Der Bulle und der König von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Frühstück unter alten Freunden ------------------------------------------ Und wieder vergingen drei Tage, die für Takashi extrem langsam und unangenehm waren. Er wurde weder umgesiedelt, noch wurde die Zelle überwacht. Morgens kam er kaum ohne Schläge vonseiten der Wärter aus dem Bett, weil er abends so lang wie möglich versuchte, wach zu bleiben, um sich vor weiteren Übergriffen seitens Yamai zu schützen. So hatte er es ganze dreiundfünfzig Stunden geschafft, wach zu bleiben, bis ihm schließlich die Knie wegsackten und er so fest schlief, dass Yamai erst recht leichtes Spiel hatte, was auch immer das für ein Spiel sein mochte. Jedes Erwachen war für Takashi die reinste Tortur, jedes mal klebte um seine Augen, Nase und Mund der Geruch von Kotze und auch auf dem Kissen und dem Laken waren gelbliche, übelriechende Flecken. Er versuchte, es mit einem Lächeln wegzustecken, doch sein Dauergrinsen war schon länger am Zerfallen... „Andoh, Yamai, raus,“ tönte es wieder und diesmal zwang Takashi sich, ohne „Hilfe“ aufzustehen. Auch das Hinfallen gelang ihm von ganz allein. Grinsend zog Yamai ihn hoch und aus der Zelle heraus. Die Geste wirkte nahezu freundschaftlich. Auf dem Flur dann der tägliche Trott im Gänsemarsch mit all den anderen. In der Frühstückskantine angekommen, wollte Takashi sich wie gewohnt von Yamai entfernen, doch der griff ihn erneut und zog ihn mit sich. An einem weit vom Eingang entfernten Tisch setzten sie sich und Takashi blickte Matsuura in die Augen. „Na, Andoh,“ spottete Matsuura, „Ich hab gehört, du schläfst in letzter Zeit nicht besonders gut?“ „Danke der Nachfrage,“ erwiderte Takashi bissig und gähnte, „Ich hab halt eine Hundehaarallergie, ne, Yamai-chan?“ Yamai ging ausnahmsweise nicht auf die Provokation ein und Takashi ahnte nichts Gutes. „Wenn du das Gefühl kriegst“, fuhr Matsuura fort, ohne sich um die Spannung zu kümmern, die die Luft zwischen Yamai und Takashi knistern ließ, „Dass du mehr brauchst, komm zu mir. Geld wirst du wohl keins haben, aber an Orten wie diesen, kann man sich auch anderweitig nützlich machen.“ „Wenn ich mehr wovon brauche“, forschte Takashi misstrauisch. „Ach“, lachte Matsuura, „Manchmal schläft man einfach besser, wenn man selbst bestimmen kann, wann und wie viel man nimmt, oder?“ Obwohl sie in einer Ecke saßen, schienen sie plötzlich im Mittelpunkt des Kantinengeschehens zu stehen, als Takashis Fuß mit einer Brachialgewalt gegen die Tischplatte trat und sie auf der anderen Seite in Matsuuras Taille rammte. „Ey Andoh“, tönte es aus der Masse, „Vermisste die Hogobo?“ Ohne ein Wort zu sagen, stand Takashi auf, zog eine neugierige Augenbraue hoch und stieg auf den Tisch. Yamai stand schon mal vorsorglich auf und ging etwas zur Seite. Das war auch gut so, denn die heiße Misosuppe, die kurz zuvor noch vor Matsuura vor sich hingedampft hatte, war plötzlich in Takashis Hand. Takashi spielte gelegentlich mit dem Essen. Der Blondschopf hockte sich vor Matsuura auf den Tisch und lächelte ihn frostig an. „Matsu-chan“, säuselte er, „Ich glaub, wegen ein paar Brandblasen von heißer Suppe kriegt man hier keinen Arzt.“ Matsuuras Aufschrei hallte durch den Saal als die Suppe sich zischend auf seinem Schoß ausbreitete. Es dauerte nicht lange, bis es zwischen seinen Beinen zu schmerzen begann. „Matsu-chan, eigentlich müsste jemand, der zeitgleich mit mir in Bukuro gewütet hat, das wissen: Takashi Andoh nimmt keine Drogen. An mir hast du keinen Kunden, außer, du verkaufst Streit? Sag mir wie viel und ich kauf dir einen ab...“ Niemand kümmerte sich um Matsuura, der noch immer mit den Schmerzen der Suppe im Schoß kämpfte und sich nicht entscheiden konnte, ob er wimmern oder fluchen sollte. Seltsamerweise mischte sich kein Wärter ein, oder war es nur eine Frage der Zeit? Takashi setzte sich auf den Tisch, der ihm zu gefallen schien, und zog die Knie an die Brust. Vorsichtig nahm er Matsuuras Hose zwischen die Fingerspitzen und zog den Stoff von seinen Schenkeln, an denen er klebte. „Jetzt sieht’s aus, als hättest du Suppe gepinkelt“, lachte Takashi, „Aber wenn du magst, kann ich dich auch Blut pissen lassen.“ Matsuura antwortete nicht und grinste Takashi hämisch an, als der plötzlich von hinten eine vierfingrige Hand ins Gesicht bekam, die seinen Kopf rückwärts runterdrückte und in die Tischplatte schlug. Benommen sah er auf und sah, leicht verwackelt, Yamai über sich. Wie immer, wenn er auf dem Rücken lag, versuchte er, den Gegner hinter sich ins Gesicht zu treten, doch Matsuura schien sich wieder erholt zu haben und saß auf einmal auf seinen Beinen, während Yamai seine knochigen Hände festhielt. „Was soll man mit dir bloß anstellen“, grinste Yamai, „Matsuura, lassen wir ihn so richtig zappeln, wenn er das doch so gern tut, oder hat’s sich ausgezappelt?“ „Zappeln lassen bis er um Gnade winselt, oder?“, schlug Matsuura vor und die Mitglieder seiner Bande, die sich allmählich um den Ort des Geschehens versammelten, stimmten zu. „Ich hätte die Suppe gern gegessen, bis um sechs gibt’s nichts anderes.“ „Warum hast du sie dann stehen lassen, damit ich sie dir überkippe?“, fragte Takashi, noch immer sprudelnd vor Selbstbewusstsein. Er war sich sicher, sich auch hier rausholen zu können. Yamai war zwar zum Testosteronmonster mutiert, doch seine Unsicherheit schien dadurch nicht behoben und Takashi war sich ziemlich sicher, ihn nach wie vor mit einem „Buh“ einschüchtern zu können. Er hatte ohnehin nicht die Angewohnheit, auf die Größe des Gegners zu achten. „Du legst dich immer wieder mit den Falschen an“, meinte Yamai, „Du bist wie diese kleinen Schoßhunde, gehst den Großen keifend an die Gurgel und wunderst dich, wenn sie dich zerfetzen.“ „Kleine Hunde kläffen doch eh am Lautesten, oder?“, lachte Matsuura, dessen Hand sich auf die Suppe eines Kollegen zu bewegte, „Ich hab mal gehört, das liegt daran, dass ihre Herrchen sie unterschätzen und ihre Erziehung vernachlässigen.“ „Jetzt wo du’s sagst“, sagte Yamai belustigt, „Sein Alter scheint tatsächlich nicht viel zu taugen. Bedient die Kunden in Unterwäsche und merkt nicht mal, wenn man ihm ne Leiche unterjubelt!“ Bei dieser Bemerkung verzog Takashi wütend das Gesicht und versuchte, sich zu befreien um Yamai an seinen Worten ersticken zu lassen, doch leider unterlag er hier der vereinten Kraft zweier Männer, die ihre Freizeit mit Training verbrachten anstatt, wie er, sich zwischen Strafen und Hungern auf die faule Haut zu legen. So langsam begann Takashi, es zu bereuen, sich immer nur auf seine rohe Kraft verlassen zu haben, anstatt sie durch Kampfsport und Fitness zu formen. Er würde es sich niemals eingestehen, doch im Moment sehnte sein tiefstes Inneres sich wieder nach Einzelhaft mit „Frühstück ans Bett“. Und vielleicht auch ein bisschen Mako-chan. Er merkte, wie es um ihn herum enger und chaotischer wurde, als sich immer mehr Leute um den Tisch versammelten. Über ihm warf eine Neonröhre ihr eiskaltes Licht auf das Geschehen. Unter den Zuschauern waren auch seine „Seifenopfer“ und natürlich Matsuuras Clique, alles keine Freunde. Angesichts einer solchen Obermacht konnte Takashi sich nur noch tot stellen und biss die Zähne zusammen, als er es diesmal war, dem die heiße Suppe ins Gesicht gekippt wurde. So fühlte sich das also an. „Ich will dich schreien hören“, fuhr Matsuura ihn an und schlug ihm in den Magen, „Los, schrei endlich!“ Als Matsuura endlich die Fäuste wehtaten, legte er eine Pause ein. Obwohl Takashis Bauch unter dem grauen Hemd schon rot und blau sein musste, vergoss dieser keine Träne und den Gefallen, zu schreien, tat er seinem Gegner erst recht nicht. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass nichts so zum Weitermachen und immer fester zuschlagen antörnt, wie die Schreie des Gegners. Wenn Matsuura also nicht gerade nekrophil war, war Totstellen die beste Lösung. Yamai, der noch immer Takashis Hände festhielt, ließ sich davon nicht abschrecken und auf sein Winken drängelte sich ein dicklicher Mann mit einem fürchterlichen Gebiss und langen, schon lange nicht mehr nachblondierten Haaren durch die Menge. „Wen haben wir denn da“, zischte Hebi lustig, „Wenn das mal nicht der Bengel ist, dem ich damals fünfmillionen Yen geboten hab, um den Iraner zu fangen!“ Er kramte in seinen Taschen und holte ein kleines durchsichtiges Tütchen heraus, das zur Hälfte mit einem weißen Pulver gefüllt war. Als er damit über Takashis Gesicht herumwedelte, wurde dem einiges klar. Das musste man ihm im Schlaf also eingeflößt haben. Das erklärte auch seinen miesen Zustand in letzter Zeit. Takashi kochte vor Wut, gleichzeitig zitterte er vor Angst. Was war das für ein Zeug? War er schon drauf und dran, süchtig zu werden? Was, wenn er eines Tages nicht mehr aufwachen würde? Seit jeher fürchtete er Drogen als ein Gift, das den Menschen unbemerkt von innen zerfrisst. Und er bekam es bereits regelmäßig im Schlaf, wenn er hilflos ausgeliefert war. Allein der Gedanke... „Sag mal“, fragte Hebi, noch immer mit dem Tütchen über Takashis Nase, „Bist du nicht auch der Freund von Majima, der kleine Hurensohn, der mich hierher gebracht hat?“ „Doch“, antwortete Yamai, „Und Makoto kommt ihn regelmäßig besuchen, wenn er allein ist.“ „Wenn du allein bist, so so“, säuselte Hebi und zischte wie eine Natter. „Was macht ihr denn so alles, wenn ihr allein seid, hmm? Ich darf doch sicher auch mal, du süßes kleines Dreckluder, du.“ „Mal’s dir selbst aus“, blökte Takashi Hebi patzig an. Das hätte er nicht tun dürfen. Er öffnete seinen Mund weit genug, damit Hebi den halben Inhalt des Beutels direkt hineinkippen konnte. Noch ehe Takashi es ausspucken konnte, presste Hebi ihm seine ungewaschene Hand auf den Mund und hielt ihm die Nase zu. Er konnte nur noch schlucken und hoffen, dass es ein Scherz war, dass das nur Backpulver war. Nur noch dumpf bekam er mit, wie um ihn herum gelästert und gegrölt wurde. Nicht nur Yamai schien ihn noch von „draußen“ zu kennen und jetzt, wo die lachende Hyäne hilflos im Dreck lag, konnten die Geier sich endlich trauen, sie zu zerpflücken. Vor seinen Augen begann alles, zu verschwimmen und ihm wurde ganz heiß. Das Neonlicht an der Decke über ihm begann zu flackern, was aber nur er wahrzunehmen schien. Der Raum wechselte von stockdunkel zu grellweiß, hell, dunkel, hell, dunkel. War es seine Einbildung oder löste sich die Neonröhre allmählich aus ihrer Fassung? Es schien nur ihn zu kümmern, während die anderen ihn mit einzigartigen Gebissen angrinsten und ihre Erfahrungen mit dem „King“ in Ikebukuro austauschten. Yamais Hand machte immer wieder die Runde, jeder wollte sehen, was sich das blonde Aas da geleistet hatte. Mit geröteten, flimmernden Augen konnte Takashi sehen, wie Yamai seinen gestutzten Finger nahezu stolz präsentierte. Hier, im Gefängnis, spielte alles, was Takashi ihm einst angetan hatte, in seinem Vorteil: blond, zierlich, Gerüchten zufolge schwul und als sonniger Mensch bekannt, war Takashi das perfekte Mobbingopfer. Ein ehemals unbesorgter Rebell, der nur Höhenflüge erlebte und jedem frech die Zunge herausstreckte, lag nun hilflos, von Suppe verbrannt und auf dem besten Weg, süchtig zu werden, unter seinen ehemaligen Opfern als Frühstücksbeilage auf dem Tisch und war körperlich und geistig nicht mehr imstande, auch nur um Hilfe zu schreien – was er ohnehin nie getan hätte. „Wen haben wir denn da?“, kam es aus der Menge und die Männer drehten sich zu einem Mann Ende dreißig um. Er trug eine Brille und kurzes Haar. „Saotome“, grüßte ihn einer der anderen, „Du bist spät dran, guck mal, was wir hier Schönes haben. Willste dem nicht mal sein Gebiss korrigieren?“ „Ach“, verdutzte sich der Mann als er einen Blick auf den zitternden Takashi warf, der vor ihm auf dem Tisch lag, „Bist du auch endlich hier! Was hat die so lang gebraucht, dich zu fangen? Erinnerst du dich an mich, oder wenigstens an meine Nase?“ „Kennen Sie Tensai Bakabon?“ „Hä?“ „Der Wachtmeister in Bakabon, wissen Sie, der hat nur ein Nasenloch! Wollen Sie auch so sein wie Honkan?“ „Ich weiß nichts...“ „Wollen Sie wie Honkan aussehen?“ „Was weiß denn ich!?“ „Sie wollen also?“ „Nein!“ Das Geräusch, als das Skalpell durch das Fleisch, das seine Nasenlöcher trennte, schnitt, besorgte sogar den Härtesten der G-Boys eine Gänsehaut und Takashi selbst schien für wenige Sekunden von seiner eigenen sadistischen Tat geschockt. Doch immerhin bestand die Möglichkeit, dass dieser Zahnarzt Makotos Freundin auf dem Gewissen hatte und da war eine Nase ein kleines Opfer. Außerdem war ihm langweilig. Dieses „kleine Opfer“ sollte Takashi teuer zu stehen kommen. Wäre Yokoyama damals nicht dazwischengegangen, hätte Makoto den Mann wohl getötet doch jetzt gab es weder Yokoyama, noch Makoto, die sich einmischen könnten. Saotome griff in seine Hemdentasche und zog ein Plastikmesser, wie es hier zum westlichen Essen ausgeteilt wurde. Sarkastisch tätschelte er seinen Strohkopf und zauste ihm furchterregend liebevoll durch die blonden Strähnen. „Irgendwie niedlich, wenn du so brav da liegst... Mein Skalpell müsstest du noch haben“, meinte er, „Also bleibt mir nur das hier. Ich fürchte nur, es tut ein bisschen mehr weh, mit den ganzen Plastikzacken...“ Takashis Herz raste und seine Augen bewegten sich hektisch hin und her, als wären auf der Suche nach einem Ausweg. Seine Hände zitterten so sehr, dass Yamai sie kaum festhalten konnte und so ließ er sie los. In seinem Zustand konnte Takashi unmöglich die Kraft aufbringen, sie zu benutzen. Saotome ließ sich Zeit. Er hatte noch immer Alpträume von dem Abend. Wie dieser Junge, zwischen brennenden Mülltonnen, hinter ihm hockte, ihn von hinten umarmte und das Skalpell unters Augenlied schob... Lange hatte er davon geträumt, Takashi eines Tages dieselben Ängste ausstehen zu lassen und jetzt war dieser Traum endlich wahrgeworden. „Was haben Sie ihm eigentlich gegeben, dass er so zittert und hechelt?“ „Koks“, grinste Matsuura, dem es auf Takashis dünnen Beinen zu gefallen schien, „Aber nur ein bisschen.“ „Ein bisschen“, lachte Saotome, „Von ‚ein bisschen’ wird man high, der da hat ja jetzt schon Krämpfe!“ „Ein bisschen jeden Tag“, räumte Matsuura verlegen ein. „Ich nehm das selbst nicht, woher soll ich wissen, was zu viel is?“ „Dummkind!“, zischte Hebi, lachte und schlug Matsuura auf den Hinterkopf. „Richtig dosiert is das, wenn du high wirst und große Dinge vollbringst; zu viel is, wenn du stattdessen einen auf Epileptiker mit Paranoia machst. Guck dir dein Versuchshäschen genau an, zu wenig? Zu viel?“ „Häschen“, prustete Matsuura und musste feststellen, dass er tatsächlich ein bisschen zu großzügig mit der Dosierung gewesen war. Saotome schüttelte nur den Kopf über so viel betäubungsmitteltechnisches Unwissen und wandte sich wieder Takashi zu, der sich noch immer an sein Ego klammerte und nicht um Hilfe rief, solange er das noch konnte. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass er nicht mehr bei Verstand war und gar nicht mehr um Hilfe rufen konnte, als das Plastikmesser sich zwischen seine kalten Lippen schob und die gezackte Kante sich seinem Mundwinkel näherte. „Kennst du Ichi the Killer?“, fragte Saotome hämisch, doch Takashi blickte nur starr vor sich hin, „Ach, du verstehst wohl gar nicht mehr, was ich sage? Jedenfalls gibt es da einen Mann namens Kakihara, der hat sich die Mundwinkel bis zu den Ohren erweitern lassen... Willst du auch so aussehen wie Kakihara? Vom Charakter seid ihr zwei euch sehr ähnlich. Zwei blondierte kleine Analakrobaten mit sadistischen Neigungen, die eine Bande brauchen, um sich stark zu fühlen und hinterher so tief fallen, dass man nicht mal mehr den Aufprall hört.“ Mit diesen Worten zog er das stumpfe, gezackte Messer durch Takashis Fleisch und Takashi sah in dieselben sadistischen Augen, in die der Zahnarzt über ihm einst sehen musste. Als das Blut über seine linke Gesichtshälfte, den Kiefer entlang und an seinem Ohr vorbeifloss, gab er der Wirkung der Droge endgültig nach und akzeptierte das Echo dessen, was er einst lachend in den Wald gebrüllt hatte. Yamai und Saotome hatten guten Grund, ihn quälen zu wollen und je mehr er sich dem widersetzte, desto schlimmer würde es werden. Seine blau angelaufenen Lippen färbten sich dunkelrot von dem Blut, das nicht gerinnen wollte, seine Augen verloren ihren Glanz und sein ganzer Körper erschlaffte. Seine Schmerzgrenze war endgültig überschritten, mehr Demütigungen konnte er nicht einstecken, ohne wahnsinnig zu werden. Lieber starb er vorher. Eine Klingel ertönte und die Frühstücksgesellschaft wurde aufgelöst. Lachend wandten die Männer sich von Takashi ab, einige schlugen ihn noch im Gehen, spuckten ihn an - einer verfehlte nur knapp seinen Mund - und ein paar zeigten grinsend zwischen seine Beine, die Hose war an den Innenschenkeln bis zu den Knien nass. Seit dem Angriff vor gut einem Jahr, verkraftete seine Blase nicht mehr viel, schon gar keine Schläge. Eine ganze halbe Stunde hatte sich die Hälfte der Gefangenen damit amüsiert, einen hilflosen Insassen mit Kokain und Messern zu traktieren, doch keinen der anwesenden Wärter hatte das interessiert. Allein, zitternd, schweißgebadet und mit dem Geschmack von Eisen im Mund, lag er noch immer auf dem Tisch und seine glasigen Augen sprachen Bände des Schweigens. Ein Hustenanfall schüttelte ihn so heftig, dass ihm die Knochen wehtaten und das Blut in seinem Mund vermischte sich mit Schleim aus seinem Rachen. Zu erbrechen gab es nicht viel, seine Streitlust hatte ihn immerhin ums Frühstück gebracht und für den Rest des Tages war ihm der Appetit nun wirklich verdorben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)