Liebe wie Gurkensushi von Memphis (YUAL mit BxB-Oneshots!) ================================================================================ Kapitel 12: Heldenzeit ---------------------- „Falco!“ Er drehte sich irritiert zu mir um. Immer noch seinen leicht irren Blick im Gesicht. Falco kämpfte gegen die Wochentage, manchmal erfolgreicher als an anderen Tagen. Heute hatte er nicht soviel Glück, aber das wusste ich schon vor ihm. „Ich hätte ihn beinahe erwischt, den Freitag. Der ist heimtückisch... nur Sonntage sind schlimmer.“, erklärte er mir mindestens schon zum hundersten Mal. Ich lächelte ihn an. Ich mochte die Tage an denen er die Wochentage besiegen konnte, an den anderen Tagen wird er immer so... geschlagen oder verloren? Ich war mir nicht sicher, welches Wort es am besten beschreiben konnte. Die Wörter und ich standen auf Kriegsfuss. Vielleicht konnte ich deswegen Falco gut verstehen, wir kämpften beides gegen etwas, was andere nicht nachvollziehen konnten. Deswegen waren wir wohl hier, dort wo die Menschen waren, die nicht jeder verstehen konnte. Wir nannten es unseren Unterschlupf, der Unterschlupf der Helden, die die Welt nicht braucht. Ich war sehr glücklich mit der Vorstellung ein Held zu sein. Vielleicht kein nützlicher Held, aber ein Held. Genau wie Falco. Er grinste mich etwas verpeilt an, heute hatte er wirklich verloren. Ich legte meinen Arm um ihn und ging mit ihm nach drinnen. Es hatte begonnen zu schneien und kranke Helden konnten nicht gegen Wochentage kämpfen. „Morgen, da erwisch ich den Wochentag. Samstage sind träge, müde Tagen. Den Samstag krieg ich fast immer.“ „Ich weiß.“ Was wir beide nicht wussten, war das dieser Freitag nicht nur Falco besiegt hatte, sondern auch noch eine Überraschung mit sich brachte. Hier mochte niemand Überraschungen. Sie war dünn, hatte irre Augen und ich kannte sie von früher. Mit ihr hatte noch nie etwas gestimmt, wenn man sie ansah spürte man Angst, ihre Angst vor allen und jedem. Sie kämpfte gegen die Vorstellung, dass man sie tot sehen wollte. Woo war schlichtweg paranoid und in unserem Unterschlupf. Das war nicht gut. Ich erinnerte mich noch daran, als sie versucht hatte den Neuen zu kriegen, bevor er sie bekam. Sie war sich absolut sicher gewesen, dass er gefährlich war. Und im Endeffekt hatte sie recht gehabt, genau wie bei dem kleinen Mädchen in der ersten Reihe. Wer hätte gedacht, dass sie wirklich so großer Soylent Green-Fan gewesen war. Schockierend war das gewesen, sehr schockierend. Oder überraschend? „Hi!“, kam es gehetzt von Woo. Sie war immer etwas weiter weg von allem und immer auf der Lauer. Sie schien gerade abzuchecken, wie gefährlich Falco und ich waren. „Cap! Spiegelnd! Pferd! Pferd! Gebrochen!“, brüllte Benben und rannte an uns vorbei. Woo hatte sich hinter der Pflanze an der Treppe versteckt. „Ach, der macht das immer, der ist harmlos.“, erkärte ich, obwohl ich wusste, dass es sie nicht beruhigen würde. Nichts konnte Woo beruhigen. Ich mochte sie nicht. Wie konnte man vor Benben Angst haben? Gut, er war etwas lärmend, etwas wiederholend, aber dadurch, dass er immer nur eine Unterhose trug, konnte man sehen, dass er nie Waffen bei sich trug und auch nicht sonderlich stark sein konnte. „Ich will in mein Zimmer. Sofort.“, sprach die Pflanze an der Treppe mit uns und ich zeigte nur zur Türe unserer Anführerin. Sie regelte das alles mit uns, sie sorgte dafür, dass wir Helden immer einsatzbereit waren. Die Pflanze rührte sich nicht mehr, bis wir nach oben gegangen waren. Ich wollte mit Falco an unserer Mission arbeiten. Falco war eigentlich nur der Ritter gegen die Wochentage, aber wer jeden Tag mit soviel Einsatz gegen Tage kämpfen konnte, der konnte mir sicher auch bei der Socken-Mission behilflich sein. Socken war das ausschlaggebende Wort. Es gab einen Ort, wohin sie verschwanden oder entführten wurden. Es war ein geheimer Ort, viel geheimer als unser Unterschlupf und es war an uns, sie von dort zu retten oder zurückzuholen. Ihr wisst sicher, welche Socken ich meine! Ihr wisst von den Socken? „Frag doch Benben.“ Falco hasste es, wenn ihn Freitage besiegten. Dann war er für nichts zu begeistern. „Du bist doch doof, er trägt gar keine Socken!“ Man konnte nicht mit Leuten über Socken reden, wenn diese Leute keine Socken trugen. Das war unmöglich. Und das Falco dieses Sockenproblem auch hatte, dass wusste ich. Er trug nie zwei passende Socken, nie. Es gab nämlich gar keine Socken, die zusammen passten. Nirgendwo hier in unserem Unterschlupf und das war die Mission. Ich hatte gesehen, dass Woo zwei Socken trug... zwei Socken, die sich zumindest ähnlich sahen. Bald müsste es nur noch eine Socke sein und wir mussten rausfinden, wohin die andere verschwand. „Hast du dir schon mal überlegt, warum Benben diese Wörter ruft?“ Ich war gerade Mitten im Gedanken, wie wir die Socke orten könnten, wenn sie verschwand und verstand nicht, was Falco von mir wollte. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er seinen Sieg über diesen Tag nachtrauerte. „Weil es Benben ist.“ Er hatte nie etwas anderes getan. Das war, als würde man fragen, warum Falco gegen die Wochentage kämpft und warum Woo Angst hatte, platt gemacht zu werden. „Denkst du nicht, da ist mehr dahinter?“ „Wie bei den Socken?“, fragte ich erstaunt? Das brachte ganz neue Gedankenwelten an die Oberfläche. „Vielleicht hängt es ja mit den Socken zusammen.“ Und dann herrschte bedeutungsschwangeres Schweigen im Zimmer. Natürlich! Es machte alles Sinn. Benben und der Socken-Komplott! Die Wörter... „Woher sollen wir wissen, was es bedeutet?“, fragte ich schließlich. Man musste zugeben, dass die Wörter sehr unzusammenhängend war. „Ich weiß nicht...“ „So kommen wir nicht weiter.“ Ich seufzte. Ich hatte auch keine Ahnung, was ich mit diesen Wörtern tun sollte, aber sie würden bestimmt etwas bedeuten. Falco wirkte nicht motiviert noch weiter über unsere Socken-Mission zu brüten. Ich hatte das Gefühl, er machte sich Gedanken darüber, wie er den Samstag besiegen würde, vielleicht sogar den Sonntag? „Du könntest ihm eine Falle stellen.“ Wenn Falco mir schon bei meiner Heldentat half, konnte ich das ja auch bei seiner machen, oder? „Eine Falle für den Samstag?“ „Ich dachte an den Sonntag.“ Und wieder schwiegen wir. Sein Gesichtsausdruck wirkte so, als wäre er überrascht darüber, dass man schon weiter als einen Tag planen konnte. War das vielleicht seine Schwäche? Der Grund, warum er so oft gegen die Sonntage verlor? „Was für eine Falle?“, fragte er schließlich nach einigen Minuten Schweigen. „Ich hatte an Honig und Schnee gedacht.“ „Festkleben?“ Ah, er hatte den Plan verstanden. Ich wusste warum ich meine Zeit mit Falco verbrachte. „Müsste doch gehen...“ Das wäre sicher ganz einfach. Er würde aus dem Schnee eine Montag-Attrappe basteln – Sonntage jagten immer dem Montag nach! - und dann würde der Sonntag an dem klebrigen Montag-Fake kleben bleiben. Das war genial durchdacht. „Hab ich schon mal versucht... der Sonntag damals hat mich voll erwischt.“ Als er das sagte, trat ein trauriger Ausdruck in sein Gesicht. So schaute er immer, wenn er an eine Niederlage dachte und so schaute er bei jeder Niederlage. Es tat mir Leid, dass ich dieses Thema aufgebracht habe. Ich setzte mich neben ihn auf sein Bett und umarmte ihn. Er lehnte sich etwas an mich. Wir wussten, was es bedeutete zu verlieren. „Ich hab eine Cap. War damals für einen Plan.“ Ich schaute zu Falco und versuchte ihn mir mit einer Cappie vorzustellen, anstatt seiner Mütze, die er immer trug. „Du meinst, wir sollten sie Benben geben?“ Ein Nicken zur Antwort. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall mal wert. Wer weiß, vielleicht ergab sich ja etwas daraus. Wenn man keine Anhaltspunkte hatte, war Benben eine gute Alternative. Falco stand auf und kramte in unserem Schrank herum, bis er eine alte, etwas zerknitterte Baseballcappie zu tage förderte. Es war auf jeden Fall ein Cappie und es hatte wohl schon bessere Tage gesehen, aber wer hatte das nicht? Heute war immerhin ein verlorener Freitag. Mit Benben in Kontakt zu treten war leider nicht so einfach, wie man meinen könnte. Tatsächlicherweise tauchte er immer dann auf, wenn es einem unpassend erschien. Wo er die restliche Zeit war, wussten wir gar nicht. Wir kannten nicht mal das Zimmer auf dem Benben schlief, falls er überhaupt schlief. „Wir brauchen einen unpassenden Zeitpunkt.“ Immerhin standen wir hier schon eine Viertelstunde an der Treppe und warteten darauf, dass Benben an uns vorbeirannte. Aber weil wir auf ihn warteten, konnte er gar nicht unpassend auftauchen. Auch wenn wir geplant einen unpassenden Moment inszinieren war es doch nur ein getarntes Warten. Benben durchschaute sowas. „Vielleicht sollten wir jemand suchen, der einen hat.“, schlug Falco vor, der wohl nicht mehr warten wollte. „Ich kenn hier niemand mit unpassenden Zeitpunkten.“, gab ich zur Antwort. Sowas war immer schwer zu beschaffen, vor allem gezielt. „Was ist mit dem komischen Mädchen von vorhin? Bei ihr scheint jeder Moment, in der andere Menschen auftauchten unpassend.“ „Du meinst Woo?“ Ich wollte nicht zu ihr, aber sie könnte Benben wirklich hervor locken. Sie war ein Mensch, der Leute wie Benben magisch anzog. Und so machten wir uns auf die Suche nach Woo, um Benben zu finden. Welches Zimmer sie hatte war einfach, es war das Zimmer, dass sich immer verstecken wollte. Es war darin leider nur so schlecht, wie ihre Bewohnerin. Ich klopfte nicht an, als ich die Türe öffnete. Hätte ich geklopft, hätte sie sich sofort versteckt und ich hätte erst mit unterschiedlichen Möbeln reden müssen, um rauszufinden, wo sie ist. So konnten wir noch sehen, wie sie sich hinter einem Vorhang flüchtete unter dem ihre Füsse noch rausschauten. War das jetzt ein unpassender Moment? „Woo?“, fragte ich zaghaft. Der Vorhang fing an zu zittern und ich tauschte einen Blick mit Falco. Wusste er, was zu tun war? Vielleicht sollten wir sie hinter dem Vorhang hervorlocken. „Du musst dich nicht verstecken vor uns.“ Ich versuchte so beruhigend wie möglich zu klingen. „Außerdem können wir deine Füsse sehen!“, warf Falco wenig hilfreich ein. Das Zittern wurde stärker. „Wir können deine Füsse NICHT sehen! Wir wissen gar nicht wo du bist, ehrlich.“ Das war gelogen, aber Woo war noch nie gut darin, Lügen zu erkennen. „Wir wollen dir nichts tun... wir wollen nur...“ Was wollten wir eigentlich? Ich merkte nur, dass ich mittlerweile ihr Interesse geweckt habe, der Vorhang zitterte weniger, sie hörte uns zu. Jetzt das Richtige gesagt und wir hatten sie! „Cap! Spiegelnd! Pferd! Pferd! Gebrochen!“ „Schließ die Tür, Falco!“ Und wir hatten ihn. Das war einfacher als gedacht, ich war stolz auf uns. Falco und ich waren ein tolles Team, Ritter unter sich. Und als wir Benben die Cappie hinhielten passierte etwas. Nur nicht ganz das, was wir erwarten hatten. Woo war hinter dem Vorhang hervorgesprungen und griff nun die Cappie an. Sie schrie und trampelte auf ihr herum. Es war wohl eine böse Cappie. Und wir drei standen da und beobachten sie, wie sie auf und ab sprang und die Kopfbedeckung ganz platt drückte. Erst als sie außer Atmen war, uns wieder bemerkte und somit das Bedürfnis hatte, wieder zu einem Vorhang zu werden, trat Benben näher an die Cap ran. Es war komisch ihn mal zu sehen, ohne das er rannte. Wenn man ihn länger ansah, bemerkte man erst... das er keine Cappies tragen sollte. Er hatte sie auf seinen Kopf gesetzen und stand jetzt abwartend an der Türe. „Was nun?“, sagte ich etwas überfragt. „Vielleicht sollten wir mit Benben reden?“ Wir schauten ihn an. Er starrte ohne zu blinzeln die Tür an. Konnte man mit Benben reden? Ich hatte etwas Angst, es tatsächlich zu versuchen. Es könnte etwas schlimmes passieren. Falco schien es nicht anders zu gehen. Wir konnten sehr feige Helden sein. Aber es war schwierig, wenn man mit so starken Helden wie Benben zu kämpfen hatte. Er war ein Held der unpassenden Zeit, er war so stark, er musste gegen nichts kämpfen. Er musste nur auf die Zeit aufpassen, sie beobachten. Das war mächtig. „Wir könnten auch die Türe öffnen und warten was passiert.“, schlug Falco vor. Ja, das konnten wir tun, war vielleicht das Beste und wir mussten nicht mit Benben reden, der immer noch nicht geblinzelt hatte. Das Erstaunliche war ja, dass Benben nicht rannte, als wir die Türe öffneten. Nein, er ging einfach. Ganz normal, vielleicht sogar etwas langsam. Ich hatte das Gefühl, als wollte er, das wir ihm folgten. Wusste er wirklich etwas über die Socken? Und wir gingen ihm nach. Es war komisch die gleichen Wege wie Benben zu gehen. Man hatte das Gefühl, als würde sich die Zeit um ihn herum biegen und unser Unterschlupf sah nicht so aus, wie er es sonst tat. Er schien alt und neu und Zeit verdreht zu sein. Ich merkte, wie mir etwas übel wurde. Ich mochte Räume, die so waren, wie sie waren. Falco schien sich etwas wohler zu fühlen und er hatte meine Hand genommen, vielleicht wäre ich sonst verloren gegangen. Ich war so konzentriert darauf, den Räumen Umrisse zu geben, dass ich erst nicht bemerkte, dass Benben stehen geblieben war. Ich wäre einfach an ihm vorbei gelaufen, irgendwohin, wo die Zeit mir Angst machen würde. Es beruhigte mich aber, dass der Raum in dem wir nun waren aufgehört hatte zu flimmern, als hätte er sich endlich für eine Zeit entschieden. Und in dieser Zeit schien ein großer Spiegel im Raum zu stehen. Er zeigte uns aber nicht unsere spielgende Ichs, sondern ein... Pferd? Oder sahen wir jetzt aus wie ein großes, häßliches Pferd? Benben stellte sich direkt vor den Spiegel und nahm die Cappie von seinem Kopf. Er schien kurz zu zögern. Was ich verstehen konnte, das Pferd hatte einen Blick, der Knochen zum Beben bringen konnte. Dann warf er die Cap, sie schlitterte in den Spiegel und blieb geschätzte Meter neben dem Pferd liegen. Das Tier wieherte empört? War es Empörung? Ich konnte keine Pferdesprache. Dann ging es langsamen Hufes zu unserer Cappie, schnupperte mit den riesigen Nüstern daran und... frass die Kopfbedeckung einfach. Benben drehte sich zu uns und lächelte zufrieden. So, als hätte er eine große Arbeit vollbracht. Und was war nun mit den Socken? Ich war mir so sicher gewesen, dass es mit den Socken zu tun hatte. Erst da bemerkte ich, dass das Pferd Falco und mich anstarrte, auf unsere Aufmerksamkeit wartete. Das Pferd wusste es! Es wusste wegen den Socken Bescheid! „Eine gute Sock´ bettet sich im eigenen Antlitz des nächsten Sonnenmorgens.“, sprach das Pferd. Dann war der Bann gebrochen. Falco und ich standen draußen im Schnee und Benben rannte an uns vorbei, diesmal ohne etwas zu schreien. „Hast du es verstanden?“, fragte ich schließlich verwirrt. Es hatte von Socken gesprochen. Nein, es hatte von einer Socke gesprochnen, von einzelnen Socken. Einzelne Socken? Keine... Sockenpaare? Hieß das etwa... „Es wusste von dem Sonntagproblem.“, meinte Falco völlig erstaunt. Sonntagsproblem? Einzelne, eigene Socken? Wir schauten uns an. Es gab Gründe, warum sich unsere Wege gekreuzt hatten und endlich hatten wir es verstanden. ENDlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)