Corruption of the Mind von cu123 ================================================================================ Kapitel 21: "Ein paar Tote, wenn man der Statistik Glauben schenken darf" ------------------------------------------------------------------------- Corruption of the Mind (Teil 21) Titel: Corruption of the Mind Teil: 21/25 Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Anders hat wieder einen Auftritt ^_________^ Disclaimer: not my boys, no money make… Greetings: @tough: *zuwinkz* @F4-Phantom: Wie könnte man Brad nicht mögen? ^.~ Ich bezweifle, dass der Junge Herrn Schneider völlig gleichgültig ist, sonst würde er ihm nicht so viele Freiheiten gestatten, was den Umgang zwischen ihnen angeht. @Jemma: Herr Schneider hat Brad mal gesagt, dass dieser seine Meinung äußern darf. Und das fällt für den Instruktor unter Meinungsäußerung. *lach* Nicht, dass er sich davon besonders beeindrucken lassen würde. Ihm ist klar, dass Brad einen gewissen Schutzmechanismus benötigt, um mit der ganzen Situation klarzukommen und somit gestattet er ihm das. Und natürlich nimmt Brad ein paar der Einstellungen an, die ihm vorgelebt werden. Das kann gar nicht ausbleiben und wird sich auch in diesem Kapitel zeigen. Eine langsame Eskalation, aber sie ist notwendig, was im Finale deutlich wird. Deswegen habe ich ja ein Sequel geschrieben. Weil ich RK nicht endgültig gewinnen lassen wollte. ^^ @Kralle: *ehe* Deine Worte bringen es wirklich auf den Punkt. Aber man sollte nicht vergessen, dass die Art, wie Herr Schneider Brad behandelt, nicht nur vom Instruktor ausgeht. Solange Brad auf seinen Widerstand besteht, darf Herr Schneider ihn gar nicht ernst nehmen, weil das sonst unangenehme Konsequenzen für Brad nach sich ziehen müsste. Brad begreift diesen Aspekt bloß nicht so ganz. Doch du hast Recht, ganz allmählich beginnen sich Brads Gefühle zu ändern. Noch so eine Sache, die gar nicht ausbleiben kann. Tough hatte das Stockholm-Syndrom erwähnt und das ist als Ausgangspunkt ausgesprochen verständlich, wenn man bedenkt, in welcher Lage sich Brad befindet. Teil 21 „Ein paar Tote, wenn man der Statistik Glauben schenken darf“ „Bist du nun zu Tai Chi übergegangen und hast das Schwimmen aufgegeben?“ Die Stimme kam nicht überraschend, weil ihm sein Talent die Annäherung einer anderen Person verraten hatte, aber sie kam praktisch aus dem Nichts, da er es nicht für nötig befunden hatte, die Augen zu öffnen. Er führte die Figur zu Ende, glitt reibungslos in die nächste hinein. Die scheinbare Mühelosigkeit war hart erarbeitet. „Ich habe es nicht aufgegeben. Für heute bin ich bereits fertig damit.“ Er lächelte in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Es war eine Weile her, dass er Anders gesehen hatte, der ältere Precog musste wirklich hervorragend sein, wenn sie ihn so häufig für Außensätze vorsahen. „Und ich wusste nicht, dass das hier Tai Chi heißt.“ „Hm…“ Die begleitenden Geräusche verrieten ihm, dass Anders im Gras Platz nahm. „Es sieht für mich danach aus, aber ganz sicher bin ich auch nicht. Hat Herr Schumann beschlossen, das Nahkampftraining zu erweitern?“ Er spürte, wie er die notwendige Konzentration verlor und antwortete nicht gleich, zwang sich dazu, die Übung zu beenden. Erst danach setzte er sich zu dem Älteren. „Nein. Ehrlich gesagt hat Herr Rudert es mir gezeigt.“ Der Nachhall der damals empfundenen Verwunderung färbte seine Worte. Der Vorschlag war unerwartet gekommen, normalerweise kümmerte sich kein Instruktor um die Belange der Schüler, wenn es nicht um das unmittelbare Training ging. „Es ist hilfreich, um mein Gleichgewicht zu üben. Ganz zu schweigen davon, dass meine Arme und Beine auf einmal viel zu lang waren und mich daran gewöhnen musste.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurde er rot. „Ich bin immer noch dabei…“, fügte er dann in einem Anfall von Ehrlichkeit nuschelnd hinzu. Anders musterte ihn mit einem schwachen, verstehenden Lächeln. „Du bist gewachsen“, wurde ihm bestätigt. „Hast du es inzwischen geschafft, Herrn Schneider auf die Matte zu legen?“ „Nein, er kämpft einfach nicht gegen mich. Bin ihm noch nicht gut genug.“ „Ich habe sowieso nie verstanden, warum du lebensmüde genug bist, gegen ihn antreten zu wollen.“ Er selbst hatte keinerlei Probleme damit, diesen Antrieb zu verstehen. „Es ist meine einzige Chance, ihn zu schlagen.“ Anders wusste, dass er das nicht im Sinne von ‚besiegen’ meinte, jedenfalls nicht nur. „Soviel ich gehört habe, ist dir das heute bereits gelungen…“ Der Blick des Älteren intensivierte sich, wollte sich davon überzeugen, dass es die Wahrheit war. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das zählt nicht. Ich weiß nicht einmal, ob er es nicht einfach mit Absicht zugelassen hat, dass ich ihn treffe. Bisher hat er sich nie überraschen lassen.“ Anders stieß ein Schnauben aus, das Belustigung oder Unglauben sein konnte. „Warum bist du überhaupt darauf aus?“ Er zog die Knie an und schlang seine Arme darum. Warum eigentlich war Anders der einzige, mit dem er einfach darüber reden konnte? Nicht einmal Stephan stellte ihm solche Fragen. Braune Augen musterten ihrerseits den anderen Precog, während er sich noch ausschwieg, Anders zu verstehen versuchte. Vielleicht lag es daran, dass Anders Rosenkreuz im Prinzip schon hinter sich hatte, in den nächsten Tagen endgültig gehen würde und keine Angst davor hatte, dass Herr Schneider so eine Unterhaltung mithören könnte. „Ich will ihm beweisen, dass ich nicht nur ein Spielzeug bin. Für ihn bin ich vollkommen harmlos, ich kann froh sein, dass er mir nicht nur Verachtung entgegenbringt. Das gefällt mir einfach nicht.“ „Liebst du auf einmal die Gefahr?“ „Warum, er hängt doch an mir, ich bin nicht in Gefahr… Es amüsiert ihn, meinen Kampf zu beobachten.“ Und war das nicht die Wahrheit in der Nussschale. Anders lächelte wieder. „Du solltest dankbar sein.“ Das war er aber nicht. Bitterkeit erfüllte ihn, die er sich selbst nicht erklären konnte. Der Ältere neigte den Kopf, beschloss, das Thema zu wechseln. „Hast du Lust, morgen Abend meinen Begleiter zu spielen?“ Im ersten Moment verstand er nicht, worauf Anders hinauswollte, dann machte es fast hörbar Klick. „Weißt du niemanden, der besser dafür geeignet ist?“ Ein Schulterzucken antwortete ihm, während er beinahe erwartungsvoll angesehen wurde. Und er ließ sich den Gedanken ernsthaft durch den Kopf gehen. Was würde Herr Schneider davon halten? Wahrscheinlich nicht besonders viel. Seine Mundwinkel zuckten, weil genau das ihm die Entscheidung abnahm. „Ich komme gerne. Aber was ist eigentlich los bei so einer Abschiedsparty?“ Er war tatsächlich ein wenig neugierig. In Anders’ Augen trat ein Glimmen, das er nicht deuten konnte. „Nur das Übliche. Essen, Alkohol und Musik.“ Ein kurzes Schweigen schloss sich dem an. „Ein paar Tote, wenn man der Statistik Glauben schenken darf.“ „Es ist vielleicht keine gute Idee, Alkohol auszuschenken, das senkt die Hemmschwelle“, überlegte er laut. Anders lachte nur kurz auf. „Ich denke nicht, dass das ein Problem ist. Sie haben sowieso keine Hemmungen.“ Der ältere Precog hatte mit seiner Bemerkung vollkommen Recht gehabt. Die Party hatte kaum angefangen und niemand konnte so schnell betrunken sein, aber ein Absolvent hatte sich mit einem der bedienenden Erstklässler bereits in eine Ecke verzogen und stieß ihn gerade auf die Knie. Man musste nicht besonders viel Verstand haben, um zu wissen, was diese Aktion sollte. Aufmerksam sah er sich um. Die Tatsache, dass er – von den ganz normalen Schulfächern abgesehen – ebenfalls zu den Erstklässlern gehörte, sorgte dafür, dass er einige bekannte Gesichter sah, auch wenn er ihnen nicht unbedingt Namen zuordnen konnte. „Jemanden gefunden, der dir gefällt?“ Anders ließ sich neben ihm auf die Couch fallen, balancierte dabei mit Bravour den gefüllten Teller. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Solltest du nicht derjenige welcher sein?“ „Och, ich sehe das nicht so eng…“ Eine großzügige Geste begleitete diese Aussage. „Vielleicht aber jemand anderer…“ Der Gedanke an Herrn Schneider vertrieb das Lächeln übergangslos. „Er hat dich immerhin herkommen lassen.“ „Und ich weiß immer noch nicht, warum eigentlich.“ Das fuchste ihn, aber er würde es vor Anders nicht zugeben. Lieber griff er nach einer der belegten Brötchenhälften und begann scheinbar in diese Aufgabe vertieft darauf herumzukauen. Der Ältere sah ihn wahrscheinlich belustigt an, die Beleuchtung war zu unsicher, um das beurteilen zu können. „Amüsier dich heute ein bisschen, das letzte Jahr war anstrengend genug für dich.“ Verwundert neigte er den Kopf. „Willst du mir den Hof machen oder was soll das alles?“ „Ich will Herrn Schneider ein bisschen ins Gehege kommen, damit er dich nicht als zu selbstverständlich nimmt.“ Sein Prusten hatte nicht viel mit einem Lachen zu tun. „Er hat jedes Recht dazu. Ich kann ihm nicht entkommen.“ „Ich weiß…“ Die Ernsthaftigkeit in diesen zwei Worten ließ ihn aufhorchen, aber er wagte es nicht, nachzuhaken. Manchmal gab es Sachen, die man gar nicht wissen wollte. Für eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und aßen, eingehüllt in eine Blase der Stille, während um sie herum Musik durch den Raum pulste. Wenn man die Details außer Acht ließ, konnte das eine ganz normale Party sein. Wie die, in die er sich mal zusammen mit Stan geschlichen hatte, als dessen große Schwester die sturmfreie Bude ausnutzte. Er vertrieb die Erinnerungen, fragte sich stirnrunzelnd, aus welchem Loch sie hervorgekrochen sein mochten. Es war nicht gut, an die Vergangenheit zu denken. Und so fokussierten sich braune Augen auf das Hier und Jetzt, bekamen so sofort mit, als jemand durch die Tür geschleift wurde, der nicht nur bekannt war, sondern vertraut. „Verdammt…“, murmelte er zu sich selbst, war auf den Beinen, bevor ihn irgendwelche Erwägungen oder Anders aufhalten konnten. „Lasst ihn los!“ Seine Stimme mochte vielleicht nicht erhoben worden sein, aber sie schnitt scharf durch das gemeine Lachen, mit dem das neueste Opfer bedacht wurde. Einer von den hereingekommenen Absolventen fuhr zu ihm herum, wollte etwas Abfälliges sagen, als seine Uniform registriert wurde. Aber eine Sekunde später wurde er erkannt und der Andere schloss abrupt den Mund. „Du willst ihn haben? Bitte sehr.“ Damit wurde Stephan in seine Arme gestoßen. Es gab schließlich genug andere Schüler, mit denen sie ihren Spaß haben konnten, ohne einen Zusammenstoß mit Herrn Schneider befürchten zu müssen. „Bist du in Ordnung?“ Seine Frage klang beinahe barsch, es war ein merkwürdiges Gefühl, Stephans Zittern zu spüren. Dann fiel ihm auf, dass der Tracer keine Handschuhe trug und Wut durchschwemmte ihn. Er hatte früher nichts tun können, wenn er mit einer Gedankenlosigkeit gequält wurde, die ihm selbst als bloße Erinnerung den Magen umdrehte. Doch inzwischen hatte sich das geändert und Stephan war hier für ihn das nächste, was an einen Freund herankam. Wie immer war die Energie da und nun griff er nach ihr, um sich zu überzeugen, dass Stephan nichts passieren würde, ließ ihn erst dann los und stürzte sich auf einen der älteren Schüler. Ihm war vollkommen egal, ob es der war, der Stephan die Handschuhe weggenommen hatte, einer von ihnen war auf jeden Fall schuld. Seine Faust kollidierte mit der Nase des Älteren und ein sehr befriedigendes Knacken ging damit einher. Er wusste, dass so ein Schlag tödlich sein konnte, er hatte gelernt, wie er ein solches Ergebnis herbeiführen – aber auch verhindern – konnte. Ohne Verzögerung wirbelte er herum und sein Fuß traf den nächsten Absolventen im Magen, bevor er den Schwung ausnutzend dem letzten einen Handkantenschlag versetzte. Zufrieden betrachtete er anschließend sein Werk. Herr Schumann war wirklich ein guter Lehrer. Da war Blut an seiner Hand und er ging kurz in die Knie, um es an dem Hemd desjenigen abzuwischen, dem es gehörte. Um sie herum waren die Gespräche verstummt, einige kalte Blicke trafen ihn, aber niemand wagte es, ihm zu nahe zu kommen. Und er ignorierte sie, wütend genug dafür. „Du solltest zurück aufs Zimmer gehen“, meinte er leise zu Stephan, der ihm aus geweiteten Augen zugesehen hatte, jetzt vor ihm zurückschrak. Die Reaktion verbog seine Lippen in die Parodie eines Lächelns, was Stephan schnell nicken ließ, bevor dieser ging. Niemand würde ihm folgen und niemand würde ihn heute noch einmal aufgreifen. Nachdem der Braunhaarige verschwunden war, schien alle Energie aus ihm herauszufließen. Er bereute nicht, was er getan hatte, doch wie Stephan ihn zum Schluss angesehen hatte, machte ihn ein wenig unsicher. Er schüttelte das Gefühl ab, um zu Anders zurückzukehren, der überhaupt nicht überrascht aussah. Ein Glas wurde ihm gereicht und er trank es aus, ohne sich vorher von dessen Inhalt zu überzeugen. Alkohol brannte sich seine Kehle herab und breitete sich mit willkommener Wärme in seinem Magen aus. Sein Kopf war irgendwann in Anders’ Schoß gelandet und der Ältere spielte gedankenverloren mit seinen Haaren. Es war angenehm, vor allem weil er wusste, dass es nicht zu mehr führen würde. Er hob eine Hand und wunderte sich darüber, wie verschwommen er sie sah, obwohl er noch seine Brille auf der Nase hatte. Ob er vielleicht betrunken war? Ein Kichern entkam ihm, ohne dass er es merkte. Langsam bewegte er die Hand, folgte den Linien, die sie in der Luft zu hinterlassen schien. Linien? Da war doch etwas… Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, bis es ihm auf einen Schlag einfiel. „Siehst du mich immer noch in der Zukunft?“, wollte er wissen. Seine Stimme klang seltsam, aber Anders schien ihn trotzdem verstanden zu haben, denn nach einem Moment des Zögerns antwortete dieser. „Ja. Und inzwischen fast überall.“ Er musste lächeln. „Gut.“ Und dann, völlig zusammenhangslos: „Ich glaube, es gefällt mir zu trinken.“ Sein Kopf fühlte sich so leicht an. „Herr Schneider hat mir nach dem ersten Mal nie wieder etwas gegeben. Ich werde wohl bis zu meiner eigenen Abschiedsparty warten müssen. Und danach…“ Er verlor den Faden, als er den finsteren Blick des Älteren bemerkte. „Er hat dich betrunken gemacht? Das hätte ich nicht einmal ihm zugetraut.“ Aus irgendeinem Grund klang Anders sauer. Es war schwieriger geworden zu denken, weswegen er etwas brauchte, um hinter die Bedeutung dieser Worte zu kommen. Es ließ ihn lachen. „Herr Schneider hat es doch nicht nötig, mir dafür Alkohol zu geben. Er muss mich nicht einmal berühren und schon denke ich nicht mehr mit meinem Gehirn.“ Irgendwie war das sonst nicht so lustig, aber gerade konnte er ein gelegentliches Kichern nicht unterbinden, es traf ihn wie ein Schluckauf. Er griff nach dem Glas, das Anders in der freien Hand hielt und mit einem nachsichtigen Blick ließ der ihn gewähren. „Deine Toleranz für Alkohol ist nicht besonders hoch, was?“ „Wie auch? Ich hatte nie Gelegenheit, mich daran zu gewöhnen.“ „Hast du zu Hause auch nichts bekommen?“ „Nicht mal zu Silvester. Mein Vater war da ein bisschen merkwürdig. Vielleicht, weil er Soldat ist oder so…“ Sein Magen krampfte sich zusammen, aber er war nicht mehr klar genug, um den Grund dafür zu verstehen. „Gehört er zu den Resten der hier stationierten amerikanischen Streitkräfte?“, wurde er neugierig gefragt. Es war das erste Mal, dass hier jemand so viel Interesse an seiner Geschichte zeigte und es verwirrte ihn. Er zwinkerte ein paar Mal. „Wie kommst du darauf?“ „Dein Name“, wurde er mit einem Lächeln aufmerksam gemacht. „Ach so…“ Er erwiderte das Lächeln. „Opa war Amerikaner, aber er ist nach dem Krieg in Deutschland geblieben. Mein Vater ist ein waschechter Deutscher.“ „Glaubst du, er sucht dich immer noch?“ ~TBC~ *grins* Gute Stelle, um aufzuhören, nicht wahr? ^^ Die Bedeutung des Titels wird beim nächsten Mal deutlich werden. Und das Gespräch zwischen Anders und Brad ist auch wichtig. Das Tempo wird jetzt weiter anziehen. *nod* cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)