Moments von Mialee (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 4: Gaara / Temari / Kankouro ------------------------------------ Das Grab seiner Mutter war einfach gehalten. Keine Blumen, kein pompöser Grabstein aus Marmor, wie ihn die Ehefrauen der anderen Kazekage bekommen hatten. Schon als er ein kleines Kind gewesen war, hatte er sich häufig gefragt, warum sein Vater, der Kazekage, es nicht hatte schmücken lassen. Wie so oft stellte er sich die Frage, ob er sie vielleicht nicht so geliebt hatte, wie man seine Frau lieben sollte. Vielleicht war sie für ihn nur aus einem einzigen Grund da gewesen, um seine Kinder zur Welt zu bringen. Ob sie es so gewollt hatte? Ob sie zufrieden damit gewesen war, nur Mutter und nie Ehefrau zu sein? Ob sie ihre Kinder überhaupt geliebt hatte? „Zumindest Temari und Kankouro“, dachte er, „Ihre beiden innig geliebten Kinder, ihre Schätze. Aber mich... mich hat sie nie geliebt, ich war ein Monster, das in ihr heranwuchs und gegen das sie nichts unternehmen konnte.“ Ein Monster, das ihr schließlich das Leben nahm. Seufzend strich er über den flachen Stein, auf dem ihr Name stand. „Noch bevor ein Kind auf die Welt kommt, spürt es die unendliche Liebe seiner Mutter. Und wenn es dann da ist, dann liebt sie es noch viel mehr. Sie umarmt es, streicht ihm über die Wange und gibt ihm einen Kuss.“ Selbst wenn seine Mutter jemals die Chance dazu gehabt hätte, ihn zu küssen, hätte sie es nicht getan. Denn sie empfand ihm gegenüber keine Liebe, nur Abneigung. Ihre Liebe gehörte allein seinen Geschwistern, ihren Kindern, die sie sich gewünscht hatte, die sie umsorgt, gehegt und gepflegt hatte. Seine Gedanken wanderten zu seinem Bruder und seiner Schwester. Als er klein war, hatten sie ihn gemieden und ihn gefürchtet, wie alle Anderen in Sunagakure auch. Später dann, als er älter wurde, wollte er nichts mehr von ihnen wissen – er brauchte keinen großen Bruder, der auf ihn aufpasste und keine große Schwester, die sich um ihn kümmerte. Für ihn waren sie nie seine Geschwister gewesen, nie seine Familie, sondern Fremde. Obwohl sie viel Zeit miteinander verbracht hatten auf ihren Missionen, wusste er kaum mehr über sie, als ihre Namen. Eigentlich war es ihm egal gewesen, ob sie lebten oder starben. Wenn es die Situation verlangt hätte oder sie sich ihm in den Weg gestellt hätten, hätte er sie eigenhändig umgebracht ohne nur mit der Wimper zu zucken. Doch irgendwann hatte er angefangen, sie nicht mehr dafür zu hassen, dass ihre Mutter nur sie geliebt hatte. Irgendwann, nachdem er mit Naruto Uzomaki gekämpft hatte. Als er erkannte, dass es mehr im Leben gab, als nur kämpfen und töten und dass das Leben andere Dinge für ihn bereithielt. Doch so etwas wie Zuneigung für die beiden war nie aufgetaucht. Sie waren einfach nur da, zwei Menschen für die er keinerlei Gefühle hegte. Er war der Überzeugung gewesen, dass seine Geschwister ebenso über ihn dachten. Dass seine Gleichgültigkeit auf Gegenseitigkeit beruhte. Deshalb erschrak er, als sie ihn umsorgten, nachdem er von Akatsuki gefangen genommen und von Chiyo wiedererweckt wurde. Beide waren die Zeit danach kaum von seiner Seite gewichen. Temari hatte ihn weinend umarmt, als er seine Geschichte erzählte. Sie hatte ihm über das Haar gestrichen und ihm gesagt, dass sie Angst um ihn gehabt hatte. „Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren.“ Von Baki hatte er einige Tage später erfahren, dass Kankouro aufgebrochen war, um ihn zu befreien und bei diesem Versuch beinahe gestorben wäre und dass er Naruto gebeten hatte, ihm zu helfen. „Rette meinen Bruder.“ Nicht rette den Kazekage oder rette Gaara, sondern rette meinen Bruder. „Meinen Bruder...“ Versunken in diesen Gedanken schloss er lächelnd die Augen. Und plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Er musste seine Augen nicht wieder öffnen, um zu wissen, dass sie da waren. Die Arme seiner Schwester schlossen sich sanft um ihn, während sein Bruder die Hand auf sein Haar legte. Er genoss die Berührungen. Die Wärme, die er nur bei ihnen fühlen konnte. Vorsichtig lehnte er sich an Temari und griff nach Kankouros Hand. Endlich hatte er gelernt, dass sie ihn liebten, wie man nur einen kleinen Bruder lieben kann. Dass sie für ihn alles tun würden, was in ihrer Macht stand und weit darüber hinaus. Nach langer Zeit hatte er begriffen, dass er ihnen nie gleichgültig gewesen war. Auch wenn sie lange Zeit Angst ihm gegenüber empfunden hatten, so hatten sie doch nie aufgehört ihren kleinen Bruder zu lieben. Nun war es egal, was die Anderen über ihn dachten. Solange sie an seiner Seite stehen würden, würde er nicht mehr zweifeln. „Ich habe dich lieb, Gaara.“, flüsterte Temari kaum hörbar. Doch Gaara hörte es. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)