmling zum Blonden, der sich mühsam vom Sessel erhebt und ihm die Hand reicht. „Guten morgen Trish!“ Schüchtern greift der Junge nach der Hand. „G…Guten morgen, Herr Wheeler!“ „Ah, bloß nicht so förmlich. Nenn’ mich doch Joey. Das tun alle. Außerdem sind wir jetzt Kollegen.“ „Vielen D…Dank!“ „Komm’, jetzt mach’ dich mal locker. Solange du bei mir bist, brauchst du nicht verkrampft sein. Bei Kaiba ist das allerdings andern. Hmm…der kann ja auch jedem einen Schrecken einjagen wenn er einen so ansieht. Bis jetzt hat sich noch keiner seinem Zorn und seiner Autorität widersetzen können. Tote gab es zwar noch keine, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit. Ha ha…“ Während Joeys ausführlicher Schilderung über Kaibas Charakter, wird Trish immer nervöser und unsicherer. „Also komm’ ich zeige dir mal das Firmengebäude.“ Steif wie ein Brett lässt sich der Junge von Joey mitschleifen. Joey erzählt Trish alles, was er sich damals merken konnte und falls ihm etwas nicht einfällt, fragt er einfach einen der Angestellten. Der zukünftige Security Man entpuppt sich als sehr wissbegierig, denn er löchert den Blonden hartnäckiger als Joey es vor einer Woche bei Kaiba gemacht hat. Als sie schließlich alle Abteilungen durchgegangen sind, bleibt nur noch ein einziger Stock übrig. Mit federnden Schritten geht der Blonde auf den Chef-Aufzug zu, der sie in den 8. Stock, und so in Kaibas Bereich, bringen soll. „So, hast du noch irgendwelche Fragen auf deinem Herzen brennen? Ich bin ein sehr geduldiger Typ, wenn es um die Befriedigung der Neugierde geht…solange es nicht meine Geheimnisse sind, die ich ausplaudern muss“ Ein zaghaftes Lächeln von Trish. „Ist Herr Kaiba in der Firma?“ „Nein, leider nicht…“ Joey hört ein erleichtertes Ausatmen „…ich schätze er wird, wenn alles gut geht, nächste Woche wieder einigermaßen gesund sein. Dann kann ich ihn dir vorstellen. Aber keine Angst, ich werde dich nicht alleine in die Höhle des Löwen lassen.“ Erneut lässt Trish den Kopf hängen. //Warum baut mich alles was Joey sagt nicht auf?// Mit einem leisen pling öffnet sich die Fahrstuhltür und beide betreten einen hellblauen Flur. Staunend geht Trish den Weg entlang. //Hier sieht es aus wie in einer großen Wohnung. Herr Kaiba muss wirklich ziemlich reich sein.// Kaum betreten sie das geräumige Arbeitszimmer, als das Telefon anfängt zu klingeln. Verwundert schauen sich die beiden Security Men an, als Joey mit zuckenden Schultern den Hörer abnimmt. „Kaiba Corporation, Joey Wheeler, was kann ich für Sie tun?“ „Hast du dir das gerade selber ausgedacht?“ „Bitte?“ „Ich will wissen, ob du dir diesen Begrüßungstext selbst ausgedacht hast oder ob du doch deiner Arbeit nachgegangen bist und meiner Sekretärin auf die Nerven gegangen bist?“ „Hmpf, dir scheint es ja wieder blendend zu gehen, wenn du wieder so ätzend sein kannst. Aber um deine Frage zu beantworten, ich habe Beides gemacht.“ „Aha. Was macht ihr eigentlich in meinem Büro?“ „Na was wohl!? Ich will Trish deine Fi…Moment mal…Woher weißt du, dass wir beide gerade in deinem Büro sind? Wir hätten irgendwo sein können. Besser wäre es doch gewesen, auf meinem Handy anzurufen, denn da bin ich überall erreichbar.“ „Ach Wheeler, glaubst du wirklich ich lasse in solchen Zeiten meine Firma in fremden Händen? Ich weiß immer wer, wo und wann in meiner Firma ein- und ausgeht. Nicht umsonst besitze ich immer die neuesten Technologien. Viele davon entwerfe ich ja selber, zumindest was die Spiel-Technologien betreffen.“ „Hmm…ich weiß jetzt nicht ob ich das toll oder deprimierend finden soll…“ „Hm?“ „Es freut mich, dass du so auf der Hut bist, aber eigentlich bin ich für die Sicherheit zuständig. Dein Verhalten sagt mir, dass du mir nicht vertraust und immer noch nicht die Zügel aus der Hand gibst.“ „Dann gewinne mein Vertrauen! Aber trotzdem sind zwei Köpfe immer noch be…“ „…besser als ein Hundehirn. Ja ja, ich weiß“ Interessiert lauscht Trish jedem Wort was Joeys Mund verlässt. //Mit wem spricht Joey denn da? Ob das Herr Kaiba ist? Wahrscheinlich. Aber wenn er es ist, dann scheint er wirklich ein Kotzbrocken zu sein. Aber das Joey sich traut, so mit ihm zu reden. Beneidenswert.// Endlich legt Joey den Hörer auf und dreht sich wieder zu Trish um, der sehr in Gedanken vertieft zu sein scheint. Freundschaftlich legt der Blonde seine rechte Hand auf die linke Schulter des Kleinen und grinst ihn von einem Ohr zum anderen an. „Ich glaube Kaiba kann schon früher kommen, wenn er bereits so ein loses Mundwerk besitzt. Was sagst du eigentlich bis jetzt zu der Firma? Kannst du dir vorstellen mit mir für Kaibas Sicherheit zu sorgen?“ Langsam klären sich die Augen des Jungen und schauen den Blonden unverwandt an. „Es sieht doch eh alles harmlos aus. Warum benötigt Herr Kaiba eigentlich so viel Schutz?“ Joeys Grinsen wird nur noch breiter. „Dumm scheinst du auf jeden Fall nicht zu sein. Es stimmt, normal ist es nicht, aber noch kann ich dir nichts Genaueres sagen. Aber keine Angst, du wirst es noch früh genug erfahren. Eins lass mich dir aber noch sagen: Lass dich niemals von dem Äußeren täuschen. Es mag alles ruhig sein, aber das ist es bei weitem nicht. Wenn dir irgendetwas komsiches auffallen sollte, sag’ sofort bescheid. Verstanden?“ „O.k. Werde ich machen.“ Ziemlich müde, trennen sich die Security Men um 19:30 Uhr vor dem KC Eingang. „Also dann, einen schönen Abend noch Trish. Morgen beginnt dein Kampfsporttraining. Ich bin zwar noch ein wenig angeschlagen, aber für dich reicht es noch alle male und außerdem muss ich dir auch einiges erklären. Schlaf dich aus, um 08:00 treffen wir uns im Stadtpark. Ciao!“ „Ich werde da sein. Schönen Abend noch.“ Ohne große Umwege lässt sich Joey ins Krankenhaus chauffieren, wo Kaiba seelenruhig vor sich hin schlummert. Da ihm verboten worden ist, den Laptop auch nur anzuschauen, muss er sich weiterhin mit Büchern, Musik oder Schlaf auseinandersetzen. Stürmisch betritt Joey das Krankenzimmer, als er den schlafenden Kaiba vor sich sieht. // Oh ha, hätte nicht gedacht, dass dieser Eisklotz auch mal unter Tags schlafen kann.// Vorsichtig nähert sich der Blonde dem Bett und setzt sich auf den vorgesehenen Stuhl hin. Für kurze Zeit mustert Joey die feinen schlafenden Gesichtszüge des Patienten. //Schon interessant, wie harmlos und lieblich das Gesicht einer sonst harten und erbarmungslosen Person ausschauen kann. Man könnte sich glatt daran gewöhnen. Wie der Schein doch trügen kann.// Während Joey vor sich hinträumt, erwacht Kaiba aus seinem Schlaf und entdeckt seinen Besuch, der ihn ununterbrochen anstarrt. „Wie kannst du es wagen mich beim Schlafen zu beobachten. Hast du denn kein Schamgefühl?“ Wie auf Kommando erwacht Joey aus seiner Starre und wird augenblicklich ein wenig rot. „Oh, du bist schon wach!? Sorry, aber so einen Anblick hat man nicht oft von dir.“ „Ach so? Und was ist das für ein Anblick der sich dir geboten hat?“ Kaiba bemerkt, dass dieses Gespräch dem Blonden unangenehm ist, da sein Gesicht einen weit aus gesünderen Ton annimmt als zuvor. „Da…das ist…nicht so wichtig.“ Ein süffisantes Lächeln schleicht sich auf die Lippen des Firmenchefs. „Für mich schon, denn dann weiß ich wenigstens, was ich verhindern muss um streunende Köter anzulocken.“ Plötzlich verwandelt sich die Schamesröte in Zornesröte und Joey steht so abrupt auf, dass sein Stuhl gefährlich zu wanken beginnt. Wütend rammt der Blonde seine Hände ins Bett und funkelt sein Gegenüber an. „Wenn es dir so missfällt, dass sich ein streunender Köter Sorgen um einen eingebildeten Pinkel macht, dann kann sich das mitfühlende Tier wieder verabschieden und den gelangweilten Unmenschen alleine lassen.“ „Hey hey, wenn man dich zur Weißglut treibt, dann kannst du ja richtig intellektuell wirken. Aber ob du es glaubst oder nicht, dieser Unmensch freut sich um jegliche Art von Gesellschaft, auch wenn es nur ein flohverseuchtes Schoßhündchen ist.“ Immer noch aufgebracht schaut Joey in Kaibas Augen um herauszufinden, ob er die Wahrheit sagt. Ganz langsam zieht der Besucher den Stuhl mit dem rechten Fuß her, ohne die Hände vom Bett zu nehmen und setzt sich wie in Zeitlupe darauf hin. Seinen Kopf hat er inzwischen auf seine Hände gelegt. „Also Komplimente machen liegt definitiv nicht in deiner Natur.“ „Woher willst du das wissen? Nur weil es bei dir noch nie der Fall war, heißt das nicht, dass ich nie welche mache.“ „Ist ja gut. Ich bin so müde, dass ich jetzt jeglicher Art von Auseinandersetzung aus dem Weg gehen will. Trish ist so wissbegierig. Er hat mich förmlich ausgequetscht wie eine Zitrone.“ „Von wem kenne ich das bloß?“ „Tze.“ Langsam spürt Joey, wie ihn der Schlaf einholen will, doch er versucht krampfhaft irgendwie wach zu bleiben, denn schließlich will er mit Kaiba noch über dessen Krankenhausentlass und dem Rätsel vom Rätselmaster reden. „Hey Wheeler! Bist du nur hergekommen um zu schlafen?“ „…“ „Wenn du jetzt denkst du kannst hier einschlafen und ich sehe dir dabei zu, dann hast du dich getäuscht! Soll das hier wie in so einem Schnulzenroman werden, wo ich dich beim Schlaf beobachte und dann den Drang verspüre, dir eine widerspenstige Strähne aus deinem Gesicht zu entfernen?“ „Würdest du es tun?“ Joey murmelt eher etwas hin, als wirklich über seine Worte nachzudenken, denn seine Gehirnfunktionen haben schon auf Standby geschaltet. „Glaubst du ein Seto Kaiba würde so etwas tun?“ „Hm, nein.“ „Wheeler? „…“ „Bist du noch wach?“ Doch Joey ist inzwischen ins Land der Träume entschwunden und kuschelt sich gemütlich in die Bettdecke hinein. „Ist er doch glatt während eines Gespräches eingeschlafen.“ Während sich Kaiba in seinen Gedanken über diese Unverschämtheit beschwert, starrt er unentwegt auf das friedliche Gesicht des Blonden. //Tze, das gibt’s doch nicht! Ich habe eindeutig zu viele Schnulzenromane gelesen! Ich werde es NICHT tun. Meine Hände bleiben wo sie sind und mag Joey wegen seinen Strähnen ersticken…mir doch egal!// Angefressen über sich selbst sinkt der Firmenchef mehr in sein Kissen hinein und versucht die Decke tot zu starren. Nach nicht einmal einer Minute dreht er sich erneut zu Joey, der mit leicht geöffnetem Mund vor sich hin schlummert. //Toll, als ob ich nicht schon genug Probleme hätte!// Noch immer kann Kaiba seinen Blick nicht vom Security Man wenden; zu sehr hypnotisiert Joeys Gesicht ihn. //Ist ja gut! Damit ihr endlich zufrieden seid!!!// Vorsichtig, um Joey nicht aufzuwecken, streicht er sanft eine blonde Strähne hinter das Ohr des Schlafenden, der auf einmal ruckartig nach dieser Hand greift. Immer noch im Schlaf kuschelt der Blonde sich an diese Hand und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin. Kurz zuckt Kaiba nach hinten, reißt aber nicht seine Hand weg, sondern bleibt wie versteinert in dieser Position liegen. //Das gibt’s doch nicht!// Obwohl ihm diese Situation nicht geheuert ist merkt Kaiba, dass er sanft Joeys Hand drückt und zart mit dem Daumen über dessen Handrücken streicht. „Tut mir leid, dass du dir wegen mir so viele Sorgen machen musst.“ Schnell aber geräuschlos beugt sich der Firmenchef vor und haucht einen kleinen Kuss auf Joeys Stirn. Plötzlich ziert ein schmales Lächeln Joeys Lippen. „Gute Nacht.“ Mit diesen Worten legt sich Kaiba wieder hin und versinkt auch in einen angenehmen Schlaf. Doch beide kommen nicht lange zu einem erholsamen Schlaf. Die Sonne hat sich längst auf die andere Seite der Erdkugel bequemt und die Stadt liegt nun im Dunkeln. Im Krankenzimmer herrscht einsame Stille und selbst die Dunkelheit scheint heute Nacht bleiern im Raum zu liegen. Klapper….Rassel „Grummel….ich will noch nicht aufstehen. Noch ein paar Minuten bitte!“ Klapper…..Zisch „Ich steh ja schon auf.“ Routinemäßig greift Joey auf die rechte Seite, wo normalerweise sein Wecker steht, um diesen ausschalten zu können, doch diesmal… „Huh?“ Leicht blinzelnd schielt der Blonde nach rechts und sieht zwar ein Nachttischchen, aber dieses gehört definitiv nicht ihm. „Oh, ich bin ja im Krankenhaus, aber da gibt es doch keine Wecker!?“ Zisch „Zisch? Wa…!!!“ Beinahe wäre Joey ein Schreckensschrei über seine Lippen gekommen, als er eine fast zwei Meter lange Klapperschlange auf Kaibas Oberschenkeln erblickt. Bedrohlich steht die Schwanzspitze empor, die wie wild zum Rasseln gebracht wird. Der Kopf des Tieres ist ebenfalls in Warnstellung und bereit jederzeit zuzubeißen. Ängstlich, aber auch leicht fasziniert verfolgt der Blonde jede Bewegung der wüsten-braunen Schlange, um im schlimmsten Fall schnell reagieren zu können. Erst jetzt bemerkt Joey, dass er Kaibas Hand hält, was im gerade sehr gelegen kommt. Kräftig drückt er die Hand des Patienten, um diesen aufzuwecken, doch leider mit wenig Erfolg. „Kaiba.“ Um das Tier ja nicht weiter zu reizen, haucht er Kaibas Namen, nicht ohne nochmals seine Hand fest zu drücken. Ein leises grummeln entfleucht dem Schlafenden, der sich gerade auf die Seite drehen will. „NEIN! Nicht Kaiba!“ Schnell reißt Joey an der Hand, um den Firmenchef daran zu hindern die Schlange von seinen Oberschenkeln zu hauen. Blitzschnell öffnet Kaiba die Augen und blickt in zwei ängstliche, die ihn warnen etwas Dummes zu machen. „Was schreist du denn so?“ „Psst!“ Mehr muss Joey auch nicht sagen, denn der nächste Blick gilt der Klapperschlange, die weiter bedrohlich zischt und mit ihrer Rassel die Stille durchdringt. „Scheiße! Wie kommt die denn da her?“ „Ich würde mal sagen, das ist der nächste Unglück bringende Botschafter von unserem Spielemaster. Es ist 23 Uhr, dunkel und wir beide sind zusammen in einem Zimmer. Wichtiger ist aber, wie werden wir dieses Vieh los?“ „Wir müssen versuchen die Schlange entweder beim Kiefer zu erwischen oder hinten an der Schwanzspitze, allerdings wird beides nicht unbedingt leicht sein.“ „Soll ich nicht lieber Hilfe holen.“ „Nein, beweg’ dich ja keinen Millimeter, verstanden Wheeler!“ „Ist ja gut.“ „Ich werde jetzt schnell nach dem Kopf dieses Tieres greifen. Versuch sie auf dich aufmerksam zu machen, damit sie mich nicht so schnell bemerkt.“ „WAS!? Spinnst du?“ „Ssscht, mach schon oder willst du gebissen werden?“ Mit einem leisen Grummeln richtet sich Joey zu seiner vollen Größe auf und fängt so den Blick der Klapperschlange, die ihren Kopf bedrohlich hin und her schwenkt. Die Zunge des Kriechtieres schießt immer wieder blitzschnell heraus um die Umgebung abzutasten. Gerade als die Aufmerksamkeit der Schlange bei Joey liegt, greift Kaiba nach dem Kopf, doch erfolglos. Schnell beugt sich das Tier nach hinten und rast mit weit aufgerissenem Maul auf die Hand Kaibas zu. Reflexartig drückt Joey die Hand des Firmenchefs weg und wird in den Unterarm gebissen. Den Schmerzensschrei unterdrückend, greift der Blonde mit seiner gesunden Hand nach dem Kopf der Schlange und hält sie mit ausgestrecktem Arm vor sich hin. „Verdammt tut das weh!“ „Oh Gott, Wheeler!“ Geistesgegenwärtig betätigt Kaiba den Rufknopf für die Krankenschwester, die keine zwei Minuten später hineinkommt und das Licht anknipst. „Was ist denn…“ Mitten im Satz stockt ihr der Atem, denn was sie im Zimmer sieht ist ein Bild des Grauens. Kaiba sitzt in einem zerwühlten Bett, dass mit einigen Bluttropfen besprenkelt ist, während Joey mit einem schlaffen, bluttriefenden Arm da steht und in der Anderen eine wütende Schlange in der Luft hält. „Ach du meine Güte.“ „Stehen sie nicht so blöd in der Gegend herum, holen sie schnell einen Arzt und einen Behälter für die verfluchte Schlange!“ Wie bei einem Peitschenschlag zuckt die Frau zusammen und stürmt schreiend aus dem Raum. Joey hingegen beginnt zu zittern und kleine Schweißtropfen bahnen sich ihren Weg auf seinem Gesicht hinab. „Halte durch Joey! Gleich kommt der Arzt und hilft dir.“ Natürlich hat Kaiba versucht, selbst zu helfen, aber schon beim Herausheben seiner Füße musste er eine gewaltige Schmerzenswelle hinnehmen, die ihn dabei hinderte selbst Hand anzulegen. Keine Minute später rennt fast eine ganze Herde an Ärzten ins Krankenzimmer und checkt die Lage, und das keine Sekunde zu spät. Joey, der inzwischen krampfhaft versucht auf den Beinen zu bleiben und die Schlange nicht loszulassen, gerät gefährlich ins Schwanken und kippt langsam auf die Seite. Schnell schnappt sich einer der Ärzte den Blonden und zwei Andere die Klapperschlange, die verzweifelt versucht frei zu kommen. „Oh Gott, Joey!“ Schlaff hängt der Security Man in den Armen des Arztes, der ihn vorerst neben Kaiba aufs Bett legt, um eine Barre zu organisieren. Die Schlange wird inzwischen in einen Behälter, in der normalerweise Medikamente transportiert werden, hineingelegt und aus dem Raum getragen. Joey umklammert krampfhaft seinen rechten Arm, sein Körper ist mit jeder Faser zum Zerreißen angespannt. „Hey Joey!“ Die Augen des Blonden öffnen sich einen Spalt breit, die allerdings nicht die gewöhnliche Wärme ausstrahlen, sondern einen Schmerz zeigen, der untragbar erscheint. „Halte durch. Bald wirst du versorgt.“ Gesagt, getan. Zwei Ärzte stürmen wieder ins Zimmer, hieven den jungen Mann auf die mitgebrachte Barre und tragen ihn weg. „Herr Wheeler wird sofort untersucht und bekommt das dementsprechende Gegenmittel. Er kann von Glück sagen, dass wir gerade so ein Gegenmittel parat haben. Keine Sorge, er wird sich schnell wieder erholen. Sie sollten sich jetzt auch lieber ausruhen, damit sie schnell wieder gesund werden. Sie zwei scheinen wirklich vom Pech verfolgt zu sein. Bald können wir sie als Stammkunden einschreiben.“ Versucht der Arzt zu scherzen, doch Kaiba starrt ihn nur kalt an. Der junge Firmenchef kann die ganze Nacht nicht mehr schlafen. Zum einen wegen Joey, der wahrscheinlich Höllenqualen erleidet wegen dem Schlangengift und zum anderen wegen einer neuen Bedrohung. //Wann wir wohl den nächsten Brief erhalten werden? Ich werde noch wahnsinnig. Wie schafft dieser Spielemaster es bloß, immer wieder an uns ranzukommen? Ich muss schnell etwas unternehmen.// ------ 8. November, 08:27 Uhr ------ Die Sonne beglückt Japan wieder mit ihren freundlichen Sonnenstrahlen und scheint in ein betrübtes Krankenzimmer, in dem zwei weiße Betten stehen, auf denen jeweils ein junger Mann liegt. Einer von denen, mit blonden Haaren und schoko-braunen Augen, liegt krampfhaft im Bett und wirft seinen Kopf von einer Richtung in die andere und wimmert leise vor sich hin. Der andere junge Mann hingegen ist schon längst wach und beäugt seinen Zimmerkollegen sorgenvoll. //Joey scheint schreckliche Schmerzen zu haben. Ich komme mir so hilflos vor. Wie ich so etwas hasse. Für was habe ich denn so viel erreicht und durchgemacht, wenn ich erst recht nichts unternehmen kann. Es ist zum Heulen!!!// Erneut versucht Kaiba aufzustehen, um zum Blonden zu gehen, und diesmal scheint es mit Erfolg gekrönt zu sein. Vorsichtig belastet er ein Fuß, dann das Andere und schleicht Stück für Stück auf das andere Bett zu. Joey hält seinen einbandagierten Arm gewaltsam fest, als ob er Angst hätte, dass er abfallen könnte. Kaiba setzt sich an den Bettrand und streichelt behutsam über die blonde Mähne. „Ssscht, ist ja gut. Beruhige dich!“ Doch Joey scheint darauf nicht einzugehen. Immer wieder wechselt der Kopf seine Seite und ein kühler Schweißfilm hat sich auf dem schönen Gesicht gebildet. Selbst noch leicht einbandagiert greift Kaiba nach den Schwerkranken und zieht ihn in eine liebevolle Umarmung. „Ist ja gut. Beruhige dich.“ Joey, der anfangs noch wild um sich warf, entspannt sich langsam und liegt zitternd in den Armen von Kaiba. Zärtlich streicht der Konzernchef über den straffen Rücken, der sich immer mehr gegen seinen Oberkörper schmiegt, um die wohlige Wärme und Geborgenheit aufzunehmen. „Na geht doch. Alles wird gut.“ Für eine kurze Zeit sitzen Beide eng aneinander angelehnt da und genießen die Nähe des Anderen, wobei es bei Joey eher im Unterbewusstsein stattfindet, da er noch in der Traumwelt gefangen ist. Plötzlich öffnet sich die Tür und eine Krankenschwester kommt leise herein. Als sie jedoch Kaiba in Joeys Bett sieht, schreitet sie überrascht und wütend zugleich auf die beiden Patienten zu. „Herr Kaiba, legen Sie sich sofort wieder ins Bett. Sie sind noch nicht in der Verfassung aufzustehen. Es ist ja nett, dass Sie Herrn Wheeler beruhigen wollen, aber das lassen Sie mal unsere Sorge sein.“ Mit einem bösen Grummeln legt er Joey vorsichtig zurück und schlürft wieder in sein eigenes Bett zurück. „Warum ich eigentlich gekommen bin. Ein Herr Dasher ist hier und wollte zu Herrn Wheeler, aber wie ich sehe ist er nicht in der Lage Besuch entgegen zu nehmen. Herr Dasher hat gemeint, er wäre für heute beruflich mit Herrn Wheeler verabredet gewesen, doch…“ „Schicken Sie ihn rauf!“ „Wie bitte?“ „Sie sollen ihn hoch schicken. Ich werde mit diesem Herrn Dasher reden. Wheeler und ich arbeiten für die gleiche Firma, also kann ich mich genau so um diesen Besuch kümmern.“ „Wie Sie meinen. Aber seien Sie bitte leise und wecken Sie Herrn Wheeler nicht auf.“ „Schade! Ich wollte mit ihm eine Einweihungsparty feiern.“ „Wie bitte!?“ Genervt seufzt Kaiba: „Vergessen Sie es. Schicken Sie ihn rauf!“ Kaum schließt sich die Tür hinter der Krankenschwester, schwingt sie erneut auf und ein schüchterner Trish tritt ein. „Guten Morgen. Mein Name ist Trish Dasher. Ich bin der neue Security Man auf Probezeit bei der Kaiba Corporation.“ „Ist mir bekannt. Ich bin Seto Kaiba, der Besitzer und Firmenchef der Kaiba Corporation.“ Sofort weiten sich die Augen von Trish, ein Schaudern füllt seinen steifen Körper. „Freut mich sie kennen zu lernen.“ Schnell verbeugt sich der Junge und wartet auf eine Antwort von seinem Vorgesetzten, der allerdings nur einen musternden Blick für seinen neuen SM (Security Man) übrig hat. Da Trish nichts hört erhebt er sich wieder und sieht in zwei eiskalte blaue Augen, die ihn abschätzig anstarren. Um die Stille zu durchbrechen, ergreift er erneut das Wort. „Wie…wie geht es Ihnen und Joey? Ich sollte mich heute…ähm…mit ihm wegen meiner ersten Kampfsport-Trainingseinheit treffen sollen, aber ….also…da er nicht aufgetaucht ist, …ähm…bin ich ins Krankenhaus gefahren, da …da…ich gewusst habe, dass er Sie besuchen wollte.“ „Es gab einen kleinen Zwischenfall wie du unschwer erkennen kannst. Das mit dem Training wird wohl heute nichts. Allerdings…“ „Doch, das mit dem Training wird etwas.“ Überrascht blicken die zwei Männer auf den blonden Patienten, der gerade mühsam versucht sich aufzusetzen. „Wie bitte Wheeler?“ „Ich habe gesagt…uh…das…das mit dem Training wird heute was.“ „Ach ja, und wie willst du das anstellen? Willst du ihn zu Tode bellen?“ „Nein, ich werde nicht bellen, ich werde reden. Schließlich klappt es bei dir auch, da du hundisch nicht verstehst.“ Ungläubig steht Trish bei der Tür und sieht den beiden Streithähnen zu, wie sie sich verbal beschimpfen. //Das gibt es nicht. Wie kann er nur so unverblümt mit Herrn Kaiba sprechen. Entweder ist er lebensmüde oder krank im Kopf.// „Also Trish, wie es aussieht kann ich heute dein Training nicht ganz so übernehmen wie ich es gerne gewollt hätte – da eine gewisse Frostbeule meine Pläne zunichte gemacht hat – aber den theoretischen Part kann ich mit dir durchgehen.“ „Das ist doch nicht nötig, Joey. Man sieht, dass es dir nicht gut geht. Nein, heute kurier’ dich gut aus. Ach, bevor ich es vergesse. Da war so ein komisch Typ und hat mir ein Brief in die Hand gedrückt und gemeint, er ist für euch.“ „WAAAAS?“ Unisono brüllen beide Männer Trish an, der vor Angst zusammenzuckt. „Du hirnloser Idiot, warum sagst du uns das nicht früher!“ Unfreundlich staucht Kaiba den Jungen zusammen, der schon fast am weinen ist. „Rück sofort den Brief raus.“ Zitternd überreicht Trish den Umschlag, der brutal aus seinen Händen gerissen wird. „Wie hat dieser Typ ausgeschaut?“ „Also…ich…ich…“ „Rück schon mit der Sprache raus! Es ist wichtig!“ „Ich kann nicht genau sagen, wie er ausgesehen hat. Er war sehr groß und hatte eine Art Kutte um. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, da seine Kapuze bis nach vorne gezogen war. Er hatte eine sehr tiefe Stimme, war aber eigentlich sehr freundlich. Er klang ein wenig amüsiert, wenn ich recht überlege.“ „Klar klang er das. Bis jetzt läuft wahrscheinlich alles nach Plan. Dieser Stümper macht sich lustig über uns. Ich dreh’ ihm persönlich den Hals um, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege. Noch einmal entwischt er mir nicht, wenn ich vor ihm stehe.“ Wie ein scheues Reh steht Trish im Raum und zittert wie Espenlaub bei dem Wutausbruch von Kaiba. „Du bist für heute entlassen. Mach dir einen schönen Tag und um Punkt Sieben stehst du vorm KC Gebäude. Und gnade dir Gott, wenn du zu spät kommst. Denn ab jetzt werden andere Seiten aufgezogen. Also raus!“ Verwirrt und totenbleich, stolpert Trish aus dem Raum, ohne etwas zu erwidern. „Kaiba, war das nötig so mit ihm zu sprechen? Der war ja schon dem Heulen nahe.“ „Klappe Wheeler. Wenn er mit dieser Art nicht zu Recht kommt, dann hat er den falschen Beruf gewählt. „Du meinst wohl eher den falschen Arbeitgeber.“ Seufzend legt sich Joey in sein Bett und schaut Kaiba erwartungsvoll an. „Nun öffne schon den verdammten Brief, oder bist du nicht neugierig?“ Mit seinen filigranen Fingern öffnet Kaiba den Umschlag und zieht ein bekanntes kleines Zettelchen aus dem Umschlag, doch diesmal ist noch etwas darin, was geräuschlos in seine Hände fällt. „Das…das ist doch…“ „Was ist Kaiba? Was steht im Brief?“ „Sieh dir das mal an.“ Zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt hebt der Firmenchef einen kleinen spitzen Zahn hoch, an dem noch ein wenig Blut klebt. „Heilige Sch…Ist das ein Schlangenzahn?“ „Sieht fast so aus. Der Typ ist echt krank.“ „Das wird immer grusliger. Was steht denn im Brief drinnen?“ Vorsichtig dreht Kaiba das Blatt herum und sieht die fein säuberliche Schrift des Spielemasters. Körperliche Schmerzen sind zu ertragen, doch nun werden seelische euch plagen. Die Vergangenheit wird euch einholen, aus dem Strudel der Zeit, und niemand ist da, der euch daraus befreit. „Das klingt nicht gut.“ „Nein, gar nicht gut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)