Destiny? von abgemeldet (Und plötzlich hieß es Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 3: Vertrauen -------------------- Mittlerweile reiste Ruan schon seit einigen Tagen mit Sesshoumaru und seiner Gruppe und begann langsam, sich einzuleben. Am Anfang hatte sie noch Probleme damit gehabt, dass Sesshoumaru ab und zu einfach Stundenlang verschwand und sie dann auf ihn warten mussten. Auch hatte sie, seitdem sie sich seiner Gruppe angeschlossen hatte, nicht mehr mit dem Youkai gesprochen. Aber an die Schweigsamkeit von Sesshoumaru hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Sie unterhielt sich stattdessen stundenlang mit Rin. Die kleine wusste einfach immer etwas zu erzählen. So erfuhr Ruan unter anderem auch über die traurige Vergangenheit des Kindes, die erneut Wut auf die Menschen in ihr aufflammen ließ. Wenn man sie verstieß, weil sie anders war als die anderen, konnte sie das im Prinzip ja noch nachvollziehen, auch wenn sie es nicht billigte. Aber, dass Menschen auch so grausam zu einem Kind sein konnten, dass hatte sie noch nicht gewusst. Seitdem sie das Schloss verlassen hatte, hatte sie Dinge erlebt und gehört, von denen sie bisher nicht das Geringste geahnt hatte. Langsam aber sicher begann sie sich ernsthaft zu fragen, ob es nicht doch seine guten Seiten gehabt hatte, dass sie verbannt worden war. Sie verspürte zwar immer noch starkes Heimweh, dass konnte sie nicht leugnen, aber je mehr sie über das Verhalten mancher Menschen erfuhr, desto weniger wollte sie erneut bei ihnen Leben. Gewiss, es gab Ausnahmen. Ihre Ziehmutter und Mia hatten dazu gehört, aber die meisten anderen Menschen hatten eine sehr schlechte Einstellung gegenüber allen seltsam wirkenden Personen gegenüber, selbst, wenn diese auch Menschen waren. Rin war das beste Beispiel dafür. Auch mit Jaken unterhielt sich Ruan ab und an, aber das war für sie meist nur so eine Art Notlösung. Sie hatte schnell erkannt, dass Jaken sich selbst unheimlich gern reden hörte. Wenn man ihn etwas fragte, erzählte er einem meist über das gefragte alles, was er wusste und schweifte dann auf ganz andere Themen ab, die einen nicht im geringsten interessierten. Deswegen ging Ruan einem Gespräch mit dem kleinen Youkai meist aus dem Weg. Als sie am viertem Tag, den Ruan mit Sesshoumaru’s Gruppe reisten, mal wieder Rast an einem kleinen Bach machten, beschloss sie, endlich einmal den Umgang mit dem Bogen zu üben. Seit dem Vorfall mit dem Oni hatte sie diesen nämlich nicht mehr wirklich in der Hand gehabt, und sie wollte es möglichst vermeiden, noch einmal so hilflos dazustehen. Bis heute hatte sie noch nicht herausgefunden, wie sie den Oni hatte töten können und getraut, Sesshoumaru zu fragen hatte sie sich auch nicht. Ruan wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass sie noch nicht mit ihren Kräften umzugehen wusste und genau das hätte sie mit ihrer Frage bewirkt. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass so etwas bei anderen Youkai höchstens auf Verachtung stoßen würde, wenn nicht auf schlimmeres. Nach allem, was Jaken erzählt hatte, legten diese nämlich sehr viel Wert darauf, alle ihre Kräfte voll ausnutzen zu können, damit sie sich jederzeit gegen alle Angreifer zur Wehr setzen konnten, oder ihre eigenen Interessen notfalls mit Gewalt durchsetzen konnten. Soweit sie es verstanden hatte konnte es bei niederen Youkai oder bei Hanyou zwar schon mal vorkommen, dass jemand nicht mit seinen Kräften umzugehen wusste, aber bei allen höheren Youkai war dies undenkbar. Sie würden sofort von ihren Feinden vernichtet werden. Also nahm sie ihren Bogen und Köcher, sagte Rin, dass sie noch etwas spazieren gehen wolle, und ging los. Sesshoumaru war im Moment nicht da und so konnte sie ihn auch nicht um Erlaubnis fragen. Innerlich war sie erleichtert darüber. So konnte er ihr wenigstens nicht verbieten, sich vom Lager zu entfernen. Nach ungefähr fünf Minuten kam sie dann auch an einer kleinen Lichtung an, die, so schien es ihr zumindest, perfekt zum Trainieren geeignet war. Die Bäume bildeten eine Art natürliche Gasse, an deren Ende ein einzelner Baum aufragte und genau diesen wählte Ruan als “Zielscheibe” aus. In ca. 10 Metern Entfernung zu diesem stellte sie sich hin, legte den ersten Pfeil an die Sehne, zielte und schoss. Der Pfeil traf aber nicht wie beabsichtigt sein Ziel, sondern bohrte sich stattdessen ungefähr zwei Meter davor in den Boden. Mit einem leicht resigniertem Seufzer zog Ruan den nächsten Pfeil aus ihrem Köcher, legte auch diesen an die Sehen und schoss. Auch dieser Pfeil bohrte sich, genauso wie der erste, in einiger Entfernung zum Ziel in den Boden. Entschlossen zog Ruan einen weiteren Pfeil aus dem Köcher. Sie wollte hier nicht eher weg, als dass sie wenigstens eine minimale Sicherheit im Umgang mit dem Bogen gewonnen hatte. So ging es stundenlang weiter und noch immer war es eher reiner Zufall, wenn Ruan ihr Ziel mal ausersehen traf, als können. Mittlerweile war die Youkai schon fast am Verzweifeln. So schwer konnte Bogenschießen doch nicht sein?! Immerhin konnte es fast jeder Mann im Schloss! Selbst die Jungen lernten es schon im frühen Alter! Irgendwo musste sie einen grundlegenden Fehler machen, nur, was war es? Leicht kritisch betrachtete sie den Bogen. Nein, an diesem konnte es nicht liegen. Selbst ungeübte Augen konnten die Sorgfalt erkennen, mit der er gefertigt war. Mit einem leichten Seufzer zog Ruan einen weiteren Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an die Sehne. Langsam spannte sie den Bogen und zielte. Sie würde das Bogenschießen noch lernen, sie musste halt nur genug üben! Die goldenen Iriden, die sie schon geraume Zeit über beobachteten, hatte sie noch nicht bemerkt. Je mehr er von dieser Youkai sah, desto mehr verwunderte sie Sesshoumaru. Anscheinend war es noch nicht genug, dass sie mit ihren Kräften nicht zurecht kam, nein, jetzt beherrschte sie nicht einmal die einigste Waffe, die sie besaß. Kam das vielleicht daher, dass sie bis vor kurzem in einem Menschenschloss gelebt hatte? Hatte sie etwa ihr gesamtes bisheriges Leben dort verbracht? Und wenn ja, warum hatte sie dieses gerade jetzt verlassen? Hatten die Menschen sie dort plötzlich nicht mehr haben wollen, oder war sie freiwillig gegangen? Sesshoumaru konnte es drehen und wenden wie er es wollte, aber die Vergangenheit dieser Youkai war und blieb ihm ein einziges Rätsel. Aus einem ihm unbekannten Grund war er wütend darüber. Warum interessierte ihn diese Youkai überhaupt so sehr? Warum dachte er gerade über ihre Vergangenheit nach und nicht über die eines anderen Youkai? Aber im Prinzip konnte er sich die Antwort auf diese Frage schon selbst geben. Weil sie so vollkommen anders war, als jeder Youkai, der ihm bisher begegnet war. Jeder andere Youkai von ihrer Stärke wäre voll von falschem Selbstbewusstsein durch die Gegend spaziert und hätte alles und jeden herausgefordert, nur um seine Macht zu vergrößern. Doch sie war vollkommen anders. Selbst vor niederen Youkai fürchtete sie sich und sie schien sich ihrer Selbst auch gar nicht wirklich bewusst zu sein. Aber was half es, jetzt darüber nachzudenken? Mit einem großen Sprung war er neben Ruan auf der Lichtung. Er war es leid, noch länger ihren ungeschickten Bogenschieß-Übungen zuzuschauen. Ganz egal, wie ihre Vergangenheit auch ausgesehen haben mochte, jetzt war sie eine seiner Begleiter und als solche sollte sie sich wenigstens einigermaßen zu verteidigen wissen! Erschrocken fuhr Ruan zusammen, als Sesshoumaru mit einem Mal direkt neben ihr stand. “Wo… wo kommt ihr denn her…?”, stotterte sie verwirrt, erntete daraufhin aber nur einen eiskalten Blick von Sesshoumaru. “Du hältst den Bogen falsch.” “Was…?”, setzte Ruan an, blickte auf ihren Bogen und verstummte sofort wieder. Sie hielt den Bogen falsch? Woher wollte Sesshoumaru denn wissen, ob sie den Bogen falsch gehalten hatte? Hatte er sie vielleicht beobachtet? Aus dem Augenwinkel warf sie dem Inu-Youkai einen verstohlenen Blick zu. Irrte sie sich, oder hatte sie da eben an amüsiertes Aufblitzen in seinen Augen gesehen…? Nein, sie musste sich geirrt haben, entschied Ruan. Wenn sie in den letzten Tagen etwas über Sesshoumaru gelernt hatte, dann, dass dieser prinzipiell nie irgendeine Andeutung von Gefühlen zeigte. “Wie soll ich den Bogen denn sonst halten?”, fragte Ruan ohne ihn auf ihren Verdacht anzusprechen. Eigentlich war es ja egal, woher Sesshoumaru von ihrer Ungeschicktheit wusste, Hauptsache war schließlich, dass er es wusste. Und in diesem Falle konnte sie ihn dann ja auch ruhig fragen, was sie verbessern musste. “Fass den Bogen mehr mittig an. Du musst den Pfeil auf deine Hand legen können.”, wies Sesshoumaru sie kalt an. Ohne noch weiter zu zögern befolgte sie seine Anweisung, zielte und schoss. Zu Ruans Verwunderung bohrte sich der Pfeil auch in den äußeren Rand des Baumes. Sie hatte ihr Ziel endlich bewusst getroffen! Es war zwar nicht in die Mitte, aber immerhin! “Sammle die Pfeile wieder ein und dann komm.”, riss Sesshoumaru sie aus ihren Gedanken. Seine Stimme war Gefühllos wie immer und Ruan konnte nicht erkennen, ob er nun mit ihrem Schuss zufrieden war, oder nicht. Sie wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund enttäuschte sie das ein wenig. Dennoch beeilte sie sich damit, ihre Pfeile wieder einzusammeln. Sie wollte die anderen nicht noch länger auf sie warten lassen. Es dauerte dann aber doch etwas, bis sie auch den letzten Pfeil aus dem Gebüsch gesucht hatte. Sesshoumaru hatte ihr die ganze Zeit gefühllos zugesehen. Ruan konnte seine Blicke in ihrem Rücken spüren die sie nervös werden ließen. Leicht fahrig verstaute sie auch den letzten Pfeil im Köcher und wandte sich mit leichtem Lächeln um. Als Sesshoumaru das sah, drehte er sich kommentarlos ab und machte sich auf den Rückweg zum Lager. Ruan beeilte sich, zu ihm aufzuschließen. Kurze Zeit später waren sie auch schon im Lager, aber anscheinend war Sesshoumaru, bevor er zu ihr gekommen war, noch nicht dort gewesen. Das erkannte Ruan daran, dass Jaken, sobald er seinen Meister erblickte, sofort zu der üblichen, schleimigen Begrüßungsrede ansetzte. Als er sie jedoch hinter Sesshoumaru aus dem Wald treten sah, verstummte er sofort wieder und starrte sie stattdessen nur saus weit hervorgequollenen Augen an. “Mund zu, es zieht.”, bemerkte die Youkai daraufhin nur kühl, denn tatsächlich war stand Jaken’s Mund vor Verwunderung sperrangelweit offen. Ruan konnte förmlich sehen, wie es im Kopf des kleinen Youkai zu Arbeiten begann. Sie versuchte aber, sich nicht allzu sehr an dem Entsetzten Blick Jaken’s stören zu lassen und ging an ihm vorbei, ohne ihn auch nur eines einzigen weiteren Blickes zu würdigen. Als sie gerade an Jaken vorbei war und auf Rin zugehen wollte, da schien es “Klick” im Kopf des kleinen Youkais zu machen und sein entsetzter Gesichtsausdruck vertiefte sich noch, soweit das denn möglich war. Doch Ruan ahnte, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm bei Jaken darstellen sollte. “Aaaaaaah~! Was hast du mit meinem Meister gemacht, du Weib?!”, schrie der kleine auch sofort aufgebracht los. Nicht im geringsten Beeindruckt blickte Ruan ihn an. Mit so etwas ähnlichem hatte sie insgeheim schon gerechnet, seit sie Jaken’s entsetztes Gesicht gesehen hatte. Im Geiste ging sie noch mal kurz alle möglichen Antworten durch, die Jaken noch mehr provozieren konnten, aber immer noch der Wahrheit entsprachen. In den letzten Tagen hatte sie immer mehr Gefallen daran gefunden, Jaken zu reizen, vor allem, da es so einfach war. Es reichte schon die kleinste Bemerkung, die Jaken nicht gefiel, und schon war er auf 180. “Was meinst du denn, was wir gemacht haben…?”, fragte sie daher mit zuckersüßem lächeln. Diese Antwort reichte aus, um bei Jaken auch noch das letzte bisschen Selbstbeherrschung auszulöschen, wobei Ruan bezweifelte, dass er die jemals gehabt hatte. Aufgeregt rannte Jaken zu Sesshoumaru und rief: “Sesshoumaru-sama!!! Habt ihr wirklich mit…?” Klatsch. Ein Schlag Sesshoumaru’s beförderte Jaken zielsicher gegen den nächsten Baum, noch bevor dieser seinen Satz hatte zu Ende sprechen können. “Wir brechen auf.”, wies der Inu-Youkai an, ohne im geringsten auf Jaken’s unvollendete Frage einzugehen. Ohne sich noch einmal umzuwenden ging er los. Daraufhin beeilte sich Rin damit, Ah-Uhn seine Maulkörbe anzulegen und lief hinter dem Youkai her. Auch Ruan folgte ihm ohne zu zögern. Einzig und allein Jaken brauchte mehr Zeit, da er sich zuerst wieder fangen musste. Danach lief aber auch er hastig hinter der Gruppe her um nicht zurück zu bleiben. So gingen sie weiter. Als die Sonne schon fast den Horizont berührte, wurde Ruan plötzlich unruhig. Sie hatte das dringende Gefühl, verfolgt zu werden. Dieses Gefühl allein hätte sie ja noch als Täuschung abschreiben können, aber was dies unmöglich machte, war, dass sie genau zu wissen glaubte, wer oder was sie verfolgte. Selbst die Anzahl der Wesen war ihr urplötzlich bekannt. Drei Wurmyoukai lauerten im Gebüsch hinter ihnen und warteten auf einen günstigen Moment, um angreifen zu können. Dieses Wissen war auf einmal da und Ruan hätte später nicht mehr erklären können, woher es gekommen war. Hastig blickte sie sich um. Keiner ihrer Begleiter schien etwas von den Verfolgern bemerkt zu haben, aber ihr war klar, dass das, zumindest bei Sesshoumaru, nichts heißen wollte. Dennoch schloss sie mit einigen schnellen Schritten zu dem Youkai auf. “Habt ihr es auch bemerkt…?”, fragte sie leise und da Sesshoumaru in keinster Weise reagierte, fuhr sie fort: “Was sollen wir jetzt machen?” Wieder keine Reaktion. Leichte Wut kam in Ruan auf. Sie wurden von drei gefährlichen Youkai verfolgt und Sesshoumaru hielt es nicht einmal mehr für nötig, ihr zu sagen, was sie tun sollte?! Oder nahm er einfach an, dass sie schon öfters gegen andere Youkai gekämpft hatte? Er müsste doch spätestens seit ihren ungeschickten Bogenschieß-Übungen wissen, dass sie in keinster Weise kämpfen konnte! Seltsam, bis vor kurzem hatte sie es noch unter allen Umständen vermeiden wollen, dass jemand von ihrer Ungeschicklichkeit erfuhr und jetzt störte sie es plötzlich, dass Sesshoumaru keine Rücksicht darauf zu nehmen schien. Sie währe noch weiter in ihren Gedanken versunken, doch ein Angstschrei Rin’s holte sie ruckartig zurück in die Realität. Ohne, dass sie es bemerkt hätte, war einer der Wurmyoukai aus seinem Versteck gekommen und hatte sich sofort auf die scheinbar einfachste Beute gestürzt, die nun einmal das kleine Menschenmädchen darstellte. Mit einem unterdrücktem Fluch wollte Ruan dem Mädchen zu Hilfe eilen, obwohl sie wusste, dass sie selbst als Youkai kaum schnell genug dafür war. Der Wurmyoukai hatte Rin fast erreicht und dann ging alles ganz schnell. Ruan spürte nur einen scharfen Luftzug an der Seite, der ihr Verriet, dass Sesshoumaru losgesprungen war. Plötzlich zuckte so etwas wie eine grüne Peitsche durch die Luft und dann war der fremde Youkai Geschichte. Lautes Rascheln ertönte, als die anderen beiden Wurmyoukai daraufhin aus dem Gebüsch brachen, doch auch sie kamen nicht weit. Erneut zuckte die grünliche Peitsche durch die Luft und auch diese Youkai lösten sich scheinbar spurlos auf. Verwundert blickte Ruan zu Sesshoumaru, der scheinbar unbeeindruckt neben Rin stand. Sie hatte zwar schon vermutet, dass Sesshoumaru selbst für einen Youkai recht mächtig war, aber das er gegenüber anderen Youkai so mächtig war, hatte sie nicht vermutet. Er hatte diese drei Youkai ohne auch nur mit der Wimper zu zucken getötet und es hatte ihn nicht einmal angestrengt! Kurz musterte Ruan ihn. Nicht nur, dass er sie innerhalb einiger Sekunden getötet hatte, nein, er hatte nicht einmal den kleinsten Blutstropfen abbekommen! Das konnte, selbst unter Youkai, nicht normal sein. Außerdem, mit was genau hatte er diese Youkai eigentlich getötet? Was war dieser grünliche Schimmer gewesen…? “Vielen Dank, Sesshoumaru-sama.”, strahlte Rin den Youkai an. “Wir gehen weiter.”, wies dieser nur an, ohne im geringsten auf das kleine Mädchen einzugehen. Verwundert folgte Ruan dem Youkai, ließ sich allerdings etwas zurückfallen. Sie musste nachdenken, denn das Verhalten des Inu-Youkai’s verwunderte sie immer mehr. Zuerst ignorierte er ihre Frage hinsichtlich der Youkai, dann tötete er sie aber doch und schließlich tat er dann so, als sei nichts geschehen. Einerseits schien er sich um seine Begleiter zu sorgen, aber andererseits ignorierte er sie auch mehr als genug. Sie wurde aus ihm einfach nicht schlau. Warum war dieser Youkai auch nur so unnahbar? Aus irgendeinem Grund hätte sie gerne mehr über ihn erfahren. Da kam ihr plötzlich ein anderer Gedanke. Wenn Sesshoumaru so mächtig war, dann konnte er ihr doch auch gewiss erklären, wie sie mit ihren Kräften besser zurechtkommen könnte, oder? “Wir rasten hier.”, wies eben dieser Youkai gerade an. Erstaunt blickte Ruan auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Sonne bereits halb hinter dem Horizont verschwunden war und den Himmel in rötliches Licht tauchte. Innerlich tadelte sie sich selbst für ihre Unachtsamkeit. So etwas konnte tödlich sein, wenn man alleine war, dass hatte man ihr stets gesagt. Sie war im Moment zwar nicht alleine, aber trotzdem sollte sie mehr auf ihre Umgebung achten. “Rin, Jaken, da hinten ist ein Fluss. Geht Fische fangen.”, schickte Sesshoumaru die beiden weg. “Was?! Ich soll mit Rin Fische fangen gehen?! Aber, Sesshoumaru-sama…”, protestierte Jaken sofort. Ruan konnte förmlich spüren, wie Temperatur daraufhin sofort um einige Grade sank. Sie konnte den Blick, den Sesshoumaru Jaken zuwarf, zwar nicht sehen, aber, um ehrlich zu sein, wollte sie dies auch gar nicht, denn Jaken zuckte unter dem Blick seines Meisters regelrecht zusammen und machte sich sofort mit Rin in die angewiesene Richtung auf. Der kleine Gnom kannte seinen Meister wirklich gut, dass musste Ruan ihm lassen. Doch, warum hatte Sesshoumaru die beiden eigentlich weggeschickt…? Sie einen leicht nervösen Blick zu dem Youkai, der sich inzwischen an einem Baum niedergelassen und die Augen geschlossen hatte. ,Ich könnte ihn ja jetzt eigentlich gleich fragen, ob er mir helfen kann…’, überlegte Ruan und machte einen Schritt auf den Youkai zu, hielt aber sogleich wieder inne. Wer sagte eigentlich, dass sie diesem Youkai vertrauen konnte? Er hatte sie zwar mitgenommen und sie ansonsten auch ganz anständig behandelt, aber nichts desto trotz kannte sie ihn kaum. Nachdenklich blickte sie zu dem Youkai. Sollte sie ihn jetzt fragen oder nicht? Sie konnte sich zu keiner vernünftigen Entscheidung durchringen. Diese wurde ihr allerdings auch sogleich abgenommen als Sesshoumaru plötzlich die Augen öffnete und ihren nachdenklichen Blick erwiderte. “Was ist?”, fragte er kühl. Verlegen wandte Ruan den Blick ab. Was musste sie Sesshoumaru auch nur die ganze Zeit so anstarren? Sie hätte sich doch denken können, dass Sesshoumaru ihren Blick bemerken würde. Aber, was fiel wichtiger war: was sollte sie jetzt machen? Sollte sie ihn jetzt fragen, oder nicht? Erneut warf sie Sesshoumaru einen unsicheren Blick zu und erstarrte mitten in der Bewegung, als sich ihre Blicke trafen. Wie gebannt betrachtete Ruan einen Augenblick diese goldenen Augen, die immer so kalt wirkten und das war der Augenblick, in dem Ruan beschloss, Sesshoumaru zu vertrauen. Sie wusste später nicht mehr, warum genau sie so entschieden hatte, sie konnte es auch nicht erklären. Diese Entscheidung war rein instinktiv gewesen und hatte nichts mit irgendwelchen großartigen Überlegungen zu tun. Ruan hatte einfach gespürt, dass sie Sesshoumaru vertrauen konnte, oder es zu einem gewissen Grad sogar können wollte. Bis vor einigen Tagen hatte sie immer mit jemandem über all ihre Probleme und Sorgen reden können. Vielleicht war es ganz natürlich, dass sie auch jetzt jemanden suchte, mit dem sie sich über alles unterhalten konnte? Sesshoumaru kam dabei sowieso als einziger in Frage. Rin war zwar lieb und nett, aber für fiele Dinge war sie dann doch noch zu klein und Jaken… sie müsste echt verzweifelt sein, wenn sie jemals mit dem Gnom über eins ihrer Probleme reden wollte. Innerlich aufseufzend dachte sie daran, wie es währe, jetzt im Schloss sein zu können. Dort hätte sie einfach nur zu Mia oder ihrer Ziehmutter gehen können und schon hätte sie jemanden gefunden, mit dem sie sich über alles unterhalten könnte. Es schien ihr eine Ewigkeit her zu sein, dass sie das letzte mal mit Mia gesprochen hatte, dabei war es doch erst einige Tage her. Dennoch war seitdem so fiel geschehen, so viel hatte sich für sie verändert, dass sich Ruan danach sehnte mit ihrer Freundin darüber sprechen zu können. Mit einem erneuten, lautlosen Seufzer wandte sich Ruan wieder dem hier und jetzt zu. Sie hatte nun einmal beschlossen, dem Youkai zu vertrauen, und das wollte sie jetzt auch tun. Also zögerte sie nicht länger sondern ließ sich in leichtem Abstand neben dem Youkai nieder. “Also… ich weiß, dass es euch unhöflich erscheinen mag, aber ich wollte euch dennoch um einen Gefallen bitten…”, setzte Ruan mit leicht gesengtem Blick an, stockte dann aber. Wie konnte sie das bloß am besten sagen? Es war ja schließlich ein recht ungewöhnliche Bitte, die leicht misstrauen erregen konnte. Jetzt, wo sie sich dazu durchgerungen hatte, Sesshoumaru zu vertrauen, wollte sie irgendwie auch, dass er ihr vertraute. “Und das währe?”, hakte Sesshoumaru nach kurzer Zeit in seiner üblichen Tonlage nach. “Ich… ich wollte euch bitten… . Könnt ihr mir beibringen, wie ich mit meinen Kräften umgehen kann?”, sprudelte es nach kurzem stocken aus Ruan heraus. “Warum kannst du nicht mit deinen Kräften umgehen?”, fragte Sesshoumaru nach und hätte sich im nächsten Augenblick dafür am liebsten selbst die Zunge abgebissen. Was war in letzter Zeit nur mit ihm los? Normalerweise hätte er sich nie dazu hinreißen lassen, eine solche Frage zu stellen. Warum verhielt er sich in Gegenwart dieser Youkai nur so anders als er es normalerweise tat? Auch Ruan war über die Frage des Youkais leicht überrascht, zeigte dies aber in keinster Weise. Irgendwann musste sie ihm sowieso von ihrer Vergangenheit erzählen, warum sollte sie dann noch weiter warten? “Na ja, ich habe euch doch bereits erzählt, dass ich bisher in einem Menschenschloss gelebt habe.”, fing Ruan an und blickte auf. Sesshoumaru besah sie weiterhin nur mit undurchdringlichem Blick und zeigte auch sonst in keinster Weise, ob ihn ihre Geschichte interessierte oder nicht. Dennoch erzählte Ruan weiter. “Seitdem ich denken kann, habe ich dort gelebt und, die Wahrheit ist… bis vor kurzem hatte ich noch nicht die geringste Ahnung davon, dass ich eine Youkai bin.”, erzählte Ruan stockend. Erneut sah sie auf und auch diesmal zeigte Sesshoumaru nicht die geringste Regung. Dadurch leicht verunsichert erzählte Ruan weiter. “Ich habe mein ganzes bisheriges Leben als normaler Mensch unter anderen Menschen verbracht. Erst vor kurzem habe ich erfahren, was ich wirklich bin. Ein zeitlich begrenzter Bann hat früher verhindert, dass mein wahres Wesen als Youkai zum Vorschein kam. Dieser ist dann vor nicht allzu langer Zeit gebrochen und erst da hat meine Ziehmutter mir die… die Wahrheit erzählt… . Als… Kleinkind bin ich einst in einer abgebrannten Schlossruine von Mönchen gefunden und mitgenommen worden. Diese haben mich dann auch mit dem Bann belegt und zu meiner Ziehmutter in das Menschenschloss gebracht. Na ja, als der Bann dann gebrochen ist, musste ich das Menschenschloss innerhalb einer bestimmten Zeit verlassen, was ich dann auch getan habe… .”, bei den letzten Worten hatte in ihrer Stimme unterbewusst einen leicht bitterer Unterton mitgeschwungen, an dem Sesshoumaru erkannte, dass dieses “verlassen des Schlosses” wohl nicht ganz freiwillig abgelaufen war. Wut kam in ihm auf. Wie konnten diese Menschen es wagen, eine Youkai einfach so aus ihrem Schloss zu werfen? Vor allem wobei sie anscheinend bei diesen Menschen aufgewachsen war? Bisher hatte Sesshoumaru angenommen, dass Menschen jemanden akzeptierten, wenn sie ihn schon länger kannten. Egal was oder wer er war. Offensichtlich hatte er sich da geirrt. “Du wirst lernen, deine Kräfte zu beherrschen.”, meinte Sesshoumaru kalt. “Ich danke Euch.”, murmelte Ruan erleichtert und stand auf. In diesem Moment kamen Rin und Jaken zurück. Fröhlich lachend lief Rin zu den beiden Youkai und hielt stolz einige Fische in die Höhe. “Sesshoumaru-sama, Ruan- chan, guckt mal, die hab ich ganz alleine gefangen.”, berichtete die Kleine fröhlich. “Das sind aber fiele.”, meinte Ruan freundlich und warf Jaken einen prüfenden Blick zu. Er trug keinen einzigen Fisch. “Wie viele Fische hat Jaken denn gefangen?”, fragte Ruan an das Mädchen gewandt. “Keinen. Jaken-sama wollte nicht ins Wasser gehen.” Langsam wandte Ruan ihren Blick Jaken zu und wollte diesen gerade wütend anfahren, da wurde sie von Sesshoumaru unterbrochen. “Jaken, mach Feuer.”, sagte er in einem Tonfall, der selbst die Meere hätte gefrieren lassen können. “Ja… jawohl.”, stammelte der kleine Youkai und machte sich sofort an die Arbeit. Wenig später brieten die von Rin gefangenen Fische schon über einem kleinen Lagerfeuer. Ruan hatte diese zuvor, zusammen mit dem kleinen Mädchen, ausgenommen und auf dünne Stöcke gesteckt. Dabei hatte Rin ihr begeistert erzählt, wie und wo man die besten Fische fangen konnte. Dieses Thema hatte Ruan zwar nicht sonderlich interessiert, aber dennoch hatte sie aufmerksam zugehört und ab und zu sogar ein paar Fragen gestellt. Sie wusste, dass sich Rin dann immer freute und sie mochte das kleine Mädchen sehr. Rin kam ihr wie die kleine Schwester vor, die sie sich immer gewünscht hatte. Da kam ihr plötzlich ein anderer Gedanke. Was, wenn sie noch andere Verwandte hatte, von denen sie bis jetzt nichts wusste? Bisher war die Vorstellung, dass sie ein Einzelkind sei, ganz natürlich für sie gewesen, aber jetzt konnte sie sich dessen auch nicht mehr sicher sein. Traurig blickte sie in den Nachthimmel. Sie würde so gerne wissen, woher sie wirklich stammte, wer ihre Eltern waren, ob sie noch lebten oder warum sie zurückgelassen worden war. “Was ist denn los? Du siehst irgendwie so traurig aus.”, fragte Rin plötzlich und betrachtete sie besorgt. “Es ist nichts, Rin- chan. Mach dir keine Sorgen.”, antwortete Ruan mit leichtem lächeln. Das kleine Mädchen war einfach zu niedlich. ________________________________________________________________________________ Hier ist das Kap zuende^^ Das nächste Kap heißt "Räuber" und ich lad's wahrscheinlich nächsten Freitag hoch^^ Über Kommi's würd ich mich wie immer freuen^^ Bye, _Corchen_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)