A new Beginning von japaneseangel (oder Kopfüber in die Hölle) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Huhu!^^ *wink* Willkommen zu meinem neusten Streich!^^ Ich widme das jetzt mal meiner Sis und meiner kleinen Renny, weil sie mich ziemlich unterstützt haben, als ich mir den Kopf über den Titel zerbrochen hab (ich mag ihn i-wie immer noch net, aber lassen wirs erstmal so...*sfz*)! Danke euch beiden!!^^ *knuddel* Aber ich will euch nicht zu lange vom Lesen abhalten! Viel Spaß und genießt meine erste Beyblade-FF!!! Prolog Stolz ritt er mit seinem tiefschwarzen Hengst über die saftig grünen Weiden des angrenzenden Königreichs. Alles schien friedlich zu sein. Einzelne, verstreut liegende Felder, die im gleißenden Sonnenlicht lagen, Viehherden, die hier und dort grasten und kleine Dörfer mit Häusern, aus deren Schornsteinen feine Rauchwölkchen aufstiegen. Alles erschien ihm fremd und ungewohnt, war er doch die schneidende Kälte seines Heimatlandes gewohnt. Er hasste die Ritte in dieses Land! Er traute dem Frieden nicht, dafür war die Situation im Moment viel zu angespannt. Er seufzte, bald würde es Krieg geben. Warum sich alles so sehr hochgeschaukelt hatte, wusste niemand. Und trotzdem war er allein unterwegs. Sein Vater hatte zu ihm gesagt, er wäre stark genug, um sich selbst zu verteidigen und wenn er ihm Wachen mitgeschickt hätte, wäre das nur aufgefallen. Ja, er hasste es, Prinz zu sein. So sehr, wie er es hasste, hier umher zu reiten, um sicher zu gehen, dass bloß kein Bewohner einen Angriff plante. Er wischte sich mit einer Hand durchs Gesicht. Innerlich verfluchte er die Sonne, die mit ihrem heißen Fingern gierig nach ihm schnappte. Er war es einfach nicht gewohnt und wollte sich auch nicht daran gewöhnen! Grimmig machte er in einem kleinen Wäldchen nahe eines Flusses Rast. Sein Pferd begann sofort von dem erfrischendem Nass zu trinken, er jedoch holte misstrauisch seine Umgebung im Blick, seinen Trinkschlauch hervor. „Als Prinz musst du dir im Klaren darüber sein, wie diese Bastarde denken, damit du gewarnt bist, sollten sie eines Tages versuchen, unser Land zu unterwerfen!“ Mit diesen Worten hatte sein Vater ihm diesen Auftrag erteilt. Er sollte ihre Spione über alle geplanten Aktionen informieren, die gestartet wurden, um das Land zu schützen. Wieso konnte er nicht einfach jemand anderen schicken?!? Grummelnd hing er seinen Gedanken nach, als plötzlich ein schrecklicher Schmerz in seinem Kopf explodierte. Dann wurde alles schwarz. Ähm ja, das wars erstmal...war ja doch recht kurz... *knuddel* euer Engelchen^^ Kapitel 1: Seltsame Geräusche ----------------------------- *wink* Ich bins mal wieder!! Ja, das neue Kappi ist recht schnell da, weil ich im Moment Ferien hab!!^^ Ich bin zwar mit ein paar Stellen immer noch nicht so zufrieden, aber lasst euch davon nicht stören...^^ Ein herzliches Danke auch meinen beiden Kommischreibern!!^^ Ich hoffe, euch gefällts!! *beide umknuff* Das wars dann erstmal von mir... *wink* Seltsame Geräusche König Kon war ein weiser und großzügiger Regent. Wie so viele Andere machte auch er sich Sorgen um die Zukunft, sah er doch die Spannungen der letzten Zeit. Wäre seine Frau noch am Leben, hätte sie ihm sicherlich mit Rat und Tat zur Seite gestanden ... Doch sie war schon lange, lange Zeit tot, ihr gemeinsamer Sohn Ray war gerade einmal fünf Jahre alt gewesen, als es passierte und nun war er schon fast Siebzehn. Seitdem musste er ohne Mutter aufwachsen, da sein Vater sich nicht überwinden konnte erneut zu heiraten. Dafür bewunderte man ihn auf der einen Seite, jedoch auf der anderen war man entrüstet, wie er seinem Sohn so etwas antun konnte, was man natürlich niemals laut aussprach, es war schließlich der König. Allen Befürchtungen zum Trotz entwickelte sich der kleine Ray prächtig: Aus dem armen Halbweisen wurde ein fröhliches und gutherziges Kind, dass seiner Mutter mit den Jahren immer ähnlicher wurde: Der schlanke, dennoch muskulöse Körper, die helle Haut, die weichen Gesichtszüge, die von langen schwarzen Haaren umrahmt wurden, die er stets in einem Zopf zu tragen pflegte, die bernsteinfarbenen, gütigen Augen, die katzenartige Geschmeidigkeit seiner Bewegungen und nicht zuletzt seine Liebe zur Natur ... Das vorsichtige Klopfen an der Tür riss den König aus seinen Gedanken und als er von seinem Schreibtisch aufsah, erblickte er einen Diener, der mit gesenktem Kopf murmelte: „Hoheit, es tut mir unendlich Leid, doch ich konnte Euren Sohn nirgends finden.“ „Dann kann man daran wohl nichts ändern ...“, der Angesprochene seufzte, „Trotzdem, danke für deine Mühe. Du kannst gehen ... Ach ja“, fügte er noch hinzu, „Wenn er wieder auftaucht, richte ihm bitte aus, dass ich ihn sprechen möchte.“ „Sehr wohl, Euer Hoheit, Euer Wunsch ist mir Befehl“, mit diesen Worten schritt der Diener rückwärts aus der Tür heraus. König Kon seufzte erneut, erhob sich, ging langsam zum Fenster und blickte gedankenverloren nach Draußen. Ray befand sich unterdessen in einem kleinen Wäldchen und saß auf einem alten Baum, dessen Äste bis tief in den angrenzenden Fluss reichten. Entspannt hatte er es sich auf seinem Lieblingsplatz gemütlich gemacht und tauchte seine Füße ins kühle Nass. Er liebte diesen Ort, konnte er hier ungestört seinen Gedanken nachhängen oder die Tiere des Waldes beobachten. Der Prinz dachte schmunzelnd an seine Kindheit zurück: Oft hatte er Judy, die Küchenmagd gefragt, ob sie ihm eine Geschichte erzählen könnte und wenn sie Zeit hatte, dann hatte er immer mit ihrem Sohn Max und Tyson, dem jüngsten Spross einer uralten Ritterfamilie, wie verzaubert an ihren Lippen gehangen. Eigentlich hätte seine Mutter diese Aufgabe inne gehabt, doch sie war nun schon fast zwölf Jahre tot ... eine viel zu lange Zeit, für sein trauriges Herz ... Man sagte ihm immer wieder, dass er genauso sei, wie sie es gewesen war ... ein schwacher Trost ... Viel wusste er nicht mehr von jenem Tag, der sein Leben für immer verändern sollte, nur, dass er ein lautes Geräusch gehört hatte und dass man ihn sofort von seinen Eltern weggezogen und auf sein Zimmer gebracht hatte. Dabei hatte er sich gewehrt und immer wieder ihre Namen gerufen. Im Nachhinein erschien ihm das, dass man ihn weggebracht hatte, ziemlich herzlos, sonst hätte er sich sicher noch von seiner Mutter verabschieden gekonnt, aber er gönnte es seinem Vater, dass wenigstens er ihre letzten gemeinsamen Augenblicke mit ihr geteilt hatte ... Später war sein Vater zu ihm gekommen und hatte ihm unter Tränen erklärt, dass seine Mutter nicht mehr da war und dass sie auf eine Reise gegangen war, von der sie niemals zurückkehren würde ... Mühsam unterdrückte er die Tränen, die begannen in seinen Augen aufzusteigen. Er vermisste sie und fragte sich oft, ob sie seine bisherige Entwicklung gutheißen würde. Aber er dachte auch daran, wie Tyson, Max und er immer über den Schlosshof tobten, wie sie seinem Vater kleine Streiche gespielt hatten und wie seine beiden besten Freunde schließlich zu seiner Leibgarde ernannt wurden ... das war wirklich eine schöne Zeit gewesen ... Irgendwann war er einfach eingedöst. Doch plötzlich schreckte der Junge hoch. Was war das? Hatte er nicht gerade etwas gehört? Oder war er einfach nur müde und hatte sich alles eingebildet? Er wollte sich gerade wieder zurücklehnen, als ein dumpfes Klatschen ertönte. ‚Das war jetzt aber keine Einbildung!!‘, schoss es dem Prinz des Graslandes durch den Kopf, als er sich, so leise wie er es konnte, hinhockte und seinen Mantel ergriff. Ray nahm unterwegs immer seinen langen, braunen Kapuzenmantel mit, da er sich damit wohler fühlte, wenn er alleine weg war. Warum das so war, wusste er selbst nicht. Allmählich fing er an, sich wirklich Sorgen zu machen. Was ging hier vor? Der Junge spitze die Ohren. Vögel flogen panisch davon- nicht weit von ihm entfernt. ‚Aber das muss ja nichts bedeuten ...‘, versuchte er sich zu beruhigen. Geschmeidig wie eine Katze rutschte er von seinem Platz und versuchte, während er sich den Mantel überwarf, die Richtung auszumachen, aus welcher die Geräusche kamen. ‚Es muss doch hier irgendwo sein ...!‘, Rays gesamter Körper verkrampfte sich: Unweit von ihm entfernt, kam leises Gelächter auf. Er hatte scheinbar die Stelle gefunden!! Langsam schlich er näher und suchte hinter einem hohen Busch mit dichten Blättern Schutz. Der kam ja wie gerufen! Vorsichtig schob er einige Zweige an die Seite, die seine Sicht verdeckten. Er konnte Männer erkennen, die um eine Gestalt, welche reglos am Boden lag, herumstanden. Andere Männer stöberten neugierig in den Satteltaschen eines schwarzen Pferdes, das hin und wieder ein ängstliches Wiehern von sich gab und unruhig mit den Hufen auf dem Waldboden scharrte. Erst jetzt erkannte er, dass der Boden unter der Gestalt merkwürdig verfärbt war ... „Der Kerl rührt sich gar nicht mehr, Boss. Ich glaube, der hats hinter sich ...“, sprach einer von denen, die die Taschen durchwühlten. „Schnauze!“, zischte ein anderer, der sich als einziger der Gruppe, etwas abseits, an einen Baum gelehnt hatte. „Ja, Boss ...“, gab der erste Mann kleinlaut von sich. ‚Räuber!‘, schoss es dem jungen Prinz durch den Kopf. Auf einmal gab einer der Äste, die er aus seinem Blickfeld hielt, ein lautes ‚Knack‘ von sich. Geschockt blickte er den abgebrochenen Ast in seiner Hand an und spürte ein gutes Duzend Blicke auf seinem Versteck. Bevor er auch nur eine Chance zur Flucht bekam, hatte man ihn schon am Arm gepackt und ihm die Kapuze von Kopf gezogen. „Wen haben wir denn da?“, fragte der Mann, der ihn festhielt mit einem schiefen Grinsen, „Hey, Boss! Sieh mal an, was ich hier gefunden habe!!“ „Bitte, Max!!“, Tyson schlug derweil mit beiden Händen auf einen massiven Eichentisch und sah seinen Gegenüber flehend an, „Lass uns doch was essen gehen! Ich habe solchen Hunger!!!“, um diese Aussage noch zu unterstützen knurrte sein Magen unüberhörbar laut. „Ty, es gibt doch bald Essen! Du musst nur noch ein bisschen warten, bis Ray wieder da ist ...“ „Bis dahin bin ich verhungert ...“, grummelte Tyson nur und rutschte beleidigt tiefer in den großen Ledersessel, auf dem er Platz genommen hatte. Bevor Max darauf antworten konnte, räusperte sich leise jemand hinter ihnen. Als er sich umdrehte, sah er einen Diener, der sich ehrfürchtig näherte: „Sir Max, Sir Tyson, ich wollte Sie gar nicht weiter stören ...“, mit einer demütigen Verbeugung fing der Diener an zu sprechen. „Essen?!?!?“, gab Tyson von sich, sprang auf wie ein Blitz und stürmte aus dem Raum, ohne eine Antwort abzuwarten. Max seufzte und wandte sich dem Diener zu: „Was gibt es denn?“ „Der König ist nun doch etwas in Sorge um den Aufenthaltsort von Prinz Ray und er wünscht, dass Ihr und Sir Tyson, nach dem Rechten seht, da Ihr schließlich die Leibgarde des Prinzen seid ...“, antwortete der Diener. „In Ordnung!“, Max lächelte seinen Gegenüber an, „Wir werden ihn schon finden!“ ‚Ich glaube nicht, dass ihm etwas passiert ist. Er kann ja, weiß Gott, gut genug auf sich alleine aufpassen, aber es schadet bestimmt nichts, wenn wir mal nach ihm sehen...‘, dachte der blonde Junge, während er sich gut gelaunt auf die Suche nach seinem Freund machte. Kapitel 2: Ein Mädchen!?!? -------------------------- Tagchen!!!^^ Hier ist mal wieder ein neues Kappi...hatte einen kleinen Keativitätsschub... Aber keine Angst Drachilein,ich vernachlässige die andern FFs nicht...bei dieser hatte ich bloß ein paar zündende Ideen zum weiterschreiben... Naja,ich laber schon wieder viel zu viel...*seufz* VIEL SPASS!!!! Ein Mädchen!?!? Leise stöhnend kam er wieder zu sich. Der Schmerz pochte in seinem Kopf und seine Sicht wurde immer etwas schärfer, um kurz danach, wenn er sich zu viel angestrengt hatte, wieder fast völlig zu verschwimmen. Vorsichtig versuchte der Junge, seinen Kopf etwas zu drehen. Er konnte sein Pferd erkennen und die Sachen, die er mit sich geführt hatte, die auf der ganzen Lichtung verstreut worden waren. ‚Elende Bastarde!‘, war das Einzige, was der Prinz dachte. Dann entdeckte er sie. Einer der Kerle, die ihn anscheinend überfallen hatten, hatte ein Mädchen am Arm gepackt, doch mit einer flüssigen Bewegung ihrerseits, entledigte sie sich der fremden Hand und schleuderte deren Besitzer zu Boden. Weitere Kerle stürmten, ihre Waffen zückend, auf sie zu, aber sie alle hatten keine Chance gegen sie. Es sah so leicht aus, wie sie alle mit Tritten und Schlägen auf den moosigen Waldboden beförderte ... Der Prinz des Eislandes staunte: Dieses Mädchen war wirklich keine schlechte Kämpferin, so etwas hatte er bei sich zu Hause noch nie gesehen. Über die Hälfte der Angreifer lagen schon mit schmerzverzerrten Gesichtern da und es sah nicht danach aus, als dass sie auf eine erneute Begegnung mit ihr scharf gewesen wären. Sie seufzte nur und strich sich eine Strähne ihres langen, schwarzen Haares zurück und merkte daher wohl nicht, dass einer der Banditen sich mit erhobenen Schwert näherte. Es schien der Anführer zu sein, man feuerte ihn mit Rufen wie: „Weiter so, Boss!“ an. Er musste ihr helfen und versuchte sich mit beiden Händen hoch zu drücken, ließ sich dann aber, aufgrund einer Übelkeitswelle, die über ihn schwappte, wieder zurücksinken. So konnte er nur hilflos mit ansehen, wie sich das Schwert langsam, als wäre alles in Zeitlupe, dem Kopf des Mädchens näherte. Er stellte sich darauf ein, im nächsten Moment das Geräusch zu hören, wenn das Metall auf ihren Knochen traf, den Aufprall ihrer Leiche auf dem Boden, ihr Blut zu sehen, dass sich überall verteilte ... Doch nichts dergleichen geschah: In letzter Sekunde schien sie es gemerkt zu haben und duckte sich unter dem Hieb weg. Jedoch das stachelte ihren Gegner augenscheinlich nur noch mehr an: „Komm her, duu ...“, rief er angriffslustig und rannte erneut erhobenen Schwertes auf sie zu, aber sie hatte dieses Mal nicht so viel Erfolg mit dem Ausweichen. Das nächste, was er von ihr sah, war, dass sie sich die linke Hand auf ihre Schulter presste. Blut rann aus einem Schnitt an der Schulter ihrem Arm herab und tropfte schließlich sachte zur Erde. Sie zitterte am ganzen Körper. War diese Verletzung wirklich so schlimm, wie es den Anschein hatte? Doch man ließ ihr keine Pause. Mit lautem Gebrüll stürmten die letzten Kerle auf sie zu, bis auf den mit dem Schwert, dem Anführer. Er hob seine Waffe in die Höhe und sofort hielten die anderen in ihrem Tun inne. „Überlasst das mir, wir Zwei haben noch eine Rechnung zu begleichen! Noch niemand ist mir entkommen, wenn ich ihn kalt machen wollte!! Ihr könnt euch inzwischen um den Anderen kümmern ... Macht mit ihm, was ihr wollt ...“, mit einem hämischen Grinsen wandte der Mann sich wieder der Schwarzhaarigen zu. Wieder versuchte er sich hochzustemmen. Die sollten nur kommen! Er würde es ihnen schon zeigen! Dumm war einzig, dass sich alles um ihn herum zu drehen angefangen hatte ... Aber er dachte nicht daran, seinen Entschluss aufzugeben! Allmählich verschwamm erneut sein Blickfeld, das Einzige, was er noch erkennen konnte bevor sich wieder eine erdrückende Schwärze ausbreitete, war ein bernsteinfarbenes Augenpaar, das besorgt zwischen ihm und den sich nähernden Gaunern hin und her huschte. „Diese Augen!“, dachte er noch, bevor er unsanft auf der Erde aufschlug, wovon er allerdings nichts mehr mitbekam. ‚Na toll!‘, dachte Ray nur, als der blutüberströmte Fremde, der gerade dabei gewesen war, sich aufzurichten, wieder bewusstlos wurde und eine erneute Begegnung mit dem moosigen Boden machte, ‚Was mach ich jetzt? Der Kerl ist verdammt stark ...‘, es tat zwar weh, sich das einzugestehen, aber es half nichts, er musste sich etwas einfallen lassen ... Er wich einem Angriff seines Gegners aus, verzweifelt auf der Suche nach einer Lösung für sein Problem. Die Kerle näherten sich dem Fremden immer mehr und Ray konnte nicht das Geringste machen, um das zu ändern. Sobald er es schaffte, einen von ihnen mit einem gezielten Schlag oder Tritt außer Gefecht zu setzen, hatte sich ein anderer wieder erholt ... So konnte es einfach nicht weitergehen! Aber es waren einfach zu viele. ‚Vielleicht sollte ich mir einfach den Kerl und sein Pferd schnappen und abhauen ... Unmöglich ...‘, er griff sich an seine fürchterlich schmerzende Schulter, ‚Das schaff ich nicht ...‘ Tropfen für Tropfen rann die rote Flüssigkeit zwischen seinen Fingern hindurch und gab schließlich, als sie auf der Erde aufkam, den Moosen eine neue Farbe. Der Schwarzhaarige war sich sicher, dass etwas passieren musste. Und zwar schnell. Zunächst bemühte er sich, sich zwischen den Fremden und die Angreifer zu stellen. Ohne, dass sein Gegner es merkte, manövrierte ihn der Junge, durch geschickt gespieltes Zurückweichen, dorthin, wo er ihn hin haben wollte. Nicht viel, aber immerhin ein Anfang ... Eine schier unendliche Zeit, vielleicht waren es Minuten oder aber auch Stunden, er wusste es nicht, verging, bis sich das Blatt endlich zu wenden schien. Dem Prinz war nicht klar wieso, aber die Anzahl seiner Gegner dezimierte sich immer weiter. Gerade machte wieder einer die Bekanntschaft mit dem Boden und blieb dort. Das hieß, es waren nur noch drei Gegner ... Das war noch zu schaffen, wäre da nicht eine gewisse Verletzung an seiner Schulter ... auf die sich jetzt eine Hand legte. Ray hätte fast vor Schmerz laut aufgeschrien, verkniff es sich jedoch, diese Genugtuung wollte er dem Anderen nicht gönnen. So packte er dem Arm und vollzog eine elegante Drehung, die bewirkte, dass der Räuber gegen einen Baum geschleudert wurde. Das hatte er zwar nicht beabsichtigt, aber schlecht war es auch nicht ... Plötzlich sauste haarscharf an seinem rechten Ohr etwas vorbei. ‚Mist, den Kerl hätte ich fast vergessen ... das darf mir nicht noch einmal passieren, sonst kann das ein böses Ende haben!‘ Die Banditen kämpften zwar nicht sonderlich gut, ihr Anführer jedoch dafür um so besser. „Da hattest du aber noch mal Schwein, fast wär dein hübsches Öhrchen ab gewesen ...“, mit einem gemeinen Grinsen fuhr er mit seiner Zunge über sein Schwert. Angeekelt trat der junge Prinz einige Schritte zurück, als ihn jemand an den Haaren packte. Wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hatte, fauchte er auf und kurze Zeit später war auch dieser Kerl bewusstlos ... Ray schnaufte, wenn es um seine Haare ging, konnte er sehr gereizt reagieren ... Er sah sich um. Nur noch er und dieser Anführer. Das machte ihm Sorgen. Diesen Mann durfte man niemals unterschätzen. Am Schlimmsten war aber, dass es so schien, dass er machen konnte, was er wollte, aber nichts die erwünschte Wirkung hatte. ‚Hat der einen Körper aus Eisen?‘, fragte sich der Prinz, der bald am Ende seiner Kräfte war. Wenigstens hatte er sich inzwischen seines Schwertes entledigt. Doch auch unbewaffnet war er noch unglaublich stark. Dem schwarzhaarigen Jungen blieb nichts anderes übrig, als sich langsam heran zu tasten, verzweifelt auf der Suche nach einem Loch in der Deckung. ‚Da!‘, er hatte eines entdeckt und wollte gerade zuschlagen, doch ein Schmerz in seinem Magen, der alles bisher dagewesene mühelos in den Schatten stellte, ließ ihn stoppen. Er taumelte leicht rückwärts und musste heftig husten. Diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit nutzte sein Gegner, um zu einen Faustschlag auszuholen, der ihn direkt am Kiefer traf. Durch die Wucht des Schlages wurde er zu der anderen Seite gedrückt, wo ihn schon eine schallende Ohrfeige empfing. Unsanft stürzte er zu Boden und ein dünnes Rinnsal Blut lief seinen Mundwinkel entlang. Seine Beine hatten einfach nachgegeben ... ‚Jetzt reichts aber!‘, dachte Ray mit fest zusammengebissenen Zähnen, während er sich mit dem Handrücken über den Mund wischte. Dieser Kerl hatte es wirklich geschafft: Er war so richtig wütend und das war stets schlecht. Schlecht für seinen Gegner. „WO IST ER!?!?!?“, brüllte der König des Eislandes, „WO ZUM TEUFEL STECKT MEIN SOHN SO LANGE?!?!?!“ „Das wissen wir leider auch nicht ...“, setzte eine Gestalt in einem langen Mantel an, die neben einer anderen vor einem mächtigen Thron aus dunklem Holz kniete, wurde jedoch von einem: „FINDET IHN, ODER ICH MACHE EUCH EIGENHÄNDIG EINEN KOPF KÜRZER!!! AUCH WENN IHR RITTER SEID, DAS MACHT KEINEN UNTERSCHIED!“ unterbrochen. Mit einem ungeduldigen Handzeichen forderte der König die beiden Ritter auf, den Raum zu verlassen, was sie nur zu gerne unverzüglich taten. Als die Türen des Thronsaals wieder geschlossen waren, seufzte der kleinere der beiden laut auf: „Wenn wir ihn nicht bald finden, haben wir wirklich ein Problem ...“ Unter der Kapuze, die er trug strahlten seine eisblauen Augen eine tiefe Besorgnis aus. Der Andere nickte zustimmend. „Ihr Zwei macht euch auch Sorgen, oder?“, ein kleines Mädchen mit langem Haar und rubinroten Augen trat aus dem Schatten einer Säule hervor. „Ah, du bist es, Kira ...“ Wow,bis hierher geschafft?? Bleibt noch zu sagen, dass ich das Kappi net mag,aber das is ja bei mir nix Neues mehr...Ich und mein komplizierter Satzbau,ich habs versucht etwas einzuschränken...^^ Aber auch mein mangelndes Talent Spannung zu erzeugen...Ich mag die "Kampfszene" immer noch net... euer engelchen^^ *alle durchknuddel* Kapitel 3: Die Fremden ---------------------- Huhu!^^ *wink* Das ist also mein neuster Streich!^^ Naja...*i-wie grad keine Worte mehr hat* Mir bleibt jetzt nur noch zu sagen: VIEL VERGNÜGEN!!! euer engelchen^^ Die Fremden „Max, das ist nicht fair! Hätte ich nicht ein ganz, ganz klitzekleines Stückchen vom Braten abbeißen können?!?“ „Nein, Ty, erst sollten wir Ray finden und dann kriegst du was von deinem Braten!“, erwiderte der Blonde freundlich lächelnd. Vom Anderen kam daraufhin nur unverständliches Gemurmel als Antwort. Da konnte sich der Ritter mit den blauen Augen ein lautes Auflachen nicht mehr verkneifen. Nachdem er sich einigermaßen wieder beruhigt hatte, sagte er, den Blick in die Ferne schweifend: „Je schneller wir ihn finden, desto eher darfst du was essen ... Ty?“, fügte der Junge hinzu, als er keine Antwort bekam. Aber der, von dem er eine Antwort erwartete, war mit seinem Pferd so schnell voraus geritten, dass Max kaum hinterher kam. Schon hatten sie die ebenen Grasflächen hinter dem Dorf erreicht. Die typischen saftigen Wiesen wurden in der Nähe des Flusses, der quer durch das Land floss, zu üppigen Wäldern. Ein unerklärliches Gefühl sagte dem Blonden, dass sie hier suchen mussten. „Max!“, kam es kurze Zeit später in einem weinerlichen Ton von Tyson, den der blonde Ritter inzwischen eingeholt hatte, „Dieses Pferd hasst mich ...!“ „Aber wie kommst du denn darauf?“ „Es schaut mich die ganze Zeit so böse an ...“, er hörte sich an wie ein Kleinkind und ließ Max aufblicken, doch bevor er etwas darauf sagen konnte, rief der Andere unter wildem Armgefuchtel: „ Da kommt mein Essen!!!“ „Was?“ „Max, schau doch mal hin! Da kommt mein Ess ... äh ... Ray!“ Und tatsächlich: Der junge Prinz kam ihnen entgegen. Er war zwar noch weit entfernt, doch man konnte erkennen, dass er neben einem rabenschwarzen Pferd ging, dessen Zügel er in seiner Hand hielt. „Ray!“, Tyson wedelte immer noch mit seinen Armen, „Wir sind hier!!“ Als der Entgegenkommende fast bei seinen Freunden angekommen war, klappte Max‘ Kinnlade herunter und lief aufgeregt auf den Jungen zu. „Hey!“, rief der blauhaarige Ritter, der nur an sein Essen denkend, nicht weiter auf den Schwarzhaarigen geachtet hatte, dennoch folgte er dem Blauäugigen. Dieser antwortete ihm jedoch nicht und schien ihn nicht im Geringsten zu bemerken. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt Ray, der kurz vor ihm zum Stehen gekommen war. „Oh, mein Gott, Ray! Was ist passiert?“, geschockt betrachtete er den Jungen. Sein Gesicht war nicht mehr so blass wie sonst, sondern gerötet und an einigen Stellen hatten sich Schwellungen und Blutergüsse gebildet. Sein Gang war gebückt, als hätte er Schmerzen ... „Was ist passiert?“, er wiederholte seine Frage, als er den Fremden auf dem Pferd entdeckte, „Und wer ist das? Der sieht ja fast noch schlimmer aus als du ...“ „Ich weiß“, antwortete Ray, „Ich konnte seine Wunden nur notdürftig versorgen ... Ich habe zufällig mitbekommen, wie er überfallen wurde ...“, kurz dachte er nach, bevor er noch hinzufügte, „Ach ja, um die Räuber sollte man sich auch besser kümmern ... Sie haben mich in einen Kampf verwickelt ...“, bedauernd zuckte er mit den Schultern. „Du sag mal, Ray, hat dein Gesicht schon immer so eine ... bunte Farbe?“ Der Angesprochene seufzte schwer, „Nein, Ty ... ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit ein paar Banditen ...“ „Na dann ist es ja gut ... aber jetzt was viiiel wichtigeres: Wollen wir nicht bald zurück? Ich habe ... äh ... wir müssen uns um deine Verletzungen kümmern!“, und zum Beweis knurrte sein Magen unüberhörbar laut ... Der schwarzhaarige Prinz seufzte erneut und zog sich die Kapuze des Mantels über. „Ray? Möchtest du mein Pferd haben?“, fragte Max noch und erntete einen dankbaren Blick seines Freundes, der sogleich elegant aufsaß, obwohl es ihm sichtlich Mühe bereitete, „Dann ist ja alles geklärt!“ So übernahm der blonde die Zügel des Pferdes mit dem Fremden. Ein verirrter Sonnenstrahl fand den Weg in das Gesicht des Prinzen des Eislandes. Dieser, dadurch geweckt, versuchte sich aufzusetzen, ließ es jedoch schnell bleiben. Er fühlte sich schrecklich. Sein gesamter Körper war schwer wie Blei und dazu kamen noch diese bohrenden Kopfschmerzen. Noch immer geblendet blinzelte er ein paar Mal. Wo war er eigentlich? Das letzte, an das er sich erinnerte waren die Augen dieses Mädchens. Sie sahen aus wie Bernsteine. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Diese Wärme, die sie ausstrahlten und diese scheinbare Besorgnis. ‚Aber warum besorgt? Wegen mir? Das ist doch unmöglich! Sie kennt mich doch gar nicht! Wie kann man sich denn um einen völlig Fremden sorgen?‘ Leise öffnete sich die Tür. Er schloss wieder die Augen, als wäre er noch nicht aufgewacht. Er wollte lieber auf Nummer Sicher gehen, da er weder wusste, wo er war, noch was man mit ihm vorhatte. Der Prinz öffnete sein eines Auge einen Spalt breit und erblickte dieses Mädchen neben seinem Bett auf einem Stuhl sitzend. Ein leises Seufzen ertönte. Vorsichtig spähte er zu ihr herüber. Von dem, was er erkennen konnte, sah sie wirklich gut aus und selbst die blauen Flecken und Schwellungen konnten ihre Schönheit nicht entstellen. Aus einem ihm unerfindlichen Grund trug sie noch immer den Mantel. Wie viel Zeit wohl inzwischen vergangen war? Sie hielt ihren Blick gesenkt und er beobachtete sie. So verharrten beide, bis es erneut an der Tür klopfte. Kurz darauf trat ein blonder Kerl ein und sagte etwas in einer fremden Sprache zu ihr. Sie nickte stumm, erhob sich mühsam. Schnell schloss er sein Auge wieder und bemerkte so nicht den letzten traurigen Blick, der ihm zugeworfen wurde. Ray wusste selbst nicht wieso, doch der Anblick des fremden Jungen, der seit drei Tagen wie tot dalag, stimmte ihn traurig. Eigentlich hatte er nur kurz nach ihm sehen wollen, um dann etwas frische Luft zu schnappen. ‚Sein Zustand scheint sich nicht groß verändert zu haben ... aber ich kann mir nicht helfen, irgend etwas war anders...‘, überlegte er auf dem Weg zu seinem Vater, der ihm durch Max hatte ausrichten lassen, dass er ihn sehen wollte. Dass er ursprünglich zuerst seinen Mantel wegbringen wollte, hatte er komplett vergessen, schien es doch dringlich zu sein. In Gedanken öffnete er die Tür zum Thronsaal und wäre fast in zwei fremde Gestalten gelaufen. Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken hinab. Diese Beiden waren ihm nicht geheuer ... Beide schienen kräftig gebaut zu sein. Der eine, ein blasser Rothaariger, redete gerade auf den höfischen Übersetzer, Kenny, ein. Zwar beherrschte der König viele Sprachen, doch in diesem Fall war es wohl besser einen Übersetzer zu Rate zu ziehen. Der Andere, ein Riese mit lavendelfarbenen Haar und kalten blaugrünen Augen, musterte ihn stumm. „Ah, Ray!“, lächelte sein Vater. „Du wolltest mich sprechen, Vater?“, erwiderte der junge Prinz und stellte sich neben den Thron seines Vaters. Nun sah auch der Rothaarige auf und er wurde mit einem kühlen Blick aus eisblauen Augen bedacht, der ein unangenehmes Gefühl in ihm auslöste. Dem Lavendelhaarigen wurde etwas ins Ohr geraunt und beide grinsten plötzlich. Doch genauso schnell es gekommen war, verschwand es wieder aus ihren Gesichtern. „Ray, das sind Sir Yuriy“, beim Ertönen seines Namens nickte der Rothaarige kurz, „und Sir Bryan“, ein Nicken seitens des Anderen. Kapitel 4: Der Prinz des Eislandes ---------------------------------- Huhu^^ *wink* Ja, endlich gibts ein neues Kappi^^ Ich hoffe, es gefällt euch, auch wenns jetz nicht soooo spannend is... Und erstmal danke an alle meine lieben Kommischreiber!!!! *alle durchknuddel* hab euch lieb^^ *wink* -viel Spaß- wünscht euch euer engelchen^^ Der Prinz des Eislandes Kapitel 4 „Ray, das sind Sir Yuriy“, beim Ertönen seines Namens nickte der Rothaarige kurz, und Sir Bryan“, ein Nicken seitens des Anderen. Der König fuhr nach einem kurzen Räuspern fort: „Die Beiden sind auf der Suche nach ihrem Prinzen, der nach einem Ausritt durch unser schönes Land, nicht zurückgekehrt ist. Du bist doch so oft draußen unterwegs, vielleicht hast du ihn ja gesehen ...“, er reichte seinem Sohn, den ein merkwürdiges Gefühl beschlich, ein kleines Gemälde, „Hier das ist Prinz Kai Alexander Hiwatari.“ Der Junge starrte das Bild lange an, seine Kinnlade klappte geschockt runter, doch er schloss seinen Mund schnell wieder, als er merkte, dass alle Augen im Raum auf ihn gerichtet waren. „Ja“, berichtete er wahrheitsgemäß und mit wie zugeschnürter Kehle, „den habe ich schon gesehen. Er liegt oben in einem der Gästezimmer. Räuber hatten ihn überfallen und niedergeschlagen. Das habe ich zufällig mitbekommen.“ Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, es seinem Vater zu erzählen, der ihn jetzt, nicht minder geschockt, anstarrte, „Ray, du weißt, was das heißt? Dieser Überfall kann sehr üble Folgen für den Frieden haben ... Nur gut, dass du ihm geholfen hast ... dass du überhaupt da warst ... nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn nicht ...“, murmelte der König so leise, dass nur sein Sohn ihn verstehen konnte. Anschließend erklärte er den beiden Fremden, per Dolmetscher, die Situation. Der, den er mit Sir Bryan vorgestellt hatte, erwiderte daraufhin etwas, was nun sogleich für Ray übersetzt wurde: „Wir fordern, den Prinzen unverzüglich zu sehen, um uns selbst von seinem Zustand zu überzeugen zu können. Ob dieser schändliche Überfall Folgen haben wird, wird die Zukunft zeigen.“ Der König hatte seinen Sohn- oder war es eine Tochter?- gebeten, sie zu Kai zu bringen. Sir Yuriy, der meist nur Tala genannt wurde wusste es nicht, doch dafür hatte er sich die Gestalt, die vor ihnen schritt auch nicht genau genug betrachtet. Er blickte sich um. Hinter ihnen trottete der Übersetzer sowie ein paar Wachen. ‚Die sind aber auch misstrauisch ...‘, dachte der Rothaarige, während sie durch lange, hohe Gänge geführt wurden. Der junge Ritter sah kurz seinem Freund in die Augen, der seinen Blick nicht minder genervt erwiderte, ehe er einem nichtssagenden Gesichtsausdruck wich. Endlich, nach schier einer halben Ewigkeit, war die schwarzhaarige Person vor einer eichernen Tür zum Stehen gekommen und zeigte, unsicher lächelnd auf diese. Ohne ein weiteres Wort traten die Zwei ein. Schwarzhaar, wie Tala die Person betitelt hatte, und der Übersetzer blieben draußen stehen. ‚Ist auch besser so ...‘, dachte der Rothaarige grimmig. Sein Blick glitt unruhig im Zimmer umher. Die Einrichtung war nett und geschmackvoll. Helle Wände, ein großes Fenster an der gegenüberliegenden Wand, durch das gleißendes Sonnenlicht strömte. Sämtliche Möbel waren aus Holz gefertigt, Eiche, wie es schien. Neben dem Fenster befand sich ein großer Schreibtisch mitsamt eines Stuhls, der mit rotem Samt bezogen war. Links ein kleiner Kamin, rechts ein gemütliches Bett mit hellen Kissen und einer pastellfarbenen Decke, neben dem ein Stuhl und ein niedriges Tischen mit einer Schale stand. Dort lag auch der Prinz des Eislandes. „Kai?“, fragte da Bryan vorsichtig. „Hn. Wer denn sonst?“, bekam er die geknurrte Antwort. ‚Ihm scheint es gar nicht so schlecht zu gehen, wie ich angenommen hatte ...‘, Sir Yuriy kratze sich am Kopf und starrte den Lavendelhaarigen an, der scheinbar schon länger mit dem Prinzen geredet hatte und ihn soeben aus seinen Gedanken riss: „ ... Dann geh ich jetzt erstmal los und veranlasse, dass wir heute noch nach Hause aufbrechen ...“ Er hatte die magischen Worte erwähnt ... nach Hause ... trotz allem wollte er zurück ... Der im Bett liegende kämpfte sich mühsam auf: „Was soll das heißen? Wo sind wir?“ Überrascht tauschten Tala und Bryan einige Blicke. War das wirklich ihr Kai, der das gerade gefragt hatte? So etwas sah ihm gar nicht ähnlich ...Vielleicht war er durch einen Doppelgänger ausgetauscht worden? Oder der Schlag auf den Kopf war ihm weniger gut bekommen, als bisher vermutet ... auf jeden Fall was das ganz und gar nicht normal ... Nach einem wütenden Räuspern, das zumindest bewies, dass sein Geduldsfaden so kurz war, wie eh und je, klärten sie den Jungen über die Situation auf. Dieser jedoch zuckte nicht mit einem Muskel, als er hörte, was passiert war, reagierte also so abweisend wie immer ... Bald verließ der Ritter mit den lavendelfarbenen Haaren den Raum, um kurze Zeit später laut fluchend wieder einzutreten. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, Tala, der inzwischen an einer der Wände lehnte, gähnte herzhaft auf. „Eine gewisse schwarzhaarige Person meinte uns mitteilen zu müssen, dass Kai noch nicht in der richtigen Verfassung für eine so lange Reise ist, weshalb wir ja unter gar keinen Umständen abreisen könnten ...“ „Und?“ „Ich hab erstmal diesen Dolmetscher, sagen wir mal, überzeugt ...“, er knackte gefährlich mit den Knöcheln. „Gut ...“, fast schon erleichtert seufzte sein Gesprächspartner auf, „Und, lebt er noch?“ „Klar, Tala, ich weiß selbst, das hier die kleinste Kleinigkeit zum Krieg führen kann ... Ich hab ihn nur ein bisschen eingeschüchtert ...“ „Was hat mein Vater euch angedroht?“, fragte Kai, der sich nun auch am Gespräch beteiligte, anstatt wie bisher, nur stumm zuzuhören. Keine Antwort, doch die brauchte er nicht, er konnte es sich längst denken, kannte er doch seinen Vater und dessen Methoden ... Am Abend war es schließlich so weit: Zwei Diener halfen dem Angeschlagenen Prinzen in eine Kutsche, auch wenn dieser anfangs noch heftig protestiert hatte. Doch er hatte seine Versuche letztendlich aufgegeben, als ein aufgebrachter Ray ihm über den Dolmetscher zu verstehen gegeben hatte, dass es entweder so gehen musste oder überhaupt nicht. Das hatte er dann wohl eingesehen, obwohl es Ray wunderte, dass dieser Prinz auf ihn zu hören schien. Nun lächelte der Prinz des Graslandes, als er, hinter einem weiter entfernt liegendem Baum und somit ungesehen, die Prozedur beobachtete. Inzwischen hatte der Junge aus dem Eisland eine absolut emotionslose Mimik, wie auch seine beiden Begleiter, die rechts und links neben ihm herschritten. Diese Kälte ... Ob das an ihrem Herkunftsland lag? Die rubinroten Augen wanderten ruhelos umher, sodass Ray sich bald fragte, wonach der Prinz eigentlich suchte. Er seufzte schwer. Dieser Kerl faszinierte ihn, selbst wenn er nicht wusste weshalb. War es diese eigenartige Gefühlskälte, die dem Prinz so unnatürlich und fremd erschien? Diese graublauen Haare? Die Tatsache, dass er für ihn ein Mysterium darstellte? Oder doch eher seine Augen? So etwas wie sie hatte der schwarzhaarige Junge noch niemals zuvor gesehen. Diese rubinrote Farbe und dieses abweisende, was stets in seinem Blick lag ... bis auf ... was hatte er in den Seelenspiegeln lesen können, als sich ihre Blicke zum ersten Mal, dort im Wald, begegnet waren? Ray wusste es nicht und je mehr er darüber nachdachte, desto verwirrender und unwirklicher erschien es ihm ... Völlig in seinen Gedanken versunken hatte er nicht bemerkt, wie die Kutsche abgefahren war. Dementsprechend erschreckte er sich, als jemand, nicht weit von ihm entfernt, laut seinen Namen rief. ‚Es hat eh keinen Sinn, länger über ihn zu grübeln. Er ist weg und ich werde ihn nie wieder sehen ...‘, ging es Ray durch den Kopf, als er aus dem Schatten der Bäume hervor trat. Joah, das wars dann auch schon wieder^^ Bis zum nächsten Mal^^ Kapitel 5: Der Bote ------------------- Huhu^^ *wink* Nun ja, viel gibt es eigentlich nicht zu sagen, nur dass ich das Kappi all meinen fleißigen Kommischreibern widme! Danke, Leute, ich hab mich total gefreut!!! *alle umknuddel* Bleibt mir noch zu sagen, dass ich euch viel Spaß wünsch und hoff, dass es euch zumindest ein Bisschen gefällt... bis dann, euer engelchen Der Bote Sie hatte ihn beobachtet. Warum? Trotz bohrender Kopfschmerzen konnte Kai, der sich erschöpft gegen eine Wand der Kutsche lehnte, an nichts anderes denken. Der Graublauhaarige hatte Tala und Bryan, die nun neben dem Wagen ritten, nebenbei gefragt, wer sie eigentlich war. Er hatte die Antwort gekriegt, dass sie Ray hieße und wohl die Tochter des Königs sei. Der junge Prinz lächelte, auch wenn sich dies nur durch ein leichtes zucken der Mundwinkel äußerte. Auch während der Dunkelheit und in dieser momentanen Einsamkeit, die ihm mehr als Recht war, erhielt er seine abweisende Fassade aufrecht. Jetzt wusste er endlich, um wen es sich handelte. „KAI!!!“, der entzückte Aufschrei einer Mädchenstimme, die ihm nur allzu bekannt vorkam, ließ ihn aufwachen. Müde rieb sich der Gerufene die Augen. Er musste wohl oder übel eingeschlafen sein, wie ihm nun auch seine bleischweren Glieder vermittelten. „Kira! Nicht so laut! Lass ihn schlafen, es geht ihm nicht gut!“, eine Stimme, die er zweifellos Tala zuordnen konnte, tadelte das Mädchen, das daraufhin lauthals an zu weinen fing, „ONKEL BRYAN!! Onkel Tala ist wieder fies zu mir!“ Kai beobachtete, wie das kleine Mädchen nun mit ihren Fäusten auf den Rothaarigen einschlug, obwohl sie noch so jung war, besaß die Kleine ein ganz schönes Temperament ... „Ja, meine Süße ...“, Bryan seufzte leise. Der Prinz sah sich um. Die Drei schienen nicht bemerkt zu haben, dass er wach war. So hatte er Zeit sich umzuschauen. Er kannte dieses Zimmer. Hier wohnte er schließlich seit er denken konnte. Jedes Detail hatte sich in all den Jahren in sein Gedächtnis eingebrannt. Er liebte diesen Raum, der in kalten und dunklen Tönen, hauptsächlich in Blau, gehalten war. Neben seinem Bett befand sich das Fenster. Das im Grasland hatte zwar größere Ausmaßen gehabt, jedoch seines wirkte nicht minder imposant. Man hatte sich damals große Mühe gegeben, dem neugeborenen Prinzen ein Fenster zu geben, wie man es bis dato nicht kannte. Kunstvolle Mosaikgebilde verzierten den Rahmen und ließen noch genug ungetrübten Blick ins Freie. Ein paar einzelne Schneeflocken tanzten vorbei. Das war nun wirklich nichts besonderes, hier schneite es schließlich täglich und doch zeigte es ihm, dass er wieder zu Hause war. Ein einer Ecke prasselte ein wärmendes Feuer in einem großen Kamin, das dunkle Schatten auf die bequemen Ledersessel warf, die um die Feuerstelle aufgebaut waren. Nicht weit davon entfernt, also direkt an der ihm gegenüberliegenden Wand, hing der große Banner mit dem Familiensymbol, einer vereisten Flamme auf tiefblauem Grund. Direkt darunter lag ein kleines Regal mit seinen Lieblingsbüchern, neben dem die Tür in seinen begehbaren Kleiderschrank abzweigte. Auf der anderen Seite neben seinem Bett stand sein Nachttisch, auf dem man eine Öllampe plaziert hatte, die ein spärliches Licht verströmte. Unweit davon befand sich das Tischchen mit einer Schale zum Waschen vor dem nun Bryan, Tala und Kira standen und sich lauthals stritten. Das grauhaarige Mädchen schrie Tala mit Tränen in den Augen an, der merklich immer kleiner wurde, als hätte er Angst vor ihr ... Ein Seufzen drang aus Kais Kehle. Ja, er war wieder Zuhause ... Es wurde Zeit, dass man ihnen ein Ende machte. Sein lautes Räuspern unterbrach die Streithähne und ließ sie sich zu ihm umdrehen. „GROSSER BRUDER!“, Kira rannte auf den Prinzen zu, welcher sich inzwischen aufgesetzt hatte, und umarmte ihn stürmisch. „Kira ...“, hustete der Prinz des Eislandes, „Ich freu mich auch, dich zu sehen, aber atmen muss ich trotzdem noch ...“ „Oh ... Tut mir Leid ...“, leicht verlegen musterte sie sowohl den Verband um seinen Kopf, als auch die Schürfwunden und Blauen Flecken, die sich auf Gesicht, Hals und den Armen verstreut befanden, „Großer Bruder, wer hat das gemacht? Hast du sie bestraft? Wie geht es dir? Tut dir was weh? Möchtest du was trinken? Tut dir auch wirklich nichts weh? Hast du Fieber? Ist auch wirklich alles in Ordnung? ...“, ein Redeschwall brach aus der Prinzessin hervor. „Mir geht’s gut, Kleine ...“, antwortete ihr Bruder, das hartnäckige Schwindelgefühl, dass ihn überkam, ignorierend. „Nenn mich nicht ‚Kleine‘!“, rief das rotäugige Mädchen empört aus und streckte ihrem Gegenüber die Zunge raus, „Aber ich hab dich trotzdem sooo vermisst! Mach das NIE wieder, hast du verstanden!?! Nie, nie wieder! ... Ich geh dann am Besten mal und sag Papa Bescheid ...“, sprachs, rutschte vom Bett und sauste aus dem Raum. „Süß ist die Kleine ja, das muss man ihr lassen ...“, schmunzelte Bryan und schloss die Tür, die sie offen gelassen hatte. „Aber dieses Talent, andere in Grund und Boden zu schreien ... das kommt wohl von ihrem Vater ...“, seufzte Tala und die beiden Ritter nickten einander zu. Sie wollten Kai noch etwas Ruhe gönnen, damit dieser sich noch etwas erholen konnte. So verließen sie den Raum. Ray saß wieder einmal auf seinem Lieblingsplatz. Inzwischen war ein Monat vergangen, seitdem der Prinz des Eislandes abgereist war. Er hatte es sich bequem gemacht und döste einfach nur vor sich hin. Was der Junge dabei nicht bemerkte war, dass sich ihm von hinten ein dunkler Schatten näherte. „RAY!“, aus dem Schatten des Baumes sprang eine Gestalt, bei deren Anblick der Gerufene das Gleichgewicht verlor und im kalten Wasser landete: Tyson. Zuerst hatte der Blauhaarige ihn entsetzt angestarrt, doch dann brach er in schallendes Gelächter aus: Ray, ... du solltest ... du ... solltest dich jetzt mal ... sehen ...hahaha“ „Ray? Ist dir was passiert?“, nun mischte sich auch sein blonder Freund ein, doch er verneinte und mühte sich, sich eines Fisches zu entledigen, der es irgendwie geschafft hatte, sich unter sein Hemd zu verirren. Leider stellte sich dies als schwieriger heraus, als angenommen ... Tyson kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen, als der Prinz unter wilden Verrenkungen versuchte von dem Tier loszukommen. Nach einer schier unendlichen Zeit schwamm der Fisch endlich wieder von dannen, sodass der Schwarzhaarige aus dem Wasser waten konnte. Sein Blick traf dabei den von Max, der ihm eine Hand entgegenstreckte und beide stimmten in das Gelächter ihres Freundes ein. In einer kurzen Atempause hatte sich der Junge schließlich sein durchnäßtes Oberteil ausgezogen, es ausgewrungen und wieder über seinen Körper gestreift. Aber eine Sache interessierte ihn nun doch: „Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?“ „Verraten wir nicht!“, der blauhaarige Ritter grinste und blickte zwischen den Anderen hin und her, „Wisst ihr was? Ich hab Hunger ...“ „Meine Mutter hatte dir doch was zu Essen mitgegeben, bevor wir los sind ...“, entgegnete Max trotzdem lächelnd, woraufhin er nur ein „Das war doch nur was für den kleinen Hunger!“ als Antwort bekam. Der blonde Ritter seufzte. So war Tyson nun einmal ... Dann sprach er an den schwarzhaarigen Prinzen des Graslandes gewandt weiter: „Der König lässt nach dir suchen ... Es heißt, ein Bote aus dem Eisland wäre angekommen ...“ Schnell waren sie zurück zum Schloss geritten. Der Sohn des Königs hatte sich nicht die Zeit gelassen, sich trockene Sachen anzuziehen oder den Mantel abzulegen. Das wurde eh allmählich zur Gewohnheit ... Atemlos standen sie vor der Tür, die zum Thronsaal führte. Aufmunternd nickten sie einander zu und traten, Ray voran, ein. Durch die großen Fenster konnte er erkennen, dass es angefangen hatte zu regnen. Dicke Tropfen bahnten sich ihren Weg über die Glasscheiben. In der Mitte des Raumes stand ein Mann von etwa dreißig Jahren. Ein langer dunkler Bart verdeckte den größten Teil seines Gesichtes. Dem Blick der harten dunklen Augen, die ebenso braun waren wie seine Kleidung und sein langes zotteliges Haar, entging scheinbar nicht die geringste Bewegung. Auch Kenny, der Übersetzer, war anwesend. Auf dem mächtigen Thron hatte König Kon Platz genommen und winkte die drei Neuankömmlinge sofort zu sich. Der Bote fragte etwas mit einer Stimme, die so rau war, als hätte er tagelang mit metallenen Nägeln gegurgelt, Kenny antwortete, der Mann nickte dann und fing wieder an in der fremden Sprache zu sprechen. Dabei glitt sein Blick immer wieder von dem braunhaarigen Übersetzer über den König zum Prinzen und wieder zurück. Der Junge wurde bleich als hätte er einen Geist gesehen, schluckte schwer und begann mit zittriger Stimme zu berichten: „Der König des ... Eis ... landes ... ist sehr erbost darüber ..., dass ... sein Sohn ... P ... Prinz Kai Alexander ... so schändlich überfallen wurde ... Er ... er ist geneigt ... drastische ... drastische Schritte einzuleiten. ... Also ... er will ... er fordert ...“ Kapitel 6: Eine Nachricht mit Folgen ------------------------------------ Hallo^^ wie versprochen, hier ist das neue kappi^^ find es zwar blöd, (wie immer XD) aber das muss euch ja nicht stöhren^^ ich geb mir mühe, dass das nächste mal etwas länger wird...ich sehs ja ein, die sind einfach zu kurz...*drop* noch mal danke an all meine lieben kommischreiber!!!! hab euch lieb und ich hoff, euch gefällts^^ *wink* euer engelchen Eine Nachricht mit Folgen Der Junge wurde bleich als hätte er einen Geist gesehen, schluckte schwer und begann mit zittriger Stimme zu berichten: „Der König des ... Eis ... landes ... ist sehr erbost darüber ..., dass ... sein Sohn ... P ... Prinz Kai Alexander ... so schändlich überfallen wurde ... Er ... er ist geneigt ... drastische ... drastische Schritte einzuleiten. ... Also ... er will ... er fordert ...“ „Kenny, mach es doch nicht so spannend! Wir essen zeitig ... Apropos Essen, wann gibt’s wieder was?“, platze es aus Tyson, dem es zu bunt wurde. Der Angesprochene atmete wiederholt tief durch. „Also, der König fordert ... dass wir ihnen R...ray aus...liefern ... sie wollen ihn scheinbar ... hin...richten ...“ Der Bote begann wieder auf ihn einzureden. „Aber es gäbe da eine Möglichkeit ... das abzuwenden ... w...weil P...prinzessin Ray den Prinzen ge...rettet hat ... ist der König bereit ... sie seinem Sohn zur ... Frau zu geben ... da sie kämpferisch eine ... Bereicherung für das Land ist ... Wie sie sich entscheidet ... ist egal ... doch s...sollte sie nicht in spätestens ... vier ... Monaten im Eis...palast eintreffen, wird das ... wird das als böse Absicht ... angesehen und das Grasland wird ... untergehen ...“ Vier geschockte und bleiche Gesichter starrten den Übersetzer an, als er geendet hatte. Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Minuten verstrichen, in denen jeder der Anwesenden das eben gehörte verdauen musste. „Ver...steh ich das jetzt richtig ...“, nach endlosen Augenblicken durchschnitt Max‘ Stimme die bedrückende Stille, „Ray heiratet entweder diesen Prinz oder muss sterben oder wir alle sterben, weil sie uns angreifen?“ „Aber Ray ist doch ein Junge! Er kann doch gar keinen anderen Kerl heiraten!“, wandte Tyson ein. Langsam ging es ihm wirklich besser. Selbst die störenden Kopfschmerzen und das Schwindelgefühl hatten abgenommen. Trotzdem schaffte er es noch immer nicht, länger als ein paar Stunden außerhalb seines Bettes zu bleiben, obwohl seit dem Überfall schon ein Monat vergangen war. Trotz der wieder aufkommenden Übelkeit zügelte der Prinz des Eislandes seinen Schritt nicht. Er stürmte durch die düsteren Gänge des Eispalastes, so schnell, dass seine Schwester, die neben ihm lief, rennen musste, um Schritt halten zu können. Tala hatte ihm soeben erzählt, mit welcher Botschaft sein Vater den Boten vor einigen Tagen los geschickt hatte. Das war einfach unerhört! Schließlich stieß der Graublauhaarige wütend die Flügeltüren, die in den Thronsaal seines Vater führten, mit einem Ruck auf. Der Vater der Beiden sah auf: „Kai! Und Kira, du bist ja auch da!“ Aus dem Augenwinkeln beobachtete er seine Tochter, die sich nach Luft schnappend an ihren Bruder lehnte. „Was wollt ihr von mir? Seht ihr nicht, dass ich beschäftigt bin?“, seine Stimme war deutlich kälter geworden. „Das ist egal, Vater. Ich will nur die Wahrheit wissen! Stimmt das, was mir zu Ohren gekommen ist? Hast du mich wirklich mit diesem Mädchen, dieser Ray, verlobt? Was fällt dir eigentlich ein?!?“ Kira ließ ihn los. „Kai Alexander! Nicht in diesem Ton mit mir! Diese Verlobung ist der Garant, dass wir auch noch die nächsten Jahre in Frieden leben werden! Wenn wir ihre Prinzessin haben, werden die es nicht wagen, uns anzugreifen oder hast du dieses Attentat auf dich schon wieder vergessen?!?“ Sein Vater übertrieb wieder einmal gnadenlos ... diesen simplen Überfall als Attentat anzusehen ... Wie sollte er es auch vergessen haben? Seine Umgebung begann, um ihn herum zu kreisen. Alles drehte sich, doch das war jetzt nicht das Problem. „Vater, willst du es nicht verstehen? Findest du das erheiternd? WENN ICH MICH VERLOBE, DANN ENTSCHEIDE ICH, WEN ICH EINMAL HEIRATEN WERDE UND NICHT DU, VERDAMMT ...“, nachdem er begonnen hatte seinen Vater anzuschreien war er mitten im Satz umgekippt, was seine Schwester dazu veranlasste, schrill nach ihm zu rufen. „Hey! Hey, Kira! Er wacht auf!“, neben ihm ertönte eine Stimme, woraufhin wenig später Schritte über den Steinboden näher kamen. „KAI!!!! Wie geht es dir?“, als der graublauhaarige Junge die Augen öffnete, blickte er direkt in das tränenüberströmte Gesicht seiner kleinen Schwester. „Was ist passiert?“ „Das wagst du mich zu fragen? Du hast mich halb zu Tode erschreckt! Eben redest du noch mit Papa und dann bist du einfach so umgefallen! Kannst du nicht mal damit aufhören, mich ständig so zu erschrecken? Mach das nie wieder, du Idiot!!“, die Blicke, mit denen sie ihn dabei bedachte, waren beängstigend, „Aber ich bin so froh, dass es du wieder wach bist!“, wiederum war sie den Tränen nahe, das konnte Kai ihr ansehen, als Bryan seine Hand auf ihre Schulter legte. „Man hat dich dann hierher zurückgebracht und den Heiler verständigt.“, während der lavendelhaarige Ritter sprach zeigte er auf Kais Bett, wurde dann aber wieder von Kira unterbrochen: „Und der Onkel hat gesagt, dass du dich nicht so aufregen sollst! Also, lass das, oder willst du, dass ich wieder weine?“ „Schon gut, Kleine ...“, er tätschelte den Kopf des Mädchens. „Ich hab dir schon mal gesagt, ich bin nicht klein!!! Ich bin schon fast 5 ½!“, und ohne erkenntlichen Grund rannte sie plötzlich aus dem Zimmer. Bryan seufzte: „Manchmal kaum zu glauben, dass sie erst 5 ist ...“ Kai nickte schwach. Sie war schon etwas frühreif ... und diese Stimmungsschwankungen ... Er bemitleidete jetzt schon den armen Kerl, der sie einmal zur Frau bekommen sollte ... Ray stand immer noch wie versteinert da. Er war blasser wie normal und reagierte nicht, wenn ihn jemand ansprach. Dann rannte er einfach aus dem Thronsaal. Vorbei an seinem Vater, seinen Freunden, dem Boten und den Wachen. Es schien ihn nicht zu interessieren, mit was für Blicken man ihn bedachte. Überhaupt schien ihn gar nichts zu interessieren ... Max konnte ihn irgendwie verstehen, weshalb er auch Tyson aufhielt, der dem Schwarzhaarigen hinterher wollte: „Lass ihn, er braucht ein bisschen Zeit zum Nachdenken.“ Die untergehende Sonne färbte langsam, aber sicher den Himmel. Der Regen hatte aufgehört. Er hatte lange gebraucht, um sich seine momentane Situation bewusst zu machen. ‚Wie sind die bloß darauf gekommen ...? Seh ich etwa aus wie ein Mädchen? ... Ich will nicht sterben ... Heiraten will ich aber eigentlich auch noch nicht ...‘, er wusste zwar, dass das egoistisch war, aber das änderte nicht das Geringste daran. Von seinem neuen Lieblingsplatz, einem Ast, der versteckter lag, doch dennoch ins Wasser reichte, konnte er durch ein Loch im Blätterdach den Abendhimmel sehen. Schon zeigten sich die ersten Sterne. ‚Mama‘, dachte er verzweifelt, ‚Was soll ich nur tun?‘ Der Junge sah sich um. Hier in der Nähe hatte alles angefangen. Hätte er die seltsamen Geräusche ignorieren sollen? Dann wäre er zumindest nicht in dieser ausweglosen Lage. Nein, dann wäre Prinz Kai sicherlich gestorben und das hätte vermutlich das Ende des Friedens und des Graslandes bedeutet. ‚Diese Augen ...‘, Ray konnte sie nicht vergessen, ‚Nein‘, er schüttelte heftig seinen Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, „Lass den Mist, Ray!“, sagte er sich noch einmal laut und bestimmt und seufzte auf. Er war wirklich kindisch gewesen ... Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte ... warum war er denn nicht eher darauf gekommen? Kai war gerade dabei, in einem Buch zu lesen. Fast ½ Monat war seit seinem Zusammenbruch vergangen, doch obwohl es ihm schon wieder Bestens ging, hatte Kira ein Auge darauf, dass er nicht zu oft sein Bett verließ. Wären ihre Eltern nicht eingeschritten, hätte sie wohl auch noch sein Zimmer bezogen, weshalb er ziemlich froh war, dass sie es nicht getan hatte, obwohl er dies nicht nach außen hin zeigte. Der Junge liebte seine Schwester zwar mehr als irgend jemand anderen, doch sie besaß so ein Talent, dass mit der Zeit schrecklich nervte ... „Euer Hoheit?“ Kai sah auf. Er hatte den Diener, der neben ihm stand, bisher noch nicht bemerkt gehabt. „Euer Hoheit?“ „Ja“, knurrte er nur. „Ich soll Euch ausrichten, der Bote ist zurückgekehrt ...“ „Und?“, der Prinz gab sich desinteressiert. „Euer Vater wünscht, dass Ihr dabei seid, wenn er die Antwort vorträgt ...“ Der Graublauhaarige antwortete nicht. „E...euer Hoheit?“ ‚Warum will er mich dabei haben? Als er es bestimmt hat, hat es ihn doch auch nicht interessiert ...‘, die Gedanken in seinem Kopf rasten. „Euer Hoheit?“ „Was ist denn?“, so langsam ging ihm dieser Diener auf die Nerven. Das schien dieser bemerkt zu haben, da er ängstlich fortfuhr: „Habt Ihr noch einen Wunsch?“ Was hatte der Prinz eigentlich erwartet? Statt zu antworten drehte er sich einfach weg. Den sich leise entfernenden Schritten und dem Geräusch seiner sich schließenden Tür entnahm er, dass der Diener gegangen war. Das war auch besser so ... Rasch zog er sich um und machte sich auf den Weg zu seinem Vater, obwohl er es immer noch nicht verstehen konnte. „Da bist du ja, Kai“, knurrte sein Vater schon fast bedrohlich, „Wir haben doch nicht den ganzen Tag Zeit!“ Der Angesprochene zog es vor zu Schweigen. „Sprich, wie lautet ihre Antwort?“, befahl der König unterdessen. Der Bote verkündete, nachdem er alles, was ihm widerfahren war wiedergegeben hatte, mit feierlicher Stimme: „Und darum laute die Antort wie folgt: ...“ Kapitel 7: Ankunft im Eisland ----------------------------- Tagchen, ich bins mal wieder^^ Bin im Moment leicht gestresst, also gomen, ich streng mich an, dass es bald wieder etwas schneller weitergeht^^ (auch bei der anderen FF) Aber ich hab mich bemüht, das Kappi mal etwas länger zu machen... Na dann, VIEL VERGNÜGEN!!! euer engelchen h.e.a.g.d.l. Ankunft im Eisland „Und darum lautet die Antwort wie folgt: Prinzessin Ray Kon wird den Verlobungsantrag annehmen und mit ihrer persönlichen Leibgarde in drei Monaten an der Grenze zu unserem Land ankommen.“ „Gut, Kai, ihr werdet sie abholen und zu unserem Schloss geleiten!“ Das war nun drei Monate her und Kai befand sich auf dem Weg zum Treffpunkt. ‚Womit habe ich das eigentlich verdient? Jetzt habe ich eine Verlobte ...‘ Ungeduldig spielte Ray mit einem Zipfel seines Reiseumhangs. Er saß in seiner Kutsche, die sich langsam, aber sicher der Grenze näherte. ‚Ganz ruhig, Ray ... du weißt, was du zu tun hast ...‘, in Gedanken ging er nochmals seinen Plan durch. Das Gefährt stoppte abrupt und Tyson rief laut: „Ray, wir sind da!“ Der Prinz seufzte und stieg aus. Es hätte eh nichts gebracht, dort zu bleiben. Sie befanden sich in einer Einöde, die nahe der Grenze gelegen war. In der Ferne konnte man drei Gestalten auf Pferden ausmachen, die schnell näher kamen. Als sie in Sichtweite waren, erkannte er, wer da ankam. ‚Das ist doch dieser rothaarige Sir ... wie hieß er noch gleich? Und Sir ... Brom? ... Nein ... Brim? ... Auch nicht ...‘, der junge Prinz seufzte. Mit seinem Namengedächtnis würde er sicher eines Tages in Schwierigkeiten geraten ... und Prinz Kai war auch da ... merkwürdigerweise hatte er bei dem jungen Prinzen keine Schwierigkeiten gehabt, sich den Namen einzuprägen ... Etwas hatte dieser Kerl an sich ... Der andere Prinz kam vor ihm zum Stehen und beäugte ihn kühl. „Es freut mich zu sehen, dass Ihr wohlauf seid, Prinz Kai ...“, sagte Ray in der Sprache der Eisländer. Infolgedessen meinte der Schwarzhaarige in den rubinroten Augen Überraschung lesen zu können, doch die war so schnell verschwunden wie sie gekommen war, dass er sich fragen musste, ob der Prinz des Eislandes tatsächlich jegliche Gefühlsregung zuließ. Er beachtete die Grasländer nicht weiter. Ja, er schien sie komplett zu ignorieren. „Die Verpflegung war viel zu wenig ... Gibt es hier was zu essen?“, wandte der blauhaarige Ritter ein, doch wieder ohne Reaktion. „Hey!“, setze der Ignorierte an, um sich lauthals zu beklagen, wurde jedoch von seinen Freunden zurückgehalten. „Lass es, Ty“, redete der Blonde auf ihn ein, „das hat doch keinen Sinn!“ „Hmpf!“, Tyson ergab sich schnell, da auch Ray ihn nun bohrend ansah. „Folgt mir!“, knurrte Prinz Kai und bestieg sein Pferd. „Dein Verlobter ist wirklich ein kleiner Sonnenschein!“, flüsterte Tyson so leise, dass nur der schwarzhaarige Prinz ihn verstehen konnte. „Hahaha, wie nett, dass du so viel Anteil an meinem Schicksal nimmst, Ty ...“, entgegnete Ray trocken. Das war der Beginn einer anstrengenden Reise für alle Beteiligten ... Es würde eine Reise von 3 Tagen werden, erklärte man den Grasländern. Das konnte ja heiter werden ... Ray nahm wieder Platz in seiner Kutsche. Sie reisten den ganzen restlichen Tag weiter. Die Eisländer vorne weg, dann die Kutsche mit den beiden Rittern des Schwarzhaarigen und die Nachhut bildeten die Soldaten des graublauhaarigen Prinzen. Die Sonne stand schon tief am Himmel, als die Reisegruppe endlich in einem kleinen Gasthaus einkehrte. Ray wankte aus der Kutsche. Sein Magen fühlte sich flau an, durch das ewige Geschaukel und Geruckel. Eins war für ihn klar: Er hasste es, in einer Kutsche fahren zu müssen und verstand die wirklichen Prinzessinnen nicht, dass sie dies einem Ritt auf einem Pferd vorzogen. „Ray? Geht’s dir nicht gut? Du bist so blass ...“ „Nein, alles in Ordnung, Max, ich bin nur das Reisen in diesem Ding da“, er nickte in Richtung Kutsche, „nicht wirklich gewöhnt ...“ „Max, Ray, mir ist kalt ...“, grummelte ihr blauhaariger Freund vor sich hin, „Und außerdem hab ich Hunger!“ Die drei Eisländer, die bis vor wenigen Augenblicken in ein Gespräch vertieft waren, hielten inne und starrten Tyson aus kalten Augen an. Scheinbar waren Ray, Max und Tyson nicht die Einzigen, die die für sie fremde Sprache gelernt hatten ... Ray seufzte. Das konnte ja nicht gutgehen ... „Kommt mit!“, befahl Prinz Kai und betrat das kleine Haus. Doch dort lauerte schon das nächste Problem: Es gab nicht genug Zimmer für alle. Ray, der ja als „Mädchen“ einen gewissen Sonderstatus inne hatte, bekam ein Einzelzimmer, ebenso wie sein Verlobter. Die Wachen würden sich in der Nacht um das Haus verteilen, um so die Gegend in Auge zu behalten. Blieben nur noch die vier Ritter übrig, die sich alle ein Zimmer teilen mussten ... „Ray, mach doch was!“, jammerte der blauhaarige Ritter und sah seinen Freund mit großen Augen an. „Aber Ty, Ray kann doch da auch nichts machen!“, Max legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu. Trotzdem blieb der Prinz skeptisch, was sich in der folgenden Nacht bewahrheiten sollte. Gleich nach dem wirklich miserablen Abendessen war er zu Bett gegangen und lag nun seit fast zwei Stunden, die ihm unendlich erschienen, wach. Alles, was er wollte, war schlafen. Sein ganzer Körper tat ihm weh. Er drehte sich auf die Seite. Und wieder zurück. Doch das half alles nichts, der Hauptgrund seiner Schlaflosigkeit befand sich in seinem Nebenzimmer und hörte auf die Namen Max, Tyson, Tala und Bryan ... Kai starrte in die Dunkelheit. Er lag entspannt in seinem Bett und dachte nach. Während des Abendessens war sein Blick immer wieder zu der Prinzessin hinüber geglitten. Sie hatte kaum gesprochen, wenn war es so leise gewesen, dass er es nicht gehört hatte. Überhaupt hatte sie nur mit ihren Begleitern geredet ... mit dem Fresssack und dem Dauergrinser ...aber dass sie tatsächlich seine Sprache gelernt hatte, überraschte ihn doch positiv, auch wenn er dies zu verbergen wusste. Dieses Mädchen würde sicherlich eine gute Ehefrau abgeben, doch er würde den Teufel tun, sie zu heiraten! Schon deswegen, weil er seinem Vater endlich einmal zeigen musste, dass er nicht alles mit sich machen ließ. Doch etwas sagte ihm, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmte ... nur was war die Frage, aber wenn es da etwas gab, so würde er noch hinter ihr Geheimnis kommen. Aus dem Nebenzimmer waren laute Geräusche auszumachen. Der Prinz seufzte. Konnten die sich nicht leiser gegenseitig umbringen? Talas Stimme, in einer Lautstärke als würde er Kai direkt ins Ohr schreien, drückte eine gewisse Gereiztheit aus. Der Graublauhaarigen schmunzelte, woher die wohl kommen mochte? Sicher war, dass er jemanden ziemlich zusammenstauchte. Ja, man sollte ihn nicht reizen ... Nichtsdestotrotz wollte Kai nun schlafen, egal wie interessant es für ihn war, hier zu lauschen. Die restlichen Tage der Reise verliefen in etwa, und sehr zum Leidwesen der beiden Prinzen, genau gleich ab. Übernachtungen in kleinen Gasthäusern und besonders die ewigen Streitereien zwischen Tala und den anderen zwei Rittern, besonders dem Blauhaarigen waren nervig,. Bryan hielt sich da wenigstens noch zurück ... Schon als sie durch das kleine Dorf, das dort unter dem Schloss lag reisten, hörte man die Leute tuscheln. „Ist das die Prinzessin, die den Prinzen heiraten wird?“ oder „Wie schön sie ist“, war gelegentlich hören, wobei Ray abgrundtief seufzen musste. ‚Wann merken die endlich, dass ich kein Mädchen bin?‘ Aus seiner Kutsche konnte er ein kleines Kind ausmachen, das wild mit den dünnen Ärmchen fuchtelte und seine Mutter fragte: „Mama, was macht der Junge da in der Kutsche?“, woraufhin die Mutter ihr Kind böse ansah und zischte: „Wie kannst du die Prinzessin nur so beleidigen?!? Halt jetzt den Mund!“ Kai zog eine Augenbraue in die Höhe. Entsprechend ihrer ‚angenehmen‘ Reise sahen alle müde und abgekämpft aus, als sie schließlich das düstere alte Gemäuer erreichten, das so anderes war, wie Ray es von zu Hause gewohnt war. Er war aus seiner Kutsche gestiegen, froh, endlich wieder richtigen Boden unter den Füßen zu haben. Das schwere hölzerne Schlossportal öffnete sich und ein kleines Mädchen mit gräulichen Haaren stürmte auf die kleine Gruppe zu. „KAI!!“, rief sie fröhlich, „Endlich bist du wieder da!“ ‚Wer ist das denn?‘, schoss es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Lachend sprang sie dem Graublauhaarigen in die Arme, während ihr Blick über die anderen Anwesenden glitt und schließlich an dem Prinzen des Graslandes hängen blieb. „Hallo. Ich bin Kira.“, das Mädchen lächelte, doch dann verfinsterte sich ihr Blick schlagartig, „Solltest du es wagen, meinem großen Bruder weh zu tun, dann kriegst du es mit mir zu tun!“, während sie das sagte sah sie zu dem Graublauhaarigen und schaute wieder zu Ray. „Prinzessin Kira, es ist mir eine Ehre. Bitte seid versichert, dass ich es in keinster Weise beabsichtige, Euren Bruder oder Euch zu verletzten. Das sind übrigens Tyson und Max.“, er konnte sich gerade noch so beherrschen, sonst hätte er sie mittels eines Handkusses begrüßt, was in dieser Situation unpassend wäre ... Kira musterte ihn genau. Sie lief um ihn herum und besah ihn von Kopf bis Fuß. „Nenn mich Kira. Willst du mein Zimmer sehen?“ Leicht perplex starrte der Schwarzhaarige das Mädchen an: „Sehr gerne, aber zuerst müsste ich kurz mit deinem Vater sprechen ...“ „Das wird aber schwierig, Ray, mein Papa und meine Mama sind nämlich ausgegangen ...“ „Oh“, Ray war enttäuscht, wollte er doch die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen, doch er hielt Tyson zurück, der sich schon wieder aufregen wollte, „Na dann ...“, das bedeutete also, er musste warten. Na toll. Er hasste Verzögerungen. Fast schon amüsiert beobachtete er seine Schwester, die die Prinzessin am Arm gepackt hatte und sie Richtung Schloss zerrte. Unterhaltungsfetzen wie: „Hast du dich nicht einsam gefühlt, als einziges Mädchen? Wo ist deine Zofe? Oder deine Dienerin?“, sie ließ der Schwarzhaarigen wirklich keine Zeit zum Antworten ... Moment, keine Zofe? Keine Dienerin? Jetzt sprang es ihm förmlich ins Auge: Die Prinzessin war wirklich die ganze Zeit über die einzige Frau ihrer kleinen Reisegesellschaft gewesen! Dem musste er unbedingt auf den Grund gehen, das war doch nicht normal! Je eher er herausfand, was hier gespielt wurde, desto besser ... „So und das ist dein Zimmer, Ray“, Kira hatte wirklich eine unglaubliche Energie. Sie hatte den Prinzen, den man für eine Frau hielt, zwei Stunden durch das riesige Schloss geführt, er selbst war inzwischen fast völlig erschöpft, „Und das da, das neben deinem ist das von meinem großen Bruder, aber ich warne dich ...“ Er lächelte und nickte verstehend. Kaum zu glauben, dass die Rotäugige erst fünf war ... „Du Ray, sei mal ehrlich, du ...“ „Prinzessin Kira ...“, eine Wache war wie aus dem Nichts in dem Zimmer von Ray aufgetaucht, „Prinzessin Ray ... der König ist zurück und bereit, Euch nun zu empfangen ...“, der Mann verbeugte sich und verschwand genauso schnell wie er gekommen war. „Soll ich dich hinbringen?“, Kira lächelte liebenswürdig, als Ray dem Mann verwirrt nachsah. „Das wäre wirklich nett, danke“ Er hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, sich sein Zimmer genauer anzusehen. „RAY!“, der Gerufene blickte zurück. Seine beiden Ritter kamen den langen Gang entlang gestürmt, „Wir kommen mit dir!“ „Nein, das möchte ich nicht!“, der Grasländer schüttelte bestimmend den Kopf, „Das muss ich alleine machen. Am Besten, ihr bereitet schon mal alles vor ...“, raunte er Max noch unauffällig zu, bevor er mit der Grauhaarigen seinen Weg fortsetzte. Bald, Ray hätte sich komplett verlaufen, standen sie vor der großen Flügeltür, die aus einem ihm unbekannten dunklen Holz gefertigt war. Je zwei Wachen zu beiden Seiten der Tür starrten ihm grimmig entgegen. ‚Na das kann ja heiter werden ...‘ Die Türen öffneten sich und er trat ein. Naja, ich hoff, es hat euch gefallen...(ich mags nicht, aber das is ja nix Neues mehr...) *wink* bis denne^^ Kapitel 8: Weil er ein Junge ist... ----------------------------------- Ja, nach einer halben Ewigkeit gibts mal wieder ein neues Kappi^^ Es hat mir absolut nicht gefallen...desewgen geht ein special thank an Chris, die so lieb war, das ganze mal Probe zu lesen^^ Danke, du hast mir echt sehr geholfen^^ Wenn du nicht gewesen wärst, die mich überredet hat, wär es jetzt lange noch nicht on^^ Bleibt nur noch zu sagen, dass es nicht meinen Vorstellungen entspricht, aber nicht mehr ganz so mies ist, wie es mal war! Viel Spaß^^ *alle knuddel* euer engelchen Weil er ein Junge ist... Der gesamte Saal war dunkel gehalten. Rot und Schwarz dominierten in dem riesigen Raum, an dessen Stirnseite der König auf einem massiven Thron saß. Unter den kalten Augen, die Ray bei jeder seiner Bewegungen folgten, begab sich der Junge langsam in die Raummitte, während die Tür am anderen Ende fast geräuschlos geschlossen wurde. Um die Atmosphäre kurz zu beschreiben: Bedrückend und kalt und das gefiel dem Schwarzhaarigen überhaupt nicht. „Tretet näher!“, die Stimme des Königs war schneidend scharf, „Ihr wolltet eine Audienz? Sprecht!“ Ray fiel auf die Knie, bevor er zu Sprechen begann: „Ganz recht, Euer Hoheit. Ich danke Euch für Eure unendliche Güte, mir mein Leben zu lassen, aber ...“ „Kommt endlich zum Punkt, Prinzessin, Ihr müsst verstehen, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“, mit dem offensichtlichen Ärger in seiner Stimme schüchterte er Ray noch mehr ein, doch schließlich nickte der Prinz leicht: „Sehr wohl ... jedoch, obwohl ich Euch unendlich dankbar bin, muss ich Euch leider mitteilen, dass es mir nicht möglich ist, Euren Sohn, Prinz Kai, zu heiraten ...“ „UND WARUM NICHT!?!?“, mit wutverzerrtem Gesicht war der König aufgesprungen. Ray zuckte zusammen. Wieso hatte er so was nur kommen sehen? „WARUM?“, donnerte die Stimme des Regenten. „Weil die Prinzessin in Wirklichkeit ein Junge ist, Vater ...“, die ruhige, emotionslose Stimme Kais drang irgendwo aus dem Schatten hinter Ray, der herumfuhr. Woher wusste der Prinz davon? Wann hatte er es endlich gemerkt? Zeit dafür war es ja schon lange ... Der andere Prinz war in schwarz gekleidet und lehnte, wie Ray nun erkannte, am Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht noch immer im Schatten verborgen. Er sah wirklich gut aus ... ‚Nein, hör auf, so was zu denken, Ray!‘, erschrocken so etwas zu denken tadelte er sich selbst in Gedanken. „Was sagst du da, Kai?“, zischte der König bedrohlich, „Selbst wenn dem so wäre, dann erkläre mir eines: Warum solle er sich als Mädchen ausgeben?“ „Du weißt selbst ganz genau, was ich meine!“ Der König schaute skeptisch, doch die Skepsis verwandelte sich mehr und mehr in blanken Zorn, also mischte sich nun auch der Grasländer wieder ein: „Es ist wahr, Euer Hoheit. Es war alles ein großes Missverständnis! Ich hoffe, Ihr versteht nun, warum ich Euren Sohn nicht heiraten kann ... Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich mich gerne zurückziehen, die Reise war doch sehr anstrengend ...“ „Na los, geht schon!“, knurrte der Sohn des Königs hinter ihm. Dankbar blickte Ray dem Anderen noch kurz in die Augen, bevor er erleichtert den Thronsaal verließ. Jedoch anders, als er es gesagt hatte, machte er sich nicht auf den Weg zu seinem Zimmer, um sich auszuruhen, sondern um seine Sachen zu packen. Er hatte alles geklärt, was es von ihm aus zu klären gab und würde nun abreisen. ‚Am Besten Heute noch!‘ „WIE KANNST DU ES WAGEN, MICH SO BLOSSZUSTELLEN?!?! DU BIST IMMERHIN MEIN EINZIGER SOHN UND MUSST DIE EHRE DER FAMILIE AUFRECHT ERHALTEN!!!“, donnerte sein Vater nun seitdem Ray weg war, obwohl Kai ja eigentlich unschuldig war. „Ich habe es selbst gerade erst herausgefunden, Vater.“, entgegnete er ruhig, den Blick Rays noch immer im Gedächtnis. Er hatte so dankbar ausgesehen und Kai fühlte sich merkwürdigerweise Schuldig dafür, dass sie sich jetzt in dieser Situation befanden ... „ANTWORTE MIR! WARUM HAST DU ES NICHT GLEICH BEMERKT???“ „DU HAST IHN DOCH AUCH FÜR EIN MÄDCHEN GEHALTEN, ALTER NARR!!“, jetzt hatte es Kai gereicht, sein Vater war zu weit gegangen, doch vielleicht wäre es besser gewesen, sich richtig unter Kontrolle zu haben und ihn nicht anzuschreien, auch, wenn es der Wahrheit entsprach ... „Nicht in diesem Ton mit mir! Das habe ich dir doch schon einmal gesagt! Na warte, ich werde dich benehmen lehren!“, sein Gegenüber sprach plötzlich leise und beherrscht, so war er unberechenbar und wusste vermutlich selbst nicht mehr so recht, was er tat, „WACHE!“, mehrere bewaffnete Männer betraten den Raum und verbeugten sich hastig, „FÜHRT MEINEN SOHN AB UND BRINGT IHM BENEHMEN BEI!!“ Mit einem letzten wütenden Blick wurde er von den Wachen, die sich verwirrt ansahen, aus dem Thronsaal geführt. Er wehrte sich nicht. Es hätte eh keinen Sinn gemacht, das hatte er in seiner Kindheit leidvoll erfahren gemusst. Stunden später stand die Sonne bereits tief im Westen und noch immer waren Kais Schreie zu hören ... Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass der König es mal wieder für nötig erachtete, seinen Sohn ‚Benehmen lehren‘ zu lassen, warum wussten sie jedoch nicht. „Ich habe gehört, der König soll über etwas sehr erbost gewesen sein ... er soll ein ziemliches Spektakel veranstaltet haben ...“, meinte der Lavendelhaarige leise, als man wieder einen Aufschrei hörte. Tala seufzte: „Wenn die so weitermachen, stirbt er. Das hat doch nichts mehr mit Erziehung zu tun!“ „Wenn Kira davon erfährt, geht sie ihrem Vater an die Gurgel ...“ Schmerz war alles, was Kai spürte, als er wieder in den Thronsaal gebracht wurde. Unsanft landete er auf dem Steinboden zu Füßen seines Vaters. Atmen konnte er nur gepresst. Toller Vater! „Ah, da bist du ja wieder ...“, er war aufgestanden und schritt majestätisch auf den Graublauhaarigen zu. Wenige Zentimeter vor dem Gesicht, des auf dem Boden liegenden hielt er an und hob dessen Kopf so, dass er ihm in die Augen sehen musste. „Ach ja, du und Ray, ihr werdet heiraten, deine Mutter und ich haben es schon im ganzen Land verkündet, ein Rückzieher wäre sehr unklug ... und wir werden uns hüten zu offenbaren, was er in Wirklichkeit ist!“, rau lachte er auf und ließ den Kopf seines Sohnes so los, dass er wieder auf dem Boden aufschlug, was Kai kaum zur Kenntnis nahm, war der Schmerz doch sowieso überall, und verließ den Saal. Der Rotäugige lag weiter dort, unfähig aufzusehen, als sich die Tür wieder öffnete und schnelle Schritte auf ihn zukamen. Tala und Bryan, wie er erkannte, als sie ihm wortlos auf die Beine halfen und ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer stützten, wofür er ihnen auf seine Art und Weise dankbar war. „Tala ...“, krächzte er. Seine Kehle war trocken wie Staub, „Sag ihm Bescheid ... wir müssen ... etwas besprechen ...“ „Wem?“, Tala klang irritiert und als er mühsam den Kopf drehte, bemerkte er, dass Bryan ihn, ebenso wie der Rothaarige es wohl tat, verständnislos anstarrte. „ ... Ray ...“ „Was hat sie denn damit zu tun?“ „Ray ist ... ein Junge ... deswegen wollten wir ... die Verlobung auflösen ...“ „Ja, und weiter?“ „Tala ... mein Vater hält an seinem Plan fest ... uns heiraten zu lassen ... Jetzt hol ihn endlich!“ „Schon gut, schon gut. Ich machs ja ...“, antwortete der Rothaarige nur noch und setzte seinen Freund mit Bryans Hilfe in einen der Sessel in Kais Zimmer und machte sich schließlich auf den Weg. Der Prinz des Eislandes trank etwas von dem, was sein Freund ihm in einen Becher eingegossen hatte, wobei nicht der gesamte Inhalt des Trinkgefäßes den Weg in seinen Mund fand, so dass die Flüssigkeit an seinem Hals herunter tropfte und sein Hemd benetzte. Gedankenverloren blickte er aus dem Fenster. „Was willst du ihm eigentlich sagen?“, Bryan nahm im gegenüberliegenden Sessel platz. Mühsam drehte der Angesprochene den Kopf. „Mal sehen ...“ In eben diesem Moment stürmte Tala ins Zimmer: „Kai, wir haben ein Problem: Er ist weg und die beiden Ritter auch!“ „Wie weg?“ „Komplett verschwunden, als wären sie niemals hier gewesen! Ray hat alle seine Sachen mitgenommen!“ „Wir müssen ihm hinterher!“, Kai wollte aufstehen, doch er überschätzte seine Kräfte. Seine Beine knickten einfach unter ihm weg. Bevor er ein weiteres Mal an diesem Tag Bekanntschaft mit der Erde machen konnte, wurde er von Bryan aufgefangen, der ihm half, sich wieder zu setzten. „Nicht so stürmisch, Kai, wir werden ihn schon finden ...“ „Lass mich, Bry, ich will, dass ihr mich zu meinem Pferd bringt!“, der Prinz wurde allmählich ungeduldig. Zu so einer Tageszeit war das Land wirklich gefährlich, vor allem für Fremde. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!?“ „Nein, eigentlich nicht! Könnten wir denn dann jetzt los?“, er wusste nicht, weshalb seine Emotionen heute so mit ihm durchgingen, er musste sie unbedingt wieder unter Kontrolle bringen ... Nun hatte er zwar Bryan und Tala dazu gebracht, ihn zum Stall und zu seinem Pferd zu bringen, doch ein Problem bleib: Kai konnte sich nicht alleine auf dem Tier halten. Die einzige Möglichkeit, die sich ihnen in diesem Moment bot, war, dass er zusammen mit einem seiner Ritter reiten musste. „Da! Da vorn sind sie! Wir haben sie gleich eingeholt!“, nachdem sie eine Weile geritten waren, streckte Tala, der neben Kai und Bryan, die sich ein Pferd teilten ritt, den Arm aus. Auch Kai sah sie nun. Ray, der Fresssack und der Dauergrinser befanden sich nur wenige hundert Schritte von ihnen entfernt. Leider schienen diese ihre Verfolger bemerkt zu haben: Die beiden Ritter seilten sich ab und Ray ritt alleine weiter. „Tala! Kümmere dich um sie!“, rief Kai, während er sich mit Bryan an die Verfolgung des Schwarzhaarigen machte. So ritt der Rothaarige auf die beiden Ritter zu, die Anstalten machten, seinen Freunden den Weg zu versperren. „Das schafft er aber nicht allein, immerhin sind die zu zweit ...“, überlegte Kai laut, „Bry, hilf ihm!“ „Was soll ich tun?!? Ich kann dich doch nicht hier so weiter reiten lassen!“ „Das ist ein Befehl! Ich schaff das schon!“ Dem konnte der lavendelhaarige Ritter nichts entgegensetzen und so sprang er vom Rücken des Pferdes, wobei der Prinz fast abgeworfen worden wäre. „Wir kommen nach, sobald es geht!“, rief Tala ihm noch nach, bevor Kai schon zu weit entfernt war. Der Dauergrinser hielt jedoch weiterhin auf den Prinzen des Eislandes zu, aber Bryan gelang es den Blonden durch eine geschickte Finte vom Pferd zu ziehen. Damit war der Weg wieder frei und er nahm die Verfolgung auf, obwohl sein Verlobter schon fast außer Sicht war. Ray betrat ein Wäldchen und hielt scheinbar dort an. Das war die Chance für Kai aufzuholen, was er auch bald schaffte. Ray hatte tatsächlich angehalten! Er war von seinem Pferd abgestiegen und ging nun zu Fuß weiter hinein. Doch kaum hatte Kai diesen Ort ebenfalls erreicht, versagten seine Kräfte vollkommen und er stürzte von seinem Reittier auf den Schnee, der den Boden bedeckte. Wenigstens konnte er den Schwarzhaarigen von hier aus noch beobachten, der mit jemanden zu reden schien. Er wollte mehr von diesem mysteriösen Jemand sehen, doch, außer dass diese Person einen langen Mantel trug, der so dunkel war, dass der Prinz zweifelte überhaupt jemanden zu erkennen, machte er nichts aus. Der Prinz des Graslandes drehte sich von der Gestalt, die bis eben mit ihm geredet hatte, weg und lief los. Dabei wäre er fast über seinen Verlobten gestolpert, der mitten auf dem Weg lag. „Was macht Ihr denn hier?“ ‚Toll Ray, was besseres konnte dir ja wohl nicht einfallen! Er ist dir gefolgt, ist doch klar! Also haben Ty und Max es nicht geschafft, ihn aufzuhalten ... Hoffentlich geht es ihnen gut ... Aber was sollte das mit diesem Kerl? Warum macht er mir so ein Angebot?‘ „Hn“, war das Einzige, was der am Boden Liegende von sich gab. Mehr sagte er auch nicht, als der Schwarzhaarige ihm aufhalf und an einer, ihn günstig erscheinenden Stelle herunterließ, damit er sich gegen einen Baum lehnen konnte. „Ich gehe nicht mehr mit zurück, falls Ihr mir deshalb gefolgt seid ...“, meinte er grimmig, als er sich neben dem Eisländer auf die Knie sinken ließ. Bernsteinfarbene Augen trafen auf rubinrote, welche plötzlich eine unglaublich faszinierende Anziehungskraft auf den Schwarzhaarigen ausübten, die er bis jetzt noch niemals erlebt hatte. „Ich verstehe, aber ich denke trotzdem nicht, dass das klug ist ...“, der Graublauhaarige atmete tief ein und ein Zittern ging durch seinen Körper. Der Grasländer musterte ihn nun eingehender. Dass es ihm nicht gut ging, war nicht schwer zu erkennen. „Wenn Ihr die Frage erlaubt, was hat man mit Euch gemacht?“ „Nichts“ „Nein, gar nichts ... und genau deswegen seht Ihr auch so fertig aus, Prinz Kai ... Aber wenn Ihr nicht wollt ... bitte, Eure Angelegenheit ...“, antwortete er verletzt und wandte sich zum Gehen. Enttäuschung war alles, was er in diesem Moment fühlen konnte. Er hätte sich wirklich etwas mehr Vertrauen gewünscht, schließlich saßen sie beide doch zusammen in dieser Klemme mit der arrangierten Hochzeit! Ihm war klar, dass man Kai irgendwie gefoltert haben musste, aber wenn er es nicht sagen wollte, konnte Ray nichts dagegen tun. Obwohl, Sorgen machte er sich schon, ob er es nun wollte oder nicht ... Nach wenigen Schritten, ein gutes Dutzend, wenn überhaupt, kam er wieder zum Stehen. Die Gestalt im Mantel war in seinen Weg getreten. „Und, hast du dich entschieden, Ray?“ „Ich habe darüber nachgedacht und meine Antwort lautet: NEIN!“ Die Person seufzte: „Dann geht es wohl nicht anders ...“ Kai hob überrascht eine Augenbraue in die Höhe, als der andere Junge so schnell wieder stehen geblieben war. ‚Hat er es sich jetzt plötzlich anders überlegt?‘ Doch zu seinem Unmut ließ sich diese Tatsache nicht auf ihn, Kai, zurückführen, sondern auf die Gestalt, die er vorhin schon zu sehen geglaubt hatte. Nun war er sich sicher, dass sie existierte. Erstaunt riss er die Augen auf, als die Gestalt Ray angriff, sodass der Schwarzhaarige in sich zusammensackte, was für Kai absolut unverständlich war, hatte er doch nichts ungewöhnliches bemerkt, und von der Person aufgefangen wurde, die sogleich mit ihm im Dunkel des Waldes verschwand. „RAY!“, er schrie auf und versuchte verzweifelt, ihnen hinterher zu kriechen, doch sein Körper bewegte sich nicht. Jetzt war sein Verlobter weg und er musste es hilflos mit ansehen, wie er entführt wurde, ohne auch nur etwas tun zu können. Er musste hart schlucken. Dass hatte Ray ja fabelhaft hinbekommen: Er, der große Prinz des Eislandes, fühlte sich schuldig. Aber er konnte nichts anderes machen, als hier zu warten, bis Hilfe kam und zu hoffen, nicht zu erfrieren. Kapitel 9: Wo ist Ray? ---------------------- Huhu^^ Nach langer Zeit meld ich mich mal wieder mit nem neuen Kappi und ich hoff, es gefällt euch!!! Also, viel Spaß! euer engelchen Wo ist Ray? Tala blickte sich um. Ihr ‚Kampf‘ war schnell vorbei gewesen, schon deshalb, weil die beiden Grasländer das kalte Klima nicht gewöhnt waren und sich mit ihren dicken Mänteln schlecht bewegen konnten. „Hey! Der Kleine läuft schon blau an“, Bryans Stimme war emotionslos, doch in seinen Augen blitzte kurz so etwas wie Belustigung auf. Der Rothaarige blickte herab. Er saß rittlings auf dem Blauhaarigen und die Hände um seinen Hals hatten sich langsam immer fester geschlossen. „Oh“, langsam erhob er sich vom Bauch des Anderen und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, dann besah er sich seinen Freund und den Blonden, der natürlich, wie sollte es auch anders sein, schon wieder grinsen musste. Jedoch musste Tala auch erkennen, dass er scheinbar ein gar nicht so schlechter Kämpfer war, trotz seines nervig-fröhlichen Aussehens: Brys Auge schwoll langsam zu ... aber vielleicht würde genau das eines Tages hilfreich sein. Dunkelheit breitete sich langsam aus. Das beunruhigte nicht nur den rothaarigen Sir, sondern auch die Anderen. „Sollten wir den Beiden nicht mal hinterher?“, der Blonde, der sich den Magen hielt, blickte freundlich lächelnd in die Runde. Im Enddefekt hatte er nicht lange so lange warten gemusst, wie er es befürchtet hatte. Als ihn der Fresssack, ausgerechnet der, fand, war er nur leicht unterkühlt. „Wo ist eigentlich Ray, wir wollten uns doch hier treffen?“ „Weg...“, knurrte der Prinz nur. „Wie meinst du das, Kai?“, nun mischten sich auch seine beiden Ritter ein, die ebenfalls den Ort des Geschehens betraten. „Man hat ihn überwältigt und mitgenommen, ich konnte nichts tun ...“ „Nein! Das kann doch gar nicht sein! Hilfe!!“, panisch wie ein Kleinkind begann der blauhaarige Ritter auf und ab zu rennen, bis der Dauergrinser ein „Beruhig dich, Ty!“ von sich gab. „Ruhe jetzt!“, knurrte Tala, der gerade näher an Kai herantrat, böse, „Wie geht’s dir, Kai?“ „Hn ...“ An der Aussprache und anhand seines Blickes konnten alle, die den Prinzen näher kannten, die Bedeutung des kleinen Lautes erkennen. Manchmal hieß es ‚Ja‘, manchmal ‚Nein‘, ‚Lass mich in Ruhe‘ oder, wie in diesem Fall, ‚Geht schon‘. Ja, es hatte viele Bedeutungen und daher ebenso viele Interpretationsmöglichkeiten, was natürlich auch viele Missverständnisse zuließ. Als man ihn schließlich mühsam aus dem Wald buchierte, bemerkte Kai, dass das rechte Auge seines einen Freundes zugeschwollen war, der Blonde einen sehr gekrümmt lief, der Fresssack recht blass war und Würgemale am Hals aufwies, während Tala einen gereizten Eindruck machte. Stirnrunzelnd nahm der junge Prinz dies zur Kenntnis und verkniff sich jeglichen Kommentar. Am nächsten Tag, es ging ihm geringfügig besser, rief er die vier Ritter zu einer Art Krisengespräch auf sein Zimmer. Dem Graublauhaarigen war klar, dass sie alle im selben Boot saßen, wollten sie Ray doch, mehr oder minder, wiedersehen. Mittlerweile hatte er sich in einen seiner Sessel geschleppt und wartete. Und wartete, wobei er immer ungeduldiger wurde. Wie konnten sie ihn nur so lange hier sitzen lassen?!?! Wütend trommelte der Junge mit seinen Fingerkuppen auf das glatte Leder. Er hatte seinen Vater bereits von Rays Entführung unterrichtet, allerdings mit leicht abgewandelten Tatsachen. Wie nicht anders erwartet, hatte sein Vater getobt und geschrien und hatte ihm, ausgerechnet seinem Sohn befohlen, ihn wieder zu finden. Langsam drifteten seine Gedanken ab, die Anderen waren schließlich immer noch nicht da, und landeten schließlich am vergangenen Tag. Er sah Ray vor sich, der abrupt inne hielt und dann in die Arme der fremden Gestalt sackte. Etwas störte ihn daran und mit der Wucht eines Blitzes, der einen Baum spaltet, traf ihn die Erkenntnis: Sein Verlobter wider Willen war eigentlich ein ausgezeichneter Kämpfer, das hatte er selbst mehr oder weniger erlebt, einiges aber auch durchs Hörensagen erfahren. Warum hatte er also nach einer so kurzen Zeit verloren? Bei Rays Fähigkeiten hätte der Kampf um einiges länger sein müssen ... Doch seine Gedanken wanderten noch weiter in die Vergangenheit. Zwei fesselnde bernsteinfarbene Augen sahen ihn an, ja, er konnte sich sogar die einzelnen eleganten Bewegungen erinnern, die ihn darauf schließen ließen, es handele sich um ein Mädchen ... „Du, ... großer Bruder ... Kai!!!“, Kira stand vor ihm und wedelte wild mit ihrer Hand vor seinem Gesicht. „Kira, was ist denn?“, erschrocken wandte er sich dem Mädchen zu, dass plötzlich aufgetaucht war. „Wo ist Ray?“ „Ray ist ... Ray ... ist verreist“, er brachte es nicht übers Herz seiner Schwester die Wahrheit zu sagen. „Wohin?“ „Nach Hause“ „Wann kommt er wieder? Wieso gerade jetzt? Er ist doch gerade erst hier angekommen!“ „Weil er, na ja weißt du ...Moment mal! Woher weißt du, dass Ray ein Junge ist?“, perplex starrte er sie an. „Bäh!“, das Mädchen streckte ihm die Zunge entgegen, „Sag ich nicht!“ „Du bist ganz schön frech, Kleine!“ Zuerst lachte sie los, doch dann wurde ihr Blick schlagartig ernst und kalt: „Ich. Bin. Nicht. Klein!!!! Merk dir das endlich!“ „Schon gut. Warum bist du hier?“ „Ach ja! Das hätte ich fast vergessen! Da war eben eine nette Tante am Tor mit einer Kutsche, die war ganz schwarz und sogar die Pferde waren schwarz und die Räder und ...“ „Kira ...“, er kannte es, wenn seine Schwester in ihren Erzählungen abschweifte, das musste er sofort unterbinden, wenn er nicht noch Stunden damit verbringen wollte, in denen sie immer mehr vom eigentlichen Thema abwich! „...Was? Ach ja, also die Kutsche war ganz schwarz und dann war da so eine Tante, die war auch ganz schwarz angezogen und dann hat sie mir das gegeben und gesagt, «Gib das deinem Papa und sag ihm, dass der Besitzer ihn nicht mehr brauchen wird.» Aber Papa ist nicht da, also hier!“, die Prinzessin drückte Kai etwas in die Hand, das sich bei näherer Betrachtung als ein Siegelring entpuppte. Jeden Millimeter betrachtete er und er wurde das ungute Gefühl nicht los, das eingravierte Wappen schon einmal gesehen zu haben, doch wo wusste er nicht. „Onkel Bryan! Onkel Tala!“, plötzlich kreischte Kira freudig auf, „Onkel Tyson! Onkel Max!“ „Kira!“, der Fresssack rannte auf sie zu, „Weißt du schon, was es heute Abend zu Essen gibt? Wenn man an der Küche vorbei kommt, duftet es so lecker!“ „Aber Onkel Tyson! Du sollst doch nicht da herumlungern!“, tadelte sie ihn, bevor sie strahlend verkündete: „Heute gibt es einen Braten, so wie ich ihn am Liebsten mag, ich durfte mir nämlich etwas zu Essen wünschen, einfach so, ist das nicht toll?“ „Max, hast du das gehört? Das Mädchen ist perfekt!“, der Kerl war vollkommen aus dem Häuschen, sodass es Kai zu bunt wurde, wütend schoss seine Augenbraue in die Höhe, wobei er auch den Ring fallen ließ. „Schon gut, Ty“, beruhigte ihn der Blonde, doch dann fiel sein Blick auf den Ring, der mit einem leisen Klirren auf den Boden aufgekommen war, „Prinz, was macht Ihr mit Rays Siegelring?“ „Den hat mir eine Tante vorhin gegeben!“, bevor Kai auch nur den Mund aufmachen konnte, plapperte seine Schwester, mit einem gewissen Stolz in der Stimme, auch mal etwas zu wissen, munter los. Max, der den Ring inzwischen aufgehoben hatte, gab ihn dem Prinzen zurück und musterte ihn mit großen Augen, als der Graublauhaarige ihn gedankenverloren in den Händen drehte. Schuld nagte an seinem Gewissen, obwohl sein Verstand es eigentlich besser wissen sollte. Also erhob er sich mühsam, den Ring fest umklammert: „Wir werden ihn finden!“ Das war auch das Beste für ihn. Kai wollte lieber nicht daran denken, was sein Vater tun würde, wenn Ray verschwunden bliebe und damit ihre Hochzeit ins Wasser fallen würde. Einen Anhaltspunkt hatten sie immerhin schon: Sie mussten die Kutsche und die mysteriöse Frau finden. „Na, bist du wieder wach? Du hast lange geschlafen ... Ganze vier Tage ...“ Der Verschwundene lag unterdessen gefesselt auf einem kleinen Bett, einer Pritsche gleich, das sich in einem Raum mit weißen Wänden und, soweit er es erkennen konnte, auch weißen Möbeln befand, der mit schummrigen Kerzenlicht erleuchtet war. „Du ...“, Erinnerungen drängten sich gewaltsam in das Gedächtnis des Schwarzhaarigen, „Was willst du eigentlich von mir?“ Ein Lachen erklang und eine Frau trat aus dem Schatten nahe der Tür, wo sie bis jetzt gestanden hatte. Ihr langes rotes Haar umspielte ihre schlanke Gestalt. Sie trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid, das einen so großzügig geschnittenen Schlitz aufwies, dass man fast ungehindert auf ihren linken Oberschenkel sehen konnte. Dennoch sah es damenhaft aus. Wenn man außer Acht ließ, dass man ihn an ein Bett gefesselt hatte, sah sie gar nicht so schlecht aus, feine Gesichtszüge, helle Haut, wachsame Augen. Das Klackern ihrer Absätze hallte laut im Raum wieder, als sie langsam auf das Bett zu trat. Sanft strich sie mit einem ihrer blassen langen Finger über seine Wange und schließlich drückte sich etwas feuchtes und klebriges auf seinen Mund. Als er bemerkte, dass es ihre Lippen waren, musste er arg an sich halten, um sich nicht übergeben zu müssen. Das ging dann doch zu weit! Keuchend sah er sie an, als sie sich endlich von ihm löste, doch er hatte keine Chance sich zu wehren, man hatte ihn ja an die Bettpfosten gebunden. „Wie lange musste ich auf diesen Augenblick warten!“, Begierde leuchtete in ihren Augen auf, als sie den Prinzen ein weiters Mal küsste, der seine Lippen so fest er konnte zusammenpreßte, damit sie mit ihrer Zunge nicht in seine Mundhöhle gelangen konnte, was sie jedoch keinesfalls zu interessieren schien. Sie musterte ihn genau, während sie mit ihrer Hand unter sein Hemd wanderte, wobei sich sein gesamter Körper sofort anspannte. „Entspann dich, mein Lieber, du kannst eh nichts mehr dagegen tun.“, wieder bewegte sie sich gefährlich nah zu ihm herunter, „Bald bist du mein!“, hauchte sie ihm gegen die Lippen. Angewidert drehte er seinen Kopf weg. „Du wirst es schon sehen, Ray!“, die Frau lachte auf, nur um sich wieder verlangend über den Jungen zu beugen, als die Tür, die aus massiven Eisen gefertigt war, mit einem Ruck aufgerissen wurde. „Mylady ... Wir haben da ein kleines Problem ...“, ein kleiner Mann mit langen weißen Haaren betrat den Raum, „Was wünscht Ihr bei Eurer Hochzeit zu tragen?“ „Männer! Siehst du nicht, dass ich gerade etwas mit meinem zukünftigen Ehemann zu besprechen habe?!?“ „Was?!?!“ „Liebling, schrei doch bitte nicht so laut!“ Rays Gesichtszüge entglitten vollständig. Er hatte die Unterhaltung mit immer größer werdenden Augen verfolgt und nun klappte sein Kiefer geschockt herunter. Diese Frau hatte ihn entführen lassen, so viel war für ihn klar. Und jetzt wollte sie ihn auch noch heiraten?!? ‚Nur über meine Leiche! Das muss ich verhindern!‘ Kapitel 10: Die Suche --------------------- Juhu^^ Nach dem Stress, den ich in den letzten Tagen hatte, gibts jetzt wieder ein neues Kappi...es ist ein bisschen länger als sonst, weil ich diesmal einfach nciht aufhörn konnte...^^" ich hoffe, es gefällt euch!^^ Das ist ganz alleine für Chris, weil sie mich daran erinnert hat, dass ichs vllt mal hochladen sollte...(ich werd vergesslich...*drop*) euer engelchen Die Suche Der Morgen graute. Kai konnte von seinem Bett aus sehen, wie die blassen Sonnenstrahlen den Schnee an seinem Fenster wie Kristall glänzen ließen. Er hatte in der letzten Nacht kein Auge zugemacht, wie auch in denen davor. Fast ein Mond war vergangen, seit dem Verschwinden von Ray. Aber was hatten sie großartig unternommen? Die vier Ritter, und zum Teil auch der Prinz selbst, hatten die umliegenden Dörfer nach der Frau und der Kutsche abgesucht. Ohne den gewünschten Erfolg. ‚Ach verdammt!‘, wütend drehte er sich vom Fenster weg. Wenn er etwas hasste, dann war es die Lösung eines Problems nicht gleich zu finden! Mittlerweile erreichte die Sonne das Kopfende seines Bettes. Das hieß, es wurde Zeit für ihn aufzustehen und zu frühstücken. Also zog er sich an und machte sich über die kalten Flure auf den Weg zum großen Esssaal mit dem wuchtigen Tisch aus Kastanienholz und den dazugehörigen Stühlen. Auf einer dieser Sitzgelegenheiten saß Kira. Sie gähnte, lächelte ihn jedoch fröhlich entgegen. Als Sprosse der königlichen Familie konnten sie selbst den Zeitpunkt ihres Mahles bestimmen. „ Guten Morgen! Na, hast du gut geschlafen?“, flötete sie. „Hn“, antwortete ihr Bruder nur, was hätte er ihr sonst auch sagen sollen? Jedenfalls setzte er sich so weit wie es ihm möglich war von ihr weg und hoffte, dass sie so seine Augenringe nicht bemerken würde. „Wann kommt Ray denn wieder?“ „Ich weiß es nicht, Kira, das hat er mir nicht gesagt ...“, seufzte der junge Prinz. „Schade ... Ich hoffe, er ist bald wieder da!“ „Ja, das hoffe ich auch ...“, murmelte Kai so leise, dass seine Schwester es nicht hören konnte. Fast geräuschlos betrat Tala den Rau. „Hallo, Onkel Tala!“, wurde er sogleich fröhlich begrüßt, als er den Saal durchschritt, auf seinen Freund zu. „Wir haben den Kerl, dem die Kutsche gehört ausfindig machen können ..“, raunte der Rothaarige ins Ohr des Prinzen. „Wie das?“, Kai hob misstrauisch eine Augenbraue. „Beziehungen ...“, der Andere lachte leise. „Und weiter?“ „Er meinte, eine Frau hätte sie gemietet. Aber er hat, als ich ihn nach ihrem Aussehen gefragt habe, nur gesagt, was wir ohnehin schon wussten, dass sie in schwarz gekleidet war. „Noch was?“ „Nein, nur, dass wir so schnell wie möglich diese Frau finden müssen, weil sie der Schlüssel zu Rays Verschwinden ist und das weißt du ebenso gut wie ich ...“ „Hn. Ich will ihn sprechen. Bring mich hin.“ „Mylady, man sucht nach Euch ...“, ein Diener verbeugte sich vor der Frau, die gerade an seinem Hemd herum fingerte. „Wer?“, ihre Stimme wurde eisig. „Der Kerl, von dem Ihr die Kutsche habt, aber seid unbesorgt, das Problem ist bereits gelöst ...“ „Habt ihr ihn beseitigt?“ „Das haben wir, Mylady“ Dem Prinzen des Graslandes liefen kalte Schauer den Rücken herab. Was hieß ‚beseitigt‘? Das, was er vermutete? Dann waren das nicht nur Entführer, sondern auch Mörder! Und er war ihnen wehrlos ausgeliefert! Der Wunsch zu fliehen wurde langsam, aber sicher übermächtig... Jetzt wusste Kai auch bald nicht mehr weiter: Der Mann, den Tala ausfindig gemacht hatte, baumelte mit einem Strick um den Hals vor ihm. Ursprünglich hatte der Prinz vorgehabt, den Mann selbst zu befragen, doch das war ja nicht mehr möglich ... Alles sah nach Selbstmord aus, doch aus welchem Grund? Das alles ergab keinen Sinn. „Kai? Was hast du jetzt vor?“, dicht gefolgt von dem Fresssack trat Bryan an ihn heran. Der Angesprochene verdrehte genervt, doch kaum sichtbar, die Augen. „Ich weiß so langsam nicht mehr weiter ...“, gab er, mit seinem Stolz ringend zu, als sich der Blauhaarige wieder von ihnen entfernte. Um von seinem eigenen Unbehagen abzulenken, fragte er, „Wo sind Tala und der Dauergrinser?“ „Tala meinte nur, er wolle seinen Informanten noch etwas ausquetschen, aber der andere Kerl müsste hier irgendwo herumlaufen ...“, der lavendelhaarige Sir kratzte sich am Kopf und nickte dem Prinzen aufmunternd zu, als man ihn von weiter entfernt zu sich rief. ‚Ach verdammt!‘, der Blaugrauhaarige rammte seine Faust mit voller Wucht gegen den Baum, der ihm am nächsten stand, sodass Rinde und kleinere Blutstropfen durch die kalte Luft schwebten. Ein unangenehmes Kribbeln erfüllte seine Hand. Doch es vermochte nicht, das Gefühl in seinem Herzen zu überdecken. Während er sich das Blut von den Knöcheln leckte, dachte er angestrengt nach. Er musste sich auf das Wesentliche beschränken, auf das, was er wusste. Also, er hatte einen Verlobten, der geflüchtet war, als er seinem, Kais, Vater gebeichtet hatte, dass er ein Junge war. Dann war er im Wald auf eine mysteriöse Gestalt getroffen, die ihn wenig später entführt hatte. Kurz darauf wurde Rays Siegelring von einer unbekannten rothaarigen Frau abgegeben, die in schwarz gekleidet war, die in einer schwarzen Kutsche reiste. Und nun war der Besitzer der einzigen schwarzen Kutsche in einem größeren Umkreis erhängt in einem Waldstück nahe des Ortes, wo Ray verschwunden war, aufgefunden worden ... Das war doch zum Mäuse melken! Das waren viel zu viele unbekannte Faktoren! Er brauchte Informationen und zwar dringend! Wo war diese verdammte Kutsche? Wer war diese Frau und was hatte sie mit Rays Verschwinden zu tun? Wo hielt sie sich auf? Und vor allem: Wo war Ray und warum gerade er? „Mylady, verzeiht bitte ...“, unter vielen Verbeugungen war ein Diener eingetreten. Die Rothaarige befand sich, ausnahmsweise, nicht im Verließ des Schwarzhaarigen, sondern war gerade dabei, seine Kleidung für die anstehende Hochzeit auszuwählen. „Ah, Matthew! Sag mir, wie gefällt dir diese Robe? Weinrot würde ihm doch ganz hervorragend stehen, nicht wahr?“, ihre Stimme war honigsüß. „Gewiss, Mylady ...“, wiederum neigte er den Oberkörper gen Erde, „Ich danke für Euer Vertrauen und fühle mich tief geehrt ... Aber, seht, wir befinden uns noch immer im Eisland, der Einfluss des Königs und vor allem dieses Prinzen ist zu groß ... man hat sogar schon Steckbriefe von Euch gefertigt ... war es nicht ein klein wenig ... ich meine ... hättet Ihr ...“ „Was? Sprich!“ „...hättet Ihr ... musstet Ihr selbst zum Schloss gehen, um den Ring ...“, weiter kam er nicht. Und doch hatte es der Mann geschafft, zu viel zu sagen. „B...boris“, geschickt verbarg sie die Tatsache, dass sie Namen von Leuten gerne einmal durcheinanderbrachte, indem sie sie einfach mit den Namen bedachte, die ihr gerade in den Sinn kamen, „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?!?! WILLST DU ETWA DIE ENTSCHEIDUNG DEINER HERRIN IN FRAGE STELLEN??? WIE KANNST DU MIESER KLEINER WURM ES EIGENTLICH WAGEN? ICH HABE DIR LOHN UND BROT GEBOTEN UND DU? WAS TUST DU? GEH MIR AUS DEN AUGEN, ABER SOFORT!!!!!“, die Frau hatte von einer Sekunde auf die andere mehr Ähnlichkeit mit einer Furie, die man von der Leine gelassen hatte, schrie und kreischte so laut, dass alle Bediensteten, mit denen sie zur Zeit in diesem verlassenen Herrenhaus lebte, fluchtartig das Weite suchten. Dann, wieder einigermaßen gefasst, ordnete sie an, den Mann zu bestrafen, was in diesem Fall seinen Tod bedeutete und die Vorbereitungen für ihre Heimreise abzuschließen. Ray bekam unterdessen von diesen Vorbereitungen nur etwas mit, als plötzlich mehrere starke Kerle in sein Gefängnis kamen, ihn die Augen verbanden und von dem Bett befreiten, das jedoch nur, um seine Arme und Beine so weit zu verschnüren, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Anschließend zog oder schubste man ihn einige Treppen hinauf, Gänge entlang, Treppen herunter, bis er kalte Luft einatmete. Offenbar befand er sich an der frischen Luft, doch was machte er hier? Bibbernd überlegte er, wie lange er wohl gefangen war, als er auch schon in ein sehr enges weiches Ding gedrängt wurde ... Und die Schritte mit den hohen Absätzen und die schrille Stimme ordnete er einer gewissen rothaarigen Frau zu ... ‚Super ... ganz toll ...‘ „Ah, mein Liebling, du bist ja auch schon hier ... pass auf, wir beide machen uns jetzt auf den Weg in unser zukünftiges Liebesnest ...“, hauchte die Stimme in sein Ohr. Er fröstelte. Diese Frau ... Wo bleib Kai? Er hatte alle seine Hoffnungen auf den Prinzen gesetzt ... „Aber Liebling! Du frierst ja! Wir wollen ja nicht, dass du uns noch krank wirst ... Diese Kutsche ist aber auch wirklich scheußlich ... Ich wünschte, ich könnte dir die Augenbinde abnehmen, damit du dieses Trauerspiel auch betrachten könntest, aber das wäre wohl nicht so passend ...“ ‚Kutsche?‘, bei diesem Gedanken hätte der schwarzhaarige Prinz am liebsten aufgewimmert, doch diese Blöße wollte er sich nicht geben, statt dessen fragte er: „Wo bringt Ihr mich hin?“ „Liebling, du musst aber noch lernen, besser zuzuhören! Ich bringe dich an einen ganz wundervollen Ort der Liebe und der Zärtlichkeiten ...“ So genau hatte er es dann doch nicht wissen gewollt ... Er wollte sich auch gar nicht erst vorstellen, was ihn erwartete, wenn es tatsächlich zu dieser Hochzeit kommen sollte ... denn sonst würde ihm wahrscheinlich übel ... Kai verbarg unterdessen seine sich immer stärker ausprägende Verzweiflung hinter seiner geliebten Maske aus Kälte und Gleichgültigkeit. Wieder war er zu der Stelle, an der man seinen Verlobten überwältigt hatte zurückgekehrt. Nochmals schritt er die Stelle ab, wie auch viele andere, auf der Suche nach Hinweisen. Resigniert ließ er sich auf eine Wurzel sinken, die in der richtigen Höhe zum Platz nehmen gewachsen war. In den Bäumen hüpften Vögel umher, auf der Suche nach ein wenig Essbarem. Zwischen den Zweigen eines Baumes brach plötzlich die Sonne hindurch, sodass er sich die Hand vors Gesicht halten musste, um überhaupt etwas erkennen zu können. Und trotzdem erreichte ein unglaublich heller Lichtreflex seine Augen. Schnell schloss er sie, doch selbst in der Dunkelheit erschienen ihm Schatten, die in allen möglichen Farben auftraten. Vorsichtig öffnete er ein Auge Spalt breit und spähte nach diesem Ding. Es war nicht schwer zu entdecken, doch zu seinem Unmut lag es mitten unter einem kahlen Strauch, also blieb ihm nichts anderes übrig, als sie auf die Knie in den Schnee nieder zu lassen und unter das Gehölz zu kriechen. Blieb bloß zu hoffen, dass ihn niemand beobachtete... „Dieses Mistding...“, schimpfte er leise vor sich hin, bis er schließlich, einen kleinen Gegenstand berührte, den er sofort mit seiner Hand und einer Menge Schnee umschloss. Als er den feuchten silbernen Gegenstand in seiner Handfläche musterte. Er bestand aus einer verbogenen Nadel, die auf der Rückseite einer etwa münzgroßen silbernen Ovales, das leicht gebogen war, befestigt war. Scheinbar handelte es sich um eine Brosche, um einen Umhang besser zusammenhalten zu können. Sie war fein gearbeitet, das konnte sogar Kai, ein absoluter Laie auf diesem Gebiet, erkennen und ohne weiter darüber nachzudenken, ließ er sie zwischen seinen Fingern hin und her gleiten, nachdem er die Nadel so zurecht gebogen hatte, dass er sich nicht mehr stechen konnte. So hatte es wenigstens etwas zwischen seinen unruhigen Fingern! Er ging einige Schritte, warf die Brosche hoch und fing sie gekonnt wieder auf. „Hoheit?!?“, der blauhaarige Ritter aus Rays Leibgarde stand genau vor ihm. „Hn?“, knurrte er genervt, als er die Brosche aufhob, die er nicht gefangen hatte. Dass er sich aufgrund des plötzlichen Rufs erschreckt hatte, weigerte er sich einzugestehen. Doch der Fresssack merkte davon nichts. „Gibt es Neuigkeiten von Ray?“, er klang aufgeregt. „Nein! Das würdest du sehen, hättest du Augen im Kopf!“, antwortete der Prinz barsch. Tyson zuckte zusammen. „Maaaaaaaax!“, sobald er den Prinzen des Eislandes nicht mehr sehen konnte, war er los gerannt, um seinen blonden Freund zu finden. Er entdeckte ihn mit geschlossenen Augen an einen Baumstamm lehnend. Wirklich schlafen tat er nicht, eher dachte er nach. Man sah ihn äußerst selten so. „Max!“, Tyson stemmte seine Hände in die Hüften. Damit hatte er große Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind, das eine große Schwester oder großen Brüder wegen einer Nichtigkeit verpetzen wollte, „Max, der Prinz war gemein zu mir!“ Laut lachte der Blonde auf. Der vor ihm Stehende war wirklich noch immer ein kleines Kind... „Und jetzt lachst du mich auch noch aus...und ich hab Hunger...“ „Hey, Ty. Der Prinz darf so was machen, schließlich ist er ja der Prinz. Und ich habe dich nicht ausgelacht. Nur mit dem Essen musst du dich noch etwas gedulden, aber das schaffst du auch! Aber du darfst nicht wieder irgendwelche Beeren essen, die du nicht kennst! Sei froh, dass Bryan dich noch davon abhalten konnte! Die wären dir sonst schlecht bekommen, also, versprochen?“, erwartungsvoll blickte Max den Anderen an und dachte bestimmt nicht zum ersten Mal: ‚Wie ein Kleinkind...‘ Der Blauhaarige nickte. „Versprochen, Max!“ Kapitel 11: Zweifel ------------------- Juhu^^ nach dem stress, der mich in letzter zeit eingholt hat, mal wieder was erfreuliches! es gibt ein neues kappi, dass auch schon lang versprochen war...gomen...es ist ein wenig kurz, aber ich fand die stelle so schön...^^ keine angst, ich geb mir mühe, dass das nächste wieder länger wird, ich versrechs^^ *winks* euer engelchen viel spaß^^ Zweifel Nach einer schier endlosen Fahrt, die zu seinem größten Leidwesen mehr geholpert, als gefahren war, stoppte das Höllengefährt jäh. „So, mein Liebling...“, säuselte die Stimme dieser Lady in sein Ohr, „Da sind wir nun endlich...“, mit einer Hand strich sie über seine Wange, „Bis bald...“ Und schon zog man ihn unsanft aus der Kutsche. Sofort fiel ihm auf, dass es gar nicht mehr kalt war, nein, es war eher angenehm warm...wie im Grasland... Aber das konnte ja nicht sein! Warum sollte sie ihn hier her bringen? Eine raue Männerstimme fragte demütig: „Mylady, wo soll er hin?“ „Nach oben, wohin denn sonst? Du redest hier schließlich von meinem zukünftigen Ehegatten!“, bekam der Mann barsch als Antwort. Wieso hatten sie ihm diese blöde Augenbinde noch nicht abgenommen? Er konnte die Frau neben sich nur erahnen, die ihn, sehr zu seinem Missfallen, direkt in den Allerwertesten zwickte. „Wie Ihr wünscht...Verzeiht meine dumme Frage...“ Sie schnaubte nur. Man löste seine Beinfesseln. Der Mann zog ihn am Arm Treppen hinauf, Gänge entlang, in denen ihre Schritte laut widerhallten und schließlich blieb er stehen, öffnete eine Tür, befreite Ray von den Stricken und schubste ihn grob in den Raum. Murrend rieb er sich die schmerzenden Handgelenke und nahm sich die Augenbinde ab. Das Zimmer war nett eingerichtet und immerhin war er dieses Mal nicht gefesselt. Das winzige Fenster war vergittert, die Tür verschlossen. Gut, er war immer noch eingesperrt, aber nicht gefesselt...das war schon mal etwas... Das einzige, was dieses Bild etwas trübte, waren die riesigen Portraits der Rothaarigen, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, ihn zu heiraten und von der er noch nicht einmal den Namen wusste, mit denen alle Wände behangen waren. ‚Super‘ „Darling!“, jetzt hatte er das Original zu den Abbildungen zum Vergleich...besser konnte es ja gar nicht mehr werden... „Hast du dich schon eingelebt, Schätzchen?“ „Äh...es ist...“ „Wunderbar! Du machst mich so glücklich! Aber jetzt muss ich auch schon wieder los, wir können unsere Hochzeitsvorbereitungen ja schlecht diesen Banausen überlassen! Bis dann, Liebling!“, als sie schon wieder aus der Tür wuselte, warf sie ihm noch schnell einige Kusshände zu. Kurz darauf wurde ein schwerer Bolzen an seinen Platz geschoben. Damit war er wieder eingesperrt... Ray musste sich scheinbar damit abfinden, hier in der Falle zu sitzen, alleine würde er hier niemals wegkommen... ‚Und was ist mit Kai?‘, dieser Name mit den dazugehörigen Augen tauchte seit einiger Zeit ständig in seinen Gedanken auf, ‚Bitte, finde mich endlich!‘, in Gedanken versunken wanderte er zu seinem Fenster und blickte hinaus. Bäume. Nichts als Bäume konnte er erkennen. Bäume so weit das Auge reichte. Sie waren völlig abgeschieden, wo auch immer sie sich befanden...hier würde ihn niemand jemals finden... Doch wollte sein Verlobter dies überhaupt? So würde er Ray auf geschickte Art und Weise los...musste ihn nicht heiraten, was er wohl niemals vorhatte...elegant...still...perfekt...welch einfache Lösung für das ‚Problem‘! Angst griff mit ihren langen, eisigen Klauen nach ihm, schnürte ihm Hals und Kehle zu. Tränen stiegen in seinen Augen auf, bis er energisch den Kopf schüttelte. So weit durfte er es nicht kommen lassen! Kai hatte sich wutschnaubend auf den Weg zu seinem Vater machen müssen. Wieder einmal hatte er sich mit Tala, Bryan und den anderen Beiden besprochen -noch immer ohne Ergebnisse- und seine Laune hatte schon eisige Bereiche erreicht, als die stämmige Dienerin geklopft hatte und ihm verkündete, sein Vater erwarte ihn. ‚Was denkt der sich nur?‘, dachte er sich noch, als man die Türen des Thronsaals für ihn öffnete. Der Prinz stellte seine emotionslose Seite zur Schau, die jedermann im Schloss kannte, obwohl es in ihm brodelte. Seit sie mit der Suche immer schlechter vorangekommen waren, sank seine Laune mehr und mehr. Wusste der Geier warum! „Komm rein!“, bellte sein Vater. Der hatte wohl eine ebenso gute Laune wie er selbst... „Hn?“ „Berichte, wie ihr mit der Suche vorankommt!“ „Vater, du Narr, wenn wir vorankommen würden, hätten wir jetzt nicht die Zeit so nett zu plaudern!“ „Wie weit seid ihr?“ „Du wirst es schon erfahren, wenn wir eine Spur haben!“, kochend vor Zorn drehte er sich weg, achtete gar nicht auf die wütenden Proteste des Königs, welche sicherlich Folgen haben würden und rammte beim Verlassen des Saals fast diejenigen Diener, die es wagten die Unterhaltung zu belauschen. Seinen Vater interessierte nur eines: Dass Ray wieder auftauchte, damit die Fassade von seiner Hochzeit mit der schönen Prinzessin des Graslandes vor den Fürsten aufrecht erhalten wurde, vor denen er sich schon im Vorfeld aufgespielt hatte! Nie im Leben würde er ihm auf die Nase binden, dass die Suche zum völligen Stillstand gekommen war! Sie hatten die Frau nirgends finden können, wie auch die Kutsche, deren Besitzer nun tot war...aus welchen Gründen auch immer...und sollte es bei der Leiche Spuren gegeben haben, waren diese wohl auch verwischt... Wenn der Prinz ehrlich zu sich war, was ihm nicht sehr leicht fiel, so hatte er nicht einen einzigen Anhaltspunkt. Ja, er wusste noch nicht ein mal, ob sein Verlobter noch in diesem Land war, oder nicht! Er seufzte tief. ‚Ray...‘ Nein, aufgeben kam nicht in Frage! Was Kai brauchte, war Ablenkung. Wenn er nur eine kleine Weile an etwas anderes dachte, würden sich die Zusammenhänge, die ihn zu Ray und dem Entführer führen würden, sicherlich leichter finden lassen... Doch mit einem Mal wurde er aus seinen Überlegungen gerissen, als er mit jemandem zusammenstieß, der scheinbar so sehr in seine Gedanken vertieft war, wie er selbst. Unsanft machten beide eine Begegnung mit dem Steinboden. Wütend fixierten die rubinroten Augen den Schuldigen. „Kannst du nicht aufpassen?“, fauchte er. „Verzeiht, Prinz...“, antwortete der blonde Ritter Rays, der Kai eine Hand zum Aufhelfen hinhielt, die der Prinz jedoch ausschlug. Das konnte er immer noch allein. „Hier, Prinz, das ist Euch heruntergefallen...“, als Max seine Hand öffnete, kam die kleine silberne Brosche zum Vorschein, „Sehr fein gearbeitet...“, fast schon fachmännisch glitt sein Blick über die winzige Gravur, als er erstarrte. „Hn?“ Der Sir sah weg. Er konnte dem Blick dieser Augen nicht Standhalten, wie Ray es vielleicht konnte. So eisig und kalt, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. „Woher habt Ihr diese Brosche, wenn Ihr mir die Frage erlaubt?“ „Nirgendwo her. Warum?“, misstrauisch hob der Graublauhaarige eine Augenbraue. „Dieses Zeichen... Ich habe es schon einmal gesehen...“ „Wo?“, mühsam unterdrückte Kai den Drang, den Blonden an den Schultern zu fassen und kräftig zu schütteln. Wo war nur seine Selbstbeherrschung geblieben? „Ich weiß nicht...“, wisperte der Andere eingeschüchtert. Ohne ein weiteres Wort ließ der Eisländer den Jungen stehen und stürmte weiter. Er betrat sein Zimmer. An der Art und Weise, wie er die Tür schloss, machte er jedem unmissverständlich klar, nicht gestört werden zu wollen. Mutlos schmiss er sich auf sein Bett. Wenn Max sich erinnern sollte, wäre es zumindest eine Spur. Aber was, wenn sich der Narr nicht mehr entsinnen konnte? Was, wenn die Brosche nur einem harmlosen Reisenden gehört hatte? Ja, was, wenn sie nichts damit zu tun hatte? Doch was, wenn er Ray tatsächlich finden sollte? Wie sollte er dann reagieren? Wie würde Ray reagieren? Würde er ihn hassen, ihm die Schuld geben? Wäre er erbost, dass Kai ihn zurückholte, zurück zu dem Verlobten, den er nicht hatte haben wollen? Den er verabscheute? Max brauchte frische Luft. Erst recht nach dieser Begegnung mit dem Prinzen, der ihm mehr Angst machte, als er zugeben wollte. Die große, einschüchternde Erscheinung, die eisig kalten Augen, das kühle Auftreten... Nein, das war nichts für ihn... Aber diese Brosche...sie war wunderschön...doch dieses Zeichen hatte er eindeutig schon einmal gesehen... Jede Meisterwerkstatt hatte ihr eigenes Zeichen, womit die von dort stammenden Güter geprägt wurden. Wenn sie gut verarbeitet waren, brachte dies Ruhm über den Meister und die Werkstatt und damit auch viele Kunden und Reichtümer. Sicher hatte er es in einem der vielen Bücher entdeckt, die in den Räumen, die er mit seiner Mutter bewohnte, herumlagen. Die Gründe waren ihm zwar schleierhaft, doch seine Mutter konnte stundenlang mit dem Bibliothekar über solche Dinge diskutieren... Was er jedoch noch niemals zuvor gesehen hatte, war das Wappen, dass die Vorderseite schmückte. Eine Nessel, von Dornen umrankt. Er erreichte das Portal und trat hinaus in die kalte Luft. Selbst dieses Wetter konnte seiner wiederkehrenden guten Laune nichts anhaben. „Was treibt einen Grasländer wie dich hier her?“, der rothaarige Sir lehnte an einem Baum in der Nähe. „Ah, Tala!“, freundlich lächelte er den Anderen an, „Nichts, ich wollte nur ein wenig spazieren gehen.“ „Lass mich raten... Du denkst über Möglichkeiten nach, wie wir deinen Prinzen wiederfinden können und außerdem willst du dir in Ruhe Gedanken machen, was du von dieser ganzen Verlobungssache halten sollst...“ Überrascht blickte der Blonde in die eisblauen Augen. Woher wusste er das alles? Doch bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, hob der andere Ritter abwehrend die Hände: „Ich weiß auch nicht, was das alles soll oder wie Kais Vater auf solch eine Idee gekommen ist... Mag ja sein, dass es für die Königreiche profitabel ist, doch ob Ray und Kai damit so glücklich werden ist dahingestellt. Aber das ist nun mal der Preis, adelig zu sein. Man büßt seine Freiheit ein...“, sein Blick schien für einen Sekundenbruchteil traurig zu werden, aber hatte Max das gerade wirklich gesehen? Oder war es nur Einbildung gewesen? Doch wenn es so war, warum? „Aber damit wir das herausfinden können, muss Ray wieder auftauchen!“, erstaunt blickten Max‘ Blaue Augen den Anderen an, als dieser weiter sprach, doch in dem Moment, als er etwas erwidern wollte, bog eine schwarzhaarige Gestalt um die Ecke. „Oh mein Gott!“ Kapitel 12: Die Räuberprinzessin -------------------------------- Moin^^ es gibt mal wieder ein neues kappi, obwohl ich den cliffie sehr gemocht hab...wie dem auch sei, hier ist es und ich verkneif mir jeglichen kommentar...^^" ich hoffe, ihr mögt es^^ *winks* euer engelchen Die Räuberprinzessin Wutschnaubend durchquerte sie mit großen Schritten die Korridore auf dem Weg zum Zimmer ihres Verlobten. Von den Familienportraits und den Bildern von Ray, die die Wände schmückten ließ sie sich dabei nicht beirren. Kristallerne Vasen mit bunten Blumen, wurden von dem entstehenden Windstoß zu Boden gefegt und vereinten ihren Inhalt zu einer rutschigen Pampe auf dem Stein. „AUFWISCHEN, ABER SOFORT!“, rief sie über die Schulter und zwei verängstigte Dienstmädchen beeilten sich, das entstandene Chaos fortzuschaffen. Die Rothaarige eilte weiter und ein Mann, der etwa Mitte Dreißig war gesellte sich zu ihr: „Mylady...“ „Halt den Mund!“, Strähnen lösten sich aus Haarnadeln, begannen wild von ihrem Kopf abzustehen und in den tief grünen Augen breitete sich ein bedrohlicher Schatten aus. „Mylady, es...“ „Ich will deine lausigen Entschuldigungen nicht hören! Wo ist mein Verlobter? Aber sag, warst du es nicht, der mir nach seinen beiden Fluchtversuchen geschworen hat, die Wachen würden verstärkt vor seiner Tür postiert werden? Wo waren sie denn? Na? Ich will, dass du und dein kleiner Untergebener...wie hieß er noch gleich...“ „Akoi, Mylady...“ „Sollst du mich unterbrechen? Wie dem auch sei, ihr werdet ihn finden! Und hierbei dulde ich keine Fehltritte, hast du mich verstanden!?! Am Besten ihr geht zu jemanden, bei dem ich noch etwas gut habe...“, ihr Lächeln wurde boshaft, „Gebt ihnen alles, was sie verlangen, ich will meinen Verlobten zurück...aber ich warne dich, solltet ihr scheitern, werde ich mich höchst persönlich darum kümmern, dass ihr zur Hölle fahrt! Wenn er nicht freiwillig mein geliebter Gemahl werden will, muss ich wohl oder über andere Seiten aufziehen...“ Der Mann schluckte hart: „Sehr wohl, Mylady...“ „Oh mein Gott!“, Max kniete sich neben die Person, die schmutzige braune Hosen und ein ebenso verdrecktes kurzärmeliges Hemd trug. Selbst bei diesen Temperaturen, „Was ist passiert?“ „Was ist hier los?“, der graublauhaarige Prinz, von dem Max sich so langsam wirklich fragte, wo er nun schon wieder her kam, baute sich im Schlossportal auf und hob die Brauen. Zuerst wurde Tala eingehend betrachtet, dann er selbst und anschließend der Schwarzhaarige, der dem blonden Ritter einen Brief mit dem königlichen Siegel des Graslandes zuschob. „Wer ist das?“, der Rotäugige sprach die Frage als Erster aus, die höchstwahrscheinlich beiden Eisländern auf der Zunge brannte. „Das ist ein Courier von Rays Vater...der schnellste im gesamten Grasland...“, er starrte den an Ray adressierten Brief in seinen Händen an, „Was sollen wir jetzt tun?“ Kai blickte erstaunt auf: „Wie, was sollen wir tun? Was meinst du?“ „Kai, wir können nicht einfach Rays Brief lesen!“ „Warum nicht? Ich bin hier der Prinz und außerdem ist er mein Verlobter, das heißt ich darf das!“ Verzweifelt sah der Blonde sich um. Neben Kai, dem Boten und ihm war nur Tala da, der zwei Wachen gerufen hatte und ihnen auftrug, den Schwarzhaarigen ins warme Schloss zu bringen, damit dieser sich dort ausruhen konnte. Niemand da, der ihn unterstützen würde. Warum musste er sich ausgerechnet mit dem Prinzen anlegen? War er jetzt von allen guten Geistern verlassen? „Aber es ist doch trotzdem Rays...“ „Noch ein Wort...“, Kais drohender Blick reichte schon aus, Max vollkommen einzuschüchtern, sodass er ihm den Brief widerstandslos übergab. „Na, geht doch...“, der Graublauhaarige grinste überlegen, „Dann wollen wir mal...“ Unschlüssig starrte er auf die wirren Striche und Kreise. Er hatte zwar gedacht, er hätte auch die Schrift des Nachbarlandes kennengelernt, aber da hatte er sich wohl getäuscht... Was zum Teufel stand da? „Tala, auf ein Wort!“, wollten die ihn verschaukeln? Nicht mit ihm! „Ja?“, neugierig beugte sich der Rothaarige über das Schriftstück. Zu seiner Genugtuung entdeckte Kai auch in seinem Gesicht eine Spur von Ratlosigkeit, die ein außenstehender noch nicht einmal bemerkt hätte. Das war sicher ein mieser Versuch ihn bloß zu stellen! Doch dann erspähten seine Augen einen Satz, der in für ihn verständlichen Zeichen geschrieben war: ‚Darum pass bitte auf dich auf, mein Sohn‘ „Das hätte er ihm aber auch eher sagen können...vielleicht wäre er dann noch hier...“, überlegte der rothaarige Eisländer laut. „Halt den Mund, Tala! Das hätte daran auch nichts geändert, daran ist Ray ganz alleine Schuld, weil der feine Herr ja unbedingt bei Nacht und Nebel abhauen musste!!!“ Alle Blicke richteten sich auf Kai. Mit einem derartigen Gefühlsausbruch hatte niemand gerechnet. Plötzlich lächelte der Prinz gefährlich grimmig. „Packt eure Sache, wir werden Rays Vater einen kleinen Besuch abstatten! In einer Stunde ist Abfahrt!“, und schon machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand eiligen Schrittes im Schloss. Krachend fiel das schwere Holzportal zu und zurück blieben nur Tala, Max und Bryan, der neu dazugekommen, nur das Ende des Gesprächs mitbekommen hatte. „Und was war das?“, fragend schoss seine Augenbraue gen Himmel. „Ich weiß nicht, ich glaube, ich suche mal lieber Tyson...also, wir sehen uns später!“, Max rannte Richtung Schlossgarten, wo er seinen Freund vermutete. „Was ist nur in Kai gefahren?“ „Das habe ich mich auch schon gefragt...“, Tala strich eine nervige rote Strähne hinter eines seiner Ohren, „Ich vermute, das weiß er selbst noch nicht so genau...vielleicht macht er sich Sorgen...?!“ Bryan lachte trocken auf; „Redest du hier gerade von unserem Kai? Ich meine, es hat fast sechs Jahre gedauert, bis er mir einigermaßen vertraut hat, aber glaubst du das wirklich? Nach so kurzer Zeit? Niemals! So etwas passt nicht zu Kai!“ Sein Freund hatte Recht, etwas derartiges passte nicht zu dem Prinzen, doch trotzdem wurde der Ritter das Gefühl nicht los, dass es genau das war... Wahllos pfefferte er einige Kleidungsstücke in eine fein gearbeitete True aus hellem Holz. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er war ein gottverdammter Narr und das würde er bleiben, wenn er nicht endlich seine gewohnte Selbstbeherrschung wiederfand! Wohin war sie nur verschwunden? Das größte Problem war, dass er nicht überlegt hatte, was er sagte und tat und damit hatte er sich vor allen bloß gestellt! „Was tust du da?“, erschrocken fuhr Kai herum und erblickte seine Schwester, erbost Hände in die Hüften stemmend, „Na?“, sie schien wütend zu sein, das konnte nichts gutes bedeuten... „Ich werde etwas verreisen...“ „Bist du von Sinnen?!? Nimm mich mit!“, flehend starrte Kira ihm entgegen, sie wusste genau, dass er ihr bei diesem Blick nichts abschlagen konnte, dieses gerissene Biest! „Aber...“ In Erwartung einer der gefürchteten Schimpftiraden schloss er die Augen. Überglücklich lachend schlug sich Ray in ein kleines Gebüsch außerhalb der Schlossmauern. Wie genau ihm die Flucht geglückt war, wusste er nicht, doch sein Drang nach Freiheit war so übermächtig geworden, dass er sich nicht mehr unterdrücken ließ. Als die Wachen in seinen Raum getreten waren, um ihm das Essen zu bringen, war er schnell unter das Bett geflüchtet, sodass sie ihn nicht sehen konnten. Verwirrt hatten sie sich umgeblickt, wie einfältig sie doch waren... Nun kamen weitere Männer herein gestürmt, ohne Ray zu bemerken, der sich einem Schatten gleich aus dem Zimmer stahl. Er schloss die schwere Tür ab und drehte sich zu den beiden Verbliebenen, die nicht wirklich das Geschehene zu realisieren schienen, ging alles doch so schnell von statten. Kurz darauf lagen sie am Boden und der Schwarzhaarige setzte seinen Weg nach draußen fort, wo er sich ein einziges Mal fast verraten hätte, als er die bedauernswerten Dienstmädchen beobachtete, wie sie aufräumen mussten. Er hatte dem Drang widerstanden, ihnen zu helfen, so war dies die einzige Chance, die er hatte, da es Kai vermutlich einen feuchten Kehricht scherte, ob es ihm gut ging, oder nicht... Seine Euphorie wich schrecklich bald, als er Stunden später mit knurrenden Magen, noch immer ohne Ausweg aus dem riesigen Wald, umherirrte. Ständig blieb er an einem nervigen Ast hängen, die seine Kleidung mehr und mehr zerissen. ‚Ich hätte wirklich was zu essen mitnehmen sollen...‘, bestätigend knurrte sein Magen auf und der Prinz seufzte tief. Zur Mittagszeit war er geflohen, doch nun wurde es bald dunkel und das bedeutete, es würde unmöglich, aus dem Wald zu entkommen. Außerdem kam mit der Dunkelheit noch ein weiterer, nicht zu unterschätzender Faktor dazu, die Kälte. Schon jetzt begann sie, sich auszubreiten. Unaufhörlich. Bibbernd ließ er sich auf einem umgefallenen Baumstamm nieder. Es knackte im Unterholz, dicht bei ihm. Gab es hier wilde Tiere? Panisch sprang der Grasländer auf seine Füße. Das wollte er nicht ausprobieren... Wieder brach Holz. Schnell machte er einige Schritte rückwärts. Es war besser, von hier zu verschwinden. Ein Zweig streifte ihn am Arm und als er versuchte, ihn aus dem Weg zu gehen, blieb er mit dem Ärmel hängen...Das war nicht sein Tag... Bei dem verzweifelten Versuch, sich zu befreien, verhedderte er sich vollkommen, verlor das Gleichgewicht und stolperte zu allem Überfluss noch über eine vom Boden abstehende Wurzel, sodass er kopfüber in einen Busch mit spitzen Dornen fiel. Nein, das war definitiv nicht sein bester Tag... Schmerzhaft stachen sie in seine Haut und hinterließen blutrote Kratzer wo immer sie ihn auch berührten, als er sich daraus frei kämpfte. Wieder hörte er etwas, weswegen er kurz inne hielt. Stimmen, das waren eindeutig Stimmen! Freudig und mit neuer Hoffnung gelang ihm schließlich die Trennung von den Ästen, die ihn in ihrer schmerzhaften Umarmung hielten. Wo Stimmen waren, dort gab es Menschen, und wo Menschen waren, da gab es Essen und vielleicht auch ein wärmendes Feuer! Vermutlich wussten diese Leute auch den Weg aus dem Wald! Leise schlich Ray näher in die Richtung der Geräusche. Sie wurden lauter. Lachen erfüllte die Luft und Musik. Er kroch unter ein Gestrüpp, näher heran. Von dem Versteck aus konnte man direkt in eine Senke sehen. Bäume gab es hier keine. Wenn er seinen Blick leicht nach links wandte, sah er einen Holzverschlag, in den man leider nicht hinein sehen konnte und viele Zelte. Sie befanden sich außerhalb des Tales, in dessen Mitte ein großes Feuer brannte. Selbst aus dieser Entfernung spürte man noch die Wärme, die von ihm ausging. Menschen tanzten fröhlich um den Wärmespender und Musik von Instrumenten, die Ray nicht sehen konnte, setzte ein. Die Menge grölte und jubelte, als mächtige Trommeln in das Spiel einstigen und einen immer schneller und lebhafter werdenden Takt vorgaben, wobei auch der Tanz an Wildheit gewann. Kurze Zeit später setzte Gesang ein, wobei der Atem des jungen Zuhörers stockte, als er verstand, wovon der Text handelte: Blut, Blut Räuber saufen Blut! Raub und Mord und Überfall sind gut! Hoch vom Galgen klingt es, hoch vom Galgen klingt es, Raub und Mord und Überfall sind gut! Räuber! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! „Bleib ganz ruhig!“, Eero, der von seiner Lady persönlich beauftragt wurde, die Bande von Gesetzlosen aufzusuchen, blickte seinen Untergebenen Akoi an. Sie waren fast am großen Lagerplatz angekommen und er zweifelte an den Nerven des jungen Mannes mit diesen hellbraunen Haaren. Um ehrlich zu sein, war er viel zu unsicher, als dass er lange überleben würde...für den Mann Mitte dreißig war dieser Junge ein Taugenichts und Verlierer, „Halte dich am Besten zurück. Wenn wir auch nur einen Fehler machen, wird man uns töten und wenn es nicht die Räuber tun, wird es unserer Herrin ein Vergnügen sein... Prinz Ray muss wieder im Schloss auftauchen!“ Doch ob die Bestechung der Räuber mit Erfolg gekrönt würde? Er war da eher skeptisch... Sie passierten die ersten Wachen und wurden in die große Senke gebeten, nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatten. Kaum angekommen erhob er seine Stimme: „Bringt mich zu eurem Anführer!“ „Das bin ich!“, eine junge Frau löste sich aus der Menge, die inzwischen mit dem Tanzen aufgehört hatte, wie auch die Musiker mit ihrem Spiel. In ihr kurzes rot-oranges Haar waren Holzperlen und Federn geflochten und viele Ketten hingen um ihren Hals, so viele, dass sie das tiefschwarze Lederoberteil verbargen, das nahtlos in den ebenso dunklen Rock überging, dazu Stiefel in der gleichen Farbe. Über die Schultern trug sie einen wertvollen, vermutlich gestohlenen Mantel aus hellem Fell, „Also, was kann ich für ein solches Schnuckelchen wie dich tun?“, breit lächelte sie Akoi entgegen, „Man nennt mich Sachie, die Räuberprinzessin!“ „Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylady Sachie!“, der Umgarnte machte eine tiefe, ehrfürchtige Verbeugung. Dies wurde jedoch bald von dem Ältesten der drei, Eero, zu bunt: „Schluss jetzt! Und wenn du die mächtigste Kaiserin wärst, unsere große Herrscherin, Mylady de Winter, hat einen Auftrag für dich!“ Mit einem Mal, wurde ihr noch bis eben vor Leidenschaft glühender Blick kalt wie Eis. „Falls du es vergessen haben solltest, bin ich nicht eine von ihren mickrigen kleinen Sklavinnen, die sofort springen muss, wenn ihr ruft! Wenn es mir beliebt, tue ich ihr den Gefallen, aber ich muss nichts tun, was ich nicht will! Das heißt für euch, ihr habt euch mir gegenüber etwas respektvoller zu benehmen!“, sie pfiff kurz und schrill auf zwei Fingern, „Bestraft ihn, er hat mich beleidigt!“ Sofort kam ein anderer Räuber angestürmt und schlitze Akois Vorgesetzten die Kehle auf. Blut spritzte, als die Leiche mit einem dumpfen Laut zu Boden fiel. Der Brünette schluckte hart und wich mit wackeligen Schritten zurück. „So mein Kleiner...“, die Stimme der Räuberprinzessin war weich wie Butter, „Was will Daphne?“ „D...Daphne?“, zitternd entfernte er sich weiter von ihr, er hatte schreckliche Angst, dass er der Nächste sein würde... Sachie lachte. „Ach, ihr nennt sie ja nicht mehr so... Also, was will Lady de Winter?“ „Ihr...ich meine...Myladys Verlobter ist einige Tage vor der Hochzeit spurlos verschwunden und sie wünscht, dass Ihr ihn findet...“, diese Situation überforderte ihn. Schweiß trat auf seine Stirn, als die Frau, die nun mit einem Messer spielte, auf ihn zuschritt. „Was kriege ich dafür?“ „A...a...alles...was Ihr w...wünscht...“ „Gut, das kann man klären...bring mich zu ihr! Wir haben viel zu besprechen...“, ein boshaftes Grinsen breitete sich aus und nahezu sanft strich sie mit der Klinge über seinen Hals. Er verfluchte diesen unheimlichen Ort, verfluchte, dass ausgerechnet er und Eero für diese Aufgabe bestimmt worden waren, verfluchte, dass seine Mutter ihn an das Haus de Winter verkauft hatte, dass er als er zwölf war, nicht an diesem mysteriösen Fieber gestorben war... kurzum sein ganzes unglückliches Leben. Kapitel 13: Hephaistos und Nyx ------------------------------ *schüchtern näher tritt* hi und gomen, dass es so schrecklich lange gedauert hat und so ein mieses kappi ist...ich war absolut nicht zufrieden (und bin es immer noch nicht wirklich, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen^^) naja...dann mal viel spaß mit dem kappi^^ *winks* euer engelchen Hephaistos und Nyx Missmutig verzog Kai den Mund. Er war wieder da. Dort wo diese ganze Sache ihren Anfang genommen hatte, im Grasland, um genauer zu sein, im Schloss von Rays Vater... „Sollen wir nicht doch lieber mitkommen?“, der Dauergrinser sah zu ihm herüber, als sie auf einem der mächtigen Flure standen. Hier zweigten vier verschiedene Gänge in unterschiedliche Teile des Gebäudes ab. Diese ununterbrochene Fröhlichkeit und das schon am frühsten Morgen hatte ihn, besonders auf ihrer zweiten gemeinsamen Reise, empfindlich gestört. Auch in diesem Moment reichte es ihm wieder. Keine weitere Minute würde er mit dem Blonden, oder noch schlimmer, mit dem Fresssack, aushalten. Bryan schlief sich gemütlich aus und Tala war mal wieder verschwunden...die Zwei würden ihm also nicht helfen können... „Nein, ich werde den Thronsaal schon alleine finden! Schließlich war ich schon einmal dort!“, presste er hervor, immerhin galt es seinen Stolz zu verteidigen. „Gut, dann kann ich ja meine Mutter besuchen gehen!“, freute sich Max, während der Andere etwas, das verdächtig nach „Küche aufsuchen“ klang, vor sich hin murmelte. Sollte ihm nur recht sein! Alleine stand er da, unschlüssig, welche Richtung einzuschlagen war. Intuitiv steuerte er auf einen Gang, der durch die Sonne, die durch die großen Fenster fiel, sehr hell erleuchtet war. Nachdem er zwei Male abgebogen war, stand er vor einer wunderschönen weißen Tür, mit goldenen Ornamenten, die ein großes ‚S‘ bildeten. Seltsam...sah das damals wirklich so aus? Warum waren hier keine Wachen postiert? Bei seinem Vater wären in diesem Fall ein paar Köpfe gerollt... Er klopfte. Zuerst vorsichtiger, dann als niemand antwortete, bestimmter und als danach weiterhin keine Reaktion gezeigt wurde, wobei ihn der König doch um ein Gespräch gebeten hatte!, öffnete Kai die Tür kurzerhand selbst. Er staunte, was sich für ein großer Raum vor ihm erstreckte. Durch eine große Balkontüre fiel gleißend goldenes Licht hinein. Ein gemütlich aussehendes Himmelbett, das in blau gehalten war, lag an der Stirnseite. Gleich daneben etwas, dass einem Frisiertisch glich und mit allerlei Utensilien bestückt war. Wenn sich der Prinz nach rechts drehte, konnte er neben den geschlossenen Balkontüren einen gut sortierten Schreibtisch mit Blick direkt in den Garten sehen. Neugierig trat er näher, normalerweise tat er so etwas nicht, doch plötzlich überkam es ihn. Frische Blumen standen in einer Vase. Tintenfläschchen, wobei die enthaltene Flüssigkeit merkwürdig eingetrocknet ausschaute, eine schneeweiße Schreibfeder, ein Behältnis zum Waschen der Feder, das ebenfalls leer war und einige Seiten Papier lagen fein säuberlich auf dem Tisch. Schritte drangen an sein Ohr. Schritte auf dem steinernen Boden, die an den hohen Decken des Flures widerhallten. Kai schrak auf. Was tat er hier eigentlich? Das war sicherlich das Privatgemach von jemand sehr wichtigem, das allein sagten schon die feinen Möbel und Stoffe aus, und er hatte nichts besseres zu tun, als hier herumzuschnüffeln... Er brauchte ein Versteck und musste hoffen, dass die Schritte nicht in dieses Zimmer führten. Schnell kroch er unter das nächstbeste Möbelstück, den Schreibtisch, und wartete. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hätte es wissen müssen...warum war er nur eingetreten...das hatte er jetzt davon... Knarzend öffnete sich die Tür und Kai erblickte zwei Stiefel im Türrahmen. Hoffentlich sah man ihn nicht. Quälende Sekunden verstrichen und nichts geschah. Der Besitzer trat ein, ging langsam, fast bedächtig sah es aus, zum Schreibtisch und blieb kurz davor stehen. Kais Herz schlug höher. Wenn man ihn jetzt entdeckte... Der Stehende machte ein paar Schritte zur Seite, um dann wiederum zur Tür zu schreiten. Dann ganz langsam verließen die Schuhe die Schwelle und die Tür schloss sich wieder von außen. Der Eisländer atmete erleichtert auf und kam hervor. Kurz kauerte er noch auf dem Boden, um seinen Puls wenigstens etwas zu beruhigen. Gerade wollte er seine Schritte Richtung Ausgang bewegen, fiel der Blick des rubinroten Augenpaars auf die ihm gegenüberliegende Wand. Dort hatte man einen prächtigen Kamin erbaut, neben dem sich ein Bücherregal befand. Nein, er durfte sich davon nicht abhalten lassen, er musste noch den König sprechen! Doch etwas an diesem Gemälde, das dort über der Feuerstelle hing, fesselte ihn. Sein Kiefer klappte herunter. Eine Person mit langen schwarzen Haaren, die offen über ihre Schultern glitten, saß auf einem Stuhl vor eben diesem Kamin. Sie lächelte so warmherzig und offen, sodass die bernsteinfarbenen Augen strahlten...wunderschön...man konnte es nicht anders ausdrücken... ‚Ray?‘, der Gedanke überfiel Kai und er begutachtete es eingehender. Nein, das war nicht sein Verlobter, doch Ähnlichkeiten bestanden durchaus... Aber diese Person war ganz eindeutig eine Frau, sie trug ein elegantes tiefblaues Kleid mit einem fein bestickten Ausschnitt. Viel Schmuck trug die Schwarzhaarige nicht, nur eine einzige lange Kette deren Anhänger er nicht sehen konnte . Auf ihren Knien saß ein Kind mit der selben Haarfarbe wie die Frau, leuchtenden Augen und einem sanften Lächeln auf den Lippen. Vermutlich war er das... ‚Du solltest besser nicht noch länger bleiben, wer weiß schließlich, wem dieser Raum gehört und ob das tatsächlich Ray ist...!‘, energisch rüttelte ihn sein Gewissen wach. Und es hatte, verdammt noch mal, recht! Mit großen Schritten näherte er sich der Tür, öffnete sie um zu sehen, ob sich jemand in Sichtweite befand und stahl sich heraus. Der eisländische Gast stürmte weitere Korridore entlang auf ein nächstes vielversprechendes Zimmer zu. Auch hier gab es keine Wachen...Dieser König war wirklich wunderlich... Nach einem kurzen Klopfen riss er, die seltsamen Schriftzüge ignorierend, die Tür auf und zuerst konnte er nichts erkennen. Dann machte er in der Ecke des winzigen Zimmers eine Bewegung aus. Die Frau starrte ihn an, als hätte sie noch niemals einen Prinzen gesehen, der in einen Thronsaal geschritten kam. Nur, leider war es nicht der erhoffte Saal, das musste bedeuten, er hatte sich wieder geirrt... Sie sah ihn weiterhin nur an, stummes Entsetzen auf dem Gesicht, doch dann änderte sich der Ausdruck und stille Verzückung breitete sich aus. Dann schrie sie auf, tat nicht das geringste um ihre Blöße zu bedecken und rannte auf ihn zu, was ihn dazu veranlasste, die Tür zuzuknallen und schleunigst zu verschwinden. Es reichte ihm und nachdem er sicher war, sich weit genug von dieser lüsternen Frau entfernt zu haben, blickte er einen vorbeilaufenden Diener böse an: „Bring mich zum Thronsaal!“ „Also, was kriege ich, wenn ich deinen niedlichen kleinen Verlobten finde?“, Sachie sah die andere Rothaarige am Ende des Tisches mit großen, erwartungsvollen Augen an. Mit einem Augenrollen schob diese der Räuberprinzessin einen kleinen roten Samtbeutel hin, wobei er sich öffnete und einige Goldmünzen zu Tage förderte. „So, das zahle ich im Voraus, wenn du ihn mir lebend bringst, kriegst du das zehnfache. Aber“, ihre Augen funkelten bösartig, „Wagt es nicht, mich zum Narren zu halten! Falls ihr es doch versucht, werde ich euch ausrotten!“ „Mich etwa auch? Das kannst du nicht!“ „Kann ich nicht?“, ihre Stimme war zu sanft, um ungefährlich zu sein. „Gut, ich werde sehen, was sich einrichten lässt...“, beschwichtigend hob die Räuberin die Hände, „Aber da wäre noch eine Kleinigkeit...“, ein Lächeln stahl sich ihr aufs Gesicht, „Erinnerst du dich an den kleinen Brünetten, den du zu mir schicktest? Den will ich haben!“ Vor der Tür hörte man einen lauten Knall und ein splitterndes Geräusch. Die Lady riss sie auf: „Was soll dieser Krach hier??? Ihr räumt sofort die Vase fort! Ah, Jean, von dir haben wir eben geredet! Komm näher!“, und sie zog Akoi in den Raum, ohne zu bemerken, dass dieser gelauscht und deswegen eine Vase umgestoßen hatte...wie sie auch nicht entdeckte, dass der Mann ihr weiterhin dienen wollte und nicht der Räuberprinzessin als Pfand dargeboten zu werden. Doch wen kümmerten schon seine Gefühle? „Du wirst mit Sachie gehen.“ „Mylady, aber...“ „Ich will keine Widerrede hören! Du gehst jetzt!“, er war wie gelähmt stehen geblieben, doch ihr gereizter Ton trieb das Leben zurück in den Körper des jungen Mannes. Er verbeugte sich mit den Worten: „Wie Ihr wünscht, Mylady...“ und rannte aus dem Raum, zu durcheinander um auf das Geschehen um ihn herum zu achten. „Sachie!“, jemand rief schon wieder nach der Räuberin. Sie steckte nun den Kopf aus dem Eingang des gemütlichen Zeltes, um den großen muskulösen Räuber mit dem langen grauen Bart und der ungewöhnlich hohen Stimme zu erblicken. Seine graugrünen Augen fixierten sie freudig. Der Schmuck der Rotorangehaarigen schlug melodiös aneinander, während sie ihm majestätisch zunickte. „Was gibt es, Hephaistos?“ „He, he, he... wir haben da etwa gefunden, was dich sicher erfreut... Er ist um unser Lager herum geschlichen..."“ ein kleiner Mann mit einer Hackennase trat leise lachend näher. „Nyx! Du bist auch hier, gut, dass ihr schon zurück seid! Ich hoffe, euer Beutezug hat sich gelohnt! Aber ich habe auch schon wieder einen neuen Auftrag für euch! Also zeigt schon her, ich bin gerade beschäftigt...“, Sachie gähnte herzhaft auf. Es interessierte sie eigentlich ziemlich wenig, was diese Männer ihr zeigen wollten, doch sie waren nützliche Handlanger. Seit man ihr den Auftrag gegeben hatte, waren bereits drei Tage vergangen, jedoch ohne von Erfolg gekrönt zu sein. Da kam es ihr wirklich recht, dass die Männer zurück waren... Hatte man sie eigentlich schon in Kenntnis gesetzt? „Sags ihr, Nyx, sag ihr, wen wir gefunden haben!“, drängte der Hüne. „Was soll er mir sagen?“, hackte die Frau scharf nach und beobachtete, wie der große, leicht dümmliche Mann von dem kleinen Nyx gescholten wurde. „Narr!“, dann bot er ihr einen Arm an, „Wir werden dich zu ihm führen, verehrte Sachie...“ Langsam, doch dafür unaufhaltsam begann sich ein Gefühl in Rays Herzen auszubreiten, welches viel zermürbender und tödlicher war, als vieles andere. Wie Unkraut keimte es überall und wenn es erst einmal wuchs, wurzelte es weit in der Tiefe. Einsamkeit. Trotz dieser ganzen Leute, die hier umher wuselten, es waren schließlich Gesetzlose, war sein Herz allein. Eine nicht gekannte Leere breitete sich aus, gepaart mit der enttäuschten Hoffnung, dass Kai schon auf dem Weg war, um ihn zu befreien. Jeden Tag wurde es schlimmer, ohne dass er wusste, weshalb. Was hatte er eigentlich erwartet? Kai würde sich freuen, dass er fort war... und selbst wenn nicht, woher sollte er wissen, wo er suchen sollte? Woher wissen, wer ihn, Ray, entführt hatte? Tränen bildeten sich in den bernsteinfarbenen Seen, so weit und tief wie das Meer. Der Prinz brauchte sich nichts vor zu machen. Die Flucht war missglückt. Die einzige verbliebene Chance, vertan. Für immer. Das hatte er schon den Gesprächen entnommen, deren Sprache er als die des Graslandes erkannte, was ihn sehr verwunderte, doch man würde ihn zu dieser Frau zurückbringen. Wenn er wieder dort war, würde man neue Methoden finden, damit das nicht ein weiteres Mal passieren konnte...ein Leben lang gefangen wie ein Tier... Und warum war ihm das alles zugestoßen? Weil er diese beiden Kerle unterschätzt hatte! Dass gerade so etwas ihm zum Verhängnis wurde, wo seine Mutter doch so lange gebraucht hatte, es ihm zu erklären... Er fühlte sich schwach und dumm. ‚Mutter wäre schrecklich enttäuscht...‘ Ray prüfte seine Fesseln, die ihn an den großen Baum banden. Sie saßen nicht nur fest und scheuerten an seiner Haut, sondern ließen ihn auch kaum atmen. Eine Frau trat auf ihn zu. Warum schienen ihm ihre Bewegungen so vertraut zu sein? Sie war hübsch und schlank und alle Männer schienen größten Respekt vor ihr zu haben. Verschiedenste Perlen und Federn schmückten sie, auch in ihrem orangerotem Haar. Sie trug einen kurzen Rock, der wenn sie sich bewegte, weit hoch rutschte, dass er ein kleines, an ihrem Oberschenkel befestigtes Messer zum Vorschein brachte. Um die Hüften war ein breiter Gürtel mit diversen Beuteln gebunden und das Oberteil schien tatsächlich nur aus Perlenketten zu bestehen... „Das ist er, Sachie...“, der kleine hackennasige Mann, der Ray überwältigt hatte, stand neben ihr und zeigte während er sprach mit einem Finger auf ihn. Sachie? Doch nicht etwa die, vor der ihn sein Vater einst gewarnt hatte? Seine Augen wurden groß und rund, so wie ihre. «Sachie, die Räuberprinzessin aus dem Norden, nimm dich vor ihr in Acht, mein Sohn, sie ist gefährlich!» ,Das muss sie sein!‘, die Gedanken rasten. „Sie hatte wirklich recht... er sieht unbeschreiblich gut aus...“, murmelte die Frau und musterte ihn eingehend, „Apropos gut aussehend... wo ist mein Süßer?“ „Wir lassen ihn umgehend in dein Zelt bringen...“, antwortete der Mann schnell. „Gut. Bleibt hier und haltet Wache.“, damit drehte sie sich weg und verschwand. „Hephaistos! Komm hier her und bewach ihn!“, der Hüne, den der Gefesselte ebenfalls schon kannte, bewegte seinen schweren Körper auf seinen Baum zu und ließ sich, in einiger Entfernung, einfach auf den Boden fallen. Er sah zum Himmel. Das Fest, was er bestaunt hatte, schien weiterzugehen. Es wurde zwar noch lange nicht dunkel, aber man schaffte viel Holz und Essen herbei. Warum hatte er nur geglaubt, er könne sich an den in ein Gespräch vertieften Männern vorbei schleichen? Er beobachtete einige Räuber, wie die das Feuerholz aufstapelten, dieses Mal befand er sich ganz in der Nähe. Wenigstens würde es so nicht so schrecklich kalt werden... Die Sonne kletterte über den Himmel. Sein Wächter nagte auf einem Knochen herum und ließ ihn nicht aus den Augen. Man entzündete die Wärmequelle und kurze Zeit später brannte sie lichterloh. Kapitel 14: Erebos ------------------ Hallihallo^^ das ging jetzt wenigstens etwas schneller mit dem neuen kappi^^ *stolz ist* ich widme es einfach mal chris, weils mir leid tut, dass sie im moment nicht mehr hinterher kommt...gomen chris, ich hoff, du magst es^^ *knuddel* und dann wollte ich mich für die 100 kommis bedanken...leute, ihr seid super...*gar nicht weiß, was sie sagen soll* euer engelchen Erebos Schweiß rann dem schwarzhaarigen Prinzen des Graslandes über den Körper und durchnässte die Fetzen seiner Kleidung, die von seiner Flucht übrig waren. Das Seil grub sich weiterhin tief in sein Fleisch und zu seinem größten Unbehagen hatte sein Wächter die Position gewechselt, sodass er neben ihm stand und begann, wann auch immer Gesang einsetzte, Ray lauthals ins Ohr zu grölen... ohne, dass das arme Opfer dem entfliehen konnte... eine wirklich fiese Folter... Diese Hitze... seine Kehle brannte, sein gesamter Körper schmerzte. Wie hielten diese Menschen das nur aus? Das war ihm unbegreiflich. „Mama!“, überglücklich stürmte der blonde Ritter des Graslandes der ebenso hellhaarigen Frau in die Arme, „Mama...es tut so gut dich wiederzusehen! Wie geht es dir? Hast du viel zu tun?“ „Nicht mehr oder weniger wie sonst, aber das kennst du ja schon. Ich hoffe, es ist dir ebenso gut ergangen wie mir“ „Ja, inzwischen verstehen wir uns recht gut mit Kai und den anderen. Aber ich hätte da mal eine Frage...“, unsicher, wie er es formulieren sollte, kratzte sich Max am Kopf. „Das freut mich, dass du neue Freunde gefunden hast!“ „Naja...so ungefähr...“ „Sag mal, was hast du denn da, mein Schatz?“, neugierig betrachtete die Frau die ihr dargebotene Brosche. „Kannst du mir etwas darüber erzählen? Hast du so etwas schon einmal gesehen?“ „Nein... tut mir Leid...“, nachdenklich fixierte ihr Blick jeden Millimeter der Brosche, gab sie ihm dann zu seiner größten Enttäuschung kopfschüttelnd zurück, doch dann riss sie ihre Augen auf und atmete geräuschvoll ein und aus. „Mama?“, so hatte der blonde Ritter seine Mutter noch niemals zuvor erlebt und es erschreckte ihn zutiefst. „Bitte? Ach, Schatz! Nein, es ist nichts... ich hatte nur so eine Ahnung... Das muss Jahre her sein... Lange bevor ich deinen Vater, Gott hab ihn selig, kennenlernte...“ „Mama!“, beendete Max, der nichts von dem verstand, worüber sie redete, ihr aufgeregtes Geplapper. „Ich muss da mal was überprüfen...aber ich muss hier noch arbeiten...komm am Besten heute Abend wieder, mein Schatz!“ „Und?“, neugierig wurde Max von allen Seiten des Tisches in dem kleinen, dennoch sehr gemütlichen Versammlungsraum angesehen. Hier trafen sich der Prinz des Graslandes und seine Freunde, wenn es etwas zu besprechen gab und wo man viele vergnügliche Stunden verbracht hatte. Eigentlich bestand der Raum nur aus einem Tisch, ein paar Sesseln, die zum Verweilen einluden, einem Fenster und einem Kamin. Der Angesprochene ließ sich nieder und kratze sich am Kopf: „Sie meinte, das Wappen gehöre zu einem winzigen Herzogtum im Südosten des Landes. Aber meine Mutter hat auch noch einmal den Bibliothekar gefragt und der konnte sich an es erinnern, weil die Familie mal einen Anschlag auf die Königsfamilie verübt hat...“ „Ein Attentat? Warum das denn?“, Tyson sah seinen blonden Freund verständnislos in die blauen Augen. Es gab ein gedämpftes Geräusch, als Tala seinen Kopf gegen die Tischplatte schlug, „Das tut ja schon weh!“ „Dann solltest du so was auch nicht machen!“, der Blick des Blauhaarigen wechselte zu dem Ritter Kais. „Beruhig dich...“, knurrte der Prinz nur und Tala, zuvor aufgesprungen, setzte sich wieder. „Tyson, was will man mit einem Attentat wohl erreichen?“, fragte Bryan, als rede er mit einem Kind. „Jemand soll sterben...“, kam die langsame Antwort. „Gut, und was bezweckt man wohl mit einem Attentat auf die Königsfamilie?“ „Man bringt den König um...“ „Und warum?“ „Gute Frage...weil man...ähm...“ „Genau, Tyson, man möchte selbst regieren...“ „Stimmt...aber das geht doch nicht!“ Kai holte tief Luft und zählte in Gedanken bis zehn. „Aber was war das für ein Attentat, Maxie? Davon wusste ich noch gar nichts...!“ Tala murmelte nur etwas in der Art von, „Der weiß ja noch nicht mal, was das ist...“. „Vielleicht kann ich euch ja weiterhelfen...“, eine tiefe, sanfte Stimme erklang und der König trat ein. „Hoheit?!?“ „Es geht doch darum, was damals beim Feuerfest geschah, wenn ich euch recht verstanden habe...“ „Feuerfest?“ „Das ist ein einwöchiges Großereignis, sozusagen das größte Fest im Land. Wenn ihr es hören wollt, erzähle ich die Geschichte gerne.“ „Ich denke, das würde helfen...“, der Prinz überlegte laut, noch immer etwas von der warmherzigen Art des Königs überrascht. Er war so ganz anders als sein eigener Vater... Der Mann räusperte sich: „Es geschah zu einer Zeit, in der mein Vater noch herrschte. Ich war so etwa in eurem Alter, vielleicht etwas älter. Das Feuerfest, der Höhepunkt der heißen Jahreszeit, endete mit einem großen Bankett. Gleichzeitig sollte die Ernennung eines treuen Vasallen zum obersten Berater gefeiert werden. Das Essen war bereitet und sah köstlich aus, doch bevor wir den ersten Bissen tun konnten, gebot uns eine junge Frau Einhalt. Auf Nachfrage meines Vaters erklärte sie, sie hätte Männer belauscht, die sich darüber unterhielten, wie gut der Plan doch geklappt habe.“, er machte eine Pause. „Weiter, Hoheit!“, drängte Tyson ungeduldig. Da lachte der Regent. „Immer mit der Ruhe, mein Junge! Auf jeden Fall wurde das Essen noch einmal genaustens geprüft und wie sich herausstellte, war sowohl das Essen als auch das Trinken mit einem absolut tödlichen Gift versetzt. Wäre diese Frau nicht eingeschritten wären sowohl die Königsfamilie als auch die obersten Berater und reichsten Bürger an diesem Tag gestorben und vermutlich hätte sich dann eine, zu der Zeit sehr mächtige und böswillige Familie, die macht unter den Nagel gerissen, die schon Jahre nach dem Thron geiferte.“ „Hoheit, wer war diese Frau, dass sie sich einfach so, ohne aufgehalten zu werden in den Bankettsaal schleichen konnte und woher wart Ihr Euch so sicher, dass es ausgerechnet diese Familie war?“, Kai blieb skeptisch. „Wohl wahr... Ihr seid sehr vorsichtig, Prinz, das ist bewundernswert, aber verschließt voller Misstrauen nicht Euer Herz, es könnte sonst das Glück, dass irgendwo auf Euch lauert, abgewiesen werden.“, bei diesen Worten wurde er von Tala, der neben ihm saß mit offenem Mund angestarrt, bis er diesem Zustand durch einen gut plazierten und doch unsichtbaren Stoß in die Rippen des Ritters beendete. Niemand schien es bemerkt zu haben, jeder lauschte dem König wie dieser fortfuhr: „Die Frau war die Tochter des neuen Beraters, die wenige Tage vorher mit ihrer Mutter, mit der sie in einem anderen Palais gelebt hatte, am Hof angekommen. Später berichtete sie, die Männer hätten durch ihr Benehmen, ihre Kleidung und ihre Ausdrucksweise ihr Interesse geweckt. Ihr müsst wissen, sie war sehr neugierig und wissensdurstig...“, ein leises, wehmütiges Lächeln schlich sich in das faltige Gesicht, „Sie folgte ihnen in ein Schankhaus und es gelang ihr tatsächlich, das Gespräch zu belauschen, wie sie sich damit brüsteten, wie sehr sie wohl eine Belohnung von ihren Herren bekämen und was sie damit täten... Selene... Sie war ein ganz besonderer Mensch...“, mit einem bitteren Ausdruck, der so schnell wieder verschwand, wie er gekommen war, legte sich über die Gesichtszüge von Rays Vater, „Ich hoffe, ich konnte euch wenigstens ein klein wenig weiterhelfen...bitte entschuldigt mich...“, schnell stand er auf und flotten Schrittes verschwand er wieder. Er fühlte sich schrecklich. Müde, seit Tagen hatte er kein Auge mehr zumachen gekonnt. Die sonst so helle Haut war krebsrot dort, wo die Seile an ihr scheuerten. Überall waren Schrammen und Kratzer und jeder Muskel schmerzte von der unbequemen Haltung, in der man ihn an diesen Baum gebunden hatte, alles war verkrampft. Mit einem harten Stoß schubste man ihn vor die Füße der rothaarigen Frau, die sich selbst seine Verlobte nannte. Ray sah nicht auf. An dem Schatten, den sie auf dem steinernen Vorplatz ihres Schlosses warf, erkannte er, dass sie vor Wut beben musste. Brutal wurde er von einem Mann am Hals gepackt und so gezwungen, doch aufzusehen. Wütend war kein Ausdruck, für das, was er erblickte. Lange rote Strähnen rebellierten hartnäckig gegen jeden Versuch, sie mittels Haarnadeln zu bändigen, die Augen funkelten bösartig und das hübsche Gesicht verzog sich zu einem kalten Lächeln. „Darling, da bist du ja wieder!“, sie küsste ihn sanft auf den Mund, strich ihm eine Ponyfranse aus den Augen und fuhr fort, „Du wirst schon sehen, dass dein lächerlicher Fluchtversuch dir nicht das Geringste gebracht hat. Führt ihn ab!“, zu Anfang war ihre Stimme ruhig und bestimmt gewesen, doch je länger sie sprach, desto mehr wandelte sich der Ton in ein wütendes Zischen. Was fiel ihm auch ein? Sie war es gewesen, die ihn aus den Klauen dieser Bestien, die sich Eisländer nannten, befreit hatte. Sie war es gewesen, die ihn mit Liebe und Zärtlichkeiten empfangen hatte. Sie liebte ihn von ganzem Herzen und nicht dieser Eiskopf, von dem sie bezweifelte, dass er überhaupt eines besaß! Sie hatte ihm vertraut, eigentlich tat sie es noch immer...Sie war um alles in der Welt das, was er brauchte! ‚Aber bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt, du kleines Schnuckelchen!‘ „Mylady...“, einer der Diener startete einen erfolglosen Versuch, sie zu beruhigen. Sie hörte ihn nicht einmal zu. „Halt den Mund, Mathew...“, zischte sie nur. „Albert...“ „Wie auch immer, Henry... Ich will, dass er für das leidet, was er mir angetan hat!“, donnerte sie plötzlich, sodass der Mann sie verschreckt ansah. Dann warf sie ihn einfach aus ihren Gemächern. „Nun erzähl mir, was du über diese Familie in Erfahrung gebracht hast!“, Tala sah seinen Gegenüber, der in einen dunkelblauen Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze trug, erwartungsvoll an. „Nicht viel, um ehrlich zu sein... Es heißt nur, dass sie schon vor dem Attentat auf die Königsfamilie derartige Pläne hegte. Sie überfielen Reiter und Kutschen. Plünderten Häuser und brannten Städte nieder. Heute sind nur noch wenige Mitglieder am Leben. Nach den Vorfällen reisten einige treu hinter der Königsfamilie stehende Herzoge in Eingenregie los und dezimierten die Anzahl noch weiter. Diejenigen, die dem entkamen wurden von einer Seuche heimgesucht. Nur ein Mann und seine zwei Töchter überlebten, aber die eine Schwester ist vor Jahren in den Bergen verschollen. Man vermutet, dass sie entweder erfroren ist oder von einer Klippe stürzte.“, die junge Frau, die ihre Kapuze von Kopf zog, schloss ihren Bericht. „Maia, ist das alles? Mir scheint, da ist noch etwas! Du bist meine beste Spionin und das bedeutet, du lässt mir Informationen zukommen. Das ist deine Aufgabe, also sprich!“ „Sie ist hier“, ihre olivgrünen Augen funkelten warnend. Strähnen des langen nussbraunen Haars hoben sich von der porzellanfarbenen Haut ab. Sie sah auf den ersten Blick so unschuldig aus, doch wer sie kannte, wusste, dass sie wie eine Katze ihre Krallen ausfahren konnte. „Wer?“, er hatte keine Lust auf Ratespiele und klang leicht gereizt. „Die Schwester des Prinzen“ „WAS?! Komm schon Maia, sag, dass das nicht wahr ist, du willst mich doch bestimmt nur veralbern!“, wie kam sie nur auf so eine Idee...sie hatten Kira extra zurückgelassen... „Tut mir Leid, das kann ich nicht, sie ist euch gefolgt... Ich habe sie aufgegriffen, als sie hier durch die Straßen irrte... Und ich musste ihr versprechen, sie zu euch zu bringen“ „Weiß sie es?“, Talas Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Nein, hältst du mich für so unprofessionell?“ Maia lächelte ihn aufmunternd zu, sie wusste schon längst, was gleich geschehen würde... „ONKEL TALA!!“, aus dem Schatten erklang die empörte Stimme Mädchenstimme, „Wie konntest ihr es wagen, mich einfach so zu Hause zu lassen? Ihr hättet mir Bescheid geben müssen! Was habt ihr euch dabei nur gedacht, das ist doch wohl die Höhe!! Ihr seid sooo gemein! Ich weiche dir jetzt nicht mehr von der Seite, das hast du jetzt davon! Gut, dass Maia wusste, wo du bist! ...“ Genervt seufzte der Rothaarige auf, was Kira, die sich völlig auf ihren Wutausbruch konzentrierte, zu seinem größten Glück nicht bemerkte. „Pass auf dich auf“, raunte er Maia noch zu, bevor er sich, dicht gefolgt von seinem neuen Anhängsel, welches wohl bemerkt noch immer schimpfte, auf den Rückweg machte. In dem kleinen Zimmer, in dem sich die anderen aufhielten, warf er den Ahnungslosen einen leidvollen Blick zu, den die Grasländer nicht einmal bemerkten. Um so entgeisterter sah man ihn also an, doch das Mienenspiel wechselte bald als sie erkannten, wer Tala folgte. Von purer Freude in Tysons Gesicht zu mehr oder weniger Entsetzen bei den Verbliebenen war alles vorhanden. Kira holte Luft und setzte zu einer mehrstündigen Gardinenpredigt an. Nachdem sie diese dann beendet hatte, rollte das Mädchen sich zufrieden auf einem Sessel nahe dem Feuer ein und war bald eingeschlafen. Nun konnte der rothaarige Ritter endlich Kai, Bryan, Max und Tyson seine Informationen mitteilen. „Du hast ihn damals zu mir gebracht, ihn von diesen...diesen...na du weißt schon...befreit und außerdem bist du mein bester Mann dafür, S...“ „Erebos“ „Natürlich, Amboss...Du weißt, was ich wünsche! Mein Verlobter soll leiden! Ich will, dass er auf den Knien zu mir gekrochen kommt und mich demütig um Verzeihung bittet!“ Ein Lichtschein, der durch eine Tür ihm gegenüber fiel, erhellte das Gesicht der Frau. Ihre Augen traten beunruhigend hervor...Eine Aura der Gefahr konnte er selbst auf diese Entfernung wahrnehmen. Dennoch...jetzt kannte er wenigstens den Namen des Mannes, der ihn im Wald so schnell überwältigt hatte...damals, als er keinen größeren Wunsch hatte, als seine Verlobung, die ja Augenscheinlich nur auf einem Missverständnis beruhte, rückgängig zu machen. Kurze schwere Ketten, die den beiden Steinpfeilern in der Mitte des Raumes entsprangen hielten ihn im Kniestand. Die Füße waren zudem noch am Boden fixiert. So verhinderte man spontanes Aufstehen oder Gegenwehr seinerseits. Kalte Schauer liefen über Rays Rücken und ließen das Metall leise rasseln, welches auf der Haut unangenehm scheuerte. ‚Hilfe...‘, dachte er kraftlos. Wäre das alles doch niemals passiert... Seine selbst ernannte ‚Verlobte‘ trug dem Mann namens Erebos weiterhin Befehle auf, vorzüglich mit den Worten ‚Leid‘ und ‚Schmerz‘, welche in Ray ein flaues Gefühl im Magen auslösten. Er zuckte zusammen, als sie durch eine weitere Tür in dem angrenzenden Raum verschwand und die Tür zu dem, in dem er sich befand, mit einem Ruck aufgerissen wurde. Endlich konnte der Prinz dem Mann ins Gesicht blicken. Kapitel 15: Eine seltsame Frau ------------------------------ *schüchtern näher tritt* ähm...hallo...ist hier noch einer? *auf die knie fällt* tut mir leid, dass ich so lange nicht von mir hören lassen hab...i-wie hatte sich alles gegen mich verschworen...schreibblockarde, viel zu viel stress in der schule und dann, als es wieder ruhiger wurde, da konnte ich nicht mehr schreiben. es lang nicht daran, dass ich keine ideen mehr hatte...nur...wie ich sie auch geschrieben hab, es kam nur mist raus...nicht, dass es normalerweise besser wär, was ich schreib, aber das konnte ich keinem zumuten...-.- also...hier ein extralanges kappi, 1. als entschuldigung, 2. als widmung, an die die mir noch treu sind^^ und 3. hab ich kein ende gefunden bei dem kappi...^^ viel spaß, euer engelchen Eine seltsame Frau Der Mann war ein Riese. Selbst Bryan hätte er mühelos überragt. Zotteliges dunkelbraunes Haar fiel auf seine breiten Schultern. Die linke Gesichtshälfte war von einigen unschönen Narben gezeichnet und das rechte Auge fehlte. Statt dessen waren die Lider grob zusammengenäht worden. Das vorhandene Auge erschien schwarz wie ein Stück Kohle. Erebos grinste hämisch und ließ seine Knochen knacken. Dann wandte er sich langsam einem Tisch zu, der an der Stirnseite des Raumes lag und auf dem eine blütenweiße Decke lag, die er langsam, ja schon fast genüsslich, entfernte. Darunter zum Vorschein kamen diverse Folterinstrumente, die der Prinz nicht einmal annähernd mit Namen bestimmen konnte. Genauso wenig konnte er sich den Zweck dieser Gegenstände vorstellen. Der Boden unter ihm vermochte vielleicht etwas enthüllen, wenn er die Sprache dieses dunklen Untergrundes spräche, wo scheinbar allerhand Flüssigkeiten versickert waren... Schnellen Schrittes kam er auf den Schwarzhaarigen zu, wobei das Feuer der Fackeln an den Wänden durch den Luftzug an zu tanzen fing. Der Einäugige prüfte, ob die Ketten fest saßen. Wieder grinste er und ging gemächlich zu dem Tisch zurück, schüttelte jedoch den Kopf und drehte sich um. Eine Hand, so groß, dass sie mühelos jeden Knochen in Rays Körper brechen konnte, ballte sich zu einer Faust. „So sieht man sich wieder, Prinzchen...“ Noch bevor der Kniende eine bissige Bemerkung machen konnte, traf ihn der erste Schlag hart auf die Wange, bevor sich ein Knie blitzschnell in seinen Magen bohrte. Ray keuchte auf. „So ists richtig, du verdammter Schwächling!“, die Stimme war schneidend kalt und gefühllos. Selbst die Eisländer hatten mehr Gefühl gezeigt! Weitere Tritte und Schläge folgten, doch dieses Mal blieb Ray stumm. „Oho, willst du plötzlich den Starken markieren? Das wird dir nichts nützen, Prinzchen, ebenso wie dein lächerlicher Fluchtversuch nicht das Geringste gebracht hat!“ Er packte die Haare des Grasländers und zwang ihn so aufzusehen. „Oder glaubst du daran, dass einer deiner kleinen ‚Freunde‘ kommt um dich zu retten?“, der Schwarzäugige spuckte die Wörter aus, als seien sie giftig, „Vielleicht ja sogar dieser Hurensohn eines Eisländers? Dieser Schwächling? Die haben dich doch schon längst vergessen!“ Simple Worte, die ihn dennoch trafen, es war fast, als könne sein Peiniger direkt in sein Herz sehen... Erebos wurde ihm immer unheimlicher... „Erbärmlich!“, Rays Kopf ruckte schmerzhaft nach hinten und dann nach vorn, als sein Haar plötzlich losgelassen wurde. Leicht hob der junge Prinz den Blick, als längere Zeit kein Geräusch des Mannes zu hören war. Zu seinem größten Entsetzen stellte er fest, dass dies die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm gewesen war. Erebos näherte sich genüsslich, in der Hand eine Peitsche haltend. Dann holte er aus... Fröhlich pfeifend durchquerte Tyson die Gänge. Hier fühlte er sich wohl. Das war sein Zuhause. „Onkel Tyson!“, Kira kam ihm nachgerannt, „Ich hab Hunger, wollen wir nicht eine Kleinigkeit essen?“, fragte sie zuckersüß, als sie ihn erreicht hatte. „Gerne!“, die Augen des Blauhaarigen strahlten und wenig später saßen sie schmatzend in der Küche. „Da hast du aber eine süße kleine Freundin, mein Junge!“, die Köchin tätschelte seinen Kopf und stellte noch einen Teller Kuchen auf den Tisch, „Esst tüchtig, damit ihr groß und stark werdet!“ Kira wirkte geschmeichelt und so begann der Grasländer sie ein wenig zu necken. Für einige Minuten beobachtete die Frau mit der Schürze das Treiben und machte sich lachend wieder an die Arbeit. Auch die beiden brachen in schallendes Gelächter aus, das von den hohen Wänden der Küche zurück hallte und dadurch ein gespenstisches Dröhnen annahm. „Du~, Onkel Tyson...“, die Prinzessin sah ihm tief in die Augen, „Ich muss mal...“ „Na dann geh doch!“, er verstand ihr Problem nicht. „Ich hab aber Angst...“ „Waf?“, mit dem Mund voller Kuchen blickte er verwundert auf. „Kannst du nicht... würdest du mich vielleicht... begleiten?“ „Hm? Wieso?“ „Onkel Tyson... wie soll ich das erklären... eine Dame geht nicht gern allein, weißt du?“ „Nein, also eigentlich nicht...“ Kiras fordernder Blick traf den des Ritters mit den blauen Haaren, der darunter immer kleiner wurde. „Also gut, komm mit...“, ‚Frauen...‘, dachte er, gleitete sie zum Abort und wartete, bis sie wieder vor ihm stand. „Danke, Onkel Tyson, du bist lieb...“, strahlte sie und umarmte ihn stürmisch, „Ich mag dich sehr, weißt du das?“ Verlegen kratze sich der Gemeinte am Hinterkopf, sagte jedoch nichts. „Genau wie ich Ray mag...“, ein undefinierbares Lächeln blitzte schnell auf, bevor sie es wieder verbarg und mit einem Zipfel ihres Kleides spielte, „Wo ist Rays Zimmer? Ich würde ihn so gerne besuchen, weißt du? Er fehlt mir so...“, kleine Tränchen kullerten zu Boden. „Naja, ich kann dich da hinbringen, aber was nützt es dir? Ray ist doch sowieso nicht da...“ „Wo ist er denn?“, fragte sie unschuldig. „Wenn ich das so genau wüsste...“ „Dann habt ihr wohl nicht richtig aufgepasst, oder? Onkel Max hat mir nämlich erklärt, dass ihr die Leibwächter von Ray seid, so wie Onkel Tala und Onkel Bryan für meinen Bruder! Wie kann man das denn dann nicht wissen??? Onkel Tala und Onkel Bryan wissen immer, wo mein Bruder ist, wo kämen wir denn sonst hin?“ „Das ist nicht so einfach, weißt du, keiner weiß wo er ist...“ „Warum?“ „Er wurde doch entführt...“ „Entführt? Habe ich mich verhört, oder sagtest du gerade entführt?“, misstrauisch suchte sie seinen Blick. „Äh ja... ich meine nein! Du hast... äh... dich sicher verhört!“, stammelte er nur ertappt und in Panik geraten. „Und was hast du dann gesagt?“, sie lächelte plötzlich, aber bekam keine Antwort. Heftig zitternd sah sie ihn an, ihre Augen voll von Wut, die kaum im Zaun zu halten war: „Du bist ein schlechter Lügner! Warum erfahre ich erst jetzt davon?“, zischte sie gefährlich leise, „Ihr seid gemein!“, rief sie aus und zog ihn mit sich. Kai blickte gelangweilt aus dem Fenster, während er und die vier anderen Ritter eine Predigt seiner Schwester über sich ergehen lassen mussten. Sie war wütend, doch warum das so war, wusste er nicht, da er ihr nicht zugehört hatte. Verwirrt blickte er auf. Ein heftiger Schmerz zuckte durch seinen Körper, der höchstens einen Sekundenbruchteil andauerte. Was war das? Seine Augen glitten im Raum umher, die betretenen Blicke der anderen hatte nichts mit ihm zu tun, ihre Aufmerksamkeit galt Kira... Seufzend sah er wieder in die Ferne, während sich seine Gedanken, die scheinbar ein Eigenleben entwickelten, was ihm mehr als unangenehm war, zu einer ganz bestimmten Person abschweiften, wie schon so oft. Auch, wenn er es nicht wollte, er machte sich Sorgen um Ray. Wiederholt seufzte der Junge und schrak um so heftiger zusammen, als er mitten in zwei rubinrote Teiche blickte, in denen sich seine weit aufgerissenen Augen mit den tiefen Ringen spiegelten. „Kira!“ „Du gemeiner, hinterhältiger, fieser Kerl! Hast du mir überhaupt zugehört?!?“, übel gelaunt zog sie eine Schnute und funkelte ihn böse an. Das hatte nichts mehr mit der Aura einer süßen fünfjährigen zu tun, das war fast schon beängstigend! „Kai?“ Konnte sie nicht jemand anderen mit ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit beglücken? „Großer Bruder!“, die Stimme des Mädchens wurde fordernd, doch was zum Teufel wollte sie? „Hn...?“, er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was wird hier gespielt?“, ihre Stimme war plötzlich brüchig und traurig, „Ray ist gar nicht hier! Wer hat ihn entführt und warum? Wieso sind wir hier? Und jetzt sag mir bitte nicht, dass ich zu jung bin, es zu erfahren... Warum habt ihr mir nichts gesagt...?“ „Später... ich erkläre es dir später...“, murmelte er, stand auf, rauschte durch den Raum und ließ die völlig verwirrten Eis- und Grasländer zurück. „Komm sofort zurück! Ich will die Antworten sofort!“, auch Kira sprang auf und verließ, von Tyson gefolgt, ebenfalls den Raum. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Max die anderen beiden Ritter unsicher lächelnd. Sie machten sich auf den Weg zu dem Familienanwesen im Südosten des Landes. Kira schmollte, Kai war meist so tief in Gedanken versunken, dass er nicht reagierte, wenn man mit ihm sprach und Tyson jammerte ständig, dass er Hunger habe. Der rothaarige Eisländer seufzte und tätschelte seinem Pferd den Hals. „...Tala, ich rede mit dir!“, er sah auf. „Tut mir leid...“ Kais anderer Ritter gab ein unwilliges Schnauben von sich, sagte aber dennoch nichts. „Er verhält sich anders als sonst...“, setzte Tala an, die eisblauen Augen dem Prinzen verfolgend. „Und ich weiß nicht, ob ich diese Veränderung gutheißen soll, oder ob sie uns sogar schaden kann...“, fügte Bryan hinzu. Keiner von ihnen ahnte, wie sehr die Emotionen in dem Graublauhaarigen miteinander rangen, alles unter der Gleichgültigkeit vergraben. Ein Teil bestand auf sein Anrecht, sauer auf Ray zu sein, weil er es gewesen war, der so unglaublich dämlich war, sich entführen zu lassen. Der andere gab sich selbst die Schuld... Warum hatte er ihn nicht besser beschützen können? Andererseits konnte er das wirklich sehr gut allein... Wer sagte ihm, dass es tatsächlich so war? Ray war nicht dumm. Ihm wäre es ein leichtes gewesen, das alles zu inszenieren, oder? War er wirklich so schlimm? Was hatte er getan? Idiot! Aber wer wollte schon einen Kerl heiraten, der aussah wie ein Weib, noch dazu, wenn man selbst männlichen Geschlechts war? „Kai?“ „Hn“, die Kälte in Kais Stimme ignorierend, fuhr der blauhaarige Nimmersatt fort, „Willst du nicht langsam mal vom Pferd steigen? Die Leute starren dich schon so komisch an...“ Verwirrt blinzelte er einmal. Ein weiteres. Sie befanden sich vor einer jämmerlichen Bruchbude. Sollte das ein Scherz sein?!? Krumm und schief stand dieses Etwas vor ihm, daneben ein winziger Stall für die Pferde. Beide, Bruchbude und Stall, machte den Anschein, als bräuchte es nur eine Windböe, um sie vollkommen zusammenbrechen zu lassen. Den Umherstehenden einen finsteren Blick zuwerfend, ließ er sich von seinem Reittier gleiten, packte Tyson am Kragen und zischte: „Was soll das?“ „Das ist die einzige Gaststätte, die noch Betten frei hat... Wir wollen doch schlafen und essen bevor wir morgen bei dieser Frau vorsprechen...“ Morgen? Sie waren doch gerade erst aufgebrochen, wie konnten sie dann schon da sein? Immerhin war dies eine gottverdammte Reise von mehreren Tagen! „Schau, das da soll ihr Heim sein“, er zeigte auf ein Gebilde weit in der Ferne, dort wo einige Lichtpunkte zu tanzen schienen. Warum war es schon dunkel, eben war es noch hellichter Tag gewesen! „Kommst du, Kai?“, Bryan riss ihn aus seinen Überlegungen. „Ich setze keinen Fuß in diesen windschiefen Schuppen!“ Sein Wächter seufzte- erleichtert?!?- auf. „Immerhin antwortest du wieder, wenn man mit dir redet... Mir schien, dass du die letzten Tage nicht du selbst gewesen bist...“ „Was meinst du damit?“, fragte er gereizt. „Keine Angst, die anderen haben nichts gemerkt, Kira ist mit schmollen beschäftigt und die beiden Kerle haben sich von dir fern gehalten, obwohl ich glaube, dass die Grinsebacke zumindest etwas ahnt... Trotzdem... Könntest du uns wenigstens sagen, was plötzlich in dich gefahren ist?“, gähnte Tala, der wieder hinaus spaziert kam. Ohne weitere Erwiderungen schritt Kai in die Gaststätte, die ihren Namen nicht wirklich zu verdienen schien. Insgeheim war er dennoch froh, von diesem endgültigen Gesichtsverlust gegenüber den Rittern verschont worden zu sein, dem er ausgeliefert gewesen wäre, wenn sie gemerkt hätten, was in ihm vorging. Nach aufwendigen Begrüßungs- und Vorstellungszeremonien konnten sie endlich den Raum betreten. Dicke Teppiche dämpften jedes Geräusch von Schritten und an den Wänden hingen Samttapeten und kostbare Ölgemälde. Auf einem weinrot bezogenen Kanapee befand sich eine Frau, mit schmuckvoll frisierten rotem Haar. Die Art und Weise, wie sie auf dem Sofa saß, erinnerte eher an eine Edelhure aus einem der Freudenhäuser, als an eine Adelige. Der dünne seidene, pastellfarbene Morgenmantel teilte sich verführerisch ein wenig, als sie ein Bein anzog und sich zu dem Beistelltischen beugte, um aus einer goldenen Schale ein Weintraube zu fischen, die sie sich in den blutrot geschminkten Mund schob. Für einem Moment verweilte ihr Finger dort, bis sie ihn langsam wieder herauszog. Die Besucher hielten den Atem an, als der Blick der Frau sie streifte und ihr Mund sich zu einem Lächeln verzog. „Willkommen!“ „Haben Lady Angelline noch einen Wunsch...“, ein sichtlich nervöser Diener verbeugte sich demütig. „Nein, vielen Dank, du darfst gehen...“, sie wandte sich wieder den Besuchern zu, „Tretet doch näher! Ihr seid also die Abgesandten des Königs...“ Max und die anderen taten wie geheißen, Kira lugte neugierig hinter dem Rücken ihres Bruders hervor. „Was kann ich für euch tun?“, eine weitere Weintraube wurde zwischen ihre Lippen geschoben. „Lady, wir hätten eine Bitte...“ „Ja, könntet Ihr mir etwas von denen da abgeben?“, Tysons ausgestreckter Finger wies auf die goldene Schale. Für einen Augenblick rührte sich niemand, bis die Frau an zu lachen fing. „Du bist mir ja ein lustiges Kerlchen! Nimm so viel du magst!“ „Das würde ich ihm nicht so leichtsinnig anbieten, Lady...“, murmelte Tala leise. „Wir müssen Euch leider mitteilen, dass Prinz Raymond verschwunden ist und wir sind zu der Annahme gekommen, dass Ihr darin verwickelt seid... oder es ist jemand aus Eurer Umgebung...“, der Prinz des Eislandes erhob das Wort. „Kai...“, Kira zupfte ihrem Bruder unruhig am Ärmel. „Interessant, und wo sind die Beweise?“, sie verengte die Augen zu Schlitzen. „Es wurde etwas am Tatort hinterlassen und zudem haben wir eine Aussage über eine rothaarige Frau, die...“ „Sehr stichhaltig... wisst Ihr eigentlich, auf wie viele Frauen, allein in meinem Schloss, diese Beschreibung zutrifft?“, fauchte die Rothaarige und entriss Tyson die Schale. Anschließend scheuchte sie ihn zu seinen Freunden zurück. „Onkel Max...“, versuchte die junge Prinzessin die Aufmerksamkeit des Ritters auf sich zu ziehen. „Hier, das haben wir gefunden...“, Max machte einige Schritte vor und hielt ihr die Brosche entgegen, die von der Frau genaustens untersucht wurde. Eisige Stille legte sich über den Raum, in der Angelline nach einem Diener pfiff, ihm etwas ins Ohr flüsterte und sich erhob. Ihre blasse Haut nahm einen dunklen Rotton an, als sie auf Tyson zeigte, „Komm wieder her, Kleiner!“ Panisch näherte er sich ihr. „Onkel Tyson...“, Kiras Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Tomate an, warum musste sie nur jeder übersehen! Wenn sie etwas hasste, dann wenn man sie übersah oder ihr nicht zuhörte! „Sieht das aus wie mein Familienwappen?“, fragte Angelline süß wie Zucker und hielt dem Blauhaarigen die Brosche und Medaillon, welches ihr von dem Diener gereicht wurde. Gespanntes Schweigen breitete sich aus, als Tyson beide Gegensände eingehend musterte. „Onkel Tala...“, presste das grauhaarige Mädchen hervor. „Kira, nerv nicht!“, zischte er zurück. „Aber es ist wichtig!“, beharrte sie wütend, „Das ist nicht die Tante von damals!“ Alle Köpfe, bis auf den von Tyson, ruckten herum. „Wie...?“, Bryans Augen wurden groß. Kai lief auf sie zu und schüttelte das Mädchen leicht, „Bist du dir sicher?“ „Absolut, großer Bruder!“ Der Prinz verkniff sich einen üblen Fluch, seine Ritter tauschten betretene Blicke und Max sah alle der Reihe nach an, Augen und Mund weit aufgerissen. „Wartet mal, Leute...“, mischte sich der Grasländer mit der Brosche und dem Schmuckstück in der Hand ein, „Sie stimmen nicht überein!“ „Was du nicht sagst, du Schwachkopf!“, zischte Tala, verstummte doch jäh, als die Lady sich räusperte. „Ihr seid mir wirklich eine lustige Gesellschaft...“, lächelte sie und tastete nach einer weiteren Weintraube, fand allerdings keine mehr vor. „Kleiner, du hast aber einen gesunden Appetit!“ „Endlich mal jemand, der es zu würdigen weiß!“, Tyson strahlte sie an, woraufhin sie wiederholt lachte. „Aber“, ihr Blick wurde kalt, „wie um alles in der Welt kommt Ihr auf die Idee, dies sei das Zeichen meiner Familie, Prinz?“ „Wir hatten Gründe für eine derartige Annahme, Lady“, antwortete Kai kühl. „Kai...“ „Und die wären?“ „Ich erklärte Euch bereits, dass sie für Euch unerheblich sind, Lady!“ „Wenn Ihr meine Familie oder meinen Bediensteten verdächtigt, den Prinzen verschleppt zu haben, geht es mich sehr wohl etwas an!“, sie wirkte wütend und starrte den Graublauhaarigen feindselig an. „Kai...“ „Ihr seid zu anmaßend, Prinz...“ „Lady, habt Ihr solch ein Wappen schon vorher gesehen?“, Bryan sprach laut, in dem hoffnungslosen Versuch, die Situation zu retten. „Nein!“, fauchte sie, erhob sich und stürmte durch die nächstbeste Tür, welche mit einem Knall zugeschlagen wurde. „Das hast du wirklich gut gemacht, großer Bruder, jetzt ist sie sauer auf uns!“ „Dabei gab es bei ihr so leckeres Essen...“, schwärmte der blauhaarige Grasländer. „Egal, wir haben jetzt andere Probleme!“ „Tala hat recht, die Frau ist gefährlich! Ihr wisst doch...“, murmelte Bryan. Ein finster dreinblickender Diener näherte sich mit schnellen Schritten. „Ihr seid sicher erschöpft von der Reise, es wäre besser, wenn Ihr Euch in Eurer Herberge ausruhen würdet...“, in seinen Worten lag eine unausgesprochene Drohung, die sie in dieser Situation nicht unterschätzen wollten. Also kehrten sie mit einem ungutem Gefühl im Bauch zurück zu der windschiefen „Bruchbude“, wie Kai die Gaststätte nannte. Schwerer Regen hatte eingesetzt. Der Wirt lachte, als Max ihn ansprach, ob es möglich wäre, bald abzureisen. „Das würde ich mir gut überlegen, Junge, Stürme wie dieser sind in dieser Jahreszeit üblich. Der Regen und der Wind sollten in drei bis vier Tagen abgeklungen sein, dann wäre eine Weiterreise zu empfehlen, vorher nicht, wenn euch euer Leben lieb ist!“, erzählte er, während er einen trüben Becher mit einem schmutzigen Lappen auswischte. Der Blonde leitete die Informationen weiter an seine Begleiter. „Großer Bruder, es zieht, hier will ich nicht bleiben!“, nörgelte Kira doch niemand achtete auf sie. Das, was die Jungen interessierte war, wohin sie als nächstes gehen sollten, einen Hinweis auf Rays Aufenthaltsort, eine Spur, eben etwas, was sich verfolgen ließ. Aber der erhoffte Geistesblitz blieb aus. Die Jungen und das Mädchen verschanzten sich in Kais Zimmer, das das größte von allen war, mit den schmutzigen Fenstern, den Ritzen, durch die der Wind pfiff, dem quietschenden Bettgerüst und dem wackeligen Tisch. Dennoch, es war besser als nichts. Wie die letzten beiden ereignislosen Tage hockten sie zusammen und brüteten über der Brosche, als es an der Tür klopfte. Es war nicht stark oder laut, und doch, die Tür gab ein knirschendes Geräusch von sich, als sie zersplitterte. Entsetzt betrachtete Kai den Holzhaufen, der bis vor Sekunden sein Zimmer wenigstens etwas vor dem Durchzug, der nun herrschte, geschützt hatte, und ihm einen Hauch von Privatsphäre gegeben hatte. „Oh, tut mir leid...“, murmelte die nasse, in einen Umhang gehüllte Gestalt, die geklopft hatte, „Ich werde den Wirt verständigen, dass Ihr eine neue Tür braucht, Prinz.“, und sie war verschwunden. Alle sahen sich ratlos, fast panisch an. Woher wusste diese Person, dass in diesem Raum ein Prinz lebte? Außerhalb des Schlosses der Lady hatten sie es vermieden, Kais und Kiras wahre Identität preis zu geben, zu ihrem Schutz, dass man sie nicht auch noch überfiel oder verschleppte. Denn das konnten sie überhaupt nicht gebrauchen. Also, woher wusste diese finstere Gestalt davon? Der zahnlose Wirt erschien, ein grimmiges Lächeln auf den Lippen, als er erklärte, aufgrund des Sturmes sei es unmöglich, die Tür auszuwechseln und bis dahin, müsste es so bleiben wie es sei, daher zogen sie sich mit ihren Beratungsgesprächen in das Zimmer der vier Ritter zurück, das so winzig war, dass kaum die schmalen Betten Platz hatten. Die Gestalt schlüpfte in den Raum, bevor Max die Möglichkeit hatte, die Tür zu verschließen. „Bitte entschuldigt diese Unannehmlichkeiten...“, murmelte sie und zog sich die Kapuze vom Kopf, „Aber wer konnte denn ahnen, dass diese Bruchbude so morsch ist?“ Alle starrten die Rothaarige an. „Was wollt Ihr hier, Lady Angelline?“, fragte Kai schließlich. „Euch die Gelegenheit geben, Euch zu entschuldigen, Prinz! Nein, eher ist es, dass mir etwas eingefallen ist...“ Das Klirren von Glas unterbrach sie. „Was ist jetzt schon wieder?“, Tala drehte sich genervt um. Unten, in der Schankstube schien ein wahrer Tumult loszubrechen, „Es ist wohl besser, wenn ich mal nach dem rechten sehe...“ „Also, was wollt Ihr, Lady?“, Kai verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ich weiß ja nicht, wie Ihr die Sache seht, Prinz, aber hier erscheint es mir ungünstig, Euch meine Informationen bekannt zu geben... Vielleicht ist es Euch ja noch nicht aufgefallen, aber Eure sogenannte Gaststätte ist nicht unbedingt sicher für Euch und Eure Begleiter! Wenn ich nur mit wenig Aufwand herausfinden konnte, wo Ihr Euch befindet, werden das andere auch können!“ „Das ist mir bewusst, aber wo sollten wir denn hin?“, die Augenbrauen des Jungen schossen ärgerlich in die Höhe. „Ich störe die Unterhaltung nur sehr ungern, aber wir müssen von hier verschwinden!“, Tala stand, völlig außer Atem, in der Tür. „Was ist passiert?“ „Für lange Erklärungen haben wir keine Zeit, lauft!“ Kapitel 16: Neue Hinweise? -------------------------- *winks* hallo^^ hier ist das nächste kappi^^ ich hoffe, es gefällt euch, lg, euer engelchen Neue Hinweise? „Würde mir mal jemand erklären, wie wir da nun wieder hineingeraten sind?“, der rothaarige Ritter Kais verscheuchte ein Schwein vom Proviant der Gruppe, der etwas abseits in einer Ecke aufgestapelt war. „Stellt Euch nicht so an, es ist besser als draußen zu stehen!“, verteidigte ihre Begleiterin ihren Unterschlupf. „Da hat Lady Angelline recht und es ist nicht so schlimm wie dieser Unterstand, den wir vorhin hatten, dieser... ähm ja... Stall... hat sogar vier Wände! Das kannst du nicht leugnen, Tala. Das vorhin hatte nur ein löcheriges Dach!“ „Trotzdem, es ist und bleibt ein verdammter Schweinestall!“, der Eisländer durchbohrte das ihm am nächsten gelegene Tier förmlich mit seinen Eiskristallen, „Pah!“ „Seid ruhig!“, Kais Augen huschten von einem zum anderen, bis sie auf ihrer Begleiterin ruhten. „Also, was ist Euch eingefallen, Lady Angelline?“ Im Schein der zwei Öllampen konnten die Jungen erkennen, dass die Frau ungeduldig an ihrem Umhang zerrte, den darunter liegenden Rock bis zum Oberschenkel hochzog, wobei der Prinz seiner Schwester die Augen mit den Worten „Das ist nichts für kleine Mädchen“ zuhielt. Unter den erstaunten Augen der Ritter und des Prinzen kam ein Strumpfband mit einem kleinen Lederbeutel zum Vorschein, aus dem die Lady etwas herauszog. Auf der flachen Hand hielt sie es ihnen entgegen. Dabei handelte es sich um einen goldenen Siegelring. „Ihr seid wirklich einfallsreich mit Euren verstecken, Mylady...“, kommentierte Max das Gesehene grinsend. „Um uns diesen alten Plunder zu zeigen macht Ihr so einen Aufstand?!?“, Tala konnte es nicht fassen. „Na hört mal, das ist nicht irgendein billiger Ring, sondern ein Erbstück meines Großvaters! Einer der besten Goldschmiede seiner Zeit hat ihn angefertigt!“ „Nett, dass Ihr über Eure Familiengeschichte plaudern wollt, aber für so etwas haben wir keine Zeit!“ „Tala...sei endlich ruhig!“, knurrte der Graublauhaarige nur, sodass der Angesprochene, leicht eingeschüchtert, sich beugen musste, immerhin war Kai der Prinz... „Was hat es damit auf sich?“, für einen Sekundenbruchteil brannte etwas in Kais Augen auf, was der rothaarige Eisländer nicht sofort zu deuten wusste, dann aber als Neugierde entlarvte. „Mein Großvater war viel auf Reisen als er noch jünger war, auch, weil er sich Unterstützung für seine Pläne sichern wollte. Nach einem Sturm, der sie überrascht hatte, kehrten sie in ein Gasthaus ein, wo er die Bekanntschaft mit einem jungen Schmied machte. Sie tranken viel an diesem Abend und am nächsten Tag ging mein Großvater in die Schmiede, um die Stücke zu begutachten, von denen sein neuer Freund so sehr geprahlt hatte. Ihm gefielen die Arbeiten tatsächlich so sehr, dass er diesen Ring und einige andere Stücke in Auftrag gab, leider sind die nach seinem Tod verschwunden... Hier, seht Euch den Ring genauer an!“ „Da ist Euer Wappen drauf, na und?“ „Nicht das Wappen, dieses auf der Innenseite, Ihr Depp!“ „Hn?“, Kais Augen verrieten den Eisländern ihr Erstaunen, „Das kenne ich doch...“ Er starrte das mit Kupfer gearbeitete Zeichen der Schmiede an. Eine Rose mit drei Stacheln, ebenso wie... „Das Zeichen ist doch auch auf der Brosche drauf!“, aufgeregt fuchtelte Tyson mit seinem Finger in der Luft und zeigte wieder und wieder vom Siegelring in Kais einer Hand zu der Brosche in seiner anderen Hand, die dieser nochmals zum Vergleich hervorgezogen hatte. „Das wissen wir, Tyson...“, Bryan rollte nur mit den Augen. „Schön und gut, aber wie soll ich sagen?“, mischte sich auch Kira in das Gespräch mit ein, „Wie hilft uns das, wenn wir jetzt wissen, dass eine Schmiede mit diesem Zeichen existiert hat, aber nicht wissen, wo sie sich befindet, oder ob sie überhaupt noch dort ist?“ „Ich war noch nicht fertig, meine Liebe... Es ist wahr, das alles würde wenig helfen, wenn ich nicht noch einen Trumpf im Ärmel haben würde...“ „Und der wäre?“ „Unterbrecht mich doch nicht immer!“, aufgebracht sah sie Tala in die Augen und zog eine Schnute, „Mein Vater wurde mitgeschleppt, um die Verhandlungsmethoden meines Großvaters kennen zu lernen... Hier ist eine Karte“, sie zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus ihrem Lederbeutel, wobei Kai wieder seiner Schwester die Sicht verweigerte. „Stellt Euch nicht so an, Prinz, ich besitze nichts, was sie nicht auch besitzt, oder besitzen wird!“, die Lady zwinkerte Kira verschwörerisch zu. „Mag sein, doch sie ist und bleibt meine kleine Schwester, das heißt, ich habe die Verantwortung für sie! Was ist jetzt auf dieser Karte?“ „Zum Glück konnte mein Vater sich noch an den Namen des Ortes erinnern und hier halte ich die Wegbeschreibung in den Händen...“ Max und Tyson schrien freudig auf, über Kais Gesichtszüge huschte ein kurzes Lächeln, Tala nickte mit dem Kopf, das würde ihnen wirklich eine große Hilfe sein. „Lady, wir danken Euch, nur warum tut Ihr das?“, fragte Bryan und fixierte die Frau. „Einfach so, Ich kann Euch keine Gründe nennen. Es gibt nur einige Fehler, die meine Familie begangen hat, für die wir bitter bezahlen mussten, für die ich jetzt meinen Beitrag als Wiedergutmachung leiste, so sehe ich das jedenfalls, außerdem kam mir zu Ohren, dass der Prinz ein süßer kleiner Kerl ist, da steht es ganz außer Frage, dass ich ihn im Stich lasse!“, sie lachte und zog sich wieder richtig an, „Ich werde Euch nun verlassen, viel Erfolg und ich hoffe, dass Ihr auf Eurem Rückweg in meinem Schloss halt macht, ich würde mich gerne selbst von dem ein oder anderen Gerücht überzeugen...“, sie leckte über ihre Lippen und lächelte, dann drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. „Merkwürdige Tante...“, die Prinzessin des Eislandes starrte unschlüssig die Tür des Stalls an, „Onkel Tala, wo willst du hin?“ Der Angesprochene sah auf sie herab. „Ich will kurz vor die Tür...“, zog sich ebenfalls etwas über und schritt hinaus in die Schwärze. „Maia? Bist du da?“ Das Gesicht seiner Spionin tauchte im Licht der Lampe auf, die er mitgenommen hatte. „Ihr scheint eine neue Spur zu haben...“, sie lachte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, „Dann habe ich wohl richtig geraten, Tala.“ „Wie dem auch sei, was war heute morgen in dieser Bruchbude los? Warum meintest du, wir sollten fliehen?“ „Scheinbar wurdet ihr belauscht. Ich habe ein paar zwielichtige Gestalten beobachtet, die mir verdächtig vorkamen, sie saßen an einem Tisch und berieten darüber, ob es einfach sei, Kira von euch weg zu locken und was für ein Lösegeld man erpressen könnte... Sie gerieten darüber in Streit und fingen an, sich zu schlagen, wie Männer eben so sind...“, die junge Frau seufzte genervt, „Ich hielt die Situation für zu gefährlich, wer weiß, wer sonst noch etwas aufgeschnappt hat, dass Kai und Kira entlarvt haben könnte... deshalb habe ich dich gewarnt, als du mir auf der Treppe entgegen kamst... Und was habt ihr nun vor?“ Kurz dachte der andere nach. „Wir werden gleich bei Tagesanbruch aufbrechen. Leider haben wir keine Pferde mehr, die mussten bei unserer Flucht zurückbleiben, aber dafür haben wir noch unser Gepäck, das wir noch nicht ausgepackt hatten, mitnehmen können. Die Lady hat und auch noch etwas Proviant zur Verfügung gestellt, ich denke, damit kommen wir erstmal aus, wenn die verfluchten Schweine uns etwas übrig lassen. Dann werden wir dieser Schmiede einen Besuch abstatten und mal sehen, was wir da erfahren, vielleicht ist ja etwas dabei, das uns weiterhelfen kann...“ „Das mit den Pferden werde ich schnell behoben haben, denke ich.“ Aufmunternd blickte sie zu ihm hoch und strich eine verirrte rote Haarsträhne zurück, wobei er ihre Hand ergriff. Sie lächelte, als seine Haut auf ihre traf. „Pass bitte auf dich auf, Maia!“ „Hab keine Angst, ich weiß, wie ich mich verteidigen kann, sollte es darauf ankommen. Außerdem bin ich Spezialistin dafür, nicht gesehen zu werden, ich bin schließlich Spionin! Verlass dich auf mich, Yuriy...“ Er lachte auf. „So hast du mich lange nicht genannt...“ Woher Tala plötzlich die Pferde hatte, wusste Kai nicht, aber es war ihm auch egal, Hauptsache, sie hatten endlich eine neue Spur. Über das merkwürdige Verhalten der Lady mit den roten Haaren machte er sich schon lange keine Gedanken mehr, nein, diese wurden eher von jemand anderem beherrscht. „Kai, bist du dir sicher, dass das die Richtige Straße ist? Hätten wir nicht links abbiegen gemusst?“, Bryan beugte sich zu seinem Prinzen herüber, der gedankenverloren in die Ferne blickte, dabei die Karte, die Lady Angelline ihnen mitgegeben hatte, fest in den Händen haltend. „Wie kommst du darauf? Wir sind richtig!“ „Ach, nur so... Da war nur eben so ein Wegweiser...“ „Hn.“ Mist. Da hatte er wohl etwas übersehen... Warum hatte er auch nicht besser aufgepasst? Besser, wenn er sich nichts anmerken ließ... „Der Weg erschien mir günstiger.“ „Welcher Weg, Kai?“ „Der andere, der eingezeichnet ist. Da ist ein sehr großer Wald, an dessen Südrand ein Dorf liegt und am Westrand. Wir müssen nach Süden. Die Menschen scheinen diesen Wald zu meiden, ist aber auch egal, und dahin führt noch ein zweiter Weg, der mir angebrachter erschien, da wir möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen wollen.“, erklärte der Prinz knapp, wobei Bryan sich fragte, ob das Nutzen dieses Weges nicht nur noch mehr auffiel... Nach einigen Stunden schloss der rothaarige Ritter ebenfalls zu dem Prinzen auf. „Wo sagtest du, ist dieser Weg?“, Bryan zog eine Augenbraue in die Höhe. „Hn, vermutlich hier in der Nähe. Wir müssten ihn schon sehen können.“ „Ich sehe aber nichts... Ihr redet doch wohl nicht von dem Pfad da?“ „Wo soll da ein Pfad sein, Tala? Ich sehe nur Gestrüpp!“ „Ja, da ist auch nur Gestrüpp, aber wenn du genau hinsiehst, kannst du erahnen, dass da mal ein Weg gewesen ist... vor etlichen Jahren...“ Bryan drehte sich im Sattel um und begutachtete den „Weg“ genaustens. „Du willst da nicht tatsächlich lang, oder? Kai?“ Er rollte mit den Augen. Zwar hatte er keine große Lust, sich jetzt einen Weg zu bahnen, doch wenn er sein Gesicht vor den anderen behalten wollte, musste es wohl sein... „Maxie, ich habe Hunger... Warum müssen wir hier durchs Unterholz? Da war eine Straße, die war groß und breit und bestimmt gabs da sogar das ein oder andere Gasthaus mit einer Küche, damit wir nicht verhungern... Können wir nicht umdrehen? Oder wie wäre es mit einer Pause?“ Der Blonde lachte leise vor sich hin. Selbst in dieser Situation war Tyson unverbesserlich... Mit Besorgnis bemerkte er, dass Tala mit seinem Pferd bereits sehr nahe an seinem Freund ritt und seine Knöchel knacken ließ. Das konnte mal wieder nur Ärger bedeuten. Der Pfad wurde mittlerweile so eng, dass nicht einmal zwei ihrer Reittiere nebeneinander Platz fanden. Damit war der Rothaarige, der nun genau vor Tyson ritt, wenigstens etwas entfernt... „Maxie...“, sein blauhaariger Freund drehte sich zu ihm um, während Kais Ritter nach einem besonders tief hängenden Ast in seinem Weg griff und diesen straff spannte, als er weiter ritt, ihn aber nicht losließ. „Wir könnten doch...“, das Holz sirrte durch die Luft und traf Tyson an der Wange, der nachdem er fast vom Pferd gefallen wäre, tief Luft holte und begann sich lauthals über den Weg zu beschweren. Dass Tala dahinter steckte, hatte er nicht gemerkt. „Lass gut sein, Ty...“ „Aber der Wald hasst mich...“ „Das bildest du dir nur ein...“ „Und was war das da grade? Ich wusste gleich, es ist eine...au!“, er rieb sich den Bauch, wo ihn soeben ein weiterer Ast getroffen hatte, „Siehst du?“ Max seufzte. Er sah nur Tala, der sich um einen nichtssagenden Gesichtsausdruck bemühte, während sein Freund weiter schimpfte und zeterte. „Ty... bitte...“ „Was hab ich getan, dass der Wald mich hasst und dieses Pferd und ...“ „Ruhe da hinten!“, rief der Rothaarige über die Schulter, „Merkst du nicht, dass du uns damit ziemlich auf die Nerven gehst?“ „Was kann ich denn...!“ „Ich will keinen Piep mehr von dir hören!“ „Maxie, sag doch auch mal was!“ „Seid ruhig, alle beide!“, Kais Pferd hatte angehalten und er sah sie streng an, „Es gibt Leute, die versuchen, sich zu konzentrieren!“ Er sprach nicht laut, doch selbst ohne jeglichen Schmuck feiner Kleidung, wirkte er anmutig und imposant. Das schlichte Schwert an der Seite seines Ledergürtels, das einfache Leinenhemd und die Hose, dazu ein Paar brauner Lederstiefel. Aber am meisten schüchterten einen diese Augen ein. Egal, was Kai gerade tat oder sagte, sie blickten kühl und alles durchdringend in die Welt, ohne allzu viel von dem Menschen dahinter Preis zu geben. All das jagte Max einen Schauer über den Rücken. „Onkel Max? Was hast du? Ist dir kalt? Wirst du krank? Sollen wir eine Pause machen? Das ist kein Problem, wenn du dich nicht wohl fühlst, das hat jeder mal! Hast du genug gegessen? Ich mag dieses ewige Essen während des Reitens auch nicht wirklich, dabei fühl ich mich auch manchmal unwohl... Oder hast du Durst?“ Alle starrten die Prinzessin an, sie strahlte zurück. „Warum schaut ihr so komisch?“, das Mädchen wandte sich an den Ritter ihres Bruders, „Onkel Bryan... Ich glaube, da können wir den Wald verlassen, da ist ganz viel Licht...“ „Vielleicht ist das ja die Lichtung, die wir schon seit Stunden suchen...“, hörte er den angesprochenen Eisländer murmeln. „Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg...“, berichtete Bryan, der inzwischen wieder neben Kai ritt, tief über die Karte gebeugt, um bei dem schwindenden Licht noch etwas erkennen zu können, „Wenn wir Glück haben und das Wetter hält, sind wir in zwei Tagen in dieser Stadt...“ „Hn“ „Aber vielleicht wäre es besser, wenn wir nicht die Nacht durchreiten... ein wenig Schlaf täte uns allen gut... Hörst du mir eigentlich zu?“ „Hn“ „Gut zu wissen... Wer weiß, vielleicht hat mir ja dein Pferd zugehört...“ Als keine weitere Reaktion kam, seufzte der Ritter tief und gab seine Versuche auf, mit seinem Prinzen über die aktuellen Probleme ihrer Reisegesellschaft zu sprechen, die Kai ganz sicher etwas angingen, aber was scherte sich der Graublauhaarige schon großartig darum? Das Wetter hatte tatsächlich gehalten, wie Tala rückblickend feststellte. Vor zwei Tagen hatte er noch mit seinem lavendelhaarigen Freund diskutiert, nachdem sie endlich ihr Nachtlagen hatten aufschlagen gekonnt. Kai hatte die gesamte Zeit keinen Ton von sich gegeben, man kannte es inzwischen auch nicht mehr anders. Seitdem Ray fort war, hatte sich etwas verändert, doch was wusste der Eisländer nicht. Fast war es, als hätte der Schwarzhaarige etwas mit sich genommen, aber das war ausgeschlossen, nein, nicht von Kai, das konnte nicht sein... Die Sonne schien ihnen tief ins Gesicht, als sie ein paar kleine Häuser in der Ferne entdeckten. Eine große Stadt war das nun wirklich nicht... Als sie das Stadttor passierten, lief ihnen ein kleines, ärmlich gekleidetes Mädchen entgegen, das aber sogleich von einer ausgemergelten Frau zurückgerufen wurde, die, kaum dass das Kind im Haus war, die Tür und die Fensterläden schloss. Das konnte ja ein heiterer Besuch werden... Andere Bewohner konnte man keine sehen, doch gewiss wurden sie beobachtet, das konnte er fühlen. Sie erreichten die Herberge, ein gepflegtes Steinhaus, dass im Inneren sogar weiß getünchte Wände besaß. Der Besitzer musterte die Neuankömmlinge misstrauisch. Hephaistos wischte sich mit einem schmutzigen und schon ziemlich fadenscheinigen Stück Leinen über sein Gesicht. Erstaunlich... ausgesprochen erstaunlich, was da eben vorgefallen war... Die Tür hing schief in den Angeln und gab ein Knarzen von sich, als sie mit roher Gewalt aufgestoßen wurde. Erschrocken duckte sich Hephaistos, der alte Schmied in eine dunkle Ecke und spähte zur Tür. Dort stand ein junger Herr, der ziemlich gut gekleidet war. Seine Kleidung schien aus feinen Stoffen zu sein und leuchtete in einem wunderschönen blau. Sein Haar war ebenfalls blau... oder grau? Er wusste es nicht, vielleicht spielte ihm das Licht auch einen Streich... Dann erschrak er. Waren diese Augen wirklich rot? Nein, das konnte nicht sein... oder doch? Allein dieser Blick jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken... Der Fremde musterte seine Schmiede, ließ den Blick über die Esse und den Haufen mit dem Eisen wandern, bis er an seinem Lehrling hängen blieb. „Du!“, diese Stimme war es sicher gewohnt, Befehle zu geben..., „Wo ist der Meister?“ Der Junge stammelte nur etwas unverständliches vor sich hin. Dummes Balg, aber so lange er ihn nicht verriet, war alles in bester Ordnung, denn wer wusste schon, was dieser Kerl von ihm wollte? „Sprich gefälligst so, dass ich dich verstehe!“ „Ich... ich weiß es nicht... Herr...“, stammelte der Junge nur und blickte sich panisch nach Hilfe um. Tja, die wenigen, die noch hier arbeiteten hatten sich schon längst in ihre Löcher verkrochen. Dummes Kind. Langsam trat er aus seiner Ecke und verbeugte sich tief. „Verzeihung, Herr... Der Knabe arbeitet noch nicht lange hier...“ Dankbar huschte der Junge davon. Feigling! Das würde er ihm büßen! „Wo ist der Meister? Ich will ihn sprechen!“ „Oh... Es tut mir leid, Herr, aber ich weiß es nicht...“, der Fremde drehte sich zum Gehen, doch da sah der alte Schmiedemeister seine Chance gekommen, „Vielleicht könnte ich mich erinnern... für eine milde Gabe für einen alten Mann versteht sich...“ „Was?“ „Mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste wisst Ihr? Ich fürchte, ich bin doch alt geworden...“ Sein Gegenüber murmelte etwas, aber das war zu leise für seine Ohren. Hephaistos war wirklich alt geworden... Trotzdem klang es fast nach „Blutsauger“. Egal. „Hier und nun rück raus mit der Sprache: Wo ist der Meister!“, er drückte dem alten Mann eine Silbermünze in die Hand. Silber! Wer warf in dieser Gegend schon mit Silber um sich? Misstrauisch prüfte er das Stück, doch es war tatsächlich hochwertiges Silber! „Fertig?“ „Ja, vielen Dank, Herr... Kennt Ihr den „Fröhlichen Elch“? Das ist eine Schenke nicht weit von hier. Momentan verweilt der alte Schluckspecht nicht lange hier, aber dort trifft man ihn wohl öfter an...“ Hephaistos war noch immer überrascht, dass der Fremde ihm die Geschichte einfach so abgenommen hatte und gegangen war... Zwar hatte er ihm zuvor noch fürchterliche Schmerzen angedroht, sollte er ihn angelogen haben, aber was machte das schon aus? Jetzt brauchte er sich nur noch überlegen, was er mit seinem neu gewonnenen Reichtum anfangen sollte. Warum sollten alte Männer, die sonst nur Pech hatten, sah man von seinem früheren Glanz mal ab, nicht auch mal ein wenig Glück haben, an einen reichen, leichtsinnigen Narren zu geraten? „Meister?“ Das ging ja zu wie im Taubenschlag, schon wieder ein Fremder! „Was ist denn?“, keifte er. Dieser hier war nicht einmal halb so vornehm gekleidet und wirkte auch sonst viel umgänglicher, als dieser andere Kauz. Auch wenn er sich mal die Haare schneiden konnte... In langen roten Strähnen hingen sie kreuz und quer über seinen Kopf. Fast hätte er gefragt, ob der Jüngere schon mal etwas von einem Kamm gehört hatte, das verkniff er sich aber dann doch. „Entschuldigt, dass ich Euch so überfalle, aber ich würde sehr gerne bei Euch arbeiten und seid versichert, ich bin geschickt und lernwillig!“ „Das sind große Worte, nur woher weißt du davon?“ „Euer Ruf hat sich bereits weit über die Grenzen des Landes herumgesprochen! Jeder bewundert Euch und die Schätze, die Ihr schon geschaffen habt!“ Hephaistos lächelte geschmeichelt. Er brauchte ihm ja nicht zu erzählen, dass er den Platz des alten Meisters eingenommen hatte... „Also gut, aber zunächst muss ich mich mit einigen Tests von diesem viel versprechenden Können überzeugen!“ Kapitel 17: Kai im Alleingang ----------------------------- huhu^^ *winks* welcome zum nächsten kappi^^ ich hoff, es gefällt euch^^ *knuddel* euer engelchen Kai im Alleingang „Und? Wie ist es gelaufen?“, Bryan saß in einem großen Badezuber, der windgeschützt hinter ihrer Herberge stand. Ja, er war sogar überdacht! Der Rothaarige ließ sich nun ebenfalls in das warme Wasser gleiten und stöhnte genüsslich auf, als er die feurig warme Umarmung des Nasses auf seiner Haut spürte. „Ich habe den Test dieses alten Mannes, der sich Schmied nennt, bestanden, wenn es das ist, was du wissen willst...“, nur dass ihm jetzt jeder Knochen im Leib weh tat! „Und weiter?“ „Naja, ein nettes Wort hier, ein anerkennendes Raunen da, ein bisschen gegrinst und meine Fingerfertigkeit bewiesen. Das war alles, nur dass es so anstrengend ist Goldschmied zu werden hätte ich nicht gedacht...“ Der andere Ritter beobachtete ihn eine Weile schweigend, in der er sich die Kernseife nahm und seinen müden Körper einseifte. „Sonst noch was von Interesse?“, er kratzte sich am Hinterkopf, die Augen noch immer auf Tala gerichtet. „Alles wirkt heruntergekommen und ziemlich schäbig. Bis vor kurzem scheint es genügend Aufträge gegeben zu haben, doch dann ging bergab... Frag mich nicht weshalb, das konnte oder wollte mir keiner sagen“, um das noch zu unterstreichen hob er seinen rechten Daumen in die Höhe und ließ ihn Richtung Boden sinken, „Und was habt ihr gemacht?“ „Du weißt ja, dass Kai heute früh die Schmiede aufgesucht hat, nicht wahr?“, fragend hob er eine Augenbraue, woraufhin er langsam nickte. Worauf wollte sein Freund hinaus? „Kurz darauf ist er wutentbrannt zurückgekehrt und auf sein Zimmer verschwunden, einige Stunden später hat er sich dann ein Pferd aus dem Stall geschnappt und ist davon geritten. Ich frage mich nur, was plötzlich in ihn gefahren ist...“ „Du hast ihn doch hoffentlich verfolgt?“ „Ich war kaum hinterher, da fing Kira an ein riesiges Theater zu machen, wie ich mich so klammheimlich wegstehlen könnte... Als sie endlich fertig war, hatte ich Kai schon aus den Augen verloren, aber ich habe die beiden ausgesandt ihn zu suchen... Sie sind noch nicht zurück.“, schloss der Lavendelhaarige seinen Bericht und seufzte. Tala konnte ihn verstehen. Das konnte nicht gut gehen! „Auf jeden Fall sitzt Kira jetzt in ihrem Zimmer und schmollt, weil sie Tyson und Max nicht finden konnte.“ Er lachte auf. „Wenigstens müssen wir so nicht die ganze Zeit hinter ihr herlaufen um sicher zu stellen, dass sie nichts anstellt! Aber das mit Kai macht mir auch Sorgen... Normalerweise gibt er uns zumindest Bescheid, wenn er außer Haus geht, wir müssen immerhin für seine Sicherheit sorgen!“ „Ja, wir sind ja auch dran, wenn ihm etwas zustößt...“, Bryan seufzte und er hatte Recht, sie waren schon arm dran... Besorgt tauschten sie einen Blick, als ein dritter, übermütiger Jemand mit einem dezenten Sprung im Wasser landete, dass sofort, dank der großen Masse, in alle Himmelsrichtungen spritzte. Tala schüttelte sich. Er fühlte sich wie... „Hahaha, Tala, du siehst aus wie ein begossener Pudel!!!“, Tyson hielt sich den dicken Bauch und zeigte mit einem seiner Finger auf ihn. Wütend starrte er zu dem Verursacher der Flutwelle, die sein erholsames Nass über die Ränder des Zubers befördert hatte und jetzt langsam im Boden versickerte. „DUU!!“, die Farbe seines Gesichtes ähnelte nun der seiner Haare, als er Tyson, der ihn eben noch ausgelacht hatte, in den Schwitzkasten nahm und unbarmherzig unter das Wasser tauchte, welches noch vorhanden war, auch wenn sein Körper unter Schmerz schier aufschrie. „Tala!“, erschrocken schrie jemand auf, als er den zappelnden Fresssack weiter unter der Oberfläche hielt. Es reichte ihm, sich ständig das Genöle dieses Muttersöhnchens anhören zu müssen, dass sich allen Ernstes Ritter nennen durfte! „Tala, lass ihn los!“, der Dauergrinser tauchte in seinem Blickfeld auf, der nun eher blass wirkte. Dann ging alles sehr schnell: Zwei starke, unnachgiebige Arme schlangen sich von hinten um seine, entwanden ihm sein Opfer und zerrten ihn auf Abstand. Bryan hielt ihn fest, auch wenn er tobte und versuchte, um sich zu schlagen, während Tyson wieder auftauchte. Für einige Zeit war nichts zu hören, außer Talas Schnauben und Tysons Atem. Nach Momenten des stillen Kampfes erschlafften seine Muskeln und er ließ sich einfach nur hängen. Dafür war er wirklich zu müde... Er spürte, dass Bryan ihn abschätzend musterte. Sein Freund schien zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass es ungefährlich wäre, ihn loszulassen. „Bist du irre, Tala?!?“ Mit eisigem Blick starrte der Eisländer den Blauhaarigen an, der seinerseits zusammenzuckte und aus dem Wasser floh und damit aus seinem Blickfeld. Gut für ihn... Die anderen seufzten spürbar erleichtert auf. Nach kurzer Zeit erhob auch er sich mit den Worten: „Ich muss noch zu einem wichtigen Treffen...“ und verschwand. „Kommt es mir nur so vor, oder drehen momentan alle durch?“, fragte Bryan trocken, als Tala durch die Tür zum Schuppen wieder ihre Herberge betreten wollte und vergeblich am Schloss rüttelte, schließlich mit hochrotem Kopf zurückkam und den richtigen Weg nahm. „Wir sind alle mit den Nerven bald am Ende. Dass wir nicht wirklich weiter kommen ist nun mal frustrierend...“ „Wie wahr, wie wahr...“, bestätigte der Eisländer, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Tala starrte in die aufkommende Dämmerung. Er hatte wieder ein Glück, er konnte es kaum fassen, natürlich regnete es in Strömen, als solle es eine erneute Sintflut geben. Dicke Tropfen rannen an seinen leuchtend roten Haarsträhnen hinab. In kleinen Bächen flossen sie über sein Gesicht, bis zu den Stellen seiner Haut, die eigentlich von dem Mantel und seiner Kleidung bedeckt waren und somit eigentlich vor Nässe geschützt sein müssten. Dieser Mantel, ehemals sandfarbenen, ähnelte jetzt mehr der Farbe einer Hand voll Matsch als jemals zuvor und klebte eng an seinen muskulösen Oberarmen, sodass er fast jegliche Bewegung erheblich einschränkte. Selbst seine Stiefel, mit denen er in der nassen Erde schabte, waren durchweicht. Er stand in einer dunklen, nicht von der Hauptstraße einsehbaren Ecke und brodelte schier vor Zorn. Wenn sich jemand hier her verirrt hätte, hätte er einen großen Bogen um ihn gemacht, wenn er auch nur den Hauch eines Blickes in seine Augen erhascht hätte. Er wartete. Ein leises Lachen erschallte neben seinem Ohr. Doch als er herumfuhr war niemand zu sehen. „Tala, Tala, Tala...“, hörte er Maias weiche Stimme wieder. Leicht lehnte sie sich an seinen Rücken, ignorierte den nassen Mantel und fuhr mit einem Finger seine Wirbelsäule entlang. Er seufzte. Jegliche Anspannung löste sich unter ihrer Berührung in Wohlgefallen auf. „Hat er dich wieder geärgert?“ „Wer?“ „Na dieser Blauhaarige... wie hieß er gleich... Tyson?“ Schon war seine Anspannung zurück. Das bedeutete, dass sich Talas Körper verkrampfte, was die junge Frau mit einem unwilligen Grunzen hinnahm. „Woher weißt du...?“ Sie lachte. „Aber Tala! Das ist mein Beruf, schon vergessen? Ich habe meine Augen und Ohren überall...“ „Egal... ich meine, das ist gut. Was hast du erfahren?“, er drehte sich um und sah in ihre Augen. Und was sie dem Ritter berichtete! Je länger sie sprach, desto größer wurden seine eisblauen Augen. Es dunkelte bereits, als Kai sein Pferd zügelte und sich umsah. Er hatte das arme Tier zu der größtmöglichen Eile angetrieben und tätschelte nun den schweiß- und regennassen Hals. Der Fröhliche Elch? Das war es, kein Zweifel. Diese heruntergekommene Kaschemme passte zu dem Mann, der dieser Schmied sein musste. Warum war er eigentlich hier? Warum tat er das? Und warum hatte er auch unbedingt alleine los gemusst? Wütend stapfte er durch den Matsch auf das Gebäude zu, vorbei an einem riesigen Heuwagen, als sich zwei Schatten von einer Mauer lösten. Der eine murmelte etwas in das Ohr des anderen und beide grinsten. Sie schritten geradewegs auf den Prinzen zu. „Kai?“, Bryan hämmerte mit seiner Faust gegen die Zimmertür des jungen Mannes, „Kai, mach die Tür auf! Ich bitte dich!“ Kira, in einer Ecke stehend beobachtete das Schauspiel. Der normalerweise so stille Begleiter ihres Bruders schlug schon seit einer guten Viertelstunde auf das Holz ein und rief wieder und wieder Kais Namen. Was er wohl von ihm wollte, dass er so hartnäckig war? Sicher war es wichtig... „Was tust du da, Onkel Bryan?“ Der Angesprochene fuhr herum: „Kira!?!“ „Sag!“ „Ich muss mit deinem Bruder sprechen...“ Er wich ihr aus, so viel war klar. „Kai ist noch nicht zurück.“, erklärte sie mit einer Grabesstimme und ihr Blick verfinsterte sich. „Was?“, er riss die Augen auf und starrte sie an. Sie lächelte. „Du kannst es mir auch gerne sagen...“ „... Gut... vielleicht später. Zuerst muss ich die anderen informieren...“, murmelte er vor sich hin. „Du hast nicht vor, mich aufzuklären, oder?“, Tränen blitzten in ihren Augen, als sie ihn wütend anstarrte. „Kira, du verstehst das falsch...“ „Tu ich das? Du könntest es mir doch auch einfach jetzt sagen!“ „Kira...“ Wütend lehnte sie sich an die Tür zum Zimmer ihres Bruders und legte den Ellenbogen auf der Klinke ab. „Du erzählst mir jetzt sofort, was los ist!“, knurrte sie, als sich plötzlich die Tür öffnete und sie auf dem Boden saß. Da hatte sie wohl zu viel Gewicht auf den Ellenbogen verlagert... „Au...“ „Kira...“, Bryan seufzte, kniete sich dann aber neben das Mädchen und tröstete sie. Dass er ihr noch etwas zu erzählen sollte, hatte die Prinzessin derweil vergessen. „Na, wen haben wir denn da?“, der eine, ein bärtiger Hüne drehte sich zu seinem verschwindend kleinen Begleiter um, „Der sieht aus, als wär er leichte Beute! Guck mal, was für ein schmächtiger Bursche das ist!“ Das hatte Kai gerade noch gefehlt. Je weniger Aufsehen er erregte, desto besser. Wenn jetzt herauskam, dass er, der Prinz des Eislandes hier in den Tiefen des Graslandes war, dann... Er wollte es sich gar nicht erst ausmalen... Es würde in jeden Fall unerwünschte Fragen aufwerfen! Dennoch diese beiden Gestalten waren vermutlich Räuber... und er hatte immer noch die Möglichkeit in die Kaschemme zu fliehen! Er rannte los. In Nacken fühlte er den heißen Atem eines seiner Verfolger. Würden sie ihn erwischen, würden sie kurzen Prozess mit ihm machen, so viel war klar. Denn großartig wehren könnte er sich dann vermutlich nicht mehr... Schon jetzt breitete sich eine bleierne Schwere in seinen Gliedern aus. Kai lief trotzdem in Zickzacklinien, fühlte sich bestärkt, wenn er dem Hauchen entkam und resignierte, wenn eine gewaltige Hand nach ihm schnappte. Trotzdem es gelang ihm, sich jedes Mal zu entwinden, nur dann krallte sich eine Hand in seinen Oberschenkel und die Finger glitten an seinen Beinen bis zu den Knöcheln hinab. Die Schulter des Angreifers, die sich in seine Kniekehle rammte, brachte den jungen Prinzen vollends aus dem Gleichgewicht und ließ ihn hart zu Boden stürzen. Das Gesicht im Matsch versuchte er sich frei zu treten, was ihm gelang, als er mit seinem Fuß etwas weiches traf. Der Kleinere hielt sich mit den Armen den Bauch und jaulte leise. Nur, wo war der Hüne? Sein herz hämmerte wie wild und übertönte alle anderen Geräusche. Er stemmte sich hoch und suchte die nähere Umgebung mit den Augen ab. Nichts. Ein kalter Schauer jagte über seinen Rücken. Der Kerl konnte doch nicht einfach verschwunden sein! Niemand verschwand so mir nichts, dir nichts vom Erdboden! Das konnte nicht sein! Unter seinem Knie spürte er die kühle Erde und auch an seinem Hals war etwas kaltes und etwas warmes, klebriges lief daran herunter. Er schluckte. „Das war aber eben nicht nett!“, der Hüne grinste boshaft, „Willst du auch mal?“, fragte er den anderen, der sich langsam aufrichtete. Der kalte Gegenstand verschwand von seinem Hals und ehe der Prinz reagieren konnte warf ihn ein Tritt in den Magen auf den Rücken. Er keuchte auf. Der Größere stellte sich über ihn und zückte sein massives Schwert. „Ob er jetzt stirbt oder später ist ja relativ egal...“ Sterben? Er konnte, nein , er durfte noch nicht sterben! Das Stück Metall sauste in Richtung seines Körpers. Instinktiv rollte er sich zur Seite, aber er konnte nicht verhindern, dass sein Angreifer mit der Waffe einen blutroten Schnitt in seiner Seite hinterließ. Zischend sog der Eisländer die Luft ein. Unsanft wurde er an seinem zerrissenen Hemd in die Höhe gezogen. „Geld raus!“, auch der kleinere Mann trat in sein Blickfeld. Er klang verärgert. Wie zur Untermalung der Worte schmetterte ihn der andere gegen die nächste Wand. „Her damit!“ Kai japste auf, als er auf den Boden geschleudert wurde. Langsam kam er auf die Füße. Es reichte. Hart traf seine geballte Faust die Wange des kleinen Räubers. Der Andere starrte ihn geschockt an. Zu mehr kam er nicht. Krachend öffnete sich die Tür des Wirtshauses und ein beleibter Mann schleifte einen anderen am Kragen mit sich: „Und das du dich hier nicht mehr blicken lässt!“ In Stillen dankte Kai für die unverhoffte Ablenkung und rannte so schnell er konnte davon und stürzte sich unter den Heuwagen. Mit einer Hand hielt er sich die Seite und wartete ab. Der Hüne sah sich um, doch scheinbar konnte er nichts entdecken. Jedenfalls nicht ihr Opfer. Kai grinste. Idiot. Der Räuber fuchtelte hilflos mit den Armen, als er seinem Begleiter erklärte, dass er Kai aus den Augen verloren hatte. Besagter Prinz holte zitternd Luft. „WO IST ER???“ „Ich weiß es nicht...“ „Wo ist wer?“, fragte eine weibliche Stimme scharf nach. „Der Kerl, der uns eben entwischt ist! Ein verwöhnter Bengel, der viel Geld bei sich zu haben schien...“ „Interessant, das ich das auch schon erfahre...!“, die vermummte Frau, die soeben hinter ihnen erschienen war, hob ihren Schleier vom Gesicht. Die beiden Männer starrten sie an. Aus ihren grünen Augen funkelte die Räuberprinzessin Sachie zurück. Ihre Anführerin. Der kleinere der beiden wich zurück und fuhr sich mit einer schmutzigen Hand über seine Hakennase. „Verzeih uns... Wir dachten, dieser Kerl sei das richtige Geschenk für dich und...“ „Ich habe bereits einen Gefährten, mit dem ich spielen kann, vielen dank“ „...für dich und deinen Gefährten, meinte ich, teure Sachie... Vielleicht würde er auch deiner Schwester zusagen, sollte er nicht deinen Gefallen erwecken...“, er verbeugte sich respektvoll. Sie schien nachzudenken. „Also gut, bringt ihn mir! Trotzdem“, sie funkelte die beiden Männer böse an, „Warum zum Henker missachtet ihr meine Befehle?!? Was solltest ihr ursprünglich tun?“ Der Große setzte ein strahlendes Lächeln auf und klatschte begeistert in die Hände: „Wir sollten Holz sammeln, für ein Feuer für dich und Akoi!“ „Gut, Süßer! Das werdet ihr auch noch machen, oder...“, sie lächelte ein süßes, boshaftes Lächeln, zog einen Dolch und zielte damit auf den Bauch des Hakennasigen. Jedem der beiden war klar, was sie sonst mit ihnen anstellen würde..., "„Ach ja, bringt ihn im Wald um, dort wo es keiner sieht. Am besten in unsrem Wald, damit die Dummerchen weiter denken, er sei verflucht! Und macht es schön blutig, das wird als Abschreckung genügen!“ Um das noch zu veranschaulichen, steckte sie den Dolch weg und zückte ein kurzes Schwert, womit sie auf einen Haufen Heu auf einem Wagen einhieb. Sachie verschleierte sich wieder, verstaute die Waffe an ihrem Gürtel, winkte kurz und verschwand im Wald in Richtung ihres Versteckes. Es war wirklich schlau von ihr gewesen, diejenigen, die sich in ihrem Wald verirrt hatten, besonders grausam umzubringen. Damit sich ein grausiges Gerücht verbreiten konnte, hatte sie anschließend einige ihrer Männer in die umliegenden Dörfer gesandt, damit diese dann einige feine, natürlich falsche Tatsachen, über grausame Monster streuten, die das Gehölz bewohnten. Seitdem kam niemand mehr ihrem Versteck zu nahe und auch die Schwester der Räuberin konnte in Frieden, ohne Behelligung leben. „Dann lass uns weitermachen! Wir wollen heute schließlich reichlich Gewinn machen!“, er ließ die Knöchel knacken. „Ihr wisst, dass wir so gut wie tot sind, sollten Kai und Ray nicht wieder auftauchen, oder nicht?“ Die vier Ritter hielten ein Krisengespräch ab. „Ja, wir müssen sie finden! Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Bewohner der Grenzgegenden schon zu den Waffen greifen, weil sie denken, wir hätten sie betrogen...“, Tala sah ernst in die Runde. „Nicht wirklich! Wir haben schon genug Probleme!“ „Wem sagst du das? „Herrin, ein Brief für Euch...“, sofort wurde dem Diener das Geschriebene aus der Hand gerissen. „Lebt mein Verlobter noch?“, Daphne de Winter überflog die Nachricht mit ihren grünen Augen. „Herrin...“ „...Ich verstehe... Er ist also nicht gewillt, sich bei mir zu entschuldigen...“, sie klang gelassen, schrecklich gelassen, „Da kann man nichts machen... Wo ist mein Kleid?“ „Kleid, Herrin?“ „Ja natürlich Kleid! Mein Hochzeitskleid, du gottverdammter Idiot! Lang und weiß mit Spitze! Ich will es anprobieren! Sofort!“ „Wie Ihr befehlt...“, der Mann, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnte verließ den Raum fluchtartig. Sie lächelte. „Es hat schon lange niemand mehr gewagt, mich bei meinem Vornamen anzusprechen, meine liebe kleine Schwester...“ Wie ein aufgescheuchtes Huhn war er davon gerannt, als die verrückte Rothaarige auf sein Versteck, den Heuhaufen, mit dem Schwert losgegangen war. Dennoch konnte er die Gunst der Stunde nutzen, um zu fliehen. Er befand sich in einem Wald. Kein Vogel war zu hören, kein Tier zu sehen. Nichts. War das etwa der berühmte Wald, in dem die schrecklichsten Wesen hausen sollten? Angeblich dauerte es zwei Tage, ihn zu durchqueren, aber das konnte man nur schätzen. Jeder, der dieses Gehölz jemals betreten hatte, war niemals wieder lebend gesehen worden. Da nahm man lieber den verhältnismäßig sicheren Weg um den Wald herum, auch wenn es dort von Wegelagerern nur so wimmelte. Die Stille war beunruhigend. Ebenso wie die Tatsache, dass es langsam dunkel wurde... Stöhnend griff er sich an die Seite. Blut quoll zwischen seinen eiskalten Fingern hervor und seine Kehle brannte, als stünde sie tatsächlich in Flammen. Am liebsten hätte der Prinz eine Pause eingelegt, auch um seinem schmerzenden Körper nur ein wenig Ruhe zu gönnen, aber er musste weiter. Ein Tropfen des dünnen Gesöffs, das wahrscheinlich in der Kaschemme serviert wurde, allein die Vorstellung davon einen Schluck zu trinken, war paradiesisch. Trotzdem, wenn die Räuber auf seine Spur kämen, wäre das sein Ende und Ray... Wenn er überhaupt gerettet werden wollte... Auch wenn mit dem Gedanken an seinen Verlobten all jene Befürchtungen, die er seit geraumer Zeit hegte zurückkehrten, so hatte er jetzt einen Grund, etwas, an das er sich klammern konnte, etwas, das ihn aufrecht erhielt, den Schmerzen zum Trotz. Wie lange er wohl schon durch den Wald stapfte? Ein, zwei Stunden? Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, doch so lange konnte es nicht gewesen sein, da dem Graublauhaarigen grade noch genug Licht zum Sehen übrig war. Warum tat er das für einen Kerl, der wie ein Weib aussah und der aus dem Schloss seines Vaters wie ein feiger Hund geflüchtet war? Er wusste es nicht... Etwas besonderes war an Ray, nicht nur sein Aussehen, etwas in seinem Wesen, das der Eisländer nicht verstand. Er hasste es, Dinge nicht zu verstehen... Vielleicht lag es daran? Sicher... Das war es... Das musste es sein... Ein Baum nach dem anderen schlich an ihm vorbei, mischte sich in dem Farbenwirbel, der vor seinen Augen tanzte, so schnell, dass dem Prinzen schwindelig wurde. Es hörte gar nicht mehr auf sich zu drehen! Kai sank auf die Knie. Sein Herz klopfte wild, seine Seite pochte. Und die Farbklekse wirbelten weiter umher. In der Ferne heulte ein einsamer Wolf auf und das Licht schwand immer schneller. Er war ein Narr, allein gegangen zu sein... War das das Ende? Nein, ein leises Plätschern drang an sein Ohr. Der junge Mann kämpfte sich auf seine Füße. Zwang seine Glieder vorwärts, hin zur Quelle des Geräusches. Überall Bäume. Nichts als Bäume. Und dann war da plötzlich eine Lichtung, durch die ein kleiner Fluss floss. Im Matsch am Ufer glitt er aus und landete unsanft auf den Knien, wobei ein wenig Blut aus seiner Verletzung spritzte. Er sah auf. Kai spürte, dass er nicht allein war. Die rubinroten Augen suchten die Umgebung ab. Alles war leer. Nur ein einsames Blatt schwebte majestätisch zu Boden. Da trat eine schlanke Gestalt aus dem Schatten des Waldes, nicht weit von ihm entfernt, die einen leise quietschenden Wagen lenkte. Also hatten ihn die Räuber letztendlich doch gefunden... Waren das nicht ein bisschen wenig? Einen Mann zu schicken? Normalerweise würde das seinen Stolz als Prinzen des Eislandes empfindlich verletzten. Normalerweise... Dann hätte er ihnen auch gezeigt, dass er kein Schwächling war... Die Gestalt km näher, hatte ihm aber den Rücken zugewandt, wie er jetzt erkannte. Sie nahm einen Gegenstand aus dem Gefährt und wandte sich dem Wasser zu, sich den langen schwarzen Zopf über die rechte Schulter werfend. „...Ray...“ Das letzte was er sah, war, dass die Gestalt herumfuhr und ihn ansah. Mit dem schmerzhaften Gefühl verraten worden zu sein, gaben Kais Beine endgültig nach und er stürzte in eine tiefschwarze Leere. Der junge Mann strich sich eine pechschwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, die Augen auf den bewusstlosen Fremden wenige Schritte vor seinen Füßen gerichtet. „...Ray...?“ Ein Schatten tauchte leise zwischen zwei Bäumen auf. „Hast du etwas damit zu tun?“, raunte er dem Mädchen mit den langen pinken Haaren und den Katzenaugen ins Ohr, das neben ihn getreten war. „Ich habe nichts getan; ich bin ihm nur gefolgt...“, antwortete sie ebenso leise. „Dann kümmere dich jetzt um ihn, ich hole nur schnell noch etwas Wasser...“ „Warte! Warum sollte ich?“, aufgebracht stemmte sie die Hände in die Hüften. „Weil ich wissen will, warum er mich ‚Ray‘ genannt hat, Mariah!“ Die Augen der Pinkhaarigen wurden groß, doch er griff ohne eine weitere Erwiderung nach dem Eimer, den er fallen gelassen hatte und begann den großen Bottich auf dem Wagen zu füllen. Schnaubend drehte sich Mariah zu dem Fremden um und kniete sich neben ihn, auch wenn er sie schier zur Weißglut trieb, ohne, dass sie den Grund dafür kannte. Nur, woher kannte er Ray? Kapitel 18: Alte Freunde ------------------------ huhu^^ *winks* es geht weiter^^ Alte Freunde Sie hatten den Fremden in das kleine Zimmer im oberen Stockwerk ihres beschaulichen Hauses am Rande des angeblich verfluchten Waldes verfrachtet. Ihre Behausung mit der angrenzenden Schmiede war zwar nicht groß, dafür aber das Grundstück mit einem Trinkwasserbrunnen, einem Flüsschen und dem Kräuter- und Gemüsegarten. In einer Ecke, dort wo die Werkstatt an das Wohnhaus grenzte, befanden sich ein Klotz, sowie eine Axt zum Holzhacken, ein großer Haufen und eine Holzwanne. Im Hinterhof gackerten Hühner und im Stall stand ihr in die Jahre gekommenes Pferd. Er saß in dem großen Raum, der als Küche und Stube fungierte, auf einer der beiden Bänke am Tisch und aß von dem Eintopf, den Mariah gekocht hatte. Die Stufen der Treppe knarzten und die besagte Köchin erschien im Blickfeld des Schwarzhaarigen. „Und? Wie geht es ihm?“, fragte er schmatzend nach, als sie sich auf einen Stuhl fallen ließ, schnaubte und ihn mit einem bitterbösen Blick bedachte. „Gut, er ist nur erschöpft, schätze ich. Ein bisschen Schlaf und eine Mahlzeit und wir sind ihn los...“ Der Schwarzhaarige lachte bellend auf: „Du magst ihn nicht, was? Beherrsche dich, noch hat er dir nichts getan! Und“, fügte er grinsend hinzu, „Egal, was passiert, meine Werkzeuge bleiben alle, wo sie sind! Verstanden?“ „Ja, Lee...“, murmelte die Pinkhaarige nun und senkte beleidigt den Kopf. „Gut. Dann haben wir das ja geklärt. Was denkst du sonst über ihn? Wer, denkst du, ist er?“ Auch seine Schwester begann zu essen. „Was ich denke?“, fragte sie nach und hob eine sanft geschwungene Augenbraue, „Er ist ein verwöhnter Schnösel von weit her und...“, man konnte ihr ansehen, dass die das Mädchen die anderen Worte, die ihn, ihrer Meinung nach, noch beschrieben, mühsam herunterschluckte, wie ein großes Stück trockenen Brotes. „Und außerdem muss er entweder sehr mutig oder sehr dumm sein. Normale Menschen wagen sich nicht einmal in die Nähe des Waldes, deswegen müssen wir ja ins Dorf fahren, um deine Ware zu verkaufen oder Besorgungen zu machen, also muss er zusätzlich blind und taub sein. Die Bewohner haben ihn sicherlich gewarnt...“, genervt verdrehte sie die Augen. Er wusste, was gleich kommen würde: Vorhaltungen, weil sie wegen seiner Schmiedearbeit und seinem Dickschädel hier lebten. Im verfluchten Wald gab es schließlich das beste Wasser zum Härten seiner Schwerter! „Aber wir müssen ja auch ständig in diesen Wald... Als könntest du dein blödes Wasser nicht auch anderswo wegholen! Wir haben einen Fluss und einen Brunnen in der Nähe! Im Dorf gibt es einen Brunnen und nicht weit entfernt soll es auch eine herrliche Quelle geben!“, schimpfte sie munter vor sich hin, während er nur mit halben Ohr zuhörte. Wie oft hatte er ihr schon erklärt, dass man zum Härten besonderes Wasser brauchte? „Ich geh dann mal wieder rüber... Du kannst dich ja inzwischen um unseren Gast kümmern...“, schnell verschwand er aus der Tür, bevor einer ihrer Töpfe das Fliegen lernte. Trotzdem konnte er sie im Haus toben hören. Sie konnte es nicht leiden, herum kommandiert zu werden, auch wenn sie sich meist seinem Willen beugen musste. Denn, er war nicht umsonst der ältere. Als er sich sicher war, dass Mariah wirklich hochgegangen war, kehrte er in den Wohnraum zurück und schnappte sich einen Becher mit dampfender Flüssigkeit, den er stehen gelassen hatte. Immerhin war es inzwischen dunkel und er hatte vor, bald zu Bett zu gehen, da lohnte es sich nicht, noch etwas neues anzufangen. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die abendliche Stille, gleich gefolgt von einem klatschenden Geräusch und einem Splittern. Es hörte sich an, als wäre das eine Tonschale gewesen... Der junge Mann seufzte. Was war jetzt wieder los? Trotzig hatte er eigentlich vorgehabt, hier unten zu bleiben und seinen dampfenden Tee auszutrinken, doch dann brüllte seine Schwester etwas wie: „Perversling!“ und das ließ ihn aufhorchen. Konnte man nicht ein einziges Mal in Ruhe...? Vermutlich nicht... „Perversling! Lüstling!“, sie warf mit allem, was sich in ihrer Nähe befand nach dem Kerl, der jetzt halb aufrecht im Bett saß, sie selbst knallrot im Gesicht, „Widerlicher Schnösel!“ Die Tür ging auf. „Was ist hier los? Mariah würdest du bitte aufhören, mit Gegenständen nach unserem Gast zu werfen?“ „Erst, wenn dein Gast aufhört, mich zu begrapschen!“ „Hn. Du hast angefangen.“ „WAS?“, ihre Stimme wurde schrill, Lee verdrehte die Augen, aber dann richtete er zum ersten Mal seine Aufmerksamkeit auf den Fremden. Er saß im Bett, den Oberkörper frei. Muskeln hatte er, das musste der Schmied dem Fremden lassen. Und Narben. Viele Narben... Er besaß graue Haare, die zum Teil blau zu sein schienen und die nass an seinem Kopf klebten. Grünliche Tropfen liefen, bei genauerer Betrachtung, auch über seinen Bauch... „Mariah?“ Keine Reaktion. Die Gemeinte zeterte unberührt weiter. „Mariah!“ Sie hielt inne. „Ja, Bruderherz?“ „Warum ist er so nass?“ „Ähm...“ „Ich höre?“, Lee zog eine Augenbraue in die Höhe, als sich der Fremde räusperte. „Sags ihm, Pinkie. Es wird ihn sicherlich brennend interessieren...“ „WEN NENNST DU HIER PINKIE?!?“ „Dich, oder siehst du hier noch jemanden, zu dem das passt?“ „RUHE!!!!“, donnerte Lee, dem es endgültig zu bunt wurde und entwand eine Schale Eintopf aus Mariahs Händen, die kurz davor schien, das Essen über ihrem Gast auszuschütten. „Gut. Mariah, du gehst nach unten. Ich komme sofort nach. Und wir“, er musste eine Pause einlegen, als seine Schwester geräuschvoll die Tür schloss und für jeden im Haus sehr gut hörbar die Treppe benutzte, gespickt mit zahlreichen Verwünschungen. Dann war es still. „Und wir müssen uns jetzt unterhalten, Herr.“ „Hn.“ „Ich bin Lee, der Waffenschmied... Dürfte ich auch Euren Namen erfahren?“ „Kai.“, knurrte der andere nur. Er war wirklich gesprächig, das musste man dem Fremden lassen. Wenn er mit seiner Schwester sprach, wurde er immer von einer Wortlawine überrollt, was auch nicht grade angenehm war... Dennoch konnte er beim besten Willen nicht sagen, wem er jetzt lieber gegenübertreten wollte... Aber es gab noch wichtige Fragen zu klären! „Was ist hier eben vorgefallen?“, der Schmied musterte die roten Kratzspuren, die vermutlich von den Fingernägeln einer gewissen Pinkhaarigen stammten... „Es tut mir leid, meine Schwester ist manchmal ein wenig übereifrig... Was ist hier geschehen?“ „Die Göre hat mich mit einem kochend heißen Gebräu übergossen, ich bin hoch geschreckt und mit ihr zusammen gestoßen, weil sie sich wohl über mich gebeugt hatte. Dann hat sie angefangen, sich wie eine Furie zu verhalten, hat mit dem Geschirr geworfen und an zu schreien gefangen...“ Wenn das wahr war... Lee sah sich und seine Schwester vor großen Problemen stehen... „Einen Moment bitte...“, er schloss leise die Tür hinter sich, „MARIAH!“, brüllte er dann und machte sich an den Abstieg. „Ja, Bruder? Hier habe ich die Sachen des Perv... Fremden... sie sind zwar noch nicht gewaschen, aber das macht ihm sicher nichts aus... Wann geht er denn?“ „Was ist zwischen euch passiert?“, mühsam beherrschte er sich. Er wusste zwar, dass er dem Fremden nicht einfach trauen konnte, aber unter Einberechnung des Temperaments seiner Schwester hörte es sich ziemlich wahrscheinlich an... „Du hattest mich gezwungen zu ihm hoch zu gehen, also wollte ich das Tablett mit dem Tee auf den Tisch neben dem Bett stellen, weil der Kerl nicht wach war. Kann sein, dass ich zu stürmisch war, aber ein bisschen Tee ist aus dem Becher gespritzt... Und dann hat er seinen Kopf in meinen Ausschnitt gesteckt und ich habe mich dagegen gewehrt...“ Was hatte er nur getan? Was hatte er getan, dass er das verdiente? Kai schnaubte und machte sich hungrig über den Eintopf her, den der Schmied ihm gebracht hatte und überdachte das Geschehene. Langsam war er zu sich gekommen, ohne die Augen öffnen zu wollen. Die weiche Unterlage und die warme Decke luden ein, noch ein Weilchen zu schlafen. Ein blumiger Duft stieg in seine Nase und etwas kitzelte an seinem Hals. Vielleicht sollte er doch...? Nein... Es war viel zu angenehm... Was, wenn dieses Gefühl dann verschwand und er sich um kalten Wald oder inmitten dieser Räuber wiederfand. Was Ray wohl dort getan hatte? Es hätte ihm von Anfang an klar sein sollen, dass der Schwarzhaarige nicht entführt worden war, sondern um der Ehe mit ihm zu entgehen einfach geflohen war, ohne jemandem Bescheid zu geben. Verständlich, dass er nichts gesagt hatte... Man hätte ihn nur aufzuhalten versucht oder er hätte weniger Zeit zur Flucht gehabt... Große, heiße Tropfen ergossen sich über seinen Hals, durchweichten die Decke und liefen über seine nackte Haut. Entsetzt riss er die Augen auf und schreckte hoch, wobei er mit dem Kopf gegen etwas weiches stieß. Ein greller Schrei ertönte und ließ sein Trommelfell unangenehm erzittern. Das Klatschen einer Ohrfeige und die klauenartigen, messerscharfen Fingernägel der jungen Frau, die vor ihm stand und eine blutrote Spur quer über seinen Oberkörper zogen, überraschten ihn. Dennoch holte es ihn in die Realität zurück und er erkannte, mit was er zusammengestoßen sein musste, um solch eine Reaktion rechtfertigen zu können. Die Furie entleerte etwas heißes über seinem Kopf und sprang geschickt wie eine Katze vom Bett weg. „Perversling!“ „Blöde Göre...“, murmelte er, bedauernd, dass sie ihn nicht hören konnte. Mühsam schwang er sich aus dem Bett und sah an sich herunter. Das war...erniedrigend. Nicht nur, dass man ihn seiner Kleidung fast völlig beraubt hatte, nein, die Kratzspuren der Furie waren deutlich zu sehen, sowie die Stelle, an der der Räuber ihn gestreift hatte. Außerdem brannte seine Wange von der Ohrfeige der Pinkhaarigen... „Herr, ich denke, wir müssten reden... Ihr habt sicher ebenso Fragen, wie ich gewisse Dinge wissen möchte... Es wäre falsch, diese Dinge aufzuschieben.“ „Hn.“ Wo kam der denn so plötzlich her? Er setzte sich aufs Bett, während der andere vor ihm stehen blieb und ihn mit verschränkten Armen musterte. „Was ist dort im Wald geschehen?“ „Nichts, was für dich von Interesse wäre.“ Lee seufzte. „Wo ist Ray?“, Kai musterte den anderen argwöhnisch. Erstaunt blickten ihn die bernsteinfarbenen Augen des Schmiedes entgegen. Dieser Schwarzhaarige war ein guter Schausteller, aber Kai konnte er nicht täuschen! Er hatte Ray mit eigenen Augen gesehen, auch wenn er verstehen konnte, dass sein Verlobter sich nicht die Blöße geben würde, dort zu erscheinen... Da machte sich eine Idee in seinem Kopf breit: Was wenn der Prinz des Graslandes mit Lee verabredet hatte, dass dieser ihn nur zum Schein niederschlug und entführte, alles nur, um hier in Ruhe leben zu können? An der Seite von Pinkie... Sehr ruhig und harmonisch... Vermutlich aber besser, als den Mann zu ehelichen, den er verabscheute... „Ihr kennt Ray?“ „Ja, das tue ich, also antworte mir!“ „Ist das nicht offensichtlich? Er ist der Sohn des Königs, daher wird er vermutlich im Palast sein... Warum interessiert Euch das so sehr?“ Tief durchatmend versuchte er, Ruhe zu bewahren, sonst würde er nichts erreichen. Vielleicht sollte er... „Nein, es wäre schön, wenn es so wäre... Ray wurde entführt und ich habe die Aufgabe, ihn zurückzubringen...“ „Unmöglich! Wisst Ihr eigentlich wie stark Ray ist? Vermutlich... Er hat doch nicht umsonst jahrelang verschiedenste Kampfkünste studiert, so wie seine Mutter vor ihm...!“ „Wenn ich es dir doch sage! Es ist geschehen! Ich war selbst dabei und konnte nur tatenlos zusehen!“, er ballte die Hände zu Fäusten und sah seinen Gegenüber böse an. Mit einem Mal fühlte er sich wieder so schwächlich und erbärmlich wie in dem Moment, als er nicht verhindern konnte, dass dieser Unbekannte den Schwarzhaarigen mitnahm. Und Wut, dass er sich überhaupt deswegen schlecht fühlte. Es brodelte in seinem Inneren. Er hatte sich selbst nicht mehr unter Kontrolle und sein Verlobter war Schuld daran! „Hm... Aber warum sucht Ihr allein nach ihm? Und was macht Ihr dann in dieser Gegend?“ „Ich wurde von den anderen getrennt. Aber sag, du wohnst weit vom Schloss entfernt, wie kannst du dann Ray kennen?“ „Mariahs und meine Eltern lebten in einer Schmiede nahe dem Schloss. Eines Tages erfüllte sich unser größter Traum und wir wurden vor den König gerufen. Ich war vielleicht sechs oder sieben... Es hieß, der König wünsche ein Geschenk für seinen Sohn, also brachten wir ein paar unserer Stücke mit. Ich hatte zwar viel zu tragen, dennoch konnte ich mich gut umsehen und ich war begeistert vom Inneren des Schlosses. So etwas schönes hatte ich noch niemals zuvor gesehen... Und in meiner Begeisterung übersah ich Ray, dem das natürlich gar nicht gefiel und wir beide landeten auf dem Boden und... nun ja... wir rauften uns ein wenig... Mein Vater hatte nichts von dem bemerkt und war weitergegangen, bis er schließlich geschockt feststellte, was ich tat... und wer der Junge unter mir war... Er zwang mich, Ray um Verzeihung zu bitten und wollte mich grade rügen, als hinter uns jemand in schallendes Gelächter ausbrach. Selene hatte alles beobachtet und konnte sich vor Lachen kaum noch halten... Sie war immer so fröhlich... so unbeschwert... Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, wies sie uns an, spielen zu gehen. Die Lachfältchen in ihrem Gesicht sehe ich noch deutlich vor mir... Sie hatte etwas besonderes an sich... Währenddessen machte sie sich mit meinem Vater auf den Weg zum König. Und Ray und ich haben uns dann angefreundet...“ Kais Augenbrauen hoben sich, bis sie seine Ponyfransen berührten: „Selene?“ Jetzt war es an Lee, erstaunt auszusehen, jedoch seufzte er nur und antwortete nicht. „Warum muss ich mich um die Wäsche dieses Lüstlings kümmern?“, Mariah klatschte ein schwarzes Kleidungsstück mit voller Wucht auf den Boden. Dann wrang sie es und stellte sich vor, statt des Stoffes den Hals des Besitzers zwischen ihren Fingern zu haben. „Dieser Ar....!!“, etwas nasses klatschte auf den Stein, um gleich darauf wie ein Seil oder eine Peitsche durch die Luft zu wirbeln. „Das wirst du mir büßen, Lee...“, aufgebracht starrte sie zur Schmiede, aus der man das charakteristische Hämmern ihres Bruders hören konnte, „ ‚Koch was zu essen, Mariah!‘ “, äffte sie ihn nach, „ ‚Du kannst das besser, als ich. Nachher denkt er noch, ich will ihn vergiften!‘ Argh!!“ Dieser Spanner und Grapscher mit seinen ach so tollen Muskeln! Müde ließ er sich in einen der Stühle vor dem Feuer fallen. „Wie geht es voran?“, Bryan löste sich aus dem Schatten. „Die Versilberung kommt gut voran. Noch ein bis zwei Lagen und wir sind fertig. Dann müssen die Kerzenständer nur noch poliert werden...“ „Das meinte ich eigentlich nicht, Tala, aber nett, dass du es mir erzählt hast...“, der andere Ritter seufzte. „Ach so... Bisher hat mir der Meister nichts erzählt, was wir nicht auch schon wussten, aber ich glaub, so langsam fängt er an, mir zu vertrauen... Gibt’s was neues von Kai?“ „Nein, er bleibt verschwunden. Das ist schon der vierte Tag... Das sieht ihm doch gar nicht ähnlich... Schließlich ist er nicht so ein Casanova, der nächtelang von Weib und Kind wegbleibt und sie damit in tiefe Verzweiflung treibt... Obwohl... das ist in diesem Fall etwas anders... Schließlich ist Ray ein Mann, wie Kai und die beiden sind noch nicht verheiratet... und das mit den Kindern könnte auch problematisch werden... und Ray ist zuerst verschwunden, daher stellt sich die Frage, wer hier wen in Verzweiflung treibt, aber das kann man so auch nicht sagen... Ich rede zu viel...“, er ließ betrübt den Kopf hängen. „Du verbringst zu viel Zeit am Stück mit Kira und den anderen beiden... Das muss ja irgendwann abfärben...“ Beide lachten. „Was, wenn er in ernsthaften Schwierigkeiten steckt? Du weißt, ich hänge an meinem Kopf...!“, er musterte den anderen aus seinen eisblauen Augen. „Wenn dein Informant sich nicht irrt...“ „Er irrt sich sicherlich nicht...“, murrte er. Schließlich war Maia verlässlich, wenn es um ihre Tätigkeit als Spionin ging! „Also gut, da dein Informant sich nicht irrt, wissen wir, dass das Zeichen auf der Brosche das Wappen eines Clans ist, der als mystisch gilt und von dem nicht sicher ist, ob es noch lebende Nachkommen gibt. Außerdem soll diese Familie in dem Wald wohnen, in den sich niemand hinein traut. Sehr glaubhaft, die Geschichte, wirklich...“, seine Stimme triefte nur so vor Ironie, „Ach ja, und sie sollen aus diesem Zauberwald schon so manche Intrige gesponnen haben...“ „Kann doch gut möglich sein! Sag mal, wo steckt eigentlich Kira?“ „Im Bett. Du weißt schon, dass es spät ist, oder? Warum fragst du?“, der lavendelhaarige Eisländer schien plötzlich misstrauisch. „Das ist nicht unbedingt für ihre Ohren bestimmt, sie würde mit wollen und das können wir nicht verantworten...“ „Was hast du vor, Tala?“, jetzt war er offensichtlich voller Misstrauen. „Wir werden uns ein paar Männer suchen und uns diesen Wald mal genauer von innen ansehen!“ „Du bist verrückt! Da wird keiner mitkommen wollen! Nicht freiwillig! Außerdem können wir nicht einer Spukgeschichte hinterherrennen!“ Trotz heftiger Proteste Bryans setzte Tala seinen rothaarigen Dickschädel durch und so schickten sie die beiden Grasländer auf die Suche nach Männern, die sie begleiten würden. „Und?“, fragte sein Kollege am nächsten Tag und hielt ihn davon ab, einen interessanten Plan an Tyson durchzuführen, der einige Schmerzen beinhaltete, „Wie viele habt ihr gefunden? Wie viele kommen mit?“ Bevor der eigentlich Gemeinte die Frage beantworten konnte, sprudelte sein Freund hervor: „Uns mit eingerechnet? Lass mich kurz nachdenken...“ Max nutzte die Zeit der Stille, in der der Blauhaarige mit Hilfe seiner Finger Berechnungen anstellte, und setzte erneut an: „Also um genau zu sein...“ „Maxie, sei mal kurz ruhig!“ „Ty...?“ „Ich muss rechnen...“, er hielt seine Finger empor. Der Blonde holte Luft, wurde aber von einem gezischten „Shhhhh!“ wieder unterbrochen. Einige Minuten später blickte Tyson strahlend auf. „Wir sind genau...“, ein kurzer Blick auf seine Hand, „...Also wir sind genau zu viert!“ Geschockt trafen eisblau und tiefgrün aufeinander. Der Lavendelhaarige verkniff sich eine Antwort. „WAAAAS?!?!“, polterte der rothaarige Eisländer und fuhr nach einem unsanften Rippenstoß von Bryan etwas leiser fort, „Willst du damit etwa andeuten, dass ihr außer uns niemanden gefunden habt, der in diesem dämlichen Wald mitkommt?“ „Genau das soll es heißen!“, Tyson sprang auf, wurde jedoch von Max aufgehalten, der entschuldigend lächelte. „Ihr müsst die Leute verstehen, sie haben Angst. In diesem... Ding... sind schon viele Menschen verschwunden und keiner von ihnen ward je wieder lebend gesehen...“ „Hier, kennt ihr das vielleicht? Habt ihr so etwas schon einmal gesehen?“, Kai legte die Brosche vor den Geschwistern auf den Tisch. „Ich wüsste nicht, warum wir dem Perversling helfen sollten...“, Mariah drehte demonstrativ den Kopf zur Seite. „Weil er zu Rays Gefolge gehört und du doch auch willst, dass er wieder wohlbehalten bei seinem Vater ankommt!“ „Ich verstehe nicht, warum er so einen für sich arbeiten lässt! Das hat er doch gar nicht nötig!“ „Hn. Und ich verstehe nicht, dass du so eine frei hier herumlaufen lässt...“, Kai zuckte bedauernd die Schultern. Die Pinkhaarige starrte ihn wütend an und wetzte ihre Fingernägel auf dem Holz des Tisches. Lange Zeit sagte niemand ein Wort, sodass der Prinz schon aufgeben wollte, doch dann räusperte sich der Schmied. „Ich kenne es.“ „Was?“, Kai konnte es nicht glauben. „Diesen Wappen, ich habe es schon gesehen.“ „Wo?“, der Eisländer sprang auf. „Nicht weit von hier im Wald. Hing auf ner Fahne am höchsten Turm von ner Art Schloss. Das war, als ich einmal auf der Suche nach gutem Wasser zum Härten war. Ihr ahnt nicht, wie wichtig gutes Wasser dafür ist!“ „Weißt du noch, wo es war? Dann führ mich hin!“ „Ich denke, ich kann es finden... Aber es ist mindestens eine Tagesreise, wenn nicht länger!“ „Egal! Wir brechen so bald wie möglich auf! Wer weiß, was Ray inzwischen zugestoßen sein könnte!“ „Mariah! Pack uns etwas Proviant zusammen! Ich werde so lange ein paar Waffen einpacken, falls wir auf Widerstand treffen, wenn wir Ray befreien!“, Lee schien von der plötzlichen Anspannung Kais angesteckt worden zu sein. „Für dich gerne, Bruder, aber der da“, sie nickte in Richtung Kais, „Der kann sehen, wo er bleibt!“ „Mariah!“, der Schwarzhaarige starrte seine Schwester für einen Moment an. Sie senkte den Blick und begann das Essen zu packen. Kai zog sich unterdessen zurück und zog sich um. So lange seine Kleidung nicht trocken war, hatte er welche von Lee bekommen. Unter sein langes hellbraunes Hemd zog er sein schwarzes Oberteil ohne Ärmel, das eng an seinem Bauch anlag und durch welches der Riss ging, den er von der Begegnung mit dem Räubern hatte. Dazu noch die dunkelbraune Hose. Den Mantel warf er sich über den Arm und kehrte in den Wohnraum des Hauses zurück. „Dann mal viel Spaß beim Laufen! Wir besitzen nur unseren alten Gaul und keinen Esel, wenn man von Euch mal absieht...“, Mariah schaute ihn spöttisch an. „Was sagtest du gerade?“, in Gedanken machte er Pläne, was er nach dem Mädchen werfen konnte, sodass es den größtmöglichen Schmerz verursachte, fand aber nichts gescheites. „Wir brauchen noch eine Leine für Euch!“ „Das wagst du nicht!“ „ Doch! Mickriger, verzogener Bengel!“ „Miststück!“ „Esel!“ „Pinkie!“ In der angespannten Stille, die darauf folgte betrat Lee das Haus und schaute von einem zum anderen, seufzte. „Wir können aufbrechen.“ „Gut, dann los!“ „Komm mir ja wohlbehalten wieder, Lee! Den da kannst du ruhig unterwegs verlieren!“ „Mariah! Darüber reden wir, wenn wir zurück sind!“ Lee schulterte sich den Beutel, den seine Schwester gepackt hatte und so machten sich die beiden jungen Männer auf den Weg, der sie entlang eines fast ausgetrockneten kleinen Flüsschens führte, über Stock und Stein, bis sie sich quer in den Wald schlugen. Schnell verspeisen sie ein kurzes Mahl, um keine wilden Tiere anzulocken und wanderten weiter, bis es dunkelte. „Bis hierhin war es leicht zu kommen, der Rest wird beschwerlicher..“, der Schmied kramte in dem Beutel und fand einen Feuerstein und ein kleines Stück getrocknetes Holz vor, womit er ein Feuer entfachte. Kai zog die Decke enger um seinen Körper. Seine Füße und sein Rücken sangen in der Stille ein anderes Lied... Niemals würde er es jedoch zugeben, dass er den Weg doch etwas anstrengend fand... „Bisher konnten wir uns grob am Flusslauf orientieren. Jetzt müssen wir andere Wege einschlagen, leider weiß ich nicht genau, welche das waren... Wenn ich sie sehe, erkenne ich sie höchstwahrscheinlich wieder...“, fuhr der Freund seines Verlobten fort. Der Eisländer zog es vor zu schweigen. Er konnte nicht glauben, dass sie einfach losmarschiert waren... „Ihr wolltet doch wissen, wer Selene war, oder?“, fragte Lee leise. Kai antwortete langsam: „Ja... Warum ‚war‘?“ „Sie starb, als Ray noch sehr jung war, ein als Unfall getarntes Attentat auf die Königin, munkeln viele. Andere beharren darauf, dass es wirklich ein Unfall war. Ich weiß nicht, was passierte, also erlaube ich mir kein Urteil darüber zu fällen.“ „Königin?“ „Ja... Selene ist... ich meine war, Rays Mutter.“ Jetzt wusste er mehr und hatte auch endlich erfahren, wer die Schwarzhaarige auf dem Bild in dem Zimmers des Palastes war und warum sie seinem Verlobten derart ähnlich sah. Trotzdem fragte er sich, wie jemand, sollte es wirklich ein Mord gewesen sein, bewusst so einem kleinen Kind die Mutter nehmen konnte. Er selbst hatte niemals die Liebe der Frau zu spüren, bekommen, die für seine Existenz verantwortlich war, wohl aber die der alten Frau, die sich stets für ihn gesorgt hatte, wenn er wieder einer der Erziehungsmethoden seines Vaters zum Opfer gefallen war... Bis sie eines Tages selbst... Wut machte sich in seinem müden Körper breit und er schwor sich Rache, sollte er die Übeltäter je zwischen die Finger bekommen. Was Ray wohl in diesem Moment gerade tat? Ging es ihm gut? Gedankenverloren sah er zum schwarzen Himmel. Einer der Sterne leuchtete heller und klarer als alle anderen. Fast vergleichbar mit den Augen des Schwarzhaarigen, die immer eine Wärme, eine gewisse Güte und Selbstsicherheit ausstrahlten, aber dabei sanft blieben. Fürwahr, dieser Junge hatte etwas faszinierendes an sich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)