Human von Rici-chan (RenxHoro Kapitel 25 kommt + Epilog) ================================================================================ Kapitel 23: HUMAN 21 -------------------- HUMAN 21 Horo, noch unwissend über den Zustand seines Freundes, antwortet nur mit einem Lächeln. Er spürte dessen Hitze noch nicht, da er selbst noch nicht ganz abgekühlt war. Seufzend strich er ihm weiter über die Brust ehe er sie vorsichtig trennte und sich wieder auf ihn bettete. "Ich werde es nie vergessen..." Noch immer hilflos sah er auf seinen fiebernden Freund hinab. Er hatte bereits alles versucht, doch die Wunde hatte sich entzündet und ein heftiges Fieber ausgelöst. Regelmäßig trocknete er Ren nun schon das Gesicht ab, hielt ihn warm und versuchte seine Stirn zu kühlen. Ebenso versuchte er ihn immer wieder zum Trinken zubewegen, doch darüber hinaus konnte er ihm nicht helfen, so sehr er es auch versuchte und wollte. Zwei Stunden sah er nun schon mit an wie sich sein Zustand immer mehr verschlechterte. Erneut stützte er den Kopf in die Hände. "Das ist alles meine Schuld... ich hätte nicht... in seinem Zustand... es tut mir so leid... ich hätte besser auf dich aufpassen sollen..." Es schien in regelrecht zu erdrücken. Die Last der Gewissheit dass er Schuld an Rens Zustand war trieb ihn nahezu an den Rand der Tränen. Mit den Mitteln die er hier hatte konnte er ihm nicht helfen, alle Kraft und Spionagetechnik war nutzlos gegen so etwas Einfaches wie ein Fieber. Ein zu starkes Fieber. Er spürte bereits, dass Ren die 40 Grad Marke bereits überschritten hatte. Ren wusste nicht, was er denken sollte. Und ob er überhaupt noch dachte. Der kurze Glücksmoment war vergessen, er spürte nur noch die Hitze, dieses Schlagen seines Herzens gegen dieses Fieber, was früher oder später ja hatte kommen müssen. Er machte Horo keinen Vorwurf. Wenn er nur hätte sprechen können. Es fiel ihm schwer, alleine schon seinen Körper zu bewegen, als wäre jener aus Blei. Er konnte sie kaum rühren, selbst sein gesunder Arm konnte sich kaum regen. So musste Horo ihm aufhelfen, damit er etwas trinken konnte. Das schien aber nicht gegen die Trockenheit in seinem ganzen Körper zu helfen. Ein Tropfen auf dem hohlen Stein. Sein Verstand war auch vernebelt, sinnlose Gedanken kamen ihm. Seine Lippen waren spröde und gerissen, während der Schweiß über seine bleiche Haut ran. Seine Sinne waren alle wie betäubt, und er war eigentlich so müde. Nur das ständige Pochen seiner Verletzungen hielt ihn wach. Seine Schulter war verkrustet und diese Wunde schien nun auch auf innere Organe auszuweiten. Sein verkrüppeltes Bein war inzwischen eine einzige offene Wunde, auch gereinigt wie Horo es ständig tat. Mit fieberten Blick konnte er so nur Horo ansehen, krächzend versuchend ein paar Worte zu formen. Aber anstatt zu sagen, das er keine Schuld trug, sagte er etwas völlig anderes. „Es… geht-… zu-ende….“ Wie lange hätten sie diese Flucht noch ausgehalten? Wie lange wären sie vor dem unvermeidlichen davon gerannt? Er war zu müde zur Flucht und zum kämpfen. Er hatte Horo geliebt. War das nichts? Das war mehr als manche Menschen von ihrem Leben behaupten konnten. Der Atem schien ihm zu stocken, er fühlte sich als würden ihm Rens Worte die Luft zum Atmen nehmen. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf, fast schon apathisch. "Nein... nein... du stirbst nicht! Nicht hier und auch nicht jetzt... verdammt... hör auf so zu reden!" Eine plötzliche Wut gepaart mit unbändiger Verzweiflung überfiel ihn. Er verkrampfte sich immer mehr, die Knöchel seiner Hände traten bereits weiß hervor. Er musste etwas tun und zwar sofort. Egal wie oft er die verschiedenen Szenarien im Kopf durchspielte, sie führten alle zu einer Sackgasse. Ren würde es nicht überleben, wenn er versuchen würde ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Zumal sie aus dem letzten, was ihnen auf ihrem Weg begegnet war, geflüchtet waren und sogar Leichen zurückließen. Dorthin zurückzukehren wäre in jedem Fall ihr Tod. Ihrer beider. Letztendlich blieb ihm nur eine Möglichkeit. Diese Gewissheit tat mehr weh als alles bisherige, machte all ihre Anstrengungen sinnlos. Ihre ganze Arbeit zunichte. Doch es gab keinen anderen Weg. Er würde die Matsudaira-corporation hierher bringen müssen. Ihr Schöpfer. Das war seine letzte Chance und auch die Einzige. Tat er nichts würde Ren sterben. Versuchte er mit ihm weiter zu flüchten würde er ebenso sterben. Was bleib ihnen also? So gab es wenigstens eine kleine Chance auf ihr Überleben. So ergriff er, entschlossen bis zum Äußersten zu gehen, Rens Hand und lehnte die Stirn daran. "Ren es tut mir Leid... Ich rette dich ganz sicher... ich finde einen Weg..." Seine Augen brannten als er ihn wieder ansah. Der Anblick tat ihm fast schon körperlich weh. Er küsste den inzwischen auch trockenen Handrücken und half ihm wieder auf um ihm wieder etwas Wasser zu geben. Ren, unfähig ein weiteres Wort zu sagen, lächelte halbherzig. Er, überleben? Wie denn? Sein ganzer Lebensgeist schien mit dem Fieber zu schwinden. Er konnte sich nicht aufraffen zu kämpfen. Und er war glücklich. Er war schon zufrieden für die kleinen Dinge die sie hatten, dieses Mensch sein, wenn auch nur für eine sehr kurze Zeit. So kam es, das das Wasser, was er trinken sollte, an seinen Lippen herab ran, ohne das er es trank. Er konnte nicht einmal mehr den Mund öffnen, würde er sich eher verschlucken als etwas hinunter bekommen. Sein Herzschlag schien trotz des hohen Fiebers schwach zu sein, schien sich nicht mehr wehren zu können. Alleine sein Blick hatte im Moment noch Leben in sich. ´Was soll das noch? ´ schien jener auszusagen. Mit steigendem Entsetzen beobachtete der Soldat seinen Freund und wie jener aufzugeben schien. Doch das war nicht in seinem Sinne, er würde ihn nicht sterben lassen nicht hier und jetzt. Nicht dieses Mal... Vorsichtig legte er ihn wieder hin. "Das lasse ich nicht zu." Sagte er nur fest entschlossen und drückte kurz seine Hand. Vorsichtig beugte er sich über den schwer kranken und küsste die glühende Stirn sanft. "Ich bin bald zurück." Mit diesen Worten entfernte er sich von dem Bett und bald auch vom Haus. Es hatte nun bereits aufgehört zu regnen, dafür war die Luft noch sehr frisch und es roch überall nach feuchtem Laub und Moos. Unter anderen Umständen hätte er diese Atmosphäre durchaus genossen, doch nun hatte er weit andere Dinge zu tun als sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen. Er entfernte sich im Lauftempo recht schnell von der Hütte und kam nach etwa zwei Kilometern abrupt zum stehen. Langsam sah er sich um und griff schließlich in seine Hosentasche. Er hatte ihn vor langer Zeit bereits entdeckt und hatte eigentlich gehofft ihn nie benutzen zu müssen. Doch nun war es soweit, leider. Vorsichtig verband er die zwei winzigen Kabel des Senders wieder miteinander und sah etwas erleichtert wie er auch sogleich ein rhythmisches Blinken eines roten Lichtes einsetzte. Langsam steckte er ihn zurück in die Tasche und wartete. Ren, welcher von Minute zu Minute schwächer zu werden schien, sah mit flimmernden Augen seinem Geliebten nur hinterher. Selbst die Fragen, die nun aufkamen, stellte er sich selbst langsam, als würde die Hitze alles verlangsamen. Er fragte sich, was Horo machte, wohin er jetzt ging… Aber vor allem wollte er ihn noch ein letztes Mal sehen. Ein letztes Mal dieses strahlende Lächeln sehen, was nun wirklich nur noch an einen Menschen erinnerte. War das zu viel für einen letzten Wunsch? Kurz bevor er sterben würde? Mit diesem Lächeln, dieser Stütze, konnte ihm selbst der Tod keine Angst machen. Das Fieber, welches schon lebensgefährlich war, ließ ihn in Fieberträume versinken, bevor er Horo nochmals sehen würde können. In diesen Träumen war es warm; aber nicht weil er Fieber hatte, sondern weil er an einen Strand lag, wo die Sonne direkt auf ihn schien. Er schwitzte, konnte kurz die starken Strahlen des Himmelskörpers nicht mehr als Schatten und Weiß erkennen, in der Ferne allerdings etwas Blaues. Das Meer? Es schienen nicht nur eine sondern mehrere Ewigkeiten zu vergehen. So stand der einäugige Soldat noch immer unbewegt an einer Stelle im Wald. So wie er da war erinnert er einen fast an ein Kinderlied. 'Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm...' Doch war die Situation alles andere als so unbeschwert wie ein Kinderlied. Angestrengt lauschte er mit geschlossenem Auge in die Geräusche des Waldes. Das Dröhnen eines Geländewagens, das Knatternde Geräusch eines Hubschraubers oder auch das Surren eines Raumschiffs, es war ihm völlig gleich. Er wollte nur eines im besten Fall alles hören um sich sicher zu sein, dass der Sender doch keine Attrappe war und es wirklich Hoffnung gab. Das sie gefunden wurden. Und zwar bald. Er hatte sich seit der Flucht noch nie so sehnlichst gewünscht gefunden zu werden wie jetzt. Viel mehr wollte er es für Ren. Jenen hatte er allein zurücklassen müssen. Er konnte jetzt in diesem Moment sterben, ohne dass er bei ihm sein konnte. Ebenso könnten Fremde in die Hütte eindringen und ihn töten oder Tiere oder... Er traute sich nicht weiter darüber nachzudenken, da sonst die Versuchung einfach wieder zurückzulaufen zu groß wäre. Doch er konnte nicht, er konnte nicht zurück ehe er nicht Hilfe bekommen hatte. In der Hütte hätte er nicht bleiben können und auch unmittelbar davor war es zu riskant. Ihre Verfolgen könnten eine Falle wittern und einfach kopflos mit Sturmgewehren auf sie losgehen, dann hätte Ren auf keinen Fall eine Chance, noch eine Wunde würde seinen sicheren Tod bedeuten. Wenn er nicht jetzt schon gewiss war... Wieder machte er sich Vorwürfe sich zu der Amputation überreden gelassen zu haben. Wäre das nicht gewesen hätte Ren nun zwar noch ein nutzloses Bein mehr, jedoch hätten sie eine Sorge weniger... Und Ren wäre vielleicht nicht so todkrank. Die Gewissensbisse fraßen sich immer tiefer in seinen Verstand, versuchten ihn regelrecht, lähmten sein Denken und seine Wahrnehmung. Wegen ihm starb Ren nun vielleicht... wahrscheinlich. Er atmete krampfhaft durch, um wieder klar denken zu können. Alles was nun zählte, war dass er ihm half, ihm helfen konnte... Selbst wenn er nun selbst bei dem Versuch starb so hatte er doch sein Bestes gegeben. Wenn sie ihn finden sollten, und wahrscheinlich niederschossen, so würden sie doch bestimmt auch die Umgebung nach weiteren Flüchtlingen durchsuchen. Dabei würden sie zwangsläufig auf die Hütte stoßen und sie mit etwas Glück nicht gleich sprengen. In dem Fall hatte Ren eine Chance. Somit gab er ihrer beider Freiheit und auch sein Leben auf um Rens zu retten. Mehr konnte er nicht tun und auch nicht verlangen. Alles war gut wenn er sicher sein konnte, dass Ren gerettet werden würde. Mehr wollte er nicht. Das war alles was er sich wünschte. Unbewusst lächelte Ren, der noch immer in der Hütte lag. Verschwitzt und kurz vor der Grenze des Todes spielten ihm seine Gedanken einen Streich – er starrte an die hölzerne Decke, sah aber nun den Strand vor sich, noch immer mit so hellen Sonnenstrahlen, das er die Hand vor die Augen hielt, um besser sehen zu können. Und was er sah, war ein Meer. Zuerst. Überragend von der Weite, der Freiheit und den Wellen, wusste er erst nichts mit dem ganzen anzufangen. Wie kam er hierher? Ihm war so warm, das er sofort einen Sprung in das kühle nass gewagt hätte. Aber fehlte nicht jemand? Er sah sich um, entdeckte aber keinen Horo. Aber die Hitze war unerträglich, sodass er wackelnd aufstand, und hinaus zum Meer lief. Seine bloßen Füße brannten auf den heißen Sand, aber er konnte nicht schneller laufen. Seine Zunge war ausgetrocknet, die Lippen spröde, als hätte er seit Tagen nichts getrunken. Und diese Hitze… Sobald er beim Meer war, würde es besser sein, das wusste er. Das würde ihn kühlen, und falls es Süßwasser sein sollte konnte er es trinken… Stille, noch immer. Allmählich befürchtete Horo sein Gehör versagte ihm wieder so unerträglich ruhig war es um ihn herum. Er erinnerte sich auch nicht sich jemals sehnlicher ein Geräusch herbeigewünscht zu haben. Er wusste nicht wie lang er nun schon hier stand. Es hätten Sekunden sein können, Minuten vielleicht aber jedoch auch Stunden. Durch die immer wieder in ihm aufsteigende Panik, die alle Zeit in die Länge zu ziehen schien, war es unmöglich genau festzustellen wie viel Zeit vergangen war seit der Sender intakt war. Falls er das überhaupt war. Hier war ein weiterer Punkt der Unruhe. Wie konnte er sicher sein? Sicher sein, dass er hier nicht umsonst stand und Ren vielleicht genau in diesem Moment in der Hütte starb? Völlig allein zurückgelassen, im Fieberwahn. Er schauerte. Vor dieser Endlosen Ungerechtigkeit. Was hatten sie dieser Welt getan, dass sie so gequält wurden? Sie waren zwar für Kämpfe gebaut oder erschaffen worden, doch hatten sie sich dieses Schicksal keineswegs gewünscht geschweige denn ausgewählt. Womit hatten sie es also verdient? Das Glück ist eine Hure. Die Bedeutung dieses Satzes wurde ihm in diesem Moment auf schmerzlichste Weise bewusst. Niemand garantierte ihnen, dass wenn sie "gut" handelten ihnen nur "Gutes" widerfahren würde. Diese Welt war weitaus mehr als nur unfair. Sie war schlicht und einfach grausam. Und keine noch so naive Unschuld konnte einen davor bewahren. Sie waren ihr ausgeliefert und völlig auf sich gestellt. Ein Rascheln. Völlig überrascht zuckte der Einäugige zusammen und wandte sich noch in diesem Impuls der Geräuschquelle zu. Hoffnung keimte mit einem Mal in ihm auf. Er tat vorsichtig einen Schritt darauf zu. Selbst wenn dort ein bis an die Zähne bewaffneter Mann stand, der im Begriff war ihn in seine Einzelteile zu zerlegen, war dies doch weitaus mehr Glück als er im Moment erwartet hatte. Angespannte lauschte er nun weiter in die Stille. "Hallo?" Wieder ein Rascheln, diesmal länger. Langsam schien jemand oder etwas zwischen den Büschen hervorzukommen. Kurz darauf reckten sich ihm zwei lange Ohren neugierig entgegen begleitet von zwei dunklen interessierten Augen. Ein Hase. Keine Bedrohung. Keine Hilfe. Kein Mensch. Frustriert sank der Soldat nun auf die Knie. Es war eindeutig hoffnungslos. Selbst wenn der Sender funktionierte... wer sagte ihm, dass ein Empfänger in Reichweite war? Dass sie nicht schon viel zu weit entfernt von jeglicher Zivilisation waren? So, völlig in Depressionen versunken, bemerkte er den aufkommenden Wind erst, als es schon zu spät war. Wieso kam er nicht näher? Je mehr Schritte er zum Meer zu machen schien, desto entfernter schien es zu sein. Sein Gang wurde immer schwerer, seine Schritte langsamer, und es flimmerte vor seinen Augen. Womit hatte er das verdient? Diese Hitze brachte ihn um, ihm war so heiß, das er das Gefühl hatte zu vergehen. Zu verbrennen… Bis eine Flutwelle auf ihn zukam. +*+*+ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)