Liebe wie Gurkensushi von Memphis (YUAL mit BxB-Oneshots!) ================================================================================ Kapitel 6: Eine Halle voll Ratten --------------------------------- Wir gegen die Welt! Aber wisst ihr was, die Welt war so verdammt klein und unsere Wut dafür um so größer. Warum wir wütend waren? Auf was? Ich glaube, dass hatten wir selbst schon vergessen, wenn wir es überhaupt jemals gewusst haben. Aber trotz all den Jahren loderte sie immer noch in uns, die Wut und der Wille zur Schlacht. Heute allerdings würde die Entscheidung kommen. Heute war der Tag des Kampfes. Ich schlug die Augen auf, du liegst neben mir und blickst in meine Augen, tief und ernst. Ich wusste, dass du auch gerade erst erwacht warst. Zeitgleich mit mir. Wir kannten uns schon so unglaublich lange, aber schon beim ersten Mal, als wir uns gesehen hatten, war es als wären unsere Seelen verschmolzen, vereint durch unsere Wut. Ich fuhr dir durch deine hellen Haare, du spielst mit einer meiner dunklen Strähnen, die sich in der Nacht immer aus meinem Zopf lösten. Es war noch niemand wach. Wir waren immer die ersten hier in der Halle, die erwachten, weil uns nur an diesem Zeitpunkt des Tages die Welt allein gehörte. Ich wollte dir soviel sagen, Dinge, die ich nie ausgesprochen habe, weil es nicht nötig war. Aber heute war alles anders, heute würde sich zeigen, wer stärker war. „Ich habe Angst.“, drang deine Stimme leise an mein Ohr und ich erstarrte. Ich zog meine Hand zurück. Angst?! Es war keines der Gefühle, die ich je gespürt hatte, als du in meiner Nähe warst. Angst... es tat weh. Du merkst es, dass du micht mit diesen Worten verletzt hast, gequält schließst du deine Augen. Du würdest das Gesagte nicht zurücknehmen, weil du es ernst meintest. Du hattest Angst vor dem was vor uns lag. Das war dein Tod, dass wusstest auch du. „Ich hatte schon immer Angst. Ich wäre diesen Weg nie gegangen, wenn ich dich nicht dadurch verloren hätte.“ Du lächelst traurig, immer noch die Augen geschlossen und die Hand in meinen Haaren. Mein Herz setzte einen Moment aus, die Welt, wie ich sie kannte, wandelte sich durch diese Worte. Ich hatte meine Welt um unsere Wut gebaut, daraus meine Kraft, meinen Mut, mein Alles geschöpft, aber deine Wut war nur bloße Angst, Angst zu verlieren, mich zu verlieren. Das änderte alles, das stellte selbst den Kampf in Frage. Für die Angst kämpfte man nicht, konnte man gar nicht. Wer Angst hatte sollte sich nicht der Schlacht stellen. „Ich werde heute nicht mit euch, dir, nach draußen gehen.“ Tränen liefen über deine Wangen und ich glaubte, in diesem Moment warst du mein Spiegelbild. Du würdest mich nicht begleiten. Wir wussten beide, was das bedeutete. Sanft fährst du über meine Wange und wischst meine Tränen weg. „Ich kann dich nicht sterben sehen und das wirst du.“ Er hatte recht damit, ich würde in erster Reihe stehen, schreien, die anderen anstacheln, zeigen, dass man kämpfen musste. Ich war ihr Anführer, wir waren ihre Anführer gewesen. Ich würde für sie sterben, für ihre Wut, ihren Kampfgeist und mit dir. Du ziehst mich in eine Umarmung und es war die erste überhaupt, die erste Umarmung bei der die Welt uns allein gehörte. Ich weinte immer noch, ich wollte nicht allein sterben. Ich dachte, es wäre okay, wenn du bei mir bist. Aber ohne dich konnte ich nicht sterben, wollte ich nicht. „Wird heute der Tag des Kampfes sein?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nicht ohne dich.“, flüsterte ich und wusste, dass ich damit unser aller Schicksal besiegelt hatte, wir würden nie gegen den Rest der Welt kämpfen, wir würden immer nur weiter ziehen, weiter und weiter. Die anderen im Glauben an den Kampf, wir im Glauben nicht ohne einander sterben zu können. Du erhebst dich von deinem Lager, dass immer dicht an meinem lag und ich tue es dir gleich. Noch hing das graue Morgenlicht in der verlassenen, alten Halle. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, es war also noch Zeit. Wir erglommen die alte Stahlleiter, die wohl in ehemalige Büroräume führte, blieben oben auf einem schmalen Gitterrand stehen. „Ratten!“, brüllst du in die Halle und es kam Bewegung in die schlafenden Körper, die über den ganzen Hallenboden verteilt lagen. Eine unruhige, grummelige und angespannte Stimmung lag über dem Raum. Aber schließlich schauten alle in unsere Richtung. Was sie sahen, waren wie immer zwei Gegensätze, die sich wie Ying und Yang ergänzten. Du, der Größte und Stärkste von uns allen, niemals unsicher, ein Bild der Ausgeglichenheit und ich, soviel kleiner und schwächer als du, immer nervös, hektisch und besorgt hinter allen. Keiner unserer Ratten wusste wer von uns beiden die antreibende Kraft war, keiner schien überhaupt zu merken, dass wir zwei Personen waren. „Wir verlassen das Lager vor Sonnenaufgang!“, rufst du, so das es auch die Letzten hören würden. Man merkte, dass diese Entscheidung nicht die war, die sie hören wollten. Aber sie gehorchten, natürlich, sie würden uns sogar bis in den Tod folgen und weiter. Schließlich waren wir alles, was sie hatten. Als wir die Halle verließen, mit unserem Gepäck beladen, die Waffen unter abgewetzter Kleidung versteckt, spürte ich die Blicke der Rest der Welt auf uns. Sie wussten, wir würden nicht kämpfen und waren wohl selbst zu müde dafür. Sie waren einfach froh, dass wir den Ort verließen. Du schreitest voran, als wüsstest du, wohin es ging. Ich bin der Letzte, wir würden uns erst wieder nahe sein, wenn wir uns zur Rast niederlegen würden. Wenn wir beide als erstes erwachen würden und uns die Welt allein gehören würde, ohne dafür kämpfen zu müssen. ----- Eine "Hintergrundrauschen"-Erzählung Das dazugehörige Projekt ist in Arbeit und umfasst derzeit knapp 42.700 Wörter und ist unter "Hintergrundrauschen" hier auf Animexx hochgeladden. Diese Erzählung hat aber nichts mit deren Handlung zu tun und ist komplett unabhängig davon zu sehen. Aber auch hier ist die "Liebe wie Gurkensushi", auch wenn es sich doch stark von den anderen Geschichten unterscheidet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)