Mondscheinkinder von MangaEngel ================================================================================ Kapitel 9: Kinder der Nacht --------------------------- Masa hatte Recht. Naja, Masa hat im Grunde bisher immer mit allem Recht gehabt, aber es stimmte, der Himmel zeigte nicht ein Wölkchen. Die Sonne ging gerade blutrot unter und warf schon jetzt große Schatten. Wenn ich darüber nachdenke, dass vor einer Stunde noch richtig gefährliche Atmosphäre da gewesen war... Ich hatte mich so wahnsinnig erschrocken, als Kai aufeinmal seinen Handschuh ausziehen wollte, dass ich, statt seine Arme festzuhalten, mit ihm vom Stuhl gekippt war. Allerdings finde ich den Schlag von Masa doch etwas übertrieben, ich hatte vorhin nachgesehen und habe einen dicken roten Striemen am Oberschenkel, dessen Umgebung gerade anfängt, sich blau-grün zu färben, mäh. Ich drehte mich vom Fenster weg und sah neben mich. Kai hatte sich auf sein Bett gelegt. Obwohl er weiß, dass dieses Zimmer und auch der Gang draußen, falls wer die Türe aufmacht, für ihn ungefährlich sind, hat er immer noch Maske und Handschuhe an, nur statt den Stiefeln trägt er jetzt komische, ziemlich dick aussehende Socken. Ich fragte mich wirklich, ob man sich daran gewöhnen kann, in dicken Klamotten im Hochsommer rumzulaufen, ohne einen Sonnensti...Hm... Nee, dass geht ja nicht...Aber das er bei dem dicken Zeug nicht Austrocknet oder vor Hitze zusammenbricht, wundert mich doch ziemlich. Aber fragen mag ich ihn auch nicht... „Wenn du so weiterstarrst, tun dir gleich die Augen weh.“ Ich erschrak mich tierisch, als er plötzlich etwas sagte und sah beschämt zur Seite, dass er mein Gucken bemerkt hatte. „Tut mir leid.“ sagte ich traurig, doch er meinte nur kurz, dass es schon ok wäre, ehe er kurz laut aufstöhnte und sich unter die Maske fasste, ich konnte mir schon denken, warum. „Wieso ziehst du den Pulli und so nicht einfach aus, hier drin passiert dir doch nichts.“ fragte ich ihn und er zuckte auf, schien mich eine Weile durch die Gucklöcher seiner Haube anzusehen, ehe er sich wegdrehte. „Das geht nicht so einfach...“ meinte er missmutig und ich seufzte. Vermutlich war es so, wie das, was Masa beschrieben hatte. Er wusste, es ist alles in Ordnung, aber dennoch saß die Angst noch zu tief drin. Ich seufzte wieder, ehe ich mich auf den Bettrand setzte, aber mit dem Rücken zu ihm. „Sag mal...“, fing ich an. „Darf ich dein Gesicht vielleicht auch irgendwann sehen? Von mir aus auch im Dunkeln, ich kann mittlerweile auch schon recht gut hören und tasten, wenn auch nicht so gut wie Masa. Aber ich würde gerne wissen, ob Masa Recht hat und wie du aussiehst.“ Er schwieg und schwieg. Ich hatte auch nicht wirklich erwartet, dass er mir sein OK gab, aber er lehnte es auch nicht ab, also dürfte ich es irgendwann vielleicht sehen. Ich sah aus dem Fenster, der Himmel hatte am Horizont eine rot-violette Färbung, aber die Sonne war weg und hier im Zimmer war es schon richtig finster geworden. Nicht mehr lange und Masa würde kommen, um uns abzuholen, damit wir die Nachtwanderung machen konnten. „Soll ich Licht anmachen oder ist es ok, wenns so dunkel bleibt?“ fragte ich einfach aus Neugierde und er meinte, es wäre ok. Ich sah weiter aus dem Fenster und bei dem tiefblauem Himmel hatte ich kurz das Gefühl, mir wäre kalt. Ich fragte mich spontan, ob Kai das ab und zu auch tat, ob er so vielleicht die Hitze aushielt, aber ich konnte mir das nicht vorstellen, da der Himmel tagsüber im Moment vor Helligkeit fast schon weiß war. Ich streckte mich und sah hinter mich. Kai lag mit dem Gesicht zur Wand, Arme und Beine angezogen, doch als er meinen Blick bemerkte, drehte er sich etwas mir zu. Er sagte eine Weile nichts, ehe er vorsichtig ansetzte. „Ähm...Tut diese...diese Beule...wirklich nicht weh?“ Ich sah ihn erstaunt an, ehe ich auflachte. Nein, der tut nicht weh. Normalerweise sind solche Dinger nur an Handgelenken und auch eher klein, aber meiner tut dafür im Gegensatz zu anderen nicht weh.“ Ich drückte demonstrativ ein bisschen auf den Tumor und er gab nach, verformte sich und ich hörte Kai geshockt aufkeuchen. Ich grinste nur. „Sowas ist nichts schlimmes, ist eigentlich nichtmal wirklich ein Tumor, also irgendwas mit Krebs. Das ist einfach Haut, wo so eine geleeartige Flüssigkeit drin ist. Keine Ahnung, warum man diese Dinger Tumor nennt, vielleicht wegen dem Aussehen?“ Ich drückte weiter vorsichtig daran rum, ich wusste, ich darf ihn nicht alleine kaputt machen. Sollte ich das tun, könnte ich Knochen oder Sehnen beschädigen und zerstechen darf ich ihn auch nicht, wobei ich keine Ahnung habe, warum... Kai schüttelte sich, bis er irgendwann meinte, ich solle aufhören. Ich kratzte mich verwirrt an der Wange und sofort wurde er lauter und meinte, ich solle mein Gesicht in Ruhe lassen. Ein bisschen überrascht und auch traurig ließ ich es sein, Kai legte währenddessen eine Hand dahin, wo seine Stirn wohl war und murmelte was von wegen ich müsse jetzt nicht beleidigt sein. Ich seufzte nur und drehte mich wieder dem Fenster zu, mittlerweile war es schon richtig dunkel und Masa käme wohl jeden Moment. Plötzlich spürte ich, wie sich Kai aufrichtete. Er hatte mir immer noch den Rücken zugewandt, doch sein Kopf drehte sich etwas. „Ich...Ich glaube, dass ich dir...irgendwann...vielleicht mein Gesicht zeigen könnte...“ meinte er zögerlich, es schien ihm schwer zu fallen, diese Worte zu sagen, doch ich freute mich sehr über diese Worte. Ich lächelte ihn an und wollte ihn gerade zum Dank umarmen, als plötzlich die Türe aufging und Masa mit einem großen Rucksack und seinem Blindenstock in der Türe stand. „Kommt, es wird Zeit.“ sagte er nur lächelnd, ich verkniff mir meine Umarmung und Kai und ich folgten Masa hinaus Richtung Eingang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)