Schattenfedern von -myst3ry- (Gedanken der Nacht) ================================================================================ Kapitel 3: Vom Dämon im Spiegel ------------------------------- oder warum der Spiegel ein so furchtbarer Gegenstand ist Ich schaue in den Spiegel. Ich hasse ihn. Denn ich hasse SIE. Die Person darin. Den Dämon der mich auslacht, mich verhöhnt. Der Dämon ist eine verzerrte Fratze, ein Abbild der Hölle selbst. Er kennt meine Schwächen, er kennt meine Zweifel. Er ist meine Droge, ich muss wissen, ob er noch da ist. Ich brauche meinen Dämon, denn er versteht mich. Er kennt mich. Er verspricht mir so viel, er schmeichelt mir. Er macht mich fertig, er zeigt mir die Wahrheit. Die Engel weinen nicht mehr um mich. Ich bin verloren. Verloren an einen Teufel, der mir so unglaublich ähnlich sieht. Der Morgen bricht an. Ich hasse den Morgen, denn er bedeutet Arbeit, Stress und darauf habe ich nun mal keine Lust. Morgens aufstehen ist immer verbunden mit dem Gedanken an Schule, lernen und nicht gemachte Hausaufgaben. Gähnend will ich mich umdrehen, aber die Uhr ist gegen mich, wie jeden Tag. Ich stehe murrend auf und fische meine Hose vom Boden. Ich sammel meine Bücher ein und mache mich danach auf ins Bad. Mir schaudert es bei dem Gedanken. Ich gehe durch die Tür in den kalten gefliesten Raum. Ich vermeide einen Blick in den Spiegel und putz mir die Zähne, wasche meine Haare und dann passiert es doch: Spiegel. Entsetzt trete ich näher heran. DAS bin ICH?!? Nun stehe ich fast Nase an Nase mit meinem Spiegelbild. Ausdruckslose, resignierte Augen sehen mich an. Das tut weh. Ich habe ja gehört, dass böse Blicke weh tun können, aber das ist die Spitze des Eisbergs. Ich fahre mit dem Finger die Konturen meines blassen Gesichtes nach. Bin ich wirklich so blass? Du meine Güte, ich bin eindeutig zu wenig draußen. Und zu wenig Sport mache ich auch. Ich würde direkt heute nach den Hausaufga… Warum belüge ich mich eigentlich? Ich lasse meine Hand sinken und sehe mir wieder in die Augen. In diese verflucht ausdruckslosen Augen. „Das tust du ja doch nicht“ sage ich meinem Gegenüber. „Du bist ein Wrack“. Eine Feststellung, nichts weiter. „Du machst keine Hausaufgaben. Den Sport vergisst du spätestens in ein paar Minuten und eigentlich ist es dir doch egal, nicht wahr? Du leidest gerne! Du bist so widerlich, ich verachte dich!“ Und wieder nur leere Augen. Ich rede mit meinem Spiegelbild, ich bin endgültig verrückt geworden. Ich ziehe höhnisch einen Mundwinkel hoch. Eine skeptische Augenbraue folgt. Na dann, ich verlasse das Bad und mein trauriges Abbild. Ich nehme meine Schulsachen und renne aus dem Haus. Meine Haare sind nicht ganz trocken, aber das stört mich nicht. Es hat mich nie gestört. Ich komme in den Bus und stelle mich abseits der anderen Schüler in eine Ecke. Meine Stufenkameraden sitzen weiter hinten, aber ich gehe nicht hin. Ich will diese Augen niemandem zeigen. So furchtbar… Ich vertreibe mir die Busfahrt mit Musik und steige an der Schule aus. Ich betrete die Schule und gehe zu meinen Freunden. Ein guten Morgen und schon merke ich, dass ich lüge. Ertappt schaue ich in die Fensterscheibe und sehe mein Spiegelbild grinsen. Schon wieder. Eine Stimme neben mir fragt „Wie geht’s?“ und lächelnd antworte ich „Ganz gut, abgesehen davon, dass ich Schule hab.“ In meinem Kopf höre ich eine bösartige Stimme lachen. ~Fin~ Für alle, bei denen der Dämon nur zum Kaffee trinken verschwindet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)