Because of Love... von Kuon-kun (Meine kleine Fortsetzung von Act 92 "Unexpected Love Story" (Band 16) ^^) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Moment zu Zweit... --------------------------------- Kyoko blickte den Schauspieler vor sich erst noch einen Moment überrascht und auch deutlich unsicher an, als er ihr plötzlich wieder dieses heilige Lächeln schenkte... Das Lächeln, das tief in sie hinein zu sehen schien, alle anderen Gedanken in ihrem Kopf ohne Vorwarnung vollkommen auslöschte und sie auf diese Weise jedes Mal auf Neue an Ort und Stelle fesselte... Der Herzschlag des jungen Mädchens erhöhte sich mit jeder Sekunde, die sie dem Braunhaarigen weiter in seine sanften, dunklen Augen blickte. Sie hörte das Pochen des Blutes in ihren Adern und fühlte es in jedem einzelnen Teil ihres Körpers. Was war denn jetzt bloß los mit ihr? Obwohl die taufeuchte Morgenluft noch recht kühl war, wurde ihr in diesem Moment irgendwie immer heißer... Sie wusste nicht warum und sie konnte es auch einfach nicht kontrollieren. Sie wusste nur eines, sie konnte ihren Blick nicht mehr von Ren Tsuruga abwenden, aber eigentlich wollte sie das auch gar nicht... Der Schauspieler musterte währenddessen ausgiebig jede Fassette des Gesichtsausdrucks der Sechzehnjährigen, jeden Schatten, denn ihr seidiges Haar in der Morgendämmerung auf ihre Stirn und ihre Augen warf. Sie war so unglaublich schön... Das war ihm in letzter Zeit mit jedem Mal, das er sie traf, mehr bewusst geworden... Egal, wie sehr er sich anfangs dagegen gewehrt hatte, besonders Yashiro gegenüber, wenn dieser ihn mal wieder auf das Thema angesprochen hatte, aber wenn er ehrlich war, hatte er es schon lange gewusst... Er hatte sehr wohl mitbekommen, dass seine Zuneigung zu diesem Mädchen immer weiter gewachsen war und das nicht erst seit den Dreharbeiten für Dark Moon. Genau deshalb hatte er ja gestern Abend so reagiert... Er konnte es nicht ertragen, dass Fuwa so selbstherrlich damit prahlte sie beschützt zu haben, obwohl er es doch eigentlich sein wollte, der sie beschütze... Er hatte bei dem Fotoshooting regelrecht gehetzt, damit sie auch ja mit allen Aufnahmen fertig wurden und er so schnell wie möglich hierher fliegen konnte, denn auch wenn Kyoko es ihm nicht gesagt hatte, bei ihrem Anruf vor zwei Tagen hatte er gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war, das sie Angst hatte... Aber nun, eigentlich sollte er Fuwa dankbar sein... Wer weiß, was sonst passiert wäre, was dieser Kerl seiner Kyoko angetan hätte, denn er war ja mal wieder nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen... Der groß gewachsene Schauspieler ging langsam, beinahe etwas zögerlich, zwei Schritte auf seine Schauspielkollegin zu, ohne auch nur für einen Sekundenbruchteil den Blickkontakt zu ihr zu brechen. Er wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als sie zu berühren, sie in seine Arme zu schließen und einfach nur ganz nah bei sich zu spüren... Die Sehnsucht nach ihrer Nähe brannte regelrecht in seiner Brust… Aber er wusste nicht, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt für so etwas war... ob er sich so etwas trauen und erlauben konnte… Doch in diesem Moment schien seine Vernunft nicht mehr gegen diesen inneren Wunsch bestehen zu können. Beinahe wie in einer Art Trance streckte Ren langsam seine rechte Hand nach dem Mädchen aus, strich ihr mit seinen langen, schmalen Fingern sanft durch das schwarze, kurze Haar und anschließend die Wange hinab… Sein Augenausdruck veränderte sich dabei leicht. Sie gaben nun den Blick auf Teile von Rens innerem Chaos frei, auch wenn das wirklich nicht in den Absichten des Schauspielers lag. Aber es geschah einfach… Die Augen des Zwanzigjährigen begannen immer deutliche eine leichte Traurigkeit auszudrücken. Selbst Kyoko erkannte diese Veränderung, dabei hatte sie selbst in diesem Moment gewaltig mit ihren Emotionen zu kämpfen, die durch diese sanfte Berührung in ein regelrechtes Chaos gestürzt wurden. Warum verhielt er sich so und streichelte ihr auf diese Weise über die Wange? Warum sah er sie dann plötzlich noch auf diese traurige Art an? Was versteckte sich bloß noch hinter diesen Augen?? Und vor allem, warum erzählte er es ihr einfach nicht...? Kyoko blickte weiterhin zu ihrem Senpai auf, der nicht einmal mehr einen halben Meter vor ihr stand. Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Wange, hielt sie zärtlich und ließ die Haut des jungen Mädchens unter dieser Berührung regelrecht glühen. Langsam hob nun die Sechzehnjährige ihrerseits ebenfalls ihre linke Hand und legte sie ziemlich zögernd und auch vorsichtig schließlich auf die seine. Sie wusste nicht warum sie so reagiert hatte, statt zurückzuweichen, wie sie es eigentlich in so einer Situation von sich selbst erwartet hätte, aber anders als bei Reino waren ihr die Berührungen des Schauspielers nicht unangenehm... Nicht einmal ansatzweise, im Gegenteil sie genoss sie... und das in vollen Zügen... Seine großen, starken Hände, die so sanft über ihre Haut strichen, dass sich eine angenehme Gänsehaut auf ihrem gesamten Körper bildete... Die Wärme seiner Haut und dieses elektrisierende Kribbeln, das seine Finger auf sie zu übertragen schienen.. Am Liebsten wäre es ihr, wenn dieser Moment niemals enden würde... In den Augen des Schauspielers erschien nun immer deutliche eine leichte Verwirrung, die auch den Rest seines Kopfes ausfüllte. Er war innerlich mit einem Schlag noch viel nervöser geworden, als er es so schon war, als sie ihre Hand so plötzlich und für ihn wirklich vollkommen unerwartet auf die seine legte. Was sollte das heißen? Wieso reagierte sie mit ausgerechnet dieser Geste? Empfand sie diesen Augenblick etwa als schön, seine Berührung als angenehm?? Wäre es vielleicht doch der richtige Moment für ihn um endlich aus sich hinaus zu gehen und das zu wagen, was er sich bisher nur in seinen Träumen vorgestellt hatte?? Aber diese Geste von ihr musste ja nicht heißen, dass sie das Gleiche empfand wie er... Sie konnte sie beide genauso gut nur als einfache Freunde ansehen und sich auch sicher sein, dass sich niemals mehr als das zwischen ihnen entwickeln würde… Allerdings würde er nie herausfinden, was denn nun der Fall war, wenn er nicht irgendetwas unternahm um es zu testen... Die Gedanken des Zwanzigjährigen schwirrten unerbittlich in seinem Kopf umher und bildeten ein Chaos aus dem der Schauspieler gar nicht mehr zu entrinnen wusste. Er fühlte sich noch nie so unsicher wie in diesem Moment, noch nie stand er so auf der Kippe... Er konnte mit einer einzigen Handlung sein Leben von Grund auf verändern, endlich eine Antwort auf all seine Fragen bekommen, aber keiner konnte ihm versichern, dass die für ihn positive der beiden möglichen Wendungen eintraf... Nein, er konnte Kyoko genauso gut auch für immer verlieren... Der junge Mann blickte dem Mädchen weiterhin tief in die Augen. Er suchte irgendeinen Ansatz in ihnen, etwas, dass ihm seine Angst nahm, indem es darauf hindeutete, dass sie genauso empfand wie er... Aber er war sich nicht sicher, ob er etwas fand... Teilweise hatte er den Eindruck, dass er tatsächlich in ihren Augen ablesen könne, dass sie ihn mochte, aber er wusste nicht, ob das vielleicht blanke Einbildung war. Nichts weiter als ein Wunschtraum, den er nun in sie hineininterpretierte... Ein kühler Wind pfiff unterdessen durch die dicht bewachsenen Kronen der Bäume um sie herum und zog einige lose Blätter mit sich, die darauf aussahen, als würden sie glücklich über ihre Freiheit und vom Wind geleitet fröhlich umhertanzen. Auch der Bach mit seinem kleinen Wasserfall rauschte noch immer stetig hinter ihnen. Das klare Wasser spritze teilweise bis an das Ufer und benetzte die dort stehenden Schilfgewächse mit herrlich glitzernden Wassertropfen. Es war an sich ein perfekter Moment, er strahlte Ruhe aus, Geborgenheit und auch Romantik, wie Ren empfand. Er fühlte sich wohl an diesen Orten, schon immer, seit er Kyoko vor 10 Jahren das erste Mal an genau so einem Platz getroffen hatte… Langsam und erneut deutlich zögerlich machte der Schauspieler nun doch noch einmal einen kleinen Schritt auf das junge Mädchen zu. Er hatte seine freie Hand während diesem Schritt neben seiner Hüfte zu einer Faust zusammen geballt, so schwer fiel ihm die Überwindung dieser kleinen Distanz. Aber so war das nun mal, die „Liebe“ brachte je nach der Situation nicht nur positive Gefühle mit sich... Der Zwanzigjährige ließ seinen Blick immer noch nicht von Kyokos, während er nun direkt vor sie trat. Er sah hinunter in ihre wunderschön leuchtenden, braunen Augen und meinte bereits ihre Wärme fühlen zu können, so dicht stand er vor ihr. Auch die junge Schauspielerin konnte seine Nähe regelrecht fühlen. Sie spürte seinen warmen Atem, wie er sanft und weich über ihr Gesicht strich. So nahe war sie ihm noch nie gewesen, zumindest nicht in einem Moment in dem sie es auch so intensiv wie jetzt wahrnahm… Ihr Pulsschlag war inzwischen sicher mindestens auf 180 und solange dieser Mann ihr so nahe war, würde sich daran vermutlich auch nichts mehr ändern. Ren rang erneut einen kleinen Moment mit sich und war in Versuchung den Blickkontakt zu brechen, schleunigst einige Schritte zurückzugehen und einfach die übliche Distanz zwischen ihnen wieder aufzubauen, aber er riss sich am Riemen und legte sich stattdessen ein paar Worte in seinen Gedanken zurecht, die er der jungen Schauspielerin nun endlich sagen wollte. Egal wie rum er die Worte dabei drehte, er fand, dass es sich einfach bescheuert anhörte, aber wie sollte er es denn sonst sagen?? Er wusste nichts anderes… Sein Kopf und seine übliche Redegewandtheit ließen ihn gerade einfach vollkommen im Stich… „Mogami-san...“, begann der Braunhaarige gerade und setzte ernsthaft dazu an ihr zu sagen, wie wichtig sie ihm war, als plötzlich ein lautes Rascheln in Verbindung mit mehrfachem Knacken von dünnen, trockenen Ästen ganz in ihrer Nähe ertönte... „REN?!“, rief eine, für beide durchaus vertraute, Stimme und bereits im nächsten Moment stolperte Yashiro durch ein dichtes Gebüsch und musste einen kurzen Moment kämpfen, um nicht gänzlich das Gleichgewicht zu verlieren und am Ende noch hinzufallen. Ren und Kyoko hatten, durch diese unerwartete Störung, wieder unsanft in die Realität zurück gefunden und beide gleichzeitig den Blickkontakt zum jeweils anderen unterbrochen um stattdessen zu Yashiro gestarrt. Automatisch zog der Schauspieler auch seine Hand von Kyokos Wange zurück und wich einige Schritte zur Seite. Verdammt, wieso denn ausgerechnet jetzt?! Sein Manager hatte inzwischen seine Brille, die er zuvor fast verloren hatte, wieder richtig auf seiner Nase platziert und blickte die beiden Personen vor sich nun mit einem freundlichen Lächeln an. „Kyoko-chan, du bist auch hier?? Na, ich hätt’ mir wohl gleich denken können, dass ihr gemeinsam unterwegs seit!“ Yashiro blickte abwechselnd in die Gesichter von seinem Schützling und dessen junger Kollegin. Irgendwie hatte er dabei das Gefühl, dass gerade eine seltsame Stimmung hier herrschte... Ren hielt seine rechte Hand versteckt hinter seinem Rücken und hatte immer noch keinen direkten Blickkontakt zu seinem Manager aufgebaut, sondern sah um ein paar Zentimeter an ihm vorbei. Kyoko hatte unterdessen ihre Hände vor ihren Oberschenkeln fest ineinander verschränkt und den Blick auf den Boden vor ihren Füßen gerichtet. Beide sahen seltsamerweise voneinander weg, dabei war er der Meinung eben noch gesehen zu haben, wie sie sich gegenüber standen… Und was war DAS...?? Der blondhaarige Manager legte seine Stirn etwas in Falten, während er die beiden Personen vor sich noch intensiver musterte. Sowohl Kyokos als auch Rens Wangen waren leicht gerötet... Gerötet?!? Rens Wangen!? Das gab’s doch gar nicht!! Das hatte er noch nie in den zwei Jahren ihrer Zusammenarbeit bei seinem Schützling gesehen! Was ging hier bloß zwischen den Beiden vor..?? Kapitel 2: Drehtag in Karuizawa ------------------------------- „Ähm... ich hoffe ich habe euch nicht gestört...“, meinte Yashiro nach einer kurzen Pause des Überlegens. Es war sofort eine unangenehme Stille ausgebrochen, welche er aber hoffte beenden zu können, indem er die zwei in ein Gespräch verwickelte. „Nein, nein! Wir haben... uns nur unterhalten!“, antwortete Ren rasch. Seine Wangen waren immer noch ein klein wenig rot, aber er bemühte sich so schnell wie möglich wieder einen klaren Kopf zu bekommen und von seinem Zustand abzulenken, indem er sich kurz räusperte. Dabei erhaschte er einen flüchtigen Blick zu Kyoko. Sie starrte geradewegs auf den Boden vor ihren Füßen und so wie sie die Hände vor sich verschränkt hatte, wirkte sie ziemlich verkrampft... Nun, er konnte auch durchaus verstehen warum... Verdammt, warum musste Yashiro denn ausgerechnet jetzt auftauchen?? Aber irgendwie war der Schauspieler innerlich zu einem kleinen Teil auch froh darüber dieser Situation so entkommen zu sein. Die Angst vor Kyokos Reaktion in ihm war in den letzten Minuten kein bisschen schwächer geworden, sondern eher noch stärker und er war sich im Moment nicht einmal mehr sicher, ob er es wirklich fertig gebracht hätte ihr seine Gefühle zu gestehen... Er hoffte nur, dass die Ereignisse von eben nicht noch Auswirkungen auf ihre freundschaftliche Beziehung zueinander haben würden... „Aber warum sucht ihr euch dafür einen so abgelegenen Ort aus, noch dazu um diese Uhrzeit?? Ich finde es zwar gut, dass ihr den Streit von gestern Abend anscheinend beendet habt, aber der Großteil der Crew ist noch nicht einmal aufgestanden... Ich war gerade auf dem Weg zu deinen Zimmer, als ich Itsumi-chan auf dem Gang traf. Sie hat nach Kyoko-chan gesucht, weil sie plötzlich verschwunden war, als sie aufwachte. Wir sind dann rasch zu deinem Zimmer, aber das war auch verlassen. Ihr glaubt gar nicht, was für Sorgen sich Itsumi-chan gemacht hat... Sie scheint immer noch den Schreck von gestern mit sich rum zutragen. Was mich aber eigentlich nicht wundert, ich war auch ziemlich beunruhigt! Jedenfalls haben wir uns dann losgemacht um euch zu suchen und jetzt hab ich euch ja auch endlich gefunden!“, erklärte Yashiro nach einem kurzen Moment und sah sich anschließend etwas um. Diese Stelle hier am Fluss war wirklich schön, wie er feststellte. Das Rauschen des Wassers, die ganzen blühenden Pflanzen, der angenehme Einfall des Sonnenlichtes... Moment mal!! …Die Beiden waren doch nicht etwa geplant alleine hierher gekommen...? Nun, eigentlich war es ja schon ein gewaltiger Zufall, dass er sie beide zusammen fand und das auch noch um halb sechs Uhr Morgens an so einem abgelegenen Ort... Oh nein, und er hatte sie auch noch gestört?!? Waaaaaaah!!! Der Manager hätte im Boden versinken können bei diesem Gedanken... Statt wie ein Trampel durchs Gebüsch zu kommen, hätte er sich vielleicht lieber kurz vergewissern soll, was sie hier überhaupt taten... Aber er hatte nur durch Zufall kurz Rens Stimme gehört und noch nicht einmal den Wortlaut verstanden, daher war er dann einfach losgerannt... Wenn er sich nun die Blicke der Beiden so ansah, sagte das eigentlich schon alles... Er hatte sie gestört und so wie es aussah in einem verdammt ungünstigen Augenblick... Yashiro seufzte leise... Er war wirklich ein Tollpatsch... Hoffentlich konnten die beiden ihre „Unterhaltung“ später irgendwie fortsetzten, aber jetzt musste er erstmal mit ihnen zurück zum Hotel. Itsumi wollte das Gebäude an sich absuchen und wartete jetzt sicher schon ungeduldig auf ihn. Kyoko hatte den Eindruck, dass ihr Herzklopfen noch kein bisschen nachgelassen hatte, seit der blondhaarige Manager hergekommen war. Es pochte immer noch laut in ihrer Brust und heiß war ihr ebenfalls... Sie fragte sich nur, was diese Aktionen von Tsuruga-san eben sollten... Er hatte ihr tatsächlich durchs Haar und übers Gesicht gestreichelt und war ihr dann extrem nahe gekommen... War das einfach nur so, dachte er sich nichts dabei, oder hieß das etwa, dass... dass... Kyoko konnte es nicht einmal in Gedanken aussprechen... diese Worte... Das junge Mädchen blickte schüchtern etwas auf und sah für einen kurzen Moment zu Ren hinüber. Er hatte sich eben gerade geräuspert und er wirkte nun wieder völlig normal. Sie hingegen war bei weitem noch nicht wieder normal, so heiß wie sich ihr Gesicht anfühlte... Sie fragte sich sogar, ob sie es überhaupt noch im Laufe des Tages schaffen würde die ganzen Gedanken und Eindrücke von den letzten Minuten zu verarbeiten... Während sich die junge Schauspielerin gerade diesen Gedanken hingab, kam Yashiro auf ihre Kollegin und Zimmergenossin zu sprechen, worauf Kyoko sofort zu Rens Betreuer aufblickte. „Oh, nein, das hatte ich völlig vergessen! Entschuldigen Sie, Yashiro-san, dass Sie wegen mir so viele Umstände hatten... Ich gehe sofort zu ihr!“ Mit diesen Worten und einer kurzen, aber tiefen Verbeugung wollte Kyoko sich eigentlich verabschieden und gleich loslaufen, aber ehe sie auch nur die Gelegenheit dazu hatte, die Lichtung auf der sie sich befanden, zu verlassen, meldete sich Ren plötzlich mit seiner üblichen ruhigen Stimme zu Wort: „Nein, du solltest auf keinen Fall alleine zurückgehen. Dieser Typ könnte dir schließlich jederzeit wieder auflauern. Wir begleiten dich lieber.“ Der Schauspieler verstaute beide Hände in seinen Hosentaschen und schloss mit nur wenigen Schritten zu Kyoko auf. Das Mädchen blickte ihn dabei wieder direkt an und erkannte sofort den sanften, aber auch besorgten Ausdruck, der in seinen Augen mitschwang. Nun, vermutlich hatte er Recht. Nach den Ereignissen gestern war es sicher nicht klug gerade hier im Wald alleine umherzulaufen... Der Zwanzigjährige blickte Kyoko unterdessen noch wartend auf eine Reaktion an und hatte schon die Befürchtung, sie würde seine Gesellschaft ablehnen, aber dann nickte sie ihm einverstanden zu und er begann automatisch wieder zu lächeln, so erleichtert war er innerlich. „Okay... Kommst du Yashiro-kun?“, sagte Ren noch an seinen Betreuer gerichtet, allerdings ohne sich zu ihm umzudrehen. Dann ging er mit langsamen Schritten los und achtete immer darauf, das Kyoko auch neben ihm war. Yashiro hatte die beiden zuvor noch einmal abwechselnd beobachtet und sich bemüht jeden Teil ihrer Gesichtsausdrücke zu mustern, aber irgendwie fand er da nichts mehr... Selbst das Rot auf Kyokos Wangen war inzwischen verschwunden und bei Rens war es das sowieso... Ein kurzer Seufzer entwich dem jungen Manager erneut und er ließ dabei etwas die Schultern hängen. Wer wusste, wann sich ihnen wieder eine Gelegenheit wie eben bot, aber vermutlich würde er es noch fertig bringen auch dann wieder reinzuplatzen und alles kaputt zu machen... Als Yashiro Rens Worte hörte und beim Aufblicken bemerkte, dass dieser sich schon mit Kyoko auf den Rückweg zum Hotel machte, war er für einen Moment etwas perplex... Aber dann sah er mit welchen fröhlichen Gesichtsausdrücken die beiden nebeneinander hergingen, worauf der Manager wieder begann leicht zu schmunzeln... Selbst, wenn diese Beiden sehr gute Schauspieler waren und ihre Gefühle gänzlich hinter denen ihrer Rollen verbargen, früher oder später würden sie hervorkommen, da war sich Yashiro sicher! Man musste nur den richtigen Moment abwarten... Er legte kurz etwas an Tempo zu um zu den Beiden aufzuschließen und lief dann mit ihnen den Weg durch den Wald zurück zum Hotel. ------------------------------------- Nach ihrer Ankunft im Hotel war Kyoko erstmal sofort zu Itsumi gegangen und hatte sich ausführlich bei ihr für ihr Verschwinden entschuldigt. Danach ging es auch schon wieder zum Alltag in Karuizawa zurück. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit der gesamten Crew im Speisesaal des Hotels, wurde sofort zur Location für die heutigen Aufnahmen aufgebrochen. Kyoko hatte natürlich noch Lunchboxen für Yashiro, Ren und sie selbst vorbereitet, damit besonders der Starschauspieler auch anständig zu Mittag aß, denn bei ihm war das mit dem Essen ja so eine Sache... In den darauf folgenden Stunden wurden mehrere Szenen durchgegangen. Die Mittagspause nutzten die meiste Crewmitglieder um sich auf der großen Wiese, die vor dem Anwesen in dem sie zurzeit drehten lag, gemütlich in Kleingruppen zusammen zu setzen und gemeinsam zu essen. Kyoko saß auch dieses Mal wieder bei LMEs Vorzeigeschauspieler und dessen Betreuer und packte gerade die drei Lunchpakete aus ihrem Rucksack aus. Das Gerede von einigen Mädchen bezüglich der Tatsache, dass sie eigentlich immer in unmittelbarer Nähe dieses Schauspielers war, konnte man auch heute wieder leise gemurmelt hören, aber das interessierte das junge Mädchen schon längst nicht mehr. Tsuruga-san und Yashiro-san waren nun mal die Personen, die sie hier am besten kannte und mit denen sie sich auch verstand. Daher sah sie keinen Grund sich von ihnen fern zu halten. Während Kyoko noch an ihrer Tasche beschäftigt war, breitete Ren eine Wolldecke aus, damit sie sich nicht in ihren Kostümen für den Dreh direkt auf das Gras setzten mussten. Sobald die Decke lag nahmen die beiden Herren darauf im Schneidersitz Platz. Kyoko gesellte sich auch gleich zu ihnen und reichte sowohl Ren als auch Yashiro eine liebevoll eingepackte Lunchbox, ehe sie sich auf die Knie setzte und ihr eigenes Lunchpaket vor sich abstellte. „Danke, Kyoko-chan“, bedankte sich Yashiro noch, während Ren die Lunchbox bereits auspackte und öffnete. Wie immer sah das, was ihn im Inneren der kleinen Box erwartete, mehr als einfach nur lecker aus. Da konnte sogar er richtigen Appetit bekommen! „Von mir auch Danke und das Essen sieht hervorragend aus!“, meinte nun auch Ren zu dem jungen Mädchen, das ihm gegenüber saß, und lächelte sie dabei freundlich an. Irgendwie musste er sich gerade daran zurück erinnern, wie sie ihm das erste Mal ein solches Lunchpaket machte. Sie hatte extra die Schule geschwänzt um es ihm vorbei zu bringen... Das hatte ihn in diesem Moment ziemlich überrascht und eigentlich fand er es nicht okay aus solch einem Anlass die Schule zu schwänzen, aber er konnte ihr da kein bisschen böse sein… Er hatte in diesem Moment ja noch nicht einmal daran gedacht, nein, dafür war er viel zu glücklich darüber gewesen, dass sie sich diese Mühe für ihn gemacht hatte... Außerdem wenn er an ihr Gesicht dachte, als sie mit dem Bento vor ihm stand... sie sah einfach nur niedlich aus... „Danke Yashiro-san und Tsuruga-san, ich hoffe es schmeckt Ihnen auch!“, erwiderte Kyoko. Sie war richtig ein klein wenig verlegen geworden, besonders durch Tsuruga-sans Lob. Sie wusste, dass ihm eigentlich nicht viel an Essen lag und dass er es regelrecht als lästig empfand zu essen, weshalb er sich so häufig wie nur irgend möglich davor drücke, aber dennoch hatte er bisher das, was sie zubereitet hatte, immer komplett aufgegessen ohne sich jemals über irgendetwas zu beschweren. Wobei sie sich auch noch sicher sein konnte, dass er sie niemals angelogen hatte, denn seine Art Lügen zu verpacken hatte sie längst entschlüsselt. Das war schon irgendwie komisch... „Davon bin ich überzeugt. Itadakimasu“, merkte Ren noch kurz an, ehe er zu den Stäbchen griff und begann zu Essen. Bei diesen Worten spürte Kyoko erneut, wie das Gefühl der Verlegenheit in ihr aufkam. Also langsam wurde es richtig unheimlich, wenn er weiterhin so freundlich zu ihr war, besonders wenn er sie nebenher immer noch so liebevoll anlächelte... Auch sie und Yashiro sagten noch, wie es sich gehörte, „Itadakimasu“ bevor auch sie mit dem Essen begannen. Yashiro beobachtete Ren und Kyoko mal wieder, während er nebenher genüsslich die ersten Häppchen aus der Lunchbox nahm. Es schien ernsthaft wieder alles in Ordnung zu sein. Ganz im Gegensatz zum gestrigen Abend... So wütend hatte selbst er seinen Schützling noch nicht erlebt und wenn er ehrlich war, befürchtete er schon, dass er diesem Fuwa jeden Moment an den Kragen ging... Aber der Schauspieler besaß wirklich eine beeindruckende Selbstbeherrschung. Doch über eines war sich der Manager jetzt sicher, Ren sah Fuwa doch als Rivalen an!! Er hatte es zwar zuvor andauernd geleugnet und war, wenn er ihn darauf ansprach, immer fest überzeugt davon gewesen, dass Fuwa keine Chancen mehr bei Kyoko hatte, aber als er gestern plötzlich vor seiner Tür stand und auch noch erzählte, dass er es war, der das Mädchen vor diesem Stalker bewahrt hatte... Man konnte in dem Moment förmlich fühlen, wie der Schauspieler immer wütender wurde... Aber umso besser, wenn das wieder vergessen war. Kyoko-chan war an dem Abend auch ziemlich fertig gewesen, nachdem Ren sie alle aus seinem Zimmer geschickt hatte. Dabei sollte es eigentlich ein angenehmer Abend werden und die beiden hatten sich auch sichtbar gefreut sich wieder zu sehen, als sie sich gegenüber standen... aber gut mit diesem Störenfried konnte keiner von ihnen rechnen... Für den Moment war es ruhig geworden, aber es war keine unangenehme Stille. Alle drei aßen gemütlich und gelegentlich wurden mal die anderen bei ihrem Essen gemustert. Kyoko blickte zum Beispiel immer wieder zu Ren hinüber, der richtig mit Appetit am Essen war und Yashiro beobachtete die Beiden ja sowieso. Wobei er es immer wieder faszinierend fand wie viel sein Schützling auf einmal essen konnte, wenn Kyoko diejenige war, die die Mahlzeit zubereitet hatte. Tja, wie sagte man so schön, Liebe geht auch durch den Magen! Zwar war es bei ihm um einiges seltener, als bei den anderen Zweien, aber auch Ren blickte ab und an nicht auf sein Essen, sondern ganz woanders hin. Natürlich war Kyoko das Ziel. Sie sah ihm Moment so unbeschwert aus, ihre braunen Augen funkelten richtig im Sonnenlicht, ganz anders als er sie vor sich gesehen hatte, während sie vor einigen Tagen telefonierten. Er war wirklich froh, dass sie die Aufregung der letzten Tage anscheinend gut weggesteckt hatte und gerade deswegen nahm er sich auch vor dafür zu sorgen, dass sie auch den Rest ihres Aufenthaltes hier so genießen konnte. Weder Fuwa noch dieser Stalker würden da irgendetwas dran ändern! Der Zwanzigjährige nahm mit seinen Stäbchen gerade ein Stück des Omeletts, als jemand an ihre Decke herantrat. Alarmiert blickte der Schauspieler sofort zu dieser Person auf, stellte aber beruhigt fest, dass es sich um ihre Schauspielkollegin Itsumi handelte. „Hallo, Kyoko-chan. Darf ich mich vielleicht zu euch setzten?“, erkundigte sich die junge Frau und blickte kurz durch die Runde. Sie hoffte nicht zu stören, aber sie hatte bisher noch keinen Platz zum Essen gefunden, außerdem verstand sie sich sehr gut mit Kyoko und hatte daher als erstes an sie gedacht. „Hallo, Itsumi-chan! Natürlich, nimm ruhig Platz!“, erwiderte Kyoko und schob ihren Rucksack beiseite, damit Itsumi sich neben sie setzten konnte, was diese auch gleich tat. Sie hielt ebenfalls ein Lunchpaket in den Händen, musterte jetzt aber erstmal kurz die der anderen. „Wow, diese Bentos sehen super aus! Sind die selbst gemacht?“, erkundigte sich die Blondhaarige nach einem kurzen Moment und blickte wieder in die Runde. Die Bentos enthielten alle dieselben Speisen und waren ähnlich dekoriert, aber sie sahen dennoch nicht nach gekauften aus, sondern eher danach, dass sich jemand eine Menge Mühe mit ihnen gemacht hatte. „Ja, Kyoko-chan hat sie heute Morgen für uns zubereitet. Sie ist generell eine hervorragende Köchin, nicht Ren-kun?“, meldete sich Yashiro zu Wort um Itsumis Frage zu beantworten. Er lächelte unschuldig, als er die Bestätigung des Schauspielers abwartete. Dieser hatte natürlich den versteckten Wink von seinem Betreuer klar und deutlich verstanden und fragte sich ernsthaft, ob er jemals mit diesen Spielchen aufhören würde. Aber im Moment schien es als würde es eher schlimmer werden, wie gestern Abend, als er ja unbedingt erwähnen musste, dass er sich große Sorgen um Kyoko gemacht hatte... Okay, das stimmte zwar, aber die Bemerkung dazu hätte er sich dennoch sparen können, genau wie die eben! Er hatte doch vorhin bereits gesagt, dass das Essen super war... „Ja, das ist sie.“, stimmte der Schauspieler dennoch knapp zu, aber in einem Tonfall der deutlich machte, dass das eine ehrliche Aussage war. Egal wie sehr es ihn nervte, wenn Yashiro immer wieder solche Anspielungen machte, er wollte das auf keinen Fall an Kyoko auslassen. Das war ihm gestern schon mit seiner Wut auf Fuwa passiert... und das sollte sich nicht wiederholen. „Wow, ernsthaft?!“, fragte Itsumi noch einmal nach und sah Kyoko dabei positiv überrascht an. Diese hatte sich einen Moment verlegen mit dem Zeigefinger der linken Hand an der Wange gekratzt. Tja, sie dachte zwar nicht gerne an die Sachen zurück, die sie bei Shotaros Eltern gelernt hatte und das Kochen gehörte leider dazu, aber immerhin hatte es jetzt auch was positives, wenn sie ihre Freunde mit Essen verwöhnen konnte. „Ja. Ich habe früher bei Bekannten meiner Mutter in einem Ryokan gewohnt und da ein bisschen Kochen gelernt.“, erklärte die Sechszehnjährige, während sie nun wieder zum Essen griff. Darauf folgten natürlich noch mehrere Fragen von Itsumi zu diesem Thema, denn ihr war schon früher aufgefallen, dass Kyoko ziemlich traditionell erzogen worden war. Bei der Gelegenheit warfen Ren und Yashiro natürlich auch ein, dass sie die Teezeremonie beherrschte und damit war dann endgültig ein ausgelassenes Gespräch zwischen diesen vier Personen in Gang geraten, bei dem viel Gelacht und sich auch gegenseitig häufig geneckt wurde. Besonders eingebunden waren dabei natürlich Ren und Kyoko, zwischen welchen auch die meisten frechen Kommentare gesprochen wurden. Einmal ging es sogar soweit, dass Kyoko den Schauspieler schmollend ansah und im nächsten Moment ohne Vorwarnung mit dem Deckel einer kleinen Saucendose abwarf, was aber letztendlich nur für noch mehr Gelächter sorgte. Einige der anderen Gruppen, die in der Nähe saßen, wurden auch des Öfteren auf die vier aufmerksam, aber meistens wurde als Kommentar nur ebenfalls gelacht. Nur einige Frauen, die immer noch einen nicht gerade erfreuten Blick auf Kyoko hatten, mochten diese Atmosphäre überhaupt nicht, aber das störte unsere Freunde nicht im Geringsten. Kapitel 3: Gedanken.. --------------------- Einige Stunden später, so gegen 18Uhr beendete Regisseur Ogata die Aufnahmen für diesen Tag. Es wurden sogar zwei Szenen mehr geschafft, als eigentlich im Zeitplan standen, weshalb der Regisseur die gesamte Crew getrost jetzt schon entlassen konnte. Kyoko kam gerade aus der Umkleide, wo sie ihre Drehkleidung gegen ihre Alltagssachen ausgetauscht hatte. Das Makeup war inzwischen auch schon runter und nun schnappte sie sich noch ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zum Bus. Itsumi und zwei weitere Schauspielerinnen hatten sich ihr rasch angeschlossen und die vier Mädchen waren schon ein kleines Stück gegangen, als plötzlich jemand nach Kyoko rief. „Mogami-san!“ Es war Rens Stimme, die durch die angenehm warme Abendluft hallte. Kyoko blieb augenblicklich stehen, worauf auch Itsumi und die anderen beiden anhielten. Das junge Mädchen drehte sich zu dem Schauspieler um, bei dem natürlich auch wieder sein Betreuer war. Neben sich hörte sie gleich wieder Getuschel der beiden Mädchen, die mit ihr und Itsumi zum Bus gehen wollten, und wie nicht anders erwartet handelte es sich bei den leisen Worten um lauter Schmeicheleien Tsuruga-san gegenüber. Es gab wohl sogar hier am Set keine Frau, die ihn nicht verehrte... Die beiden Männer schlossen unterdes rasch zu Kyoko auf. „Wir wollen auch mit dem Bus fahren. Können wir mit euch zum Parkplatz gehen?“, fragte Ren und blickte erst Kyoko und dann auch Itsumi und die anderen beiden kurz an. Der Sechzehnjährigen stand die Überraschung wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Tsuruga-san wollte mit dem Bus fahren?? Er hatte doch eigentlich seinen eigenen Leihwagen, den er hätte benutzen können. „Natürlich. Aber mich überrascht es etwas, dass Sie mit dem Bus fahren wollen, Tsuruga-san...“, antwortete Kyoko und musterte den gut drei Köpfe größeren Mann mit leicht misstrauischem Blick einen Moment. Dieser ließ sich aber keines Wegs beirren, verstaute seine Hände in den Hosentaschen und sah seine Kollegin mit einem leicht trotzigen Blick an. „Wieso nicht? Ich bin nicht anders als der Rest der Schauspieler an diesem Set, also kann ich doch wohl auch den Bus mitbenutzen.“ Das schwarzhaarige Mädchen war noch immer misstrauisch und hätte ihn als Erwiderung beinahe darauf angesprochen, dass sein Apartment in dem Hotel mindestens doppelt so groß war, wie die aller anderen und zudem hatten sie auch alle noch einen Mitbewohner im Gegensatz zu Ren, soviel also zum Thema nicht anders als die anderen Schauspieler zu sein... Aber den Kommentar verbiss sie sich dann doch lieber. Es wäre auch ziemlich unpassend gewesen, zum einen hätte das nachher noch für Gerüchte sorgen können, weil man daraus schließen konnte, dass sie bereits auf seinem Zimmer war, und zudem wäre das Ganze vermutlich nicht in dem geeignetsten Tonfall rüber gekommen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie diesen trotzigen Gesichtsausdruck von dem Zwanzigjährigen bereits sehr gut kannte. Dagegen war so oder so nicht anzukommen... „Na ja, dem würde ich nicht unbedingt zustimmen... aber wenn Sie meinen... Nur wir sollten jetzt langsam mal los, sonst fährt der Bus noch ohne uns ab.“, erwiderte Kyoko und setzte dazu an wieder loszugehen. Itsumi, die beiden anderen Mädchen und auch Ren und Yashiro schlossen sich dem sofort an, denn keiner von ihnen hatte Lust zu Fuß zum Hotel zurück zu laufen, denn dann würden sie noch mindestens eine Stunde brauchen... Ren musterte Kyoko im Laufen etwas. Er hatte eigentlich irgendeinen frechen Kommentar von ihr erwartet, aber überraschender Weise kam nichts dergleichen. Dieser Gedanke verursachte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Sie war in letzter Zeit bei weitem nicht mehr so leicht zu ärgern wie noch vor ein paar Monaten, wo sie schon wegen einem einzigen Wort an die Decke gehen konnte. Ja, irgendwie wirkte sie eine Ecke ruhiger und besonnener. Den Rest des Weges zum Parkplatz lief die kleine Gruppe schweigend nebeneinander her. Ab und an hörte man mal leises Getuschel der beiden Schauspielerinnen, die Ren namentlich gar nicht kannte. Er wusste nur, dass sie Klassenkammeraden von Itsumi und Kyoko spielten, aber das war’s auch schon. Nach etwa fünf Minuten Fußweg kamen sie an dem großen Parkplatz an. Der Bus stand schon bereit und war auch fast komplett gefüllt. Es schienen also nur noch wenige Crewmitglieder zu fehlen und ein Teil fuhr eh mit den Autos, da es mehrere Ausrüstungsteile gab, die über Nacht nicht in dem Anwesen gelagert werden konnten bzw. sollten. Itsumi ging voraus und stieg als Erstes die zwei Stufen bis ins Businnere hinauf. Dabei grüßte sie freundlich den Fahrer und suchte sich anschließend einen Platz aus. Darauf folgen die beiden unbekannteren Schauspielerinnen und dann ging auch schon Yashiro. Er überflog kurz die Sitzplätze und stellte zufrieden fest, dass es noch ein paar nebeneinander liegende Plätze gab, die frei waren. Na umso besser! Er ging jedenfalls direkt auf Regisseur Ogata zu. Wenn er sich neben Ogata setzte und da Ren sonst kaum einen der hier Anwesenden wirklich kannte, würde er sich sicher zu Kyoko gesellen… Ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er Ogata fragte ob neben ihm frei war. Der junge Regisseur bejahte die Frage, worauf Yashiro sofort Platz nahm. Draußen vor dem Bus deutete Ren Kyoko inzwischen ganz Gentleman-like mit einer Handbewegung, dass sie vorgehen sollte, was das junge Mädchen auch tat. Er folgte ihr dicht und verschaffte sich als aller erstes einen groben Überblick. Gott, war er schon lange nicht mehr mit einem Bus gefahren... Das er das letzte Mal in einem Bus gesessen hatte, war wirklich schon Jahre her... Na ja, wenn er jetzt in einen Bus steigen würde, wäre er im Nu in einer Menschentraube gefangen und käme ohne Hilfe sicher nicht mehr da raus... Öffentliche Verkehrsmittel mied er daher, selbst bei Taxifahrern konnte man schnell an die Flaschen geraten... Als dem jungen Schauspieler auffiel, dass Yashiro sich neben Ogata gesetzt hatte und wieder locker vor sich hingrinste, während er unschuldig seine Brille zu Recht rückte, konnte der Zwanzigjährige gar nicht anders als leise zu seufzen. Yashiro gab seine seltsamen Verkupplungsversuche wohl nie auf... Wobei er zugeben musste, dass es seine Idee gewesen war mit dem Bus zu fahren. Er hatte einfach ein ungutes Gefühl, wenn er an diesen Stalker dachte... Diese Menschen waren meist äußert hartnäckig und er ging schon beinahe davon aus, dass er Typ es noch mal versuchen würde. Nur dann würde er es auf keinen Fall Fuwa überlassen Kyoko zu verteidigen! „Tsuruga-san?“, hörte Ren plötzlich eine Stimme und wandte sich ihr etwas überrascht zu, dabei blickte er in das leicht verwirrte Gesicht von Kyoko. Sie schien ihn wohl schon mehr als einmal angesprochen zu haben... „Wollen Sie sich mit hierhin setzten?“, bot das junge Mädchen dem Schauspieler an, obwohl sie sich bei dieser Frage nicht gerade wohl fühlte. Sie meinte spüren zu können, wie mehrere Blicke aus diesem Bus sie am liebsten tödlich durchbohrt hätten und abgesehen davon wurde ihr schon wieder irgendwie warm... Ihr Puls hatte sich erhöht und wenn sie sich jetzt nicht zusammen riss, würde sie nachher noch rot im Gesicht werden, dabei gab es hier nun wirklich keinen Grund um irgendwie verlegen zu werden! „Ja, sehr gerne. Danke.“, antwortete Ren und nahm die Einladung von Kyoko damit dankbar an. Er zwang sich mit seinen langen Beinen etwas mühevoll auf den Platz neben dem jungen Mädchen und musste mehrfach hin und her rücken, bis er endlich eine Sitzposition fand in der er nicht den Eindruck hatte halb zerquetscht zu werden... Tja, Größe hatte auch seine Nachteile in so einem Bus... Wenn er so zurück dachte, konnte er sich daran erinnern, dass er auch früher schon Probleme mit Bussen hatten, denn er war eigentlich schon immer recht groß, egal in welchem Alter. Kyoko hatte seine Versuche sich zumindest annähernd bequem hinzusetzten mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtet und fing nun plötzlich an zu lachen. Das sah aber auch wirklich zu komisch aus... Der Starschauspieler saß inzwischen schräg auf dem Sitz mit den Beinen halb auf dem Gang. Nun, sie brauchte sich gar nicht ausmalen wie angenehm das erst für ihn geworden wäre, wenn er den Fensterplatz bekommen hätte... „Was?“, fragte Ren, der das junge Mädchen auf deren Lachanfall hin etwas irritiert anblickte. Er konnte im ersten Moment nicht nachvollziehen, was sie so lustig fand, bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel. Natürlich, sie als im Vergleich zu ihm doch ziemlich kleine Frau, hatte vermutlich noch nie Probleme mit diesen Bussitzen gehabt und seine Sitzposition sah auch zugeben etwas ulkig aus... Kyoko hielt sich inzwischen mit beiden Händen den Bauch und bemühte sich, sich zu beruhigen um dem Schauspieler antworten zu können, aber ehe sie das schaffte, lenkte dieser bereits ein. „Schon gut, hab verstanden! Wer weiß, vielleicht ziehe ich morgen doch den Leihwagen vor.“, meinte der Zwanzigjährige und sah mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zu Kyoko. In ihren Augen sammelten sich langsam sogar Tränen an, so sehr war sie am Lachen. Wenn er sie so sah, fiel es ihm schwer nicht einfach mit ihr mitzulachen... aber noch riss er sich zusammen und nutze die Gelegenheit um seine Kohai etwas anzuschauen. Ihr Pony fiel ihr im Moment weit in das hübsche Gesicht und auch über ihre Augen, die sie durch das Lachen fest zusammen gekniffen hatte. Aber wenn er sie jetzt so musterte, fiel es ihm sogar noch schwerer sein eigenes Lachen zurückzuhalten... Ren versuchte es noch einen Moment zu unterdrücken, aber scheiterte schließlich und stimmte in Kyokos Lachen mit ein. Beinahe der gesamte Bus war längst auf die Beiden aufmerksam geworden. Einige starrten die zwei nur an, andere tuschelten etwas, aber einige konnten sich auch nicht verkneifen ebenfalls zumindest leicht zu kichern. Ogata gehörte auch zu denjenigen, die die Szene grinsend beobachteten, genauso wie Yashiro. Ihm war schon früh aufgefallen, dass Kyoko eine Menge an Ren lag, aber bei seinem letzten Versuch sie darauf anzusprechen, hatte ihn ihre plötzlich ziemlich aggressive Aura dann doch schnell zurück schrecken lassen... Aber wenn er an ihren Blick gestern nach dem Dreh dachte, als er ihr sagte, dass Ren bereits im Hotel war, hatte er doch eine klare Antwort auf seine Frage von damals bekommen. Und so wie es im Moment aussah waren die Gefühle des jungen Mädchens immerhin nicht einseitig. Ren kam zwar eigentlich mit jedem Mädchen, besonders wenn es Schauspielkollegen waren, gut aus, aber er konnte sich nicht daran erinnern, das Tsuruga schon jemals für wen anders ein Fotoshooting um über einen Tag verkürzt hatte, geschweige denn, dass er sich in der Öffentlichkeit so ausgelassen zeigte, wie jetzt. Kurz darauf stiegen noch weitere fünf Personen ein und anschließend fuhr der Bus sofort ab in Richtung Hotel. Es dauerte gute 20 Minuten, bis sie am Hotel ankamen und die Crew nach und nach ausstieg. Ren und Yashiro begleiteten Kyoko und Itsumi noch bis in die Eingangshalle des Hotels, aber dort hielt die kleine Gruppe an. „Nun... dann bis später, Mogami-san. Wir sehen uns nachher sicherlich noch.“, begann Ren mit dem Verabschieden. Kyoko nickte ihm zu, aber Yashiro konnte sich mit dieser Situation nicht zufrieden geben. Nein, er hatte da eine bessere Idee! „Wie wär’s wenn wir nachher gemeinsam in der Lounge zu Abend essen? Vielleicht so in einer Stunde, dann können wir uns vorher noch frisch machen und etwas ausruhen.“, schlug der Manager kurzerhand vor. Natürlich blickte er darauf wieder erwartungsvoll zu seinem Schützling hinüber, welcher sich aber nicht dazu hinreißen lies sich zuerst zu dem Thema zu äußern, egal wie gerne Yashiro das vermutlich gehabt hätte! Stattdessen wartete er einen Moment in der Hoffnung, dass Kyoko etwas sagte, aber auch sie blieb still... Zum Glück gab’s da noch eine weitere Person in der Runde, die Yashiros Idee gar nicht so schlecht fand. „Ja, das ist eine gute Idee, nicht Kyoko? Die letzten Tage haben wir meist alleine gegessen, aber mit Gesellschaft ist es gleich viel angenehmer!“, meinte Itsumi zu Yashiros Vorschlag und stupste Kyoko dabei mit dem Ellenbogen leicht in die Seite, worauf diese ihr kurz einen leicht grimmigen Blick zuwarf, ehe sie schluckte und zu Ren hinüber sah: „Ja, ich hätte auch nichts dagegen. Und Sie Tsuruga-san? Hätten Sie auch Zeit?“ Ren hatte noch einige Blickwechsel mit Yashiro gehabt, ehe Kyoko ihn direkt ansprach und er sich wieder ihr zuwandte. Natürlich hatte er Zeit und wenn sie kam, gesellte er sich natürlich auch gerne zu dem Abendessen dazu. Der Schauspieler begann erneut liebevoll zu lächeln. „Ja, die habe ich. Okay, also treffen wir uns dann in einer Stunde, sprich...“, der Zwanzigjährige warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die gerade 18:47Uhr anzeigte. Na ja, da konnten sie ruhig aufrunden, „... um 20 Uhr in der Lounge.“ Die anderen drei nickten zustimmend, worauf der Schauspieler seine Hand wieder wie zuvor in seiner Hosentasche vergrub. „Also dann bis nachher!“, sagte er noch und drehte sich anschließend um. Yashiro verabschiedete sich ebenfalls noch rasch und folgte seinem Schützling dann. Sie wollten noch kurz zu Regisseur Ogata. Kyoko und Itsumi hatten sich noch leicht verbeugt und gingen nun ebenfalls weiter. Ihr Weg führte sie zu den Aufzügen, denn ihr Zimmer lag im dritten Stock. Dort angekommen schloss Itsumi die Tür auf und trat anschließend als erstes in das Zimmer ein. Sie legte gerade ihre Tasche auf dem Tisch ab, während Kyoko noch die Tür schloss. Darauf ging sie schnellen Schrittes an ihrer Freundin vorbei und ließ sich samt dem Rucksack auf ihr Bett fallen. „Na, du wirkst ziemlich kaputt. Aber es war ja auch ein langer Tag. Nur morgen solltest du vermutlich besser auf deinen Morgenspaziergang verzichten.“, merkte die blondhaarige Schauspielerin an und necke Kyoko mit dem letzten Satz und einem leichten Grinsen dabei etwas. „Ich konnte halt nicht schlafen und bin deswegen etwas raus gegangen!“, erwiderte die Sechzehnjährige, wofür sie rasch ihren Kopf anhob, den sie zuvor in dem wollig weichen Kissen vergraben hatte. Anschließend drehte sich auf den Rücken und breitete ihre Arme auf der Matratze aus. „Ich glaube ich dusche jetzt erstmal. Ist das okay, oder möchtest du zuerst?“ „Nein, das ist kein Problem. Ich werd mich solange noch mit dem Drehbuch beschäftigen und dusche dann nach dir.“, antwortete Itsumi auf Kyokos Frage und nahm nebenher auch schon das Drehbuch aus ihrer Tasche. Die Schwarzhaarige stand unterdes vom Bett auf, nahm sich aus dem Schrank noch frische Kleidung und verschwand anschließend im Badezimmer. Von innen verriegelte sie erstmal die Tür und legte dann ihre frischen Sachen auf einem Schrank ab. Anschließend kippte sie das Fenster noch, damit die Spiegel während sie duschte möglichst nicht beschlugen und machte sich dann ans ausziehen. Nebenher hing sie ein klein wenig ihren Gedanken nach... Ihr wurde immer noch ganz anders, wenn sie an heute Morgen dachte, daran, wie sie ihren Sempai im Wald getroffen hatte... Wie sie da schon befürchtet hatte, irgendwie ließen sie die Gedanken daran nicht los, so war es ihr vorhin schon mehrfach in den Drehpausen gegangen... Sie war nur froh, dass sie sich zumindest während der Aufnahmen richtig konzentrieren konnte. Die Sechszehnjährige stieg in die Duschkabine hinein und drehte vorsichtig das Wasser auf um erstmal die Temperatur grob zu regeln. Danach drehte sie die Brause etwas stärker auf und stellte sich mit gesenktem Kopf unter das angenehme, warme Wasser, das in feinen Tropfen auf sie hinab prasselte. Sie konnte sich immer noch keinen Reim auf Tsuruga-sans Verhalten bilden... Wieso hatte er sie so angesehen? Und dann noch die Art mit der er sich ihr genähert hatte... Kyoko faste sich selbst vorsichtig an die linke Wange. Sie hatte immer noch im Gedächtnis wie sich seine Berührung angefühlt hatte. Seine Hand war so angenehm warm gewesen... Und die Art, mit der er sie angefasst hatte so ungeheuer sanft und liebevoll... Sie wusste selbst nicht warum, aber irgendwie sehnte sie sich richtig danach, noch einmal so von ihm berührt zu werden. Es war wie ein Bann, in den er sie in diesem Moment hinein gezogen hatte... Nein, wenn sie ehrlich war, hielt dieser Bann schon länger an... Das war ihr besonders bewusst geworden, als sie ihn vorgestern aus versehen angerufen hatte. Sie war völlig durcheinander gewesen, weil sie sich einfach nicht gegen diesen Reino und seinen fesselnden Blick wehren konnte. Sie hatte gefühlt, dass sie ihm schutzlos ausgeliefert war, sobald er es darauf ansetzte und davor einfach Angst bekommen... Aber... wenn sie Ren anrief, könnte sie allein der Klang seiner Stimme sicher aufheitern. Sie brauchte es ihm nicht mal erzählen, egal über was sie sprachen, sie wollte einfach nur mit ihm reden und wissen, dass er doch bei ihr war, auch wenn er sich zu dem Zeitpunkt mehrere hundert Kilometer entfernt befand... Nur mit diesen Gedanken hatte sie an dem Abend seine Nummer gewählt... Kyoko schüttelte ihren Kopf einige Male. Sie wollte diese Gedanken loswerden! Sie irgendwie verdrängen und aus ihrem Kopf rausjagen! Sie wusste, was sie bedeuteten, wofür sie die Vorboten waren... aber sie wollte sich nicht verlieben! Nein, nicht wieder... Ihr Hass auf Shotaro war schließlich genau daraus entstanden, als er sie damals so verletzt hatte, als er sie einfach wegwarf, obwohl sie ihm fast ihr gesamtes Leben gewidmet hatte... Sie wollte so etwas nicht noch einmal durchmachen. Sie wollte weder ausgenutzt noch enttäuscht werden und auch wenn sie Ren das Erste davon nicht zutraute, das Zweite würde sicher eintreffen. Immerhin war er ein berühmter Schauspieler, der beliebteste in ganz Japan! Wie sollte gerade er sich für ein Mädchen wie sie es war interessieren?? Für ein „Mauerblümchen“, wie Sho es damals ausgedrückt hatte. Das war einfach unmöglich... Das junge Mädchen versuchte rasch diese Gedanken zu verscheuchen und begann endlich damit sich einzuseifen. Sobald sie mit dem Duschen fertig war und sich angezogen hatte, würde sie ein bisschen runter gehen in die Lounge und sich auf den Balkon setzten. Dort hatte sie etwas Ruhe und konnte sich hoffentlich innerlich einigermaßen beruhigen bevor die anderen ebenfalls kamen... Kapitel 4: Eine unerwartete Begegnung... ---------------------------------------- Ren schob die Tür seines Badezimmers auf und trat in den Hauptwohnraum seines Apartments. Er war lediglich mit einer dunklen Hose bekleidet und auf seinem schlanken, gut durchtrainierten Oberkörper sah man teilweise noch kleine Wasserperlen vom duschen. Er hatte sich ein Handtuch über die Schultern gehangen und rieb sich dieses gerade mit einer Hand durch seinen Haaransatz, als er Yashiro auf der Couch sitzen sah. Er war nach ihrem Gespräch mit Ogata auch auf sein eigenes Zimmer gegangen um sich ebenfalls kurz zu duschen und umzuziehen, aber wie Ren erwartet hatte, war er anschließend sofort wieder zu seinem Apartment hinüber gekommen. Der junge Schauspieler ließ sich in einen Sessel fallen und griff anschließend zu dem kleinen Glas, dass er sich vorhin eingeschüttet und auf den Tisch gestellt hatte. „Möchtest du auch etwas trinken? Ein Bier vielleicht?“, fragte Ren seinen Manager und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Yashiro sah ihm dabei zu und überlegte einen Moment wegen dem Getränk. Nun, sie hatten Feierabend also war ein Bier sicher nicht verkehrt. „Ja, ein Bier wäre nicht schlecht.“, antwortete er schließlich, worauf Ren sein Glas wieder auf dem Tisch abstellte und aus dem Sessel aufstand. Er lief in die Küche hinüber und holte eine Flasche dunkles Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem er es noch schnell geöffnet hatte, ging er mit der Flasche in der Hand wieder zurück zu Yashiro und reichte sie ihm. „Hier, bitte.“ „Danke“, Yashiro nahm das Bier und trank auch gleich einen kleinen Schluck daraus. Anschließend sah er Ren erneut an, der inzwischen wieder Platz genommen hatte und das kleine Glas, das er gerade erneut in seine Hände genommen hatte, anstarrte. Es enthielt Whiskey, wenn Yashiro sich in dem Geruch nicht irrte, mit Eiswürfeln. Ren trank das eigentlich nur am Wochenende und auch nie mehr als zwei Gläser. Überhaupt hatte er den Schauspieler in der ganzen Zeit, die sie jetzt schon zusammen arbeiteten auch noch nie betrunken erlebt... Er fragte sich, ob dem jungen Mann wirklich so viel an seinem Image lag... Aber dennoch fand er es seltsam, dass Ren heute, mitten in der Woche mit einem Glas Whiskey vor ihm saß... Es gab doch sicher wieder irgendetwas über das er sich Gedanken machte, ohne es anderen zu zeigen! „Was war eigentlich heute Morgen los? Ich war ziemlich überrascht, als ich dich mit Kyoko-chan am Wasserfall gefunden habe. War das ein vereinbartes Treffen?“, fragte Yashiro jetzt einfach gerade heraus. Er wusste es zwar nicht, aber er vermutete einfach mal, dass seine Grübelstimmung von dort herrührte. Der Streit von gestern war beendet, also konnte es das nicht sein und den Rest des Tages war er immer in Rens Nähe gewesen und hätte es so sicher mitbekommen, wenn etwas passiert wäre. Also blieb nur noch der heutige Morgen als Ursachenquelle. Beide hatten ja auch errötete Wangen, als er sie antraf, irgendetwas musste also gewesen sein! Ren wollte eigentlich gerade erneut einen kleinen Schluck des Whiskeys nehmen, aber als er Yashiros Frage hörte, stockte er in der Bewegung. Oh nein, er hatte doch nicht etwa etwas gesehen?? Aber nein, dann wäre er niemals in die Situation reingeplatzt, so wie er seinen Betreuer kannte... Der junge Schauspieler nahm nun doch den Schluck Whiskey, er leerte das Glas sogar in einem Zug und stellte es anschließend wieder auf dem Tisch ab. “Nein, das war es nicht. Ich konnte die Nacht über nicht wirklich gut schlafen, daher bin ich sobald es hell wurde einfach etwas in der Umgebung spazieren gegangen. Ich hab sie zufällig getroffen. Keine Ahnung was sie um diese Uhrzeit ihm Wald gemacht hat.“, antwortete der Zwanzigjährige und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Anschließend nahm er das Handtuch von seinen Schultern und ging damit noch einmal kurz über seine Haare ehe er es über die Lehne des Sessels hing. Yashiro hörte Ren gespannt zu und war innerlich doch ein klein wenig enttäuscht... Er hatte gehofft, dass da etwas mehr hinter stecke, aber Zufall war es bestimmt trotzdem nicht. Sein Schützling hatte ganz ohne Zweifel wegen gestern Abend so schlecht geschlafen und bei Kyoko-chan war es, soweit er das vorhin mitbekommen hatte, ebenfalls der schlechte Schlaf, der sie zu diesem Spaziergang gebracht hatte. Beiden hatte der Streit gewaltig zugesetzt, dass konnte er dem jungen Mädchen ja schon ansehen, als er mit ihr, nachdem Ren sie aus seinem Zimmer geschickt hatte, noch kurz draußen gesessen hatte. Hach, wieso sprachen die Beiden nicht offen miteinander...?? Er war sich wirklich sicher, dass Kyoko auch eine Menge an Ren lag und dessen Gefühle keineswegs einseitig waren, aber wie sollte er das dem Schauspieler klar machen? Glauben würde er es ihm eh nicht und selbst wenn fand er sicher trotzdem irgendwelche Argumente, die gegen ein offenes Gespräch mit ihr waren... „Na ja, vermutlich das Gleich wie du... Aber sag mal, worüber habt ihr euch unterhalten? Ich hatte das dumme Gefühl euch irgendwie gestört zu haben, als ich eure Gesichter gesehen habe und tut mir Leid, Ren, aber du warst richtig rot auf den Wangen! Da war doch irgendetwas zwischen euch?“ Yashiro hatte nicht vor so leicht aufzugeben, gerade da Ren offensichtlich das Thema mit seinem letzten Satz und der nüchternen Art seiner Antwort abwürgen wollte, und hackte daher einfach mal weiter nach... Ren hätte im Boden versinken können... Also hatte er doch etwas mitbekommen... Aber eigentlich wollte er Yashiro ungern erzählen was genau geschehen war. Er hatte Kyoko über die Wange gestreichelt und sie hatte seine Hand sogar festgehalten... Nein, das war nichts, worüber er reden wollte, vorher wollte er selbst mit seinen Gedanken und Emotionen zu diesem Moment klarkommen! „Ich und rot im Gesicht?! Nein, da musst du dich irren. Es war nichts, was das verursachen könnte. Wir haben uns wirklich nur ganz normal unterhalten.“ „Ach ja, und worüber?“, fragte Yashiro sofort um Ren ja keine Zeit für weitere Ausflüchte zu lassen. Dabei sah er ihn mit einem misstrauischen Blick an. Ren log, das wusste er genau! Der Schauspieler fühlte sich inzwischen wirklich etwas in die Ecke getrieben und suchte verzweifelt nach einem Ausweg... Dummerweise ließ seine Fantasie ihn im Moment allerdings komplett im Stich... „Über alles mögliche einfach!“, erwiderte Ren mit leichter Aggressivität in der Stimme, stand aus dem Sessel auf und ging die paar Schritte zur Balkontür um sie zu öffnen. Sofort wurde das Zimmer von einem kühlen Wind durchzogen. Yashiro blickte ihn allerdings weiterhin misstrauisch an. Mit dieser Antwort gab er sich nicht zufrieden. „Wie wär’s, wenn du langsam mal anfangen würdest ehrlich zu dir selbst und zu anderen zu werden?! Das könnte sowohl dir als auch deinem Umfeld einiges ersparen!“, platzte es plötzlich in genauso aggressivem Tonfall aus Yashiro heraus. Der Manager war im ersten Moment richtig über sich selbst erschrocken, aber er hatte dennoch nicht vor seine Worte zurück zu nehmen. Es war eine Tatsache und die musste diesem Mann endlich mal klar werden! „Warum belügst du mich, Ren? Ich bin kein Pressehai der alles was er erfährt gegen dich verwendet, sondern ich versuche dein Freund zu sein!“, setzte der junge Mann noch nach und beobachtete dann gespannt Rens Reaktion. Er bereitete sich innerlich darauf vor, dass sie alles andere als positiv ausfiel, ja sogar darauf, dass der Schauspieler ihn rausschmiss, aber das Risiko ging er dieses Mal ein. Ren war unterdessen richtig geschockt von den Worten seines Managers gewesen. Er hatte den Kopf gesenkt, seine Augen geschlossen und stütze sich mit beiden Armen gegen die Seitenteile es Türrahmens in dem er noch immer stand. Von Yashiro hatte er noch nie so etwas gesagt bekommen...schon gar nicht in so einem Tonfall... Aber dummerweise wusste er, dass sein Manager Recht hatte, weshalb es ihm im Moment nicht mal gelang wütend zu werden... Verdammt er wollte raus aus dieser Situation! Einfach nur raus!! Aber das war unmöglich... Das konnte er lediglich erreichen indem er Yashiro einfach vor dir Tür setzte, aber das wollte er nicht. Er schätze seinen Betreuer und er war auch einer der verdammt wenigen Menschen, denen Ren einigermaßen vertraute. Das wollte er nicht aufs Spiel setzten... Der Schauspieler seufzte lauter, als ihm eigentlich lieb war, und lehnte sich dann zur Seite, bis er mit der rechten Schulter den Aluminiumtürrahmen berührte. Seine Körperhaltung war ziemlich schlaff und genauso fühlte er sich im Moment auch... „Ich weiß... ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, aber ich möchte einfach nicht darüber sprechen... Ich habe für einen Moment etwas die Kontrolle verloren und... das... das kann ich nicht akzeptieren, so etwas darf mir nicht noch Mal passieren...“, sagte Ren schließlich nach einem weiteren Moment, den Yashiro hinter ihm wortwörtlich auf glühenden Kohlen saß. Als er aber Rens Worte hörte, war seine Anspannung wie weggefegt und seine volle Konzentration galt nur noch der Antwort seines Schützlings. Sie verwunderte ihn aber zugegeben etwas... Machte ihm das im Moment so zu schaffen? Der Gedanke daran „kurz die Kontrolle verloren zu haben“? Dabei schien nichts Ernsteres passiert zu sein. Geküsst hatte er sie jedenfalls nicht, dann hätte Kyoko-chan sich den Rest des Tages über sicher anders verhalten... Aber so gerne Yashiro jetzt noch weiter auf die Details eingegangen wäre, er wusste, dass das nicht das Richtige war. Ren hatte ihm ehrlich auf seine Frage geantwortet, sogar ausführlicher als er jemals erwartet hätte, daher konnte er ihn jetzt nicht noch weiter mit dem Thema quälen. Stattdessen stand auch er nun vom Sofa auf und machte ein paar Schritte auf den jungen Schauspieler zu. „Gut, ich akzeptiere deinen Wunsch. Aber mach dir bitte nicht zu viele Gedanken! Es kann jedem Mal passieren, dass man kurz etwas neben sich steht. Das ist kein Weltuntergang. Und das heute Morgen war es sicher auch nicht, besonders nicht für Kyoko-chan, sonst hättest du sie den Rest des Tages sicher nicht immer wieder so zum Lachen bringen können!“ Yashiro begann leicht zu lächeln in der Hoffnung seinen Schützling mit diesen Worten etwas aufmuntern zu können. Dieser sah ihn auch tatsächlich für einen kurzen Moment an und schien zumindest erleichtert darüber, dass nicht weiter in dem Thema rumgestochert wurde. „Also...“, der junge Manager legte Ren freundschaftlich eine Hand auf die Schulter, ehe er weiter sprach, „... jetzt entspann dich mal ein bisschen! Immerhin wollen wir doch in einer halben Stunde noch gemütlich mit den beiden Mädchen Essen gehen. Ich muss noch mal kurz rüber. Wenn die Tür so offen ist, wird’s mir im T-Shirt jetzt doch etwas frisch... und du solltest dir nebenbei bemerkt auch endlich mal ein Hemd anziehen!“ Nach diesen Worten und einem flüchtigen Grinsen wandte Yashiro sich von Ren ab und ging zur Tür. Der Schauspieler hatte sich wieder weitgehend aufgerichtet und sah ihm einen Moment nach. Stimmt das Essen... nur irgendwie hatte er ein mulmiges Gefühl, wenn er daran dachte... ---------------------------------------------------- Kyoko betrat gerade die große Lounge des Hotels mit der komplett in Holz verkleideten Bar, den vielen Tischen an denen auch unzählige Leute saßen und den immer wieder rum gehenden Kellnerinnen in fester Garderobe. Das junge Mädchen sah sich einen Moment um, ehe sie weiterging und direkt den Balkon ansteuerte. Die große Glastür stand offen, aber draußen an den Tischen saß zurzeit niemand. Vermutlich wurde es den meisten langsam zu kühl in der Abendluft. Kyoko trug im Moment eine blaue Jeans, ein Shirt mit leichtem V-Ausschnitt, das vorne im Brustbereich etwas faltig war und darüber noch eine dünne Jacke. Sie war, wie sie es vorhatte, direkt nach dem Duschen hier runter gekommen. Sie hatte Itsumi dieses Mal natürlich bescheid gesagt, das sie schon mal runter ging, denn ihre Zimmerkollegin wollte auch noch duschen, aber eben war sie noch völlig in ihren Text des Drehbuchs vertieft gewesen... Nachdem Kyoko die Terrassentür durchquert hatte sah sie sich erneut einen Moment um und ging dann auf das Geländer des Balkons zu. Der gesamte Balkon lag nur ein klein wenig erhöht im Vergleich zu der Wiese, die sich vor ihr erstreckte und die durch ein Blumenbeet an die Grundmauer angrenzte. Man hatte auch eine schöne Aussieht von hier. Auf der Wiese konnte man trotz der einbrechenden Dunkelheit noch die einzelnen Beete sehen, mit den unterschiedlichen Pflanzen und deren bunten Blüten, und auch die angelegten Wege, die all diese Beete und die Bänke, die bei vereinzelten Bäumen standen, miteinander verbanden. Kyoko stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab und betrachtete weiterhin die Umgebung. Es war schön hier, es hatte ihr schon am ersten Tag gefallen. Na ja, gut mit der Ausnahme vielleicht, dass sie ausgerechnet hier Shotaro treffen musste... aber den hatte sie seit gestern Abend eh nicht mehr gesehen. Er war ja auch mit den Aufnahmen seines neuen Albums beschäftigt und wenn sie daran dachte, wie schlecht er mit Tsuruga-san auszukommen schien, war es sowieso besser, wenn sich die Beiden nicht über den Weg liefen... Allerdings war da noch Reino... aber an den wollte Kyoko gar nicht erst denken!! Sie hoffte einfach ihm nicht noch einmal über den Weg zu laufen, aber eigentlich war dieses Hotel ja groß genug, also war das sicher gar nicht so unwahrscheinlich! In diesem Moment kam eine Kellnerin zu Kyoko und erkundigte sich höfflich, ob sie denn was trinken wolle. Das junge Mädchen überlegte erst einen Moment, nickte dann aber zustimmend: „Ja, ich hätte gerne ein Glas Wasser.“ Die freundliche Frau notierte sich das noch rasch und verschwand dann wieder. Kyoko blickte ihr noch kurz nach, ehe sie sich wieder dem Ausblick widmete. Sie war im Moment in einer seltsamen Stimmung... Irgendwie melancholisch, beinahe sogar richtig traurig, dabei gab es dafür keinerlei Anlass... Es war eigentlich ein schöner Tag gewesen und sie hatte auch eine Menge gelacht. Hauptsächlich durch Tsuruga-san wie vorhin im Bus, oder wenn er sie mal wieder mit frechen Kommentaren geneckt hatte. Kyoko begann bei diesen Gedanken unabsichtlich zu Lächeln und erinnerte sich noch mal daran zurück, wie sie ihn mit dem Deckel des Saucendöschens abgeworfen hatte. Er fand das und ihren Gesichtsausdruck dabei anscheinend sehr lustig und hatte sich anschließend beinahe auf dem Boden gekugelt vor Lachen... So sah man ihn eigentlich selten. Sogar sehr selten. Das erste Mal, dass sie ihn wirklich Lachen gesehen hatte, war bei ihrem ersten Treffen mit ihm im Bou-Kostüm und das weil sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn nicht ausstehen könne... Eigentlich seltsam, also sie wüsste nicht, ob sie so darüber lachen könnte, wenn ihr jemand sagen würde, dass er sie nicht ausstehen könnte... aber Tsuruga-san war eh irgendwie besonders. Er wirkte immer erwachsen, aber dennoch konnte er so trotzig wie ein kleines Kind sein und er hatte auch einen gewaltigen Dickschädel, gegen den sogar sie kaum ankam... In diesem Moment kam die Kellnerin zurück und unterbrach Kyoko in ihren Gedanken. Sie erkundigte sich auf welchen Tisch sie das Glas stellen solle, doch Kyoko nahm es ihr direkt ab und bedankte sich anschließend. Einen Platz würde sie sich später noch aussuchen, im Moment wolle sie noch etwas hier stehen blieben. Die Kellnerin nickte darauf zustimmend und ging auch schon wieder. Kyoko trank einen kleinen Schluck des Wassers und stützte sich anschließend wieder mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab. Ihr Blick ging dieses Mal in den Himmel, der am Horizont von der untergehenden Sonne rötlich-lila verfärbt war. Aber über dem Hotel selbst wurde der Himmel schon richtig dunkel, es dauerte also sicher nicht mehr lange, bis die Nacht komplett anbrach und sie die unzähligen Sterne am Firmament erkennen konnte. Kyoko seufzte einmal leise, als sie weiterhin den Himmel anstarrte. Obwohl sie es gar nicht wollte, waren ihre Gedanken schon wieder zu dem heutigen Morgen abgedriftet... Schon wieder zu Tsuruga-san und der Situation vorhin... Sie wusste echt nicht was sie davon halten sollte... und noch weniger was sie gegen dieses eine Gefühl unternehmen konnte, dass sich langsam aber sicher immer weiter in ihr ausbreitete... Das junge Mädchen blickte auf das Glas Wasser, das sie noch immer in ihren Händen hielt. Der Inhalt des Glases lag ruhig da, ohne Wellen oder ähnliches. Sie wünschte im Moment in ihrem Kopf würde es genauso ruhig vorgehen... Während Kyoko weiterhin das Glas betrachtete, waren leise Schritte hinter ihr zu hören, die ebenfalls aus der Lounge kamen und nun auf Kyoko zusteuerten. Das junge Mädchen bemerkte sie nicht einmal, so sehr war sie in Gedanken, und reagierte daher auch nicht, als ihr die Person immer näher kam, bis sie schließlich dicht hinter ihr stehen blieb. Erst dann merkte Kyoko an einer dunklen Spiegelung auf ihrem Glas, dass sie nicht mehr alleine hier auf dem Balkon war. Sie rappelte sich auf und drehte sich um in der Annahme, dass Itsumi diese fremde Person war, aber als sie das Gesicht erkannte, war dieser Gedanke und auch alle anderen mit einem Male aus ihrem Kopf verschwunden. Ein eisig kalter Schauer lief ihren Rücken hinunter und lähmt sie regelrecht. „Er“ war es... Er stand genau vor ihr... aber warum? Was wollte er schon wieder von ihr? Und warum traf sie ihn ausgerechnet jetzt... jetzt wo sie ganz alleine hier war? Kyoko war noch immer geschockt, konnte nichts weiter tun, als diesem Mann direkt in die Augen zusehen, weshalb sie gar nicht merkte, dass sie den Griff um das Glas Wasser in ihren Händen langsam lockerte. Sie war wie in Trance, reagierte auf nichts mehr... Selbst als ihr das Glas plötzlich zwischen den Fingern wegrutschte und mit einem lauten Klirren auf dem Boden in unzählige kleine Scherben zersprang, zuckte sie nicht einmal mit dem Wimpern... Sie konnte sich nicht mehr rühren, war wie erstarrt... Er hatte sie gefesselt, lediglich mit seinem Blick... und sie hatte keine Ahnung wie sie diesem wieder entrinnen konnte... -------------------------------------------------------------- Ren war in Gedanken bei dem unguten Gefühl, dass er seit einigen Minuten hatte, und knöpfte gerade noch sein Hemd zu, als Yashiro auch schon wieder zurückkam und sein Zimmer ohne große Ankündigung betrat. Er trug nun noch ein Hemd über dem hellen T-Shirt, damit seine Arme etwas warm gehalten wurden und ging direkt auf den Wohnzimmertisch zu, auf dem noch das halbvolle Bier von vorhin stand. „Ich habe eben unten angerufen und schon mal einen Tisch reservieren lassen, nur für alle Fälle. Als ich gestern hier angekommen bin war es jedenfalls ziemlich voll.“, erzählte Yashiro und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Anschließend blickte er wieder zu seinem Schützling hinüber, der eben gar nicht reagiert hatte. Hatte er überhaupt bemerkt, dass er gerade das Zimmer betreten hatte?? Der junge Manager ging einige Schritte auf den Schauspieler zu, der mit einem irgendwie finster wirkenden Blick Löcher in die Luft starrte, während er gerade den letzten Knopf seines Hemdes zumachte. „Ren, ist alles okay?“, fragte Yashiro vorsichtig und musterte den Zwanzigjährigen. Er sah anders aus als vorhin, irgendwie nicht danach, dass er grübelte, aber dafür umso mehr als würde er sich Sorgen um etwas machen... „Da stimmt irgendetwas nicht...“, war das einzige was Ren erwiderte. Er blickte seinen Betreuer in diesem Moment direkt an, der richtig verdutzt wirkte. Wie? Was sollte denn nicht stimmen?? Worum ging’s überhaupt??? „Ich gehe zu Kyoko!“, meinte der junge Schauspieler schon im nächsten Moment und griff nach einer dünnen Jacke, die er sich bereits für später auf dem Sessel zurechtgelegt hatte. Dann stürmte er schnellen Schrittes aus dem Zimmer und schloss noch nicht mal die Tür hinter sich. Yashiro sah ihm entgeistert nach... Hatte Ren eben tatsächlich ihren Vornamen gesagt?? Das kam selten vor... genau genommen bisher nur einmal.... Und was sollte diese Hektik überhaupt?? Er verstand echt gar nichts mehr... Der Manager seufzte bei diesem Gedanken, leerte das Bier noch schnell und stellte die Flasche in der Küche ab, ehe er ebenfalls das Apartment verließ um Ren, wo auch immer der Schauspieler gerade hinrannte, zu folgen... Kapitel 5: Ein wahrer Alptraum... --------------------------------- Es klopft mehrfach hintereinander laut und regelrecht hektisch an der Holztür des Zimmers. Itsumi kam gerade aus dem Bad. Sie trug einen hellen Kimono und hatte ihre Haare mit einem Handtuch auf ihrem Kopf fixiert. Etwas verwirrt, da sie keine Ahnung hatte wer das um diese Uhrzeit sein konnte, ging sie zur Tür und öffnete diese, als plötzlich Tsuruga-san vor ihr stand. „Momose-san, ist Kyoko hier??“, fragte Ren, ohne überhaupt erstmall „Hallo“ zu sagen, und war dabei sichtlich außer Atem. Er hatte nicht den Aufzug sondern die Treppe nach unten genommen, denn die Geduld um auf den Fahrstuhl zu warten hatte er wirklich nicht mehr aufbringen können. Itsumi war noch immer etwas verwirrt. Wegen dem Auftreten des Schauspielers und auch etwas da Tsuruga-san ernsthaft „Kyoko“ sagte und nicht wie sonst „Mogami-san“... Das hatte sie noch nie von ihm gehört... aber im Moment sollte sie sich lieber der Beantwortung seiner Frage widmen. „Nein. Sie ist bereits runter gegangen, weil sie noch ein bisschen frische Luft auf dem Balkon schnappen wollte. Das ist aber schon mindestens 10 Minuten her. Wieso? Ist etwas passiert?“ fluchte Ren in Gedanken. Sein Bauchgefühl wurde immer mieser... er konnte ahnen, was passiert war, aber er hoffte dennoch inständig, dass er sich irrte und sie einfach unten in der Lounge an einem Tisch saß und auf sie wartete... „Da bin ich mir noch nicht sicher. Entschuldige mich bitte!“, mit diesen Worten wandte der Schauspieler sich schon wieder von der Tür ab und rannte erneut los, dieses Mal in Richtung Aufzug. Yashiro kam hingegen gerade völlig aus der Puste an der Tür zu Itsumis Zimmer an. Auch er hatte die Treppe genommen, aber dafür doch ein wenig länger gebraucht als sein Schützling. Als er sah, wie dieser bereits wieder losspurtete, seufzte er kurz und blickte dem jungen Schauspieler nach, während er sich mit einem Arm an der Wand neben der Zimmertür, in welcher immer noch eine völlig perplexe Itsumi stand, und mit dem anderen auf dem Oberschenkel seines linken Beines abstützte. Was war denn plötzlich los mit ihm? Als Ren am Fahrstuhl ankam, waren dessen Türen gerade im Begriff sich zu schließen. Er legte über die letzten Meter noch einen Zahn zu und quetschte sich gerade noch rechtzeitig durch den Türspalt. Keuchen blieb er im inneren des Aufzuges stehen und blickte noch einen Moment, erleichtert darüber, dass er es geschafft hatte, die Tür an, ehe er sich dem Bedienpult zuwandte und das Erdgeschoss drückte. Erst anschließend fiel ihm auf, dass noch weitere Personen in dem Aufzug waren, die ihn allesamt etwas seltsam anblickten... aber das war ihm im Moment egal. Seine Gedanken galten nur einer einzigen Person, einem einzigen Gesicht, dass er ununterbrochen vor seinem inneren Auge sah. Er musste so schnell wie möglich zu ihr, musste wissen ob es ihr gut ging, denn das mulmige Magengefühl wurde mit jeder Minute schlimmer. Egal wie sehr er hoffte, dass er sich irrte, innerlich war er sich beinahe sicher, dass etwas passiert war... und was konnte schon groß passieren abgesehen davon, dass dieser Stalker wieder auftauchte?? Im Nu erreichte der Fahrstuhl das Erdgeschoss und die metallene Tür des Aufzuges öffnete sich. Für Rens Geschmack allerdings viel zu langsam, weshalb er sich bereits durch die Tür zwang als diese nicht einmal halb geöffnet war... In der großen Eingangshalle angekommen blickte er sich einen Moment um. Hier konnte er sie nirgends ausmachen, aber Itsumi meinte ja auch sie wollte auf den Balkon und der war in der Lounge! Mit schnellen, hastig wirkenden Schritten durchquerte der Zwanzigjährige den Eingangsbereich des Hotels und betrat einen anderen, durch einige Aquarien und andere Dekorationen, abgetrennten Bereich der unteren Etage. Unruhig schweiften seine Augen über jeden einzelnen Tisch, denn er hier sah. Jedes Gesicht, jeder Person sah er flüchtig an auf der Suche nach Kyoko. Dabei ging er mit schon viel ruhigeren Schritten durch den großen Raum und auf den Ausgang zum Balkon zu. Dort angekommen öffnete er die angelehnte Tür zum Außenbereich und trat nach draußen. Seine Augen suchten nervös die paar Tische hier ab, aber nichts... Hier war niemand... kein einziger Hotelgast... und auch nicht sie... Verdammt!! Mit zu Fäusten geballten Händen ging der junge Schauspieler wieder in den Innenraum zurück und direkt auf die Bar zu. Wenn er sie schon nicht so finden konnte, hatte sie vielleicht einer der Angestellten hier gesehen. Er würde zur Not auch jeden einzelnen Gast befragen, wenn er dadurch nur einen einzigen Hinweis auf sie bekommen konnte... An der Theke angekommen stützte Ren seine Hand auf diese und wartete darauf, dass man sich ihm zuwandte. Tatsächlich hatte ihn einer der Angestellten sofort bemerkt und war zu ihm hinüber gegangen. „Guten Abend, Sir. Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sich der Mann mittleren Alters höfflich. Ren schaffte es unterdessen immer noch nicht seine Augen still zu halten. Immer wieder huschte sein Blick über seine Umgebung, suchend... aber als er angesprochen wurde, bemühte er sich schon allein aus Höfflichkeit den Mann auch anzublicken. „Ich suche jemanden. Es handelt sich um eine junge Frau. Sie hat schwarze kurze Haare, ist etwa so groß... “, der Braunhaarige deutete nebenher mit der Hand ihre Größe an, ehe er mit leichter Nervosität in der Stimme weiter sprach, „... und sie müsste vor etwa einer viertel Stunde hier runter gekommen sein. Haben Sie sie zufällig gesehen?“ Der Barkeeper überlegte einen Moment und legte dafür seinen Zeigefinger an sein Kinn, ehe er den ungeduldig wirkenden jungen Mann vor sich wieder anblickte. „Tut mir leid. Ich kann mich nicht an eine solche Person erinnern.“, war seine nüchterne Antwort. Ren hätte beinahe den Kopf hängen lassen, etwas was er als Geste noch nie in der Öffentlichkeit getan hatte, als plötzlich eine Kellnerin mit einem Tablett voller leerer Gläser neben ihm auftauchte und sich zu Wort meldete: „Ich habe so eine Person gesehen. Sie war ziemlich jung, ich würde vielleicht auf 16 oder 17 tippen. Sie stand ganz alleine draußen auf dem Balkon und ich habe ihr ein Glas Mineralwasser gebracht.“ Rens Herz und Verstand begannen beinahe Luftsprünge zu machen, als er diese Worte hörte. Das mit dem Alter traf zu, sie war also sicher hier gewesen! “Danke! Wissen Sie, ob sie die Lounge vielleicht verlassen hat und wenn ja wo sie hingegangen ist? Ich habe bereits auf dem Balkon geschaut, sie dort aber nicht gefunden.“, fragte der junge Schauspieler weiter nach und sah die Frau vor sich dabei erwartungsvoll an. „Nein, tut mir leid. Ich habe sie nicht gesehen, seit ich das letzte Mal draußen war. Eigentlich würde ich schwören, dass sie noch dort ist, aber ich kann nicht ausschließen, dass sie die Lounge, ohne dass ich es bemerkt habe, verlassen hat.“ Der Zwanzigjährige nickte leicht und seufzte leise. Jetzt wusste er zwar, dass sie hier war, aber das brachte ihn noch kein Stück weiter... Dennoch, er musste sie finden, so schnell wie möglich! „Aber da fällt mir ein...“, begann die Kellnerin erneut, während sie nebenher die leeren Gläser von dem Tablett räumte und an ihren Kollegen weiterreichte, „Ich hab gesehen wie ein Mann auf den Balkon ist. Das ist nicht viel länger als fünf Minuten her. Vielleicht kann der Ihnen weiterhelfen. Allerdings kann ich Ihnen nicht viel über sein Aussehen sagen, da er einen schwarzen langen Mantel mit hohem Kragen trug. Nur eigentlich müsste auch er noch draußen sein...“ Jetzt gingen wirklich ALLE Alarmglocken ins Rens Kopf an. Er war es! Das war dieser verfluchte Stalker! Dieser Mistkerl wollte sich an Kyoko vergreifen, seiner Kyoko! Nein, das würde er nicht zulassen, niemals! Diese Frau meinte, sie seien nicht wieder rein gekommen... Dass sie sie übersehen hatte, konnte der Zwanzigjährige sich nicht vorstellen. Kyoko wäre in Begleitung dieses Stalkers sicher nicht mucksmäuschenstill und unauffällig durch diesen Raum spaziert... Aber dann mussten sie noch draußen sein! Wenn nicht auf dem Balkon, dann vielleicht irgendwo anders in dem groß angelegten Garten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rannte Ren plötzlich wieder los. Erneut in Richtung der Balkontür. Er stieß sie kraftvoll auf und trat auf den leeren Balkon hinaus. Hier musste es doch irgendetwas geben, irgendeinen Hinweis... ging es dem jungen Mann durch den Kopf, während er sich nun ausgiebig nach jedem nur denkbaren Hinweis umsah. Die Tische wirken unberührt, alle Stühle standen ordentlich angerückt an ihnen, aber da! Da war etwas! Ren hatte eine leichte Reflektion des Mondlichtes auf dem Boden einige Meter weiter ausgemacht. Sofort lief er zu der Stelle hinüber und ging in die Hocke. Vor ihm lagen die Rest eines zerbrochenen Glases, unzählige Scherben, sowohl große als auch kleine und dabei ein breiter Wasserfleck. Die Kellnerin hatte doch gesagt, dass sie Kyoko ein Mineralwasser gebracht hatte... Der Schauspieler fuhr mit seinem rechten Zeigefinger kurz durch die Flüssigkeit um sich zu vergewissern, dass es auch tatsächlich Wasser war. Seine Annahme bestätigte sich und langsam aber sicher stieg richtige Angst in ihm empor... Angst um sie, um Kyoko... Er musste sie verdammt noch mal schnell finden, bevor dieser Kerl ihr etwas antun konnte! Bei einem erneuten Blick über die nahe Umgebung fiel Ren eine Treppe auf, die neben dem Balkon nach unten auf die Wiese führte. Also da war er lang! Der Schauspieler überlegte nicht lange, sondern sprang mit etwas Schwung einfach über das Geländer direkt vor sich und landete kurz darauf auf seinen Füßen in dem Blumenbeet unmittelbar vor dem Balkon. Er hatte jetzt beim besten Willen keinen Nerv diese Stufen runter zu gehen, stattdessen musste er sich lieber überlegen wohin der Kerl sie verschleppt haben könnte... Es musste ein Ort sein, an dem er sich sicher fühlte und wusste, dass er nicht gestört werden konnte... Ren blickte sich rasch um. Das Hotel war noch hell beleuchtet und im Erdgeschoss drangen aus vielen geöffneten, oder zumindest gekippten Fenstern die Stimmen unzähliger Personen. Hier war er sicher nicht geblieben... zu viele Menschen, zu viel Lärm, hier wäre es Kyoko viel zu einfach gewesen nach Hilfe zu rufen... Die Wiese vor sich hingegen, war zu offen, zu einsehbar, aber da hinten war noch der Wald... Ohne einen weiteren Gedanken rannte der Zwanzigjährige einfach los, so schnell er nur irgendwie konnte in Richtung der unzähligen Bäume, die sich mit jedem Schritt höher vor ihm auftürmten. Er betete in diesem Moment dafür sie zu finden! Er musst es einfach... ------------------------------------------------- Kyoko stand völlig starr und mit der Angst ins Gesicht geschrieben auf einer winzigen Lichtung. Sie konnte sich noch immer nicht bewegen... nicht einmal ihre Hände gehorchten ihr... Sie spürte seine Nähe, spürte wie er, nachdem er sie gerade mit langsamen, genussvollen Schritten komplett umrunde hatte, immer näher kam. Sie fühlte, dass er hinter ihr war, obwohl sie sich nicht umdrehen und ihn ansehen konnte. Er war sicher da... und diese Ahnung bestätigte sich, als sie plötzlich seinen warmen, feuchten Atem in ihrem Nacken spürte... Eine Gänsehaut überzog mit einem Male den gesamten Körper des jungen Mädchens und besonders ihre Nackenhaare stellten sich als Reaktion auf diese ungewollte Nähe auf... Ihre Augen weiteten sich vor Unbehagen und Angst... Er sollte weg gehen, weg von ihr, aber er tat es nicht... und sie war nicht mal fähig diese, oder irgendwelche anderen Gedanken laut auszusprechen... Sie spürte nun, wie sie zwei Hände in der Taille berührten. Anfangs wirkte es noch vorsichtig, aber dann wurde schnell deutlich, dass diese Berührung von jemandem stammte, der seinen Besitzt in ihr sah... Kyokos Pulsschlag erhöhte sich deutlich, das spürte sie. Auch ihr Herzschlag wurde immer rasanter und lauter, genauso wie das Rauschen in ihren Ohren, aber nicht, weil ihr diese Situation gefiel, weil sie sie als angenehm empfand... nein, durch das genaue Gegenteil! Es ekelte sie an, wenn sie an diesen Mann dachte... schrie sie in ihrem Kopf, als seine Hände nun langsam begannen ihren Bauch hinauf zu wandern. Sie wollte es nicht, wollte nicht von ihm berührt werden, schon gar nicht auf diese Weise, aber sie fühlte sich so hilflos... Sie konnte nichts machen, sich rein gar nicht wehren... Ihr Körper gehorchte ihr einfach nicht mehr! Langsam stieg ihr Wasser in die Augen, aber er hörte einfach nicht auf... seine Finger tasteten durch den dünnen Stoff ihres Shirts über jede einzelne ihrer Rippen, bis sie bei ihren Brüsten angelangt waren, wo sie auch keineswegs Halt machten... Kyoko wollte hier weg... sie musste hier weg... Warum half ihr denn keiner? Und warum war sie überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen alleine runter zu gehen?! Sie hätte es nach Gestern eigentlich wissen müssen, aber nein, sie war leichtsinnig gewesen, hatte sich zu sicher gefühlt und jetzt befand sie sich wieder in diese Situation... nur dass er heute noch viel gefährlicher und skrupelloser auf sie wirkte... „Willst du dich denn kein bisschen entspannen, Kyoko? Das macht Spaß, wenn du dich dem Ganzen hingibst, glaub mir!“, flüsterte Reino plötzlich mit seiner dunklen Stimme in ihr Ort und begann anschließend ihr Ohrläppchen mit seinen Lippen begierig zu liebkosen. Nein... Nein, das wollte sie nicht!! Kyoko nahm all ihre Kraft zusammen und wollte gerade ihre Hände hochschnellen lassen um ihn von sich wegschubsen und ihm am besten noch eine Scheuern zu können, aber sie kam nicht so weit... Sie hatte ihre Hände gerade mal auf Brusthöhe, als er sie plötzlich an den Handgelenken ergriff und festhielt... Kyoko biss die Zähne zusammen, ihre Handgelenke schmerzten, so fest drückte er sie im Moment... „Na, na, na, so geht das aber nicht.“, flüsterte Reino in einem Tonfall, der Kyoko augenblicklich einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Das Wasser in ihren Augen wurde immer mehr, ihr Blick verschwamm bis sie kaum noch die Konturen ihrer Umgebung erkennen konnte... Reino begann unterdessen Kyokos Hände kraftvoll wieder nach unten zu drücken, ihren Widerstand beachtete er dabei nicht mal ansatzweise, nein, wenn es ihm zu viel Widerstand wurde zögerte er auch nicht ihr das Handgelenk einfach zu verdrehen, denn der Schmerz würde sie sicher gefügig machen! Kyoko kam ein kurzer, gequälter Schrei über die Lippen, als er genau das tat, und die erste Träne liefe nun ihre Wange hinunter. Ihre Handgelenke schmerzen mehr als zuvor und er fing schon wieder an... Immer mehr Tränen kullerten über die Wange des jungen Mädchens, während Reino ihren Nacken mit Küsschen überdeckte, immer mehr und immer verlangender... Er konnte es kaum noch abwarten erst ihre Lippen zu schmecken... Langsam drückte er seinen gesamten Körper noch dichter an Kyoko heran, während er mit den Küssen seitlich ihren Hals entlang wanderte und sie als einziges was sie tun konnte ihren Kopf möglichst wegdrehte... Er hielt ihre Hände noch immer fest umschlossen, drückte ihr richtig das Blut in den Adern ab. Ihre Beine drohten ihr langsam keinen Halt mehr zu geben, ihre Knie wurden weich wie Wackelpudding und sie verlor langsam aber sich das Gefühl in ihnen... Ihr gesamter Körper zitterte durch ihre Angst, ihr Unbehagen und den unendlichen Wunsch dieser Situation irgendwie zu entkommen... Reino führte Kyokos Hände nun vor ihrem Bauch zusammen um sie nur noch mit einer Hand festhalten zu brauchen. Sobald ihm das geglückt war, fasste er sie mit der freien Hand an der Schulter und drehte sie, nicht wirklich mit ihrem Willen, um, so dass sie nun endlich in sein Gesicht sehen musste und er das ihre bewundern konnte. Kyoko drehte ihren Kopf dennoch weg, versuchte auf den Boden zu schauen, doch das ließ Reino nicht lange zu. Er ergriff ihr Kinn und drückte es hoch, so dass sie gar nicht anders konnte als ihn anzusehen. Oh ja! Dieser Blick gefiel ihm! Sie würde ihn hassen, wenn er mit ihr fertig war, ihr gesamter Hass, der bisher diesem Sho Fuwa gegolten hatte, würde bald seiner sein. Was auch immer das für eine Beziehung zwischen den Beiden war, er hatte vor sie auszulöschen und dieses junge Mädchen an sich selbst zu fesseln! Ein breites, finsteres Grinsen umspielte die Lippen des jungen Mannes, als er begann sich den ihren langsam zu nähern. Nur noch ein paar Zentimeter... „HEY!“, ertönte plötzlich eine laute Stimme und ließ den Sänger regelrecht zusammenzucken, da er bis eben noch vollkommen in seinen Gedanken bezüglich seiner näheren Pläne mit Kyoko war. Er blickte in die Richtung aus der der Ruf des Störenfriedes kam und erblickte in dem inzwischen nur noch sehr spärlichen Licht einen dunkelhaarigen Mann im Schatten der Bäume. Sein Brustkorb bewegte sich ungeheuer schnell und auf seiner Haut waren Schweißperlen zu erkennen, die das silberne Mondlicht in sich brachen. Mit einem mürrischen Blick musterte Reino diesen Kerl. Was dachte der wer er war, dass er ihn hier einfach störte?! „Verschwinde gefälligst! Siehst du etwa nicht, dass wir uns hier amüsieren?!“, rief Reino der Gestallt zu. Es war nicht Fuwa, also brauchte er sich wohl kaum für sein Tun zu Rechtfertigen. Selbst vor Fuwa brauchte er das nicht, aber der doch ziemlich schmerzende Tritt, den er ihm gestern verpasst hatte, ließ den Sänger etwas vorsichtiger Sho gegenüber werden. „Du vielleicht, sie aber definitiv nicht! Also lass sie gefälligst los!“, erwiderte Ren. Er war noch ziemlich außer Atem und hatte auch keine Ahnung wie lang er überhaupt schon gerannt war, bis er eben ihren Schrei gehört hatte, aber er sammelte bereits all seine noch vorhandenen Kräfte um sie im Notfall gegen diesen Typen einzusetzen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und auf den Handrücken traten seine Adern vor Wut richtig hervor. Er wusste nicht, was dieser Typ bereits mit Kyoko gemacht hatte, aber was er eben gerade vorgehabt hatte, war eindeutig zu erkennen gewesen, aber er würde nicht zulassen, dass dieser Kerl Kyoko küsste! Niemals! Kyoko liefen noch immer die Tränen übers Gesicht. Sie schluchzte inzwischen leise vor sich hin. Sie hatte Rens Stimme gehört. Er war da, er war wirklich da! In ihrem Körper machte sich eine ungeheure Erleichterung breit, als sie realisierte, dass sie nicht mehr alleine war, dass Ren sie beschützen würde... „...Tsuruga-san...“, brachte Kyoko leise und kraftlos gerade noch über ihre Lippen. Reino begann bei dem Namen plötzlich aufzuhorchen. Tsuruga?? Meinte sie etwa Ren Tsuruga?! Er blickte erneut den fremden Mann an. Er war groß gewachsen, schlank, hatte dunkles Haar... von der Statur her konnte es passen... aber wer dieser Typ war, war ihm egal. Er wollte jetzt endlich wieder seine Ruhe haben und sich weiter Kyoko widmen! „Soll das etwa eine Drohung sein?“ Reino lachte einmal gehässig auf. Er war sich sicher diesem Schauspielfutzi, der nichts anders konnte außer gut auszusehen und Frauen um sich zu scharen, überlegen zu sein. „Was willst du denn unternehmen, wenn ich sie nicht loslasse?“ Ren ballte seine Fäuste noch fester, während er diesen Typen ansah. Seine Fingernägel schnitten ihm inzwischen richtig in das Fleisch seiner Innenhand, aber den Schmerz, denn das verursachte spürte er nicht... dazu waren seine Wut und der Adrenalingehalt in seinem Körper einfach zu groß. Der Kerl wurde also tatsächlich noch frech? Na, das würde ihm bald vergehen, dafür würde er sorgen! „Wenn du nicht augenblicklich deine Dreckspfoten von ihr nimmst, werde ich nachhelfen!!!“, erwiderte Ren mit einer Kälte in der Stimme, die jedem wortwörtlich unter die Haut ging. Auch Reino fühlte es... aber er ließ sich davon nicht beeindrucken. Dieser Typ war schließlich ein Schauspieler, er sollte erstmal zeigen, was wirklich hinter seinen Drohungen stecke! Absichtlich Rens Satz ignorierend wandte Reino seinen Blick wieder Kyoko zu, die er immer noch sowohl an den Händen als auch am Kinn festhielt. Ihre Augen blickten zu diesem Tsuruga hinüber... Nein! ER wollte ihre Aufmerksamkeit, nur er! Der Sänger verstärkte den Griff an Kyokos Kinn und drückte es erneut weit hoch. Dann schlich sich wieder dieses Grinsen auf sein Gesicht und er begann sich ihr langsam zu nähern, immer weiter, Zentimeter für Zentimeter... Ren hatte noch einen kurzen Moment gewartet, aber ihm wurde rasch klar, dass dieser Kerl ihn nicht im Geringsten ernst nahm. Als er auf einmal begann wieder dazu anzusetzen Kyoko gegen ihren Willen zu küssen, stürmte der Schauspieler ungehalten los. Er rannte mit schnellen, großen Schritten auf den Mistkerl zu, holte mit seiner Faust aus und schlug ihm mit all der Wut, die sich in ihm angesammelt hatte, auf die Gesichtsseite, die er ihm zugewandt hatte. Reinos Kopf wurde von der Wucht des Schlages zur Seite geschleudert, er hörte ein lautes Knirschen in seinem Kopf und spürte schnell wie ihm Blut in den Mund schoss. Dieser eisenhaltige Geschmack füllte ihm nun seinen gesamten Rachen. Er hatte Kyoko aus Reflex losgelassen, welche darauf zusammengebrochen war, und war einige Schritte zurückgetaumelt. Noch immer perplex blickte er den Schauspieler, der sich nun zwischen ihm und Kyoko positioniert hatte, an. Rens eisige Augen funkelten ihn noch immer wütend an und der Sänger wusste, dass dieser Kerl auch ohne zögern noch mal zuschlagen würde, aber, so ungern er das zugab, für diesen Moment hatte er genug... Auf so einen kräftigen Schlag war er nicht vorbereitet gewesen, er hatte diesen Typen wohl gewaltig unterschätzt... Aber eines beobachtete er mit entzücken. Die Wut, die in dem Blick dieses Mannes mitschwang... Sie war noch weit aus stärker als bei diesem Fuwa. Man könnte beinahe meinen dieser Kerl sei in Kyoko verliebt. Ob das so war, würde er noch herausfinden, denn beobachten würde er sie weiter! Der Sänger strich sich mit dem Ärmel über die blutende und langsam immer weiter anschwellende Lippe, ehe er Tsuruga-san noch einen letzten Blick zuwarf um ihm zu verdeutlichen, dass er damit noch lange nicht gewonnen hatte, dann wandte er sich ab und verließ die Lichtung mit langsamen Schritten. Ren blickte dem Typen noch einen Moment hinterher. Er verstand seine Botschaft, aber dieser Kerl konnte es noch so häufig versuchen, so nah wie eben würde er nie wieder an Kyoko rankommen!! Sobald Reino aus seinem Blickfeld verschwunden war, drehte Ren sich rasch zu Kyoko um und ging neben ihr in die Hocke. Sie kauerte am Boden, hatte die Arme eng vor ihrer Brust verschränkt und ihre Beine angezogen... Ihr gesamter Körper zitterte, kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und die Tränen rannen ihr noch immer über ihre zarten Wangen. Ren fühlte sich, als würde ihm jemand einen stumpfen Dolch ins Herz stoßen, als er sie so vor sich sah... Es tat ihm weh sie so leiden zu sehen... Der Schauspieler überlegte nicht mehr lange, sondern drückte Kyoko einfach in seine Arme. „Schhhht, ganz ruhig. Er ist weg, er kann dir nichts mehr tun“, begann Ren mit sanfter Stimme auf Kyoko einzureden, während er sie behutsam in seinen starken Armen hielt. Das junge Mädchen wirkte noch einen Moment zögerlich, drückte sich dann aber fest an Tsuruga-sans warmen Oberkörper, ehe sie richtig anfing zu weinen. Ren blieb still, hielt sie einfach nur fest und strich ihr sanft immer wieder durchs Haar. Er wusste nicht, was er im Moment für sie tun konnte, außer einfach bei ihr zu sein, ihr das Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln und zu hoffen, dass sie sich dadurch beruhigte... Kapitel 6: Ich lasse sie nicht allein... ---------------------------------------- Yashiro und Itsumi hatten Ren, nachdem dieser abgehauen war, noch einen Moment hinterher gesehen in dem der junge Manager wieder einigermaßen zu Atem kam, ehe Itsumi sich rasch angezogen hatte und die Beiden dem Schauspieler nach unten folgten. Dort verloren sie dann allerdings komplett seine Spur. Weder im Eingangsbereich noch in der Lounge war er zu finden gewesen... Kurzerhand ging der Blondhaarige darauf zur Bar und erkundigte sich dort sowohl nach Ren als auch nach Kyoko. Per Zufall erwischte er genau den Mann, mit dem auch sein Schützling zuvor gesprochen hatte, und wurde daher sofort mit der Kellnerin bekannt gemacht, die bereits mit dem Schauspieler gesprochen hatte. Sie erzählte auch ihnen alles was sie wusste, auch über Rens Eindruck, denn er mit seinem ziemlich nervösen Verhalten auf sie machte. Yashiro und Itsumi meinten daraus sicher schließen zu können, dass Kyoko etwas passiert sein musste. Sie gingen dann ebenfalls auf den Balkon, von dem jetzt schon insgesamt drei Personen spurlos verschwunden waren. Kyoko, der andere Mann, denn die Kellnerin gesehen hatte, und außerdem noch Ren selbst. Itsumi entdeckte auch schnell die Glasscherben am Boden, welche sie dann gemeinsam mit Yashiro genauer unter die Lupe nahm. Beide machten sich ungeheure Sorgen um ihre vermissten Freunde, aber sie hatte keine Ahnung was sie tun und wo sie nach ihnen suchen sollten... Nachdem sie mehrere Minuten auf dem Balkon standen und warteten, entschied Yashiro sich Ogata anzurufen und ihm von dem Vorfall zu erzählen. Er konnte zwar bisher nur Vermutungen anstellen, aber es sprach eine Menge dafür, dass dieser Stalker wieder hinter Kyoko her war... Der Regisseur war auch sofort nach unten in die Lounge gekommen, nachdem Rens Manager ihm das Geschehene und ihre Befürchtungen kurz am Handy erklärt hatte und nun standen sie alle drei draußen auf dem Balkon und blickten sich in sämtliche Richtungen um in der Hoffnung, dass die Vermissten irgendwo auftauchten... Besonders Yashiro wirkte ungeheuer nervös in diesem Moment. Er lief andauernd an dem Geländer entlang, sah sich suchend um und bemerkte dabei nicht die Blicke von Ogata, der langsam ernsthaft befürchtete der junge Manager würde noch Furchen in den gefliesten Boden laufen... Schließlich schien es Yashiro allerdings selbst zu viel zu werden, weshalb er stehen blieb und laut seufzte. Ogata nickte darauf kaum merklich. Im ging es genauso... und Itsumi? Nun, sie war ziemlich fertig mit den Nerven, saß an einem der Tische und hatte sich von der Kellnerin ebenfalls ein Glas Wasser bringen lassen, an dem sie nun ab und an mal nippte. Yashiro blickte kurz zu ihr. Sie wirkte zwar an sich eigentlich doch recht gefasst, aber wenn er sich daran erinnerte, wie sie ihm heute Morgen begegnet war, als sie Kyoko nicht finden konnte, ahnte er, wie es in ihrem Inneren aussah... Wieso mussten sie aber auch so ein Pech haben?? Er hoffte echt inständig, dass Ren Kyoko-chan fand... „Da!“, ertönte plötzlich Ogatas Stimme und er zeigte noch im selben Moment in Richtung des Waldes. In dem silbernen Mondlicht, dass immer wieder durch das Aufziehen von kleinen Wölkchen abgeschwächt wurde, waren die Umrisse einer Person zu erkennen, die langsamen Schrittes auf sie zukam. Yashiro stürzte sofort nach vorne an das Geländer, stützte sich mit beiden Händen auf und beugte sich etwas nach vorn in der Hoffnung die Person erkennen zu können. Seine Statur wirkte eigentlich ungefähr wie Rens, nur dass er irgendetwas zu tragen schien, doch was die Gangart anging war der junge Manager sich dann rasch ganz sicher, bei diesem Mann handelte es sich um Ren! Ohne weiter zu zögern lief er zur Treppe und diese mit schnellen Schritten hinunter, was ihn sogar kurz zum stolpern brachte. Glücklicherweise gelang es ihm aber doch sein Gleichgewicht wieder zu finden ehe er auf dem Boden lag und so rannte er gleich weiter in Rens Richtung. Schnell erkannte er deutlicher die Konturen des Mannes, sogar sein Gesicht und dass er anscheinend wirklich jemanden trug. Er wusste auch gleich wer diese Person war, auch wenn er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, da ihr Kopf an Rens Schulter gelehnt war. Der Schauspieler hingegen war in diesem Moment noch völlig in seinen Gedanken versunken. Er sah andauernd diese Bilder vor sich, wie Kyoko in seinen Armen geweint hatte und einfach nicht mehr aufzuhören schien. Er hatte sie noch nie so erlebt... Selbst nicht, als sie noch Kinder waren. So zerbrechlich und verletzlich wie eben hatte er sie noch nie gesehen... Und er selbst hatte sich auch noch nie so hilflos in ihrer Gegenwart gefühlt. Selbst heute morgen nicht und das will schon was heißen... Er hatte in diesem Moment einfach eine ungeheure Angst gehabt etwas falsch zu machen, sie nachher sogar zu verletzten... Allein der Gedanke daran tat ihm bereits weh... Er würde so gerne alles tun, wirklich vollkommen egal was es war, um dafür zu sorgen, dass es ihr besser ging, dass sie wieder herzhaft lachte und ihre Augen wieder diese Stärke ausstrahlten, die er immer schon an ihr bewundert hatte... Ren blickte auf das Gesicht des jungen Mädchens, dass er auf den Armen trug. Sie hatte sich letztendlich in den Schlaf geweint. Vor Erschöpfung waren ihr einfach die Augen zugefallen und er wollte sie im Moment auch auf keinen Fall wecken. Sie brauchte diesen Schlaf, brauchte die Erholung, die er mit sich brachte... Er hatte sie daher nur vorsichtig in seine Jacke gehüllt und dann hochgehoben und nun befand er sich mit ihr auf dem Rückweg zum Hotel. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter und jetzt im Schlaf wirkte sie wieder richtig friedlich, als wären all ihre Sorgen und Ängste ausgelöscht. Auch ihr Atem war ruhig und flach... Sie war im Moment wieder seine Kyoko und ihr Gesicht sah im Schlaf genauso süß aus wie damals, als sie als seine stellvertretende Betreuerin für Yashiro einsprang und bei ihm am Wohnzimmertisch eingeschlafen war. Auf Rens Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, als er sich an den Abend zurück erinnerte. Irgendwie hatte er es ja schon genossen sie bei sich zu haben. Es war einfach ein angenehmes Gefühl gewesen morgens aufzuwachen und zu wissen, dass sie schon irgendwo in seiner Wohnung war und dann die Geräusche aus der Küche oder dem Wohnzimmer zu hören... „Ren!“, rief Yashiro nun, der schon fast bei seinem Schützling angekommen war. Ren blickte überrascht zu seinem Manager auf. Er hatte ihn noch gar nicht realisiert gehabt... im nächsten Moment sah er dann erschrocken zu Kyoko, da sie ihren Kopf leicht an seiner Schulter bewegt hatte und er schon befürchtete sie würde aufwachen... Aber das war zum Glück nicht der Fall. Sie schlief seelenruhig weiter... Ren wandte sich nun sofort Yashiro zu, der inzwischen etwas langsamer geworden war und jetzt die letzten Meter zu ihm mit Schritten in normalem Tempo überwand. „Leise, Kyoko schläft.“, meinte Ren, worauf sein Manager ihn einen Moment verdutzt anblickte... Dann fiel sein Blick auf das Bündel in Rens Armen. Es war also tatsächlich Kyoko-chan, die er da so sorgfältig in seine Jacke eingewickelt hatte. „Sie schläft??“ „Ja. Ich erklär’s dir später.“, erwiderte Ren auf die Nachfrage seines Managers und setzte sich nun wieder in Bewegung. Er wollte Kyoko möglichst rasch ins Bett bringen, nicht dass sie nachher doch noch aufwachte... „Aber was war denn überhaupt los? Ihr wart beide verschwunden und dann das zerbrochene Glas auf dem Balkon und die Kellnerin meinte etwas von einem weiteren Mann der schon vor dir raus auf den Balkon ist.“, begann Yashiro nun aufzuzählen was sie wussten, aber mit gemäßigter Stimme, denn auch er wollte Kyoko auf keinen Fall aufwecken. Er konnte zwar immer noch nicht nachvollziehen warum sie schlief, aber Ren war es anscheinend sehr wichtig, das merkte man schon alleine an seinem Gesichtsausdruck und der behutsamen Art, wie er sie in seinen Armen hielt. „Ja. Es war dieser Stalker. Ich weiß die Vorgeschichte nicht, aber ich habe ihn mit Kyoko hinten im Wald gefunden. Er scheint total besessen von ihr zu sein...“, antwortete Ren ebenfalls flüstern und blickte dabei wieder die schlafende Kyoko auf seinen Armen an. „Ja, das hat mir Ogata auch erzählt. Aber wie seit ihr ihn denn dann losgeworden?“, erkundigte sich Yashiro weiter. Ren überlebte an diesem Punkt einen Moment und sah dann auf seine rechte Hand, die jetzt Kyokos Schulter umfasste. Seine Fingerknöchel waren teilweise leicht aufgeschürft, wie er vorhin per Zufall bemerkt hatte... Er hatte wohl doch noch einen Tick stärker zugeschlagen, als es seine Absicht war... „Nun ich habe etwas nachgeholfen und dann ist er freiwillig abgezogen.“, war das Einzige, was Ren auf die Frage erwiderte. Yashiro blickte ihn mit leicht zusammen gekniffenen Augen von der Seite her an. >Etwas nachgeholfenbeflecken< möchte. Sie meinte wortwörtlich, dass sie Mio von niemandem berühren lassen wird. Denkst du sie würde für mich eine Ausnahme machen?? Nein, sicher nicht und das ist auch der Grund, weshalb Fuwa sie nicht kriegen wird. Nicht im Moment...“, erwiderte Ren, nahm wieder Platz und trank auch gleich den ersten Schluck seines Wassers. Yashiro sah ihn darauf etwas überrascht an. Wow... er hatte sich ja doch schon einige Gedanken zu diesem Thema gemacht... und dieses Mal war’s keine Ausrede sondern sogar etwas, das Fundament hatte... Aber er war sich nicht sicher, ob Ren diesen Satz wirklich auf sich beziehen sollte... „Nun, vielleicht würde sie schon ne Ausnahme machen. Immerhin geht’s bei den anderen Beiden darum, dass sie sich durch sie belästigt fühlt und teilweise ja auch wirklich belästigt wird. Das ist bei dir nicht der Fall. Ich finde sie sieht in deiner Gegenwart immer sehr glücklich aus.“ „Selbst wenn, sie sollte sich lieber auf ihre Arbeit konzentrieren. Das ist schließlich ihre erste große Rolle und solche Privatsachen sind da nur stören... das gilt für uns beide.“ Ab diesem Moment herrschte Stille im Raum... Yashiro wusste nicht, was er dem entgegnen sollte, er war auch noch viel zu perplex über Rens Antwort um sich ernsthaft was zu überlegen. In letzter Zeit wurde Ren immer ehrlicher zu ihm, das merkte man richtig. Er sprach ernsthaft auch die Sachen aus, die er dachte... Selbst beim Thema Kyoko... Das war ein gewaltiger Vertrauensbeweis, wie der junge Mann fand und es freute ihn innerlich auch richtig. Ren hatte sich in der Zwischenzeit auf der Couch etwas zurück gelehnt, während er selbst über seine Worte nachdachte. Er hatte mehr gesagt, als er eigentlich wollte, aber dennoch bereute er es nicht. Er wusste ja, dass er Yashiro vertrauen konnte und sein Manager wollte an sich ja auch nur das Beste für ihn, indem er ihn immer wieder bezüglich Kyoko anstupste... Nur im Moment schien ihm kein Verbaler Anstupser einzufallen... leider... denn eigentlich hätte Ren einen gebraucht... Der stille Moment wurde nun von dem Geräusch leichter Schritte unterbrochen und kurz darauf betrat Itsumi den Raum. “Ich bin fertig. Ihre Sachen habe ich jetzt über das Fußteil des Bettes gehangen.“, sagte Itsumi und brach damit die Stille im Raum. Yashiro nutzte das nun als Anlass um aufzustehen. Er wollte ja eh gehen und vermutlich war es auch besser, wenn er Ren jetzt alleine ließ. „Gut, dann verabschiede ich mich jetzt. Du willst dich sicher auch langsam hinlegen, Ren.“, Yashiro lächelte dem Schauspieler freundlich und diese mal ernsthaft ohne Hintergedanken zu, der sich ebenfalls von der Couch erhob um die beiden zur Tür zu bringen. “Ja, das werd ich wohl tun.“, erwiderte Ren und brachte die beiden zur Tür. Nachdem er sie geöffnet hatte, wandte er sich noch mal an Itsumi, „Danke für die Hilfe, Momose-san. Wenn du Mogami-san besuchen willst kannst du auch jederzeit vorbei kommen.“ „Keine Ursache und das werde ich tun, Danke. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Tsuruga-san! Und grüßen Sie Kyoko von mir, sobald sie aufwacht.“, erwiderte Itsumi mit einem Lächeln und verbeugte sich freundlich. „Das werde ich tun. Gute Nacht, Momose-san, Yashiro. Wir sehen uns Morgen beim Dreh!“ „Gute Nacht“, sagte auch Yashiro noch und ging dann genau wie Itsumi. Ren sah ihnen noch kurz hinterher ehe er die Tür vorsichtig und möglichst leise schloss. Kapitel 7: Unangenehmes Erwachen? --------------------------------- Kyoko spürte die Wärme von Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und sah auch die Helligkeit bereits durch ihre noch geschlossenen Augenlieder als sie langsam aufwachte. Müde begann sie zu blinzeln und erkannte dabei das große Fenster von dem das Ganze Licht zu kommen schien. Es war gekippt und die hellen Vorhänge wehten leicht in dem angenehmen frischen Luftzug, der in den Raum einströmte. Dieser Anblick verwirrte das junge Mädchen irgendwie etwas... das war definitiv nicht ihr Zimmer... Langsam richtete Kyoko sich auf, bis sie sich auf ihre Ellenbogen stützen konnte und nun nicht mehr aus einer komplett liegenden Position ihren Blick durch den Raum schweifen ließ. Sie erkannte dabei einen großen Kleiderschrank aus dunklem Holz, eine Kommode und noch weitere Einrichtungsstücke. Als sie dann wieder in Richtung des Fensters blickte, dass ihr Startpunkt gewesen war, sah sie daneben plötzlich noch jemanden... Es war Ren! Sofort saß das junge Mädchen aufrecht im Bett. Was... ? Ren trug seinen Schlafanzug und saß mit einer Wolldecke auf den Beinen plus dem aufgeschlagenen Drehbuch im Schoß in einem zumindest recht bequem wirkenden Sessel. Sein Kopf lag ihm halb auf der Schulter und er schien noch zu schlafen... Kyoko konnte ihre Augen gar nicht mehr von dem Schauspieler abwenden... Sein Mund stand einen kleinen Spalt offen und er atmete flach. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihn schon einmal schlafend gesehen hatte, allerdings lag er da nicht ganz so ruhig da. Nein, das war als er diese starke Grippe gehabt hatte. Damals atmete er teilweise richtig schwer und zudem hatte man ihm deutlich sein Fieber angesehen. Sie hatte sich wirklich ziemliche sorgen um ihn gemacht... Das junge Mädchen blickte den Schauspieler noch einen weiteren Moment an, ehe ihr die Frage in dem Kopf kam, was sie überhaupt hier machte?? Hier in Tsuruga-sans Apartment... und was machte er da? Wenn er sie schon bei sich übernachten ließ und das sogar in seinem Bett, hätte sie erwartet, dass er es sich dann zumindest auf der Couch bequem machte. Aber stattdessen saß er in diesem Sessel und wirkte als sei er die halbe Nacht aufgeblieben... Kyokos Herzschlag wurde mit einem Mal schneller. Hatte er das etwa gemacht? War er wach geblieben um auf sie aufzupassen, während sie schlief?? Sie konnte sich sehr wohl an das Geschehene von Gestern Abend erinnern... auch daran, wie sie völlig die Kontrolle über sich verlor, zusammenbrach und bitter weinend von diesem Mann umarmt wurde... Eine leichte Röte breitete sich auf Kyokos Wangen aus, als sie daran dachte, wie seine starken Arme sie sanft umschlossen hatten und er sie liebevoll an seinen Oberkörper drückte. Es war ein angenehmes Gefühl gewesen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so geborgen gefühlt wie in diesem Moment... Oh man, was dachte sie da überhaupt!! Es ging hier immerhin um Ren Tsuruga! Der beliebteste Mann ganz Japans!! Sie sollte endlich mit dem Mist aufhören und einsehen, dass das eh keinen Sinn hatte... Auch wenn er sie immer wieder so liebevoll ansah und erst sein Lächeln... Kyoko verlor sich völlig in ihren Gedanken, während in Ren nun langsam auch wieder die Lebensgeister zu erwachen schienen. Verschlafen öffnete er die Augen und hob seinen Kopf worauf ihm ein kurzes Stöhnen entfuhr... Diese Sache mit dem im-Sessel-schlafen war wohl doch keine so gute Idee gewesen... Der Schauspieler begann sich mit einer Hand den Nacken zu massieren, während er zumindest seinen Oberkörper schon mal streckte. Erst im nächsten Moment blickte er zum Bett hinüber, auf dem Kyoko saß und ihn direkt ansah. „Guten Morgen, Mogami-san. Hast du gut geschlafen?“, erkundigte er sich freundlich und sah das junge Mädchen an. Er hatte nicht mitbekommen wie überrascht sie zusammengezuckt war, als sie gehört hatte wie er aufwachte, aber Kyoko hatte sich inzwischen auch schon wieder unter Kontrolle. Das war nur dieser eine Moment, weil sie da überall mit den Gedanken war, nur nicht in der Realität... Sie bemühte sich trotz der Verlegenheit, die im Moment in ihr aufkam, zu Lächeln, während sie antwortete: „Guten Morgen, Tsuruga-san. Ja, vielen Dank, aber wie ist das bei Ihnen? Haben Sie wirklich die gesamte Nacht auf diesem Sessel geschlafen?? Und, entschuldigen Sie die Frage, aber warum bin ich überhaupt hier in Ihrem Zimmer?“ Ren rappelte sich mit etwas Mühe aus dem Sessel auf und streckte sich nun erstmal komplett. Das war nach so einer Nacht aber auch wirklich nötig... Als er Kyokos letzte Frage hörte schluckte er. Stimmt, das musste er ihr ja noch erklären... Oh man, er hoffte, dass sie ihm keinen Korb bezüglich des Planes gab... „Ja, aber das ist halb so wild. Es gibt schlimmere Schlafstätten, glaub mir! Außerdem bin ich rundum ausgeruht.“, nach diesem Satz machte er eine kurze Pause und hob rasch die Wolldecke und das Drehbuch vom Boden auf, an die er eben beim aufstehen gar nicht gedacht hatte... „Ich habe Ogata darum gebeten dich mit hierher nehmen zu dürfen. Es ist klar, dass dich dieser Stalker beobachtet, also weiß er auch wo dein Zimmer ist und bringt es nachher sogar fertig dir dort aufzulauern. Daher habe ich angeboten, dass du vorübergehend hier unterkommen kannst. Es ist sicherer für dich und auch für Momose-san, denn dieser Kerl scheint wirklich regelrecht krank zu sein... Ich hoffe das Ganze ist okay für dich?“, versuchte Ren es so gut und vor allem unauffällig wie möglich zu verpacken. Was wirklich in seinem Kopf vorging, sollte sie schließlich nicht erfahren, zumindest nicht im Moment... Darüber konnte er vielleicht irgendwann mal offen mit ihr reden. Kyoko sah den Schauspieler nach dessen Antwort mit großen Augen an. Wie?? Sie sollte hier wohnen? Bei ihm?? Über längere Zeit??? Das verschlug ihr ernsthaft die Sprache... und er hatte den Regisseur noch darum gebeten? Es wunderte sie ja schon, dass Ogata dazu anscheinend einfach so ja gesagt hatte, aber das Tsuruga-san überhaupt auf die Idee kam ihn so etwas zu fragen... Irgendwie spürte das junge Mädchen wir ihr im Moment zunehmend wärmer wurde... Das... das war doch nicht normal... Wieso machte Tsuruga-san das?? Überhaupt sein Verhalten in letzter Zeit, und auch ihr eigenes... sie waren viel zu nett zueinander!! Sie hatte, mit Ausnahme von der Sache mit Sho vorgestern, schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gestritten und genauso lange hatte sie schon keinen von seinen fiesen Kommentaren mehr abbekommen mit denen er sie anfangs ja regelrecht überschüttet hatte... Wobei man das mit Sho vielleicht auch nicht direkt als Streit interpretieren konnte... Ren war einfach wütend geworden, sie wusste bis heute nicht genau warum, aber sie vermutete, dass es daran lag, dass sie zuvor nicht ehrlich war. Nicht gesagt hatte was genau alles geschehen war... Sie hatte auch nicht erwähnt, dass sie diesen Stalker kannte... Ren wusste bisher immer noch nicht, dass es sich um den Sänger von Vie Ghoul handelte und sie sogar seinen Namen wusste... aber das wollte sie im Moment auch nicht erzählen. Sie wollte das Thema rasch vergessen, denn langsam aber sicher machte sich das gleiche miese Gefühl wie gestern Abend in ihr breit, als sie Reino gegenüber stand... und das wollte sie nicht, nein sie wollte dieses Gefühl wieder los werden! Dieses Wissen darüber absolut hilflos zu sein und die Angst die damit verbunden war... Dem jungen Mädchen lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter und sie wurde ein wenig blasser im Gesicht. Ren fiel das natürlich sofort auf und er musste sich bemühen um nicht zu besorgt auszusehen und vor allem zu klingen, als er sie ansprach: „Mogami-san, ist alles in Ordnung?“ Kyoko sah rasch auf, als sie angesprochen wurde. Sie war schon wieder völlig abgedriftet... Sie nickte schnell, als sie seine Frage realisiert hatte. „Jaja, alles in Ordnung, es geht mir gut.“, bekräftige das junge Mädchen ihre Geste noch mit Worten. Okay, jetzt musste sie noch darauf eingehen, was Tsuruga-san ihr zuvor gesagt hatte, das mit dem vorübergehend hier wohnen... Oh man sie wusste immer noch nicht wie sie das handhaben sollte... Ihr Herzschlag war schon wieder extrem erhöht und wie eben schon einmal spürte sie wieder wie ihr warm wurde und besonders die Haut in ihrem Gesicht schien regelrecht zu glühen. Sie hoffte inständig, dass sie im Moment nicht rot wie eine Tomate wurde... Ren musterte Kyoko, die noch immer zugedeckt auf seinem Bett saß, weiterhin. Das kaufte er ihr nicht ab... Nein, da war irgendetwas, das spürte er schon, wenn er sie nur anblickte... aber sie wollte nicht darüber reden. Das akzeptierte er, obwohl es ihm gewaltig schwer fiel... Er hoffte nur inständig, dass das nicht die Reaktion darauf war, dass sie hier bei ihm wohnen sollte. Er wusste ja, dass das sicher komisch für sie war. Für ihn war es das auch auf eine gewisse Art und Weise, aber er hoffte dennoch, dass sie damit einverstanden war... Er beobachtete sie weiterhin, aber bekam noch immer keine Antwort von ihr... Sollte er das jetzt als Abfuhr deuten, oder nicht? Er wusste es nicht... „Na ja... ich glaube ich mache uns erstmal Frühstück. Du kannst dir das Ganze ja bis dahin überlegen.“, meinte Ren und ging nun in Richtung der Tür. Er wusste, dass er auf diese Weise gerade vor der Situation flüchtete, aber vielleicht war es ja auch gut, wenn er ging, dann konnte sich Kyoko in Ruhe Gedanken zu dem Thema machen. Er verließ den Raum und schloss die Tür nur halb hinter sich. Kyoko hörte mit an, wie sich die Schritte seiner nackten Füße auf dem Parkettboden immer weiter entfernten, bis an einem kurzen Rumräumgeräusch klar wurde, dass er wohl in der Küche angekommen war. Kyoko schluckte und rutschte dann zum Rand des Bettes. Erst dabei fiel ihr auf, was sie anhatte... Ein T-Shirt... ein großes T-Shirt... das... das gehörte doch Tsuruga-san...? Sofort wurde das junge Mädchen dieses Mal wirklich richtig rot im Gesicht! Sie sah an sich hinunter, nachdem sie die Beine vom Bett hinunter hängen gelassen hatte. Er hatte sie doch nicht etwa umgezogen... oder?? Waaaah, das ganze wurde ihr immer unangenehmer und peinlicher!! Und sie hatte noch immer keine Ahnung ob sie sein Angebot annehmen sollte... Tatsache war, dass Reino wusste wann sie wo war, das war ganz einfach herauszufinden und somit wusste er ernsthaft wo ihr Zimmer war... Bisher war sie nie alleine oben gewesen, sondern immer mit Itsumi zusammen, aber was wenn das mal nicht klappte? Würde er es wagen dann an ihre Tür zu klopfen?? Eigentlich eine überflüssige Frage... er würde es ohne zögern tun! Kyoko spürte schon wieder dieses Unbehagen in sich aufkommen. Nein, sie wollte ihm nicht noch mal begegnen... auf keinen Fall alleine, aber auch in Beleitung nicht... Sie hatte Angst vor ihm und zwar noch um einiges mehr, als nach dem Zwischenfall von vor zwei Tagen. Ren bot ihr an sie zu beschützen und zu verteidigen, wie er es gestern Abend auch getan hatte. Sie sah in plötzlich wieder vor sich, wie er da stand, nur ein paar Meter von ihr entfernt, und sich Reino entgegen stellte... Sie hätte auch niemals gedacht, dass der Schauspieler zu dem fähig war, was er im nächsten Moment getan hatte... Er hatte den Möchtegernsänger ernsthaft geschlagen... Noch nie zuvor hatte sie so viel Wut in seinem Gesicht gesehen. Wut und Aggression... Auch wenn sie in diesem Moment beinahe selbst ein bisschen Angst vor Tsuruga-san gehabt hatte, wusste sie, dass er das getan hatte um sie zu beschützen. Er konnte sie auch wirklich beschützen. Sie wäre dumm, wenn sie das ablehnte, auch wenn das hieß, dass sie von nun an den Schauspieler 24 Stunden am Tag um sich haben würde. An sich war es ja nicht das erste Mal, als er krank war hatte sie freiwillig bei ihm übernachtet, also würde das hier doch sicher auch klappen. Sie hoffte nur, dass davon nichts an die Presse geriet... sonst war sie geliefert und Tsuruga-san ebenfalls... Langsam stand Kyoko nun endlich auf und lief, ebenfalls barfuss, aus dem Raum und zur Küche, die an das Wohnzimmer angebaut war. Ren schien ziemlich beschäftigt mit dem Vorbereiten des Essens, weshalb sie etwas schüchtern auf sich aufmerksam machte. “Ähm...Tsuruga-san?“, fragte sie mit leiser Stimme, worauf der Schauspieler sie sofort anblickte. Seine Augen waren freundlich, beinahe liebevoll, wie so oft in letzter Zeit. „Ich habe über Ihr Angebot nachgedacht... Wenn es wirklich keine Umstände macht, würde ich es gerne annehmen. Sie haben Recht, in meinem Zimmer wäre ich vermutlich nicht sicher und Itsumi eventuell in Gefahr.“, sprach Kyoko weiter und Ren meinte förmlich hören zu können wie sich erneut ein Felsbrocken in seinem Inneren löste und am Boden zerschellte. Er war froh, dass sie zustimmte und er schwor sich, dass er sie um jeden Preis beschützen würde. Aber davon bekam Kyoko nichts mit, denn nach Außen hatte sich seine Mimik nicht großartig verändert. Lediglich ein leichtes Lächeln umspielte jetzt seine Lippen. „Das freut mich zu hören und keine Sorge, es macht sicherlich keine Umstände. Da neben der Schlafzimmertür stehen auch deine beiden Taschen. Ogata-kun hatte Momose-san und Yashiro gebeten sie zu packen und schon mal herzubringen. Abgesehen von den beiden, Ogata selbst und uns weiß auch niemand etwas von dem Ganzen, wobei wir es auch besser belassen sollten.“ Kyoko nickte zustimmend. Das waren genug Leute, die eingeweiht waren, die Meinung teilte sie vollkommen. Sie sah zu ihren Taschen hinüber und entschied, dass es wohl besser war sich erstmal anzuziehen. „Wenn es in Ordnung ist, würde ich gerne kurz das Bad benutzten und mich anziehen.“, erkundigte sie sich höfflich, worauf Ren erneut Lächelte. Man merkte, dass sie wirklich sehr traditionell erzogen worden war, was ihre Manieren anging. “Natürlich. Kein Problem. Du kannst auch duschen wenn du möchtest. Handtücher und alles liegen drüben.“, erwiderte der Schauspieler und wandte sich dann wieder dem Essen zu. Er versuchte gerade ernsthaft Omelettes zu machen, obwohl es schon Ewigkeiten her war, dass er das zum letzten Mal getan hatte... Kyoko schritt inzwischen los in Richtung der Taschen um sich frische Sachen zu holen, bevor sie allerdings aus Rens Sichtweite war, blieb sie noch mal stehen und wandte sich zu dem Schauspieler um. „Entschuldigung, ich habe nur noch eine Frage Tsuruga-san...“ Der dunkelhaarige Mann blickte erneut zu ihr auf und sie abwartend an, während Kyoko deutlich etwas verlegen wurde. „Haben Sie...?“, war das einzige, was dem jungen Mädchen über die Lippen ging. Den Rest des Satzes konnte Ren nur erahnen, da sie auf das T-Shirt zeigte, dass sie gerade trug und das nebenher bemerkt wirklich süß an ihr aussah... aber der Schauspieler ohrfeigte sich in Gedanken selber und machte sich rasch daran zu antworten: „Nein, Momose-san war so nett dich umzuziehen. Ich hatte ihr nur ein T-Shirt von mir gegeben, da dass das einfachste war.“ Kyoko hätte beinahe laut aufgeatmet, verkniff es sich aber und blickte Ren nur mit einem jetzt nicht mehr verlegenen Blick an. Da sie aber nicht wusste, was sie nun noch hätte sagen können, verschwand sie anschließend aus dem Zimmer und begab sich mit frischen Sachen ins Badezimmer. Ren schmunzelte etwas vor sich hin, während er noch weiterhin an ihr Gesicht dachte. Sie war völlig verlegen gewesen, ihre Wangen hatten im Nu einen leichten Rotstich angenommen. Es war irgendwie ein niedliches Bild gewesen... Während Kyoko sich duschte und anzog, breitete Ren das Frühstück fertig zu. Sobald sie wieder ins Wohnzimmer kam, setzten die beiden sich zusammen und aßen erstmal gemütlich. Kyoko musste überrascht feststellen, dass Tsuruga-san wohl doch gar nicht so ungeübt in der Küche war, sie sie vermutet hatte, wenn sie bedachte, dass er sich meistens Sachen kaufte und dann noch nicht mal anständige... Dabei konnte er kochen und sein Selbstgemachtes schien auch ihm ganz gut zu schmecken, denn er langte beim Essen sogar richtig zu. Sobald die beiden aufgegessen und abgeräumt hatten, warf Ren einen Blick auf die Uhr, die an der Küchenwand hing. Sie waren überraschend früh wach geworden und hatten noch genug Zeit, bis sie los zum Dreh mussten. Er entschied sich daher auch noch zu duschen und sich anschließend anzuziehen. Währenddessen wuselte Kyoko etwas in der Küche herum und bereitete Lunchpakete für sie und Ren vor. Auch für Yashiro war wieder eins dabei. Apropos der Manager würde sicher auch bald kommen. Er holte Ren bei Drehs auf Außenlocations immer ab. Wie aufs Stichwort klopfte es auch genau in diesem Moment an die Tür. Kyoko war mit dem einräumen der Lunchpakete bereits fertig und wollte sie gerade noch richtig verpacken, als das Klopfen ertönte. Sie machte sich kurz die Hände unter fließendem Wasser sauber und trocknete sie anschließend an dem Küchenhandtuch ab, ehe sie zur Tür ging und sie öffnete. Tatsächlich stand Yashiro direkt vor ihr und lächelte sie freundlich an. „Guten Morgen, Kyoko-chan! Wie geht es dir? Konntest du gut schlafen?“, erkundigte sich Rens Manager, während er in das Zimmer eintrat. Kyoko schloss die Tür wieder hinter ihm und begleitete ihn dann ins Wohnzimmer. „Guten Morgen, Yashiro-san! Mir geht es wieder gut, danke und ja das konnte ich. Ich bin wieder richtig fit!“ Kyoko unterstrich diese Aussage mit einem ehrlichen Lächeln, welches der Manager auch erwiderte. Anschließend sah er sich kurz suchend um. „Wo ist Ren eigentlich?“ „Ich war gerade duschen.“, ertönte bereits die tiefe Stimme des Schauspielers hinter ihnen. Als Yashiro sich umdrehte, sah er den jungen Mann vor sich, wie er gerade mit einem Handtuch seine Haare trocken rubbelte. Er trug eine schwarze Hose, mit einem Ledergürtel und ein blaues Hemd, das er allerdings noch nicht mal ansatzweise zugeknöpft sondern sich lediglich übergangen hatte. Ein Blick zu Kyoko bot ihm genau das, was er erwartete. Das junge Mädchen starrte einen Moment verlegen auf den freien Oberkörper von Ren, ehe sie sich abwandte und rasch in Richtung Küche davon ging. Yashiro konnte es sich nicht verkneifen bei dem Anblick einen kurzen Moment zu schmunzeln, ehe er sich wieder voll seinem Schützling zuwandte: „Guten Morgen, Ren. Du siehst auch gut erholt aus, wie ich sehe.“ „Jap! Ich bin gleich fertig, dann können wir auch schon los.“, erwiderte der Schauspieler und fuhr mit dem trocken rubbeln seiner Haare fort. Yashiro nickte, als sich nun Kyoko wieder zu Wort meldete: „Yashiro-san, ich habe für Sie und Tsuruga-san auch wieder Bentos vorbereitet!“ „Danke, das ist nett, Kyoko-chan. Ich bin schon gespannt, was du uns dieses Mal gezaubert hast!“, erwiderte Yashiro auf die Worte des jungen Mädchens und konnte sich dieses Kompliment einfach nicht verkneifen. Was sie kochte schmeckte einfach ungeheuer gut, das war eine Tatsache und Ren aß auch immer schön fleißig, wenn sie die Köchin war. Auf Kyokos Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln, während sie sich nun daran machte ihren zusammen gefalteten Allzweckrucksack aus einer der Taschen zu kramen und anschließend die Lunchpakete und noch ein paar Kleinigkeiten darin zu verstauen. Ren hatte seine Haare in der Zwischenzeit weitgehend trocken bekommen und sie sich auch durchgekämmt. Auch das Hemd war nun zugeknöpft und ordentlich in seiner Hose verstaut. Da alle drei abmarschbereit waren, verließen sie kurz darauf das Hotelzimmer und gingen nach unten. Wie auf dem Rückweg am Tag zuvor nahem sie mit den anderen Crewmitgliedern gemeinsam den Bus, der sie vom Hotel direkt zum Drehort bringen sollte. Kapitel 8: Ungebetener Besuch ----------------------------- Bereits eine halbe Stunde später erreichte die Crew den Drehort. Sofort wurde sich daran gemacht sowohl das Set als auch die Schauspieler für die nächsten Aufnahmen vorzubereiten. Einige wichtige Szenen in denen mehrere der Hauptpersonen vorkamen, waren gleich für den Anfang angelegt, weshalb sowohl Ren als auch Kyoko hauptsächlich vor der Kamera standen. Sobald er in kleinen Pausen die Gelegenheit dazu hatte, musterte Ren das junge Mädchen allerdings immer wieder. Sie war gleich von heute morgen an überraschend gut gelaunt gewesen. Nicht irgendwie niedergeschlagen oder ähnliches, wie er es eigentlich nach dem gestrigen Abend und ihrem Zustand erwartet hatte... Er konnte im Moment auch einfach nicht sagen, ob das wirklich ihre wahre Stimmung war oder ob sie sich verstellte... Wobei, wenn er auf das hörte, was sein Bauchgefühl ihm sagte, dann traf Möglichkeit Zwei zu, aber er konnte sie ja schlecht darauf ansprechen. Das war ihr vermutlich nur unangenehm und er wollte sie bei dem Thema auch nicht bedrängen. Immerhin hatte er eigentlich keine Ahnung was genau alles vorgefallen war... Er wusste nur, dass dieser Kerl sie vor zwei Tagen schon mal belästigt hatte, wo Fuwa dazwischen gegangen war, und auch davor den Abend musste irgendetwas gewesen sein, sonst hätte sie ihn sicher nicht völlig geistesabwesend angerufen... Und am gestrigen Abend hatte er diesen Stalker selbst in Aktion gesehen... Wenn Ren an die Bilder zurückdachte, die sich ihm da geboten hatten, wurde ihm ganz anders zumute... Wer weiß, was geschehen wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte, was dieser Kerl ihr dann noch alles angetan hätte... Ren sah seine Gedanken zu dem Thema beinahe bildlich vor sich, dabei wollte er es sich nicht vorstellen... Nein, dazu tat ihm diese Vorstellung zu sehr weh und außerdem hatte er Angst davor... Angst, dass es wirklich dazu kam und dass er sie nicht beschützen konnte... Der Schauspieler lehnte im Moment mit dem Rücken an einer Wand, hatte beide Hände in den Hosentaschen verstaut und seufzte unabsichtlich leise, während er Kyoko weiterhin beim spielen ihrer Rolle musterte. Der Regisseur Ogata stand inzwischen neben ihm, was Ren noch gar nicht realisiert hatte. Der junge blonde Mann blickte Ren auf dessen Seufzer hin an und erkundigte sich vorsichtig: „Ist alles in Ordnung, Tsuruga-kun?“ Der Schauspieler blickte rasch zur Seite und sah Ogata für einen Moment etwas überrascht an. Er hatte gar nicht gemerkt, wie dieser sich zu ihm gesellt hatte... Aber nach seiner Körperhaltung und dem Blick zu urteilen stand er nicht erst seit zwei Sekunden dort. „Ja, natürlich. Wieso fragst du, Ogata-kun?“, erwiderte Ren und stieß sich von der Wand ab, damit er grade stand. So war er noch mal ein Stückchen größer als der Regisseur, aber daran war er inzwischen eh gewohnt. Takarada-san war bisher der Einzige der ihm was die Größe betraft fast ebenbürtig war. „Nun, ich habe dich gerade das erste Mal seit wir uns kenne seufzen gehört, daher habe ich gefragt.“, erwiderte Ogata und blickte den Schauspieler abschätzend an. Er ahnte zwar, dass ihm das nichts brachte, denn bisher hatte er die Fassade von diesem Mann noch nicht durchschauen können, aber dennoch versuchte er es einfach. Ren war innerlich einen Moment überrascht. Er hatte geseufzt?? Das war ihm selbst gar nicht aufgefallen... So langsam war er also wirklich schon so weit, dass er sogar an der Arbeit völlig neben sich stand, wenn er an sie dachte... Das hatte irgendwie etwas deprimierendes, wie der Schauspieler fand... „Ach so... Verzeihung, ich war einfach etwas in Gedanken. Die letzten Tage waren doch ziemlich ereignisreich.“, antwortete Ren und blickte Ogata dabei freundlich Lächelnd an. Es war eines seiner nicht ganz ehrlichen Lächeln, die er benutzten um seine wahren Gefühle und Gedanken zu überspielen, aber die konnte ja bisher nur Kyoko zu 100% durchschauen und Yashiro schätze ihn in letzter Zeit auch immer besser ein, aber Ogata fiel es sicher nicht auf. Tatsächlich gab sich der Regisseur vorerst mit dieser Antwort zufrieden. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte nun wieder zum Set, wo Kyoko und Itsumi langsam das Ende dieser Szene ansteuerten. „Sie ist ein süßes Mädchen, nicht?“, sagte der Regisseur plötzlich leise, wobei er seinen Blick allerdings nicht von den zwei Schauspielerinnen abwandte. Ren wusste im ersten Moment wirklich nicht recht, wie er auf dieser Aussage reagieren sollte und blickte Ogata kurz irritiert an, ehe er sich rasch auch der Szene zuwandte, aber nichts als Antwort sagte. Das brauchte er aber auch gar nicht, denn der Regisseur war der Meinung die Antwort eh bereits zu kennen. „Ich bin froh, dass es ihr anscheinend wieder gut geht. Es war also wirklich eine gute Idee sie mit zu dir zu nehmen. In deiner Gegenwart scheint sie sich sicher zu fühlen. Aber sei bitte vorsichtig und pass nicht nur auf sie sondern auch auf dich auf.“, fügte Ogata seinen Worten nach einem kurzen Moment noch hinzu. „Keine Sorge, das werde ich schon.“, erwiderte Ren mit leiser Stimme. Innerlich beschäftigte er sich ohne es wirklich zu wollen mit der Aussage des Regisseurs... Kyoko sollte sich in seiner Gegenwart also Ogatas Auffassung nach sicher fühlen. Nur irgendwie fragte er sich, ob das das einzige Gefühl war, dass sie ihm gegenüber hegte... Trotz seines eigenen Vorsatzes nichts zu unternehmen um ihr auch nur ansatzweise näher zu kommen, hoffte er irgendwie, dass sie das vielleicht im Grunde ein klein wenig wollte... Dass sie ihn genauso in ihrer Gegenwart haben wollte, wie er sie und dass sie auch jedes Mal, wenn sie ihn ansah, diese Wärme in sich spürte, die sich bei ihm inzwischen schon in unangenehme Sehnsucht umwandelte, wenn er sie auch nur einen Tag nicht sehen konnte... Aber darauf wusste er keine Antworten und er hatte auch nicht den Mut nach welchen zu fragen, nicht im Moment... Sie hatte in den letzten Tagen einiges durchmachen müssen und auch wenn sie es überspielte, hatte es sie innerlich sicher nicht kalt gelassen. Er wollte da jetzt nicht noch mit so einem Thema ankommen. Das wäre nun wirklich zu viel... Die Szene von Kyoko und Itsumi fand nun ihr Ende und der Assistent von Ogata rief laut „Cut!“. Ogata selbst ging darauf auf die Mädchen zu und lobte sie für die hervorragende Arbeit, die sie auch in dieser Szene wieder geleistet hatten. Ren blieb an Ort und Stelle stehen und musterte sie nur weiterhin. Erst als Ogata die Mittagspause ausrief, nahm Ren seine Hände aus den Hosentaschen und ging auf Itsumi, Ogata und Kyoko zu. Auch Yashiro kam in diesem Moment und er trug bereits Kyokos Rucksack mit den Bentos bei sich. „Nach der Pause machen wir dann mit Szene 94 weiter zwischen Katsuki und Mizuki. Mogami-kun, du hast dann erstmal zwei Szenen Pause. Aber jetzt wünsche ich euch allen einen guten Appetit!“ Nach diesen Worten und wie immer freundlich Lächelnd ging Ogata nun davon um sich auch sein Essen zu holen und anschließend mit ein paar Kollegen einen Platz fürs Mittagessen zu suchen. Itsumi nutzte die Gelegenheit um sich auch erstmal zu verabschieden. Sie hatte zwei Kolleginnen zugesagt heute mit ihnen zu essen und wollte die beiden Mädchen nun erstmal suchen gehen, da sie schon die letzten drei Szenen Pause hatten. Ren, Yashiro und Kyoko blieben also alleine zurück am Set. „Also, den Rucksack habe ich schon, wo wollen wir uns denn hinsetzten?“, fragte Yashiro und blickte die anderen Beiden abwechselnd an. „Also raus können wir heute nicht. Es regnet in Strömen.“, meinte Ren darauf. Der Morgen hatte zwar sonnig und auch wirklich viel versprechend begonnen, aber innerhalb der letzten Stunde waren dichte Wolken aufgezogen und vor 10 Minuten hatte es dann angefangen stark zu regnen. Man hörte auch leise, wie die Wassertropfen auf die Fensterscheiben des Raumes aufschlugen. Kyoko überlegte wie die anderen sichtlich, wo sie sich am besten hinsetzten konnten, aber ihr wollte nicht wirklich was einfallen... „Nun, dann setzten wir uns wohl am besten in eine eurer Umkleiden, oder was meint ihr?“, meinte Yashiro nach einem kurzen Moment des Schweigens dann. „Ja. Wobei ich dafür wäre zu Tsuruga-sans zu gehen. Ich teile meine ja mit Itsumi und vielleicht möchte sie dort mit ihren Freundinnen essen.“, meldete sich Kyoko nun endlich mal zu Wort, die bisher ja noch ziemlich still war. Ren bekam in seinem Inneren wieder dieses angenehme Gefühl, als er ihre Stimme hörte. Es war schon verrückt... eine Kleinigkeit wie ein paar Worte hatten so eine Wirkung auf ihn... „Ich habe nichts einzuwenden. Dann lasst uns mal gehen, so langsam habe ich Hunger.“, meinte Ren und setzte bereits dazu an loszugehen. Kyoko und Yashiro schlossen sich dem Schauspieler rasch an. „Sie und Hunger, Tsuruga-san?! Werden Sie krank??“, fragte Kyoko skeptisch und blickte den Schauspieler mit einem leicht ulkig wirkenden, misstrauischen Blick von unten her an. Ren musste darauf eine Hand vor seinen Hund halten um nicht laut loszulachen. „Tja, wer weiß...“, erwiderte Ren kichernd, „Aber eigentlich schmeckt mir dein Essen einfach.“ Kyoko spürte wir ihr eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Das war nun wirklich ein gewaltiges Kompliment... Und auch gestern hatte er ja schon angemerkt, dass er davon überzeugt war, dass ihm ihr Essen schmeckte. Ren Tsuruga, bei dem sie sich noch sehr gut daran erinnern konnte, wie er sagte es sei egal was man in sich hineinstopfe, mochte ihr Essen und aß es sogar freiwillig statt es wie seine sonstigen Lunchpakete einfach stehen zu lassen... Tja, das war schon irgendwie komisch... Der Schauspieler beobachtete währenddessen aus dem Augenwinkel die Verlegenheit von Kyoko. Er fand es süß sie so leicht aus der Fassung bringen zu können und irgendwie stießen diese Momente auch immer wieder die Hoffnungen an, die er sich bei ihr machte. Sie war ja eigentlich nicht der Mensch, denn man leicht aus dem Konzept bringen konnte, aber ihm gelang es dennoch immer wieder... Vielleicht hatte das ja was zu bedeuten... Er hoffte es, denn irgendwann würde er sie fragen. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war... Das Trio ging weiter über einige Korridore bis zu Rens Umkleide und trat auch gleich in den Raum ein. An einer Wand stand sogar eine Couch, die Kyoko sofort ansteuerte, sobald sie Yashiro den Rucksack abgenommen hatte. Vor dem Sofa stand ein niedriger Tisch auf dem das junge Mädchen als erstes den Rucksack abstellte. Dann setzte sie sich und packte die Bentos aus. Yashiro hatte sich rasch noch einen Stuhl geholt und stellte ihn nun gegenüber der Couch an den Tisch. Er fand, dass es viel besser aussah, wenn Ren neben Kyoko saß, als wenn er das tun würde. Der Schauspieler hatte auch bereits neben Kyoko auf dem Sofa platz genommen und beobachtete das junge Mädchen nun beim auspacken. Er wollte ihr eigentlich helfen, aber sie war so flink, dass er gar nicht dazu kam sie zu fragen, ehe die Bentos schon vor ihnen dreien standen. Kyoko hielt ihm noch die Stäbchen entgegen, welche Ren dankend annahm. Nachdem alle drei ihre Bentos geöffnet und sich „Itadakimasu“ gewünscht hatten, begannen sie auch schon zu essen. Nebenher wurde sich etwas über die Arbeit unterhalten. Voraussichtlich würden sie noch zwei weitere Wochen hier bleiben, wobei Ogata allerdings den Drehplan etwas aufgelockert hatte. Morgen zum Beispiel sollten nicht wie sonst an Freitagen Dreharbeiten sein, sondern ein gemeinsamer Ausflug der Crew in die nächste Stadt. Ren bangte es jetzt schon davor, denn er musste sich wieder irgendetwas ausdenken um seine Identität zu verbergen... Na ja vermutlich würde er einfach auf seine Käppi zurückgreifen... Sie kamen auch darauf zu sprechen, was sie bei diesem Ausflug alles machen könnte, aber genau in diesem Moment klopfte es mehrfach und ziemlich laut an der Tür. Wer auch immer das war, er setzte Rens Meinung nach unnötig viel Kraft gegenüber der Holztür ein. Der Schauspieler legte die Stäbchen beiseite und stand vom Sofa auf. Yashiro und Kyoko unterhielten sich noch weiter, während Ren zur Tür schritt und sie schließlich öffnete. Der Schauspieler blieb wie angewurzelt stehen, als er die Person erkannte, die vor seiner Tür stand und sein Blick wurde ungewöhnlich finster. Kyoko und Yashiro konnten die dunkle Aura, die Ren gerade entwickelt hatte, regelrecht spüren und sahen etwas geschockt zu ihm hinüber. Leider konnten sie nicht erkennen, wer ihm da gegenüber stand, denn die Tür war im Weg, aber so wie Ren reagierte blieben nicht viele Möglichkeiten... „Lass mich raten, sie ist wieder bei dir, oder?“, ertönte von draußen plötzlich eine Männerstimme, die Kyoko und auch Yashiro durchaus vertraut war. Das junge Mädchen bekam regelrecht einen Schock... Es war Shotaros Stimme! Ren setzte als Reaktion darauf lediglich sein Gentleman-Lächeln ein, allerdings in einer Version, die Kyoko zuvor noch nie gesehen hatte. Dieses trügerische Lächeln wurde durch den düsteren Ausdruck in den Augen des Schauspielers schon beinahe zu einem bedrohlichen... „Was willst du hier?“, fragte Ren gerade heraus und ließ seinen Blick nicht von diesem Sho Fuwa. Er konnte diesen Jungen einfach nicht ausstehen, das konnte er schon damals nicht, als die kleine Kyoko ihm immer von ihm erzählt hatte und sein Charakter schien sich in den zehn Jahren alles andere als zum positiven gebessert zu haben. Er war immer noch so verzogen wie früher und durch seinen Erfolg als Sänger jetzt auch noch eingebildet ohne Ende! „Zu Kyoko natürlich, was sonst! Und du scheinst es echt überhaupt nicht zu kapieren. Mit deinem Verhalten wirst du noch ihr Image kaputt machen! Häng ihr gefälligst nicht andauernd auf der Pelle!“, entgegnete Sho ziemlich aggressiv und frech. Ren spielte für eine Sekunde mit dem Gedanken dem Möchtegernsänger einfach die Tür vor der Nase zuzuschlagen, aber er riss sich zusammen. Diesen Gefallen wollte er Fuwa nicht tun. Stattdessen begann er einfach erneut scheinheilig zu Lächeln... „Nun das denke ich nicht. Es ist völlig normal, dass wir gemeinsam essen und das machen wir nicht erst seit Gestern.“ Shotaro stand der Schock über diese Antwort regelrecht ins Gesicht geschrieben. Es war normal, dass dieser Typ mit Kyoko aß, das er sie immer wieder in seiner Nähe hatte?? Was sollte das denn heißen, Kyoko würde doch nicht etwa... nein, auf keinen Fall! Nicht diesen Tsuruga! Ren konnte nicht verhindern, dass sich sein gespieltes Lächeln für einen kurzen Moment in ein richtig amüsiertes umwandelte. Diesmal war Sho es der blöd aus der Wäsche schaute und nicht er. Der Schauspieler öffnete die Tür ein Stückchen weiter und deutete Fuwa einzutreten. Er wollte immerhin zu Kyoko, also sollte er das ruhig. Der Sänger ließ sich auch nicht bitten, sondern stapfte gleich durch die Tür in den Raum hinein. Als er sich umsah erkannte er Kyoko, die auf der Couch saß und den Manager von diesem Angeber von Schauspieler, der ihr gegenüber saß. Auch die Lunchpakete auf dem Tisch sah er und es war für ihn nicht schwer zu erkennen, dass sie von Kyoko selbst zubereitet waren. Ihm kam beinahe die Galle hoch bei dem Gedanken daran, dass sie diesem Schnösel Essen zubereitete... Aber noch schlimmer war der freie Platz neben Kyoko auf der Couch, denn der gehörte ganz eindeutig diesem Tsuruga! Das wollte er sich einfach nicht bieten lassen und schon gar nicht würde er es Tsuruga so einfach machen Kyoko zu bekommen. Sie gehörte immer noch ihm, ER war ihre erste Liebe und ER würde sie auch wieder zurückbekommen! Dieser Typ brauchte sich also gar keine Hoffnung machen und das wollte er ihm jetzt mal etwas verdeutlichen... „Hallo Kyoko-chan“, meinte Sho zu Kyoko, die wie Yashiro noch immer geschockt war und diese Situation als alles andere als angenehm empfand... Der Sänger blieb davon aber unbeeindruckt und sprach nach einer kurzen Pause weiter: „Ich muss schon sagen, eine interessante Taktik. Als du noch bei mir warst, hast du diesen Kerl gehasst und kaum willst du mir eins auswischen, schmeißt du dich ihm, meinem Erzfeind, an den Hals.“ Kyoko zuckte regelrecht zusammen bei diesen Worten. Nein... nein, das hatte er nicht wirklich gesagt... oder?! Sie spürte langsam Panik in sich aufsteigen. Nicht schon wieder, sie wollte nicht wieder mit Tsuruga-san streiten!! Sie hatten sich doch gerade erst versöhnt... aber nach dem was er gerade gehört hatte, konnte sie nachvollziehen, wenn er jetzt sauer war... Aber nein, das wollte sie nicht und das war Blödsinn was Shotaro da sagte!! Verdammt warum tat er das?!? Der Blick des jungen Mädchens wanderte augenblicklich zu Ren hinüber, der etwas hinter Sho stand. Der Schauspieler war genau wie sie bei diesen Worten zusammengezuckt und hatte inzwischen seinen Blick auf den Boden gesenkt. Diese Worte hatten ihn getroffen, sogar sehr... Seine Hände waren neben seinen Hüften zu Fäusten geballt und sie zitterten leicht durch die übermäßige Anspannung der Muskeln. Auch Yashiro blickte Ren an. Er formte mit seinen Lippen ein tonloses „Bitte nicht...“ als er den Zustand seines Schützlings sah. Wie er den Kopf leicht gesenkt und den Blick von ihnen abgewandt hatte... Es war genau wie an diesem Abend... auch dort hatte er es nicht mehr fertig gebracht irgendwen von ihnen anzuschauen, aber nein, das sollte sich nicht wiederholen... Der Manager sah zu Kyoko hinüber. Sie hatte sich mit ihren zarten Händen in das Sitzpolster der Couch gekrallt und blickte zu Ren. Ihre Augen spiegelten Angst wieder, Angst und auch Verzweiflung... Ihr gesamter Körper zitterte, während Sho noch immer starr zwei Meter vor ihr stand und sie musterte. Der Sänger zeigte es nicht nach außen, aber diese Reaktion von ihr gefiel ihm nicht... Das war nicht normal... Auf diese Weise hatte sie wenn es um ihn ging noch nie reagiert... Das hieß doch nicht ernsthaft, dass sie etwas für diesen Kerl übrig hatte?? NEIN! Und selbst wenn, er würde alles in seiner Macht stehende tun um das zu verhindern. Dieser Tsuruga sollte sie nicht bekommen, niemals!!! Ren war währenddessen noch immer in dem Chaos gefangen, das sich in seiner Gefühlswelt gebildet hatte. Er sollte ein Spielzeug sein? Ein Mittel zum Zweck, Bestandteil ihrer Rache?? Nein... Das konnte er nicht glauben... und das wollte er auch nicht! Es ging hier immerhin um Kyoko!! Okay gut, er hatte die letzten zehn Jahre, die Fuwa an ihrer Seite war, verpasst, aber dennoch war er der festen Überzeugung sie inzwischen besser zu kennen, als dieser Typ es jemals getan hatte! Schon damals, nach diesen paar Monaten, die er in Kyoto lebte, kannte er sie besser. Er war es, den sie aufgesucht hatte, wenn sie Trost brauchte! Und warum? Weil dieser selbstherrliche Kerl ihn ihr nicht geben konnte! Unglaublich, dass er auf diesen Typen eifersüchtig war... Wenn er wirklich etwas für Kyoko empfinden würde, würde er wohl kaum so Aktionen wie diese hier starten und sie damit verletzten! Und wie sehr er sie verletzte, das war deutlich zu erkennen. Das konnte er ja sogar spüren ohne ihr in die Augen zublicken! „Wenn das alles ist, was du los werden wolltest, dann verschwinde wieder!“, sagte Ren plötzlich ruhig, aber dennoch mit einem gefährlichen Unterton in seiner tiefen Stimme. Dabei blickte er auf, streifte kurz Kyokos ängstlich blickende Augen, aber hielt sich nicht an ihnen auf, sondern blickte weiter bis zu Fuwa, auch wenn dieser ihm momentan den Rücken zugedreht hatte. Der Sänger spürte wie ihm ein eisiger Schauer über den gesamten Körper lief. Dieser Tonfall... das war unglaublich... Sho wandte sich zu Ren um und blickte ihm direkt in die Augen. Das konnte doch nicht sein... Er war davon ausgegangen, dass dieser Kerl reagierte wie vor zwei Tagen, dass er sie alle rausschmiss, weil er mit seinen Gedanken alleine sein wollte, aber das tat er nicht... Stattdessen blickte er ihn entschlossen an. Das was in seinen Augen mitschwang, war nicht Enttäuschung über Kyoko, sondern Wut auf ihn... auf Sho Fuwa. Der Sänger schluckte trocken. Verdammt, das war nach hinten losgegangen... Aber dennoch versuchte Sho cool zu bleiben, sich keinen seiner Gedanken anmerken zu lassen und steckte um diesen Eindruck zu verstärken demonstrativ gelassen seine Hände in die Hosentaschen. „Nein, das war nicht alles. Ich wollte noch wissen wie es ihr geht. Und darauf habe ich ja wohl ein Recht, immerhin war ich es, der sie vor diesem Stalker beschützt hat!“ Ren belächelte den Sänger bei dessen Aussage. Am liebsten hätte er darauf etwas erwidert bezüglich des gestrigen Abends, wo nicht Fuwa es war, der im richtigen Moment zur Stelle war, sondern er. Aber das tat er nicht. Er wollte das Geschehene nicht an die große Glocke hängen. Das war besser für Kyoko und im Gegensatz zu Fuwa lag ihm ernsthaft viel an ihrem Wohl! Ren deutete dem Sänger mit einer Handbewegung jetzt endlich das zu tun was ihn noch hier hielt und verschränkte anschließend die Arme vor seiner Brust. Fuwa beobachtete ihn dabei skeptisch und wandte sich dann mit einem etwas mulmigen Gefühl im Magen zu Kyoko um. Das Mädchen saß noch immer auf dem Sofa, aber ihre Sitzhaltung war anders als zuvor. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, ihre schwarzen, kurzen Haare hingen ihr weit ins Gesicht, so dass man es wirklich nicht erkennen konnte, und ihre Hände lagen zu Fäusten geballt in ihrem Schoß. Sho wollte eigentlich etwas sagen, aber aus irgendeinem Grund blieben ihm bei diesem Anblick die Worte im Hals stecken. Sie hatte eine unangenehme Aura um sich und das fiel nicht nur dem Sänger auf. Yashiro starrte sie schon einige Zeit mit großen Augen an und als Ren seinen Blick endlich wieder zu ihr wandte, verschwand sein zuvor so harter Gesichtsausdruck auf der Stelle und wich einem viel weicheren und richtig besorgtem... „...verschwinde...“, murmelte Kyoko sehr leise vor sich hin, aber dank der Stille, die im Raum ausgebrochen war, konnten alle drei anwesenden Männer es dennoch verstehen. Shotaro war deutlich irritiert und blickte das junge Mädchen auch mit einem entsprechenden Gesichtsausdruck an, aber eine weitere Reaktion zeigte er nicht... „Ich habe gesagt du sollst verschwinden!!!“, schrie Kyoko nun regelrecht und blickte dabei zu Sho auf. Ihr Gesichtsausdruck wirkte gequält und man erkannte deutlich, wie sich Wasser in ihren Augen gesammelt hatte... Kapitel 9: Ein gelaufener Tag... -------------------------------- Der Sänger war völlig perplex, hatte keine Ahnung wie er reagieren sollte. Er sah Kyoko an, unfähig etwas zu sagen oder überhaupt zu verstehen was gerade geschehen war. Sie hatte ihn angeschrieen... und jetzt blickte sie ihn mit diesen Augen an... Er sah ihre Wut, aber sie war nicht das, was ihn erschreckte, nein, was ihn im Moment so stutzig machte, war die Verachtung, die noch in diesem Blick mitschwang... Sho fragte sich warum... was hatte er getan? Bis er realisierte, dass es seine Bemerkung war... Sie war unüberlegt gewesen. Er hatte nur den Gedanken gehabt Ren Tsuruga eins auszuwischen, ohne zu beachten, dass diese Aktion auf ihre Kosten ging... Fuwa schloss nun endlich seinen Mund, der bis eben noch einen Spalt offen stand und stellte sich unbewusst gerader hin. Seine Körperhaltung war nun nicht mehr die coole, gelassene wie zuvor, auch die Hände hatte er längst wieder aus seinen Hosentaschen genommen und ließ sie nun schlaff neben seinen Hüften hängen. Sein Blick galt Kyoko, die noch immer mit diesem Ausdruck zu ihm aufsah. „Kyoko...“, begann er mit leiser, zögerlicher Stimme, aber dann brach er ab. Er wusste nicht was er ihr sagen sollte, was er überhaupt in diesem Moment sagen konnte, ohne, dass er es nur noch schlimmer machte. Geknickt senkte er nun seinen Blick und ballte vor innerer Anspannung seine Hände zu Fäusten. „Ich glaube du gehst jetzt besser...“, meinte Ren plötzlich hinter ihm mit ungewöhnlich leiser Stimme. In ihr Schwang auch kein bisschen Wut mit, oder Genugtuung wie es der Sänger eigentlich erwartet hätte. Das einzige, was man aus ihr hinaus hören konnte, war seine Besorgnis die langsam immer weiter in ihm aufstieg... Diese Reaktion von Kyoko hatte den Schauspieler völlig überwältigt... Er hatte nicht damit gerechnet... Selbst als er sie auf dem Sofa sitzen sah, wusste er nicht, was als nächstes kam... Er erkannte, dass es ihr nicht gut ging und auch, dass dies nichts mit dem Rachegedanken an Sho zu tun hatte, der ab und an noch immer in ihr hochkam. Nein, es war etwas viel tiefer sitzendes, was sie im nächsten Moment so aufbrausen ließ... Der Schauspieler hatte schon mitbekommen wie sich die Beiden stritten, aber noch nie hatte Kyoko dabei diesen Ausdruck in den Augen gehabt. Noch nie war so unschwer zu erkennen, dass sie ihre Worte todernst meinte... Ren blickte das junge Mädchen noch einen Moment an, ehe er seine Aufmerksamkeit Fuwa zuwandte. Der Sänger hatte sich nach seinen Worten an ihn erst nicht gerührt, aber jetzt sah und hörte man, wie er schwerer als gewöhnlich ausatmete und sich schließlich von Kyoko abwandte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er direkt auf die Tür zu, zog sie auf und verließ den Raum, die Tür hinter sich ins Schloss knallend. Ren sah ihm einen Moment hinterher beziehungsweise blickte auf die wieder geschlossene Tür, ehe er langsam und innerlich etwas unsicher seinen Kopf zu Kyoko drehte. Sie saß noch immer auf der Couch, ihre Haltung völlig verkrampft... Ihre Hände zitterten stark, obwohl sie sie fest in ihren Schoß presste und ihr Blick war längst wieder gesenkt, so dass weder Yashiro noch er ihre Augen sehen konnten. Der Schauspieler wusste nicht was er tun sollte und blickte sie daher einfach nur an, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. Er würde ihr gerne helfen, aber er bezweifelte, dass er das in diesem Moment konnte... Daher ging er auch nicht zu seinem Platz zurück, sondern blieb an Ort und Stelle stehen. Yashiro war mit seinem Blick ebenfalls Fuwa gefolgt, als er den Raum verließ, und sah nun zwischen Ren und Kyoko hin und her. Es herrschte eine bedrückte Stimmung in dem Raum, nein sie war mehr als bedrückend, er empfand sie als kaum noch ertragbar! Doch weder Ren noch Kyoko schienen überhaupt nur daran zu denken etwas zu sagen... Aber irgendwie mussten sie doch aus dieser Situation rauskommen... Hilfe suchend fixierte der Manager nun Ren, was diesem aber erst nach einigen Sekunden überhaupt auffiel. Er warf Yashiro einen kurzen Blick zu und dessen Gesichtsausdruck war nun der Anstoß dafür, dass Ren sich doch dazu überwand etwas zu unternehmen um diese unangenehme Stille zu beenden. Langsam setzte er sich in Bewegung und ging auf die Couch zu. Dabei musterte er Kyoko weiterhin, aber es kam keinerlei Reaktion von dem jungen Mädchen. Als er bei dem Möbelstück ankam, blieb er kurz stehen und blickte Kyoko erneut einfach nur an, aber wieder kam keinerlei Reaktion von ihr... Ren biss sich leicht auf die Unterlippe, ehe er sich nun vorsichtig auf seinen alten Platz neben ihr setzte. Er stützte seine Ellenbogen auf den Oberschenkeln auf und beugte sich dabei ein kleines Stück nach vorne um Kyoko ins Gesicht zu schauen, das sie momentan so versteckt hielt. Doch er konnte gerade mal einen kurzen Blick erhaschen, dann wandte das junge Mädchen ihren Kopf auch schon ab... „Mogami-san...“, begann der Schauspieler, wobei er das eigentlich unabsichtlich sagte. Er hatte sich nichts dabei gedacht, nichts besonders in Gedanken gehabt, dass er ihr sagen wollte, es kam ihm einfach so über die Lippen, als er sah wie sie zurückwich... „Ich will nicht über das Thema sprechen“, kam plötzlich von Kyoko eine Antwort, die Ren aufhorchen ließ. Er nickte verständnisvoll, auch wenn es ihm innerlich immer noch wehtat sie so zu sehen und er sich gewünscht hätte, dass sie mit ihm darüber sprach, was gerade los gewesen war. Aber er akzeptierte ihren Wunsch, denn er wollte sie keinesfalls bedrängen... Kyoko hob unterdessen wieder den Kopf an. Sie hatte Rens Nickten aus den Augenwinkeln gesehen und wollte jetzt endlich das Thema wechseln. Das junge Mädchen wirkte vom äußeren hier wieder völlig normal. Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts mehr davon, dass ihr eben sogar das Wasser in den Augen stand, aber dafür sahen ihre Augen nun völlig leer aus. Ren beobachtete diese Entwicklung mit Unbehagen. Er konnte echt nichts mehr in diesen hübschen braunen Augen lesen... kein einziges Gefühl... ja noch nicht mal Wut oder etwas dergleichen... Kyoko griff nun wieder nach ihrer Lunchbox. Eigentlich war ihr der Appetit zwar vergangen, aber sie hatte noch nicht viel gegessen und sie hatte keine Lust darauf, dass nachher doch wieder Rückfragen kamen... Sie begann daher langsam weiter zu essen. Yashiro blickte erneut irritiert zwischen Kyokos und Rens Gesichtern hin und her. Er konnte nun wirklich nicht mehr folgen... Als er das nächste Mal zu Ren blickte, erwiderte dieser den Blick und deutete ihm mit einem Kopfnicken auf dessen Bento, dass er weiter essen sollte. Yash verstand den Wink zwar, aber er war erst noch etwas zögerlich... Kyoko-chan hatte zwar bereits wieder mit dem Essen angefangen, aber irgendwie war das dennoch eine unschöne Situation im Moment... Erst als Ren ebenfalls sein Lunchpaket in die Hand nahm und weiter aß, konnte auch Yashiro sich mit Mühe dazu durchringen... Die drei beendeten still ihr Mittagessen. Yashiro versuchte noch drei, viermal ein Gespräch aufzubauen und Ren, der seinem Manager wirklich dankbar für dessen Bemühungen war, klingte sich rasch ein, aber egal um welches Thema es ging, Kyoko sagte, wenn überhaupt, nur wenige Worte und das Gespräch brach wieder ab... Kurz vor Ablauf der 45minütigen Pause kehrte die Dreiergruppe zum Set zurück. Ogata war bereits dort und begrüßte sie fröhlich, worauf er an der mangelnden Reaktion allerdings rasch feststellen konnte, dass die Stimmung bei den Dreien momentan alles andere als gut war... Ren wurde gleich darauf von einer Visagistin zu sich gerufen, worauf er sich knapp verabschiedete. Sein letzter Blick galt Kyoko, aber diese hatte, wie schon zuvor die ganze Zeit, ihren Kopf gesenkt und bemerkte ihn nicht einmal... Der Schauspieler ging nur ungern jetzt von ihr weg, aber er hatte dummerweise keine Wahl, denn es standen noch einige Szenen an... Aber immerhin war Yashiro noch bei ihr. Er hatte ihn heute Morgen bereits geben ein Auge auf Kyoko zu werfen, solange er vor der Kamera stand, und er wusste, dass sein Manager das auch gewissenhaft tun würde. So ging Ren mit langsamen Schritten davon. Kyoko stand noch immer einfach nur da und blickte jetzt zum ersten Mal richtig auf. Sie machte einen freien Stuhl am Zimmerrand aus und nahm auf diesem Platz um sich von dort die Szenen ansehen zu können. Nun, sie wusste noch nicht wirklich, ob sie sie sich wirklich ansehen würde, denn eigentlich war sie mit ihren Gedanken im Moment genug beschäftigt... Es war gar nicht ihre Absicht gewesen Sho gegenüber so überzureagieren, aber als er diese Bemerkung zu Tsuruga-san gemacht hatte, hatte sie irgendwie Panik bekommen... Angst, dass der Schauspieler sie nun wieder von sich wegstieß, aber dabei brauchte sie ihn im Moment. Sie fühlte sich hier alles andere als Wohl, die letzten Tage ging es ja noch, aber seit gestern Abend würde sie am liebsten einfach ihre Sachen packen und verschwinden... Sie hatte Angst vor Reino, Angst, dass er wieder auftauchte... Der alleinige Gedanke an diesen Typen trieb ihr schon beinahe die Tränen in die Augen. Deshalb brauchte sie Tsuruga-san. Sie wollte in seiner Nähe sein, damit er sie beschützten konnte, denn auf Sho konnte sie sich nicht verlassen und sie wollte es auch gar nicht! Aber das hätte dieser Idiot ihr beinahe kaputt gemacht!! Sie sah noch immer Ren vor sich, wie geknickt er im ersten Moment war, Gott war sie erleichtert gewesen, als er so völlig anders auf Shos Worte reagierte, als sie es erwartet hatte. Aber dennoch war die Wut auf Sho da, die Wut darüber, dass er es schon wieder tat! Er hatte ihr Leben bereits einmal von Grund auf zerstört und auch jetzt schien er das immer noch zu versuchen, indem er versuchte Freundschaften, die sie sich aufbaute zu zerstören... Sie wusste langsam echt nicht mehr, wer von ihnen beiden schlimmer war. Sie war zwar mit dem Rachemotiv ins Show Bizz eingestiegen, aber ausgeführt hatte sie diese Rache noch nicht. Generell hatte sie ihm noch nicht geschadet, das Promo-Video war ein Erfolg gewesen, sie hatte ihm also sogar noch geholfen und was tat er?? Er dankte es ihr mit solchen Aktionen... unglaublich, dass sie einmal blind genug war um sich in diesen Kerl zu verlieben! Ogata gesellte sich inzwischen zu Yashiro, der sich noch nicht großartig von der Stelle bewegt hatte. Der Regisseur traute sich gar nicht die Frage, die er hatte, auszusprechen, aber der Manager schien sie schon alleine durch seinen Blick erraten zu können. Er zuckte leicht mit der Schulter um Ogata deutlich zu machen, dass er auch keine Ahnung hatte was genau los war, worauf dieser nur leicht nickte. Ihm gefiel es nicht wirklich die Beiden so zu sehen, besonders Kyoko wirkte plötzlich ungeheuer verschlossen und richtig unnahbar... Das war keine gute Entwicklung... Und bei Ren hatte das zur Folge, dass er sich sicher nicht zu 100% auf seine Rolle konzentrieren konnte. Ogata wusste zwar das Ren wirklich professionell war und er sich selbst hervorragend unter Kontrolle hatte, aber irgendwann war sicher auch mal bei diesem Topschauspieler eine Grenze erreicht... Einige Minuten später wurden dann die Dreharbeiten wieder aufgenommen. Kyoko sah den Szenen mit halber Aufmerksamkeit zu, bis auch sie wieder von einer Visagistin angesprochen wurde und dieser folgte. Sie zog sich für die nächste Szene um und wurde noch einmal nachgeschminkt, ehe auch sie ihrer Arbeit wieder nachging. Während sie vor der Kamera stand war das junge Mädchen wie immer, das merkte auch Ren. Sie war was ihre Selbstdisziplin anging wirklich schon ein Profi. Egal wie ihre Stimmung auch war, sie ließ ihre Rolle davon so gut wie gar nicht beeinflussen und spielte sie mit genauso viel Einsatz wie sonst. Der restliche Nachmittag ging so langsam aber sicher rum, bis Ogata um 19Uhr die Dreharbeiten für beendet erklärte. An Kyokos Stimmung hatte sich die ganzen Stunden über nichts geändert. Sie war total ruhig und sprach auch kaum ein Wort, abgesehen von ihrem Text beim Dreh natürlich. Sie verschwand auch direkt in ihre Umkleide, als Ogata den Feierabend verkündete. Ren tat es ihr gleich und zog sich schnell um. Sobald er fertig war trat er wieder auf den Flur heraus, wo Yashiro bereits an die Wand gelehnt auf ihn wartete. Ren ging zu seinem Manager hinüber und stellte sich zu ihm. Sie wollten gemeinsam noch auf Kyoko warten. Ein Blick in Yashiros Gesicht verriet Ren, dass er sich immer noch Gedanken machte und ihm selbst ging es ja nicht anders. Weil er mit seinen Gedanken abgedriftet war, hatte er vorhin doch tatsächlich sogar einmal ein NG (Wiederholung) bekommen... Na ja, zum Glück nur das eine Mal, das war genug um ihn an seine Arbeit zu erinnern... „Was wirst du jetzt machen? Sprichst du sie nachher noch mal darauf an?“, erkundigte sich Yashiro mit leiser Stimme, da andere das Gespräch nicht unbedingt mitbekommen sollten. „Hm... nein, ich denke nicht. Sie hat klar gesagt, dass sie nicht darüber reden will. Ich werde daher einfach erstmal abwarten...“, antwortete Ren und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Yashiro konnte das zwar nachvollziehen, aber dennoch würde es ihn mehr beruhigen, wenn Ren es noch mal versuchte... Sie war so still und verschlossen im Moment, das gefiel im nicht wirklich und seinem Schützling sicher genauso wenig... Aber es war seine Entscheidung und abgesehen davon kannte Ren Kyoko inzwischen sicher besser als er und konnte sie daher auch besser einschätzen. Es dauerte noch zwei Minuten, dann kam auch Kyoko aus ihrer Garderobe und ging auf Ren und Yashiro zu. Gemeinsam machten die drei sich dann auf den Weg zum Hauptausgang des Anwesens und traten kurz darauf ins Freie hinaus. Der Regen hatte inzwischen aufgehört, aber der Boden war völlig durchweicht von den starken Schauern. Stillschweigend ging die kleine Gruppe den mit Schotter halbwegs befestigten Weg bis zum Busparkplatz entlang. Kyoko hatte sich etwas zurück fallen lassen und ging hinter den Beiden Männern. Ren warf daher immer wieder über seine Schulter einen Blick zu ihr. Am Bus angekommen betrat Yashiro wieder als erster von ihnen den Innenraum des Fahrzeugs und setzte sich, wie schon am Tag zuvor, neben Ogata. Ren wartete noch bis Kyoko zu ihm aufgeschlossen hatte und ließ sie vor sich in den Bus hinaufsteigen. Er ging dann hinter ihr den engen Gang entlang. Es gab dieses Mal nur noch einen freien Zweiersitz und der war fast ganz hinten im Bus. Auf dem Weg dorthin wurde Ren dann plötzlich von einer Mädchengruppe angesprochen. „Entschuldigen Sie... Tsuruga-san? Wäre es möglich... also würde es Ihnen vielleicht etwas ausmachen sich zu uns zu setzten?“, hörte Ren eine schüchterne Stimme fragen und wandte sich dem jungen Mädchen zu. Sie und ihre Freundinnen belegten drei hintereinander liegende Sitzreihen, wobei bei der mittleren allerdings noch ein Platz frei war, den sie nun gerade Ren angeboten hatten. „Nun ja, also eigentlich wollte ich...“, begann Ren und blickte zu Kyoko, die wie er jetzt feststellte ebenfalls angehalten hatte, als er angesprochen wurde. Sie stand ungefähr zwei Schritte vor ihm, den Rucksack hielt sie in den Händen, welche sie vor sich ineinander verschränkt hatte und blickte ihn lächelnd an. Allerdings war es für den Schauspieler nicht schwer zu erkennen, dass es sich hierbei um ein aufgesetztes Lächeln handelte. „Sie können sich ruhig zu Ihnen setzten, Tsuruga-san. Ich muss ja nicht immer neben Ihnen sitzen“, meinte Kyoko mit freundlicher Stimme. Ren sah sie nun abschätzend an. Nun, das mochte vielleicht sogar ihre Meinung sein, aber er wollte wenn er ehrlich war nun mal bei ihr sitzen, wobei... ihm fiel da gerade etwas ein... damit konnte er vielleicht ihre Stimmung endlich mal etwas auflockern... „Nun, das ist vielleicht aber trotzdem möglich... mir ist da gerade etwas eingefallen wie ich beides haben kann!“, erwiderte Ren und setzte bei dem zweiten Satz ein freches, aber auch leicht hinterhältig und sogar verführerisch wirkendes Grinsen auf. Kyoko konnte nicht anders als ihn mit gerunzelter Stirn anzublicken. Was hatte er denn jetzt wieder für eine Idee? Und was sollte dieses Grinsen?? Es hatte leichte Anwandlungen von seinem Eroberer-der-Nacht-Grinsen, das sie bei den Dreharbeiten bereits gesehen hatte und an diesem einen Abend, als sie um ihm zu helfen bei ihm zuhause eine Szene zwischen Katsuki und Mizuki improvisiert hatten und sie dummerweise von dem Stuhl gefallen war... Das an sich war ja nicht das Schlimme gewesen, eher das Ren nachdem er beim Auffangen von ihr ebenfalls gefallen war plötzlich auf ihr lag... und genau an diesem Punkt hatte sie sein, wie sie es nannte „Eroberer der Nacht“ -Lächeln das erste Mal gesehen. Gott, sie hatte danach noch eine ganze Weile Herzklopfen, ein Glück, dass das nicht wirklich Ren war, sondern Katsuki, den er in diesem Moment gespielt hatte... [Tja zumindest glaubt sie das ^^] Das junge Mädchen blickte den Schauspieler noch immer verwirrt und misstrauisch an, während er einen Schritt auf sie zuging. Sein Blick verriet absolut nichts darüber was er jetzt vorhatte, aber das taten seine Hände dafür im nächsten Moment umso deutlicher... Ren ergriff Kyoko plötzlich mit seinen starken Händen an den Hüften, zog sie zu sich und ließ sich im nächsten Moment auf den Sitz fallen, so dass sie beinahe automatisch auf seinem Schoß landete. Kyoko war völlig perplex und verstand gar nicht was hier vor sich ging... Ren blickte sie unterdessen mit einem breiten Grinsen auf den Lippen an und hielt mit seinen Händen noch immer ihre Hüften umschlossen. Den fünf Schauspielerinnen, die eben noch erfreut darüber waren, dass Ren Tsuruga sich ernsthaft zu ihnen setzten würde, war nun blankes Entsetzten in die Gesichter geschrieben. Mit so einer Aktion von ihm hatten sie nicht gerechnet und es wäre auch gewaltig gelogen, wenn sie behaupteten es störte sie kein bisschen, dass dieses Mädchen immer so viel Kontakt zu Ren hatte und diese Abneigung verstärkte sich noch um einiges bei dem Anblick ihrer Vertrautheit... So langsam registrierte Kyoko nun was los war. Sie fühlte Tsuruga-sans Wärme, spürte seine Oberschenkel, auf denen sie saß und seine Hände, die noch immer auf ihren Hüften ruhten, und so wie es den Anschein machte, schien er auch nicht vorzuhaben sie wieder dort wegzunehmen. Das junge Mädchen war im ersten Moment noch immer verwirrt, wusste nicht was sie tun sollte, während ihr langsam die Röte ins Gesicht stieg und ihr immer wärmer wurde. Was fiel im überhaupt ein?! Er brachte sie gerade vor versammelter Crew in Verlegenheit und das auf so eine Art und Weise! Kyokos Blick wurde mit einem Mal richtig finster, ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und so sah sie Tsuruga-san grimmig an. Der Schauspieler hatte innerlich sehr amüsiert ihre Reaktionen beobachtet. Wie perplex sie anfangs war und wie man dann in ihren Augen ablesen konnte, dass ihr langsam ihre Situation bewusst wurde. Es kostete ihn wirklich einiges an Selbstbeherrschung um nicht anzufangen zu lachen, aber immerhin war ihr Blick nun nicht mehr so starr und auch der leere Augenausdruck war einem im Moment ziemlich aggressiven gewichen. „Na, gefällt’s dir etwa nicht?“, konnte Ren sich nicht verkneifen provokant zu fragen, während er sie noch immer anlächelte und gespannt auf ihre Reaktion wartete. Ihm war klar, dass sie nicht unbedingt positiv ausfallen würde, aber das musste sie ja auch nicht. Um Kyoko baute sich nach diesem Spruch erst recht eine ungute Aura auf, sie blickte dem Schauspieler noch einen Moment in die Augen, ehe sie begann mit lauter Stimme und ziemlich energisch zu erwidern: „Nein, das tut es nicht!!! Was fällt Ihnen eigentlich ein?! Sie können mich doch nicht einfach auf ihren Schoß ziehen! Lassen Sie mich sofort los!!“ Spätestens jetzt war die Aufmerksamkeit sämtlicher Businsassen auf die beiden gerichtet. Auch Yashiro und Ogata hatten sich halb aus ihren Sitzen erhoben um besser in die hinteren Sitzreihen blicken zu können. Was sich ihnen da für ein Anblick bot, brachte besonders Yashiro zum schmunzeln. Kyoko hatte inzwischen angefangen mit ihren Fäusten auf Rens Oberkörper einzuhauen, wenn auch nicht wirklich fest, und beschwerte sich immer noch lautstark über seine Aktion, während der Schauspieler sich nicht mehr beherrschen konnte und ins Lachen ausgebrochen war. Er schaffte es kaum ihre Hände abzufangen, so sehr hatte ihn das Lachen unter Kontrolle. Kapitel 10: Zurück ins Hotel ---------------------------- Einige Minuten später saßen Ren und Kyoko dann doch einige Reihen weiter hinten nebeneinander. Das junge Mädchen hatte natürlich den Fensterplatz und starrte im Moment mit noch immer grummeliger Miene aus dem Fenster. Sie hatte ihren rechten Ellenbogen auf dem kleinen Vorsprung vor der Scheibe abgestützt und stützte mit der Hand nun ihr Kinn. Ren neben ihr kicherte immer noch leicht vor sich hin und blickte immer wieder zu Kyoko hinüber. Dieses Spielchen eben hatte sich noch etwas fortgesetzt, bis der Busfahrer sie freundlichst darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er losfahren wollte und sie sich daher endlich richtig hinsetzten sollten. Kyoko war darauf prompt aufgestanden und nach hier hinten gelaufen und Ren hatte natürlich nicht gezögert ihr zu folgen. Das Ganze sollte immerhin nur ein kleiner Scherz sein um sie etwas zu necken, aber sie schien trotzdem noch immer sauer zu sein. „Das war wirklich nur ein kleiner Scherz, Mogami-san. Ich dachte ich könnte dich so etwas aufheitern.“, versuchte Ren ihre Aufmerksamkeit nun endlich von den Vorbeiziehenden Bäumen und Wiesen auf ihn zu lenken. „Seltsame Methode um jemanden aufzuheitern. Da müssen Sie wohl echt noch ne Menge lernen!“, erwiderte Kyoko ohne sich von dem Fenster abzuwenden. Ihre Lippen hatte sie zu einem leichten Schmollmund verzogen, der sich auf dem Glas spiegelte. Ren bemühte sich nun endlich sich zusammen zureisen und verbannte das noch immer amüsierte Lächeln von seinen Lippen, zumindest äußerlich. „War es denn so schlimm?“, fragte er nun gerade heraus und mit ungewöhnlich ernster Stimme, denn ihre Antwort auf diese Frage hatte für ihn mehr Bedeutung, als sie es eigentlich haben sollte. Kyoko horchte plötzlich auf bei seinen Worten und besonders ihrem Tonfall. Sie hatte keine Ahnung, was sie antworten sollte. Eigentlich war sie noch immer beleidigt und hätte am liebsten ein lautes „Ja!“ von sich geben, aber irgendetwas in ihrem Inneren hielt sie zurück, denn wenn sie ehrlich war... na ja sie hatte seine Nähe schon irgendwie genossen... ein kleines bisschen... Aber das musste er ja nicht wissen, war vermutlich eh besser so, daher verdrehte Kyoko demonstrativ leicht die Augen und wandte sich dann zu Tsuruga-san um. „Ich weiß ja nicht, wie Sie das sehen, aber ich möchte ungern noch während der Dreharbeiten von Ihren eifersüchtigen und besitzansprüchigen Fans erdrosselt werden!“, antwortete Kyoko schließlich und versuchte so der eigentlichen Antwort auszuweichen. „Also hat’s dir gefallen“, sagte Ren, mehr als eine Feststellung, auf ihre Antwort grinsend und verschränkte seine Hände hinter seinem Nacken, ehe er sich in dem Sitz zurück lehnte. Kyoko ballte ihre Hände zu Fäusten. War ja klar, wie hatte er das damals noch mal ausgedrückt? In dieser Welt musste man alles direkt abstreiten, was einem gefährlich werden könnte, egal ob es wahr war oder nicht... Aber egal wie sie reagiert hätte, er wäre sicher so oder so zu dem Schluss gekommen, dass es ihr gefallen habe... an Selbstvertrauen mangelte es ihm ja nun wirklich nicht und immerhin konnte er ihre Reaktion so oder so auslegen, daher wollte sie ihm jetzt auch nicht den Gefallen tun doch noch zu protestieren. Stattdessen lehnte auch sie sich in ihrem Sitz zurück und wandte den Kopf wieder so, dass sie aus dem Fenster schauen konnte. Ren beobachtete sie aus dem Augenwinkel dabei, wie sie es sich nun auch etwas gemütlicher in dem Sitz machte. Das Ganze hatte sie wirklich etwas aufgelockert, wie er feststellte, auch wenn sie es nicht zugab. Aber ihre Haltung war nun völlig anders, sie war wieder wie gewöhnlich und nicht mehr so verkrampft wie vorhin. Auch ihr Augenausdruck hatte sich verändert. Sie spielte nun nicht mehr die Unnahbare, die keinem auch nur einen winzigen Einblick in das geben wollte, was in ihrem Kopf vorging. Der Schauspieler beobachtete mit einem leichten Lächeln, wie ihre Augen wieder diesen süßen verträumten Ausdruck bekamen, während sie aus dem Fenster über die Landschaft blickte. Neben der Straße waren riesige Felder und Wiesen mit unzähligen Blumen, die das saftige Grün mit den unterschiedlichsten Farbflecken betupften. Wie gerne wüsste er jetzt, was in ihrem Kopf vorging... Kyokos hatte die wunderschöne farbenprächtige Umgebung beobachtet, während ihre Gedanken wieder langsam abdrifteten und zu dem Moment zurück gingen, als Ren sie vorhin so plötzlich packte und auf seinen Schoß zog. Sie konnte sich langsam einfach nicht mehr helfen. Ihre Gedanken drifteten immer häufiger zu dem Schauspieler ab und jedes Mal wenn so eine Aktion von ihm kam wurde es schlimmer... Sie meinte noch immer die Wärme seiner Hände fühlen zu können, als er sie an den Hüften gehalten hatte... Gott, warum war das bloß so! Warum reagierte sie so auf seine Berührungen und vor allem warum sehnte sie sich mit jedem Mal, dass er sie berührte, nach immer mehr davon? Aber ein gutes hatte seine „Neckerei“ gehabt. Es hatte ihre düsteren Gedanken verdrängt, nein nicht verdrängt, eher ausgelöscht, denn sie fand sie momentan nicht einmal ansatzweise in ihrem Kopf wieder. Das junge Mädchen bemerkte gar nicht, wie sie automatisch anfing zu Lächeln und auch nicht, dass Ren sie dabei zufrieden musterte. „Wie sieht’s eigentlich bei dir aus, willst du mit den anderen in die Lounge zum Abendessen?“, fragte Ren nach einigen Momenten des Schweigens schließlich um Kyoko aus ihrer Traumwelt zurück zu holen. Ogata hatte das vorhin während der Dreharbeiten irgendwann vorgeschlagen und alle eingeladen an dem gemeinsamen Abendessen teilzunehmen. Er hatte bisher allerdings weder abgelehnt noch zugesagt, denn er wollte erst Kyoko fragen, was ihr lieber war. Das junge Mädchen wandte sich zu ihm um und legte einen Moment ihre Stirn etwas in Falten, während sie nachdachte. Eigentlich würde das sicher ein schöner Abend werden, aber andererseits... Sie mochte die Lounge nicht mehr seit dieser Kerl ihr dort aufgelauert hatte... Aber sie hatte eigentlich nicht vor sich von Reino ihren Spaß verderben zu lassen und sie wollte auch Tsuruga-san nicht einschränken. Sie war sich sicher, besonders jetzt nach seiner Frage, dass er es von ihr abhängig machte, ob er selbst hingehen würde oder nicht. „Was wäre Ihnen denn lieber? Mir ist es eigentlich egal.“, antwortete sie schließlich und blickte den Schauspieler dabei an. Ren sah ihr direkt in die Augen, sein Blick wurde immer eindringlicher und ein sehr leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Diese Antwort duldete er nicht, er wollte klar und deutlich hören, was sie wollte. Kyoko hatte das schon einmal erlebt, als sie während ihres Betreuerjobs entscheiden sollte, was sie an dem einen Abend aßen und verstand daher rasch die Bedeutung seines Blickes. Das junge Mädchen kam nicht drum herum kurz zu seufzen, ehe sie erneut zum Sprechen ansetzte: „Na gut... Ja ich würde gerne hin. Es wäre sicher ein lustiger Abend, aber es muss auch nicht sein. Ich weiß ja nicht, was Sie noch alles zu tun haben und alleine gehen lassen Sie mich sicher nicht, so wie ich Sie kenne.“ „Würdest du denn gerne alleine gehen?“, fragte Ren direkt zurück, ohne auf ihr anderes Gesagtes einzugehen. Ihren letzten Satz hätte man durchaus so verstehen können, dass ihr seine Gesellschaft doch nicht so Recht war, wie Ogata vorhin meinte, aber er wollte da keine voreiligen Schlüsse ziehen und sich lieber auf diese Weise noch mal vergewissern. „Ähm...“, begann Kyoko und verschränkte ihre Hände auf ihrem Schoß ineinander. Das war wohl etwas ungünstig ausgedrückt, wenn er sie das fragte... aber nein, natürlich wollte sie nicht alleine gehen. Was das anging hatte sie gestern ihre Lektion gelernt und selbst wenn sie in der Lounge selbst von vielen Leuten umgeben war, auf dem Weg nach unten und nach oben war sie das sicher nicht und die reichten ja schon... „Nun ja, also... Nein... nein, das würde ich nicht gerne tun.“, antwortete das junge Mädchen, wobei sich ein leicht verlegener Unterton in ihre Stimmte schlich. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie war es ihr unangenehm das auszusprechen... Ren hingegen war innerlich froh das zu hören und Lächelte sie daher wieder liebevoll an. „Okay, also essen wir dann mit den anderen unten.“, hielt er ihre gemeinsame Entscheidung nun noch mal fest. Er sah Kyoko bereits an der Nasenspitze an, dass sie kurz davor war zu protestieren, weil sie noch immer den Eindruck hatte, dass es was Wichtigeres für ihn zu tun geben könnte und er nur wegen diesem Stalker mit ihr mitging, aber das war nicht der Fall. Etwas Wichtigeres als sie gab es für ihn schon lange nicht mehr und ganz abgesehen davon hätte er in seinem Zimmer sonst eh nichts gemacht außer auf der Couch zu sitzen und zu lesen oder vielleicht etwas Fern zusehen. „Und nein, ich habe nichts >Besseres< zu tun. Im Gegenteil, ich freue mich den Abend mit der Crew verbringen zu können, besonders da ich ja erst seit knapp zwei Tagen hier bin und ihr euch alle schon besser eingelebt habt als ich.“, meinte Ren schließlich, noch bevor Kyoko dazu kam ihre Gedanken, die der Schauspieler vollkommen korrekt einschätzte, auszusprechen. „Also jetzt bin ich der Meinung, dass Sie von uns beiden der Esper sind...“, murmelte Kyoko mit erneut leichtem Schmollmund und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Ren musste darauf wieder breit Lächeln. „Tja, ich hatte ja auch eine gute Lehrerin!“, konterte er und zwinkerte Kyoko im nächsten Moment zu, worauf diese ihn erst kurz grimmig ansah, denn der Schauspieler ließ es sich nicht nehmen die Worte leicht frech und provokativ auszusprechen, aber nach nicht einmal einer Minute grinste das junge Mädchen dann doch und lachte sogar leise. Zwanzig Minuten später erreichte der Bus das Hotel und die Insassen stiegen alle der Reihe nach aus. Yashiro war recht früh draußen, da er mit Ogata vorne im Bus saß und wartete nun am Rand des Gehsteiges auf Ren und Kyoko. Als die beiden als einige der letzten den Bus verlassen hatten ging er auf die zwei >Turteltauben<, wie er sie eben im Gespräch mit Ogata-kun bereits genannt hatte, zu. „Na ihr scheint ja die Fahrt über noch ne Menge Spaß gehabt zu haben.“, begann Yashiro, als er in die grinsenden Gesichter der beiden Blicke. Es war zwar eine etwas eigenwillige Aktion von Ren gewesen, sie auf seinen Schoß zu ziehen, aber gewirkt hatte es, wie man jetzt an Kyoko sah, anscheinend. „Ogata hat mich eben noch gefragt wie das jetzt mit dem Essen aussieht, weil er die Tische reservieren möchte. Wollt ihr hingehen, oder lieber etwas unter euch sein?“, fragte Yashiro nach einer ganz kurzen Pause und blickte die Beiden mit einem Grinsen an, dass noch weit über sein Ohren hinaus ging. Ren und Kyoko schienen seinen Humor aber nicht zu teilen und warfen ihm synchron ihre beinahe bösesten Blicke zu... „Ja, wir kommen hin und halt deine Fantasie lieber etwas in Zaum, Yashiro“, entgegnete Ren nun auch mit Worten. Der Manager nickte nur als Antwort, da er sich noch immer bemühte das Grinsen zu unterdrücken, ehe ihm die Beiden nachher noch an die Gurgel gingen. Der Schauspieler warf unterdessen einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wir haben noch etwas Zeit, also gehen wir besser noch mal hoch.“, schlug Ren schließlich vor. Kyoko nickte zustimmend, als er sie eine Antwort abwartend anblickte. „Ja tut das. Ich werde Ogata-kun noch rasch bescheid sagen und dann vielleicht noch mal vorbeikommen. Wenn nicht sehen wir uns ja spätestens beim Essen.“, verabschiedete sich Yashiro nun erstmal und ging davon. Ren und Kyoko schlugen den Weg zum Fahrstuhl ein, an dem noch einige der anderen Schauspieler warteten. Sie waren insgesamt viel zu viele um alle auf einmal in die beiden Aufzüge, die es hier gab, zu passen, daher blieb nichts anderes übrig als in Etappen hochzufahren. Tja an diesem Punkt hatte es durchaus Vorzüge mit Ren Tsuruga unterwegs zu sein, denn irgendwie wollten ihn alle vorlassen... Kyoko fand das schon etwas seltsam... Okay er war einfach ein hervorragender Schauspieler, das war nicht zu bestreiten, aber das ihn einige echt so vergötterten... Na ja aber wenn sie recht überlegte hatte sie dasselbe bei Sho bis vor einem dreiviertel Jahr auch noch gemacht... Früher als Kyoko eigentlich erwartet hätte, stiegen sie also in den Fahrstuhl und fuhren mit ihm mehrere Etagen hinauf. Sobald sie an der richtigen angekommen waren öffnete sich die Tür und Ren trat zuerst auf den Gang hinaus. Er sah sich rasch in dem Korridor um und deutete Kyoko dann mit einer leichten Kopfbewegung ihm zu folgen. Das junge Mädchen kam der Aufforderung auch gleich nach und lief neben Ren her bis zu dessen Zimmer. Der Schauspieler schloss die Tür auf und ließ Kyoko zuerst eintreten, ehe auch er das Zimmer betrat und die Tür wieder hinter sich verschloss. „Ach, was ich fast vergessen hätte, ich habe bei der Rezeption den Zweitschlüssel für dich geholt. Hier“, Ren hielt Kyoko den Schlüssel entgegen und wartete darauf, dass diese ihn nahm. Das junge Mädchen schien im ersten Moment etwas überrascht, streckte aber schließlich die Hand aus um den Schlüssel zu ergreifen. „Nur für den Fall, dass du ihn mal brauchen solltest. - Möchtest du etwas zu Trinken?“, fragte Ren nun, während er seine Jacke auf der Lehne der Couch ablegte und dann zu der kleinen Einbauküche hinüber ging. „Vielen Dank...“, murmelte Kyoko und betrachtete den Schlüssel einen Moment, der auf ihrer Handfläche lag. Irgendwie fand sie es komisch einen Schlüssel zu seinem Zimmer zu haben... aber na ja so lange sie hier blieb war das nur sinnvoll. Sie verstaute den kleinen Metallgegenstand in ihrer Hosentasche und streifte sich die Schuhe von den Füßen, ehe sie Ren ins Wohnzimmer folgte und dabei ebenfalls ihre Jacke auszog. „Ja, ein Glas O-Saft wäre nett.“, antwortete sie auf die Frage des Schauspielers und nahm auf der Couch platz. Ihre Jacke legte sie auf ihrem Schoß ab und schaute sich etwas im Zimmer um. Heute Morgen hatte sie dazu nicht viel Gelegenheit gehabt und an dem Abend, als Ren hier angekommen war ja auch nicht dank Shotaro.... Kurz darauf kam der groß gewachsene Schauspieler ins Wohnzimmer zurück und trug dabei zwei Gläser in den Händen. Eines davon reichte er Kyoko und das zweite stellte er auf dem niedrigen Tisch ab, ehe er sich neben dem jungen Mädchen auf das Sofa fallen ließ. Er lehnte sich gleich gemütlich zurück und schloss für einen Moment die Augen, was Kyoko neugierig beobachtete. Irgendwie wirkte er etwas müde... aber das war kein Wunder, wenn er letzte Nacht ernsthaft so lange wegen ihr aufgeblieben war, wie sie befürchtete... „Tsuruga-san, wenn Sie müde sind, müssen Sie sich aber nicht zum Essen runter quälen. Ich kann uns auch hier etwas kochen.“, schlug Kyoko vor, nachdem sie einen kleinen Schluck des Saftes getrunken hatte. Ren schlug darauf sofort seine Augen auf und blickte das Mädchen neben sich an. „Nein, das ist kein Problem. Wie gesagt, ich möchte selbst gerne mit nach unten.“, erwiderte der Schauspieler, worauf Kyoko ihn aber nur mit ihren großen Augen anblickte. Sie sah aus, als würde sie sich Sorgen um ihn machen... hm, dabei war es seiner Meinung nach eher sie, um die man sich sorgen musste... „Wir brauchen ja nicht allzu lange zu bleiben. Vielleicht bis maximal 23Uhr, wenn du einverstanden bist. Das reicht mir vollkommen um mich anschließend richtig auszuschlafen.“, fügte Ren seinen vorherigen Worten nach einer kurzen Pause noch hinzu. Kyokos Gesichtsaudruck wurde darauf wieder um einiges heller, was der Schauspieler aufmerksam beobachtete. Sie war wirklich einfach süß, besonders wenn sich diese Vielfalt von Fassetten in ihrem Gesicht widerspiegelte. „Einverstanden. Aber dann schlafen Sie auch in Ihrem Bett! Ich nehme mir heute Nacht das Sofa hier.“, erwiderte Kyoko und klopfte dabei mit einer Hand kurz auf das Sitzpolster. Es schien ja an sich ganz bequem und sie passte um einiges besser hier drauf als er mit seiner Körpergröße von über 1,90m... „Oh nein! Du nimmst das Bett und ich das Sofa und da dulde ich keine Widerrede.“, erwiderte Ren und rappelte sich nun wider etwas auf um nach seinem Glas greifen und erstmal einen kleinen Schluck trinken zu können. „Aber hier können Sie sich doch niemals richtig ausschlafen! Dazu ist das Sofa viel zu klein.“, konterte Kyoko, die noch immer fest entschlossen war durchzusetzen, dass er sein Schlafzimmer nahm. „Und ob ich das kann. Ich kann’s dir gerne heute Nacht beweisen! Abgesehen davon ist das hier mein Zimmer, daher bestimmte ich wo ich übernachte.“, meinte Ren auf ihre Worte trotzig und blickte sie auch dementsprechend an. Kyoko verschlug es für einen Moment die Sprache, als sie diesen kindischen Ausdruck an ihm sah. Das war mal wieder echt typisch... Das junge Mädchen verschränkte provokativ die Arme vor ihrer Brust und zögerte nicht Ren einen genauso unnachgiebigeren Gesichtsausdruck zu erwidern, als es gerade in diesem Moment an der Tür klopfte. Der Schauspieler erhob sich darauf von dem Sofa und ging zur Eingangstür, um sie dem Besuch zu öffnen, während Kyoko weiterhin grummelig auf der Couch hockte. Es waren kurz zwei Stimmen zu hören und im nächsten Moment trat Ren erneut ins Wohnzimmer ein, nur dieses Mal mit Yashiro im Schlepptau. Kyoko sprang sofort auf, als sie den Manager erkannte. “Yashiro-san, Sie müssen mir unbedingt helfen! Befehlen Sie Ren gefälligst in seinem Bett zu schlafen und nicht auf der Couch! Die ist viel zu klein für ihn!“, sprudelte es nur so aus dem jungen Mädchen heraus. Auf Rens Gesicht war prompt wieder dieser trotzige Blick und er ließ auch eine kurze Drohung mitschwingen, als er den Augenkontakt zu Kyoko wiederherstellte. Yashiro befürchtete unterdessen in den falschen Film geraten zu sein... Er verstand gar nicht, was hier los war und noch weniger das die beiden anscheinend ziemlich am diskutieren waren, dabei hatte er eigentlich gehofft, dass sie was anderes taten... Aber dieses seltsame „Necken“ war bei den Beiden wohl einfach drin, daher musste er irgendwie damit fertig werden... Der Manager seufzte leicht, als er die Blicke genauer betrachtete, die beide sich zuwarfen. Er schnappte noch ein paar Gesprächs- oder besser Diskussionsfetzen auf, während die beiden ehemals-Turteltauben weiter stritten und klinkte sich dann schließlich doch ein. „Okay, jetzt mal bitte halblang ihr Beide!“, waren die ersten Worte des Managers, womit er Kyoko und Ren doch tatsächlich zum schweigen und zuhören brachte. „Also, Ren will das du im Schlafzimmer schläfst und er hier und du, Kyoko-chan, willst es genau umgekehrt... Nun, auch auf die Gefahr hin, dass ihr Beide mich umbringt, wenn ihr euch so überhaupt nicht einigen könnt, wieso nehmt ihr dann nicht von beiden Forderungen etwas?“ Ren und Kyoko verstanden nicht wirklich und sahen Yashiro auch mit einem dementsprechend planlosen Blick an, worauf der junge Manager seinen Kopf schüttelte. Das war ja schon beinahe hoffnungslos wenn sie noch nicht einmal diesen Wink verstanden... „Das Bett ist ein Doppelbett und somit doch groß genug... Teilt es euch!“ Die Blicke, die sich Yashiro nach diesen Worten boten, spiegelten so ziemlich alles an negativen Emotionen wieder, die es auf diesem Planeten zu geben schien, und ohne es eigentlich zu wollen, hatte der Manager das Gefühl um mindestens drei Köpfe zu schrumpfen... Eine ziemlich geladene Stille breitete sich in dem Raum aus, die sich keiner wagte zu unterbrechen. Besonders Yashiro nicht, jetzt nachdem sie ihm so „liebevoll“ über ihre Blicke zu verstehen gegeben hatten, was sie von seinem Vorschlag hielten... Er konnte ja nicht ahnen, dass sowohl Ren als auch Kyoko in diesem Moment lediglich krampfhaft versuchten die in ihnen aufsteigende Verlegenheit bei Yashs Vorschlag zu überspielen. Wenn der Manager genau hingeschaut hätte, hätte er vielleicht sogar erkennen können, wie beiden eine leichte Röte auf die Wangen gestiegen war, ehe sie sich in dieses grimmige Schauspiel flüchteten. Beide waren im Grunde eigentlich gar nicht so abgeneigt, gegen den Gedanken immerhin war es eine einmalige Chance dem anderen etwas näher zu sein, ohne das dieser sich gleich etwas dabei dachte, aber Kyoko hielt es einfach für völlig absurd, dass der große Ren Tsuruga sich mit ihr ein Bett teilen würde und der Schauspieler sah es als zu gefährlich an... Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er bei sich zuhause an diesem einen Abend die Kontrolle verloren hatte. Ren hatte Kyoko bei ihrem Sturz aufgefangen und als er dann so auf ihr lag und sie in seinen Armen hielt schien sich seine Vernunft einfach abzuschalten und sein inneres Verlangen nach ihr gewann die Oberhand. Er konnte nicht ausschließen, dass so was noch einmal passierte, besonders in so einer Situation und das wollte er auf keinen Fall riskieren, denn er hatte wenn er ehrlich war keine Ahnung zu was er in diesem Moment fähig wäre... So ging das Ganze auch noch bestimmt drei Minuten weiter. Es herrschte Stille und alle Anwesenden hingen mehr oder weniger ihren Gedanken nach, ehe Ren ein leichter Seufzer über die Lippen kam und er auf seine Armbanduhr schaute. „Was soll’s, klären wir das besser später. Wir sollten langsam runter“, sagte der Schauspieler zu den beiden anderen Personen gewandt und griff nach seinem Glas, dass noch immer auf dem Wohnzimmertisch stand. Er leerte es rasch in einem Zug, während Yashiro innerlich aufatmete. Der Manager beobachtete, wie auch Kyoko ihr Glas noch austrank, ehe Ren es ihr abnahm und das Geschirr in die Küche brachte. Kyoko ging bereits in den Flur um sich ihre Schuhe wieder anzuziehen, während Ren noch seine Jacke holte und auch nach Kyokos griff, als er sie auf der Couch erblickte. Yashiro musterte den Schauspieler dabei. Er hätte ihn jetzt gerne so einiges gefragt, aber Kyoko war in der Nähe, was nicht gerade die beste Voraussetzung bildete um offen mit dem Schauspieler zu sprechen, also würde er das wohl auf später verschieben müssen.. Ren und sein Manager traten ebenfalls in den Flur, wo Kyoko bereits wartete. Der Schauspieler gab ihr noch rasch die Jacke, ehe sie gemeinsam sein Zimmer verließen und sich auf den Weg nach unten machten. Kapitel 11: Wer zuletzt lacht... -------------------------------- Wenige Minuten später betraten die Drei die Lounge und sahen auch sofort die vielen, etwas abgetrennt aufgestellten und für die Filmcrew reservierten Tische. Der Regisseur war bereits dort, genauso wie Itsumi und noch einige weitere der Schauspieler. „Hallo Kyoko-chan!“, rieft Itsumi ihrer Freundin augenblicklich zu und winkt sie auch gleich zu sich. Sie hatte einen Platz neben sich für Kyoko freigehalten und die junge Schauspielerin nahm das Angebot auch gerne an. Ren und Yashiro gingen in der Zwischenzeit in Ogatas Richtung. Der Regisseur stand, sobald er die Beiden erblickte von seinem Platz auf um sie auch anständig begrüßen zu können. „Hallo Ren, schön, dass ich euch entschieden habt zu kommen.“, sagte Ogata mit einem freundlichen Lächeln an den Schauspieler gerichtet und nickte Yashiro anschließend kurz freundlich zu. Die Beiden hatten sich bis vor etwa einer halben Stunde ja noch unterhalten und sich um die Organisation dieses Essens gekümmert, daher begrüßte er ihn nun nicht mehr separat. Der Regisseur bot den Beiden Männern im nächsten Moment über eine Handgeste die Plätze neben sich an dem runden Tisch an, was diese auch annahmen. Ren ging zu dem Stuhl hinüber, zog ihn ein Stückchen vom Tisch weg und hing erstmal rasch seine Jacke über die Lehne, ehe er Platz nahm. Yashiro tat es ihm gleich und setzte sich ebenfalls, während Ogata sich nun einige Schritte entfernt hatte um die nächsten Ankömmlinge zu begrüßen. Als der Manager zu Ren hinüber schaute, heftete dessen Blick bereits wieder an dem Nachbartisch, an dem Kyoko mit einer ganzen Gruppe Mädchen saß und sich so wie es aussah auch bereits hervorragend amüsierte. Yashiro wartete noch einen Moment, in dem er den verträumten Blick seines Schützlings musterte, ehe er sich kurz räusperte und damit Rens Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Schauspieler hatte mit leicht angehobenen Augenbrauen zu ihm geschaut, was Yash lediglich mit einem Lächeln kommentierte. „Also was auch immer du im Bus mit ihr angestellt hast, es war ein voller Erfolg. Aber ich muss schon sagen, diese Aktion mit dem auf deinen Schoss ziehen hat euch nicht unbedingt die Sympathie von bestimmten Personen gebracht.“, begann Yashiro nun ein Gespräch, während er nach der Wasserkaraffe griff und sich ein Glas einschüttete. „Hm, nun daran sollten die sich gewöhnen. Ich habe sicher nicht vor ewig Single zu bleiben.“, erwiderte Ren nur während er leicht in sich hinein grinste. Also er hatte es als durchaus angenehm empfunden sie auf seinem Schoss sitzen zu haben und er war immer wieder davon überrascht wie angenehm leicht sie doch war. „Wow, so was höre ich von dir zum ersten Mal seit wir zusammen arbeiten! Es ist nicht mal ein Viertel Jahr her, da hättest du noch ganz anders auf dieses Thema geantwortet.“, merkte Yashiro leicht schmunzelnd an und trank einen Schluck seines Wassers. „Ja, da hast du wohl Recht...“, murmelte der Schauspieler lediglich als Antwort wobei ihm ein viel sagendes Lächeln auf den Lippen stand. Er hatte sich wirklich teilweise sehr geändert oder besser gesagt Teile seines alten Ichs wieder gefunden... und Auslöser dafür war nur sie... Ren goss sich auch etwas Wasser ein um gleich im nächsten Moment einen kräftigen Schluck davon zu trinken. Ogata kam in diesem Moment zum Tisch zurück und hatte noch weitere Leute bei sich, die sich nun ebenfalls an den Tisch setzten. Schnell wurde die Arbeit hier zum Gesprächsthema, in das sich auch Ren und Yashiro einklinkten, während in anderen Gruppen eher über das Hotel und die hübsche, naturnahe Umgebung oder ganz andere Themen gesprochen wurde. ----------------------------------------------------------- Währenddessen war an einem anderen Ort im Hotel gerade ein junger Mann im Bad seines Hotelzimmers und warf noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel. Neben ihm konnte man alles Mögliche an Schminkutensilien über die Ablage neben dem Waschbecken verstreut stehen sehen und nun tauchte noch eine weitere Person in der Tür zum Zimmer auf. „Bist du fertig Reino?“, erkundigte sich der junge, langhaarige Mann und sah seinen Chef dabei prüfend an. Er hatte die letzte Viertelstunde hier drinnen verbracht nur mit dem Ziel die noch immer gerötete und teilweise noch leicht geschwollene Haut an seiner rechten Wange mit Hilfe aller möglichen Kosmetiksachen zu überdecke. Sein Boss hatte ihm zwar nicht genau erzählt was los war, aber ihm war klar, dass er wieder diesem Mädchen nachgestiegen sein musste. Die anderen aus der Band hatten es noch nicht mitbekommen, aber er schon. Reino hatte ein großes Interesse an ihr Entwickelt aber ihm schienen sich ein paar Hindernisse in den Weg zu stellen... Neulich hatten sie ihn bereits zusammengekauert im Wald gefunden. Er meinte zwar ihm sei nur schlecht gewesen, aber irgendwie war das nicht wirklich glaubwürdig... Zumindest jetzt nicht mehr wo er diese schönen Spuren einer gewaltsamen Auseinandersetzung im Gesicht hatte... „Ja, wir können los. Steht die Limousine schon unten?“, antwortete der Sänger nach einem kurzen Moment und strich sich leicht über seine Lippe. Sie war auf der rechten Seite leicht angeschwollen und wenn er mit seiner Zunge über die Innenseite der Lippe fuhr spürte er deutlich die Stellen, an der sie durch die Wucht des Schlages aufgeplatzt war... Das würde ihm dieser Typ noch büßen... garantiert... „Ja sie ist da. Aber Reino was die Geschehnisse von gestern angeht... Nimm’s mir bitte nicht übel, aber wer auch immer das war er hat dich ganz schön zugerichtet... Dank der Schminke sieht man’s zwar kaum noch, aber willst du nicht lieber aufgeben? Du warst heute schon wieder die ganze Mittagszeit unterwegs ohne das wir eine Ahnung hatten wo du steckst...“, antwortete der junge Mann. Seine Stimme wurde deutlich vorsichtiger, als er das Thema wechselte und nun wartete er leicht angespannt auf die Antwort des Sängers. Reino verzog hingegen keinen Mundwinkel, sondern drehte sich mit einem Ruck zu seinem Bandkollegen um. Er ging hastig ein paar Schritte auf ihn zu und schlug seine Faust kraftvoll neben dem jungen Mann gegen die Wand. „Aufgeben?!? Ist dir überhaupt klar, was du da gesagt hast?? Was wäre bitte mit unserem Ruf, wenn ich das tun würde? Wir haben bisher alles erreicht und bekommen, was wir wollten. Wir machen diesem Schnösel Fuwa seinen Rang streitig und ich will nun mal auch dieses Mädchen haben. Ich will sie und ich kriege sie!!“ Der langhaarige blonde Mann sackte ein klein wenig nach unten weg, während Reino seine Ansprache hielt, und schluckte leicht. Was die Augen des Sängers ausdrückten war kein Wut oder dergleichen, nein es war Spaß und langsam aber sicher wurde ihm das unheimlich... Er kannte Reino nun schon seit mehreren Jahren und wusste auch von seinen teilweise etwas wundersamen Seiten aber so besessen hatte er ihn noch nicht erlebt... Genau in diesem Moment war ein Klopfen an der Tür zu hören und eine weitere Männerstimme rief nach den Beiden. Reino richtete sich darauf wieder auf und strich noch mal kurz seinen Mantel entlang, ehe er sich gemeinsam mit seinem Zimmergenossen auf den Weg zur Tür machte. ------------------------------------------------------------ Es war inzwischen einige Zeit vergangen, das Essen war längst bestellt und es hatten auch bereits fast alle ihre Teller mit den unterschiedlichsten Gerichten vor sich auf dem Tisch stehen. Nebenher wurde sich überall angeregt unterhalten und es herrschte generell eine gute Stimmung unter den Crewmitgliedern. Kyoko saß noch immer neben Itsumi und sprach mit ihr und drei weiteren Schauspielerinnen aus Dark Moon über die heutigen Szenen. Das Essen, das vor ihnen stand erschien beinahe nebensächlich, so gut verstanden sich die jungen Frauen. „Szene 86 war einfach klasse! Ihr beiden spielt wirklich hervorragend zusammen! Man spürt richtig Mios Hass auf Mizuki und wie sie sie einschüchtert... einfach spitze!“, lobte eines der Mädchen gerade die Arbeit der Freundinnen, worauf beide ein freundliches Lächeln erwiderten. „Danke. Aber die Rollen sind auch wirklich wie zugeschnitten für uns. Und bei Kyoko-chans Spiel kann man gar nicht anders als eingeschüchtert zu sein.“, erwiderte Itsumi und zwinkerte Kyoko bei ihrem letzten Satz zu, worauf diese sie leicht am Ellenbogen anstupste. „Na so schlimm bin ich nun auch wieder nicht...“, murmelte Kyoko mit einem gespielten schmollenden Unterton, musste aber bereits zwei Sekunden später wieder lächeln. „Aber ich muss Itsumi-chan zustimmen! Du machst das genauso wie Tsuruga-san. Ihr habt immer so eine Aura um euch, die einen vollkommen überzeugt und vergessen lässt, dass ihr nur Schauspielert!“, meldete sich nun wieder eines der Mädchen zu Wort. Ihr Name war Hitomi und sie spielte wie ihre Freundinnen Akane und Midori, die neben ihr saßen, eine Klassenkammeradin der Beiden in Dark Moon. Die anderen Beiden bestätigten die Aussage ihrer Freundin auch noch indem sie rasch mit dem Kopf nickten. Kyoko konnte nicht verhindern, dass sie ein klein wenig verlegen wurde bei diesem Vergleich... Es erinnerte sie daran, wie Itsumi mal gemeint hatte sie würde besser spielen als Tsuruga-san, aber das war ja gar nicht der Fall... Er hatte damals nur einfach noch nicht seine Interpretation der Rolle gefunden und auch jetzt bereitete es ihr irgendwie Unbehagen mit ihm verglichen zu werden... Er war immerhin der beste Schauspieler, den es zurzeit in diesem Land gab, und sie gerade mal eine Anfängerin, die in ihrem ersten Film mitspielte... „Danke, aber ich denke nicht, dass man mich mit Tsuruga-san vergleichen kann... Unser Schauspiel trennt Welten, immerhin bin ich noch eine Anfängerin.“, erwiderte Kyoko und senkte dabei ihren Blick auf den Tisch vor sich. „Na da sei mal nicht zu bescheiden. Ich bin sicher es dauert nicht mehr lange und du kannst ihm das Wasser reichen. Es ist sowieso immer seltsam, wenn ihr Szenen zusammen spielt. Das wirkt noch mal ganz anders als wenn zum Beispiel ich mit ihm spiele.“, schaltete sich wieder Itsumi ein. Sie war auch vollkommen überzeugt von dem was sie sagte. Allerdings deprimierte sie das auch irgendwie... Tsuruga-san hatte sie, wenn er es darauf anlegte, bei ihrem Spiel vollkommen unter Kontrolle und konnte sie steuern wie er wollte... das hatte sie bei der Testszene mehr als deutlich zu spüren bekommen... Und irgendwie... Kyoko hatte die gleiche Fähigkeit wie er. Es reichte ein Blick und man war im eigenen Spiel gefangen. Ihr war es zum Glück noch nicht passiert, dass sie sich völlig hatte steuern lassen, aber Mios Handlungen hatten sie schon mehr als einmal so getroffen, als hätte sie nicht im voraus aus dem Drehbuch gewusst, was auf sie zukam... Na ja das war vermutlich noch ein Grund weshalb sie so gut zu Tsuruga-san passte... Sie selbst musste zugeben, dass sie den Schauspieler mochte, sogar sehr, seit er ihr dieses besondere Lächeln bei der Testszene gezeigt hatte... Aber ihr war aufgefallen, dass er dieses Lächeln nicht nur vor der Kamera verwendete. Er hatte es auch Kyoko gegenüber schon angewandt... Und das weit mehr als einmal... dazu kam noch seine ganze Art, die um so vieles lockerer war, wenn er in ihrer Nähe war... Sie war sich vollkommen sicher, dass der Schauspieler Interesse an Kyoko hatte und für sie galt sicher auch das gleiche. Da brauchte sie sich nur daran erinnern wie Kyoko den einen Abend völlig verstört rauf ins Zimmer gekommen war. Sie war gar nicht mehr ansprechbar und heute ahnte Itsumi, dass sie bereits an dem Tag diesem Stalker begegnet war... Kyoko hatte dann lediglich zu ihrem Handy gegriffen und wie abwesend eine Nummer gewählt... Tsuruga-sans Nummer. Das musste doch was heißen. „Nein, das glaub...“, setzte Kyoko gerade für ihre Antwort an, bei der sie darauf eingehen wollte, das Ren ihr gegenüber angeblich anders spielte als in anderen Szenen, als sie aber plötzlich abbrach und wie versteinert geradeaus blickte. Itsumi war völlig verwirrt durch diese Reaktion und musterte Kyoko irritiert. Die Augen des jungen Mädchens hatten sich geweitet, ihre Pupillen verengt... Ihr Blick war völlig starr geworden und zudem schien ihr innerhalb von Sekundenbruchteilen sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen zu sein... Itsumi lies ihren noch immer verwirrten Blick hinab auf Kyokos Hände wandern. Sie hatte die Finger in ihrem Schoß ineinander verschränkt und drückte sie so fest, dass ihre gesamten Hände unter der Anspannung zitterten und die Blutadern und Sehnen auf ihrem Handrücken richtig hervortraten... Aber was war denn auf einmal los?? Sie faste Kyoko vorsichtig am Arm, aber schreckte selbst wieder zurück. Ihre Haut war ja richtig kalt... und feucht... Als sie erneut ins Kyokos Gesicht blickte, sah sie auch die winzigen Schweißperlen auf der Stirn ihrer Freundin. Mit einem hilflosen Blick sah sie nun in die Richtung, in die Kyoko noch immer blickte. Es war die Eingangshalle, die man an dieser Stelle recht gut einsehen konnte, und sie war ziemlich gefüllt wie Itsumi feststellte. Aber das war kein Wunder, um diese Zeit gingen viele der Gäste noch aus, aber was da draußen hatte bloß diese Wirkung auf Kyoko.... Ren saß unterdessen noch immer zwischen Ogata und Yashiro. Gerade wurde sich angeregt über einige der neusten politischen Veränderungen unterhalten, woran sich der Schauspieler aber nicht wirklich beteiligte. Das war nicht gerade seine Welt und wirklich gut informiert war er bei diesem Thema auch nicht, daher zog er es vor lieber nichts zu sagen. Der junge Mann griff nach dem Weinglas, das vor seinem Teller stand und trank einen kleinen Schluck von dem roten, alkoholhaltigen Inhalt. Dabei ließ er seinen Blick kurz über den Tisch schweifen und schließlich, wie schon so oft an diesem Abend, wieder zum Nachbartisch zu Kyoko. Aber was er da zu sehen bekam ließ ihm reglerecht den Atem stocken... Der Schauspieler verschluckte sich beinahe und setzte augenblicklich das Glas ab. Bereits in der nächsten Sekunde stand er auch schon von seinem Stuhl auf und murmelte rasch ein „Entschuldigt mich bitte“ an seine Tischnachbarn, ehe er zwar äußerlich ruhigen Schrittes aber innerlich völlig aufgewühlt zu Kyoko hinüber ging. Itsumi hatte ihn bereits gesehen und schien erleichtert darüber, dass er kam. Auch die anderen drei Mädchen am Tisch waren sichtlich verwirrt und wussten nichts mit der Situation anzufangen. Ren fixierte Kyoko in der Zwischenzeit. Er erkannte diese Augen wieder, genau diesen Blick hatte sie gestern Abend gehabt, als er sie in den Händen dieses Stalkers fand... den gleichen gequält, ängstlichen Ausdruck in dem nichts mehr von ihrer sonstigen Stärke übrig geblieben war. Sie erschien einfach völlig hilflos.... Und diese Reaktion von ihr hieß, dass der Mistkerl hier in der Nähe war! Gott wie gerne würde er jetzt nach ihm suchen und ihm, da es ja anscheinend notwendig war, noch einmal deutliche machen, dass er seine Finger von Kyoko lassen sollte! ...Aber das war zweitrangig. Erstmal musste er jetzt zu ihr... Ren überwand noch die letzten paar Meter und hielt direkt neben Kyokos Stuhl an. Er ging ohne zu zögern neben ihr in die Hocke und sah sie von unten her an. „Hey, Mogami-san“, sprach er Kyoko an und legte dabei eine Hand sanft auf ihr Schulterblatt, aber sie reagierte nicht... Ren rüttelte sie ganz leicht, aber noch immer keine Reaktion... Der Schauspieler legte nun seine andere Hand auf die ihren in ihrem Schoß, drückte sie leicht und sprach das junge Mädchen erneut an. Aber wieder keine Reaktion... Okay das reichte jetzt! Ren nahm nun beide Hände, legte sie auf ihre Wangen und versuchte sie über sanften Druck gegen ihr Gesicht dazu zu bringen ihn anzusehen, aber auch wenn sie ihren Kopf leicht drehte, ihre Augen schienen trotzdem noch immer an etwas festzuhalten... „Verdammt, Kyoko, sieh mich an!“, kam Ren plötzlich über die Lippen und das energischer als er eigentlich beabsichtige... Aber immerhin hatte es Wirkung gezeigt, denn das junge Mädchen vor ihm schreckte regelrecht auf und sah ihn dann mit ihren großen, braunen Augen an. Ren hatte das Gefühl ihm würde ein halbes Gebirge vom Herzen fallen, als sie sich endlich zu ihm wandte. Er nahm nun wieder seine Hände von ihrem Gesicht, als ihm langsam bewusst wurde, wie das wohl ausgesehen haben musste, aber eigentlich war ihm das egal. „Geht’s wieder?“, erkundigte sich der Schauspieler mit sanfter Stimme und blickte sie weiter von unten her an. Kyoko nickte etwas zögerlich, aber es war auch so zu erkennen, dass sie noch völlig durcheinander und wohl eher gar nichts in Ordnung war... „... entschuldigt mich bitte...“, murmelte Kyoko leise vor sich hin und stand von ihrem Stuhl auf. Sie ging ohne zu zögern in Richtung Toiletten davon und Itsumi folgte ihr, nachdem sie sich über einen Blick zu Ren noch rasch vergewissert hatte, ob das auch seiner Meinung nach das Richtige war. Während die beiden verschwanden, sahen die anderen drei Mädchen vom Tisch Ren Tsuruga, der sich nun langsam wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete, irritiert an. Dem Schauspieler fiel das natürlich auf, worauf er sein freundlich wirkendes Gentleman-Lächeln aufsetzte und die drei Mädchen damit anblickte. Wie er bereits vermutet hatte, waren die drei augenblicklich hin und weg und begannen, sobald er ihnen den Rücken zugedreht hatte, sich angeregt über den Schauspieler und wie gut er doch Aussah und so weiter zu unterhalten... Ren griff noch rasch nach Kyokos Jacke und entfernte sich ein paar Schritte von dem Tisch, als ihm bereits Yashiro entgegen kam. „Was war denn los?“, erkundigte sich der Manager besorgt sobald er bei Ren angekommen war. Er hatte mitangesehen was geschehen war und befürchtete bereits das Kyoko wieder eine gewisse Person gesehen hatte... Ihr Verhalten hatte Bände gesprochen... „Er war es...“, antwortete Ren nur, da er sicher war Yashiro würde die Antwort verstehen. Nebenher sah er nun in die Richtung, in die Kyoko vorhin andauernd gestarrt hatte. Er blickte dabei direkt in die Eingangshalle und durchsuchte sie nun nach dem Gesicht, das ihm vermutlich noch lange im Gedächtnis bleiben würde. Es war im Wald zwar Großteils dunkel gewesen, aber er hatte genug erkennen können um ihn auch hier wieder zu finden. Rens Augen flogen regelrecht über die einzelnen Personen und ihre Gesichter, bis er alle der offensichtlichen Personen überprüft hatte. Er ließ seinen Blick nun weiter zur Seite schweifen, zu einem der vielen Aquarien, die hier als Dekoration dienten und.... Volltreffer!!! Da war er!! Reino stand die ganze Zeit neben einem der vielen Aquarien und hatte sich lässig gegen das Glas gelehnt um Kyoko von dieser Position aus bequem beobachten zu können. Der Rest seiner Band war gerade dabei noch einige Sachen mit ihrem Manager abzusprechen, denn sie hatten jetzt noch einen Termin für ein Interview. Ihn interessierte das aber nicht besonders, er ließ sich eh nicht vorschreiben, was er wann und wo sagte und die Person, die er zufällig dort drinnen entdeckt hatte, zog sowieso seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Er genoss es sie so zu sehen, wie ihr die Angst ins Gesicht stieg, als sie ihn entdeckt hatte, und sie ihren Blick nicht mehr von ihm abwenden konnte. Es brachte ihn zum Lächeln, zu einem triumphierenden Lächeln und die Genugtuung, die ihn im Moment durchströmte, schien wie ein Verstärker für die düstere und gefährlich wirkende Aura des jungen Mannes zu wirken. Allerdings nicht lange, denn plötzlich tauchte eine Person neben seinem Rotkäppchen auf, die seine gute Laune rasch wieder zu Nicht machte... Es war Ren Tsuruga... Er ging neben ihr in die Hocke, sprach auf das junge Mädchen ein und schaffte es schließlich tatsächlich ihre Aufmerksamkeit von ihm abzuziehen und auf sich zu lenken. Der Sänger betrachtete das mit nicht gerade fröhlicher Miene. Früher oder später würde es ihm schon gelingen, dann würde er sie komplett haben und weder für Fuwa noch diesen Schauspieler würde dann noch Platz in ihren Gedanken sein... Der Sänger beobachtete das Geschehen noch weiter, bis Kyoko aufstand und ging. Eines der Mädchen folgte ihr. Hm... schade, damit war das Spiel für heute also vorbei... Reino wollte sich gerade abwenden, als ihn ein Blick traf, der nun ihn an Ort und Stelle fesselte. Er drehte sich rasch zu dem Verursacher um und blickte direkt in die Augen von Ren Tsuruga... Sein Blick war mörderisch... Seine dunklen Augen, die verengt zu Schlitzen, zu ihm hinüber sahen, dann diese braunen Augenbrauen, die tief hinab gezogen waren und, begleitet von einer kleinen Falte zwischen ihnen, den finsteren Ausdruck in den Augen des Schauspielers noch verstärkten. Es war sogar mehr als mörderisch, dieser Ausdruck war so voller Wut gepackt, dass Reino spürte wie ihm ein Schauer über die Haut und durch die Knochen ging... Aber dennoch hatte es auch etwas... Es gefiel ihm ihn so zu sehen... Reino setzte absichtlich provokant ein breites Lächeln auf, ehe er sich einfach umdrehte und davon ging. Er sehnte sich nach dem Tag an dem ihm nicht nur dieser Schauspieler sondern auch Kyoko mit so viel Hass begegnete... Ren sah diesem Typen noch einen Moment hinterher. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und wenn sie eben nicht dummerweise hier im Hotel gewesen wären, sondern irgendwo alleine draußen, hätte er nicht dafür garantieren können, dass er nicht auf diesen Kerl losgegangen wäre... Er war an sich kein Schlägertyp, zumindest inzwischen nicht mehr, aber wenn es um eine Person ging, die ihm etwas bedeutete, die ihm sogar viel bedeutete, dann war er auch dazu bereit! Yashiro stand noch immer neben dem Schauspieler. Er hatte sein Mienenspiel verfolgt und auch die Person gesehen, der dieser ungeheure Blick galt. Das war er also... das war dieser Stalker. Hm... irgendwoher kam er dem Manager bekannt vor... aber ihm wollte nicht wirklich einfallen woher... „Yashiro, ich schaue mal rasch nach den Mädchen und ich glaube ich bringe Kyoko dann auch hoch. Es wäre nett, wenn du mich bei den anderen Entschuldigst“, bat Ren seinen Manager mit leiser Stimme, damit die anderen Personen um ihn herum das Gespräch nicht unbedingt mitbekamen, und blickte ihn dabei abwartend an. Er dachte zwar nicht daran, dass Yashiro ihm diese Bitte abschlagen würde, aber er wollte dennoch die Bestätigung abwarten. Das gehörte sich einfach so. Gleich darauf kam auch schon ein zustimmendes Nicken des Managers. „Soll ich euch denn noch irgendetwas an Essen hochbringen lassen?“, erkundigte er sich noch und warf dabei einen Blick auf Kyokos Teller. Es waren große Teller und auch wirklich große Portionen, die man hier bekam, und der Teller des Mädchens war ungefähr zur Hälfte geleert, er hatte nur keine Ahnung ob sie davon jetzt satt war oder nicht... Bei Ren wäre das einfacher gewesen... Da grenzte es schon an ein Wunder, wenn er die Hälfte überhaupt aß, wie man sicher auch heute wieder sehen konnte... Aber hey! Er hatte sogar ungefähr die Hälfte seines Essens geschafft. Das war schon mal nicht schlecht, aber der Manager hatte es bereits aufgegeben darauf zu hoffen, dass er irgendwann mal drei Mahlzeiten am Tag zu sich nahm und sogar anständig portionierte... „Nein, ich denke das ist nicht nötig. Wenn sie noch etwas möchte, mache ich ihr oben rasch was. Der Kühlschrank ist ja noch so gut wie voll. Danke, Yashiro“, antwortete Ren auf die Frage seines Managers und wandte sich bereits um, um zu gehen. „Keine Ursache. Bring sie schnell ins Bett“, kam von dem jungen blonden Mann noch als Reaktion, ehe Ren in Richtung der Toiletten davonging und Yashiro wieder zu seinem Tisch zurück kehrte. Die Jacke von Ren hing noch hier, wie im auffiel, aber na ja die konnte er ihm auch morgenfrüh noch schnell rüberbringen. Kapitel 12: Abend zu Zweit -------------------------- Ren ging mit ruhigen Schritten um nicht noch weiteres Aufsehen zu erregen zu dem kleinen Korridor, der zu den Toiletten führte. Hoffentlich war mit Kyoko alles in Ordnung... sie hatte eben auf jeden Fall nicht wirklich gut ausgesehen... Der Schauspieler machte einige Schritte in den Korridor, als ihm aber auch schon zwei bekannte Gestalten entgegenkamen. Es waren Momose-san und Kyoko. Ren musterte sie sofort und musste feststellen, dass sie sich wieder um einiges besser unter Kontrolle zu haben schien, zumindest äußerlich... „Mogami-san ist alles in Ordnung?“, erkundigte er sich vorsichtig, worauf Kyoko sich zu seinem Überraschen zu einem leichten Lächeln durchrang. „Ja. Ich brauchte nur etwas Abkühlung“, antwortete das junge Mädchen und strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war nass, was daher rührte, dass Kyoko sich eben am Waschbecken etwas kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte um wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Es hatte auch funktioniert, aber wohl fühlte sie sich deshalb trotzdem noch nicht. Sie wollte eigentlich nur weg hier... weg aus der Lounge und hoch aufs Zimmer. Das Daruma-ya wäre ihr zwar noch lieber, aber so schnell kam sie da jetzt nicht hin und außerdem konnte sie hier nicht einfach abhauen, immerhin drehten sie an einem Film. Der Schauspieler nickte leicht auf die Antwort des jungen Mädchens und musterte sie einen Moment, ehe er zu Itsumi hinüber blickte. Sie nickte leicht, als Bestätigung, dass sonst wirklich nichts gewesen war. Komplett nichts, denn Kyoko hatte nicht Mal wirklich mit ihr gesprochen... „Also... ich würde jetzt gerne hochgehen, wenn du einverstanden bist“, begann Ren und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war zwar noch nicht einmal 22 Uhr aber er war sich sicher, dass Kyoko nun kein Interesse mehr daran hatte hier unten zu bleiben und ihm ging es ähnlich. Er wollte sie hier wegbringen und dafür sorgen, dass sie sich wieder etwas wohler fühlte. „Ja, das ist in Ordnung“, antwortete Kyoko begleitet von einem leichten Nicken und wandte sich dann Itsumi zu, die immer noch neben ihr stand. Sie wollte sich noch kurz für ihre Begleitung bedanken und verbeugte sich daher leicht: „Danke Itsumi-chan.“ „Keine Ursache. Schlaf gut und erhol dich etwas“, erwiderte ihre Schauspielkollegin und verbeugte sich ebenso leicht. Anschließend wandte sie sich auch Ren zu und verbeugte sich zum Abschied vor ihm, worauf dieser ein Lächeln erwiderte. „Dir ebenfalls eine gute Nacht, Momose-san.“ Nachdem Itsumi gegangen war standen sich Ren und Kyoko noch einen Moment schweigend gegenüber. Das Mädchen hatte ihren Blick auf den Boden gesenkt und ihre Hände ineinander verschränkt, während sie mit leicht traurigem Ausdruck in den Augen einfach nur auf den ordentlich verlegte Parkettboden sah. Ren musterte sie dabei und er wusste auch, dass sein eigener Augenausdruck sich vermutlich nicht wesentlich von ihrem unterschied, auch wenn die Gedanken dahinter andere waren... „Dann lass uns jetzt hochgehen. Es war ein langer Tag“, ergriff er schließlich das Wort, als die Stille drohte richtig unangenehm zu werden. Er wartete bis Kyoko zustimmend genickt hatte und sich mit langsamen Schritten in Bewegung setzte. Er passte sein Tempo dem ihren Problemlos an und ging so neben ihr her. Sie nahmen eine kleine Abkürzung und durchquerten nicht die komplette Lounge um zu den Aufzügen zu gelangen, sondern gingen einen anderen kleinen Gang entlang, der von hier aus direkt zum hinteren Bereich der Eingangshalle führte in dem auch die Aufzüge waren. Dort angekommen mussten sie noch einen Moment warten, bis das Gefährt im Erdgeschoss ankam und sie zusehen konnten wie die Mitfahrer ausstiegen ehe sie schließlich selbst einsteigen konnten. Ren drückte das entsprechende Stockwerk und lehnte sich mit seinem Rücken gegen die hintere Wand des Fahrstuhles. Schon wieder hatte sich diese Stille breit gemacht... Aber er konnte es Kyoko im Moment wohl kaum verübeln, wenn sie nicht sonderlich gesprächig war... Trotzdem behagte ihm diese Situation hier überhaupt nicht, aber er hatte auch keine Idee wie er sie hätte ändern können... Solche Scherze, wie der vorhin im Bus, kamen jetzt sicher nicht positiv bei ihr an und daher wollte er es auch lieber nicht versuchen... Die eigentlich kurze Zeit, bis der Aufzug sein Ziel erreichte, zog sich Rens Auffassung nach beinahe unendlich in die Länge. Er hatte sie durchgängig aus den Augenwinkeln beobachtet, während sie neben ihm im Aufzug stand. Er wusste nicht, ob es ihr aufgefallen war, aber sie hatte wieder diese besondere Haltung angenommen, die er schon einmal bei ihr gesehen hatte, damals als sie mit Ruriko-chan um diese eine Filmrolle gekämpft hatte. Ihre traditionelle Erziehung schien sich in solchen Situationen häufig durchzusetzen, vielleicht versuchte sie sich ja sogar dahinter zu verstecken, denn verbunden mit ihrer Haltung war es ja auch üblich immer freundlich und fröhlich anderen gegenüber zu treten egal wie es einem in Wirklichkeit ging. Das letztere schien ihr zwar im Moment nicht zu gelingen, aber Ren war auch froh darüber, denn er hatte keine Ahnung wie das dann auf ihn wirken würde... Vermutlich wäre er sogar davon verletzt. Fuwa hatte ihm ja den einen Abend schon an den Kopf geworfen, dass er behandelt würde wie jeder andere und keine noch so kleine Sonderstellung bei Kyoko hatte und das hatte wirklich wehgetan. Es war wie ein Stich in die Brust und es war auch zusätzlich zu seiner eigenen Wut über sich selbst, weil er Kyoko an dem Tag nicht beschützen konnte, mit ein Grund weshalb er so die Kontrolle verloren und alle anderen aus seinem Zimmer geschmissen hatte. Er war daher froh, wenn sie nicht völlig vor ihm verstecke wie es ihr ging, auch wenn er sich eigentlich wünschte, dass sie ihm gegenüber von sich aus noch offen war. Wie gestern Abend als sie in seinen Armen geweint hatte. Da hatte sie sich nicht verstellt oder hinter irgendetwas versteckt, indem sie die Starke spielte, und diese Momente waren die in denen es für seine Hoffnung, doch einen wichtigeren Platz in ihrem Leben zu haben, immer wieder Anstöße gab. Ein kurzes „Pling“ verkündete plötzlich, dass der Fahrstuhl an der richtigen Etage angekommen war und riss Ren dabei aus seiner Gedankenwelt. Er warf einen kurzen Blick auf die Anzeige und dann zu Kyoko, die ebenfalls den Kopf gehoben hatte. Als sich die Fahrstuhltür geöffnet hatte, trat Ren auf den Gang hinaus und wartete bis Kyoko ihm gefolgt war, ehe er langsam weiterging in Richtung seines Zimmers. Dort angekommen zog er den Zimmerschlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Tür. Er ließ Kyoko den Vortritt und zog die Tür hinter sich zu, nachdem auch er ins Zimmer eingetreten war. „Du kannst als erstes ins Bad. Ich mache uns noch etwas zu trinken, dann können wir uns noch ein bisschen ins Wohnzimmer setzten, sofern du möchtest“, schlug Ren vor und bemühte sich dabei seine innere Unsicherheit nicht in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Nebenher streifte er sich die Schuhe von den Füßen, wie auch Kyoko es gerade getan hatte. Das junge Mädchen blickte ihn kurz an, allerdings nicht direkt in seine Augen und nickte zustimmend, dann verschwand sie auch schon ins Schlafzimmer um ihre Sachen zum umziehen zu holen. Ren konnte sich nicht verkneifen leicht zu seufzen ehe er ins Wohnzimmer durchging und dann nach rechts zu der kleinen Einbauküche, die in einem kleineren Raum neben dem Wohnbereich war, der lediglich von einer Theke abgetrennt wurde. Er ging zum Kühlschrank und warf kurz einen Blick auf dessen Inhalt. Dabei fand er auch das, was er suchte. Er nahm den Tetrapack mit der Milch heraus und stellte ihn auf der Arbeitsplatte ab, ehe er sich auf die Suche nach einem kleinen Topf machte um etwas Milch für sie beide zu erhitzen. Ein warmer Kakao oder einfach die Milch mit Honig waren jetzt sicher das Richtige für Kyoko, da diese Getränke beruhigend wirken und ihr nachher bestimmt auch das einschlafen erleichterten. Kyoko hatte sich, nachdem sie ins Schlafzimmer gegangen war, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt und war daran hinunter gerutscht. Sie war fertig, ihre Nerven lagen blanker als blank... und das nicht nur wegen Reino, sondern auch wegen Tsuruga-san... Er war im Moment so nett zu ihr, bemühte sich richtig darum, dass es ihr gut ging und stellte sich selbst dabei total zurück. Nicht nur, dass er generell sein Zimmer mit ihr teilte, er hatte die letzte Nacht in einem einfachen Sessel geschlafen, verbrachte beim Dreh seine Pausen immer mit ihr und jetzt war er sogar noch mit ihr hier hoch gegangen, obwohl es ihm unten gefallen hatte... Sie konnte nicht anders als ab und an zu ihm hinüber zu blicken und er wirkte als würde er sich gut amüsieren und das war kein gespieltes amüsieren, dass hätte sie bemerkt. Aber dennoch hatte er den schönen Abend, denn er eigentlich mit den anderen unten haben könnte, abgebrochen bloß wegen ihr... Sie machte ihm eine Menge Umstände, dabei wollte sie das doch gar nicht. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen um sie machte... Kyoko rappelte sich wieder auf und ging zu ihren Taschen hinüber, die neben einem der Schränke standen. Der Schrank selbst war leer, weshalb Ren ihr angeboten hatte ihre Sachen darin einzuräumen, aber bisher hatte sie es noch nicht gemacht... Irgendwie hatte sie gehofft nicht lange hier bleiben zu müssen, obwohl sie wenn sie ehrlich war gerne hier bleiben würde, aber sie wollte ihn nicht dauerhaft stören... Auf ihrer Tasche lag noch das T-Shirt von Ren, dass sie letzte Nacht getragen hatte. Kyoko nahm es in die Hände und umschloss es eng mit ihren Armen vor der Brust. Sie hatte sich wohl gefühlt in diesem Shirt, wobei sie heute Morgen doch etwas ihre Gedanken verschreckt hatten, als Ren ihr sagte, dass Itsumi sie umgezogen hatte. Irgendwie hatte sie das in diesem Moment schade gefunden... Sie verstand das immer noch nicht wirklich, eigentlich hätte sie doch froh sein müssen, immerhin hätte er sie sonst in Unterwäsche gesehen und na ja... aber irgendwie war das nicht so... Kyoko kniete sich neben ihrer Tasche nieder und wühlte einen Moment darin, ehe sie ein kleines Täschchen in den Händen hielt. Sie öffnete es und holte ein kleines Stoffbündel heraus. Sie hatte Koon noch immer nicht direkt angefasst, seit Tsuruga-san dem Stein einen Kuss gegeben hatte... Die junge Schauspielerin begann nun langsam das Stofftuch von dem Stein zu wickeln bis sein blaues Leuchten zum Vorschein kam. Sie hatte ihn jetzt noch immer auf dem Tuch liegen, dass in ihrer Handfläche lag. Wieso hatte sie eigentlich so eine Scheu davor ihn direkt anzufassen?? Kyoko näherte sich langsam mit ihren Fingern dem Stein. Ihre Hände zitterten leicht, sie wusste nur nicht ob das noch von der Aufregung wegen Reino war, oder ob es jetzt einen ganz anderen Grund hatte... Langsam, sogar sehr langsam näherte sie ihre Fingerkuppen weiter dem Stein. Es war ein seltsames Gefühl irgendwie. Sie wollte ihn berühren, aber sie hatte auch Angst davor. Was ihre Angst direkt schürte wusste sie noch immer nicht, aber sie war da... Doch, das war Kyoko im Moment egal. Sie wollte Koon endlich wieder richtig in den Händen halten. Sie brauchte ihn um mit dem ganzen Chaos in ihrem Kopf fertig zu werden... Kurz darauf fühlte Kyoko dann die glatte Oberfläche des Steines unter ihren Fingern. Er war kalt... aber es war schön ihn wieder in den Händen zu halten. Kyoko schluckte leicht, als sie wieder dieses Bild vor ihrem inneren Auge sah, als Tsuruga-san dem Stein einen so liebevollen Kuss gegeben hatte. Dabei fiel ihr auch wieder ein, was sie andauernd beunruhigt hatte... Irgendwie hatte sie in dem Moment das Gefühl gehabt, dass der Kuss nicht dem Stein sondern ihr gegolten hatte... Das junge Mädchen seufzte leise und umschloss den Stein noch fester mit ihren Händen. Das war schwachsinnig... Wieso sollte dieser Kuss an sie gerichtet sein? Er war schließlich immer noch Ren Tsuruga, der beliebteste Schauspieler ganz Japans, und auch ihrer Meinung nach sehr attraktiv... Ihm liefen die Mädchen in Scharen hinterher, er konnte praktisch jede haben! Auch unter den anderen Schauspielerinnen und selbst den Sängerinnen und Models gab es sicher niemanden, der ihn ablehnen würde... Kurz gesagt er hatte eine gewaltige Auswahl und da würde er sicher kein Interesse an jemandem wie ihr finden. Sho-chan hatte sie ja damals schon als Mauerblümchen bezeichnet und irgendwie hatte er ja Recht... Sie machte sich nun mal nicht so zurecht wie andere Mädchen, schminkte sich nicht täglich, obwohl sie sich inzwischen von ihrem Geld, dass sie bei den Dreharbeiten von Dark Moon verdient hatte, sehr wohl Schminksachen hätte kaufen können. Aber irgendwie war es trotzdem noch etwas Besonderes für sie und das wollte sie nicht zu etwas alltäglichem werden lassen. Das Makeup für die Dreharbeiten, von dem sie anfangs noch total hin und weg war, war inzwischen schon alltäglich genug für sie... Aber Männer bevorzugten ja meisten die Mädchen, die auch etwas aus sich machten. Sie hatte zwar irgendwie das Gefühl, dass Tsuruga-san das nicht so wichtig wäre, aber sicher war sie sich da nicht. Sie wusste nur, dass er sich praktisch allen gegenüber verstellte und die Personen nur oberflächlich an sich ran ließ. Das ulkige war ja vor allem, dass das niemand zu merken schien. Nun, er war nicht umsonst der beste Schauspieler zurzeit, aber so blind konnten die doch gar nicht alle sein! Sie hatte es immerhin auch gesehen und ihn doch schon ziemlich weit entschlüsselt. Hm... wenn sie so darüber nachdachte... Eigentlich gab es nur noch eine Person außer ihr, die Tsuruga-san näher an sich ranließ und das war Yashiro... Bei Yashiro konnte sie sein Verhalten auch nachvollziehen, immerhin war er Rens Manager, aber ihr gegenüber... Wieso tat er das bei ihr auch? Gerade ihr, wobei sie doch am Anfang so einiges an Startschwierigkeiten hatten. Sie hatte ja sogar ein Poster von ihm neben Sho-chans auf gehangen... Gut inzwischen hing es nicht mehr da, na ja es hing schon noch da, aber nicht mehr als Hassportrait sondern vielmehr als... Kyoko stockte in ihren Überlegungen und runzelte leicht die Stirn. Ja, wieso hatte sie das Bild eigentlich noch an der Wand hängen?? Sie wusste es selbst nicht... Sie wusste nur, dass sie doch gelegentlich einen Blick darauf warf und sie irgendwie den Eindruck hatte es dürfte nicht fehlen. Sie würde sich nicht mehr wohl fühlen, wenn es weg wäre, da war sie sicher... Kyoko seufzte erneut auf und verstaute Koon anschließend wieder in dem Tuch und steckte das Knäuel in das kleine Täschchen, ehe sie dieses wieder ganz unten in ihrer Tasche versteckte. Anschließend suchte sie sich noch frische Unterwäsche zusammen, nahm ihre weißen Hotpans, die sie eigentlich gar nicht mitnehmen wollte und nur in die Tasche gestopft hatte, weil noch Platz darin war, und das T-Shirt von Ren. Mit diesem Bündel an Sachen auf ihrem Arm ging sie anschließend rüber ins Badezimmer um sich zu waschen und generell Bettfertig zu machen. Ren war in der Zwischenzeit noch mit der Milch beschäftigt um diese ja nicht anbrennen zu lassen. Nebenher hatte er nach Kyoko gelauscht und war bereits leicht beunruhigt, weil sie seiner Meinung nach ziemlich lange im Schlafzimmer blieb und gar nicht mehr raus zukommen schien... Aber gerade als er kurz davor war sich dazu durchzuringen nach ihr zu sehen, hörte er wie die Tür geöffnet und kurz darauf die Badezimmertür geschlossen wurde. Hm, er fragte sich was sie so lange drüben gemacht hatte... Aber vielleicht wollte sie einfach einen Moment Ruhe haben und für sich sein. Eigentlich stand ihr das ja auch zu und er war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob sie sich hier wohl fühlte, wo er doch dauerhaft in ihrer Nähe war... Allerdings hatte Ren nicht mehr die Zeit weiterhin seinen Gedanken nachzuhängen, denn die Milch meldete sich zu Wort und musste dringend umgerührt werden. Der Schauspieler nahm sich einen kleinen Löffel und probierte etwas der Milch. Von der Temperatur her war sie jetzt okay, daher nahm er sich zwei Tassen und fühlte sie mit dem warmen Getränk. Während er noch den Honig und das Kakaopulver suchte, kam Kyoko aus dem Badezimmer. Sie brachte noch rasch ihre alten Sachen ins Schafzimmer zu ihrer Tasche und kam dann mit langsamen Schritten ins Wohnzimmer. Ren stockte für einen Moment der Atem, als er das junge Mädchen erblickte. Sie trug lediglich Hotpants und dazu.... SEIN T-Shirt! Der Schauspieler war für einen Moment völlig irritiert davon. Wieso trug sie wieder sein Shirt?? Sie hatte doch ihre Sachen alle hier... aber dennoch zog sie es an... Ren wusste nicht so wirklich, was er davon halten sollte und er sah wohl auch ziemlich überrascht aus, was Kyoko durchaus aufgefallen war. Sie verschränkte die Hände vor ihren Oberschenkeln ineinander und blickte etwas schüchtern zu ihm auf. „Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich Ihr T-Shirt noch mal anziehe, Tsuruga-san?“ Ren hatte anfangs Probleme damit ihre Frage überhaupt zu realisieren, so gefesselt war er immer noch von ihrem Anblick und den erneut hoffenden Gedanken, die dabei in seinem Kopf aufkamen. Aber er schaffte es überraschend schnell sich selbst wieder unter Kontrolle zu bringen, zumindest halbwegs. „Äh... ja natürlich“, antwortete er etwas stockend auf ihre Frage und fuhr sich mit einer Hand dabei kurz über den Nacken. Er hatte diese Geste nicht wirklich beabsichtig, aber er konnte auch nichts gegen sie machen. Er überlegte bereits wie er sein Verhalten von eben überspielen könne, als ihm die beiden Tassen vor sich auffielen. Der Honig stand bereits daneben, aber den Kakao hatte er immer noch nicht gefunden... „Setzt du dich schon mal, ich komme gleich“, meinte er nun an Kyoko gewandt. Diese nickte zustimmend und ging zur Couch hinüber auf der sie auch gleich Platz nahm. Sie zog ihre Beine auf das Polster und zog das T-Shirt etwas über sie, damit sie nicht kalt wurden. Anschließend sah sie sich erneut kurz im Zimmer um und blieb dann mit ihrem Blick an der Balkontür hängen, die Ren anscheinend geöffnet hatte um etwas frische Luft rein zulassen. Draußen war es jetzt doch schon recht dunkel und man konnte bereits unzählige Sterne am Himmel erkennen. Es war eine klare Nacht, nur ganz wenige kleine Schleierwölkchen befanden sich am Himmel, aber man konnte sie eigentlich nur entdecken, wenn sie sich gerade vor den runden, leuchtenden Mond schoben. Kyoko betrachtete dieses Naturschauspiel noch einen Moment, während Ren in der Küche die Suche nach dem Kakaopulver letztendlich doch aufgab... Er stellte daher nur die beiden Tassen, den Honig und zwei Teelöffel auf das Tablett, mit dem er kurz darauf ins Wohnzimmer kam. Der Schauspieler stellte das Tablett auf dem niedrigen Tisch ab und wandte sich dann an Kyoko. „Ich dachte mir eine Tasse warme Milch wäre jetzt nicht schlecht. Dummerweise habe ich nur Honig gefunden, eigentlich wollte ich dir auch Kakao anbieten, aber ich hoffe das ist trotzdem okay?“, meinte der Schauspieler und versuchte dabei nicht allzu verlegen zu klingen. Dieses Mädchen brachte sein Inneres wirklich immer völlig aus dem Gleichgewicht und jetzt wo sie in seinem T-Shirt vor ihm saß natürlich erst recht. Aber davon durfte sie nichts mitbekommen, sie durfte es nicht merken, genauso wie an dem Abend als sie seine Partnerin in der improvisierten Szene mit Katsuki gespielt hatte... „Ja, auf jeden Fall! Vielen Dank, Tsuruga-san...“, antwortete Kyoko, nachdem sie einen Moment etwas sprachlos das Tablett betrachtet hatte. Er tat es schon wieder, er hatte sich richtige Mühe gegeben, nur wegen ihr... Genauso wie heute Morgen, als er doch tatsächlich Omeletts gemacht hatte, obwohl sie ihn zuvor noch niemals beim Kochen erlebt hatte. Sie verstand es nicht, sie verstand es wirklich nicht, aber es brachte sie in Verlegenheit... Ren lächelte lediglich als Antwort und tat Kyoko mit dem Löffel etwas des Honigs in die warme Milch. Er rührte noch kurz um und reichte ihr dann die Tasse. Kyoko streckte etwas zögerlich ihre Hände danach aus und nahm ihm auch genauso zögerlich die Tasse aus der Hand. Sie achtete dabei unbewusst darauf seine Finger nicht zu berühren und das funktionierte sogar. Das junge Mädchen hielt noch etwas die angenehm warme Tasse in ihren Fingern und schaute dem leichten Dampf zu, der von dem Getränk aufstieg, während auch Ren sich etwas Honig in die Milch mischte und sich dann mit der Tasse in der Hand neben Kyoko auf die Couch setzte. Kyoko beobachtete ihn dabei von der Seite her und sah zu wie Ren auch gleich einen Schluck der Milch probierte. Irgendwie wurde ihr innerlich richtig warm, als sie ihn so betrachtete. Wie er die Tasse an seine Lippen setzte und, als er sie wieder abgesetzt hatte, kurz mit einem Finger über die Oberlippe fuhr um einen kleinen Milchrest wegzuwischen. Irgendwie hatte er wirklich etwas. Er sah gut aus, sogar sehr gut und sie hatte den Eindruck in der Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, immer noch mehr an ihm zu entdecken, das ihr Herz höher schlagen ließ... Das war echt verrückt... „Ist dir die Milch zu warm, Mogami-san?“, erkundigte Ren sich, als er neben sich blickte und sah, dass Kyoko die Tasse noch immer einfach nur in den Händen hielt. Das junge Mädchen blickte ihn darauf leicht erschrocken an. Sie war so abwesend, dass sie sogar das vergessen hatte... “Äh... nein, nein, die Temperatur ist völlig okay. Ich war nur gerade etwas in Gedanken“, antwortete Kyoko rasch und blickte schnell auf ihre Tasse. ging es ihr durch den Kopf, während sie nun auch einen Schluck von der Milch trank. Es schmeckte wirklich ausgezeichnet, nicht zu süß, aber dennoch ging das Honigaroma nicht unter. Kyoko trank gleich den nächsten Schluck, was Ren mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete. Dann stellte er seine Tasse aber erstmal auf dem Tisch ab und stand von dem Sofa auf. „So langsam wird’s doch etwas frisch hier drinnen“, meinte Ren, während er nun zur Balkontür hinüberging. Er griff nach der Tür, verharrte aber noch einen Moment und starrte nach draußen. Der Mond schien angenehm hell und um ihn herum waren unzählige Sterne zu erkennen. Er mochte diese Atmosphäre. Draußen wirkte alles angenehm ruhig und friedlich... Einen Moment später schloss Ren schließlich die Tür und wandte sich wieder zum Sofa um. Kyoko saß noch immer darauf, hielt die Tasse in den Händen und blickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen das warme Getränk an. Es war ein schönes Bild... Als er ihr näher kam sah er aber, dass es sie kurz leicht fröstelte und sich eine Gänsehaut über ihre freien Arme und Beine zog. Kein Wunder das ihr kühl war. Sie trug ja sogar noch kurze Sachen im Gegensatz zu ihm. Ren griff nach einer Wolldrecke, die er auf dem Sessel neben dem Sofa liegen hatte, und drehte sich mit dieser wieder dem Sofa zu. Er nahm erneut auf dem Möbelstück platz und entfaltete nun rasch die Decke um sie Kyoko im nächsten Moment liebevoll um die Schultern zu legen. Das junge Mädchen blickte überrascht zu ihm auf, als sie die Decke auf ihrem Rücken fühlte und seine Hände auf ihren Schultern. „Vielen Dank“, murmelte sie und zog mit einer Hand die Enden der Decke vor ihrer Brust zusammen. Ihr war tatsächlich etwas kühl gewesen... Tsuruga-san schien wirklich nichts zu entgehen. „Keine Ursache“, erwiderte Ren ebenfalls mit leiser Stimme, ehe er sich wieder auf der Couch zurücklehnte. Er schloss die Augen einen Moment. Langsam aber sicher merkte er doch wieder, dass er an sich ziemlich müde war. Der Zwischenfall mit diesem Stalker hatte dieses Gefühl vorhin vollständig verdrängt, aber so langsam kam es wieder. Kyoko hielt noch immer die Decke vor ihrer Brust mit einer Hand fest und in der anderen die Tasse, von der sie erneut einen Schluck der angenehm warmen Milch trank. Anschließend sah sie, erst nur aus den Augenwinkeln, zu Tsuruga-san. Er wirkte plötzlich viel erschöpfter als die ganze Zeit zuvor. Aber er sah zusätzlich auch ziemlich süß aus so mit den geschlossenen Augen... genau wie heute Morgen. Wah, was dachte sie denn da schon wieder?! Das junge Mädchen stellte die Tasse leise auf dem Tisch ab und lehnte sich im Anschluss auch auf dem Sofa zurück. Dabei konnte sie ihre Augen aber irgendwie nicht von Ren lassen. Nebenher spürte sie, wie auch sie die Müdigkeit langsam einholte. Kyoko überlegte einen Moment, ob sie sich das erlauben konnte, was ihr gerade in den Sinn gekommen war, und kam zu dem Schluss, dass er es ihr schon sagen würde, wenn es nicht okay für ihn wäre. Sie rückte ein Stückchen näher an den Schauspieler heran, zog die Decke mit sich und blickte ihn noch einmal mit leicht roten Wangen an. Er hatte die Augen noch immer geschlossen... Nun dann... Vorsichtig legte Kyoko nun ihren Kopf an Rens Schulter. Es war bequem und sie fühlte sich gleich noch wohler, als sie leise seinen Herzschlag hörte. Das junge Mädchen schloss daher nun ebenfalls die Augen und hoffte, dass Tsuruga-san sie nicht wegstieß oder dergleichen. Sie wusste ja, dass er für sie unerreichbar war. Sie wollte sich einfach nur etwas an ihm anlehnen... Ren hatte überrascht die Augen geöffnet, sogar ziemlich weit, als er etwas an seiner Schulter fühlte und seinen Kopf augenblicklich zur Seite gewandt. Er blickte dabei direkt auf Kyokos Haarschopf. Sie hatte sich an seine Schulter gelehnt... Der Schauspieler konnte kaum glauben, dass das gerade wirklich Realität war... Er öffnete seinen Mund leicht und wollte eigentlich etwas sagen, aber er hielt sich dann doch selbst zurück. Wenn er jetzt etwas sagte, wich sie sicher sofort zurück... Nein, das wollte er nicht, er wollte lieber, dass sie so sitzen blieb. Er beobachtete sie noch einige Sekunden in denen sich ein fröhliches Lächeln auf seine Lippen schlich, ehe er sich wieder zurücklehnte. Es fiel ihm erst schwer die Augen wieder zu schließen, so aufgeregt war er innerlich. Das wunderte ihn auch nicht. Seine Gedanken waren lediglich bei dem hübschen Mädchen, das hier neben ihm saß. Er genoss es so mit ihr hier zu sitzen... Kyoko ging es unterdessen nicht anders. Sie hatte gespürt, wie Ren den Kopf angehoben hatte, und war eigentlich schon innerlich dafür gewappnet gewesen, dass er sie bat Abstand zu nehmen, aber nichts dergleichen kam... Im Gegenteil, er lehnte sich wieder wie zuvor zurück, ohne jeglichen Kommentar zu dem Ganzen und Kyoko war wirklich froh darüber. Auf ihren Lippen erschien dasselbe Lächeln wie auch auf Rens, während sie sich weiterhin mit geschlossenen Augen an ihm anlehnte und seinem Herzschlag und Atem lauschte. Es war ein schönes Gefühl, sie fühlte sich richtig geborgen so in seiner Nähe... Kapitel 13: Der Alptraum kehrt zurück... ---------------------------------------- So vergingen langsam die Minuten. Im Raum herrschte Stille, weder Kyoko noch Ren sagten einen Ton. Das hätte den Moment nur gestört... Sie saßen einfach da und genossen die Nähe des anderen, allerdings ohne es direkt zugeben zu wollen. Ren hatte seine Augen wieder geöffnet und nun an die Decke gerichtet. Immer wieder blickte er aus den Augenwinkeln allerdings zu dem schwarzen Haarschopf an seiner Schulter. Es war ein seltsames Gefühl. Es war anders als er es bisher erlebt hatte, wenn er mit einer Frau zusammen war. Generell unterschieden sich seine Empfindungen ihr gegenüber sehr von dem, was er bisher gekannt hatte. Aber es war einfach nur schön... Er hatte noch immer dieses Lächeln auf den Lippen und er wusste auch genau wo es herrührte. Nur dummerweise konnten sie nicht ewig so hier sitzen, so gerne er das im Moment gewollt hätte... Aber er spürte inzwischen noch viel deutlicher, dass er dringend etwas Schlaf brauchte... Sehr dringend sogar. „Mogami-san?“, unterbrach er schließlich mit leiser und sanfter Stimme die Stille. Er hatte eigentlich angenommen, dass sie sofort reagieren würde, wenn er sie ansprach, aber es kam nichts... Der Schauspieler richtete nun seinen Kopf wieder auf und sah das Mädchen an. „Mogami-san?“, wiederholte er noch einmal, aber wieder keine Reaktion. Sie war doch nicht etwa..? Ren legte vorsichtig seinen Arm um ihre Schultern, damit sie nicht zur Seite umkippte, wenn er sich nach vorne beugte. Sobald es ihm möglich war, blickte er in ihr Gesicht und was er da sah, ließ ihn erneut einen Moment überrascht das junge Mädchen anschauen. Sie war tatsächlich eingeschlafen... während sie sich an seine Schulter gelehnt hatte... Ren begann erneut zu lächeln. Seine Sorgen darum, dass sie sich bei ihm nicht wohl fühlte, konnte er anscheinend getrost zur Seite schieben. Wenn das der Fall wäre, hätte sie sich zum einen wohl kaum an ihn gelehnt und wäre sicher auch nicht in dieser Position eingeschlafen. Der Schauspieler überlegte nicht lange. Sein einer Arm lag ja bereits um ihre Schulter, daher schob er den andern jetzt vorsichtig unter ihre Kniekehlen, ehe er sie hochhob und mit ihr auf dem Arm aufstand. Sie war noch immer in die Decke eingewickelt, die jetzt leicht verrutschte und ihm wieder den Blick auf das T-Shirt freigab, dass eigentlich ihm gehörte. Aber es stand ihr irgendwie... Sie sah niedlich in diesem Shirt aus, auch wenn es wohl einige Nummern zu groß war. Ren setzte sich mit langsamen Schritten in Bewegung und ging in Richtung Schlafzimmer. Das ins Bett tragen schien noch zur Gewohnheit zu werden, aber immerhin war sie heute bereits komplett umgezogen und unter diesen Umständen tat er das Ganze sogar gerne... Der Schauspieler drückte mit seinem Ellenbogen die Türklinke nach unten, bis sich die Tür aufschieben ließ und trat in den Raum dahinter ein. Er wurde im Moment nur von dem Licht aus dem Flur und dem Mondlicht von draußen erhellt. Ren trug Kyoko bis an Bett und legte sie vorsichtig auf der Matratze ab. Die Wolldecke löste er etwas, damit sie nicht völlig darin eingemummt war, ehe er nach der normalen Bettdecke griff und das junge Mädchen damit liebevoll zudeckte. Als das erledigt war, ließ er sich kurz auf den Rand der Matratze nieder und blickte Kyoko an. Sie sah wirklich ungeheuer süß aus, wenn sie so schlief... Der Schauspieler streckte vorsichtig seine Hand aus und strich dem Mädchen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es sich so entwickelte. Er wusste, was er für sie empfand, und er wusste auch, dass diese Empfindungen mit der Zeit immer stärker wurden, aber jetzt hatten sie ein Maß erreicht, mit dem er nicht gerechnet hatte. Zumindest nicht so schnell. Wie gerne würde er sich jetzt ernsthaft zu ihr legen, wie Yashiro es vorhin vorgeschlagen hatte, und sie in den Arm nehmen, so, dass sie sich wieder an seine Schulter kuscheln konnte... Aber das ging nicht. Er wusste immerhin nicht, ob sie überhaupt damit einverstanden wäre und selbst wenn, er durfte es nicht... nicht jetzt... Ren schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. Das brauchte er um wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen... Anschließend stand er auf und ging um das Bett herum. Es lagen ganze fünf Kissen hier von denen er sich jetzt eins nahm plus noch die Bettdecke „seiner“ Bettseite. Mit diesen Sachen auf dem Arm ging er noch einmal kurz zur Kommode. Auf ihr lag, ordentlich zusammengelegt, sein Schlafanzug, den er auch noch brauchte. Er nahm den Pyjama und ging darauf mit den ganzen Sachen bepackt aus dem Raum. Die Tür zog er hinter sich zu und ließ sie leise einrasten, ehe er seinen Weg zur Couch fortsetzte. Er legte dort erstmal alle Sachen ab und brachte die Tassen mit dem Tablett wieder in die Küche, ehe er den Pyjama holte und für ein paar Minuten im Bad verschwand. Fertig umgezogen kam er dann zurück. Er schaltete das Licht im Flur bereits aus und machte sich dann daran das Kissen und die Decke auf der Couch zu platzieren. Nachdem auch das erledigt war, lief er noch schnell zum Lichtschalter um auch das Wohnzimmer kurz darauf in Dunkelheit zu tauchen. Dann ging er mit langsamen Schritten zum Sofa zurück und ließ sich darauf fallen. Wenn er es jetzt so betrachtete, hatte Kyoko vermutlich doch recht damit, dass es zu klein für ihn war, aber welch andere Option gab es denn? Sie hier schlafen lassen, wollte er auf keinen Fall! Und diese eine andere Option kam leider auch nicht in Frage... Der Schauspieler kramte mithilfe des silbernen Mondlichtes von draußen noch sein Handy hervor und stellte darin den Wecker ein, damit sie morgen früh nicht nachher noch verschliefen. Sobald auch das erledigt war, versuchte er es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Er legte sich auf die weichen Polster und zog die Decke über sich. Die Beine behielt er angewinkelt, damit sie nicht über den Rand des Möbelstücks hinausragten und er stellte schnell fest, dass es unter diesen Bedingungen am bequemsten war auf der Seite zu liegen. Ren schob sein Kissen noch zu Recht, ehe er ziemlich erschöpft die Augen schloss und auch sofort ins Land der Träume eintauchte... Inzwischen war es bereits Mitternacht. Es herrschte Ruhe in Rens Hotelzimmer. Der Schauspieler lag noch immer auf der Couch und schlief tief und fest. Man konnte seinen ruhigen, gleichmäßigen Atem hören und erkennen, wie sich sein Brustkorb in dem faden Licht des Mondes langsam bewegte. Im Nebenraum lag Kyoko auf dem großen, bequemen Doppelbett. Sie hatte sich zur Seite weggedreht, ihre Beine leicht an sich gezogen und griff fest mit ihren Händen in ihr Kissen, dass inzwischen richtig zerknautscht aussah. Ihr Schlaf war bei weitem nicht so ruhig wie Rens. Ihr Atem ging viel schneller und ihre Augen bewegten sich unruhig unter den Augenliedern hin und her, während sie vor ihrem inneren Auge immer wieder Bilder aufkommen sah... Kyoko befand sich erneut an der Lichtung, zu der Reino sie erst letzten Abend verschleppt hatte. Sie stand mitten auf ihr, aber hatte keine Ahnung, wie sie hierher gekommen war... Es war Nacht und dunkel. Der Himmel erschien ihr pechschwarz, nicht einmal Sterne waren zu erkennen und der Mond schon gar nicht... Das junge Mädchen blickte an sich hinunter. Sie trug ein langärmliges, schwarzes Kleid, dass ihr in dem immer wieder stärker auffrischenden Wind um die Beine flatterte. Was machte sie bloß hier?? Kyoko verschränkte ihre Arme vor der Brust und rieb sich über die Oberarme. Es war ziemlich kalt... Der Wind wurde zudem immer stärker und riss unzählige Blätter von den Bäumen mit sich, die wild in der Luft zu tanzen begangen. Kyoko blickte sich um, schaute zu den Bäumen, die die Lichtung umgaben und durch die Bewegung, die der Wind ihnen einflößte, richtig unheimlich wirkten... Zwischen ihnen erkannte sie nur Schatten, schwarze Bereiche, denen ihre Augen nichts entlocken konnte. Sie hatte keine Ahnung, was sich dort alles zwischen diesen Bäumen und Büschen befand und das verstärkte ihr ungutes Gefühl noch einmal... Die junge Schauspielerin drehte sich um ihre eigene Achse und versuchte dabei mit einer Hand ihre Haare zurück zu halten, die ihr von dem Wind ins Gesicht geweht wurden. Was machte sie bloß hier?? Mit einem Male ertönte ein lautes Donnern, es schien die Luft regelrecht zu zerschneiden und fuhr Kyoko als Schreck bis tief ins Mark. Sie zuckte zusammen und presste die Hände auf ihre Ohren, als bereits im nächsten Moment ein greller Blitz am Himmel auftauchte. Er schlängelte sich über den gesamten Horizont, knisterte richtig und zwang sie die Augen zu schließen so hell war er. Gefolgt war dieses Schauspiel von einem erneuten Donner, der Kyoko in die Knie gehen ließ und ihr noch im nachhinein in den Ohren dröhnte... Sie hatte die Augen fest zusammengekniffen und öffnete sie erst, als sie vereinzelte Regentropfen auf ihrer Haut auftreffen fühlte. Das junge Mädchen nahm nun langsam die Hände von ihren Ohren. Was sollte das eigentlich, sie war doch sonst nicht so ängstlich bei einem einfachen Gewitter... aber irgendetwas hier jagte ihr diese Angst ein. Sie wusste nur noch nicht was... Der Regen wurde in der Zwischenzeit immer stärker und begann Kyokos Kleidung und Haar zu durchnässen. Das Mädchen verschränkte wieder die Arme vor der Brust, als sie die unangenehme Nässe auf ihrer Haut fühlte und die Kälte, die sie mit sich brachte. Sie wollte hier weg... Kyoko eilte mit großen Schritten los in Richtung des Lichtungsrandes und sie wollte gerade in die Dunkelheit zwischen den Bäumen eintreten, als sie einen Schatten erkannte, der sich von den übrigen abhob. Ruckartig blieb sie stehen und schaute dieses „Etwas“ mit großen Augen an. Wer oder was war das..? Diese Konturen, sie kamen ihr bekannt vor... Die junge Schauspielerin starrte den Schatten noch einen Moment an, ehe dieser sich in Bewegung setzte und einige Schritte auf sie zuging. Kyoko beobachtete ihn dabei, jede noch so kleine Bewegung... diese Haltung, sie kam ihr bekannt vor... Der Schatten tat noch einen Schritt und verließ nun den Schutz der Bäume. Sein langes, silbernes Haar glänzte selbst in dieser Dunkelheit und wehte wild um den Kopf des jungen Mannes. Auf seinen Lippen war ein finsteres Lächeln und er blickte sie damit an... Kyoko spürte wie langsam Panik in ihr aufstieg, eine Panik, die sie in den letzten Tagen schon zu oft verspürt hatte. Sie begann am gesamten Körper zu zittern, während sie diesen Mann anstarrte... Sie wollte weg von hier, sie musste einfach weg! Das junge Mädchen wandte sich ruckartig um und rannte los. Sie investierte ihre gesamte Kraft, nur mit dem Ziel das andere Ende der Lichtung zu erreichen und ihm in den Gebüschen dort endgültig zu entkommen... Aber sie kam nicht mal so weit. Sie hatte gerade erst ein paar Schritte gemacht, als sie mit ihrem linken Fuß an einem Stein hängen blieb. Sie spürte wie sie das Gleichgewicht verlor, sah wie der von Regen zu genüge getränkte Rassen immer näher kam... Sie streckte ihre Arme aus, versuchte sich abzustützen, aber ihre Hände rutschten auf dem nassen Gras weg, weshalb sie letztendlich doch der Länge nach hinfiel. Wassertropfen spritzen um sie herum weg, durch ihre Aufprallswucht beiseite gedrückt... „Ahh...“, stöhnte Kyoko, als sie sich langsam aufrichtete und dabei bemerkte, dass ihr gerade so ziemlich alles wehtat. Aber das hielt sie nicht davon ab sich daran zu versuchen aufzustehen. Sie rappelte sich erst auf die Knie und versuchte dann, sichtlich schwer, sich weiter auf die Beine zu ziehen, aber als sie mit dem linken Fuß auftrat und ein Teil ihres Gewichts in ihn legte, spürte sie einen stechenden Schmerz, der sie sofort wieder zusammensacken ließ. >Verdammt!< fluchte das junge Mädchen innerlich und griff nach ihrem Knöchel. Als sie ihn mit den Fingern berührte und damit erneut diesen stechenden Schmerz auslöste, zuckte sie abermals zusammen. Währenddessen hatte sich die weitere Person in Bewegung gesetzt. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und ging mit gelassenen Schritten in ihre Richtung. Seine Lippen zierte noch immer dieses Lächeln, das einem einen Schauer über den Rücken jagte. Kyoko konnte nicht ganz lesen, was es genau bedeutete. Sie erkannte Vergnügen, eine Art Besessenheit und auch Verlangen... Das junge Mädchen ließ von ihrem Fuß ab und versuchte sich mit Hilfe ihrer Arme weiter zuziehen und von ihm zurück zu weichen, aber sie kam kaum voran und er dafür immer näher... Kyoko versuchte es weiter, wurde hektischer, man sah ihr die Angst an, die sie ihm gegenüber verspürte, aber es brachte nichts... Er hatte sie im Nu ohne große Anstrengungen eingeholt und stand jetzt mit seinen langen Beinen direkt vor ihr... „Na, Rotkäppchen? Wieso denn so eilig?“, fragte er in scheinheiligem Tonfall, ehe er vor ihr in die Hocke ging und ohne Vorwarnung ihr Kinn ergriff. Er hielt sie kraftvoll fest, tat Kyoko dabei schon richtig weh, und drückte ihr Gesicht leicht hoch, damit sie ihn ansah. „Dieses Mal wird er dir nicht zur Hilfe kommen!“, flüsterte er ihr leise, aber dafür umso bedrohlicher, zu. Kyoko spürte, wie das Zittern ihrer Hände zunahm, wie die Angst in ihrer Brust immer größer wurde und sie innerlich nach Hilfe schrie, nach irgendjemandem, der sie hier rausholen konnte, aber vor allen Dingen nach Tsuruga-san... Reino ließ sich davon nicht beeindrucken und drückte ihr Kinn nur noch ein Stück weiter nach oben. „Dieses Mal kriege ich dich und ich garantiere dir, es wird sich auch für dich lohnen!“, meinte er erneut bedrohlich und schob ihr mit seiner anderen Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er mit seinen schmalen Fingern ihren Hals hinab fuhr, über ihr Schlüsselbein und weiter zu ihren Brüsten. Kyoko erstarrte bei diesen Berührungen. Sie wollte sich wehren, aber wie zuvor schien sie keinerlei Macht ihm gegenüber zu haben... Alles war weg, sie konnte einfach nichts tun... Reino setzte unterdessen seine Berührungen fort, massierte kurz ihre Brust und leckte sich dabei genüsslich über die Lippen. Anschließend wanderte er mit seiner Hand noch weiter hinunter bis er an ihrer Hüfte angelangt war. Dort ergriff er sie, zu Kyokos überraschen, ziemlich fest und drückte sie nach hinten, so dass das junge Mädchen umfiel und auf der schlammigen Wiese landete. Sie spürte sofort die weiche Erde in ihrem Rücken und wie sie unter ihr langsam nachgab. Reino beugte sich in der Zwischenzeit über sie, er legte sich sogar richtig auf sie und stützte sich mit dem Ellenbogen neben ihrem Kopf ab, ehe er seine andere Hand nun von ihrer Hüfte weiter zu ihrem Po wandern ließ. „Hm, gar nicht mal übel dein Körper. Ich glaube er wird mir gefallen“, kommentierte Reino noch immer mit diesem gefährlichen Unterton und grinste das junge Mädchen unter sich an. Er hatte mit seiner Hand ihren Po fest ergriffen und drückte sie leicht hoch und somit dichter an seinen Körper ran. Kyoko zitterte unterdessen immer schlimmer. Sie hatte Angst... sie wollte nicht, dass er sie berührte, er sollte verdammt noch mal von ihr runter gehen! >Tsuruga-san?!?< schrie sie erneut in ihren Gedanken und ballte ihre Finger zu Fäusten, auch wenn sie diese nicht bewegen konnte. Der Sänger ließ seine Hand in der Zwischenzeit wieder ihren schlanken Körper hinaufwandern und ihn nebenher begierig betasten. Jetzt würde ihn keiner mehr aufhalten können! Langsam begann er nun sein Gesicht dem ihren zu nähern. Kyoko drehte den Kopf beiseite, aber er ergriff ihr Gesicht einfach mit beiden Händen und zwang sie mit etwas Kraft dazu ihn anzusehen. Ihre Augen waren feucht, sie wirkten beinahe glasig und ihn ihnen war nichts mehr zu erkennen, außer die Angst, die die Schauspielerin verspürte... pure Angst... Er näherte sich ihr immer weiter, nur noch Zentimeter trennten seine Lippen von den ihren und sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren... >Nein...< ging es ihr durch den Kopf, während sie ihn mit Tränen in den Augen anstarrte. Das Bild verschwamm vor ihr, durch das ganze Wasser in ihren Augen, aber sie musste es gar nicht sehen, sie spürte auch so, wie er immer näher kam und wie seine Augen sie dabei unabdinglich fixierten... >Nein!< wiederholte sie in Gedanken bereits etwas kraftvoller. Sie wollte das nicht, sie wollte nicht von ihm geküsst werden. Sie wollte rein gar nichts mehr mit diesem Kerl zu tun haben! Verdammt, warum ließ er sie nicht endlich in Ruhe!! Reino näherte sich weiterhin, jetzt waren es nur noch Millimeter, die zwischen Ihnen lagen... Winzige Millimeter... er spürte schon jetzt die Wärme ihrer Lippen und ihrer Haut, jetzt musste er sie nur noch berühren und gleich war es so weit! Gleich hatte er sie und wenn diese Hürde gebrochen war, würde sie sich gegen den Rest auch nicht mehr wehren können! Sie gehörte jetzt ihm! Ihm ganz allein! Kyoko fühlte seine Nähe, sah seine Konturen, die immer näher kamen... Die Panik in ihr erreichte ein Maß, das schon regelrecht unerträglich war. Sie spürte, wie die Angst durch ihren gesamten Körper kroch und jeden einzelnen ihrer Muskeln anspannte... Mit einem Male spürte sie ihn.... fühlte ihn auf ihren Lippen und wie er immer stärker bebann Druck darauf auszuüben und langsam den Mund öffnete um noch weiter zu gehen... „NEIN!!!“, schrie Kyoko plötzlich aus voller Kehle. Ren schreckte bei diesem Schrei aus seinem bis eben noch tiefen Schlaf hoch, sprang so schnell auf, dass ihm im ersten Moment richtig schwindelig wurde, und rannte oder besser gesagt stolperte los in Richtung der Schlafzimmertür. Als er sie erreichte drückte er mit mehr Kraft als nötig die Türklinge nach unten und warf die Tür regelrecht auf. „Mogami-san!?!“ Ren stand bereits einige Schritte im Zimmer, als er seinen Schwung abgefangen hatte und endlich zum stehen kam. Sein Puls raste von dem Adrenalin, mit dem sein Körper inzwischen voll gepumpt war, genauso wie sein Herzschlag, denn er in seiner Brust überdeutlich spüren konnte. Der Schauspieler blickte direkt auf das Bett, auf die Stelle an der er Kyoko abgelegt hatte und wo sie nun aufrecht mit kerzengradem Rücken saß. Ihre Atmung war hektisch, sie sog die Luft richtig ein, als wäre sie kurz vorm Ersticken gewesen und ihre zarte Haut war übernetzt von Schweißperlen, die in dem fahlen Licht, das durch die Fenster in den Raum drang, leicht schimmerten. Sie hatte sich mit ihren Fingern fest in die Bettdecke auf ihren Beinen gekrallt und starrte einfach nur in die Luft, ohne auf irgendetwas zu reagieren. Ren brauchte nicht lange um auf den Gedanken zu kommen, dass sie vermutlich einen Alptraum hatte. Einen gewaltigen, denn sie war ja noch immer völlig abwesend und hatte ihn anscheinend noch gar nicht bemerkt... Der Schauspieler atmete einmal tief durch um seinen Kreislauf zu beruhigen und ihn wieder auf das normale Maß an Aktivität runter zuschrauben. Anschließend ging er mit langsamen Schritten auf das Bett zu, näherte sich Kyoko und setzte sich neben ihren Knien auf die Bettkante. Ihre Augen waren noch immer weit aufgerissen, aber ihre Pupillen dafür extrem klein, was ihm bestätigte, dass sie noch nicht wieder richtig in der Realität angekommen war. Er legte daher seine Hände auf ihre Schultern und rüttelte sie ganz leicht. „Hey, Kyoko, komm zu dir! Es ist vorbei, es war nur ein Traum!“, begann er nebenher auf das junge Mädchen einzureden ohne wirklich zu registrieren, dass er sie direkt mit ihrem Vornamen ansprach. Aber Kyoko fiel das genauso wenig auf. Sie hatte wie automatisch zu ihm aufgesehen, als sie seine Stimme gehört hatte, war seinen Worten aber nicht wirklich gefolgt und blickte ihm jetzt direkt in die Augen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass ihr plötzlich wieder Wasser in die Augen trat und am liebsten hätte sie sich jetzt einfach an ihn geworfen, aber das junge Mädchen biss sich stattdessen ziemlich fest auf die Unterlippe um diesen Gedanken zu vertreiben und wandte ihren Blick wieder von ihm ab. Der Schauspieler verfolgte ihre Reaktion und sie gefiel ihm überhaupt nicht... Wieso sah sie jetzt von ihm weg? Er sah doch, dass sie dieser Traum noch immer beunruhigte, wieso sprach sie nicht mit ihm? War er wirklich nichts weiter als ihr Senpai für sie?? Diese Frage beschäftigte ihn schon, aber gleichzeitig wurde sie ihm plötzlich auch wieder egal. Was spielte es für eine Rolle, was sie für ihn übrig hatte, er wusste nur, dass sie ihm eine ganze Menge bedeutete und dass er sie nicht hier so einfach in diesem Zustand sitzen lassen würde! Ren zögerte keine Sekunde mehr, sondern streckte seine Arme nach ihr aus, legte sie um ihre Schultern und drückte sie im nächsten Moment einfach an sich. Ihr Kopf lag auf seiner Brust und Kyoko ging als erstes durch den Kopf, dass sie nun wieder seinen Herzschlag hören konnte. Er war ein klein wenig schneller als vorhin, aber dennoch um einiges ruhiger als ihr eigener und half ihr sich selbst wieder etwas zu beruhigen. Sie schloss die Augen und hielt sich nun vorsichtig mit ihren Händen in seinem Pyjamahemd fest. Ihr Wunsch zu weinen war wie weggefegt und auch ihre Gedanken beruhigten sich, während sie seine Nähe und angenehme Wärme genoss. Sie fühlte sich mit einem Male wieder richtig wohl, spürte die gleiche Geborgenheit wie vorhin, als sie auf der Couch saßen... Apropos vorhin... sie konnte sich gar nicht daran erinnern ins Bett gegangen zu sein... Kyoko blickte aus den Augenwinkeln auf die andere Bettseite. Die Decke war verschwunden und auch eines der Kissen, wenn sie das richtig sah. War sie etwa eingeschlafen und er hatte sie hergetragen?? Vermutlich... wie sollte sie sonst hergekommen sein und er hatte es tatsächlich wahr gemacht und sich auf die Couch gelegt... puh... Ren spürte, dass Kyoko sich immer weiter beruhigte. Das Zittern ihres Körpers ließ schneller nach, als er anfangs angenommen hatte, nachdem er sie so in den Arm nahm und irgendwie hatte er gerade den Eindruck, dass sie mit ihren Gedanken schon wieder bei was ganz anderem war. „Geht’s wieder?“, erkundigte sich Ren mit leiser Stimme und strich ihr dabei mit seiner Hand sanft den Rücken hinab. Kyoko überkam plötzlich eine Gänsehaut bei dieser Berührung von ihm, aber es war keine unangenehme... Es war völlig anders als die Berührungen von Reino, die er ihr aufzwang. Nicht nur das sie an sich sanfter war, sie löste auch wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch aus. Das junge Mädchen löste sich nun wieder von dem Schauspieler und sah zu ihm auf. Ren sah sie mit seinen braunen, liebevollen Augen direkt an und sie hatte schon wieder das Gefühl, dass er in sie hineinsehen konnte... Trotzdem riss sie sich aber zusammen um endlich auf seine Frage zu antworten. „Ja, vielen Dank Tsuruga-san“, kam ihr etwas schüchtern über die Lippen, obwohl sie das gar nicht beabsichtig hatte. Der Schauspieler lächelte darauf bloß und strich ihr genauso liebevoll, wie er sie ansah, durch ihr kurzes schwarzes Haar. „Schon okay! Aber was war denn los? Möchtest du über den Traum sprechen?“, begann Ren nun langsam nachzuhacken. Er konnte sich zwar breites denken, dass ihr Traum etwas mit diesem Stalker zu tun hatte, aber er hätte gerne von ihr gehört was direkt geschehen war. Er wollte sie natürlich nicht dazu zwingen, aber vielleicht erzählte sie ja von sich aus ein klein wenig. Kyoko hatte ihren Blick auf seine Frage hin wieder ein klein wenig gesenkt, aber nur soweit, dass Ren ihr noch ohne Probleme ins Gesicht schauen konnte. Auf ihrer Stirn bildeten sich ein paar kleine Fältchen, wie auch eine zwischen ihren Augenbrauen, während sie sichtbar über ihre Antwort auf diese Frage nachdachte. Ren beobachtete ihre Mimik natürlich dabei. Sie war wirklich gewaltig am grübeln so wie das aussah... „Es war wie gestern Abend, ich stand plötzlich wieder auf dieser Lichtung und Reino gegenüber...“, murmelte Kyoko kurz darauf. Ihre Worte ließen Ren aufhorchen. Reino?! War das der Name des Stalkers? Aber Moment mal, woher kannte sie ihn?? „Reino?“, fragte er einfach gerade heraus nach. Er hatte diesen Namen noch nie gehört. Generell hatte sie ihm auch noch gar nichts von seinen Belästigungen vor seiner Ankunft hier in Karuizawa erzählt... „Ja. Das ist dieser Stalker. Sein Name ist Reino und er ist der Sänger der Band Vie Ghoul, die gerade am aufsteigen sind und versuchen Shotaro seinen Platz als Nummer 1 unter den Sängern wegzunehmen“, antwortete Kyoko und sah Ren dabei nun wieder an. Stimmt ja, sie hatte ihm noch gar nichts über ihn erzählt... Dabei wäre das eigentlich längst fällig gewesen, spätestens nach diesem einen Streit von ihm und Sho vor ein paar Tagen. „Aha. Kennst du ihn etwa schon länger?“, hackte Ren weiter nach. Na das war ja eine ganz neue Entwicklung. Dieser Typ war ein Sänger und noch dazu ein Konkurrent von Fuwa?? Jetzt konnte er sich immerhin auch erklären, was dieser Kerl hier im Hotel machte. Vermutlich war er mit seiner Band ebenfalls hier untergebracht. Na herrlich... „Nun ja... ich habe ihn vor einiger Zeit schon mal getroffen... Als ich wegen Shotaros Promotion Video zu dieser Sendung eingeladen wurde, waren sie auch im Studio. Sie haben mich als >falschen Engel< bezeichnet und na ja, sie waren allgemein nicht wirklich freundlich. Sie waren der Auslöser für meinen Streit mit Shotaro im Anschluss, bei dem...“, Kyoko stoppte abrupt, als ihr klar wurde, was sie da gerade beinahe gesagt hatte... Sie konnte sich noch gut an die Schramme in ihrem Gesicht erinnern, die Sho ihr an diesem Tag verpasst hatte. Ein Glück, dass sie an einer Stelle war, die beim Dreh eh mit Mios Narbe überschminkt wurde, aber davon durfte Tsuruga-san nichts wissen. Sie hatte ihm gegenüber nur erwähnt, dass es ein „Arbeitsunfall“ gewesen sei und na ja das war genau betrachtet eine Lüge... „Bei dem Fuwa die Hand ausgerutscht ist, nicht wahr?“, vervollständigte Ren plötzlich Kyokos Satz und ließ das junge Mädchen damit erstarren... Was hatte er da gerade gesagt?? Aber... woher wusste er das?! Kapitel 14: Nächtliches Gespräch -------------------------------- Kyoko starrte den Schauspieler noch immer fassungslos über seine Worte an. Woher wusste er von dieser Sache? Sie hatte niemandem erzählt, dass Sho ihr, zugegeben auch recht kraftvoll, eine runter gehauen hatte… Wirklich niemandem! Also wie hatte er es herausgefunden?? Und außerdem, weshalb hatte er sie nicht schon früher auf ihre Lüge bezüglich der Verletzung in ihrem Gesicht angesprochen? Er mochte es immerhin nicht wenn man ihn anlog und genau das hatte sie in diesem Moment wieder getan… Ren entging nicht wie überrascht Kyoko war. Das verrieten schon ihre geweiteten Augen, die ihn fassungslos anstarrten, und der leicht offen stehende Mund, bei dem es den Anschein machte, dass sie etwas sagen wolle, aber die Worte nicht über die Lippen brachte. Der Schauspieler wandte seinen Blick kurz von ihr ab und sah auf die Bettdecke hinab, die über Kyokos Beinen lag, ehe er wieder das Wort ergriff. „Ich habe es per Zufall mitbekommen… Als Fuwa dich bei den Dreharbeiten besucht hat, habe ich mit angesehen, wie er dir diese Salbe gegeben hat und nun euer Gespräch war ziemlich eindeutig…“, erklärte Ren mit ruhiger Stimme und blickte erst im Anschluss wieder zu dem jungen Mädchen, das vor ihm saß, auf und ihr in die Augen. Kyoko schluckte unterdessen schwer und hielt sich jetzt doch wieder etwas in der Bettdecke fest. So, er hatte sie beide also gesehen… Sie hatte im Anschluss den Eindruck gehabt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, als sie gemeinsam in seiner Garderobe saßen und er etwas Klavierspielen geübt hatte. Sie hatte irgendwie befürchtet, dass er sauer war, obwohl es eigentlich keine direkten Anzeichen dafür gab… Nicht einmal sein Gentleman-Lächeln hatte er angewandt und er hatte ihr dann auch noch wörtlich versichert, dass sie sich irrte und er nicht böse war oder etwas in der Richtung, aber anscheinend war sie nicht die Einzige, die an diesem Tag gelogen hatte… Wenn er das mitbekommen hatte, musste er einfach sauer sein. Sie hatte ja schon mehrfach miterlebt, wie er reagierte, wenn sie ihn anlog… Es konnte nicht sein, dass er gerade bei dieser Sache plötzlich anders reagierte! Besonders da Shotaro und Tsuruga-san eh nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, zumindest war das ihr Eindruck, jedes Mal wenn sie die Beiden aufeinander treffen sah… Kyoko biss sich leicht auf die Unterlippe, als er sie wieder ansah und senkte ihren eigenen Blick etwas, auch wenn sie sich nicht vollständig von seinem lösen konnte. Sie machte sich innerlich schon mal auf eine Standpauke gefasst… „Es… es tut mir leid, Tsuruga-san, dass ich nicht ehrlich war… Aber das sollte eigentlich keiner erfahren. Ich wollte nicht, dass… na ja…“, murmelte Kyoko nun vorsichtig und traute sich dabei nicht den Schauspieler direkt anzublicken. Ren musterte ihren Gesichtsausdruck. Er spiegelte im Moment nicht nur die Reue wieder, die auch ihre Worte ausdrückten, sondern ebenso, dass ihr diese Sache ziemlich unangenehm war. Er konnte es irgendwie ja verstehen. Auch wenn es ihm nicht gefiel, aber Fuwa war nun einmal ihr Kindheitsfreund und zudem auch die Person, die Kyoko bis vor kurzem noch sehr gemocht hatte… vielleicht sogar noch mehr als das... Da war es klar, dass sie ihn nicht in so ein Licht rücken wollte, selbst wenn es eine Tatsache war, dass er sie geschlagen hatte… Ren seufzte lauter, als er es beabsichtigt hatte, und sah aus den Augenwinkeln, wie Kyoko bei dieser Geste regelrecht zusammenzuckte. Das war eigentlich nicht seine Absicht gewesen… Er rang sich mühevoll zu einem leichten Lächeln durch um das junge Mädchen wieder zu beruhigen. So wirklich danach zu Mute war ihm zwar nicht, wenn er daran dachte was Kyoko möglicherweise noch für Fuwa empfinden könnte, aber dafür war sie ja nicht verantwortlich… „Schon in Ordnung. Ich werde es auch für mich behalten… aber du wolltest doch noch weitererzählen?“, versuchte der Schauspieler das Thema Fuwa nun endlich zu beenden und wieder zum eigentlichen zurückzukehren. Kyoko sah ihn für einen Moment leicht überrascht an. Er war nicht sauer?? Hm… genau wie vor zwei Tagen, als sie abends bei ihm war... Zumindest bevor Sho in diesen Abend reinplatzt war. Aber es beruhigte sie, diese Worte von ihm zu hören… Sie nickte leicht als Zustimmung auf seine abschließende Frage, ehe sie fortfuhr: „Nach der Sache im Studio habe ich sie nicht mehr gesehen. Als wir dann hier in Karuizawa ankamen hab ich erst Shotaro per Zufall getroffen. Ich war dann abends unten im Bad des Hotels mit seiner Managerin Shoko. Ich bin etwas früher gegangen, da ich mir die Haare nicht föhnen wollte, und als ich in die Halle vor den Bädern kam, standen dort Shotaro und die Vie Ghoul Mitglieder… Ich glaube sie hatten einen Streit oder so was. Vie Ghoul hat jetzt schon mehrere Lieder von Sho kopiert. Ich bin dann da irgendwie reingeraten und dann kam Reino plötzlich auf mich zu und hat mit seinen Fingern eine meiner Haarsträhnen ergriffen… Ich habe keine Ahnung was in dem Moment mit mir los war, aber ich konnte mich nicht wehren, nicht einmal zurückweichen obwohl ich es nicht gerade als angenehm empfand so dicht wie er vor mir stand... und ich weiß auch nicht mehr genau was er mir da gesagt hat… Es war, als wäre ich gelähmt… Sho ist dann dazwischen gegangen und kurz darauf sind sie auch abgezogen, aber ich… ich hatte einfach ein ungutes Gefühl… Laut Itsumi hab ich sogar gezittert, als ich aufs Zimmer kam. Sie wollte mir noch mal ein heißes Bad einlaufen lassen und na ja in der Zwischenzeit hab ich mich aufs Bett gesetzt. Ich habe mein Handy genommen und… und Ihre Nummer gewählt, Tsuruga-san… Es tut mir wirklich leid! Ich wollte Sie bei Ihren Aufnahmen nicht stören und schon gar nicht dazu bringen, dass sie sich und das Team im Anschluss hetzten, weil Sie sich Sorgen um mich machen! Es… Sie waren nur einfach der Einzige, der mir in dem Moment eingefallen ist…“ Umso weiter Kyoko diese Sätze sprach umso leiser wurde ihre Stimme dabei. Den Blickkontakt zu Ren hatte sie längst gebrochen und schaute stattdessen verlegen auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen. Ein Glück, das es weitgehend dunkel war, sonst hätte Ren vermutlich auch noch den leichten Rotschimmer auf ihren Wangen erkennen können. Der Schauspieler hatte ihre Worte aufmerksam verfolgt. Er konnte sich richtig vorstellen, wie dieser Kerl vor Kyoko stand und wieder dieses Grinsen im Gesicht hatte, für das er ihn am liebsten noch mindestens einmal verprügeln würde… Als sie zu dem Teil mit dem Handy kam, verschwanden allerdings zeitweise die Gedanken an diesen Stalker und wurden durch ganz andere ersetzt. Er war der Einzige, der ihr in diesem Moment eingefallen war?? Hm… wie gerne würde er aus diesem Satz einen gewissen Hintergrund ablesen… aber so eindeutig war er nun auch wieder nicht. Nun, er würde sich wohl einfach reinhängen müssen, sobald das hier überstanden war. Eine kleine Chance hatte er bestimmt bei ihr, zumindest hoffte er das… „Nein, das ist vollkommen in Ordnung! Du hast nicht gestört und ich habe auch nicht gehetzt. Ich hab mich lediglich ein bisschen mehr reingehangen, das ist alles“, erwiderte Ren augenblicklich und warf Kyoko ein aufmunterndes Lächeln zu. Sie hatte ihren Kopf zwar noch gesenkt, aber er war sich sicher, dass sie ihn aus den Augenwinkeln sehen konnte und selbst wenn nicht, sein Tonfall dürfte ihr die gleiche Botschaft vermitteln. „Und außerdem bin ich froh, dass du dich gemeldet hast. Mit solchen Typen ist nicht zu spaßen und ich glaube nicht, dass ich es mir verzeihen könnte, wenn dir dieser Kerl ernsthaft etwas antun würde während ich nicht einschreiten kann… Und ich vermute Fuwa-kun geht es bei dem Thema nicht anders. Andernfalls wäre er vorhin wohl kaum zum Set gekommen um nach dir zu sehen.“ Ren bemühte sich auszusprechen, obwohl sich schon bei dem Gedanken an diesen Sänger ein dicker Kloß in seinem Hals gebildet hatte, der ihm die Stimme rauben wollte. Fuwa stand wirklich nur deswegen vorhin vor seiner Garderobentür und er vermutete, dass dieses Treffen von den Beiden ganz anders gelaufen wäre, wenn der Kerl sich nicht durch seine Anwesenheit zu diesem blöden Spruch hätte hinreißen lassen… Tja, man konnte also mal wieder sagen, dass er Glück hatte. Ren war zwar überwiegend noch immer der Meinung, dass Kyoko Sho so schnell keine neue Chance gab, aber die Zweifel an dieser Sache wuchsen. Yashiro hatte es ja bereits geahnt… Er hatte befürchtet, dass Kyoko ihn ausgerechnet hier wieder traf und das hatte Ren von Anfang an beunruhigt… Besonders die Meinung seines Managers, dass es eine besonders Beziehung zwischen den Beiden sein musste, sofern dieser Zufall eintraf… Dummerweise war er eingetreten! Und langsam aber sicher befürchtete der Schauspieler, dass er sich diese Zögerei nicht ewig erlauben konnte. Sonst kehrte sie nachher tatsächlich noch zu diesem Kerl zurück… Er musste langsam beginnen etwas zu unternehmen... Kyoko musste unwillkürlich ebenfalls leicht Lächeln, als Ren meinte er habe sich lediglich ein bisschen mehr in die Arbeit „reingehangen“. Tsuruga-san war immer mit vollem Einsatz bei der Arbeit, immerhin stellte er hohe Anforderungen, besonders an sich selbst. Kaum zu glauben, dass es da überhaupt noch eine Steigerung gab, aber dennoch klangen seine Worte irgendwie ziemlich überzeugend. Das junge Mädchen wollte gerade wieder zu ihrem Sempai aufblicken, als dieser fortfuhr. Kyoko verharrte in der Bewegung und spürte förmlich wie ihr Herzschlag sich erhöhte. Er könnte es sich nicht verzeihen, wenn ihr etwas passieren würde?? Aber… warum?! Für einen Moment kam der Gedanke in ihr auf, dass dafür ein besonderer Hintergrund verantwortlich sein könnte, aber als Ren meinte, dass das Ganze auch auf Sho zutreffe, verwarf sie alles wieder… Für Sho war sie nichts besonderes, nicht einmal ansatzweise! Sie war lediglich ein Dienstmädchen für ihn gewesen und auch wenn sie sich im Moment wieder etwas besser verstanden, mehr als einfache Freunde, wenn man das überhaupt so nennen konnte, waren sie definitiv nicht! Und ihr Rückschluss aus Tsuruga-sans Worten war in diesem Fall, dass er, wenn er sich mit ihrem „Erzfeind“ verglich, auch maximal Freundschaft für sie übrig hatte. Was anderes wäre ja eh unmöglich gewesen… „Den Weg hätte Sho sich auch sparen können. Auf seine Unterstellungen kann ich gut verzichten!“, murmelte Kyoko mit leicht trotziger Stimme. Sie konnte und wollte gar nicht daran denken, dass ihr Kindheitsfreund jemals etwas anderes im Sinn gehabt hatte, außer sie aufzuziehen. Und seine Spruch heute war auch einer der Höhepunkte gewesen. Ihr vorzuwerfen sie würde sich zum einen an Tsuruga-san ranmachen und zum anderen noch als Grund dafür lediglich die Absicht zu haben, über ihn schneller ins Show-Biz einzusteigen, das war ja wohl die Absolute Höhe! Sie selbst war bisher noch nicht mal ansatzweise auf so einen Gedanken gekommen und das würde sie auch nie tun! Sie war nicht wie er, der Personen lediglich ausnutze um selbst ein einfacheres Leben zu haben. Nein, definitiv nicht! Sie kämpfte sich selbst durch und versuchte dabei anderen Menschen so wenig wie nur irgend möglich zur Last zu fallen! „Ja, das verstehe ich, aber ich glaube nicht, dass er dich damit direkt provozieren wollte. Er war von deiner Reaktion ziemlich überrascht, als hätte er gar nicht daran gedacht“, erwiderte Ren und konnte sich irgendwie nicht verkneifen leicht zu schmunzeln, wenn er daran dachte, dass er diesen Sänger jetzt sogar noch in Schutz nahm... Eigentlich nicht unbedingt das klügste Verhalten seinem „Rivalen“ gegenüber, aber irgendwie war er ihm ja schon dankbar dafür, dass er Kyoko vor diesem Reino, falls er sich den Namen richtig gemerkt hatte, beschützt hatte, besonders jetzt nachdem er selbst die Bekanntschaft mit diesem Kerl gemacht hatte. „Dann soll er seinen Kopf mal zum Denken benutzen, dafür ist er schließlich da“, grummelte Kyoko lediglich als Antwort und verschränkte ihre Arme vor der Brust ineinander. Ren konnte beim Anblick ihrer trotzigen Miene und ihrem Tonfall gar nicht anders und fing an zu Lachen. Die junge Schauspielerin sah darauf sofort wieder zu ihm und musterte Tsuruga-san einen Moment. Irgendwie wurde ihr immer richtig warm ums Herz, wenn sie dieses Lachen von ihm hörte und noch mehr, wenn sie dazu auch sein Gesicht sah. Sein Ausdruck war so vollkommen anders, als sonst. Nicht so ernst, auch wenn es meist eine liebenswürdige Ernsthaftigkeit war, sondern richtig ausgelassen und entspannt. Es tat einfach gut ihn so zu sehen... Kyoko Miene hellte sich dabei auch wieder auf, bis sie ebenfalls leicht kicherte. Damit waren ihre Gedanken mal wieder vollkommen zum Schweigen gebracht, sowohl die zu Reino, als auch die zu Sho und stattdessen hatte eine ganze andere Person die Plätze der Beiden eingenommen... Diese Situation hielt noch einen Moment an, bis sich Rens Armbanduhr über einen kurzen Piepton bemerkbar machte. Der Schauspieler blickte sofort auf die Anzeige. Er hatte ganz vergessen die Uhr auszuziehen, wie er es sonst jeden Abend zu tun pflegte, aber noch mehr überraschen tat ihn die Uhrzeit, die dort aufleuchtete. „Wir haben bereits zwei Uhr... Langsam sollten wir uns wohl besser wieder hinlegen, sonst sind wir für den Ausflug nachher nicht fit genug“, meinte Ren, während er von seiner Uhr wieder zu Kyoko aufsah. Das junge Mädchen hatte genau wie er aufgehört zu lachen, aber dieses liebevolle Lächeln zierte noch immer ihre Lippen. Auf die Worte des Schauspielers nickte sie lediglich zustimmend. Ren stand darauf auf und wünschte ihr noch eine gute Nacht, ehe er sich umdrehte und auf die Tür zuging. Kyoko in seinem Rücken wollte sich wieder hinlegen und hatte sich gerade mit ihrem Ellenbogen auf der Matratze abgestützt und die Decke wieder etwas höher gezogen, als sie innehielt. „Tsuruga-san?“, fragte sie etwas zögerlich, worauf der Schauspieler stehen blieb und sich wieder zu ihr umwandte. Kyoko blickte schon wieder dieses liebevolle Lächeln von ihm entgegen, weshalb eine leichte Röte in die Wangen des Mädchens stieg. Sie war wirklich froh, dass es hier bis auf das Mondlicht von draußen dunkel war... „Es ist mir etwas peinlich das zu fragen, aber...“, begann Kyoko, stockte dann aber wieder... Gott, wie sollte sie das bloß ausdrücken! Das klang doch total bescheuert und war außerdem noch ziemlich kindisch! Aber dennoch... sie wollte nicht, dass er jetzt ging... Ren wartete gespannt auf die Fortsetzung ihres Satze, während Kyoko den Blick leicht senkte und anscheinend unbewusst begann den Rand des Deckenbezuges zwischen ihren Fingern zu dribbeln. So sah man sie wirklich nicht häufig, was seine Neugier nur noch weiter schürte. “Ja?“, hackte Ren vorsichtig nach, als noch immer keine weitere Reaktion von Kyoko kam. Das junge Mädchen blickte darauf wieder zu ihm auf, zumindest teilweise. Was konnte es denn bitte geben, dass sie so in Verlegenheit brachte?? „Nun ja... könnten... also würde es Ihnen etwas ausmachen noch einen Moment zu bleiben?“, brachte Kyoko nach kurzzeitigem Gestammel endlich über die Lippen. Als ihr klar wurde, dass sie das gerade ernsthaft ausgesprochen hatte, fügte sie sofort und in etwas hektischerem Ton hinzu: „Nur für ein paar Minuten! Ich weiß, dass klingt vermutlich total kindisch, aber ich denke, es würde mir das Einschlafen erleichtern, wenn Sie hier sind...“ Nun stand Ren die Überraschung wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Er traute seinen Ohren erst gar nicht so baff war er... Sie bat ihn ernsthaft darum bei ihr zu bleiben, bis sie eingeschlafen war?? Wow... das musste man erstmal verarbeiten... Der Schauspieler merkte, wie sein Mund einen Spalt offen stand und schloss ihn schnell wieder. Was bekam sie denn sonst bitte für einen Eindruck von ihm?! „Natürlich. Wenn du möchtest mache ich das. Und keine Sorge, ich halte es nicht für kindisch“, antwortete er schließlich, sobald er zumindest sein Äußeres und seine Stimme wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Dann überlegte er einen Moment. Wo sollte er sich denn hinsetzten? Wieder an die Bettkante wie eben vielleicht? Aber nicht, dass es dann zu aufdringlich wirkte, wenn er so nahe bei ihr saß... „Danke!“, kam es in der Zwischenzeit von Kyoko und sie zog die Wolldecke unter sich hervor. Zwei Decken brauchte sie nicht, aber Tsuruga-san, der wie sie sah mal wieder ohne Hausschuhe oder zumindest Socken hier rum lief, konnte sie sicher gebrauchen. Sie legte sie auf die Bettseite neben sich und blickte anschließend wieder zu dem Schauspieler, der den Wink zu verstehen schien. Er sollte sich direkt auf das Bett setzten? Genau da hin, wo sie gerade die Decke für ihn hingelegt hatte?? Ähm, also... er wusste nicht, ob das so eine gute Idee war... „Die Wolldecke können Sie sich etwas über die Füße legen. Die sind sicher wieder eiskalt, wenn Sie hier dauernd barfuss auf dem Paket rumlaufen“, warf Kyoko ein, als sie sah wie zögerlich Ren plötzlich reagierte. Das kannte sie gar nicht von ihm... Irgendwie war es ungewöhnlich ihn so zu sehen. Lag das nur daran, dass er sich hier aufs Bett setzten sollte? An sich war da ja nichts dabei, zumindest hatte sie sich nichts „anderes“ dabei gedacht und er doch sicher auch nicht, immerhin war er Ren Tsuruga! Ren sah auf Kyokos Worte an sich hinunter auf seine Füße. Er stand tatsächlich barfuss hier... Das war ihm gar nicht aufgefallen. Aber in seinem Schreck vorhin hatte er wohl die Hausschlappen vergessen... Aber dieses Mädchen war vielleicht eine... Ihr entging wirklich nichts! „Zugegeben, da hast du Recht“, erwiderte Ren mit leiserer Stimme als sonst und gab sich anschließend innerlich noch selbst einen kleinen Ruck, ehe er sich endlich in Bewegung setzte und in seinem üblichen Schritttempo wieder auf das Bett zuging. Dieses Mal allerdings nicht an Kyokos Seite, sondern an „seine“. Er nahm auf der Matratze platz und blickte aus dem Augenwinkel noch einmal kurz zu Kyoko, die sich nun langsam hinlegte und wieder in ihre Decke einkuschelte, ehe er seine Füße ebenfalls auf das Bett zog und nach der Wolldecke griff. Er warf sie sich leicht über die Füße, legte sich hin und drehte sich anschließend auf die Seite, damit er Kyoko besser anschauen konnte. Er stützte sich dabei mit einem Ellenbogen auf und lehnte sein Kinn in seiner Innenhand auf. Das junge Mädchen drehte sich ebenfalls, mit der gleichen Absicht, auf sie Seite, wobei sich ihr Blick direkt mit Rens traf... Die Beiden starrten sich für ein paar Sekunden an. Es war eine seltsame Atmosphäre, die hier gerade zwischen ihnen herrschte... und das lediglich, weil beiden bewusst wurde, dass sie gemeinsam im selben Bett lagen. Dieses Bild wäre vermutlich ein gefundenes Fressen gewesen für jeden Paparazzi, aber Ren bestand nicht umsonst darauf immer in den höher gelegenen Stockwerken solcher Hotels untergebracht zu werden. Die beiden Schauspieler hielten den Blickkontakt noch etwas aufrecht. Dabei schwiegen beide und bewunderten die Augen des jeweils anderen, während sie teilweise ihren ganz persönlichen Gedanken nachgingen, die keiner von beiden aber bereit war jemals auszusprechen... Ren ließ seinen Blick langsam von Kyokos hübschen, hellbraunen Augen über den Rest ihres Gesichtes wandern. Über ihre hübsche kleine Stupsnase, dann ihre rosigen Lippen... Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie sich anfühlten, als er das eine mal so völlig geistesabwesend über sie gestreichelt hatte. Sie waren weich und zart... einfach wunderschön... Dem Schauspieler drängte sich langsam der Gedanke in den Kopf was passieren könnte, wenn er sich jetzt einfach zu ihr beugen würde. Er könnte es versuchen, könnte herausfinden ob sie auch als Kyoko vor ihm zurückweichen würde. Damals war sie ja in ihrer Rolle als Mitsuki und dachte nebenher auch, dass er noch seine Rolle spielte auch wenn das bei weitem nicht der Fall war, daher reizte es ihn zu erfahren was sie jetzt tun würde... Würde sie ihn stoppen? Oder würde sie zulassen, das er sie küsste?? Wenn ja, tat sie es weil sie viel zu verwirrt von dieser Aktion war und daher einfach nicht reagieren konnte, oder wollte sie sich nachher gar nicht dagegen wehren?? Ren spürte, wie sein inneres Verlangen immer weiter zunahm, er sich immer stärker danach sehnte sie zumindest einmal richtig in den Arm nehmen zu können... und das nicht als Senpai oder einfacher Freund in ihren Augen! Nein, er wollte sie als eine Person umarmen, die Kyoko viel bedeutete... vielleicht sogar die sie liebte... Der Schauspieler war kurz davor seine Hand nach ihrer Wange auszustrecken, sie sanft zu halten und dann tatsächlich das umzusetzen, was er sich schon seit einer ganzen Weile in seinen Träumen vorstellte, aber als er seine Hand von der Matratze hob, spürte er plötzlich wie seine Finger zitterten... Sie zitterten sogar gewaltig... Schnell ballte er seine Hand zu einer Faust zusammen und hielt sie sich vor dem Mund, während er sich leise räusperte um sein vorheriges Verhalten zu überspielen. Dabei brach er den Blickkontakt zu Kyoko für einen Moment und spürte augenblicklich, wie sich seine innere Anspannung wieder verflüchtigte. Oh man... Wenn lediglich ein Blick in ihre Augen das bei ihm auslösen konnte, wie lange schaffte er es dann noch seinen Gefühlen standzuhalten?? Wenn er Pech hatte nicht lange genug... Kyoko hatte den Schauspieler in der Zwischenzeit auf ähnliche Weise gemustert wie er sie und wurde ebenfalls von seinem Räuspern in die Realität zurück geholt. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie ihn angestarrt hatte... aber es machte sie gleich wieder leicht verlegen, dass sie es überhaupt getan hatte... Dummerweise konnte sie einfach nicht anders. Sie mochte seine dunkelbraunen Augen, mochte diesen warmen Ausdruck in ihnen... Sie war froh, dass sie das Kriegsbeil von ihrer Anfangszeit begraben hatten, denn sonst hätte sie ihn vermutlich nie so zu Gesicht bekommen wie eben und auch nie herausgefunden, dass er doch gar nicht so arrogant war, wie sie früher immer vermutet hatte. Er war eigentlich genau das Gegenteil. Er ließ andere Person zwar nur teilweise an sich ran, aber wenn er es zuließ lernte man ihn auf eine Art und Weise kennen, die einen einfach nur verblüffte... Sein ehrliches Lächeln war noch viel magischer als das, das er den Fans meist entgegenbrachte. Und es erinnerte sie an irgendetwas... Manchmal hatte sie den Eindruck dieses Lächeln bereits eine Ewigkeit zu kennen, aber sie konnte sich nicht daran erinnern ihm jemals begegnet zu sein, bevor sie bei LME aufgenommen wurde und jemand anderes mit diesem Lächeln kannte sie auch nicht. Das wäre ihr aufgefallen, sie hätte das Gesicht dieser Person dann sicher im Gedächtnis behalten. Es wäre auch gar nicht anders gegangen wenn sie daran dachte, was für ein Herzklopfen dieser eine Blick immer wieder in ihr auslöste... „Also dann... gute Nacht, Mogami-san“, sagte Ren schließlich mit liebevoller Stimme und lächelte dem jungen Mädchen noch einmal zu. „Ihnen ebenfalls, Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko und zog sich die Decke über die Nase, weil sie wieder befürchtete gleich rot anzulaufen. Aber die Augen schließen konnte sie noch nicht... Eins musste sie noch loswerden. Die junge Schauspielerin murmelte nach einen Moment hinter ihrer Bettdecke noch ein leises aber aufrichtiges: „Vielen Dank...“ „Keine Ursache“, erwiderte Ren, „Aber jetzt Schlaf endlich. Morgen wird ein langer Tag.“ Und wieder so ein Moment in dem es seine gesamte Beherrschung erforderte um sich selbst unter Kontrolle zu halten. Der Schauspieler sah wie Kyoko noch zustimmend nickte und anschließend ihre Augen schloss. Er beobachtete sie, während sie so dalag... Sie lag auf der Seite, mit dem Gesicht ihm zugewandt und einige ihrer Haarsträhnen rutschten ihr wild ins Gesicht. Mit diesen geschlossenen Augen sah sie noch mal um einiges niedlicher aus als eh schon und dann erst ihr Mund, der einen winzigen Spalt offen stand... Ren rührte sich keinen Millimeter, stützte noch immer sein Kinn mit der Hand und wartete geduldig. Es dauerte nicht lange bis Kyokos Atem ganz ruhig und flach wurde, wie es nun mal bei einem Menschen der Fall war, wenn er schlief. Eigentlich war das das Zeichen für ihn gewesen jetzt aufstehen zu können, aber irgendwie wollte er nicht... zumindest nicht gleich. Er wollte lieber noch ein paar Minuten warten, zwei oder drei vielleicht. Wer wusste, wann er wieder die Gelegenheit bekam sie so zu sehen und sie ganz ungestört betrachten zu können. Der Schauspieler streckte nun doch seine Hand nach ihr aus und schob ihr vorsichtig, damit sie nicht aufwachte, ein paar der kurzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hinter ihr Ohr. Für ein paar Minuten wollte er das einfach noch genießen... Kapitel 15: Überraschung am Morgen ---------------------------------- Yashiro öffnete die Tür seines Zimmers und griff mit der anderen Hand nach der Jacke von Ren, die er am gestrigen Abend mitgenommen und erstmal an seiner Garderobe aufgehangen hatte. Der Schauspieler war ja so schnell mit Kyoko verschwunden gewesen, dass er die Jacke glatt vergessen hatte... Nun ja, er hatte in dem Moment sicher andere Sorgen gehabt... Wenn Yashiro an Rens Blick dachte, als er plötzlich vom Tisch aufstand... Den Anderen war es anscheinend nicht aufgefallen, aber ihm schon. Er kannte den Schauspieler inzwischen ja schon eine Weile und er wusste zudem auch von seinen Gefühlen für Kyoko und die waren vermutlich der Hauptgrund weshalb er so unruhig, oder besser extrem nervös, reagiert hatte, als er mitbekam, dass sie wie gelähmt an ihrem Platz saß. Aber ein Glück, dass es ihm gelang das junge Mädchen wieder wachzurütteln... Puh er fragte sich ernsthaft wie lange dieser Stalker noch hinter Kyoko-chan her war... Es hatte zwar das positive, dass sie zur Zeit mit Ren in einem Zimmer wohnte, aber der Manager wusste nur zu gut, dass sein Schützling das nicht ausnutzen würde. Seiner Meinung nach war das zwar dämlich, aber gegen Rens Prinzipien kam er nicht an... Yashiro zog die Tür wieder hinter sich zu, nachdem er auf den Korridor hinausgetreten war und sah sich kurz um. Es war bereits halb Neun, aber hier draußen war es noch überraschend leer. Lag vermutlich daran, dass die Meisten herkamen um Urlaub zu machen und nicht wie sie um zu arbeiten. Heute standen zwar keine Dreharbeiten an, aber dafür ein kleiner Ausflug der Crew in die Stadt. Um halb Zehn sollte der Bus losfahren, wenn er das richtig im Kopf hatte. Nun Ren und Kyoko-chan waren dann sicher schon wach. Beide waren ja ulkiger Weise Personen, die es bevorzugten zeitig aufzustehen und eher zu früh als zu spät zu ihren Terminen erschienen. Wer weiß, vielleicht war Kyoko gerade dabei das Frühstück vorzubereiten und er konnte wieder mit ihnen essen. Eigentlich behagte es ihm ja nicht die Beiden zu stören, aber da Ren eh nichts unternehmen wollte, wollte er sich das gute Essen der jungen Schauspielerin nicht entgehen lassen. Yashiro ging einige Schritte den Korridor entlang und hielt dann vor einer Tür, an der zu seinem Zimmer gegenüberliegenden Seite des Ganges, an. Es war Rens Zimmer, das wusste er bereits ohne noch auf die Zimmernummer schauen zu müssen. Mit einem munteren Lächeln auf den Lippen klopfte der Manager zweimal kurz hintereinander gegen die Tür. ... Der junge Mann wartete einen Moment, aber es geschah nichts... Ohne sich allerdings großartig etwas dabei zu denken klopfte er noch mal an und wartete wieder... vergeblich... Immer noch keine Reaktion... Also so langsam fand er das doch seltsam! Normalerweise war Ren immer ziemlich schnell an der Tür... Ob vielleicht irgendetwas nicht in Ordnung war?? Vorgegangen waren sie sicher noch nicht, was sollten sie schon eine Stunde lang unten auf den Bus warten. Hm, dann musste etwas anderes sein. Der Manager kramte kurz in seiner Hosentasche und zog nach einem Moment einen Schlüssel hervor. Er hatte immer einen Zusatzschlüssel zu Rens Zimmern in Hotels und heute erwies er sich als durchaus praktisch! Ohne weiter darüber nachzudenken, steckte Yashiro den Schlüssel in das Schloss und drehte ihn um worauf die Tür schon beinahe alleine aufzugehen schien. Nachdem er den Schlüssel wieder abgezogen und in seiner Tasche verstaut hatte, schob er die Tür etwas weiter auf und stecke seinen Kopf durch den Spalt. „Ren?“, fragte er in den leeren Flur hinein und wartete erneut einen Moment... aber wieder keine Reaktion. Wo waren die Beiden denn?? Doch nicht etwa wieder bei einem ihrer „Morgenspatziergänge“ wie vor zwei Tagen?! Also wirklich, dieses Mal konnten sie ihm aber nicht erzählen, dass das KEIN abgesprochener Spatziergang war! Nun, wenn sie weg waren, dann konnte er ja hier auf sie warten. Allzu lange konnte es ja nicht dauern bis sie wiederkamen. Zumindest hoffte er das... Der Manager trat in den Flur ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Die Schuhe zog er nicht aus. Früher hatte er das immer gemacht, aber Ren selbst tat das auch nicht immer und er hatte ihm auch gesagt, dass es völlig okay sei die Schuhe in Hotels anzubehalten. Aber dennoch warf Yashiro beinahe automatisch einen Blick zu dem kleinen Regal, in dem die Schuhe standen, und eins machte ihn stutzig... die von Ren und Kyoko waren auch hier! Aber wenn sie draußen waren ging das doch nicht... Nun, dann waren sie vielleicht doch noch hier, aber wieso antworteten sie dann nicht?? Hieß das etwa...? Ach nein, das konnte nicht sein! Ren und verschlafen, das war unmöglich! Bei Kyoko-chan war er sich nicht so sicher, vermutlich konnte es ihr schon mal passieren, aber Ren niemals! Das hatte er in den Jahren, die er sein Betreuer war nie erlebt und vermutlich würde er das auch nie. Aber was war denn dann los? Noch immer grübelnd ging Yashiro nun ins Wohnzimmer durch und blieb etwas verdattert in der Tür stehen. Auf der Couch lag Bettzeug. Eine der Bettdecken und ein Kissen und sie lagen nicht gerade ordentlich da. Eher als sei die Person, die hier geschlafen hatte, ziemlich hektisch aufgestanden und hätte die Decke mehr beiseite geschmissen als gelegt... So geschmissen, dass sie halb auf dem Boden und Tisch hing... Der junge Manager trat ein paar Schritte näher und hörte schließlich einen leisen Piepton. Das war doch Rens Handywecker! Schnell lief er, dem Geräusch folgend, zum Tisch und nahm das Handy, das so leise war, da es unter einem Zipfel der Decke lag, vorsichtig in seine Hände. Na ja nicht direkt in seiner Hände, er fasste es durch den Stoff von Rens Jacke, die er immer noch auf dem Arm trug an, damit er es nicht nachher noch kaputt machte... Der Wecker war eingeschaltet, auf 07:45 wie Yash feststellte, und das Display blinkte munter vor sich hin, während auch dieser Piepton dauerhaft zu hören war. Also das war jetzt echt seltsam! Rens Handy lag hier, das Bettzeug ebenfalls und noch dazu sehr unordentlich, was so gar nicht zu seinem Schützling passte, dann ging der Wecker aber niemand schien hier zu sein und ihn zu hören... Das passte doch nicht! Yashiro drückte kurz auf die Taste, die die Weckfunktion für die nächsten fünf Minuten erstmal lahm legte und legte es zurück an seinen Platz auf dem Couchtisch. Die Küche konnte er von hier einsehen, dort war auch niemand, also blieben nur noch das Bad und das Schlafzimmer! Der Manager setzte sich wieder in Bewegung und ging als erstes natürlich zur Badezimmertür. Er lauschte kurz an ihr, aber dahinter war es ruhig. Also duschen oder baden tat im Moment keiner... Vorsichtig versuchte er dann auch die Tür zu öffnen und es funktionierte, also war nicht abgeschlossen. Über noch einen Blick in den Raum vergewisserte er sich endgültig, dass niemand hier war, ehe er die Tür wieder hinter sich zuzog und jetzt durch den Flur zum Schlafzimmer ging. Irgendwie machte sich gerade ein mulmiges Gefühl in ihm breit... Er hatte ihnen gestern vorgeschlagen gemeinsam in dem Doppelbett im Schlafzimmer zu übernachten, aber das wurde sehr deutlich und einstimmig von ihnen abgelehnt... Das Bettzeug im Wohnzimmer und das Handy sprachen zwar auch dagegen, aber er konnte es sich anders nicht erklären... Die Beiden konnten nur noch im Schlafzimmer sein!! Aber... was machten sie da...? Yashiro kratzte sich etwas nervös am Kinn, als er vor der Tür stand. Ob er da jetzt wirklich reingehen sollte? Und sollte er anklopfen, wie es sich ja eigentlich gehörte, oder lieber nicht?? Fragen über Fragen... Aber er entschied sich dafür nicht anzuklopfen und lieber erstmal die Tür einen winzigen Spalt zu öffnen um hindurchspähen zu können... Gedacht, getan... Yashiro drückte vorsichtig um möglichst lautlos zu sein die Türklinke nach unten. Anschließend legte er ein Ohr an die Tür um sich noch mal zu vergewissern, dass es drinnen genauso still war wie im Rest des Apartments und als das der Fall war schob er die Tür dann ganz, ganz vorsichtig ein kleines Stück auf... Sobald es möglich war, beugte er sich nach vorne und schob seinen Kopf in den entstandenen Spalt zwischen Tür und Rahmen und suchte mit seinen Augen nach dem Bett... Yashiro konnte gar nicht anders, er errötete augenblicklich, als er das Bild sah, dass sich ihm gerade in dem leichten Sonnenlicht, das durch die nur halb zugezogenen Gardinen drang, bot... Tatsächlich... da waren sie... sie beide... und das in EINEM Bett!! Der Manager schluckte einmal, da sich ihm ein paar Szenarien in den Kopf geschlichen hatten, die er aber lieber nicht voreilig weiterführen wollte. Stattdessen begann er die beiden Personen zu mustern. Kyoko lag in der rechten Betthälfte. Sie war bis knapp unter die Schultern zugedeckt, hatte ihren Arm auf der Decke liegen, und man erkannte, dass sie wohl ein T-Shirt anhatte. Allerdings definitiv nicht eines ihrer eigenen bei der Größe... Das junge Mädchen lag auf der rechten Seite und ihre linke Hand lag auf dem Rand des Kopfkissens knapp vor ihrem Gesicht. Ihren rechten Arm hatte sie leicht von sich gestreckt, in Rens Richtung wohl bemerkt, und die Hand mit der Innenhandfläche nach oben auf der Matratze liegen. Yashiro ließ seinen Blick nun weiter zu Ren schweifen. Er lag eher auf der linken Bettseite. Er hatte lediglich eine Wolldecke über seinen Beinen liegen, die auch nur knapp bis über seine Hüften ging. Auch er war auf die Seite gedreht, allerdings auf die linke Seite. Sein linker Arm lag, ausgestreckt, unter seinem Kopf und der rechte vor ihm auf der Matratze. Dabei fiel dem Manager auf, dass Rens Hand irgendwie ziemlich nah bei Kyokos lag... genau gesagt lagen sie direkt nebeneinander. Sie berührten sich sogar leicht! Sollte das etwa etwas heißen?? Hieß das, dass Ren sich vielleicht doch endlicht getraut hatte??? Gott, das wäre ja schon fast zu schön um wahr zu sein! Wenn er sich das vorstellte... Ren hatte sich vielleicht doch endlich getraut ihr seine Gefühle zu gesehen! Und sie hatte ihm dann mit Sicherheit gesagt, dass sie genauso auch für ihn empfand und der Beweis dafür wäre dann, dass sie gemeinsam hier in diesem Bett schliefen!! ... Aber was machte dann das Bettzeug auf der Couch, plus den Wecker dort?! Also irgendwie passte das nicht und so sehr Yashiro sich dieses Szenario für die Beiden gewünscht hätte, so sehr wurde es langsam aber sicher auch immer unwahrscheinlicher in seinen Augen... Wollte Ren vielleicht letztendlich gar nicht hier schlafen? War es ein Zufall und er hatte deswegen sein „Bett“ im Wohnzimmer bereits gebastelt? Das waren eine Menge Fragen, aber dummerweise würde er erst eine Antwort bekommen, wenn beide wach waren... Apropos wach... Der Manager warf einen Blick auf seine Armbanduhr... Es war schon fast viertel vor Neun! Sie hatten nur noch knapp eine dreiviertel Stunde bis der Bus losfuhr!! Er musste die Zwei unbedingt wecken! ... aber wie?? Sie jetzt einfach wachrütteln wäre sicher keine gute Idee... Ren riss ihm dann sicher den Kopf ab, immerhin hatte er hier im Schlafzimmer nun wirklich nichts verloren, schon gar nicht wenn Kyoko-chan hier schlief... Nein, nein, das tat er auf keinen Fall! Aber wie dann... Der Manager überlegte einen kurzen Moment, bis ihm das Handy wieder einfiel. Das war es! Darüber konnte er sie wecken! Yashiro zog leise die Tür wieder zu, schloss sie aber nicht ganz und ging auf leisen Sohlen zurück ins Wohnzimmer. Der Handywecker würde sich in nicht einmal zwei Minuten wieder einschalten, das war gerade noch genug Zeit! Der Manager nahm es rasch vom Tisch und eilte zum Schlafzimmer zurück. Er schob die Tür erneut vorsichtig auf und dieses Mal sogar noch ein Stückchen weiter, damit er ohne Problem das Zimmer betreten konnte. Er schob sich leise an der Tür vorbei und ging vorsichtig die paar Schritte in Richtung des Nachttisches, der auf Rens Seite neben dem Bett stand. Dort legte er sonst auch immer sein Handy ab, daher würde er es da sicher auch gleich finden, sobald die Weckfunktion wieder erwachte. Als Yash an dem Nachttisch ankam legte er das Handy sofort darauf ab und wandte sich dann wieder um. Ehe er zurückging, ließ er aber noch einmal seinen Blick über Ren und Kyoko schweifen. Sie waren einfach ein hervorragendes Paar... Das fiel einem noch mehr auf, wenn man sie so sah wie jetzt. Wie sie hier gemeinsam lagen, mit ihren Händen so nahe beieinander, als würden sie sich am liebsten gegenseitig festhalten und das Ganze untermalt von dem warmen Sonnenlicht... Er hoffte echt, dass sie irgendwann zusammen fanden... besonders für Ren... Er wusste, dass der Schauspieler zum ersten Mal wirklich verliebt war und er hoffte, dass dieses erste Mal nicht gleich in einer Enttäuschung endete. Aber wenn er an Kyoko-chans Verhalten ihm gegenüber aus der letzten Zeit dachte, an das glückliche Lächeln, dass auch sie immer auf dem Gesicht hatte, wenn sie in seiner Gegenwart war... Es musste einfach so sein, dass sie auch etwas für ihn empfand! Das konnte sie unmöglich spielen und vor allem hätte sie ja gar keinen Grund dazu! Nein, er war sich sicher. Sie empfand das Gleiche, das musste nur noch Beiden klar werden... Der Manager verkniff sich im letzten Moment bei seinen Gedanken aufzuseufzen, hielt sich rasch beide Hände vor den Mund und blieb noch einen Moment still stehen und lauschte dem ruhigen Atem der beiden Schlafenden. Puh... sie schliefen wirklich noch tief und fest... Okay, jetzt musste er sich aber schleunigst hier raus machen! Es kam sicher nicht gut, wenn der Wecker losging und er hier neben dem Bett stand... Mit leisen, aber deutlich schnelleren Schritten als zuvor, machte sich Yashiro auf den Rückweg zur Tür. Sobald er sie erreichte schlüpfte er durch den Türspalt nach draußen auf den Flur, zog die Tür dann leise hinter sich zu und schloss sie auch komplett. Die Beiden sollten am besten niemals mitbekommen, dass er hier war. Na ja, zumindest vorerst nicht... Fast genauso leise wie zuvor ging Yashiro nun zur Eingangstür des Apartments und blieb daran stehen. Er würde einfach so tun, als sei er gerade gekommen, sobald er merkte, dass beide wach waren. Ja, genau! So verpasste er zumindest nicht wie sie sich verhielten nachdem sie aufwachten... Das könnte eventuell ein paar seiner Fragen schon gleich klären... In der Zwischenzeit schaltete sich im Schlafzimmer wieder der Handywecker mit seinem, auf Dauer recht nervigen, Piepton ein und zeitgleich begann auch das Display wieder fröhlich vor sich hinzublinken. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe Ren sich langsam begann zu rekeln. Noch völlig verschlafen drehte er sich, ohne seine Augen zu öffnen, auf den Rücken und tastete nach dem Handy. Er fand es auch gleich und schaltete mit einigen routinierten Handgriffen den Wecker aus. Anschließend zog er seinen Arm wieder zu sich und legte den Unterarm über seine Augen. Irgendwie war er hundemüde... Diese kurzen Nächte waren auf Dauer wohl doch nichts... Auch Kyoko hatte den Wecker gehört und langsam ihre Augen geöffnet. Sie sah dabei genau auf ihre Hand, die verdächtig nahe bei einer anderen, deutlich größeren lag... Das junge Mädchen war mit einem Male hellwach und ließ ihren Blick gerade an dem Arm der Person vor sich hinaufwandern, als diese sich ebenfalls bewegte und auf den Rücken drehte. Kyoko traute ihren Augen nicht, als sie bei dem Gesicht der Person angelangt war... Es war Tsuruga-san! Ren nahm nun langsam wieder seinen Unterarm von seinen Augen und blinzelte einige Male, ehe er die Lider komplett öffnete. Er blickte geradewegs an die Zimmerdecke und erst in diesem Moment fiel ihm wieder ein was genau in der letzten Nacht alles geschehen war. Er war hier, hatte Kyoko etwas abgelenkt, nachdem sie aus diesem Alptraum hoch geschreckt war und blieb anschließend noch bis sie eingeschlafen war, weil sie ihn darum bat... aber Moment, er konnte sich nicht daran erinnern dann auch gegangen zu sein! Der Schauspieler drehte abrupt seinen Kopf zur Seite und erblickte dabei genau das, was er befürchtet hatte... Kyoko... Der junge Mann spürte, wie sein Mund und seine Kehle mit einem Mal ungeheuer trocken wurden und sein Puls sich mal wieder deutlich erhöhte. Verdammt, er war doch tatsächlich hier eingeschlafen!! Kyoko war etwas überrascht, als er so plötzlich zu ihr blickte und ihr entging nicht sein leicht erschrockener Augenausdruck. Sie hatte eben schon überlegt, was er hier tat und die einzig logische Antwort war, dass er hier eingeschlafen war, während er darauf wartete, dass sie einschlief... und wenn sie ihn jetzt so anblickte, schien sie damit voll ins schwarze zu treffen! Allerdings war Tsuruga-san das so wie es aussah etwas unangenehm... “Guten Morgen, Tsuruga-san“, entschied sich Kyoko jetzt einfach mal etwas zu sagen um diese unangenehme Stille zu brechen, die sich gerade aufbaute. „Ähm... guten Morgen, Mogami-san...“, erwiderte Ren, allerdings mit deutlich leiserer, zögerlicher Stimme. Der Schauspieler ließ anschließend seinen Blick kurz durch den Raum schweifen ehe er wieder zu dem jungen Mädchen sah. „Entschuldige bitte... Ich muss irgendwie eingeschlafen sein... Das war nicht meine Absicht“, begann Ren sich zu entschuldigen. Gott, war ihm das peinlich... Er war nicht einfach „irgendwie“ eingeschlafen. Er hatte gewartet, bis sie schlief und es dann einfach nicht lassen können sie noch ein wenig zu beobachten! Er hatte ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht gestrichen, ihr auch zögerlich über die Wange gestreichelt, worauf ihr zu seinem Schrecken ein leiser Seufzer entwichen war. Er hatte in dem Moment richtig Angst gehabt, dass sie aufwachte, aber sie tat es nicht. Sie schlief einfach ruhig weiter... Zum Glück... Und dann? Nun, dann hatte er sie weiter beobachtet. Irgendwann hatte sie sich etwas bewegt und dann lag ihre Hand plötzlich so neben ihr... Mit der Innenhandfläche nach oben... Er hatte eine ganze Weile nur auf ihre Finger gestarrt, ehe er auch dort wieder gegen sein inneres Verlangen verlor... Er hatte seine Hand einfach in ihre gelegt, hatte ihre Größe verglichen und festgestellt, dass dieses Mädchen wirklich eine ungeheuer zarte Haut hatte... Es war richtig angenehm gewesen, aber er hatte sich dann doch zusammen reißen können und seine Hand wieder zurück gezogen und dann... also danach fiel ihm irgendwie nichts mehr ein... Vermutlich war er dann irgendwie eingeschlafen... So etwas konnte auch wirklich nur ihm passieren! „Das ist schon in Ordnung. Ich habe Sie ja immerhin gebeten hier zu bleiben, dabei wusste ich doch wie müde Sie schon am Abend waren“, erwiderte Kyoko und versuchte den Schauspieler damit etwas zu beruhigen, spürte aber wie sie selbst dafür etwas verlegen wurde... Sie hatte die letzte Hälfte der Nacht mit ihm in einem Bett geschlafen... Mit Ren Tsuruga... Gott, wenn das an die Öffentlichkeit kam würde sie von seinen Fans gelyncht werden! Ganz abgesehen davon, dass sämtliche Tratschblätter sie gleich als Liebespaar hinstellen würden... Aber zum Glück war die Wahrscheinlichkeit, dass das geschah nicht besonders groß. Außer ihnen beiden wusste ja niemand hiervon und sie war sich sicher, dass Tsuruga-san es nicht einfach so aus einer Laune heraus erzählen würde. Nein, dazu war ihm noch immer viel zu unangenehm, dass er hier neben ihr eingeschlafen war. „Ich hätte aber auch ablehnen können, also entschuldige bitte. Das passiert nicht noch einmal...“ Ren richtete sich während dieser Worte auf, bis er im Bett saß und ging sich kurz mit beiden Händen übers Gesicht. Er fühlte sich noch immer völlig verschlafen, aber nicht nur das. Was er gerade gesagt hatte, hatte er nicht gerade aus Überzeugung ausgesprochen... ja noch nicht mal mit der ehrlichen Absicht dahinter. Eigentlich würde er jederzeit gerne wieder hier bei ihr übernachten, aber das konnte er wohl vergessen... Es gab keinerlei Grund dafür das zu tun, immerhin waren sie nicht zusammen und sie würden es wenn er Pech hatte auch nie sei, also würde er das Ganze hier lieber vorerst aus seinem Gedächtnis verbannen... Ren blinzelte zwischen seinen Fingern hervor und sah dabei zum Fenster. Wie viel Uhr hatten sie eigentlich? Für kurz vor Acht war es draußen doch schon einen Tick zu hell wie er fand... Der Schauspieler griff nach dem Handy, dass noch immer auf dem Nachttisch lag und nahm es in die Hand. Sobald er es vor sich hielt, warf er einen Blick auf die Uhranzeige im Display. Kyoko hatte sich inzwischen auch aufgerichtet, aber nach Rens letzten Worten nichts mehr gesagt. War es etwa so schlimm gewesen, hier neben ihr zu schlafen?? Sie versuchte sich zwar selbst davon zu überzeugen, dass dieser Gedanke Schwachsinn war und sein Verhalten nichts mit ihr als Person zu tun hatte, aber irgendwie wollte er ihr nicht aus dem Kopf gehen... „Verdammt!“, entfuhr es Ren plötzlich etwas lauter als beabsichtig, worauf das junge Mädchen neben ihm regelrecht zusammen zuckte. Sie blickte anschließend deutlich verwirrt über das Gesagte des Schauspielers zu ihm hinüber. „Wir haben verschlafen! Es ist schon fast zehn vor neun!“ Kapitel 16: Frühstück zu Dritt ------------------------------ „Was?!“, war Kyokos einzige Reaktion, ehe sie ihre Bettdecke beiseite warf und sofort aufstand. Schon zehn vor neun, das hieß sie hatten gerade noch 40 Minuten! Und dabei mussten sie sich nicht nur fertig machen, sondern noch Frühstück vorbereiten und essen und eigentlich wollte sie auch noch Lunchpakete zum mitnehmen zusammenstellen... Das junge Mädchen eilte zu seinen Taschen und wühlte etwas in ihnen bis sie ihre frischen Anziehsachen zusammen hatte. Ren war ebenfalls eilig aufgestanden und stand nun vorm Schrank um sich ebenfalls Sachen rauszuholen. So ein Mist, er hatte noch nie verschlafen!! Zumindest nicht in seinem „neuen“ Leben... Während er noch Sachen zusammen suchte, war Kyoko anscheinend schon fertig, was dem Schauspieler natürlich nicht entging. „Mogami-san, du kannst zuerst ins Bad. Ich ziehe mich hier um“, meinte Ren um sie nicht noch weiter aufzuhalten und wichtige Zeit verstreichen zu lassen. So wie er sie kannte würde sie ihn auf keinen Fall ohne ein anständiges Frühstück hier rauslassen, egal wie viel Uhr sie jetzt hatten, und wenn er schon mal etwas aß, wollte er sich nicht noch dabei hetzten müssen... „Okay. Vielen Dank, Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko, ehe sie mit dem Bündel Kleidung auf ihrem Arm aus dem Raum verschwand, die Tür noch hinter sich zuzog und direkt ins Badezimmer eilte. Ren begann in der Zeit sein Pyjamahemd aufzuknöpfen, hatte aber nach drei Knöpfen die Nase voll und zog es sich doch einfach über den Kopf. Das ging immerhin wesentlich schneller. Er streifte auch noch die Hose von seinen Beinen, ehe er nach der Jeans griff, die er sich für heute ausgesucht hatte. Da sie in die Stadt gingen und er kein Interesse daran hatte erkannt zu werden, sollten heute eine einfache Jeans, ein weißes, bedrucktes Shirt und natürlich seine Baseballkäppi reichen. Und er betete echt schon dafür, dass er für diesen Tag seine Ruhe hatte! Er ging eigentlich gerne weg, besonders wenn er aus Tokio rauskam, aber als beliebtester Mann Japans war das nicht immer einfach... Irgendwer erkannte ihn immer irgendwo und dann hieß es nur noch sich so schnell wie möglich irgendwohin zu verziehen, bevor sich ein riesiger Menschenauflauf gebildet hatte... Der Schauspieler zog sich noch schnell fertig an und verließ, während er gerade noch den Kragen des Shirts richtete, bereits das Schlafzimmer. Zu seiner Überraschung erblickte er Yashiro, als er auf den Flur hinaus trat. Der Manager stand mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen an der Tür und hatte sich soeben gedanklich noch darüber amüsiert, dass Kyoko-chan eben praktisch direkt an ihm vorbeigelaufen war ohne ihn auch nur ansatzweise zu bemerken. Tja, sie war auch sichtbar in ihre Gedanken vertieft gewesen... Zu schade, er hätte die Schlafzimmertür doch einen Spalt auflassen sollen, dann wüsste er jetzt was die beiden in den Minuten eben beredet hatten und ob Kyoko-chans abwesendes Verhalten eben damit zusammenhing oder lediglich eine Folge des Verschlafens war. Hach, irgendwie sah er noch immer das Bild der Beiden im Bett vor sich... Es war wirklich unglaublich süß gewesen! „Yashiro? Was machst du denn hier?“, hörte Yashiro plötzlich eine bekannte Stimme fragen und blickte sofort zu deren Ursprung. Dabei erkannt er Ren, der gerade das Schlafzimmer verlassen hatte und nun auf ihn zuzukommen schien. „Guten Morgen, Ren! Ich bin gerade gekommen und wollte dir deine Jacke bringen. Du hast sie gestern Abend unten liegenlassen“, antwortete Yash und versuchte möglichst überzeugend zu klingen, während er Ren die Jacke entgegenhielt. Sein Schützling sah ihn allerdings mit leicht gerunzelter Stirn an, nachdem er die Jacke entgegen genommen hatte, was den jungen Manager schon ein kleines bisschen verunsicherte... „Seltsam, ich habe die Tür gar nicht gehört...“, meinte Ren schließlich und blickte dabei auf die Holztür hinter Yashiro, der so langsam ins Schwitzen kam. Lügen war nicht wirklich seine Stärke... Okay abgesehen davon, wenn es darum ging, dass er Ren Kyoko mal wieder abends zum Kochen vorbeigeschickt hatte. Das konnte er immer verbergen! Na ja zumindest anfangs bis Ren sein Grinsen, dass er einfach nicht abschalten konnte, entschlüsselt hatte... „Ich hab sie leise zugemacht!“, antwortete Yashiro augenblicklich und betete dafür, dass Ren nicht noch weiter auf das Thema einging. Das mit der Tür hatte er völlig vergessen... Er hätte sie wohl lieber noch mal zufallen lassen sollen, aber jetzt war es dafür auch zu spät... „Ah ja?“, erwiderte Ren nur. Irgendwie erschien ihm sein Manager im Moment nicht wirklich glaubwürdig. Er musterte den jungen Mann noch einmal. Er wirkte irgendwie nervös und unsicher, so wie er seine Hände hielt und erst sein Augenausdruck... Außerdem war der Schauspier der Meinung einen ganz leichten rosaschimmer auf Yashiros Wangen zu erkennen. Ren fragte sich Gedanklich was dafür der Anlass sein könne... seltsam war es ja schon irgendwie... Aber dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen! Ja, jetzt hatte er auch das fehlende Puzzleteil von eben! „Ach so war das also! Ich hatte mich schon gewundert wie mein Handy plötzlich auf den Nachttisch kam.“ Yashiro lief ein eiskalter Schauer den Rücken runter, als er die Worte des Schauspielers hörte. Verdammt! Er hatte ihn erwischt! Also jetzt im Nachhinein fand er die Idee mit dem Handy doch nicht mehr so genial wie am Anfang... Er hätte sich doch denken können, das gerade Ren, der Klavier spielen lernte indem er sich lediglich die Fingerbewegungen des Lehrers merkte, so was auffiel! Er hatte einfach einen viel zu guten Blick fürs Detail und dazu noch ein verdammt gutes Gedächtnis... Der Manager seufze leise und sah seinen Schützling dann von unten her an. Ren entgingen die ganzen Mimikausdrücke, die in der Zeit auf dem Gesicht seines Managers erschienen, natürlich nicht. Da war so ziemlich alles dabei von geschockt, über ratlos bis hin zu verlegen und beinahe etwas ängstlich... Dem Schauspieler schlich sich bei diesem Anblick ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen, obwohl es ihm innerlich nicht viel anders ging als Yashiro... Durch dessen Verhalten hatte er jetzt die Bestätigung. Er war es tatsächlich, der das Handy ins Schlafzimmer gelegt hatte und das bedeutete er hatte sie beide gesehen... Oh man, wenn das nicht wieder für wilde Spekulationen im Kopf des Managers sorgte... Seine Fantasie war ja auch sonst recht ausgeprägt, zumindest im Bezug auf seine Beziehung zu Kyoko und jetzt hatte er mal wieder etwas, was seine Vorstellungen untermauerte... Na toll, er freute sich jetzt schon darauf, wie Yashiro ihn ausfragte und stichelte, so lange bis er eine ihn zufrieden stellende Antwort bekam... Aber im Moment schien er immerhin noch nichts dergleichen vorzuhaben, nein er wirkte dazu noch viel zu eingeschüchtert, was der Schauspieler im Moment als durchaus vorteilhaft fand. „Keine Panik, ich bin nicht sauer. Ohne diese Aktion hätten wir vermutlich komplett verschlafen und es ist auch besser, dass du das Wecken nicht persönlich übernommen hast, denke ich“, meinte Ren zu Yashiro, während er die Jacke rasch an der Garderobe aufhing, und ihm anschließend mit einer Handgeste deutete mit ins Wohnzimmer durchzukommen. Yashiro atmete erleichtert auf, als er Rens Worte hörte und folgte ihm auch auf dessen Einladung hin. Die Beiden Männer gingen ins Wohnzimmer durch, wo Ren direkt das Sofa ansteuerte und sich die Bettdecke schnappte um sie anständig zusammenzulegen und dann wieder ordentlich auf dem Sofa zu platzieren. Sein Manager sah ihm dabei zu und ihm brannte die Frage auf der Zunge wie es dazu kam, dass er mit Kyoko-chan in einem Bett geschlafen hatte, aber irgendwie traute er sich nicht sie auszusprechen... Ren musterte Yashiro aus den Augenwinkeln immer wieder. Man konnte ihm seine Neugier richtig ansehen und der junge Mann wusste auch worauf sie sich bezog. Aber er würde ihm dennoch nicht den Gefallen tun und es ihm freiwillig erzählen. Schon gar nicht jetzt und hier wo Kyoko jederzeit aus dem Bad wiederkommen konnte... Die junge Schauspielerin hatte sich in der Zwischenzeit im Bad umgezogen und für den Ausflug heute ebenfalls eine Jeans ausgewählt, in hellblau. Das war einfach das praktischste, besonders da das Wetter im Moment teilweise etwas launisch war und sie sich nicht nachher im Rock noch eine Erkältung zuziehen wollte... Nein, das wäre ja noch schöner! Sie hatte die Arbeit hier sowieso schon wegen diesem blöden Reino teilweise verzögert und nahm auch Tsuruga-san deswegen durchgängig in Anspruch, das war schon weit mehr als genug! Kyoko zog sich gerade noch das cremefarbene Hemd an, das sie ausgewählt hatte. Es war eines, das schön locker saß, aber trotzdem figurbetonend war, mit V-Ausschnitt und Dreiviertelarmen, die sie erstmal bis über ihre Ellenbogen hochschob. Als nächstes stand immerhin an Frühstück zu machen und auch zu essen. Nur wie sie das mit den Bentos regelte musste sie noch überlegen... Aber irgendwie brachte sie das zeitlich schon noch unter, sie war ja nicht umsonst Kyoko Mogami! Nachdem sich das junge Mädchen noch einmal mit einer Bürste durchs Haar gegangen war und einen letzten Blick in den Spiegel geworfen hatte, schnappte sie sich ihren „Schlafanzug“ und trat auf den Flur heraus. „Tsuruga-san, Sie können jetzt“, meldete sie sich zu Wort, als sie ins Wohnzimmer trat und war im nächsten Moment doch etwas überrascht Rens Manager zu sehen. Sie hatte gar nicht mitbekommen wie er gekommen war... „Guten Morgen, Yashiro-san! Ich wollte gleich Frühstück machen, wollen Sie auch mitessen?“, fragte Kyoko höfflich, nachdem sie sich zur Begrüßung vor dem jungen Mann verbeugt hatte. „Guten Morgen, Kyoko-chan. Also wenn es keine Umstände macht, dann liebend gerne“, antwortete Yashiro mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Ren stand nur schmunzelnd daneben. Er wettete das Yash genau deswegen überhaupt erst rüber gekommen war. Aber er konnte es ihm nicht verübeln, denn sogar er aß gerne, wenn es um ihre Zubereitungen ging. „Dann kannst du ihr ja etwas helfen, während ich mich kurz ins Bad verziehe“, schlug der Schauspieler vor und ging dabei bereits an seinem Manager vorbei, der bestätigend nickte. Er war zwar auch nicht sooo begabt beim Kochen, aber irgendwie konnte er ihr sicher zur Hand gehen und wenn es nur war indem er den Tisch deckte oder so was. „Vielen Dank, Yashiro-san. Ich bringe noch schnell meine Sachen rüber und bin sofort wieder da“, meinte Kyoko noch rasch und verschwand mit schnellen Schritten im Schlafzimmer um dort ihre Sachen von der Nacht noch schnell zusammenzulegen und dann auf ihrer Tasche zu platzieren. Als sie sich wieder von dieser abwandte, fiel ihr das ungemachte Bett auf und, ordentlich wie sie war, konnte sie das natürlich unmöglich so lassen! Während der paar Minuten, die Kyoko mit dem herrichten des Bettes beschäftigt war, nutzte Yashiro die Chance Ren die paar Schritte bis zur Badezimmertür zu folgen und ihn letztendlich doch auf „diese eine Sache“ anzusprechen... „Was hat dich dazu gebracht zu ihr ins Schlafzimmer zu gehen?“ Ren überlegte einen Moment, ehe er sich dagegen entschied die Badezimmertür einfach vor Yashiros Nase zu schließen, aber das würde ihn nur noch neugieriger und somit nerviger machen... Daher antwortete er mit ziemlich leiser Stimme: „Sie hatte einen Alptraum und ich bin zu ihr um sie etwas abzulenken.“ Kyoko brauchte ja nicht wissen, dass Yashiro sie beide im Schlafzimmer gesehen hatte und sollte von diesem Gespräch hier erst gar nichts mitbekommen... Das Ganze wäre ihr vermutlich auch mindestens so unangenehm wie es das ihm insgeheim gerade auch war... „Oh... dann ging es sicher um diesen Stalker, oder?“, erwiderte Yashiro mit besorgter Miene. „Ja, aber keine Sorge. Sie ist wieder okay“, entgegnete Ren, der das Gespräch hier erstmal beenden wollte. Sie hatten gerade noch eine halbe Stunde bis sie losmussten und er wollte auch noch was von dem Frühstück abhaben... „Welche Frau wäre das nicht, nachdem sie eine Nacht neben dir schlafen durfte?“, konterte Yashiro mit einem leicht frechen Grinsen, wofür er von Ren aber gleich einen seiner bösen Blicke erntete. Sogar einen ziemlich bösen, denn der Schauspieler fand das nicht gerade lustig immerhin verglich sein Manager Kyoko gerade mit diesen ganzen Groupies, obwohl da seiner Auffassung nach nicht die geringste Ähnlichkeit bestand, noch nicht einmal ansatzweise! „Jetzt mach dich los und hilf ihr!“, brummte Ren lediglich noch, ehe er die Tür dann doch schloss und einen erneut leicht eingeschüchterten Yashiro davor zurückließ. „Das war doch nur ein Scherz...“, murmelte dieser kaum hörbar vor sich hin, während er sich umdrehte um ins Wohnzimmer zurück zu gehen und auf dem Weg auch gleich Kyoko antraf, die das Schlafzimmer gerade verließ und die Tür noch hinter sich zuzog. Ihr Anblick brachte Yashiro dann wieder zum Grinsen. Er fand es einfach faszinierend zu was dieses Mädchen Ren alles brachte und er hätte zugerne ihren Blick nach dem Aufwachen gesehen... So unschuldig wie sie war, musste sie doch sicher tomatenrot geworden sein! Während Yashiro, in seine Vorstellung vom Aufwachen der Zwei vertieft, hinter ihr her trottete, ging Kyoko vor in die Küche und auch gleich zum Kühlschrank. „Sie könnten schon mal die Gedecke rausholen, Yashiro-san“, sagte das junge Mädchen an den Manager gerichtet und holte ihn damit wieder aus einer Traumwelt die langsam aber sicher schon in ganz andere Richtungen gewandert war... Yash reagierte aber dennoch sofort, auch wenn er einfach das Grinsen auf seinem Gesicht nicht mehr abschalten konnte, und befolgte ihre Anweisungen. Nur ein paar Minuten später kam auch Ren wieder und ließ sich ebenfalls von Kyoko ein paar Aufgaben geben, damit das Frühstück schneller zubereitet war. So im Teamwork ging das auch tatsächlich schneller und in weniger als 10 Minuten war alles fertig auf dem Esstisch platziert. Yashiro und Ren nahmen bereits Platz, während Kyoko immer noch am rumwerkeln war. „Mogami-san, kommst du?“, fragte Ren, der irgendwie den Eindruck hatte, das Kyoko mit, was auch immer sie gerade tat, nicht aufhören wollte. Sein Eindruck täuschte ihn da auch nicht, denn das junge Mädchen wollte unbedingt noch die Lunchpakete vorbereiten, was sie aber niemals schaffen konnte, wenn sie jetzt mitfrühstückte... „Fangen Sie schon mal ohne mich an. Ich möchte mich erst noch um die Bentos kümmern“, erwiderte Kyoko und blickte kurz mit einem freundlichen Lächeln zu den beiden Männern hinüber. Yashiro war bereits kurz davor das Angebot anzunehmen und loszulegen, aber ehe er richtig dazu kam meldete sich Ren wieder zu Wort: „Ich würde es lieber sehen, wenn du mit uns isst. Die Bentos können warten.“ „Danke Tsuruga-san, aber wenn ich die jetzt nicht mache, schaffe ich es nicht mehr bevor wir los müssen“, entgegnete Kyoko und erschien noch immer nicht gewillt von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen. „ Und wenn du jetzt die Bentos machst, schaffst du es nicht mehr anständig zu frühstücken“, erwiderte Ren prompt und nahm nun komplett seine Hände vom Tisch um deutlich zu signalisieren, dass er keinesfalls etwas essen würde, wenn sie es nicht auch tat. Yashiro beobachtete die Unterhaltung mit gekräuselter Stirn. Was war denn jetzt los?? Irgendwie kam er nicht mehr mit... „Ich brauche kein Frühstück. Essen Sie lieber richtig“, kam es von Kyoko, ohne das sie sich nochmals zum Tisch umgewandt hatte und somit auch Rens Gestik nicht sah. Der Gesichtsausdruck des Schauspielers wurde langsam aber sicher ein wenig düsterer, was aber lediglich Yashiro sehen konnte. Ren wartete noch einen Moment in der Hoffnung Kyoko würde sich mal umdrehen und ihn ansehen, aber als das nicht geschah, stand er letztendlich mit einem leisen Seufzer auf und ging auf das junge Mädchen zu. Kyoko hatte sich gerade etwas Porree auf ein Brettchen gelegt und wollte ihn schneiden, als sie plötzlich einen Arm an ihrem Rücken und ihm nächsten Moment auch noch einen in ihren Kniekehlen spürte. Noch bevor sie richtig registrieren konnte was geschah, hatte Ren sie auch schon hochgehoben.... „Wa..! Aber Tsuruga-san...“, wollte Kyoko ansetzten, aber sie kam nicht weit, denn als sie Rens eindringlichen und mindestens genauso trotzigen Blick sah, entfielen ihr doch tatsächlich die Worte, die sie sagen wollte... „Oh nein, Fräulein, Du wirst jetzt mit uns frühstücken! Wer behauptet denn immer das sei die wichtigste Mahlzeit am Tag? Die Bentos können wir auch weglassen, dann gehen wir halt in ein Restaurant zum Mittagessen. Davon gibt es in der Innenstadt sicher genug“, erwiderte Ren und das in einem Tonfall, der kaum Widerrede zuließ. Kyoko blickte ihn als Reaktion nur noch immer überrascht an. Er hatte diesen typischen Ausdruck eines starrköpfigen Kleinkindes im Gesicht, den sie heute nicht zum ersten Mal bei ihm sah... Dagegen kam sie definitiv nicht an, das wusste sie aus Erfahrung! Aber Moment mal... Wie hatte er sie da gerade genannt?!? Das junge Mädchen traute ihren Ohren kaum noch... Sie war langsam aber sicher so verwirrt, dass sie sich noch nicht einmal darüber aufregen konnte, dass er sie auf seinen Armen gerade bis zum Tisch trug, geschweigeden, dass sie dazu kam durch die Nähe zu ihm wieder verlegen zu werden, obwohl sie wirklich allen Grund dazu gehabt hätte... Ren trug sie unbeirrt ernsthaft bis zum Tisch und setzte sie dort auf einem Stuhl ab. Die seltsamen Blicke, die von Yashiro zu dieser Aktion kamen ignorierte er allerdings und setzte sich locker, als wäre nichts gewesen, wieder auf seinen Platz. Der Manager war wirklich total perplex, fast so sehr wie Kyoko selbst, was man auch daran erkannte, dass sein Mund leicht offen stand und er ihn einfach nicht mehr schließen konnte. Vor ein paar Wochen noch hätte er seinem Schützling so eine Aktion bei Kyoko nicht mal annähernd zugetraut und bei anderen Frauen schon gar nicht... Er hatte es ihm ja eben auch nicht zugetraut, besonders nicht die Art, wie er mit ihr sprach, sonst stände er hier jetzt wohl kaum so neben sich! Das war doch verrückt... Diese Mädchen brachte immer mehr Seiten von Ren zum Vorschein, die Yashiro niemals erahnt hätte... Von wegen ruhig und erwachsen! Dieser Schauspieler konnte sich auch wirklich wie ein kleines Kind benehmen und die perfekte Mimik dazu hatte er auch noch drauf! Das war doch kaum zu fassen... Langsam aber sicher, machte ihn die Vertrautheit zwischen Ren und Kyoko doch etwas stutzig... Er fragte sich, wie lange der Schauspieler ihm noch verkaufen wollte das zwischen ihnen beiden nichts lief... Wenn das so weiterging, glaubte er das nämlich nicht mehr lange! Nachdem Ren sie auf dem Stuhl abgesetzt hatte, hatte Kyoko ihre Hände in ihrem Schoß gefaltet und ihren Blick auf diese gerichtet. So langsam wurde ihr erst klar, was er da gerade getan hatte... Er hatte sie ernsthaft, bloß weil sie nicht mit frühstücken wollte, auf seine Arme gehoben und hierher getragen... Dem jungen Mädchen stieg augenblicklich die Röte ins Gesicht, als sie daran dachte wie er sie in seinen Armen gehalten hatte und dieser Gedanke sofort ihren Herzschlag wieder um etliches steigerte. Was machte Tsuruga-san im Moment bloß immer!? Erst vorgestern Morgen die Sache wo er seine Hand auf ihre Wange legte... dann gestern die Aktion im Bus, wo er sie auf seinen Schoß gezogen hatte und jetzt das hier?! So langsam wurde ihr das richtig unheimlich... und das mit Abstand schlimmste an dem Ganzen war, dass sie immer wieder Herzklopfen in diesen Momenten bekam! Ständig stärker werdendes Herzklopfen und ein irgendwie angenehmes Kribbeln im Bauch... Kyoko hob ihren Blick langsam wieder und sah zu dem Schauspieler hinüber. Er wirkte im Gegensatz zu ihr völlig normal, während er gerade nach den Stäbchen griff. Na ja wie sollte es bei Ren Tsuruga auch anders sein... Das junge Mädchen ließ anschließend ihren Blick zu Yashiro wandern, der Ren irgendwie leicht anzustarren schien. Aber nicht lange, denn dann normalisierte sich auch der Gesichtsausdruck des Managers weitgehend wieder. Nur ihr eigener tat das irgendwie nicht... Das Herzklopfen war noch immer da und an der Hitze in ihrem Gesicht konnte sie auch erkennen, dass ihre Wangen noch immer mindestens leicht gerötet waren. Ein erneuter kurzer Blick zu Ren brachte auch das Bauchkribbeln wieder deutlicher zum Vorschein. Was geschah nur immer mit ihr in seiner Nähe?? „Itadakimasu“, kam im nächsten Moment von Ren, womit er Kyoko wieder aus ihren Gedanken zurückholte. Er musterte sie, als sie den Kopf beinahe automatisch hob und kurz darauf fast zeitgleich mit Yashiro ebenfalls „Itadakimasu“ wünschte. Sie hatte noch immer einen leichten Rosaschimmer auf ihren Wangen und der Schauspieler kam nicht umher daran zu denken wie niedlich sie gerade aussah... Davon ließ er sich nach außen allerdings nichts anmerken. Nicht hier vor Yashiro, das könnte noch tödlich für ihn enden bei der Neugier seines Managers. Aber in sich hinein grinste er schon... Anfangs verlief das Frühstück noch etwas schweigsam, aber letztendlich kam die drei doch wieder ins Gespräch. Ren überzeugte Kyoko das mit den Bentos ernsthaft sein zu lassen, wo das junge Mädchen auch zustimmte. Nicht ganz freiwillig, aber ein Blick auf die Uhr ließ ihr gar keine andere Möglichkeit mehr. Nachdem alle aufgegessen hatte, sogar Ren was Yashiro so langsam aber immer weniger wunderte, räumten sie gemeinsam noch den Tisch ab und die Spülmaschine ein, ehe sie in de Flur gingen um sich ihre Schuhe und Jacken anzuziehen. Kyoko holte auch noch rasch ihren kleinen Rucksack, damit sie eine Tasche hatte um darin ihr Handy und Portmonee zu verstauen und auch etwas zum Transportieren für den Fall, dass sie etwas für die Okami-san und den Chef aus dem Daruma-ya fand. Sie hatte ihnen ja gesagt, dass sie irgendeine Kleinigkeit als Andenken mitbringen wollte. Nachdem auch das erledigt war, machte sich das Trio auf den Weg nach unten in die Einganshalle, wo sie bereits auf Ogata-kun und einen Teil der Crew trafen. Sobald der Rest auch noch eingetrudelt war, ging es gleich zum Bus und mit diesem los in Richtung Stadt. Kapitel 17: Stadtausflug, Teil 1 -------------------------------- Gerade mal zwanzig Minuten später hielt der Bus an dem Rand eines geräumigen Platzes mitten in der Stadt. Alle Insassen stiegen aus und versammelten sich ein paar Meter weiter um Ogata-kun. Der Regisseur erläuterte nun, wie der Ausflug hier in der Stadt ablaufen sollte. Als eine geschlossene Gruppe wollte er nicht unterwegs sein. Das wäre vermutlich auch viel zu auffällig gewesen, daher empfahl er den Schauspielern, Techniker, Stylisten usw. sich in Kleingruppen zusammen zu finden und dann jeweils auf sich gestellt die Stadt zu erkunden. Er ließ sogar noch ein paar Stadtpläne verteilen um sicher zu gehen, dass auch alle den Rückweg hierher wieder finden würden, denn genau an diesem Platz würde sie der Bus um 16 Uhr wieder abholen. Ren warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Abfahrt hatte sich vorhin etwas verzögert, da noch ein paar Leute gefehlt hatten und so hatten sie jetzt schon fast 10 Uhr. Hm... das waren sechs Stunden die er hier in der Stadt aushalten musste... Der Schauspieler konnte sich nicht verkneifen leicht zu seufzen, als er daran dachte, was das wohl für „schöne“ sechs Stunden sein würden, wenn er das Pech hatte irgendwo erkannt zu werden... Ren griff sich mit zwei Fingern an die Baseballkäppi, die er sich im Bus noch aufgezogen hatte, und zog den Schild vorne noch etwas tiefer in sein Gesicht. Schauspieler zu sein hatte auch so seine Nachteile, besonders bei dem Berühmtheitsgrad, den er erreicht hatte... aber er war echt gespannt ob er unentdeckt blieb, auch wenn er die Wahrscheinlichkeit dafür nicht gerade als besonders hoch einstufte. Yashiro stand wie immer direkt neben dem jungen Schauspieler und nahm auch den Stadtplan entgegen. Natürlich überblickt er diesen auch sofort, das hatte Ren auch gar nicht anders erwartet. Meist plante er schon die verschiedensten Fluchtrouten, je nachdem wo sie sich gerade befanden, und das hatte sich schon mehr als einmal als hervorragende Idee erwiesen. Ren hörte Ogata nur noch mit einem Ohr zu und blickte sich stattdessen etwas in der Umgebung um, während der Regisseur noch ein paar Sachen loswurde wie zum Beispiel wie das mit der Benachrichtigung der anderen Gruppen in einem Notfall aussah und so weiter... Alles Sachen, die er schon unzählige Male erzählt bekommen hatten und die auch bei jedem dieser Ausflüge gleich waren, egal welchen Regisseur man dabei hatte. Ren ließ seinen Blick weiter wandern, bis er irgendwann bei Kyoko ankam, die ein paar Meter entfernt von ihm bei Momose-san stand. Sie hatte auch im Bus heute zur Abwechslung neben ihrer Schauspielkollegin gesessen und Yashiro dafür neben ihm. Er fragte sich welcher Gruppe sie sich wohl anschloss... Bestimmt wollte sie mit Momose-san und ihren Freundinnen gehen... Hm, er hatte bisher noch niemanden, abgesehen von Yashiro. Er kannte die meisten Leute hier auch nicht wirklich sehr gut. Als „Starschauspieler“ wurde man von den Schauspielern, die sich selbst als „niedriger“ erachteten, immer etwas anders behandelt und die Leute taten sich auch schwerer damit auf einen zuzugehen oder sich ganz natürlich ihm gegenüber zu verhalten. Na ja, zur Not würde er sich einfach zum Regisseur gesellen. Mit Ogata kam er sicher ins Gespräch, sie verstanden sich ja auch ziemlich gut. Dabei wäre es ihm schon lieber in ihrer Nähe bleiben zu können... Yashiro hatte seinen Schützling in der Zwischenzeit etwas von der Seite her gemustert. Die Stadtkarte war längst zusammengefaltet und in seiner Jackeninnentasche verstaut und Ogatas Worten konnte der junge Manager auch nebenher ohne Probleme folgen. Aber im Moment erschien ihm Ren und dessen Mienenspiel, das wohl nur sehr geübte Augen überhaupt erkennen konnten, um einiges interessanter. Er konnte sich schon denken, was gerade in seinem Kopf vorging. „Frag sie doch einfach ob sie mit uns gehen möchte“, flüsterte Yashiro seinem Schützling schon regelrecht zu, damit er nicht das Aufsehen seitens der anderen Crewmitglieder, besonders der weiblichen, auf sie zog. Ren hob als Antwort lediglich seine Augenbrauen leicht an und wollte seinem Manager eigentlich eine Antwort geben in Richtung >Wie kommst du darauf, dass ich unbedingt mit ihr in einer Gruppe sein möchte?< aber er verwarf den Gedanken schnell wieder. Diese Masche klappte vielleicht bei anderen, aber nicht bei Yashiro. Zumindest inzwischen nicht mehr... „Nein, sie soll sich lieber von selbst etwas aussuchen. Ich habe immerhin nicht vor sie an mich zu ketten. Auch sie brauch mal etwas Freiraum, besonders im Moment wo sie sogar im Hotel nicht alleine rumlaufen kann“, antwortete Ren ebenfalls in sehr leisem Tonfall und von der Stimmlage her auch nicht besonders überzeugend. Yashiro konnte nur leicht schmunzeln, als er den jungen Mann neben sich musterte. „Wirklich eine erwachsene Antwort, nur keine die zu einem frisch Verliebten passt. Aber gut, dann warten wir halt erstmal ab“, erwiderte Yashiro lediglich und schob sich mit einem Finger die Brille auf seiner Nase etwas zurecht. Ren neben ihm bemühte sich gerade darum, dass er nicht leicht rosa auf den Wangen wurde. Sein Manager hatte ihn als „frisch Verliebten“ bezeichnet, so direkt hatte er das noch nicht gehört. Zumindest nicht seitdem es ihm selbst klar war. Er konnte sich daran erinnern, das Yash schon mal eine direktere Bemerkung in der Richtung gemacht hatte, aber das war schon eine ganze Weile her. Er glaubte nachdem er ihr den Stempel für die Arbeit als Stellvertretenden Betreuer gegeben hatte, aber da war er selbst ja noch von seinem Schauspiel überzeugt. Kyoko stand unterdessen immer noch bei Itsumi und einigen weiteren Mädchen und hörte Ogata-kun konzentriert zu. Von den Blicken, die Ren ihr zugeworfen hatte, hatte sie nichts mitbekommen. Dazu war sie viel zu sehr auf den Regisseur konzentriert damit sie auch ja alles behielt, was er sagte. Nachdem dieser allerdings seine Ansprache beendet hatte, begannen augenblicklich die Unterhaltungen zwischen den Crewmitgliedern wieder. Kyoko sah sich kurz um und entdeckte Ren ein paar Meter entfernt. Er gehörte wohl zu den wenigen, die nicht gerade ins Tratschen verfallen waren. Stattdessen sah er sich stumm um. Die junge Schauspielerin fragte sich, mit welcher Gruppe er gehen wollte... Eigentlich würde sie sich ja gerne ihm und Yashiro-san anschließen, aber sie wusste nicht, ob die Beiden damit einverstanden waren, und zudem bereitete ihr die Tatsache Sorgen, dass es eine Menge anderer Personen hier gab, die das definitiv nicht billigten... „Kyoko-chan?“, sprach sie auf einmal Itsumi an und berührte sie dabei auch leicht mit einer Hand am Oberarm, da sie den Eindruck hatte Kyoko sei ein klein wenig in Gedanken versunken. Das junge Mädchen reagierte aber überraschend schnell und wandte sich zu ihrer Schauspielkollegin um: „Ja?“ „Kommst du mit uns mit?“, fragte Itsumi direkt. Sie konnte sich allerdings denken, dass Kyoko wohl lieber mit ihm zusammen wäre. Allerdings wunderte es sie, dass sie dann nicht eben gleich zu ihm rüber gegangen war... „Ähm, na ja...“, begann Kyoko und ihr Blick schweifte nun doch wieder zu Ren. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, während sie ihn ansah und angestrengt überlegte. Sie würde ja irgendwie gerne auch mal etwas mit Itsumi unternehmen. Nicht ganz so gerne wie mit den beiden Männern [na ja eigentlich nur einem davon... ^^], aber immerhin annähernd. Allerdings wollte sie nicht, dass Tsuruga-san nachher alleine dastand und sie wusste ja, dass er nicht besonders großen Anschluss zu den Crewmitgliedern hatte. Da war ihr die Rache der Rengläubigen innerhalb der Crew ein akzeptables Risiko, wenn er dafür jemanden bei sich hatte mit dem er auch ein wenig Spaß in der Stadt haben konnte. „Wir können Tsuruga-kun und Yashiro-kun auch fragen ob sie ebenfalls mitkommen. Hitomi und die anderen haben sicher nichts dagegen“, fügte Itsumi nach einigen Momenten, in denen sie Kyoko beobachtet hatte, noch an. Nach diesen Worten blickte das schwarzhaarige Mädchen sie sofort direkt an und sie hatte prompt ein freudiges Lächeln auf den Lippen. Itsumi war richtig überrascht, stimmte aber schnell in ihr Lächeln mit ein. „Na, dann geh rüber und frag ihn! Ich sage den Mädels bescheid“, schlug Itsumi vor, worauf Kyoko zustimmend nickte. Itsumi wandte sich darauf gleich ab und ging auf eine Gruppe von drei Mädchen zu (die drei, die auch beim Abendessen den Tag zuvor an ihrem Tisch saßen), während Kyoko noch einmal tief durchatmete. Uff... jetzt musste sie zu ihm und ihn fragen... aber immerhin wirkte es nicht allzu seltsam auf die anderen, wenn Itsumi und ihre Freundinnen noch bei ihnen waren. Jetzt hoffte sie nur noch, dass er nicht ablehnte... Innerlich etwas unsicher und auch nervös, machte Kyoko sich schließlich auf den Weg zu Ren und Yashiro. Der Manager hatte sie sofort entdeckt und begann leicht vor sich hinzugrinsen. Hatte er es sich doch gedacht! Ihr ging es nicht anders als Ren. Hach, war das schön! Wobei es noch schöner wäre, wenn die beiden mit offenen Karten spielen würden, statt diesem Versteckspiel wie jetzt. Aber nun, das konnte ja noch kommen! Zur Not würde er halt versuchen etwas nachzuhelfen... Kyoko musste sich wirklich zusammenreisen um nicht immer langsamer zu werden, je näher sie Ren kam. Der Schauspieler schien sie jetzt auch endlich bemerkt zu haben und sah ihr mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen entgegen. Das junge Mädchen merkte schon wieder, wir ihr Herzschlag sich leicht erhöhte und ihre Nervosität wurde auch nicht gerade weniger... Als sie bei den beiden Männern ankam verbeugte sie sich leicht und setzte dann auch gleich an um ihr Anliegen auszusprechen, bevor ihr nachher noch die Stimme versagte. „Tsuruga-san, ich... nun ja ich wollte Sie und Yashiro-san fragen, ob Sie vielleicht Lust hätten mit Itsumi-chan, mir und noch drei Freundinnen in die Stadt zu gehen...“, kam es etwas schüchtern und auch nicht besonders laut über Kyokos Lippen. Ren hatte sich innerlich schon gefreut, als sie überhaupt zu ihm kam und als er jetzt diese Einladung hörte, steigerte sich diese Freude noch mal um einiges. Sie hatte ihn tatsächlich gebeten mit ihr mitzukommen... Also so langsam sah er doch ein paar positive Seiten an diesem Ausflug, die die negativen auch immer weiter in den Schatten zurück drängten. Aber zeitgleich fiel es ihm auch immer schwerer seine Freude zu zügeln, doch das musste sein. Besonders hier in der Öffentlichkeit. „Ja, sogar sehr gerne“, antwortete Ren nach Kyokos Auffassung überraschend schnell und über seinen Wortlaut brachte er wieder einen ganz zarten Rosastich auf ihre Wangen. Die junge Schauspielerin fing verlegen an zu lächeln, was Ren natürlich ausführlich beobachtete. Sie war wirklich niedlich... Für einen kurzen Moment herrschte Stille zwischen den Beiden, was Yashiro nur mit einem Lächeln kommentierte, während er jetzt doch wieder den Stadtplan aus seiner Tasche kramte. Itsumi hatte in der Zwischenzeit bereits mit Hitomi, Akane und Midori gesprochen und natürlich hatte keines der Mädchen etwas gegen die Anwesenheit von Ren Tsuruga. [Wer hätte das schon?^^] Sie gehörten auch zu den wenigen, die Itsumis Meinung teilten und nicht direkt eifersüchtig auf Kyoko waren, weil sie so häufig in seiner Nähe war. Ein klein wenig beneideten sie das Mädchen zwar schon, aber nicht im bösen Sinne, was teilweise auch Itsumis Verdienst war. Die Vier Mädchen wandten sich nun zu Kyoko und dem Schauspieler um, die noch immer ein paar Meter entfernt standen. Sie sahen, wie kurz ein paar Worte gewechselt wurden, aber dann schien Stille zu herrschen. „Kyoko-chan!“, rief Itsumi nach einem kurzen Moment dann einfach. Sie wusste nicht, ob Tsuruga-kun auf die Frage ihrer Freundin zugestimmt oder abgelehnt hatte, daher wollte sie lieber nicht mit den Mädels rüber gehen, sondern warten bis Kyoko entweder alleine, oder mit den beiden Männern im Schlepptau, zurückkam. Die junge Schauspielerin hatte sich auch rasch umgedreht, als ihr Name gerufen wurde, worauf Itsumi ihr mit einer Handbewegung deutlich machte, dass sie langsam losgehen wollten. Kyoko nickte zustimmend, ehe sie kurz zu Ren und Yashiro sah. Beide hatten die Geste der Schauspielkollegin gesehen und auch verstanden, daher brauchte Kyoko gar nichts mehr weiter sagen um sie dazu zu bringen in Richtung der kleinen Mädchengruppe loszugehen. Als die drei bei den anderen ankamen wurde Ren natürlich erstmal ausgiebig von den Mädchen begrüßt, was Kyoko nur mit einem aufgesetzten Lächeln kommentierte. Sie sah es sich schon seit einer Weile nicht mehr unbedingt gerne an, wenn er von anderen Frauen so angehimmelt wurde... Aber er war nun mal der beliebteste Schauspieler Japans und ihm langen so ziemlich alle Frauen zu Füßen, mit Ausnahme der Fuwa-Fans vielleicht. Da war also nichts gegen zu machen und selbst wenn hatte sie eh weder das Recht noch einen anständigen Grund dafür. Yashiro stand in der Zwischenzeit bei dem jungen Mädchen und beobachtete sie von der Seite her etwas. Sie war ziemlich ruhig im Moment. Aber das änderte sich im Laufe des Tages sicher noch, sobald sie anständig mit seinem Schützling ins Gespräch gekommen war, da war er sich sicher. Nachdem die Mädchen wieder von Ren abgelassen hatten, breitete Yashiro den Stadtplan vor allen aus und es wurde einen Moment darüber nachgedacht welchen Teil der Innenstadt sie als erstes ansteuern würden. Itsumi und ihre Freundinnen äußerten das Vorhaben etwas Shoppen zu gehen und weder Ren noch Yashiro hatten da etwas einzuwenden. Besonders der Schauspieler wusste eh nicht, was er die ganze Zeit über in der Stadt hätte anfangen sollen und zudem war es doch eine recht gute Tarnung, wenn die Mädchen etwas in Geschäften rumschnupperten und vielleicht auch ein paar Dinge einkauften. Wer würde schon annehmen, dass ein berühmter Schauspieler so was mitmachte? Vermutlich keiner. Und seine Käppi hatte er ja auch noch, also konnte er sich zumindest ein klein wenig sicher fühlen. Kurz darauf ging die kleine Gruppe los in Richtung der Straße, die hier in Karuizawa am bekanntesten für die ganzen Kleidungsgeschäfte waren. Generell war dieser Ort sehr auf Touristen ausgelegt. Es war auch bei weitem kein Geheimnis, dass Karuizawa zu den beliebtesten Reiseorten für den Sommer zählte. Hier herrschte ein angenehmes Klima, die Stadt lag am Fuße des Berges Asama, genau genommen auf einem Plateau in ungefähr 1 km Höhe und besaß zudem auch einen interessanten Geschichtlichen Hintergrund. In der Stadt lag ein Geschäft neben dem nächsten, von Coffey Shops bis hin zu Boutiquen, und man fand auch überall Läden in denen man sich Fahrräder ausleihen konnte, wenn man mal etwas schneller durch die Innenstadt kommen oder aber auch einen Ausflug ins Grüne machen wollte. Wälder gab es hier ja auch genug und Fahrradwege selbstverständlich ebenfalls. Hitomi und Akane bildeten bei der Gruppe die Spitze und ließen ihre Blicke neugierig über die ganzen Schaufenster schweifen, während Itsumi, Kyoko und Midori eher in ein anscheinend sehr interessantes Gespräch vertieft waren. Aber auch sie ignorierten die Schaufenster natürlich nicht vollständig. Welche Frau könnte das schon bei den ganzen Schönheiten, die hier in den Läden präsentiert wurden? Und daher wurde aus dem anfänglichen Gespräch über wortwörtlich Gott und die Welt, doch rasch ein Gespräch was sich eher mit der Mode befasste. Ren und Yashiro bildeten unterdessen das Schlusslicht der Gruppe. Der Manager sah sich ebenfalls interessiert an der Umgebung um und das zum Teil auch um vielleicht noch ein paar gute Ecken zum Flüchten zu entdecken. Man konnte ja nie wissen und er wollte lieber vorbereitet sein, das war ja auch sein Job. Ren hingegen hatte die Hände in den Hosentaschen verstaut und beobachtete den Großteil der Zeit und mit einem fröhlichen Grinsen auf dem Gesicht wie Kyoko angeregt mit den anderen Mädchen über alles Mögliche sprach, was sie in den Schaufenstern entdecken konnten. Die Geschmäcker der jungen Damen gingen teilweise doch ziemlich auseinander, was immer wieder zu Diskussionen führte, aber das machte die Sache noch interessanter für den Schauspieler. Wobei es ihn jedes Mal innerlich doch ziemlich freute, wenn er feststellte, dass Kyokos Geschmack seinem doch gewaltig ähnelte, ganz im Gegensatz von diesen einen beiden Mädchen... Ren musste einen Moment wegen den Namen überlegen, bis sie ihm wieder einfielen. Genau, diese Midori und Hitomi waren die „Ausreißer“ der Gruppe und anscheinend ziemlich darauf aus auf eine seiner Meinung nach schon beinahe übertriebene Art sexy zu wirken. Nach einigen Minuten kam die Gruppe an eines der größten Kaufhäuser in dieser Straße. Die Mädchen stoppten natürlich sofort und nach einem wirklich sehr, sehr kurzem Wortwechsel war bereits beschlossen, dass sie dieses Kaufhaus mal genauer unter die Lupe nehmen wollten. Ren und Yashiro folgten weiterhin kommentarlos und sahen sich ebenfalls zumindest ein klein wenig um. Der Schauspieler ging mit langsamen Schritten durch einen kleinen Gang zwischen ein paar Ständern, an denen T-Shirts aufgehängt waren. Wie er sah, waren sie teilweise sogar in seiner Größe, weshalb er dann auch begann etwas auf die Motive zu achten, die die T-Shirts zierten. Für gewöhnlich kaufte er nicht in öffentlichen Kaufhäusern ein, besonders in Tokyo nicht. Er brauchte sich ja nur daran erinnern wie schnell sich eine ganze Horde Menschen angesammelt hatte, als Kyoko ihn, während ihrem Job als stellvertretende Betreuerin, den einen Morgen mit dem Fahrrad zum Dreh gebracht hatte, weil die Straßen völlig zu waren. Das war wirklich eine Aktion gewesen... aber er musste zugeben, er hatte richtig Spaß dabei gehabt. Auf so eine Idee war zuvor noch niemand gekommen! Ren lächelte leicht vor sich hin, während er weiter durch die T-Shirts schaute und seinen Gedanken nachhing, bis plötzlich ein schwarzer Haarschopf neben ihm auftauchte. „Und haben Sie etwas gefunden, Tsuruga-san?“, erklang im nächsten Moment bereits wieder diese süße Stimme, der er nur zu gerne lauschte. Der Schauspieler sah zu ihr hinunter und anschließend zu dem T-Shirt, dass er gerade in den Händen hielt. „Na ja... eigentlich will ich nur etwas rumschauen“, antwortete Ren nach einem kurzen Moment. Aber ehe er das T-Shirt wieder zurückhängen konnte, hatte Kyoko es ihm bereits aus der Hand genommen und begutachtete es nun ausgiebig. „Also ich finde das hier toll! Das steht Ihnen bestimmt ausgezeichnet. Sie könnten es ruhig mal anprobieren!“, schlug das junge Mädchen direkt vor und hielt Ren das T-Shirt an, während sie es erneut mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete. Der Schauspieler hatte keine Ahnung wie er reagieren sollte. Eigentlich war er innerlich gerade noch ziemlich durcheinander wegen ihren letzten Worten. Sogar so sehr, dass er kaum reagieren konnte, als sie in plötzlich am Arm packte und begann mit sich zu ziehen. Das einzige, was er noch zustande brachte, war ein Hilfe suchender Blick in Richtung seines Managers, aber Yashiro dachte nicht einmal im Entferntesten daran einzuschreiten. Er schob sich nur seine Brille mit zwei Fingern kurz zu Recht, ehe er Ren mit derselben Hand andeutungsweise zuwinkte und sich anschließend selbst wieder dem Angebot an Kleidungsstücken zuwandte. Kyoko hatte Ren schnurrstacks zur nächsten Umkleidekabine gezogen, wogegen der Schauspieler sich auch nicht direkt gewehrt hatte. Ihm behagte die Situation hier zwar nicht und noch am wenigste wie schön Yashiro sich hier mal wieder gedrückt hatte, aber um sich gedanklich etwas zu beruhigen, dachte er einfach wieder an die Tatsache, dass es eine hervorragende Tarnung für ihn darstellte. Und wenn er ganz ehrlich war... das hier war etwas, dass er sich wohl kaum täglich gönnen konnte. Weder vom Terminplan her, noch von der Tatsache, dass Kyoko seine Begleiterin war. Warum sollte er es also nicht zumindest kurzzeitig mal auskosten? Bei den unterschiedlichsten Dreharbeiten hörte er doch immer wieder nebenher die Geschichten von allen möglichen Mitwirkenden, wenn sie darüber sprachen, was sie zuletzt mit ihrem Partner oder Partnerin unternommen hatten. Shoppen gehen stand anscheinend sogar recht weit oben auf der Liste und er kannte zwar auch diese Vorurteile, bezüglich Frauen beim Einkaufen, aber von so etwas ließ er sich keinesfalls abschrecken. Schon gar nicht, da er eh vermutete, dass so was auf Kyoko schon mal gar nicht zutraf. Sie war einfach anders, als die meisten Frauen. Sie hatte vollkommen ihre eigene Art und das war ja auch ein Teil von dem, was sie so anziehend in seinen Augen machte. Er war sich natürlich noch immer darüber bewusst, dass sie nicht seine Freundin war, aber es interessierte ihn dennoch, was das für ein Gefühl war so etwas mit einer Person, die einem viel bedeutete, zu unternehmen... Kapitel 18: Stadtausflug, Teil 2 -------------------------------- Während Ren sich noch in der Umkleide befand, sah sich Kyoko ein wenig an den Ständern um, die in unmittelbarer Nähe standen. Sie summte leise eine fröhliche Melodie vor sich hin, während sie so durch die Kleidungsstücke schaute. Irgendwie war das gerade komisch gewesen... Sie hatte doch tatsächlich Tsuruga-san am Arm gepackt und zur Umkleide gezogen... also eigentlich hätte sie sich so was nicht getraut, zumindest vor kurzem noch nicht, aber irgendetwas hatte sich geändert, das war auch ihr aufgefallen. Er ging viel lockerer mit ihr um als noch vor ein paar Tagen und sie konnte das genauso auch bei ihm... und das ganz ohne, dass es unangenehm wurde oder sie sich in irgendeiner Situation festfuhren... Das junge Mädchen lächelte leicht vor sich hin, als plötzlich Itsumi neben ihr auftauchte und sie neugierig ansah. „Na ihr seit euch ja in den zwei Tagen um einiges näher gekommen, was?“, bemerkte die Blondhaarige, während sie Kyoko mit einem breiten Grinsen auf den Lippen musterte. „Was? Nein!! Es war nie etwas! Wie kommst du denn darauf?“, erwiderte Kyoko so schnell wie sie nur konnte. Das hatte Itsumi völlig falsch verstanden!! Zwischen ihnen war nichts und da würde auch in Zukunft sicher nichts sein. Wieso sollte Ren Tsuruga auch an ihr Interesse haben?? Wobei... Das junge Mädchen seufze innerlich leicht. Irgendwie würde sie es sich ja schon wünschen... Sie mochte ihn immerhin... Sie mochte ihn sogar sehr... Aber das war Schwachsinn! Zum Schluss würde es doch eh nur wieder in einer Enttäuschung enden. „Das hast jetzt du gesagt! Ich bin nie davon ausgegangen, dass zwischen euch gleich ‚etwas gelaufen’ ist, aber dein Verhalten macht dich sehr verdächtig!“, erwiderte Itsumi und grinste ihre Kollegin dabei sichtlich amüsiert und auch leicht provokant an. Kyoko wurde innerhalb von Sekunden rot auf den Wangen. Verdammt, wie konnte ihr das gerade bloß passieren!! Das war ein dämlicher Spruch gewesen... Aber das junge Mädchen hatte nicht länger Zeit darüber nachzudenken, denn ein gewisser Mann rief mit etwas zaghafter Stimme nach ihr. Als sie sich in seine Richtung umgedreht hatte, spürte sie einen leichten Schubs, der sie ein paar Schritte auf die Umkleide zutaumeln ließ. Bei einem kurzen Blick zurück, erkannte sie wie sich Itsumi noch immer mit einem breiten Lächeln im Gesicht aber völlig unschuldiger Miene umdrehte und anscheinend wieder zu den anderen zurückgehen wollte. Kyoko seufze leicht und betete dafür, dass sie das nicht wirklich auf diese Art verstanden hatte... Sie wollte gar nicht daran denken, was geschehen würde, wenn einige andere weibliche Mitglieder der Crew von solchen Gerüchten hörten... Sie würde gelyncht werden, geteert und gefedert wie im wilden Weste und anschließend vermutlich noch erhängt... da war sie sich sicher... „Ja, Tsuruga-san?“, fragte Kyoko an den Schauspieler gerichtet, als sie die Umkleide erreichte. Dieser schob als Reaktion lediglich den Vorhang der Umkleide beiseite und sah sie mit leicht gerunzelter Stirn an, während Kyokos Blick natürlich sofort auf das T-Shirt fiel, das er nun anhatte. „Das sieht klasse aus!“, sagte Kyoko ehrlich und blickte dabei nun endlich zu Rens Gesicht auf. Innerlich war der junge Schauspieler ziemlich verlegen über diese so klare Aussage, auch wenn er sich bemühte, das nach außen nicht zu zeigen. Okay, er fand das T-Shirt auch gar nicht so übel, aber so was von Kyoko gesagt zu bekommen war noch mal etwas ganz anderes... „Also ich finde, Sie sollten es kaufen! Gefällt es Ihnen denn auch Tsuruga-san?“, sprach Kyoko nach einem kurzen Moment weiter, in dem sich beinahe eine peinliche Stille ausgebreitet hätte. „Ja... es ist eigentlich ganz okay“, murmelte Ren leidlich als Antwort, worauf auf dem Gesicht des jungen Mädchens vor ihm sofort ein breites Lächeln entstand. Hm... so langsam glaubte er nachvollziehen zu können, warum einige Paare solche Ausflüge so gerne machten. Es war ein angenehmes Gefühl so vertraut mit ihr... Aber gut, jetzt sollte er sich erstmal wieder umziehen! Er wollte schließlich nicht den Rest des Tages in dieser Umkleide stehen. Nach einem letzten Blick zu Kyoko zog er den Vorhang daher wieder zu und machte sich daran das T-Shirt wieder gegen seine eigentlichen Sachen zu tauschen. “Wie sieht es eigentlich bei dir aus, Mogami-san? Hast du schon etwas für dich gefunden?“, fragte Ren nebenher, da er wusste, das Kyoko noch draußen stand. Die junge Schauspielerin hatte sich mit dem Rücken gegen das befestigte Übergangsstück zwischen dieser und der benachbarten Kabine gelehnt, während sie auf ihn warten wollte. “Nein, aber ich glaube ich brauche auch nichts. Außerdem bieten meine Taschen auch nicht mehr besonders viel Platz und ich wollte noch Soveniers für die Okami-san und den Chef im Daruma-ya kaufen“, antwortete Kyoko und begann nebenher damit mit der Fußspitze kreise auf dem glatten Fußboden zu ziehen. In Gedanken sah sie immer noch das Bild von eben vor sich. Wie Tsuruga-san den Vorhang geöffnet und sie so skeptisch angeschaut hatte. Dabei sah das T-Shirt wirklich super aus! Es lag recht eng an und betonte seine schlanke, durchtrainierte Figur... Er sah einfach hervorragend damit aus... „Das ist kein Problem. Zur Not kann ich deine Sachen auch unterbringen. Ich habe noch jede Menge Platz“, entgegnete Ren, schob im nächsten Moment wieder den Vorhang auf und überprüfte noch mal rasch den Sitz seiner Käppi. „Also, wenn ich mich schon dazu überreden lasse was zu kaufen, dann bist du mir das schuldig“, fügte der Schauspieler nach einem kurzen Moment noch mit einem breiten Grinsen auf den Lippen an. Kyoko war erst gar nicht gewillt zuzustimmen, aber als Ren ihr letztendlich sogar androhte sein T-Shirt wieder zurück zu hängen, gab sie sich geschlagen... Noch mehr als eineinhalb Stunden verbrachten beide damit gemeinsam durch die einzelnen Abteilungen zu laufen, an allen möglichen Ecken genauer in den Sachen zu stöbern und natürlich auch ein paar davon anzuprobieren. Yashiro hatte sich ihnen irgendwann angeschlossen, aber mehr als einfache Begleitperson, die ab und an mal nach einer zusätzlichen Meinung gefragt wurde. Denn der Manager ließ sich nicht dazu rumkriegen irgendetwas anzuprobieren oder überhaupt nur an diese Möglichkeit zu denken. Nein, er hatte genug Sachen und außerdem beobachtete er lieber seinen Schützling oder inzwischen besser seine beiden Schützlinge... Sie waren wirklich ein niedliches Paar und ergänzten sich hervorragend. Zudem schienen sie auch einiges an Spaß zu haben und der kam gerade bei Ren durch seinen vollen Terminplan eh immer viel zu kurz... Noch einige Zeit später, denn es mussten erstmal wieder alle Gruppenmitglieder restlos in den fünf Stockwerken zusammengesucht werden, verließ die kleine Gruppe dann mit einigen Einkaufstüten bepackt das Kaufhaus und trat wieder auf die belebte Innenstadtstraße hinaus. Ren hielt zwei Tüten in der linken Hand, seine eigene, mit inzwischen nicht nur einem T-Shirt sondern auch noch einer sehr gut geschnittenen Jeans, und natürlich die von Kyoko, in der sich ein figurbetonendes Hemd mit dreiviertelarmen, ein Rock und ein hübsches Top befangen. Das junge Mädchen war davon zwar nicht begeistert gewesen und wollte ihre Sachen selbst tragen, aber er hatte sich dennoch durchgesetzt und konnte sie jetzt dabei beobachten, wie sie mit teils gesenktem Kopf, weil es ihr unangenehm war, dass er ihre Sachen trug, aber auch einem leichten Schmollmund, weil Ren so ein ungeheurer Sturkopf war, neben ihr herging. Die Gruppe setzte ihren Weg durch die Einkaufsstraße fort und es wurde noch einige Mal an ein paar Schaufenstern halt gemacht, um deren Inhalt zu betrachten, bis sie an einem recht gemütlich aussehenden, kleinen Restaurant ankamen. „Also ich könnte was zu Mittag vertragen. Wir haben ja schon fast zwei Uhr“, meldete sich Midori zu Wort, nachdem sie stehen geblieben war und blickte den Rest der Gruppe abwartend an. „Ja, ich hab auch Hunger!“, stimmte ihre Freundin Hitomi gleich mit ein und genauso tat es das dritte Mädchen nur ein paar Sekunden später. Itsumi warf unterdessen einen neugierigen Blick zu Kyoko und Tsuruga-san. Sie selbst hatte auch nichts dagegen hier zu Mittag zu essen und Yashiro hatte ebenfalls gerade mit einem Nicken seine Zustimmung gegeben. Fehlten also nur noch die Zwei… Der Schauspieler hatte das kleine Restaurant bereits kurz gemustert, als sie davor angehalten hatten. Es wirkte recht gemütlich, zumindest nach dem, was er durch die großen Fensterscheiben erkennen konnte. Wie für ihn nicht anders üblich hatte er zwar keinen wirklichen Hunger, aber Kyoko mit Sicherheit und der Rest hier ja anscheinend auch. Ren blickte genau in dem Moment zu dem schwarzhaarigen Mädchen hinab um sie nach ihrer Meinung zu fragen, in dem Kyoko auch zu ihm aufblickte. Ihre Blicke trafen sich und ehe sich die beiden jungen Schauspieler versahen, spürte sie ein angenehmes Kribbeln in ihren Bäuchen aufsteigen, während sie dem jeweils anderen so in die Augen sahen… Kyoko musterte die Konturen von Ren dabei ausgiebig. Oh man, sie würde irgendwann noch wahnsinnig werden, wenn das ewig so weiterging… „Was meinst du, Mogami-san?“, fragte der Braunhaarige einen Moment später, nachdem er sich kurz leise geräuspert hatte. Kyoko reagierte sofort auf seine angenehme, tiefe Stimme und nickte rasch zustimmend, aber einen Ton bekam sie nicht wirklich über die Lippen… Jetzt würden sie hier tatsächlich in einem Restaurant essen und dabei hätte sie heute Morgen noch die Bentos vorbereiten können… aber na ja, warum eigentlich nicht. Sie war schon eine ganze Weile nicht mehr privat essen gewesen. Sie konnte sich allerdings noch gut daran erinnern, wie sie mit Tsuruga-san das eine Mal in diesem Familienrestaurant war. Damals war er erkannt worden und sie hatte noch die Worte dieser nervigen Oberschülerinnen in ihrem Kopf bezüglich ihres pinken Love-Me-Overalls, denn sie dort noch bei ihrer Arbeit getragen hatte… Nun, das würde ihr heute erspart bleiben und bisher hatten sie ja auch Glück, was Rens Identität anging. Noch wurde er nicht erkannt und sie hoffte mal, dass das noch eine Weile so blieb. „Okay, dann lasst uns langsam reingehen“, mischte sich nun Yashiro zur Abwechslung mal wieder verbal ein. Der Manager war an sich ja ein recht ruhiger Typ und heute bei diesem Stadtbummel kam diese Eigenschaft besonders stark zu Vorschein. Yash hatte noch nicht mal komplett ausgesprochen, als eines der Mädchen bereits mit eiligen Schritten das Restaurant betrat. Der Rest der Gruppe folgte ihr, aber nicht mal annähernd so gehetzt, sondern schön langsam. Drinnen suchten sie sich gleich einen großen Tisch, an dem für sie alle sieben Platz war, ehe sie die Einkaufstüten neben den Sitzen verstauten und sich anschließend setzten. Ren hatte sich am Kopfende des Tisches niedergelassen, links von ihm saß Kyoko und rechts eines der andren Mädchen. Yashiro hatte sich zu Itsumi gesetzt, die neben Kyoko Platz nahm, und bereits den Stapel Speisekarten entgegen genommen, der ihnen sofort von einer der Bedienungen gebracht wurde. Der Manager reichte die einzelnen in Leder eingebundenen Mappen durch und legte anschließend seine vor sich auf dem Tisch ab um auch gleich durch das Angebot an Speisen durchzublättern. Der Rest der Gruppe tat es ihm gleich, nur eine Person nicht… Ren hatte die Karte einfach nur vor sich gelegt und stütze sich nun gerade mit seinen Ellenbogen auf dem Tischrand ab, während er darauf wartete, dass sich die anderen etwas zu essen aussuchten. Kyoko war das keineswegs entgangen und sie musterte ihn einige Male mit kurzen Seitenblicken, während sie ihre Karte überblickte. Der Schauspieler machte allerdings nicht die geringsten Anstallten doch noch zu der Karte zu greifen, sondern beschäftigte sich jetzt damit die Umgebung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. „Wollen Sie nichts essen, Tsuruga-san?“, erkundigte sich Kyoko, nachdem sie den Schauspieler noch einen Moment bei seiner Erkundung des Restaurants beobachtete hatte. „Doch“, kam als schlichte und sehr, sehr knappe Antwort von Ren. Ihre Plätze lagen recht nahe an einem der Fenster, was der junge Mann nun als Chance nutze um ein wenig draußen auf die Straße und die ganzen Menschen, die sich dort tummelten, zu blicken. Bei den Mengen, die er da sah, war er wirklich froh bisher noch nicht entdeckt worden zu sein… „Wollen Sie dann nicht langsam mal die Karte durchsehen?“, hackte Kyoko weiter nach und legte dabei nun ihre Speisekarte aufgeschlagen auf dem Tisch vor sich ab. Dieser Mann konnte wirklich unmöglich sein… Was wollte er denn bitte bestellen, wenn er sich nicht mal ansah, was es hier gab? „Nö. Mir ist egal, was auf meinem Teller landet“, kam erneut eine nüchterne Antwort von Ren und er löste auch noch immer nicht seinen Blick von der Fensterscheibe. Kyoko verzog ihre Lippen für einen kurzen Moment zu einem leichten Schmollmund. Etwas Ähnliches hatte sie schon das letzte Mal von ihm gehört, er würde sich wohl nie bessern… „Schau’n Sie doch zumindest mal in die Karte rein! Was wollen Sie denn sonst bestellen? Und gibt es wirklich kein einziges Lieblingsgericht bei Ihnen?“ Ren spürte langsam, wie die Blicke von Itsumi, Yashiro und den anderen immer häufiger zu ihm und Kyoko wanderten. Na ja das wunderte ihn auch nicht wirklich… Aber er wusste eh nicht, was er hätte nehmen sollen, also wozu dann diese Karte durchlesen? „Ganz einfach, ich nehme das, was ihr anderen auch nehmt. Und da du gerade auf das Thema Lieblingsessen zu sprechen kommst, du willst doch sicher wieder Hamburger mit Spiegelei, oder?“, begann Ren nun mit einer Frage, um den Spieß zwischen ihnen mal umzudrehen. Sie war ja nicht gerade ein Typ, der locker ließ, wenn man einmal nein gesagt hatte. Das hatte er schon mehrfach erleben dürfen, also musste er sie von ihm als Thema ablenken. Bei dem Gedanken an diesen einen Abend wo sie mit übergroßen, leuchtenden Augen vor ihrem Teller mit Hamburger und Spiegelei saß und dem Anblick von Kyokos jetzigen Gesicht, konnte der junge Mann irgendwie auch gar nicht anders als breit zu schmunzeln. Das schwarzhaarige Mädchen entwickelte gerade eine ziemlich ungute Aura als Reaktion auf seine Bemerkung. Es war aber auch wirklich eine irgendwie seltsame Kombination, doch er hatte es ja bereits kosten dürfen und so schlecht schmeckte es gar nicht. Aber er genoss es einfach immer wieder sie ein klein wenig necken zu können, wenn sich eine Gelegenheit bot. Kyoko konnte das Lächeln, das Rens Lippen umspielte, in dem Moment allerdings nicht einmal ansatzweise teilen. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und setzte dieses Mal einen überdeutlich schmollenden Blick auf um den zarten rosafarbenen Ansatz auf ihren Wangen zu überspielen. „Und wenn schon, ich habe immerhin ein Lieblingsgericht!“, entgegnete die junge Schauspielerin und drehte ihren Kopf demonstrativ zur Seite weg. Ren konnte in diesem Moment einfach nicht mehr anders und fing an zu lachen. Allerdings bemüht es im Rahmen zu halten. Yashiro war dieses Mal nicht der einzige, der den Umgang der Beiden miteinander beobachtete. Aber er war deutlich derjenige, der am meisten dabei grinste! Itsumi schien seine Ansicht noch zu teilen und hatte auch ein leichtes Lächeln auf den Lippen, während sie sich bereits bei den Getränken auf der Speisekarte befand und nur aus den Augenwinkeln das Geschehen weiter verfolgte. Aber bei Akane, Hitomi und Midori sah das etwas anders aus… Sie warfen sich teilweise etwas unsichere Blicke untereinander zu. Ihnen allen war bekannt, das Kyoko Ren Tsuruga wohl schon etwas länger und besser kannte. Man konnte sie ja auch oft zwischen den Dreharbeiten dabei sehen, wie sie sich unterhielten und auch beim Essen Gesellschaft leisteten, aber das hier war irgendwie etwas völlig anderes… Sie wussten nur nicht, ob es ihnen zuvor vielleicht einfach nicht aufgefallen war, oder ob es wirklich so war, dass sie jetzt noch um einiges Vertrauter miteinander umgingen als sonst. Akane suchte über einen hilflosen Blick irgendeine Art Antwort auf diese Frage von Itsumi, aber als diese das Zeichen erkannte machte sie nur mit der Hand eine abwinkende Geste. Okay, das war deutlich als „Nicht jetzt“ entschlüsselbar, also gut… Ren bemühte sich unterdessen darum sich wieder vollständig einzukriegen, aber das war gar nicht so einfach solange Kyoko diesen Schmollblick noch immer im Gesicht hatte… „Dagegen hab ich ja auch nichts gesagt! Ich finde zwar, dass es eine eigenartige Kombination ist, aber schmecken tut’s eigentlich ganz gut“, sagte er schließlich und stütze dabei sein Kinn in seiner Hand auf. Kyoko wurde für einen Moment völlig steif, ehe sie ihren Kopf langsam wieder zu ihm drehte. Hatte er da ernsthaft gesagt, es schmeckte ihm auch?? Sie verstand es nicht… Einerseits tat er immer völlig gleichgültig, wenn es um Essen ging und dann kam auf einmal wieder so was. Sollte sie ihm das jetzt glauben, oder es als Teil seiner Neckerei betrachten?? „Dass Ihnen Sachen schmecken, habe ich in letzter Zeit häufiger gehört. Aber wenn das alles Ihr Ernst war, müssten Sie doch zumindest irgendetwas haben, was sie als Lieblingsessen bezeichnen können!“, entgegnete Kyoko nun, womit sie Ren dazu brachte seine Augenbrauen leicht hoch zuziehen. Sie war hartnäckig wie immer. „Ich habe niemals behauptet, dass es absolut nichts gibt. Aber ich weiß mit Sicherheit, das es nicht auf der Karte stehen wird“, war Rens Konter, während er begann etwas mit den Fingern seiner freien Hand auf dem Ledermantel der Karte vor sich zu tippeln. „Und woher wollen Sie das bitte wissen?“, hackte das junge Mädchen weiter nach. Der Schauspieler wandte seinen Blick einen Moment von ihr ab und sah zu Yashiro hinüber. Er war sich nicht sicher, ob er ihr eine ehrliche Antwort auf diese Frage geben sollte, zumindest hier vor den anderen nicht. Sein Manager wusste, was das entscheidende Kriterium beim Thema Essen für ihn war, daher hoffte er von ihm irgendeine kleine Hilfestellung zu bekommen. Na ja in gewissen Sinne bekam er sie auch… ein mehr als deutliches Nicken was wohl soviel heißen sollte wie „Bleib jetzt bloß am Ball!“. Ren konnte bei dieser Reaktion nicht anders, als ganz leise zu seufzen, ehe er sich wieder Kyoko zuwandte. „Weil du hier nun mal nicht als Köchin arbeitest, Mogami-san“, antwortete Ren einen Moment später und fasste sich dabei unabsichtlich an den Schild seines Käppis um ihn noch einen Tick weiter in sein Gesicht zu ziehen. Diese Situation war ihm unangenehm… Wenn er hier mit ihr alleine gewesen wäre, wäre das nicht das geringste Problem gewesen… na ja zumindest wäre es ein kleineres gewesen… Aber sie waren hier nun mal nicht alleine und er spürte noch immer die Blicke der anderen auf ihnen haften… Er hoffte nur, dass jetzt nicht noch mehr Gerüchte entstanden, als es eh schon der Fall war. Er hatte ja bereits mehrfach mitbekommen, wie Kyoko teilweise von Mitgliede der Crew gemustert wurde. Aber was sollte er denn bitte tun? Ihr aus dem Weg gehen war definitiv keine Option für ihn, also blieb nur noch, sie nicht mehr nur vor Reino sondern wenn es nötig war auch vor seinen Fans zu beschützen… Kyoko war nach seinen Worten innerhalb von Sekundenbruchteilen tomatenrot angelaufen… Sie wollte ihren Ohren erst gar nicht trauen… Hieß das ernsthaft, dass ihr Essen… dass was sie zubereitete… sein Lieblingsessen war?!? Aß er deswegen immer auf, wenn sie kochte und dabei spielte es nicht einmal eine Rolle, was genau sie zubereitet hatte? Okay, das musste sie jetzt erstmal verdauen… Wobei das eine Ecke einfacher gewesen wäre, wenn sie nicht nebenher überdeutlich spürte, dass ihre Wangen regelrecht glühten und das ein sicheres Indiz dafür war, dass sie gerade mal wieder schön rot angelaufen war… Verdammt, wieso musste er sie bitte gerade hier so in Verlegenheit bringen?! Wenn sie ihm alleine gegenüber gestanden hätte, wäre es schon schlimm genug gewesen… Sie war gerade ja noch nicht mal in der Lage sich für dieses überdeutliche Kompliment zu bedanken… Langsam aber sicher drohte sich eine leicht unangenehme Stille am Tisch auszubreiten. Itsumi blickte mehrfach zwischen Ren und Kyoko hin und her, aber keiner von beiden schien mehr etwas sagen zu wollen… Sie sahen sich auch nicht mehr an, sondern wichen dem Blick des anderen gekonnt aus… Mal wieder eine überdeutliche Bestätigung dafür, dass zwischen den beiden Gefühlstechnisch mehr war, als ein Kollegenverhältnis, aber das freute sie irgendwie. „Neulich beim Mittagessen wurde auch so von deinen Kochkünsten geschwärmt. Hättest du nicht vielleicht mal Lust für uns alle etwas zu Kochen, Kyoko-chan? Langsam bin ich richtig neugierig!“, mischte sich die Itsumi nun einfach mal ein um den Beiden aus ihrer Situation etwas herauszuhelfen. Es schien auch zu klappen, denn zumindest reagieren taten beide, indem sie nun zu ihr blickten. „Na ja so gut ist es nun auch wieder nicht… Aber wenn ihr möchtet kann ich das machen. Ich brauche nur eine Küche“, antwortete Kyoko nach einem kurzen Moment und strich sich dabei, noch immer etwas verlegen, eine Haarsträhne hinter die Ohren. „Auf meinem Zimmer ist eine, die kannst du gerne benutzen. Zwar nur eine kleine Einbauküche, aber wenn dir die reicht…?“, meldete sich nun auch Ren wieder deutlich gefasster zu Wort. Er wusste ja, dass sie seine Küche mehr als gut kannte, genauso wie Yashiro, Itsumi und Ogata, aber der Rest der Crew nicht. Es sollte ja auch niemand erfahren, dass sie im Moment bei ihm wohnte, daher war ihre Antwort eben wirklich gut gewählt gewesen und er hatte sich ihr einfach nur noch angepasst. „Okay, danke Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko sofort, wobei sie leicht Lächeln musste. Ihr war irgendwie klar gewesen, dass er das anbieten würde. „Ich würde auch gerne kommen!“, meinte Akane darauf und die anderen beiden schlossen sich auch rasch an. Die Aussicht auf ein gutes Essen, war ja schon verlockend, aber die Möglichkeit dabei noch zu Tsuruga-san zu können machte das Ganze schon regelrecht zur Pflicht!! Das war eine Chance, die man sich wirklich nicht entgehen lassen konnte, immerhin würden sie dabei Tsuruga-sans Zimmer ansehen können! Zuvor war noch niemand anderes der Crewmitglieder dort gewesen, lediglich sein Manager und Ogata-kun sollten dort oben Zutritt haben, da konnten sie sicher anschließend einiges erzählen! „Wie wäre es dann mit Morgen Abend?“, schlug Yashiro im nächsten Moment vor, „Oder wäre Sonntag besser, falls du erst noch etwas einkaufen musst, Kyoko-chan?“ „Nun, das kommt darauf an, was Tsuruga-san alles hat. Wenn es in Ordnung ist, würde ich das nachher gerne erstmal überprüfen und euch dann Morgen Vormittag beim Shooting bescheid sagen“, erwiderte Kyoko. „Ja, dann machen wir das so! Aber jetzt sollten wir erstmal langsam unsere Bestellung aufgeben. In meinem Magen ist schon ein riesiges Loch durch die leckeren Gerüche hier“, schlug Itsumi vor und klappte dabei ihre Speisekarte zu. Yashiro stimmte ihr zu und legte ebenfalls bereits seine Speisekarte beiseite. Kyoko griff aber noch mal nach der Auflistung der ganzen Gerichte und überblickte sie rasch. Sie hatte sich vorhin noch gar nicht entschieden gehabt und sie wollte Ren nicht den Gefallen tun und tatsächlich Hamburger mit Spiegelei holen. Sie war schließlich nicht jeden Tag hier in Karuizawa essen, also sollte sie doch besser etwas nehmen, was zu der Region passte. Ein paar Minuten später, waren die Bestellungen erledigt. Ren hatte allerdings noch immer nicht in die Karte reingeschaut und als der Kellner kam einfach das gleiche genannt wie Kyoko. Die hatte sich darüber natürlich anschließend ziemlich deutlich beschwert, wie sollte es auch anders sein. Aber der Schauspieler versuchte diese kleine Diskussion rasch zu beenden, indem er meinte sich nur an ihren Ratschlag bezüglich einer gesünderen Ernährung zu halten und ihres hätte nun mal einigermaßen gesund geklungen. Kyoko gab danach aber noch nicht gleich auf, sondern rollte dann vollständig die Gesichte aus dem Familienrestaurant auf. Darauf entwickelte sich ein durchaus ausgelassenes Gespräch zum Thema „Hamburger mit Spiegelei“, das sich sogar fortsetzte, nachdem alle ihre Teller vor sich stehen hatten. Kapitel 19: Ende des Ausflugs ----------------------------- Eine gute Stunde später verließ die siebenköpfige Gruppe wieder das Restaurant und trat auf die belebten Straßen hinaus. Das Essen war wirklich gut gewesen, das hatte sogar Ren nach einer kurzen Stichelei von Kyoko zugeben müssen und während der ganzen Zeit hatte es der Gruppe auch nicht an Gesprächsthemen gemangelt. Sogar unser Starschauspieler hatte sich was die Unterhaltungen anging stark eingebracht, was Midori, Hitomi und Akane die Möglichkeit bot ihm auch ein paar Fragen zu stellen, zu seinem Beruf oder seinen Vorlieben und was man als Fan sonst noch so alles von seinem Idol wissen wollte... Genau deswegen waren die drei Mädchen jetzt gerade auch überaus gut gelaunt, was man an den freudigen Lächeln in ihren Gesichtern erkennen konnte. Es war immerhin nichts alltägliches Ren Tsuruga außerhalb der Arbeit zu erleben und noch weniger dann auch privat mit ihm sprechen zu können. Das war vielmehr schon ein Privileg! Der besagte Schauspieler trat unterdessen mit den beiden Einkaufstüten von ihm und Kyoko wieder in der linken Hand aus der Tür hinaus und auf den Gehsteig, der sich vor dem Restaurant erstreckte. Dort wartete er noch einen Moment auf seinen Manager, der jetzt noch als einziges fehlte. Yashiro warf sofort einen Blick auf seine Armbanduhr, als auch er nun wieder im Freien war. Sie hatten es seiner Meinung nach wirklich überraschend lange in dem Restaurant ausgehalten. Ren war zwar niemand, der unhöflich war und frühzeitig gehen wollte, wenn geschäftlich irgendwelche Essen anstanden, aber länger als nötig blieb er dort auch nicht. Hier schien es ihm aber ernsthaft gefallen zu haben. Und Probleme mit Fans gab es bisher auch noch keine, es war wirklich perfekt! Nur das was seine Uhr ihm da anzeigte sorgte für zwei leichte Falten auf der Stirn des jungen Mannes. Es war bereits drei Uhr durch und wenn er mal zusammenrechnete was sie vorhin an Zeit gebraucht hatten um hierher zu kommen… Es war langsam wirklich höchste Zeit wieder den Rückweg anzutreten! „Ich fürchte wir müssen jetzt auch zurück. Sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig zum Bus“, verkündete Yashiro daher und blickte anschließend in die Runde. Dabei erblickte er deutlich überraschte und auch nicht unbedingt begeisterte Gesichter, wie zum Beispiel die von Akane und Hitomi. Die Beiden würden es wohl ohne Probleme noch ein paar Stunden hier aushalten, aber diese Zeit hatten sie jetzt nicht und Yashiro war irgendwie auch ganz froh darüber. Gedanklich musste er dauerhaft darauf vorbereitet sein, dass irgendetwas unvorhergesehenes passierte und er Ren irgendwie hier weglotsen musste. Das war auf Dauer doch ein wenig anstrengend und seinem Schützling ging es da sicher nicht anders. Zumale es sowieso nicht gerade eine Lieblingsbeschäftigung von ihm war durch irgendwelche Städte zu laufen, zumindest soweit er das wusste, aber eine gewisse Person hatte ja schon einiges an Veränderungen bei ihm verursacht und es würde ihn nicht wundern, wenn auch solche Sachen bald darunter fielen. „Ja, da haben Sie Recht, Yashiro-kun“, stimmte Itsumi dem Manager zu, nachdem sie einen kurzen Blick auf das Display ihres Handys geworfen hatte und es nun wieder in ihrer Tasche verstaute. Ein Blick in die Gesichter ihrer Freundinnen bestätigte ihr, dass die immer noch nicht wirklich glücklich darüber waren, was sie auf eine kleine Idee zum Trösten brachte: „Wir können ja eine Parallelstraße zurück nehmen, dann haben wir zumindest noch ein paar neue Schaufenster, die wir uns anschauen können.“ Natürlich bekam die junge Schauspielerin darauf sofort Zustimmung. Yashiro holte rasch den Stadtplan hervor und führte sie über eine Seitenstraße schließlich auf die Parallelstraße, die Itsumi zuvor bereits gemeint hatte. Dort war es nicht ganz so voll, wie auf der anderen und die Geschäfte hier schienen auch in ganz anderen Preisklassen zu schweben. Das wurde mit jedem Schaufenster, an dem sie vorbeigingen und dessen Inhalt, inklusive der Preisschilder, deutlicher. Kyoko und die anderen kamen teilweise richtig ins Staunen, was Ren natürlich beobachtete. Hm, für ihn bei seinem Gehalt und vor allem dem, was sich von diesem Gehalt über die letzten Jahre auf seinem Konto angespart hatte, spielten die Preise hier nicht wirklich eine große Rolle… Wenn er sie mit den Sachen verglich, die er sich teilweise für irgendwelche TV Auftritte und der gleichen kaufte, waren diese Sachen noch verdammt preisgünstig… Aber davon erwähnte er nichts, besonders da er den Wert von Gegenständen nicht an ihrem Preis mit Geld messen wollte und es auch nicht tat. Ansonsten hätte er sich sicher auch nicht die Sachen vorhin in dem Kaufhaus geholt. In seinem Privatleben zählte für ihn nur, dass ihm die Sachen gefielen und im Bezug auf Kleidung noch, dass sie auch bequem war. Diese Sondergarderoben waren wirklich nur für bestimmte Teilgebiete seiner Arbeit bestimmt, aber hier hatte das nichts verloren. Der Schauspieler verstaute seine freie Hand in der Hosentasche seiner Jeans, während er sich etwas die Umgebung ansah und dabei aus den Augenwinkeln die fünf Mädels beobachtete, die ein Stücken vor ihm und Yashiro gingen. Sie schienen wirklich Spaß zu haben und wie er vorhin schon ein paar Mal mitbekommen hatte, interessierte es sie teilweise mehr dafür wie die Dekoration in diesen Läden aussah, als die Sachen, die sie ausgestellt hatten. Okay auch er musste zugeben, dass da ein paar etwas eigenwillige Arten von Deko zu finden gewesen waren, aber so direkt darüber lustig machen, wie die fünf da vorne tat er sich dann doch nicht. Er beließ es einfach bei einem breiten Schmunzeln. „Koon!“, rief Kyoko mit einem Male, worauf Ren regelrecht zusammenzuckte. Er wandte seinen Blick sofort zu dem schwarzhaarigen Mädchen, das mit der Nase schon regelrecht an dem Schaufensterglas eines Juweliergeschäftes ein paar Meter von ihm entfernt hing… Was machte sie denn da?? Neugierig näherte er sich einige Schritte und schnappte dabei ein paar Unterhaltungsteile auf. „Wer oder was ist bitte schön Koon?“, fragte Midori, während sie Kyoko neugierig über die Schulter sah. „Das ist ein hübscher Stein und mein Glücksbringer. Ich habe ihn nach dem Jungen benannt, der ihn mir geschenkt hat, allerdings ist das schon einige Jahre her. Er war nur für ein paar Wochen in Kyoto ehe er wieder umziehen musste, aber er war mein bester Freund“, antwortete Kyoko und bewunderte noch immer mit einem richtigen Leuchten in den Augen irgendetwas, das sich hinter dieser Glasscheibe befand, aber Ren konnte im Moment nicht das geringste erkennen, da die fünf Mädchen ihm das Blickfeld versperrten… „Und was hat dieser Stein mit dem Schmuck hier zu tun?“, fragte nun Itsumi, die ebenfalls ein klein wenig irritiert war. Kyoko nahm darauf eine Hand von der Scheibe und deutete mit einem Finger auf eine Stelle hinter der dicken Scheibe aus Sicherheitsglas. „Diese Kette da… Der Anhänger sieht genauso aus wie Koon! Er hat genau die gleiche Farbe! Allerdings ist der hier noch richtig schön geschliffen“, antwortete die Schwarzhaarige, während sie die besagte Kette noch immer mit einem richtig warmen Lächeln auf den Lippen betrachtete. Ren stand inzwischen direkt hinter ihr und konnte in dem Glas die Spiegelung ihres Gesichtes sehen. Dieser Anblick löste richtiges Herzklopfen in ihm aus… Es war das gleiche Lächeln, das er damals gesehen hatte, als er den Stein im Treppenhaus fand und ihn ihr wiedergab… Er liebte dieses Lächeln irgendwie… Es kostete ihn etwas Überwindung sich von ihrem Anblick loszureisen, aber er wollte ebenfalls sehen was das für eine Kette war. Der Schauspieler beugte sich leicht vor und dann kam sie auch schon in sein Blickfeld… Ren war richtig überrascht. Dieser Stein sah wirklich genauso aus wie der, den er mal gehabt hatte. Man konnte sogar die gleichen Lichtreflexe erkennen und er war sich sicher, dass auch dieser Stein auf diese bewundernswerte Weise seine Farbe ändern würde, wenn man ihn gegen die Sonne hielt… „Er ist wunderschön…“, hörte er plötzlich ein paar leise gemurmelte Worte. Es war nicht sonderbar schwer die zarte Stimme als Kyokos zu identifizieren und nun hatte sie wieder seine Aufmerksamkeit. In ihrem Gesicht war noch immer dieser warme Ausdruck, aber sie schien mit ihren Gedanken irgendwie fernab zu sein. Er ahnte auch bereits wo. Sie dachte sicher an diesen einen Sommer zurück, in dem sie sich kennen lernten und er ihr zum Abschied seinen Glücksbringer gegeben hatte… Für einen Moment beobachtete der Schauspieler einfach weiterhin das junge Mädchen und diese Kette in dem Schaufenster. Sie war wirklich hübsch, das fand auch er, aber er wusste, dass Kyoko sie sich auf keinen Fall kaufen würde. Das war schon beim ersten Blick auf das Preisschild klar gewesen… Dabei würde sie ihr sicher hervorragend stehen… Ren merkte gar nicht wie seine Gedanken immer weiter abdrifteten, zumindest nicht, bis er plötzlich von der Seite angestupst wurde… „Tsuruga-san, ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, ertönte Kyokos Stimme, nachdem sie gemerkt hatte, wie er leicht zusammengezuckt war. Ren blickte sofort zu dem jungen Mädchen hinunter und lächelte dabei beruhigend. „Ja, entschuldige. Ich bin nur etwas in Gedanken abgedriftet“, antwortete er nebenher noch und warf einen letzen kurzen Blick zu der Kette. „Wir müssen jetzt langsam weiter. Die anderen sind schon vorgegangen“, meinte Kyoko als nächstes und wartete noch auf sein zustimmendes Nicken, ehe sie sich von ihm abwandte um den anderen zu Folgen. Der Schauspieler zögerte allerdings noch einen Moment… Aber nein. Was da gerade in seinem Kopf aufgetaucht war, war absoluter Schwachsinn… Er vertrieb den besagten Gedanken schnell und machte sich dann daran dem jungen Mädchen zu folgen. Durch seine großen Schritte hatte er im Nu zu den anderen aufgeschlossen und lief nun wieder neben Yashiro entlang. Der Manager warf nach einiger Zeit einen prüfenden Blick zu Ren und dabei fiel ihm auch sofort dessen nachdenklicher Gesichtsausdruck auf. Nachdenklich und abwesend… ja so wirkte er gerade. „Ren, ist alles in Ordnung?“, fragte nun auch er und riss den Schauspieler dabei genau wie Kyoko zuvor unsanft aus seinen Gedanken. „Ja, ja“, kam dieses Mal allerdings als einzige Antwort von dem Braunhaarigen und er sah Yash dabei auch nicht an, sondern schien weiter Löcher in die Luft zu starren. Der Manager fragte sich, ob er in diesem Zustand auch gegen Laternenpfeiler laufen würde, wenn sie ihm in den Weg kämen… Aussehen tat er gerade jedenfalls danach… „Sicher? Du siehst aus, als würde dich irgendetwas beschäftigen“, versuchte er es noch mal und musterte seinen Schützling dabei neugierig. Irgendetwas war da doch… Ren blieb nach diesen Worten mit einem Male abrupt stehen, womit er Yashiro jetzt wirklich überraschte und ihn auch zum anhalten brachte. Der Manager sah den braunhaarigen Mann mit gekräuselter Stirn an, aber unterließ es für den Moment weiter nachzufragen. So wie Rens Gesichtausdruck gerade aussah, würde er ihm vermutlich eh nicht zuhören… „Ich muss noch kurz eine Kleinigkeit erledigen, geh du schon mal mit den anderen vor“, sagte der Schauspieler dann plötzlich, drückte seinem Freund noch die beiden Einkaufstüten in die Hand und drehte sich im nächsten Moment auch schon auf dem Absatz um, um zu gehen. Yashiro war ziemlich überrascht, als Ren ihm die Tüten gab und verstand für eine Sekunde gar nichts mehr. Als der Schauspieler sich dann wegdrehte, ergriff er ihn aber gerade noch rechtzeitig am Oberarm um ihn zurückzuhalten. „Alleine? Das halte ich für keine gute Idee und was musst du denn jetzt auf einmal erledigen??“, hackte der Blondhaarige nach. Er konnte Ren doch nicht einfach alleine hier rumlaufen lassen… Nein, damit würde er seine Aufsichtspflicht als Betreuer und Manager verletzten! Außerdem hatte er immer noch keinen blassen Schimmer davon, was so plötzlich mit ihm los war… „Das ist eine Privatsache und keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen. Wir treffen uns beim Bus“, erwiderte Ren lediglich und wandte sich bereits im nächsten Moment aus Yashiros Griff um sofort mit eiligen Schritten die Straße zurück zu laufen. „Aber…“, begann der junge Manager gerade noch und versuchte erneut den Arm des Schauspielers zu ergreifen, aber er erreichte ihn nicht mehr… Mit Rens Ausdauer konnte er auch nicht mithalten, daher hatte er gerade gar keine andere Wahl als es aufzugeben und abzuwarten… Vermutlich würde er eh nicht auf ihn hören, wenn er jetzt noch weiter auf ihn einredete. Gegen diesen Dickschädel kam er nicht an… Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als seiner Bitte nachzukommen und mit den anderen vorzugehen… Sieben Minuten später erreichte Yashiro mit Kyoko, Itsumi und deren Freundinnen den großen Platz, von dem sie ein paar Stunden zuvor gestartet waren. Der Bus stand bereits wieder hier und auch Ogata war schon mit ein paar anderen anwesend. Er kam natürlich sofort auf die Gruppe zu, sobald er sie erblicken konnte. „Ah, Yashiro-kun! Und wie hat’s euch gefallen? Wie ich sehe wart ihr wohl ein bisschen shoppen“, erkundigte sich der junge Regisseur interessiert und blickte dabei zu den einzelnen Personen. Aber Moment… da fehlte doch jemand… Der junge Mann ließ seinen Blick noch mal zurückwandern, aber er schien ernsthaft nicht bei ihnen zu sein… Aber er war sich doch ganz sicher, dass er mit ihnen weggegangen war! „Wo ist denn Tsuruga-kun? War er nicht vorhin bei euch??“, fragte der junge Regisseur daher leicht irritiert und blickte zu Yashiro. Er als Rens Manager musste ja wissen, wo er steckte. „Ja, das war er. Er wollte eben noch kurz irgendetwas erledigen und hat sich deswegen von uns getrennt, aber er dürfte sicher auch gleich kommen“, antwortete Yashiro, obwohl er sich gar nicht mit dem Sicher sein konnte, was er da gerade sagte… Ren meinte zwar gleich nachzukommen, aber ob das auch so funktionierte… Er hatte immer noch bedenken, weil er ihn alleine hatte losziehen lassen. Die wurden vorhin auch noch mal verstärkt, als Kyoko bemerkt hatte, dass er weg war, und dann mit einer regelrechten Moralpredigt anfing. Sie schien auch alles andere als erfreut darüber, dass er sich einfach abgeseilt hatte und noch weniger darüber, dass sie es erst im Anschluss mitbekommen hatte, statt das er bescheid sagte… Puh, umso froher war er, dass sie sich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt hatte. Er wandte seinen Kopf kurz zu ihr und sah das junge Mädchen dabei, wie sie zu der Straßenmündung zurückblickte, von der sie gerade gekommen waren. Sie trug inzwischen auch die beiden Tüten von ihr und Ren. Er wollte sie zwar eigentlich behalten, aber sie hatte sie ihm irgendwann einfach aus der Hand genommen… Yashiro fragte sich ernsthaft wie Ren es immer schaffte sich ihr gegenüber durchzusetzen, ihm gelang das ja nicht gerade… „Es sind eh noch nicht alle da und ein paar Minuten hat er ja auch noch. Dann entschuldigt mich bitte wieder“, meinte Ogata noch, ehe er sich wieder von der kleinen Gruppe abwandte und zu der nächsten lief, die ankam. Ren war, nachdem er sich so überstützt von der Gruppe getrennt hatte, zu dem Juwelierladen zurück gerannt, an dem sie einige Minuten zuvor gehalten hatten und stand nun wieder vor dem Schaufenster des kleinen, aber doch ziemlich exquisiten Ladens. „Ich bin doch bescheuert…“, murmelte der braunhaarige junge Mann vor sich hin, während er wieder die Kette betrachtete, auf die Kyoko sie alle vorhin aufmerksam gemacht hatte. Er war mit der Absicht hierher gekommen sie zu kaufen… aber er hatte doch keine Ahnung, was er dann mit der Kette anstellen sollte… Sie ihr einfach schenken konnte er ja schlecht, dazu gab es zurzeit einfach keinen geeigneten Anlass. Abgesehen davon kannte sie das Schmuckstück ja und wusste auch, dass es nicht gerade in die billigste Preisklasse gehörte, sprich sie würde so ein Geschenk vermutlich nicht einmal annehmen… Aber dennoch stand er jetzt hier vor diesem Geschäft… Ren seufzte leise, während er weiter in das Schaufenster starrte. Er konnte hier aber nicht weggehen ohne sie zu holen… Das hatte er ja vorhin probiert, obwohl ihm schon dort dieser Gedanke gekommen war, aber es ging nicht. Sie würde Kyoko einfach hervorragend stehen, er konnte sie sich bildlich dabei vorstellen, wie dieser hübsche Anhänger ihren zarten Hals zierte… Und noch dazu stellte er eine Verbindung zu der Zeit her, die der einzige positive Lichtschimmer in seinen Erinnerungen darstellte. Der Schauspieler warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr, ehe er sich endlich selbst einen Stoß verpasste und seinen Blick letztendlich von der Kette löste, um im nächsten Moment das Juweliergeschäft zu betreten... Kyoko lief immer wieder kleine Strecken vor dem Bus auf und ab, während sie wartende Blicke in Richtung der Fußgängerzone warf, von der sie vorhin gekommen waren. Inzwischen waren fast alle Gruppen wieder da, nur zwei fehlten noch, aber die hatten sich bereits per Handy bei Ogata-kun angekündigt und würden auch gleich hier sein. Ein Großteil der Reisegruppe saß auch bereits wieder im Bus und erholte sich dort von den sechs Stunden herumwandern. Nur ein paar waren noch hier draußen um etwas die angenehm warme Nachmittagssonne zu genießen, oder wenn man Yashiro und sie betrachtete, um ungeduldig auf die Rückkehr eines gewissen Starschauspielers zu warten! Das junge Mädchen war alles andere als begeistert von seiner Aktion gewesen. Was dachte er sich dabei einfach abzuhauen! Ihm konnte hier immerhin sonst was passieren!! Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was die Fans alles mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn fanden… Kurz gesagt sie machte sich Sorgen um ihn und das war ihr selbst auch mehr als bewusst. Zudem trug sie noch ein Gefühl mit sich rum, was sie allerdings am liebsten komplett verdrängen würde. Er war nicht nur völlig alleine losgezogen, nein, er hatte dabei noch nicht mal bescheid gesagt! Lediglich Yashiro-san hatte es mitbekommen, aber zu ihr hatte er kein Sterbenswörtchen gesagt… Daher hatte sie auch erst mitbekommen, dass er nicht da war, als sie sich ihm und dem Manager etwas anschließen wollte. Zuvor war sie ja mit den anderen Mädchen vorneweg gegangen. Und na ja diese Tatsache löste ein Gefühl in ihr aus, dass sie nicht wirklich mochte, den eigentlich stand es ihr gar nicht zu deswegen sauer auf ihn zu sein… Yashiro beobachtete Kyoko dabei, wie sie unruhig immer wieder ein paar Schritte ging, wieder stehen blieb und wartete und dann doch wieder loslief. Er konnte nachempfinden, dass sie sich Sorgen machte, ihm ging es da nicht anders, aber ihre Sorgen schienen doch noch einen Tick stärker zu sein als der seine. Irgendwie war es ja süß das mit anzusehen... Er sollte Ren wirklich langsam noch mal auf den Zahn fühlen, was seine Gefühlslage und seine momentanen Absichten anging! Seiner Meinung nach bot Karuizawa doch die ideale Gelegenheit und vor allem Atmosphäre um ein Geständnis loszuwerden, aber es war nicht schwer zu erraten, dass Ren das vermutlich gaaaaanz anders sah… Der Manager seufzte leise, als er an eines seiner Gespräche mit ihm zurückdachte. Wie hatte er es noch mal formuliert?? Irgendwas in der Richtung, er habe Kyoko lediglich zu sich geholt um sie vor diesem Stalker zu beschützen und das sei auch das einzige. Es war wirklich zum verzweifeln… besonders wenn man die beiden in den letzten Tagen beobachtet hatte. Sie nährten sich einander immer weiter an, gingen immer vertrauter miteinander um, es konnte wirklich jeder Blinde erkennen, dass sie sich teilweise längst wie ein Pärchen verhielten! Na ja zumindest so lange er nicht so blind war, wie Ren und Kyoko selbst… Der junge Mann ließ seinen Blick erneut über den großen Platz streifen, während er nebenher seine Gedanken noch fortführte, allerdings nicht mehr lange, denn endlich tauchte die Person auf, die ihn jetzt schon insgesamt eine Viertelstunde warten ließ. Ein Glück, das er zumindest noch vor den anderen beiden Gruppen hier war… „Kyoko-chan“, sprach Yashiro die junge Schauspielerin an, die gerade wieder dazu angesetzt hatte einen ihrer „Rundgänge“ zu machen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und deutete nebenher mit einer Hand in die Richtung von Ren. Das junge Mädchen hatte sich wirklich sofort zu ihm umgedreht und sie hatte den Schauspieler gerade mal erkannt, als sie ihm auch schon entgegenging und das nicht gerade mit langsamen Schritten. Yashiro konnte gar nicht anders, als seine Arme vor der Brust zu verschränken und die zwei mit einem amüsierten Grinsen zu beobachten. „Tsuruga-san, wo waren Sie die ganze Zeit?!“, fuhr Kyoko den über zwei Köpfe größeren Schauspieler ohne jeglichen zögern, sprich auch nicht gerade freundlich, an, als sie ihm nahe genug war um zumindest nicht schreien zu müssen. Ren blickte sie von ihrem Tonfall überrascht an und blieb erstmal stehen, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte. „Entschuldige bitte. Ich musste noch eine Kleinigkeit erledigen“, versuchte der Braunhaarige Kyoko zu beschwichtigen, als sie endlich vor ihm stand, und lächelte sie nebenher auch entschuldigend an. „Aber doch nicht alleine! Sie dürften das doch wohl am besten von allen wissen und Sie haben ja noch nicht mal bescheid gesagt, sondern sind einfach abgehauen!“, konterte Kyoko und war dabei nicht minder aufgebracht als am Anfang. Wobei es doch sehr beim abregen half ihm direkt zu sagen, was sie am meisten gestört hatte. Ulkigerweise konnte sie das auch ohne irgendwie Bedenken oder gar Angst vor einem Streit zu haben… schon irgendwie komisch… „Tut mir wirklich leid“, erwiderte Ren ernsthaft, wobei er nebenher irgendwie glücklich ihre Reaktion musterte. Sie schien sich richtige Sorgen um ihn gemacht zu haben und es war zugegeben ein verdammt angenehmes Gefühl das zu wissen. Unbewusst griff der Schauspieler etwas fester um einen gewissen Gegenstand, den er in seiner Jackentasche versteckte... „Es war auch zugegeben eine ziemlich spontane Aktion, aber ich mach’s nicht wieder, versprochen!“, fügte Ren noch hinzu und lächelte sie noch einmal entschuldigend an, worauf Kyokos Miene jetzt auch wieder weicher wurde. „Das will ich für Sie hoffen!“, konnte sich das junge Mädchen allerdings nicht verkneifen noch loszuwerden, ehe sie ihn wieder richtig anlächelte und das Thema wechselte: „Die meisten sind schon da und sitzen bereits im Bus. Es fehlen nur noch zwei Gruppen, aber die scheinen gerade von dahinten zu kommen. Wir sollten also auch langsam einsteigen.“ Ren nickte zustimmend auf ihren Vorschlag und ging anschließend mit ihr gemeinsam zum Bus zurück, an dem Yashiro noch auf sie wartete. Auch der Manager wechselte noch ein paar Worte mit seinem Schützling und informierte ihn dabei gleich darüber, dass er sich für diese Fahrt wieder neben Ogata setzten wollte um noch die Planung der nächsten Tage genauer abzuklären. Natürlich hatte er dabei nicht die geringsten Hintergedanken was Ren und Kyoko betraf… nun zumindest versuchte er es den beiden Schauspielern so zu verkaufen… Es schien aber auch keine der beiden Personen auf das versteckte Grinsen in seiner Mimik zu reagieren, vermutlich sahen sie es gar nicht... Stattdessen nickte Ren nur und wurde auch schon im nächsten Moment von Kyoko dazu aufgefordert sich wieder zu ihr zu setzen. Die Tüten von ihnen beiden hätte sie vorhin bereits in eine der Sitzreihen gestellt, neben ihr wäre also eh noch ein Platz frei. Das Angebot nahm Ren auch gerne an und folgte ihr durch die Sitzreihen, bis sie an den besagten Plätzen ankamen. Ein paar Minuten später fuhr der Bus auch schon los und brachte die DarkMoon-Crew zurück zu ihrem Hotel… Kapitel 20: Abend im Hotel -------------------------- Eine halbe Stunde später hatte der Bus das Hotel wieder erreicht. Ogata verabschiedete sich von den Crewmitgliedern und wünschte allen noch einen angenehmen Abend, ehe er sich erstmal in sein Zimmer zurückzog. Yashiro tat es ihm gleich, nachdem er noch ein paar Worte mit Ren und Kyoko gewechselt hatte und die zwei… nun die kehrte ebenfalls in ihr Zimmer zurück. Kyoko war gerade in der Küche und musterte den Inhalt des Kühlschrankes, während Ren sich mit einem Glas Wasser und dem Script zu ein paar noch anstehenden Szenen auf die Couch zurückgezogen hatte. Der junge Mann ging die Zeilen durch und wiederholte sie stumm in Gedanken immer wieder, während er mit einem Ohr den Geräuschen aus der Küche lauschte. Daran könnte er sich wirklich gewöhnen… Ren nahm einen Schluck seines Wassers, ehe er abermals eine Textpassage wiederholte. Aus den Augenwinkeln konnte er nebenher erkennen, wie Kyoko hinter der kleinen Theke, die das Wohnzimmer von dieser Minieinbauküche abtrennte, hervorkam. Das junge Mädchen kam in seine Richtung und ließ sich in einem der beiden Sessel nieder, die die Couch zu einer vollständigen Sitzecke ergänzten. „Und hast du hier alles, oder steht noch einkaufen an?“, erkundigte sich der braunhaarige, junge Mann, allerdings ohne aus dem Script aufzusehen. Er kam gerade überraschend gut mit dem Text voran und wollte diese Szene auch noch fertig lernen. Unterhalten konnte er sich mit ihr nebenher ja trotzdem, ohne groß abgelenkt zu sein, das war kein Problem für ihn. „Ein paar Sachen bräuchte ich schon noch. Ich gehe Morgen nach dem Fotoshooting einfach einkaufen. Midori-chan meinte nur ein paar Meter von hier fahre ein Bus zum Stadtrand und dort ist auch gleich ein Supermarkt“, antwortete Kyoko, während sie sich in dem bequemen Möbelstück zurücklehnte. „Ich kann dich auch fahren. Ich muss Yashiro nur bescheid sagen, dass er uns ein Auto mieten soll“, schlug Ren vor und wiederholte nebenher den letzten Satz, den er in dieser Szene sprechen sollte, gedanklich. Das war’s, jetzt konnte er das Script erstmal beruhigt zur Seite legen. Er würde es später einfach noch ein oder zweimal durchgehen um es vollständig zu festigen. Kyoko beobachtete den Schauspieler dabei, wie er sich vorbeugte und die Mappe mit dem Script auf dem Tisch ablegte, ehe er erneut nach seinem Wasserglas griff. „Danke für das Angebot, aber ich würde das lieber zu Fuß bzw. mit dem Bus erledigen“, antwortete sie dann und lächelte den jungen Mann ihr gegenüber entschuldigend an. Ren schien allerdings schon angenommen zu haben, dass sie ablehnen würde. Er war daher nicht weiter überrascht, sondern nickte nur einverstanden. Er wusste ja wie gerne sie an der Natur war und auch wie ihre Fantasie dort immer wieder zu gewissen Welten abdriftete… Schon ulkig, dass sie sich was das betraf wirklich so gar nicht geändert hatte… Sie träumte noch immer so gerne vor sich hin wie vor zehn Jahren und er vermutete, dass sie diese Eigenschaft auch nie verlieren würde. Aber das machte nichts, er fand das eigentlich ganz süß… „Okay, aber dann begleite ich dich. Immerhin läuft dieser Stalker noch hier rum“, erwiderte der Schauspieler noch, ehe er von der Couch aufstand, um sein inzwischen leeres Glas in der Küche wieder zu füllen. „Möchtest du auch etwas?“, erkundigte er sich noch, ehe er ging. „Ja, ein Glas Saft. - Danke“, antwortete Kyoko, worauf Ren nickte und kurz in der Küche verschwand. Als er zurückkam gab er ihr das Glas und nahm selbst wieder auf der Couch platz. „Wie war das eigentlich, hatten dich die Mädchen nicht vorhin noch dazu eingeladen heute Abend mit ihnen unten ein Bad zu nehmen?“, begann der Schauspieler nun ein neues Thema. Das hatte er zufällig mitgehört. Als sie hier ankamen und ausgestiegen waren, kam Itsumi extra noch mal zu Kyoko und hatte sie gefragt, ob sie mitwollte, aber soweit er das mitbekommen hatte, hatte sie dort noch keine feste Antwort gegeben. „Ja, stimmt! Wäre es denn okay, wenn ich hingehe?“, fragte Kyoko etwas unsicher. Sie wusste ja, dass er es bevorzugte sie nicht alleine zu lassen und sie wollte auch eigentlich gar nicht so weit von ihm weg, denn bei Ren fühlte sie sich einfach am sichersten… Aber mit ins Bad kommen würde er sicher nicht, nein, das hielt sie für ausgeschlossen, und vermutlich war es eh besser so. Die anderen kippten nachher noch um bei seinem Anblick... so ganz ohne Kleidung… Also sie wollte ihn sich so erst gar nicht vorstellen! Nein, nein, dazu wusste sie zu gut, wie rot sie dann anlaufen würde!! „Ja, natürlich. Ich würde mich in der Zeit dann mit Yashiro runter in die Bar setzten. Falls etwas sein sollte, sind wir also in der Nähe“, erwiderte Ren sofort und warf anschließend einen Blick auf seine Armbanduhr. Wenn sie mit ihnen gemeinsam runter wollte, sollten sie langsam los. „Na dann zieh dich schnell um. Die wollten doch schon um halb sechs runter, oder? Wir können sie ja bei ihren Zimmern abpassen.“ Genau das hatten die Beiden anschließend auch getan. Kyoko hatte sich rasch umgezogen und ihren Yakuta angelegt. Anschließend hatte sie noch ihre Waschsachen zusammengesucht und in einem Beutel verstaut, den sie nun mit hinunter nehmen wollte. Ren war in der Zwischenzeit kurz zu Yashiro rüber gegangen und hatte ihn gefragt, ob er sich mit ihm in die Bar setzten wollte. Der Manager hatte natürlich nicht abgelehnt und sich nur noch schnell ein anderes Hemd angezogen, ehe er zu Ren auf den Gang hinaus trat. Nachdem auch Kyoko noch gekommen war, ging die Dreiergruppe zum Fahrstuhl und machte ein paar Stockwerke weiter unten noch einmal Halt um Itsumi und die anderen abzuholen. Anschließend fuhren sie bis ins Erdgeschoss hinab. Dort angekommen machten sich die Mädchen nun auf in Richtung der Bäder, während Ren mit Yashiro in die Bar ging und sich dort auch gleich auf einen der Hocker an der Theke setzte. Sein Manager gesellte sich natürlich zu ihm und die beiden Männer bestellten rasch etwas zu Trinken, ehe eine kurze Stille eintrat. „Wie läuft es jetzt eigentlich zwischen dir und Kyoko-chan?“, erkundigte sich Yashiro schließlich um die Stille zu brechen. Die Situation hier kam ihm sehr gelegen, denn er wollte seinen Schützling ja eh noch auf das Thema ansprechen und hier war Kyoko auch endlich mal nicht dabei, so dass er auch problemlos die Möglichkeit dazu hatte. „Wie soll’s schon laufen. Wir kommen jedenfalls gut miteinander aus, falls du das meinst“, erwiderte Ren. In dem Moment stellte der Barkeeper zwei Gläser vor ihnen ab. Das von Yashiro war ein großes, gefüllt mit Bier und vor Ren stand ein kleineres Glas mit Yamazaki Suntory Whisky on the rocks. Der Schauspieler griff gleich nach dem Getränk und nippe kurz daran. „Du weißt ganz genau, was ich meine, Ren“, entgegnete Yashiro und nahm auch erstmal einen kleinen Schluck seines Biers. Hach, wieso musste Ren sich immer gleich diese harten Sachen bestellen? Der konnte einfach nicht mal ein normales Bier oder etwas mit wenig Prozenten trinken… „Heute Morgen hat sich mir ja eine niedliche Szene geboten… Ich weiß, dass war nicht beabsichtigt, aber traust du dich jetzt vielleicht endlich generell mit ihr das Bett zu teilen? Das mit der Couch ist doch schwachsinnig bei deiner Größe…“ Ren verdrehte kurz die Augen, als ihm immer klarer wurde, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Das hätte ihm bei Yashiro aber auch klar sein müssen… „Nein! Ich bleibe bei der Couch!“, erwiderte der Schauspieler und machte eine kurze Pause, in der er Yashiros nicht gerade erfreuten Blick über seine Antwort musterte. Der Manager konnte das so langsam nun wirklich nicht mehr nachvollziehen… Ren atmete etwas stärker aus, ehe er erneut zum Sprechen ansetzte, allerdings jetzt in einem viel gedämpfteren Tonfall: „Denkst du eigentlich ich bin ein Roboter, bloß weil ich Ewigkeiten keine Freundin mehr hatte? Es ist so schon schwer genug mich zu beherrschen. Ich hätte ja eigentlich nichts dagegen, aber das werde ich nicht riskieren…“ Yashiro blickte seinen Schützling einen Moment überrasch an. So war das also!! Er konnte sich echt nicht verkneifen leicht zu grinsen, während er Ren dabei musterte, wie er erneut an dem Whisky nippte und in anscheinend bewusst nicht mehr ansah. Na ja bisher hatten sie auch noch nie über so was gesprochen, Ren hatte sich vermutlich generell in den letzten Jahren mit niemandem ernsthaft über solche Themen unterhalten… daher war es seiner Meinung nach auch nicht verwunderlich, wenn ihm das Ganze jetzt ein klein wenig unangenehm war. Aber dennoch ein seltsamer Anblick, bei dem sonst so cool wirkenden Schauspieler… Und Yashiro konnte sich auch irgendwie nicht verkneifen, seine Gedanken in diesem Moment direkt auszusprechen, auch wenn er sich denken konnte, was für einen Blick er dann wieder ernten würde. „Also ich finde, dann wird’s erst recht Zeit! Dir würde es sicher gut tun, dich mal etwas auszutoben…“ Bei dieser Bemerkung blickte Ren nun doch wieder direkt zu Yashiro und das war schon beinahe ein Mörderblick, den der Schauspieler in diesem Moment im Gesicht hatte… „Spinnst du?? Ich will doch nicht nur deswegen mit ihr zusammen sein! Abgesehen davon ist sie gerade mal 16. Ich würde mich hüten sie in dem Sinne anzufassen!“ Yashiros Grinsen wurde noch einen Tick breiter. Hey, das war das erste Mal, dass Ren direkt sagte, dass er mit Kyoko zusammen sein wollte! Und das war wirklich eine Markierung im Kalender wert, wenn er daran dachte, wie lange es gedauert hatte, bis der Schauspieler sich diese Gefühle überhaupt erst selbst eingestanden hatte. Der Manager stützte sich mit den Ellenbogen auf der Theke ab, ehe er begann zu antworten: „Ich habe niemals gesagt, dass es nur deswegen ist, aber das gehört doch nun mal dazu. Daher finde ich auch sind deine Bedenken was ihr Alter angeht unsinnig. Wenn es zwischen euch klappt, warum dann erst noch zwei Jahre warten, bis sie 18 ist? Abgesehen davon, wann hattest du denn dein erstes Mal? Ich wette vor 18, oder irre ich mich da?“ Ren wollte bereits dazu ansetzten etwas zu erwidern, als Yashiro seine letzte Frage aussprach und der Schauspieler für einen kurzen Moment regelrecht erstarrte. Es hatte doch wohl nichts hiermit zu tun, wann er sein erstes Mal hatte! „Das ist doch völlig egal und tut hier nichts zur Sache! Ganz im Gegenteil zu der Tatsache, das sie nun mal minderjährig ist und ich mich damit genau genommen strafbar machen würde! Unter anderen Umständen wäre es mir vielleicht egal, aber wir sind nun mal im ShowBizz und werden dauerhaft von der Öffentlichkeit unter die Lupe genommen. Was meinst du, was los wäre, wenn das an die Presse käme?“, versuchte Ren bewusst das Thema wieder auf Kyokos Alter zu lenken. Yashiro ließ sich aber nicht wirklich von seinen Worten beeindrucken und blickte den Schauspieler nach seiner Antwort erstmal einen Moment stumm von der Seite her an. Laut seiner Reaktion hatte er mit dem ‚vor 18’ anscheinend direkt ins Schwarze getroffen. „Du wärst nun wirklich nicht der Einzige mit einer etwas jüngeren Freundin. Schau dir doch mal diese ganzen Stars aus der USA oder Europa an! Die stehen teilweise schon mit einem Bein im Grab und haben trotzdem junge Mädchen an ihrer Seite, die grad mal volljährig sind... DAS sehe ich eher als problematisch an. Außerdem wird euch die Presse schon nicht auseinander nehmen. Zumindest nicht im negativen Sinne. Es wird ne Menge Trubel darum geben, dass der unnahbare Ren Tsuruga tatsächlich eine Freundin hat, aber solange das mit euch Beiden hält, gibt es für niemanden Grund einen oder beide von euch in ein schlechtes Licht zu rücken. Abgesehen davon wird Takarada-san im Ernstfall schon einschreiten, du kennst ihn ja. Aber ich will trotzdem noch eine Antwort auf meine Frage! Also, wann war es? Mit 17, oder vielleicht sogar 16??“ Ren trank nun doch lieber einen etwas größeren Schluck des Whiskys, ehe er das Glas wieder auf der Theke abstellte und sein Kinn in seiner Handfläche aufstützte. Ja gut… vielleicht würden sie darauf nicht so direkt eingehen. Sie müssten ja eh erstmal an Kyokos Alter rankommen, was Takarada-san sicher nicht so schnell rausrückte. Nun eigentlich waren es auch hauptsächlich bestimmte Fangruppen, die diese Besorgnis in ihm auslösten… Aber Gott, wieso konnte Yashiro nicht einfach mal nachgeben! Er war ja sonst ein ziemlich zurückhaltender Mensch, aber seitdem diese Sache mit Kyoko angefangen hatte, wurde er immer neugieriger und hartnäckiger. Ren seufzte leise, ehe er zu seinem Manager hinüberblickte. „Mit 15…“, murmelte der braunhaarige junge Mann leise und dabei spürte er, wie sein Gesicht, oder besser gesagt seine Wangen, irgendwie langsam immer wärmer wurden. Gott, er hoffte gerade nicht ernsthaft rot zu werden… Vermutlich war’s ja wenn nur ein leichter Rotschimmer, aber der war schon schlimm genug… Der Manager staunte unterdessen nicht schlecht. Mit 15 schon? Wow, das war wirklich ziemlich jung. Er hatte neulich erst in einer Zeitung wieder eine Statistik gelesen und laut der sollten gerade mal 4 Prozent der 15jährigen in Japan bereits Sexuelle Erfahrungen haben. Hach, er wüsste zu gerne was noch so alles dahinter steckte! Aber Ren würde ihm sicher nicht noch mehr Einzelheiten erzählen… „Wow, na dann warst du mir ganze zwei Jahre voraus!“, meinte Yashiro nach einem kurzen Moment, in dem Stille zwischen ihnen beiden herrschte. Der junge Mann nahm nun wieder sein Bierglas und nahm einen Schluck, ehe er zu Ren hinüber sah und das breite Schmunzeln auf dessen Lippen erkannte. Wieso lachte er denn jetzt?? „Hab ich irgendwas lustiges gesagt?“, hackte Yashiro nach und musterte seinen Schützling weiterhin, der sich danach aber irgendwie noch schwerer beherrschen konnte… Aus dem breiten Schmunzeln wurde nun doch ein richtiges Lachen, auch wenn er sich noch immer bemühte es zu unterdrücken. „Tut mir leid…“, brachte Ren zwischen dem leisen Lachen irgendwann hervor. Er wusste ja selbst nicht genau, was gerade mit ihm los war, aber diese Situation eben… Nach seiner Antwort hätte er eigentlich etwas anderes erwartet… Keine Ahnung was genau, vielleicht irgendetwas in Richtung einer Moralpredigt, da das ja wirklich ziemlich früh war, aber definitiv nicht das, was Yashiro in seiner Antwort gesagt hatte! Damit hatte er wirklich am wenigsten gerechnet… Und zusammen war das Ganze einfach nur noch lustig! Zumindest in seinen Augen, aber so langsam konnte er auch erkennen, wie sein Manager ebenfalls anfing zu Schmunzeln. In der Zwischenzeit saß Kyoko längst mit den anderen Mädchen gemütlich zusammen in einem der heißen Bäder. Die anderen hatten darauf bestanden keinesfalls das gemischte Bad zu benutzten, auch wenn es Kyoko an sich egal gewesen wäre. Sie kannte es halt einfach noch von früher, als sie bei den Fuwas gelebt und gearbeitet hatte. Obwohl es inzwischen auch ein etwas anderes Gefühl war… Na ja, das brachte es wohl so mit sich, wenn man langsam erwachsen wurde… Das junge Mädchen hatte sich gerade etwas an dem Rand des Beckens angelehnt und die Augen geschlossen. Die anderen unterhielten sich, aber daran beteiligte sie sich im Moment nicht. Sie wollte sich lieber etwas zurücklehnen und entspannen. Bei Tsuruga-san oben zu baden hatte sie sich bisher nicht getraut… Duschen schon und okay in seiner Wohnung in Tokyo hatte sie auch schon mal gebadet, aber das war mitten in der Nacht und er lag dort wegen seiner Erkältung schon im Bett… Außerdem war es hier dadurch ja noch mal etwas völlig anderes, das sie ihn inzwischen ja irgendwie schon ziemlich mochte… Kyoko seufzte leicht, als sie plötzlich an der Schulter angetippt wurde. Sofort öffnete sie ihre Augen und erblickte Akane direkt neben sich. „Darf ich dich mal etwas fragen, Kyoko-chan?“, fragte das junge Mädchen vorsichtig, während sich nun auch Itsumi und die anderen zu den Beiden gesellten. Kyokos blondhaarige Schauspielkollegin ahnte bereits, was Akanes Frage war… Sie hatte ja vorhin im Restaurant bereits mitbekommen, wie sie Kyoko und Tsuruga-san angesehen hatten und stimmt, sie hatte vorhin auch ganz vergessen noch einmal mit ihnen darüber zu sprechen, nachdem die beiden „Hauptpersonen“ weg waren… „Ja, natürlich“, antwortete Kyoko unterdessen etwas überrascht. Sie hatte wohl als einzige absolut keine Ahnung wie die Frage aussehen würde… „Zwischen dir und Tsuruga-san… ist da irgendwas?“, sprach Akane ihr Anliegen nach kurzem Zögern dann auch direkt aus. Kyoko starrte sie im ersten Moment völlig überrascht und auch ein wenig geschockt an. Wie kam sie denn darauf? Zwischen ihr und Tsuruga-san?? Das war doch absurd! „Nein! Wie kommst du denn darauf? Ich weiß, dass ich beim Dreh viel Zeit mit Tsuruga-san und Yashiro-san verbringe, aber das ist lediglich, weil er nun mal mein Senpai ist und ich noch einiges von ihm lernen kann und will. Abgesehen davon kannte ich besonders am Anfang ja sonst niemanden aus der Crew“, antwortete Kyoko, sobald sie sich wieder richtig gefangen hatte. Aber uff, sie hätte nicht damit gerechnet so was mal direkt gefragt zu werden… Das machte sie gerade schon ziemlich nervös… Und dabei hatte sie eben ja sogar noch daran gedacht, dass sie Tsuruga-san ja eigentlich ziemlich mochte… aber laufen tat zwischen ihnen nichts. Er wollte ja nicht einmal freundschaftlich und auf ihre Bitte hin bei ihr im Schlafzimmer übernachten, sondern zog immer noch die Couch vor, obwohl er darauf doch niemals anständig schlafen konnte… Am liebsten hätte sie bei diesem Gedanken an seine Worte heute Morgen wieder leicht geseufzt, aber das verkniff sich die junge Schauspielerin, um den anderen nicht nachher doch noch unabsichtlich Stoff für weitere Spekulationen zu liefern. „Ja, aber sagt ein Senpai seinem Kohai, dass dessen Gekochtes sein absolutes Lieblingsessen ist? Und wenn er in deiner Nähe ist, lächelt er ganz anders als sonst… Bitte, sei ehrlich! Wir könnten es ja verstehen, nur wenn würden wir einfach gerne bescheid wissen. Wir erzählen es auch sicher nicht weiter!“, mischte sich nun Midori ein, worauf Kyoko die Mädchen einen Moment etwas unsicher ansah. Okay, das mit dem Essen war schon komisch… dass er sie bei sich wohnen ließ ebenfalls und dass er in letzter Zeit eigentlich nie wirklich fies zu ihr war, sondern sie ständig anlächelte mindestens genauso, aber das musste doch nichts heißen! Sie verstanden sich inzwischen halt einfach besser, da dieses Missverständnis bezüglich ihrer Schauspielmotivation ja auch geklärt war. Kyoko schüttelte leicht den Kopf, während sie erneut antwortete: „Nein, wirklich. Ich denke ich kann Tsuruga-san als einen guten Freund bezeichnen, aber das war es auch. Ganz sicher!“ Itsumi beobachtete ihre Freundin während dieser Antwort genau. Irrte sie sich da, oder klang in ihrer Stimme ganz, ganz leicht eine Art Bedauern mit? Sie wusste ja, dass Tsuruga-san für Kyoko mehr als für eine Kollegin empfand, aber Kyoko selbst schien das noch nicht zu wissen. Nur laut ihrer Einschätzung waren da auch von ihr aus gewisse Gefühle, aber darauf würde sie sie hier jetzt nicht ansprechen… Das mussten die anderen nicht mitbekommen. Im Moment war es ja auch die Wahrheit, was Kyoko sagte. Zumindest von ihrem Standpunkt aus, aber na ja das würde sich hoffentlich bald ändern… und das war nicht nur ihre, sondern auch Yashiros Hoffnung… Der Manager und sein Schützling saßen unterdessen noch immer an der Theke und hatten bereits die dritte Runde an Getränken bestellt. Das Thema hatte sich zu vorhin nicht wirklich geändert. Yashiro versuchte verzweifelt Ren dazu zu ermutigen aus sich hinaus zu gehen und zumindest die Chance zu nutzen mit ihr in dem Doppelbett zu übernachten und ihr so vielleicht noch etwas näher zu kommen, allerdings außerhalb dieser einen bestimmten Ebene, denn auf dem Gebiet blockte der Schauspieler noch immer völlig ab. Aber so wirklich gelingen wollte Yashiro auch das irgendwie nicht… Er hatte langsam den Eindruck zu verzweifeln und seufzte nun auch aus diesem Grund leicht. Das Ren sich so eine Chance, wie er sie hier in Karuizawa hatte einfach so durch die Lappen gehen lassen wollte, das konnte er einfach nicht verstehen… Aber einen plausiblen Grund konnte sein Schützling ihm auch nicht nennen… „Du bist ziemlich kompliziert, weißt du das? Und Kyoko-chan ist es nicht weniger, ihr seid wirklich wie füreinander geschaffen!“, murmelte der Manager, während er nach seinem noch komplett gefühlten, neuen Bierglas griff und einen kräftigen Schluck nahm. Von dem ständigen auf Ren einreden, wurde sein Hals langsam schon richtig trocken. Der Schauspieler starrte unterdessen auf das dritte Glas Whisky vor sich und war eigentlich kaum noch mit den Gedanken hier anwesend. Schon seit ein paar Minuten war er am überlegen… am grübeln darüber, ob er Yashiro bei einer gewissen Sache vielleicht mit einbeziehen und sozusagen um Rat fragen konnte und sollte… Nebenher griff er mit der linken Hand schon beinahe unbewusst an seine Jackentasche. „Ich wünschte ihr könntet euch selbst mal dabei sehen, wie ihr miteinander umgeht! Ich denke, dann wären selbst deine Zweifel restlos beseitigt…“, fuhr Yashiro unterdessen noch fort und stützte sich anschließend wieder mit seinen Ellenbogen auf der Theke auf. Anschließend blickte er zu Ren hinüber und erst jetzt fiel ihm auf, wie nachdenklich dieser auf einmal war. „Stimmt etwas nicht?“, erkundigte er sich daher vorsichtig. Ren blickte ihn darauf im ersten Moment etwas verwirrt an, ehe er die Frage überhaupt erst richtig realisierte. „Nun ja…“, begann der Schauspieler. Er war sich immer noch nicht wirklich sicher… aber was sollte schon passieren, wenn er es ihm zeigte… Während Yashiro noch immer darauf wartete, dass sein Schützling weiter sprach, holte dieser eine dunkelblaue, längliche Schachtel aus seiner Jackentasche hervor und legte sie zwischen sich und Yash auf der Thekenoberfläche ab. Der Manager starrte einen Moment etwas irritiert auf den Gegenstand, ehe er Ren wieder ansah, seinen fragenden Blick dabei aber nicht ablegte. „Schau rein“, forderte Ren ihn auf, als er dessen Reaktion sah und atmete anschließend etwas tiefer durch. Yashiro fand das etwas komisch, besonders dieses schwere ausatmen eben noch, aber er tat, was Ren gesagt hatte und griff nach der Schachtel. Er hatte keine Ahnung was ihr Inhalt war und öffnete sie daher neugierig. Als er aber sah, was dort behutsam auf einem Samtpolster gebettet in der Schachtel lag, konnte er gar nicht mehr verhindern, dass ihm die Kinnlade runterklappte… Das… das konnte doch nicht sein… Das war eine Kette… eine nicht gerade günstig wirkende Kette und außerdem genau die, vor der Kyoko-chan vorhin an dem Schaufenster halt gemacht hatte…. Diesen hübschen blauen Stein in der silbernen Fassung, dann die ebenfalls silberne Verzierung, die sich über die rechte Hälfte des Edelsteines zog, plus die silberne, gedrehte Kette… Das musste man einfach wieder erkennen… [später bekommt ihr auch noch ein Bild von dem Anhänger ^^] So langsam dämmerte Yashiro auch einiges… Das war es also, was Ren so plötzlich erledigen wollte und weshalb er noch einmal zurückgegangen war. Er hatte diese Kette gekauft und nun, es war nicht schwer zu erraten, dass sie für Kyoko bestimmt war… Noch immer etwas fassungslos verschloss der Manager die Schachtel wieder und legte sie zurück auf die Theke. Als er Ren wieder ansah, erkannte er einen leicht unsicheren Ausdruck in dessen Augen. Es musste wirklich eine völlig spontane Aktion von ihm gewesen sein, diese Kette zu kaufen, und wenn Yashiro raten dürfte, würde er vermuteten, dass sein Schützling jetzt keine Ahnung hatte, was er mit ihr anstellen sollte… „Also erstmal muss ich sagen überrascht du mich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du diese Kette kaufst, aber sie ist eine gute Wahl, wenn ich daran denke, wie fasziniert Kyoko-chan von ihr war. Weißt du denn schon, wann du sie ihr geben willst?“, begann Yashiro nun wieder ein Gespräch in Gang zu bringen, da Ren sich damit jetzt sicher schwer getan hätte. Das wurde auch bereits wieder daran deutlich, dass der Schauspieler seinen Blick von ihm abwandte und stattdessen auf das Glas vor sich starrte. „Nein, ich habe keine Ahnung… Ich brauche schon irgendeinen guten Anlass, denn so ein Geschenk wird sie nicht einfach so annehmen… Sie würde vermutlich sagen, dass das viel zu teuer sei, und dass ich nicht so viel Geld für ein Geschenk für sie ausgeben solle... Wahrscheinlich sogar, dass ich ihr nicht einmal etwas schenken bräuchte… “, antwortete Ren und griff anschließend nach der Schachtel mit der Kette. Auch er öffnete sie kurz und warf einen Blick auf ihren Inhalt. Gefallen würde sie ihr sicher… Er wusste ja, wie sehr sie noch immer an Koon hing. Wobei sie ihr sicher noch besser gefallen würde, wenn sie auch wüsste, dass es Koon war, der sie ihr schenkte… Aber nun ja, er würde mal schauen, ob sich eine Gelegenheit bot es ihr irgendwann zu erzählen. Er war auch bei dieser Sache ziemlich unsicher, weil er keine Ahnung hatte, wie sie darauf reagieren würde… Was würde sie tun, wenn gerade er sich als Koon entpuppte?? Ihr Start, als sie sich bei LME wieder kennen lernten, war ja nicht gerade gut verlaufen… Und okay, inzwischen verstanden sie sich wesentlich besser, aber diese Unsicherheit blieb… Doch, das konnte er letztendlich nur herausfinden, wenn er es ihr sagte… „Hm, da hast du wohl Recht…“, stimmte Yashiro seinem Schützling zu. Oh man, das war jetzt ja noch mal komplizierter als vorher… „Also mir würde da nur ihr Geburtstag einfallen… Oder zur Premiere von DarkMoon vielleicht. Die Rolle als Mio wird ihr sicher einige Türen im Showbizz öffnen.“ „Ja, das hatte ich auch schon überlegt“, erwiderte Ren und verschloss das Schächtelchen, um es anschließend wieder in seiner Jackentasche zu verstecken. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigte ihm, dass es bereits kurz vor sieben Uhr war. Lange würden Kyoko und die anderen sicher nicht mehr auf sich warten lassen. „Aber na ja, ich werde wohl erstmal abwarten… Trotzdem danke.“ Yashiro nickte nur leicht, als Ren sich bedankte. Nun, jetzt wurde sogar er etwas nachdenklich… Sein Schützling schien sich wirklich immer mehr zu verlieben. Gott, er betete langsam ernsthaft dafür, dass er keine Enttäuschung erlitt! Er war zwar der Meinung, dass da von Kyokos Seite aus auch Gefühle waren, aber zu 100 Prozent sicher sein, konnte er da nicht… Es war immerhin nur eine Vermutung… Die beiden Männer saßen noch einen Moment stillschweigend an der Theke, ehe sie doch wieder ins Gespräch kamen. Allerdings wechselten sie das Thema, was besonders Ren ganz Recht war, damit er sich etwas von dem Ganzen ablenken konnte… Nach einigen Minuten kamen dann tatsächlich die fünf jungen Frauen, alle in ihren Yakuta gekleidet, aus der Richtung der Bäder und gesellten sich zu ihnen. Es wurde nach einer kurzen Unterhaltung beschlossen noch gemeinsam hier unten zu Abend zu essen, weshalb sie sich anschließend auch gleich einen Tisch suchten. Nach dem Essen und einigen Unterhaltungen, war es bereits 21 Uhr durch, als die Gruppe gemeinsam die Lounge verließ und sich alle auf den Rückweg zu ihren Zimmern machten… Kapitel 21: Mut zur Wahrheit? ----------------------------- Vorwort: So, hier jetzt endlich das Kapitel, das ich am 24ten Dezember '06 als Weihnachtsgeschenk hochgeladen hatte... *seufz* Naja jetzt ist es leider kein Weihnachtsgeschenk mehr, aber es ist trotzdem eines der Kapitel, die mir selbst sogar gefallen (Das ist eher selten, daher beginne ich gerade die FF nochmal zu überarbeiten. Vielleicht ist einigen schon aufgefallen, dass das erste Kapitel seit gestern 400 Wörter länger ist ^^). Zu diesem Kapitel habe ich auch wirklich wundervolle Kommentare bekommen, um die es besonders schade ist... Mexx hat sich jetzt vor ein paar Tagen zwar endlich bei mir gemeldet, aber lediglich mit dem Satz, dass Gelöschtes nicht widerhergestellt werden kann... Sie können mir allerdings anscheinend auch nicht verraten warum meine FF überhaupt verschwunden/gelöscht ist/wurde... Aber gut, man kann ja wies scheint nichts dran ändern, aber ich lerne daraus und mache mir inzukunft HTML-Sicherungen von den ganzen Kommis =D Jetzt aber genug des Vorgeredes ^^ Wie bereits bei der Erstveröffentlichung angekündigt, dieses Kapitel hat ein klein wenig "Überlange", aber das war halt sozusagen das Weihnachtsspecial an diesem Kapi, mal abgesehen von dem Inhalt und der Tatsache, dass hiermit nun endlich 50% der FanFiction auf Papier sind ^^ Viel Spaß beim Lesen! Ren schloss die Tür zu seinem Zimmer auf und schob sie auf, um Kyoko anschließend mit einer Handbewegung zu deuten zuerst einzutreten. Er folgte dem jungen Mädchen und verschloss die Tür wieder, ehe er sich genau wie sie die Schuhe von den Füßen streifte und seine Jacke an der Garderobe aufhing. „Ich mache uns noch einen Tee“, kündigte Kyoko mit einem Lächeln an und verschwand sofort in Richtung der Küche. Der Schauspieler blickte ihr einen Moment hinterher, ehe er in eine der Seitentaschen seiner Jacke griff und das Schächtelchen hinausholte. Er musste es noch irgendwo verstauen, wo sie es nicht finden konnte… Ren ging daher schnell ins Schlafzimmer hinüber und zu der Kommode mit seinen Sachen. Er zog einfach eine Schublade auf und vergrub das Schächtelchen unter den Kleidungsstücken darin. Er war wirklich keinen Schritt weiter bei der Frage wann und wie er ihr die Kette geben konnte. Bis zu ihrem Geburtstag war es noch eine ganze Weile hin und bis zur DarkMoon Premiere genauso… Nur er wusste nicht, ob er sich so lange gedulden wollte und konnte. Der junge Mann schob die Schublade wieder zu und machte sich nun auch auf den Weg ins Wohnzimmer. Kyoko betrat es genau zeitgleich und hielt bereits zwei leicht dampfende Tassen in den Händen. Sie reichte ihm eine, worauf Ren sich bedankte und sich neben den zusammengelegten Bettsachen auf der Couch niederließ. Das junge Mädchen setzte sich neben ihn und pustete kurz etwas den Dampf von dem grünen Tee, ehe sie vorsichtig davon trank, um sich nicht die Lippen zu verbrennen. Ren beobachtete sie dabei aus den Augenwinkeln. Hm, irgendwie wollte ihm das Gespräch mit Yashiro nicht mehr wirklich aus dem Kopf gehen… Der Schauspieler blickte nun zu dem Bettzeug neben sich. Eigentlich wollte er ja gar nicht so gerne hier übernachten… Hier hatte er nicht die Chance Kyoko noch etwas zu beobachten, nachdem sie eingeschlafen war, einfach anzusehen wie sie so friedlich dalag und ihr dabei so nahe zu sein… Aber er befürchtete einfach, dass sein Verstand, wenn er ihr zu nahe kam, nachher wieder seinen Dienst versagte und er etwas Unüberlegtes tat… Das wäre ja auch nicht das erste Mal… So langsam wurde das wirklich nervenaufreibend… Ren nippte nun auch vorsichtig an dem Tee. Nach dem Alkohol eben, war der auch genau das Richtige. Diese drei Gläser hatten ihm wirklich vollkommen gereicht… Beim Essen hatte er sich daher auch nur noch Wasser bestellt. Nebenher griff der Braunhaarige nach der Mappe mit dem Script, die noch immer auf dem Wohnzimmertisch lag und schlug sie auch gleich auf. Er wollte die Szene ja noch mal durchgehen. Sie würde zwar erst am Montag gedreht werden, aber es schadete nichts, wenn er sie jetzt schon mal lass. Und die Scripte der restlichen Szenen würde er dann Morgen und Sonntag noch durchgehen. Kyoko genoss die gerade vorherrschende Ruhe und lehnte sich gemütlich in dem Sofa zurück, während sie den Schauspieler neben sich aus den Augenwinkeln beobachtete. Er arbeitete wirklich sehr gewissenhaft. Sie hatte auch noch etwas Text zu lernen, aber das würde sie in den nächsten Beiden Tagen tun. Heute war sie irgendwie zu müde für so was… außerdem hatte hier ja etwas, oder besser gesagt, jemand anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es vergingen ein paar Minuten, in denen eine angenehme Stille herrschte und man lediglich ab und an leichte Lippenbewegungen von Ren erkennen konnte, wenn er eine Textpassage wiederholte. Kyoko wartete, bis er von der Mappe abließ und sie auf seinem Schoß ablegte, ehe sie ihn ansprach: „Kommen Sie gut voran, Tsuruga-san?“ „Ja, sogar sehr gut. Diesen Text kann ich bis Sonntagabend erstmal beiseite legen. Hast du deine schon gelernt?“, erwiderte der Schauspieler die Frage und stellte die Tasse, die er zuvor dauerhaft in der rechten Hand gehalten hatte, jetzt auf dem kleinen Couchtisch ab. „Noch nicht ganz, aber das werde ich Morgen und übermorgen noch machen“, antwortete Kyoko etwas verlegen. Anschließend sah sie, wie Rens Augen zu der zusammengelegten Bettdecke und dem Kissen neben sich, auf der Sofalehne, wanderten. Er wollte sicher auch bald schlafen… Aber sie war immer noch dagegen, dass er hier im Wohnzimmer übernachtete… “Tsuruga-san, möchten Sie nicht doch lieber im Schlafzimmer übernachten? Ich könnte doch das Sofa nehmen. Bequem ist es ja, oder wenn Ihnen das nicht Recht ist, könnten wir ja auch gemeinsam drüben übernachten, wie Yashiro-san es vorgeschlagen hatte. Letzte Nacht ging es ja auch, auch wenn es nicht ganz geplant war.“ Ren glaubte beinahe sich verhört zu haben, als sie die Möglichkeit in Betracht zog mit ihm gemeinsam drüben zu übernachten. Also gestern, als Yashiro das Thema angesprochen hatte, kam das noch ganz anders rüber… Okay, von seiner Seite ebenfalls, aber sie hatten seinen Manager wirklich synchron angeschaut und sich auch vorher kein bisschen in irgendeiner Form abgesprochen. Nun ja, ihr Angebot wirkte ja schon ganz verlockend, aber er bremste sich wieder. Er hatte bereits erlebt, wie er plötzlich völlig neben sich stand und Dinge tat, die er eigentlich niemals einfach so tun würde. Dieser eine Versuch sie zu küssen bei dieser improvisierten Schauspielszene bei ihm zuhause war dafür ja das beste Beispiel… „Vielen Dank, aber ich werde lieber hier übernachten“, lehnte er daher mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen ab. Das hatte Kyoko bereits geahnt, aber nein, dieses Mal würde sie sich durchsetzten! Er hatte das bereits heute Morgen beim Frühstück getan und genauso auch beim Essen, da würde sie ihm das hier jetzt definitiv nicht gönnen. Mit einem übertrieben freundlichen Lächeln, das beinahe perfekt Rens "Gentleman-Lächeln" entsprach, blickte sie den Schauspieler daher neben sich an, während sie sich von dem Sofa erhob. Ren wusste diesen Blick überhaupt nicht zu deuten und sah sie daher mit leicht gekräuselter Stirn an, als sie an ihm vorbei ging. Im nächsten Moment ergriff sie dann einfach den Stapel an Bettsachen, der neben ihm stand, hob ihn auf ihre Arme und marschierte damit los in Richtung des Schlafzimmers. Der Zwanzigjährige blickte ihr irritiert hinterher. Was sollte das denn jetzt??? „Mogami-san?“, fragte er daher vorsichtig, während er ebenfalls aufstand und ihr mit langsamen Schritten folgte. „Wenn Sie unbedingt hier schlafen wollen, okay“, kam lediglich als Reaktion von Kyoko, wobei sie sich noch mal zu ihm umdrehte und ihn genauso übertrieben wie zuvor anlächelte, ehe sie die Schlafzimmertür aufstieß und mit den Bettsachen darin verschwand. „Na schön, dann bräuchte ich aber auch die Decke und das Kissen, die du mir gerade geklaut hast…“, erwiderte Ren und folgte ihr weiterhin. Sie wollte ihn doch nicht ernsthaft gerade ärgern?? Na ja irgendwie sah es ganz danach aus und irgendwie schlich sich gerade auch ein amüsiertes Grinsen auf sein Gesicht. Von Kyoko kam keine weitere Antwort mehr, weshalb auch er ins Schlafzimmer eintrat, aber er war noch nicht mal ganz durch die Tür, als ihm plötzlich ein Kissen schwungvoll mitten im Gesicht landete… Völlig verdutzt blickte Ren Kyoko an, die auf dem Bett saß und sich schon richtig vor Lachen krümmte. Er brauchte erstmal ein paar Sekunden um vollständig zu verarbeiten, dass ihm dieses Mädchen gerade tatsächlich ein Kissen an den Kopf geworfen hatte. Also das hatte zuvor noch niemand bei ihm gemacht… Ziemlich rasch schlich sich dann aber wieder dieses breite Grinsen auf sein Gesicht. Er hob das Kissen auf, das vor seinen Füßen auf dem Boden lag, und ging mit langsamen Schritten auf Kyoko zu, wobei er sie genau fixierte. Das junge Mädchen konnte sich immer noch kaum rühren so sehr musste sie lachen. Der Anblickt von Ren Tsuruga mit diesem extrem verdutzten Gesicht, war aber auch einfach zu köstlich gewesen! Ren hielt unterdessen das Kissen mit beiden Händen so vor sich, damit deutlich wurde, dass auch er jetzt nicht mehr davor zurückschrecken würde es zurückzuwerfen. Nebenher beobachtete er Kyoko, die versuchte sich langsam wieder zu beruhigen. Ein wirklich niedliches Bild, so ausgelassen sah man auch sie nicht häufig lachen. Aber na ja das Beruhigen schien nicht wirklich zu klappen, denn jedes Mal, wenn sie ihn ansah, schien sie erneut auflachen zu müssen. Der Schauspieler sah sich das kurz mit an, beugte sich dann aber vor und drückte ihr das Kissen sanft gegen die Brust um sie auf der Matratze zu fixieren. „Für respektloses Verhalten gegenüber deines Senpai müsste ich mir eigentlich noch eine Strafe überlegen…“, murmelte er dabei mit einem frechen Grinsen und spürte nebenher, wie sein Blut bereits in Wallung geriet. Also so weit über sie gebeugt, das war gar nicht gut… Nein, aus dieser Situation sollte er doch besser schnell wieder raus… Kyoko schaffte es unterdessen doch sich wieder einzukriegen, aber nicht weil sie sich darum bemühte, sondern eher weil sie gerade die Situation realisierte... Wie Tsuruga-san so weit über sie gebeugt am Bett stand, dass er sie dank des Kissens hier vollkommen im Griff hatte und sie sich im Moment auch nicht daraus befreien konnte und vor allem, dass sein Gesicht verdammt nah an dem ihren war!! Es kostete wirklich einiges an Anstrengung um nicht rot anzulaufen und daher fiel ihr irgendwie kein passender Konter auf seine Worte ein. Dieser Typ brachte sie einfach total durcheinander! Ren hatte unterdessen belustigt ihre Augen beobachtetet, womit er sich ideal von gewissen Gedanken ablenken konnte. Wie sie gerade nach einer Antwort suchte, ihr aber anscheinend nichts einfiel… tja und schon hatte er sie wieder! Das hatte Yashiro auch vorhin in ihrem Gespräch erwähnt, dass es ihn wunderte, dass er sich ihr gegenüber durchsetzten konnte. Nun ihn selbst wunderte es auch teilweise, aber irgendwie klappte es. Der Schauspieler ließ das Kissen los und richtete sich wieder auf, während er jetzt leicht kichern musste. „Jetzt los, mach dich ab ins Bad! Morgen müssen wir um sechs Uhr raus. Und was die Strafe angeht, ich tue dir den Gefallen und übernachte hier!“, sagte Ren nun und begann anschließend erneut frech zu grinsen, ehe er mit etwas tieferer Stimme als zuvor noch anhing: „Aber ich kann im Dunkeln für nichts garantieren…“ Damit hatte er es jetzt doch geschafft und konnte mit ansehen, wie Kyoko augenblicklich rot anlief. Nun war es an ihm zu lachen, während sie grummelig das Kissen beiseite schob, sich aufrichtete und von dem Bett aufstand. „Lassen Sie diese Scherze!“, warf sie ihm noch mit einem leicht bösen Blick entgegen, worauf Ren mit Lachen innehielt. Aber das breite Grinsen auf seinen Lippen konnte er einfach nicht ablegen. Er sah Kyoko noch nach, als sie recht eilig das Zimmer verließ, und ging anschließend zum Schrank um seinen Schlafanzug von dort zu holen. Dabei kam er an der Schublade vorbei, in der er das Päckchen verstaut hatte und blieb kurz stehen. Nun, vielleicht ergab sich ja doch bald noch eine Gelegenheit dafür… Er würde einfach noch etwas abwarten… Während Kyoko sich im Bad fertig machte, zog Ren sich im Schlafzimmer um und holte noch rasch sein Handy um dessen Wecker auf Punkt sechs Uhr zu stellen. Die Tassen aus dem Wohnzimmer räumte er auch noch beiseite, als Kyoko gerade aus dem Badezimmer hinaustrat. Sie trug schon wieder sein T-Shirt… Also irgendwie schien es ihr zu gefallen. Er sagte aber nichts weiter dazu, sondern stellte noch rasch die Tassen in der Küche ab, ehe er sich nun auf ins Bad machte. Kyoko war in der Zwischenzeit bereits in Schlafzimmer durchgegangen und hatte dort das Kissen und die Decke von Ren noch ordentlich aufs Bett gelegt. Sie war immer noch etwas brummig wegen seiner letzten Bemerkung, das war doch wirklich wieder volle Absicht gewesen! Früher hatte er sie immerhin geärgert indem er sie wütend machte, aber jetzt war es wohl sein Hauptziel sie in Verlegenheit zu bringen! Das junge Mädchen seufze kurz leicht. Na ja irgendwie war sie aber froh… froh darüber, dass er sich überreden lassen hatte… Nachdem sie mit dem Bett fertig war, ging sie um es herum und schlug die Decke auf ihrer Seite beiseite um sich schon mal aufs Bett zu setzen. So wartete sie noch, bis auch der Schauspieler das Schlafzimmer betrat. Ihm war im Gegensatz zu Kyoko bereits jetzt ziemlich mulmig. Aber sein Spruch von eben, war vielleicht gar nicht so unpraktisch gewesen… Sollte er aus versehen irgendetwas machen, würde sie es sicher als beabsichtigt abstempeln um sie wieder zu ärgern. Na, das war doch schon mal ein klein wenig beruhigend. Nicht viel, aber immerhin etwas… Ren nahm ebenfalls auf seiner Bettseite platz und warf sich die Decke über seine langen Beine. Anschließend platzierte er noch rasch das Handy auf dem Nachttisch, ehe er sich auch schon hinlegte und nach dem Schalter für die noch eingeschalteten Nachttischlampen griff. Es war wohl das Beste, wenn er jetzt wirklich schnellstmöglich schlief. “Also dann… gute Nacht, Mogami-san“, wünschte der Schauspieler dem jungen Mädchen daher, das inzwischen mit leicht rosa gefärbten Wangen auf der Betthälfte neben ihm lag. Also irgendwie war das gerade ein verdammt komisches Gefühl Ren Tsuruga so neben sich zu sehen… Sie spürte an der Hitze, die langsam ihre Wangen ergriff, dass sie wohl leicht rötlich waren. “Ihnen ebenfalls, Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko leise, worauf Ren sie noch mal kurz leicht lächelnd ansah, ehe er das Licht ausschaltete und sich anschließend umdrehte. Er legte sich auf die Seite, vergrub einen Am unter dem Kopfkissen und schloss auch gleich die Augen. Kyoko sah noch einen Moment zu ihm hinüber. Er hatte ihr jetzt zwar den Rücken zugedreht, aber trotzdem konnte sie ihre Augen irgendwie nicht von ihm abwenden... Das war wirklich ein seltsames Gefühl hier mit Ren in einem Bett... Okay, eigentlich hatte er die letzte Nacht ja auch hier übernachtet, aber da hatte sie es ja erst beim Aufwachen mitbekommen! Jetzt hingegen lag er bereits hier, bevor sie selbst eingeschlafen war, und irgendwie schien sie das leicht unruhig werden zu lassen... Oh man, aber sie war ja diejenige, die darauf bestanden hatte. Doch sie hätte nie gedacht, dass sie seine Anwesenheit hier so nervös machte, wie es gerade der Fall war. Ihr Herz klopfte inzwischen unaufhörlich und sie wusste, dass sie wohl noch immer leicht rosa im Gesicht war. Kyoko zog die Bettdecke bis über ihre Nase und bemühte sich angestrengt nicht zu Ren, sondern an die Zimmerdecke zu blicken. Aber irgendwie wollte ihr das nicht richtig gelingen... Aus den Augenwinkeln sah sie immer wieder zu ihm hinüber, auf seinen Rücken über dem das dunkelblaue Pyjamaoberteil fast Knitterfrei lag… Man konnte sogar ganz leicht die Konturen seiner Schulterblätter sehen, wie sie sich in dem dünnen Stoff abzeichneten, und seine Haare waren auch bei weitem nicht so ordentlich, wie sie es sonst von ihm gewohnt war... Waaaah!! Was machte sie hier um Gottes Willen! Wenn sie so ihre Gedanken hörte, sollte sie sich wohl besser fragen, ob es wirklich Ren war, der hier für nichts garantieren konnte… Okay, sie mochte Ren Tsuruga, soweit war das ja auch in Ordnung. Sie fand ihn zugegeben auch ziemlich attraktiv, aber das war noch lange kein Grund um ihn auf diese Weise andauernd anzustarren! Die junge Schauspielerin drehte sich rasch auf die Seite, so dass sie Ren jetzt ebenfalls den Rücken zudrehte, und wickelte sich noch weiter in die Decke ein. Sie bemühte sich einzuschlafen und schloss ihre Augen. Sie kniff die Augenlider richtig fest zusammen und murmelte alles Mögliche in Gedanken vor sich hin, zumindest solange es nicht im Entferntesten mit dem Mann neben ihr in Verbindung zu bringen war. Es war wirklich alles dabei von selbst Märchen erzählen bis hin zum Zählen von Schafen, die sie sich dabei vorstellte wie sie über einen halb morschen Holzzaun sprangen... Aber wirklich etwas bringen taten diese Sachen nicht. Immer wieder öffnete Kyoko ihre Augen einen Spalt und warf einen Blick auf den Radiowecker auf dem Nachttisch und jedes Mal stellte sie resigniert aufs Neue fest das gerade mal ein paar Minuten vergangen waren... Als diese ganzen „paar Minuten“ zusammengezählt bereits über eine halbe Stunde ergaben, konnte Kyoko nicht mehr anders. Sie setzte sich seufzend im Bett auf und blickte zum Fenster hinüber. Draußen war es inzwischen stockduster, abgesehen von dem leichten Mondlicht, welches auch die einzige Lichtquelle hier in diesem Zimmer darstellte. Aber auch das wurde von immer wieder aufziehenden Wolken gedämpft... „Kannst du nicht schlafen?“, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme und jagte Kyoko einen riesigen Schreck ein. Sie hätte um ein Haar aufgeschrieen, wenn sie sich nicht gerade rechtzeitig noch den Rand ihrer Bettdecke vor den Mund gepresst hätte. Mit noch immer leicht geweiteten Augen blickte sie anschließend vorsichtig neben sich und dabei direkt in Rens Gesicht. Der Schauspieler hatte sich wieder auf den Rücken gedreht und sah sie nun wartend auf eine Antwort an. „Ähm... ja... irgendwie schon“, kam es ziemlich stockend von Kyoko, während sie innerlich versuchte ihren Puls irgendwie zu beruhigen, der auf einer Frequenz war als wäre sie gerade wer weiß wie viele Kilometer im Dauerlauf gelaufen... Ren stütze sich auf seinen Ellenbogen um sich ein wenig aufzurichten, ehe er Kyoko wieder ansprach: „Einfach so, oder hat das einen bestimmten Grund? Du weißt, falls du reden möchtest, ich höre zu.“ „Äh nein, es... es ist nur...“, Kyoko spürte wie ihre Wangen schon wieder anfingen zu glühen und wusste, dass sie nebenher vermutlich auch wieder rot anlief... Ren zog seine Augenbrauen ein kleines Stück nach oben, als er ihre stockende Antwort hörte. Das hatte ihn doch etwas überrascht und gleichzeitig nur noch neugieriger auf die Ursache gemacht. Er hatte eben genauso wenig geschlafen wie sie, das konnte er gar nicht bei dem Wissen wie nahe sie ihm eigentlich war… Stattdessen hatte er aufmerksam nach ihr gelauscht. Nur anstatt, das ihr Atem wie am Abend zuvor irgendwann ruhiger und flacher wurde, hatte Kyoko sich mehrere Male rumgedreht, ihr Kissen immer wieder versucht bequem zurecht zu drücken und er meinte auch teilweise leises Gemurmel von ihr gehört zu haben. Ihm war also bereits länger klar, dass sie nicht schlafen konnte, aber er hatte sich nicht getraut sie einfach so darauf anzusprechen, und erst als sie sich aufgesetzt hatte, überwog seine Neugier, die teilweise langsam bereits in Besorgtheit reinragte. Ren wartete noch einen weiteren Moment, aber das junge Mädchen schien nicht von sich aus weiter zusprechen. „Ja?“, hackte er daher noch mal vorsichtig nach und musterte Kyoko dabei ausgiebig. „Na ja...“, begann die junge Schauspielerin erneut und legte zögerlich einen Finger an ihr Kinn. Sollte sie ihm auf diese Frage ehrlich antworten?? Na ja zu 100 Prozent ehrlich würde sie nicht sein, das konnte sie ja auch gar nicht! Aber zu 70 Prozent vielleicht... Das war vermutlich besser als ihn anzulügen, denn sie wusste ja worauf das immer hinauslief... und darauf, dass er nachher böse auf sie war, hatte sie nicht gerade Lust... Nein, ihr gefiel es, dass sie sich im Moment gut verstanden ohne solche Reibereien. „Ich... es... es ist einfach etwas komisch... Ich habe noch nie mit einem Mann bewusst im selben Bett geschlafen... nicht mal im gleichen Zimmer...“, murmelte Kyoko schließlich ihre Antwort und tippelte dabei die Fingerkuppen ihrer Zeigefinger aneinander. Ren konnte sich nicht verkneifen bei ihren Worten leicht zu schmunzeln. Das war es also, er machte sie nervös... Nun, er konnte es ihr auch nicht verübeln, daher blickte er sie liebevoll an, in der Hoffnung ihr so auch ein wenig ihrer deutlich vorhandenen Nervosität zu nehmen und ganz nebenher seine eigne noch ein bisschen weiter zu überspielen... „Das ist kein Problem. Dann lege ich mich doch lieber wieder rüber auf die Couch. Es bringt ja nichts, wenn du nachher kein Auge zukriegst“, schlug der braunhaarige junge Mann vor und schob bereits die Bettdecke etwas beiseite mit der Absicht gleich aufzustehen. Das war vermutlich wirklich keine schlechte Idee, denn auch er war sich nicht sicher, ob er hier überhaupt schlafen konnte. Aber Kyoko gefiel dieser Vorschlag überhaupt nicht! Sie wollte nicht, dass er weg ging... „Nein, nein! Das brauchen Sie nicht, wirklich!“, entgegnete Kyoko so schnell wie nur irgend möglich. Ren blickte sie darauf doch ein klein wenig irritiert an, denn ihre Stimme war auch merklich lauter gewesen als noch kurz zuvor. Der Schauspieler sah das Mädchen noch einen Moment mustern an und beobachtete ihre Augen und den Ausdruck in ihnen. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendetwas in diesen Augen brachte ihn dazu nachzugeben, obwohl er es ja eigentlich nicht als das klügste erachtete… „Okay...“, kam nun von Ren deutlich zögerlicher, als für den jungen Schauspieler sonst üblich, und er zog die Bettdecke wieder über seine Beine. Kyoko fiel ein Stein vom Herzen, auch wenn sie sich darüber wunderte, dass er ihr so schnell zugestimmt hatte. Sie atmete einmal tief durch und blickte dann aus den Augenwinkeln verlegen zu ihrem Sempai hinüber. Was sollte sie denn jetzt sagen?? Auf jeden Fall war gerade eine etwas bedrückende Stille ausgebrochen... Ren hatte sich ebenfalls noch nicht wieder richtig hingelegt, sondern stützte sich noch immer auf einem Ellenbogen auf um eine leicht erhöhte Position zu haben. Er wusste im Moment irgendwie nicht wirklich weiter... und sie anscheinend genauso wenig, wenn er sie so betrachtete... Sie sah nachdenklich aus... Wie gerne würde er jetzt wissen was in ihrem Kopf vorging... Es vergingen noch weitere stille Sekunden, ehe Kyoko sich schließlich dazu durchrang doch wieder etwas zu sagen. Sie wusste zwar nicht, ob ihre Frage klug war und ob er sie überhaupt beantworten würde, aber sie versuchte es trotzdem... „Tsuruga-san?“ „Hm?“, reagierte der Schauspieler augenblicklich. „Wie ist das eigentlich bei Ihnen? Ich meine, geht es Ihnen auch so? ...Aber nein, vermutlich sind Sie so etwas gewöhnt... eigentlich dumm anzunehmen, das Sie es nicht sind...“, begann Kyoko anfangs noch mit fester Stimme, wurde dann aber immer leiser und begann mit ihren Fingern am Rand der Bettdecke herum zu spielen. Es war doch blöd ihn so etwas zu fragen... Er war immerhin nicht jemand wie sie, sondern ein berühmter Schauspieler, dem die Frauen Scharenweise hinterherliefen… Und auch wenn sie durch ihre Gespräche als Bou von ihm wusste, dass er früher noch niemals so richtig verliebt gewesen war, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er noch niemals eine Freundin gehabt hatte bei den ganzen Frauen, die sich bereits beim Anblick seines Gentlemanlächelns in ihn verliebten... „So dumm ist das gar nicht, denn mit deiner Annahme liegst du gar nicht so falsch“, kam plötzlich und für das junge Mädchen ziemlich überraschend eine Antwort von dem Schauspieler. Kyoko blickte neben sich und dabei Ren direkt an, der sich inzwischen wieder hingelegt und seine Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Als dieser sah, dass er jetzt wieder ihre volle Aufmerksamkeit hatte und sie nicht mehr in ihrer Gedankenwelt schwebte, fuhr er mit seiner Antwort fort: „Es ist bereits über zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal eine Beziehung hatte. Nun ja, falls man das überhaupt als Beziehungen bezeichnen kann.... Jedenfalls habe ich seitdem auch nicht mehr mit einer Frau im selben Bett übernachtet. Es ist jetzt schon ein komisches Gefühl, auch wenn ich wohl nicht ganz so nervös bin wie du.“ Bei den letzten Worten wandte Ren seinen Blick, der zuvor eher Richtung Zimmerdecke ging, von dieser ab und sah Kyoko mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an. Okay, das war glatt gelogen! Er war nervöser als all diese Male, wenn er eine der anderen Frauen neben sich hatte, aber das brauchte und sollte sie ja nicht wissen… Und er wäre nicht der beste Schauspieler Japans, wenn er das nicht überspielen könnte. Das junge Mädchen erwiderte in der Zwischenzeit sein Lächeln schon beinahe automatisch und ihre Nervosität begann sich nun allmählich etwas zu verflüchtigen. Es ging gar nicht anders, wenn sie ihn so sah... „Das überrascht mich jetzt zugegeben etwas, Tsuruga-san...“, erwiderte Kyoko, ließ sich dabei ebenfalls in ihre Kissen zurück sinken und drehte sich anschließend auf die Seite, wobei sie sich mit einem Ellenbogen in ihrem Kissen abstützte und sich mit dem Kopf gegen ihre Handfläche lehnte. „Wenn man sich anschaut wie viele Sie allein hier aus der Crew anscheinend sehr mögen ist es schon irgendwie komisch, dass Sie solange keine Freundin mehr hatten.“ „Es mag sein, dass es viele Frauen gibt, die in mich verliebt sind, aber solange ich nicht auch diese Empfindungen für sie habe, bringt das nicht wirklich viel. Diesen Fehler habe ich früher schon zu häufig gemacht. Abgesehen davon bezweifle ich, dass das Liebe ist... man sollte es eher Schwärmerei nennen, immerhin kennen mich diese Frauen in Wirklichkeit doch gar nicht. Sie kennen mich als Schauspieler, als die Charaktere, die ich in meinen Rollen darstelle, mehr aber nicht“, erwiderte Ren mit ungeheuer ruhiger Stimme, wobei Kyoko ihn ausführlich musterte. Es war seltsam... Er sprach auf einmal so offen mit ihr und das bei so einem Thema... aber sein Blick... Der Zwanzigjährige sah inzwischen wieder in Richtung der Zimmerdecke und irgendwie wirkte er leicht abwesend. „Wow...“, entglitt es dem jungen Mädchen aus versehen, weshalb sie sich rasch den Mund zuhielt. Aber es war natürlich längst zu spät und Ren sah sie neugierig an. „Wieso ?“, hackte der Schauspieler nach. War es so seltsam so etwas von ihm zu hören, oder was war gerade der Grund für diese Reaktion?? „Na ja... ich glaube jeder andere Mann in Ihrer Position hätte das schon längst ausgenutzt, also das mit den Frauen... Aber zu Ihnen passt so was auch gar nicht...“, antwortete Kyoko etwas schüchtern auf diese Frage und blickte den braunhaarigen jungen Mann erst im Anschluss wieder an. Der Schauspieler lächelte, es war ein wirklich liebevolles Lächeln, denn langsam bewirkte dieses Gespräch in ihm den gleichen Effekt wie bei ihr... Seine innerliche Unruhe nahm hab… Kyoko hatte unterdessen irgendwie den Eindruck ihn noch mehr fragen zu können, ohne dass er abblocken würde oder sogar sauer wurde. Und es gab da noch ein paar Sachen, die sie gerne endlich auch als Kyoko von ihm hören würde… „Nur was meinten Sie damit, dass Sie diesen Fehler früher schon zu häufig begangen haben? Heißt das Sie waren nie in eine Ihrer Freundinnen verliebt?“, sprach das junge Mädchen kurz darauf ihre erste Frage aus. Ren hatte leicht eine Augenbraue angezogen, während er sie von der Seite gemustert hatte, aber die ließ er jetzt wieder sinken, während sein gesamter Blick wieder ernster wurde und auch nicht gerade Ansätze davon ausdrückte, dass das eine schöne Erinnerung war. „Ja, ich denke das kann man so sagen...“, antwortete der braunhaarige junge Mann und legte eine kurze Pause ein. Gott, was machte er hier eigentlich? Er erzählte gerade ausgerechnet Kyoko von seinen Exfreundinnen?? Aber irgendwie schien es okay zu sein, daher sprach er weiter: „Ich habe sie schon gemocht auf eine gewisse Weise, aber nichts davon war auch nur annähernd Liebe. Ehrlich gesagt habe ich seit meiner Kindheit eine ganz besondere Vorstellung einer Frau, von ihren Eigenschaften und ihrem Charakter... Diese Frau habe ich versucht in ihnen wieder zu erkennen und die paar mit denen ich kurzzeitig zusammen war, hatten meist irgendwelche Eigenschaften, die an meiner Vorstellung anlehnten. Aber es waren halt immer nur Teile, keine war wirklich so wie ich es mir wünschen würde. Man könnte also sagen ich habe in ihnen lediglich diese eine perfekte Frau gesucht, bin allerdings nie fündig geworden. Na ja und als ich dann bei LME anfing, habe ich die Suche buchstäblich aufgegeben. Man verliert den Überblick, wenn man berühmt wird, und man muss auch erstmal lernen zu unterscheiden, ob es die Menschen, die einem gegenübertreten, ernst meinen, oder ob sie nur von ihrer Schwärmerei für einen Schauspieler und vielleicht sogar noch dessen Geldbeutel geleitet werden.“ Kyoko hörte Ren die Ganze Zeit in der er erzählte aufmerksam zu. Innerlich machte sich ein angenehmes Gefühl in ihr breit, beinahe eine Art Glücksgefühl, das die Nervosität nun völlig auslöschte. Bis vor kurzem hätte sie niemals angenommen, dass er mit ihr über solche Themen sprechen würde. Es war ja schon eine wirkliche Überraschung, dass er sich Bou halbwegs geöffnet hatte, aber ihr... Sie war schließlich lediglich sein Kouhei... aber dieser Eindruck verflog langsam. Sie könnte inzwischen wohl doch sagen, dass sie und Tsuruga-san richtige Freunde waren! Ja... Freunde... … Das junge Mädchen musterte den Schauspieler, während er von dieser einen Frau erzählte. Sie wüsste zu gern was das für eine Frau war... Kyoko konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen... Ihr kamen immer nur Kriterien wie „hübsch“, „intelligent“, „selbstbewusst“ und noch weitere in den Sinn, aber das war viel zu Klischeehaft... Mit so einfachen Dingen war Tsuruga-sans Traumfrau sicher nicht zu beschreiben. „Und wie ist diese Traumfrau von Ihnen, Tsuruga-san?“, fragte die junge Schauspielerin aus Neugier zögerlich, nachdem sich eine kurze Stille zwischen ihnen beiden ausgebreitet hatte. Ren drehte darauf seinen Kopf zu ihr und blickte sie an... Kyoko konnte diesen Blick nicht deuten... Er war irgendwie seltsam wie er sie gerade mit seinen dunkelbraunen Augen fixierte, so hatte er sie definitiv noch nie angesehen... Der Schauspieler schien etwas zu zögern und wandte dabei seinen Blick wieder von dem Mädchen neben sich ab. Er sollte sie wirklich beschreiben? Seine Vorstellung einer Frau... Nun eigentlich gäbe es eine ganz simple Art für diese Beschreibung... immerhin saß sie hier direkt neben ihm... aber ob das jetzt so passend war...? Der Zwanzigjährige blickte wieder leicht auf und sah Kyokos neugierige Augen, die noch immer regelrecht an ihm hafteten. Na ja... warum eigentlich nicht... Wenn er es schon nicht schaffte ihr von sich aus zu sagen, was er empfand, würde er ihr zumindest den Gefallen tun und seine Traumfrau beschreiben... Vielleicht konnte sie es dann ja sehen, konnte selbst erkennen wer es war, der diese Frau verkörperte, und somit die einzige Person darstellte, für die er jemals dieses Gefühl entwickeln konnte... Aber na ja wirklich darauf setzten, tat er doch nicht… Sie übersah diese Parallelen zu ihr sicher wieder… „Sie lehnt an jemandem an, den ich mal getroffen habe. Das ist allerdings schon um die 10 Jahre her, wir waren beide noch Kinder, aber sie hat mich damals sofort fasziniert“, begann der Schauspieler nun einfach und warf nebenher einen prüfenden Blick zu Kyoko. Er fragte sich wirklich, ob sie die Verbindung zu ihrer Geschichte von Koon erkennen konnte… Reagieren tat sie bisher aber noch nicht darauf, also sprach er weiter... „Sie hatte mehrere hervorstechende Eigenschaften, schon damals obwohl sie noch sehr jung war. Sie war sehr hilfsbereit, freundlich und hatte ein ungeheures Verständnis für andere Menschen. Man konnte ihr Probleme erzählen und egal was es war, sie schaffte es immer wieder einen aufzupäppeln und letztendlich doch wieder zum Lachen zu bringen... Sie war zudem auch sehr hübsch... hatte schwarzes Haar und wunderschöne große Augen. Wenn sie einen ansah, hatte man den Eindruck sie könne direkt in einen hineinsehen... Sie wirkten so ungeheuer liebevoll und zärtlich... Aber wenn es einen Grund gab, konnte sie auch das genaue Gegenteil ausdrücken. Sie konnte für so ein kleines Mädchen wirklich richtig böse wirken, beinahe Angst einflößend. Aber sie war nie aus Eigennutz so, sondern lediglich wenn ihr Beschützerinstinkt anderen gegenüber geweckt war...“ Kyoko war Rens Worten aufmerksam gefolgt, aber irgendetwas ließ sie unruhig werden... Nicht direkt körperlich, aber ganz tief in ihr drinnen gab es etwas, das auf diese Beschreibung reagierte. Es schien sie an irgendetwas zu erinnern, aber sie konnte noch nicht festhalten an was... „Und ehrgeizig war sie... Das grenzte schon fast an Besessenheit! Wenn es ein Ziel für sie gab, dann Kämpfte sie dafür und das mit einer Hingabe, die mich einfach nur ins Staunen versetzte und es auch noch heute tut...“ //Noch heute?? Wie meint er noch heute, wenn er sie so lange nicht gesehen hat??// ging es Kyoko an dieser Stelle unweigerlich durch den Kopf. Diese Unruhe in ihr wurde immer stärker und ergriff nun langsam auch ihren Körper... Ihre Hände begannen mit einem Male zu schwitzen und ihre Finger zitterten leicht... Was sollte das?? Sie verstand es nicht.... „Aber es war völlig egal was sie tat... sie tat davon immer alles für andere...“ //Was!?! Aber...// „Sie opferte sich regelrecht für die Menschen auf, die ihr etwas bedeuteten. Sie stellte sich selbst völlig zurück, verzichtete auf jedes noch so kleine eigene Glück, sprach nie irgendwelche Wünsche aus, wenn sie im Gegenzug die Möglichkeit hatte jemanden anderen glücklich zu machen...“ //Das kann nicht sein... das klingt wie...// „Das hat mich am meisten fasziniert... Diese ungeheure Hingabe... aber ich fand es auch schade, dass sie so sehr auf andere bedacht war. Zwischen ihren ganzen Sorgen um andere vergaß sie nämlich sich selbst und ihr eigenes Leben...“, mit diesen Worten blickte der Zwanzigjährige Kyoko direkt an, sah ihr ohne Umschweife in die Augen. Er hatte es gespürt, sie erkannte es, die Verbindungen... Er hatte längst weiter gesprochen, als er eigentlich wollte. Er hatte sich vorgenommen ein bisschen etwas zu erzählen und dann abzubrechen, aber irgendwie konnte er das im Moment nicht… //Was tut er da?? Wieso sieht er mich plötzlich so an??? Was soll das!?!// schrie das junge Mädchen regelrecht in ihrem Kopf, aber sie war nicht in der Lage auch nur eines der Worte auch mit ihrer Stimme auszusprechen. Sie fühlte sich auf einmal wie gelähmt... Diese Geschichte... Sie kannte sie… zwar aus einer anderen Perspektive, aber sie erkannte es trotzdem! Aber das konnte doch unmöglich sein... „Nun, inzwischen hat sie es geschafft. Sie hat ihr eigenes Leben, ihre eigene Persönlichkeit und sie hat sich was die Sachen betrifft, die ich an ihr schätze, zu damals wirklich kaum verändert. Sie ist um einiges erwachsener geworden und dabei zu einer wunderhübschen jungen Frau herangereift, aber ihr Charakter, und damit das was ich an ihr liebe, ist noch immer wie früher. Egal wie sehr sie sich teilweise versuchte gegen einige ihrer Eigenschaften zu stellen und sie zu überspielen.“ //Nein...// war das einzige, was Kyoko in ihren Gedanken noch zustande brachte... Er sah sie noch immer an, fesselte sie regelrecht mit seinem Blick und sie?? Sie erkannte dabei plötzlich Dinge in seinen braunen, durchdringenden Augen, die ihr noch niemals aufgefallen waren... Ähnlichkeiten, die doch eigentlich so offensichtlich sein müssten, aber sie hatte es nicht bemerkt... hatte nichts davon gesehen... Langsam schien sich auch ihre Erinnerungen an damals wieder zu vervollständigen, sie erkannte das Gesicht von ihm... Seine klaren Augen, die teilweise fast vollständig durch sein dichtes Haar, das ihm ins Gesicht fiel, verdeckt wurden. Die geschwungenen Augenbrauen, seine breiten, männlich wirkenden Lippen, das schmale Kinn… Das Gesicht, an das sie sich bereits seit Jahren einfach nicht mehr erinnern konnte, egal wie sehr sie es immer wieder gewollt und versucht hatte, wurde mit einem Mal wieder klarer... Aber das konnte nicht sein... Das war unmöglich!!!! Sowohl die Vorstellung daran wer er, Ren Tsuruga, sein konnte, als auch das was er ihr über seine Worte gerade gesagt hatte... Das war einfach unmöglich.... Ren sah Kyoko unterdessen immer noch an, beobachtete jede noch so kleine Regung ihres Körpers, das leichte Zittern ihrer Finger, diese Unruhe in ihren Augen verbunden mit dem Chaos an Gefühlen, das er gerade in ihr ausgelöst hatte. Aber diese Augen erkannten ihn nun, sie sahen endlich wer er wirklich war. Die junge Schauspielerin hatte längst seine Fassade als Ren Tsuruga entlarvt und durchschauen können, aber jetzt gerade war es das erste Mal, dass sie erkannte wer eigentlich hinter dieser Fassade steckte… „Mogami-san...“, brachte Ren im nächsten Moment mit deutlich heißerer Stimme noch hervor, „Oder besser Kyoko-chan… Du bist diese Frau für mich...“ Sie versagte... seine Stimme versagte... Er konnte nichts mehr aussprechen, sein gesamter Körper gehorchte ihm nicht mehr... Während sie noch mit dem Zweifel zu kämpfen hatte, wurde er von einem anderen Gefühl ergriffen... von Angst... Der Angst davor von ihr abgelehnt und zurückgewiesen zu werden... Er hatte mit nichts von dem was er sagte übertrieben. Sie war das Einzige für ihn, was wirklich eine Bedeutung hatte, an das er gerne sein ganzes Leben anlehnen würde... Aber er sah ihre Verwirrung, konnte erkennen, wie sie mit sich selbst kämpfte und einfach nicht wusste, ob sie das Gehörte überhaupt glauben konnte... Ihr Blick, ihre Haltung... das alles drückte ihre Unsicherheit aus, das Wirrsal in dem sie sich verfangen hatte... und für das er verantwortlich war... Aber er konnte nicht anders... Als er eben in der Beschreibung war, hatte er es nicht mehr ausgehalten. Er musste jetzt einfach alles sagen, musste bis zur Gegenwart gehen, statt nach dem aus der Vergangenheit aufzuhören und nur darauf zu hoffen, dass sie irgendwann selbst weitere Rückschlüsse ziehen konnte und würde... Wie lange hatte er das schon vor sich hergeschleppt??? Wie oft hatte er doch wieder einen Rückzieher gemacht, wenn sich ihm eine Möglichkeit bot?? Und wie häufig wäre er innerlich beinahe daran zerbrochen...? Yashiro hatte es ihm vorhin ja bereits mehrfach gesagt… Er konnte nicht ewig warten, er musste etwas tun, wenn er eine Chance bei ihr haben wollte. Schon wegen Fuwa… Nun, das hatte er jetzt getan… aber er hatte keine Ahnung, ob es der richtige Schritt war… Ren löste seinen Blick von ihr und setzte sich im Bett auf. Er zog seine Knie etwas an und stützte seine Ellenbogen darauf, während er mit den Händen seine Stirn hielt. Er fühlte sich irgendwie kein bisschen besser, jetzt wo sie es wissen musste... Nein, eigentlich fühlte er sich sogar noch schlechter! Durch seinen Schritt würde sie ihm jetzt auch sagen müssen, wie es von ihrer Seite aussah. Ob sie ähnliche Gefühle für ihn hegte, oder ob sie es nicht tat... Und es machte ihn gerade beinahe Wahnsinnig genau darauf zu warten!! Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Er hatte sie genug überrumpelt, er konnte sie jetzt nicht auch noch dazu drängen... Nein, die Zeit die sie brauchte, würde er ihr lassen... und so lange konnte er nichts weiter tun als dafür zu beten, dass ihre Antwort positiv für ihn ausfiel... Kyoko saß inzwischen ebenfalls aufrecht in dem Doppelbett. Sie hatte die Beine nahe an ihren Körper gezogen und die Arme vor ihrer Brust verschränkt, wobei sie sich mit den Händen schon regelrecht schmerzhaft in ihren Oberarmen festhielt. Sie konnte es immer noch nicht glauben... das was sie da gerade gehört hatte... Aber der Schmerze in ihren Armen bestätigte es ihr. Es war kein Traum, in dem sie hier gefangen war, nein es war die Realität... Ren Tsuruga,... der beliebteste Mann Japans und Starschauspieler von LME, gab sich als eine Person zu erkennen, von der Kyoko geglaubt hatte sie niemals in ihrem Leben wieder zu sehen... Er war Koon... Der Junge, den sie diesen einen Sommer vor zehn Jahren in Kyoto kennen gelernt hatte, und der ihr bei ihrem Abschied seinen Stein schenkte, damit sie weniger weinte und nicht mehr häufig so traurig war... Jetzt ergab auch vieles einen Sinn... Der Stein... Als sie ihn das eine Mal im Treppenhaus von LME verloren hatte, hatte Ren ihn nicht nur aufgelesen, er hatte ihn auch wieder erkannt! Sie hatte sich damals gewundert, warum er sie da plötzlich fragte, ob sie aus Kyoto stamme, aber jetzt war ihr der Zusammenhang klar... Er hatte sie dort bereits erkannt... erkannt als das Mädchen, dem er diese vielen Jahre zuvor seinen Glückbringer anvertraut hatte... Aber diese Tatsache war nicht das, was sie gerade an den Rand der Verzweiflung brachte... Nein, das war diese Zweite Sache, die er noch ausgesprochen hatte... Es war selbst für sie nicht zu überhören, alles was er eben zu ihr gesagt hatte war Teil eines Geständnisses... eines Liebesgeständnisses... Sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun und wie sie damit umgehen sollte... Sie war doch noch völlig verwirrt durch diese Verbindung zwischen ihm und Koon und da sollte sie auch noch auf so ein Geständnis reagieren?? Dabei war sie noch niemals zuvor in so einer Situation gewesen und hatte keinerlei Ahnung was sie tun sollte… Kyoko wusste zwar, dass da auch von ihrer Seite bestimmte Gefühle waren... Sie hatte sie in den letzten Tagen deutlicher gespürt, als jemals zuvor, aber was war, wenn sie ihm das sagte? Was würde dann geschehen?? Er war ihr Senpai, ein berühmter Schauspieler, der von sämtlichen Frauen in Japan regelrecht angebetet wurde! Und sie... sie war sein Kouhei, eine angehende Schauspielerin, die bisher aber noch nichts Großartiges erreicht hatte. Sie spielte gerade in ihrem ersten Film mit, war das erste Mal bei Außenlocations und durfte auch schon die Erfahrung machen, wie es war, wenn ein Stalker hinter einem her war und das obwohl sie doch eigentlich nur ein „Mauerblümchen ohne Sexappeal“ war... Das passte nicht zusammen, das konnte doch gar nicht passen!! Es war unmöglich... auch wenn er Koon war und das bedeutete, das er zusätzlich zu der Bedeutung, die er schon für sie hatte, auch noch die wichtigste Person aus ihrer Kindheit verkörperte... es ging nicht... DAS GING EINFACH NICHT!!! Kyoko presste ihre Handflächen auf die Ohren, während sie hastig ihren Kopf schüttelte. Ihr standen bereits die Tränen in den, im Moment krampfhaft zugekniffenen, Augen. Das konnte doch alles nicht sein... Warum geschah das hier gerade?? Und warum tat es so weh?!? Ren hatte seine Gedanken in der Zwischenzeit wieder so weit es ging beruhigt. Er saß nach vorne gebeugt, stützte noch immer seine Arme auf den Knien ab, aber er verbarg sein Gesicht nicht mehr in den Händen. Nein, stattdessen sah er Kyoko an, beobachtete ihr Verhalten, ihr Gesicht... Sie war völlig überfordert... Und er konnte es ihr nun wirklich nicht übel nehmen. Er hatte sie immerhin total überrumpelt. Egal, wie sehr sie sich einander in den letzten Tagen angenähert hatten, noch ging nichts davon über Freundschaft hinaus. Und jetzt verlangte er praktisch von ihr, dass sie sich zu diesem Thema äußerte und dabei bereits eine Entscheidung traf... Nein, er konnte nicht zusehen, wie sie sich damit quälte... Und er hatte auch gar nicht das Recht dazu. „Es tut mir leid...“ murmelte der Schauspieler noch immer mit rauer Stimme, deren Klang auch leicht zittrig wirkte. Kyoko hatte die Hände von ihren Ohren genommen, als sie seine Stimme hörte, und blickte ihn nun aus den Augenwinkeln abwartend an, auch wenn das Wasser in ihren Augen ihre Sicht überwiegend verschwimmen ließ... „Ich weiß, ich habe dich damit gerade völlig überrumpelt. Na ja und wohl auch gewaltig verwirrt... Aber ich verlange jetzt keine Antwort... Ich... ich wollte lediglich, dass du es weißt... Teil mir einfach deine Antwort mit, sobald du dir sicher bist.“ Nach diesen Worten hob Ren wieder seinen Kopf und sah sie an. Er blickte Kyoko direkt in die Augen und er bemühte sich zu lächeln. Es war ein gequältes Lächeln... das erkannte die junge Schauspielerin sofort, aber sie wusste nicht wie sie hätte reagieren sollen... Das Einzige was sie fertig brachte, war ein stummes Nicken, ehe sie sich rasch eine Träne wegwischte, die gerade dazu ansetzten wollte ihre Wange hinab zu kullern. Ren beobachtete das alles, aber er konnte den Blickkontakt zu ihr nicht lange aufrechterhalten... Er wandte seine Augen wieder ab und richtete sie kurz auf das Fenster, oder besser die Dunkelheit, die außerhalb von diesem inzwischen herrschte... Es war kaum ein Licht zu sehen, kein heller Mond, wie die letzten Tage, der das Zimmer erleuchtete... Nein, der mit Wolken verhangene Himmel schien sich eher seiner Stimmung anzupassen, als ihm irgendeinen Schimmer von Hoffnung aufzeigen zu wollen... Nach einigen Sekunden griff der Schauspieler nach einem der Kissen und der Decke, die noch auf seinen Beinen lag. „Ich schlafe besser drüben...“, waren seine leisen Worte, als er bereits dazu ansetzte aufzustehen. Doch gerade als er den ersten Fuß auf dem Boden neben dem Bett aufsetzte, ergriff ihn eine zierliche Hand am Arm. Ren wusste, wem sie gehörte. Er traute sich erst gar nicht sich umzudrehen, aber nach ein paar Sekunden des Zögerns, in dem sich der Griff um sein Handgelenk kein bisschen lockerte, tat er es doch... und blickte direkt in ihr Gesicht... Das Wasser aus ihren Augen kullerte ihr langsam in vereinzelten Tränen über ihre zarten Wangen. Es tat ihm weh sie so zu sehen... besonders wenn er daran dachte, dass er sie überhaupt erst zum Weinen gebracht hatte… „Bitte... Koon... bleib hier...“, erklang einen Moment später eine leise, kraftlose Stimme, „Ich möchte nicht alleine sein...“ Der Schauspieler sah sie noch für einige weitere Sekunden einfach stumm an. Er sollte bleiben?? Nun, er wusste, dass das keine Antwort auf diese bestimmte Frage war. Das wurde schon allein daran deutlich, dass sie ihn als Koon ansprach... aber wenn sie es wollte, blieb er... Ren legte das Kissen zurück an seinen Platz und setzte sich wieder auf das Bett. Kyoko hatte ihn inzwischen losgelassen und sich wieder auf ihrer Seite des Bettes zurückgezogen. Sie hatte sich auf die Seite gedreht, so dass sie Ren ansehen konnte, und hielt ihre Hände vor ihrer Brust ineinander verschränkt. Ihre Finger zitterten immer noch... Die Situation jetzt machte sie irgendwie noch viel nervöser und es hatte sie zugegeben auch etwas überrascht, dass der Schauspieler tatsächlich bei ihr blieb. Sie hatte es sich gewünscht, sonst hätte sie ihn ja nicht gefragt, aber als sicher angenommen hatte sie es nicht… Der junge Mann ließ sich währenddessen auch wieder in die Kissen zurück sinken und drehte den Kopf zu ihr. Sie sprachen kein Wort, aber Kyoko hatte noch eine Bitte, deren Antwort sie gerade versuchte aus seinen Augen heraus zu lesen, obwohl sie die Frage noch gar nicht gestellt hatte. Aber sie hatte den Eindruck zu finden, was sie suchte, und daher rappelte sie sich etwas auf, um näher an den Schauspieler heran zu rücken. Dieser beobachtete das mit recht starrem Blick. Man konnte in seinen Augen erkennen wie er sich innerlich fühlte, das er wie zerrissen war... Aber da ging es ihnen beiden wirklich in keinster Weise anders... Kyoko rückte ein weiteres Stück näher und legte dann ihren Kopf an die Schulter des Schauspielers. Ren verstand diese Geste. Die Person, die sie jetzt brauchte war nicht er sondern ihr Kindheitsfreund Koon, als jemand, der sie in den Arm nahm und tröstete... Der junge Mann, schob vorsichtig seinen Arm unter ihren Nacken und legte ihn anschließend zaghaft um ihre Schultern, ehe er Kyoko liebevoll an sich drückte. Auch wenn er nicht wusste, wie ihre Antwort ausfallen würde, ob sie ihn liebte, oder seine Gefühle völlig einseitig waren... Er würde für sie da sein. Jetzt und auch in Zukunft. Auch wenn es schmerzhaft wäre, aber er wollte lieber diesen Weg gehen, als sie komplett zu verlieren... Er wollte wenigsten eine kleine Rolle in ihrem Leben spielen, auch wenn der Hauptdarsteller irgendwann an jemand anderes vergeben werden würde... und zumindest jetzt, dieses eine Mal, wollte er sie in seinen Armen halten können... Die Nähe und Wärme ihres schlanken und bildhübschen Körpers fühlen... Das Gewicht ihres Kopfes, der auf seinem Brustkorb auflag; ihre zarten Hände, wie sie sich in seinem Hemd festhielten; sogar die kühle Nässe ihrer Tränen, die von dem Stoff seines Hemdes aufgesogen wurden... Das alles, selbst wenn es nur von kurzer Dauer sein sollte, es war ihm lieber es einmal zu erleben, als niemals... So lagen die Beiden noch weiterhin gemeinsam in dem großen Doppelbett inmitten des dunklen Zimmers. Keiner sagte mehr ein Wort oder tat irgendetwas. Ren Tsuruga hielt das Mädchen, das er liebte, lediglich weiterhin fest in seinem Arm, versuchte ihr so viel Geborgenheit wie nur möglich zu vermitteln und sie allmählich wieder zu beruhigen, damit sie irgendwann schlafen konnte. Kyoko drückte sich ebenso an ihn um seine angenehme Wärme in sich aufnehmen zu können, die im Moment einfach ungeheuer beruhigend auf sie wirkte. Genauso wie sein Herzschlag... Sie genoss es, wie dieser gleichmäßige Takt ihre Gedanken nach und nach lähmte... sie in ein angenehmes Gefühl hüllte und alle bedrückenden Sachen vergessen ließ... Nichts an dieser Situation änderte sich, bis beide der Erschöpfung nachgaben und in einen tiefen, traumfreien Schlaf verfielen... Kapitel 22: Liebe = Leid... --------------------------- Am nächsten Morgen meldete sich um Punkte sechs Uhr der Handywecker von Ren zu Wort. Der Schauspieler öffnete noch völlig verschlafen seine Augen und tastete mit der rechten Hand nach dem Handy auf dem Nachttisch. Sobald er es in seinen Fingern hatte, schaltete er den Wecker aus und warf anschließend noch einen prüfenden Blick auf die Zeitanzeige. Das war nötig, nachdem sie gestern Morgen verschlafen hatten… Beruhigt von der Tatsache, dass es wirklich sechs Uhr war, legte er das Handy wieder beiseite und blickte anschließend zu dem schwarzen Haarschopf, der noch immer auf seiner Brust lag, hinunter. Er wusste nicht mehr wer von ihnen beiden zuerst eingeschlafen war, aber Kyoko lag noch immer genauso in seinem Arm wie gestern… Ihre Hand ruhte auf seiner Brust, aber jetzt nicht mehr krampfhaft mit ihren schmalen Fingern in seinem Pyjamaoberteil festgeklammert, sondern vollkommen entspannt. Er fühlte ihre angenehme Körperwärme und lauschte ihrem gleichmäßigen und ruhigen Atem, während er darin verfiel sie für einen Moment einfach nur zu beobachten. Wie sehr hätte er sich gewünscht, dass es jeden Morgen so sein konnte, dass er neben ihr aufwachte, sie direkt in den Arm nehmen konnte und das alles ohne irgendwelche Bedenken dabei haben zu müssen… Ren beobachtete sie weiterhin, aber langsam schlich sich nun die Frage in seine Gedanken, wie er sie bloß wecken sollte… Sie schlief immer noch tief und fest, das Handy schien sie gar nicht gehört zu haben. Aber irgendwie wäre es ihm im Nachhinein lieber gewesen, wenn sie es gehört hätte, denn er hatte keine Ahnung, wie er sich ihr gegenüber jetzt verhalten sollte, was er sich erlauben konnte und was nicht… Er wollte sie nicht nachher unabsichtlich irgendwie bedrängen oder hervorrufen, dass sie sich bei ihm nicht mehr wohl fühlte… Wobei da eh die Frage war, ob sie sich jetzt nach seinen Worten überhaupt noch bei ihm wohl fühlen konnte… Die Tatsache, dass sie ihn letzte Nacht bei sich haben wollte, ließ auf dem Gebiet eine leichte Hoffnung in ihm aufkeimen, aber die Unsicherheit überwog noch bei Weitem… Etwas unschlüssig blickte der Schauspieler erneut auf ihren schwarzen Haarschopf auf seiner Brust hinab, ehe er mit seiner Hand, die inzwischen um ihre Taille lag, sanft wieder ihre Schulter ergriff und sie vorsichtig drückte. „Mogami-san?“, sprach er sie zusätzlich noch an und zu seiner Erleichterung reagierte sie auch gleich. Das junge Mädchen regte sich etwas, wobei ihr bereits die Frage in den Kopf kam, worauf sie hier überhaupt gerade lag… Es war warm und gemütlich, auch irgendwie weich, aber definitiv kein Kissen… Langsam drang dann auch bald das dumpfe Geräusch gleichmäßiger Herzschläge bis zu ihrem Ohr und veranlasste sie dazu, nun endlich die Augen zu öffnen. Kyoko war erst etwas überrascht, als sie den eben aufgetauchten dunkelblauen Stoff mit den gleichfarbigen Knöpfen vor ihrer Nase als Rens Pyjamaoberteil identifizieren konnte, aber langsam kamen dann auch wieder die Erinnerungen an den vorherigen Abend zurück… Eigentlich hätte sie sich am liebsten schnell aufgerichtet und schleunigst Abstand von dem Schauspieler genommen, aber sie konnte hören, wie sein Herzschlag, nachdem sie angefangen hatte sich zu bewegen, deutlich schneller wurde… Er war nervös… Sehr nervös und damit ging es ihm nicht anders als ihr, was Kyoko ihre Reaktion überdenken ließ. Hektisch Abstand von ihm nehmen war sicher nicht das Richtige, daher hob sie erstmal nur leicht ihren Kopf, um ihn halbwegs ansehen zu können. Ren beobachtete in der Zwischenzeit ihr Verhalten und es beruhigte ihn unheimlich, dass sie sich nicht fluchtartig von ihm entfernte, wie er es eigentlich schon befürchtet hatte… Er nahm jetzt aber langsam wieder seine Hand von ihrer Schulter. Er wollte ja nicht aufdringlich wirken und sie außerdem auch nicht davon abhalten vollständig aufstehen zu können. „Guten Morgen“, wünschte ihr der Zwanzigjährige noch, was aber nicht ganz so sicher klang, wie er es gerne gehabt hätte... Nein, irgendwie war da seine Nervosität gerade leicht herauszuhören. Es hielt sich zwar in Grenzen, aber da war es… “Ihnen ebenfalls einen guten Morgen, Tsuruga-san“, erwiderte Kyoko unterdessen ebenso unsicher und spürte dabei, wie sie immer mehr Probleme damit hatte ihn direkt anzusehen… Bei jedem noch so flüchtigen Blick in seine Augen, kamen ihr immer wieder aufs Neue seine Worte in den Sinn… „Kyoko-chan… du bist diese Frau für mich…“ So etwas hatte sie noch nie gesagt bekommen… und dann noch der ehrliche und aufrichtige Ausdruck in seinen Augen… Unter anderen Umständen hätte sie sich vermutlich riesig gefreut… Aber sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte… Koon… und Ren, der Starschauspieler von LME… Sie wusste nicht, ob das gut gehen konnte… Auch wenn sie ihm eigentlich vertraute und nicht annehmen würde, dass er sie nur ausnutzen würde, wie Sho es getan hatte, sie hatte Angst davor verletzt zu werden… aber das würde sie, mindestens durch die Reaktion von den Ren-Fans, die sie nicht akzeptieren konnten oder besser wollten, und sie befürchtete, dass das eine Menge waren, wenn sie sich so ansah… „Mauerblümchen ohne Sexappeal“… Sho hatte es ja gesagt und irgendwie glaubte sie innerlich auch etwas daran… Klar, dass sie so auf keinen Fall an Ren Tsuruga’s Seite akzeptiert werden würde… Während sich Kyoko nun im Bett aufsetzte und etwas unschlüssig ihre Hände auf ihrem Schoß anblickte, hatte Ren das junge Mädchen noch einen Moment gemustert. Sie wirkte nicht, als sei sie bereits soweit ihm eine Antwort geben zu können…Na ja, dann würde er wohl noch etwas warten müssen… Der junge Schauspieler richtete sich nun auf und schlug die Bettdecke um, um sich gleich im nächsten Moment zur Seite wegzudrehen und seine Füße auf dem kühlen Boden aufzusetzen. „Ich mache uns Frühstück. Yashiro kommt sicher auch bald rüber, geh du also schon mal ins Bad“, schlug Ren vor, während er sich nun von der Matratze erhob und sich noch einmal kurz zu Kyoko umdrehte. Sie konnte ihm noch immer nicht umwegslos in die Augen sehen… Stattdessen fixierte sie entweder irgendeinen imaginären Punkt direkt vor sich, oder sie blickte regelrecht an ihm vorbei… „Okay“, murmelte das junge Mädchen lediglich als Antwort und machte sich dann ebenfalls daran langsam aufzustehen. Ren verließ nach ihrer Antwort direkt das Schlafzimmer und steuerte als aller erstes die Balkontür an, die er bereits im nächsten Moment öffnete, um anschließend barfuss an die noch kühle, frische Luft hinaus zutreten. Er hörte noch die leisen Fußtapsen, als Kyoko sich auf den Weg ins Badezimmer machte, und wie sie die Tür hinter sich schloss. Der junge Schauspieler seufzte leicht auf und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer des kleinen Balkons ab. Die Wolken der letzten Nacht hatten sich wieder verzogen und der Sonne Platz gemacht, die gerade begann die Umgebung in ihre noch schwachen, aber dennoch bereits angenehm warmen, Strahlen zu tauchen. Ein frischer Wind zog nebenher auf, der Ren in seinem Pyjama kurz frösteln ließ. Irgendwie empfand der Schauspieler die Natur, die sich ihm hier zeigte als bedrückend… Es war alles so friedlich und richtig harmonisch… Und das war genau das Gegenteil zu dem, was in seinem Inneren vorging… Dort herrschte noch immer deutlich Chaos und noch dazu eines, dass sich nicht so einfach wieder besänftigen ließ… auch von diesem eigentlich schönen Anblick und dem leisen Zwitschern der Vögel nicht… Im nächsten Moment klopfte es plötzlich dreimal schnell hintereinander an der Zimmertür. Ren wandte sich von dem Ausblick ab, ging ins Zimmer zurück und auch gleich durch bis zu Tür. Er ahnte bereits, wer draußen auf dem Gang stand und mal wieder darauf aus war etwas vom Frühstück abzubekommen. Als der Schauspieler die Tür öffnete, bestätigte sich seine Vermutung. Ein anscheinend sehr gut gelaunter und über beide Ohren grinsender Yashiro stand vor ihm und begrüßte ihn freudig: „Guten Morgen, Ren!“ „Morgen“, erwiderte der junge Mann lediglich und das auch nicht gerade in einem überaus fröhlichen Tonfall, während er seinen Manager in das Zimmer eintreten ließ. Dieser wandte sich sofort um, nachdem er an Ren vorbeigegangen war, und sah seinen Schützling mit gekräuselter Stirn an. Was war denn los mit ihm? War er mit dem falschen Fuß aufgestanden?? Aber das war doch ziemlich unwahrscheinlich immerhin hatte er Kyoko bei sich und allein ihre Anwesenheit sorgte sonst doch schon dafür, dass er gut gelaunt war. „Ist alles in Ordnung, Ren?“, erkundigte sich Yashiro daher besorgt. Der Schauspieler reagierte aber nicht wirklich darauf, ihm kam lediglich ein leiser Seufzer über die Lippen. Er schloss die Tür und ging anschließend gleich an seinem Manager vorbei und in den eigentlichen Wohnbereich zurück. Okay, das machte den jetzt noch mehr stutzig… Yashiro betrat noch immer mit vor Grübeln gekräuselter Stirn das Wohnzimmer, doch was ihm sofort auffiel war die Tatsache, dass hier gar kein Bettzeug lag… Der junge Manager hielt nach seinem Schützling Ausschau, der inzwischen in die kleine Einbauküche verschwunden war und sich dort zu schaffen machte. Sah er das gerade richtig und er wollte das Frühstück machen?? Das war ja ganz was Neues! Und wo war Kyoko-chan…? Leicht suchend blickte er sich nach dem jungen Mädchen um, was Ren keinesfalls entging. „Sie ist im Bad. Du willst doch auch wieder hier essen, also hilf mir mal“, forderte er den blondhaarigen Manager auf, worauf dieser im ersten Moment mit einem irritierten Blick reagierte. Aber dann folgte er der Aufforderung. Es herrschte einen Moment Stille zwischen ihnen, nachdem Ren ihm gesagt hatte, was er machen sollte, in der man sogar das leise Rauschen der Dusche aus dem Bad hören konnte. Yashiro fragte sich ernsthaft was mit dem Schauspieler los war… Er schien nicht wirklich bei der Sache zu sein, nein, er wirkte irgendwie abwesend und das war nicht gerade beruhigend, wenn er sich ansah, wie Ren nebenher mit einem Messer rumhantierte… Aber was konnte denn bloß los sein?? Gestern Abend war er doch noch richtig gut gelaunt gewesen. Okay, vielleicht ein klein wenig nachdenklich, weil er anscheinend noch über die Sache mit der Kette nachgrübelte, aber definitiv nicht so wie jetzt… „Möchtest du darüber reden?“, erkundigte sich Yashiro vorsichtig und musterte seinen Schützling dabei ausführlich von der Seite. Er konnte sich einfach nicht erklären was los war… Okay ein Streit mit Kyoko könnte ihn so werden lassen, aber dass es zu einem kam war nun wirklich verdammt unwahrscheinlich, so gut wie sich beide im Moment verstanden… „Nein“, antwortete der Zwanzigjährige mit fester Stimme und auch starrer Mimik. Sein Manager war auch eigentlich soweit das hinzunehmen, da er jetzt eh nichts aus Ren rausbekommen würde, als kurz darauf ein leises Seufzen von diesem ertönte. „… zumindest nicht jetzt…“, murmelte der Braunhaarige noch leise und senkte seinen Blick soweit, dass ihm sein Pony tief in die Augen fiel und Yashiro diese daher nicht mehr sehen konnte. Der junge Manager nickte einverstanden, ehe er sich nun wieder seiner Aufgabe zuwandte. Kyoko drehte unterdessen den Wasserhahn zu. Das zuvor noch kräftig prasselnde Wasser aus dem Duschkopf versiegte und ließ nur noch ein paar wenige Tropfen auf sie hinabregnen. Das junge Mädchen fuhr sich mit den Händen über die kurzen, schwarzen Haare um das Wasser hinauszudrücken, ehe sie nach einem Handtuch griff und begann sich abzutrocknen. Sie musste sich ständig bemühen ihre Gedanken beieinander zu halten, gerade jetzt, wo sie alleine war… Aber sie wollte nicht darüber nachdenken… Darüber was sie ihm bloß antworten sollte… Die junge Schauspielerin stieg aus der Dusche hinaus und tapste über den gefliesten Fußboden bis hin zum Waschbecken, über dem ein hübsch eingerahmter Spiegel hing. Sie betrachtete ihr Abbild und sie konnte es immer noch nicht verstehen… Okay, sie war nicht direkt hässlich, aber sie war auch nicht wirklich hübsch… Sie war einfach durchschnitt, wenn sie sich selbst einstufen sollte. Aber was er gestern Abend gesagt hatte… „wunderhübsche junge Frau“… Da kam doch wirklich die Frage auf, warum er ausgerechnet sie hübsch fand und vor allem auch, warum gerade sie die Person war, in die er sich verliebte… Noch dazu als erste Person, für die er diese Gefühle überhaupt entwickelte… Damals bei ihrem Gespräch mit Bou, als er erwähnte dieses besondere Mädchen sei noch eine Highschoolschülerin, da hätte sie nicht mal im Traum daran gedacht, dass er ernsthaft sie meinen könnte, aber das tat er… Wenn sie das jetzt so im Nachhinein betrachtete… darum war wohl auch sie diejenige gewesen, die er bat ihm bei seiner Interpretation von Katsuki zu helfen. Gott, sie fragte sich, wie lange das schon so ging… Wie lange er sie schon auf diese Weise mochte… Und sie hatte die ganze Zeit nichts davon gemerkt… Als Kanae sie mal darauf ansprach hatte sie noch lauthals ihre Vermutung abgestritten und selbst als sie dieses besondere Lächeln von ihm am Ende der Testszene sah… Sie hatte in diesem Moment kurzzeitig richtiges Herzklopfen gehabt und ja, sie hatte sich die Frage gestellt, ob sie diese eine Person für ihn war, immerhin bekam sie dieses besondere Lächeln von ihm schon mehrfach zu sehen. Aber sie hatte diesen Gedanken schnell wieder als Schwachsinn abgetan. Zu Unrecht, wie sie jetzt wusste… Kyoko seufzte leicht und das nicht zum ersten Mal, seit sie hier im Badezimmer war. Das würde noch zu ihrer Hauptbeschäftigung werden, wenn sie ihre Gedanken nicht endlich beisammen hielt und das Thema Ren nicht einmal ansatzweise darin aufkommen lies. Sie trocknete sich ihre Harre noch weitestgehend mit dem Handtuch, ehe sie in ihre frischen Sachen schlüpfte und den Föhn herauskramte. Mit dessen Hilfe waren ihre kurzen Haare im Nu komplett trocken und sie hatten auch wieder ein kleinwenig an Volumen gewonnen. Als die junge Schauspielerin komplett fertig war verließ sie etwas zögerlich das Bad und brachte erstmal ihre Schlafsachen wieder weg, ehe sie mit einem mulmigen Magengefühl ins Wohnzimmer ging. Zu ihrer Überraschung war Yashiro bereits da und das lockerte sie innerlich auch ein klein wenig auf. Das Frühstück war auch schon fertig, aber an diesem Morgen schienen sie nicht alle gemeinsam zu essen... Ren seilte sich ab mit der Begründung ebenfalls noch duschen zu wollen und verschwand ins Badezimmer, während Kyoko und Yashiro am Tisch saßen. Nach kurzem Zögern begannen die Beiden dann auch mit dem Frühstück, denn so viel Zeit hatten sie nun auch nicht mehr und Kyoko wollte gerne noch die Lunchpakete für sie drei fertig machen. Yashiro wurde unterdessen immer nachdenklicher umso weiter er die Situation hier beobachtete. Ren ging Kyoko aus dem Weg… Er glaubte es kaum, aber das war mehr als eindeutig. Er sah sie auch nicht direkt an, wobei Kyoko genauso jeglichen Blickkontakt zwischen ihnen beiden zu vermeiden schien… Langsam aber sicher machte er sich richtige Sorgen darüber, was hier bloß vorgefallen sein könnte und noch mehr Sorgen machte er sich um seinen Schützling, dem es ja nicht gerade allzu gut zu gehen schien… Das wurde auch daran deutlich, dass Ren es komplett ablehnte zu frühstücken. Er hätte eigentlich noch die Zeit dafür gehabt, nachdem er wieder aus dem Bad kam, aber er verneinte nur, worauf der Manager dann doch die restlichen Sachen, die er für ihn hatten stehen lassen, wegräumte. Kyoko sagte zu seiner Überraschung auch nichts dazu, dabei hatte er eigentlich angenommen zumindest bei dem Thema würde sie sich zu Wort melden und protestieren wie immer, aber es kam nichts… Kurze Zeit später machten sich die drei dann auf den Weg nach unten und nach ein paar weiteren Minuten startete dann auch schon wieder der Bus, der sie wie jeden Tag zum Drehort fuhr. Nur standen heute keine Szenenaufnahmen an, sondern Fotos für die Werbung, die demnächst noch mal verstärkt für ihren Film gemacht werden sollte. An der Stimmung änderte sich nicht viel und Yashiro wurde zunehmends ratloser. Ren hatte sich nach ganz hinten im Bus gesetzt und Kyoko nach vorne zu Itsumi. Er war natürlich Ren gefolgt, immerhin wollte er seinen Schützling nicht alleine sitzen lassen, wobei es im Nachhinein auch keinen Unterschied zu machen schien, ob er hier neben ihm saß oder nicht, denn Ren schien ihn gar nicht wirklich wahrzunehmen und war sogar noch schweigsamer als zuvor… Daran änderte sich auch die folgenden Stunden nichts. Das Shooting verlief gut. Es wurden in abwechselnden Blöcken Bilder von den Hauptpersonen miteinander, oder mit verschiedenen Nebenrollen, und natürlich auch unterschiedlichen Hintergründen gemacht. Vor der Kamera sah man weder Ren noch Kyoko etwas an, da steckten sie wirklich vollkommen in ihren Rollen, aber sobald die Kamera verschwand konnte der junge Manager wieder beobachten, wie sie sich ziemlich distanziert zueinander verhielten… Die Distanz schien auch mit jedem kurzen Kontakt der Zwei größer zu werden… Also eins war klar, das konnte er sich keine Minute länger mit ansehen! Selbst Ogata und Itsumi hatten ihm schon fragende Blicke zugeworfen, aber er wusste ja auch nicht was los war und reden tat bisher immer noch keiner von den Beiden… Der junge Manager war daher wirklich froh, als Ren endlich seine erste Pause hatte und in seine Garderobe verschwand um sich dort dem Plan gemäß umzuziehen und noch mal nachpudern zu lassen. Yashiro folgte ihm natürlich und konnte als er an der Tür des Raumes ankam mit ansehen, wie Ren sich in einen Sessel fallen ließ und sein Gesicht in den Händen aufstützte. Mit langsamen Schritten trat der Fünfundzwanzigjährige in den Raum ein und schloss die Tür hinter sich, ehe er zu Ren ging und sich mit der Hüfte gegen den Tisch lehnte, der mit einem großen Spiegel versehen, vor dem Schauspieler stand. „Was ist denn plötzlich los mit euch beiden?“, fragte er direkt heraus und musterte seinen Schützling dabei aufmerksam. Der Schauspieler schien nicht die Absicht zu haben sich aufzurichten, sondern blieb mit gekrümmtem Rücken und noch immer dem Gesicht in den Händen vergraben vor ihm sitzen. „Ich bin ein Idiot…“, kam lediglich als Antwort gemurmelt, was Yashiro etwas irritiert eine Augenbraue hochziehen ließ. Nicht wirklich eine passende Antwort auf seine Frage… aber immerhin war es eine und an dieser konnte er jetzt ja weiter ansetzten. „Aha… verrätst du mir auch warum?“ Der zwanzigjährige Schauspieler seufzte leise ehe er nun seinen Kopf leicht hob und seine Hände auf dem Schoß ineinander verschränkte. Mit den Ellenbogen stützte er sich noch immer auf seinen Oberschenkeln auf und er sah seinen Manager auch nicht direkt an, sondern blickte auf die Ablagefläche des Tisches neben diesem, während er zu einer Antwort ansetzte. „Ich… ich habe es ihr gesagt… Ich weiß nicht einmal warum, ich wollte es eigentlich nicht, aber irgendwie…“, ohne das Ren es wollte kam er immer wieder ins Stocken und ließ seinen Kopf nun auch wieder hängen. Es war ein Fehler gewesen, da war er sich jetzt sicher… Er hätte einfach seinen Mund halten sollen, denn inzwischen war er ihr ferner als jemals zuvor… Sie ging ihm aus dem Weg, blickte ihn nicht an. Sie sprach auch nicht mit ihm und verbrachte jede freie Minute mit Itsumi und den anderen Mädchen so weit wie möglich weg von ihm… Yashiro hatte unterdessen wirklich große Augen gemacht und den jungen Schauspieler vor sich mit leicht offen stehendem Mund angestarrt. Er hatte es ihr gesagt? Hieß das Ren Tsuruga hatte ernsthaft ein Liebesgeständnis abgelegt?!? Gott, das war schon beinahe ein Schock! Eigentlich hätte er seinem Schützling so was im Moment bei weitem noch nicht zugetraut. Aber nun, das erklärte einiges… Kyoko-chan war sicher von diesem Geständnis überrumpelt und jetzt etwas durcheinander, deswegen versuchte sie seine Nähe zu meiden… Wobei das jetzt wiederum etwas war, das den Manager unsicher machte. Er war eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass das junge Mädchen ebenfalls Gefühle für Ren hatte, aber wieso dann diese extreme Reaktion? Jedenfalls betete er im Moment dafür, dass er sich in seiner Einschätzung von Kyoko nicht geirrt hatte, sonst würde das Ganze wohl ziemlich schmerzhaft für seinen Schützling werden, schmerzhafter als jetzt schon… „Verrätst du mir was genau passiert ist?“, fragte der Blondhaarige nach einem kurzen Moment und zog sich nun doch einen Stuhl heran, damit er sich ebenfalls setzten konnte. Dabei konnte er hören wie Ren ziemlich schwer durchatmete. Das war wohl nichts, was er jetzt erzählen wollte… Und gerade wegen dieser Einschätzung war er umso überraschter, als der junge Schauspieler doch zu reden begann… „Es war gestern Abend. Kyoko hatte mich irgendwie doch dazu überredet mit ihr im Schlafzimmer zu übernachten, also habe ich mich zu ihr gelegt. Ich habe eigentlich versucht einzuschlafen, aber es gelang mir einfach nicht und ihr ging es da anscheinend nicht anders… Ich habe gehört und gespürt wie sie sich immer wieder auf der Matratze hin und her gewälzt hat und verschiedene Sachen vor sich hinmurmelte. Sie dachte ich würde schlafen und ich habe sie auch erstmal in dem Glauben gelassen, bis sie sich plötzlich aufgesetzt hat. Ich hatte die Befürchtung, dass sie aufstehen und sich nachher ins Wohnzimmer legen wollte, daher habe ich sie angesprochen und nun ja darüber sind wir dann irgendwie ins Gespräch gekommen…“ Ren faltete seine Hände ineinander, während er so von dem gestrigen Abend sprach. Bis dahin waren die Erinnerungen ja eigentlich noch schön gewesen… ja, auch ihr Gespräch war an sich gut verlaufen und er hatte sich sogar dazu durchgerungen ihr etwas mehr über sich selbst zu erzählen. Doch dieses „etwas mehr“ war schnell in „zu viel“ umgeschlagen… Der junge Schauspieler knetete seine Finger, während er langsam und mit ungewöhnlich leiser Stimme weiter von seiner Unterhaltung mit Kyoko erzählte. Yashiro saß wie gebannt auf dem Stuhl neben ihm und starrte ihn durchgängig an. Doch wirklich realisieren tat Ren das gar nicht, dazu driftete er mit seinen Gedanken viel zu weit in diese Erinnerungen ab… Langsam erschien alles wieder vor seinem inneren Auge, jede Situation, jedes Wort, dass sie gewechselt hatten, der Schimmer des fahlen Lichtes von draußen auf Kyokos Haut… Es fühlte sich wirklich an, als wäre er wieder in dieser Situation, aber wenn er diese Chance wirklich noch mal haben würde, würde er einiges ändern… Ja, er würde an der entscheidenden Stelle abblocken, würde sich nicht zu der Beschreibung seiner Traumfrau hinreißen lassen. Vielleicht wäre es sogar das Beste, wenn er generell nicht so auf ihre Fragen eingegangen wäre. Er hätte dem Ganzen einfach viel früher ein Ende setzten müssen… Aber es war eine Chance ihr näher zu kommen, nicht körperlich, sondern geistig, und genau das wollte er doch… Er wollte sich ihr Schritt für Schritt annähern, sie beobachten und aus ihren Reaktionen herauslesen, wann der richtige Zeitpunkt dafür war ehrlich mit ihr zu sprechen… Aber das konnte er jetzt vergessen. Er hatte den falschen Zeitpunkt für das „ehrlich sein“ gewählt und damit vermutlich alles kaputtgemacht… Nicht nur das, was sich in den letzten Tagen zwischen ihnen aufgebaut hatte, nein vermutlich betraf das alles, ihre Freundschaftliche sowie Kollegiale Beziehung zueinander… Ohne, dass es Ren aufgefallen war, hatte er mitten in seiner Erzählung gestoppt und bereits einige Sekunden einfach nur starr in die Luft vor sich geblickt, ehe Yashiro es nicht mehr aushielt und ihn ansprach. „Ren, wie hast du sie beschrieben? Also Kyoko-chan, ich gehe ja mal stark davon aus, dass sie deiner Traumfrau entspricht nach all dem…“, warf der Manager ein und holte seinen Schützling damit erst wieder in die Realität zurück. „Ja, das ist sie… und da sind einige Sachen bei, die auch du noch nicht weißt. Wir kennen uns nicht erst seit dem ersten Treffen in LME… Ich habe sie früher schon einmal getroffen, das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her. Mein Vater ist damals dauernd umgezogen und hat mich jedes Mal mitgeschleift. Für ein paar Wochen sind wir dabei in Kyoto gelandet und dort bin ich ihr das erste Mal begegnet. Du kennst doch den blauen Stein, den sie immer mit sich rum trägt, oder? Dieser Stein gehörte einmal mir, ich habe ihn ihr damals geschenkt, als ich wieder aus Kyoto weg musste. Diese Stadt war der wirklich einzige Ort innerhalb mehrerer Jahre, an dem ich mich wohl gefühlt hatte, und sie die eine Person, die ich jemals als Freund bezeichnet habe… Dort habe ich angesetzt, ich habe von damals erzählt, von meinem Eindruck von dem Mädchen, das ich damals getroffen hatte, und auch das sie es war die meine Vorstellung einer Frau geprägt hat. Irgendwann bin ich dann zur Gegenwart übergegangen. Es war wirklich nicht meine Absicht, es kam dann einfach so und letztendlich, als ich bemerkt habe, dass sie mich erkennt, habe ich ihr direkt gesagt, dass sie diese besondere Frau für mich ist…“, erzählte der Zwanzigjährige weiter und stützte dabei nun doch wieder mit einer Hand sein Kinn, während er seine Augen zu dem Spiegel vor sich wandern ließ. Er musterte seine eigenen Gesichtszüge, seine Augen. Er sah nicht viel anders aus als immer, dabei fühlte er sich vollkommen anders. Schlechter als es jemals der Fall war mit diesem ständigen Stechen in der Brust… Aber seine Maske saß. Selbst jetzt… Selbst die Leere in seinen Augen konnten die meisten Menschen nicht erkennen, nein, das war nur für die wenigen sichtbar, die ihn näher kannten… Also auch für Kyoko… „Und wie war ihre Reaktion?“, hackte Yashiro nun weiter nach. Aber sein Tonfall klang vorsichtig, er wollte Ren eigentlich nicht mit dem Thema quälen und das es ihm sehr nahe ging war ja mehr als deutlich sichtbar, aber es musste sein. Er wollte ihm schließlich helfen, nur das konnte er erst, wenn er wusste was alles passiert war. Zur Not würde er sogar mit Kyoko-chan reden, am Besten sogar sofort, aber gut im Moment war sie ja noch beim Shooting… „Ihre Reaktion… Tja, nicht so wie man sich es wünscht, wenn man in der Situation ist…“, murmelte Ren als Antwort auf Yashiros Frage und wollte sich eigentlich zu einem Lächeln durchringen, aber das scheiterte kläglich… Der junge Mann wandte den Blick wieder auf seine Hände, die er nun doch wieder ineinander liegen hatte. „Sie… sie hat mich erst völlig ungläubig angesehen… Beinahe als säße ein Geist vor ihr… Aber na ja als Koon war ich das wohl auch… Und dann konnte ich regelrecht in ihren Augen sehen, wie ihr alles langsam bewusst wurde. Sie hat sich im Bett aufgesetzt und die Beine ganz dicht an sich gezogen, ehe sie ihre Arme um ihre Knie verschränkte… Sie war völlig überfordert in diesem Moment, sie hat richtig gezittert, ihr standen Tränen in den Augen… Und ich saß daneben und konnte nichts tun… Absolut gar nichts…“, fuhr Ren fort, wobei sich in seiner Stimme eine richtige Wut entwickelte. Wut auf sich selbst und darauf, dass er Kyoko in so eine Situation gebracht hatte, dass sie wegen ihm so verunsichert und durcheinander war… Er hätte es besser wissen müssen, er wusste doch, dass sie in Liebesdingen noch kaum Erfahrungen hat und die wenigen, die sie hatte, waren alles andere als angenehm für sie gewesen… Dafür hatte Fuwa ja damals gesorgt… Yashiro saß einen Moment einfach nur stumm vor seinem Schützling und sah ihn an, während dieser seine Hände zu Fäusten ballte und auch weiterhin seinen Blick nach unten gesenkt hatte. Der Manager wusste gerade auch nicht so recht, was er sagen sollte… Wenn er an die Geschichte mit diesem Sho Fuwa dachte, von der Ren ihm schon mal erzählt hatte, war es nicht verwunderlich, dass Kyoko-chan jetzt etwas durcheinander war, aber Tränen in den Augen? Was war der Auslöser dafür? Empfand sie nun ähnlich wie Ren, oder nicht?? Beides wäre möglich und anhand von den Sachen, die er wusste, konnte er einfach nicht sagen was wahrscheinlicher war… Nein, dazu würde er mit Kyoko-chan sprechen müssen… Und genau das hatte er auch vor! Er konnte nicht mit ansehen, wie Ren hier so niedergeschlagen saß! Nein, nicht nachdem er es war, der ihn überhaupt erst dazu angestachelt hatte mit ihr zu sprechen… Kapitel 23: Von Freundin zu Freundin ------------------------------------ „Okay, jetzt habt auch ihr Pause!“, rief der Fotograph Kyoko und Itsumi zu, die bis eben noch mitten in ihren Aufnahmen waren. Beide Mädchen nahmen nun endlich wieder eine normale Haltung an und atmeten tief durch, froh darüber, dass die Strapazen, die so ein Shooting mit sich brachte, erstmal kurzzeitig ein Ende hatten. „Jetzt kommt noch der kleine Block mit den anderen Mitgliedern der Familie Hongou und dann ist Mittagspause. Die drei Hauptdarsteller sind dann erst in einer Stunden mit dem nächsten Block dran!“, verkündete der Fotograph noch weiter, während Kyoko und Itsumi bereits das Set verließen. Mit einem kurzen Nicken signalisierten sie ihrem derzeitigen Chef noch, dass sie alles verstanden hatten, ehe sie zu den für sie bereitgestellten Stühlen am Rande des Sets gingen, bei denen Itsumi auch ihre Wasserflasche abgestellt hatte. Die Blondhaarige griff sofort nach der Plastikflasche, schraubte den Verschluss auf und nahm einen großen Schluck, während sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihre Kollegin warf. Kyoko war einfach einige Schritte vor ihrem Stuhl stehen geblieben, sie machte auch nicht die kleinsten Anstallten sich zu setzten, sondern knetete unruhig ihre Fingerspitzen vorm Bauch und blickte ins Leere… Itsumi war bereits heute Morgen im Bus aufgefallen, dass das junge Mädchen irgendwie anders war. Sie lächelte zwar und schien allein vom optischen wie immer zu wirken, aber dennoch… Da passte irgendetwas nicht, was ihr besonders diese Momente wie jetzt bestätigten, in denen sie völlig geistesabwesend vor sich hinstarrte, jedes Mal aufs Neue mit diesem verunsicherten Ausdruck in den Augen und man zusätzlich meist in irgendeiner Form, sei es das Kneten der Finger, Tippeln mit den Füßen oder das Wiederholte wegstreichen einer Strähne, die ihr eigentlich gar nicht ins Gesicht hing, ihre aufkommende Nervosität beobachten konnte. Allerdings hatte sie sich noch nicht getraut Kyoko auf das Thema anzusprechen. Ehrlich gesagt hatte sie anfangs auch gedacht, dass sich das sicher schnell wieder legen würde und vermutlich gar keinen tieferen Grund hatte, aber sie waren jetzt schon seit mehreren Stunden hier beschäftigt und bei ihr gab es keinerlei Veränderungen ins positive. Nein, stattdessen war ihr inzwischen noch deutlicher als heute Morgen im Bus aufgefallen, das die Schwarzhaarige irgendwie Tsuruga-kuns Nähe zu meiden schien… Itsumi konnte sich nicht erklären warum, aber in der letzten Stunde hatte sie darauf besonders geachtet und die beiden hatten sich in dem ganzen Zeitraum nicht einmal angesehen… Dabei hingen sie sonst doch ständig beieinander. Bereits vor ihrem Ausflug hier nach Karuizawa aßen sie gemeinsam zu Mittag und unterhielten sich in den Drehpausen. Das hatte in den letzten Tagen noch zugenommen und heute? Tja, heute kamen einem die Beiden vor, als würden sie sich nicht einmal kennen… Itsumi setzte die Wasserflasche wieder von ihren Lippen ab und hielt sie Kyoko entgegen: „Möchtest du auch etwas?“ Das junge Mädchen wandte sich mit einem leicht überraschten Ausdruck in den Augen ihrer Kollegin zu, als sie angesprochen wurde und dadurch recht unsanft aus ihrer Gedankenwelt wieder in die Realität zurückfiel. Sie brauchte auch ein paar Sekunden, ehe sie die Frage überhaupt erst wirklich realisiert hatte. Sobald das aber der Fall war, bemühte sie sich um ein Lächeln, während sie bereits abwehrend eine Hand hob. „Nein, vielen Dank. Ich bin nicht durstig“, unterstrich Kyoko ihre Gestik noch einmal mit Worten. Itsumi sah sie darauf mit einem leicht misstrauischen Blick an. Sie war ja wirklich mal wieder total weggetreten gewesen… „Nach der ganzen Zeit vor den Scheinwerfern und der Kamera willst du kein bisschen durstig sein? Jeder normale Mensch ist da halb am Austrocknen! Selbst Tsuruga-kun…“, erwiderte die Blondhaarige und musterte ihre Kollegin dabei ausführlich. Sie hatte mit Absicht genau diesen Namen erwähnt und das, was sie als Reaktion darauf beobachten konnte, bestätigte ihr nur noch einmal, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein konnte… Kyoko war, zwar nur ganz leicht, aber dennoch für sie deutlich genug sichtbar, zusammengezuckt und nebenher hatte sie nun auch wieder den Blickkontakt zwischen ihnen beiden gebrochen. Okay, was war da los?? Kyoko biss sich währenddessen leicht auf die Unterlippe, als sie nun doch langsam wahrnahm, dass ihr Hals ungeheuer trocken und rau war. Itsumi hatte Recht, die Hitze der Scheinwerfer machte einen durstig, aber seltsamerweise spürte sie das nicht richtig… Das Gefühl war schon irgendwie da, aber so unterschwellig, dass das junge Mädchen ihm kaum Beachtung geschenkt hatte. Nein, mit ihren Gedanken war sie bei einem ganz anderen Thema, das sie bereits den gesamten Tag noch nicht losgelassen hatte… Ren Tsuruga… Ein kalter Schauer lief der jungen Schauspielerin bei dem Gedanken an seinen Blick gestern Abend über den Rücken… Als er ihr gesagt hatte, dass sie sich mit ihrer Antwort so lange Zeit lassen könne, wie sie wolle, und er sie nicht hetzten würde... Seine Augen drückten in diesem Moment eine Traurigkeit aus, die ihr bis unter die Haut ging. Sie konnte es regelrecht mitfühlen, nein sie fühlte es nicht nur mit, sie fühlte es selbst… Dieses seltsame Gefühl, das bereits in Verzweiflung hineinragte und einen innerlich aufzufressen schien… Aber… seit wann hatte sie dieses Gefühl? Erst seit diesem Blick von ihm?? Oder war es eigentlich schon zuvor da gewesen, ab dem Moment indem ihr klar wurde, dass man sie niemals an der Seite dieses Mannes akzeptieren würde. Selbst wenn sie ihn auch lieben und das sagen würde… Es gab einfach zu viele Sachen, die Probleme verursachen würden, und die Meisten dieser Probleme würden auch noch auf ihn zurückfallen… Aber sie wollte seinem Image nicht schade, nein auf keinen Fall… Sie wollte generell niemandem irgendwie zur Last fallen und schon gar nicht ihm… Daher war es besser, wenn sie nichts in dieser Richtung für ihn empfand… Aber war das denn der Fall?? Irgendwie war es ja schon komisch … Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie seine Nähe in den letzten Tagen genossen hatte, wie sie sich vorgestern auf der Couch an seine Schulter gelehnt hatte, ohne dass er etwas dagegen unternahm oder sagte, und vor allem auch an dieses Gefühl, dass sie dabei erfüllte… Es war ein angenehmes Gefühl, so warm… Sie war wirklich glücklich in diesem Moment gewesen… Glücklich und außerdem fühlte sie sich ungeheuer geborgen, einfach sicher. Sie hatte den Eindruck, dass nichts und niemand ihr etwas anhaben konnte, solange er bei ihr war. Aber jetzt… jetzt mied sie ihn und seine Gegenwart… Dabei war dieses Gefühl nicht einmal verschwunden. Im Gegenteil, sie hatte es letzte Nacht sogar noch ausgenutzt… Sie hatte ihn gebeten bei ihr zu bleiben, hatte sich an ihn gekuschelt, weil sie wusste, dass sie genau dann wieder von dieser ungeheuerlichen Wärme überflutet werden würde. Das war auch der Fall und dieses Gefühl half ihr diese anderen Sachen aus ihrem Kopf zu verdrängen, sie einfach zu vergessen, zumindest für einen kurzen Moment, und letztendlich sogar einzuschlafen… Ohne das Kyoko es wollte bildeten sich ganz leichte Ansätze von Wasser in ihren Augen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, wenn sie daran zurückdachte… Sie hatte doch gesehen, wie sehr es ihn quälte, wie er in ihrer Gegenwart litt, solange er keine Antwort von ihr hatte, und trotzdem… Sie hatte ihn trotzdem benutzt um sich selbst besser zu fühlen, ohne jegliche Rücksicht auf ihn und seine Gefühle zu nehmen… Itsumi hatte Kyoko weiterhin beobachtet, die jetzt schon seit einiger Zeit einfach nur stillschweigend vor ihr stand und in Richtung des, mit Kabeln der Kameras und Spots übersäten, Fußbodens blickte. Sie wusste noch immer nicht was los war und konnte sich auch einfach keinen Reim auf das Verhalten ihrer Kollegin, und ihrer Meinung nach auch Freundin, machen. Das Einzige, was sie inzwischen wusste, war, das es etwas mit Tsuruga-san zu tun haben musste… Die blondhaarige junge Frau überlegte hin und her, ging alle Möglichkeiten durch, die ihr ihre Fantasie zu dem Thema liefern konnte, doch irgendwie war das alles viel zu unwahrscheinlich… Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen… Aber sie hatte dann auch keine Zeit weiter über das Thema nachzugrübeln, denn sie entdeckte plötzlich das Wasser in Kyokos Augen. Überrascht riss Itsumi die Augen auf, starrte das Mädchen ihr gegenüber kurz an und wandte ihren Blick dann rasch prüfend in alle Richtungen um. Jeder, der hier Anwesenden, war beschäftigt und das war auch gut so… So mussten sie Kyoko nicht sehen, dass würde nur wieder Fragen aufwerfen und von denen hatten sie dank dieser Sache mit dem Stalker schon weitaus genug gehabt… „Lass uns besser mal einen Moment rausgehen“, schlug die Blondhaarige dem jüngeren Mädchen mit leiser Stimme vor und ergriff sie dabei sacht an der Schulter. Kyoko reagierte lediglich mit einem zögernden Nicken, ehe sie sich von Itsumi aus dem Raum und durch die Flure lotsen ließ. Yashiro verließ unterdessen Rens Garderobe und zog die Tür leise hinter sich zu. Er hatte eben noch etwas weiter mit seinem Schützling gesprochen, hatte versucht ihn aufzumuntern, zumindest ein klein wenig, aber es brachte nichts… Letztendlich hatte der Schauspieler sich eben seinen Discman geschnappt und mit diesem auf die Couch gesetzt. Dazu hatte er ihn gebeten zu gehen, weil er etwas seine Ruhe haben wollte und tja… jetzt stand er hier draußen. Wortwörtlich rausgeschmissen und immer noch ratlos darüber wie er Ren helfen konnte… Das Gespräch mit Kyoko würde er auf jeden Fall führen, aber er wusste nicht, ob ihm das viel weiterhalf und ob sie überhaupt mit ihm reden würde... Aber immerhin bestätigte ein Blick auf seine Armbanduhr ihm gerade, dass die junge Schauspielerin inzwischen mit ihren Aufnahmen fertig sein dürfte. Zumindest laut Zeitplan, ob der noch so galt, wie festgelegt, war eine andere Frage, aber er würde sich jetzt erstmal auf den Weg zum Set machen. Bestimmt konnte er sie dort abfangen für das „kleine Gespräch“, das er bereits gedanklich versuchte einigermaßen vor zu planen, wenn das bei so einem Thema überhaupt möglich war... Itsumi und Kyoko traten durch die große, offen stehende Eingangstür der Villa und fanden sich nun auf dem riesigen Grundstück vor dem Haus wieder. Sie gingen noch gemeinsam die wenigen Treppenstufen direkt vorm Haus hinunter und steuerten anschließend eine Wiese an, die bis auf ein paar vereinzelte Kirschbäume vollkommen leer stand. Die dichten Kronen der Bäume warfen ihre Schatten auf das dunkelgrüne Gras und veranstalteten in dem leichten Wind richtige Spiele aus Schatten und kleinen, immer wieder aufblitzenden Lichtflecken von Stellen, an denen sich die Sonne doch zwischen den Blättern durchmogeln konnte. Itsumi hatte sich zur Sicherheit noch einmal umgesehen, aber von den anderen, die jetzt Pause hatten, war niemand hier. Die saßen wenn vermutlich auf der Wiese, die an die Rückseite des Hauses angrenzte, und das war auch gut. So konnten sie hier vorne auch wirklich ungestört sein. Die junge Schauspielerin ging mit Kyoko auf einen der Schattigen Plätze zu und ließ sich unter dem schützenden Baum auf das Gras nieder, was Kyoko ihr auch nach einem kurzen Moment des Zögerns gleichtat. Sie setzte sich auf ihre Knie, hielt den Rücken gerade, wie immer, und legte ihre Hände auf ihren Oberschenkeln ineinander. Mit dieser Haltung hätte sie bei einer Teezeremonie sitzen können, aber Itsumi fand sie etwas zu geradlinig für das Gespräch, das sie mit dem jungen Mädchen führen wollte. Aber dennoch sagte sie erst einmal nichts dazu. Wenn es ihrer Freundin so lieber war, sollte sie so sitzen bleiben, auch wenn sie selbst es denkbar unbequem fand. Aber jetzt hatte sie eh erstmal andere Sorgen… und zwar die Frage, wie sie Kyoko dazu bringen konnte davon zu sprechen, was zwischen ihr und Ren Tsuruga vorgefallen war… Sie wollte eigentlich langsam auf das Thema kommen, es einfach vorsichtig ansprechen, weil die Schwarzhaarige im Moment richtig ein wenig verstört wirkte, aber ihr fiel absolut keine Möglichkeit ein um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen… Das Einzige, was ihr einfiel war die direkte Frage, aber sie zögerte einen Moment sie zu stellen und musterte Kyoko stattdessen kurz. Das Wasser in ihren Augen war wieder vollständig getrocknet, das war so schnell gegangen, dass Itsumi sich nicht mal mehr sicher war, ob sie sich das nicht einfach eingebildet hatte, aber sie war noch immer so still… Auf ihrem Weg nach hier draußen hatte sie kein einziges Wort gesagt und auch jetzt kam nichts von ihr… „Sag mal, Kyoko-chan… ist vielleicht irgendetwas passiert? Also ich meine zwischen dir und Tsuruga-kun. Ihr verhaltet euch heute irgendwie so komisch…“, begann Itsumi dann doch nach einigen Sekunden der Stille, die ihr nun vollständig bestätigten, dass Kyoko keinesfalls von sich aus anfangen würde etwas zu erzählen. „Nein. Es ist nichts“, kam es lediglich ziemlich knapp von Kyoko zurück, wobei diese ihre Kollegin kurzzeitig ernsthaft mit einem leichten, aber unecht wirkenden Lächeln auf den Lippen ansah. Itsumi senkte ihren Blick darauf für einen Moment, ehe sie Kyoko wieder anschaute. Okay, sie wollte nicht darüber reden, aber das konnte sie sich trotzdem nicht weiter mit ansehen! Irgendetwas war da doch… und aus diesem Grund würde die Blondhaarige noch nicht ganz so schnell aufgeben! „Na ja, da habe ich einen anderen Eindruck… Und sicher nicht nur ich. Ihr beiden sprecht nicht mehr miteinander, haltet immer Abstand… Ihr schaut euch ja nicht mal mehr an! Tut mir leid, wenn ich da so aufdringlich bin, aber du kannst mir nicht erzählen, dass nichts passiert ist. Dazu ist der Kontrast zu eurem Verhalten in den letzten Tagen einfach viel zu groß… also, bitte, sag mir was los ist. Vielleicht kann ich ja irgendwie helfen… hat Tsuruga-kun irgendetwas getan?“ Bei ihren Worten sah Itsumi Kyoko besorgt an und versuchte einen Blick in ihre gesenkten Augen zu erhaschen. Ihr waren da schon so ein paar Sachen in den Kopf gekommen… bereits auf ihrem Weg nach hier draußen. Sachen, die der Schauspieler getan haben könnte… Wenn Kyoko so durcheinander und verunsichert war, blieben ja nicht viele Möglichkeiten. Zumindest hatten sich in ihren Kopf immer Vorstellungen von Sachen geschlichen, die beinhalteten, dass Ren Tsuruga sich Kyoko … na ja angenähert hatte… und so wie es aussah war das etwas zu weit gewesen… Aber Itsumi hatte keine Ahnung, ob sie diesen Vorstellungen trauen konnte, immerhin war Ren Tsuruga doch laut seinem Image ein Gentleman und sie hatte bisher auch keinen anderen Eindruck von ihm gehabt. Sie glaubte nicht, dass er sich irgendwie ohne Erlaubnis jemandem annähern würde… Aber der Gedanke war trotzdem in ihrem Kopf und wenn Kyoko ihr etwas in der Richtung erzählen sollte, würde sie es auch glauben, egal wie schwer es ihr fiel, immerhin hielt sie selbst ziemlich viel von diesem Schauspieler… Kyoko hatte ihren Kopf noch ein Stückchen weiter weggedreht, als Itsumi sie erneut ansprach. Dabei wollte sie das eigentlich gar nicht, sie wollte widersprechen! Doch bei dem Gedanken daran war plötzlich wieder Rens Gesicht vor ihrem Inneren Auge aufgetaucht mit der Erinnerung an den Moment, in dem er ihr sagte, dass sie immer alles schnellstmöglich abstreiten sollte was ungut für ihr Image war, selbst wenn ihr die Wahrheit aufs Gesicht zugesagt werden sollte. Genau das hatte sie ja vorgehabt, aber dann plötzlich konnte sie es einfach nicht mehr… Etwas unsicher blickte sie auf die dünnen Grashalme vor ihren Knien. Wenn man so auf dem Boden saß, konnte man wirklich jeden einzelnen von ihnen erkennen und dazwischen auch noch die leichten Ansätze von der braunen Erde. Dabei wirkte die Wiese von weiter oben betrachtet wie ein dichter grüner Teppich… Das junge Mädchen war unsicher, was sie antworten sollte… Sie hatte heute Morgen bereits ihr Handy in den Händen gehalten und überlegt, ob sie Miss Meno anrufen sollte… Aber Kanae hatte ja ebenfalls zu arbeiten, sie spielte inzwischen immerhin auch in einer Serie mit und hatte noch weitere gute Angebote bekommen… Ein Anruf würde sie da sicher stören, besonders jetzt während der üblichen Arbeitszeit, daher hatte sie beschlossen es wenn heute Abend einfach noch mal zu versuchen. Sie wollte ihre beste Freundin um Rat fragen, auch wenn sie selbst ihr nicht vollständig erzählen würde, was vorgefallen war… Na ja, vielleicht, wenn es sie interessieren würde. Dann würde sie es schon erzählen, aber wirklich nur auf Nachfrage hin, immerhin wollte sie Miss Meno nicht unnötig mit ihren Problemen belasten… Genau betrachtet kam ja jetzt eine solche Nachfrage, wenn auch nicht von ihrer besten Freundin, sondern von Itsumi. Aber auch sie betrachtete Kyoko inzwischen als Freundin. Sie hatten sich bei den Dreharbeiten immer gut verstanden, besonders nach der Testszene mit ihr und Tsuruga-san, und das war ja auch der Grund, weshalb sie sich gemeinsam für ein Zimmer hier im Hotel hatten einteilen lassen. Aber trotzdem war die Sechszehnjährige unsicher, ob sie das wirklich erzählen konnte… Vielleicht wäre es ganz gut, sie brauchte bei dem Thema Hilfe, das wusste sie ja, aber trotzdem… Sie wollte nicht das erzählen, was Ren ihr gesagt hatte… Niemand sollte davon erfahren, wirklich niemand. Kyoko wollte nicht, dass davon nachher irgendetwas noch anderen Leuten zu Ohren kam und dann wieder Gerüchte entstanden. Davon gab es doch eh schon genug… „Nein, er hat nichts getan. Wirklich nicht“, antwortete Kyoko daher nach einer kurzen Pause erneut. Wobei ihr klar war, dass Itsumi das auch jetzt nicht als Antwort akzeptieren würde. Also gut, sie konnte ja ein klein bisschen etwas sagen und schauen, ob sie ein paar Antworten auf die Fragen in ihm Kopf bekam… doch sie würde nicht von letzter Nacht sprechen! „Aber Momose-san… hast du eigentlich einen Freund?“ Itsumi war wirklich überrascht über diese Gegenfrage, was man an ihren kurzzeitig leicht geweiteten Augen auch zweifelsohne erkennen konnte. Es verwunderte sie, besonders, da sie gerade dazu ansetzten wollte noch einmal nachzubohren, aber immerhin hatte Kyoko jetzt mal von sich aus etwas gesagt. Wenn sie jetzt darauf eingehen würde, erzählte sie ja vielleicht doch noch etwas. Einen Versuch war es jedenfalls wert! „Nein, ich habe keinen. Wieso fragst du?“ „Nun weil… ich wüsste da gerne etwas… Also es gibt da so ein Gefühl… Es ist ungeheuer warm und angenehm, man fühlt sich unbeschreiblich wohl, einfach richtig geborgen und sicher… Ich hatte zwar mal Gefühle für einen Jungen, aber die waren irgendwie anders. Ich war auch glücklich in seiner Nähe, aber dennoch nicht so wie dieses Mal. Ich weiß einfach nicht genau was das für ein Gefühl ist, also wie ich es einordnen soll…“, begann Kyoko dann einfach, wenn auch mit dem leichten Ansatz eines Rotschimmers auf den Wangen und ziemlich leiser Stimme. Ihr war klar, dass Itsumi vermuten würde, dass sie diese Gefühle für Ren hatte, aber das konnte sie ja. Sie würde nur trotzdem nicht sagen, für wen sie waren und es ihr damit bestätigen! Sie war ja nicht einmal sicher, ob sie sich selbst diese Gefühle eingestehen sollte, besonders als das eingestehen was sie eventuell sein konnten, aber einfach nicht sein durften… „Hm, also für mich hört sich das nach verliebt sein an. Ich war auch schon verliebt, also kenne ich das Gefühl, auch wenn es jedes Mal ein kleines bisschen anders ist. Wenn du dich so glücklich in der Gegenwart dieser Person fühlst, wie du sagst, würde ich wirklich sagen, dass du in ihn verliebt bist. Bist du denn auch ab und an nervös wenn du ihm gegenüber stehst?“, antwortete Itsumi, während sie sich mit den Armen hinter ihrem Rücken auf dem Gras aufstützte und etwas zurücklehnte. War etwa das das Problem? Die Frage nach den Gefühlen? Es war wirklich mehr als deutlich klar, dass Ren Tsuruga die Person war, für die Kyoko diese Gefühle hegte, auch wenn sie es mit keinem Wort erwähnte, aber das verlangte die Siebzehnjährige jetzt auch gar nicht. Sie war schon glücklich darüber, dass die Schwarzhaarige überhaupt über so etwas mit ihr sprach. „Nervös… Ja, ab und an schon. Wenn ich ihn längere Zeit nicht gesehen habe besonders, oder wenn er mir sehr nahe ist“, antwortete Kyoko, wobei ihre Stimme dabei noch ein klein wenig leiser wurde. Itsumi hatte genau das gesagt, was sie eigentlich nicht hören wollte… Es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie irgendeine andere Antwort oder Erklärung gefunden hätte, aber das hatte sie nicht… Und wenn Kyoko ehrlich zu sich selbst war, hatte sie ihr nur das bestätigt, was sie selbst in den letzten Tagen bereits innerlich vermutet hatte… Sie hatte sich wohl doch verliebt… und dann auch noch in ihn… „Also dann bin ich sicher! Du bist eindeutig verliebt! Aber das ist doch toll, du solltest also wirklich etwas fröhlicher sein!“, erwiderte Itsumi nun wieder und lächelte Kyoko dabei liebevoll an. Irgendwie war das gerade richtig niedlich, wie sie hier neben ihr saß. Und besonders freute sich die junge Schauspielerin darüber, dass Kyoko ihr anscheinend wirklich vertraute, wenn sie mit ihr über dieses Thema sprach. Ihre Vermutung, dass zwischen ihr und Tsuruga-kun mehr als Freundschaft ist, war damit auch bestätigt und jetzt mussten die beiden ja eigentlich nur noch zusammenkommen! Sie war jetzt jedenfalls schon mal sehr zuversichtlich und sie hoffte, dass sich Kyokos Stimmung jetzt wieder bessern würde. An diesem Punkt biss sich Kyoko dann doch wieder leicht auf die Lippe. Sie sollte fröhlicher sein? Glücklich darüber, dass sie verliebt war? Hm… aber wie konnte sie das denn?? Das letzte Mal war sie wirklich aufs äußerste ausgenutzt und dann versetzt worden und jetzt wäre sie sich zwar sicher nicht nur belogen zu werden, aber… aber es war einfach unmöglich… „Nein… ähm da gibt es noch andere Probleme“, murmelte sie daher leise, wobei sie gar nicht wirklich wusste, ob sie das nun laut aussprechen wollte oder nicht. Aber sie hatte es dann eh getan und Itsumis Reaktion folgte augenblicklich: „Du meinst, du weißt nicht, ob er deine Gefühle erwidert?“ „Nein, das ist es nicht…“, erwiderte Kyoko und fuhr mit einer Hand vorsichtig über das Gras neben ihren Knien, „Es ist eher… Ich weiß nicht, ob ich diese Gefühle haben sollte… ob ich sie überhaupt haben darf. Sie könnten der Person schaden und das will ich nicht… Ich will ihm nicht irgendwie zur Last fallen und ihm seine Welt durcheinander bringen…“ „Hm…“, kam es von Itsumi als eine Art kleiner Seufzer in diesem Moment. Also war es doch nicht die eigentliche Unsicherheit über die Gefühle gewesen, die Kyoko im Moment so durcheinander brachte. Aber wie kam sie bloß darauf, dass sie sich nicht in ihn, also Ren Tsuruga, verlieben dürfe?? Natürlich durfte sie das! Okay, dass es nicht einfach war, verstand sie. Immerhin ging es hier um den beliebtesten Schauspieler Japans… Aber auch er hat ein Privatleben oder sollte es zumindest haben. Jedenfalls sollte Kyoko sich von so etwas auf keinen Fall unterkriegen lassen! „Das kann ich schon irgendwie verstehen… aber weißt du denn ob er dich auch liebt? Weil das ist, denke ich, bei deinen Bedenken das Entscheidende.“ „Das Entscheidende?“, wiederholte Kyoko und sah Itsumi dabei mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Das verstand sie im Moment nicht wirklich… wieso sollte ihre Entscheidung davon abhängen?? „Ja. Wenn er dich liebt und du ihn auch, wird ihn das sicher ungeheuer glücklich machen. Selbst wenn es Probleme deswegen geben sollte, ich bin sicher die würde er gerne in kauf nehmen, wenn er dafür nur mit dir zusammen sein kann. Weißt du, wenn man wirklich verliebt ist, dann sollte man sich nicht so sehr von dem Drumherum mit möglichen Problemen lenken lassen. Dazu ist man viel zu selten verliebt und immerhin könnte diese Person auch der Mann für dein Leben sein! Es wäre doch blöd ihn dann nur wegen solchen Bedenken zu versetzten, dabei ist er sicher bereit alles zu akzeptieren, wenn er dich dafür in seinen Armen halten kann. Das Image einer Person ist nicht das wichtigste in seinem Leben und sollte es auch nicht sein. Viel wichtiger ist, dass man sein Leben ernsthaft lebt, und das tut man nur, wenn man auch auf seine Gefühle hört und ihnen folgt!“, antwortete Itsumi auf die Nachfrage und lehnte sich dabei noch etwas weiter zurück, damit sie die Baumkrone mit den unzähligen, saftiggrünen Blättern und den immer wieder durchbrechenden, hellen Sonnenstrahlen besser bewundern konnte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie allerdings genauso auch Kyoko, die inzwischen längst nicht mehr so stocksteif neben ihr saß und sie im Moment mit richtig großen Augen anschaute. Bei diesem Anblick konnte das blonde Mädchen sich irgendwie nicht verkneifen leicht zu schmunzeln. Man konnte ihrer Kollegin wortwörtlich ansehen, wie es gerade in ihrem Kopf arbeitete, dass sie wirklich gewaltig am Grübeln war und dabei anscheinend auch begann ein paar Aspekte mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten… Jedenfalls war die Nervosität und Unsicherheit von vorhin fast vollständig aus ihren Augen verschwunden. Dafür schien sich aber langsam der Ansatz von einem leichten Rosa auf ihren Wangen breit zu machen. Dieses Mädchen war wirklich süß, Itsumi konnte richtig nachvollziehen, warum Tsuruga-kun so viel Interesse an ihr hatte. Ihre Persönlichkeit war aber auch einfach etwas Außergewöhnliches und in dem Sinne passte sie ja perfekt zu dem Schauspieler. Doch die Siebzehnjährige hätte jetzt wirklich gerne gewusst, was in Kyokos Kopf vorging. Ihre Wangen waren jetzt bereits deutlich rötlicher als gewöhnlich und sie hatte ihren Blick nun auch wieder gesenkt, schien aber noch immer am Überlegen zu sein. Oder wer weiß, vielleicht war es auch eher Träumen… „Kyoko-chan!“, ertönte in diesem Moment eine etwas außer Atem geratene Männerstimme und ließ die beiden Mädchen augenblicklich in Richtung der Villa zurück schauen. Yashiro hastete mit schnellen Schritten die Treppe hinunter, stolperte dabei und hatte sichtbar einiges an Mühe sein Gleichgewicht wieder zu finden und einem Sturz zu entgehen… Vermutlich war das auch der Grund dafür, dass er anschließend doch erstmal kurz stehen blieb um zu verschnaufen und natürlich die Brille auf seiner Nase wieder zurechtzurücken... Er war wirklich gewaltig aus der Puste, das sah man ihm selbst auf die Entfernung deutlich an, aber dennoch zögerte er nicht die letzten Meter zu den beiden Frauen ebenfalls in überaus schnellem Schritttempo zurückzulegen. „Hier bist du also! Ich habe dich eben schon überall gesucht…“, keuchte der junge Manager, als er die beiden erreichte, und stützte sich erstmal auf seinen Oberschenkeln ab um ein paar Mal kräftig durchzuatmen und seinen Puls wieder zu beruhigen. Als er am Set angekommen war, hatte der Fotograph Kyoko schon längst entlassen gehabt. Tja, so Aufnahmen konnten also nicht nur langsamer gehen als geplant, sondern auch schneller… Er hatte sich dann erstmal direkt am Set umgesehen und natürlich bei den Garderoben, aber das junge Mädchen nirgends gefunden. Schließlich hatte er Ogata-kun gefragt, ob er Kyoko zufällig gesehen hatte, und der meinte nur, dass sie mit Itsumi weggegangen sei. Danach hatte er dann das Gebäude abgesucht, war hinter dem Anwesend auf der Wiese gewesen, wo ein beachtlicher Teil der Crew zu Mittag aß, aber nirgends hatte er die beiden Schauspielerinnen ausmachen können… und dann fand er sie jetzt genau hier, wo er natürlich als aller letztes gesucht hatte… Tja, wieso sollte er auch mal Glück haben und sie gleich finden…? Langsam kam Yashiro wieder zu Atem und richtete sich aus seiner gebeugten Position auf. Er war schließlich nicht aus Spaß hier, sondern weil er noch etwas Wichtiges erledigen wollte… „Kyoko-chan, hättest du einen Moment Zeit für mich? Ich müsste mal mit dir sprechen…“, bat der Manager das Mädchen vor sich höflich, worauf Itsumi so schnell reagierte, dass Kyoko gar keine Chance mehr hatte etwas zu sagen. „Wir sind eh gerade fertig, also ist das sicher kein Problem! Ich muss jetzt sowieso erstmal wieder rein, ich möchte auch noch etwas zu Mittag essen“, meinte Itsumi und stand dabei bereits vom Rasen auf. Kyoko folgte ihr etwas irritiert mit den Augen, das ging gerade einen kleinen Tick zu schnell für sie… „Also, wir sehen uns dann nachher wenn’s weitergeht. Bis dann, Kyoko-chan!“, verabschiedete sich die Blondhaarige auch gleich, drehte sich um und ging zum Haus zurück. Sie konnte ahnen, dass Yashiro sicher mit Kyoko über Ren sprechen wollte und dabei wollte sie auf keinen Fall stören. Sie hoffte nur, dass ihr Gespräch eben etwas gebracht hatte und das Ganze jetzt auch wirklich in die richtige Richtung lenkte. Doch wenn sie sich an den Blick der jungen Schauspielerin eben zum Schluss erinnerte, würde das sicher schon irgendwie klappen! Kapitel 24: Deine Antwort... ---------------------------- Vorwort: So und hier jetzt das Kapitel, dass ich am 14.04.07 morgens um sechs Uhr endlich fertig geschrieben und hochgeladen hatte... Das war 5 Stunden bevor die FF plötzlich weg war, also gelöscht.. *seufz* 5 Kommis hatte ich an dem Tag bereits zu diesem Kapitel, aber ich hoffe es werden noch ein paar mehr, auch wenn ich das Kapi bereits bei myfanfiction online gestellt und den Link im Steckbrief gepostet hatte, damit ihr's lesen könnt. ^^ Jedenfalls jetzt viel Spaß bei diesem Kapitel! Und an Kapitel 25 bin ich bereits dran, das lässt also sicher nicht mehr lange auf sich warten ^^ Sowohl Kyoko als auch Yashiro blickten Itsumi noch einen Moment leicht verwundert hinterher. Kyoko, weil sie absolut nicht verstehen konnte, warum ihre Kollegin es jetzt plötzlich so eilig hatte hier wegzukommen, und Yashiro, weil er sich generell absolut keinen Reim auf das Verhalten der Beiden machen konnte. Da saßen sie schon hier draußen, während ihrer Mittagspause aber aßen nichts… und das bei Kyoko-chan, die doch sonst immer so bedacht darauf war… Na ja dann musste es wohl wirklich irgendetwas Wichtigeres für die Beiden gegeben haben. Etwas unsicher wie er nun dieses bestimmte Thema beginnen sollte, wandte sich der junge Manager nun wieder Kyoko zu und rückte nebenher noch einmal die Brille auf seiner Nase zurecht. Er hatte doch eben noch ein paar Ideen gehabt um ihr Gespräch in die richtige Richtung zu lenken, aber irgendwie waren die wieder alle weg… So ein mist aber auch… Weshalb war er bloß so vergesslich? Besonders noch in solchen Momenten… Die junge Schauspielerin war unterdessen von dem, im Schatten doch etwas kühlen, Rasen aufgestanden und sah Yashiro abwartend an. Er meinte ja eben, dass er mit ihr sprechen wollte, aber irgendwie kam plötzlich nichts mehr von seiner Seite… „Yashiro-san? Worüber wollten Sie denn mit mir sprechen?“, fragte Kyoko daher irgendwann nach, worauf der junge Manager sie einen Moment stumm ansah, ehe er begann zu antworten: „Nun, am Besten wir setzten uns erstmal irgendwo. Vielleicht auf die Terrasse?“ Kyoko nickte zustimmend und folgte dem jungen Mann dann zur Terrasse, auf der ein paar Tische mit Stühlen für die Crew bereit standen. Dennoch war sie im Moment aber vollkommen leer, was wohl daran lag, dass sie sich um diese Uhrzeit im Schatten es Hauses befand und erst gegen Abend von der Sonne angestrahlt wurde. Wie man aber schon in den letzten Tagen immer wieder gemerkt hatte, war so ziemlich die gesamte Crew darauf aus die Sonne um diese Jahreszeit während der Dreh- oder Shooting-Pausen noch voll auszukosten. Nachdem sich beide an einen der freien Tische gesetzt hatten und Yashiro sich noch erkundigte, ob er ihnen etwas zu Trinken besorgen sollte, was Kyoko aber vorerst verneinte, kehrte wieder einen Moment Stille ein. Der Blick des jungen Managers wurde ungewohnt ernst, als er dann endlich zum Sprechen ansetzte. „Kyoko-chan, ich wollte mit dir über Ren sprechen… Ich war eben mit ihm in seiner Garderobe und er hat mir erzählt, was Gestern passiert ist zwischen euch beiden…“, Yashiro sprach langsam und auch relativ leise, als wolle er sicher gehen, dass wirklich niemand sonst etwas von dieser Unterhaltung hier mitbekam. Bereits bei dem Namen Ren brach die Schwarzhaarige den Blickkontakt zu dem Manager und sah stattdessen auf ihre Hände, die sie vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Das war also diese wichtige Sache über die er mit ihr reden wollte… Dabei hatte sie doch gerade erst ein Gespräch zu dem Thema hinter sich und eigentlich wäre es ihr lieber jetzt erstmal einen Moment Ruhe vor dem Ganzen zu haben… Aber sie wollte Yashiro jetzt auch nicht gleich ausweichen oder abblocken, sondern lieber abwarten, was genau er nun von ihr wollte. Der junge Manager hatte zwar extra eine Pause gemacht um der Schauspielerin die Möglichkeit zu geben, etwas zu erwidern, aber es kam nichts und Blickkontakt bestand auch nicht mehr zwischen ihnen… Ihr war es wohl nicht weniger unangenehm darüber zu sprechen als Ren… Vielleicht sogar eher noch unangenehmer, aber das konnte er auch irgendwie nachempfinden, immerhin war er ja nicht gerade eine Person mit der sie wirklich vertraut war. Dennoch wollte er an dem Punkt nicht locker lassen, sondern endlich das Ansprechen, was ihn die ganze Zeit schon beschäftigte. „Jedenfalls, mir liegt jetzt eine Frage auf der Seele… Erwiderst du seine Gefühle?“ Das war jetzt weitaus direkter als er es eigentlich vorhin geplant hatte, aber er wusste im Moment weder eine Möglichkeit um drum herum zu reden, noch fand er, dass es an dieser Stelle klug gewesen wäre, das überhaupt zu tun. Neugierig sah er Kyoko an, auf deren Wangen sich nun langsam irgendwie ein leichter Rotschimmer abzeichnete. „Werden Sie ihm sagen, was ich antworte?“, kam von der Schwarzhaarigen an dieser Stelle erstmal eine Gegenfrage, die Yashiro kurz die Stirn runzeln ließ. „Nein. Egal, wie die Antwort ist, ich finde, dass du sie ihm selbst überbringen solltest. So kann er auch am ehesten damit fertig werden“, antwortete der Manager ehrlich, wobei ihm auffiel, dass er mit seinem zweiten Satz irgendwie indirekt davon ausging, dass sie seine vorherige Frage mit einem klaren „Nein“ beantworten würde… Dabei war das ja eigentlich noch gar nicht sicher… hoffte er zumindest. Anhand des Rosastichs auf ihren Wangen waren ja eigentlich sogar Gegenteilig wieder ein paar Hoffungen in ihm aufgekeimt, die er schon beinahe hatte aufgeben wollen nach seinem ganzen hin- und herüberlegen auf der Suche nach ihr. Kyoko wurde deutlich noch verlegener bei seinen Worten und tippelte leicht die Kuppen ihrer Zeigefinger in ihrem Schoß gegeneinander. Sie wusste nicht genau wie sie das jetzt sagen sollte… Nein, eigentlich hatte sie noch nicht einmal ansatzweise eine Ahnung wie sie es ausdrücken sollte! Wie auch, wenn sie selbst ja gerade erst langsam anfing dieses eine Gefühl überhaupt anzuerkennen und ernsthaft zu akzeptieren… Wenn sie sich nicht eben mit Itsumi unterhalten hätte, wäre ihre Antwort auf seine Frage in dieser Situation hier sicher entweder ein „nein“ oder „ich weiß es nicht“ gewesen. Okay, vermutlich eher Zweiteres… Aber… wenn sie so etwas jetzt sagen würde, würde sie bewusst lügen und davon hielt sie nichts… Und abgesehen davon, früher oder später musste sie es auch ihm sagen… Aber trotzdem… sie konnte nicht einfach dieses eine Wort benutzen. Sie hatte sich doch eigentlich geschworen es nie wieder zu sagen oder zu empfinden… „Nun ja… ich mag ihn schon sehr“, war daher das Einzige, was Kyoko schüchtern über ihre Lippen brachte. Yashiro beobachtet sie bei dieser Antwort ganz genau, was dem jungen Mädchen auch keineswegs entging. „Nur mögen, oder mehr? Tut mir leid, Kyoko-chan, aber das ist wichtig. Vor allem für Ren… Er sollte so schnell wie möglich eine Antwort bekommen, denn die Ungewissheit ist noch mit Abstand schlimmer als alles, was du ihm sagen könntest“, erwiderte Yashiro und sah das junge Mädchen vor sich dabei eindringlich an. Was hieß hier „mag“?? Okay, sie war noch immer leicht rötlich im Gesicht, sie schien außerdem nervös, so wie sie ihre Finger ständig gegeneinander tippelte, aber hieß das jetzt es war mehr als mögen oder scheute sie sich nur vor einer Antwort?? Kyoko blieb einen Moment still, auf seine Rückfrage. Sie hatte eigentlich gehofft, dass das reichen würde und sie das Thema hiermit abhacken konnten, aber sie verstand seinen Einwand… „Mögen“ war vielleicht auch nicht der richtige Ausdruck hierfür, aber sie wusste einfach nichts anderes… Und ihr fiel auch jetzt nichts ein. Dennoch wusste sie, dass Yashiro so schnell nicht locker lassen würde. Sie musste es irgendwie deutlicher ausdrücken… Nur ein kleines bisschen… Das musste doch irgendwie gehen… Die Sechzehnjährige hob ihren Kopf nun das erste mal in ihrer Unterhaltung wieder, richtete aber ihre Augen dennoch ein kleines Stückchen an dem Manager vorbei, weil sie ihn nun mal im Moment nicht direkt ansehen wollte und konnte. Ihre Stimme war wirklich sehr leise, aber sie sprach trotzdem deutlich genug um es für Yashiro verständlich zu machen: „Ich mag ihn mehr als jede anderer Person auf dieser Welt…“ Diese Worte waren bei Weitem genug um Yashiro ein breites Lächeln zu entlocken. Er hatte ehrlich gesagt auch gar nicht angenommen, dass Kyoko ein direktes „ich liebe ihn“ aussprach. Er kannte ja von Ren die Geschichte über sie und Fuwa und vor allem wusste er auch durch ihrer Akte bei LME davon, dass „Liebe“ nicht gerade ihr Lieblingswort war. Aber dieses „mehr als jede andere Person auf dieser Welt“ war deutlich genug für ihn. Und es machte ihn glücklich, verdammt glücklich sogar! Er würde am Liebsten aufspringen und Bäume ausreißen, so gut fühlte er sich im Moment! Wobei halt, vorher würde er Kyoko noch umarmen! Ja, er könnte ihr regelrecht um den Hals fallen! Auch auf die Gefahr hin, dass Ren das als Anlass für eine Eifersuchtsszene nahm… Aber es war einfach zu schön, wenn er daran dachte wie sein Schützling das erfuhr. Er konnte dessen Gesicht mit diesem ungeheuren warmen und glücklichen Lächeln, das schon Kyokos Anwesenheit aus ihm hervorlockte, richtig vor sich sehen... Aber gut, noch war es nicht soweit. Seine Kohai musste ihm das erstmal sagen… „Und wann willst du ihm das sagen?“, fragte der junge Manager daher nach einigen Sekunden, die er sich vollkommen seinen kleinen Tagträumen zu den beiden hingegeben hatte. Dieses fröhliche Lächeln zierte noch immer sein Gesicht und inzwischen hatte Kyoko ihn sogar kurzzeitig bereits ein paar Mal direkt angesehen aus Neugier auf seine Reaktion. Sie sah deutlich, dass er sich wohl über ihre Worte freute. Doch ihr persönlich graulte es immer noch davor mit Tsuruga-san darüber zu sprechen… und als hätte er ihre Gedanken gelesen, fragte Yashiro auch in diesem Moment genau danach… „Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht…“, kam auch hier wieder deutlich schüchtern über ihre Lippen. Yashiro überraschte sie in diesem Moment allerdings ziemlich, weil er plötzlich sehr schnell aufstand, eigentlich eher aufsprang, und sich mit seinen Armen auf der Tischplatte vor ihnen abstützte. „Dann hab ich eine Idee! Lass es uns gleich machen! Ich bringe dich hin, Ren ist gerade eh alleine in seiner Garderobe. Das ist die perfekte Gelegenheit!“ „Eh?“, kam nur noch von Kyoko, als der blondhaarige Manager sie schon am Handgelenk ergriffen und auf die Füße gezogen hatte. Er wollte anscheinend auch gleich mit ihr im Schlepptau losgehen, aber da stemmte sich die junge Schauspielerin dann doch gegen. „Aber ich weiß doch gar nicht wie ich das sagen soll!“, wandte sie ein, worauf Yashiro dann auch endlich innehielt. Das junge Mädchen musterte ihn etwas, als sich plötzlich ein Grinsen über seine Lippen legte. Er beugte sich ein kleines bisschen zu ihr hinunter ehe er ihr seinen Vorschlag diesbezüglich zuflüsterte: „Wer sagt denn, dass du etwas sagen musst? Du kannst es ihm auch einfach zeigen! Eine Geste sagt manchmal mehr als tausend Worte!“ Abschließend zu seinen Worten zwinkerte Yashiro der Schwarzhaarigen noch kurz zu, was Kyokos Gesicht spätestens in diesem Moment vollständig in einem tiefen Rot aufgehen ließ. Das meinte er doch nicht etwa ernst?! Während die Sechzehnjährige noch regelrecht gelähmt war, zog Yashiro sie jetzt doch bereits durch die Tür ins Innere der Villa und steuerte auch direkt den Gang mit den provisorisch eingerichteten Garderoben an… Nur wenige Minuten später kamen sie auch an Rens Garderobe an, vor der Yashiro dann endlich halt machte. Kyoko hatte sich nicht mehr direkt gewehrt, aber wirklich wohl war ihr bei dem Gedanken wo sie sich hier gerade befand trotzdem nicht… Eigentlich hätte sie am Liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre wieder weggelaufen, aber Yashiro legte ihr bereits seine Hände auf die Schultern und schob sie langsam näher in Richtung der Tür. „Bitte, Kyoko-chan. Dann hast du es immerhin hinter dir! Und Ren ebenfalls, also los!“, redete er immer noch grinsend auf das junge Mädchen ein, das jetzt deutlich unschlüssig vor der verschlossenen Tür stand. Sie hatte noch immer keine Ahnung, wie sie ihm das sagen sollte, und außerdem kam gerade noch etwas anderes hinzu… Nervosität… Nicht einmal so wirklich weil sie mit ihm über dieses Thema sprechen sollte, sondern schon allein, weil sie generell daran dachte ihn gleich wieder zu sehen und ihm gegenüber zu stehen… Ihr Herz fing mit einem Male wie wild an zu schlagen, so das Kyoko ihre linke Hand hob und auf ihre Brust legte, worunter sie das Pochen nur noch deutlicher wahrnahm. Gott, das konnte sie doch nicht… aber andererseits verspürte sie , wenn sie ehrlich zu sich selbst war, schon fast schmerzhaft den Wunsch ihn zu sehen, mit ihm zu sprechen, einfach seine Stimme hören zu können, dabei hatte sie all das die letzten Stunden so krampfhaft gemieden… Aber vielleicht empfand sie genau deswegen gerade so. Nur seit wann hatte sie überhaupt solche Empfindungen ihm gegenüber? Seit wann beschäftigte er sie auf diese Weise?? Sie wusste es nicht genau… aber es war schon viel, viel länger so, als sie sich eingestand. Und dieses Gefühl sollte wirklich die, von ihr eigentlich verhasste, Liebe sein?? Yashiro deutete ihr noch einmal mit einer Handgeste endlich anzuklopfen, worauf Kyoko einmal kräftig schluckte. Okay… Sie würde da jetzt reingehen!! Einfach reingehen und mit ihm reden, das konnte ja nicht so schwer sein! Trotz ihrem gerade erst aufgekeimten Kampfgeist, spürte das junge Mädchen allerdings wie sich langsam aber sicher sämtliche Muskeln in ihrem Körper anspannten und regelrecht verkrampften, als sie dazu ansetzte die rechte Hand zu heben und endlich anzuklopfen. Ihre Finger zitterten, selbst dann noch, als sie eine lockere Faust machte. Gott, so nervös wie jetzt in diesem Moment war sie noch nie gewesen! Nicht ein einziges Mal in ihrem gesamten Leben… Mit noch immer mulmigem Magengefühl, klopfte Kyoko schließlich zweimal hintereinander leicht gegen die Tür. Es dauerte einen Moment, aber dann ertönte von drinnen ein kurzes „Ja?“ von einer wohlbekannten Stimme. Die Sechszehnjährige wandte sich noch einmal zu Yashiro um, der ihr aufmunternd zuwinkte, ehe sie die Klinke der Tür hinunterdrückte und sie vorsichtig aufschob… Ihr Pulsschlag hatte sich noch weiter beschleunigt und sie hörte und spürte ihn in ihrem gesamten Körper. Er erschien ihr so laut, dass auch alle in ihrer Umgebung ihn hören mussten, und langsam aber sicher stieg eine starke Hitze in ihrem Körper auf… Das öffnen der Tür erschien ihr wie in Zeitlupe, aber sie konnte es auch nicht beschleunigen. Es ging einfach nicht schneller, ihr Körper wollte nicht… Als die Tür dann weit genug geöffnet war, trat das junge Mädchen mit etwas unsicheren Schritten in den Raum ein… Ren saß noch immer auf der Couch, auf der er es sich, nachdem Yashiro vorhin gegangen war, einigermaßen bequem gemacht hatte. Er wollte eigentlich ein bisschen Musik hören, aber nach nicht mal zwei Minuten hatte er den Discman bereits ausgeschaltet und auf dem niedrigen Tisch vor sich abgelegt. Selbst die Lieder seiner Lieblingsbands erschienen ihm im Moment unerträglich mit diesem lästigen Thema der Liebe in so gut wie allen Texten… Darauf hatte er sich nur noch zurück gelehnt, seinen Kopf auf dem Polster der Rückenlehne aufgestützt und die mit Rauputz verkleidete Decke angestarrt… Er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, aber es interessierte ihn auch nicht. Yashiro würde ihm schon bescheid sagen, wenn es mit der Arbeit weiterging. Das tat er immer. Aus diesem Grund war es eigentlich auch sein Manager mit dem er gerechnet hatte, als das Klopfen an der Tür ertönte. Er hatte sich auch gar nicht die Mühe gemacht sich aufzusetzen, sondern war weiterhin in seiner derzeitigen Haltung verharrt, nachdem er auf das Klopfen geantwortet hatte. Er hörte kurz darauf, wie die Tür geöffnet wurde und jemand in den Raum eintrat. Aber danach kam nichts weiter… Weder das Geräusch einer schließenden Tür, noch wurde er angesprochen, was den Schauspieler dann doch dazu veranlasste seinen Kopf zu heben und in Richtung des Besuchers zu schauen. Als er diesen dann plötzlich als Kyoko identifizieren konnte, richtete er sich beinahe ruckartig auf, aber hielt auf einmal doch wieder genauso schnell in der Bewegung inne… Was wollte er eigentlich gerade machen? Aufstehen und sie begrüßen? Aber wie… wie sollte er ihr gegenübertreten?? Während der Zwanzigjährige Kyoko mit unsicheren Augen ansah, schob diese dann doch die Tür hinter sich zu und ließ das Schloss einrasten. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht…“, murmelte das junge Mädchen nebenher ungewohnt leise und blickte aus den Augenwinkeln zaghaft zu dem Schauspieler hinüber. „Nein… nein, natürlich nicht…“, antwortete Ren deutlich stockend und folgte ihren Bewegungen mit seinen Augen. Warum war sie hier?? Nach dem wie es sich in den letzten Stunden entwickelt hatte, hatte er wirklich nicht damit gerechnet, dass sie hier zu ihm in die Garderobe kam. Er hatte eher noch befürchtet, dass sie nachher nur kurz ihre Taschen aus seinem Zimmer holte und dann wieder zu Itsumi zurück ging um die restlichen drei Nächte ihres Aufenthaltes hier bei ihr zu verbringen… und vor allem damit genügend Abstand zu ihm zu halten… Während Ren seinen Gedanken einen Moment nachhing, verschränkte Kyoko ihre Hände vor ihren Oberschenkeln ineinander und blieb mit leicht gesenktem Blick bei der Tür stehen. Der Schauspieler brauchte einen Moment um das überhaupt zu realisieren und ihr dann endlich mit der Höfflichkeit, die sich gehörte, einen Platz anzubieten. „Du kannst dich gerne setzten, wenn du möchtest.“ Die Worte klangen zittrig, das spürte auch Ren selbst. Zittrig und unsicher, ähnlich ihrer Stimme letzte Nacht… Der Zwanzigjährige wusste im Moment auch nicht wie er dagegen ankommen sollte. Überspielen klappte nicht, nein nicht ihr gegenüber… Sie konnte sowieso durch sein Schauspiel sehen, das wusste er ja, daher konnte er sich diesen Aufwand auch sparen und etwas Anständiges kam bei dem Versuch sicher eh nicht raus, wenn er das Chaos in sich selbst betrachtete. Er würde sich im Moment einfach nicht genug konzentrieren können… „Danke“, kam es noch als Antwort des jungen Mädchens, ehe sie mit langsamen Schritten auf die Couch zukam und auch auf dieser Platz nahm. Allerdings nicht ohne dafür zu sorgen, dass ein gewisser Sicherheitsabstand, ungefähr ein halber Meter, zwischen ihr und diesem besonderen Schauspieler bestand. Mehr war auf der kleinen Zweisitzercouch auch gar nicht möglich und Kyoko wusste zwar nicht wirklich, was das für einen Zweck hatte, aber sie fühlte sich so einfach wohler in ihrer Haut... Die Beiden saßen so einige Momente einfach schweigend nebeneinander. Keiner wusste etwas zu sagen, oder zu tun. Es herrschte einfach nur Stille… eine bedrückende Stille… doch gleichzeitig nahm sie mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde auch immer mehr das Gefühl von einer gewissen Vertrautheit an… Die Vertrautheit, die es inzwischen einfach mit sich brachte, wenn sie sich einander nahe waren. Ren saß noch immer aufrecht, aber hatte seinen Rücken gegen die gut gepolsterte Lehne gestützt. Sein Blick ging auf den Couchtisch und den Discman darauf hinab, doch schwenkte er über die Augenwinkel auch ab und an zu Kyoko hinüber… Das junge Mädchen saß nur auf dem vorderen Teil der Sitzfläche. Ihr Rücken war grade und ihre Hände lagen auf ihrem Schoß locker ineinander. Aber auch wenn das an sich recht entspannt wirkte, war auch eine deutliche Anspannung ihrer Muskeln sichtbar. Auch sie hatte den Blick nicht auf ihren Nachbarn gerichtet, sondern auf ihre Finger, während sie noch immer überlegte, was sie nun tun sollte… Yashiro hatte es ja gesagt, sie sollte ihm ihre Antwort geben… Nur wie?? Aus den Augenwinkeln ließ auch sie ihren Blick nun zu dem Schauspieler wandern. Sie fuhr seine Statur hinauf… Angefangen bei seinen langen Beinen… über seinen Oberkörper mit dem deutlich faltigen und oben aufgeknöpftem Hemd, das einen ziemlich gut trainierten Oberkörper unter sich zu verstecken wusste, und auf dem die Krawatte, die er entsprechend seiner Rolle als Lehrer für das Fotoshooting trug, nur noch locker um seinen Hals hing. Seine Haltung wirkte ebenfalls ziemlich angespannt, ähnlich wie die ihre… Vorsichtig ließ Kyoko ihren Blick weiter wandern, über den Rand des Hemdes hinaus, seine freien Schlüsselbeine entlang, anschließend seinen Hals hinauf und schließlich über sein schmales Kinn und seine Lippen bis hin zu seinen Augen. Er hatte sie direkt nach vorne gerichtet, jedenfalls nicht ein bisschen in ihre Richtung, aber was sollte sie auch anderes erwarten? Sie war ja hier diejenige, die dieses Thema endlich klären musste… Als Kyoko noch ein Stückchen weiterwanderte, fiel ihr erst auf, wie unordentlich die Haare des jungen Schauspielers im Moment waren. Sein Scheitel, der eigentlich auf der, von ihm aus, linken Seite lag, war verschwunden und seine Haare stattdessen darüber geschlagen. Sein Pony hing ihm weit ins Gesicht und war nicht wie üblich deutlich unterteilt, damit zumindest eine Seite seines Gesichtes völlig frei lag, sondern fiel fast durchgängig über seine Stirn und Augen. Obwohl es ein relativ ungewohnter Anblick war, musste sie zugeben, dass er irgendwie ziemlich gut aussah mit diesen verwuschelten Haaren… Ähnlich wie heute Morgen, nachdem sie aufgewacht waren… Bei dem gedanklichen Rückblick zu der Tatsache, dass sie mit ihm, dem beliebtesten Schauspieler Japans, in ein und demselben Bett übernachtet hatte, spürte Kyoko wieder eine deutliche Verlegenheit in sich aufkommen. Besonders wenn sie noch daran dachte, wie sie dort geschlafen hatte… Die gesamte Nacht über hatte er sie in seinem Arm gehalten und sie ihren Kopf auf seiner Brust liegen, wo sie seinem Herzschlag unbeschwert lauschen konnte… In diesem Moment hätte sich beinahe ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen schleichen können, als sie das Gefühl von dieser Situation wieder übermannte. So langsam war sie sich auch selbst sicher, es war wirklich wie Itsumi gesagt hatte… Sie war in Ren Tsuruga verliebt… und sie empfand dieses Gefühl, wenn sie ehrlich war, wirklich als angenehm. So angenehm, dass es sogar ihre Zweifel an der Liebe und ihrem Sinn schwinden ließ. Vielleicht war das Ganze ja gar nicht so schlimm und verkehrt wie sie seit dieser Sache mit Sho dachte, wenn man die richtige Person vor sich hatte. Und diese Person hatte sie doch wie es aussah auch gefunden. Jedenfalls war es dieses Mal jemand, der auch sie auf diese Weise mochte und nichts einseitiges, das dürfte doch eigentlich eine gute Voraussetzung sein! Hm… Voraussetzung… da war nur noch die gedankliche Frage für was genau. Wenn Kyoko auch nur daran dachte womöglich bald von dem beliebtesten Schauspieler Japans als seine Freundin bezeichnet zu werden, jagte ihr ein kühler Schauer den Rücken runter. Diese Vorstellung wirkte vollkommen absurd… dabei war sie es gar nicht, zumindest jetzt nicht mehr. Und dazu kam noch, dass sie sich irgendwie nicht vorstellen konnte, wie eine Beziehung aussehen würde… Waaah solche Gedanken machten einen ja wirklich irre! Sie hatte jedenfalls keine Ahnung, was sie genau erwartete, nachdem sie endlich ihre Antwort losgeworden war, aber sie würde es wohl trotzdem einfach auf sich zukommen lassen. Eine andere Wahl hatte sie ja auch gar nicht… Der Schauspieler wurde unterdessen innerlich immer unruhiger. Er hatte die Uhr, die an der Wand ihnen gegenüber hing, nun wieder im Blick und konnte sehen wie die Sekunden nach und nach verstrichen. Immer und immer weiter bewegte sich der Zeiger, aber kein Wort fiel zwischen ihnen… Es machte ihn nervös… Sie war sicher nicht ohne Grund hier, irgendeinen Anlass musste es doch geben! Warum hatte sie sich sonst wohl wieder in seine Nähe gewagt, nachdem sie diese die ganzen letzten Stunden so deutlich gemieden hatte… Er konnte ahnen, dass dieser Anlass vielleicht die Antwort sein konnte, die sie ihm noch schuldete und das ließ seine Gefühle nur noch chaotischer in seinem Kopf und Herzen umherrschwirren. Er wusste nicht, was er tun sollte… Ob er sie ansprechen sollte um endlich herauszufinden, was sie von ihm wollte. Aber die möglichen Antworten machten ihm Angst… sogar gewaltige Angst… Er wollte sie nicht hören, nicht aus ihrem Mund mit ihrer Stimme… Aber gleichzeitig war ihm auch klar, dass er sie früher oder später anhören musste… Es war besser sich dem Ganzen jetzt zu stellen, als noch weiterhin einfach nur hier sitzen und abwarten zu müssen, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, was sie jetzt hier zu ihm geführt hatte… „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, erkundigte er sich daher letztendlich, allerdings ohne Kyoko dabei anzuschauen. Das konnte er im Moment einfach nicht… „Eh… ja… Ich würde Sie gerne um einen Gefallen bitten, Tsuruga-san…“, antwortete das junge Mädchen, wenn auch ziemlich zögerlich. Obwohl sie sich doch bereits etwas überlegt hatte und so gut wie sicher war, dass auch so umsetzten zu können, war die Unsicherheit ihrer Stimme noch deutlich zu entnehmen, als sie diese Worte aussprach. Ren sah sie darauf einen kurzen Moment etwas irritiert an. Einen Gefallen? Das war ihr Anliegen?? Er spürte, wie sich eine deutliche Enttäuschung in seiner Brust breit machte, Enttäuschung verbunden mit weiteren Zweifeln, die sich immer tiefer in seine Gedanken fraßen… Er sah inzwischen kaum noch Chancen auf eine positive Antwort, nein er fürchtete eher, dass sie umso härter für ihn ausfiel umso länger sie darüber nachdenken musste… „Natürlich. Worum geht es?“, antwortete er trotz seiner eigentlichen Gedanken ruhig und nüchtern, darauf bemüht wirklich nichts von seinem inneren Chaos in seinen Worten mitklingen zu lassen. So ganz gelingen tat ihm das nicht, das war ihm auch klar, aber er hoffte einfach, dass Kyoko nicht darauf einging, sondern einfach ihre Bitte äußerte und dann wieder ging… „Würden Sie für einen Moment Ihre Augen schließen?“, kam es nach erneutem kurzem Zögern dann von dem jungen Mädchen. Sie traute sich noch immer nicht Ren direkt anzusehen, nein eigentlich traute sie es sich jetzt gerade noch weniger als zuvor… sondern blickte stattdessen weiterhin auf ihre Hände, die inzwischen verkrampft auf ihrem Schoß lagen. Gott, sie glaubte nicht, was sie hier tat bzw. tun wollte… Sie glaubte es wirklich nicht… Aber sie wusste nichts anderes… Sie hatte es eben versucht, hatte überlegt wie sie es ihm sagen konnte, aber es ging nicht… Selbst wenn sie einigermaßen passende Worte gefunden hatte, ihre Stimme spielte nicht dabei mit sie auch auszusprechen… Also musste etwas anderes her und da war ihr nur dieses eine eingefallen… Als Reaktion auf Kyokos Bitte hatte Ren es dann doch nicht mehr ausgehalten. Er wandte sich dem jungen Mädchen zu und sah sie mit deutlich gekräuselter Stirn an. Er sollte die Augen schließen?? Was sollte das bitte? Was spielte sie hier mit ihm?! Aber auch wenn er eigentlich nicht viel davon hielt, er schluckte diesen Kloß an Gedanken, der ihm schon beinahe zur Aussprache bereit auf der Zunge lag, einfach runter und bemühte sich, sich innerlich wieder zu beruhigen. Es brachte ihm nichts, wenn er sich jetzt aufregte. Höchstens noch, dass er Kyoko mit seiner Art dann noch völlig vergraulte, und das wollte er nicht… nein, auf keinen Fall. „Na gut… wenn du willst“, erwiderte er nur noch, ehe er auch schon seine Augen schloss und so einfach still auf der Couch sitzen blieb. Kyoko vergewisserte sich erst noch einmal kurz über einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln, ob er auch wirklich tat, was sie verlangte, ehe sie sich dann zur Seite drehte und sich ihm damit doch endlich direkt zuwandte. Die Sechzehnjährige blickte den braunhaarigen Schauspieler vor sich einige Sekunden stumm an. Sie musterte einfach den Ausdruck in seinem Gesicht, der jetzt wieder irgendwie friedlich und ruhig wirkte; Seine geschlossenen Augen mit diesen langen dunklen Wimpern… Sowie auch die noch immer vorhandenen, leichten Falten auf seiner Stirn, die ihr noch einmal verdeutlichten, dass er sich wohl keinerlei Reim auf ihr Verhalten bilden konnte… Aber das musste er auch gar nicht… Er würde es schon noch verstehen… hoffte sie zumindest… Das junge Mädchen spürte, wie eine ungeheure Hitze ihr Gesicht ergriff, und sie wusste, dass sie im Moment vermutlich richtig dunkelrot anlief, aber das war jetzt egal. Er sah es schließlich nicht… Nein, er hatte die Augen vollkommen geschlossen und saß ruhig vor ihr, es gab also nichts weshalb sie sich Gedanken machen bräuchte… Bisher lief es doch gut! Langsam und vorsichtig rückte sie auf der Couch ein kleines Stück näher an den Schauspieler heran. Ihr Puls, der sich in den letzten Sekunden eigentlich wieder etwas beruhigt zu haben schien, stieg wieder in unnatürlichem Tempo an und langsam aber sicher verteilte sich die Hitze ihrer Wangen auch über den Rest ihres Körpers. Sie hätte niemals erwartet mal in so einer Situation hier zu sein… Ihn mit diesen Absichten in ihrem Kopf anzusehen und sich ihm zu nähern… Irgendwie war es schon verrückt… Aber so im Sitzen wie jetzt war immerhin der Größenunterschied zwischen ihnen beiden nicht allzu extrem… Ja, das war deutlich etwas Positives. Nur so konnte sie ihr Vorhaben überhaupt weitgehend problemlos umsetzen, aber sie zögerte trotzdem noch… Sie traute sich nicht… Kyoko hatte sich inzwischen nach vorne gebeugt, näher zu dem Schauspieler, aber in dieser Position verharrte sie. So etwas hatte sie doch noch niemals gemacht… Sie wusste also noch nicht einmal, ob sie alles richtig machen würde… Aber eigentlich, was konnte man dabei schon falsch machen?! Das Prinzip war ja wohl jedem klar! Das junge Mädchen schluckte noch einmal und versuchte jetzt endlich diese innerlichen Verkrampfungen loszuwerden. Wenn ihr das nicht gelang, klappt das hier niemals, aber Ren Tsuruga würde sicher nicht ewig so hier sitzen. Früher oder Später war seine Geduld am Ende, wobei Kyoko wirklich auf später hoffte… Sonst würde das Ganze zu einer noch unangenehmeren Situation werden, als es das sowieso schon war. Aber das musste nun wirklich nicht sein, besonders weil sie auch nicht nachher einen Streit oder so was riskieren wollte, weil er sich zum Narren gehalten fühlte. Aber um das zu verhindern musste sie jetzt endlich zu Pötte kommen! Kyoko stützte sich mit einer Hand vorsichtig an der Lehne der Couch ab, nicht weit von Rens Schulter entfernt, und zog nebenher ein Bein auf die Couch hinauf um sich darauf zu setzten. Dieser Mann war doch noch ein kleines Stück zu groß, selbst jetzt hier im Sitzen… Wieso musste sie sich aber auch ausgerecht so einen Riesen aussuchen?? Beinahe wäre ihr wirklich ein leiser Seufzer über die Lippen gekommen, aber sie verkniff ihn sich im letzten Moment und bemühte sich stattdessen wieder ihre Konzentration wieder zu finden. Nebenher beobachtete sie Ren natürlich dauerhaft um sicher zu gehen, dass er sich auch ja daran hielt was er ihr zugesagt hatte, aber auch um festzustellen, ob er irgendwie auf eine ihrer Bewegungen reagierte. Er hatte sicher gemerkt, dass sie ihre Sitzposition verändert hatte, schon allein über die Bewegung des Sitzpolsters, vielleicht wusste er sogar, dass sie näher zu ihm gerückt war, aber sicher war sie sich da nicht. Sie konnte auf dem Gebiet lediglich Vermutungen aufstellen… Dabei hätte sie jetzt wirklich gerne seine Gedanken gelesen… Die Sechzehnjährige spürte wieder zunehmen das Glühen ihrer Wangen, aber versuchte es einfach zu ignorieren. Natürlich war sie nervös, das war ihr auch ohne diese Reaktion ihrer Haut bewusst, aber das durfte sie jetzt nicht länger aufhalten. Nein, jetzt setzte sie endlich um, was sie sich vorgenommen hatte! Mit immer zittrigeren Fingern hielt Kyoko sich weiterhin in dem Bezug der Lehne fest, während sie ihre Augen nun völlig auf Rens Gesicht fixiert hatte, und beugte sich nun noch weiter zu ihm hinüber. Der Abstand zwischen ihnen schwand von Sekunde zu Sekunde, bis er nur noch wenige Zentimeter betrug. Das Klopfen ihres Herzens war längst wieder auf einer schon sicher bald ungesunden Geschwindigkeit, während sie sich langsam aber sicher immer mehr bewusst machte, wie nahe sie ihm nun war. Sie konnte jede noch so kleine Schattierung in seinem Gesicht erkennen und auch bereits einen deutlichen Schatten, den sie inzwischen auf ihn warf. Seine Haut wirkte richtig weich, selbst so aus der Nähe betrachtet, und langsam aber sicher wanderten ihre Augen nun langsam von den seinen hinab zu seinen Lippen. Sie waren schmal, wie es typisch bei Männern war, und auch nicht so deutlich gefärbt, aber das war es eigentlich nicht, woran sie überwiegend dachte. Eher fragte sie sich, wie sie sich anfühlen würden… Wie es sich generell anfühlen würde jemanden zu… zu… Gott, das konnte sie nicht sagen! Nicht mal gedanklich… dabei war das vermutlich völlig albern, aber es brachte sie einfach in Verlegenheit… noch mehr, als sie es eh schon war. Mit einem immer chaotischer werdenden Gefühl im Bauch, entschloss sich Kyoko nun dazu auch die letzten Zentimeter zwischen ihnen endlich zu überwinden. Und das nicht so langsam und zögerlich wie zuvor, nein, das sollte schneller gehen. Sie konnte jetzt schon leicht den Atem des braunhaarigen Schauspielers auf ihrem Gesicht fühlen und sie wollte nicht, dass er das nachher ebenfalls tat und deswegen zu früh seine Augen wieder öffnete. Noch einmal schluckte Kyoko nervös, ehe sie sich noch weiter über ihren Senpai beugte und dabei auch ihrerseits langsam die Augen immer weiter schloss… Ren hatte sich die gesamte Zeit über nicht gerührt. Anfangs hatte er nicht mal mehr Interesse dafür gehabt, wie seine restlichen Sinne seine Umgebung wahrnahmen, aber das änderte sich kurzzeitig, als er spürte wie sich das Sitzpolster neben ihm bewegte. Die Bewegung war nicht besonders stark durch Kyokos Fliegengewicht, aber er konnte es trotzdem wahrnehmen und fragte sich natürlich, was die junge Schauspielerin gemacht hatte. Vielleicht war sie aufgestanden?? Wenn ja, dann sicher um schleunigst wieder hier zu verschwinden… und ehe sich der Zwanzigjährige versah hatte er sich wieder in einem Wirrsal seiner eigenen Gedanken verstrickt. Er registrierte daher nichts weiter, vielleicht wollte er es auch gar nicht. Das Einzige, was ihm wirklich endlos vorkam, war die Zeit… Er saß hier und saß hier und nichts geschah. Er hatte ja nicht mal eine Ahnung weshalb Kyoko das von ihm verlangte! Im Nachhinein ärgerte er sich jetzt doch darüber, dass er dieser Bitte so bereitwillig gefolgt war, ohne nachzufragen was das sollte… Er war schon wirklich naiv in mancher Hinsicht… Er spürte schon langsam ein leichtes Ärgergefühl in seinem Bauch aufsteigen, als er plötzlich etwas wahrnahm, was ihn überraschte. Es war ein leichter Luftzug… aber kein kalter und außerdem spürte er es nur an seinem Kinn… Durch seine aufkommende Verwirrung vertieften sich die leichten Falten auf der Stirn des Schauspielers für einen Moment, aber er kam nicht dazu weiter über diese Ungereimtheit nachzudenken, denn was er als nächstes wahrnahm, zog ihm vollständig wirklich sämtlichen Boden unter den Füßen weg… Er spürte etwas… etwas das seine Lippen berührte… Es war warm und angenehm weich, die Berührung an sich ungeheuer sanft aber in ihr lag auch noch etwas Zögerliches… Ren konnte nicht mehr anders. Er riss seine Augen auf und das was er sah bestätigte ihm etwas, was er sich nicht einmal ansatzweise im Traum vorgestellt hatte… Er sah sie… Kyoko… besser gesagt ihre geschlossenen Augen so dicht vor sich und mit einem Male hatte er die Gewissheit dafür, was sich hinter dieser Berührung verbarg… Ein Kuss… Der Schauspieler brachte es nicht mehr fertig seine Augen von Kyoko zu lassen oder sie auch nur wieder zu schließen, er starrte die Schwarzhaarige einfach an, während er noch immer regungslos da saß, regelrecht versteinert, und einfach nicht reagieren konnte geschweige den wusste was er hätte tun sollen… So wartete er einfach… Warten darauf, was nach den wenigen Sekunden, die sich für ihn aber wie eine Ewigkeit hinzogen, als nächstes geschah. Es dauerte seiner Auffassung nach wirklich eine halbe Ewigkeit, bis sich die Verkrampfung in seinem Körper langsam löste. Unwillkürlich sackte er dabei ein kleines bisschen in sich zusammen. Aber langsam realisierte er die Situation endlich, begriff was hier mit ihm geschah, und er wagte es nun sogar doch wieder seine Augen zu schließen. Obwohl in ihm eine ungeheure Angst davor schwellte, dass sich das alles hier nur als ein Traum entpuppen würde, wenn er sie wieder öffnete… Aber er betete einfach dafür, dass das nicht der Fall war, das er sich noch immer in der Realität befand und nicht bereits halb durchgedreht war durch dieses Chaos in seinem Kopf. Vorsichtig, und um vor allem sicher zu gehen, dass er sich wirklich nichts hiervon einbildete, begann der Schauspieler nun langsam und zaghaft den Kuss seiner Kohai zu erwidern. Er streckte seine Lippen leicht den Ihren entgegen und intensivierte diese Berührung damit ein kleines bisschen. Innerlich wirklich erleichtert stellte er dabei fest, dass sie nicht einmal ansatzweise zurückwich oder gar vollständig verschwand. Nein, sie war ernsthaft noch hier! …Und er war der Mann, den sie in diesem Moment küsste… Aber dann kam doch der Moment, wo sie sich langsam wieder von ihm trennte. Als das der Fall war, öffnete Ren seine Augen wieder und erblickte das noch immer weit über ihn gebeugte Mädchen auch sofort. Er konnte es nicht glauben… hatte sie das gerade wirklich getan? Von sich aus?? Und wenn ja, warum??? Der Zwanzigjährige hob eine Hand und berührte mit, wie er gerade feststellte, ziemlich zittrigen Fingern vorsichtig seine Lippen, während er noch immer den Augenkontakt zu der Schwarzhaarigen hielt, die inzwischen wieder auf etwas mehr Abstand gegangen war und ihn deutlich verlegen und mit roten Wangen von unten her ansah. Ihre Hände hatte Kyoko in ihrem Schoß verschränkt und die Finger dabei ziemlich fest ineinander gehackt. Gott, sie konnte immer noch nicht glauben, was sie da gerade gemacht hatte… Sie hatte es ernsthaft durchgezogen und ihm einen Kuss gegeben… Wenn sie sich nicht völlig irrte, dann hatte ihr Senpai diesen eben sogar noch leicht erwidert, aber selbst wenn und obwohl sie doch wusste, dass er in sie verliebt war, war ihr das Ganze irgendwie ziemlich unangenehm… irgendwie peinlich… Besonders durch seinen noch immer deutlich irritierten Augenausdruck. Mit so etwas hatte er wohl echt nicht gerechnet… Und mit diesem Gedanken lag Kyoko auch vollkommen richtig. Ren brauchte noch einen weiteren kurzen Moment, ehe er sich wieder weitgehend gesammelt hatte und sogar wieder in der Lage war zu sprechen. Das hoffte er zumindest, denn ihm lag da eine ganz bestimmte Frage auf der Zunge… „Was… also warum…?“, war aber letztendlich das Einzige, was der Zwanzigjährige stockend über die Lippen brachte. Dabei hatte er seine Frage vorher gedanklich vollständig ausformuliert, aber sein Körper hörte anscheinend immer noch nicht vollends auf ihn… Kyoko war auf seine Worte noch ein kleines Stückchen kleiner geworden und hielt nur noch schwer den Augenkontakt zu ihm. Er wollte wissen, warum sie das gemacht hatte? War es also doch nicht deutlich genug…? Das junge Mädchen hielt sich noch eine Spur stärker in ihrem Rock fest, ehe sie leise und schüchtern begann zu antworten: „Die Antwort… Sie… Sie wollten doch eine und ich… ich wusste nicht wie ich das sagen sollte, da… also…“ Irgendwie kam auch sie nun ins Stocken, was ihre Verlegenheit nur noch weiter steigerte. Das helle Rot ihrer Wangen war inzwischen zu einem dunklen geworden und ihr Puls wieder auf einer Frequenz, die weit über der natürlichen lag. Mit einem Male kam Kyoko der Gedanke in den Kopf, dass Tsuruga-san das vielleicht gar nicht gewollt hatte. Das sie mit Worten hätte antworten sollen und nicht mit so etwas, dabei war es doch Yashiro, der sie erst auf diese Idee gebracht hatte… Aber war er jetzt vielleicht nachher sogar böse auf sie?? Irgendwie kam in ihr plötzlich das dringende Bedürfnis auf sich zu entschuldigen… Die junge Schauspielerin zögerte auch nicht lang, sondern senkte ihren Kopf deutlich, ehe sie wieder anfing zu sprechen: „Es tut mir wirklich leid, Tsuruga-san! Ich wollte Sie nicht überrumpeln und auch nicht verärgern! Es war nur so, ich wusste nicht, wie ich Ihnen antworten sollte und da habe ich mit Yashiro-san gesprochen und er meinte ich bräuchte gar nichts sagen, deswegen dachte ich…“ Weiter kam Kyoko nicht mehr, denn ehe sie sich versah, hatte der groß gewachsene Schauspieler seine Arme um sie gelegt und sie zu sich gezogen. Das junge Mädchen spürte, wie er sie wirklich fest, aber dennoch liebevoll, gegen seine Brust drückte, während er sein Gesicht in ihrem kurzen Haar vergrub. Nun war sie es, die im ersten Moment völlig überrumpelt war, aber das änderte sich schnell, als sie wieder seinem Herzschlag wahrnahm. Er ging mindestens genauso schnell wie ihrer und irgendwie verursachte das ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Schon beinahe als wäre es etwas völlig normales für sie, hob das Mädchen ihre Hände und hielt sich damit vorsichtig in seinem Hemd fest. Sie drückte sich sogar noch ein kleines bisschen fester in die Arme des Schauspielers und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sie liebte dieses Gefühl von Geborgenheit, das er ihr vermittelte, und auch die Wärme, die von ihm ausging... In solchen Momenten fühlte sie sich einfach nur ungeheuer wohl… „Das Letzte was du jetzt tun musst, ist dich zu entschuldigen… Ich bin glücklich über diese Antwort, Kyoko-chan“, hauchte Ren seinem Mädchen noch ins Ohr, als sie sich regelrecht in seine Umarmung kuschelte. Das hätte er wirklich nicht zu träumen gewagt… Nein, nach letzter Nacht hatte er überwiegend schwarzgesehen, was sie Beide betraf, aber jetzt… Jetzt saß er hier mit ihr, hielt sie einfach in seinen Armen, hatte die Erinnerung daran, dass sie ihm ernsthaft von sich aus einen Kuss gegeben hatte und außerdem die Gewissheit, das seine Gefühle doch nicht einseitig waren… Dieser Gedanke ließ eine wollige Wärme in seinem Körper aufsteigen. Auf einen Schlag waren wirklich alle bedrückenden Gedanken, die ihn die ganzen letzten Stunden beschäftigt hatten, restlos aus seinem Kopf verschwunden gewesen und stattdessen hatte sich eine Erleichterung ausgebreitet, die nicht mehr in Worte zu fassen war. Dieses unglaubliche Glücksgefühl, wie er es jetzt gerade erlebte, hatte er noch nie zuvor empfunden. Es war etwas vollkommen Neues und zugleich auch das Schönste was er jemals erlebt hatte… Er wollte Kyoko ehrlich gesagt am Liebsten gar nicht mehr loslassen… Nein, er wollte sie noch weiter festhalten, zumindest noch für zwei oder drei Minuten… Er konnte sie jetzt noch nicht wieder hergeben, nein auf keinen Fall. Kapitel 25: Zusammen sein ------------------------- Vorwort: Okay... hier nach endlos langem Warten endlich das nächste Kapitel... Tut mir wirklich leid, aber nach der Löschaktion von Mexx war ich deprimiert ohne Ende, dann hatte ich meine Abiturprüfungen (habs Abi aber immerhin bestanden), war im Urlaub, hab mir anschließend beim Blutspenden neben einer "Vene" noch nen paar Nerven zerstechen lassen, was dazu geführt hat, das ich nicht nur 8 Stunden einen Druckverband tragen durfte, sondern darauf meinen linken Arm zwar einigermaßen bewegen, aber in ihm irgendwie nichts mehr fühlen konnte. Er war noch wochenlang großteils taub und das ist kein angenehmes Gefühl, das kann ich euch versichern... Nebenher noch Stress wegen meiner FSJ Stelle, die jetzt aber immerhin auch wieder sicher ist. Die Connichi ist ebenfalls durch und damit hab ich glaube ich alle größeren Sachen aus der letzten Zeit aufgezählt... Jedenfalls wirklich nochmal ein ernsthaftes Entschuldigung und das nächste Kapitel wird definitiv NICHT so lange auf sich warten lassen... *verbeug* Und jetzt hoffentlich viel Spaß beim Lesen. War nicht so einfach da nach der Zeit wieder reinzufinden... Yashiro war während der gesamten Zeit keinen Schritt von der Tür gewichen. Seine Neugier hielt ihn regelrecht an diesem Ort fest… und er fragte sich wirklich was sich hinter dieser verschlossenen Tür gerade abspielte, was Kyoko tat und wie sein Schützling darauf reagierte… Schon nach wenigen Minuten hatte er es nicht mehr ausgehalten, sich kurz im Gang umgesehen und, nachdem er nun wusste, dass er hier auch wirklich alleine war, letztendlich sein Ohr an die Tür gelegt in der Hoffnung so etwas mitzubekommen. Das klappte zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin ein paar Wortfetzen konnte er vernehmen. Doch das war ihm trotzdem noch nicht genug… Er wusste, dass er ein Talent dafür hatte die beiden in den ungünstigsten Situationen zu stören, aber dennoch konnte er es sich jetzt einfach nicht verkneifen… Eine Sache, die er verstanden hatte, war Kyokos Frage danach ob Ren seine Augen für einen Moment schließen könnte. Er glaubte es zwar selbst kaum, aber hatte sich das junge Mädchen etwa seinen Rat bezüglich der Geste statt Worten ernsthaft zu Herzen genommen??? Er hoffte es auf jeden Fall, aber es machte ihn auch noch neugieriger und ungeduldiger… Letztendlich griff er nach der Türklinke und drückte sie ganz vorsichtig und langsam nach unten. Es dauerte zwar eine Ecke länger, als das normale Öffnen einer Tür, aber letztendlich hatte er es tatsächlich geschafft dieses „Hindernis“ einen Spalt weit zu öffnen und das ohne auch nur das kleinste Geräusch zu verursachen! Weiter wollte er das jetzt allerdings nicht mehr riskieren. Nachher quietschte die Tür noch, wenn er sie weiter aufschob, daher musste er nun seinen Kopf durch diesen kleinen, bereits offenen Spalt zwängen. Zumindest halb, damit die Couch in sein Blickfeld kam… Der junge Manager setzte dieses Vorhaben auch sofort in die Tat um und die Szene, die sich ihm in diesem Moment bot, ließ ihn einfach nur noch Grinsen… Er musste sich wirklich zusammenreißen um nicht nebenher noch laut loszujubeln, aber das gelang sogar in Anbetracht der Situation… Da saßen sie… seine beiden Turteltauben… gemeinsam auf der Couch, dicht beieinander und… Er konnte es kaum in Gedanken wiederholen. Dieses Bild war einfach nur wundervoll und gleichzeitig ein Anblick, den er kaum zu hoffen gewagt hatte… Also Kyoko hatte wohl, obwohl man es ihr nicht ansah, mehr Mut in solchen Dingen als Ren… Aber auch wenn ihm das was er sah wirklich sehr zusagte und er ihnen problemlos noch ewig so zusehen könnte, der Zeitfaktor spielte da leider nicht mit… Und sein Glück, dank dem er sie noch nicht unterbrochen hatte, wollte der junge Manager auch nicht weiter auf die Probe stellen… Vorsichtig zog Yashiro seinen Kopf zurück und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Die Hälfte der Pause war inzwischen um und keiner der Beiden in diesem Raum hatte bisher auch nur annähernd etwas zu Mittag gegessen… Das konnte er als Betreuer ja wohl schlecht zulassen, daher zog er die Tür vorsichtig wieder zu und verschwand erstmal um die von Kyoko vorbereiteten Bentos zu holen. Es dauerte nur wenige Minuten bis Yashiro wieder zurück war. Etwas unschlüssig blieb er vor der Tür stehen und überlegte einen Moment, ob er jetzt einfach anklopfen und reingehen sollte, oder ob es vielleicht doch besser und sicherer war die Lage vorher noch mal zu klären, indem er seine kleine Spionageaktion von vorhin wiederholte… Der Manager horchte noch einmal probehalber an der Tür, aber er konnte von drinnen nicht das leiseste Geräusch vernehmen… Waren sie überhaupt noch da?? Jetzt doch wieder von seiner Neugier gepackt, drückte der Fünfundzwanzigjährige vorsichtig die Türklinge nach unten. Er öffnete die hölzerne Tür einen Spalt und spähte hinein. Wie er dabei feststellte waren seine beiden Schützlinge doch noch da… Sie saßen sich in den Armen liegend einfach auf der Couch und schienen von seinem Auftauchen nicht das Geringste mitbekommen zu haben. Der Manager kam nicht drum herum erneut zu grinsen, bei diesem Anblick. Doch so leid es ihm tat, langsam war es genug der trauten Zweisamkeit! Hiermit konnten sie weitermachen, wenn sie im Hotel zurück und alleine waren… Yashiro klopfte zweimal kurz gegen den Türrahmen und räusperte sich nebenher noch leicht, um endlich mal auf sich aufmerksam zu machen. Wie von der Tarantel gestochen ließen sich die beiden Schauspieler auf der Couch ruckartig los und rücken auch gleich ein deutliches Stück voneinander weg. Der Manager konnte wirklich nur Grinsen, als er diese Szene beobachtete und dazu noch die überraschten Gesichter der beiden Personen vor sich, inklusive der deutlichen Rötung auf ihren Wangen sah. Wobei da wirklich die Betonung auf dem Plural „ihren“ lag, denn dieses Mal war auch der Starschauspieler in sichtbare Verlegenheit gebracht. Rens Gedanken waren wirklich mehr als unsanft durch das Auftauchen seines Betreuers wieder in die Gegenwart geholt worden, wobei sie allerdings noch nicht so wirklich da bleiben wollten… Aber was das anging riss er sich zusammen und die Tatsache, dass er eben schon sonst wen an der Tür befürchtet hatte, half ihm dabei einigermaßen. Allerdings war es auch genau das, was ihn gerade in eine Verlegenheit brachte, die er von sich gar nicht kannte. Er spürte deutlich die Hitze in seinen Wangen und er befürchtete auch, dass es noch einen sichtbaren Hinweis auf den Schreck, den er eben bekommen hatte, gab… Aber daran konnte er im Moment leider nichts ändern… Ren ließ seinen Blick kurz zu Kyoko schweifen, die jetzt wieder einen guten halben Meter Abstand zu ihm hatte. Ein inneres Verlangen zerrte richtig an ihm und forderte diesen Abstand wieder weg zu machen, besonders wenn er sich an dieses angenehme Gefühl erinnerte, dass ihn während ihrer Umarmung ausgefüllt hatte. Es hatte sich wirklich durch jede einzelne Faser seines Körpers bis in seine Fingerspitzen vorgearbeitet, während Kyoko sich zunehmend entspannte und in seine Arme gekuschelt hatte. Er hatte daher auch noch völlig sein Zeitgefühl verloren… Aber jetzt mit Yashiro hier im Zimmer, zwang sich der Schauspieler seinen Blick wieder von der Sechzehnjährigen loszureißen und sei es nur um seinem Betreuer nicht nachher noch Anlass für irgendwelche Bemerkungen zu liefern… Der blondhaarige Manager schob unterdessen die Brille auf seiner Nase kurz zu Recht, ehe er noch immer grinsend die Tür hinter sich schloss und dann mit der Tasche, in der die Bentos waren, auf das Schauspielerpaar zuging. Was das Thema der Bemerkungen anging, kamen Rens Bemühungen allerdings zu spät, denn er hatte längst etwas auf den Lippen, dass er noch loswerden wollte… “Ich störe euch wirklich nur ungern, aber die Pause ist bald vorbei und ich dachte ihr solltet vorher zumindest noch ein bisschen was essen. Von Liebe alleine wird man ja bekanntlich nicht satt!“, bemerkte Yashiro daher, während er die Tasche nun auf dem Tisch abstellte, und den nun noch deutlicher verlegenen Schauspielern verschmitzt entgegen grinste. Es war bereits später Nachmittag, als der Fotograf endlich mit allen Aufnahmen, die er haben wollte, fertig und auch halbwegs zufrieden war. Eigentlich war das Ganze ja nur für Werbezwecke geplant gewesen, aber durch das Aufsehen, dass Dark Moon bereits jetzt vor der Ausstrahlung der ersten Folgen erregte, war es nach Ansicht des leitenden Fotographen nahe liegend noch eine Art Special in Form der Shootingfotos pünktlich zur Ausstrahlung der ersten Folge raus zubringen. Wie er vorhin nach der Mittagspause dann allen Mitwirkenden mitteilte, war LMEs Präsident Rory Takarada auch keines Wegs abgeneigt gegenüber dieser Idee, sondern im Gegenteil eher schier begeistert von ihr. Die Arbeit wurde also noch mal eine Spur ernster genommen, aber es verlief praktisch alles reibungslos. Ren und Kyoko waren nach dem gemeinsamen Essen mit Yashiro wieder ans Set zurückgekehrt, gingen allerdings vorerst auf freundschaftliche Distanz. Yashiro hatte es ihnen geraten, aber auch ohne das hätten die beiden jungen Schauspieler sich gehütet auf diese spezielle Weise Aufsehen unter den Crewmitgliedern zu erregen… Alle Aufnahmen mit dem Pärchen verliefen reibungslos und nur in ihren Pausen, wenn sie gerade nicht beobachtet wurden, warfen sie sich kurze liebevolle Blicke und Lächeln zu. Es war ein eigenartiges Gefühl sich so gegenüber zu treten, sowohl für die Sechzehnjährige als auch für den Starschauspieler. Genau das gleiche Gefühl empfanden beide auch, als sie sich, nachdem sie sich umgezogen hatten, vor den Garderoben mit Yashiro wieder trafen. Einen Moment standen Ren und Kyoko sich einfach stumm gegenüber und sahen sich an, ehe der junge Manager sie darauf aufmerksam machte, dass sie langsam zum Bus sollten und sich die Dreiergruppe darauf auch endlich in Bewegung setzte. Ren wusste nicht direkt woher das Gefühl plötzlich kam, aber irgendwie war er auf einmal etwas… na ja unsicher oder nervös…. in seinem Verhalten, bei der Frage wie er mit Kyoko umgehen sollte und konnte… Dabei war sie nun wirklich nicht die erste Freundin, die er in seinen zwanzig Lebensjahren nun hatte. Dennoch war es dieses Mal etwas vollkommen anderes, als all diese anderen Male… Denn dieses Mal waren auch seinerseits echte Gefühle im Spiel… sowie der ungeheure Wunsch danach dieses junge Mädchen irgendwie für immer bei sich halten zu können. Der Schauspieler musste sich zudem auch eingestehen, dass er sich niemals wirkliche Gedanken darüber gemacht hatte, was denn wäre, wenn sie beiden irgendwann zusammen sein könnten… Er hatte es schlichtweg als etwas Unrealistisches abgetan, jedes Mal aufs Neue, wenn solche Gedanken aufkamen. Auch wenn er es das ein oder andere Mal zugegeben trotzdem nicht vollständig verhindern konnte davon zu träumen sie einfach unbekümmert in den Arm nehmen und immer bei sich haben zu können… Allerdings war keiner seiner Gedankengänge auf der Realität aufgebaut gewesen, nur genau diese hatte ihn jetzt plötzlich bei dem Thema eingeholt… Scheu warf Ren einen Blick auf die Sechzehnjährige, die direkt neben ihm ging. Sie hatten vorhin beim Mittagessen nur spärlich miteinander gesprochen, bei den Aufnahmen galt das gleiche und jetzt… jetzt kam auch wieder kein Ton über seine Lippen und ihr schien es da wohl ähnlich zu gehen. Jedenfalls konnte er jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war oder wenn sich ihre Blicke trafen einen leichten Rosaschimmer auf ihren Wangen ausmachen. Irgendwie brachte ihn diese Beobachtung zu einem leichten Schmunzeln. Sie war wirklich ein süßes Mädchen… Yashiro ging ein kleines Stück neben Ren, während sie das Haus längst verlassen und den befestigten Weg zum Parkplatz eingeschlagen hatten. Etwas verwirrt beobachtete er immer wieder seinen Schützling und Kyoko-chan. Also irgendwie konnte er sich keinen Reim auf die Beiden bilden… Sie waren noch fast genauso schweigsam wie am Morgen, auch wenn es eine Andere Art von Schweigsam war… Zumindest hatte der Manager den Eindruck, das nun eine deutlich angenehmere Art der Stille zwischen den Beiden lag, aber trotzdem war er ein klein wenig enttäuscht… Irgendwie hatte er sich auch ein wenig mehr „Pärchenhaftes“ Verhalten von dem frischen Paar gewünscht… Zumindest wenn sie ungestört waren. Aber davon war beim Mittagessen nichts mehr zu sehen gewesen und jetzt erst recht nicht, dabei wäre die Möglichkeit doch da… Ohne, dass er es eigentlich wollte, entglitt Yashiro in diesem Moment ein leiser Seufzer, der natürlich sofort die Aufmerksamkeit seiner beiden Begleiter auf ihn zog. „Yashiro-san? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, hörte der Blondhaarige plötzlich Kyoko mit leicht besorgtem Unterton nachfragen. Erst in diesem Moment realisierte er, was anscheinend geschehen sein musste, und wandte sich mit abwehrend gehobenen Händen zu den Beiden um. „Nein, nein. Alles in Ordnung“, beschwichtigte er rasch, aber zumindest Ren sah ihn noch immer deutlich skeptisch an. Jaaaa, diese hochgezogenen Augenbrauen des Schauspielers waren wirklich eindeutig… Er glaubte ihm nicht… „Na ja…“, begann der Manager nach einem kurzen Moment, in dem sein Schützling ihren Blickkontakt nicht einmal ansatzweise gebrochen hatte. „Versteht das bitte nicht falsch, ich finde nur ihr beiden… nun ja irgendwie wirkt ihr etwas… mir fällt kein passendes Wort ein, aber vielleicht trifft es ‚verkrampft’ einigermaßen… Also nicht verkrampft im Sinne von körperlich verkrampft, sondern eher so ein… einfach in eurem Verhalten zueinander…“ Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, blickten Yashiro in diesem Moment lediglich zwei leicht verwirrte Augenpaare entgegen. Allerdings war es nicht nötig diese Aussage zu erklären, denn langsam aber sicher konnte man in den Augen der Beiden lesen, dass sie den Wink doch noch zu verstehend schienen. Yashiro lächelte entschuldigend, während Ren ihn mit immer größeren Augen ansah und schließlich den Blickkontakt dann doch brach, nur um sich eine Hand vor den Mund zu halten und leise zu räuspern. Kyokos Reaktion verlief noch ein klein wenig anders. Sie hatte gleich, als ihr klar wurde, was diese Aussage bedeutete jeglichen Blickkontakt, sowohl zu Ren als auch Yashiro, gebrochen und starrte nun mit gesenktem Kopf den befestigten Gehweg an. Ihr Puls raste regelrecht. Er ging ja so schon schneller, wenn sie in Rens Nähe war, aber diese Anspielung seines Managers hatte das noch mal zu steigern gewusst… Verlegen wagte es das junge Mädchen kaum sich auszumalen, was er von ihnen sehen wollte… Pärchenhaftes Verhalten… hieß das etwa so was wie Händchen halten, umarmen und… na ja und küssen… Kyoko konnte der Verlegenheit wirklich nicht mal ansatzweise entgegensteuern, da hatte sich ihre Gesichtstemperatur bereits stark erhöht durch das ganze Blut, das ihr gerade wieder in die Wangen schoss. Okay… eigentlich konnte sie doch beruhigt sein, wieso machten sie allein solche Gedanken bereits so nervös? Immerhin war sie doch diejenige, die ihn vorhin geküsst hatte!! Ja, genau, das hatte sie, also gab es jetzt keinen Grund verlegen zu werden! Mit neuem Kampfgeist in den Augen hob die Sechzehnjährige nun wieder ihren Blick etwas, was Ren keinesfalls entging. Er beobachtete sie natürlich, was sollte er auch sonst tun. Weiter Yashiro ansehen, der mit leicht verschüchterter Haltung neben ihm ging, war jedenfalls keine Alternative… Nein, dazu fürchtete er zu sehr, dass nachher auch er noch rot anlief und das passte ja nun wirklich nicht zu ihm, beziehungsweise dem Image, das er lebte. Dummerweise hatte Ren aber vorhin schon unfreiwillig merken müssen, dass er sich im Bezug auf dieses eine Thema teilweise eher wie ein Halbwüchsiger aufführte, statt wie ein, seiner Definition nach, Erwachsener zu reagieren. Der Schauspieler war kurz davor leise aufzuseufzen, als Kyoko sich zwar noch etwas zögerlich, aber dennoch deutlich erkennbar, im Gehen zu ihm wandte und ihn mit ihren hellen Augen ansah. Ihre Blicke trafen sich schon beinahe automatisch und Ren verlor für einen Moment irgendwie die Kontrolle über seine Gedanken… Er konnte nur noch in die rehbraunen Augen des jungen Mädchens sehen, war völlig fasziniert von dem Glanz, der ihm aus diesen entgegenstrahlte und eine ungeheure Stärke ausdrückte. Die Stärke, die er an Kyoko schon seit sie Kinder waren so bewunderte. Ohne dass er es hätte verhindern können, spürte auch Ren nun, wie sich ein ganz leichter rosafarbener Schimmer wieder auf seinen Wangen ausbreitete. Es war ein seltsames Gefühl so von ihr angesehen zu werden. Er hatte regelrecht den Eindruck, dass sie in ihn hinein blicken und in seinem Kopf jeden Gedanken, sowie jedes Gefühl mitlesen konnte. So hatte er sich wirklich noch nie gefühlt, es war als wäre er ein offenes Buch für sie… Der Zwanzigjährige wagte es nicht den Blickkontakt zu unterbrechen, während sie langsamen Schrittes weitergingen, genauso wenig wie Kyoko. Allerdings konnte er über die Augenwinkel auch an ihr eine gewisse Anspannung erkennen. Ihm ging es ja nicht wirklich anders, daher war es zugegeben ziemlich beruhigend das zu sehen. Es war generell einfach nur erleichternd zu wissen, dass er mit seinen Gefühlen nicht alleine dastand und solche intensiven Blickkontakte mit Kyoko waren das, was ihm immer wieder bestätigte, dass die letzten Stunden weder eine Einbildung noch ein Traum waren. Nein, sie waren Realität. Ernsthaft Realität… Wieder hatte Ren den Eindruck, dass sich in seinem inneren ein angenehmes Gefühl von Wärme aufbaute. Er musste nur noch eins selbst tun, um sich gedanklich völlig in dieser Empfindung fallen lassen zu können. Und das war die künstliche Distanz wieder einzureißen, die sie beide vorhin für die Öffentlichkeit zwischen sich aufgebaut hatten. Vorsichtig hob der Schauspieler seine linke Hand neben den Hüften um ein paar Zentimeter an. Kyokos zarte Finger war nur ein kleines Stückchen von ihm entfernt und genau diese geringe Entfernung wollte er jetzt überwinden und endlich wieder ihre weiche Haut an der seinen fühlen… Doch gerade als sich ihre Fingerspitzen leicht berührt hatten, hallte ihnen plötzlich eine laute Stimme entgegen: „Tsuruga-kun! Kyoko-chan! Der Bus fährt gleich los!“ Erschrocken wandten beide ihre Blicke dem Verursache dieser Störung zu, die sie so unsanft aus ihrer eigenen kleinen Welt gerissen hatte, und erkannten dabei Regisseur Ogata noch einige Meter entfernt am Rande des Parkplatzes stehen und ihnen munter entgegen winken. Ren kam nicht drum herum sich erneut zu räuspern um seine Stimme auch sicher wieder zu finden, nachdem ihm eben durch den Schreck sämtliche Worte im Hals stecken geblieben waren. So ein Mist aber auch… dabei war er gerade endlich so weit gewesen mal etwas aus sich hinaus zu gehen und einen Versuch zu starten Kyoko wieder etwas näher zu kommen… Mit einer deutlichen Enttäuschung in den Augen blickte der Schauspieler auf seine Hand hinunter, die er nun wieder gesenkt hatte… Dabei hätte er wirklich gerne gewusst, wie sie darauf reagiert hätte, wenn er sie einfach so an der Hand genommen hätte… Bei diesem Gedanken wanderte Rens Blick wieder zu dem besagten Mädchen. Kyoko war eben auf die Unterbrechung auch deutlich zusammengezuckt und hielt nun die rechte Hand, zu einer lockeren Faust verschränkt, vor ihrer Brust und übte leichten Druck auf diese aus, als wolle sie ihr Herz darunter zwanghaft beruhigen. Auch wenn dieses Bild wieder etwas ungeheuer niedliches an sich hatte, riss Ren sich davon los und meldete sich sogar noch vor Yashiro zu Wort, der einen ähnlichen Schreck erlitten hatte. Aber eher weil so plötzlich diese perfekte Szene zerstört wurde, die er nur zu gerne weiter beobachtet hätte... Na ja vielleicht hatten die Beiden aber auch recht damit es langsam anzugehen und, auch wenn sie an sich unbeobachtet waren, auf einer gewissen Distanz zu bleiben… Aber er hätte einfach zu gerne gesehen, wie sich dieses Bild eben noch entwickelt hätte… Es war durchaus viel versprechend gewesen, aber diese kleine Freude hatte ihm Ogata, wenn auch unabsichtlich, leider vermiest… Einziger Trost war, dass dieses Mal nicht er den Posten des störenden Übeltäters innehatte…. „Dann sollten wir uns jetzt lieber beeilen“, kam es plötzlich in recht nüchternen Worten von dem Schauspieler neben ihm. Das machte in Yashiros Augen nun definitiv auch noch den letzten Rest der aufgekommenen Romantik wieder zunichte… Der Manager konnte noch beobachten, wie Kyoko zustimmend nickte, ehe sich die Beiden nun wieder mit deutlich schnelleren Schritten auf den Weg zum Bus machten. Der Manager zog kurz die Brille von seiner Nase und zeitgleich mit der zweiten Hand ein Putztuch aus seiner Hosentasche, womit er anschließend begann die Gläser etwas zu polieren, während er dem Pärchen in trottendem Schritt folgte. Nach einer guten halben Stunde Fahrt hatte der Bus wieder das Hotel erreicht und die Crew hatte sich nun vor diesem schon wieder weitestgehend aufgelöst. Für einen Teil der Besetzung war dies der letzte Tag hier. Sie würden bereits morgen Nachmittag mit dem Bus zurückfahren, weshalb unter ihnen das große Bedürfnis aufgekommen war noch etwas die Angebote des Hotels zu nutzen oder Karuizawa zu erkunden. Andere allerdings, wozu auch Ren und Kyoko zählten, hatten ihre Aufnahmen noch nicht komplett beendet und würden daher noch etwas bleiben. Alles was an Aufnahmen noch ausstand war für Montag geplant und sofern es Probleme geben sollte, war zur Not noch der Dienstag als Verlängerung in der Hotelreservierung mit Inbegriff. In Rens Terminkalender sah das allerdings anders aus… Aber Yashiro hatte in weiser Voraussicht für diesen Tag nur Termine abgeschlossen, die man im aller größten Notfall weitestgehend problemlos wieder canceln konnte. Also wichtige Dreharbeiten waren schon mal keine darunter. Dennoch hoffte der Manager natürlich, dass ihm diese Arbeit erspart bleiben würde… Yashiro stand gerade mit Ren, Kyoko und auch Ogata im Aufzug und fuhr zu dem Stockwerk auf dem ihre Zimmer lagen hinauf. Alle weiteren Mitfahrer der Crew, die sie begleitet hatten, waren bereits ausgestiegen, da ihre Unterkünfte in den unteren Etagen lagen, und lediglich ein paar Personen, die Ogata mit der Organisation zur Hand gingen, und einige ihnen unbekannte Touristen leisteten ihnen jetzt noch Gesellschaft. Ein kurzes „Pling“ verkündete bereits nach kurzer Zeit wie üblich, dass der Fahrstuhl das gewünschte Stockwerk erreicht hatte. Nachdem die metallene, aber durchaus dekorativ verkleidete Tür auseinander geglitten war, traten Ren und Kyoko als erstes aus dem Lift hinaus. Der Schauspieler wandte sich anschließend noch einmal zu dem Regisseur um und verabschiedete sich von diesem. Kyoko tat es ihm gleich, auch wenn ihre Verabschiedung lediglich aus einer höflichen Verbeugung bestand, ehe sie ihrem Senpai auch gleich folgte. Yashiro sah den beiden noch einen kurzen Moment hinterher, in dem der Regisseur an ihn herantrat, ehe er mit diesem nun auch den Weg zu den Zimmern einschlug. Ren schloss ein paar Meter weiter schließlich seine Zimmertür auf und öffnete sie auch gleich, um Kyoko im nächsten Moment mit einer Handbewegung anzudeuten vorzugehen. Das junge Mädchen folgte der Aufforderung auch und trat in die kleine Hotelwohnung ein. Der Schauspieler folgte ihr gleich und zog die Tür hinter sich zu, ehe er sich die Schuhe von den Füßen streifte. „Was ist eigentlich mit dem Essen, dass du für die Mädchen kochen wolltest? Steht der Termin für heute Abend noch?“, erkundigte sich Ren anschließend und folgte Kyoko dabei in Richtung des Wohnbereiches. Das junge Mädchen verschränkte verlegen die Hände vor ihren Oberschenkeln, als dieses Thema zur Sprache kam, ehe sie begann zu antworten. „Nun ja… also sie hatten mich gleich heute Morgen deswegen gefragt und da hab ich ihnen lieber abgesagt…“, meinte Kyoko schüchtern und sah erst anschließend wieder zu Ren auf, der sie aber lediglich liebevoll anlächelte. Sie konnte ja wirklich nicht ahnen, dass sich der Tag so entwickelte… Das hatte er genauso wenig gekonnt. Und bei der Anspannung, die heute Morgen zwischen ihnen lag, wäre das sicher alles andere als ein gemütlicher Abend gewesen, also war es wirklich besser so. „Keine Sorge, das ist schon in Ordnung. Es ergibt sich sicher noch mal eine Gelegenheit dafür“, erwiderte der Zwanzigjährige, während er für sie beide in der kleinen Küchenzeile jeweils eine Tasse Tee zubereitete. „Ich hatte gedacht, dass ich sie vielleicht, wenn wir zurück in Tokyo sind, einfach ins Daruma-ya einlade. Dort helfe ich dem Chef ja auch ab und an beim Kochen“, schlug die junge Schauspielerin darauf vor und nahm dabei schon mal auf der Zweisitzercouch platz. „Ja, das kannst du natürlich auch. Und wenn du doch lieber selbst etwas vorbereiten willst, das Angebot von gestern steht noch. Auch in Tokyo kannst du das gerne bei mir machen“, erwiderte Ren nun zugegeben deutlich darum bemüht diese Worte auch mit sicherer Stimme rüber zu bringen, während er mit den beiden Tassen in der Hand zu Kyoko ging und ihr eine davon auch gleich entgegen hielt. Schüchtern nahm das junge Mädchen die Tasse zwischen ihre Hände und pustete kurz etwas des warmen Wasserdampfes von der Oberfläche des Getränkes um unauffällig die Tatsache zu überspielen, dass ihre Wangen wieder im Begriff waren leicht rosa anzulaufen. Es ging aber auch nicht anders bei diesem Angebot… Tsuruga-san verriet für gewöhnlich nicht seine private Adresse an andere Schauspieler, selbst wenn es Kollegen waren, und das sicher auch nicht unbegründet. Sie selbst kannte sie ja auch nur, weil sie ihn in der Zeit, wo sie für Yashiro-san als seine Betreuerin eingesprungen war, wortwörtlich nach Hause tragen musste wegen seiner Erkältung… Daher war diese Einladung von ihm wirklich etwas besonders, was das junge Mädchen natürlich gleich wieder in Verlegenheit brachte. „Danke…“, brachte Kyoko noch leise über die Lippen, bevor sie kurz vorsichtig an ihrem Tee nippte. „Keine Ursache… Es würde mich freuen…“, erwiderte Ren nun, nur um anschließend die gleiche Methode mit dem Dampf abpusten anzuwenden und darauf vorsichtig an seinem Tee zu nippen. Also jetzt gerade kam wieder die Unsicherheit in ihm durch… besonders da ihm irgendwie auch kein Gesprächsthema einfallen wollte, dass er nun anschneiden konnte… Auch von Kyoko kam kein möglicher Ansatz, weshalb sich erstmal wieder Stille zwischen ihnen beiden ausbreitete. Ren saß noch immer leicht nach vorne gebeugt auf der Couch, während Kyoko sich nach hinten gegen die Rückenlehne gelehnt und ihre Füße auf das Sitzpolster gezogen hatte. Den Tee hielt sie ebenfalls noch in den Händen und nippte immer mal wieder vorsichtig an dem warmen Getränk. Dabei hatte sie angefangen den Schauspieler neben sich wieder zu mustern. Sie war bereits vorhin mehrfach ihre Erinnerungen an Koon durchgegangen. Und eine Sache störte sie dabei noch… Sie hatte sein Gesicht nicht mehr vollkommen im Gedächtnis gehabt, aber was sie definitiv noch vor sich sehen konnte, waren seine Haare… Allerdings hatte Ren ihr über sein Wissen bewiesen, dass er Koon war, und wenn sie ihn genau anschaute, erkannte sie es auch. Dennoch… seine Haarfarbe war anders und das irritierte sie etwas… Sollte das ernsthaft bedeuten, er färbte sich die Haare?? Nur warum? Oder war es jetzt doch ihr Gedächtnis, dass ihr einen Streich spielte… Sho hatte schließlich immer blonde Haare gehabt, hatte sie das in ihrem Kopf vielleicht irgendwie vermischt?? Hatte sie ihren „Traumprinzen“ und den einsamen Elfenprinzen unabsichtlich zusammengeworfen? Ohne es selbst zu registrieren, hatte Kyoko angefangen den Mann vor sich unvermittelt anzustarren und dabei ihren Blick nicht von seinen braunen Haaren zu nehmen. Ren hatte sich eigentlich nur ebenfalls zurücklehnen wollen, als sein Blick aber auf die Sechzehnjährige fiel und er den konzentrierten und nachdenklichen Ausdruck in ihren Augen bemerkte. Im ersten Moment etwas verwirrt, weil er nicht wusste, was los war und warum sie ihn so ansah, folgte er nun der Ausrichtung ihrer Augen, deren Ziel eindeutig nicht auf seinem Gesicht, sondern höher lag. Dabei kam ihm sein dunkles Pony ins Blickfeld und auch eine Idee dafür, was Kyoko da gerade beschäftigen konnte. Ren nahm eine Hand von der Tasse und griff sich damit in die Haare, um einfach wahllos eine Strähne zu schnappen und diese etwas lang zuziehen, womit er auch Kyokos Aufmerksamkeit wieder auf ihn im Gesamtbild lenkte. „Wenn dich die Farbe irritiert, sie sind gefärbt. Wenn du genau hinschaust, kannst du vielleicht sogar schon wieder leicht die Ansätze erkennen“, erklärte er nun und schmunzelte dabei leicht. Besonders als er erkennen konnte, was für überraschte Augen das Mädchen neben ihm gerade bekam. Und er wusste, dass das weniger von dem Thema Haare färben kam, sondern eher davon, dass er mit seiner Vermutung bezüglich ihrer Gedanken wohl direkt ins Schwarze getroffen hatte. Wie er es auch gar nicht anders erwartet hatte, senkte Kyoko ihre Augen gleich darauf plötzlich und Ren kam nicht mehr drum herum leicht zu lachen. „Das brauch dir doch nicht peinlich zu sein. Im Gegenteil, es freut mich, dass du Koon noch so gut in Erinnerung hast“, ergänzte er nun mit einem ungeheuer liebevollen Unterton in der Stimme. Das war sein voller Ernst. Er war jedes Mal glücklich gewesen, wenn sie von seinem früheren Ich erzählt oder besser gesagt geschwärmt hatte. Es vermittelte ihm von Anfang an den Eindruck etwas Besonderes für sie zu sein und genau das war es schließlich, was er sich die ganze Zeit über gewünscht hatte. Immerhin hatte die kleine Kyoko-chan auch einen prägenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Die nun zehn Jahre ältere Kyoko hob unterdessen wieder ihren Blick und sah den Schauspieler auch wieder mehr oder weniger direkt an. „Nur warum färben Sie sich die Haare, Tsuruga-san?“, fragte sie noch etwas schüchtern und vergrub den Großteil ihres Gesichtes anschließend gleich wieder hinter der Teetasse zwischen ihren Fingern. Ren stellte seine unterdessen auf dem Tisch ab und ließ sich nun auch endgültig gegen die weich gepolsterte Couchlehne zurücksinken. „Ich fürchte aus dem gleichen Grund, aus dem ich auch im Privaten meinen Künstlernamen benutze“, antwortete der Zwanzigjährige etwas ausweichend, ehe seine Stimme nun wieder ein klein wenig leiser wurde: „Wegen deiner Anrede eben… Wäre es für dich vielleicht in Ordnung, wenn wir die Förmlichkeiten so langsam streichen würden? Ich meine, immerhin sind wir… doch jetzt zusammen… oder?“ Kyoko hatte anfangs auf Rens Grund für das Färben seiner Haare leicht die Stirn gerunzelt, da sie das irgendwie nicht wirklich schlauer als zuvor machte… Das einzige, was es ihr bestätigte, war, dass Ren Tsuruga ernsthaft lediglich ein Künstlername zu sein schien, dabei war er sogar in den privaten Akten bei LME unter diesem Namen eingetragen… Eigentlich hätte sie gerne noch einmal auf dem Gebiet nachgehackt, denn das machte sie jetzt doch ziemlich neugierig, immerhin hatte sie als weiteren Anhaltspunkt ja auch noch den Namen „Koon“ von früher, bei dem sie sich fragte, ob er vielleicht sein wirklicher Name sein konnte. Schließlich hatte er sich ihr so vorgestellt. Aber im nächsten Moment wechselte der Zwanzigjährige bereits das Thema und sorgte mit seinen Worten dafür, dass Kyoko beinahe die Teetasse zwischen den Händen weggerutscht wäre. Ihr Gesicht ging sofort in nicht nur einem, sondern gleich mehreren Rottönen auf, während sie stammelnd antwortete: „Doch… das sind wir… denke ich…“ Ihre Stimme wurde dabei immer leiser und besonders das einfache und kleine Wörtchen „wir“ war alles andere als einfach über die Lippen zu bekommen. Sich gedanklich mit dem Thema zu befassen war immer noch ein ganzes Stück einfacher, als dann auch darüber zu sprechen. Das spürte sie gerade mehr als deutlich. Aber wer würde schon nicht in ihre Verfassung geraten, wenn der beliebteste Mann Japans einen direkt als seine Freundin bezeichnete… Kyoko begann leicht mit einigen Fingerkuppen gegen die Tasse zwischen ihren Händen zu tippeln, ehe sie nun einen Moment bezüglich der Anredeformen nachdachte. Er wollte die Förmlichkeiten streichen… Hieß das etwa komplett?? Also nein… das konnte sie nicht. Sie konnte Ren Tsuruga doch nicht einfach bei seinem Vornamen nennen… Daher sah sie nun mit leicht gekräuselter Stirn und fragendem Blick wieder zu dem Schauspieler auf, ehe sie ihren Vorschlag zu der Lösung dieses Problems nannte: „Tsuruga…-kun?“ An der Art, wie Ren seine Mundwinkel bei diesem Laut verzog und die Augenbrauen anhob, war aber sofort mehr als deutlich, dass ihm das nicht unbedingt gefiel oder seiner Vorstellung einer Lösung entsprach. „Warum nicht einfach mit dem Vornamen? Ich würde dann erstmal bei Kyoko-chan bleiben, da dir das sicher lieber ist“, begann er nun seinerseits wieder, worauf Kyoko erneut kurz den Blickkontakt brach um nachzudenken. Er wollte ernsthaft, dass sie ihn beim Vornamen ansprach… Allerdings war es für sie gerade ziemlich schwierig, sich das überhaupt auch nur vorzustellen… Und dabei ging es hier nicht einmal um seinen wirklichen Namen. Dennoch konnte sie verstehen, dass ihm das wichtig war, und genau den Eindruck hatte sie gerade auch. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass er sie, als sie noch Kinder waren, schon einmal gebeten hatte, sie einfach mit Kyoko ansprechen zu dürfen. Aber damals hatte sie hartnäckig auf das Anhängsel „–chan“ bestanden… Genau darauf waren seine letzten Worte dann wohl auch bezogen. Daher beschloss sie ihm jetzt doch ein bisschen entgegen zu kommen… „Ren-san?“, fragte sie nun erneut und wartete auf eine Reaktion. Man erkannte zwar, dass es noch nicht das Optimale zu sein schien, aber dennoch hellte sich der Gesichtsausdruck des Schauspielers sichtbar auf. Mehr konnte er im Moment anscheinend noch nicht von ihr verlangen. Er wusste ja, wie traditionell sie erzogen war, und da gehörten gewisse Förmlichkeiten nun mal leider auch dazu. Aus diesem Grund nickte er jetzt auch zustimmend. Es war schon ein deutlicher Fortschritt, dass sie überhaupt den Vornamen nannte, denn er hatte bereits befürchtet, sie gar nicht von seinem Nachnamen wegzubekommen. „Einverstanden, Kyoko-chan“, bekräftigte Ren es nun noch mal mit Worten, ehe er sich aufrappelte und von der Couch aufstand. Der Zwanzigjährige streckte sich kurz, ehe er sich wieder zu Kyoko umwandte. „Wie sieht es aus, hast du Lust auf Abendessen?“, fragte er nun wieder sichtbar gut gelaunt und hackte nebenher den Daumen einer Hand in die rechte, vordere Hosentasche seiner Jeans ein. Kyoko nickte augenblicklich zustimmend, denn sie hatte zugegeben auch bereits wieder Hunger. Beim Frühstück heute Morgen hatte sie ja auch nicht besonders viel runter bekommen… Und Ren hatte dort sogar gar nichts gegessen, weshalb sie auch aufpassen würde, dass er jetzt anständig was zu sich nahm! Bei dem Lunchpaket heute Mittag hatte das ja bereits ganz gut geklappt, was sie wirklich gefreut hatte. So selten wie es war, dass der Schauspieler absolut nichts auf dem Teller zurückließ, war das aber auch kein Wunder. „In Ordnung, dann sage ich Yashiro bescheid und wir setzten uns heute Abend gemeinsam runter in die Lounge“, schlug Ren noch vor und wartete auch hier wieder auf die Zustimmung, die Kyoko ihm auch ohne zu zögern gleich gab, ehe er sich rasch auf den Weg zu seinem Betreuer machte. Kapitel 26: Nachtfalter ----------------------- So, hiermit kommt tatsächlich ein neues Kapitel. Ich weiß, ich habe es mehrmals angekündigt (und auch mehr als eine Fassung dieses Kapitels geschrieben… -.-), habe jetzt über ein Jahr nichts mehr hochgeladen und meine Glaubwürdigkeit in Punkto Zeitangaben dürfte damit endgültig hin sein… aber ich wollte diese Fan Fiction zu keinem Zeitpunkt aufgeben! Ich möchte sie nicht abbrechen, sondern weiter schreiben, damit ich irgendwann (in 5 oder 6 Jahren vielleicht -.-) jeden einzelnen Stichpunkt aus meiner (viel zu lang geratenen) skizzierten Storyline abgehandelt habe. Ja, ich werde zeittechnisch sicher meine Probleme haben, besonders im Hinblick auf mein momentanes Studium, aber eins möchte ich allen Lesern, die die Fortsetzung hiervon noch sehen möchten, versprechen, diese Fan Fiction wird definitiv nicht abgebrochen!! Vielleicht brauche ich gelegentlich ein paar Tritte in den Hintern (Ens zu diesem Zweck sind jederzeit willkommen!), oder Ideenbringende Schläge auf den Hinterkopf, aber sie wird fortgesetzt. Egal wie lange es dauert. Tja und ich bete jetzt in erster Linie mal, das ihr meinen Schreibstil nach diesem Jahr immer noch mögt… ^^° Ich glaube an dem hat sich ein bisschen was verändert. Aber ich bin sicher Feedback in der Richtung werde ich schon bekommen. :) Daher schon mal im Voraus vielen, vielen Dank an diejenigen, die hier weiter lesen! Und natürlich ein ernsthaftes, riesiges Entschuldigung… *tief verbeug* Dann geht’s jetzt endlich weiter mit: Because of Love… ~ Kapitel 26 ~ „Nachtfalter“ „Also, vielen Dank für die Einladung, aber mir reicht es jetzt. Ich werde mich in mein Zimmer verziehen“, verkündete Yukihito Yashiro, nachdem er einen erneuten Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte und zu dem ernüchternden Ergebnis kam, das die Zeit an diesem Abend regelrechte Sprünge zu machen schien. Dabei war es nun wirklich nicht so, dass er als Manager hier überhaupt nichts zu tun hatte… Er wusste jetzt schon, dass sich auf der Mailbox seines Handys wieder einige Anrufe angesammelt haben dürften. Aber an deren Bearbeitung würde er sich morgen machen. Ebenso wie an das Zeug, das sich in den ganzen letzten Tagen aufgestaut hatte, während er damit beschäftigt war zwei gewissen Persönlichkeiten liebestechnisch auf die Sprünge zu helfen... Genau genommen war es ihm jetzt erstmal einfach nur wichtig hier weg zu kommen und das endgültig! Er fragte sich eh wieso er sich bloß dazu hatte hinreisen lassen Kyoko und Ren nach dem Abendessen noch auf ihrem Zimmer Gesellschaft zu leisten. Eigentlich war es sein festes Vorhaben gewesen die Beiden an diesem Abend alleine zu lassen… Es gab schließlich keinerlei Probleme mehr zwischen ihnen. Gerade deswegen und weil ihnen die letzten 24 Stunden gewaltig an die Substanz gegangen sein mussten, würden ihnen ein paar Stunden in trauter Zweisamkeit sicher gut tun. Der Manager zögerte daher nicht, sich gleich von seinem Sessel zu erheben und die leere Bierdose auf dem Couchtisch vor seinen Knien abzustellen. „Gibst du etwa schon auf? Das waren gerade mal drei Bier“, konnte sich der zwanzigjährige Schauspieler nicht verkneifen provokant nachzuhacken. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, beobachtete er Yashiro beim Aufstehen und machte selbst bisher noch keine Anstallten es ihm gleich zu tun. Ren saß gemütlich zurückgelehnt auf der Couch, Kyoko nur Zentimeter neben ihm. Obwohl die Sechzehnjährige von den alkoholhaltigen Getränken selbstverständlich nichts angerührt hatte, machte auch sie einen äußerst gut gelaunten Eindruckt und konnte sich ein leichtes Schmunzeln zu diesem Dialog nicht verkneifen. Yashiro konnte nur leicht mit dem Kopf schütteln, als er das hörte und die Gesichter der beiden dazu ansah. Ja, ja, ihm war schon klar, dass Ren ihn noch hier behalten wollte. Tja, aber den Gefallen würde er ihm nicht länger tun! Dieser Jungspund würde nicht drum herum kommen sich der Situation zu stellen, mit seiner Freundin für die nächsten Stunden allein zu sein. Egal wie unsicher er in seinem Inneren gerade war. Und der Betreuer war sich sicher, dass dort momentan noch einiges an Chaos herrschte. Immerhin handelte es sich hierbei anscheinend um das erste Mädchen, an dem ihm derart viel lag. Aber da musste er durch, für Kyoko war es schließlich ebenfalls eine neue Erfahrung und er zweifelte nicht daran, dass die beiden das zusammen schon meistern würden. „Das hättest du wohl gerne. Ich bin nur rücksichtsvoll und möchte euch Turteltauben für den Rest des Abends alleine lassen…“, konterte er nun ohne das Pärchen anzusehen und schlug bereits den Weg zur Zimmertür ein. Die Geräuschkulisse in seinem Rücken reichte aus, um ihm zu bestätigen, dass sein Schützling jetzt doch auf die Füße gekommen war und das nicht gerade langsam. Natürlich folgte er ihm auch zur Tür und hatte ihn bis dato sogar überholt. „Wie aufmerksam von dir…“, hörte er bewusst leise gemurmelte Worte an seine Ohren dringen, als Ren ihm die Tür öffnete. Yashiro lächelte ihm kurz aufmunternd zu und trat dann bereits auf den Flur hinaus. „Du wirst es überleben. Sei einfach du selbst, das hat doch bisher auch geklappt.“ Der Schauspieler verdrehte in Ansätzen etwas die Augen, nickte dann aber doch zustimmend. Yashiro hatte ja Recht und immerhin war er es auch gewesen, der diese ganze Sache überhaupt eingeleitet hatte. Ohne sein Geständnis würde er jetzt nicht hier, an genau dieser Stelle stehen. Und er bereute es auch nicht! Um Gottes Willen… Nachdem sein Manager sich noch mit einer kurzen Handgeste verabschiedet hatte und bereits sein eigenes Zimmer ansteuerte, schloss Ren langsam wieder die Tür. Er wartete auf das beruhigende Klacken, als sich das Schloss verriegelte und atmete im nächsten Moment noch einmal tief durch, bevor er den Rückweg zum Wohnbereich einschlug. Unruhig fuhr sich der Schauspieler mit der linken Hand über den Nacken und massierte ihn auch etwas. Er fragte sich wirklich was los war, er war doch vorhin noch nicht so aufgewühlt gewesen… Aber er konnte einfach nicht anders. Wenn sich ihm die Frage in den Kopf drängte, wie er sich Kyoko gegenüber jetzt verhalten sollte, ob und wenn ja wie weit er sich ihr nähern konnte, oder ob Abstand erstmal das Beste war, begannen sich seine Gedanken sofort unaufhörlich wie in einem Karussell zu drehen… Rens Schritte wurden etwas langsamer, als er sich der Sitzecke näherte. Wie nicht anders zu erwarten, war Kyoko bereits eifrig dabei die Gläser und Getränke ordentlich wegzuräumen. Gedankenverloren blieb der junge Mann stehen und beobachtete die Sechzehnjährige einfach einen Moment. Unwillkürlich legte er den Kopf dabei leicht schief und ein von innen heraus zufriedenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Irgendwie wirkte das Ganze noch immer etwas unwirklich auf ihn… „Kann ich dir helfen?“, fragte der Zwanzigjährige, worauf Kyoko rasch zu ihm aufsah. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er zurück war, und war nun auch entsprechend überrascht, als sie bemerkte mit welchem Gesicht er sie gerade beobachtete… Sofort schlich sich ihr eine leichte Röte auf die Wangen und das Mädchen wandte verlegten ihren Blick wieder dem Couchtisch zu. „N...nein, danke. Ich muss nur noch die zwei Gläser rüber bringen…“, antwortete das schwarzhaarige Mädchen und verschwand nur Sekunden später in Windeseile auch schon mit den besagten Gläsern in der Küchenzeile. Ren sah ihr etwas unschlüssig hinterher. Ehe er wieder begann sich mit einer Hand über den Haaransatz und seine angespannte Nackenmuskulatur zu fahren. „Na gut. Dann ziehe ich mich schon mal um“, meinte der Schauspieler noch rasch in ihre Richtung, ehe er kurzzeitig im Schlafzimmer und anschließend im Bad verschwand. Sobald Kyoko das Schließen der Badezimmertür gehört hatte, spähte sie vorsichtig aus der Küchenzeile hervor. Ein leichter Rosaschimmer war immer noch auf ihren Wangen zurückgeblieben und um das zu wissen brauchte das junge Mädchen natürlich keinen Spiegel. Das Glühen ihrer Haut war auch so bereits eindeutig genug. Sie konnte sich wirklich nicht helfen, jedes Mal, wenn sie Ren Tsuruga mit diesem Lächeln sah, spielte ihr Körper vollständig verrückt. Ihr Puls fing an zu raßen, das Blut schoss ihr in den Kopf… immer wieder das Gleiche, dabei hatte sie sein Lächeln inzwischen doch schon so oft gesehen… Aber dennoch hatte es irgendwie nichts von seiner magischen Wirkung auf sie verloren. Nein, ganz im Gegenteil, sie schien sich sogar noch verstärkt zu haben, jetzt wo sie… nun ja… zusammen waren. Die Sechzehnjährige ging zur Couch zurück, blieb allerdings zögernd vor dieser stehen statt sich zu setzten. Irgendwie war ihr gerade nicht danach… Sie könnte jetzt eher ein wenig frische Luft vertragen. Während ihre schmalen Finger sich unruhig an dem unteren Saum ihres Shirts zu schaffen machten, wanderten Kyokos Augen langsam von dem Möbelstück bis hin zum Fenster, das ihnen einen wolkenfreien Blick in den Nachthimmel ermöglichte, und stoppten letztendlich bei der gläsernen Balkontür direkt daneben. Genau, frische Luft! Ein paar Minuten auf dem Balkon waren also genau das, was sie jetzt brauchte um ihre Gedanken zu ordnen! Mit nur wenigen Schritten war das junge Mädchen an der Tür und entriegelte sie mit geübten Handgriffen. Sie zog sie anschließend nach innen auf und trat mit den Hoteleigenen Hausschuhen an den Füßen und ohne eine wärmende Jacke auf ihren Schultern in die kühle Abendluft hinaus. Aus dem Inneren der Wohnung, oder genauer gesagt dessen Badezimmer, drang noch dumpf das Geräusch von fließendem Wasser an ihre Ohren, während sie sich nun mit den Unterarmen auf das Geländer des winzigen Balkons lehnte. Hier war gerade mal genug Platz für zwei Stühle und einen kleinen Tisch, dessen Oberfläche mit zwei Tassen Kaffee und einer Zeitung sicher schon komplett ausgefüllt wäre. Kyoko drehte ihren Blick über die Schulter zu der weitestgehend freien Fläche links neben sich. Zwei nackte Kunststoffstühle standen auch dort. Aber der Tisch, den sie in ihren Gedanken noch hier einfügt hatte, ruhte zusammengeklappt an der Wand unter dem Wohnzimmerfenster. Kurz blieben ihre Augen an diesem Punkt hängen. Wieso hatten sie diese Sitzmöglichkeit eigentlich noch nie genutzt? Mochte Tsuruga-san es etwa nicht hier draußen an der frischen Luft zu sitzen?? Aber nein, er war doch schließlich Koon. Und Koon hatte es geliebt in der freien Natur zu sein, das zumindest meinte sie von ihm zu wissen. Wobei… wenn sie genau nachdachte… egal ob über den Schauspieler Ren Tsuruga oder Koon, sie wusste im Prinzip kaum etwas. Zumindest nicht was den Lebenslauf und Familienhintergrund betraf. Und doch war es andererseits so, dass dieser Mann ihr mehr von seinem eigentlichen Charakter und seinen Gefühlen gezeigt hatte, als vermutlich sonst irgendjemandem auf diesem Planeten. Das bestätigte ihr ja sogar Yashiro-san. Sie kannte also Einiges aus dem Facettenreichen Charakter dieses Menschen, konnte dem aber absolut keinen Hintergrund zuordnen… Kyoko wandte ihren Blick wieder vor sich über das Balkongeländer, wo sie auf das, dieses Hotel umrandende, Waldstück hinunterschauen konnte. Mit nachdenklichem Blick musterte sie die entfernten Baumkronen, aus denen in rhythmischen Abständen kurze Windböen vereinzelt Blätter in die Höhe wirbelten. Ein leichtes Grübchen bildete sich auf ihrem Kinn und auch auf ihrer Stirn hinterließen ihre Gedanken feine Spuren. Sie dachte an die Tage zurück, die sie vor zehn Jahren mit Koon verbracht hatte, an das was er ihr damals über sich erzählt hatte. Okay, genau genommen war sie selbst diejenige gewesen, die ihn für eine Art Elfe hielt… Davon hatte er nicht einen Ton gesagt. Aber seine Erscheinung, mit dem in der Sonne golden glänzenden Haar, hatte einfach keinen anderen Schluss in ihrem kindlichen Kopf zugelassen. Was für eine absurde Vorstellung, wenn sie sich jetzt Ren Tsuruga in diese Geschichten hineindachte… Ein verlegener Rotschimmer legte sich erneut auf ihre Wangen. Und sie hatte ihm auch noch, euphorisch, wie sie bezüglich ihrer Fantasiewelten nun mal war, davon erzählt… Und er hatte definitiv gelacht! Sie wusste es ganz genau! Als sie ihn nach der Testszene von seinem Vier-Augen-Gespräch mit Takarada-san abgeholt hatte und ihn mit dem Stein „Koon“ aufmuntern wollte, war sie wieder regelrecht abgedriftet und er schien sich darüber prächtig amüsieren zu können. Kein Wunder… Sie fragte sich, was er in diesem Moment von ihr gedacht haben könnte… in dem sie immer noch an diesen alten Geschichten festhielt, obwohl die meisten wohl sagen würden, sie sei langsam zu alt für solche Märchen… Kyoko seufzte leise und stütze ihr Kinn auf der Innenfläche ihrer linken Hand auf. Aber sie fragte sich echt, was von dem, was er damals gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Oder besser ausgedrückt, was man auf die Realität beziehen konnte. Er meinte doch er stände im Schatten seines Vaters, egal was er versuchte, er schaffte es nicht aus seinem Einflussbereich hinaus zu kommen… So interpretierte sie inzwischen zumindest seine Aussage, dass die riesigen, allumfassenden Hände seines Vaters bei jedem Versuch zu fliegen seine Flügel zerrissen. Ob es vielleicht daran lag, dass er nichts über seine Familie preisgab? Sie selbst war auch alles andere als darauf aus, etwas aus ihrer Vergangenheit erzählen zu müssen, aber er lebte ja sogar seinen Künstlernamen. So als ob er sich eine komplett neue Existenz aufgebaut hätte und mit den Verbindungen zu seiner Familie auch seinen eigentlichen Namen über Board geworfen hatte. Sie fragte sich langsam wirklich, wo er wohl aufgewachsen und mit dem Schauspielern begonnen hatte. Hier in Japan bestimmt nicht… dann vielleicht tatsächlich in Amerika? Oder auf einem der restlichen Kontinente… Spekulationen würden sie hier der Antwort wohl kaum großartig näher bringen. Nur irgendwie hatte sie auch nicht den Eindruck, ihn einfach so danach fragen zu können. Vorhin hatte er das Thema schon einmal angeschnitten und im selben Atemzug wieder abgewürgt. Sie würde wohl darauf warten müssen, dass er selbst dieses Thema anschnitt… falls er das überhaupt irgendwann tat… Das junge Mädchen war so sehr in ihre Gedankenwelt vertieft, dass sie weder bemerkte, wie das Geräusch des laufenden Wassers verschwand, noch wie Ren, inzwischen mit seinem dunkelblauen Pyjama bekleidet, das Bad verlassen hatte. Der junge Mann wollte sich gerade noch eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holen, als ihm ein kühler Luftzug entgegen kam und sein Blick auf die offene Balkontür fiel. Dahinter erkannte er Kyoko, wie sie sich mit ihren freien Armen auf das Geländer lehnte und in Richtung des Waldstücks einige Meter entfernt sah. Langsam und kaum hörbar trugen seine Füße ihn neugierig bis zur Tür, wo er inmitten des Alurahmens stehen blieb. „Ist dir nicht kalt?“ Kyoko zuckte vor Schreck kurz zusammen, als sie seine Stimme hinter sich hörte, und drehte ihren Kopf anschließend langsam zur Seite weg, bis sich der Schauspieler in ihrem Sichtfeld befand. Ren kam unterdessen einige Schritte auf sie zu und blieb etwas nach hinten versetzt, neben ihr stehen. „Du solltest dir zumindest eine Jacke überziehen. Der Wind ist nachts schon ziemlich kühl.“ Kyoko schüttelte lächelnd den Kopf und sah darauf wieder vor sich in die zunehmende Dunkelheit. „So schlimm ist es nicht. Ich finde es eigentlich ganz angenehm hier draußen“, erwiderte sie und streckte sich wie zur Unterstreichung ihrer eigenen Worte ein wenig. Einige Meter unterhalb ihres Balkons schalteten sich gerade die Laternen ab, die die zur Lounge gehörende Terrasse bis eben noch erhellt hatten. Vermutlich wollten die Angestellten unten auch langsam Feierabend machen. Aber der sanfte Lichtschimmer aus dem Inneren ihres Zimmers reichte immer noch aus, um die leichte Gänsehaut auf Kyokos Armen erkennen zu können. Stumm blickte Ren einen kurzen Moment auf die sich in der frischen Abendluft aufstellenden Härchen am rechten Oberarm seiner Freundin, ehe er ohne einen Ton von sich zu geben hinter sie trat. Etwas zögerlich hob er seine Arme und legte sie einen Moment später liebevoll um die Schultern der Sechzehnjährigen. Kyokos Körper schien vor Schreck wie zu Stein zu erstarren, als sie diese Geste registrierte und vor allem den warmen Körper des Schauspielers nun in ihrem Rücken spüren konnte. Eine noch viel stärkere Gänsehaut überzog nun ihre Gliedmaßen und das Mädchen schluckte leicht, während die Anspannung in ihren Muskeln noch nicht im Entferntesten nachzulassen schien. „Du bist eine schlechte Lügnerin“, murmelte Ren leise in Kyokos Ohr. Er spürte natürlich wie verkrampft sie im Moment war. Kyoko konnte es so unmöglich als bequem oder angenehm empfinden hier so mit ihm zu stehen... Aber was würde es schon bringen sie wieder loszulassen? Nichts. Nein, er würde sie jetzt einfach festhalten… Solange, bis sie sich wieder beruhigte. Wobei das vermutlich viel, viel schneller geschehen würde, wenn sie jetzt seinen Herzschlag hören könnte und wusste, dass es ihm doch im Grunde nicht anders ging als ihr… Vorsichtig lehnte der Zwanzigjährige nun noch seinen Kopf gegen den ihren und schloss die Augen dabei halb. Kyoko meinte spüren zu können, wie langsam sämtliches Blut aus ihren Fingerspitzen wich und sich stattdessen eine eisige Kälte in ihnen ausbreite, während der Rest ihres Körpers aber nach und nach von Hitzeschauern überflutet wurde und regelrecht zu glühen schien. Langsam führte sie ihre Hände vor dem Bauch zusammen und legte die kalten Finger fest ineinander, als sie Rens Stimme erschreckend nahe an ihrem Ohr hören konnte. Sein Atem strich ihr sanft den Hals hinunter und sie fühlte nun regelrecht das Pochen ihres Pulses in den Handgelenken. Und immer noch jagten ihr gelegentlich leichte Schauer über den Rücken, die die eh schon vorhandene Gänsehaut immer wieder anstachelten und daher auch gar nicht zuließen, dass sie endlich verschwand. Selbst wenn ihr jetzt nun wirklich nicht mehr kalt war… Kyoko bemühte sich zumindest ihren Atem ruhig zu halten. Doch auch das war alles andere als einfach solange sie so überdeutlich seine Arme und Hände spüren konnte. Als der Schauspieler dann auch noch seinen Kopf sanft gegen den ihren lehnte und der Sechzehnjährigen abermals sein Atem über den Hals streichelte, war es endgültig um sie geschehen. Ohne dass sie auch nur ansatzweise etwas dagegen unternehmen konnte, wich plötzlich die gesamte Anspannung aus ihrem Körper. Ihre Knie wurden innerhalb von Sekunden so unglaublich weich, dass ihr letztendlich sogar die Beine wegsackten… Ren hatte sie schneller aufgefangen, als es ihr Kopf im ersten Augenblick verarbeiten konnte. Vorsichtig drehte der Schauspieler das Fliegengewicht in seinen Armen nun zu sich um und sah sie dabei besorgt an. Ihre Knie zitterten wie Espenlaub und Kyoko, der das durchaus bewusst war, senkte verlegen ihren Blick, um dem Mann vor sich jetzt nicht in die Augen schauen zu müssen. „Ist alles in Ordnung?“ „J..ja. T..tut mir leid. Mir war nur irgendwie…“, stammelte das junge Mädchen und verzweifelte nebenher innerlich, weil sie einfach nicht wusste, wie sie diesen Satz sinnvoll beenden konnte. „Wir sollten vielleicht langsam schlafen gehen. Es war ein langer Tag“, schlug Ren nun vor um etwas einzulenken und Kyoko aus ihrer Unsicherheit hinaus zu helfen. Vorsichtig lockerte er nun seinen Griff, damit die Sechzehnjährige wieder alleine stehen konnte, aber wie er schnell feststellte, war das momentan anscheinend noch nicht möglich… Kurz erhaschte er nun auch einen Blick in ihr tomatenrotes Gesicht. Ihre Augen waren sturr auf den Boden gerichtet. Doch wie er gerade feststellte hielt sie sich mit ihren Fingern dennoch sachte in seinem Pyjamaoberteil fest. Ein kurzes Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht des Zwanzigjährigen. Er ließ seine linke Hand etwas weiter über ihren Rücken wandern, griff mit der Rechten unter ihre Knie und hatte sie so im Nu hochgehoben. „Ha…Halt! Lassen Sie mich runter, ich kann alleine laufen!“, protestierte Kyoko sofort, womit sie sich prompt einen trotzigen Blick ihres Gegenübers einhandelte. Erst dadurch registrierte sie, dass sie gerade wieder unbewusst in die etwas förmlichere Anrede verfallen war… „Eh… ich meine, könntest… du mich bitte runter lassen?“ Wieder stand ihr die Verlegenheit wortwörtlich ins Gesicht geschrieben, aber sie bemühte sich trotz allem Augenkontakt zu halten. Auch wenn es Ren nicht unbedingt lieb war, diesem Blick konnte er gar nicht widerstehen, selbst wenn er es versuchen würde. Diesen Augen würde wohl niemand einen Wunsch abschlagen können… „Na gut, wenn du möchtest“, willigte er ein und setze das junge Mädchen darauf vorsichtig wieder ab. Sie schien im ersten Moment zwar noch etwas wackelig auf den Füßen, fing sich dann aber überraschend schnell. „Ich sollte dann wohl auch erstmal ins Bad gehen“, sagte Kyoko mit leiser Stimme und machte sich, nach noch einem flüchtigen Blick zu Ren Tsuruga auch sofort auf den Weg dorthin. Der Schauspieler blieb alleine auf dem Balkon zurück, sputete sich nun aber ebenfalls nach drinnen zu kommen und die Tür hinter sich zu schließen. Er schüttelte noch kurz die Kälte ab, die auf seiner Kleidung lag, und holte nun endlich die Wasserflasche aus dem Kühlschrank, um anschließend sofort ins Schlafzimmer zu verschwinden. Das Licht in Wohnbereich und Küche schaltete er bereits aus und durchquerte auch den Schlafraum in völliger Dunkelheit. Na als „guten Verlauf“ konnte man das eben sicher nicht bezeichnen… Seufzten ließ sich der junge Mann auf das Bett fallen. Nach einem kurzen Schluck aus der Wasserflasche stellte er diese neben dem Kopfende seines Bettes ab und griff anschließend nach dem Schalter für die Nachttischlampen. Das gedämmte Licht erhellte den Raum nur soweit wie es unbedingt nötig war, um auf halbwegs sicherem Weg bis zum Bett zu kommen, und erschuf dabei einige schon beinahe unheimlich wirkende Schatten in den Zimmerecken. Aber dafür hatte Ren momentan keinen Blick. Er streifte sich die Hausschuhe von den Füßen, zog seine langen Beine auf die Matratze hinauf und warf auch gleich die Bettdecke über sie, ehe er sich, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, in die Kissen zurücklegte. Einige Minuten später wurde die Zimmertür langsam aufgeschoben. Kyoko späte kurz über den Türrand und betrat anschließend auf leisen Sohlen den Raum. Für den Fall, dass Tsuruga-san, nein falsch, Ren-san schon schlief wollte sie ihn auf keinen Fall wecken. Und so wie er gerade dort lag, wirkte es verdächtig danach, als sei er bereits eingeschlafen. Auf Zehenspitzen lief das junge Mädchen bis zum Bett hinüber und kuschelte sich auch sofort auf ihrer Seite der Matratze unter die Bettdecke. Mit der rechten Hand stellte sie noch rasch den Wecker ein. Doch gerade als sie die Nachttischlampen mit dem Schalter auf ihrer Bettseite ausknipsen wollte, meldete sich doch noch der für schlafend gehaltene junge Mann neben ihr zu Wort: „Kyoko-chan... entschuldige bitte, wenn ich vorhin zu weit gegangen bin.“ Verdutzt sah die Sechzehnjährige den Schauspieler an, der sich inzwischen auf die Seite gedreht hatte und nun mit dem linken Ellenbogen zwischen ihren beiden Kopfkissen aufstützte, damit er sie problemlos ansehen konnte. ‚Zu weit gegangen’? Sie konnte ihm gerade absolut nicht folgen, was man ihr auch überdeutlich an der Nasenspitze ansehen konnte. „…Ich meine eben auf dem Balkon“, hing Ren nach einigen Sekunden noch an, als ihm immer noch ein zerstreutes Augenpaar entgegen blickte. Aber auch jetzt änderte sich nichts an diesem Gesichtsausdruck. Kyoko wollte anscheinend einfach kein Licht aufgehen… Oder aber sie wertete diese Situation gar nicht negativ und er hatte sich die letzten Minuten über einfach mal wieder wegen nichts den Kopf zerbrochen... Bei diesem Gedanken fing der Zwanzigjährige unbewusst an zu schmunzeln und schüttelte seinen Kopf einmal leicht. „Ach vergiss es einfach“, meinte er nun und ließ sich wieder in sein Kissen fallen. Kyoko nutzte nun die Gelegenheit und betätigte endlich den Lichtschalter, worauf es in dem nicht allzu geräumigen Raum nun vollends dunkel wurde. Sie schob sich bis zur Nasenspitze unter ihre Bettdecke, dachte aber noch nicht daran zu schlafen. Erst starrte sie für einige Sekunden die Zimmerdecke an, drehte sich dann aber doch auf die Seite und beobachtete nun statt der eintönigen Decke den Schauspieler neben sich. Ren lag immer noch auf dem Rücken, wieder mit beiden Armen hinter dem Kopf verschränkt und schien etwas abwesend Löcher in die Luft zu starren. Aber ihre Blicke nahm er trotzdem wahr, weshalb er neugierig auch einen Blick aus den Augenwinkeln zu ihr warf, seinen Kopf dabei aber kaum bewegte. „Was?“, fragte er knapp und konnte sich bei dem Anblick gerade ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er kannte diesen Gesichtsausdruck. Es war ähnlich wie damals, als sie als seine stellvertretende Betreuerin gearbeitet hatte, und ihm einen Heidenschreck eingejagt hatte, bei dem ihm um ein Haar sein Kaffeebecher aus der Hand gefallen wäre. Sie hatte ihn angesehen wie ein Jäger der seine Beute fixierte und vor allem analysierte… Doch Gott sei Dank war ihr Blick jetzt nur ähnlich und nicht mit diesem identisch, es fehlte definitiv das verbohrte und bedrohende an ihm. „Nichts. Ich frag mich nur, wer mich von der weiblichen Bevölkerung Japans alles für solche Situationen lynchen würde…“, murmelte das junge Mädchen in die Bettdecke hinein. Der Schauspieler verkniff sich ein Auflachen und bemühte sich stattdessen um einen wirklich verführerischen Gesichtsausdruck, aka „Eroberer-der-Nacht“-Lächeln wie Kyoko es wohl nennen würde. „Mir fallen da ein paar Situationen ein, in denen die dich noch viel lieber um die Ecke bringen würden…“, konterte Ren nun mit einem viel sagenden Blick. Er rückte bewusst ein ganzes Stück näher an Kyoko heran, worauf diese eilig wie eine Raupe in ihrem Bettdeckenkokon an den äußersten Rand des Bettes robbte und ihn von dort mit übergroßen Augen ansah. „Du nimmst mich viel zu ernst“, stellte der Zwanzigjährige nebenher wieder schmunzelnd fest. Er richtete sich auf, beugte sich nun zu seiner, immer noch in die Bettdecke eingerollten, Freundin hinüber und gab ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. Kyokos Gesicht verfärbte sich sofort wieder in ein leichtes rosa, aber diesmal nicht aus Verlegenheit. Sie versteckte ein glückliches Lächeln unter der Bettdecke, während Ren wieder auf seine Hälfte der Matratze zurückrutschte. Er lächelte ihr liebvoll zu und klopfte sanft mit der linken Hand auf die freie Fläche neben sich, worauf sich das junge Mädchen auch sofort in Bewegung setzte. Diesmal auf allen Vieren, krabbelte sie zu dem Schauspieler hinüber. Ren hatte bereits seinen Arm ausgebreitet, damit sie sich direkt neben ihn legen und sofern sie wollte natürlich auch an ihn kuscheln konnte. Hierbei ließ sich die Sechszehnjährige auch nicht zweimal bitten. Sie hatte zwar ihre Decke hinter sich her gezogen, schob diese nun aber doch wieder beiseite und schlüpfte stattdessen einfach mit unter die ihres Freundes. Sie schmiegte sich eng an seine Seite, ihren Kopf wieder auf seine Brust bettend und schloss auch gleich zufrieden die Augen. So würde sie sicher hervorragend einschlafen können… Ren streichelte dem jungen Mädchen noch einige Male liebevoll über den Rücken, ehe er seine Hand in Höhe ihrer Taille auf der Bettdecke ablegte und nun langsam ebenfalls die Augen schloss… Kapitel 26 ende Kapitel 27: Morgenröte ---------------------- So, hier dann endlich das nächste Kapitel. :) Hat leider wieder länger gedauert als ich eigentlich geplant hatte… *seufz* Wenn ich denn endlich mal zum Schreiben komme (was leider auch nicht mehr so häufig ist… -.-), kann ich es mir häufig nicht verkneifen an späteren Kapiteln und Ideen zu dieser FF weiterzubasteln, statt erstmal dafür zu sorgen, das die Storyline hier überhaupt bis dahin kommt… -.- Tut mir ernsthaft leid, ich weiß ich bin absolut unverbesserlich... Aber nun zu Kapitel 27 ~ Morgenröte „…mhm…“ Ehe Kyoko sich versah, hatte sich der erwachsene Mann vor ihr mit diesem kurzen Brummen auf den Lippen einfach auf der Matratze rumgedreht, streckte ihr nun seinen breitschultrigen Rücken entgegen und schien, was das Schlimmste an der ganzen Sache war, seelenruhig weiter zu schlafen. Etwas irritiert blickte das junge Mädchen auf den Braunhaarigen hinunter. Ihre rechte Hand hing immer noch lose in der Luft, von ihren bisherigen Weckversuchen, die nur irgendwie allesamt gescheitert waren… Sie stand leicht nach vorn gebeugt vor dem großen Bett, das sie sich, wie es ihre Erinnerungen gerade unweigerlich abriefen, jetzt sogar schon die dritte Nacht in Folge geteilt hatten… Ein leichter Rosaschimmer legte sich über die Nase und Wangen der Sechzehnjährigen. Aber sie verscheuchte die sich in ihrem Gesicht aufstauende Hitze eilig wieder, indem sie kräftig ihren Kopf schüttelte, wobei sich vereinzelt sogar noch der ein oder andere kleine Wassertropfen aus ihrem feuchten Haar löste. Sie hatte bereits geduscht und sich angezogen. Nicht nur das, das Frühstück war auch längst fertig vorbereitet und der Kaffee wartete sehnsüchtig darauf getrunken zu werden, solange er zumindest noch halbwegs warm war. Nur die Person, die ihr eigentlich beim Frühstück Gesellschaft leisten sollte, bereitete ihr noch Schwierigkeiten… Kyoko war beim Aufstehen schon überrascht gewesen. Sie hatte am Vorabend extra noch den Wecker gestellt, immerhin wollte sie von ihrem komplett freien Tag in Karuizawa so wenig wie nur irgend möglich verpassen! Sie hatte sich so sehr darauf gefreut ausgerechnet hierher für die Außenaufnahmen zu fahren und jetzt bot sich ihr sogar die Möglichkeit die verlockenden Hotelangebote etwas auszukosten oder noch mal alleine in die Stadt zu gehen, bevor sie ihre Rückfahrt nach Tokyo antraten. Das konnte sich die Sechzehnjährige unmöglich entgehen lassen! Eigentlich war sie fest davon überzeugt gewesen, dass auch Ren von dem Geräusch des Weckers wach werden würde, immerhin war es deutlich prägnanter als das verhältnismäßig stumpfe Piepen seines Handyalarms. Aber nichts… Er hatte sich nicht einmal gerührt, als sie sich aufrichtete, um das nervige Geräusch abzustellen, und dabei, aufgrund ihrer im Halbschlaf noch etwas unvollkommenen Motorik, ein wenig zu grob mit seinem linken Arm umgesprungen war, der anscheinend die Nacht über auf ihrer Taille gelegen hatte… Allerdings hatte sie danach zugegeben auch nicht weiter versucht ihn zu wecken. Es tat seinem Körper sicher gut, wenn er zur Abwechslung mal ein klein wenig länger schlief. Sie wusste schließlich genauso gut wie Yashiro wie nachlässig der Zwanzigjährige im Bezug auf seine eigenen Bedürfnisse sein konnte... Kyoko hatte sich also bemüht das Zimmer möglichst leise zu verlassen und auch extra die Tür geschlossen, damit ihn die Geräuschkulissen aus dem Badezimmer und der kleinen Einbauküche nicht störten. Nur jetzt langsam wäre es schon schön, wenn er endlich aufwachen würde… Nachdenklich legte sich die junge Schauspielerin einen Zeigefinger über die Lippen und stützte die andere Hand gegen ihre Hüfte, während sie sich wieder vollständig aufrichtete. Was konnte sie denn noch machen?? Angesprochen hatte sie ihn bereits, sogar mehrfach. Leicht mit einem Finger angestupst ebenfalls, bei den Wiederholungen sogar etwas fester, aber auch da kam keine nennenswerte Reaktion, abgesehen davon natürlich, dass er sich schön von ihr weggedreht hatte… Hm, ob es was brachte, wenn sie ihm mal richtig an die Schulter faste und anständig daran rüttelte? Zwar fiel das schon unter die etwas groberen Methoden und ihre Vorstellungskraft streikte bereits bei dem Gedanken daran, so mit Ren Tsuruga umzugehen, aber einen Versuch war es dennoch wert. Und ihr blieb auch gar nichts anderes übrig, wenn sie nicht nachher den halben Tag mit Weckversuchen verbringen wollte… Diesmal ohne bewusst leise zu sein, lief Kyoko um das Bett herum und kletterte von der anderen Seite aus auf die Matratze. Sie konnte dem Zwanzigjährigen, der ihr eben so freundlich den Rücken zugedreht hatte, nun wieder mehr oder minder direkt ins Gesicht schauen. Sein linker Arm lag lang ausgestreckt nur wenige Zentimeter unterhalb ihrer beiden Kopfkissen, während der rechte leicht angewinkelt auf seiner Hüfte ruhte. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm in feinen Strähnen ins Gesicht und verdeckte dabei teilweise sogar seine geschlossenen Augen. Kyoko saß inzwischen mit den Knien auf der weichen Matratze, keinen halben Meter von Ren entfernt. Langsam legte sie ihre linke Hand auf die Schulter des Schauspielers und begann anschließend, mit einer anfänglichen Vorsicht, daran zu rütteln. “Ren-san? Das Frühstück ist fertig“, bemerkte sie nebenher noch. Aber wieder kam keine Reaktion… Der Griff des jungen Mädchens wurde augenblicklich etwas fester und auch das Schütteln deutlich grober. „Tsuruga-san, jetzt wachen Sie endlich auf!“, folgten auch gleich deutlich lautere Worte, aber eine Reaktion von Seiten des Schauspielers blieb weiterhin aus. Langsam aber sicher verfinsterte sich der Blick des jungen Mädchens. Wie konnte man bitte zu so einer Uhrzeit noch so tief schlafen!?! …Na gut, es war ja eigentlich, wenn sie es genau betrachtete, noch nicht sooo spät… Aber es ging hier andererseits um Ren Tsuruga! Den Menschen, der sich trotz der Dreharbeiten am Folgetag, die gesamte Nacht mit Filmen um die Ohren schlagen konnte, ohne auch nur die geringsten Anzeichen von Augenringen oder genereller Erschöpfung zu zeigen. Nicht einmal verschlafen kam bei ihm in Frage, also warum bitte musste er ausgerechnet heute so schlecht aus den Federn kommen?! Suchend sah sich Kyoko in dem kleinen Schlafzimmer um, bis ihr Blick auf das Handy von LMEs Vorzeigeschauspieler fiel. Es lag auf seinem Nachttisch, was es zwar ein wenig anstrengend gestalten könnte von hier aus dran zu kommen, aber ihr war gerade so ziemlich alles lieb, wenn sie diesen Kerl dafür endlich aus seiner Traumwelt bekam! Und irgendetwas sagte ihr, dass seine Ohren auf den Wecker des Handys vermutlich viel sensibler reagierten, als auf sonst irgendein Geräusch. Die junge Schauspielerin schob ihre Knie noch etwas weiter nach vorne, beugte sich über den Zwanzigjährigen hinüber, wobei sie aber penibel darauf achtete ihn nicht zu berühren, und streckte ihren Oberkörper und beide Arme anschließend mühselig bei dem Versuch das kleine Handy auf dem Nachttisch vor dem Bett zu erreichen. Wenn er sonst von dessen Alarm immer wach wurde, dann war das jetzt vermutlich ihre Rettung. Und zur Sicherheit würde sie die Lautstärke noch etwas hochstellen. Soweit kam sie mit ihrem begrenzten Wissen über die kleinen tragbaren Telefone gerade noch. Nur zuerst musste sie es dazu in ihren Händen halten… Kyoko stützte sich mit den Fingern rasch am Rand des Nachttisches ab, damit sie hier nicht das Gleichgewicht verlor und letztendlich auf den Schauspieler, der nun unter ihr lag, fiel. Was für eine Vorstellung… Nein, nein, nein, das konnte viel zu schnell falsch verstanden werden! Und alleine der Gedanke daran jagte ihr jetzt schon einen eisigen Schauer über den Rücken… Langsam tastete Kyoko sich mit den Fingern der rechten Hand Zentimeter für Zentimeter auf der hölzernen Oberfläche des Nachttisches voran. Dieses verfluchte Handy war doch weiter entfernt, als sie gedacht hatte… Vermutlich wäre es besser diese Aktion hier abzubrechen und stattdessen lieber aufzustehen und um das Bett herum zu laufen. Doch obwohl ihr Kopf diese Möglichkeit bereits in Erwägung zog, beharrte ein tiefer liegender Teil von diesem darauf es so zu schaffen. Selbst auf die Gefahr hin, dass ihr diese Situation ziemlich peinlich werden könnte, falls Tsuruga-san jetzt aufwachte und sie so über sich sah. Aber sie bezweifelte ernsthaft, dass etwas in der Art eintreffen könnte… Er schlief schließlich immer noch wie ein Murmeltier! „Komm schon…“, murmelte Kyoko, um sich ein klein wenig selbst anzufeuern, während sie sich bemühte das Gleichgewicht zu halten. Das Handy lag nur noch Millimeter von ihren Fingerspitzen entfernt. Aber sie kam trotzdem einfach nicht dran… „Nur noch ein bisschen!“, mit diesen Worten beugte Kyoko sich noch ein klein wenig weiter nach vorne. Ihr Gewicht lag inzwischen gerade so noch auf dem vordersten Bereich ihrer Kniescheiben, während sie ihre Füße zum Balanceausgleich leicht in die Luft gehoben hatte. Mit der linken Hand, oder besser gesagt deren schmalen Fingern, versuchte sie weiterhin sich so gut es ging auf dem Rand des Nachttisches abzustützen, während es ihr mit der anderen Hand jetzt sogar ernsthaft gelang das kleine Klapphandy zu berühren. Sofort schlich sich ein siegessicheres Lächeln auf das Gesicht der Sechzehnjährigen. Zielgenau fischte sie mit den Fingernägeln nach einer kleinen Einkerbung in der Hülle des Telefons und zog es daran Millimeter für Millimeter zu sich. Zwar ging das nicht sonderlich schnell, da sie gelegentlich abrutschte und von Neuem starten musste, aber langsam bekam sie das Handy tatsächlich in eine Reichweite gezogen, aus der sie es anständig greifen konnte. „Jetzt hab ich dich!“, kommentierte Kyoko den Moment, in dem sie das kleine Telefon letztendlich wirklich in ihren Finger hielt. Mit einem breiten und mehr als zufriedenen Lächeln auf den Lippen zog sie bereits ihre rechte Hand mit dem Handy darin zurück an ihren Körper, nur dachte sie dabei anscheinend nicht an die Mühe, die sie eh schon dabei hatte, in dieser Position ihr Gleichgewicht zu halten... Eilig streckte die junge Schauspielerin ihren Arm wieder nach vorne und stützte sich mit der Oberfläche des Handys zwischen ihren Fingern auf dem Nachttischrand ab, als sie ins straucheln geriet. Ein erleichtertes Aufatmen kam über ihre Lippen, als sie ihre Haltung wieder stabilisiert hatte. So ein Mist auch… Wo hatte sie sich hier bitte wieder selbst hinein manövriert?? Kurz hielt das junge Mädchen inne und schien dabei angestrengt nachzudenken. Sie musste unbedingt wieder hier wegkommen und das ohne auf einer gewissen Person zu landen! Tja, dann hieß es wohl sich mit aller Kraft von dem Nachttisch abzustoßen. Etwas erschrocken fiel Kyokos Blick auf Rens Handy in ihrer Hand. Sie stützte sich gerade ernsthaft mit diesem, oder genauer gesagt dessen Display, ab… dabei war das gar nicht ihre Absicht gewesen!! Hoffentlich trug es keine Kratzer davon… Aber nun bemühte sie sich gedanklich zum Thema „Abstoßen“ zurück zu kommen. Wenn ihr das nicht beim ersten Mal gelang, gab es sicher keinen zweiten Versuch. Also sollte sie sich besser voll und ganz auf ihr Vorhaben konzentrieren! Genau das tat die Sechzehnjährige in den nächsten Sekunden auch. Sie atmete mehrmals tief durch und schloss dabei sogar zeitweise ihre Augen. Wenn sie sich gleich abstieß, musste sie ihren Schwerpunkt dabei soweit nach hinten verlagern, dass sie auf keinen Fall wieder nach vorne zurück fiel… Aber das war sicher machbar! Diesbezüglich hatte sie durchaus Vertrauen in sich selbst und ihre Körperbeherrschung. Langsam begann Kyoko nun in ihren Gedanken einen Countdown hinab zu zählen. Drei… Kyoko ließ sich noch ein winziges bisschen nach vorne sacken, damit sie die Ellenbogen etwas anwinkeln konnte und sich nicht aus dem gestreckten Arm heraus abstoßen musste. Zwei… Auch den Griff ihrer Finger um den Rand der hölzernen Nachtischoberfläche festigte sie nun und baute somit eine deutliche Spannung in der betreffenden Muskulatur auf. Eins! Bei diesem Stichwort stieß sich das junge Mädchen mit aller Kraft ab, bemühte sich sofort ihr Gewicht und damit auch den Schwerpunkt ihres Körpers nach hinten zu verlagern, und ließ natürlich auch nicht das Handy los, das sich noch immer zwischen ihren schlanken Fingern befand. Bis hierher klappte auch einfach alles perfekt! Nur eine Variable hatte sie in ihre Gleichung dummerweise nicht mit eingerechnet gehabt… Genau im ungünstigsten aller möglichen Momente, hatte der Schauspieler unter ihr dazu angesetzt sich von der linken nun doch wieder auf die rechte Seite zurück zu drehen… Kyoko kam nicht einmal mehr dazu einen gedanklichen Fluch auszusprechen, da stieß der linke Arm, den Ren zuvor so schön von sich gestreckt hatte, sie genau in der Seite an und machte mit einem Schlag all ihre vorherigen Bemühungen zunichte… Vor Schreck sprang ihr das Handy regelrecht aus der Hand, was sie dazu veranlasste rasch nachzugreifen, und im Nu hatte sie dabei, ohne es überhaupt zu bemerken, ihren Schwerpunkt doch wieder weiter nach vorne verlagert... Zu weit, wie sie in den folgenden Sekunden auch noch unfreiwillig feststellen durfte… Dabei hatte sie es doch eigentlich schon so gut wie geschafft gehabt! Kyoko konnte gar nicht so schnell realisieren, dass sie bereits im Begriff war nach vorne zu fallen, wie es auch schon geschah. Reflexartig wollte sie sich abstützen, nicht mit den Händen, darin befand sich schließlich das Handy und dem wollte sie nicht noch einmal eine Tortur wie eben zumuten, aber dafür mit den Ellenbogen. Und idealer weise landete sie mit ihrem Rechten dabei auch noch zielsicher auf Ren Tsurugas Rippen… Der Schauspieler keuchte laut auf, als sich der von Kyokos Landung ausgelöste Schmerz schlagartig in seiner Seite ausbreitete. Hastig griff er mit seinen Händen nach der schmerzenden Stelle etwas unterhalb seiner rechten Brust und drehte sich nebenher unbewusst zur Seite weg. Das sechzehnjährige Mädchen hatte sich nach der ersten Schrecksekunde blitzschnell wieder aufgerappelt und saß nun kerzengerade auf den Knien neben dem Mann, der ihr nun erneut seinen Rücken entgegen streckte. Nur mit dem winzigen Unterschied, dass sein gesamter Oberkörper gerade vor Schmerzen regelrecht zu zittern schien… „Oh nein… Entschuldigung!!! Tut mir Leid, das…das war nicht meine Absicht! Ich wollte eigentlich nur… Tut es sehr weh??“, begann Kyoko hastig sich zu entschuldigen und sah den Braunhaarigen mit riesigen, um Vergebung bittenden Augen an. Sie traute sich kaum ihn zu berühren, nachdem sie ihm gerade so erfolgreich einen Schlag in die Rippen verpasst hatte. Aber immerhin… einen positiven Nebeneffekt gab es… er war wach… „…Irgendwie schon… Womit hab ich das denn verdient?“, kam etwas stockend die Gegenfrage des Schauspielers. Ren sah Kyoko aus den Augenwinkeln heraus an, halb mit zusammengebissene Zähnen, aber gleichzeitig auch mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen, das völlig unwillkürlich gerade aus dieser für ihn so neuen Situation heraus entstanden war. Nicht eine seiner bisherigen Freundinnen hatte jemals, sei es beabsichtigt oder unbeabsichtigt gewesen, eine solche Weckmethode bei ihm angewandt. Der Zwanzigjährige hätte daher bei diesem Gedanken durchaus auflachen können, verkniff es sich aber mühselig in Anbetracht des Schmerzes, der sich noch immer hartnäckig in seiner Seite hielt. Wenn man genau hinsah, konnte man neben dem Lächeln auch noch einen leicht gequälten Ausdruck in seinen Mundwinkeln ausmachen, obwohl er es natürlich möglichst zu verbergen versuchte. Nur das war gerade wirklich ein Volltreffer gewesen... Der Schauspieler bemühte sich erstmal ruhig einige Male durchzuatmen. Schön flach durchzuatmen, wohl bemerkt, so ging es eine ganze Ecke schmerzfreier, wie er schnell festgestellt hatte. Kyoko saß unterdessen ziemlich hilflos neben ihm, noch immer mit einem schlechten Gewissen und wusste weder recht was sie tun noch was sie sagen sollte… Ihr Blick wanderte unbewusst etwas nach unten, wobei das kleine Mobiltelefon wieder in ihr Blickfeld geriet. Sie hatte es eben letztendlich doch noch fallen gelassen, aber es war immerhin weich ein Stückchen neben ihr auf der Matratze gelandet. „Es tut mir wirklich leid, ich wollte nur das Handy holen… wegen dem Wecker“, murmelte die junge Schauspielerin noch immer mit einem deutlich entschuldigenden Unterton in der Stimme. „Wecker?“, hackte Ren nach, der sich allmählich wieder zu fangen schien. Er drehte sich nun langsam auf den Rücken zurück und streckte auch seine langen Beine wieder halbwegs aus. Seine linke Hand ruhte aber weiterhin auf den Rippen in seiner rechten Seite. Und von dort breitete sich auch immer noch ein deutlich ziehender Schmerz in seinem Oberkörper aus. „Nun ja Si…eh… D-du bist einfach nicht wach geworden, daher dachte ich, dass es mit dem Handywecker vielleicht klappt.“ Leicht irritiert oder vielleicht auch noch ein winziges bisschen dusselig, da er ja genau genommen gerade erst äußerst unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde und sich noch gar keine Gedanken über die Tageszeit hatte machen können, ließ der Schauspieler seinen Blick in Richtung des Fensters wandern. Er war nun wirklich kein Langschläfer… Wie spät war es überhaupt? „Wie viel Uhr haben wir denn?“, fragte Ren direkt nach, da er sein Handy nicht mehr auf dem Nachttisch ausfindig machen konnte und somit mal davon ausging, dass Kyoko es ihrem Ziel nach wohl auch ergattert hatte. „Zwanzig nach sechs!“, kam prompt und mit kräftiger Stimme die Antwort von dem jungen Mädchen. Ihrer Auffassung nach war das schon deutlich zu spät! Sie hätten viel früher aufstehen müssen, immerhin hatte sie sich noch einiges für den heutigen Tag vorgenommen und wollte dabei nicht unbedingt unter Zeitdruck geraten. Dementsprechend unruhig saß sie hier nun auch auf ihren Beinen. Ren sah die Sechzehnjährige unterdessen für einen kurzen Moment einfach stumm (oder eher sprachlos…) an, ehe sich winzige Ansätze eines bestimmten, unehrlichen Lächelns in sein Gesicht schlichen, von dem Kyoko schon eine ganze Weile nichts mehr zu Gesicht bekommen hatte. „Na, wenn das so ist…“, begann der Braunhaarige nun viel versprechend und griff nach dem Saum seiner Bettdecke. Kyoko schwankte zwar noch ein wenig in Richtung Misstrauen, sein Blick war ihr nicht vollendest geheuer, bekam aber dennoch bei seinen Bewegungen ein deutliches Leuchten in die Augen. Wenn er aufstand, konnten sie jetzt ja endlich frühstücken! Das junge Mädchen schob sich auf der Matratze herum und war mit einem Satz am Rande des Zweipersonenbettes angekommen. Sie fischte bereits mit ihren nackten Füßen nach den Hoteleigenen Hausschuhen, als sie hinter sich noch einmal Rens Stimme hörte. Und das mit zwei Worten, die ihr ja so gar nicht gefielen… „… Gute Nacht!“ //Was?!?// Kyoko wandte sich ruckartig wieder dem Schauspieler zu. Nur um festzustellen, dass er anscheinend nicht einmal im Ansatz die Absicht gehabt hatte aufzustehen… Stattdessen hatte er sich die Bettdecke bis über die Nasenspitze gezogen, sich wieder auf die Seite gedreht und das natürlich so, dass sie nun schon zum dritten Mal an diesem Morgen die Konturen seiner Schulterblätter zu sehen bekam, die sich überaus deutlich in dem feinen Stoff seines Schlafanzugs abzeichneten. In der ersten Schrecksekunde starrte die Schwarzhaarige dieses Szenario sprachlos und ungläubig an, ehe sie ihre Stimme wieder fand. “Abe… Nein! Halt! Nicht weiterschlafen, heute ist doch unser freier Tag!“, begann sie mit bewusst lauter Stimme. Sie wollte ihm gar nicht erst die Chance lassen ernsthaft wieder einzuschlafen. „Eben. Es gibt also keinen Grund jetzt schon aufzustehen“, konterte Ren unter seiner Bettdecke und machte dabei weiterhin keinerlei Anstalten sich wieder zurückzudrehen, geschweige den aufzurichten… Obwohl ihm eine gewisse Sechzehnjährig gerade verzweifelt an der Schulter rüttelte und dabei alles andere als zaghaft war. „Ich wollte doch noch mal in die Stadt!“, protestierte das junge Mädchen weiterhin und versuchte verzweifelt einen Blick in das Gesicht von Ren Tsuruga zu erhaschen, der seinen Kopf inzwischen aber fast gänzlich unter der Bettdecke verbarg. „Nicht einmal die Souvenirstände haben um diese Uhrzeit schon auf“, wurde ihr dafür eine so unterkühlt klingende Antwort aus dem Stoff heraus entgegen genuschelt, dass sich langsam aber sicher ein gewisser Ärger in ihrem Bauch breit machte. „Aber das Frühstück habe ich auch schon gemacht!“, versuchte sie es erneut. Doch Kyokos Stimmlage war an diesem Punkt bereits zu entnehmen, dass sie nicht mehr lange mit sich scherzen lassen würde. Ren registrierte das durchaus, aber gerade diese Entwicklung sorgte nun für ein wirklich breites Grinsen auf seinem Gesicht. Neugierig, wie sich dieses Szenario wohl noch fortsetzen würde, entschied er sich dafür, dieses kleine Spiel aus Provokationen fortzusetzen und sogar in Sachen Unhöflichkeit noch einmal einen draufzusetzen: „Frag doch Yashiro-san, der leistet dir sicher gern Gesellschaft. Ich gehe nachher lieber runter und esse dort.“ Kyoko Mogami war an diesem Punkt nun vollends perplex. Sie wusste nicht warum, ob es an dem kleinen Missgeschick von eben lag, den vermutlich noch immer schmerzenden Rippen, weshalb er genau genommen auch durchaus das Recht hätte sauer auf sie zu sein… oder irgendetwas ganz anderem, aber die Reaktionen, die sie momentan bekam, passten nun wirklich überhaupt nicht zu dem, was sie sonst von diesem Mann kannte! Und irgendwie warf das wiederum ein Gefühl in ihr auf, als würde sie sich hier gerade mächtig veralbern lassen… Es dauerte nach dieser Einsicht nur noch Sekunden, ehe die Lufttemperatur im Rücken des Zwanzigjährigen rapide abfiel und sich eine düstere Aura aufbaute, die man wirklich mühelos wahrnehmen konnte, auch ohne sie zu sehen. Rens Grinsen wurde noch einen Tick breiter, als er das junge Mädchen nun im Mio-Modus vor seinem inneren Auge sah. Tja was würde wohl jetzt kommen… nach all seinen kleinen Frechheiten… Innerlich bereits auf einiges gefasst und gleichzeitig voller Erwartung, ließ der Schauspieler die Bettdecke vor seinem Gesicht wieder ein klein wenig sinken. Nur so weit, dass er gerade über den Rand des Bezugs hinausspähen konnte. Ohne seinen Kopf besonders weit zu drehen, immerhin sollte die junge Dame hinter ihm nichts hiervon mitbekommen, versuchte er aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen. Er fragte sich, was für ein Gesicht sie jetzt wohl machte… Vermutlich war es vergleichbar mit dem bei der gemeinsam improvisierten Schauspielszene zu Dark Moon, die er sich zur Erfassung von Kazukis Gefühlen ausgedacht hatte. Tja, das hatte ja auch wirklich besser geklappt, als er zuvor erwartet hatte. Und den Moment, indem ihm genau das klar geworden war, hatte sie dummerweise so interpretiert, als mache er sich über sie lustig… Nun zu dem Zeitpunkt war ihm diese Auffassung seines Verhaltens auch wesentlich lieber gewesen, als die Wahrheit, aber jetzt... Jetzt brauchte er auf dem Gebiet ja eigentlich absolut keine Bedenken mehr zu haben. Es gab schließlich keine Gefühle mehr, die er vor ihr verstecken musste, um sein Gesicht zu wahren. Und diese Gewissheit, erleichterte ihn innerlich doch stärker als er es erwartet hatte. Als Resultat davon, ertappte er sich gerade dabei, wie er die noch verbleibende gemeinsame Zeit in diesem Hotel mit allen Mitteln auskosten wollte und dabei eine verspielte Seite von sich selbst zum Vorschein brachte, von der er annahm sie existiere schon seit Jahren nicht mehr. Ehrlich gesagt, hatte er sich eine Zeitlang sogar ernsthaft gewünscht sie würde endlich verschwinden… auch wenn das bei weitem nicht die widersprüchlichste Eigenschaft zu seinem hier aufgebauten Charakter als „Ren Tsuruga“ war. Doch jetzt war er wiedererwarten sogar froh darüber, sie doch noch zu besitzen. Das zuvor eher neckische Lächeln auf den Lippen des Schauspielers, wich nun einem puren Ausdruck von Zufriedenheit und Glück. Für einen Augenblick dachte er nicht einmal mehr an die drohende Gefahr in seinem Rücken. Und genau deswegen traf ihn das eigentlich Erwartete nun doch wieder völlig überraschend… Mit einem kräftigen Ruck spürte der junge Mann, wie sich ein entscheidender Gegenstand für seine Bequemlichkeit plötzlich verflüchtigte… und nur Millisekunden später, schlug Ren mit seinem Kopf unsanft auf der blanken Matratze auf. Bei der unpraktischen Haltung seiner Hände, mit denen er immer noch die Bettdecke auf Kopfhöhe fixiert hatte, schaffte er es zu allem Überfluss auch noch sich selbst kraftvoll mit der Faust gegen das Nasenbein zu hauen. Erschrocken von dieser Entwicklung und vor allem der Tatsache, das sich heute wohl jede Kleinigkeit sofort in körperlichem Schmerz für ihn bezahlt machte, griff sich der Braunhaarige mit der rechten Hand locker an die Nase, während er leise den ein oder anderen Fluch vor sich hingrummelte. Ein gewisses Mädchen in seinem Rücken strotze im selben Moment regelrecht vor Selbstsicherheit, oder sollte man es eher Übermut nennen, und konnte es sich anscheinend nicht verkneifen das gerade erst so unsanft entwendete Kopfkissen jetzt mit einem satten „PATSCH“ wieder auf Rens Kopf landen zu lassen. Der Schauspieler zog sich sofort den Federsack vom Gesicht und richtete sich nun doch wieder in eine sitzende Position auf. „Okay… DAS gibt Krieg!“ Schneller als Kyoko überhaupt reagieren konnte, hatte sich der um die Eins Neunzig große Schauspieler auf sie gestürzt. Mit einem erschrockenen Quieken wurde sie auf die Matratze hinunter gedrückt und war schneller nicht mehr in der Lage sich effektiv zur Wehr zu setzen, als es ihr lieb war. Unterdessen spürte sie auch noch, wie die großen Hände des Mannes, der jetzt so Besitzergreifend über ihr lag, zu ihrem Bauch hinunter wanderten… und dort gnadenlos begannen sie durchzukitzeln! „Uwah! Halt! Neeein!“, presste die Sechzehnjährige mühselig unter Lachen hervor. Angestrengt versuchte sie die Hände des Schauspielers festzuhalten oder wenigstens an ihnen zu ziehen, um ihn irgendwie zumindest kurzzeitig davon abzuhalten sie weiter zu kitzeln. Aber dieser Mann war deutlich stärker als sie und noch dazu verließ sie langsam aber sicher ihre Kraft, so sehr war sie nun schon am Lachen. Ihr stieg so viel Wasser in die Augen, das ihr Blick vollkommen verschwamm, und sie auch die ersten Tränen nicht mehr lange zurückhalten konnte, während sie sich mit zugekniffenen Augen noch immer unter ihm wandte. Und egal wie sehr sie zappelte und strampelte, er wollte einfach nicht locker lassen… Kyoko spürte, wie sich nach und nach sämtliche Muskeln in ihrem Bauch bemerkbar machten. Und nicht nur das, auch in ihren Wangen zog es schon richtig. Ihr Körper war nicht im Geringsten auf solche Lachorgien trainiert, weshalb es sie auch nicht wundern würde, wenn sie hiervon für die folgenden Tage sogar noch Muskelkater davontrug. „Aufhören… Tsuruga-san...“, wieder ein Versuch ihn endlich zu stoppen, aber stattdessen vertieften diese Worte sogar noch das spitzbübische Grinsen auf Rens Gesicht. Der Zwanzigjährige hielt sich auch nicht mehr vollkommen mühelos hier auf seinen Knien über ihr, denn es kam doch schon beachtliche Gegenwehr von seinem Opfer. Aber wenn er wirklich aufhören sollte, reichte ihm diese Art der Bitte noch lange nicht. „Wie war das gerade?“, hackte der Schauspieler nach und sorgte dabei dafür, dass sein Gesicht so nahe wie möglich an dem ihren war, allerdings ohne das zeitgleich eine größere Gefahr für ihn bestand, noch ein drittes Mal an diesem Morgen eine schmerzliche Erfahrung zu machen. „Aufhören… bitte!“ „Hm… da fehlt aber immer noch etwas…“ „Koo-o-oon!“, kam es nun ernsthaft verzweifelt von dem jungen Mädchen, weshalb sie diesen Spitznamen auch etwas übertrieben in die Länge zog. Bei Ren löste das ein kurzes Auflachen aus, auf das er sich eigentlich Weiteres zu verkneifen versuchte, dabei allerdings kläglich scheiterte. Der Braunhaarige hatte seine Kitzelattacken im Nu eingestellt und stütze sich stattdessen nun mit der einen Hand neben Kyokos rechter Schulter auf der Matratze ab, während er sich mit der anderen seinen vor Lachen zitternden Bauch und im Ansatz auch noch die anscheinend leicht geprellten und nun wieder deutlicher spürbaren Rippen hielt. Der Sechzehnjährigen gab das nun endlich die Chance wieder anständig Luft zu holen, mit dem Handrücken das überschüssige Wasser aus ihrem Gesicht zu wischen und den eben so stark beanspruchten Bauchmuskeln mal etwas Ruhe zu gönnen. Kurzzeitig schloss Kyoko sogar ihre Augen, aber nach dem dritten tiefen Atemzug, schlug sie sie wieder auf und sah den Mann, der immer noch über sie gebeugt vor sich hinkicherte, mit zusammen gezogenen Augenbrauen und einer von ihrem innerlichen Ärger gezeichneten Falte zwischen diesen an. „Das war gemein!“, bemerkte das junge Mädchen nun in barschem Tonfall, schob die Unterlippe beleidigt nach vorne und verschränkte auch die Arme vor ihrer Brust. Der Zwanzigjährige hielt nun sogar die Luft an, in der Hoffnung so sein inneres Lachen endlich vollständig unter Kontrolle zu bekommen. Aber egal wie sehr er sich bemühte, letztendlich prustete er doch wieder los und bekam nun sogar sichtliche Probleme dabei sich mit seinen Armen in dieser Position zu halten. Kyokos Gesichtsausdruck wurde mit dieser Reaktion ihres Gegenübers noch um einiges mürrischer und ihre Aura verfinsterte sich im gleichen Zug. „Das war von Anfang an geplant, nicht wahr? Ich muss ja ein verdammt gutes Opfer für solche Zeitschindereien abgeben…“, murmelte die Sechzehnjährige noch immer eingeschnappt und wandte jetzt sogar ihren Blick von dem Mann über ihr ab, um stattdessen provokant in Richtung einer der Zimmerwände zu starren. Ren beugte sich darauf, wie vorhin bei seiner Kitzelattacke bereits einmal, deutlich tiefer zu der Schwarzhaarigen hinunter. Er ließ seine Ellenbogen dabei soweit einknicken, wie es ihm krafttechnisch noch möglich war. An sich hatten seine Arme auf dem Gebiet, dank der regelmäßigen Nutzung seines selbsteingerichteten Fitnessraums zuhause, einiges zu bieten, aber momentan merkte auch er, dass er dank des Lachens nicht mehr auf seine volle Muskelkraft zurückgreifen konnte. Während der Schauspieler sich nun auf dem linken Arm hielt, griff er mit seiner rechten Hand nach Kyokos Kinn und zwang sie mit ein wenig sanfter Gewalt dazu ihn wieder anzuschauen. Natürlich begann das junge Mädchen sofort sich zu wehren, indem sie versuchte ihr Kinn aus den Fingern dieses Mannes zu winden und ihn mit ihren, auf seiner Brust aufgelegten, Händen von sich weg drückte. Aber sie hielt augenblicklich inne, als sie plötzlich Rens Augen so ungeheuer dicht vor den ihren ausmachen konnte, das allem Anschein nach kaum noch eine Fliege zwischen ihnen hätte hindurch fliegen können. Wie versteinert lag sie nun da, während der Schauspieler sie eindringlich ansah. Das bis zu den Ohren reichende Schmunzeln konnte man ihm regelrecht aus den Augen ablesen und es vermischte sich dort gerade auf eine beängstigende Weise mit dem „Eroberer der Nacht“... „Sieh es mal so, das war meine Entschädigung für deine so liebevolle und sanfte Weckmethode…“ Wenn ihr diese überdeutliche Nähe nicht längst die Röte ins Gesicht getrieben hätte, dann wäre es spätestens jetzt soweit gewesen. Aber so breitete sich der tiefe Farbton ihres Gesichts lediglich noch etwas weiter aus, bis er sogar ihre Ohrenspitzen erreichte. Das junge Mädchen drückte sich noch ein Stück tiefer in die Matratze, als hätte sie demnächst die Absicht darin zu versinken, und schluckte nebenher schwer. Nicht nur seine Worte, zu denen sie sich eingestehen musste, dass ihm wohl wegen dieser Sache vorhin wirklich eine Entschädigung zustand, und dieser Blick waren Ursachen für ihre zunehmende körperliche Unruhe. Viel mehr lag es noch an der Tatsache, das sie seinen heißen Atem gerade so überdeutlich auf ihrer Haut fühlen konnte… Und genau das jagte ihr unzählige wollige Hitzeschauer durch den Körper, die sie absolut nicht einzuordnen wusste… „Na, kommt gar kein Kontra?“ Wieder dieser neckische Tonfall, und wieder diese Hitze, die elektrisierend die empfindliche Haut an ihrem Hals hinunter wanderte… Kyoko bekam das Gefühl, ihr Kopf nähere sich Temperaturtechnisch allmählich einer voll aufgedrehten Herdplatte. Und das, was sich eigentlich in dem großen Hohlraum zwischen ihrer Ohren befinden sollte, war dabei wohl schon so am Kochen, dass man ihm keinen sinnvollen Gedankengang mehr entlocken konnte… ‚Dusselig’, das war der Begriff, der ihren Geisteszustand derzeit vermutlich am Exaktesten ausdrückte. Erst ein langsam unangenehm werdendes Druckgefühl in ihrer Brust sorgte dafür, dass sich ihr Verstand wieder einschaltete. „Ge… Geh endlich von mir runter, Koon!“, befahl Kyoko nun regelrecht und drückte zur Unterstreichung dieser Worte mit beiden Händen den Mann über ihr nachhaltig von sich weg. Ren begann erneut zu schmunzeln und ließ sich nun einfach zur Seite fallen, direkt auf die weiche Matratze neben seiner Freundin. Man konnte dem jungen Mädchen die Erleichterung über sein Nachgeben mehr als deutlich ansehen, aber dabei sollte es nicht lange bleiben. Ehe sie sich versah, hatten zwei starke Hände sie an den Hüften ergriffen, ein wenig hoch gehoben und zur Seite gezogen, so dass sie sich nun plötzlich direkt über einem auf dem Rücken liegenden Ren Tsuruga wieder fand… Das Rot von Kyokos Haut begann regelrecht zu leuchten, als ihr Kopf langsam aber sicher die Szene zusammensetzte, die sie hier gerade darstellten. Eigentlich würde sie liebend gern aus dieser Situation flüchten, nur war ihr Köper momentan so unfähig sich zu bewegen, wie es sonst für gewöhnlich den Menschen ihr gegenüber erging... Und ein gewisser Herr in diesem Raum grinste sie noch immer neckisch an, seine Hände dabei natürlich nicht von ihren Hüften nehmend. „So rum angenehmer?“ Die Frage hätte er sich wirklich sparen können und das war nicht nur Kyokos Gedankengang. Er sah ja, wie er sie gerade völlig aus dem Konzept warf. Aber dennoch konnte er einfach noch nicht aufhören. Es machte ihm Spaß hier so mit ihr herumzualbern, sie ein wenig zu ärgern und dabei einfach nur für sich zu haben. Er konnte sich echt nicht daran erinnern jemals zuvor auch nur annähernd so etwas empfunden zu haben. Aber er fand Gefallen an diesem wolligen Gefühl in seiner Brust… sehr sogar… Kyokos Starre löste sich langsam, als sie nun beobachten konnte, wie sich der neckische Ausdruck auf dem Gesicht des Schauspielers immer mehr verflüchtigte. Nur kam stattdessen nun ein heiliges Lächeln zum Vorschein, das die ihr bisher bekannte Skala auch noch mühelos sprengte… Das junge Mädchen konnte vor ihrem inneren Auge regelrecht beobachten, wie dieser Anblick allmählich einen Gedankengang nach dem anderen in ihrem Schädel lahm legte und wenn das so weiter ging vermutlich wieder eine vollkommene Leere in ihrem Kopf hervorrief... Nein, das durfte sie nicht zulassen, nicht schon wieder! „N-natürlich nicht!“, rief sie daher rasch, oder besser: solange sie noch zu einer Reaktion fähig war, griff gleichzeitig nach einem der Kopfkissen neben ihnen und drückte es Ren noch im gleichen Atemzug mittig aufs Gesicht. Dieses Mal hatte der Zwanzigjährige allerdings mit so etwas gerechnet und konnte das Kissen daher knapp vor seinem Gesicht noch mit dem rechten Unterarm abfangen. Unwillkürlich musste er wieder anfangen zu lachen, während Kyoko mit noch immer hochrotem Kopf nun versuchte all ihre Kraft darin zu investieren ihm dieses Kissen doch noch ins Gesicht zu drücken. Letztendlich hing sie selbst sogar fast komplett auf diesem und somit auch auf Rens Arm. Sie nutzte so viel wie möglich von ihrem Körpergewicht aus, was Ren dazu veranlasste doch lieber beide Arme zu seiner Verteidigung zu verwenden, auch wenn sie an sich ein Fliegengewicht war. Für ihn hielt der Spaß bei dem Ganzen immer noch an, weshalb er sich auch nicht verkneifen konnte weiter zu lachen, während das Mädchen über ihm verbissen und verzweifelt zugleich immer noch an ihrem Vorhaben rumwerkelte und dabei sogar leise Flüche vor sich hinmurmelte. ///BLITZ!/// Schlagartig verstummte sowohl Rens Lachen als auch Kyokos leises vor sich hin Gebrummel, als dieser Blitz gepaart mit einem vertrauten, klackenden Geräusch plötzlich aufzischte. Völlig irritiert sahen sich die Jungschauspieler für eine Schrecksekunde in die Augen, ehe sie es wagten ihre Blicke zu der Seite zu drehen, aus der der Blitz kam. Das konnte doch jetzt nicht… hatte da ernsthaft jemand… „Ha! Perfekt!“, ertönte plötzlich Yashiros freudige Stimme von der geöffneten Zimmertür aus, während er auf das Display seiner Digitalkamera starrte und das eben gemachte Foto gleich noch mit der Zoomfunktion etwas genauer unter die Lupe nahm. Ren und Kyoko waren unterdessen immer noch völlig perplex. Einerseits war dem Schauspieler ein regelrechter Stein vom Herzen gefallen, als er Yashiro als den Fotographen erkannte und es hier nicht nachher mit jemandem zu tun bekam, der ihnen und vor allem Kyoko gewaltigen Ärger machen konnte. Aber andererseits fühlte er sich auch auf eine unangenehme Art und Weise ertappt. Sein Betreuer hatte es wirklich geschafft in das, was er sich hier gerade mühevoll als seine Privatsphäre aufbaute, einfach so hineinzuplatzen… Er spürte ein Gefühl von Verlegenheit in sich aufkommen, was ihm nun noch weniger behagte und auch gleich noch einen leichten Ärger nach sich zog, aber er konnte es trotzdem nicht verhindern, dass sich auch in seinem Gesicht ein leichter Rosaschimmer abzeichnete. Auch wenn der wirklich nichts im Vergleich zu der leuchtenden Farbe war, die Kyokos Haut nun wieder angenommen hatte. Wie versteinert saß sie immer noch auf ihm, das Kissen nun nur noch locker in den Fingern haltend. „Der Schnappschuss war es wirklich wert!“, begann Yashiro nun erneut und deutete dabei mit dem, von einem Gummihandschuh eingehüllten, rechten Zeigefinger auf die kleine Kamera. Ren konnte sich nicht helfen, aber er hatte das Gefühl das jetzt noch etwas kam, das ihm nicht sonderlich gefallen dürfte… Das breite Grinsen seines Managers roch förmlich danach… „Takarada-san wird begeistert sein, meinst du nicht Ren-kun?“ Ja, genau das war der passende Satz und Tonfall zu diesem Blick! In Sekundenbruchteilen hatte Ren seiner Freundin nun das Kissen aus den Fingern gezogen und schleuderte es kraftvoll in die Richtung des Fünfundzwanzigjährigen, der sich gerade noch rechtzeitig hinter dem Türrahmen in Deckung bringen konnte und nun seinerseits vor sich hinlachte. „WAS zum Teufel tust du überhaupt hier?! Schon mal was von anklopfen gehört?!“, blaffte der Dunkelhaarige seinen Betreuer nun noch an, von dem aber nichts weiter als amüsiertes Lachen als Antwort kam, das sich allmählich von ihnen entfernte. Klar, Kyoko meinte ja das Frühstück sei schon fertig, er würde also sicher wenn sie gleich raus kamen schon wartend am Tisch sitzen und ihnen wieder einen nervigen Blick nach dem anderen zuwerfen… Er konnte diese Grimassen schon bildlich vor sich sehen… „Dieser Quälgeist…“, grummelte Ren noch leise vor sich hin, während er sich nun allmählich auf seine Ellenbogen aufrappelte. Leider half alles nichts, so langsam mussten sie wohl oder übel aufstehen. Der Spaß war nach diesem Auftritt seines Managers nun eh vorbei… Kapitel 28: First Date, Teil 1 ------------------------------ Halli Hallo :) Ich hoffe, ihr habt mich noch nicht komplett vergessen. Ich weiß, ich habe wieder eine Ewigkeit nichts hochgeladen... -.- Aber ich gebe mir Mühe, dass jetzt allmählich wieder zu ändern. Als Einstieg daher erstmal ein etwas kürzeres "Zwischenkapitel" sozusagen. Viel Spaß! :) Kapitel 28 ~ First Date, Teil 1 „Und ihr wollt wirklich alleine gehen?“, erkundigte sich Yashiro noch ein letztes Mal, während die kleine Dreiergruppe von Rens Hotelzimmer aus auf den Flur hinaustrat. Nicht, das er irgendwelche Einwände hatte, ganz im Gegenteil. Ihm gefiel der Gedanke daran die zwei Turteltauben etwas Zeit miteinander verbringen zu lassen, besonders wenn das Ganze schon verdächtig nach einem Date aussah! Nur er machte sich gleichzeitig auch ein wenig Sorgen… Ren hatte das Angebot, dass er Ihnen einen Mietwagen besorgen konnte, abgelehnt. Hinzus wollten sie sich ein Taxi nehmen und für den Rückweg aus der Stadt… nun dafür hatten sie noch keinen wirklichen Plan und um seinen Schützling bei dem Thema zu zitieren, darum wollten Sie sich wenn es soweit war einfach „spontan“ kümmern. Spontan… das war ein Wort, das er eigentlich gar nicht in Rens Wortschatz vermutet hätte… Aber nun ja, was wollte er schon machen. Der Schauspieler war erwachsen, nur Kyoko-chan noch nicht… Aber diesbezüglich hatte er eigentlich keine Bedenken. Er wusste, dass Ren alles ihm Menschenmögliche für dieses Mädchen tun würde. Er hoffte nur, dass sie nicht nachher einer Schulklasse über den Weg liefen, die ihren Trimestertrip hier nach Karuizawa machten, und von denen erkannt wurden… Das könnte durchaus Unannehmlichkeiten mit sich führen… Nur brachte es jetzt auch nichts, wenn er sich hier seinen Kopf zerbrach. Vielleicht war es keine schlechte Idee mal nicht vom schlimmsten Szenario auszugehen, sondern seinen beiden Schützlingen einfach ein schönes Date zu wünschen! „Mach dir nicht so viele Gedanken. Wir kommen auch mit dem Taxi sicher in der Stadt an“, erwiderte Ren unterdessen und verstaute den Schlüssel zu ihrem Zimmer in der Brustinnentasche seiner Jacke. Anschließend warf er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Es war genau genommen immer noch recht früh für einen Sonntagmorgen, deswegen befanden sie sich auch so ziemlich alleine in dem großen Gang, der sich durch das gesamte Stockwerk zog. Aber das war genau genommen zu ihrem Vorteil. Es musste nicht jeder sehen, dass er sich allein mit Kyoko per Taxi von hier absetzte. Die Idee zu dem Ganzen war gestern nach dem Abendessen entstanden, als sie noch gemeinsam mit Yashiro in ihrem Zimmer gesessen und es sich etwas gemütlich gemacht hatten. Ogata-kun hatte seinem Manager kurz zuvor den genauen Ablauf für den heutigen und morgigen Tag genannt, damit sie sich darauf einrichten konnten. Was die Szenen in der Villa betraf, die sie sich hier für die Dreharbeiten gemietet hatten, so waren sie genau genommen bereits komplett fertig. Lediglich die Bilder für den Fotoband sollten ebenfalls noch dort gemacht werden. Nur da der Fotograph, dem Takarada-san diese Arbeit auftragen hatte, erst gestern Zeit hatte, war ihr freier Tag mit dem Stadtausflug entstanden. Aber Ogata-san war das genau genommen sehr gelegen gekommen. Er schien wirklich glücklich mit seiner Crew an Schauspielern und Technikern. Die Dreharbeiten liefen, seit seinem eigenen Aussetzer als Katsuki, hervorragend. Es gab kaum NGs, dem Zeitplan für die einzelnen Episoden waren sie sogar ein Stück voraus und so war es eine perfekte Gelegenheit für den Regisseur seinen Leuten seine Dankbarkeit für ihre harte Arbeit und den Spaß, den sie gemeinsam hatten, auszudrücken. Heute stand nun der Abbau der Kameras und Beleuchtungseinrichtungen an, die sie für die Innenaufnahmen gebraucht hatten. Die Techniker hatten also auch an diesem Sonntag alle Hände voll zu tun. Und ein Teil von ihnen würde auch bereits heute Abend wieder zurück nach Tokyo fahren, ebenso wie einige ihrer Schauspielkollegen. Hitomi, Akane und Midori als Beispiel. Die Charaktere der Drei waren in einigen Szenen in der Villa enthalten, würden aber für die letzten Außenaufnahmen, die jetzt noch anstanden nicht mehr gebraucht werden. Es handelte sich auch nur noch um eine Hand voll Szenen, die sie, wenn alles gut lief und sich morgen vielleicht auch die eine oder andere Wolke vor die Spätsommersonne schob, problemlos an einem Tag abhandeln konnten. Ihre Rückfahrt war also für morgen Abend eingeplant. Nur im Notfall würde man noch den Dienstag dazu nehmen, aber Ren selbst war zuversichtlich, dass sie das nicht brauchten. Der heutige Tag würde so eine Art Mischmasch darstellen. Ein Teil der Crew arbeitete, ein anderer konnte sich bereits mit dem Packen der Koffer beschäftigen und ein Letzter hatte mal wieder etwas Freizeit, wozu auch er und Kyoko zählten. Da es eh Sonntag war und er sich für gewöhnlich bei Außenlocations gerne zumindest einen halben Tag für sich selbst freihielt, um die Umgebung etwas zu erkunden und mal etwas aus dem Stadtalltag in Tokyo herauszukommen, kam dem Schauspieler das durchaus gelegen. Und auch Kyoko war froh darüber, sie hatte festgestellt, dass sie für ihre Zieheltern, Kotonami-san und Maria-chan noch gar keine Mitbringsel besorgt hatte. So kam daher gestern das Thema Stadt auf. Die Geschäfte hatten eh geöffnet und sie würden sich noch einmal ganz in Ruhe Karuizawa anschauen können, ohne unter Zeitdruck geraten zu können oder gestört zu werden… Rens Blick schweifte bei diesem Gedanken kurz zu der Sechzehnjährigen neben sich. Sie hatten es nicht direkt verabredetet, aber irgendwie… irgendwie konnte man das vielleicht sogar als ein kleines Date einstufen… So ganz am Rande natürlich nur… „Über das Ankommen mache ich mir weniger Gedanken, eher um das dort wegkommen… Aber ihr wisst schon was ihr tut. Denk nur daran deine Basecap und die Sonnenbrille auch zu tragen! In deinen Händen bringt dir das Zeug nicht viel“, erwiderte Yashiro nun, in den Mundwinkeln leicht schmunzelnd, als sie an dem Fahrstuhl, der zumindest das Pärchen runter ins Erdgeschoss bringen würde, ankamen. Ren zog sich darauf mit einem kurzen Augendreher die Basecap über und setzte auch schon mal die Sonnenbrille auf seiner Nasenspitze auf. „Zufrieden?“, hackte er noch kurz nach, worauf er von seinem Manager lediglich ein knappes, aber genügsames Nicken als Antwort bekam. Das typische „Ping“ verkündete in genau diesem Moment, dass der Fahrstuhl auf ihrer Etage angekommen war und die Metalltür glitt langsam auseinander. „Also dann, viel Spaß euch beiden“, wünschte Yashiro noch und sah dabei hauptsächlich Kyoko an, die ihm gut gelaunt zulächelte. „Vielen Dank, Ihnen ebenfalls Yashiro-san!“, erwiderte die Schwarzhaarige und trat in den Aufzug ein, dicht gefolgt von Ren, der seinem Betreuer zum Abschied nur noch eine flüchtige Handgeste schickte. Kurz darauf glitten die Metalltüren auch schon wieder zusammen und der Fahrstuhl setzte sich mit einem leichten Summen in Bewegung. Yashiro vergrub seine Hände in den Hosentaschen, schüttelte einmal breit grinsend seinen Kopf und schlug dann den Rückweg zu seinem Zimmer ein. Soso, na dann war er mal gespannt, wie der Tag für die beiden lief. Im Gehen zog er nun, nachdem er sich ein Stofftaschentuch um seine Finger gewickelt hatte, die kleine Digitalkamera aus seiner Hosentasche hervor, schaltete sie ein und betrachtete amüsiert das letzte geschossene Foto. Es war wirklich der perfekte Schnappschuss! So wie in dieser Szene hatte er Ren noch nie erlebt in den ganzen 3 Jahren, die er nun schon sein Betreuer war. Er hatte auch kaum noch mit so etwas gerechnet… Aber wie er nun sah, hatte auch Ren Tsuruga noch einige unentdeckte Seiten, die er hoffentlich nach und nach kennen lernen würde, sobald Kyoko-chan sie aus ihm hervorlockte. Und apropos Kyoko, das junge Mädchen schien bisher überraschend gut mit der neuen Situation klar zu kommen. Jedenfalls wirkten die beiden heute Morgen schon wesentlich gelassener und lockerer im Umgang miteinander, als am gestrigen Abend. Bei der Erinnerung an ihr gemeinsames Frühstück vor etwa einer halben Stunde, musste der Manager sich schon beinahe ein Auflachen verkneifen. Die junge Schauspielerin hatte einfach ihre eigenen Wege um seinem Schützling Kontra zu bieten. Und die Strafe für sein Verhalten heute Morgen hatte er definitiv am Frühstückstisch bekommen. Selbst Yashiro hätte bei so einem üppig gefüllten Teller, wie der den Ren vorgesetzt bekommen hatte, abgelehnt. Aber das war nicht durchgegangen und letztendlich hatte er alles sogar Restlos aufgegessen. Wenn auch unter stillem Protest… Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen, schaltete der Blonde die Kamera wieder aus und griff nach seinem Zimmerschlüssel. Nun, dann würde er sich mal nicht weiter mit seinen Gedanken beschäftigen, sondern sich allmählich an seine Arbeit machen und ein wenig am Terminplan seines Schützlings rumwerkeln. Es gab noch mehr als genug Termine, die da irgendwie reingequetscht werden mussten… Und wenn er das seiner Mailbox am letzten Abend richtig entnommen hatte, gab es auch bezüglich der bereits abgesprochenen Termine noch ein paar Änderungen… Wäre ja auch zu schön, wenn mal nichts irgendwo dazwischen kam… Nachdem Ren auf der Fahrstuhlkonsole das Erdgeschoss ausgewählt hatte, lehnte er sich locker mit dem Rücken gegen die Aufzugswand und warf seiner Begleiterin erneut neugierige Blicke zu. Kyoko hatte sich eine kleine Handtasche mitgenommen, mit der sie wie es aussah auch gerade beschäftigt war. Der Riemen hing locker über ihre rechte Schulter, während sie die Tasche selbst zwischen ihren schmalen Händen hielt und irgendetwas in ihrem Inneren suchte… oder ordnete. Er wusste es nicht genau, aber er fragte auch nicht nach, sondern beobachtete sie einfach nur einen weiteren Moment dabei. Der Aufzug war im Nu im Erdgeschoss angekommen, ohne, dass noch jemand dazu gestiegen war. Ren ließ seiner Freundin den Vortritt, als sie in die Eingangshalle des Hotels hinaus traten und anschließend gleich den Weg zur Eingangstür einschlugen. Das Taxi hatte Yashiro ihnen bereits bestellt und es würde den Schauspieler nicht wundern, wenn es sogar schon vor der Tür stand. Nur bevor sie losfahren konnten, gab es noch eine Kleinigkeit zu klären… „Kyoko-chan?“, sprach der Braunhaarige die Sechzehnjährige neben sich an, worauf diese ihn auch gleich aufmerksam und mit großen Augen ansah. Das natürliche Lächeln, das sie dabei auf ihren Lippen trug, sorgte automatisch dafür, dass sich auch in seinem Gesicht ein Lächeln abzeichnete. „Ich würde dir gerne etwas zeigen. Einverstanden, wenn ich dem Taxifahrer daher sage, wo er uns absetzen soll?“ Kyoko war natürlich überrascht über diese Frage, was man ihrer Mimik auch mühelos entnehmen konnte. Sie war bisher davon ausgegangen, dass sie sich den gleichen Stadtteil ansehen würden, wie bei ihrem Ausflug vor zwei Tagen… Sie wusste auch ehrlich gesagt nicht, was es hier sonst noch so zu sehen gab, so besonders groß war die Stadt ja nicht, auch wenn ihr natürlich bekannt war, das Karuizawa als ein sehr beliebter Urlaubsort galt. Besonders im Sommer, da hier durch die Lage des Ortes am Fuße des Berges Asama ein angenehm mildes Klima herrschte. Ganz im Gegensatz zu der Hitze, die zu dieser Zeit in Tokyo vorherrschte… Wobei dieser Berg allerdings auch negatives mit sich brachte, denn Asama war auch heute noch einer der aktivsten Vulkane in Japan. Kyoko zwang sich nach diesem gedanklichen Abschweifer aber schnell wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen… Tsuruga-san wollte ihr ernsthaft etwas zeigen?? Sofort schlichen sich Anzeichen von Neugier in ihre bernsteinfarbenen Augen. Ihre Iriden glänzten geradezu vor Erwartung, was für Ren auch bereits Antwort genug war. Es würde also klar gehen, er würde dem Taxifahrer sagen, wo genau er sie hinbringen sollte. Und er war schon gespannt auf ihre Reaktion, wenn sie erst da waren. „Darf ich fragen, was … du mir zeigen willst?“, fragte die junge Schauspielerin nach einigen Sekunden, wobei sie immer noch hörbar ihre Probleme mit der formlosen Anrede des Starschauspielers hatte. Es war aber auch einfach schwierig… besonders wenn es daran ging seinen Vornamen zu verwenden. Irgendwie schlich es sich daher gerade bei ihr ein, dass sie einfach auf den Spitznamen „Koon“ auswich, nur um nicht „Ren“ sagen zu müssen. Dieser Name brachte sie einfach zu sehr in Verlegenheit… Vielleicht änderte sich das noch, aber momentan war sein Vorname, selbst wenn sie ein „-san“ anhing, einfach noch zu viel für sie. Wobei sie auch nicht wirklich verstand, warum sie bei „Koon“ weniger Hemmungen hatte… Es war halt einfach so. Und sie spielte mit dem Gedanken sich wirklich auf diesen Namen zu beschränken. Bisher hatte er auch nichts in die Richtung gehend gesagt, dass er etwas dagegen hatte so von ihr adressiert zu werden. Möglicherweise war es also gar keine so schlechte Lösung. Und sobald sie sich am Set, in irgendeinem Studio oder bei LME befanden, wo Kollegen ihre Unterhaltung mithören konnten, stand die Anrede „Tsuruga-san“ eh außer Frage! Auch wenn Kyoko annahm, dass er demonstrativ bei „Kyoko-chan“ bleiben würde, sie hatte keine Lust in irgendeiner Form ihr eigenes Grab zu schaufeln… Und um das sicher zu stellen, würde sie in Tokyos Öffentlichkeit nicht vertrauter mit diesem Mann umgehen, als es für Schauspielkollegen in einem Sempai – Kouhai Verhältnis üblich war! Wer wusste, wie schnell sie sonst ein ganzes Heer von Rengläubigen mit Messern in ihrem Rücken stehen hatte… Das junge Mädchen trat nun, gefolgt von ihrem Begleiter durch die Tür in die frische Morgenluft hinaus. Die Sonne stand bereits am Himmel und tauchte die Umgebung in angenehme warme Strahlen. Der Morgentau auf den Gräsern und Blumen glitzerte in dem sanften Licht, während er allmählich zu trocknen begann. Und auch in der Luft selbst hing heute Morgen einiges an Feuchtigkeit, wie Kyoko feststellte. Nun, es ging langsam aber sicher auf den Herbst zu. Ren neben ihr vergrub, ehe er auf ihre Frage antwortete, seine Hände in den Hosentaschen seiner ausgewaschen wirkenden Designerjeans und legte seinen Kopf leicht schief, damit sie auch problemlos sein breites Grinsen sehen konnte. „Wenn ich das verraten würde, wäre es keine Überraschung mehr. Sorry, aber da musst du dich noch etwas gedulden.“ Die Schritte des Zwanzigjährigen wurden etwas schneller, damit er bereits vor Kyoko an dem bereits wartenden Taxi ankam und seiner Freundin ganz gentlemanlike die Tür aufhalten konnte. Kyoko kannte dieses Verhalten ja schon von den unzähligen Malen, die er sie nach Hause gefahren hatte, daher schaffte sie es an ihm vorbeizuschlüpfen und in das Taxi einzusteigen, ohne sich groß ihre Verlegenheit anmerken zu lassen. Sobald die Sechzehnjährige saß, kletterte auch Ren auf die Rückbank des Taxis und zog die Tür hinter sich zu. „Zur Karuizawa Station, Südausgang bitte“, wies er den Fahrer an, der bereits abwartend über seine Schulter nach hinten zu seinen Fahrgästen geblickt hatte. Kapitel 29: First Date, Teil 2 ------------------------------ Ren hatte sich amüsiert seine Basecap tiefer ins Gesicht gezogen, die Arme vor der Brust verschränkt und verhielt sich nun so ruhig, das man annehmen könnte, er sei eingedöst. Kyokos Blick, als er den Bahnhof erwähnt hatte, war absolut göttlich gewesen! Man könnte meinen sie hätte sich für einen kurzen Moment ernsthaft die Frage gestellt, ob er sie entführen wolle, ehe sie ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte. Natürlich kam prompt die Frage, was sie am Bahnhof wollten bzw. was er ihr an so einem Ort zeigen wollte. Und das nicht nur einmal… Anfangs hatte er ein paar Mal spielerisch geantwortet und sie, zur Belustigung ihres Fahrers, wiederholt darauf hingewiesen, dass er ihr das definitiv nicht verraten würde, aber sie blieb hartnäckig. Und letztendlich hatte er sie erst darüber zum Schweigen gebracht, dass er selbst einfach nichts mehr sagte, ihre weiteren Bemühungen ihn zum Reden zu bringen also schlichtweg ignorierte. Aus den Augenwinkeln warf der Zwanzigjährige einen Blick aus dem Fenster zu seiner Rechten hinaus. Sie hatten die Stadt bereits erreicht, würden also nicht mehr allzu lange brauchen, um zu ihrem Zielort zu gelangen. Langsam ließ Ren seine Augen von dem Fenster aus durch das Innere des Fahrzeugs schweifen, bis sie bei Kyoko neben ihm ankamen. Die Sechzehnjährige hatte sich gegen die gepolsterte Rückenlehne gelehnt und ihr Gesicht, das einen kleinen Schmollmund zierte, in Richtung des Fensters gedreht. Dieser Anblick verstärke für einen kurzen Augenblick sein eigenes inneres Schmunzeln. Es war schon beinahe erschreckend wie viel Gefallen er daran fand dieses Mädchen zu necken. Aber genau genommen war das ja nichts Neues zwischen ihnen, obwohl ihm natürlich bewusst war, dass er es aktuell vielleicht schon ein bisschen übertrieb… Erst heute Morgen, dann jetzt… aber andererseits wusste Kyoko ihm auf ihre Art Kontra zu bieten, wofür das unangenehme Völlegefühl in seinem Magen der beste Beweis war. Dennoch wollte er es nicht nachher noch übertreiben. Er stand im Moment ernsthaft an dem Punkt in ihrer Beziehung von dem er seit Monaten geträumt, ihn aber sicher nicht so schnell für möglich gehalten hätte. Das Letzte was er daher wollte war irgendetwas zu tun, womit er die Sechzehnjährige ernsthaft verärgern oder verletzen konnte. Den Rest des Tages würde er seine Freundin daher so sehr verwöhnen, wie es seiner kleinen Prinzessin auch zustand. Kurz wanderte Rens Blick nun nach vorne zu ihrem Fahrer bzw. eigentlich eher dem Rückspiegel, der in der Mitte der Frontscheibe hing. Er trug natürlich immer noch sowohl seine Basecap als auch die Sonnenbrille, was ihm auch überhaupt erst ermöglichte seine Umgebung hier so genau im Auge zu behalten, da für andere schwer zu erkennen war, worauf seine Augen unter der getönten Brille nun wirklich gerichtet waren. Er konnte in dem kleinen Spiegel die auf die Fahrbahn gerichteten Augen des Fahrers erkennen, den er alterstechnisch irgendwo Mitte Dreißig einschätzen würde. Hm… vielleicht wäre es doch besser gewesen einen Leihwagen zu nehmen. Ihm war vorhin nicht entgangen, dass der Herr über diesen Spiegel immer wieder neugierige Blicke zu ihnen geworfen hatte. Oder besser gesagt hauptsächlich zu Kyoko… Und diese Tatsache sorgte für ein ziemlich unangenehmes Gefühl in seiner Brust… Nicht das er eifersüchtig war! Das definitiv nicht. Ihm war nur einfach bewusst geworden, dass er hier nicht die einzige Person war, die von Fans erkannt werden konnte. Auch wenn sich Kyoko noch am Anfang ihrer Karriere befand und der Grad ihrer Bekanntheit noch in den Kinderschuhen steckte, war ihr Gesicht bereits regelmäßig über die Ausstrahlung der Dark Moon Folgen im Fernsehen zu sehen. Ebenso durch dieses PV, das sie mit Fuwa gedreht hatte… Auch wenn sie dort sowohl eine Perücke als auch Kontaktlinsen trug. Und zu guter Letzt war da noch dieser Werbespot mit Kotonami-san. Ohne das Ren es realisierte schlicht sich ihm bei diesen Gedanken ein stolzes Lächeln auf die Lippen. Es war wirklich unglaublich, was dieses Mädchen in so kurzer Zeit erreicht hatte. Im Februar des nächsten Jahres würde sie gerade mal ihr erstes Jahresjubiläum als LME Mitglied in der Love-Me-Section haben. Ihre Karriere bisher war wirklich etwas, wovon viele andere angehende Schauspieler nur träumen konnten. Selbst er hatte länger gebraucht, um sich hier im japanischen ShowBizz durchzuboxen. Wobei das allerdings eher an gewissen anderen Faktoren lag... Es hatte etwas gedauert, bis er „Tsuruga Ren“ vollständig kreiert hatte und den Charakter während seines öffentlichen Lebens in diesem fremden Land auch aufrecht erhalten konnte, geschweige den, dass er die Sprache und Schrift gut genug beherrschte, um nicht nur durch den Alltag zu kommen, sondern auch auf andere wirkte, als sei er in diesem Land aufgewachsen. Dabei konnte er letztendlich auch heute noch nicht auf sein Onlinewörterbuch im Handy verzichten, wie ihm die Erinnerung an einen Zwischenfall mit einem gewissen Maskottchen immer wieder gerne ins Gedächtnis rief… Immerhin einer Person war inzwischen allerdings bewusst, dass er seine Wurzeln nicht hier in Japan hatte. Er kam zwar auch nicht aus dem Feenreich, von dem sie ausgegangen war, aber er hoffte mal, dass die USA genauso akzeptabel war. Irgendwann würde er ihr auch mehr davon erzählen… Die besagte junge Frau spielte unterdessen unruhig mit ihren schlanken Fingern an dem ledernen Trageriemen ihrer Handtasche, die sie in ihrem Schoß liegen hatte. Ihre Lippen waren zusammengepresst, als typischer Ausdruck dafür, das sie gerade ein klein wenig eingeschnappt war. Und das mit Abstand beste war der Grund für diese Eingeschnapptheit… Sie war nervös! Und ihr war leider nichts Besseres eingefallen, um diese Tatsache und den leichten Rosaschimmer auf ihren Wagen vor den beiden Männern hier im Auto zu verstecken… Gott, was machte sie überhaupt hier?? Irgendwie wirkten die letzten Tage mit jedem Male, das sie an sie zurückdachte, irrealer… Und nun saß sie auch noch in einem Taxi, auf dem Weg zur Karuizawa Station, warum auch immer Koon sie dort hin bringen wollte. Wobei eigentlich nicht Koon sie dort hinbrachte, sondern immer noch Tsuruga Ren... Der aktuell begehrteste (Ex-)Junggeselle Japans machte mit ihr einen Stadtbummel in Karuizawa und das ALLEIN! Wäre Yashiro-san bei ihnen, würde sie vermutlich nicht einmal im Ansatz so aufgewühlt sein, wie sie es gerade war… Es war auch nicht so, dass sie nicht daran gedacht hatte, ihn zu fragen, ob er sie begleiten wollte. Aber er hatte heute Morgen noch davon erzählt, wie viel Arbeit sich bei ihm aufgestaut hatte und das er vermutlich den halben Tag, vielleicht sogar mehr brauchen würde, um das alles mit den entsprechenden Personen und Agenturen sowie Rens Terminplan abzuklären. Daher hatte sie sich ihre Frage verkniffen… Wobei es eigentlich sogar noch einen zweiten Grund gab, der ihr aber wie sie zugeben musste, erst reichlich spät in den Sinn gekommen war. Und zwar der Gedankengang, dass Tsuruga-san vielleicht auch mal etwas ohne seinen Manager unternehmen wollte. Im normalen Alltag traf man die beiden Männer für gewöhnlich nur gemeinsam an, egal ob bei LME oder in irgendeinem Studio. Wo Tsuruga-san sich aufhielt, konnte auch Yashiro-san nicht weit sein, mit der einzigen Ausnahme seines Apartments. Und auch wenn die beiden Männer gute Freunde waren, irgendwann brauchte man trotzdem mal eine Auszeit, nicht wahr? Und außerdem war da ja noch… na ja diese „Sache“… Sie sträubte sich zwar noch ein wenig gegen solche Gedanken, da sie absolut verrückt klangen…, aber sie war jetzt doch irgendwie so etwas wie seine Freundin… Das klang wirklich verdammt verrückt! Sie, Mogami Kyoko, war Tsuruga Rens Freundin… Gott, wenn das an die Presse gelangen würde, würde man sie vermutlich in der Luft auseinander reißen… Aber bei dem Thema waren sie sich zum Glück einig gewesen. Yashiro hatte das bereits gestern in der Mittagspause des Shootings angesprochen. Und für sie alle stand außer Frage, dass von dieser Sache vorerst niemand etwas mitbekommen sollte! Das betraf nicht nur die Presse, sondern auch ihre Schauspielkollegen und die sonstigen Mitarbeiter von LME. Und das war auch gut so, da es dem jungen Mädchen etwas den Druck von den Schultern genommen hatte. Sie konnte sich langsam an alles gewöhnen und in allmählichen Schritten auch noch den letzten Rest an Distanz, der zwischen ihr und Tsuruga-san herrschte abbauen, ohne dass sie dabei unter dem Fokus der Öffentlichkeit standen, die jeden Schritt, jeden Blick und jede Geste direkt bewerteten. Während Kyoko noch vollständig in ihre Gedanken versunken gewesen war, erreichte das Taxi sein Ziel. Der Fahrer manövrierte den PKW auf den an die Karuizawa-Station anschließenden Parkstreifen, der speziell für Taxen gekennzeichnet war, und brachte den Wagen dort zum Stehen. Von dem Anhalten im ersten Augenblick etwas überrascht, warf Kyoko einen Blick aus dem Fenster hinaus auf den Bahnhof und die vielen Menschen, die sich an diesem Ort tummelten. Ren hatte bereits das Geld für die Fahrt aus seinem Portmonee gezogen und drückte es dem Fahrer mit dem Hinweis den Rest als Trinkgeld zu behalten in die Hand, ehe er ausstieg und seiner Freundin gentlemanlike die Tür öffnete. Neugierig folge Kyoko der stillen Aufforderung auszusteigen und sah sich weiterhin um. Was wollte Koon ihr hier bloß zeigen?? Die Sechzehnjährige trat zwei Schritte auf den Gehsteig in Richtung des großen Bahnhofs hinaus und blickte anschließend abwartend zu ihrem Freund zurück. „Wir müssen hier drüben lang“, erklärte Ren schmunzelnd auf ihren immer noch verwirrten Gesichtsausdruck und unterstrich seine Worte, indem er mit der Hand in die gemeinte Richtung deutete. Die Sechzehnjährige folgte ihm, als er auch direkt seinen Weg, an der Strecke des Nagano Shinkansen entlang, einschlug. Sie befanden sich längst nicht mehr im Stadtinneren, sondern offensichtlich eher an einem der Randgebiete der Stadt, wofür die üppige Bepflanzung der Umgebung sprach. Bevor Kyoko allerdings dazu kam die Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite genauer zu betrachten, zog Ren ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Es ist noch recht früh, aber wir haben Glück. Die Geschäfte hier öffnen eigentlich nicht vor 9 oder teilweise sogar erst 10 Uhr, aber dieses Wochenende ist eine Sonderveranstaltung. Wir kommen daher genau rechtzeitig“, erzählte der Braunhaarige und zog sich dabei seine Basecap noch einen kleinen Tick tiefer ins Gesicht. „Eine Sonderveranstaltung?“, hackte Kyoko augenblicklich nach. „Ja, die Sommersaison der Tourismusbetriebe endet dieses Wochenende. In den nächsten Wochen nimmt die Anzahl der Gäste ab, ehe es zur Skisaison wieder richtig losgeht.“ „Skisaison?“, musste die junge Schauspielerin erneut nachfragen. Sie wusste, dass Karuizawa im Sommer ein beliebtes Urlaubsziel wegen dem milden Klima war, aber von einem Skigebiet hatte sie hier noch nicht gehört. Ren konnte sich nicht verkneifen kurz zu glucksen, als er die übergroßen Augen seiner Begleiterin sah. Wenn er weiter von dem Thema sprach würden vermutlich irgendwann Schneefeen vor ihrem Inneren Auge umhertanzen. „Genau. Die Vorsaison beginnt Ende Oktober“, mit diesen Worten blieb Ren stehen und wartete kurz, bis seine Freundin es ihm gleich tat. Anschließend legte er sanft seine Hände an ihren Schultern und drehte sie zu ihrer rechten Seite um, damit sie einen direkten Blick auf ihr Ausflugsziel auf der anderen Straßenseite hatte. „Wir sind da. - Willkommen im Karuizawa Prince Shopping Plaza, Prinzessin“, kommentierte er dabei schmunzelnd und beobachtete gespannt, wie die Augen der jungen Frau den Gebäudekomplex begutachteten, der die flache und mit Holz dominierte traditionelle Bauweise geschickt mit modernen Elementen und viel Glas verband. Es handelte sich genau genommen um mehrere Einzelgebäude, die Großteils überdacht miteinander verbunden waren und sich um einen großen Teich sowie eine Parkgroße Wiese herum schlängelten und diese teilweise auch mit ebenfalls überdachten Brücken passieren ließ. Im Hintergrund des beeindruckenden Gebäudekomplexes waren etwas entfernt das mehrstöckige Karuizawa Prince Hotel East auszumachen, sowie der Berg Yagasaki. „Der Berg im Hintergrund, Mt. Yagasaki, ist eines der beliebtesten Skigebiete der Stadt“, hing Ren noch an, während Kyoko völlig eingenommen von dem Anblick immer noch vor sich hinstarrte. Ihre Augen leuchteten regelrecht beim Anblick dieses etwas anderen Einkaufszentrums. Von Tokyo war man es gewohnt, dass eng und bevorzugt in die Höhe gebaut wurde, etwas anderes war in dieser Millionenstadt auch gar nicht möglich. Aber hier stand sie vor dem genauen Gegenteil. Die Gebäude waren flach, die Zwischengänge und Brücken geräumig, der eingeschlossene See einfach riesig und ebenso die anschließende Wiese, auf der sich mehrere Schwäne und Enten tummelten. Dann dieses kleine Waldstück im Hintergrund, dahinter das hohe und definitiv alles andere als günstige Hotel und letztendlich der Berg, der aktuell noch vollständig in grün gehüllt war. Der Anblick war einfach fantastisch! Das Glitzern in Kyokos Augen sorgte dafür, dass sich auch auf Rens Gesichtszüge ein zufriedenes Lächeln schlich. Kurzentschlossen griff er nach der Hand der Sechzehnjährige und drückte ihre Finger leicht, ehe das junge Mädchen endgültig in ihre Fantasiewelt abdriftete. „Wie sieht‘s aus, woll’n wir uns das Ganze mal aus der Nähe ansehen?“, fragte der Zwanzigjährige nebenher, um die Aufmerksamkeit der jungen Frau wieder auf sich zu ziehen. Er bekam sofort ein hektisches Nicken als Antwort und zögerte daher nicht mehr länger seine Freundin über die Straße zum Haupteingang des Komplexes zu führen. ~~~*~~~~~~~~**~~***~~**~~~~~~~~*~~~ Kyokos Augen glänzen so sehr, das sie der morgendlichen Sonne schon regelrecht Konkurrenz machten, als die Sechzehnjährige schon fast tänzelnd die breite Holzbrücke zum New East Teil des Einkaufszentrum überschritt. Fasziniert erfassten ihre Augen immer noch die Umgebung, in der sie sich hier wieder gefunden hatten. Ren ging einen Schritt hinter ihr, hielt aber dennoch weiterhin ihre Hand liebevoll in der seinen, immer daran bemüht sein Tempo dem ihren anzupassen, damit er sie nicht in ihrer Euphorie störte. Dank seiner langen Beine gelang es ihm auch mühelos elegant neben ihr herzulaufen, während sie mit fast hüpfenden Schritten die Brücke entlang schritt. „In dem Teich sind ja Koi-Karpfen!“, stellte Kyoko plötzlich begeistert fest und deutete mit ihrer ausgestreckten rechten Hand in die Richtung, in der sie die hochwertigen Fische augenscheinlich ausgemacht hatte. Ren hatte eigentlich erwartet, dass die Schwarzhaarige jeden Augenblick seine Hand loslassen und zum Brückengeländer hechten würde, doch zu seiner Überraschung dachte das junge Mädchen anscheinend keine Sekunde daran. Statt ihn loszulassen, zerrte sie den stattlichen 1,90m großen Mann einfach schlagartig mit sich zu dem besagten Geländer. Der Starschauspieler kämpfe einen kurzen Moment damit seine Füße neu ordnen zu müssen, nachdem er so ruckartig zur Seite weggezogen wurde, und konnte sich ein erneutes Schmunzeln nicht verkneifen. Immerhin würde ihn hier so definitiv niemand erkennen. Wer würde schon damit rechnen, dass Tsuruga Ren sich von einem so zierlichen Mädchen derart durch die Gegend zerren ließ? „Der da vorne ist komplett weiß!“, teilte die Sechzehnjährige fröhlich ihre Entdeckung und zeigte mit einer Hand in Richtung des Kois, der nur wenige Meter von ihnen entfernt knapp unter der Wasseroberfläche schwamm, um die angenehm warmen Sonnenstrahlen zu genießen, während sie sich mit der anderen Hand nun auf dem Geländer abstütze. Ren nutze diese Chance hinter seine Freundin zu treten und sich mit seinen Armen rechts und links von ihr auf dem Geländer abzustützen, während er wortwörtlich über ihre Schulter zu dem besagten Fisch sah. „Er sollte den Namen Yuki haben“, murmelte die Sechzehnjährige nun deutlich leiser, damit nicht jeder der umstehenden Personen sie hören könnte. „Stimmt, Yuki* passt zu ihm“, stimmte Ren ihr noch immer schmunzelnd zu und genoss die Tatsache, dass sie augenscheinlich nichts gegen seine körperliche Nähe hatte, und das obwohl sie sich hier in der Öffentlichkeit befanden. „Und sieh mal dort hinten, ein komplett roter mit zwei schwarzen Flecken unterhalb der Rückenflosse. - Wie würdest du ihn nennen?“ „Hm… Tentoumushi* vielleicht?“, antworte ihm die Sechzehnjährige, „Er sieht von den Farben her echt aus wie ein Marienkäfer!“ Ren lachte leise auf bei diesem Namensvorschlag. Diese junge Frau schaffte es echt nie seine Erwartungen zu enttäuschen. „Ko-on… machst du dich über mich lustig?“, hörte er plötzlich eine erschreckend eiserne Stimme fragen. Schlagartig verkniff sich der Schauspieler sein Lachen und sah das junge Mädchen vor sich mit einem möglichst neutralen Gesichtsausdruck an. Er wusste nicht, wie es geschehen war, aber die Sechzehnjährige vor ihm, war irgendwie wieder in ihren „Mio-Modus“ gerutscht. „Natürlich nicht“, antwortete er beschwichtigend, „Im Gegenteil, ich finde es süß, wenn du so verträumt deine Umgebung betrachtest.“ Ren konnte gar nicht so schnell blinzeln, wie eine deutliche Röte das Gesicht der jungen Schauspielerin ergriffen hatte. Kyoko sah ihm noch für einen Sekundenbruchteil in die Augen, ihre dunkle Aura als Mio schlagartig vergessen, ehe sie verlegen ihren Kopf wegdrehte. Die Sechzehnjährige wusste absolut nicht, was gerade mit ihr geschah. Ihr Herzschlag hatte sich mindestens verdreifacht, als sie diese Worte in einem schon beinahe verboten liebevollen Tonfall hörte. Noch dazu dieser zutiefst ehrliche Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen… Am Liebsten hätte die junge Frau sich einen Eimer mit Eiswasser über den Kopf geschüttet, um wieder halbwegs zu Verstand zu kommen, aber leider war kein solcher Eimer in Reichweite… Unter ihnen befand sich zwar genug Wasser, das sicher auch erfrischend kühl war, aber es sähe wohl doch etwas seltsam aus, wenn sie jetzt einfach so aus den Armen ihres Freundes hinaus über das Brückengeländer in den Teich springen würde… Kyoko bemühte sich daher fürs Erste einfach ihr gesamtes Interesse wieder auf die Koi-Karpfen zu richten, um das Innere ihres Kopfes und Bauches wieder ein wenig zur Ruhe zu bringen. Ren beobachtete währenddessen mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen die verschiedenen Ausdrücke, die sich auf Kyokos Gesicht und in ihren Augen abzeichneten. Obwohl er ihr ein so offensichtliches Kompliment gemacht hatte, hatte sie ihm nicht widersprochen, sondern es einfach hingenommen. Wobei „einfach“ relativ war, wenn man sich anschaute, wie sehr ihre Wangen und Ohrenspitzen glühten. Zufrieden damit eine solche Reaktion bei der jungen Frau hervorzurufen, die bis vor kurzem sämtliche Bemühungen von ihm ihr Komplimente zu machen oder ihr sonst irgendwie näher zu kommen, noch mit ihrer Naivität zunichte gemacht hatte, lehnte Ren seinen Kopf gegen den der Sechzehnjährigen. Dies war definitiv einer dieser Momente, in denen man sich wünschte, dass die Zeit stehen blieb. „Danke“, flüsterte Ren der Sechzehnjährigen leise ins Ohr, die darauf überrascht ihren Kopf etwas anhob. Kyoko lag die Frage danach, wofür er ihr dankte bereits auf den Lippen, aber als sie ihren Kopf etwas zur Seite drehen wollte und dabei einen Blick auf den zärtlichen Ausdruck in Rens Gesicht erhaschte, blieben ihr die Worte regelrecht im Halse stecken. Kyoko wusste nicht genau was es war, aber aus irgendeinem Grund lag gerade ein gewisser Grad an Melancholie in den Augen des Zwanzigjährigen. Wie aus einem Relex heraus, legte die Sechzehnjährige ihre rechte Hand auf die von Ren, mit der er sich immer noch auf dem dunkel lackierten Holzgeländer abstützte. Sanft drückte sie einen Finger, ehe sie sich mit ihrem Rücken vorsichtig gegen seinen starken Oberkörper lehnte. Sie fühlte sich wohl so in seinen Armen… jetzt wäre der ideale Moment um die Zeit anzuhalten… zumindest für eine Weile… ~~~*~~~~~~~~**~~ANHANG~~**~~~~~~~~*~~~ Für alle die interessiert sind, hier ist ein Bild vom Karuizawa Prince Shopping Plaza: :) http://www.karuizawa-psp.jp/en/images/top/top.jpg * Yuki = Schnee * Tentoumushi = Marienkäfer Dieses Kapitel ist zwar wieder etwas kürzer, aber irgendwie finde ich kein passenderes Ende. Ich muss auch gestehen, dass ich noch nicht wieder richtig ins Schreiben reingekommen bin... aber ich hoffe, dass sich das bald ändert. Gibt es denn von eurer Seite her irgendwelche Wünsche dazu, was Ren & Kyoko an ihrem freien Tag machen sollen? Ich bin für Ideen jederzeit offen und schaue gerne, ob ich sie passend umsetzen kann. :) Ich habe auch ein paar Ideen, aber vollkommen zufrieden bin ich damit noch nicht, daher würde ich mich echt riesig über entsprechende Feedbacks freuen. Danke fürs Lesen meines 29ten Kapitels! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)