Sakura von Chloe (Springtime ~Abgeschlossen~) ================================================================================ Kapitel 3: Unter den Kirschblüten --------------------------------- Endlich geht's hier weiter. Hat wieder schrecklich lange gedauert, aber Schule beansprucht zu viel Zeit. Tut mir Leid! Dafür hab ich auch schon den Epilog fertig und der wird sehr bald folgen. Also viel Spaß beim lesen! Kommentare und Kritik sind immer willkommen. Kapitel 3 – Unter den Kirschblüten Aoi war wirklich überrascht, dass sich die Freundschaft zwischen ihm und dem brünetten Jungen in den vergangenen Monaten so gut entwickelt hatte. Es kam nun oft vor, dass sie zusammen ins Kino gingen, oder sich einfach nur so in ihrem Lieblingscafé trafen. Mittelweile hatte es sich auch herausgestellt, dass Kai dieses Café genauso so sehr mochte wie Aoi. Aoi fühlte sich immer wohl, wenn er in der Nähe des Jüngeren war und er hatte das Gefühl, dass er mit ihm über alles reden könnte. Ja, er glaubte sogar, dass er dabei war, einen besten Freund zu kriegen. Seit der Nacht, in der er sich um Kai gekümmert hatte, schien ihm Kai mehr und mehr zu vertrauen. Dies Vertrauen ging sogar soweit, dass Kai mit der Zeit angefangen hatte, von sich aus etwas aus der Vergangenheit zu erzählen. So hatte Aoi erfahren, warum Kai alleine lebte und warum es für ihn immer so wichtig war, dass er ja alles bei der Arbeit richtig machte. Aber Aoi wusste auch, dass Kai ihm noch immer ein paar Dinge verheimlichte. Ihm war ja nicht entgangen, dass der Brünette immer sehr kränklich wirkte. Doch wenn er denn zwischendurch mal kleine Schwächeanfälle hatte, tat der Jüngere dies einfach mit einer Erkältung ab. Aoi gab sich damit zufrieden, denn er hatte gelernt, dass Kai manchmal doch ein kleiner Dickkopf sein konnte. Also harkte er gar nicht weiter nach. Dafür verstand sich Aoi viel zu gut mit dem Brünetten, als dass er einfach mit solchen Geschichten anfing. Er war ja froh, dass ihm überhaupt solch ein Vertrauen entgegen gebracht wurde. Aoi war doch sehr zufrieden mit der momentanen Situation. Er hatte jemanden gefunden, den er wirklich 'Freund' nennen konnte, was er lange Zeit ja gar nicht mehr für möglich gehalten hatte. Deswegen freute sich der Schwarzhaarige auch schon sehr auf diesen Tag. Kai hatte in diesem Monat zwar sehr viel Freizeit gehabt, jedoch war das bei Aoi leider nicht so gewesen, weswegen sie sich leider nicht treffen konnten. Aber Aoi hatte versprochen, dass sie an diesem Wochenende zusammen auf das Kirschblütenfest gehen würden. Er wusste, dass Kai sich schon sehr darauf freuen musste, schließlich liebte er solche Feste und besonders, wenn es um Kirschblüten ging. Auch etwa, was ihm Kai mit der Zeit anvertraut hatte. Wahrscheinlich konnte der Brünette es schon gar nicht mehr abwarten. Bei dem Gedanken an einen unruhig durch die Wohnung rennenden Kai musste Aoi unweigerlich kichern und er schüttelte einmal den Kopf. Besser ich lasse ihn nicht mehr länger warten. Schnell warf er einen Blick auf seine Uhr und machte sich auch gleich auf den Weg zur U-Bahn. Wenn er die Nächste noch erwischen würde, käme er sogar früher als abgemacht zu Kai. Wenn Aoi ehrlich war, freute er sich wirklich sehr darauf, den Brünetten wieder zu sehen und Zeit mit ihm zu verbringen. Er fühlte sich in der Nähe des Jüngeren immer unheimlich wohl, aber Aoi konnte es sich nicht erklären, warum. Das war ihm bisher bei keinem anderen Freund passiert. Aber er sagte Kai nichts davon, obwohl er das Gefühl hatte, ihm alles erzählen zu können. Doch er war der Meinung, dass der Brünette schon genug Probleme hatte. Da musste er nicht auch noch seinen Teil zu beitragen. Deswegen schwieg er und genoss einfach weiter ihre Freundschaft. Irgendwann würde er schon herauskriegen, was da genau in ihm vorging. Aoi hatte vielleicht 10 Minuten gebraucht, bis er vor der Wohnung von Kai stand. Er zupfte noch einmal an seiner Kleidung und musste kichern, als er das bemerkte. Dann schüttelte er den Kopf und klingelte, bevor er geduldig auf den Brünetten wartete. Allerdings passierte nichts und auch nicht nachdem er noch zwei weitere Male geklingelt hatte. Das war ganz eindeutig merkwürdig für Kai. Normalerweise ließ er den Schwarzhaarigen nie lange warten und erst recht nicht, wenn sie sich verabredet hatten. Vielleicht war ihm ja etwas passiert. So langsam machte sich Aoi doch schon Sorgen. Er lauschte einmal und als er nichts hörte, machte er sich gleich auf die Suche nach dem Zweitschlüssel, den Kai immer versteckte. Er brauchte auch gar nicht so lange, um ihn zu finden und schnell schloss er die Tür auf. Aoi stürmte in die Wohnung und sah sich suchend um. "Kai?! Bist du da?" Aber er fand nur Nishi, die sich auf der Couch zusammengerollt hatte und döste. Als sie nun allerdings die Stimme des Schwarzhaarigen hörte, wurde sie gleich wach und sprang von der Couch runter, um Aoi begrüßen zu können. Während sich die weiße Katze schurrend an Aois Bein kuschelte, beugte sich dieser nach unten und streichelte über das flauschige Fell. "Hey Nishi. Weißt du, wo Kai steckt?" Nishi hörte gleich auf zu schnurren und drückte sich zwischen Aois Beine durch, bevor sie zur Küche tapste, wo sie auf den Tisch sprang. Der schwarzhaarige Junge sah ihr einen Moment hinterher und entschied sich dann dafür, ihr einfach zu folgen. Er kam zum Tisch in der Küche. Aoi runzelte die Stirn, als er einen Brief auf dem Tisch fand. Es sah aus, als wäre er in Eile geschrieben worden und es wurde keinen wirklichen Wert auf ordentliche Schrift gelegt. Dennoch erkannte Aoi die Schrift eindeutig als die von Kai. Erst nach kurzem Zögern nahm Aoi den Brief dann auch und las ihn sich durch, wobei seine Gesichtsfarbe langsam abnahm und seine Hände leicht zu zittern begannen. Lieber Aoi, Ich weiß nicht, wann du diesen Brief lesen wirst, oder ob es überhaupt soweit kommt. Aber ich habe das hier trotzdem in der Hoffnung aufgeschrieben, dass du mich verstehen und mir vielleicht sogar verzeihen wirst, denn ich möchte dir in diesem Brief ein paar Dinge erklären. Es tut mir Leid, dass ich nicht, wie versprochen, mit dir auf das Fest gehen kann. Ich hätte es wirklich gerne getan, aber es geht nicht mehr. Dir ist ja bestimmt nicht entgangen, dass ich in diesem Monat sehr viel Freizeit hatte. Aber das liegt nicht daran, dass ich Urlaub habe, so wie ich dir das die ganze Zeit erzählt habe. Nein, ich habe meine beiden Jobs verloren und es tut mir Leid, dass ich dich deswegen angelogen habe. Aber ich wollte dir nicht zur Last fallen. Du hast schon so viel für mich getan und da wollte ich nicht einfach bei dir ankommen und jammern, weil ich keine Arbeit mehr habe. Außerdem hätte sich dadurch nichts geändert. Es wäre völlig sinnlos gewesen und hätte keinen Zweck gehabt. Das ist nicht die einzige Sache, wobei ich nicht ganz ehrlich zu dir gewesen bin. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt nicht bei dir, sondern verschwunden bin. Ich bin krank. Aber es ist nicht eine einfache Erkältung, so wie ich es immer versucht habe, dir weiß zu machen, sondern es ist doch um einiges ernsthafter. Ich habe ein schwaches Herz und das schon seit mehreren Jahren. Mit Medikamenten bin ich bislang immer ganz gut durchgekommen, aber das Einzige, was mich wirklich heilen kann, wäre ganz einfach ein neues Herz. Und darauf habe ich schon längst die Hoffnung aufgegeben, ich würde das nötige Geld nie zusammenkriegen, ich kann ja gerade so meine Miete bezahlen. Ich habe diese Krankheit einfach akzeptiert und gelernt, damit zu leben. Ich habe mich auch damit abgefunden, dass es mich früher oder später umbringen wird. Und ich habe einsehen müssen, dass es wohl doch früher sein wird. Das geht nun schon eine ganze Zeit lang so, dass es immer schlimmer wird und ich habe richtig gemerkt, wie es dem Ende zugeht. Da mir das Geld diesen Monat fehlt, konnte ich gerade noch so Essen von dem Ersparten kaufen, aber für neue Medikamente reichte es nicht mehr. Es ist also eine ganze Weile her, seitdem das letzte Mal meine Medizin genommen habe und ich kann nicht mehr länger weitermachen. Das hier ist somit das letzte Mal, dass du etwas von mir hören wirst. Und das tut mir Leid. Ich wünschte, ich hätte irgendwas anders machen können. Ich verabschiede mich nur ungern so von dir und hätte dich gerne noch einmal persönlich gesehen. Aber es geht nicht anders und ich will dir meinen Anblick auch sparen. Ich bin dir dankbar, sehr sogar, für all das, was du in den letzten Monaten für mich getan hast. Noch nie hatte ich jemanden, der mich so behandelt hat wie du. Das hat mich wirklich glücklich gemacht und die letzten Monate mit dir, waren die schönsten meines Lebens. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du meine letzte Zeit noch so schön machen konntest. Schade, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbringen konnten, aber immerhin habe ich so einige schöne Erinnerungen mit dir und die sind mir sehr viel wert. Ich hoffe, du bist mir jetzt nicht böse. Immerhin habe ich dir wichtige Sachen verschwiegen und bin nun, feige wie ich bin, einfach verschwunden. Immerhin bist du die einzige Person, die sich um mich gesorgt hat. Bitte verzeih mir das, aber ich konnte nicht anders. So bin ich nun mal, da lässt sich nichts dran machen. Vergiss mich bitte nicht, ich werde dich auch niemals vergessen. Und such mich nicht. Es ist besser so. Vielleicht begegnen wir uns ja wieder. In einem anderem Leben. Und dann hoffentlich unter besseren Umständen, damit wir noch viel mehr schöne Zeit miteinander verbringen können. Bis dahin heißt es nun leb wohl. Es tut weh, das sagen zu müssen, aber ich merke, wie mir die Zeit davonrennt. Bleib immer so, wie du jetzt bist Aoi. Du bist wirklich eine tolle Person. Deine Gesellschaft habe ich eigentlich gar nicht richtig verdient gehabt, aber du warst trotzdem so nett zu mir. Kannst du mir noch einen letzten Gefallen tun? Wirst du dich um Nishi kümmern? Sie hat dich richtig lieb gewonnen und es wäre schön, wenn du sie behalten würdest. Sie ist nicht so gerne allein. Nun sage ich ein letztes Mal danke und leb wohl. Ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Verzeih mir... In Liebe, Kai Aoi merkte gar nicht richtig, wie ein paar Tränen über seine Wange liefen und auf den Brief tropften und die ohnehin schon an ein paar Stellen sehr schwer leserliche Schrift noch mehr verschmierten. Während er gelesen hatte, hatte sich ein Knoten in seiner Brust gebildet und nun tat es so schrecklich weh. Und Aoi schien langsam zu verstehen, warum er sich jetzt so fühlte. Aber er konnte nicht verstehen, warum Kai so etwas tat, warum er ihn einfach so zurückließ. Das war doch nicht fair! Sie waren doch gerade erst so gute Freunde geworden und nun sollte das einfach vorbei sein? Aoi schüttelte schnell den Kopf. Das wollte er so nicht akzeptieren. So würde Kai ihm nicht davon kommen. Auch wenn er nicht wollte, dass Aoi ihn suchte, er würde es trotzdem machen. Er sah überhaupt nicht ein, dass Kai nun einfach aufgab und vielleicht konnte er ja doch noch etwas verhindern. Aoi ließ den Brief auf den Boden fallen und drehte sich sofort um, um wieder aus der Wohnung zu laufen. Fieberhaft überlegte er, wo Kai nun sein könnte. Ihm fiel einfach kein Platz ein, an dem er sich hätte zurückziehen können, während er durch die Straßen rannte. Inzwischen liefen schon keine Tränen mehr über die Wangen des Schwarzhaarigen. Dafür hatte er jetzt gar keine Zeit, schließlich musste er Kai unbedingt finden. Wenigstens sehen wollte er den Jüngeren noch ein letztes Mal. Aoi kam an einem Park vorbei und blieb langsam stehen. Hier wollten sie sich eigentlich einen schönen Tag machen und Aoi musste schlucken, als ihm die Tränen wieder in die Augen schossen. Doch dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Kai hatte ihm mal seinen Lieblingsplatz am Meer gezeigt! Da waren unzählige Kirschblütenbäume und Kai liebte es, dort stundenlang seine Zeit zu verbringen und dem Rauschen der Wellen zuzuhören. Warum hab ich da nicht gleich dran gedacht?! Kai musste einfach dort sein. Es gab keine andere Möglichkeit. Und wenn er nicht da wäre, wüsste Aoi wirklich nicht mehr, wo er suchen sollte. Mit neuer Motivation und der Hoffnung, dass er Kai noch rechtzeitig finden würde, lief er wieder los, um so schnell wie möglich zu genau diesem Ort zu kommen. *** Aoi hatte länger gebraucht, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Was musste er auch die U-Bahn verpassen? Aber er hatte den Ort doch noch völlig außer Atem erreicht und sah sich nun suchend nach Kai um. Als er glaubte, eine Person entdeckt zu haben, holte er sofort sein Handy raus, um den Notarzt anzurufen. So wie Kai in dem Brief geredet hatte, wäre ein Krankenwagen nun mehr als hilfreich. Er sagte dem Notarzt nur schnell, wo er war und worum es denn überhaupt ging, bevor er auch schon wieder auflegte und sein Handy wegsteckte. Dann lief er in die Richtung der Person. Es war wirklich Kai, den Aoi da entdeckt hatte. Der Brünette saß an einen Stamm gelehnt in Mitten einiger Kirschblüten und hatte die Augen geschlossen. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen, denn er konnte wie immer das Rauschen des Meeres hören. Die Geräusche und der sanfte Wind hatten eine beruhigende Wirkung auf ihn und er genoss seine Zeit voll und ganz. Als der Brünette dann aber Schritte hörte, öffnete er seine Augen ein Stück und drehte seinen Kopf zur Seite, um Aoi auf sich zulaufen zu sehen. Gleich sah er Aoi verwundert an, denn er hatte im Leben nicht damit gerechnet, dass dieser nun hier auftauchen würde. Er schluckte einmal schwer, als der Ältere vor ihm auf die Knie fiel und ihn schluchzend in eine Umarmung zog. Sofort verkrampfte sich alles in Kai, weil er merkte, wie sehr er Aoi anscheinend wehgetan hatte. Ganz langsam hob er einen Arm und legte ihn auf Aois Rücken. Für mehr hatte er schon gar keine Kraft mehr. Das hatte er überhaupt nicht richtig bemerkt, als er so da saß. Aber nun schockte es ihn doch schon ein wenig. Außerdem hätte er Aoi nun gerne in den Arm genommen, aber es ging nicht. Also blieb er einfach so sitzen und schloss seine Augen wieder. Es war dafür angenehm, so umarmt zu werden und es machte die ganze Situation für Kai doch noch etwas erträglicher. Aber Aoi empfand das hier alles andere als schön und das konnte Kai ihm auch ansehen, als sich der Ältere nach ein paar Minuten wieder etwas von ihm gelöst hatte. Er hatte es inzwischen wieder geschafft, die Tränen erfolgreich zu verdrängen. Er schluckte einmal, bevor er Kai flehend ansah. "Bitte Kai! Gib nicht einfach so auf! Du darfst nicht sterben!" Er schüttelte den Kopf einige Male und drückte Kai noch einmal etwas näher an sich ran. "Ich möchte dich nicht verlieren! Nicht jetzt, gar nicht." Kai schluckte einmal schwer, als er diese Worte von dem Schwarzhaarigen hörte. Er würde ihnen gerne Glauben schenken, aber das wäre doch wirklich zuviel des Guten gewesen. Und deswegen schloss Kai langsam wieder seine Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Tut mir Leid Aoi. Ich kann nicht mehr. Ich bin so schrecklich müde." "Nein Kai, du darfst dir so was nicht einreden! Man kann dir doch noch helfen! Das ist doch alles kein Problem, du musst doch nur dran glauben." "Aoi... Es ist besser so. Ich will nicht länger so eintönig vor mich hin leben. Außerdem gibt es für mich doch gar keinen Grund, noch länger weiterzumachen." "Doch den gibt es!" Aoi sah sein Gegenüber nun trotzig an und nickte einige Male. "Ich finde es nicht gut, dass du so einfach verschwinden willst! Das ist nicht fair! Nicht wo ich gerade erst merke, wie viel du mir wirklich bedeutest!" Kai öffnete seine Augen langsam wieder und sah Aoi verwundert an. "Wie viel ich dir bedeute? Ich bin doch nur ein einfacher Freund von dir. Jemanden wie mich, findest du doch überall. An mir kann doch gar nichts Besonderes sein, was es wert machen würde, so zu denken." "Du Idiot! Du solltest dich mal reden hören! Natürlich bist du was Besonderes! Du bist einzigartig und ich will nicht, dass du gehst, weil du mir genau deswegen sehr wichtig bist!" Kai starrte den Älteren einen Moment nur an, bevor er den Kopf senkte und einmal seufzte. "Bitte hör auf damit. Sag so was nicht. Bitte Aoi..." Mach mir keine falschen Hoffnungen... "Aber es ist die Wahrheit!" Etwas leicht Verzweifeltes schwang mittlerweile in Aois Stimme mit. "Nein, das glaube ich dir nicht..." Aoi schüttelte den Kopf und sah Kai ungläubig an. Das konnte er doch nicht einfach so sagen. Ihm musste doch auch etwas an Aoi liegen. Warum akzeptierte er das dann nicht einfach? Aoi biss auf seine Lippe, kaute kurz auf seinem Piercing rum. Vielleicht sollte er dem Brünetten einfach sagen, was in ihm vorging. Wenn er wüsste, was Aoi gerade erst herausgefunden hatte, würde er ja vielleicht anders denken. Vielleicht würde er dann ja sogar kämpfen und Aoi nicht alleine lassen. Ein Versuch war es auf jeden Fall wert und Aoi wusste nicht, was er ansonsten hätte tun sollen. Also riskierte es einfach. "Bitte glaub mir Kai. Du bist mir wirklich wichtig – sehr wichtig. Ich hab es bis heute selbst nicht gewusst, aber als ich deinen Brief gelesen habe, hat der Gedanke, dich verlieren zu können, richtig wehgetan. Es wäre unerträglich, wenn du mich jetzt einfach allein lassen würdest. Und dafür gibt es nur einen Grund." Aoi schluckte und nahm noch einmal seinen ganzen Mut zusammen. Entweder jetzt oder er könnte es Kai niemals sagen. "Kai... Ich liebe dich und nur dich. Ich tue es schon lange, aber ich habe es bisher nicht bemerkt. Bitte verlass mich nicht." Kai hob langsam seinen Kopf und sah Aoi mit schimmernden Augen an. Das war wirklich zu viel für ihn. Nach all der Zeit, die er mit Aoi verbracht hatte, sagte er ihm nun, dass er ausgerechnet ihn liebte. "Aoi ich... Es tut mir Leid. Ich will dir nicht so sehr wehtun, aber es geht nicht anders. Wenn ich die Kraft dazu hätte, würde ich weitermachen, aber es geht nicht mehr. Bitte versteh das. Ich schaff das alles nicht mehr länger. Wenn ich dich früher getroffen hätte, wäre es vielleicht anders gelaufen." Aoi konnte es nicht fassen, als der Brünette das sagte. Sollte es das also einfach gewesen sein? Würde er jetzt einfach sterben und das obwohl er wusste, wie viel er Aoi bedeutete? "Kai... Nein." Aoi schlang langsam wieder die Arme um Kai, bettete dessen Kopf auf seinem Schoß und streichelte ihm einmal über eine der bereits erschreckend kalten Wangen. "Lass mich nicht allein." Kai sah zu Aoi hoch und schüttelte den Kopf. "Verzeih mir Aoi." Er fing an leicht zu lächeln. "Es gibt noch etwas, was ich schon seit einiger Zeit unbedingt machen möchte." Aoi schluckte schwer und kämpfte die Tränen zurück. Er wusste genau, was nun bald passieren würde. "Und das wäre?" Kai hob mit seiner letzten noch verbliebenen Kraft seinen Kopf wieder hoch und schloss seine Augen, bevor sich ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss trafen. Aoi war doch sehr verwundert, schloss aber gleich seine Augen und erwiderte den Kuss sanft. Ein unheimlich schönes Gefühl breitete sich in Aois Körper aus und Kais Lippen waren noch erstaunlich warm. Aber dieser unglaubliche schöne Kuss war leider nicht von großer Dauer, denn nur wenige Sekunden später sank Kais Kopf zurück auf Aois Schoß. Ein kleines Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen und ließ sein blasses Gesicht seltsam unnatürlich wirken. Der Brünette bewegte sich kein Millimeter mehr und Aoi riss entsetzt die Augen auf, als er merkte, was gerade passiert war. Es war vorbei. Kai war einfach gegangen und hatte Aoi allein zurückgelassen. Der Schwarzhaarige konnte die Tränen nun wirklich nicht mehr zurückhalten und sie fielen unaufhaltsam nach unten auf Kai. Er zog den leblosen Körper in eine feste Umarmung und vergrub sein Gesicht schnell an Kais Schulter. Er wollte das einfach nicht wahr haben. Er wollte nicht loslassen müssen. Aber ihm war klar, dass es nun vorbei war, dass Kai weg war und nicht mehr wiederkommen würde. Keine Minute später erreichte auch schon der Notarzt den Platz, aber Aoi war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis er mit sanfter Gewalt von Kai losgerissen wurde. Der Schwarzhaarige folgte den Ärzten nicht, sondern sah ihnen einfach nur hinterher, wie sie mit dem Jüngeren davonfuhren. Schluckend drehte sich Aoi um und sah zum Meer, während er sich gegen denn Stamm des Baumes lehnte, an dem Kai noch vor kurzem gesessen hatte, da er nicht glaubte, dass ihn seine Beine noch lange tragen würden. Aoi machte sich gar nicht groß die Mühe, seine Tränen wegzuwischen. Sie wurden schließlich sofort von neuen ersetzt. Kai... So fühlte es sich also an, wenn seine Welt in tausend Teile zersprang. Er hätte nie geglaubt, dass es so sehr wehtun würde. Der Schmerz in Aois Brust war fast schon unerträglich. Es war einfach nicht fair. Wieso musste man ihm Kai wegnehmen? Warum musste das ausgerechnet ihm passieren? Aoi schüttelte den Kopf und schluchzte, bevor er nach oben sah. Ein Windstoß wirbelte die Kirschblüten auf und sie fielen auf Aoi runter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)