Zombies im Kaufrausch von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Zombies im Kaufrausch Schwärme lieblosen Fleisches, quetschten sich durch die engen Gänge, füllten, einer zähflüssigen Masse gleich, jede Ecke aus, pressten sich gegen alle Wände, den Ausgang suchend, den sie nicht aufsuchen würden, da die Stoffe und Fläschchen und Döschen und Puder eine viel größere Anziehungskraft ausstrahlten, als die köstliche Freiheit. Je näher man den Gravitationszentren kam, desto schneller bewegten sich die einzelnen Teilchen, im Fokus wuselten sie mit ungehemmter Geschwindigkeit, kollidierten, wurden abgedrängt, versuchten erneut den Vorstoß, um so viele Prämien wie möglich einzusacken, sie der eigenen Existenz hinzuzufügen. Von oben betrachtet glich die Masse einem trägen Glibberwirbel, der nicht wusste in welche Richtung er sich drehen sollte, es aber dann doch irgendwie tat, unendlich langsam. Ein sozialer Höhepunkt mitten im kollektiven Gegeneinander. Sie entkam, Weihnachtszeit! Wie schön sie doch war! Die Tochter kam nach langer Zeit mal wieder zu Besuch ins Altersheim, sie fand ja sonst nie Zeit. Die Enkel erschienen auch immer größer, wenn sie sich ihr Geld abholten. Einen großen roten Hut auf dem Kopf, farblich korrektes Kleid, dezent in grün. Stöckelschuhe in beige-braun, ebenso die Handtasche. Und irgendwo dazwischen das verwitterte Gesicht einer alten Frau, in Falten gelegt, die jede noch so teure Creme nicht zu glätten vermochten, matte Augen, denen keine gefärbten Kontaktlinsen mehr zu altem Schimmer verhelfen konnten, ein abgezehrter Körper, dessen Verlangen nicht mit Nahrung zu stillen war. Kein Hut, der ihr die Haare wiederbringen konnte und kein Puder, der den Anblick hätte erträglicher machen können und kein Schutz, der das Auge des anderen so hätte täuschen können. Mit den Blusen für ihre Tochter in der Tasche stellte sich in eine Bahn. Kein Sitzplatz mehr, auch niemand, der für sie welchen gemacht hätte. Oft wurde sie angerempelt. Die Bahn stand ewig. Kaum fuhr die Tram an, verlor sie plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung die Kontrolle. Ihr Atem war flach, der Puls ging schnell, Knoten im Hals. Das Herz krampfte sich zusammen. Es verdichtete sich zu einem festen Klumpen Eis. Jeder Muskel zog sich zusammen, Augen weit offen kippte sie rücklings auf den Boden. Neugierige Blicke. Ihre Hand suchte nach Hilfe, fand keine, griff zur Brust, doch schon bald entzog sie sich ihrem Einflussbereich. Ein dickes, eisernes Schwert bohrte sich in ihr Herz, ein überwältigender Sturm überfiel und plagte ihren Leib. Bittere Sehnsucht, schüttelte ihren Leib, übermannte alles Dagewesene. Sie hörte auf sich zu wehren, alles akzeptierend. Die Krämpfe hörten auf. Weitere Blicke. Kein Platz mehr für eine alte Frau, ausrangiert. Kein Mittelchen gegen Einsamkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)