La collection von Kizzu ================================================================================ Kapitel 7: Ein Tag ohne dich ---------------------------- Ich hab mal was anderes probiert... ------------------------------ Alles erinnert an dich. Wenn ich morgens aufstehe, gilt mein erster Gedanke dir. Der erste Sonnenstrahl, der in mein Zimmer fällt, erinnert mich an dein Lachen. Ich gehe ins Badezimmer und stelle beim Blick in den Spiegel fest, dass ich wieder total verschlafen aussehe, meine Haare sind total zerstrubbelt. Du findest das niedlich. Aber du weißt genau, dass ich nicht niedlich sein will. Trotzdem nennst du mich so. Weil du mich magst. Auch, als ich den Wasserhahn aufdrehe und das Wasser kühlend über mein Gesicht läuft, muss ich an dich denken. Um ehrlich zu sein: Ständig denke ich an dich. Es geht gar nicht anders. Das ist ein fester Bestandteil meines Lebens. In der Küche stelle ich fest, dass das Kakaopulver aufgebraucht ist. Du trinkst immer nur Kaffee. Schwarz. Ich verstehe nicht, wie man so etwas trinken kann. Aber wenn du mir das Frühstück ans Bett bringst und wir dann zusammen frühstücken, ist sogar der Duft von frischem Kaffee annehmbar. Den Abwasch hinterher mache ich immer alleine. Das ist nichts für Männer, findest du. Macht mir nichts aus. Die wahren Helden sind sowieso wir Frauen. Du stellst dann meistens den Fernseher an. MTV – was anderes gibt es bei dir nicht. Heute bleibt der Fernseher aber aus. Ich muss einkaufen. Ohne Obst geht bei mir gar nichts. Für dich ist es Bier, das immer da sein muss. Aber Bier ist nicht lebenswichtig. So sehe ich das zumindest. Wir sind so unterschiedlich. Das sagen alle. Doch ich liebe dich und das weißt du. Auf dem Tisch steht der leere Aschenbecher. Es gibt wohl Dinge, die sich nie ändern. Und eigentlich weißt du das. Man denke da nur an deine Nikotinsucht. Das wird sich wohl auch nie ändern – zu meinem Leidwesen. Im Laden wartet die erste Hürde an diesem Tag auf mich. Er ist komplett überfüllt, es geht weder vor noch zurück. So gut es geht quetsche ich mich an den Leuten vorbei zu den Kühltruhen. Die Menschenmenge, die sich von Minute zu Minute zu vergrößern scheint, erinnert mich sofort an die hammermäßigen Punkkonzerte, zu denen du mich manchmal mitnimmst. Du spielst ja selbst in einer Band. Und wir wissen beide, dass du total gut spielst. Pizza, Fisch, Tortelloni, Fleisch. Eigentlich habe ich auf nichts davon richtig Lust. Vielleicht gibt es hier im Laden ja wenigstens noch einen Salatkopf. Ich schlängele mich zum Obst und Gemüse durch. Bio-Salat? Besser nicht. Da ist manchmal ein ganzer Zoo Insekten drin. Über Bio-Produkte machst du dich immer lustig. Das sei kompletter Schwachsinn. Als ich nach langem Warten endlich an der Kasse mit Bezahlen dran bin, sehe ich an der Kasse mir gegenüber einen verdammt gutaussehenden Typen. Und weil ich ihn so fasziniert ansehe, denn er erinnert mich total an dich, muss die Kassiererin den Betrag fünfmal wiederholen. Wieder zu Hause fällt mir dann auf, dass ich das Obst vergessen habe und dafür Bier eingekauft habe. Es deutet ja wohl wieder mal alles darauf hin, dass du mich total verzogen hast! Ich mache die Augen auf und sehe, dass es bereits nach 18 Uhr ist. Und ich liege noch mit Schuhen auf dem Sofa. Den normalen Salat, den ich gekauft habe, zerschnippele ich ein wenig und hole Dressing aus dem Kühlschrank. Bin jetzt zu faul, den selbst zu machen. Nicht das beste Abendessen, aber lieber das als gar nichts. Alleine setze ich mich an den Tisch und sehe hinüber zu deinem leeren Platz. In diesem Moment müsstest du reinkommen und dich dorthin setzen. Aber du kommst nicht. Ich vermisse dich. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke. Wo bist du? Und was hast du dir nur dabei gedacht, mich allein zu lassen? Machst du etwa Schluss mit mir, indem du einfach so verschwindest? Nein, Schluss machen willst du sicher nicht. Es läuft doch so gut mit uns. Oder hast du doch eine andere kennengelernt? Bin ich dir nichts mehr wert? Eine Woche bist du jetzt schon weg. Unauffindbar. Niemand weiß, wo du steckst. Findest du das lustig? Spielst du Verstecken mit mir? Ich kann mir keinen Reim daraus machen. Das Telefon klingelt. Bist du es endlich? Wirst du mir jetzt sagen, dass du nach Hause kommst? Ich stehe auf und gehe langsam zum Telefon. Mit einem Mal beschleunige ich meine Schritte. Denn ich will deine Stimme endlich wieder hören. Auf dem Display steht keine Nummer. Ich nehme den Hörer ab und melde mich mit meinem Namen. Eine zittrige Stimme, begleitet von einem heftigen Heulkrampf, ist am anderen Ende. Es ist Sandra, deine Schwester. Und sie sagt: „Hier ist Sandra... Dennis ist letzte Nacht gestorben...“ ------------------------------ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)