Liebe wie Gurkensushi von Memphis (YUAL mit BxB-Oneshots!) ================================================================================ Kapitel 1: Liebe wie Gurkensushi -------------------------------- »Hey, an was denkst du gerade?«, dringt es an mein Ohr und ich schaue irritiert zu ihm auf. Wir sitzen auf seinem Bett in seiner kleinen, mülligen Wohnung und hatten gerade unglaublich miesen Sex. Das weiß er, das weiß ich. Aber es stört niemanden von uns. Sex ist nicht alles. »Suppe«, antworte ich schließlich. »Suppe?« Er ist etwas verwundert. »Willst du welche?!« Soll ich es ihm erklären? Mein Lebensrezept? Es schmeckt wie schales Bier in einer schlecht gewürzten Tütensuppe. Am liebsten würde ich es wegschütten, aber was blieb mir dann noch? Vielleicht versteht er es ja. Mit solchen Gedanken kann er so seltsam sein, wie ich. Allerdings will ich ihm nicht sagen, dass er mein schales Bier ist. Ich bin vielleicht taktlos, unsensibel und schlecht gewürzt, aber selbst für mich wäre es etwas gemein, ihm so offen meine Meinung über unsere Beziehung ins Gesicht zu schleudern. Er hat es sich schließlich nicht ausgesucht, seltsam zu schmecken. Ich schüttle etwas verspätet den Kopf. Er ist es gewöhnt, dass meine Antworten manchmal dauern und oft kurz ausfallen. Genau genommen, hat er sich mit vielen meiner Eigenheiten arrangiert. Ich erhebe mich vom Bett und suche nach meiner Hose von gestern. Das Problem ist hierbei nicht, dass keine Kleidungsstücke zu finden sind. Ich habe nur keinen Schimmer, welche mir gehören. Wir geben beide nicht sonderlich viel auf unsere Klamotten, Hauptsache sie passen, sind bequem und nicht unmöglich zu kombinieren. Wobei ... ich habe auch schon ein leuchtend oranges Hemd in seinem Schrank hängen sehen, was sich ordentlich mit seiner roten Krawatte beißt. Ich hoffe für ihn, er hat das noch nie zusammen getragen. Bei seinem schlechten Geschmack wäre es durchaus möglich. Hm, diese Jeans hat gewisse Ähnlichkeit mit meiner. Ich schaue auf die Größe. Okay, dann eben nicht. »Bleibst du noch ein bisschen?« Manchmal verstehe ich ihn nicht. Findet er nicht auch, dass einfach alles an uns unpassend ist? »Wir sind eine verdammt schlecht schmeckende Suppe.« So, ich habe es doch gesagt. »Sind wir?« Er scheint zu überlegen, ob es eine Beleidigung ist. Über die Aussage selbst scheint er sich nicht zu wundern. Immerhin kennen wir uns nun schon einige Jahre. Auch wenn wir die meiste Zeit nicht damit verbracht haben, uns irgendwie näher zu kommen und schon gar nicht sexuell. Ist ja auch nur eine begrenzt gute Idee, wir sind wirklich mies im Bett. »Schon...« Ich habe keine Lust ihm mein Konzept mit dem Lebensrezept zu erklären. Er wird sich auch mit dieser billigen, einsilbigen Antwort zufrieden geben, schließlich weiß er prinzipiell was sie zu bedeuten hat. »Was für eine Suppe?« Er klingt amüsiert. Er weiß was es bedeutet, aber er ignoriert es einfach. »Ich weiß nicht... so eine Fertigsuppe, die nach nichts schmeckt und in die man dann betrunken abgestandenes Bier gekippt hat.« Das ´Betrunken` ist übrigens ein ganz wichtiger Punkt. Als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, waren wir nämlich ... nicht betrunken. Wir hätten es aber sein sollen. Es wäre eine schöne Ausrede gewesen. Es hätte gezeigt, wie unvernünftig das alles ist. Und das wollte ich mit dieser Aussage noch mal unterstreichen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er diesen subtilen Hinweis versteht. »Keine Fischsuppe?« Er hat sich bauchwärts auf das zerwühlte Bett gelegt und beobachtet mich, wie ich noch immer versuche rauszufinden, welcher dieser vielen Hosen denn meine ist. Es ist schon die dritte, die mir nicht passt. Warum zur Hölle gibt es hier überhaupt soviele Hosen?! »Wie kommst du auf Fischsuppe?« Ich habe erst einmal Fischsuppe gegessen und kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an den Geschmack erinnern. Wieso sollen wir Fischsuppe sein? Das ist unlogisch! »Weil du mein Karpfen bist.« Es ist eine Unverschämtheit, dass er das mit so einem ernsten, unschuldigen Blick sagen kann, so dass man meinen könnte, er redet nicht totalen Blödsinn! Karpfen?! »Blub.« Eine dumme Feststellung verdient eine dumme Erwiderung! »Ja.« Er strahlt über das ganze Gesicht. Wir sind ganz bestimmt keine Fischsuppe! Oder Fischsuppe schmeckt absurder, als ich immer dachte. »Du bist mein Karpfen der Liebe, mein Koi.« Ich und ein Zierkarpfen?! Ich fühle mich beleidigt - zumindest ein wenig. Außerdem macht er sich über mich lustig, über uns. Über eine Internetseite, in der einem erklärt wird, dass ein Koi immer noch ein Fisch ist und nicht die Abkürzung für Koibito, was im Japanischen wohl sowas wie ´Geliebte` heißt. Ich habe ihm die Website gelinkt, da er gerne abscheuliches Fanboy-Japanisch spricht und dabei nur halb so cool wirkt, wie er immer denkt. Verdammt, ich hätte ihm das nicht linken sollen! »Mir wäre neu, dass man Zierkarpfen zu Suppe verarbeitet.« Ich werde ihm nicht den Gefallen tun, tatsächlich darüber zu lachen. Vielleicht ein bisschen, innerlich, aber am Ende steigt ihm das noch zu Kopf und das ist in seinem Zustand sicher nicht gut. »Für mich ist unsere Beziehung sowieso eher wie Sushi.« Er hat sich auf den Rücken gedreht, zwirbelt einer seiner Haarsträhnen um seinen Finger und schaut dabei an die Decke. Ihm ist klar, dass er meine Aufmerksamkeit hat. Er genießt es, wie ich ihn so perplex anstarre. Wie kommt er auf Sushi?! Vielleicht hätte ich mich ja darüber wundern sollen, dass er über uns auch in Form von Essen denkt. Aber gerade Sushi? Sushi ist teuer, edel, etwas besonderes, Luxus! Und seit wann wird es aus Zierkarpfen hergestellt?! »Sushi?« Ich bin wirklich ehrlich schockiert. »Ja.« Sein Grinsen ist verträumt, aber auch sehr selbstgefällig, weil ich noch mal nachgefragt habe. Nur er kann so dämlich grinsen. »Also wenn dann allerhöchstens Gurkensushi.« Das ist wirklich das einzige Sushi, das ich mir bei uns vorstellen kann. Auch wenn das Rezept immer noch zu gut für uns ist, oder? Er schaut zu mir und lächelt. Ich stehe mit zwei Jeans in der Hand da und versuche weniger angetan von dem Lächeln auszusehen, als ich es tatsächlich bin. »Naja, mehr Luxus können wir uns sowieso nicht leisten.« Es klingt allerdings nicht so, als würde ihn das stören. Er sieht wirklich glücklich aus. Glücklich mit mir. Reicht ihm das, was wir haben? Unsere verschrobene Beziehung mit miesen Sex in seiner winzigen Wohnung? »Hey, komm her, mein Karpfen der Liebe.« Er setzt sich auf und zieht mich an sich, um mir einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben. Der Kuss schmeckt nicht wie Sushi, aber auch nicht wie schales Bier. »Dann bist du aber mein Gurkensushi!« Vielleicht hat er ja recht. Wenn Sushi wie Liebe ist, können wir uns wahrscheinlich nur die billige Variante leisten. Aber wenn man sich überlegt, ist doch Gurkensushi immer noch besser, als eine miese Suppe, oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)