Blues Brother von abgemeldet (Kaiba x Joey) ================================================================================ Kapitel 1: Der neue Job ----------------------- Halli hallo! Hier ist mal ne Yu-Gi-Oh-ff von mir Wie schon gesagt: Alles nicht meins...Schade eigentlich... „blabla“, jemand redet //blabla//, jemand denkt (blabla), meine blöden Kommentare 1. Der neue Job Ich war spät dran – mal wieder... Ich rannte die Straßen Dominos entlang, sah auf die Uhr und stellte zum zweiten Mal an diesem Tag fest, dass ich zu spät war – das erste Mal war heute morgen gewesen, als ich zur Schule wollte... obwohl >wollte< wohl das falsche Wort dafür war, immerhin wurden wir armen Schüler nicht gefragt, ob wir überhaupt Lust hatten... Nur hatte ich dieses Mal das Problem, dass ich vielleicht die einzige Chance auf vernünftige Art und Weise Geld zu verdienen, verspielt hatte. Warum war auch mein Wecker kaputt (du hast ihn heute morgen geschrottet, als du weiterschlafen wolltest und ihn aus lauter Frust gegen die Wand gefeuert hast... Da hast du bleibenden Schaden hinterlassen...Mit anderen Worten: Er ist kaputt...)?! Noch eine Straße, noch eine verfluchte Straße! //Hoffentlich lassen sie mich noch vorsingen! Sonst war's das mit dem Job!// Ich kam schlitternd vor einem Laden zum Stehen, dann holte ich einmal kurz Luft und trat ein. Die Einrichtung ließ sofort auf eine Bar schließen, von mir aus auch einen Nachtclub – war das nicht sowieso das selbe? Rechts von mir war die Theke, die im Moment nicht besetzt war – warum auch? Es war immerhin noch Nachmittag und um diese Uhrzeit hatte noch keiner Zeit, sich in einer Bar zu amüsieren. Dann gab es noch viele Tische mitsamt Stühlen in dem Raum, obwohl Saal wohl eher passte. In der Mitte war eine freie Fläche zum Tanzen – ich nahm an, dass sie zum Tanzen war. Wozu war sie sonst da? Vor der freien Fläche, auf der momentan ein paar Stühle standen, war ein etwas erhöhter Teil, den man wohl als Bühne bezeichnen konnte. Auf den Stühlen saßen junge Leute – vermutlich auch Bewerber. Einer unter ihnen stach hervor, da er älter als die anderen zu sein schien. Er hatte schwarze Haare und einen dunkleren Teint als die anderen. Wenn ich eine Frau gewesen wäre, hätte ich vermutlich gesagt, dass er gut aussähe - und das trotz seines fortgeschrittenen Alters: er war vermutlich so Ende zwanzig - , aber da ich nicht weiblich war - Gott sei Dank! - sagte ich so etwas auch nicht. Einer der jungen Leute stand auf der Bühne und nickte hin und wieder. Dann drehte sich der ältere Mann auf einmal um und sah mich an. „Was willst du hier?“, fragte er mich, nicht direkt in einem kalten Tonfall, sondern eher in einem distanzierten. Außerdem bemerkte ich einen Akzent in seiner Aussprache, konnte ihn jedoch nicht exakt zuordnen. „Ich bin wegen der Stelle hier“, erwiderte ich und ließ mir meine Unsicherheit nicht anmerken. Ich glaube, es gelang mir recht gut. „Du bist zu spät“, meinte er und wollte sich schon wieder abwenden, als ich ihn aufhielt, indem ich sagte: „Bitte, kann ich nicht wenigstens einmal vorsingen?“ Das Stück, das er sich schon abgewandt hatte, drehte er sich wieder zu mir um, damit er mich ansehen konnte, während er sprach: „Du bist zu spät. Ich lege sehr großen Wert auf Pünktlichkeit. Außerdem nehme ich Felix hier.“ Er nickte mit seinem Kopf in Richtung des jungen Mannes, der auf der Bühne stand. Mir fiel auf, dass der ältere das ‚r’ rollte. Wo hatte ich diesen Akzent nur schon einmal gehört? „Bitte, hören Sie sich mich bitte an! Was haben Sie schon zu verlieren? Nichts, oder? Außer vielleicht so drei bis vier Minuten, die ich für mein Lied brauche. Und wenn Sie mich nicht nehmen, dann hatten Sie wenigstens noch ein wenig kostenlose Unterhaltung.“ Er fixierte mich mit seinen braunen Augen, musterte mich ausgiebig, dann ruckte er mit dem Kopf in Richtung Bühne. Ich sah ihn ungläubig an, immerhin hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet, dass er mir nachgeben würde. Er schien sehr stur zu sein. Ich kletterte auf die Empore und sah auf die vielleicht zehn Bewerber, die trotz der Ablehnung des Clubbesitzers noch hier waren, den jungen Mann, der anscheinend Felix hieß und mich mit einem distanzierten Blick musterte, und den Ladenbesitzer selbst. Dieser sah mich noch ein letztes Mal an, bevor er fragte: „Wie alt bist du?“ Nein! Das konnte ein Problem werden. Ich wusste, dass Volljährige lieber als Minderjährige genommen wurden - dreimal darf wer auch immer raten, zu wem ich gehörte. „17.“ „Du weißt, dass ich nicht so gerne Minderjährige nehme?“ Wieder ein Nicken meinerseits. Überrascht musterte er mich. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich das so locker nehmen würde, immerhin wurden meine Chancen so noch geringer, dass er mich nehmen würde. „Schön, du musst gut sein, richtig gut, wenn du mich überzeugen willst. Was hast du denn?“ „Wenn Sie nichts dagegen hätten, würde ich >You’re my mate< von Right Said Fred singen.“ Er nickte. „Dann leg mal los. Mikro steht ja vor dir.“ „Muss ich mit Mikro singen?“, fragte ich. Ich sang ungern mit Mikro, wenn ich nicht unbedingt musste. Ich wusste nicht, woran das lag. Es war einfach so. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass sich meine Stimme mit Mikro anders anhörte, schlechter, und deswegen ließ ich das lieber. Der Clubbesitzer zog eine Augenbraue hoch und musterte mich erneut überrascht. „Nein, aber nur, wenn du laut genug bist. Kannst du den gesamten Saal mit deiner Stimme erfüllen?“ Ich musste den Raum gar nicht erst inspizieren, um zu wissen, dass ich das konnte. Stattdessen nickte ich. Nun folgte die zweite Augenbraue der ersten. Vermutlich glaubte er mir nicht. Warum sollte er auch? Würde ich einem wildfremden Dahergelaufenen glauben, dass er mein seit langem verschollener Bruder wäre – von dem ich nichts wusste, wohlgemerkt? Wahrscheinlich nicht. „Beweis es uns“, sagte der Clubbesitzer. Wieder ein Nicken meinerseits. Ich trat einige Schritte näher an den Rand der Bühne heran, bis ich nur noch einen Schritt von eben diesem entfernt stand. Dann suchte ich tief in mir den Takt, den Rhythmus, den ich für das Lied brauchte. Danach holte ich noch ein letztes Mal tief Luft, bevor ich anfing zu singen. Meine Stimme erfüllte den gesamten Raum - spielend, sollte man noch hinzufügen. Ich legte alles, was ich hatte, in dieses Lied, all meine Emotionen. Meine Freude, die ich tief in mir spürte, verknüpfte ich in das Lied und sang das Lied mit so viel Elan, das man glauben könnte, ich wäre hyperaktiv. Ich fühlte mich gut. Ganz ehrlich, ich fühlte mich gut, aber vielleicht lag das auch einfach an der fröhlichen Natur des Liedes, das ich hier sang. Wer wusste das schon? Als ich geendet hatte, sah ich den Clubbesitzer erwartungsvoll an. Dieser schien überrascht, verbarg das jedoch schnell wieder hinter seinen eisernen Gesichtszügen. Innerlich grinste ich. Ich hatte also Chancen. Gut... Der Besitzer schien zu überlegen. „Das war ja ganz schön und gut“- Hallo? Ging's dem noch ganz gut?! Ich meine, ich hatte alles gegeben - „aber das war ein recht einfaches Lied. Hast du nicht auch noch etwas, das ein wenig schwieriger zu singen ist?“ Aha, da kam es ihm also drauf an. Warum sagte er das nicht gleich? Ich überlegte. Da gab es noch so ein extrem schmalziges von den Backstreet Boys, aber ob ich das dem Rest antun konnte? Ich meine, wenn ich Pech hatte, würde der Clubbesitzer danach kotzen, weil das so schmierig war, dass ihm glatt die Galle hochkam. Oder aber er mochte das Lied einfach nicht - wer konnte es ihm schon verübeln? Deutlich nicht sehr überzeugt sagte ich: „>As long as you love me<, Backstreet Boys, aber ich glaube nicht, dass Sie wollen, dass ich das singe.“ „Warum nicht? Mach doch mal.“ Ich seufzte. Mir blieb auch nichts erspart... Man hatte zwar eben an meiner Stimme gemerkt, dass ich das nicht singen wollte, doch als ich es jetzt doch tat, konnte man mir nichts mehr von meiner Unlust anmerken. Wie auch schon davor legte ich alle meine Gefühle in das Lied. Ich sang mit Liebe in meiner Stimme - obwohl ich momentan nicht verliebt war – und machte das Lied so noch überzeugender, als es meine Stimme sowieso schon tat. Als ich den Clubbesitzer ansah, konnte ich keine Regung in seinem Gesicht erkennen. Warum musste er mich so quälen? Konnte er mir nicht einfach zeigen, ob er meine Stimme, meinen Gesang, mochte oder nicht? Ich glaube - oder besser, ich hoffte - ich war ganz gut, aber wissen tat ich das nicht. Ich überschätzte bzw. unterschätzte mich nämlich immer gerne. Als ich fertig war, sah ich einen kurzen Augenblick auf den Boden, bevor ich meinen Blick anhob und den Clubbesitzer anblickte. Er sah nicht sonderlich anders aus, bis mir ein Glitzern in seinen Augen auffiel. Auch wenn er keine Gefühlsregung zeigen wollte, so spiegelte sich doch etwas von seinem Inneren in seinen Augen wider – auch wenn ich es nicht deuten konnte, zu meinem Unglück. Empathie lag mir nicht besonders... Nachdem ich das Lied schließlich ausklingen ließ, sagte er eine lange Zeit nichts. Warum wusste ich nicht. Mochte er meine Performance nicht? Auch die anderen Bewerber sagten nichts. Hatten die jetzt alle die Sprache verloren? Was war nur mit denen los? Diese Anspannung würde mich noch umbringen! Na super, ich konnte schon den Zeitungsartikel vor mir sehen. >17-jähriger stirbt bei Vorstellungsgespräch aufgrund zu hoher seelische Belastung.< Innerlich schüttelte ich den Kopf. Wie kam ich nur immer auf solche seltsamen Gedanken? Konnte der Clubbesitzer nicht etwas sagen?! Ich verzweifelte hier noch! Innerlich starb ich schon tausend Tode! Nach einer schier endlos lang erscheinenden Zeit sagte er etwas: „Das war gar nicht so schlecht.“ Das war gar nicht so schlecht?! Ging's dem eigentlich noch ganz gut?! Das war schon fast weltklasse! Und der sagte, es wäre >ganz gutIt’s all coming back to me now< von Meat Loaf und Marion Raven?” Ich schüttelte den Kopf. „Haben Sie den Text?“ Nun war es an dem Barbesitzer eine Augenbraue hochzuziehen. „Du kennst das Lied nicht, hast es noch nie gehört, willst es aber trotzdem singen, obwohl es schwer ist?“ Ich nickte. „Sonst hätte ich ich es ja wohl kaum gesagt, oder?“ Der Clubbesitzer sah mich noch kurz an, berechnend, überlegend. Dann nickte er, sich anscheinend selbst zustimmend. „Jonny!“, rief er. Sofort kam ein junger Mann aus einer Tür, die sich rechts von der Bühne befand, wenn man von vorne auf sie blickte. Seine dunkelblauen, fast schwarzen, mittellangen Haare wirbelten um seinen Kopf, als er zum Stehen kam. „Ja?“, fragte er. „Bring diesem jungen Mann“-er deutete auf mich-„den Text von >It’s all coming back to me now<.“ Jonny nickte und verschwand wieder hinter der Tür. Er brauchte nicht lange, um den erwünschten Text zu finden, und kam deswegen auch schnell wieder. Er drückte mir den Text in die Hand - dabei stellte ich fest, dass er ungefähr so groß wie ich war und smaragdgrüne Augen hatte – und ging wieder zu seiner Tür, verweilte dort jedoch, drehte sich wieder um und blieb dort stehen. Anscheinend wollte er die kurz bevor stehende Show nicht verpassen. „Lassen sie mich den Text einmal kurz durchlesen“, meinte ich. Der Barbesitzer nickte zustimmend und ließ mich mit dem Lied alleine. Ich sah mir den Text an. „Ein Duett?“, fragte ich ungläubig, als ich die zweite Stimme in dem Lied bemerkte. Der Clubbesitzer nickte wieder. „Felix wird den weiblichen Part übernehmen.“ Ich nickte. Was konnte ich auch anderes tun? Richtig, nichts. Ich konnte ihm immerhin nicht widersprechen, erst recht nicht, wenn ich einen Job bei ihm haben wollte. Das würde nur ein schlechtes Licht auf mich werfen. Dann würde er sicherlich denken, ich wäre widerspenstig und stur (was du ja eigentlich auch bist). Als ich fertig war, sah ich vom Text auf und in Richtung des Barbesitzers. „Fertig?“, fragte er. Wieder nickte ich. „Gut, dann kriegst du jetzt einmal die Melodie davon zu hören. Damit du in etwa weißt, wie das Lied funktioniert.“ Ich nickte. Langsam wurde das zu einer Art Angewohnheit. Jonny schien sich angesprochen zu fühlen, denn er kam zu mir auf die Bühne und ging hinter mich. Als ich mich umdrehte, um ihm mit den Augen zu folgen, entdeckte ich erst jetzt einen Flügel, der auf der Bühne stand. Seltsam, als ich vor wenigen Minuten hier herauf gekommen war, war er mir gar nicht aufgefallen (wie kann einen Flügel nicht sehen? Immerhin ist der ziemlich groß!). Jonny setzte sich ohne Umschweife an das Instrument und begann zu spielen. Ich lauschte wie gebannt der Melodie. Sie war einfach wunderschön. Kombiniert mit dem Text ergab das bestimmt ein herrliches Lied. Es juckte mir in den Fingern, einfach darauf loszusingen, obwohl ich noch nicht einmal wusste, wann ich einzusetzen hatte. Also konzentrierte ich mich und versuchte herauszufinden, wann ich anfangen musste. Ich lauschte den Klängen des Flügels und folgte dem Text mit den Augen. Ich konnte mir in etwa überlegen, wann ich einzusetzen hatte, sicher war ich mir allerdings nicht. Wieder dachte ich, dass das Lied, wenn man Melodie und Text kombinierte, wunderschön sein musste. Ich gab es zu: Ich stand auf schnulzige Liebeslieder. Gut, ich mochte auch alle möglichen anderen Lieder von Heavy Metal über Rap über J-Rock und so weiter, aber bei den Liebesliedern kann man a) am besten mitsingen, b) liegen sie mir einfach und c) kann ich in ihnen meine Gefühle und Gedanken am besten ausdrücken. Ich mochte den Songtext sofort, denn mir war von Anfang an klar, dass das ein Liebeslied war, wenn auch ein trauriges. Und ich musste zugeben, dass ich mich auch ab und zu so fühlte wie in diesem Lied beschrieben. Einsam, verlassen, von der Welt allein gelassen. Dann wurde ich abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als Jonny fertig war und der Clubbesitzer mich fragte, ob ich soweit wäre, damit wir anfangen könnten. Ich nickte – mal wieder, was eine Überraschung – und wartete darauf, dass Felix zu mir auf die Bühne kam. Als er dann zu mir kam - mir fiel zum ersten Mal auf, dass er einen langen, geflochtenen, braunen Zopf hatte - , nahm er sich das Mikro und wartete darauf, dass Jonny anfing zu spielen. Doch bevor das geschah, fragte mich der Barbeitzer: „Weißt du, wann du singen musst, oder soll dir Jonny immer ein Zeichen geben, wenn dein Part kommt?“ Ich schüttelte den Kopf – wow, mal kein zustimmendes Nicken! –, worauf mich Felix nur ungläubig ansah und mich der Clubbesitzer interessiert musterte. Anscheinend hätten beide nicht gedacht, dass ich schon nach nur einem Mal hören wusste, wann ich zu singen hatte. Tja, ich war halt immer für eine Überraschung gut, ein Naturtalent eben. Ich grinste in mich hinein. Wenn die wüssten, was ich noch alles konnte, würden die mich sicher noch viel ungläubiger ansehen. Dann begann Jonny zu spielen und ich fing an der richtigen Stelle an zu singen, was mir dadurch gezeigt wurde, dass mich Felix noch ungläubiger ansah als davor und dem Barbesitzer so etwas wie Bewunderung in den Augen geschrieben stand. Von Anfang an sang ich mit vollen Emotionen - mit Liebe und Trauer - , sodass man denken konnte, dass ich das Lied selbst geschrieben hätte und ich es schon immer gesungen hätte. Joey: There were nights when the wind was so cold That my body froze in bed If I just listened to it Right outside the window Felix war so überrascht von mir, dass er beinahe verpasste, an seiner Stelle anzufangen zu singen. Felix: There were days when the sun was so cruel That all the tears turned to dust And I just knew my eyes were Drying up forever Ich schaffte es sogar, mit Felix gemeinsam in das Duett einzustimmen, ohne dass ich zu früh oder zu spät war. Beide: I finished crying in the instant that you left And I can’t remember where or when or how And I banished every memory you and I had ever made Dann hatte wieder ich meinen Einsatz. Joey: But when you touch me like this (Felix: touch me like this) And I hold you like that (Felix: hold me like that) It’s so hard to believe but Beide: It’s all coming back to me now Felix: It's all coming back, it's all coming back to me now Joey: There were moments of gold And there were Beide: flashes of light There were nights of endless pleasure It was more than any laws allow Baby, Baby Joey: If I kiss you like this (Felix: kiss you like this) Joey: And if you whisper like that (Felix: whisper like that) Joey: It was lost long ago But it’s Beide: all coming back to me Joey: If you want me like this (Felix: want me like this) Joey: And if you need me like that (Felix: need me like that) Joey: It was dead long ago But it’s Beide: all coming back to me It’s so hard to resist And it’s all coming back to me I can barely recall But it’s all coming back to me now Beide: But you were history with the slamming of the door And I made myself so strong again somehow And I never wasted any of my time on you since then Joey: But if I touch you like this (Felix: touch you like this) Joey: And if you kiss me like that (Felix: kiss me like that) Joey: It was gone with the wind But it's Beide: all coming back to me now (Felix: It's all coming back, it's all coming back to me now) Joey: There were moments of gold Joey: And there were Beide: flashes of light There were nights of endless pleasure It was more than all your laws allow Baby, Baby, Baby Joey: When you touch me like this (Felix: touch me like this) Joey: And when you hold me like that (Felix: hold me like that) Joey: It was gone with the wind Joey: But it's Beide: all coming back to me Joey: When you see me like this (Felix: see me like this) Joey: And when I see you like that (Felix: see you like that) Joey: Then we see what we want to see Beide: All coming back to me The flesh and the fantasies All coming back to me I can barely recall But it's all coming back to me now Joey: If you forgive me all this (Felix: forgive me all this) Joey: If I forgive you all that (Felix: forgive you all that) Joey: We forgive and forget Beide: And it's all coming back to me now Felix: It's all coming back to me now Joey: We forgive and forget Beide: And it’s all coming back to me now Ich hatte so viele von meinen eigenen Gefühlen in dieses Lied gesteckt - hauptsächlich Trauer - , dass man mir nicht mehr glauben konnte, dass ich das Lied wirklich nicht kannte. Dazu war es viel zu perfekt gesungen – allerdings war dem wirklich so. Ich kannte das Lied nicht. Am Ende des Liedes hatte ich Felix mit einem verträumten Gesicht angesehen, damit man sah, dass ich in dem Lied aufging. Ich sang das Lied nicht nur, ich spielte es auch gleich, um noch mehr Ausdruck hineinzubringen – obwohl ich das durch meine Stimme eigentlich nicht mehr nötig hatte. Sie allein war schon Ausdruck genug. Gott, hörte sich das eingebildet an! Felix sah zurück, wenn auch nicht ganz so überzeugend wie meine Wenigkeit. Sänger waren halt doch auch eine Art Schauspieler. Dann drehte ich mich zu unserem Publikum um, das erst still war und dann vor Begeisterung anfing zu klatschen. Selbst mir fiel es dieses Mal nicht schwer, die Miene des Clubbesitzers zu deuten: Sie strahlte geradezu Begeisterung aus. „Das war einfach nur grandios! Und du bist dir sicher, dass du das Lied nicht doch schon mal irgendwo gesungen hast?“ Ich schüttelte den Kopf. „Noch nie. Was hätte ich für einen Grund, Sie zu belügen? Genau, gar keinen.“ „Du bist gut, Junge. Ich habe mich entschieden. Du wirst hier arbeiten.“ Felix warf ihm einen bestürzten Blick zu, immerhin sollte er noch bis vor kurzem hier anfangen. Danach heftete sich sein Blick auf mich und er wurde böse, mörderisch. Er hatte braune Augen, wie mir auffiel. Aber im Allgemeinen sah er gewöhnlich aus, nichts besonderes. Ich weiß, ich war mit meinen blonden Haaren auch nichts besonderes, aber ich stach wenigstens mit meiner Stimme aus der Masse hervor, im Gegensatz zu ihm. In letzter Zeit war ich wirklich ziemlich arrogant geworden, wie mir auffiel, ansonsten hätte ich Felix nie in Gedanken fertig gemacht... „Nimm's ihm nicht übel, Felix. Er hat mich einfach mehr von sich überzeugt als du von dir.“ Dann wandte sich der Barbesitzer wieder mir zu: „Wie heißt du? Ich kann dich schließlich schlecht immer mit >Junge< ansprechen.“ Ein kleines Lächeln schlich auf seine Züge. „Mein Name ist Joseph Wheeler. Aber nennen Sie mich ruhig Joey.“ „Gut, Joey. Ich heiße Carlos Alejandro Eduardo Jesús Amaya García.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Und was war davon jetzt genau Ihr Vorname?“ Carlos Alejandro Eduardo Jesús Amaya García lachte auf und meinte: „Meine Vornamen sind Carlos Alejandro Eduardo Jesús.“ Ungläubig sah ich ihn an, woraufhin er wieder lachte und erklärte: „Ich bin Spanier und in Spanien ist es gar nicht unüblich, dass man so viele Namen bekommt. Du kannst mich aber Carlos nennen.“ Ich nickte – kam mir das nicht irgend woher bekannt vor? Hatte ich nicht vorhin schon die ganze Zeit genickt? Nein, überhaupt nicht! „Gut, dann zu den formalen Aspekten. Du bekommst zwei Tage in der Woche frei, allerdings nicht das Wochenende. Arbeiten musst du immer von neun bis elf Uhr abends am Wochenende bzw. acht bis zehn Uhr in der Woche. Welche Tage möchtest du frei bekommen?“ Ich überlegte. „Freitags.“ Carlos schüttelte den Kopf. „Das ist auch Wochenende.“ Ich hasste es zu betteln, aber jetzt musste ich das wohl oder übel machen. „Aber Carlos! Ich bin Schüler und habe Freunde! Wenn ich schon nicht das Wochenende frei bekommen kann, warum dann nicht freitags? Immerhin wollen die mit mir zusammen auch mal in die Disko gehen und in der Woche ist das nicht so dolle angesagt, es sei denn, wir wollen am nächsten Tag verkatert und unausgeschlafen in der Schule sitzen.“ Carlos schien nachzudenken. „Was wären denn deine Alternativvorschläge? Ich könnte mir vorstellen, dass ich dir einmal im Monat am Freitag freigebe.“ „Nur einen? Drei!“ „Zwei, das ist mein letztes Angebot.“ Er klang ganz so, als würde er wirklich nicht mit sich darüber reden lassen. Ich nickte. „Dann würd' ich gerne am Montag und am Donnerstag frei haben.“ Carlos überlegte wieder und meinte dann: „Ist ok. Aber wenn du in der Woche am Freitag frei hast, dann musst du dir überlegen, ob du in der gleichen Woche lieber montags oder donnerstags frei haben möchtest, und den anderen Tag dafür nicht. Drei Tage bekommst du nämlich nicht frei.“ Wieder stimmte ich zu. „Gut, diesen Freitag kann ich dir aber noch nicht frei geben. Da hast du Premiere. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass du mehr Tage frei bekommst. Aber das hängt davon ab, wie sehr das Publikum dich mag.“ „Sí, Senor“, sagte ich und sofort huschte ein Lächeln über Carlos’ Gesicht. Anscheinend fand er es toll von mir, dass ich ihm auf Spanisch geantwortet hatte. //Schleimer!//, schimpfte ich mich selbst. Das widersprach immerhin vollkommen meinem Lebensstil. Schleimen war das letzte, was es auf dieser Welt gab! Man sollte entweder so überzeugen, wie man war, oder nicht, aber nicht schleimen, wenn man nichts konnte, das aber verstecken wollte! „Gut, dann komm jetzt mit mir in mein Büro. Da setzen wir einen Vertrag auf.“ Dann wandte er sich an Felix: „Möchtest du an den Tagen bei mir arbeiten, an denen Joey frei hat?“ Felix schien kurz zu überlegen, dann nickte er zustimmend. „Gut, dann komm du auch mit in mein Büro. Und ihr anderen“-er drehte sich zu den restlichen Bewerbern um-„verschwindet jetzt. Es war nett von euch, dass ihr hier vorbeigeschaut habt, doch leider kann ich euch keinen Job anbieten, sodass ich jetzt keine Verwendung mehr für euch habe.“ Brummend erhoben sich die anderen und gingen zum Ausgang. Sie waren nicht sehr begeistert von dem Rausschmiss (wer kann's ihnen schon verübeln, wenn man bis eben noch sone geile Show geliefert bekommen hat?), aber sie ließen uns drei doch alleine. Nachdem wir durch die Tür gegangen waren, durch die Jonny vorhin gekommen war und durch die er sich auch still und heimlich wieder verabschiedet hatte, als wir mit dem Lied fertig waren, gingen wir einen langen Gang entlang, in dem mehrere Türen waren, durch die wir jedoch nicht gingen. Am Ende des Ganges aber öffnete Carlos eine Tür und machte den Durchgang zu einem Büro sichtbar. Links und rechts an den Wänden standen Bücherregale, die nur sehr wenige Bücher enthielten, dafür aber viele Aktenordner. In der linken Ecke, die an die Wand grenzte, die gegenüber der Tür lag, stand eine große Topfpflanze. Ich glaube, es war ein Gummibaum. In der Wand gegenüber der Tür war ein großes Fenster eingelassen, dass aber im Moment durch eine Jalousie verdeckt war, da sonst die Abendsonne in das Zimmer scheinen und es unnütz aufheizen würde. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch, der mit allem möglichen vollgestapelt war. Mit Akten, Zetteln und weiß der Geier was noch. Auf der Mitte des Tisches stand ein Laptop. Carlos ließ sich hinter eben diesen sinken und bedeutete Felix und mir, dass wir uns auf die – wie der Zufall es so wollte – zwei Stühle niederlassen sollten. So gegen neun Uhr abends war ich wieder zu Hause. Mann o Mann, dieses Vorstellungsgespräch hatte ganz schön lange gedauert. Dass muss wohl an meinen geilen Vorstellungen gelegen haben. //Eingebildeter Sack!//, sagte ich zu mir selbst. Das konnte so nicht weitergehen! Ich musste irgendwie wieder von meinem hohen Ross herunterkommen. Koste es, was es wolle. Ich ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. In dem Büro hatten Felix und ich je einen Vertrag bekommen, den wir beide unterschrieben, nachdem wir den jeweils unsrigen sorgfältig auf irgendwelche Fehler durchgelesen hatten. Ich hatte selbst das Kleingedruckte konzentriert gelesen. Da wir aber beide keine >Fallen< finden konnten, unterschrieben wir und konnten dann gehen, natürlich nicht, ohne vorher noch eine Kopie zu bekommen. Fast sofort schlief ich ein, ohne mich davor noch auszuziehen, geschweige denn noch etwas zu essen. Hallo??? Ohne noch zu essen! Das war nicht normal, jedenfalls nicht für mich! Ich lebte immerhin fürs Essen. Wenn mir nichts zu essen zur Verfügung stand, dann war ich innerhalb weniger Stunden am Verhungern! Kapitel 2: Der erste Auftritt ----------------------------- 2. Der erste Auftritt Grummelnd zog ich mir meine Decke weiter über den Kopf. Warum musste ich auch das Zimmer haben, in das morgens immer die Sonne schien und einen weckte? Das war soooooooo ungerecht! Konnte die mich nicht wenigstens einmal schlafen lassen? Ich wollte mich umdrehen und weiterschlafen, doch jetzt, wo ich einmal wach war, konnte ich nicht mehr einschlafen. Komisch, das ging normalerweise immer. Sollte mir das jetzt zu denken geben? Vermutlich schon, aber nicht so früh am Morgen. Normalerweise konnte ich immer schlafen, und warum jetzt nicht? Genervt, wenn auch verschlafen, schlug ich die Decke weg und sah auf meinen Wecker, oder besser, ich sah auf die Stelle, wo er gestern morgen noch gestanden hatte. Doch dieser Platz war leer. Dann fiel es mir wieder ein: Ich hatte ja gestern früh aus Versehen meinen Wecker geschrottet... unabsichtlich versteht sich. Wie spät war es denn dann jetzt? Mit wackligen Beinen stand ich auf - zu dieser unchristlichen Uhrzeit wollten sie mir noch nicht so recht gehorchen - und schlurfte in Richtung Küche. Als ich dort ankam, machte ich mir gemächlich ein Brötchen und sah erst dann auf die Uhr, die gegenüber der Küchenzeile an der Wand hing. Mir fiel fast das Brötchen aus der Hand. Fluchend rannte ich zurück in mein Zimmer und schlang währenddessen mein Brötchen hinunter. Ich kam schlitternd vor meinem Schrank zum Stehen, riss die Türen auf und schlüpfte so schnell es ging in meine Schuluniform. Es war viertel vor acht. In einer Viertelstunde würde mein Unterricht anfangen. Warum musste sowas eigentlich immer mir passieren? Warum hatte immer ich die kaputten Wecker (du hast ihn doch selbst geschrottet! Du bist also selbst dran schuld), warum hatte ich den dämlichsten Vater und warum passierte eigentlich immer mir alles schlechte und nicht irgendwem anders? Warum immer ich? Ich meine, man muss sich nur mal diese Aktion von letzter Woche antun. Flashback Wir hatten Schluss und Tristan, Tea, Yugi, Yami und ich – Marik, Malik, Ryou, Bakura und Duke waren nicht in unserer Klasse, wobei letzterer zur Zeit sowieso auf einer Geschäftsreise war – waren ins Erdgeschoss gegangen, um möglichst schnell aus dem Gebäude heraus zu kommen, das sich Schule schimpft. Yugi ging ein Stück vor uns, drehte sich dann aber um, weil ihn irgendwer gerufen hatte. Dann war er zu der Person hin, die ihn gerufen hatte und wir anderen sind schön weitergegangen, um wenigstens schon mal die süße Luft der Freiheit zu atmen. Tja, wenn Yugi nicht gerufen worden wäre, dann hätte er sich langgelegt, aber da er zurückbeordert wurde, war ich der erste und deswegen war ich schön auf die Schnauze gefallen und nicht er. Der Grund? Irgendsoein Dösbaddel hatte genau vor dem Schuleingang seine Bananenschale drapiert, um arme, unschuldige Schüler zu malträtieren und um eben diese vor der gesamten Schülerschaft zum Idioten zu machen. Natürlich hatten es alle gesehen. Natürlich hatten alle gelacht. Man konnte von Glück reden, dass ganz zufällig an diesem Tag Kaiba nicht da gewesen war. Was ein Verlust... Nicht. Der hatte irgendsoeinen hochwichtigen Feinenpinkeltreff von seiner Firma aus und war deswegen leider (Sarkasmus lässt grüßen) nicht in der Schule gewesen, sonst hätte ich bestimmt noch einen niederschmetternden Kommentar zu hören bekommen. Der hätte mir dann vermutlich endgültig den Rest gegeben und den Tag dann zu einem noch mieseren degradiert. Ich schnappte mir meine Tasche und sprintete zur Tür, um zur Schule zu hetzen. //Irgendwer da oben hasst mich doch! Sonst würde mir so ein Mist nicht immer passieren!// Ich hetzte die Straßen entlang, rannte fast vor ein Auto, wurde fast von einem LKW überfahren und hätte beinahe drei alte Omas über den Haufen gerannt. Das Ergebnis: Ich kam eine Viertelstunde zu spät auf dem Schulhof an. Ich hetzte in das Gebäude, rannte die Treppenstufen empor und flitzte den Gang entlang. Vollkommen außer Atem kam ich vor einer Tür zum Stehen. Um hierher zu kommen hatte ich weitere fünf Minuten gebraucht. Diese paar Minuten würden vermutlich meine anschließende Folter nur verschlimmern. Ich klopfte an, wohlwissend, dass meine Englischlehrerin mich zusammenstauchen würde. Die Folter würde höchstwahrscheinlich auf Nachsitzen hinauslaufen. „Enter“, erklang es von drinnen. //Oh, scheiße! Die klingt schon wieder richtig angepisst! Womit hab ich das nur verdient?//, bemittleidete ich mich selbst. Ich betrat also den Raum, nur um gleich von ihr angefahren zu werden (nein, nicht mit einem Auto! Ich weiß, der war doof-.-): „Well, Mister Wheeler! So finally you have come. Who do you think you are? The king or why are you too late? Do you think you can allow yourself everything? (Ich garantiere nicht für die Grammatik)“ So ging das noch eine ganze Weile weiter, doch ich stellte meine Ohren schon nach den ersten Sätzen auf Durchzug. Immerhin war das immer das gleiche. Ich wurde zusammengestaucht. Also, warum sollte ich noch auf die feinen Unterschiede meiner Strafpredigten achten? Es lief doch immer auf ein „Na, sind sie auch endlich da?“ oder ein „Wer glauben sie, sind sie?“ oder ein „Warum sind sie so spät?“ oder ein „Glauben sie, sie können sich alles erlauben?“ hinaus (wer jetzt aufgepasst hat, wird merken, dass das die ungefähren Übersetzungen für oben sind). Nur halt immer ein wenig anders verpackt, aber im Grunde das gleiche. Ich sah sie mit leerem Blick an, so tuend als wenn ich ihr zuhören würde. Aber das tat ich nicht. Ich sah sie noch nicht einmal richtig. Um ehrlich zu sein wollte ich das auch gar nicht, denn wenn man sie zu lange ansah, bekam man Augenkrebs oder irgendeinen bleibenden psychischen Schaden. Ihr strenges Gesicht, das nur so mit Falten übersehen war, lief langsam rot an. Sie steigerte sich da schon wieder in eine Sache rein... Alte Leute sollten sich nicht mehr so aufregen, immerhin ist das nicht gut für den Blutdruck. Da würde sie letzen endes nur einen Herzkasper oder so davon tragen und dass das nicht gut für ihre Gesundheit war, musste ich ja wohl nicht extra erwähnen. Allerdings wäre das für meine Freunde und mich sehr gut, denn dann würde immer der Englischunterricht ausfallen, was natürlich sehr schade wäre... nicht. Langsam lösten sich auch schon Strähnen aus ihrem strengen Haarknoten. Immerhin färbte sie sich ihre grauen Haare nicht. Sie war wohl der Mensch, der der Meinung war, dass Haarefärben schlecht für eben diese war und stand zu ihrem Alter. Meiner Meinung nach sollte sie das ruhig mal ausprobieren. Dann sah sie vielleicht nicht mehr ganz so schlimm aus. Manchmal – so wie in diesem Moment wieder – fragte ich mich, wie sie es schaffte, dass ihre – meistens – Kleider nicht rissen. Ich hatte immer das Gefühl, sie würde sich nur Klamotten kaufen, die mindestens eine Nummer zu klein für ihr massiges Körpervolumen waren. Die liefen nämlich immer Gefahr, dass sie bei zu viel Aktivität rissen. Wenn sie sich aufregte, dann bewegte sie sich so dermaßen viel, dass man damit glatt eine ganze Stadt versorgen könnte, wenn ihre Bewegungen in Strom umgewandelt werden würden, z.B. indem man sie in ein ihr angepasstes Hamsterrad steckte. Allein schon bei dem Gedanken an meine Englischlehrerin, wie sie in einem Hamsterrad lief, ließ mich gefährlcih auffällig mit den Mundwinkeln zucken. Eine dicke, alte Frau, die ungefähr einen Kopf kleiner als meine Wenigkeit ist, mit Hängebusen und einem Kleid in einem Hamsterlaufrad. Das war schon eine lustige Vorstellung und ich musste sehr an mir halten, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. „What do you have to say for your apology?“, fragte sie auf einmal. Somit riss sie mich aus meinen Gedanken. „Nun, ich“-begann ich, doch sie unterbrach mich. „In English, please.” Ich seufzte. Womit hatte ich das nur verdient? „Yesterday in the morning I broke my alarm clock, so today there was nothing that could wake me.” Sie sah mich ungläubig an. Anscheinend war sie überrascht über meine heutige Ausrede. Normalerweise starb bei mir immer jemand, sodass ich große Depressionen hatte und es deswegen nicht schaffte, rechtzeitig aus dem Bett zu kommen, oder aber ich musste erst noch einer alten Dame über die Straße helfen, die ja bekanntlich nicht sehr schnell waren und deswegen kam ich dann halt immer zu spät. Dass ich dieses Mal zu so einer simplen Ausrede griff, schien sie zu überraschen. Ich rechnete jeder Zeit mit einem Wutausbruch ihrerseits – doch er kam nicht. Was war denn mit der los? Stand die unter Medikamenteinfluss oder so? Normalerweise ließ die doch keine Möglichkeit aus, um mich fertig zu machen (an wen erinnert uns das?). Stattdessen ließ sie ein ganz normales, und wenn ich es nicht besser wüsste schon fast nettes „Sit down, please“ verlauten, was ich natürlich auch gleich tat. Man konnte immerhin nicht wissen, wie lange diese vorrübergehende Freundlichkeit noch anhielt. Im Nachhinein würde sie sich das mit der nicht vorhandenen Strafe womöglich noch einmal überlegen. Ich glaube sogar, dass sie sie vergessen hatte, weil ich so eine - für meine Verhältnisse - abstrakte Ausrede parat hatte. „So when that is clear now, let’s go on with the lesson.“ In der Pause waren meine Freunde und ich gemeinsam draußen auf dem Schulhof. Wir standen unter einem großen Baum, der mehr als genug Schatten spendete und die Sonne von uns fernhielt. Sommer bzw. Frühling war schon gemein, ganz besonders wenn die Sonne beschloss, unbarmherzig auf die arme Schülerschaft hinabzuknallen. Tristan meinte: „So, dein Wecker war also kaputt, ja? Wer's glaubt, wird selig.“ Ich drehte mich zu meinem Freund um und meinte: „Ausnahmsweise stimmt das mal. Ich hab euch doch gestern morgen erzählt, dass ich den geschrottet hab, oder nicht?“ „Stimmt, und du hast immer noch keinen neuen?“, fragte Tea leicht vorwurfsvoll. Warum musste sie sich eigentlich immer wie meine Mutter aufführen? Oder wie mein Gewissen? „Dann ist es ja kein Wunder, dass du zu spät kommst.“ „Jaja, mach mich ruhig fertig. Hab ja kein Problem damit, aber zu deiner Information: Ich hatte gestern keine Zeit, um mir einen neuen zu kaufen. Weil wie du dich sicher noch erinnerst, war ich gestern bei einem Vorstellungsgespräch.“ Tea sah mich erst verständnislos an, wurde dann aber leicht rot. „Ja, und sowas nennt sich Freunde, die einem noch nicht mal zuhören, geschweige denn, das, was man erzählt hat, gleich wieder vergessen.“ Teas Gesichtsfarbe wurde nich ein Stück intensiver. Wie ich es doch liebte, sie zu necken. Das geschah ihr allerdings ganz recht! Immerhin hatte sie vergessen, dass ich ein Vorstellungsgespräch hatte! Und sowas nannte sich Freunde! „Komm, lass doch die arme Tea in Ruhe. Erzähl stattdessen lieber, wie's war“, meinte Yugi. Er mochte keine Streits und erst recht nicht zwischen seinen Freunden. Ich sah ihn an und schwieg. Yugi musterte mich neugierig, wie ungefähr der gesamte Rest meiner Freunde. „Jetzt erzähl schon, Alter! Wie war's?“, wollte Tristan ungeduldig wissen. Er hatte ja noch nie sonderlich viel Geduld gehabt (stimmt das?). Ich lachte und meinte: „Ich hab den Job.“ Meine Freunde sahen mich erst ungläubig an, ganz so, als hätten sie nicht gedacht, dass ich den Job wirklich kriegen würde. Und sowas nannte sich Freunde! Sie trauten mir noch nicht einmal zu, dass ich mir einen Job beschaffen konnte! „Jetzt lass dir doch nicht alles einzeln aus der Nase ziehen!“, mischte sich nun auch Tea wieder in das Gespräch ein. Ich ignorierte die Tatsache, dass sie vergessen hatte, dass ich mir ja überhaupt einen Job besorgen wollte, zuckte stattdessen mit den Schultern und meinte: „Naja, ich muss jeden Tag arbeiten, bis auf montags, donnerstags und zwei Freitage im Monat. Vielleicht kriege ich später auch drei Freitage frei, dass wusste Carlos noch nicht. Kommt ganz darauf an, wie viel ich ihm einbringe.“ Die anderen sahen mich weiterhin neugierig an, wenn Yami auch einen etwas seltsamen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Wieso sah der mich so komisch an? Hatte ich irgendetwas falsches gesagt (mal davon abgesehen, dass man das da oben auch zweideutig sehen kann, nein)? „Heißt das, dass du auch am Wochenende arbeiten musst?“, wollte Yugi wissen. Ich nickte. „Dann können wir ja gar nicht mehr so viel zusammen abhängen!“, beschwerte er sich. „Ach komm, so schlimm ist das nun auch wieder nicht. Ich muss schließlich nur von neun bis elf abends arbeiten.“ „Was ist das denn für ne Uhrzeit?“, fragte Tristan. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich kann damit leben. Eigentlich find ich's ja ganz lustig.“ „Solange du die Schule nicht noch mehr vernachlässigst, als du sowieso schon tust, ist das ok. Aber ist dir eigentlich klar, dass die Wahrscheinlichkeit dadurch noch mehr zunimmt, dass du zu spät zur Schule kommst?“, wollte Tea von mir wissen. Sie benahm sich schon wieder wie mein Gewissen. Wie ich das hasste... „Ja, ich weiß“, erwiderte ich gelassen und igrorierte dabei komplett ihren entsetzten Gesichtsausdruck. „Sag mal, als was arbeitest du eigentlich?“, fragte nun Yami, der das ganze Gespräch über ruhig gewesen war. Ich verstummte. Es war mir irgendwie peinlich, zugeben zu müssen, dass ich als Entertainer, besser, als Sänger arbeiten würde. Immerhin war ich ein Junge. Und als Junge zu singen war schon irgendwie ziemlich uncool. „Muss ich darauf antworten?“, fragte ich. Yami zog eine Augenbraue hoch und sah mich musternd an. Jetzt hatte ich anscheinend wieder etwas falsches gesagt. Was er wohl dachte? „Ok, ok, reicht es, wenn ich euch sage, als was ich arbeite, wenn ich dieses Wockenende überlebt habe? Dann kann ich euch immerhin sagen, dass ich den Job immer noch habe und nicht so grottenschlecht war, dass ich alle vergrault habe.“ Jetzt folgte die zweite Augenbraue Yamis auf die erste. Was ging nur in seinem Kopf vor? Selbst die anderen sahen mich nun mit einem abschätzenden und erschrockenen Blick an. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, was ich da gerade gesagt hatte und nach was sich das anhörte. Ich errötete und meinte: „Jetzt denkt bloß nichts falsches! Ich weiß, dass sich das gerade ziemlich dreckig angehört hat, aber glaubt mir, ich bin in keine schmutzige und zwielichte Geschäfte geraten!“ Das schien die anderen wieder einigermaßen zu beruhigen, denn ihre Gesichter entspannten sich. „Solange du uns nach dem Wochenende verrätst, als was du nun arbeitest. Obwohl ich nicht verstehen kann, warum du es uns nicht jetzt schon sagst. Wir würden bestimmt nicht lachen“, meinte Yugi. Ich schüttelte nur abwehrend den Kopf. Die anderen schienen es jetzt aufgegeben zu haben, zu versuchen herauszufinden, was ich in Zukunft arbeiten würde, denn Tea fragte: „Wann fängst du denn an?“ „Am Freitag.“ „In zwei Tagen also. Alter, ich wünsch dir viel Glück“, sagte Tristan und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. „Danke, Alter“, gab ich zurück. „Was habt ihr denn jetzt für Unterricht?“, fragte ich den Rest, um endlich von diesem Thema loszu-kommen. „Spanisch, mit dir zusammen, falls es dir entfallen sein sollte“, meinte Yami. „Dito“, meinte Yugi nur. „Französich“, erwiderte Tea. „Zwei Freistunden“, sagte Tristan. „Hey, Alter, dann hast du doch gerade nichts zu tun, oder?“, fragte ich Tristan hoffnungsvoll. „Ja, wieso?“ „Dann könntest du doch sichter in die Stadt gehen und mir einen neuen Wecker besorgen, oder? Dann muss ich das nicht nachher machen. Das Geld würde ich dir selbstverständlich wiedergeben.“ „Eigentlich habe ich ja keine Lust“, erwiderte Tristan. Warum war der eigentlich immer so faul? Ich setzte meinen Hundeblick auf, sah ihn eine Weile an, bis er seufzte und meinte: „Dieser Blick gehört eigentlich verboten! Beschwer dich dann aber nicht darüber, wenn er dir nicht gefallen sollte.“ „Ey, danke, Alter! Is egal, wie er aussieht, hauptsache, er weckt mich.“ Tristan grinste diabolisch. „Also ist es auch egal, wenn er pink und von Barbie ist, ja?“ Ich sah ihn entgeistert an. „So hab ich das nicht gemeint! Barbie ist schrecklich!“ Meine Freunde sahen mir eine Weile in mein entgeistertes Gesicht, bis Tristan schließlich anfing zu lachen, der Rest mit einstimmte, bis ich mich auch zu einem herzhaften Lachen hinreißen ließ. Als es schließlich wenige Augenblicke später klingelte und wir wieder zurück in die Schule gingen, blickte ich noch einmal kurz über meine Schulter und rief Tristan zu: „Wehe, er ist von Barbie und pink!“ „Rosa pink gestreift mit ner Barbie in nem Bikini und Ken als Baywatcher!“, gab er zurück. „Wehe, dann bist du tot!“ Die Doppelstunde Spanisch, die wir jetzt hatten, ging schleppend langsam voran, auch wenn Spanisch eines der Fächer war, in denen ich gut war – was noch ungefähr auf Englisch und Kunst zutraf. Aber diese beiden Stunden wollten einfach nicht vorübergehen. Ich konnte noch so viel machen: Es half alles nichts. Dann kam noch die Tatsache hinzu, dass ich ständig mit Papierkügelchen von hinten abgeworfen wurde. Ich konnte mir schon denken, wer das war. Kaiba. Wer sollte es sonst sein? Warum musste eigentlich immer ich das Pech haben? Warum musste Kaiba ausgerechnet in meinem Spanischkurs sitzen? Und in meinem Französischkurs? Warum konnte er nicht mit Tea tauschen? Tea war immerhin ganz allein in ihrem Französisch- und Spanischkurs. Außerdem wäre es mit Tea wesentlich angenehmer gewesen. Die würde noch nicht einmal auf die Idee kommen, mich mitten im Unterricht mit Papierkugeln abzuwerfen. Ich seufzte. Was konnte ich machen? Richtig, nichts. Ich meine, ich könnte mich melden und meinem Spanischlehrer sagen, dass eine gewisse Person mich ständig mit zusammengeknülltem Papier abwarf, doch das würde mir sicher nicht geglaubt werden. Immerhin war das ja Kaiba. Der war doch immer so erwachsen und vernünftig. Der würde doch noch nicht mal den Gedanken an so etwas verschwenden. Doch, verdammt! Er würde einen Gedanken an so etwas verschwenden! Und doch verdammt, er würde es auch machen! Ich musste mich also mit meinem Schicksal abfinden und es über mich ergehen lassen. Es heiterte mich ungemein auf, dass ich das meinem Lehrer auch auf Spanisch erklären konnte. Das konnten aus meinem Kurs nicht viele, denn er war ziemlich schlecht, wenn man mal von ein paar Ausnahmen absah – die aus Yugi, Yami, mir, und Kaiba bestand. Das beste an der ganzen Sache war sowieso, dass ich es schon mal geschafft hatte, in einer Klausur besser zu sein, als Kaiba. Das munterte mich immer noch auf, auch wenn das schon fast ein Jahr her war. So verging also auch irgendwie Spanisch. Gerade, als wir auf den Schulhof betraten, kam Tristan von seinem Stadtbummel wieder. Ich sah deutlich die Tüte in seiner Hand. Das war sicherlich der Wecker, den er mir besorgen sollte. Und wenn er wirklich auch nur im entferntesten rosa oder pink sein sollte, dann konnte Tristan sein blaues Wunder erleben! Tristan hatte sich anscheinend zum Weiterleben entschieden, denn der Wecker war ganz normal grün. Sehr gut für seine Gesundheit. Der Tag ging ziemlich schleppend vorbei. Ich musste noch bis zur siebten Stunde bleiben. In der siebten hatte ich Französisch, wozu ich, um ehrlich zu sein, keine wirkliche Lust hatte, was vermutlich daran lag, dass Kaiba wieder hinter mir saß. Tatsächlich machte er weiter, was er in Spanisch angefangen hatte: Er bewarf mich wieder mit Papier! Argh!!! Dieser arrogante Geldsack! Nach der Schule würde ich ihm erst mal gründlich die Meinung geigen!!! Das ging so nicht weiter!!! Glaubte der etwa, ich würde mir alles gefallen lassen??!! Da hatte er sich geschnitten!! Ich würde ihn so zusammenscheißen, dass er nicht mehr wissen würde, wo vorn und wo hinten ist!!! Als die Stunde immer weiter ihrem Ende entgegen ging, wurde ich immer gereizter. Der hatte die gesamte Stunde nicht aufgehört, sogar dann nicht, als wir eine Stillarbeit machen sollten. Ich kochte mittlerweile vor Wut. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn mich mein Französischlehrer ansprechen würde. Wenn ich Pech hatte, dann würde ich ihn anfauchen. Vermutlich war das Kaibas Ziel. Er wollte, dass ich mich wieder bei meinen Lehrern unbeliebt machte. Wie ich ihn doch hasste! Nur, weil er im Unterricht nichts zu tun hatte, hieß das noch lange nicht, dass das bei anderen auch so war. Schließlich konnte er alles und brauchte keine weitere Übung. Wenn ihm langweilig war, dann sollte er gefälligst wem anders auf die Nerven gehen, aber nicht mir! Ich verstand sowieso nicht, warum er eigentlich noch in die Schule ging, immerhin konnte er doch alles. Warum übersprang er nicht wenigstens eine Klasse? Dann würde er mir wenigstens nicht mehr auf die Nerven gehen! Dann müsste ich ihn im Unterricht nicht mehr ertragen, wenn überhaupt in den Pausen, aber selbst da suchte er sich eine ruhige Ecke, damit er ja ungestört arbeiten konnte. Es war also sehr fraglich, ob ich ihm überhaupt noch begegnen würde. Aber warum übersprang er nicht einfach? Verdammt, nur, weil ich dann nicht mehr leiden musste? Wieso hasste mich die Welt nur so??? „Monsieur Wheeler?“, sprach mich mein Französischlehrer an. Ich wollte ihn gerade anfauchen, als es klingelte. Ich konnte mich gerade noch so zurückhalten und fauchte ihn nicht an. Immerhin war jetzt Schulschluss. Warum sollte ich mich also noch mit so etwas wie einem Lehrer anlegen? Das wäre vollkommen überflüssig. Was würde mir das schon bringen? Also packte ich meine Sachen schnell zusammen und sprintete aus dem Klassenraum, damit ich Kaiba einholen konnte, um ihn erst mal gründlich in Grund und Boden zu stampfen. „Warte mal, Kaiba!“, schrie ich, als ich auf dem Schulhof ankam und sah, wie er vor seiner Limousine zum Stehen kam. „Warum sollte ich auf dich hören, Köter? Ich nehme keine Befehle entgegen, und erst recht nicht von so einer dreckigen Flohschleuder wie dir“, entgegnete er kühl. „Warum hast du das gemacht?“, fragte ich ihn, seine Beleidigungen geflissentlich ignorierend. „Was, Köter?“, fragte er desinteressiert. „Warum hast du mich die ganze Zeit mit Papierkügelchen abgeworfen?“, fragte ich ihn. Ich war bemüht, ruhig zu bleiben, aber bei seiner Visage fiel mir das alles andere als leicht. Allein schon wenn ich in dieses arrogante Gesicht sah, kam mir ein Brechreiz. „Ach, das war dein Kopf? Ich dachte, das wäre eine Zielscheibe.“ „Du mieser, kl-“, setzte ich an, doch er ließ mich ihn noch nicht einmal zu ende beleidigen. „Falls es dir entgangen sein sollte: Ich habe eine Firma zu leiten. Ich habe also leider keine Zeit, mir deine sicherlich bemühten Versuche mir hochintelligente Beleidigungen entgegen zu bringen anzuhören.“ Noch bevor ich explodieren konnte, war er in seiner Limousine verschwunden und fuhr auch schon davon. „Du arroganter Geldsack“, schrie ich ihm hinterher, doch ich bezweifelte stark, dass er das noch gehört hatte. Aber es half ungemein, meinen Frust abzubauen. Allerdings war meine Wut, die ich jedes Mal bekam, wenn ich versuchte anständig mit ihm zu reden, immer noch so groß, dass ich meine rechte Hand zu einer Faust ballte und sie volle Wucht gegen die Schulmauer schlug, die wie der Zufall es so wollte, neben mir stand und ich einen kurzen Zornesschrei verlauten ließ. Die Schüler, die alle aus der Schule strömten, warfen mir zwar einen recht seltsamen Blick zu, doch das war mir ziemlich egal. Im nächsten Augenblick bereute ich den Schlag gegen die Mauer allerdings schon wieder, denn nun tat meine Hand höllisch weh. Ich hatte so dolle zugehauen, dass sich die Haut an meinen Knöcheln verabschiedet hatte und nun ein wenig Blut aus der aufgeschabten Haut quoll. „Scheiße“, sagte ich leise und ließ meinen Kopf gegen die Mauer sinken. Warum hasste mich die Welt nur so? Ich schlurfte langsam nach Hause, das Pochen in meiner Hand ignorierend, und stellte mir immer wieder diese Frage. Und ich fragte mich, warum mein Leben denn mit so einem Kotzbrocken wie Kaiba gesegnet worden war. Nur, um mich zu quälen? Das konnte doch nicht irgendwessens Ernst sein! Das war ein viel zu banaler Grung, um wirklich der echte zu sein? Aber wozu war er sonst noch da, wenn nicht, sich über ihn aufzuregen? Im Grunde war ich ziemlich fertig. Nicht nur seit heute, sondern auch schon die Tage davor. Ich bemitleidete micht ständig selbst. Das passte überhaupt nicht zu mir. Wo war nur der Joey Wheeler geblieben, der sich gerne mit Kaiba stritt, dem es egal war, dass die Welt ihm ständig ein Bein stellte. Wo war der nur abgeblieben? Als ich vor meinem kleinen Appartement stehen blieb, schloss ich die Tür auf und ging geknickt in mein Zimmer, nur um meine Tasche in eine Ecke meiner Wahl zu werfen und anschließend in das Badezimmer zu gehen, um mich dort meiner aufgeschürften Hand zu widmen. Ich hielt sie kurz unter fließendes Wasser. Fehler. Es brannte höllisch. Allerdings war das ein Zeichen dafür, dass sie desinfiziert wurde und so ließ ich sie extra noch ein wenig länger unter dem Wasser. Dann kremte ich sie mit einer kühlenden Salbe ein und wickelte einen Verband um sie. Danach ging ich in die Küche, um mir etwas zu essen zu holen und danach wieder in mein Zimmer zu gehen. Es war nicht sehr groß, aber mir reichte es. Gegenüber der Tür stand ein Schreibtisch, an der rechts angrenzenden Wand stand mein Bett, das die gesamte Wand einnahm und über dem sich das einzige Fenster in meinem Zimmer befand. Dafür war es ziemlich groß und ich fand es schön, von meinem Bett aus nach draußen sehen zu können, wenn auch nur die Straße zu sehen war. Rechts neben der Tür war mein Kleiderschrank. An der linken Wand neben der Tür stand noch ein kleines Bücherregal. Ja, so unlogisch sich das auch anhörte, ich besaß ein Bücherregal und sogar Bücher – wenn auch nicht sehr viele. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Den Schmerz in meiner Hand ignorierte ich und so dauerte es nicht lange bis ich eingeschlafen war. Ich schreckte erst wieder aus meinem Schlaf, als ich das laute Türenknallen meiner Haustür hörte. Mein Vater war also wieder da. Ich schlich zur Zimmertür und lugte heraus, in der Hoffnung, einen Blick auf ihn erhaschen zu können, um seinen Zustand feststellen zu können. Und tatsächlich, ich konnte ihn wirklich sehen. Ich verzog mein Gesicht, als ich sah, dass er schwankte. Er hatte also wieder getrunken. Leise schloss ich die Tür wieder und schloss sie ab. Seit neustem trank er. Das hatte er noch vor ungefähr einem halben Jahr nicht getan. Aber da hatte er auch noch einen Job gehabt. Er war zwar schon die ganze Zeit über nicht mehr der alte gewesen, weil er den Verlust meiner Mutter und meiner Schwester nicht verkraftet hatte, die eines Tages einfach ihre Sachen gepackt hatten und verschwunden waren, doch seit er gefeuert worden war, versuchte er sich im Rausch zu ertränken. Insgeheim hoffte ich, dass er es schaffte, denn wenn er betrunken war, war er unausstehlich. Er hatte mich sogar schon geschlagen. Das war jedoch eine einmalige Sache gewesen, zum Glück, sollte ich wohl sagen. In letzter Zeit hatte er das jedoch wieder aufgenommen. Er schlug mich immer öfter, ganz oft einfach so, ohne Grund. Ich sah auf den Wecker, den mir Tristan gekauft hatte. Halb sieben. Was machte ich denn jetzt noch den Rest des Tages? Ich meine, wenn mein alter Herr zu Hause war, dann wollte ich mich nicht unbedingt in unserem Haus herumtreiben. Wer wusste schon, ob er mich noch einmal schlagen würde? Und ganz ehrlich, auf Prügel von ihm konnte ich verzichten. Das tat nicht nur körperlich weh, sondern auch geistig. Immerhin war er mein Vater und ich hatte mich recht gut mit ihm verstanden - jedenfalls, als er noch seinen Job gehabt hatte. Es tat mir unwahrscheinlich weh, wenn er mich schlug. Er war immerhin mein Vater und ich liebte ihn. Es war kein besonders prickelndes Gefühl, von einer Person, die man liebt, geschlagen zu werden. Man wurde durch solch eine Aktion verraten, bis aufs Äußerste verraten, bis hin tief in die Seele hinein. Das Vertrauen, das man einer solchen Person entgegen brachte, wurde missbraucht (das hört sich irgendwie bescheuert an-.-). Man fühlte sich irgendwann nur noch dreckig, denn man gab sich die Schuld an dem seelischen Zustand der geliebten Person. man fragte sich, was man falsch gemacht hatte. Und irgendwann zerfraßen einen diese Zweifel und Gedanken. Jetzt aber genug davon. Ich seufzte. Bevor ich weiter solch selbstzerstörerischen Gedanken nachhing, sollte ich lieber etwas nützliches tun. Etwas, das mich von diesen Gedanken wegbrachte. Und so kam es, dass ich Hausaufgaben machte. Hallo??? Seit wann macht ein Joey Wheeler Hausaufgaben? Es gab wohl für alles ein erstes Mal. Donnerstag und Freitag verliefen eigentlich genauso wie Mittwoch, wenn man mal davon absah, dass mich Kaiba nicht mit Papierkügelchen bewarf. Woher kam auf einmal dieser plötzliche Sinneswandel? Hatte er sich meine Rebellion am Mittwoch nach der Schule zu Herzen genommen? Aber seit wann interessierten Kaiba die Gefühle anderer - wenn man mal von Mokuba absah? Seit wann interessierten ihn meine - ausgerechnet meine - Gefühle? Oder bildete ich mir da jetzt zu viel drauf ein? War er es leid geworden, mich mir Papierkügelchen abzuwerfen? Der Grund, warum er aufgehört hatte, war mir eigentlich recht egal, hauptsache, er ließ mich in Ruhe. Allerdings wurde ich Donnerstagmorgen in der Schule gleich von meinen Freunden gefragt, was ich denn mit meiner Hand gemacht hätte. Ich grinste und meinte, sie habe eine unfreiwillige Bekanntschaft mit der Wand gemacht. Daraufhin mussten sie lachen und fragten nicht weiter nach. Sie konnten sich sicherlich denken, dass ich eine sehr frustrierende Begegnung mit Kaiba hatte und das diese kleine Blessur vom Frustabbau kam. Sie waren also doch nicht so oberflächlich, wie ich sie am Mittwoch noch gehalten hatte, als die liebe Tea vergessen hatte, dass ich mir einen Job suchen wollte. Und deswegen fragten sie vermutlich auch nicht weiter nach, um mich 1. nicht wieder daran zu erinnern und weil sie es sich 2. sicherlich denken konnten. Als am Freitag Schulschluss war – was schon nach der sechsten Stunde der Fall war, Gott sei Danke - ging ich gemächlich nach Hause und war den Rest des Tages nervös. Ich wusste einfach nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich tigerte die ganze Zeit in der Wohnung umher ohne wirklich etwas zu machen. Das war zum Verrücktwerden! Warum zum Henker war ich so nervös? Nur, weil ich in ein paar Stunden vor einer vollen Disko singen sollte? Ließ sich ein Joey Wheeler von so etwas einschüchtern? Nein, natürlich nicht! Das wär ja noch schöner! Ein Joey Wheeler hat vor nichts Angst! Und damit basta. Und wenn das eventuell doch mal der Fall sein sollte - was natürlich nie war - dann ließ er es sich nicht anmerken. Als das Telefon klingelte, machte ich einen Luftsprung vor Schreck. //Naja, soviel dazu, ein Joey Wheeler hat vor nichts Angst...// Ich ging zum Telefon, nahm ab und meldete mich. „Hi, Joey! Ich bins, Yugi.“ „Hey Alter, was verschafft mir die Ehre?“ „Ach, ich dachte mir einfach, dass ich dich mal anrufen sollte. Ich kenn dich doch; vermutlich läufst du durch dein Zimmer und weißt nicht, was du mit dir anfangen sollst. Stimmts oder hab ich Recht?“ Ich grummelte etwas unverständliches, woraufhin Yugi laut lachte. „Yugi, nicht so laut, ich bin nicht taub!“, giftete ich ihn an, immerhin hatte er gerade versucht, mir einen Hörsturz zu verpassen - ob nun unabsichtlich oder absichtlich tat nichts zur Sache. „Sorry, Alter, bin wohl doch ziemlich nervös“, meinte ich entschuldigend. Wieder lachte Yugi - dieses Mal jedoch nicht ganz so laut - und meinte: „Ich hab zwar keine Ahnung, als was du arbeitest, aber so schlimm kanns schon nicht werden.“ „Glaubst du?“ „Klar, du schaffst das schon.“ „Danke, Yugi.“ Nach diesen aufmunternden Worten Yugis redeten wir noch einige Stunden weiter, bis ich ihm dann so gegen sechs sagte, dass ich ihn jetzt leider abwürgen müsste, da ich mich noch fertig machen müsste. Bevor er auflegte, wünschte er mir noch viel Glück, dann überließ er mich wieder meiner selbst. Ich schlüpfte aus meinen Klamotten und stellte mich unter die Dusche. Nachdem ich fertig war, ging ich in die Küche, um ausgiebig zu essen. Schließlich konnte man nichts vernünftig machen, wenn man nichts im Magen hatte. Danach putzte ich mir die Zähne und ging anschließend in mein Zimmer, um mir die richtigen Sachen anzuziehen. Ich entschied mich für eine dunkelblaue Jeans und ein rotes T-shirt. Carlos hatte schließlich nicht gesagt, wie ich mich anziehen sollte. Und dann machte ich mich auf den Weg. Ich brauchte etwa eine halbe Stunde, um bei dem Nachtclub anzukommen. Doch ich ging nicht, wie die Gäste, durch den Vordereingang, sondern durch den Eingang auf der Hinterseite der Bar. Dieser Eingang war nur für das Personal, also für mich. Carlos hatte gesagt, dass ich den nehmen sollte, wenn ich zur Arbeit kommen würde, damit ich auch ja pünktlich auf der Bühne stand und ich mich nicht erst noch mit der langen Schlange herumschlagen musste, die sich vor der Disko gebildet hatte, um in den Club zu kommen. Dafür hatte ich extra einen Schlüssel bekommen. Jetzt fühlte ich mich wichtig. Wie viele Personen hatten immerhin einen Schlüssel für einen Hintereingang? - Vermutlich ziemlich viele, doch das ignorierte ich gekonnt (kann es sein, dass Joey bei mir ziemlich viel ignoriert?). Ich betrat also meine neue Arbeit und traf sofort auf Carlos, der mit dem Rücken zu mir stand und auf irgendeine Angestellte einredete. „Hola, Carlos“, begrüßte ich ihn. Er zuckte zusammen und drehte sich um, nur um festzustellen, dass ich es war und nicht irgendein Geist seiner Wahl. „Hallo, Joey. Warum bist du denn schon so früh hier? Es ist doch erst“- er sah auf seine Uhr-„acht Uhr.“ Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich hatte nichts besseres zu tun und da dachte ich mir, dass ich schon mal hier auftauchen könnte.“ Carlos nickte, wandte sich noch einmal kurz zu der Angestellten um und sagte irgendetwas zu ihr. Sie nickte und verschwand. Dann drehte sich Carlos wieder zu mir und meinte: „Gut, und jetzt lass dich einmal ansehen.“ Er musterte mich und kam ein Stück auf mich zu. „Kann ich so auftreten?“, fragte ich ihn. „Irgendetwas fehtl... Ich weiß aber nicht was. Komm einfach mit in mein Büro, da zeige ich dir kurz, welche Lieder du singen sollst. Vielleicht fällt mir dann ein, was dir noch fehlt.“ Er drehte sich um und ging in Richtung seines Büros. Auf dem Weg dorthin fragte er mich: „Was ist mit deiner Hand?“ Ich sah irritiert auf meine Hand, hatte ich doch die Verletzung schon wieder vergessen (sowas vergisst man doch nicht einfach!). „Ach das, das ist nicht schlimm. Ich hab sie am Mittwoch gegen ne Wand gehauen, um ein wenig Frust abzubauen. Dabei hab ich allerdings vergessen, dass sone Wand hart ist und hab sie mir aufgeschürft.“ „Den Verband würde ich an deiner Stelle abmachen, wenn das geht.“ „Ja, das geht. Müsste eigentlich schon wieder ganz ok sein.“ „Dann ist gut. Ich will nicht, dass meine Gäste denken, meine Angestellten würden sich in ihrer Freizeit prügeln.“ „Sí, Carlos, wird nicht wieder vorkommen.“ „Dann ist ja gut.“ In dem Büro angekommen reichte mir Carlos eine Liste, mit den Liedern, die ich singen sollte. Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Grinsen in meinem Gesicht bildete. „Was gibts da zu grinsen?“, fragte Carlos irritiert. „Ach nichts, ich mag nur die Lieder, die ich singen soll. Gut zum Tanzen und so. Gute-Laune-Lieder. Das wird lustig werden.“ Carlos grinste jetzt auch. „Wollen ja mal sehen, wie die Gäste das empfinden werden.“ Ich nickte. „Ja, ich bin mal gespannt. So, dann sag mir jetzt mal, was mir noch fehlt.“ Schlagartig wurde er wieder ernst und grübelte weiter. „Es fällt mir sicher noch ein. Kannst du die Lieder alle?“ Ich nickte. „Kannst du sie auch singen?“ „Klar! Das wäre ja noch schöner, wenn ich das nicht könnte! Solche Lieder gehören zu meinen Lieblingsliedern. Das wäre also eine ziemliche Schande für mich, wenn ich die nicht singen könnte.“ Carlos nickte. „Du musst dir die Liste nicht einprägen. Du singst ja schließlich mit Musik, das heißt, spätestens bei dem Intro solltest du wissen, welches Lied das ist.“ Ich nickte. Dann fuhr er fort: „Mir fällt einfach nicht ein, was dir noch fehlt. Warte mal kurz hier, ich bin gleich wieder da“, meinte Carlos. Noch bevor ich nicken konnte, wurde ich allein gelassen. Allein mit meinen Zweifeln an meinem Können. Hier saß ich also. Allein gelassen und darauf wartend, dass das Spektakel endlich anfing. Ich war ziemlich aufgeregt, immerhin sang ich nicht alle Tage vor so einer Masse, die vor dem Club auf Einlass wartete. Außerdem zweifelte ich nicht daran, dass auch schon Leute in dem Club gewesen waren. Langsam bekam ich wirklich Muffensausen. Ich sollte definitiv aufhören, mir über so etwas Gedanken zu machen. Das war nicht gut für mein Ego. Da bekam ich nur Angst von. Der Gedanke, dass ein Joey Wheeler vor nichts Angst hat, war längst vergessen. Zu meinem Glück kam Carlos nun wieder und rettete mich aus meinen einschüchternden Gedanken. Zu meiner Überraschung folgte ihm eine Frau, die noch ziemlich jung zu sein schien. Vielleicht war sie etwa 20. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr in einem Pferdeschwanz über den Rücken bis zu ihrem Po. Sie war schlank, würde mir aber, wenn ich stehen würde, höchstens bis zu meiner Stirn reichen. Ihr Gesicht war hübsch. Das Außergewöhnlischte an ihr waren jedoch ihre blutroten Augen. Ob die echt waren? Oder waren das Kontaktlinsen? Vielleicht sollte ich sie bei Gelegenheit mal fragen. „Darf ich vorstellen?“-Ich stand auf, als ich Carlos’ Stimme hörte-„Das ist Joseph Wheeler, unser Neuzugang. Und das ist Kitian Sato, die Oberkellnerin in meinem Etablissement. Neben ihrer unbeschreiblichen Courage, die so groß ist, dass sie sich sogar mit Männern anlegt, die sie bei weitem überragen, also z.B. zwei-Meter-Männer, besitzt sie auch einen guten Modegeschmack. Sie wird dir sicher gleich sagen, was an dir noch fehlt“, erklärte Carlos. Ich reichte ihr meine Hand, sie griff zu und wir schüttleten sie kurz. „Nenn mich ruhig Joey.“ „Dann nenn du mich Kitian.“ Ich nickte. „So, und nun lass dich mal ansehen.“ Sie trat zwei Schritte zurück, um mich gut mustern zu können. Sie ging einmal um mich herum und ich konnte ihr ansehen, dass sie nachdachte. „Du siehst verdammt gut aus", meinte sie. Aha? Ich war also ihr Typ? Vielleicht würde ich das bei Gelegenheit ausnutzen... "Das ist eine gute Frage, Carlos", fuhr sie dann fort. "Lass mich kurz nachdenken.“ Sie blieb wieder vor mir stehen. „Also erst mal würde ich sagen, dass du deinen Verband abmachst, wenn das geht“, meinte sie. „Oh, stimmt ja, das wollte ich machen.“ Ich löste also meinen Verband und musterte meine Hand eingehend. Sicher, auf ihr war noch getrocknetes Blut, aber das würde nicht sehr auffallen, wenn ich auf der Bühne stand. Es sei denn natürlich, unter dem Publikum waren auch Leute, die auf mindestens einem Meter Abstand im Dämmerlich noch getrocknetes Blut erkennen konnten, woran ich sehr zweifelte, denn immerhin gab es Supermann oder so jemanden nicht - jedenfalls nicht, dass ich wüsste... „Sollte ich fragen?“, fragte sie mich, als sie den Schorf gesehen hatte. Ich zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Meine Hand hat Bekanntschaft mit einer Mauer gemacht, als ich gerade ein wenig Frust abzubauern hatte.“ Sie zog eine Augenbraue hoch, sagte jedoch nichts weiter dazu. „Ich weiß nicht. Vielleicht sollte er ein paar Handschuhe anziehen. Natürlich schwarz, versteht sich. Und auch nur solang, bis sie das Handgelenk erreichen. Und fingerfrei. Hast du sowas hier?“, fragte sie an Carlos gewandt. „Ich glaube schon, wartet kurz hier.“ Damit war er wieder verschwunden. „Meinst du im Ernst, ich soll Handschuhe anziehen?“, fragte ich sie ungläubig. Das konnte ich mir nicht so recht vorstellen. Verständlich, immerhin hatten wir Frühling. Das würde schon sehr seltsam aussehen, wenn ich hier mit Handschuhen durch die Gegend lief. Sie nickte. „Ich glaube, dass das ganz gut aussehen wird.“ „Meinst du?“, fragte ich ungläubig. Sie nickte wieder. „Hast du Lampenfieber?“, fragte sie dann. Ich schreckte hoch und sah sie verwirrt an. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte ich zurück. Sie zuckte mit den Schultern und meinte: „Würd ich nur logisch finden. Immerhin ist das da draußen ne ziemliche Meute.“ „Mach mir ruhig Mut“, meinte ich mit vor Sarkasmus triefender Stimme. „Oh, entschuldige, das wollte ich nicht. Ich bin mir sicher, dass du das schon schaffen wirst. Jedenfalls, wenn man dem Glauben schenken darf, was Jonny erzählt hat.“ „Was hat er denn erzählt?“, fragte ich neugierig. „Och, nur, dass er die geilste Performance von >It’s all coming back to me now< in seinem Leben gehört hat.“ „Echt?“ Sie nickte. „Ganz besonders von dem männlichen Part war er beeindruckt. Hat ja angeblich ohne Mikro gesungen, und das auch noch mit Instrumentalbegleitung und trotzdem konnte man den noch hören. Der muss echt ne Hammerstimme haben.“ Meine Augen leuchteten. So sehr war mein Lied also bei ihm angekommen? Das Kitian von einem >er< redete, war mir im Moment egal, ich wusste ja schließlich, wer gemeint war. Und Carlos war von meinem Auftritt ja auch ganz hin und weg gewesen. Das konnte doch eigentlich nichts schlechtes heißen, oder? Das musste doch eigentlich heißen, dass ich hammermäßig gut war, oder? „Du schaffst das schon, vor allem mit der Stimme, die du haben sollst.“ Komischerweise beruhigte mich dieser eine Satz ungemein. Schon nach kurzer Zeit kam Carlos wieder. Er hatte etwas schwarzes in der Hand un gab es mir. Ich musterte es und stellte fest, dass es tatsächlich zwei schwarze Handschuhe waren, die aus irgendeinem schönen, weichen, dünnen Stoff waren, also nicht auf meiner rechten Hand scheuern würden. Ich zog sie über und stellte fest, dass sie da, wo die Knöchel waren, silberne Nieten hatten. Das war irgendwie cool. Aber ob mir so etwas stand, wusste ich nicht, geschweige denn, ob ich der Typ für so etwas war. Sicher, Heavy-Metal-Typen trugen so etwas, aber ich, der an diesem Abend den Softy raushängen lassen würde? Ich weiß ja nicht... „Das ist perfekt“, meinte Kitian. „So kann er sich sehen lassen“, stimmte Carlos zu und nickte. Er sah auf die Uhr und meinte: „Noch zehn Minuten. Kitian, du gehst am besten wieder an deine Arbeit. Und du, Joey, kommst mit mir mit.“ Ich nickte und so folgte ich ihm durch den Backstagebereich. Wir traten schließlich durch eine Tür, die auf den Bereich seitlich der Bühne führte und so nicht vom Publikum gesehen werden konnte. Die Vorhänge waren bereits zur Seite gezogen, sodass ich, wenn ich mich ein wenig verrenckte, sehen konnte, wie viele Zuschauer ich haben würde. Ich wünschte mir auf der Stelle, ich hätte nicht nachgesehen, wie viele Zuschauer ich haben würde, denn es waren höllisch viele. Der gesamte Raum war voller Menschen. Sie drängelten sich regelrecht vor der Bühne und es war kein Quadratmeter mehr frei. Wenn ich mich unter den Menschen in dem Saal befunden hätte, hätte ich vermutlich Platzangst bekommen, so voll war es und das, obwohl ich eigentlich nicht darunter litt. Bei dieser Menge blieb einem einfach nichts anderes übrig. Und sofort kam mein Lampenfieber wieder. Wieso musste ich auch so ein neugieriger Mensch sein? Warum konnte ich nicht einfach meine Neugierde besiegen und nicht immer alles tun, was sie von mir verlangte? War das denn zu viel verlangt? Carlos war bereits auf die Bühne gegangen, um seine Gäste zu begrüßen und sie für mich aufzustacheln. Ich musste wohl recht entgeistert ausgesehen haben, denn als Jonny zufällig an mir vorbei kam, blieb er neben mir stehen. „Lampenfieber?“, fragte er. Ich nickte nur, außer Stande, etwas zu sagen. „Du schaffst das schon. Stell dir einfach vor, die ganze Menge da draußen ist nicht da. Oder wenn das nicht geht, stell sie dir alle in Unterhosen vor.“ Ich wandt meinen Blick von der tosenden Menge vor der Bühne ab und starrte stattdessen Jonny ungläubig an. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er mich sah. „Das hilft, wirklich. Und wenn du so einen hervorragenden Auftritt wie am Mittwoch hinlegst, dann ist die Sache schon so gut wie gegessen.“ Ich wollte eigentlich noch etwas erwidern, doch in diesem Moment hörte ich, wie mich Carlos aufrief. Ich sammelte schnell alles, was ich noch an Mut, Würde und ähnlichen unnützen Gefühlen in mir hatte und stählte mich für die Meute. Dann machte ich mich auf den Weg in mein Verderben. Kurz bevor ich die Bühne betrat, hörte ich noch wie mir Jonny viel Glück wünschte. Statt mich noch einmal umzudrehen oder ihm etwas zu antworten, hob ich einfach meine rechte Hand und machte das Victoryzeichen, denn ich wusste, wenn ich mich noch einmal zu Jonny umdrehen würde, um etwas zu erwidern, würde ich mich anschließend nicht mehr aufraffen können, um den erforderlichen Mut aufzutreiben, den man brauchte, um vor so einer Menge aufzutreten. Als ich auf die Bühne trat, wurde es still in dem Saal. Noch nicht einmal ein Husten war zu hören. War das etwa unheimlich? Nein! Überhaupt nicht! (Sarkasmus lässt grüßen...) „Das ist Joey. Er wird den Rest des Abends für eure Unterhaltung sorgen“, meinte Carlos. Heute Abend glich die Bar eher einer Disko als einem Nachtclub der gehobenen Gesellschaft. Allerdings hatte ich nichts dagegen. Ich fühlte mich in der Umgebung solcher Spießer nicht sonderlich wohl. Da musste ich mich verstellen und musste aufpassen, dass mir nicht aus Versehen ein >Scheiße< oder >Kacke< über die Lippen kam, ganz anders als bei Jugendlichen in meinem Alter. Da konnte ich mich so geben, wie ich war, ohne dass mir das übel genomnen wurde. Ich trat vor und stellte mich neben Carlos, der mir das Mikro reichte, damit ich mich vorstellen konnte. An diesem Abend wagte ich es nicht, ohne Mikro zu singen. Wer wusste schon, ob ich auch den gesamten Raum mit meiner Stimme erfüllen konnte, wenn er voller Leute war. Wer wusste schon, ob meine Stimme nicht eher einem Piepsen glich, weil ich vor lauter Aufregung nichts anderes herausbrachte? Ich schluckte noch einmal, bevor ich mich an die Menge wandte. „Hey Leute! Ich bin Joey und hoffe, dass ich euch angenehme zwei Stunden verschaffen kann.“ Ich sah in die Runde um eventuelle Regungen in den Gesichtern der Meute erkennen zu können. „Aber bevor ich euch ordentlich Feuer unterm Hintern machen kann, muss Carlos von der Bühne.“ Die Menschen schienen nicht ganz sicher zu sein, was sie von der ganzen Situation halten sollten, aber sie nickten mir zustimmend zu. Dann drehte ich mich zu meinem Chef und meinte: „Also, Carlos, hättest du die Freundlichkeit deinen Hintern von der Bühne zu bewegen? Ich kann sonst nicht arbeiten und deine Gäste unterhalten,“ Er zog zwar eine Augenbraue hoch, verschwand dann aber hinter der Bühne. Und schon begann das erste Lied. Ich brauchte nicht einmal das Ende des ersten Taktes abzuwarten, um zu wissen, um welches Lied es sich handelte. An der richtigen Stelle setzte ich ein und erfüllte den ganzen Saal mit meiner Stimme. Die Besucher sahen mich erst ungläubig an – vermutlich hatten sie mir nicht so eine Stimme zugetraut – doch schon bald begannen die ersten zu der Musik zu tanzen. Manche blieben auch einfach auf ihrem Platz stehen und lauschten meiner Stimme, sangen lautlos mit. Schon nach kurzer Zeit tanzten so gut wie alle. Ich traute meinen Augen nicht. Das alles taten sie nur, weil ich hier oben auf der Bühne mehr schlechte als rechte Musik machte? Alles wegen meiner Stimme? Das war doch nicht möglich! Wer wollte sich denn schon zu meiner Stimme bewegen? Das war doch unmöglich! Trotz meines inneren Konflikts schienen sich die Gäste bestens zu amüsieren, und solange das der Fall war, war ich zufrieden und Carlos sicher auch. Nach kurzer Zeit kam ein Mädchen nahe an die Bühne heran. Wenn es hochkam, war sie 16, älter aber nicht. Sie sah mich schüchtern an, ganz so, als würde sie mich etwas fragen wollen, doch anscheinend traute sie sich nicht. Schon nach kurzer Zeit hatte ich mich an das Singen vor so einer gewaltigen Menschenmenge gewöhnt und genoss es nun regelrecht, mich hier oben zu präsentieren. Deswegen konnte ich es mir auch nicht verkneifen und lächelte und sang sie an. Das Mädchen wurde rot, ganz so, als wäre ihr das mehr als nur peinlich. Das war schon irgendwie niedlich. Vor allem, da ihr der Rotton gut stand und gut mit ihren braunen Haaren harmonierte. Als sie kurz aufsah, konnte ich außerdem erkennen, dass sie braune Augen hatte. Zwar nicht ganz mein Typ, aber trotzdem niedlich. Sofort, als sie bemerkte, dass sie mir in die Augen sah, richtete sie ihren Blick wieder zu Boden. Als das Lied zu Ende war, kniete ich mich zu ihr herunter und fragte sie, ohne ins Mikro zu sprechen: „Was ist denn?“ Ihre Errötung nahm noch ein wenig zu und sie sah wieder auf. „Ich wollte dich fragen, ob du für mich >If you believe< von Sasha singen könntest?“ Ich zog eine Augenbraue hoch, denn immerhin war das ein ziemlich langsames Lied und man konnte eigentlich nicht sehr gut dazu tanzen, außer eng umschlungen wie Liebende es taten. Wollte sie etwa mit ihrem Geliebten dazu tanzen? Oder hatte sie keinen und sie hoffte, dass sie sich bei diesem Lied einen angeln konnte? Sofort schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Sie lief noch röter an. Langsam konnte sie echt einer Tomate Konkurrenz machen. Sie senkte den Blick wieder. Anschenend hatte ich genau den Grund für ihre Anfrage erraten. Mein Grinsen wurde breiter. „Mal sehen, ich frage mal.“ Damit stand ich wieder auf und fragte ins Mikro: „Jonny, hast du >If you believe< von Sasha?“ Dabei sah ich in den Backstagebereich, den man von unten – vor der Bühne – nicht sehen konnte. Jonny stand nämlich gut versteckt hinter der Bühne und kümmerte sich um die Musik. Die Menge auf der Tanzfläche fing an zu tuscheln und schien sich ebenfalls Gedanken zu dem Mädchen zu machen, denn anscheinend war es für sie klar, dass sie danach gefragt hatte. Jonny sah auf und nickte in meine Richtung. „Muss es aber erst noch suchen“, formte er mit den Lippen. Mein Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt noch ging. Ich nickte. Damit konnte ich leben, und sie sicher auch. Bevor ich also >If you believe< singen konnte, musste ich erst noch ein anderes Lied singen, denn der Song stand nicht auf der Liste der Lieder, die ich heute Abend performen sollte. Als ich jedoch mit dem Lied fertig war, lief auch gleich das nächste und ich musste wieder grinsen, denn es war tatsächlich >If you believe<. Die Zeit, bevor ich einsetzen musste, suchte ich mit meinen Augen in der Menge nach dem Mädchen, das mich danach gefragt hatte. Immerhin wollte ich den Grund erfahren, warum ich das Lied singen sollte. Viele der Besucher gingen von der Tanzfläche herunter oder setzten sich auf eine der Sitzgruppen am Rand, denn anscheinend wollten sie nicht danach tanzen oder wollten es einfach nur genießen. Ich entdeckte das Mädchen, als ich anfangen musste zu singen. Sie stand vor einem Jungen, der auf einem der Sessel saß und sprach ihn stotternd an, denn dass sie stotterte, konnte man ihr deutlich ansehen. I know it`s not a game to play your eyes they show no fear I burn inside and cannot wait to be the man that feels your body close is here to set you free to hold you near and satisfy your needs Vermutlich fragte sie ihn gerade, ob er mit ihr tanzen wolle. Ganz nah an ihrem Körper. Und genau das war der Grund, warum ich dieses Lied singen sollte. Anscheinend ließ er sich nicht zweimal fragen – jedenfalls nicht von diesem Mädchen – denn er stand sofort auf und folgte ihr auf die Tanzfläche. You shiver as I touch your neck and slowly close your eyes I can`t resist you even if I try we both surrender to the touch as we lay there side by side and everything around us disappears Vorsichtig legte der Junge seine Arme um sie und sie fingen an sich langsam zu bewegen. Sie legte ihre Hände in seinen Nacken. If you believe in love tonight, I`m gonna show you one more time If you believe then let it out , no need to worry there`s no doubt If you believe, if you believe, if you believe, then let it out Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen, als ich sah, dass sich das Mädchen immer dichter an den Jungen presste. Der schien nichts dagegen zu haben, festigte eher seinen Griff um sie noch. As you run your fingers through my hair your lips come close to mine the tension becomes more that I can bear then you wrap your arms around me and I feel your every move this feeling could now lead us anywhere now we leave the world behind us this moment we both share, just you and me, that how is meant to be I never wanted you so much I feel your every breath- as you gently whisper in my ear Das Mädchen beugte sich zu dem Jungen hoch und flüsterte ihm auch etwas ins Ohr, genau wie in dem Lied. Was, das konnte ich mir nur denken. Aber sicher etwas ähnliches wie in dem Lied. lf you believe in love tonight I’m gonna show you one more time lf you believe then let it out No need to worry there’s no doubt lf you believe, if you believe If you believe then let it out lf you believe in love tonight lf you believe in love tonight Im gonna show you one more time Show you one more time lf you believe then let it out No need to worry there’s no doubt lf you believe, if you believe Don’t worry you gotta let it out babe you gotta let it out babe Dann ließ ich das Lied ausklingen und sah weiter auf das Paar, das schon das gesamte Lied lang meine Aufmerksamkeit hatte. Und dann tat sich doch tatsächlich etwas bei den beiden. Der Junge beugte sich zu dem Mädchen hinunter und küsste sie. Das Mädchen riss erst überrascht ihre Augen auf, schloss sie dann jedoch und genoss den Kuss. Ich musste lächeln. Hatte ihre Taktik also funktioniert. Als die beiden sich wieder losließen und sich verliebt in die Augen sahen, fingen die Leute um sie herum an zu klatschen. Anscheinend hatten auch sie mitbekommen, was da ablief. Das Mädchen wurde wieder rot. Mein Lächeln wechselte zu einem Grinsen. Das Mädchen war wirklich niedlich. Der Junge hatte eine gute Wahl getroffen. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich feststellte, dass ich einer der Hauptbeteiligten war, die bei dieser Geschichte helfend unter die Arme gegriffen hatten. Fast musste ich lachen, konnte es mir jedoch noch verkneifen. Ich war hier in diesem Club also nicht nur Sänger, sondern auch Kuppler. Bei dieser Vorstellung musste ich wieder grinsen. Das war schon eine komische Vorstellung. Der große Joey Wheeler, der sich eigentlich eher prügelte als so einen Mädchenkram zu machen, fing an zu kuppeln, um anderen in ihrem Liebesglück zu helfen. Ich musste auf den Kopf gefallen sein, denn früher hätte ich das 100-prozentig nicht getan. Ich war erst so geworden, als ich Yugi und den Rest kennen gelernt hatte. Sie verweichlichten mich. Aber was solls? Ich konnte damit recht gut leben, machte immerhin Spaß. Der weitere Abend verlief eigentlich recht ereignislos. Ab und zu kamen allerdings ein paar Menschen zu mir, um ihre Musikwünsche zu äußern. Anscheinend waren sie durch das schüchterne Mädchen ermutigt worden. Allerdings kam kein weiteres langsames Lied vor. So, wie es aussah, brauchte kein weiterer die professionelle Hilfe des Beziehungspsychologen Joey Wheelers. Erst, als ich mein letztes Lied für diesen Abend singen sollte, geschah wieder etwas nicht vorhergesehenes. Kitian hatte sich zu der Bühne durchgeschlagen und stand nun vor mir. Ich kniete mich zu ihr herunter und fragte sie: „Na, brauchst du professionelle Hilfe von mir, um dir einen Typen zu krallen?“ Ich grinste sie an. Sie grinste zurück und schüttlete den Kopf. „Nein, so schüchtern wie das Ding von vorhin bin ich nicht. Aber hast du hervorragend gemacht. Immerhin sollst du die Menschen unterhalten und sie zum Wohlfühlen bringen. Da gehört kuppeln auch zu.“ „Gut, wenn du also nicht meine Hilfe brauchst, was willst du dann von mir?“, fragte ich neugierig. Hatte ich nicht vorhin gelernt, dass es ganz schlecht für mich war, wenn ich meiner Neugierde nachgab? Hatte ich nicht gelernt, dass ich das auch gar keinen Fall machen durfte? Und was machte ich hier? Ich gab ihr schon wieder nach! Das würde sicher noch mal irgendwann mein Verderben sein! Nun grinste sie schelmisch. „Wie wärs, wenn du ohne Mikro singst? Und ohne Begleitung? Du hast mich bis jetzt echt überzeugt. Alles, was Jonny über dich gesagt hat, war wahr. Jetzt musst du mir nur noch zeigen, dass du es auch ohne Mikro und alles kannst.“ Ich schüttlete energisch den Kopf und meinte: „Ich glaube nicht, dass ich das kann. Immerhin war bei meinem Vorsingen der Saal so gut wie leer. Jetzt ist er so gut wie voll. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Außerdem glaube ich nicht, dass das die Gäste gut finden würden.“ In ihren Augen glitzerte es seltsam und kombiniert mit dem Grinsen war mir das irgendwie unheimlich. „Frag sie doch. Wenn sie ablehnen, dann singst du dein letztes Lied mit Musik, wenn nicht, dann singst du es ohne.“ Ich sah sie skeptisch an, erhob mich dann aber und sah das Publikum an, das schon langsam anfing zu tuscheln. Es fragt sich sicherlich, was ich da mit dieser Frau zu besprechen hatte. Dann fragte ich es in das Mikrofon sprechend: „Ich singe jetzt mein letztes Lied für heute Abend. Deswegen hat mich meine liebe Arbeitskollegin Kitian hier“-ich deutete auf sie-„gefragt, ob ich das nächste Lied ohne Mikro und Musik singen würde. Da ich aber nicht weiß, ob ihr das wollt, wollte ich euch vorher fragen.“ Das Tuscheln wurde lauter. Anscheinend hatten sie nicht mit so etwas gerechnet. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sie überlegten, wie schwer es sein musste, den gesamten Raum mit seiner Stimme auszufüllen. Ich hoffte, dass sie Kitian widersprechen würden, denn ich wusste nicht, ob ich das wirklich schaffen würde. Es war immerhin ein gewaltiger Unterschied, einen leeren Raum mit seiner Stimme zu erfüllen als einen vollen. Ich seufzte. Womit hatte ich so etwas nur verdient? „Also, soll ich ohne Mikro und Hintergrundmusik singen?“, fragte ich. //Bitte, lass sie nein sagen. Bitte, lass sie nein sagen!!!// Das Publikum brach in Gegröle aus. Schock! Mir bleib fast das Herz stehen! War das jetzt eine Zustimmung? Hatten die überhaupt eine Ahnung, wie anstrengend so etwas war? Das ging auf die Stimme! Und außerdem brauchte ich meine Stimme morgen auch noch! Und dann hörte ich eine Art Sprechgesang: „Ohne Mikro! Ohne Mikro!“ Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Kitian grinste mich von vor der Bühne an. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann hätte ich jetzt nicht ohne singen müssen! Das würde Rache geben, aber sowas von! Ich wusste zwar noch nicht, wie ich das anstellen sollte, aber die würde mir nicht ungeschoren davon kommen, so viel war sicher! Ich steckte das Mikro also in seine Halterung und wartete darauf, dass es sich wieder beruhigte. Während ich wartete, sah ich wieder zu Jonny hinüber. Der sah zurück und grinste. Dann zeigte er mir einen Daumen nach oben und formte mit den Lippen: „Du schaffst das schon!“ Das sagte sich so einfach. Aber das war es nicht. Hatte der schon mal versucht, einen ganzen Raum mit seiner Stimme zu erfüllen? Sicher, wenn man schrie war das einfach, aber wenn sich das noch nach einigermaßen gutem Gesang anhören sollte, dann war das gar nicht so einfach! Die hatten ja alle keine Ahnung! Ich sah ihn noch einmal an und er formte mit den Lippen den Titel des Liedes, das ich singen sollte. Ich seufzte und sah meinem Untergang entgegen, denn die Besucher hatten sich mittlerweile beruhigt und warteten gespannt darauf, dass ich anfing. //Komm, Joey, je eher du das hinter dich bringst, desto eher hast du es hinter dir.// Mit diesem Gedanken holte ich ein letztes Mal tief Luft und fing an. Die Zuschauer schienen geplättet zu sein, denn ganz vielen stand der Mund offen. Innerlich musste ich grinsen. Jetzt mussten sie aufpassen, dass ihnen nicht eine Fliege in den Mund flog. Anscheinend hatten sie nicht mit so einer Stimme meinerseits gerechnet. Ich schaffte es doch tatsächlich, sogar den weitentferntesten Winkel des Saales zu erfüllen. Schon bald holten einige der Gäste Feuerzeuge heraus und begannen sie im Takt meines Liedes mitzuschwenken. Ging es denen noch ganz gut? Was würden sie machen, wenn der Club anfangen würde zu brennen? Carlos wäre sicherlich nicht sehr begeistert, wenn er das sehen würde. Die taten ja geradezu so, als wenn ich ein berühmter Popstar wäre! Und das war ich definitiv nicht! Ich verdiente mir hiermit nur ein wenig Taschengeld, mehr nicht. Als ich das Lied beendete, war es zuerst ganz still in dem Raum, doch schon nach kurzer Zeit brach das Publikum in haltloses Klatschn und Beifallrufen aus. Einige fingen sogar an „Zugabe“ zu schreien, was von den anderen aufgenommen wurde, sodass der ganze Club erbebte. Das war sicherlich noch in dem Gebäude negenan zu hören... Ich ging zurück zu meinem Mikro und sprach hinein: „Das wird aber jetzt nicht jeden Abend so“-ich grinste-„das geht nämlich unwahrscheinlich auf die Stimme.“ Die Beifallrufe wurden jedoch nicht weniger, sodass sich Jonny ihnen erbarmte und ein neues Lied auflegte, dass ich auch gleich sang. Eigentlich hätte ich ja einen Song ohne Musik und Mikro singen müssen, aber da ich meine Stimme morgen Abend auch wieder brauchen würde, wollte ich ihr lieber nicht mehr zutrauen, als unbedingt nötig war. Als ich auch dieses Lied beendet hatte, wollten die Gäste zwar, dass ich noch eine Zugabe sang, doch ich lehnte ab. „Morgen Abend bin ich auch wieder da. Wenn ihr Lust habt, kommt doch wieder vorbei. Und wenn ihr schon dabei seid, dann bringt doch auch gleich ein paar Freunde mit“-mir war schon klar, dass es eigentlich keinen Platz für weitere Zuschauer gab, aber Werbung machen durfte ich ja wohl-„sagt ihnen, dass hier ein ganz toller, unwahrscheinlich gutaussehender, junger Mann singt. Wir sehen uns hoffentlich morgen.“ Ich schenkte meinem Publikum noch ein letztes freches Grinsen, bevor ich im Backstagebereich verschwand. „Deine Stimme ist einfach nur geil! Kommst du auch mal zu meinen Privatpartys, um da ordentlich Stimmung zu machen?“, wurde ich von Kitian begrüßt. Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Weiß nicht. Muss ich mir mal überlegen. Kommt drauf an wann.“ Wieder grinste ich. Kitian wollte etwas sagen, doch Carlos kam angerauscht. Der schien nicht sehr begeistert zu sein, denn er starrte mich ohne auch nur eine Gefühlsregung zu zeigen an. „W...Was? Ha... Hab ich was falsch gemacht?“, fragte ich verunsichert. Hallo? Wann war ein Joey Wheeler verunsichert? Das war er noch nicht mal in Kaibas Umgebung, bzw. wenn er es war, dann ließ er es sich nicht anmerken. „Du warst...“, fing er an. Ja? Ja?? Was war ich denn? Grottenschlecht? Er konnte es mir ruhig sagen. Ich würde es schon verkraften. „...ganz gut.“ Ich starrte ihn ungläubig an. Ganz gut? Mehr nicht? „Wir werden sehen, wie viel morgen los ist.“ Ich starrte ihn weiterhin ungläubig an. Hallo? Das Publikum wollte ne Zugabe von mir haben! Sogar eigentlich noch eine zweite! Und was sagte der? Der sagte, ich wäre „ganz gut“. Das war ja fast so schlimm wie wenn man versuchte vor Kaiba zu prahlen. Der wertete das, was man gut konnte, auch erst mal ne Runde ab. Er konnte es einfach nicht anerkennen, dass auch andere in etwas gut waren. Kapitel 3: Der zweite Auftritt ------------------------------ Am nächsten Morgen wachte ich erst spät wieder auf. Ich war noch etwas länger geblieben, um mich unters Volk zu mischen und um mich auch ein wenig zu amüsieren, schließlich hatte ich da auch ein Recht drauf, erst recht, wenn ich mit meiner Arbeit fertig war. Ich wurde von den Gästen erkannt – das wäre wohl auch ein wenig seltsam, hätten sie den Typen nicht erkannt, der den gesamten Abend erhöht auf einer Bühne stand und so aus der Masse hervorstach. Die Mädchen schlugen sich praktisch um mich – bis natürlich auf das eine, das durch meine Hilfe zu ihrem Freund gekommen war. Die kam nur mit ihrem neuen Freund händchenhaltend zu mir und bedankte sich bei mir schüchtern, stotternd und mit dem Blick auf den Boden gerichtet. Ich lachte laut auf und meinte, dass ich das gerne getan hätte. Daraufhin sah sie mir ins Gesicht und lächelte mich an. Dieses Lächeln erwärmte mein Herz, obwohl ich nichts von diesem Mädchen wollte. Ich freute mich für sie, immerhin hatte sie ab diesem Abend eine geliebte Person, die mit ihr durch dick und dünn ging. Sie verschwand wieder mit ihrem Freund in der Menge, nachdem sie sich bedankt hatte. Ich glaubte, ich hatte mit so gut wie jedem Mädchen getanzt, das diesen Adend in der Disko war. Kaum eines von ihnen sah ich länger als einen Tanz, danach wurde ich dem Mädchen, mit dem ich gerade getanzt hatte, geradezu krampfhaft aus den Armen gerissen – das tat ziemlich oft weh, aber auf meine Gefühle wurde hier wohl nicht geachtet, hauptsache, die Mädchen bekamen, was sie wollten. Es ging hier ja auch nur um mich. War ja egal, wenn ich bei einem Kampf zwischen zwei Mädchen, die sich um mich stritten, in der Mitte auseinanderriss, wenn die eine mir an meinem einen Arm zerrte und die andere an meinem anderen. Selbst Kitian hatte einmal mit mir getanzt – sie ließ es sich anscheinend nicht nehmen – und meinte währenddessen, dass ich es echt super gemacht hätte und mir die Worte Carlos’ nicht so zu Herzen nehmen sollte. Er vergab nur sehr selten Lob. Anscheinend war er nicht der Typ dafür. Es blieb allerdings bei diesem einen Tanz, da sie eigentlich arbeiten musste und sie nicht von Carlos erwischt werden wollte, wie sie sich darum drückte. Als sie wieder gegangen war, stritten sich wieder die anderen Mächen um mich, und immer, wenn ich mit einer von ihnen tanzte, zerfloss sie beinahe bei mienem Anblick und himmelte mich einfach nur an. Trotz des Streits der Mädchen um mich, genoss ich es, einmal in meinem Leben im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn die Mädchen einem schon irgendwie auf die Nerven gehen konnten, weil sie echt nichts anderes machten, als mich anzuschmachten. Ich konnte noch nicht einmal ein anständiges Gespräch mit einer von ihnen führen, weil es irgendwann immer darauf hinauslief, dass ich einfach nur – Achtung, ich zitiere – „himmlisch“, „göttlich“ oder der gleichen war. Einige von ihnen boten mir sogar an, mit ihnen nach Hause zu gehen. Wäre ich einer dieser notgeilen Typen, die immer in den Nachrichten auftauchten, weil sie arme, kleine, schutzlose Mädchen vergewaltigten, wäre ich sicherlich mit ihnen gegangen, doch da ich ein anständiger, junger Mann war, lehnte ich immer höflich ab. Ich schenkte ihnen ein Lächeln oder ein Grinsen und entschuldigte mich bei ihnen. Es würde nicht an ihnen liegen, doch ich würde auf die richtige warten und bis dahin würde ich nicht mit jeder in die Kiste springen. Als ich ihnen das sagte, wurde ihre Anhimmelung für mich nur noch größer. Einige sagten, ich wäre einfach der beste Typ, dem sie jemals begegnet wären, andere sagten, ich wäre so verantwortungsvoll und schmolzen dahin, wieder andere schafften einfach nicht mehr als ein „süß“ zu hauchen. War ich ein Popstar oder was? Ich musste wirklich ein gutaussehender, junger Mann sein (guck mal in den Spiegel, dann siehtst du, wie gut du aussiehst!), wenn die mich so anhimmelten. Das war ja schon fast unheimlich. Ich blieb noch eine Weile liegen und ließ den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Irgendwie war es lustig gewesen, wie mich die Mädchen anschmachteten. Und das würde jetzt erst einmal so weiter gehen, denn ich war ja fest angestellt bei Carlos und würde so gut wie jeden Abend bei ihm singen. Und die Mädchen wären Wachs in meinen Händen. Ich wagte zu bezweifeln, dass sich die vielen Mädchen an meine regelmäßigen Auftritte gewöhnten, dazu war mein erstes Auftreten einfach zu imposant gewesen. Ich glaubte nicht, dass sie meiner irgendwann überdrüssig wurden. Immerhin sah ich anscheinend gut aus und konnte zudem noch gut singen. Wann erlebte man so eine – konnte ich mich selbst als Sexbombe bezeichnen? – schon mal live, außer auf derbe überteuerten Konzerten von irgendwelchen Popstars? Ich stand auf und machte mich langsam für den Tag fertig. Duschen würde ich mir für heute Abend aufbewahren, immerhin wäre es sehr verschwenderisch, wenn ich zweimal am Tag duschen würde. Ich versuchte zu mir selbst zu sprechen – das hört sich jetzt verdammt nach einem Selbstgespräch an, aber ich wollte nur testen, wie es meiner Stimme ging, immerhin war ich es nicht gewohnt, ganze zwei Stunden am Tag zu singen, laut zu singen. Zu meinem Pech war ich doch ein wenig heiser. Das musste ich bis heute Abend aber in den Grifff bekommen haben, schließlich musste ich da wieder arbeiten und wenn ich da mit nicht vorhandener Stimme auftauchte, wäre das nicht sehr gut. Ein Sänger ohne Stimme ist schließlich so wie Fahrrad ohne Rad, er war vollkommen abhängig von seiner Stimme, genauso wie das Fahrrad abhängig von seinen Rädern war. Verschlafen schlurfte ich also in die Küche und machte mir einen heißen Tee, in der Hoffnung, der Tee würde meiner leicht angeschlagenen Stimme Linderung verschaffen. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, faul rumzuliegen und nichts zu tun. Mein Vater war verschwunden, verschollen, sodass ich keine Angst haben musste, dass er mich wieder schlug oder dass er mich andernweitig störte. Als es dann langsam wieder Abend wurde, duschte ich mich. Meine Stimme hatte sich wieder erholt – hab ja schließlich den ganzen Tag nicht geredet (warum auch? Er ist ja die ganze Zeit nur mit sich selbst zu Hause gewesen). Dann machte ich mich fertig, zog allerdings andere Sachen an als getern und machte mich dann langsam auf den Weg zu dem Club. Ich konnte es mir schließlich nicht leisten, wenn ich zwei Tage lang das gleiche Outfit anhatte, jedenfalls nicht, wenn es meine Arbeit anging. Ich musste meinen Gästen Abwechslung bieten, sonst wäre das ja langweilig. Da ich mir diese Mal mehr Zeit ließ als beim ersten Mal, kam ich erst nach einer guten Dreiviertelstunde an. Aber ich hatte ja auch Zeit, also, warum sollte ich mich beeilen? Das hatte ich nicht nötig – es sei denn, es war morgens vor der Schule, aber das tat jetzt nichts zur Sache... Vor dem Club war schon wieder herber Andrang, doch den ignorierte ich – schließlich hatte ich ja nichts mit ihm zu tun, jedenfalls noch nicht – und ging zum Hintereingang. Dort traf ich auf einen mir unbekannte Mann, den ich auch gleich ansprach: „Was machen sie da?“ Er drehte sich um und sah mich an. Er hatte lilane Haare und um seine Stirn war ein Band gewickelt, das seine Haarpracht zurückhielt. Seine grauen Augen flogen über meinen gesamten Körper und musterten ihn ausgiebig. Mir lief ein Schauer über den Rücken, zu Recht, denn er war auch noch größer als ich und mir fiel sofort sein durchtrainierter Körper auf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er würde mich mit seinen Blicken ausziehen, sehr unangenehm, jedenfalls wenn das von einem mir vollkommen unbekannten Typen kam. Dann blieb er an meinen Augen hängen. Ich wollte eigentlich meinen Kopf abwenden, doch aus einem mir unbekannten Grund schaffte ich es nicht und sah ihm weiter in diese seltsam grauen Augen. „Ich will da rein. Ist doch logisch, wenn man da drinnen als Barkeeper zu arbeiten hat, oder nicht?“ Ich traute dem Kerl kein Stück. Vielleicht wollte er ja auch einbrechen oder kostenlos in den Club kommen. Wer wusste das schon bie der Kriminalität, die heuzutage auf den Straßen herrschte? „Du kannst mir ruhig trauen, Joey. Warum sollte ich sonst hier hinten sein?“, fragte er mich. Ich wollte gerade etwas giftiges erwidern, als mir etwas auffiel. Woher, zum Henker, kannte der meinen Namen?! Das war jetzt doch mehr als nur unheimlich. Konnte der Gedanken lesen oder was? Machte der einen auf Hobbyzauberer? Auf einmal fing mein gegenüber an zu lachen und meinte: „Du solltest mal dein Gesicht sehen! Zum Wegschmeißen! Ich bin Toshie, der Barkeeper.“ Er reichte mir seine Hand, die ich argwöhnisch musterte, ihm dann in die Augen sah und fragte: „Woher kennst du meinen Namen?“ Das ich ihn gerade gedutzt hatte, bemerkte ich gar nicht, zu groß war mein Misstrauen. Wieder lachte er laut. „Na hör mal! Ich war gestern auch da. Ich hab deine grandiose Show miterlebt und hab nebenbei allen, die etwas zu trinken haben wollten, etwas gemixt.“ „Ach tatsächlich? Wo haben wir denn eine Bar?“, fragte ich, vollkommen vergessen habend, dass wirklich eine existierte. Toshie lachte wieder laut. „Na, du bist mir ja einer! Auf der rechten Seite, wenn man durch den Flur am Haupteingang kommt. Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du die nicht gesehen hast, oder? Ich meine, du hast doch sogar die Mädchen gestern ganz oft ganz nah an ihr vorbeigeführt.“ Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Wie konnte man nur so blöd sein? Ich meine, ich hatte sie doch sogar schon gesehen, als ich mein Vorstellungsgespräch hatte. Und gestern war ich wirklich ein paar Mal an ihr vorbeigekommen. Mir war sogar so, als wenn mich immer wieder die gleichen Augen in der Gegend angesehen hatten, sicher war ich mir aber nicht. Ob das Toshies Augen gewesen waren? Ich meine, so wie der mich gerade gemustert hatte? Ob der schwul war? Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, aber dann musste ich mich wohl oder übel vor ihm in Acht nehmen, wenn er mich wirklich gerade gedanklich ausgezogen hatte, immerhin wollte ich nicht als >Nachtisch< für ihn enden. Man konnte immerhin nie wissen, vor allem nicht, wenn der ebenso begeistert wie die ganzen Mädchen gestern von mir gewesen waren. „Stimmt, da war ja was!“, meinte ich. Wieder lachte er und sagte: „Siehst du? Ich hab dir doch gesagt, dass da ne Bar ist.“ Er hielt mir erneut die Hand hin. Ich musterte sie zwar wieder misstrauisch, doch dieses Mal griff ich zu. Fehler, wie ich gleich merkte, denn er zog mich zu sich heran, nur um mich gleich darauf gegen die Tür zu drücken und meine Arme über meinem Kopf festnagelte. Was fiel dem ein?! Ich starrte ihn mit weit aufgerissenen, angstgeweiteten Augen an. Er kam meinem Gesicht mit seinem immer näher. Er hielt ein paar Zentimeter, bevor wir uns berührten, an und flüsterte: „Du bist echt süß.“ Was? Hatte ich da eben richtig gehört?! War er also wirklich schwul! Dann war das hier gerade mehr als nur gefährlich für mich (tatsächlich? Wie kommst du denn darauf? Man könnte meinen, dass das eine Pose wäre, die ihr jeden Tag macht). Er war also tatsächlich so begeistert wie die ganzen Mädchen von mir, wenn nicht sogar noch mehr. „La... Lass mich los“, stotterte ich mehr als nur eingeschüchtert. Ich wollte hier ganz schnell weg! Was fiel dem ein? Immerhin hatte ich nicht das Bedürfnis, mich hier von irdendsonem Kerl abknutschen zu lassen, den ich gerade mal fünf Minuten kannte, wenn es hochkam. „Wieso denn? Es ist doch gerade so schön“, erwiderte Toshie. Gerade, als er mir wieder näher kommen wollte, um mich zweifelsohne zu küssen, hörte ich eine mir nur zu bekannte, weibliche Stimme: „Toshie, lass Joey in Ruhe! Du machst dem armen Jungen Angst.“ Er entfernte sich wieder ein Stück von mir, sodass ich nun auch einen Blick auf meine Retterin werfen konnte. „Och, Kitian! Gerade, wos so schön war“, quängelte er. Er hörte sich fast wie ein überdimensional großen Kleinkind an. Doch er tat, wie ihm geheißen, dem Himmel sei Danke! Wer weiß, wo das geendet hätte, wenn Kitian nicht gekommen wäre... //Ok, Joey, diesen Gedanken führst du jetzt nicht weiter...//, dachte ich mir. //Das endet nur in irgend einer richtig ekligen Situation und das brauchst du nicht.// „Immer musst du stören!“, empörte er sich weiter. „Ich will nur nicht, dass du unserem neuen Gesangstalent einen Schock fürs Leben verpasst. Er muss heute Abend schließlich noch singen.“ Dann wandte sie sich an mich: „Das macht er mit jedem Neuling.“ Ich hatte mich währenddessen wieder einigermaßen gefangen und fragte: „Bei dir auch?“ Sie nickte. „Und was hast du gemacht, um ihn wieder los zu werden?“ Ein fieses Grinsen schlich sich auf ihre Züge. „Ich hab ihm dahin getreten, wos wehtut.“ Ungläubig sah ich sie an. „Ja, den Tritt spür ich heute noch“, meinte Toshie wehleidig. Ich schüttlete nur den Kopf. In was für einem Laden war ich hier nur gelandet? Was für Idioten liefen hier nur rum? Wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, wie der Nachtclub von innen aussah, würde ich meinen, dass es sich hierbei um ein Irrenhaus handeln würde... Dann wurde ich unsanft aus meinen Gedanken geholt, denn Toshie verpasste mir einen ordentlichen Schlag auf meine Schulter. „Nimms mir nicht übel, aber ich kanns mir einfach nicht verkneifen. Das ist jedes Mal wieder lustig.“ Ich sah zu ihm auf und konnte mir eine Frage nicht verkneifen: „Das heißt, du bist nicht schwul?“ Innelich scholt ich mich selbst, denn immerhin hatte ich doch schon gelernt, dass Neugierde seeeeehr schädlich für mich sein konnte. Toshie sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Irgendwie war mir das unheimlich. Er versuchte schon wieder, mich mit seinen Blicken auszuziehen. War der Typ wirklich so notgeil oder kam mir das jetzt nur so vor? Ich meine, wer könnte es mir schon verübeln? Immerhin hatte er mich gerade noch ziemlich eingeschüchtert. „Vielleicht“, meinte er. Häh? Was sollte das denn heißen? Wusste der Kerl nicht, ob er schwul war oder was? Das wurde ja immer verrückter hier! Vielleicht war ich doch in einem Irrenhaus gelandet... Das ich mit Toshies Antwort überfordert war, musste mir wohl ins Gesicht geschrieben stehen, denn Kitian meinte: „Ab und zu mal. Das kommt immer auf seine emotionale Stimmung an. Dann hat er entweder nen Freund oder ne Freundin.“ Langsam merkte ich, dass Toshie eine seeeeeeehr seltsame Person war. „Das heißt, ich muss mich doch vor ihm in Acht nehmen?“, fragte ich unsicher. Kitian nickte energisch mit dem Kopf. „Zumal du voll sein Typ bist.“ Warum eigentlich immer ich? Warum musste immer ich so ein verkorkstes Leben haben? Warum konnte ich nicht einfach irgendein süßes Mädchen anziehen, dass mir vollkommen ergeben war und dem auch ich ergeben war? Aber nein! Stattdessen zog ich einen Typen an, der nicht wusste, ob er nun hetero oder homo war! Was eine verquere Welt! „Warum eigentlich immer ich?“, rutschte es mir dann heraus. Zwei Paar Augen musterten mich interessiert. „Wie, warum immer du?“, fragte Kitian nach. Verlegen sah ich weg. Warum war mir das jetzt schon wieder rausgerutscht? „Naja, wisst ihr, ich führe ein etwas verkorkstes Leben, das größtenteils nicht ganz so läuft, wie ich das will.“ Toshie wollte schon nachhaken, doch Kitian hielt ihn davon ab, indem sie fragte, wie lange wir eigentlich noch hier draußen gedachten herumzustehen. Anscheinend hatte sie bemerkt, dass ich nicht weiter darüber sprechen wollte. Als wir drinnen waren, fragte ich die anderen beiden: „Warum seid ihr eigentlich erst so spät hier? Ich meine, der Club hat doch schon seit ein paar Stunden offen, oder nicht?“ „Unsere Schicht fängt erst jetzt gleich an. Zusammen mit deiner wohlgemerkt“, erklärte Toshie. Oh nein! Ich musste also diesen Abend mit einem Verrückten verbringen? Das konnte doch nicht gut ausgehen! Innerlich ließ ich den Kopf hängen und fragte mich, wer mich eigentlich hasste, dass ich mit so einem seltsamen Leben bestraft war. Es war kurz vor neun. Das Publikum wurde schon langsam unruhig. Ich lugte schon einmal in den Saal hinein. Das gabs doch nicht! Er schien tatsächlich noch voller als gestern zu sein! Und das war ziemlich schwierig, weil wie gesagt, da die Leute gestern schon dicht an dicht standen, stapelten sie sich heute schon fast. Ob die alle nur wegen mir hier waren? Anzunehmen. Warum sollten sie denn auch sonst hier sein? Mal von der tollen Atmosphäre und so abgesehen. Die mussten wirklich begeistert von mir sein, anders konnte ich mir das nicht erklären. Als es dann um neun war, wartete ich darauf, dass Carlos mich wieder ankündigte, doch das geschah nicht. Stattdessen verpasste mir jemand oder etwas einen Schubser, sodass ich auf die Bühne stolperte. Ich sah mich wütend um, das hätte ja schließlich auch schief gehen können – ich hätte mir irgendwas brechen können – und ich hätte mich erst mal wahrscheinlich schön der Länge nach hingelegt. Das wäre dann DER Lacher schlechthin für diesen Abend gewesen. Vermutlich hätten mich die Besucher dann nicht mehr ansehen können, ohne sich ein Grinsen verkneifen zu müssen. Doch als ich meinen Chef hinter mir erkannte, wechselte mein Gesichtsausdruck von wütend zu verwirrt. Was sollte das werden? Er machte mir mit einer Geste verständlich, dass ich weiter auf die Bühne gehen sollte. Heute hatten die doch alle etwas genommen, oder? Oder warum benahmen sich ausnahmslos alle komisch? Gut, begrüßte ich das ungeduldige Publikum also selbst. Ich ging gemächlich weiter bis an den Rand der Erhebung zu meinem Mikro, nahm es in die Hand und sprach hinein: „Hey, Kumpels. Einige von euch waren ja schon gestern hier. Die begrüße ich ganz herzlich wieder hier. Die unter euch, die heute das erste mal hier sind, begrüße ich natürlich auch ganz doll und stell mich extra für euch noch mal vor. Ich heiße Joey und bin heute Abend euer Entertainer. Mein Boss war zu faul, um sich blicken zu lassen, deswegen sage ich heute Abend mal >Hallo< zu euch. Naja, eigentlich steht er hinter der Bühne und versucht gerade mich mit seinem Blick zu töten, aber naja, lassen wir das.“ Gelächter war zu hören, als ich erwähnte, dass Carlos gerade versuchte, mich mit seinen Augen zum Schweigen zu bringen. „Und jetzt, ohne lange drum herum zu reden, wünsche ich euch viel Spaß.“ Mit diesen Worten fing das erste Intro an und ich ließ meine Stimme hören. Schon bei dem ersten Lied war der Teufel in der Disko los. Jeder tanzte ausgelassen, egal, ob er das nun konnte oder nicht – bei einigen sah es sehr seltsam aus, was sie als Tanzen bezeichneten – aber das war ja egal, hauptsache, sie hatten ihren Spaß – und ich den meinen, indem ich den weniger begabten unter ihnen zusah und mir ein Grinsen wegen ihrer Unfähigkeit verkniff. Ich hatte bereits drei, vier Songs hinter mir, als ich zufällig zum Eingang hinüber sah, während ich meinen Blick durch die Disko schweifen ließ. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte da nicht wirklich gerade einen, nein, sogar zwei Strubbelköpfe gesehen, oder? Und auch nicht so eine fiese Geltolle, oder? Und auch nicht so einen fiesen Pagenkopf, oder? Und erst recht nicht einen wießen Haarschopf, der eher einem Wischmop glich als Haaren, oder? Doch als sich die Menge kurz teilte, konnte ich einen guten Blick auf meine Freunde werfen, die sich gerade hitzig unterhielten. Womit hatte ich das denn jetzt schon wieder verdient? Dass mich meine Freunde unbewusste bei der Arbeit besuchten? Noch hatten sie mich nicht gesehen. Ein fieses Grinsen setzte sich auf meinem Geischt fest. Rache – für ihren wie gesagt, unbewussten und ungewollten Besuch – war süß. Was ein Zufall, dass ich mein Lied gerade beendet hatte. Mein Grinsen wurde noch breiter. Da sie mich sowieso früher oder später bemerken würden, konnte ich das ruhig machen. Wenn man mich aus der Nähe gesehen hätte, würden sich die Leute sicherlich fragen, ob der Teufel aus der Hölle entlaufen wäre, so diabolisch war mein Grinsen mittlerweile. „So, und das nächste Lied bekommt eine Widmung“, meinte ich. Erschrocken sahen meine Freunde auf, als sie meine Stimme gehört hatten. Sie starrten mich erschrocken, überrascht und ungläubig an. Das verschaffte mir eine unwahrscheinliche Genugtuung. „Ich widme es meinen Freunden, die gerade die Disko betreten haben und mich ansehen, als wäre ich ein Alien.“ Sofort drehten sich alle Blicke zu ihnen um, denn niemand sonst, der am Eingang stand, sah so seltendämlich aus wie meine Freunde im Moment. Ob sie es mir übel nahmen? Keine Ahnung, und im Moment interessierte es mich auch nicht sonderlich. Dass sie mich immer noch ziemlich überrascht ansahen, störte mich nicht. Stattdessen fing ich an ein Lied zu singen und sie dabei die ganze Zeit anzusehen. Ihr Blick hatte sich kein bisschen geändert. Als sie mich nach dem Lied immer noch wie bescheuert ansahen, sprach ich kurz ins Mikrofon: „Hey, Kitian. Spendier den fünfen da hinten mal ne Runde. Geht auf mich. Aber wenn die noch so weiter machen, dann werden die sich den Rest des Abends nicht amüsieren, sondern mich nur weiter die ganze Zeit ungläubig anstarren.“ Ich hatte Kitian währenddessen in der Menge ausgemacht und sie zeigte mir einen Daumen nach oben, um mir zu zeigen, dass sie verstanden hatte und meine Bitte ausführen würde. Der Rest des Abends verlief eigentlich wie der gestern auch schon. Hin und wieder kam jemand zu mir und äußerte einen Musikwunsch. Während meiner Performance blieb mein Blick immer mal wieder an meinen Freunden hängen, wenn ich einen Blick auf sie erhaschte – was nicht sonderlich schwerfiel, denn Ryous weiße Haare waren wie ein Signalfeuer und fingen meine Augen sofort ein. Sie warfen mir ab und zu immer wieder ungläubige Blicke zu, ganz so, als hätten sie immer noch nicht ganz verarbeitet, dass sie mich gerade hier antrafen. Aber trotz dieses Schocks amüsierten sie sich gut, und das war ja wohl die Hauptsache. Ich wollte schon zu meinem letzten Lied ansetzen, als Kitian vor der Bühne auftauchte. Sie hatte wieder ihr fieses Grinsen aufgesetzt. Das konnte nichts guts heißen, defonitiv nicht. Überhaupt nichts gutes. Eigentlich wollte ich schon anfangen zu singen, doch sie bedeutete mir, mich zu ihr hinabzubeugen. Ich hoffte ja immer noch auf Jonny, doch der brach das angefangene Intro ab. Schweren Herzens tat ich ihr den Gefallen, obwohl ich wusste, dass das vermutlich mein Untergang sein würde. „Willst du nicht wieder ohne alles singen?“, fragte sie mich mit einem süßen Lächeln, doch ihre Augen blitzten geradezu fies. Warum konnte sie mich nicht leiden? Ich stöhnte. „Du hasst mich, nicht wahr?“, fragte ich. Sie schüttelte unschuldig den Kopf und fragte: „Wie kommst du denn darauf?“ „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht gerne mache.“ „Ach komm schon. Ich kümmere mich nur um die Gäste. Sie wollen das bestimmt so hören. Frag sie doch einfach, wieder so wie gestern.“ Ich seufzte. Mir blieb auch nichts erspart. Also richtete ich mich wieder auf und fragte ins Mikro: „Meine liebe Arbeitskollegin Kitian“-ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu-„hat mich gerade gefragt, ob ich nicht ohne Melodie, Mikro und allerlei technischer Spielerei singen möchte. Genauso wie gestern auch schon. Die, die gestern schon hier waren, können sich sicherlich noch daran erinnern. Das ist, genau wie gestern auch schon, mein letztes Lied für heute Abend. Soll ich ohne singen? Es liegt an euch.“ Ein lautes Gegröhle war zu hören. Ich seufzte wieder. Womit hatte ich das nur verdient? Ich steckte also mein Mikro wieder in die Halterung, sah kurz zu Jonny rüber, der mit den Lippen den Namen des Songs formte, den ich singen sollte, und dann wartete ich darauf, dass sich das Publikum wieder beruhigte. Immerhin hatte ich keine Lust dazu, gegen eine kreischende Meute anzusingen, erst recht nicht ohne Mikro. Da machte ich mir nur meine Stimme mit kaputt. Als es dann einigermaßen ruhig war, setzte ich wieder an. Und wieder zog ich alle mit meiner Stimme in den Bann. Sie musste wirklich schön sein, wenn ich das jetzt schon zum zweiten Mal schaffte. Kein Gekreische, kein Geraschel war zu hören, mal von der Tatsache abgesehen, dass wir uns hier in einer Disko befanden und deswegen getanzt wurde. Aber viele blieben auch einfach wie angewurzelt auf ihrem Platz stehen und lauschten mir gebannt. Ich legte alles, was ich hatte, in meine Stimme, meine Emotionen, Gefühle, Gedanken. Die meisten Besucher sahen mich einfach mit stummer Bewunderung an und lauschten meiner Stimme. Sie waren zu nichts anderem mehr fähig. Es war schon seltsam, was ich alles mit meiner Stimme schaffte. Ich konnte Menschen ihres Verstandes berauben. Sollte ich vielleicht auch mal bei meinen Lehrern versuchen. Ob die mir dann bessere Noten geben würden? Wohl eher nicht... Als ich dann nach schier endloser Zeit zum Ende kam und meine Stimme gefühlvoll ausklingen ließ, war es totenstill in dem Saal. Es war sogar noch länger still als gestern und das hatte ich schon als unwriklich empfunden. Schließlich war man nicht begeistert von der Stimme eines Joey Wheelers. Das schien mir einfach zu unecht, dass das jetzt wirklich der Fall war. Joey Wheelers Stimme war laut, nervig, misstönend – ganz besonders, wenn er sich stritt – aber doch nicht schön, bezaubernd, wundervoll – so hatten die Mädchen gestern meine Stimme genannt. Plötzlich rief Tea: „Das war genial, Joey! Auf meinem Geburtstag musst du auch singen, sonst rede ich kein Wort mehr mit dir und lass dich nicht mehr Hausaufgaben abschreiben!“ Das schrie sie durch die gesamte Disko. Noch peinlicher ging es echt nicht. Was interessierte das den Rest der Anwesenden? Das mussten die gar nicht wissen! „Das musste jetzt auch so laut sein, oder was? Außerdem bin ich jung! Da muss man sein Leben noch genießen!“ „Genießen nennst du das? Du machst doch nichts anderes als gammeln, gammeln, essen und schlafen!“ Verlegen sah ich zu Boden. „Na und? Das ist für mich genießen!“, entgegnete ich. Meine Fans waren zwar kurz bass erstaunt ob dieses Wortwechsels, doch nachdem sie sich wieder gefangen hatten, verlangten sie wieder laut nach einer Zugabe. Dieses Mal machte ich das gerne, nur um von dieser peinlichen Situation abzulenken. Dieses Mal gönnte ich ihnen sogar noch ein zweites Mal eine Kostprobe meiner Stimme ohne technischen Firlefanz. Insgesamt ließ ich mich noch zu drei weiteren Zugaben überreden, sodass ich erst halb zwölf entlassen wurde. Doch dann ging ich nicht gleich nach Hause, sondern suchte in der Menge nach meinen Freunden. Ich wollte schließlich diesen Zufall – oder war es Schicksal? – ausnutzen. Allerdings wurde ich zwischendurch immer wieder von Mädchen unterbrochen, die sich mir unbedingt an den Hals schmeißen mussten. Die wurde ich jedoch immer recht schnell wieder los, sogar ohne unfreundlich zu werden, auch wenn sie mir nach einiger Zeit auf die Nerven gingen, da konnten sie ja schließlich nichts dafür, dass sie so auf mich flogen. Ich fand meine Freunde schließlich bei einer der Sitzgruppen. „Musste das sein, Tea? Was geht die das an, wie ich mein Leben verbringe?“ Tea sah von ihrem Drink auf und in meine Augen. „Ich musste dir irgendwie drohen, sonst würdest du doch nie auf einer meiner Partys auftreten“, erwiderte sie grinsend. „Na, danke auch“, meinte ich grummelnd und ließ mich auf eine der Sitzgelegenheiten nieder. „Warum hast du uns nicht gesagt, dass du hier arbeitest?“, wollte Yugi sofort wissen. Mein Blick fiel auf den kleinsten meiner Freunde. Wie immer hatte er seine schwarzen Sachen an, mitsamt Halsband. Und dann wurde mir immer vorgeworfen, ICH sei ein Hund. Und warum wurde Yugi das nicht auch mal gesagt? Das Halsband schrie doch förmlich danach! Und ich hatte noch nicht einmal eins! Und mir wurde gesagt, ich wäre ein Hund! Wo war denn da die Logik (Joey beherrscht Logik O.O ???)? „Das ist mir peinlich. Ich meine, welcher Junge singt schon gerne? Das ist doch voll uncool.“ „Ist doch egal. Mit deiner Stimme hast du ein Recht darauf, gerne zu singen und damit Geld zu verdienen“, meinte Yami. „Ist meine Stimme echt so gut?“ „Na, hör mal, Alter! Klar ist sie das! Und mit der liegen dir die Mädchen zu Füßen!“, meinte Tristan. „Stimmt, ihr hättet mich gestern erleben sollen“, meinte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Alles, was auch nur annähernd weiblich war, hat sich mir an den Hals geschmissen und ne Runde mit mir getanzt.“ „Und dann sollte man noch hinzu fügen, dass auch ein paar Jungs nicht abgeneigt waren“, erklang auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah in die Augen von Kitian. Sie hatte ein Tablett in der Hand, auf dem viele Getränke standen. „Wie kommst du denn darauf, Kitian?“, wollte ich wissen. Immerhin war das seeeeeeeeeeeehr seltsam, wenn einem sogar Kerle hinterher sahen(hast du Toshie schon wieder vergessen?). „Hey, ich musste arbeiten, als du dich gestern noch ein wenig hier herumgetrieben hast. Da bin ich ziemlich viel herumgekommen und manche von den Jungs haben dir echt seltsame Blicke hinterhergeschickt.“ Mir lief es kalt den Rücken runter. Angst? Hallo??? Das waren Kerle! Und ich auch! Hilfe! Ich zitterte, woraufhin Kitian lachte und meinte: „Die werden dir schon nichts tun, das verspreche ich dir. Davor müssen sie sich erst mit mir anlegen und das wird garantiert nicht lustig für sie. Keiner tut meinem Joey etwas! Das wär ja noch schöner! Wen soll ich denn dann piesacken?“ Ein Grinsen schlich sich auf unser beider Gesichter, bis sich schließlich jemand hinter uns räusperte. Ich drehte mich um und entdeckte meine Freunde. „Oh, ich vergaß euch einander vorzustellen. Wo bin ich nur mit meinen Gedanken heute?“ „Bestimmt bei Toshie“, konnte sich Kitian den Kommentar nicht verkneifen. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Sicher nicht. Als hätte ich nichts besseres zu tun!“, regte ich mich auf. Dann wandte ich mich wieder meinen Freunden zu und meinte: „Also, das ist Kitian. Sie liebt es, mich zu quälen und so. Sie hat hier das Sagen über die restlichen Angestellten, wenn man natürlich mal von Carlos, unserem Boss, absieht. Außerdem ist sie Kellnerin. So Kitian, da hätten wir Yugi, der kleinere von den beiden mit der Igelfrisur. Der andere mit der Igelfrisur ist Yami. Der weißhaarige Mob, der nie was sagt, ist Ryou, der mit der äußerst seltsamen Geltolle ist Tristan und das einzige Mädchen ist Tea.“ „Meine Frisur ist nicht seltsam!“, empörte sich Tristan, doch keiner schenkte ihm Gehör. „Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Wenn ihr mit Joey befreundet seid, dann seid ihr sicherlich genauso interessant wie er“, meinte Kitian mit einem Grinsen. Meine Freunde nickten ihr zu, dann fragte ich sie: „Was willst du eigentlich hier? Ich meine, du musst doch arbeiten, oder nicht?“ „Oh, das hätte ich jetzt fast vergessen. Ich soll dir was zu trinken bringen, immerhin hast du jetzt ganze zweieinhalb Stunden ohne Unterbrechung gesungen. Da wird sich deine Stimme morgen sonst sicherlich verabschieden.“ Mit diesen Worten stellte sie mir ein Glas vor die Nase auf den Tisch. Sie hatte vollkommen recht, sonst würde mir nur wieder so etwas wie heute morgen passieren und wenn es ging, wollte ich das verhindern. Ich roch an dem Gemisch und stellte fest, dass es seeeehr seltsam roch. „Was ist das? Und vor allem, von wem?“ Kitian lachte und meinte: „Das ist eigentlich nichts weiter schlimmes. Das ist Cola und dann noch eine Spezialmischung dazu. Ein ganz bisschen Alkohol ist dabei.“ „Du weißt aber, dass ich noch minderjähig bin, oder?“ „Ist das nicht egal? Hau weg das Zeug!“, meinte Tristan neben mir. Kitian zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich weiß nicht, was sich Toshie dabei gedacht hat. Zwar hat Carlos gesagt, ich solle dir etwas zu trinken bringen, aber da Toshie an der Bar arbeitet, ist das alles auf seinen Mist gewachsen.“ „Und du meinst es ganz ehrlich, wenn du sagst, dass du keine Ahnung hast, warum mir Toshie was alkoholhaltiges gibt? Vermutlich will er mich heimlich abfüllen, damit er mich dann mit zu sich nach Hause nehmen kann und mir dann ganz nebenbei die Unschuld raubt.“ Ich hatte wieder mal drauf losgeredet, ohne vorher zu denken. Das würde mir wirklich irgendwann mal zum Verhängnis werden! Sowie gerade auch. Als ich nämlich realisierte, was ich da gerade gesagt hatte, wurde ich ziemlich rot. „Den letzten Teil hast du jetzt nicht gehört, verstanden, Kitian?“ Sie grinste teuflisch. „Vielleicht sollte ich ihm das sagen, dann bemüht er sich sicherlich noch mehr um dich.“ „Dabei hast du allerdings eine kleine Tatsache außer Acht gelassen: Ich stehe nicht auf Kerle!“ Kitian lachte laut auf. „Glaubst du im Ernst, ich würde dich an ihn ausliefern? Nicht, nachdem ich dich heute schon vor ihm gerettet habe und ihn wieder schmerzhaft daran erinnert habe, dass man sich nicht mit mir anlegt. Allerdings: Glaubst du, es interessiert ihn, ob du auf Frauen stehst? Ich würde sagen, er würde versuchen, dich zu bekehren. Aber Schluss jetzt mit diesem Zeug. Ich gehe jetzt mal wieder. Muss schließlich noch arbeiten. Wir sehen uns spätestens morgen wieder.“ Ich nickte ihr zum Abschied zu und widmete mich dann wieder meinen Freunden. „Was war DAS gerade, Alter?“, fragte Tristan verwirrt. „Der Barkeeper ist schwul?“ Ich seufzte. „Und wieso hat sie dich schon mal vor ihm gerettet?“ „Genau, jetzt wollen wir aber jede Einzelheit wissen!“, meinte Tea neugierig. Ich seufzte wieder und erzählte ihnen dann die etwas andere erste Begegnung mit Toshie. „Warte, nur, damit ich das richtig mitgekriegt habe: Du musstest dich von Kitian RETTEN lassen?!“, fragte Tea ungläubig. Ich nickte. Dann konnte ich ihr ansehen, dass sie anfangen wollte zu lachen, doch ich sagte etwas zu meiner Verteidigung: „Hast du dir den mal angeguckt? Der ist total groß, midestens einen Kopf größer als ich, wenn nicht sogar zwei! Gegen den hättest du auch keine Chance!“ „Ach, aber Kitian, oder was?“, fragte sie trocken. Ich nickte heftig und meinte: „Kitian ist nicht normal. Sie bestizt zu groß ausgebildeten Mut. Sie legt sich auch mit Männern an, die über zwei Meter groß sind. Und Toshie hat das gleiche mit ihr gemacht wie mit mir und da war sie nicht sehr nett zu ihm. Sie hat ihn zwischen die Beine getreten und seit dem ist er sehr zurückhaltend, wenn sie in der Nähe ist.“ Sie sahen mich alle ungläubig an, beließen es aber dabei, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Den Rest des Abends – oder sollte ich lieber der Nacht sagen? – war lustig. Wir amüsierten uns köstlich – wobei sehr oft die Unfähigen, was das Tanzen anging, unsere Opfer waren. Das klang fies, ich weiß, aber wenn man einmal diese seltsamen Verrenkungen von denen sah, dann mussten sie einfach zum Lästerthema Nummer eins werden. Außerdem: Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Da sie also nicht wussten, das wir über sie herzogen – was immer noch ziemlich fies klang, aber was sollte ich machen? Es war halt passiert... Außerdem hatte ich Alkohol getrunken! Ich war also nicht mehr ganz zurechnungsfähig! – konnten wir das ruhig weiter machen(das klingt jetzt echt fies-.- sollte es aber nicht... sorry!) Ich trank sogar das gesamte gemixte Zeug aus, auch wenn es irgendwie komisch schmeckte und ich eigentlich eine tiefe Abneigung gegen Alkohol hegte seit mein Vater immer zu diesem Rauschmittel griff und mich schlug, weil er nicht mehr wusste, was er tat. Das beste war aber, dass Tea vollkommen baff war, als ich sie zu einem Tanz aufforderte, immerhin waren wir in einer Disko, also, warum nicht auch tanzen? Sie sah mich zwar skeptisch an, nahm aber an. Was hatte sie schon zu verlieren? Außer ein wenig die Puste, aber an sonsten? Das musste wohl der beste Tanz in Teas bisherigem Leben gewesen sein, denn sie ging an meiner Seite als meine Tanzpartnerin vollkommen auf. Wir waren ein gutes Paar – aufs Tanzen bezogen, denn eigentlich hatte sie mir einen etwas zu dicken Hintern, aber naja... Von ihren Beinen gar nicht erst zu reden! (ich hab heut wohl irgendwie einen schlechten Tag, dass ich alle fertig mache-.- sorry!!!) Sie vertraute mir vollkommen, was ich an ihren komischen Verrenkungen feststellte, die sie machte – das war schon irgendwie komisch hier mit Tea – Hallo? Mit TEA! – zu tanzen. Ich wirbelte sie herum, sie schmiegte sich eng an meinen Körper und gemeinsam bewegten wir uns heiß und sexy zu der Musik. Die anderen Mädchen um uns herum beneideten sie, das konnte ich sehen, doch Tea ließ das kalt. Sie war zu sehr auf unseren Tanz konzentriert, um irgendetwas anderes außer unser beider Bewegungen und Atmungen wahrzunehmen. Irgendwann war das Lied dann vorbei und es folgte ein weiteres, zu dem man langsam und eng tanzen konnte. Die Mädchen um uns herum standen Schlange am Rande der Tanzfläche und sahen mich mit einer billigen Kopie meines Hundeblicks an – den sie noch nie gesehen hatten – , doch ich ignorierte sie. Ich hatte irgendwie überhaupt keine Lust, mich mit einer von denen herumschlagen zu müssen. Das würde mir nur meine im Moment mehr als nur gute Stimmung zustören. Stattdessen flüsterte ich ganz dicht an Teas Ohr: „Sag mal, Tea, tust du mir einen Gefallen?“ „Was denn für einen?“, flüsterte sie an meinem Ohr zurück. „Würdest du auch diesen Tanz mit mir tanzen? Ich hab nämlich keine Lust, dass sich jetzt gleich die Horde auf mich stürzt, wenn ich dich loslasse und ich das womöglich nicht überlebe, wenn sie hier wieder nen Wrestlingkampf liefern, wenn sie sich um mich prügeln.“ Tea lachte laut auf und tat mir den Gefallen. Wir tanzten eng aneinander, verknoteten unsere Körper miteinander und das, obwohl wir nur Freunde waren und definitiv nicht die Absicht hatten, etwas miteinander anzufangen. Wir hatten unseren Spaß, als wir sahen, wie blöd die anderen aus der Wäsche guckten, als sie unseren engen Körperkontakt sahen. Wann erlebte man denn schließlich schonmal, dass ein Joey Wheeler eng mit einem Mädchen tanzte? Das es in diesem Moment Tea war, war vollkommen egal. Immerhin war sie ein Mädchen – es sei denn, man glaubt, Tea würde sich obenrum ausstopfen und würde in Wahrheit Teo heißen... Hilfe! Jetzt fing ich schon an, genauso verrückt wie Toshie und der gesamte Rest der Angestellten dieses Clubs zu werden!!! Rettet mich! Wenn das Mädchen nicht Tea gewesen wäre, wäre ich jetzt sicher total erregt worden – immerhin hatte sie eines ihrer Beine zwischen meinen platziert, was ich natürlich auch bei ihr gemacht hatte – , aber da wir nur Freunde waren, war bei mir alles im grünen Bereich. Ich hatte Spaß, schwitzte, wurde aber nicht im Geringsten von Teas Körper angesprochen (Ich weiß, das hört sich ziemlich bescheuert an -.- ). Immerhin einmal etwas, was so funktionierte, wie es sollte. Als dann auch dieses Lied vorbei war, standen wir uns schwer atmend gegenüber und sahen einander an. Dann fingen wir aus einem mir nicht bekannten Grund an zu lachen und gingen wieder zurück zu unseren Freunden. Wir ließen uns auf unsere Sitze nieder und lachten immer noch. „Sag mal, Tea, warum lachen wir eigentlich?“, fragte ich sie, als mein Lachen es zuließ. Sie zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Keine Ahnung.“ Danach nahm unser Lachen noch mehr zu, obwohl das gerade alles seeeeeeehr merkwürdig war. //Ist ja auch egal, hauptsache, wir haben unseren Spaß. Wenn die anderen uns blöd angucken, sollen sie doch.// Es dauerte eine Weile, bis Tea und ich uns wieder beruhigt hatten, doch auch das geschah irgendwann. „Man, Joey, du kannst nicht nur super gut singen, du kannst auch noch geil tanzen!“, stellte Tea jetzt fest. „Da tun sich ja Abgründe auf...“ „Ja, unser Joey ist halt doch ein Macho, und als so einer muss er das auch können“, meinte nun Tristan. Yugi war aus irgendwelchen Gründen knallrot und machte gerade einer Tomate Konkurrenz. „Was ist denn mit dir, Yugi?“, fragte ich ihn neugierig. „Ihm ist es nicht bekommen, dir und Tea beim Tanzen zuzugucken“, erklärte Yami. „Ich bin mal gespannt, ob er noch aufs Klo muss, um sich abzukühlen.“ Wir starrten die beiden alle ungläubig an. „Yami!“, empörte sich Yugi und strafte ihn mit einem tödlichen Blick. „Ich wusste gar nicht, dass du auf Tea stehst“, meinte ich nun und grinste. Yugis vernichtender Blick wandt sich von Yami ab und kam auf mir zum Stehen. „Ich stehe nicht auf Tea, damit das klar ist. Sie ist mir zu groß und ich bin ihr zu klein“, erklärte er. „Ja, weißt du, Joey, Yugi hat die ganze Zeit über nur dich angestarrt“, gluckste Yami. WAS?! Ich starrte ungläubig von Yami zu Yugi und wieder zurück. War das die Möglichkeit? Jetzt war nicht nur Toshie auf mich scharf, sondern auch noch mein bester Freund? War das denn die Möglichkeit? „Was?“, fragte ich laut. „Ja, also, weißt du...“, stotterte Yugi. „Ich fand das einfach nur...wie kann man nur so tanzen? Ich meine als Kerl so...weißt du?“ Ich sah ihn weiterhin irritiert an, meinte dann aber mit einem Grinsen: „Tja, weißt du, Yugi, man bewegt sich einfach zur Musik. Das ist es dann schon.“ Er sah mich nicht wirklich überzeugt an. Neben ihm erklang ein Seufzer. Wir blickten alle in die Richtung, aus der er kam und entdeckten Yami. „Soll ich dir zeigen, wie das geht?“, fragte er Yugi. Dieser sah ihn erst ungläubig an, bis sich dann ein leichter Rotschimmer auf seine Nase legte, der sich noch verstärkte, als sein Blick zufällig Yamis Brust streifte, denn dort war sein schwarzes Hemd ein wenig aufgeknöft. „A... Aber das geht doch nicht. Wir sind doch beide Jungs“, meinte er. „Scheiß doch drauf. Hier kennt uns doch sowieso keiner“, meinte Yami gelassen, schnappte sich die Hand Yugis und bevor er ihn auf die Tanzfläche zog, drehte sich Yami noch einmal um und fragte mich: „Sorgst du für die richtige Musik?“ Sofort sprang ich auf und bewegte mich in Richtung Jonny, der für die Musik zuständig war. „Kannst du mal so ein Lied spielen, zu dem man gut tanzen kann? Mit viel Körperkontakt und so?“ „Klar, kann ich machen. Hast du etwa ein Mädchen gefunden, dem du näher kommen willst?“, fragte Jonny interessiert. Ich schüttelte den Kopf. Warum dachten eigentlich immer alle, dass es um mich gehen würde? „Nein, es geht um einen Freund.“ „Ok, aber das Lied, das gerade läuft, lass ich noch zu Ende laufen.“ Ich nickte ihm dankbar zu und ging zurück zu meinen Freunden. Dort angekommen hielt ich gleich nach Yami und Yugi Ausschauh. Yami tanzte ihn an, doch Yugi stand da wie ein Brett, da konnte Yami noch so sehr versuchen, ihn anzuheizen. Der jüngere war davon sichtlich nicht begeistert, denn sein Kopf glühte mittlerweile wie eine Ampel. „Ich glaube, Yugi kriegt gleich nen Herzkaspert“, meinte Tea mitfühlend. Ich grinste und Tristan meinte: „Da ist er doch selbst Schuld.“ Mittlerweile hatte sich auch auf sein Gesicht ein Grinsen geschlichen. Anscheinend hatte er überhaupt kein Mitleid mit Yugi – warum auch? Es war ziemlich lustig mitanzusehen, wie Yugi da auf der Tanzfläche stand. Mir kam auf einmal eine Idee. Mein Grinsen wurde geradezu teuflisch, allen Ausgeburten der Hölle ebenbürtig. „Was hast du vor?“, fragte Tea, als ich aufstand. Ich drehte mich mit diesem Grinsen zu ihr um. Als sie es sah, zog sie fragend eine Augenbraue hoch. „Ich gehe kuppeln.“ „Häh? Wieso? Was gibt es denn da zu kuppeln?“, fragte Tea, doch ich antwortet ihr nicht mehr.. Yugi war immer noch nicht aufgetaut und dementsprechend immer noch steif wie ein Brett, obwohl sich Yami alle Mühe gab. Ich näherte mich Yugi von hinten. Als mich Yami sah, zog er zwar erst eine Augenbraue hoch, doch als er mein Grinsen sah und ich ihm bedeutete nichts von meiner Anwesenheit zu sagen, fand er sich wohl damit ab. Oh, ich war ja so fies! Ich rieb mir in Gedanken schon meine Hände voller Tatendrang und Vorfreude. Gleich würde ich Yugi vermutlich zu Tode erschrecken, aber was solls? Das wars mir wert. Und tatsächlich, Yugi zuckte so dermaßen zusammen, als er meinen Körper von hinten an seinem spührte, dass er vermutlich hingefallen wäre, wenn ich nicht gewesen wäre. Irritiert sah er in mein Gesicht auf. „Was machst du hier?“, fragte er. „Ich konnte das nicht mehr mit ansehen, nach all der Mühe, die sich Yami hier gibt. Ich zeig dir mal, wie du auf Yamis Bewegungen antworten musst, sonst wird das ja nie was mit dem Tanzen lernen!“ Ich stand genau hinter Yugi, sogar meine Beine standen genauso wie seine. Als Yami eines seiner Beine zwischen die von Yugi stellte, konnte ich deutlich ein Zusammenzucken seitens Yugi spüren. War es ihm etwa unangenehm? Jetzt war es zu spät für einen Rückzieher von Yugi und ich würde ihn garantiert nicht gehen lassen, wenn er gehen wollen sollte. Ich schob also mithilfe meines Beines eines von Yugis kurzen Beinen zwischen die von Yami. Wieder ein Zittern. Ja, es war ihm mehr als nur unangenehm. Tja, Pech. Er war doch selbst schuld. Hätte er nicht gesagt, dass ich geil tanzen könnte – wobei Yugi nie, aber auch wirklich nie, das Wort >geil< benutzen würde. Und dann bewegte ich mich den Bewegungen Yamis entgegen, was zwangsweise auch dazu führte, dass Yugi sich ihnen entgegenbewegte – schließlich war er zwischen uns eingesschlossen wie die Marmelade auf einem Brötchen. Am Anfang war Yugi sehr verspannt, was wohl auch daran lag, dass alle möglichen Gäste der Disko zu uns blickten – wer konnte es ihnen schon verübeln? Immerhin tanzten hier drei heiße Jungs miteinander, obwohl der eine wohl nicht sehr glücklich damit zu sein schien. Doch mit der Zeit, in der ich ihm immer weiter gezeigt hatte, wie er sich Yami entgegenzubewegen hatte, entspannte er sich mehr und mehr. Er wirkte zwar immer noch nicht wie das Tanzwunder schlechthin, aber was solls? Jeder fing einmal klein an. Als ich der Meinung war, dass Yugi meine Hilfe nicht mehr brauchen würde, ließ ich schweren Herzens von ihm ab – es war irgendwie lustig so zu dritt zu tanzen – sah ihm noch kurze Zeit kritisch zu und ging dann wieder zu Ryou, Tristan und Tea, die mir verdutzt entgegenblickten. „Du willst mir doch jetzt nicht im Ernst sagen, dass die beiden aufeinander stehen, oder?“, fragte Tea gleich ungläubig. Ich grinste ihr entgegen, ließ mich ein wenig erschöpft auf meine Sitzgelegenheit niedersinken und meinte: „Wie das mit dem Pharao ist, weiß ich nicht, aber du solltest mal Yugi sehen, wenn wir nach Sport immer duschen. Er sieht immer zu ihm rüber, wenn er glaubt, dass es keiner sieht, stimmts, Tris?“ Nun grinste auch Tristan. „Ja, das ist immer lustig. Vermutlich war er deswegen auch gerade so ungelenkig. Gut, das ist er sonst ja auch immer, aber halt noch mehr als sonst.“ „Habt ihr ihn schon darauf angesprochen?“, fragte Tea. „Du liebe Güte, nein! Tea, du weißt doch, wie schüchtern Yugi ist. Wenn wir ihn darauf ansprechen würden, würde er vermutlich nen Herzinfarkt bekommen“, erklärte ich ihr. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Wie konnte man nur so unsensibel sein? „Und Yami? Weiß der davon?“ Tristan und ich sahen uns unsicher an, dann wechselten wir noch einen Blick mit Ryou, der sich auch nicht sicher zu sein schien. „Wissen wir nicht, aber wenn, dann lässt er sich verdammt gut nichts davon anmerken“, meinte nun Ryou, der das erste Mal an diesem Abend etwas sagte. „Und deswegen braucht Yugi immer mal einen kleinen Schubser, sonst würde der sich so etwas nie trauen.“ „Aber jetzt mal ne doofe Frage: Wenn Yami nichts für Yugi empfinden würde, warum hat er ihm dann mehr oder weniger aufgezwungen, mit ihm zu tanzen? Der hat doch bestimmt was gemerkt und will sich ihm jetzt langsam nähern, oder? Das würde doch Sinn ergeben, meint ihr nicht auch?“, dachte Tea laut nach, „Glaubst du? Vielleicht will er Yugi ja auch einfach nur helfen seinen erbärmlichen Tanzstil zu verbessern“, meinte Tristan. „Ja, aber glaubst du im Ernst, dass er sich freiwillig zum Affen macht, indem er mit nem Jungen tanzt? Und das vor so ner Meute Mädels, die ihn schon teilweise mit ihren Blicken ausziehen? Ich meine, immerhin sieht Yami ja recht gut aus“, meinte Tea. „Wir können jetzt noch nichts bestimmtes sagen. Warten wir einfach ab und sehen, was die Zeit bringt. Und wenn es sich anbietet, dann kuppeln wir noch ein wenig“, meinte ich. Die anderen stimmten mir begeistert zu, die Tatsache vollkommen außer Acht lassend, dass unsere Freunde somit schwul wären. Als Yami und Yugi zu uns zurückkamen, hatte Yugi immer noch einen leichten Rotschimmer in seinem Gesicht, doch er schien mit sich und der Welt vollkommen zufrieden zu sein. Irgendjemand musste ihm aber trotzdem einmal abgewöhnen, so schüchtern zu sein. Das war manchmal echt nicht auszuhalten! Ich gähnte einmal herzhaft, was mich dazu veranlasste aufzustehen und zu erklären, dass ich jetzt gehen würde. „Immerhin bin ich es noch nicht gewohnt zu arbeiten. Das schlaucht noch ziemlich.“ Nach kurzem hin und her beschlossen meine Freunde ebenfalls nach Hause zu gehen, denn es war schon recht spät geworden. Kapitel 4: Der dritte Auftritt ------------------------------ Es war Sonntag. Morgen würde wieder Schule sein. Aber zuerst musste ich aufstehen und diesen Tag hinter mich bringen, was sich nicht als wirklich schwierig erweisen würde. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass es schon zwei Uhr mittags war. Was hatte ich gesagt? Der größte Teil des Tages war schon vorbei. Es war gestern wohl doch später geworden, als beabsichtigt. War aber nicht so schlimm. Dann hatte ich schon mal ein wenig vorgeschlafen für heute Abend. Ich musste ja wieder arbeiten. Wie es heute wohl werden würde? Ob heute überhaupt jemand kommen würde? Freitag und Samstag bestand die Mehrzahl der Gäste nämlich aus Schülern – oder jedenfalls Leuten, die so aussahen, als wenn sie Schüler wären. Aber wer würde denn dann heute kommen? Immerhin war morgen wieder Schule und da konnte es sich niemand erlauben so lange wach zu bleiben, jedenfalls nicht, wenn er morgen einigermaßen wach sein wollte. Ich wälzte mich in meinem Bett herum, nicht die Lust besitzend aufzustehen. Dann klingelte auf einmal das Telefon. Jetzt musste ich doch aufstehen. Schließlich wollte ich nicht, dass mein Vater aufwachte – der zweifellos auch noch schlief – und mich anschrie, warum er denn durch so etwas sinnloses wie das Telefon geweckt worden war. Dann würde es sicherlich wieder Prügel für mich setzen, und darauf konnte ich verzichten, um ehrlich zu sein, schließlich stand ich nicht auf Schmerzen. Ich war kein Masochist. Ich stand also auf und sprintete mit einer Geschwindigkeit, die man mir so früh am Morgen sicherlich noch nicht zugetraut hätte, ins Wohnzimmer. „Hallo, hier Joey Wheeler.“ „Ah, Joey, schön, dass ich dich erwische. Carlos hier. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du heute eine Stunde früher kommen musst.“ Wie ein Auto starrte ich die Wand an. Hatte ich mich gerade verhört? Seit wann musste ich denn sonntags immer eine Stunde früher kommen? „Warum das denn?“, fragte ich schließlich nach, als mir bewusst wurde, dass Carlos meinen fragenden Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. „Hast du das etwa schon wieder vergessen? Du musst nur freitags und samstags von neun bis elf arbeiten. Die restlichen Tage sind von acht bis zehn. Das würde sich doch sonst gar nicht lohnen.“ Ganz langsam dämmerte es mir. Stimmt, da war etwas, ganz weit entfernt, im entferntesten Winkel meines Hirns war da was. „Du darfst heute morgen noch nicht so viel von mir verlangen. Ich habe gestern immerhin ein alkoholisches Getränk von Toshie gekriegt. Davon bin ich noch ganz benebelt“, rechtfertigte ich mich – obwohl ich natürlich wusste, dass so gut wie kein Alkohol da drinen gewesen war, doch als Verteidigung schmückte ich das noch ein wenig aus. Ich trank immerhin nichts. Demzufolge konnte ich nicht sehr viel Alkohol vertragen... Carlos lachte laut auf und meinte: „Morgen kann man das ja schon nicht mehr nennen. Das ist schon Nachmittag. Naja, ich will dich nicht weiter bedrängen. Hoffentlich wirst du deinen kleinen >Rausch< bis heute Abend noch los. Adiós!“ „Ja, adiós.“ Damit legte ich auf. Stimmt ja, ich musste ja nur freitags und samstags so arbeiten. Hatte ich meinen Freunden doch glatt weiß gemacht, dass ich jeden Abend die gleiche Uhrzeit arbeiten müsste. Naja, Pech. Aber was machte ich jetzt mit dem angeborchenen Tag? Weil richtig lohnen irgendetwas größeres zu machen tat es sich ja nicht. Ich meine, ich hatte noch nicht einmal mehr Hausaufgaben zu tun! Das war eindeutig nicht normal! Normalerweise hatte ein Joey Wheeler immer Hausaufgaben zu tun – die er allerdings nie machte... Ich schlüpfte also in ein paar Sachen, machte mir noch schnell ein Brötchen und verließ das Haus, um ein wenig durch die Stadt zu stromern. Ich schlenderte den Rest des Tages durch Domino, bis es wieder Zeit wurde, nach Hause zurückzukehren. Es war nichts passiert, während ich unterwegs war. Ich war niemerndem begegnet, mit dem ich etwas hätte unternehmen können. Ich war wirklcih niemandem begenet, keiner Menschenseele, noch nicht einmal jemandem, der mir absolut unbekannt war. aber was soll’s? Ich hatte den Tag ja schließlich doch noch rumgekriegt. Als ich wieder zu Hause ankam, ging ich duschen, schlüpfte in meine Sachen, aß noch schnell etwas, um mir danach die Zähne zu putzen und dann zur Arbeit zu gehen. Dieses Mal traf ich zum Glück nicht auf Toshie, was mich ungemein erleichterte. Brauchte ich mir also jetzt, in diesem Moment keine Sorgen um irgendwelche verrückten Aktionen seinerseits zu machen. Denn was würde er alles mit mir anstellen, wenn wir alleine wären und ihn keiner von mir abhielt, da ich selbst ja anscheinend dazu nicht in der Lage war, was doch sehr verwunderlich war, denn immerhin gehörte ich mal zu einer Straßengang und musste mich demzufolge eigentlich auch wehren können(was ein Satz...). Unendliche Erleichterung durchströmte mich, als ich ihn wirklich nicht zu Gesicht bekam, während ich mich noch einmal vergewisserte, dass er wirklich nicht da war. Vielleicht hatte er ja heute frei. Wäre doch möglich. Als ich den Club betrat, lief ich auch sofort wieder Carlos über den Weg. „Hola, Carlos. Qué tal (Wie gehts)?” „Gut, danke der Nachfrage.“ Dann musterte er mich. „Willst du wirklich so auftreten?“, fragte er mich. „Warum denn nicht? Die letzten beiden Abende hatte ich doch auch so etwas in der Art an.“ Ich sah an mir herab und fand eigentlich recht gut, was ich da sah. Auch beim zweiten intensiven Mustern fiel mir kein Schandfleck auf mir auf. Plötzlich schlug sich Carlos mit der flachen Hand auf die Stirn. Was war denn jetzt kaputt? Hatte ich was nicht mitgekriegt? „Ich habe ganz vergessen dir zu sagen, dass wir heute Abend keine Disko sind, sondern ein Restaurant bzw. Nachtclub. So ein Mist aber auch.“ Ich sah ihn an wie eine Kuh wenn’s donnert. „Was glaubst du wohl, wofür die ganzen Tische und Stühle da waren, die du gesehen hast, als du dich hier beworben hast? Freitags und samstags sind wir eine Disko, den Rest der Woche ein Nachtclub bzw. ein Restaurant.“ „Das heißt, ich kann so nicht auftreten.“ Das war eine Feststellung und keine Frage. Carlos nickte mir zustimmend zu. Immerhin war es nicht sehr passend, wenn ich in lässigen Klamotten vor das höchstwahrscheinlich gut angezogene Publikum trat. Damit würde ich es vermutlich verscheuchen und Carlos in den Ruin treiben (jaja, immer schön übertreiben). „Kannst du noch einmal nach Hause gehen und dir einen Anzug anziehen?“, fragte er mich. „Erstens: Nein, das würde ich zeitlich nicht schaffen. Ich brauche immer eine halbe Stunde hierher. Und zweitens: Ich besitze keinen Anzug.“ Carlos zog eine Augenbraue hoch, sah mich ungläubig an und meinte dann: „Das muss sich aber ändern.“ Ich nickte geschlagen; ich konnte immerhin nichts erwidern, wenn der Boss sagte, dass ich etwas brauchte – bzw. ich konnte schon, aber es würde mir nichts bringen. Also würde ich mir wohl bei Gelegenheit einen Anzug besorgen müssen, denn wenn nur zwei von meinen fünf Tagen Arbeit Disko war, würde ich den Anzug mehr als nur brauchen „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich. Ich rechnete schon damit, dass ich von Carlos wieder nach Hause geschickt würde, denn wie gesagt: Kleiderordnung. „Komm mal mit. In den Umkleideräumen für die Angestellten lässt sich bestimmt ein Anzug in deiner Größe auftreiben.“ Schon kurz darauf standen wir in einem Raum mit vielen Spinden und Schränken. Schon faszinierend, was man alles für Räume von einem läpischen Gang erreichen konnte. Nicht nur das Büro des Chefs, den Backstagebereich und die Toiletten für die Angestellten, nein, jetzt gab’s hier auch noch Umkleideräume (du würdest dich wundern, was hinter den restlichen Türen alles versteckt ist...)!!! Es gab Spinde und Schränke. Die Spinde gehörten eindeutig den Angestellten, denn die waren mithilfe einer Zahlenkombination abgeschlossen. Was sich da wohl so alles drinne befand? Unterwäsche der weiblichen Belegschaft? Von Kitian zum Beispiel? Irgendwie kam mir der Gedanke gerade sehr gelegen, die Spinde aufzubrechen. Ob ich dafür Ärger bekommen würde, war in diesem Moment ehrlich gesagt vollkommen unwichtig – obwohl das höchstwahrscheinlich der Fall sein würde, aber egal. Wen interessierte das schon, wenn er dafür so etwas wie Spitzenunterwäsche der Damenwelt in die Finger kriegen würde (was denkt sich Joey da eigentlich fürn Sch***?). Nicht so die Schränke, denn Carlos riss die Türen gnadenlos auf, ohne Rücksicht auf Verluste, und wühlte darin herum. Nach kurzem Suchen hatte er einen Anzug gefunden, doch leider war er mir zu klein. An den Beinen stand die Anzughose auf Hochwasser und das Jackett spannte gefährlich über meinen Schultern. Das war mir eindeutig zu klein. Ob das wohl so etwas wie die Altkleidersammlung des Clubs war? Wie viele Motten da drinnen wohl wohnten? War ja eigentlich auch egal, ich konnte froh sein, dass es hier so etwas überhaupt gab, denn an sonsten müsste ich nackt singen – ich konnte mir nicht vorstellen, dass mich Carlos in meinen momentanen Sachen auf die Bühne ließ – , und ob das Publikum das so toll fand, war sehr zweifelhaft. Nach drei weiteren Anzügen – in einem bin ich regelrcht untergegangen, denn er war mir viel zu groß, die anderen beiden waren tatsächlich von Motten zufressen worden... – hatte er endlich einen gefunden, der mir einigermaßen passte. Er war durchgängig schwarz, Hose wie Jackett, und nicht von Motten aufgefressen worden. Meine Schuhe konnte ich ausnahmsweise anlassen, denn es waren schwarze Turnschuhe und die würden diesen einen Abend nicht stören. Und wenn doch war es die Schuld der Zuschauer. Wer achtete auch schon auf die Schuhe anderer Leute, wenn er so etwas bezauberndes wie mein Gesicht betrachten konnte bzw. wenn er eine reizende Begleitung hatte? Normale Menschen würden dann nicht auf jemandes Schuhe gucken, das wäre vollkommen abnormal. Obwohl es natürlich auch Leute gab, die penibel auf Perfektion achteten (ja, Joey denkt grad an Kaiba...), aber die konnten ihn mal gerne haben. So kam es also, dass ich doch noch rechtzeitig auftreten konnte und dass das auch meine Kleiderordnung zuließ. Diesen Abend sollte ich nur Swing, Blues und langsame Liebeslieder singen, damit die Gäste sich beim Essen entspannen konnten. Swing und Blues war zwar nicht so mein Ding, aber ich konnte trotzdem alle Lieder, die ich performen sollte. Zu meinem Glück könnte man wohl sagen. Denn wäre das nicht der Fall gewesen, was hätte ich dann machen sollen? Improvisieren? Wer’s glaubt, wird selig. Carlos ließ mich mich dieses Mal nicht alleine vorstellen; das übernahm er lieber selbst bei solchen Gästen, denn ich als Jugendlicher würde bei Ehepaaren zum Beispiel sicherlich den falschen Ton treffen. >Hey Leute, na alles senkrecht?< war vermutlich nicht die richtige Begrüßung, aber selbst ich war nicht so dämlich, dass ich so etwas zu zum Teil verschnöselten (gibts dieses Wort?) Leuten sagen würde. Es sei denn natürlich, es handelte sich bei der verschnöselten Person ganz zufällig um Seto Kaiba... Dann würde ich sowas garantiert sagen. Noch verwunderlicher aber war, dass diesen Abend der Flügel auf der Bühne stand. Sollte ich mit Flügelbegleitung singen? Als neben mir auf einmal Jonny im Anzug auftauchte und mich angrinste, wusste ich, dass es so sein würde. Nicht, dass ich ein Problem damit hatte, aber hätte man mir nicht wenigstens Bescheid geben können? Mich vorwarnen können? Das brachte mein ganzes, nicht vorhandenes Konzept durcheinander. Aber Carlos schien anscheinend nicht gewillt, mich aufzuklären. War ja auch egal, wenn er den lieben, armen, kleinen Joey ins Verderben schickte, indem er ihn nicht vorwarnte, was er vorhatte (jaja, Übertreibung Joey, aber mal ganz gewaltig). Gut, das war vielleicht ein wenig übertrieben (geht doch), aber hier gings schließlich ums Prinzip. Als Carlos mit seiner Vorstellung von mir fertig war – Jonny kannten sie anscheinend schon, vielleicht hatte er schon ein paar Mal für sie auf dem Klavier gespielt – , kamen Jonny und ich auf die Bühne, wobei Jonny sich gleich hinter den Flügel setzte. Ich ließ meinen Blick über das Publikum schweifen, das ich heute hatte. Alles nur feingekleidete Leute. Die Frauen in eleganten Abendkleidern, die Männer in Anzügen. Sie saßen an Tischen und sprachen miteinander, wurden jedoch still, als ich die Bühne vorne erreicht hatte, um mich eingehend zu mustern. Die Frauen schienen entzückt zu sein, so einen jungen Spund – so würden sie mich sicherlich nennen – wie mich auf der Bühne stehen zu haben, denn ihre Mienen erhellten sich merklich. Ihre Augen bekamen ein freudiges Funkeln bei meinem Anblick. Das Gefühl, das in mir ausgelöst wurde, als ich von viiiiiel älteren Frauen gemustert wurde, war zwar im ersten Moment komisch – wer wollte immerhin schon, dass einen um die fünf bis dreißig Jahre ältere Frauen interessiert betrachteten? Das war ja beihnahe schon unmenschlich – , doch ich hatte mich schnell daran gewöhnt. Selbst die Männer musterten mich mit einigem Interesse. Lag das daran, dass ich einfach so uverschämt gut in meinem Anzug aussah, oder warum sahen mich alle so an? Oder lag das daran, dass ich ihren weiblichen Begleiterinnen eine Freude mit meinem Auftreten machte und dass sie mich deswegen mochten? Um zu sehen, was ihren Frauen gefiel? Ihnen eine Freude bereitete? Carlos verschwand und Jonny begann zu spielen. Ich setzte mit meiner Stimme ein, diesen Abend ohne ein Mikrofon auskommend. Das Publikum war nicht so laut wie das jüngere, also brauchte ich keinen Verstärker, um auch bis in die letzte Ecke zu kommen. Meine Stimme reichte vollkommen aus. Es war schon ein komisches Gefühl, auf einmal vor so einem eleganten Publikum zu singen, immerhin war ich es gewohnt, vor jungen Leuten zu singen. Da konnte ich mich so geben wie ich war und musste nicht auf mein Auftreten achten, doch jetzt, hier vor diesen Personen, musste ich aufpassen, dass mir nicht aus Versehen so etwas wie >scheiße< oder >kacke< oder so was über die Lippen kam. Das würde nicht unbedingt einen guten Eindruck hinterlassen. Aber als ich dann zu Jonnys Klaviermusik mit meiner Stimme sang, konnte ich deutlich die zufriedenen Gesichter der Gäste sehen. Sie zeigten ihre Begeisterung nicht in Gegröhle und Gejohle. Dafür waren sie viel zu ruhig, viel zu reif, viel zu vernünftig und sie hatten zu viel Anstand für so etwas, doch das Glitzern in ihren Augen war mir genug. Ich legte es einfach als Zustimmung meines Könnens aus, denn wie schon gesagt, war ich nicht sonderlich gut darin, Gefühle anderer zu deuten. Als es immer später wurde, waren die Gäste größtenteils mit ihrem Essen fertig. Das ließ sie dazu veranlassen, anzufangen zu tanzen. Und zwar nicht dieses Freestylemäßige, was wir Teenies in Diskos immer machten, sondern richtige Standardtänze wie Walzer, Foxtrott und wie sie nicht alle hießen. Jaja, das ließ mich jetzt wieder an meine Tage in der Tanzschule zurückdenken. Das waren noch Zeiten. Damals, vor vielen, vielen Jahren – ich hör mich an wie ein alter Opa... – , ich war in etwa vierzehn, hatte ich mich bei der Tanzschule angemeldet. Ich weiß, das passte nicht zu mir – immerhin war ich ein Schläger und so – , aber ich wollte es damals einfach machen. Ich musste schließlich alle Möglichkeiten ausnutzen, wie ich auch nur ansatzweise an ein Mädchen rankam, die ja angeblich darauf standen, wenn man tanzen konnte. Das hatte ich mal irgendwo gelesen, aber ob das stimmte? Keine Ahnung... Als ich fertig für diesen Abend war und ich mich höflich von meinem netten Publikum verabschiedete, das mir die ganze Zeit gelauscht hatte und sich geschmeidig zu meiner Stimme bewegte, klatschte es mir verhalten Beifall, doch in ihren Augen konnte ich lesen, dass sie eigentlich wie die Besessenen klatschen und jubeln wollten, doch da sie sich ihrer gehobenen Umgebung bewusst waren, ließen sie es. In den Umkleideräumen zog ich mich wieder um und als ich gehen wollte, stand Carlos im Türrahmen. Ich sah ihn fragend an, doch er sagte nichts. War das ein schlechtes Zeichen? Hatte es ihm nicht gefallen? „Was denn?“, konnte ich mich schließlich nicht mehr zurückhalten. „Du warst gut.“ Hatte ich mich da gerade verhört? Er hatte mich noch nie gelobt, und jetzt auf einmal? Da war doch was faul, oder? „Dem Publikum hast du gefallen. Ich hatte schon einmal einen Sänger, doch bei dem hat es nicht immer geklatscht. Außerdem hatten die Gäste gerade so ein gewisses Funkeln in den Augen, ich habe es genau gesehen. Du hast sie also überzeugt. Das ist ein gutes Zeichen.“ Also war doch nichts faul an der Sache? War ja jetzt auch egal. Ich bedankte mich und wünschte ihm eine gute Nacht, denn ich war trotz meines langen Schalfs heute schon ziemlich müde, was noch durch ein Gähnen unterstrichen wurde. Carlos lachte leise und meinte: „Buenos noches. Vergiss nicht, du hast morgen frei.“ „Wie könnte ich das vergessen?“, fragte ich und grinste ihn frech an. „Man kann ja nie wissen. Außerdem möchte ich nicht, dass du morgen auf einmal vor der Tür stehst, obwohl du nicht arbeiten musst. Jeder braucht immerhin mal eine Pause.“ Ich lächelte und ging nach Hause, mit großer Vorfreude auf mein Bett. Kapitel 5: Besuch ----------------- Die Sonne schien durch das Fenster in mein Zimmer. Sie schien mich gnadenlos quälen zu wollen. Konnte sie mich nicht schlafen lassen? Und dann klingelte es auch noch so unangenehm neben mir. Hatte sich die gesamte Welt gegen mich verschworen? Warum konnte ich nicht einfach weiterschlafen? Das war doch sowieso viel gesünder, als früh am Morgen aufzustehen. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass ein Mensch mindestens acht Stunden Schlaf brauchte, bei mir wären das dann sicherlich so um die zwölf oder so... Immerhin liebte ich es zu schlafen. Außerdem war ich gester zu spät ins Bett gegangen... Unwillig streckte ich eine Hand unter meiner Decke hervor und tastete unkoordiniert nach dem Gerät meiner Folter. Als ich es gefunden hatte, machte ich es aus. Ich musste mich stark beherrschen, um das Teil nicht gegen die nächstbeste Wand zu pfeffern. Aber dann müsste ich mir schon wieder ein neues kaufen... Meine Ohren entspannten sich wieder in der angenehmen Stille, die nun auftrat. Wie herrlich konnte eigentlich Stille sein? Ziemlich, wie ich feststellte. Ich zog meine Hand wieder unter die Decke, drehte mich um und kuschelte mich in die Decke. Ich war gerade wieder dabei in die Welt meiner Träume abzudriften, als mir eine Tatsache schmerzlich bewusst wurde: Ich musste aufstehen, immerhin wurde ich in der Schule erwartet – mehr oder weniger jedenfalls. Wer hatte sich eigentlich ausgedacht, dass die Schüler zu so einer unverschämt frühen Uhrzeit in der Schule sein mussten? Der gehörte doch nur erschlagen! Wussten die denn nicht, dass sie mich damit quälten? Anscheinend nicht, denn ansonsten hätten sie sicher etwas dagegen unternommen – obwohl, wohl eher nicht, denn wen kümmerte es schon, dass die gesamte Schülerschaft geschweige denn Joey Wheeler zu so einer teenagerverachtenden Uhrzeit aufstehen musste? Richtig, niemanden. Als ich mich verschlafen in meinem Bett aufsetzte, mir den Schlaf aus den Augen rieb, mich streckte und einmal herzlich gähnte, sah ich auf meinen Wecker und stellte zu meiner Erleichterung fest, dass ich noch genug Zeit hatte, um mich fertig zu machen und sogar noch vor dem ersten Schulklingeln in der Schule anzukommen. Ich musste krank sein, dass ich einmal rechtzeitig aufwachte, aber was soll’s? Wunder gab es immer wieder. Ich stand also mühsam, grummelnd und voller Unlust auf, um mich für die Schule fertig zu machen, allerdings nicht, ohne mir dabei Zeit zu lassen, die ich ausnahmsweise einmal hatte. Ich kam doch tatsächlich pünktlich in der Schule an. Das nannte ich ein Wunder. Und erst die Gesichter meiner Freunde, als ich eine Viertelstunde – hallo?? Eine Viertelstunde!! – vor dem ersten Klingeln ankam. Sie sahen mich ziemlich ungläubig an, als sie sahen, wie ich durch die Tür kam und ich sie verschlafen begrüßte. „Was machst du denn schon hier?“, fragte mich Tea sofort. „Ich finde es auch schön, dich zu sehen“, erwiderte ich und unterdrückte ein Gähnen. „Ist das denn so ungewöhnlich, dass ich mal pünktlich komme?“, fragte ich sie, immer noch nicht viel wacher. „Sogar sehr“, meinte nun Yami. „Man, ich bin halt ausnahmsweise mal aufgewacht“, grummelte ich und ließ mich müde auf meinen Stuhl sinken. Ich war es wirklich noch nicht gewohnt zu arbeiten, denn sonst wäre ich jetzt sicherlich nicht so müde. Ich wäre quicklebeindig und würde wie ein Bekloppter irre durch die Klasse hüpfen. Aber das tat ich nicht. Stattdessen saß ich hier wie ein Untoter, eine Mumie oder ein Zombis, vorzugsweise, auf meinem Platz und versuchte krampfhaft nicht wieder in das Reich der Träume abzudriften. „Bist du müde?“, fragte Tea. „Wie kommst du nur darauf?“, fragte ich sie sarkastisch. War die echt so blöd oder tat sie nur so? Ich meine, das sah man mir doch auf drei Meilen an!! „Ist ja gut. Kein Grund, mich gleich so anzufahren“, meinte sie leicht beleidigt, doch das war mir im Moment ziemlich egal. Statt mich bei ihr zu entschuldigen, bettete ich meine Arme auf meinen Tisch, den Kopf darauf und schloss die Augen. Ein Glück, dass ich heute Abend nicht arbeiten musste. Das würde ich sicherlich nicht überleben... Ich döste schon einige Zeit vor mich hin, als auf einmal meine Ruhe durch eine von mir definitiv als Missklang eingeordnete Stimme gestört wurde: „Na, Köter? Zu wenig geschlafen?“ „Was geht dich das an, Kaiba?“, fragte ich ihn gereizt, jedoch sah ich nicht ein, warum ich meinen Kopf von meinen Armen heben und meine Augen öffnen sollte, nur um ihn anzusehen. Ich meine, diese hässliche Visage sah doch keiner freiwillig – von ein wenig... naja, ziemlich vielen Mädchen einmal abgesehen. Und ich gehörte ganz sicher nicht zu denen, die ihn freiwillig ansahen, erst recht nicht so früh am Morgen. Dazu war ich noch viel zu müde. Vermutlich zog er gerade eine seiner Augenbrauen hoch, weil ich nicht wie sonst giftig wurde. Ich ignorierte seine Stichelei und döste stattdessen weiter vor mich hin, nicht gewillt, mich diesem Stress schon auszusetzen. Dazu würde es noch Gelegenheit genug geben. Ich dachte schon, er hätte es aufgegeben, mich reizen zu wollen, denn er sagte eine lange Zeit gar nichts, bis er dann schließlich meinte: „Hast wohl gestern zu lange auf einer Müllkippe nach was zu Essen gesucht. Würde mich bei dir ja nicht wundern. Und, hast du viele deiner Artgenossen getroffen?“ Mit einem Mal war ich hellwach, sprang auf und ging Kaiba an den Kragen. „Erstens: Ich bin kein Hund, verdammt noch mal!“-ich ignorierte einfach mal, dass er mich nicht direkt als Köter, Hund oder dergleichen bezeichnet hatte-„Und zweitens: Was zum Henker fällt dir eigentlich ein? Nur, weil nicht jeder so ein reicher Pinkel wie du sein kann, ist er doch nicht gleich so bettelarm, dass er auf einer Müllhalde was Essbares suchen muss! Und noch was: Selbst wenn es so wäre, dann würde ich dir das garantiert nicht auf die Nase binden! Und jetzt verzieh dich, bevor ich mich vergesse!“ Damit ließ ich ihn los und wollte mich schon wieder setzen – insgeheim war ich ziemlcih stolz auf meine Rede, auch wenn mir das in meinem müden Zustand nicht bewusst war – als er auch schon weitermachte: „Ich habe nie gesagt, dass du ein Hund bist, du bist ein Köter. Wenn du nicht nach was zu Essen gesucht hast, was hast du dann auf der Müllkippe gemacht? Mit anderen Kötern gespielt? Und das lässt dein Kindergarten zu? Ich dachte, der würde besser auf dich aufpassen...“ Gab es eine Stufe unter abfällig? Wenn ja, dann hörte sich Kaiba im Moment so an. „Verdammt, wenn du so versessen darauf bist, zu erfahren, was ich gestern gemacht habe, dann sag ich dir’s halt. Ich war arbeiten! Und jetzt lass mich bloß in Ruhe!“ Ich wollte mich schon wieder auf meinen Stuhl sinken lassen – zum zweiten Mal, wohlgemerkt – als Kaiba mich wieder provozierte: „Ach, du und arbeiten? Und das aus deinem Mund? Das ist ja ganz was neues. Und mal davon abgesehen: Wer würde schon freiwillig einen vollkommen verflohten Straßenköter für sich arbeiten lassen? Du bist doch sowieso zu nichts fähig, außer vielleicht Wachhund zu spielen, alles andere überfordert doch deinen IQ.“ „KAIBA!“ Ich wollte mich gerade auf ihn stürzen, als der Lehrer unseren Klassenraum betrat. Das Stundenklingeln hatte ich ganz überhört... War wohl zu sehr darin vertieft, mich mit Kaiba zu streiten. Aber wenn ich nur daran dachte, was er mir schon wieder an den Kopf geschmissen hatte... Der Kerl brachte mich doch wirklich jedes Mal wieder zur Weißglut!! Argh!! Jetzt hatte er den Bogen echt überspannt. Ich wollte ihn eigentllich schön eine Runde vermöbeln und meine Wut an ihm auslassen, die er so schön aufgebaut hatte, und dann kam ich nicht dazu! Verdammter Mist aber auch! Mal davon abgesehen, dass sich Kaiba vermutlich nicht so einfach von mir verprügeln lassen würde... Auch wenn er nicht so aussah, so glaube ich doch, dass er ziemlich stark war. Ob der wohl ins Fitnessstudio ging? Allein die Vorstellung war schon genial. Kaiba in Sportklamotten. Von tausenden und abertausenden Frauen umgeben, die ihn anschmachteten, sodass er gar nicht erst dazu kam, etwas zu tun. Dieser Gedanke war einfach nur herrlich. Vor allem, da ich wusste, dass er es hasste, wenn er von Mädchen und Frauen >belästigt< wurde, wie er es sicher so schön ausdrücken würde. Da mischte sich doch wieder meine Schadenfreude ein und lachte Kaiba im Stillen aus. „Mister Wheeler! Was machen sie da? Es wird sich nicht in der Klasse geprügelt. Generell wird sich nicht geprügelt. Dafür verbringen sie die gesamte Stunde vor der Tür“, wies der Lehrer mich zurecht und holte mich so aus meinen Gedanken. „Aber“, setzte ich an, doch ich wurde sofort unterbrochen: „Keine Widerworte. Und jetzt raus“, entgegnete er und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Tür. Mit hängendem Kopf verließ ich die Klasse. //Die Woche fängt ja schon gut an, ganz hervorragend!// Kurz bevor ich die Klasse verließ, fiel mein Blick kurz auf Kaiba. Er hatte ein selbstgefälliges Grinsen aufgesetzt. Ohhh, dieser...! Das hatte er mit Absicht getan! Aber irgendwann, das schwor ich mir, würde ich ihm alles zurückzahlen, was er mir angetan hatte! Wie lange das noch dauern würde, war mir zwar nicht bekannt, aber allein der Gedanke baute mich wieder ein wenig auf. Ich stand also die gesamte Stunde vor der Klasse, konnte von innen nur gedämpftes Gemurmel hören. Da kam ich schon einmal pünktlich und dann das! Was konnte ich dafür, wenn Kaiba es absolut witzig fand, mich zu ärgern? Gut, ich durfte mich nicht provozieren lassen, aber er fing doch immer an! Und außerdem hatte ich ein feuriges Temperament! Da konnte ich nichts für! Ich konnte es nicht unterdrücken, selbst wenn ich es versuchen würde, würde es immer wieder hervorbrechen! Und Kaiba fing immer an! Warum wurde also nicht der einmal vor die Tür geschickt? Warum immer ich? Lag es daran, dass ich generell einfach von keinem Lehrer gemocht wurde? Oder doch eher daran, dass keiner Kaiba so eine Tat zutraute? Oder hatten die Lehrer Angst, dass sie verklagt werden würden, wenn sie Kaiba vor die Tür schicken würden? Vermutlich lag es an allen drei Punkten... Die Welt war so ungerecht...! Ich hasste ihn! Warum konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich meine, was würde er schon verlieren, wenn er mich einmal – einmal, verdammt! – nicht ärgern würde! Aber nein! Der Herr dachte ja gar nicht daran, mich einmal in Ruhe zu lassen! Wenn ich nur einmal die Gelegenheit hätte, ihn so richtig vor versammerlter Schülerschaft zu blamieren, ich würde sie schamlos ausnutzen! Das machte er doch auch ständig mit mir! Also, warum sollte ich das nicht auch tun dürfen? Mal davon abgesehen, dass sich mir nie so eine Gelegenheit bot... Irgendwann ging dann aber auch die erste Stunde rum, sodass ich das Privileg hatte – oder auch nicht – wieder in den ehrenvollen Matheunterricht zurückzukehren. Montags hatten wir immer eine Doppelstunde in den ersten beiden Stunden, sodass ich jetzt Herrn Takeshi, der mich rausgeworfen hatte, ertragen musste... „Wir waren so frei, mit dem Vergleichen der Hausaufgaben solange zu warten, bis auch sie wieder unter uns sind, Joey.“ Ich verfluchte ihn innerlich. War das eigentlich normal, dass er mich eben, als er mich rausgeworfen hatte, noch mit meinem Nachnamen angesprochen hatte und jetzt mit meinem Vornamen? Der Kerl wollte doch irgendetwas, das konnte ich spüren. Allein schon seine Art, wie er mit mir sprach, ließ mich misstrauisch werden. Und so konnte ich es mir nicht verkneifen, ihn noch ein zweites Mal innerlich zu verfluchen. „Und womit habe ich diese Ehre verdient?“, konnte ich mir nicht verkneifen. Vermutlich war das mein Todesurteil, aber das war mir egal. „Ich habe mir gedacht, dass sie, da sie ja anscheinend zu viel überflüssige Energie haben, die Hausaufgabe an die Tafel schreiben können.“ Woher wusste ich jetzt nur, dass so etwas in der Art kommen würde? Zweifellos wartete er jetzt sicherlich darauf, dass ich sagen würde, dass ich die Hausaufgaben nicht haben würde – so wie sonst auch immer in Mathe – doch da hatte er sich geschnitten! Aber sowas von! Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Matheheft und schlurfte nach vorne, als ich es gefunden hatte, wohl wissend, dass sie höchstwahrscheinlich falsch war, aber ich wollte ihm eins auswischen, indem ich ihm zeigte, dass ich etwas gemacht hatte – wenn auch falsch... Fakt war doch, dass ich etwas hatte, und das zählte. Herr Takeshi sah mich ziemlich verdutzt an, als ich mich zur Tafel begab, sagte jedoch nichts. Innerlich grinste ich breit. Ich verspürte den starken Drang, ihm die Zunge rauszustrecken, doch ich konnte es gerade noch so verhindern. Das wäre sicherlich nicht gut gekommen. Das hätte er bestimmt mit Nachsitzen bestraft, wenn nicht sogar mit einem Besuch bei dem Schuldirektor. Als ich mich wieder setzte, flüsterte mir Tristan eine Frage zu: „Hey, Alter, wie kommt’s, dass du mal die Hausaufgaben hast?“ Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Ich hatte vor meiner Arbeit nichts zu tun.“ „Den Ansatz haben sie erfasst, aber danach wird es falsch“, sagte mein Mathelehrer. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. War mir doch egal, er konnte mir auf jeden Fall keine sechs für nicht gemachte Hausaufgaben reinwürgen. Den Ansatz hatte ich richtig? Mehr, als ich erwartet hatte... Wer brauchte schon Rekonstruktionsaufgaben? Ich meine, es reichte doch vollkommen aus, wenn man plus und minus rechnen konnte, eventuell noch mal und vielleicht noch geteilt, aber den ganzen anderen Schwachsinn, den sie einem im Matheunterricht versuchten beizubringen, war doch vollkommen überflüssig. Ich meine, wofür brauchte man später im Leben noch einmal Rekonstruktionsaufgaben? Oder Extremwertaufgaben? Nie wieder, es sei denn natürlich, man wollte Mathelehrer werden, was bei mir mit hundertprozentiger Sicherheit nicht der Fall sein würde. Mir lief schon ein Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran dachte! Ich schaffte es irgendwie, den gesamten Tag hinter mich zu bringen. Dabei überraschte ich meine Lehrer und Freunde immer wieder, denn ich hatte in jedem Fach meine Hausaufgaben gemacht, mehr oder weniger richtig zwar, aber ich hatte sie gemacht. Zu meiner Verwunderung blieb Kaiba für den Rest des Tages ruhig. Hatte er sein Tagesziel schon erreicht oder was? Reichte es ihm, dass er es geschafft hatte, dass ich aus dem Unterricht flog, noch ehe er begonnen hatte? Seit wann genügte ihm denn eine einzige Demütigung meinerseits an einem Tag? Normalerweise nutzte er doch jede Gelegenheit, um mich runter zu machen, am besten auch noch vor Publikum. Oder hatte ich nicht nur meine Lehrer und Freunde damit überrascht, sondern auch ihn? Ihn regelrecht sprachlos gemacht? Den gesamten Schultag über war ich ziemlich stinkig auf ihn zu sprechen, noch stinkiger als sonst, und das wollte schon etwas heißen, doch ich würde nach der Schule Besuch bekommen. Die Vorfreude auf meinen Besuch besserte meine Laune wieder soweit auf, dass meine Freunde keine Angst haben mussten, dass ich ihnen an die Gurgel ging, wenn sie mich ansprachen. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie war sicher gewachsen seit dem letzten Mal. Ob sie sich sehr verändert hatte? Und wenn ja, zum Guten oder zum Schlechten? Ob wir uns immer noch so gut verstanden wie früher? Als es dann endlich erlösend klingelte, packte ich meine Sachen noch schneller als sonst und war noch früher weg als normalerweise, wenn die Schule aus war. „Wo willst du denn hin?“, rief mir Tristan hinterher. Schon am Türrahmen angekommen antwortete ich: „Zu meiner Schwester gehen, die vor der Schule auf mich wartet.“ „Deine Schwester ist hier?“, fragte Tea neugierig. Ich nickte und wollte eigentlich schon weiter, als Yugi fragte: „Wir können doch gemeinsam zu ihr gehen. Wir haben sie schließlich auch schon lange nicht mehr gesehen.“ Eigentlcih wollte ich meine Schwester so schenll es nur ging sehen, wartete aber trotzdem ungeduldig auf den Rest. Jaja, was tat man nicht alles für Freunde? Und gerade heute schienen sie sich unwahrscheinlich viel Zeit zu lassen. Konnten die sich nicht einmal beeilen? Das war ja nicht zum Aushalten! Ich wollte sie endlich sehen, verdammt!!! „Der Köter trifft also seine Köterschwester wieder“, hörte ich es aus einer Ecke des Klassenzimmers. Mit wenigen Schritten hatte ich ihn durchquert, packte Kaiba am Kragen – wie schon einmal an diesem Tag – und drückte ihn nicht gerade sanft gegen die Wand. „Beleidige mich so oft du willst, aber lass meine Schwester da gefälligst raus. Und wenn nicht, dann wirst du es bereuen.“ Was bildete der sich ein? Ich meine, ich beleidigte doch auch nicht Mokuba – gut, das lag vielleicht auch daran, dass ich ihn mochte... Wenn Kaiba es nur auf mich abgesehen hatte, konnte ich damit leben, aber wenn er jetzt auch noch anfing, Serenity in den Dreck zu ziehen, konnte der was erleben – die Tatsache vollkommen übergehend, dass ich ihm eigentlich nichts entgegen zu setzen hatte. Körperlich zwar schon, aber in allen anderen Abschnitten des Lebens nicht, wie es mir schmerzlich bewusst wurde. Außerdem würde er mich vermutlich verklagen, wenn ich ihm nur ein Härchen krümmen würde. Er würde mich vermutlich so hoch verklagen, dass ich bis an mein Lebensende für seine Entschädigung arbeiten musste... „Ich geh schon mal vor, mir ist die Luft hier zu dick“, meinte ich zu meinen Freunden und verschwand auf dem Gang. Kaiba war doch auch den gesamten restlichen Tag ruhig gewesen – wenn man natürlich von unserer morgendlichen Diskussion absah – warum riss er also jetzt wieder seine Klappe auf, wo es um meine Schwester ging? Am liebsten würde ich ihm einmal so richtig eine reinhauen, aber wegen dem vorhin schon genannten Punkt der Verklagung sollte ich das lieber nicht tun, es sei denn, ich wollte wirklich, dass ich bis ich alt, verschrumpelt und weiß der Geier was noch alles war, arbeiten wollte. Meine Freunde brauchten nicht lange, bis sie ihre Sachen gepackt hatten und zu mir auf den Gang traten. „Nimm’s dir nicht so zu Herzen, was Kaiba gesagt hat. Ignorier ihn am besten einfach“, versuchte Yugi mich aufzumuntern. Ich grinste ihn an und erwiderte: „Ich denk schon gar nicht mehr dran. Ich meine, hallo?? Das ist Kaiba! Warum sollte ich mir das zu Herzen nehmen, was er sagt? Und außerdem bin ich schon viel zu aufgeregt, meine Schwester endlich wiederzusehen.“ Wir tauchten in den Strom der Schüler ein, der, genauso wie wir, bloß raus aus der Schule wollte. Als wir dem Tor immer näher kamen, reckte ich meinen Kopf immer weiter in die Höhe, um nach meiner Schwester Ausschau zu halten. Ich hoffte, sie so schneller zu sehen. Und tatsächlich: Am Tor konnte ich ihren Haarschopf sehen. Ich stieß einen Freudenschrei aus und rannte wie ein von einer Wespe gestochener auf sie zu. Meine Freunde haben mir bestimmt komische Blicke zugeworfen, das tat jedenfalls der gesamte Rest der Schüler, aber was soll’s? Ein paar Meter vor meiner Schwester wurde ich langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Sie hatte sich nicht verändert. Sie hatte immer noch ihre langen hellbraunen Haare und war noch genauso groß wie noch an unserem letzten Treffen – gut, ihre Oberweite war vielleicht ein wenig gewachsen, aber hey, sie war in der Pubertät, da geschahen solche Sachen halt. Ihre Klamotten waren die gleichen wie sonst auch immer. Sie sah ein wenig verängstigt aus; ihr schien diese Menschenmenge nicht sehr zu gefallen, wer konnte es ihr verübeln? Sie kannte sich hier immerhin nicht aus. Und die ganzen Gesichter, die an ihr vorbeizogen, waren ihr auch alle unbekannt. Da durfte man ruhig Angst haben, sie war immerhin erst 14 (wie alt ist die eigentlich?). Deswegen erstaunte es mich noch mehr, dass unsere Mutter ihr erlaubt hatte, alleine mit dem Zug zu fahren. Sie hätte ja immerhin auf der Fahrt von irgend so einem wahnsinnigen Kindervergewaltiger >weggeschnappt< werden können. Aber ich kannte meine Schwester ja. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Vermutlich lag Serenety unserer Mutter so lange in den Ohren, bis es ihr auf die Nerven ging. Jetzt stand meine Schwester hier, alleine, verängstigt. Doch dann entdeckte sie mich plötzlich, ihr Gesichtsausdruck erhellte sich und sie kam auf mich zugerannt. Mittlerweile waren die meisten der Schüler schon weg, sodass sie bzw. ich als ihr großer Bruder keine Angst haben musste, dass sie mit irgendjemandem zusammenstieß. Als sie bei mir ankam, warf sie sich mir in die Arme, lachte laut, ein Funkeln trat in ihre Augen und sie brachte mich mit ihrem vielen Schwung aus dem Gleichgewicht, das ich jedoch schnell wiederfand. „Ich hab dich ja so vermisst, Brüderchen!“, meinte sie in meinen Armen und lachte immer noch. „Ich dich auch, Schwesterchen. Wie lange ist das jetzt schon her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben?“ „Ein Jahr, dreizehn Tage, sechs Stunden, 48 Minuten und 32 Sekunden.“ Ich sah mit einem undefinierbaren Blick auf sie herab. „Sooo genau wollte ich es jetzt auch nicht wissen.“ Sie musste mich ja richtig vermisst haben, wenn sie sogar die Sekunden gezählt hatte – Hallo??? Die Sekunden!!! Sie lachte wieder glockenhell und meinte: „Ich weiß, aber ich wollte dein bedröppeltes Gesicht sehen, wenn ich dir das sage.“ Ich schenkte ihr einen weiteren undefinierbaren Blick. Serenity war schon irgendwie seltsam, oder? „Das heißt, die Zahl stimmt nicht?“, fragte ich. „Doch, ich habe die Tage bis zu unserem nächsten Wiedersehen gezählt. Weißt du, zu Hause ist es so langweilig. Mama erlaubt mir nichts. Ich darf noch nicht mal bei einer Freundin übernachten, wenn es nach ihr gehen würde. Mit dir kann ich stattdessen machen, was ich will. Es ist immer so lustig mit dir. Mit dir mache ich immer so abgefahrene Sachen, die ich sonst nie machen würde.“ Ich grinste sie verschlagen an und erwiderte: „Wozu sind große Brüder denn sonst gut, wenn nicht mit ihnen seltsame Aktionen zu machen? Außerdem kennst du mich doch. Ich war noch nie die Unschuld vom Lande.“ Sie lachte wieder und meinte: „Ja, ich weiß. Wenn dem nicht so wäre, wäre mein Leben wirklich vollkommen langweilig. Ich würde nur Spießerverwandte haben. Ich erinnere an das Baden im Schwimmbad bei Nacht – mit einem Eimer Farbe bewaffnet. Ich will nicht das Gesicht des Bademeisters am nächsten Tag gesehen haben. Der war sicherlich nicht sonderlich begeistert, als er festgestellt hat, dass sein gesamtes Wasser auf einmal rot war.“ Ich grinste schelmisch und wollte eigentlich etwas erwidern, doch plötzlich räusperte es sich hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte meine Freunde, die dem ganzen Schauspiel stumm gefolgt waren. „Oh, deine Freunde sind ja auch hier“, meinte Serenity begeistert. „Wir haben uns ja auch nicht mehr lange gesehen!“, meinte sie, ließ von mir ab und ging zu meinen Freunden. Yugi trat auf sie zu und meinte: „Da hast du Recht. Ich hab dich vermisst.“ Sie lächelte ihn herzlich an und meinte: „Ich dich auch.“ Dann schloss sie ihn in die Arme und wandte sich dann Tristan und Tea zu. Tristans Blick begann zu funkeln, als meine Schwester ihn umarmte. Ich beobachtete ihn mit Argusaugen. Das hatte ich ja beinahe vergessen. Tris stand ja voll auf meine Schwester. Ich seufzte innerlich. Nicht, dass ich dachte, dass er meiner Schwester etwas tun würde, was sie nicht wollte, aber sicher konnte man sich nie sein, immerhin war er ein pubertierender Teenager, der nur von seinen Hormonen gesteuert wurde... Das erinnerte mich doch wieder daran, dass ich das ja auch war. Ich seufzte ergeben. Jaja, das Leben eines Teenies war schon nicht einfach... Auch wenn die Erwachsenen das immer behaupteten. Die hatten ja keine Ahnung! In Gedanken legte ich eine Hand an mein Kinn. Allerdings war ich nicht so wie Tristan, wie mir gerade wieder auffiel. Der hatte bei sich zu Hause ziemlich viele Playboys mit irgendwelchen nackten Frauen rumliegen, von denen er voll heiß wurde. Mich ließen die jedoch vollkommen kalt. Das war ziemlich seltsam, ich weiß. Ich war schließlich ein Junge und sollte von sowas total angemacht werden... dem war nur nicht so. Aber was sollte ich machen? Ich konnte doch nicht erzwingen, dass ich von irgendwelchen halbnackten – naja gut, wohl eher so gut wie nackten bis hin zu ganz nackten – Frauen, die hundertpro alle eine Schönheitsoperation hinter sich hatten und grottenschlecht geschminkt waren, erregt wurde, oder? Ich meine, das kann’s doch nicht sein. War das seltsam? Vermutlich schon... Immerhin waren alle anderen Jungs aus meiner Klasse auf so eine >Vollblutfrau< um sie zu zitieren, scharf – ausgenommen natürlich Yugi, der zählte nicht, der stand ja schließlich auf den Pharao... Aber was hatte das bei mir zu bedeuten? Sehr seltsam... Ich beschloss, diesen sehr anstrengenden Zwist auf später zu verlegen und mich lieber meiner Schwester und meinen Freunden zu widmen. „Du bist also der Pharaoh? Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Joey hat viel von dir erzählt.“ Ein Lächeln stahl sich auf Yamis Züge. „Die Freude ist ganz meinerseits. Du bist immer noch so schön, wie bei unserer letzten Begegnung.“ Auf Serenitys Gesichtszüge legte sich ein fragender Ausdruck. „Wir haben uns schon mal gesehen?“, wollte sie wissen. Yamis Lächeln wurde größer und er meinte: „Ich dich schon, du mich auch, aber unbewusst, denn bei unserer letzten Begegnung habe ich mir ja noch den Körper mit Yugi geteilt.“ „Das stimmt also, was mein Bruder gesagt hat? Ich habe immer gedacht, dass er mich auf den Arm nehmen wollte, als er mir das erzählt hat.“ „Hey!“, ließ ich empört verlauten. „Ich würde niemals lügen! Naja, fast nie“, verbesserte ich mich, nachdem Tea mir einen strafenden Blick zugeworfen hatte. „Und dich würde ich schon gar nicht anlügen“, meinte ich an meine Schwester gewandt. Nach dieser herzlichen Begrüßung machten Serenity und ich uns auf den Weg, immerhin wollten wir heute noch so einiges machen. Auf dem Weg zu mir nach Hause – schließlich wollte ich nicht die ganze Zeit meine Tasche mit herumschleppen und andere Klamotten wollte ich mir auch anziehen – fragte ich Serenity: „Sag mal, hast du dir irgendwas bestimmtes vorgestellt, was wir heute machen sollen?“ Sie überlegte eine Weile, dann schüttelte sie den Kopf. Ein unsicheres Grinsen stahl sich auf meine Lippen. „Hast du dann etwas dagegen, mit mir gemeinsam einen Anzug zu kaufen?“ Meine Schwester sah mich mit großen Augen an. „Wozu brauchst du denn einen Anzug?“ Ach, stimmt ja, da war ja was... Ich hatte ihr bis jetzt gekonnt verschwiegen, dass ich arbeiten ging, ganz besonders, dass ich dabei sang. Absicht? Ja, und wie!!! „Naja, weißt du, ich gehe arbeiten und für die Stelle brauche ich einen.“ „Und wann hattest du vor, mir das zu sagen?“, fragte sie mich und sah mich vorwurfsvoll an. //Eigentlich nie, das ist mir immer noch peinlich.// Mein Blick schweifte zu ihr ab und ich musste feststellen, dass sie eingemuckelt war. Sie hatte ihre Unterlippe schmollend nach vorne geschoben und ihre Arme veschränkt. //Allerdings bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mir eine Notlüge aus dem Ärmel zu ziehen, um sie wieder gnädig zu stimmen – und soviel dazu, dass ich meine Schwester nicht anlügen würde...// Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Weiß nicht, ich hatte in letzter Zeit so viel zu tun...“ Ihre vorwurfsvolle Miene glättete sich ein wenig, doch sie fragte immer noch ein wenig eingeschnappt: „Und als was arbeitest du?“ Augenblicklich konnte ich spüren, wie sich eine leichte Röte auf mein Gesicht legte. Verlegen stotterte ich rum, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen: „Naja, weißt du, also... das ist so...ähm...“ „Na was denn nun?“, fragte sie, als sie sich vor mich gestellt hatte und sich neugierig, wenn auch bedrohlich – meine Schwester war 14! Und ich hatte Angst vor ihr? – vor mir aufbaute. Sie sah mir ungeduldig in die Augen. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Kaum zu glauben, dass sie es wirklch schaffte, mir Angst einzujagen. Ich druckste herum, war nicht gewillt, ihr zu antworten. „Joeeeeeeeeeeey!“ Man könnte meinen, sie wäre fünf Jahre alt – so verhielt sie sich jedenfalls... Wie ein kleines Kind, das nicht bekam, was es wollte. Ich sah zur Seite und sagte dann widerwillig: „Ich singe.“ Stille. Hatte ich etwas falsches gesagt, dass sie dazu nichts von sich gab? Das war doch nicht normal! Sonst gab sie immer Kommentare von sich, jedenfalls, wenn sie mit Personen zusammen war, die sie kannte, denn bei Fremden war sie viel zu schüchtern. Mir blieb also nichts anderes übrig, als ihr ins Gesicht zu sehen, um zu erfahren, was mit meiner Schwester los war. Ich blickte also mehr als unwillig auf und zuckte überrascht zusammen. Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd! Was war denn jetzt kaputt? Kurzschlussreaktion oder so? „Das ist doch wunderbar! Das du dich endlich mit deiner geilen Stimme traust...!“ Ich sah sie ungläubig an. Hatte ich mich verhört? „Was...?“ „Du hast eine tolle Stimme, das wusste ich schon immer. Ich habe gehofft, du würdest irgendwann einen Job annehmen, bei dem du deine Stimme brauchst.“ „Aber...“, setzte ich an, wurde jedoch sofort von meiner Schwester wieder unterbrochen: „Ach komm schon, Joey! Ich bin deine Schwester! Glaubst du im Ernst, dass mir noch nicht aufgefallen ist, dass du gerne singst? Gerne und gut?“ Ich überlegte. Eigentlich ja nicht. Wie schon gesagt, sie war meine Schwester und wusste dementsprechend recht gut, was ich gerne machte und so. Ich seufzte. „Du hast Recht.“ Ein überdimensional großes Grinsen schlich sich auf ihre Züge und sie meinte: „Ich weiß. Lass uns jetzt deinen Anzug aussuchen gehen.“ Ich nickte und wir setzten uns in Bewegung. „Dann musst du mir aber noch ein wenig mehr über deine Arbeit erzählen, sonst weiß ich ja gar nicht, wie dein Anzug in etwa aussehen muss, damit er in die Umgebung passt“, meinte sie. Da hatte sie schon wieder Recht. Also erzählte ich ihr, was ich denn jetzt genau suchte und nach meiner Erklärung nickte sie verstehend mit dem Kopf. „Ok, ich weiß schon, was du suchst, glaub mir.“ Das gute an meiner Schwester war, dass sie, obwohl sie erst vierzehn war, schon einen guten Sinn für Mode und dergleichen hatte. Oder lag das einfach nur daran, dass sie ein Mädchen war und die das sowieso alle wussten? War ja eigentlich auch egal, hauptsache, meine Schwester konnte mich in Sachen Anzug beraten. An diesem Nachmittag hatten wir viel Spaß, auch wenn ich nicht sonderlich gerne Shoppen ging. Ob das daran lag, dass ich männlich war? Keine Ahnung. Ich hatte schon vier Anzüge angehabt, doch an jedem hatte meine Schwester etwas auszusetzen. Er saß zum Beispiel nicht richtig an den Schultern – sie meinte, dass er da spannen würde, doch als ich mich im Spiegel ansah, konnte ich nichts dergleichen sehen. Frauen halt, da musste ich nichts weiter zu sagen. Ich widersprach ihr schon gar nicht erst. Erstens wollte ich sie nicht verärgern und zweitens wusste sie, was sie tat. Ich vertraute ihrem Urteil. Als ich jedoch feststellte, dass der fünfte Anzug komplett rosa war, kam dieses Vertrauen stark ins Schwanken. „Serenity, was soll das werden?! Glaubst du im Ernst, dass ich das Teil anziehen werde? Geschweige denn, dass das mein Chef akzeptieren würde?“, fragte ich sie geschockt. Warum hatte meine Schwester nur vor, mich in die Haut eines Schweins zu stecken? Die gleiche Farbe hatte sie immerhin. Und schon wieder hatte sich ein riesiges Grinsen auf ihre Züge geschlichen. „Glaubst du im Ernst, dass ich so einen verdrehten Modegeschmack habe? Ich will nur mal sehen, wie das aussieht. Ich will meinen Spaß mit dir haben! Komm schon, du musst das Teil ja nicht kaufen, nur mal anprobieren! Ich werd’s auch keinen erzählen.“ „Aber... Aber das Teil ist rosa!“ Jetzt wurde ihr Grinsen geradezu diabolisch. „Ich weiß!“ „Ich zieh das Teil nicht an!“ „Ach komm schon! Sei kein Spielverderber! Nur zum Spaß!“ Ich seufzte. Warum konnte ich meiner Schwester eigentlich keinen Wunsch abschlagen? „Gib schon her, das Teil. Aber komm nicht auf den Gedanken, dass ich das noch mal machen würde“, sagte ich ein wenig genervt. Jetzt lächelte sie mich an. „Ok. Ich suche derweil schon mal nach einem anderen Anzug für dich.“ Grummelnd zog ich mich in meine Unkleide zurück. Warum tat ich mir das noch gleich an? Ach ja, weil sie meine Schwester war. Warum hing ich nur so sehr an ihr, dass ich mich freiwillig für sie demütigte? Ich kam schon wenige Augenblicke später wieder aus der Umkleide und präsentierte mich meiner Schwester. Die machte aus irgendwelchen Gründen ziemlich große Augen. „Was denn? Seh ich so dämlich aus?“, fragte ich sie ein wenig neugierig und stellte mich vor den Spiegel. „Das würde ich nicht unbedingt sagen, es macht dich...“ Sie schien nach dem richtigen Wort zu suchen, währenddessen musterte ich mich in dem Spiegel. „Schwul?“, fragte ich sie gerade heraus. „Ja, das ist der Ausdruck, den ich gesucht habe“, meinte sie grinsend. Was war da denn so lustig dran? Wollte sie etwa einen schwulen Bruder? Hatte ich schon einmal erwähnt, dass meine Schwester ziemlich seltsam war? Ich sah mich weiter im Spiegel an. Der Anzug legte sich perfekt an meinen Körper und betonte meine Linien. Dabei kam meine schlanke Figur zur Geltung, machte mich gleichzeitig ziemlich feminin, wie ich feststellte. Das Teil machte mich wirklich schwul! Hilfe!!!! Auf einmal fing meine Schwester an laut zu lachen. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte ich sie ein wenig genervt. „Du solltest mal dein Gesicht sehen! Generell einfach deine ganze Haltung. Zum Lachen, echt!“ Ich warf im Spiegel einen Blick auf mein Gesicht, meine Haltung und tatsächlich, es sah ziemlich angeekelt und abgenervt aus. Naja, der Anzug war immerhin PINK!!!! Jetzt ließ ich es mir jedoch nicht nehmen, mit überdimensional großem Hüftschwung auf meine Schwester zu zu gehen und sie anzulächeln. Dabei bewegte ich mich ziemlich lasziv, glaube ich. Keine Ahnung, ob dem so war, weil ich mich eigentlich nicht so fortbewegte, außer vielleicht mal irgendwann unbewusst, aber an sonsten nie. Warum sollte ich auch? Ich hatte bis jetzt ja noch keinen Grund dazu gehabt... Man könnte mich schon als verrückt ansehen, immerhin machte ich hier gerade mehr oder weniger meine eigene Schwester an... Aber naja, sie war doch selbst schuld, mir so ein gräßliches Teil anzudrehen. Da musste sie jetzt auch die Konsequenzen tragen! Ich wollte schließlich auch meinen Spaß haben! Als ich dann vor ihr zum Stehen kam, posierte ich vor ihr. Die eine Hand an der Hüfte, die andere in den Haaren. Ging’s mir hier eigentlich noch ganz gut? Ich meine, der ganze Laden sah mich schon ziemlich seltsam an. Wer konnte es ihnen schon verübeln? Ich meine, man hatte nicht jeden Tag einen Wahnsinnigen in seiner Nähe... „Was gefällt dir denn nicht an meiner Haltung? Ist doch alles in Ordnung damit. Sieht doch sexy aus.“ Ich sah sie verführerisch an, fuhr mit der Hand, die in meinen Haaren war, meine Wange hinunter bis zu meinen Lippen, stirch mit meinen Fingern darüber und mein Zeigefinger verharrte auf den ihnen. Ich sah sie verspielt und unschuldig an. Stand ich eigentlich unter Alkoholeinfluss? Ich meine, kein normaler Mensch würde so etwas im Beisein anderer machen! Schon gar nicht, wenn er die nicht kannte und die einen dann für einen halten konnten, der aus der Irrenanstalt entflohen war! Plötzlich fing meine Schwester laut an zu lachen. Das musste wohl ein sehr seltsames Bild abgegeben haben. Ich stellte mich wieder normal hin und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Du solltest Schauspieler werden, Brüderchen. Das war echt oskarreif.“ Ich lachte auf und meinte: „Lieber nicht. Da würden sich bloß alle die Augen vergiften, wenn sie mir zusehen würden, wie ich mich zum besten geben würde.“ Ich grinste sie an. „Krieg ich jetzt bitte einen anderen Anzug? Ich hasse rosa. Ich dachte, dass hätte ich jetzt schon oft genug erwähnt.“ „Achso, ja, hier“, sagte sie und drückte mir den nächsten in die Hand. Ich lächelte ihr dankbar zu und verschwand damit wieder in der Umkleide. Nach kurzer Zeit kam ich wieder heraus und sah meine Schwester unsicher an. Der Anzug gefiel mir ganz gut, allerdings wusste ich nicht, wie Serenity das sehen würde. Der Anzug war komplett schwarz, genau wie der, den mir Carlos auch schon gegeben hatte. Sie sah mich kritisch an und ging einmal um mich herum, um mich auch von allen Seiten betrachten zu können. Als sie wieder vor mir zum Stehen kam, meinte sie: „Wenn du jetzt auch noch die richtigen Schuhe und eine Fliege hättest, wärst du perfekt.“ Ich sah sie ungläubig an und konnte nicht fassen, was ich da gerade gehört hatte. Es hätte mir gereicht, wenn sie zufrieden gewesen wäre, aber dass das gleich zu einem >perfekt< wurde, war ja geradezu ein Wunder, sie war immerhin eine ziemlich kritische Person und war demzufolge auch nicht leicht zufrieden zu stellen. Kurz entschlossen winkte sie eine der Verkäuferinnen heran, die durch den gesamten Laden wuselten – ich glaube, die ganzen Verkäuferinnen haben mir schon die ganze Zeit interessierte Blicke zugeworfen, seit ich den Laden betreten hatte. „Wie kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte sie und schenkte uns ein Lächeln – oder besser: Es sollte eigntlich an uns beide gerichtet sein, doch ich bemerkte genau, dass sie nur mich die ganze Zeit ansah. Ich schätzte sie auf etwa dreißig. Und genau wie die Frauen im Club warf sie mir sehr eindeutige Blicke zu. Ich musste wirklich heiß in dem Teil aussehen... „Haben sie schwarze Schuhe da, die zu diesem Anzug passen? Und eine passende Fliege?“, fragte meine Schwester. Die Verkäuferin musterte mich kurz – was sie, wie gesagt schon die ganze Zeit getan hatte – nickte dann und verschwand, nur um kurze Zeit später mit Schuhen und Fliege zurück zu kommen. „Ich denke, die müssten passen“, meinte die Verkäuferin und lächelte mich schon wieder an. Hatte die irgendwie eine Zerrung in ihren Gesichtsmuskeln oder warum sah sie mich die ganze Zeit an? Ich meine, wenn das mal kurz gewesen wäre, ok, wenn sich daraus allerdings ein Dauergrinsen entwickelte, ging einem das irgendwann auf die Nerven, so wie das gerade bei mir der Fall war. „Zieh das alles mal an, Brüderchen“, sagte Serenity und duldete keine Widerworte – nicht, dass ich welche geben wollte. Also schlüpfte ich in die Schuhe, die zu meiner Verblüffung wie angegossen passten und legte mir die Fliege um. Dann trat ich vor den Spiegel und ich konnte mir ein anerkennendes Pfeifen nicht verkneifen. „Das ist gut. Das nehmen wir. Zieh dich um, Joey. Du darfst mich zum Dank auch zum Essen einladen.“ Ich seufzte. Meine Schwester war ja soooooo selbstlos. Wenn ich diesen Gedanken laut ausgesprochen hätte, hätte man den Sarkasmus vermutlich gar nicht überhören können... „Ja, wenn es denn sein muss“, erwiderte ich. Sie grinste und meinte, als ich schon wieder in der Umkleide verschwunden war: „Tu doch nicht so, du hast doch auch Hunger.“ Stimmt, aber das würde ich ihr nicht sagen. Das würde sie mir sonst nur den Rest des Tages vorhalten. „Und außerdem: Wann sehen wir uns denn mal? Da kannst du deine kleine Schwester ruhig mal einladen. Davon geht die Welt nicht unter. Dann können wir uns dann alles mögliche erzählen, was wir in der vergangenen Zeit gemacht haben.“ Nachdem ich also den Anzug bezahlt hatte – es war nur bei einem geblieben, immerhin wurde ich erst am Ende des Monats bezahlt und hatte dem entsprechend noch nicht wirklich viel Geld, außer meinem Taschengeld, das ich ziemlich unregelmäßig bekam und deswegen auch nur recht spärlich war – und er mir mitsamt der Schuhe und der Fliege eingepackt worden war, gingen meine Schwester und ich zusammen in ein Café, um dort etwas zu essen. Das Anzuganziehen hatte ziemlich lange gedauert und deswegen konnte man das Essen schon als Abendessen betrachten. Während wir aßen, erzählten wir tatsächlich viel. Was wir die vergangene Zeit gemacht hatten und wie es uns ergangen war. Serenity erzählte, dass ihre Mutter mit ihrem Freund schluss gemacht hätte, da dieser sich wohl als ziemlich hinterhätlig herausgestellt hatte. Er hatte sich erst bei unserer Mutter eingeschleimt und hatte sich dann mit irgendwelchen anderen Frauen getroffen. Irgendwie gönnte ich ihr das. Nicht, dass ich besonders schadefreudig gewesen wäre – ok, das war jetzt eine Lüge, aber das ignorierte ich gekonnt – aber ich fand, dass es ihr aus einem mir unbekannten Grund ganz recht geschah... „Wann geht denn dein Zug zurück nach Hause?“, fragte ich Serenity, als wir fertig waren und wir uns erhoben. Sie sah auf ihre Armbanduhr und meinte: „In zweieinhalb Stunden.“ Ich sah auf meime eigene Uhr und stellte fest, dass es halb sieben war. „Na dann habe ich ja noch genug Zeit, um dir meine Arbeitsstelle zu zeigen. Ich habe heute zwar frei, aber ich möchte meinen Anzug da einschließen. Ich hab schließlich keinen Bock, drei Tage in der Woche im Anzug durch halb Domino zu latschen. Da komm ich mir wer weiß wie dumm vor.“ Serenitys Augen leuchteten auf, als ich sagte, dass ich ihr meine Arbeitsstelle zeigen würde. Sie war richtig gespannt und wollte sie unbedingt sehen. Schon den ganzen Nachmittag hatte sie mich ausgefragt, wie der Nachtclub denn aussah und wie meine Kollegen und so wären. Jetzt, wo ich ihr den Club zeigen würde, platzte sie fast vor Neugierde. Als wir vor dem Club ankamen, drehte ich mich zu meiner Schwester um und sagte: „Hör zu, wenn wir da jetzt gleich reingehen, dann bleib auf jeden Fall bei mir. Wenn du nämlich verloren gehst, kann ich dir kein Alibi geben, warum du denn im Backstagebereich bist. Also, bleib in meiner Nähe.“ Sie nickte und klammerte sich an meinen linken Arm, in der rechten trug ich die Tüte mit dem Anzug. Ich führte sie zum Hintereingang und kramte den Schlüssel dafür aus meiner Hosentasche hervor, um eben diesen aufzuschließen. Wir betraten gemeinsam den Club, Serenity immer noch an meinem Arm. „Hey, Joey, was machst du denn hier?“, hörte ich auch gleich eine mir bekannte Stimme fragen. „Du hast doch heute frei, oder habe ich was verpasst?“ Vor uns stand Kitian, die mich irritiert musterte. „Und wer ist das Mädchen an deinem Arm? Hast endlich doch ne Freundin aufgegabelt, oder was?“ Ich grinste sie an und erwiderte: „Das ist meine Schwester Serenity. Sie besucht mich heute, weil sie sonst bei unserer Mutter wohnt. Serenity, das ist Kitian.“ Etwas verschüchtert trat Serenity aus meinem Schatten und musterte Kitian. Ihr offenes Verhalten hatte meine Schwester wohl doch ein wenig eingeschüchtert. „Joey hat schon so einiges von dir erzählt“, meinte sie schließlich. Die ältere zog eine Augenbraue hoch und fragte: „Was denn alles? Ich hoffe, nur gutes.“ Jetzt grinste meine Schwester. „Naja, so einiges, aber ob das nur gutes war...“ Kitian begann nun ebenfalls zu grinsen. Langsam machten mir die beiden Angst. Das sah ganz so aus, als ob sich die beiden auf Anhieb gut verstehen würden. „Jetzt möchte ich es aber genauer wissen“, meinte meine Kollegin. Gerade, als Serenity ansetzen wollte, unterbrach ich sie und fragte: „Ist doch nicht so wichtig, oder? Ich meine, das tut doch jetzt eh nichts zur Sache.“ „Joeeeeeeey!! Ich will gefälligst wissen, was du ihr erzählt hast!!“ „Ach, naja, weißt du...“ „Es war nichts, das dich in einem schlechten Licht hat dastehen lassen“, unterbrach mich meine Schwester. „Auch wenn er zweifellos eben dies versucht hat. Aber mit seinen Schilderungen von dir, was du ihm schon alles angetan hast, hat er dich mir eher sympathisch gemacht. Ich meine, wer ärgert denn meinen Bruder, wenn ich nicht da bin? Das muss doch auch von irgdendwem übernommen werden, sonst kann er noch in Ruhe leben und das kann ich doch nicht zulassen!“ Ihr Grinsen wurde immer breiter, ebenso das von Kitian. „Du bist mir sympathisch“, meinte Kitian, bovor sie sich wieder an mich wandte: „Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast, noch dazu so eine nette“, meinte Kitian. „Du hast nicht nach ihr gefragt. Und bis jetzt hatte ich keinen Grund von ihr zu erzählen“, erwiderte ich mit einem Schulterzucken. „Ist Carlos da?“, fragte ich sie dann. „Klar, der ist doch immer da.“ „Ich meine, wo er ist.“ „Achso, ich glaube, in seinem Büro, wieso?“ „Ich hab hier etwas“-ich raschelte mit meiner Tüte-„das ich einschließen möchte.“ Kitian zog eine Augenbraue hoch und wollte sofort wissen, um was es sich bei der Tüte handelte. „Anzug. Ich sollte mir doch einen anschaffen.“ Kitian grinste. „Ich freu mich schon, dich darin zu sehen. Und Toshie garantiert auch.“ „Bleib mir bloß mit dem weg. Wenn ich ihn und seine Phasen nicht noch mal ertragen muss, bin ich glücklich! Wenn er mich in Ruhe lässt, versteht sich. Aber vermutlich würde ich schon allein bei seinem Anblick Zustände bekommen!“, meinte ich genervt. „Wir gehen dann jetzt mal zu Carlos. Wir sehen uns morgen.“ Kitian nickte und wuselte davon. „Ich mag sie“, sagte Serenety. Da wär ich jetzt nicht drauf gekommen, wo sie es doch schon gesagt hatte... Ich lächelte sie an und erwiderte: „Ich auch.“ Vor Carlos’ Büro angekommen klopfte ich an. Ein einfaches „Herein“ ertönte von innen. Ich öffnete die Tür und trat, gfolgt von meiner Schwester, die jedoch hinter mir blieb, ein. „Joey, was machst du denn hier? Du hast doch heute frei!“ „Ich finds auch schön, dich zu sehen. Nein, jetzt mal im Ernst, das weiß ich doch. Glaubst du wirklich, dass ich vergessen würde, dass ich heute frei habe? Ich bin nur hergekommen, um meinen Anzug vorbeizubringen.“ „Deinen Anzug?“, fragte er verwirrt. Ich deutete auf die Tüte und meinte: „Ja, den hab ich heute mit meiner Schwester, die hinter mir steht,“-einen schnellen Wink hinter mich machend-„gekauft.“ Ich trat einen Schritt zur Seite, sodass Carlos einen guten Blick auf sie hatte. „Guapa“, sagte er, stand auf und kam auf uns zu. Bei seinem Wort musste ich grinsen. So ungefähr jeder, der meine Schwester sah, fand, dass sie schön war. Ich war ja mal gespannt, was sie später für einen Mann heiraten würde. Ob der vom Schönheitsgrad mit meiner Schwester mithalten konnte? Ob das einer wäre, der in ihre Schönheit vernarrt wäre? Oder doch was ganz anderes? Wer wusste das schon? Irgendwie war ich ja schon neugierig... Carlos griff nach der Hand meiner Schwester und hauchte einen Kuss darauf. Okaaaaaaaaaaay, jetzt benahm er sich eindeutig nicht wie ein Spanier... Eher wie so ein Typ aus dem Land mit den Baguettes. Verdammt, wie hießen die noch gleich? Ich lernte doch ihre verdammte Sprache! Wie hießen die denn nochmal??? Ach ja, Franzosen. Er benahm sich wie ein Franzose! Ich bin Asiat (ist der das wirklich? Oder is er Halbamerikaner, oder sowas???), da muss ich nicht unbedingt wissen, was alles für seltsame Völkchen in Europa leben, mal von den Spaniern abgesehen. Nur um das klar zu stellen! Das ich auch französisch lernte und somit eigentlich auch von den Franzosen wissen musste, ignorierte ich mal wieder gekonnt. Generell war das, glaube ich, das beste, was ich konnte. Im Ignorieren war ich unschlagbar. Hah! Sogar besser als Mister-ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt!!! Höchstwahrscheinlich jedenfalls... Vielleicht sollte ich ihn mal zu einem Duell im Ignorieren herausfordern... „Cómo te llama, mi preciosa (wie heißt du, meine wunderschöne)?“, fragte er meine Schwester. „Man, Carlos, sie spricht kein Spanisch, also brauchst du sie auch gar nicht erst auf Spanisch anzusprechen! Sie heißt Serenity.“ „Was ein schöner Name!“ Jetzt wandte er sich wieder meiner Schwester zu und fragte: „Willst du mich heiraten und anschließend ganz viele Kinder mit mir haben?“ „Carlos, sie ist VIERZEHN!!!“, wies ich ihn freundlich – wer’s glaubt – auf ihr Alter hin. Prompt ließ er ihre Hand los, schüttlete den Kopf und meinte: „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was da plötzlich in mich gefahren ist. Normalerweise mache ich so etwas nicht.“ Er schien echt geknickt zu sein. Wer konnte es ihm verübeln? Immerhin war er sonst immer sehr beherrscht und hatte seine Gefühle im Griff. Und das, obwohl er Spanier war! Die waren doch für ihr Temperament bekant! „Ist schon gut“, sagte nun meine Schwester das erste mal etwas in Carlos’ Anwesenheit. „Ich bin so etwas gewohnt“, fügte sie hinzu und lächelte ihn an. Er schüttelte den Kopf und meinte: „Du verstehst das nicht. Normalerweise tue ich so etwas nicht.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich kenne viele Männer, die so was eigentlich nicht tun, doch irgendwie verändern sie sich alle in meiner Anwesenheit. Das ist ganz normal.“ Er seufzte. „Komm mit, Joey, ich zeige dir dein Schließffach, wo du deine Sachen einschließen kannst“, sagte er zu mir, um höchstwahrscheinlich von diesem Thema wegzukommen. Nachdem ich meine Sachen in den Spind gepackt hatte, meinte Carlos zu mir: „Vergiss die Zahlenkombination nicht!“ Als wenn das so wichtig wäre. Ich meine, Carlos wusste die doch auch, also warum machte der sich so ins Hemd? Wenn ich sie vergessen sollte, konnte ich doch einfach zu ihm gehen, oder nicht? „Nee, ich doch nicht! Sag mal, Carlos, darf ich meiner Schwester noch den Club zeigen?“ Ich sah ihn bittend an. Immerhin hatte ich meiner Schwester versprochen, dass ich ihr meine Arbeitsstelle zeigen würde. Sagte er jetzt nein, wie stand ich denn dann da? „Wenn du mir hoch und heilig versprichst, dass ihr nicht auffallt. Wie du weißt sind meine Gäste alle gut angezogen. Wenn ihr so underdressed die Aufmerksamkeit auf euch zieht, wirft das kein gutes Licht auf meine Bar.“ „Ich schwöre es. Wir werden uns im Schatten halten, sodass wir nicht auffallen.“ „Ok, von mir aus. Aber nur, wenn ihr wirklich nicht auffallt.“ Ich nickte und meinte: „Wir sehen uns morgen. Bis dann.“ „Ja, bis dann.“ Danach wandte er sich meiner Schwester zuu und sagte: „Ich hoffe, dass wir uns wieder sehen, mi preciosa. Deine Schönheit ist eine Augenweide für meine armen, kranken, alten, schwachen Augen.“ Okaaaaaaaaaaay... Jetzt übertrieb er es aber! Ich meine, er war höchstens 30! Er tat ja gerade so, als ob er schon den größten Teil seines Lebens hinter sich hatte. Er hörte sich so an, als wenn er ein 87 ¾ Jahre alter Opi wäre, der seinem vergangenen Leben hinterher trauerte! //Ob er verheiratet ist?//, schoss mir die Frage durch den Kopf. //Und wenn ja, hat er Kinder?// Wie kam ich denn jetzt auf diese Gedanken? „Es war mir eine Freude, dich kennen gelernt zu haben“, erwiderte meine Schwester mit einem Lächeln. „Und keine Sorge, wir sehen uns bestimmt wieder. Man trifft sich immer zweimal im Leben.“ „Ich werde es mir merken“, meinte Carlos, bevor wir verschwanden. Als wir auf dem Gang waren und schon etwas Entfernung zwischen uns und das Büro meines Chefs gebracht hatten, fragte Serenity: „Ist dein Boss immer so drauf? Der ist voll komisch! Und was hat der da die ganze Zeit gebrasselt? Ich kann kein Spanisch.“ Man konnte ihr ihre Verwirrung regelrecht aus dem Gesicht ablesen, und das sagte ich, der nun wirklich keine Ahnung von Empathie und diesem ganzen Spaß verstand. „Eigentlich nicht. Du musst ihn wirklich beeindruckt haben, dass er sein Temperament so hat gehen lassen. Das macht er normalerweise nicht. Du weißt eigentlich nie, was er grade denkt... Voll undruchsichtig, der Typ... Das eine mal hat er dich nach deinem Namen gefragt. Und mit diesen kleinen Anhängseln an seine Sätze hat er dich immer angesprochen. Das hat immer so etwas wie >meine hübsche< oder >meine wunderschöne< geheißen... Stimmt es, dass du ein paar Männer kennst, die in deiner Gegenwart ganz anders werden, als sie normalerweise sind?“ Sie nickte und meinte: „Ja, zu Hause. Ein paar Bekannte von Mutter. Und dann ein paar Jungs aus meiner Klasse.“ Bekannte von unserer Mutter? Das mussten doch dann ziemlich alte Säcke sein, im Vergleich zu meiner Schwester. Was waren das für perverse Alte, die sich an einem kleinen Mädchen aufgeilten? Gut, Mutter würde sicherlich nicht zulassen, dass sie ihr etwas tun würden – mir schwirrte da noch dieser Satz von Serenity im Kopf herum, dass unsere Mutter sie am liebsten noch nicht einmal bei einer Freundin übernachten lassen würde – aber bei den Jungs in ihrer Klasse? Wer konnte das schon wissen? Es konnte schließlich nicht die ganze Zeit ein Lehrer an ihrer Seite sein, um auf sie aufzupassen. Schon recht nicht auf dem Schulweg. Da konnten Sachen passieren...! Konnte man das Beschützerkomplex nennen? „Nimm dich vor ihnen in Acht“, warnte ich meine Schwester, hielt jedoch die Besorgnis aus meiner Stimme heraus. „Wieso?“, fragte sie mich und sah mich aus großen, neugierigen Augen an. Wie naiv konnte man eigentlich sein? Ich meine, das musste ihr doch einfach auffallen, dass die alle etwas von ihr wollten! Wie gutgläubig konnte man eigentlich sein??? „Tu’s einfach.“ „Ich weiß zwar nicht warum, aber wenn du dich dann besser fühlst, versprech ich es dir.“ Zusammen mit meiner Schwester betrat ich also durch die Tür, durch die bei meinem Vorsingen auch Jonny gekommen war, die sich neben der Bühne im Schatten befand, den Saal und tatsächlich, er war – mal wieder – voll mit Leuten, die schick angezogen waren. Serenity sah, neugierig wie sie nun mal war, über meine Schulter um einen Blick auf die Gäste erhaschen zu können. „Boah, und vor solchem Publikum singst du?“, fragte sie flüsternd, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich nickte und meinte: „Dafür der Anzug.“ „Cool.“ Als meine Schwester genug gegafft hatte – anders konnte man das echt nicht nennen – schlichen wir durch die dunklen Passagen des Clubs, die hauptsächlich aus Ecken und Rändern des Clubs bestanden, damit ich meiner Schwester alles zeigen konnte. Als wir schließlich an der Bar ankamen, da ich Serenity die ja auch zeigen musste, schließlich gehörte die dazu, entdeckte ich meinen zu Fleisch gewordenen Alptraum: Toshie. „Hey, Joey-Schätzchen! Wie geht’s denn so? Und wer ist deine reizende Begleiterin? Deine Freundin?“, fragte er mich sofort, als er mich entdeckt hatte. „Hallo, ja, ganz gut. Das ist meine Schwester Serenity. Serenity, das ist Toshie. Er scheint irgendwie auf mich zu stehen. Frag mich nicht warum, ich hab keine Ahunng. Und damit eins klar ist, Toshie: hör auf, mich >Joey-Schätzchen< zu nennen! Das ist ja eklig!“ „Serenity also. Man sieht, dass ihr miteinander verwandt seid.“ Er schenkte ihr ein großes Lächeln. „Du hast einen ganz reizenden Bruder, weißt du das?“, fragte Toshie. Sofort lächelte meine Schwester und erwiderte: „Ja, ich weiß. Willst du was von ihm?“ „Jetzt fang du nicht auch noch damit an!“, empörte ich mich. „Ja, er ist so niedlich.“ War das die Möglichkeit? Die beiden ignorierten mich! „Aber du bist auch nicht zu verachten. Du bist sogar ziemlich ansehnlich. Wie alt bist du?“ Meine Schwester lachte glockenhell und meinte: „Vierzehn.“ „Also denk gar nicht erst, dass du eine Chance hast! Du bist viel zu alt für sie! Nur über meine Leiche!“, warf ich ein. Sofort heftete sich Toshies Blick auf mich: „Und wie willst du das verhindern? Würdest du dich für deine Schwester opfern und dich mir hingeben? Außerdem wäre es doch viel zu schade, wenn du sterben würdest. Wem könntest du dich denn dann hingeben?“ „Na dir ganz sicher nicht. Satan persönlich vielleicht.“ Toshie sah mich ungläubig an, dann fing er auf einmal laut an zu lachen. „Der war gut. Aber jetzt mal im Ernst: Wem würdest du dich sonst hingeben? Ich meine, damit ich deine Schwester nicht anrühre, könnte es schon mal sein, dass ich mich an dir vergreife. Wer der stärkere von uns beiden ist, wissen wir ja, nicht wahr?“ Er sah mich vielsagend an. Angst? Jaaaaaa. Was dachte sich dieser Psycho eigentlich? Ich meine, der wollte mir nicht wirklich gerade drohen, oder? „Ach, und du glaubst, dass mir so ein kleiner Ausrutscher wie letztens noch mal passiert? Ich war nur überrascht über deine Aktion, dass ist alles. Wäre ich darauf vorbereitet gewesen, wäre das alles nicht passiert.“ Serenitys Augen waren währenddessen immer größer geworden. Ein Wunder, dass sie ihr noch nicht aus dem Kopf gefallen waren. „Was war denn da zwischen euch passiert?“, fragte sie schließlich. „Ach, nichts besonderes“, wehrte ich gleich ab. Ich war nicht wirklich scharf darauf, dass meine Schwester erfuhr, dass mich Toshie einfach so ohne mich zu fragen fast geküsst hätte! Und dass ich mich da wie ein kleines Mädchen aufgeführt hatte... Nicht zu fassen, wenn ich da jetzt zurück dachte! „Dein Bruder war Wachs in meinen Händen“, erklärte ihr Toshie. Serenity sah ihn ungläubig an. Und ich? Ich starrte ihn mit Todesblicken an. Wenn Blicke töten könnten... Toshie würde jetzt sicher in der tiefsten Hölle schmoren! „Wie schon gesagt: Wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre, dann hätte ich mich zur Wehr setzen können!“, verteidigte ich mich, doch Toshie schien mich absichtlich zu ignorieren, denn er sagte: „Wir hätten uns beinahe geküsst. Ich konnte schon spüren, dass dein Bruder ganz heiß geworden ist.“ Nein? Was verzapfte der da für einen Schwachsinn???? Langsam wurde ich echt sauer. Ich meine, erstens entsprach das ganze nicht der Wahrheit – jedenfalls nicht hundertprozentig. Oder glaubte der ehrlich, dass ich mich freiwillig von irgend so einem Typen abschlabbern ließ, den ich gerade mal fünf Minuten kannte? – und zweitens brauchte meine Schwester nichts über meinen schwulen Mitarbeiter und seine versauten Aktionen zu wissen, die er ganz zufällig auch noch mit mir abzog, unfreiwillig, versteht sich. Das war doch nicht das richtige Thema für ein junges Mädchen! „Toshie, wenn du nicht gleich damit aufhörst, so einen Müll zu fabrizieren, dann können wir das gerne draußen klären!“ Toshies Blick begann zu leuchten, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen vor Freude, doch würde man wirklich glücklich sein, wenn man eine Herausforderung zum Prügeln bekam? „Au ja, Schatzi. Dann können wir gleich da weiter machen, wo wir von Kitian unterbrochen wurden!“ Jetzt hatte er das Fass wirklich zum Überlaufen gebracht! Ich lief vor Zorn regelrecht rot an. Das konnte ich zwar nicht sehen, aber fühlen. Mir wurde ganz warm. Als ich Toshie anfuhr, hatte ich Mühe, meine Stimme im Zaum zu halten, immerhin sollten wir ja keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen: „Ich warne dich, Toshie. Wenn du nicht gleich aufhörst, so einen Schwachsinn zu fabrizieren, dann werde ich wirklich wütend. Und dann hast du definitiv nichts mehr zu lachen.“ Ich funkelte ihn bedrohlich an. Toshie wollte gerade etwas erwidern, als er von meiner Schwester unterbrochen wurde: „An deiner Stelle würde ich aufhören ihn zu provozieren. Er kann sich gut prügeln, auch wenn er das anscheinend bei euerer letzten Begegnung nicht gemacht hat. Weißt du, er war nämlich mal in einer Straßengang und da der Vizeboss. Sie haben sich jeden zweiten Tag mit einer anderen Gang geschlagen, sodass ich jedes Mal Angst um ihn haben musste. Aber er hat diese Kämpfe immer überstanden, als einer, der trotz seiner vielen Kämpfe einer derer war, der am wenigsten verletzt war. Also pass lieber auf, was du tust.“ Ich starrte Toshie immer noch ziemlich sauer an. Toshie hingegen warf mir einen musternden Blick zu, bis er meinte: „Ist das so? Das wird ja immer interessanter! Ich will dich haben, Joey! Ich will dich unbedingt haben!!“ Ich wollte eigentlich etwas giftiges erwidern, doch stattdessen atmete ich einmal tief ein und beruhigte mich wieder einigermaßen. „Nicht in tausend Jahren“, erwiderte ich gelassen. „Schade eigentlich. Aber ich werde es immer wieder versuchen. Du wirst sehen, am Ende gehörst du doch mir“, meinte Toshie grinsend. „Träum weiter.“ Wir verbrachten noch einige Zeit im Club und unterhielten uns normal mit Toshie – ja, mit Toshie, so unwahrscheinlich es auch klingen mag. Doch dann mussten wir irgendwann los, damit ich Serenity noch rechtzeitig zum Bahnhof bringen konnte. Unsere Mutter würde mich killen, wenn Serenity den Zug verpassen würde! Und um ehrlich zu sein, da hatte ich keine Lust drauf. Wir verabschiedeten uns also vom Rest und verließen den Nachtclub durch den Hintereingang. Wir hatten uns ein wenig mit Toshie verquatscht, deswegen waren wir jetzt auch spät dran. Normalerweise würde ich solche kleinen Gassen nie gemeinsam mit meiner Schwester nehmen, wie wir es gerade taten, denn die waren für sie viel zu gefährlich – wer wusste schon, was da alles für Verrückte lauern konnten, die es auf sie abgesehen haben könnten – doch blieb uns im Moment nichts anderes übrig, da diese Gassen Abkürzungen waren, und wir somit noch rechtzeitig am Bahnhof ankommen würden. Der einzige Haken an der Sache war jedoch, dass die Straßen wie schon gesagt klein waren. Und ziemlich dunkel, denn es dämmerte schon und auch die Beleuchtung – gab es denn welche – brachte nichts, da die zum größten Teil kaputt war. Ich wusste, dass es für meine Schwester ziemlich gefährlich war, immerhin war sie ein hübsches Mädchen, aber ich konnte nichts anderes machen, als sie durch diese Straßen zu bringen. Außerdem hoffte ich, dass meine Anwesenheit irgendwelche Spinner einschüchtern würde. Manche kannten mich noch von damals, als ich noch in der Gang war, auch wenn das schon zwei Jahre her war. Einen Joey Wheeler vergisst man nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn er der Hauptgrund – neben dem Boss und ein paar anderen Gangmitgliedern – für Knochenbrüche und derlei Späße war. Meine Schwester klammerte sich nervös an meinen Arm und sah sich ein wenig ängstlich um. Ihr waren diese Gassen deutlich unangenehm. Wer konnte es ihr verübeln? Das war schon ziemlich beängstigend. Normalerweise würde ich solche Straßen auch nicht benutzen, auch wenn ich wusste, wie ich mich wehren konnte. Wenn ich nämlich wirklich überfallen werden sollte und meine Gegner deutlich in der Überzahl waren, so konnte ich nichts gegen sie tun und ich musste mich wohl oder übel verprügeln lassen. Deswegen mied ich es eigentlich, solche Straßen zu nehmen. Man konnte wusste nie hundertprozentig, ob man sicher war. Aber es waren ja nur noch drei Straßen, dann kamen wir auf die große Hauptstraße – mit gaaaaaaaanz vielen Leuten – und die war direkt am Bahnhof. Ich sah meine Schwester schon so gut wie in Sicherheit, als es doch geschah. Drei Typen traten aus dem Schatten und stellten sich uns in den Weg. „Sieh an, sieh an, was haben wir denn da?“, sagte der Mann in der Mitte der drei. Er war der kleinste der Bande – er war einen Kopf kleiner als seine Gefährten – schien jedoch der Anführer zu sein. „Ein Mädchen“, sagte der Typ links von ihm. Es war ein relativ bulliger Typ und eher in der Kategorie Schrank einzuordnen, genauso wie der dritte im Bunde. Die beiden schienen sich nicht sonderlich zu unterscheiden, wenn man mal von ihren unterschiedlichen Haarfarben absah. Die einen waren giftgrün gefärbt, die anderen feuerrot. Dass mir diese Farben nicht aufgefallen waren... Peinlich, peinlich... Schließlich waren sie so eine Art Signalfeuer und eigentlich fielen sie einem sofort ins Auge – mir aber anscheinend nicht... An sonsten schienen sie sich nicht sonderlich viel zu unterscheiden, Muskelmasse war die gleiche. „Was du nicht sagst, Ed. Ein ziemlich süßes noch dazu. Aber sie ist in Begleitung. Was machen wir also mit ihm?“, fragte der Anführer seine beiden Gefährten mit einem dreckigen Grinsen. Dieses Mal antwortete der andere: „Aus dem Weg räumen.“ Und nun zierte auch sein Gesicht ein Grinsen. Das Grinsen des Anfüherers wurde noch breiter und er meinte: „So ist es. Schnappt ihn euch.“ Während die beiden Schränke auf uns zugerannt kamen – das musste man sich einmal bildlich vorstellen, auch wenn das noch so wenig zu unserer ernsten Situation passte, aber sich vorzustellen, wie zwei Schränke auf einen zugerannt kamen, war schon lustig... – sagte ich zu Serenity: „Bleib immer hinter mir und aus deren Reichweite.“ Sie nickte nur hinter mir, doch das konnte ich trotzdem aus den Augenwinkeln sehen, und ließ mich los. „Wenn sie dir zu nahe kommen, dann renn weg“, fügte ich noch hinzu. Dann ging es los. Der erste der Schränke wollte nach mir fassen, doch ich duckte mich unter seinen Armen hindruch, um ihm in den Bauch zu treten. Der Tritt war nicht ohne, hatte ziemlich viel Power, und selbst der Schrank spürte das. Er griff sich vor Schmerzen mit beiden Händen an den Magen und krümmte sich vor Schmerz am Boden zusammen. Selbst Schuld, man legte sich halt nicht ungestraft mit einem Joey Wheeler an! Ich war währenddessen zu dem anderen übergegangen. Der beäugte mich misstrauisch, immerhin hatte ich seinen Kollegen mit einem einzigen gezielten Tritt zu Boden befördert. Das sah man mir nicht an, das wusste ich. Ich war immerhin nicht der größte, und Muskeln konnte man bei mir auch nicht unbedingt sehen, erst recht nicht in diesem Halbdunkel. Doch die Tatsache, dass ich seinen Kollegen niedergestreckt hatte, ließ den anderen anscheinend nicht schlauer werden, denn er stürmte jetzt geradewegs auf mich zu. Amateur... Ich trat gekonnt einen Schritt zur Seite und ließ den Schrank somit ins Leere laufen. Ich drehte mich um, um ihm hinterhersehen zu können und in der Hoffnung, dass er in die nächstbeste Wand hineinlief, doch leider war dem nicht so. Er konnte kurz vor ihr stoppen. Das hätte mir einiges an Arbeit erspart. Aber nein, so viel Glück hatte ich ja nicht. Alles musste man selber machen! Er drehte sich – für seine Verhältnisse – ziemlich schnell wieder um – er war schließlich ein Schrank und die waren aufgrund von Masse und Größe nicht so schnell... das hört sich jetzt doch echt so an, als wenn ich ein Mathefanatiker wäre! Was definitiv nicht der Fall war! – und fixierte mich aus seinen kleinen Augen, die mich mittlerweile mehr als nur wütend ansahen. Konnte ich da was für, wenn der so erbärmlich war? Sicher, er war stark und konnte einem bestimmt, wenn er einen erst einmal zu fassen bekam, das Leben schwer machen, doch um mich zu kriegen, musste er früher aufstehen. Er musste mehr tun, als nur versuchen, mit roher Gewalt an sein Ziel zu kommen. Oder glaubte der im Ernst, ich würde mich vor ihn hinstellen und mich von ihm fertig machen lassen? Da musste er aber definitiv früher aufstehen! Er kam wieder auf mich zugerannt. Anscheinend war er nicht sehr lehrnfähig, sonst würde er den gleichen Fehler nicht noch einmal machen. Dieses Mal würde ich ihm nicht ausweichen. Ich ballte meine rechte zur Faust. Der Schrank streckte seine Arme im Lauf nach mir aus. Wenn ich hier nicht langsam fertig werden würde, würde Serenity bestimmt ihren Zug verpassen. Sie musste doch zum Bahnhof. Ich wich also seinen Händen aus und rammte ihm meine Faust direkt ins Gesicht. Es gab ein ekliges Knacken zu hören. Der Gorilla schrie vor Schmerz auf, hielt seine eventuell gebrochene Nase – ganz sicher, ob sie nun gebrochen war oder nicht, war ich mir nicht – und verlor sofort das Interesse an mir, um sich seinem Schmerz zu widmen. Ich hatte also die beiden Schränke fertig gemacht. Der eine wand sich noch auf dem Boden, der andere hielt sich das Gesicht. Jetzt drehte ich mich zu dem Anführer um. Der musterte mich still. Ob er das schon die ganze Zeit gemacht hatte? Wenn ja, dann wusste er jetzt sicher in etwa, wie ich kämpfte. Dann hätte er mich sicherlich mit Leichtigkeit besiegen können. „Willst du dich auch mit mir anlegen? Oder muss ich erst das gleiche mit dir wie mit deinen Schränken machen?“, fragte ich ihn ernst. Eigentlich hatte ich ja keine Lust, mich auch noch mit ihm befassen zu müssen, wenn er mir jedoch keine andere Wahl lassen würde, müsste ich wohl doch. „Bis jetzt hat es noch niemand geschafft, die beiden so schnell und auch noch unbeschadet zu besiegen. Du kommst mir bekannt vor. Wer bist du?“, fragte er. Diese Frage schien ihn schon die ganze Zeit zu beschäftigen. „Früher war ich als >Howling Wolf< bekannt“, erwiderte ich. Das war mein Name in der Gang gewesen, bzw. mein Name, den mir meine Gegner gegeben hatten. Ich habe keine Ahnung, wie die darauf gekommen sind, aber ist ja auch egal. Vielleicht hatten sie mich mit einem Wolf verglichen, der vor seiner Jagd den Mond um Erfolg anheulte? Diese Idee war allerdings ziemlich schwachsinnig, immerhin heulten Wölfe doch nicht den Mond an, um um Erfolg zu beten. Oder etwa doch? Ich muss zugeben, ich habe keine Ahnugn, was das Verhalten von Wölfen angeht... Ist ja auch egal. Ich hätte nie gedacht, dass ich den Namen noch einmal aussprechen würde, damit hatte ich eigentlich schon abgeschlossen... Die Augen des dritten Typen weiteten sich. „Howling Wolf? Der von Akira (frei erfundener Ganganführer^^)?“ Ich nickte. Der Typ schien zu überlegen. Gut war allerdings, dass er von mir gehört hatte. Das ließ mich hoffen, dass er meine Schwester und mich gehen ließ, weil er keine Lust hatte, sich mit mir anzulegen. „Ok, geht. Ich lasse euch in Ruhe. Aber wagt es nicht, noch einmal hier lang zu kommen. Das könnte sonst ziemlich schmerzhaft für euch enden“, meinte er endlich. Seine Augen glitzerten gefährlich, das konnte ich sogar hier im Halbdunkel sehen. Klar, wer’s galaubt! Der hatte nur riesigen Schiss vor mir! Sonst hätte er uns nie und nimmer laufen lassen! (ich hasse es, Prübelszenen zu schreiben, die hören sich bei mir immer so bescheuert an...) Ich sah auf die Uhr an meinem Handgelenk. „Oh, verdammt! Komm Serenity! Wir müssen uns beeilen! Dein Zug kommt gleich!“ Damit griff ich nach dem Handgelenk meiner Schwester und rauschte an den beiden sich immer noch vor Schmerz windenden und ihrem Anführer vorbei. Kapitel 6: Der Anfang aller Probleme ------------------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich musste mich auf einen Zockabend (der an einem Freitag den 13. war) mit dem Freund meiner besten Freundin an der X-Box 360 vorbereiten^^ außerdem hab ich die ganze Zeit Yami no Matsuei geguckt^^ und ich hab ja noch Schule gehabt, bis heute^^letzter Schultag!!!! *freu* naja, aber ansonsten viel Spaß^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Heute war Mittwoch. Der Besuch von Serenity lag mittlerweile schon eine gute Woche zurück. Wir hatten es noch rechtzeitig zu ihrem Zug geschafft. Wären wir allerdings fünf Minuten später da gewesen, dann wäre uns der Zug regelrecht vor der Nase weggefahren. Die Schule war vorbei, ich lief schon geraume Zeit in Domino umher, auf der Suche nach etwas aufregendem. Zu Hause war nichts los. Noch nicht einmal mein Vater war zu Hause. Deswegen hatte ich mir kurzerhand gesagt, dass ich nach draußen an die frische Luft gehen sollte. Ich musste ja nachher noch arbeiten, da konnte mir Frischluft nur gut tun, um schon einmal vorzutanken, denn die Luft in dem Club würde sicherlich stickig sein, erst recht bei diesem warmen Wetter. Schule war ganz in Ordnung gewesen, wenn man einmal von der Tatsache absah, dass ich deswegen gezwungernermaßen Unterricht hatte – und Mister Ich-bin-viel-zu-intelligent-für-euch ertragen musste. Er hatte mich wieder die ganze Zeit geärgert. Endlich verhielt er sich wieder normal. Die vergangenen Tage hatte er sich ja damit abgefunden, mich einmal richtig zur Weißglut zu bringen – am besten noch vor einem Lehrer, damit ich dann Ärger bekam – und dann hatte er mich den Rest des Tages in Ruhe gelassen. Aber heute hatte er mich durchgängig geärgert. Ob er die letzten Tage krank war? Vielleicht konnte er deswegen nicht die Energie dazu aufbringen, mich zu ärgern... Obwohl: Wann war ein Seto Kaiba denn schon mal krank? Stimmt, nie. Also das konnte auch nicht die Lösung für sein seltsames Verhalten sein. Arghhhhh, jetzt dachte ich schon über Kaiba nach! War ich denn noch zu retten??? So schlenderte ich weiter durch die Stadt, kam auch an solchen Gassen wie vorletzten Montag vorbei, die ich allerdings großzügig mied. Ich hatte erst einmal genug von denen. Ich schaffte es sogar, wieder von meinen Gedanken über Kaiba wegzukommen. Beängstigend, dass ich freiwillig über ihn nachgedacht hatte... Da stand ich bestimmt gerade unter Drogen – allerdings hatte ich keine Ahnung, wo die hergekommen sein sollten... Ich war immerhin nicht irgendsoein blöder Kiffer, der Drogen nötig hatte. Da stand ich drüber! Heute Nachmittag war viel los. Viele Menschen waren auf der Straße und hetzten durch die Gegend. Mussten die nicht arbeiten? Ich meine, es war doch erst um drei. Normale Menschen mussten doch um diese Uhrzeit arbeiten oder nicht? Und trotzdem erkannte ich viele Männer in Anzügen. Und dann fiel mein Blick auf die vielen Mütter, die mit ihren Kindern einkaufen waren. Sie scheuchten ihre Sprößlinge durch die verschiedensden Läden, um dort Anziehsachen und noch alles mögliche zu kaufen. Füher war meine Mutter auch so gewesen, früher, bevor sie sich von meinem Vater getrennt hatte und mit meiner Schwester weggezogen war. Ich hatte zwar nur noch wenige Erinnerungen daran, doch ich wusste noch genau, dass sie Serenity und mich früher auch immer so durch die verschiedensden Läden gescheucht hatte. Und es hatte mir – wenn ich jetzt so im Nachhinein darüber nachdachte – immer Spaß gemacht, auch wenn mir das damals nicht bewusst gewesen war. Langsam entfernte ich mich von dem Einkaufsviertel und wanderte nun langsam durch Wohngegenden – durch viel bessere Gegenden, als die, in der ich wohnte. Hier standen viele Einfamilienhäuser und kleine Villen. Wie war ich denn hierher gekommen? Normalerweise verlief ich mich nicht nach hier, wenn ich in Gedanken versunken war. Sobald ich auch nur annähernd in diese Gegend kam, drehte ich auf dem Absatz um und ging in eine andere Richtung weiter. Ich gehörte hier einfach nicht hin. Sicher, ich wusste, wie ich hier wieder wegkam, aber irgendwie konnte ich mich dazu heute nicht aufraffen. Irgendetwas sagte mir, dass ich heute unbedingt hier weitergehen sollte und nicht umdrehen sollte. Man konnte das als Bauchgefühl bezeichnen. Und eigentlich hörte ich immer auf mein Bauchgefühl, auch wenn es mir sagte, dass etwas schlechtes bevorstand. Genau wie in diesem Moment auch. Ich spürte regelrecht, dass ein Sturm im Anmarsch war, und damit meinte ich nicht einen mit Regen und so. Das wäre eigentlich der richtige Moment gewesen, um zu flüchten, doch wie schon gesagt, hörte ich immer auf mein Bauchgefühl, dass mir im Moment förmlich zuschrie, dass ich weitergehen sollte, obwohl es höchstwahrscheinlich gefährlich werden würde. Und außerdem war ich neugierig geworden. Ich wollte wissen, was mir mein Bauchgefühl schon seit einer gewissen Zeit prophezeite. Dass mich meine Neugierde bis jetzt eigentlich immer in Schwierigkeiten gebracht hatte – siehe die letzten Tage – ignorierte ich mal wieder gekonnt. Wie schon gesagt: Ich sollte wirklich mal an einem Wettbewerb fürs Ignorieren teilnehmen... Ich war schon einige Zeit unterwegs, mittlerweile konnte ich keine Menschenseele mehr sehen – waren wohl alle einkaufen oder arbeiten – als ich mich langsam einem großen Gebäude näherte. //Ist das nicht ne Mittelschule? Gleich mal angucken, wie die so aussieht.// Ich ging also neugierig wie ich war auf die Schule zu. Wie die wohl war? Machte ja von weiter weg ziemlichen Eindruck. Ich kam dem Schultor immer näher. Vor dem Schulgelände konnte ich eine kleine Menschentraube sehen, vielleicht sechs, sieben Menschen. Seltsam, wenn man bedachte, dass ich noch bis vor Kurzem keine Seele gesehen hatte. //Jungen// erkannte ich, als ich näher kam. Sie standen im Kreis um etwas herum. Als ich näher kam, konnte ich ein Wimmern hören. //Die werden doch wohl nicht...?// (schlagt mich bitte nicht für das, was da jetzt kommt...) „Na, wie findest du das, du kleine Heulsuse?“, konnte ich einen von ihnen sagen hören. Dann trat einer von den Jungs mit voller Wucht zu. Als ich noch näher kam, konnte ich erkennen, dass ein kleiner Junge in ihrer Mitte lag. „Und wenn du deinem Bruder petzt, was hier vorgefallen ist, dann setzt’s was! Glaub mir, im Gegensatz zu dem, was wir dir dann antun werden, ist das hier ein Spaziergang“, meinte nun ein anderer. „Nur, weil ihr Geld bis zum Abwinken habt, glaubt ihr wohl, ihr könnt euch alles erlauben“, meinte nun ein dritter und trat ebenfalls auf den kleinen Junden ein. Mittlerweile war ich so nah, dass ich zwischen den Beinen der sieben Jungs eine schwarze Mähne erkennen konnte. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Diese Haare kamen mit verdächtig bekannt vor. Ich beeilte mich, um zu ihnen zu kommen und sagte, gerade als ein weiterer zutreten wollte: „Was macht ihr da? Seit ihr so feige, dass ihr zu siebt einen kleinen Jungen verprügeln müsst?“ Ich blieb vor ihnen stehen. Die Jungs drehten sich überrascht zu mir um. Anscheinend hatten sie nicht mit einer Unterbrechung gerechnet – wie auch, es war ja sonst keiner zu sehen. Ich erkannte, dass sie etwa in meinem Alter waren. Na super, da hatte ich mir ja wieder was eingebrockt... „Was geht dich das an?“, fauchte mich einer von ihnen an. Teilweise waren sie ziemlich muskolös. Wenn sie der Meinung waren, dass ich sie nerven würde und sie mich loswerden wollten, konnte das eventuell sehr schmerzhaft für mich werden, immerhin waren die zu siebt. Früher hätte ich das vielleicht geschafft, aber heutzutage war das eher unwahrscheinlich. Ich war nicht mehr in Übung. „Eigentlich nichts, aber ich kann nicht verstehen, dass ihr einen kleinen, wehrlosen Jungen verprügeln müsst“, erwiderte ich sauer. Solche Typen waren immer die besten. Die trauten sich nichts alleine, und diese hier schienen von der ganz feigen Sorte zu sein. Ich meine, die waren so in etwa sechzehn oder siebsehn und verprügelten hier einen... Mittelschüler, keine Ahnung, wie alt der war, aber er war ihnen auf jeden Fall körperlich unterlegen. So etwas brachte mich immer zur Weißglut. „Das geht dich gar nichts an. Verschwinde, oder wir müssen dich auch verprügeln. Außerdem geschieht ihm das ganz recht. Außerdem hat der doch so viel Geld, dass er sich davon mindestens eine Schönheits-OP leisten kann, die er hiernach garantiert braucht.“ Ein fieses Grinsen schlich sich auf seine Gesichtszüge. Währenddessen wurde meine Vermutung immer mehr bestätigt, um wen es sich bei dem Opfer handelte. Wer war in Domino immerhin Mittelschüler und hatte einen Haufen Kohle, auch wenn es eigentlich die von seinem Bruder war? Da gab es nur eine Möglichkeit. „Ihr seid ziemlich primitiv mit eurer Eifersucht, wisst ihr das? Und ziemlich kindisch. Und euch dann auch noch an einem kleinen Jungen zu vergreifen, ob er nun Geld hat oder nicht, das ist einfach nur das letzte. Ihr könnt ja gerne versuchen, mich zu verprügeln, aber leicht machen tu ich euch das nicht“, erwiderte ich geladen. Ging’s mir eigentlich noch ganz gut? Ich forderte die ja auch noch heraus! Hallo???? Die waren zu siebt und ich war alleine! Ich musste demnächst mal unbedingt zu einem Arzt und mich untersuchen lassen! Das war doch lebensmüde, was ich hier veranstaltete! Wenn ich Glück hatte, dann überlebte ich das – zwar mit einigen Knochenbrüchen, aber naja... Oder war ich am Ende doch so dämlich, wie Kaiba das immer behauptete? Argh, jetzt dachte ich schon wieder an diesen Kotzbrocken!! „Du weißt anscheinend nicht, mit wem du es hier zu tun hast, mit was für einer Gang“, meinte der, mit dem ich schon die ganze Zeit redete. „Tut mir Leid, ich bin aus meiner letzten Gang schon vor einiger Zeit ausgestiegen. Aber auch wenn ich nicht ausgestiegen wäre, dann hätte ich von euch Schwachmaten sicher nichts mitgekriegt. Vermutlich hattet ihr noch nicht einmal einen richtigen Straßenkampf. Stattdessen vergreift ihr euch lieber an kleinen hilflosen Jungs“, meinte ich abwertend. Ging’s mir eigentlich noch gut? Ich provozierte sie! Ich provozierte sie doch tatsächlich! Mir war schon klar, dass ich das eigentlich lieber lassen sollte, aber irgendwie hatte ich mein übergroßes Mundwerk nicht im Griff (hast du das jemals?). Langsam wurde der Anführer sauer, das konnte man ihm an seiner wutverzerrten Miene ablesen, und das konnte selbst ich. „Ach ja? Wollen wir das jetzt gleich mal ausprobieren?“, meinte der Typ mit zusammengebissenen Zähnen. Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte nun selbst: „Weißt du denn nicht, mit wem du es hier zu tun hast?“ Er sah mich aus hasserfüllten Augen an. Mir fiel gerade auf, dass ich die Jungs von ihrem Opfer abgelenkt hatte. Seit ich sie angesprochen hatte, hatten sie nicht ein einziges Mal auf ihr Opfer eingeprügelt. Gutes Ablenkungsmanöver, allerdings gab es doch einen kleinen Haken: Nämlich, dass jetzt ich in ihrem Fokus stand. „Und? Wer bist du?“ „Das sagt dir vermutlich eh nichts. Das war vor deiner Zeit.“ Ich sah in sein Gesicht. Er schien es jetzt wirklich wissen zu wollen. „Howling Wolf“, sagte ich also. Als ich in sein Gesicht sah, erkannte ich, dass er wirklich noch nie etwas von mir gehört hatte. Er zog belustigt eine Augenbraue hoch und meinte: „Ich habe noch nie etwas davon gehört. Das sollte mich doch jetzt nicht wirklich beeindrucken, oder?“ Ich seufzte. Dann musste ich es ihm also zeigen. „Das ist nicht gut für deine Gesundheit. Komm her, und ich werde dir zeigen, warum mich alle anderen kennen. Das ist ein großer Fehler von euch. Komm nur her, wenn du dich traust.“ Jetzt wurde es also ernst. Warum konnte ich nur meine Klappe nicht halten? Man könnte meinen, dass ich es darauf anlegte verprügelt zu werden. Ich war doch lebensmüde! Diese Erkenntnis hatte ich in wenigen Minuten öfter gehabt, als mir lieb war. Der Anführer sah mich ungläubig an. Dann schlich sich ein fieses Grinsen auf seine Züge und er wollte gerade etwas erwiedern, als eine schwache Stimme hinter ihm erklang: „Joey, verschwinde. Du musst das nicht tun. Bring dich in Sicherheit, du hast doch keine Chance.“ Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich die gebrochene Stimme hörte. „Mokuba, glaubst du im Ernst, dass ich dich hängen lassen würde? Ich tue das nicht für deinen Bruder, du weißt, dass wir auf Kriegsfuß miteinander stehen. Ich tue das, weil du mein Freund bist. Und jetzt keine Widerrede mehr, du kannst doch kaum sprechen. Erhol dich, sieh mir zu, wie ich die fertig mache und halte dich aus der ganzen Angelegenheit heraus.“ Die anderen hatten sich überrascht zu Mokuba umgedreht, als er gesprochen hatte. „Aber das sind sieben!“, wollte er mich überzeugen. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und meinte: „Früher hab ich auch immer gegen eine Übermacht gekämpft, als ich noch meine schlimmen Tage hatte. Glaub mir, ich lass mich schon nicht von diesen Spaßvögeln fertig machen, das würde Akira ziemlich enttäuschen.“ Der Anführer wandte sich blitzschnell von Mokuba ab und mir zu, als ich den Namen meines früheren Bosses ausgesprochen hatte. Gut, immerhin kannte er den. Das war doch schon mal ein Anfang... „Es könnte nur sein, dass ich etwas außer Übung bin, aber keine Sorge, mit den Schwachmaten nehm ich es allemal auf.“ „Ach, das glaubst du?“ Der Anführer hatte anscheinend seine Sprache wiedergefunden. „Na das wollen wir erst mal sehen. Jungs, schnappt ihn euch.“ Sie kamen mir vor, wie gut trainierte Hunde, die aufs Wort gehorchten – und da sagte Kaiba immer, ich sei ein Hund. Was waren die denn dann erst? Dressierte Pudel? Den ersten, die bei mir ankamen, wich ich geschickt aus. Auf die nächsten, die bei mir ankamen, verteilte ich gezielte Schläge und Tritte, jedoch gingen meine Gegner davon nicht in die Knie. Das war natürlich beabsichtigt, denn wenn ich meine ganze Kraft in die Schläge legte, dann wäre ich bald ausgepowert und ein gefundenes Fressen für meine Gegner. Ich hatte immerhin nicht zwei Gegner wie vor einer Woche, sondern sieben. Wenn ich mich da mit meiner Kraftaufteilung verschätzte, konnte das ziemlich böse für mich enden. Einige Zeit ging das gut. Ich teilte Schläge und Tritte aus, bekam selbst aber keine oder kaum welche ab. Ab und an spielte ich sie auch gegeneinander aus. Ich wurde von links und von rechts angegriffen, beide holten zum Schlag aus, statt sie aber abzuwehren, ließ ich mich in die Hocke gleiten, wartete darauf, dass sie sich gegenseitig die Wangen polierten, nur um ihnen dann blitzschnell die Beine mit meinem Fuß wegzutreten, sodass sie hinfielen. Bevor ich allerdings unter ihnen begraben werden konnte, hatte ich mich in Sicherheit gebracht, nur um sofort einem Tritt von einem anderen auszuweichen. Allerdings hatte ich beim Ausweichen nicht bemerkt, dass sich schon einer meiner Gegner hinter mich geschlichen hatte und so kam es, dass ich in seinen Armen landete. Er griff mir mit seinen Armen unter die Achseln und hielt mich so fest, damit ich mich nicht mehr wehren konnte. Ich versuchte zwar, mich loszureißen, doch das brachte nichts. Vielleicht hätte ich das unter hohem Kraftaufwand geschafft, aber das konnte ich mir nicht erlauben. Die Kraft, die bei dem Versuch verloren gehen würde, brauchte ich noch. Da wartete ich lieber erst einmal ab, was geschah. Vielleicht bot sich mir bei Gelegenehit eine Situation, bei der ich mich ganz einfach befreien konnte. Somit ließ ich also meine Bemühungen langsam weniger werden – hätte ich sofort aufgehört, wäre mein Wächter (Gibt es dafür nicht noch irgendein anderes Wort?) sicherlich stuzig geworden und hätte nur doppelt so sehr aufgepasst. Die anderen der Gang stellten sich jetzt in einem Kreis um uns auf, ihr Anführer stand mir gegenüber. Als ich mich in der Runde umblickte, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen: Alle meine Gegner – bis natürlich auf den Anführer, der sich gekonnt herausgehalten hatte – hatten Blutergüsse, Prellungen oder ein blaues Auge. War der Anführer jetzt feige oder was? Ich war also doch nicht so sehr aus der Übung. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass du mehr drauf hättest. Erst groß rumtönen, und dann doch nichts können“, meinte der Anführer und kam langsam auf mich zu. „Ich habe doch gesagt, dass ich ein wenig aus der Übung bin.“ Als der Typ noch circa einen Meter von mir entfernt war, sah ich meine Chance: Ich griff mit meinen Armen über meinen Kopf nach hinten, griff nach dem T-Shirt meines vollkommen überraschten Festhalters und zog ihn mit einem gekonnten Griff über meinen Kopf, um ihn dann mit voller Wucht gegen ihren Anführer zu schmeißen. Dieser taumelte und brach schließlich unter dem zusätzlichen Gewicht zusammen. Augenblicklich stürzten sich die restlichen Gangmitglieder auf mich. Schläge und Tritte prasselten auf mich ein. Ich kauerte mich auf dem Boden zusammen und versuchte mich so klein wie möglich zu machen, um ihnen möglichst keine Angriffsfläche zu geben. Mit den Armen schützte ich mein Gesicht und hoffte, dass es bald aufhören würde. Das tat immerhin höllisch weh. Ich wusste gar nicht, welche Stelle am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde, denn überall spürte ich nur Schmerz, nichts als Schmerz. Bis sie dann plötzlich aufhörten. Als nach einiger Zeit immer noch keine Schläge auf mich einprasselten, wagte ich es, aufzusehen. Über mich gebeugt stand der Anführer mit einem hämischen Grinsen im Gesicht. „Und, hast du langsam genug?“ „Noch lange nicht“, erwiderte ich von unten herauf. Warum musste ich eigentlich immer meine verdammte Klappe aufreißen? Damit provozierte ich nur andere. Hätte ich sie nicht aufgerissen, wäre mir sicherlich einiges erspart geblieben, denn der Anführer riss mich hoch, sah mich aus wütenden Augen an – anscheinend hatte er noch nie einen Gegner gehabt, der sich so heftig wehrte, der keine Angst vor ihm hatte und der dreist bis zum geht-nicht-mehr war. Ich provozierte ihn sogar noch weiter, indem ich sagte: „Das waren alles keine Schläge, dass waren Streicheleinheiten.“ Stand ich eigentlich auf Schmerzen? War ich Masochist oder was? Das war eine berechtigte Frage, wie ich finde. Immerhin legte ich es doch immer wieder auf Schmerzen an. „So, denkst du?“, zischte der Anführer wütend. Damit ließ er eine Salve Prügel auf mich niederwirken, die allesamt in meinem Magen landeten. Schon nach den ersten war ich in die Knie gegangen und musste mich beherrschen, damit ich nicht mein gesamtes Essen wieder hochwürgte, das ich heute schon gegessen hatte. Der Brechreiz, der mich durchfuhr, war stark, mir war übel, meine Magenkuhle tat weh. Doch als die Schläge schließlich weniger wurden und ich schon dachte, ich wäre erlöst, wurde ich nur wieder auf die Beine gezogen, hämisch angeguckt, nur um dann im nächsten Augenblick so stark geschubst zu werden, dass ich hinfiel und ein paar Meter über den Boden rutschte. Das Pech schien mich heute irgendwie zu verfogen, denn es war so warm, dass ich heute nur im T-shirt herumlief – und Hose natürlich – und da ich auf meinem rechten Arm die paar Meter rutschte, riss dementsprechend auch meine Haut auf. Der Beton war gnadenlos. Er riss meinen gesamten Unterarm auf, ebenso meinen Handballen und einen Teil meines Oberarmes. Das tat höllisch weh, doch diesem Sack die Genugtuung geben und zu schreien tat ich nicht. Ich musste schon schlimmeres überstehen redete ich mir ein. Da würde ich jetzt garantiert nicht wie ein Mädchen schreien! Das wär ja noch schöner! Wenn ich mir nicht bald etwas einfallen lassen würde, dann würde es echt schlimm werden, und das nicht nur für mich. Ich hatte Mokuba nicht vergessen. Wenn sie mit mir fertig wären, dann würden sie sicherlich wieder zu Mokuba gehen und ihn weiter verprügeln. Das wollte und konnte ich nicht zulassen. Also rappelte ich mich wohl oder übel wieder auf und starrte meine Gegner frech grinsend an. Es tat ziemlich weh, zu stehen, doch das würde ich ihnen nie zeigen. Zeige deinem Gegner nie eine Schwäche. Er wird sie ausnutzen und dich zu Fall bringen. Außerdem war mir leicht schwindelig wegen dem Schmerz, doch auch das würde ich den Typen nicht zeigen. „Immer noch nicht genug?“, fragte der Anführer überrascht. Vermutlich fragte er sich gerade, wie ich es schaffte, immer noch auf den Beinen zu stehen. „Wie du siehst nicht“, erwiderte ich knapp. Mehr wollte ich nicht sagen, das würde nur meinen stoßweise kommenden Atem zeigen und somit auch meine Schwäche. „Gut, Jungs, schnappt ihn euch und lasst keine Gnade walten.“ Und sofort kamen sie wieder wie gut dressierte Hunde auf mich zugerannt. Doch bevor sie bei mir ankamen, sprintete ich auf ihren Anführer zu. Mir war klar, sobald ich ihn ausgeschaltet hatte, wären meine Gegner leichter zu besiegen, denn sie brauchten anscheinend Befehle, um handeln zu können. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Wie konnte man nur so abhängig sein? Als ich bei eben diesem ankam, schlug ich ihm so dermaßen meine Faust ins Gesicht – natürlich die, die sowieso verletzt war, damit ich ein wenig Blut auf ihm hinterließ – dass er mit voller Wucht auf dem Boden landete. Doch bevor ich mich weiter auf meinen Gegner stürzen konnte, wurde ich von hinten gepackt und dieses Mal von zwei Typen festgehalten – bei einem hatte ich mich ja gekonnt befreit. Ich spürte, wie langsam Angst in mir hochkroch. Wie hatte ich nur annehmen können, dass ich das heile überstehen würde? Dass ich sie alle besiegen konnte? Und erst recht jetzt, da mir mein rechter Arm – ich war Rechtshänder, verdammt! Ich schlug also auch mit rechts! Was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte nämlich nicht mehr mit voller Wucht mit rechts zuschlagen, das tat zu sehr weh! – ramponiert worden war. „Was fällt dir eigentlich ein?“, fragte mich der Anführer, als er sich wieder aufgerappelt hatte und sich vor mir aufbaute. Ich konnte nicht umhin seine blutende Nase zu bemerken. Ein schadenfrohes Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Fehler. Denn der Anführer sah das anscheinend als Anlass, mir noch einmal ordentlich in den Magen zu schlagen. Ich keuchte vor Schmerz auf, spuckte Speichel. Mir wurde schlecht, schwindelig. Ich ging in die Knie. Meine Aufpasser ließen mir diese Freiheit und gaben mich aus ihrem Griff frei, damit ich mir vor Schmerz meinen Magen halten und mich am Boden vor Schmerz krümmen konnte. Ich war ja sowas von erledigt! //Halt, Joey. Seit wann gibst du so schnell auf? Das hast du doch noch nie gemacht! Das steht einem Joey Wheeler einfach nicht!// Ich raffte mich also wieder auf. Der Anführer sah mich ungläubig an, ehe ich ihm meine Faust in den Magen rammte. Er keuchte auf und ging für kurze Zeit in die Knie. Sofort wurde ich wieder von meinen beiden Wächtern zurückgerissen. Wie es schien hatten sie für kurze Zeit geschlafen und nicht aufgepasst, was ich tat. Unfähige Tölpel! Obwohl ich natürlich glücklich über ihre Unfähigkeit sein musste. Der Anführer rappelte sich wieder auf, blitzte mich böse an und meinte: „Du weißt wohl nicht, wann du verloren hast. Deine Schuld. Als Strafe werde ich jetzt deinem kleinen Freund wehtun, und du musst hilflos zusehen.“ Damit drehte er sich um – ich sah noch, wie er ein Messer zog – und ging in Richtung Mokuba. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Er würde doch wohl nicht wirklich, oder...? Ich musste ihn um jeden Preis beschützen! Ich durfte nicht zulassen, dass er sich an Mokuba vergriff, nur weil ich ihm zu lästig war. „Mokubaaaaaaaaaaaa!“, schrie ich verzweifelt und versuchte, mich von meinen zwei Wächtern loszureißen, doch ich schaffte es nicht. Im Stillen verfluchte ich sie alle! Was fiel denen eigentlich ein, sich an kleinen Jungs zu vergreifen?! Hatten die in ihrer Freizeit nichts bessseres zu tun? Sollten die doch in den Park gehen und Handstand machen, wenn sie ihren Frust abbauen mussten! Sie gingen einfach zu weit! Der Anführer war schon fast bei Mokuba angekommen – warum lief der eigentlich nicht weg? – als ich es schließlich doch schaffte, micht von meinen beiden Wachen loszureißen. Ich raste auf Mokuba und den Anführer zu. Die anderen Gangmitglieder waren anscheinend zu überrascht, um sich rühren zu können. Der Anführer erhob gerade sein Messer. Ich konnte in Mokubas schreckgeweiteten Augen ziemliche Angst erkennen, wenn nicht sogar Todesangst. Wer wusste immerhin schon, wie weit dieser Spinner gehen würde? Bei solchen Idioten konnte man nie wissen. Und dann spürte ich nur noch Schmerz meinen Rücken entlangkriechen. Und dieses Mal gab ich den anderen die Genugtuung und schrie vor Schmerz auf. Ich ging in die Knie, stützte mich zu beiden Seiten von Mokubas Kopf mit den Händen ab. Ich war doch selbst schuld. Warum musste ich auch den Helden spielen und mich vor Mokuba schmeißen, um ihm zu ersparen aufgeschlitzt zu werden? Ich hätte es auch ganz einfach lassen können! Aber nein! Ich musste ja unbedingt den Helden spielen! Warum tat ich mir das an? Vermutlich weil mich sonst die Schuldgefühle, die ich sonst haben würde, quälen würden. Ich hasste es, Schuldgefühle zu haben! Das war das letzte, was es gab! Ich keuchte und erhob mich von Mokuba, auf dem ich beinahe lag und der mich erschrocken ansah. „Alles ok bei dir?“, fragte ich ihn besorgt. Er nickte nur eingeschüchtert. Dann hörte ich ein lautes Lachen über mir. „Ob mit ihm alles in Ordnung ist? Solltest du das nicht lieber dich selbst fragen?“ Ich richtete mich auf, zitterte zwar erst vor Schmerz, doch als ich mich nach einiger Zeit daran gewöhnt hatte, richtete ich mich stolz auf und blickte meinen gegenüber vernichtend an, der Schmerz war längst vergessen. Wenn Blicke töten könnten... „Wir haben jetzt genug gespielt“, presste ich wütend hervor. „Lasst uns endlich ernst machen. Und glaubt mir, einen Joey Wheeler sollte man niemals wütend machen. Das ist mehr als nur ungesund!“ Meine Stimme zitterte vor Zorn. Was fiel diesen unfähigen Typen eigentlich ein? Ich sah so etwas wie Angst in den Augen des Anführers, doch das hielt mich nicht davon ab, ihm das Messer in seiner Hand wegzutreten und ihm ordentlich eine zu verpassen. Er taumelte zurück, keuchte und sah mir in die Augen. Die anderen Gangmitglieder kamen auf uns zugelaufen, doch das kümmerte mich herzlich wenig. Jedem, der mir oder Mokuba zu nahe kam, verpasste ich eine. Ich war wie ein Berserker. Ich schlug und trat wie ein Verrückter um mich. Das ging sogar soweit, dass ihr Anführer irgendwann keuchend und immer noch aus der Nase blutend sagte: „Jungs, lasst uns abhauen. Wir sind ihm nicht gewachsen!“ Und tatsächlich: Sie verschwanden. Ich könnte schwören, dem Anführer etwas gebrochen zu haben, aber das interessierte mich herzlich wenig. Als ich mir sicher war, dass sie nicht mehr zurückkommen würden, drehte ich mich zu Mokuba um und ließ mich auf die Knie sinken. „Wie geht es dir?“, fragte ich ihn. Erst jetzt hatte ich Zeit, das Ausmaß seiner Verletzungen wirklich zu realisieren (ach, und was ist mit dir? Guck dich doch mal im Spiegel an!): Über seinem ganzen Körper waren blaue Flecke und offene Wunden verteilt. Ich wollte gar nicht erst wissen, wie es unter seinen Klamotten aussah. Es bereitete ihm offenbar Schwierigkeiten zu atmen, denn man hörte ihn die ganze Zeit keuchen. Er schaffte es kaum, die Augen zu öffnen. Als er es dann endlich doch geschafft hatte, konnte ich erkennen, dass seine Augen trüb waren. Ok, der musste ganz schnell zu einem Arzt! Aber sowas von! „Mir... mir tut alles... weh. Ich... ich kann nicht mehr.“ Und mit diesen Worten fing er wortlos an zu weinen. Die Tränen liefen ihm in Sturzbächen die Wangen herab. Okaaaaaaaay, definitiv ein Arzt. Vorsichtig griff ich unter seine Kniekehlen und seinen Rücken, um ihn dann sanft hochzuheben. Ich spürte deutlich, wie er zusammenzuckte, als ich seinen Rücken berührte, doch konnte ich nichts gegen seinen Schmerz unternehmen. Außerdem musste er so schnell wie möglich zu einem Arzt! Ich rannte los. (schlagt mich dafür bitte nicht) //Hoffentich weiß ich noch, wo Kaiba wohnt//, dachte ich, denn dass ich Mokuba nicht in ein Krankenhaus bringen konnte, war klar. Die Medien würden sich über dieses gefundene Fressen freuen! Vermutlich wäre ein Krankenhaus besser gewesen, doch ich wollte anschließend nicht Kaibas Laune ertragen müssen, die er sicherlich hatte, wenn die Nachrichten verbreiteten, dass sein kleiner Bruder schwer verletzt im Krankenhaus lag. Meinen halb aufgeschnittenen Rücken ignorierte ich dabei gekonnt, erst recht die Schmerzen, die ich bei jedem Schritt erlitt. Ich konnte es mir noch nicht leisten, schlapp zu machen. Erst musste Mokuba sicher zu Hause ankommen. Ich lief quer durch Domino, wurde hin und wieder blöd von irgendwelchen Passanten angeguckt. Die strafte ich jedoch alle mit Missachtung. Zu sehr war ich darauf fixiert, Mokuba zu tragen und meine Schmerzen zu ignorieren. Ich konnte mir aber recht gut vorstellen, was wir für ein Bild abgeben mussten. Mokuba, der über und über mit Wunden übersäht war und ich, dessen rechter Arm offen war und aus dem die ganze Zeit Blut floss – dass ich noch nicht verblutet war, war ein Wunder – und sobald man meine Rückseite sah, konnte man feststellen, dass ich ein kaputtes T-shirt anhatte, weil mir ein Schnitt von der linken Hüfte bis hin zur rechten Schulter ging. Ich nahm nichts um mich herum war. Keine Menschen, die Mokuba und mich blöd ansahen, nicht den Verkehr, nicht die Umgebung, die sich mit der Zeit veränderte. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir im Villenviertel ankamen, obwohl es eigentlich wohl nur ungefähr zehn Minuten waren. //Gut, in welcher dieser Bonzenvillen wohnt jetzt Kaiba?// Es gab schließlich mehr als nur eine Villa, deswegen ja auch Villenviertel. Instinktiv rannte ich auf die größte zu, die am anderen Ende der Straße lag. Desto näher ich kam, umso besser konnte ich das Emblem erkennen, dass sich auf dem großen Gittertor der Villa befand, auf die ich zuhielt. Und wirklich, mein Instinkt hatte recht behalten, denn es handelte sich wirklich um die Villa von Kaiba, was ich an dem großen KC, das in der Mitte des Tores pragte, erkennen konnte. Ich kam vor dem Tor keuchend zum Stehen. Als ich einmal kurz durchgeatmet hatte, suchte ich fieberhaft nach einer Klingel. Ich entdeckte sie am rechten Torpfosten. Ungeduldig drückte ich darauf und wartete darauf, dass sich das Tor öffnete. Doch stattdessen erklang durch die Lautsprechanlage eine Stimme, die fragte: „Sie wünschen?“ Ich hatte Mühe, mich zusammenzureißen und den Butler oder was auch immer er war nicht anzuschreien. „Es ist ein Notfall. Ich habe hier Mokuba, der übel zugerichtet worden ist. Er braucht sofort einen Arzt!“ Ich wartete schon auf eine Erwiderung, doch stattdessen schwang das Tor geräuschlos auf – wäre ja auch ziemlich seltsam gewesen, wenn das Tor gequietscht hätte, das hätte nicht zu Kaibas Perfektionsdrang gepasst – und ich rannte die Einfahrt entlang. //Verdammt, warum muss Kaiba nur alles in Übergröße haben (lol)??//, fluchte ich innerlich, als ich immer noch nicht angekommen war. Trotzdem achtete ich nicht auf meine Umgebung. Ich war immer noch viel zu sehr von dem zusätzlichen Gewicht und meinen Schmerzen, die ich jetzt langsam doch zu spüren bekam, abgelenkt. Ich wurde schon von einem ungeduldigen Roland erwartet. Und als er sah, dass ich recht hatte, mit dem, was ich gesagt hatte, wurde er besorgt. Ich überreichte ihm das kleine Bündel Elend und holte erst einmal tief Luft. Es war ziemlich anstrengend, einen kleinen Jungen durch die Gegend zu tragen, wenn der Blutverlust immer größer wurde. „Ich gehe dann jetzt mal“, meinte ich und wollte mich schon umdrehen, als ich an meinem Handgelenk festgehalten wurde. Ich drehte mich überrascht um, und stellte fest, dass Mokuba nach mir gegriffen hatte. Das musste ihm ziemlich viel Kraft abverlangt haben. „Geh... nicht... bitte lass... lass mich nicht...allein“, brachte er angestrengt hervor. Ich zog eine Augenbraue hoch – allerdings sah das bei mir nicht so gut aus wie bei Kaiba – nickte dann aber. Roland drehte sich um und warf mir noch ein schnelles „Folgen sie mir“ zu, bevor er in dem riesigen Ungetüm von Villa verschwand. Hier war ich also, in der Villa von Kaiba. Trotzdem achtete ich nicht auf die Einrichtung, mein Fokus befand sich ein paar Schritte vor mir auf den Armen von Kaibas persönlichem Schrank. Wenn ich sie mir doch angesehen hätte, wäre mir vermutlich aufgefallen, wie groß und teuer hier alles war... Nach ziemlich vielen Gängen blieben wir schließlich vor einer der zahlreichen Türen stehen - ich hatte schon längst die Orientierung verloren. Roland öffnete sie – keine Ahnung, wie er das machte, ohne dabei Mokuba fallen zu lassen. Dann trat er ein und bettete den kleinen auf ein großes Bett, in dem ohne Probleme mindestens drei Personen schlafen konnten. Ich betrat hinter Roland das Zimmer und staunte nicht schlecht: Mal von dem Bett abgesehen, dass an der linken Wand stand und gegenüber der Tür riesige Fenster waren, die bis auf den Boden reichten und mir auffiel, dass in der Fensterfront auch eine Tür war, damit man durch sie einen Balkon – was hatten die Kaibas eigentlich nicht? – betreten konnte, war das Zimmer riesig. Es war gelb gestrichen und ähnelte sehr einem Kinderzimmer. Überall war Spielzeug verteilt. Ich staunte nicht schlecht, als ich einen riiiiiiiiiiiiiiesigen Computer gegenüber dem Bett auf einem Tisch entdecken konnte. Mich wunderte es, dass er keinen eigenen Fernseher hatte... Der fehlte hier irgendwie. Oder wollte Kaiba nicht, dass sein Bruder genauso viel Zeit wie er selbst vor der Mattscheibe verbrachte? Irgendwie war es seltsam, sich Kaiba als großen, besorgten Bruder vorzustellen. Ob die wohl auch Spielekonsolen hatten? So zum Beispiel ne PS3? Oder zumindestens ne PS2? Und wenn ja, wo? „Der Arzt ist schon informiert. Er müsste eigentlich jeden Moment hier ankommen. Ich werde auch sofort ihren Bruder benachrichtigen“, berichtete Roland und verschwand aus dem Zimmer. Ich stand ein wenig unsicher in dem Raum und wusste nicht so recht, was ich jetzt machen sollte. Als ich dann einen Stuhl in Mokubas Zimmer entdeckte – wäre auch ein bisschen seltsam gewesen, wenn alles in seinem Zimmer gewesen wäre, bis auf einen Stuhl – stellte ich ihn auf die rechte Seite des Betts, damit ich die Tür gut im Blick hatte und Mokuba trotzdem nahe war. Dann ließ ich mich erschöpft auf ihn sinken und betrachtete Mokuba. Er sah wirklich übel mitgenommen aus. Die blauen Flecke und die offenen Wunden sahen schlimm aus, besonders die Kratzer im Gesicht. Er zitterte und biss sich auf die Lippen, um vermutlich nicht laut zu schreien vor Schmerz. Er war schon ein tapferer, kleiner Junge. Er war definitiv mit Kaiba verwandt, der ließ sich auch nie etwas ansehen. Wie konnte man nur so verbissen seine Gefühle verstecken?! „Bleibst du... bleibst du so lange... bis mein Bruder... hier ist?“, fragte er mich röchelnd, hob den Kopf und sah mich schwach an. Ich konnte ja wohl schlecht „nein“ sagen, oder? Irgendwer musste schließlich bei ihm bleiben und versuchen, ihn irgendwie zu trösten, auch wenn ich wusste, dass ich nichts gegen seine Schmerzen ausrichten konnte – ich war immerhin kein Arzt, und ich würde mich hüten, ein solcher zu werden. Bio, wer brauchte schon Bio!?? Ich lächelte ihn beruhigend an und meinte: „Klar.“ Als er das gehört hatte, ließ er seinen Kopf erschöpft zurück auf das Kissen fallen, was er jedoch hätte lassen sollen, denn er wimmerte vor Schmerz auf. Der arme kleine. Und ich konnte nur daneben sitzen und nichts tun! Die Welt war so ungerecht! „Es... es tut so... weh“, schniefte Mokuba und schon wieder – oder immer noch? – liefen ihm Tränen die Wangen herunter. Mir brach fast das Herz bei diesem Anblick! Sanft strich ich ihn über die Haare und meinte: „Ganz ruhig. Es kann nicht mehr so lange dauern, dann kommt der Arzt. Der wird dir sicherlich was gegen die Schmerzen geben.“ Und wie auf Kommando klopfte es an der Zimmertür und ein Mann Mitte fünfzig trat ein. Er war... nennen wir es korpulent, ich wollte schließlich nicht beleidigend werden... Dann wäre ich auf dem gleichen Niveau wie Kaiba, und das ging ja mal gar nicht! Seine schwarzen Haare waren zu gleichen Teilen grau und sein Gesicht strahlte Freundlichkeit aus. Wie kam Kaiba denn zu so einem Arzt? Der passte doch überhaupt nicht zu dem Gemüt von Mister Ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt. Er hielt einen Koffer in seiner Hand. Ich vermutete mal, dass es sich um seine Arzttasche handelte. „Mokuba! Wie siehst du denn aus? Was um Himmels Willen ist passiert!?“, fragte er außer sich, als er den kleinen gesehen hatte. Er war mir sympathsich, eindeutig nicht so wie Kaiba. Mokuba wollte gerade ansetzen, um etwas zu sagen, als der Arzt eine wegwerfende Handbewegung machte und meinte: „Im Moment nicht so wichtig. Erst einmal müssen wir dich verarzten, und dann sehen wir weiter.“ Er kam zu Mokuba ans Bett und murmelte leise vor sich hin, als er sich sein Gesicht ansah. Dann schien ich ihm zum ersten Mal aufzufallen, denn er fragte: „Und wer sind sie?“ „Joey Wheeler. Mokuba und ich kennen uns. Ich hab ihn so gefunden.“ Er musterte mich. Sein Augenmerk fiel auf meinen aufgeschrabten linken Arm, dann sagte er: „Santo Kagenuma. Nachher werde ich mir auch ihre Verletzungen ansehen. Sie scheinen mir auch einiges abbekommen zu haben. Am besten, sie erzählen, was vorgefallen ist, aber erst helfen sie mir, Mokuba zu verarzten.“ Ich nickte artig und meinte: „Aber bitte nennen sie mich Joey. Ich hasse es, gesiezt zu werden...“ Herr Kagenuma sah mich ernst an, dann schlich sich ein Lächeln auf seine Züge. „Wenn du unbedingt willst.“ Nach kurzer Zeit also lag Mokuba in Boxershorts vor uns und was wir da sahen, ließ uns einen eisigen Schauer über den Rücken laufen: Überall waren blaue Flecke, Prellungen, Wunden. Man könnte meinen, Mokuba würde regelmäßig geschlagen werden – was natürlich nicht so war, denn ich wusste, dass Kaiba viel zu sehr in seinen kleinen Bruder vernarrt war, auch wenn er nie Zeit für ihn hatte. Als Herr Kagenuma begann, seinen Körper nach inneren Verletzungen – glaub ich jedenfalls – abzutasten, kroch Mokubas Hand kraftlos über das Bett zu mir. Ich sah ihn erst ein wenig irritiert an, konnte aber keine Antwort von ihm erwarten, da er seine Augen vor Schmerz zusammengekniffen hatte und krampfhaft versuchte, nicht zu schreien. Ich lächelte, schloss meine linke um seine und hielt ihn beruhigend fest. Er krampfte seine Hand zusammen, um seinem Schmerz ein anderes Ventil als das des Schreiens oder Weinens zu geben. Der kleine hatte ziemliche Kraft, das musste ich ihm lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass er noch so viel besaß nach diesem kräftezehrenden Ereignis von vorhin. Arme, Beine, Unterleib, Kopf war alles in Ordnung – wenn man einmal von der Verstauchung in der rechten Hand absah – doch als der Arzt Mokubas Brust abtastete, dachte ich echt, er würde meine einzige – wohlgemerkt – noch heile Hand zerquetschen. Und das schien ihm auch nicht zu reichen, stattdessen schrie er sich die Seele aus dem Leib. Ich habe keine Ahnung, wie groß Kaibas Villa ist, aber der Schrei ging garantiert durch das ganze Anwesen, so markerschütternd wie der war. Und immer noch konnte ich nichts gegen seine Schmerzen machen! Das war so frustrierend! „Gebrochene Rippe. Eine, soweit ich feststellen kann. Ich geb ihm jetzt erst einmal etwas gegen die Schmerzen“, sagte Herr Kagenuma. Na endlich! Das war ja nicht mehr mit anzusehen wie sich Mokuba hier quälte! Schon zog der Arzt eine Spritze mit irgendsolchem durchsichtigen Zeug auf – das Beruhigungsmittel, wie ich annahm. Dann nahm er die Armbeuge des kleinen Jungen und injizierte das Mittel. Mokuba zuckte noch nicht einmal zusammen, als die Nadel in seine Armbeuge eindrang – anscheinend hatte der kleine genug mit seinen anderen Schmerzen zu tun. Herr Kagenuma wartete noch kurz, damit das Mittel anfangen konnte zu wirken, dann begann er, die Wunden zu verarzten. Die Prellungen und Wunden desinfizierte er und klebte entweder Pflaster darauf oder wickelte einen Verband darum, wenn die Wunden zu groß waren. Im Gesicht bekam Mokuba ein Pflaster, das über seine gesamte rechte Wange reichte. Armer kleiner. Er ließ die ganze Zeit über meine Hand nicht los. Am Anfang war er noch ziemlich verkrampft, doch als immer mehr Zeit verging, entspannte er sich etwas. Das Schmerzmittel leistete gute Arbeit. Dann verband er noch seine rechte Hand, um die Verstauchung zu stützen. Wir mussten den kleinen jedoch auch einmal auf seinen Bauch drehen, damit sich Herr Kagenuma seinen Rücken ansehen konnte. Das schien eine ziemliche Qual für Mokuba zu sein, denn er verkrampfte sich augenblicklich und ich hatte Probleme damit, meine Hand freizubekommen. „Hey, Moki, lass meine Hand los. Wir müssen deinen Rücken sehen. Wenn du erst auf dem Bauch liegst, kannst du gerne wieder meine Hand nehmen.“ Der kleine sah mich ziemlich entkräftet an, schien wohl ziemlich anstrengend zu sein (nein, wirklich????). „Wirklich?“, fragte er mit brüchiger Stimme. Ich nickte und lächelte ihn aufmunternd an. Zögenrd ließ Mokuba meine Hand los, sodass wir ihn jetzt ohne Probleme umdrehen konnten, wenn man einmal von seinem Schluchzen und Weinen absah. Sein Rücken sah noch schlimmer als die Vorderseite aus, doch nachdem auch der desinfiziert, eingesalbt und verbunden war, drehten wie ihn wieder auf den Rücken, damit Harr Kagenuma ihm einen Stützverband für seine gebrochene Rippe ummachen konnte. Das war gar nicht so einfach, wie es sich anhörte, denn dazu mussten wir Mokuba aufrichten, und das verursachte dem kleinen ziemliche Schmerzen, mal ganz davon abgesehen, dass er nicht alleine sitzen konnte, sodass ich ihn halten musste. Für den kleinen war das ziemlich schmerzhaft, aber es ließ sich nicht anders machen. Er wimmerte und zitterte, verkniff sich jedoch tapfer die Tränen. Still bewunderte ich ihn. Ich hätte es nicht geschafft, mit einer gebrochenen Rippe nicht zu weinen, das tat nämlich höllisch weh – woher ich das wusste? Erfahrung. Nicht alle der Straßenkämpfe in meinem Leben verliefen so glimpflich, dass ich nur mit ein paar Schrammen davonkam. Ein paar der Kämpfe mit Akira verliefen auch weitaus schmerzvoller. Zum Glück war auch diese Prozedur bald vorbei, nicht nur zu Mokubas Glück, sondern auch zu meinem, denn ich ertrug es nicht, den kleinen so leiden zu sehen – außerdem versuchter er immer noch meine Hand zu zerquetschen. Jedoch ließen wir ihn immer noch nicht in Ruhe, als wir damit fertig waren. Wir zogen es vor, den kleinen noch ein wenig weiter zu quälen. Das machte man wie? Genau, man zog ihm einen Schlafanzug an. An sich ist das ja nichts schlimmes, aber wenn man sich einfach nur elend fühlt, dann ist schon die kleinste Bewegung Folter. Kurz danach ließen wir ihn jedoch vorsichtig zurück ins Kissen sinken. Mokuba seufzte erleichtert, atmete ein paar Mal ein und aus, um sich wieder zu beruhigen und öffnete dann nach ein paar Minuten die Augen, um den Arzt und mich zu fixieren. „Wie geht es dir jetzt, Mokuba?“, fragte Herr Kagenuma. Man sah, dass es dem kleinen ziemlich viel Kraft kostete, sich zu bewegen, denn als er seinen Kopf in Richtung des Arztes drehte, dauerte das ziemlich lange. „Mir tut immer noch alles weh... auch wenn nicht mehr so dolle wie am Anfang... und ich bin müde...“ Harr Kagenuma lächelte und erwiderte: „Das ist ganz normal, nachdem, was du durchmachen musstest.“ „Santo, du... du musst dich aber noch... um Joey kümmern. Er hat ziemlich was abgekriegt.“ Und wie auf Kommando taten mein Arm und mein Rücken weh. Warum musste er das unbedingt noch erwähnen? Wenn er das nicht gesagt hätte, dann wäre mir das sicherlich nicht so schnell aufgefallen (klar, wer’s glaubt)! Wieder lächelte der Arzt. „Natürlich, was glaubst du denn?“ Damit umrundete er das Bett und kam auf mich zu. Ich hörte ihn deutlich vor Schreck einatmen, als er hinter mir stand. Wer konnte es ihm verübeln? Ich meine, ich hatte meinen Rücken zwar nicht gesehen – das war immerhin nicht so einfach – aber ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, wie er aussehen musste... „Das T-Shirt ist nicht mehr zu gebrauchen. Das kannst du wegschmeißen. Das ist einmal diagonal aufgeschnitten.“ „Was soll ich denn dann anziehen? Ich werd garantiert nicht halbnackt durch Domino laufen.“ Er trat in mein Blickfeld und lächelte mich an. Was war denn mit dem los? „Ich bin mir sicher, Kaiba wird dir etwas leihen.“ Mit diesen Worten verschwand er wieder hinter meinem Rücken. Ich wollte eigentlich gerade erwidern, dass dem ganz sicher nicht so wäre, als Harr Kagenum meinte: „Aber jetzt möchte ich doch ganz gerne mal wissen, was passiert ist.“ Ich entschied mich dagegen, ihn in Bezug auf Kaibas und meine Beziehung aufzuklären und wollte stattdessen mit der Geschichte anfangen, als ich schon wieder unterbrochen wurde. Hatten die irgendwie alle etwas gegen mich oder warum ließen die mich noch nicht mal anfangen zu erzählen? Ich wurde nämlich durch ein Klopfen an der Tür noch nicht mal zu Wort gelassen. Herein trat ein Dienstmädchen. Sie machte einen kleinen Knicks und meinte dann: „Entschuldigen sie die Störung, aber Mister Kaiba ist nicht zu erreichen.“ Wen hat’s gewundert? Mich definitiv nicht. Aber dass er noch nicht einmal für seinen kleinen Bruder Zeit hat... Mein Blick fiel auf Mokuba, dessen Blick sich sofort verfinsterte ob dieser Worte. Das Dienstmädchen wollte sich gerade zurückziehen, als sie von Herrn Kagenuma aufgehalten wurde, indem er sagte: „Warte, Kotori. Dieser junge Mann hier braucht ein neues Oberteil. Könnten sie ihm wohl einen Pullover von Kaiba bringen?“ Wollte der mich etwa zum Ertrinken im eigenen Saft bringen? Es war immerhin ziemlich warm draußen, und wenn ich jetzt einen Pulli anziehen würde, dann würde ich bestimmt eingehen! Erst schien sie ein wenig geschockt – konnte ich verstehen, wer wühlte schon freiwillig in den Sachen eines Kaibas herum? – doch dann schien sie sich wieder zu beruhigen, als sie in das höchstwahrscheinliche Lächeln – wusste ich nicht, da er ja hinter mir stand – sah. Dann war sie verschwunden. „So, Joey, und nun zieh dir mal die Überreste deines T-Shirts aus.“ Warum mussten sie mich eigentlich alle daran erinnern, dass ich auch verletzt war? Dann begannen nämlich eben diese Verletzungen wieder wehzutun. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Mokubas Bett mit meinem Blut, das aus meinem Arm lief – zum Glück nur noch ein wenig, nicht mehr so schlimm wie am Anfang – vollgesaut hatte. Innerlich zuckte ich mit den Schultern. Konnte ich doch auch nichts dafür. Bei dem Versuch, mir das T-Shirt auszuziehen, musste ich die Zähne gewaltig zusammen beißen, um nicht laut zu schreien. Die ohnehin schon gereizte Haut – soweit denn noch welche da war – spannte sich aufs äußerste und tat dementsprechend weh. Meine Armwunde brannte höllisch, als ich den Arm bewegte, von meinem Rücken ganz zu schweigen. Der Schmerz brannte sich in meinem Rücken ein, versickerte und ich konnte nichts dagegen unternehmen, damit es aufhörte. Die reinste Hölle. Zum Glück hatte ich es dann aber doch irgendwann geschafft, mir das zerstörte T-Shirt auszuziehen. Ich atmete einmal erleichtert auf, als es von mir abfiel und ich jetzt mit entblößtem Oberkörper vor dem Arzt und Mokuba saß. Herr Kagenuma tastete vorsichtig meine Schnittwunde entlang. Mir entglitt ein unterdrücktes Zischen bei der Berührung. Obwohl sie kaum Druck ausübte tat es höllisch weh. Eigentlich wollte ich anfangen laut zu fluchen, doch dann wurde ich mir wieder Mokubas bewusst und alles, was ich von mir gab, war ein lautes „Verdammt!!“ „Ich säubere jetzt erst einmal deine Verletzung. Wer weiß, was da alles drinnen ist.“ Da hatte er recht. Wer wusste schon, wo das Messer, dieses Typens schon überall war? Da wollte gar nicht weiter drüber nachdenken... „Ich warte übrigens immer noch auf einen Bericht, was passiert ist.“ Ich seufzte. Konnte er nicht einsehen, dass ich im Moment viel zu abgelenkt war, um ihm das erzählen zu können? Ich meine, ich versuchte hier gerade nicht krampfhaft laut zu fluchen und zu schreien. Kurz darauf tat ich ihm aber den Gefallen und begann zu erzählen. „Naja, wissen sie. Schule war aus und ich hatte nichts zu tun. Da bin ich ein wenig durch die Stadt gewandert. Ich war in Gedanken und merkte nicht, wie ich in das Viertel mit den Einfamilienhäusern gekommen bin. Normalerweise meide ich dieses Viertel immer, aber egal. Dieses Mal bin ich jedoch nicht umgekehrt wie die letzten Male, sondern bin einfach weitergegangen. Ein Glück, dass ich das gemacht habe, sonst wäre von Mokuba vermutlich nicht mehr sonderlich viel übrig gewesen... Er wurde gerade von sieben Typen vor einer Schule verprügelt.“ Es war kurz still, doch dann fragte Herr Kagenuma: „Wieso haben sie das gemacht?“ Ich zuckte mit den Schultern, hatte keine Ahnung. Ein paar Worte, die sie dem kleinen entgegen geworfen hatten, hatte ich zwar mitbekommen, aber ob ich da meine richtigen Schlussfolgerungen daraus gezogen hatte...? „Sie haben ein Problem mit mir“, ertönte es aus dem Bett. Wir beide, der Arzt und ich, sahen zu Mokuba, der seine Augen wieder geöffnet hatte. „Wie geht es dir?“, fragte ich. „Ich versuche nicht daran zu denken. Es geht schon.“ „Was meintest du damit, dass sie ein Problem mit dir hätten?“, wollte nun der Arzt wissen. „Sie sind eifersüchtig auf das Geld meines Bruders. Da sie aber wissen, dass sie niemals so viel besitzen werden, haben sie ihren Frust an mir ausgelassen. Ich bin klein und kann mich nicht wehren, da biete ich doch geradezu ein passendes Ziel. Sie brauchten jemanden, an dem sie ihren Frust wegen ihrem miserablen Leben abbauen konnten.“ Ich konnte einige Tränen in seinen Augen sehen, doch sie lösten sich nicht. Stattdessen sah Mokuba mit einem verbitterten Blick auf einen fixierten Punkt gegenüber von ihm, doch er schien nicht in dieser Welt zu sein. Seine Gedanken waren weit weg, hatte es jedenfalls den Anschein. //Diesen Blick sieht man ab und zu bei Kaiba. Ob er auch so behandelt worden ist? Oder warum wandelt der sonst so durchs Leben? Wird Mokuba am Ende wohl noch genauso wie Kaiba?! Das muss ich verhindern! Ein Eisklotz reicht doch schon! Und außerdem ist Mokuba so ein lebensfroher Junge, da ist es schade, wenn er seine Emotionen hinter Verschluss hält.// Ich wollte gerade etwas sagen, um den kleinen aufzumuntern, als ich einen stechenden Schmerz in meinem Rücken spürte. Verdammt! Was war das?! Leider schaffte ich es dieses Mal nicht, den Schmerzensschrei zu unterdrücken und heulte deswegen laut auf. „Verdammt! Was war das?“, fragte ich und sah über meine Schulter. Den besorgten Blick, den mir Mokuba zuwarf – anscheinend hatte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen (klar, du hast die ganze Villa zusammengeschrien...) – ignorierte ich. Der Arzt sah von seiner Arbeit auf, nahm seinen Kopf aus meinem Blick, sodass ich sehen konnte, warum es auf einmal stach. Da steckte doch tatsächlich eine Nadel in meinem Rücken!!! Und noch besser: An ihr war ein Faden, der gerade von Herrn Kagenuma straff gezogen wurde. Ich wurde genäht, hätte ich mir ja eigentlich denken können... „Nach was sieht es denn aus?“, fragte er mich. Ich warf ihm einen genervten Blick zu und meinte: „Ist ja schon gut.“ „Du könntest doch einfach weitererzählen, oder? Das hat dich immerhin gut von meiner Untersuchung abgelenkt.“ Stimmt, jetzt, wo er es sagte, fiel mir auf, dass ich überhaupt keinen Schmerz verspürt hatte, als mich der Arzt untersucht hatte. Anscheinend war ich so abgelenkt gewesen, dass mir das gar nicht aufgefallen war. „Naja, viel zu erzählen gibt es da nicht mehr. Ich habe die sieben dann herausgefordert.“ Dieses Mal schaffte ich es jedoch nicht, mich von den Schmerzen abzulenken. Um sie zu lindern, krallte ich meine Hände in das Bettlaken vor mir. Es brannte und zog fürchterlich. Aber mir blieb nichts anderes übrig als es zu ertragen. Also biss ich die Zähne zusammen, hielt durch und erzählte etwas gepresst: „Das ist mir ein wenig unangenehm, aber ich war früher Vizeboss inner Gang, nur, damit ihr versteht, wie ich das geschafft hab. Ich versuche allerdings, diesen Teil meines Lebens zu verdrängen...“ Mokuba sah mich mit großen Augen an. Herr Kagenuma tat das vermutlich auch, doch das sah ich hinter meinem Rücken nicht. „Das du früher mal ein Schläger warst, das wusste ich ja, aber gleich Vizeboss?“, fragte Mokuba mehr als nur erstaunt. Ich zuckte mit den Schultern – Fehler, dadurch wurde nämlich meine Schnittwunde gespannt, die Fäden fraßen sich tiefer in mein Fleisch. Wie konnte man eigentlich so blöd sein? Wie konnte man nur vergessen, dass man gerade genäht wurde und dass man da Schulterzucken und ähnliches vermeiden sollte???? Mit wehleidigem Blick sah ich den kleinen an und meinte, um mich vom Schmerz abzulenken: „Ich war ziemlich gut, und das schon von Anfang an. Da dauerte es nicht lange, bis ich mich bis zum Posten des Vizebosses hochgearbeitet hatte. Dass ich gut bin, dass hast du doch gesehen. Normalerweise schafft man es nicht, sich gegen sieben Leute durchzusetzen. Gut, die Typen waren jetzt nicht wirklich gut, auch wenn sie von sich selbst sowas von überzeugt waren, aber eigentlich hätte ich haushoch verlieren müssen...“ „Und warum hast du das nicht?“, wollte Mokuba neugierig wissen, seine Schmrezen, die er zweifellos hatte, gut missachtend. Ich lächelte ihn an, legte ihm eine Hand sanft auf den Kopf, um ihm dann durch die Haare zu wuscheln und zu erklären: „Na, ich hatte doch etwas, dass ich beschützen musste.“ Mein Lächeln wurde noch größer, als ich Mokubas mittlerweile tellergroße Augen sah. „Echt? Ich bin dir so wichtig?“ „Klar.“ Mein Lächeln konnte man mittlerweile nicht mehr beschreiben, so groß war es. Ich sah, wie sich Mokuba mir eigentlich in die Arme werfen wollte, doch ich hielt ihn sanft mit der streichelnden Hand an der Schulter zurück. „Nicht, du musst dich schonen“, sagte ich ihm. „Ich hätte nie gedacht, dass du das für mich tun würdest.“ Wie gesagt, ich lächelte ihn immer noch ziemlich groß an, doch jetzt wandelte sich mein Lächeln in ein Grinsen um und ich meinte: „Immer doch. Außerdem hätte mir dein Bruder den Hals umgedreht, wenn er herausgefunden hätte, dass ich dich einfach so hätte verprügeln lassen.“ „Jetzt wirst du aber gemein“, meinte Mokuba etwas beleidigt. „So schlimm ist Seto gar nicht.“ „Auf dich bezogen mag das stimmen, aber auf den Rest der Welt – ganz besonders auf mich – trifft das nicht zu. Ich meine, er vergleicht mich immer mit einem Hund.“ Das Wort >Köter< brachte ich einfach nicht über die Lippen. Es reichte schon, dass er mich immer so bezeichntete, wenn ich jetzt auch noch selbst anfangen würde, mich so zu nennen...! Nicht auszudenken! „Ich weiß gar nicht, wie er dazu immer kommt. Ich meine, ich habe doch nicht im geringsten etwas mit einem Hund gemein!!“ Jetzt saß ich etwas beleidigt auf meinem Stuhl. War doch aber so! Was hatte ich denn mit einem Köter gemein?! (ziemlich viel...) Na super! Jetzt fing ich auch schon in Gedanken an, >Köter< zu sagen! Das konnte doch nicht gut enden! Auf einmal fing Mokuba laut an zu lachen. Was hatte den denn gestochen? Oder war das das Schmerzmittel, das jetzt seine Nachwirkungen zeigte? Brachte es den Wirt dazu, wie ein Gestörter zu lachen? Ich sah den kleinen etwas irritiert an. „Was?“ Mokuba wischte sich die Lachtränen aus den Augen, wollte mir antworten, doch als er mich ansah, fing er wieder an zu lachen. Was war nur in ihn gefahren? Er war doch echt nicht mehr ganz dicht! War ich eigentlich nur von Verrückten umgeben? Erst meine Schwester, dann auch noch Mokuba... Wo sollte das nur enden...? Nach ungefähr fünf Minuten schaffte es Mokuba dann aber doch, sich so weit zu beruhigen, dass er mir auf meine Frage antworten konnte: „Ich kann verstehen, warum dich mein Bruder immer als >Köter< bezeichnet.“ Ungläubig starrte ich ihn an. Fing der jetzt auch noch damit an? Und ich dachte, wir wären Freunde...! „Allerdings verstehe ich nicht, warum er dich >Köter< nennt. Hund oder Hündchen wäre viel passender.“ Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als ich das aus Mokubas Mund hörte. Das Schmerzmittel war eindeutig nicht gut. Warum sonst sollte er solchen Schwachsinn erzählen? Jetzt fing der kleine wieder lauter an zu lachen. Ich hatte eindeutig etwas nicht mitbekommen. „Du solltest mal dein Gesicht sehen! Einfach nur herrlich!!“ Ich wollte gerade zu einer giftigen Erwiderung ansetzen, als sich Mokuba auf einmal zu verschlucken schien und anfing zu husten. Sein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt. Warum das denn? Eigentlich tut doch verschlucken nicht weh, oder? Doch dann ging mir ein Licht auf. „Deine Rippe?“, fragte ich. Er nickte gequält. „Ich kann nicht lachen, das tut weh, jedenfalls, wenn ich zu dolle lache.“ Irgendwie tat mir der kleine leid, doch irgendwie war ich auch ziemlich schadenfreudig in diesem Moment. Immerhin hatte er mich gerade eben noch ausgelacht. „Das hast du nun davon“, meinte ich und etwas Genugtuung schlich sich doch in meine Stimme. Mokuba wollte schon etwas sagen, denn er hatte das anscheinend auch gehört, doch ich schnitt ihm das Wort ab, indem ich fragte: „Wie kommst du darauf, dass ich eher einem Hund gleichen würde als einem Köter? Allein schon die Tatsache, dass du jetzt auch damit anfängst mich so zu nennen, ist schon schlimm genug!“ Mokuba sah mich verzeihung heischend an und meinte: „Du bist so treu wie ein Hund.“ Er lächelte mich an und erklärte weiter: „Nicht jeder hätte sich für jemand anderen in die Bresche geschmissen, dazu sind die Menschen zu egoistisch. Wenn man jedoch erst mal deine Freundschaft hat, dann kann man sich immer auf dich verlassen. Wie ein Hund, der beste Freund des Menschen. Du hast dich auf sie gestürzt, wie als wenn du dein Herrchen beschützen würdest. Und außerdem, wenn du schmollst, dann guckst du so niedlich. Ich kann mir gut vorstellen, wie das aussehen würde, wärst du ein richtiger Hund. Deswegen eher Hund oder Hündchen als Köter.“ Ich sah den kleinen verdattert an. „Ist das normal oder hat die Familie Kaiba generell einen Schaden? Ich dachte bisher immer, dass nur dein Bruder einen hat, aber jetzt muss ich feststellen, dass du auch einen hast.“ Mokuba lachte wieder laut auf, was er jedoch schnell wieder ließ, da ihn seine Rippe nicht in Ruhe ließ. Dazu wollte ich gerade etwas sagen, doch Herr Kagenuma unterbrach mich: „So, fertig. Das hätten wir. Jetzt gib mir mal bitte deinen aufgeschürften Arm.“ Ich wollte der Bitte gerade nachkommen, als es erneut an der Tür klopfte. Die gleiche Angestellte wie vorhin auch schon trat ein, jedoch hatte sie dieses Mal einen Pullover dabei. Sie legte ihn auf das Bett, nachdem sie bemerkt hatte, dass ich ihn noch nicht brauchte. Bevor sie wieder ging, drehte sie sich noch einmal im Türrahmen um und wandte sich an Mokuba: „Master Mokuba, wir konnten ihren Bruder leider immer noch nicht erreichen. Wir versuchen natürlich weiterhin unser bestes.“ Dann drehte sie sich wieder um und verschwandt. „Was macht dieser Kerl nur?“, fragte ich niemand bestimmtes. „Wenn meine Schwester verletzt worden wäre, dann würde ich alles stehen und liegen lassen um zu ihr zu kommen.“ „Das mag sein, Joey, doch dazu müsste man dir erst einmal erzählen können, dass sie verletzt wäre. Anscheinend ist es bei Kaiba nicht so einfach. Vielleicht tetefoniert er die ganze Zeit, sodass ihn niemand erreichen kann.“ „Da können sie ja recht haben, aber er besitzt doch bestimmt sowas wie einen Anrufbeantworter, oder?“ „Aber wenn er die ganze Zeit telefoniert? Dann bringt es ihm auch nichts, wenn sein Personal auf den Anrufbeantworter spricht.“ „Ist ja auch egal. Solange er irgendwann kommt...“ Während unserer kleinen Debatte hatte der Arzt angefangen meinen rechten Arm zu verarzten. Der Arm tat nicht so weh wie mein Rücken, aber trotzdem war es nicht wirklich angenehm, sich die Wunde desinfizieren zu lassen – wobei ich natürlich wusste, dass das sein musste – und sie verbinden zu lassen. Das Desinfizieren brannte höllisch, es tat weh, bis der Arzt kam – der schon da war, aber naja... – allerdings zeigte das, dass die Verletzung wirklich mit irgendetwas infiziert gewesen war, was gerade vernichtet wurde. Trotzdem war ich froh, als der Schmerz langsam wieder nachließ. Danach wickelte er noch einen Verband um meinen Rücken, nachdem er die Schnittwunde mit einer Salbe eingerieben hatte. Das brannte auch wieder höllisch. Womit hatte ich das eigentlich verdient? War ich so ein böser Junge gewesen, dass mich irgendwer da oben bestrafen wollte? „Bin ich jetzt erlöst?“, fragte ich. Dass das gerade sehr unhöflich klang, bekam ich gar nicht mit. Aber anstatt mir böse zu sein, nickte der Arzt und erklärte: „Wenn es geht, dann solltest du die nächsten Tage keinen Sport machen. Und du solltest dich natürlich aus Prügeleien heraushalten.“ „Klar, für wie blöd halten sie mich?“ Herr Kagenuma ging nicht weiter darauf ein – sollte das jetzt etwas zu bedeuten haben? – , lächelte nur und fügte noch hinzu: „Die Fäden müssen eine Woche bleiben (Ich hab keine Ahnung, wie lange die drinnen bleiben müssen...).“ Dann wandte er sich Mokuba zu: „So, und du bleibst jetzt erst einmal ein einhalb Wochen zu Hause um dich zu schonen (und davon hab ich auch keine Ahnung...). Nichts anstrengendes machen, am besten die ganze Zeit im Bett bleiben, nichts schweres heben, einfach nichts machen. Ich werde dir einen Attest schreiben. Dann werde ich in drei Tagen wiederkommen, um zu sehen, wie es dir geht.“ Gesagt, getan. Herr Kagenuma legte den Attest auf den Nachtisch, hinzu fügte er noch Tabletten. „Das sind Schmerztabletten. Die kannst du nehmen, wenn dir was wehtut, aber nie mehr als zwei am Tag. Vergiss nicht, wenn es dir nicht gut geht und die Tabletten nichts bringen, ich bin jeder Zeit zu erreichen.“ Der kleine nickte. „Gut, dann gehe ich jetzt. Ich wünsche euch beiden eine gute Besserung.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer. Ich hatte mir wärhrend der Arzt mit Mokuba geredet hatte, den Pullover angezogen, den das Dienstmädchen gebracht hatte. Er war dunkelblau, aus Wolle und ein Rolli. Wollten die mich etwa töten? Mit dem Teil würde ich doch ersticken, so warm, wie es draußen war! Ich würde eingehen! Ein paar Probleme hatte ich schon, als ich mir den Pulli anzog. Mein Rücken und ganz besonders mein demolierter Arm protestierten vehement, als ich mir das Teil über den Kopf zog, doch ich ging nicht weiter darauf ein. Wir sahen ihm noch eine Weile nach, dann fragte Mokuba: „Und du bleibst wirklich so lange, bis mein Bruder da ist?“ „Ich habe doch schon gesagt, dass ich das mache.“ Der kleine schenkte mir ein zufriedenes Lächeln, auch wenn es nur schwach war. „Ein Hund, sage ich doch“, flüsterte er erschöpft. Ich wollte eigentlich erwidern, dass er damit jetzt nicht schon wieder anfangen müsse, mich als einen Hund zu bezeichnen, doch als ich in die müden und dennoch glücklichen – was mir eigentlich ziemlich unverständlich war, denn immerhin wurde er ja vor ein paar Stunden verprügelt – Augen sah, löste sich meine giftige Erwiderung in Luft auf. Den Rest des Nachmittags redeten wir über verschiedenes. Kaiba kam die ganze Zeit nicht nach Hause. Der musste wirklich beschäftigt sein, wenn der immer noch nicht mitbekommen hatte, wie es seinem Bruder ging. Ich merkte schon die ganze Zeit, dass Mokuba sehr müde war, doch er sträubte sich dagegen, zu schlafen, auch wenn ich ihn darauf ansprach. Dickkopf! Eindeutig mit Kaiba verwandt! Gerade, als ich ihn wieder fragen wollte, ob er nicht doch schlafen wolle, ließ er mich noch nicht einmal zu Wort kommen, sondern fragte: „Sag mal, Joey, warum kannst du meinen Bruder eigentlich nicht leiden?“ Etwas perplex sah ich ihn an. Was war das denn für eine Frage? „Da fragst du noch? Ich meine... Ich meine...“ Verwirrt kratzte ich mir den Kopf. Warum wusste ich eigentlich nicht, warum ich Kaiba nicht mochte? Wir stritten uns doch jetzt schon geraume Zeit. Man konnte sich doch nicht streiten, wenn man sich mögen würde, oder? Also musste da doch etwas sein, was ich an ihm absolut nicht mochte! „Tja, weißt du, ich kann seine herablassende Art auf den Tod nicht leiden.“ Das stimmte. Aber war das Grund genug, ihn nicht zu mögen? „Außerdem nennt er mich immer >Köter< und macht alles mies und schlecht, was meine Freunde und ich machen, er beleidigt sie, macht sie runter und miemt den Unnahbaren. Er ist eingebildet, arrogant, überheblich, besserwisserisch und lässt bei jeder Gelegenheit unseren Standesunterschied raushängen. Er liebt es, mich zu provozieren, mich zu ärgern und mit allem, was er kann, anzugeben – dabei vergisst er dann natürlich nicht, mir unter die Nase zu reiben, wie unendlich viel >besser< er als ich ist.“ Mokuba sah mich ungläubig an. „Was?“, fragte ich ihn. „Das sind sehr... interessante Gründe.“ „Das heißt, du hast keine Ahnung davon, was ich meine.“ Sofort schüttelte der Kleine den Kopf und meinte energisch: „Ich weiß, wie er zu euch ist. Das habe ich schon mitgekriegt... aber ist das alles?“ Nun war es an mir, ihn ungläubig anzustarren. „Wie, ist das alles? Er macht mich psychisch fertig und du fragst, ob das alles ist?!“ Ich starrte ihn voller Unverständnis an. Ich meine, wo würde ich enden, wenn er mich weiter so fertig machte? In der nächstbesten Irrenanstalt? Wie würde mein Leben in 20 Jahren aussehen? Hätte ich ein Trauma davongetragen? Möglich wäre es ja, erst recht, wenn er so weitermachte. „Naja, ich meine ist das nicht ein wenig... stumpf?“, fragte mich der Kleine. „Wir können ja gerne mal die Plätze tauschen. Dann möchte ich gerne mal wissen, ob du das dann immer noch stumpf findest.“ Ich sah ihn ein wenig beleidigt an. Glaubte der etwa, dass ich mich gerne von seinem großen Bruder fertig machen ließ? Als hätte ich nichts besseres zu tun! Und vor allem: Er fing immer an!! Beschwichtigend hob Mokuba die Hände und meinte mit einem entschuldigenden Lächeln: „So war das nicht gemeint, ganz bestimmt nicht.“ Er sah mich mit einem Hundeblick an, um genau zu sein mit dem eines kleinen Welpens, der einen ansah, als hätte er gerade ins Haus gemacht und als wäre er sich dieses Missgeschicks bewusst. Diesem Blick konnte ich einfach nicht lange standhalten. „Na, komm her“, sagte ich, zog den kleinen Wuschelkopf zu mir und strubbelte ihm gutmütig durch die Haare. „Schon ok.“ Nachdem Mokuba die Wuschelattacke hinter sich gebracht hatte, seufzte er und meinte: „Es ist ja nicht so, als wenn ich glücklich mit der Situation wäre. Ich weiß nicht, warum Seto dich die ganze Zeit ärgern muss. Weißt du, ich mache mir einfach Sorgen um ihn. Er hat niemanden außer mir. Das ist aber zu wenig, auch wenn er behauptet, so wie es ist, ist es gut. Er braucht niemanden, wie er immer zu sagen pflegt.“ Ich sehe ihn eine kurze Zeit überlegend an. „Meinst du nicht, dass alleine schon so, wie er sich verhält, klar wird, dass er wirklich niemanden außer dir braucht? Ich meine, wenn er wirklich Freunde bräuchte, dann würde er sich doch nicht wie so ein riesiges Ekel benehmen und auf andere Leute zugehen, meinst du nicht auch?“, fragte ich ihn. Diese Frage fand ich durchaus berechtigt. Mokubas Blick richtete sich schon wieder in weite Ferne. „Auch wenn du recht hast, mache ich mir trotzdem Sorgen. Und es ist ja nicht so, aks könnte er es sich erlauben Gefühle zu zeigen. Er ist Geschäftsmann. Wenn er Gefühle zeigt, dann ist das seiner Meinung nach eine Schwäche. Seine Geschäftspartner würden ihn nicht mehr für voll nehmen. Ich glaube, deswegen fällt es Seto so schwer, zu zeigen, was er wirklich will. Er hat Angst, dass ihn seine Kollegen als schwach erachten.“ Ungläubig starrte ich den Kleinen – einmal mehr – an. Angst? Seto Kaiba? Niemals! „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll!“, sagte der kleine und ich konnte deutlich die Tränen in seinen Augen sehen. „Hey, Mokuba, kleiner, ist gut!“ Mit diesen Worten schloss ich ihn in die Arme und streichetle ihm sanft über den Kopf. „Schhhhhhhhhhhhht, ist gut. Hör auf zu weinen.“ Doch Mokuba dachte anscheinend gar nicht daran, denn er beruhigte sich erst nach guten 10 Minuten wieder. Er bewegte sich in meinen Armen, sah schüchtern zu mir auf und meinte: „Tut mir leid.“ Ich lächelte ihn beruhigend an und meinte: „Schon ok.“ Ich legte ihn sanft zurück ins Bett und sah ihn immer noch lächelnd an. „Geht’s jetzt wieder?“ Er nickte. „Duuuuuuhuuu, Joey?“, fragte er mich nach einiger Zeit, in der wir beide unseren eigenen Gedanken nachgehangen hatten. Was war denn jetzt kaputt? Immer, wenn mich jemand so ansprach, wollte er etwas von mir. Das war schon mal nicht gut! „Kannst du mir was vorsingen?“ Bitte was??! Ich sah ihn an wie eine Kuh wenn’s donnert. „W-wie kommst du denn darauf, dass ich das kann? Wenn ich singe, hört sich das schrecklich an!“, versuchte ich mich heraus zu reden. Es brauchte immerhin nicht halb Domino erfahren, wie ich mein Geld verdiente. Ich meine – um mich einmal mehr zu wiederholen – welcher Junge sang schon gerne? Das war doch nicht normal! „Du kannst gut singen! Das wurde mir zumindest gesagt.“ Ungläubig sah ich ihn an, bevor ich mich wieder fasste und meinte: „Wo hast du das denn her?“ Wollte ich es wirklich wissen, woher Mokuba wusste, dass dem wirklich so war? ... Nein, eigentlich nicht.... „Yugi hat es mir erzählt.“ „Was?!“, fragte ich außer mir und wäre beinahe vom Stuhl aufgesprungen, hätte ich mich nicht im letzten Augenblick noch beherrschen können. „Naja, das war nicht freiwillig. Es ist ihm rausgerutscht. Und als ich dann immer weiter gebohrt habe, hat er mir dann irgendwann die gesamte Geschichte erzählt. Ich weiß sogar, wo du arbeitest.“ „Gott, womit habe ich das nur verdient? Nicht nur, dass mein bester Freund ein Plappermaul ist, nein, jetzt weiß auch noch der kleine Bruder meines größten Erzfeindes darüber Bescheid. Wenn der das rauskriegt, dann bin ich geliefert! Damit wird er mich ewig aufziehen!“ Mokuba lächelte. „Ich erzähl ihm das schon nicht.“ Mit großen Augen sah ich ihn an. „Wirklich nicht?“, fragte ich leicht ungläubig. „Wir sind Freunde, wenn du nicht willst, dass ich es ihm erzähle, dann sag ich ihm kein Sterbenswörtchen. Er muss dich doch nicht noch mehr ärgern als er sowieso schon tut, oder?“ „Danke, Mokuba“, sagte ich erleichtert. „Wenn du also unbedingt willst, dann sing ich dich in den Schlaf. Irgendwelche Vorlieben?“ Mokuba sank in sein Kissen zurück und schüttelte erschöpft den Kopf. „Gut, dann lass mich kurz überlegen.“ Ich begann zu singen. Ich hatte mich für ein langsames Lied entschieden, zu dem man - ich jedenfalls - gut einschlafen konnte. (hier muss noch ein Liedtext hin, wenn ich ein tolles Lied finde. Würd mich auch über Vorschläge freuen) Ich streichelte ihm sanft über den Kopf, beruhigte ihn durch diese Geste und sang beruhigend. (hier muss dann der zweite Teil des Textes hin) Seine Atmung wurde immer gleichmäßiger. (und hier der dritte) Als ich aufhörte zu singen, war der kleine eingeschlafen. Ich sah ihn noch kurz an, dann wollte ich gehen, als ich plötzlich ein Klatschen von der Tür her hörte. Erschrocken sah ich auf. Braune Haare, blaue Augen. NEIN!! Das durfte einfach nicht war sein! Warum musste ausgerechnet dieser eingebildete Idiot das mitbekommen haben?! „Wie lange stehst du da schon?“, fragte ich ihn barsch. „Lange genug.“ Er sah mich abschätzend an. „Ich hätte gedacht, dass Hunde nur Jaulen können. Du hast mir gerade das Gegenteil bewiesen.“ Energisch stand ich von meinem Stuhl auf. „Kaiba!“ Das er mir gerade indirekt ein Kompliment gemacht hatte, bekam ich gar nicht mit. „Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass du mich nicht als Hund bezeichnen sollst!“ „Schrei hier nicht so rum, sonst wacht er wieder auf“, sagte Kaiba und nickte in Richtung seines kleinen Bruders. „Und jetzt würde ich gerne erfahren, was vorgefallen ist. Vorausgesetzt natürlich, dein kleines Hundehirn kann sich daran noch erinnern.“ Ich biss die Zähne zusammen. Warum musste er eigentlich immer so ungerecht und kotzbrockig sein???? „Wenn du nicht gleich aufhörst, mich zu beleidigen, dann werde ich dir gar nichts erzählen! Dann kannst du gerne deinen Bruder fragen und ob der sich noch mal daran erinnern möchte...“ Kaiba seufzte – hörte ich da etwa einen genervten Unterton heraus? „Köter, würdest du mir >bitte< erklären, was da vor sich gegangen ist?“ Köter... Köter...? Köter!!?? Groaar!! Regte der mich etwa auf? Nein, kein bisschen!!! Irgendwann würde ich ihm noch den Hals umdrehen, wenn er so weitermachte – das ich dann vermutlich ins Gefängnis musste, war mir egal, hauptsache, ich war diese Plage von Seto Kaiba los!!! Ich konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Sofort, als er das hörte, fixierte er mich mit einem seeehr einschüchternden Blick, der jedem anderen sofort Angst gemacht hätte, doch mir nicht, dazu war ich im Moment zu wütend, um diese Drohung überhaupt wahrzunehmen. „Köter, meine Geduld hat irgendwann ein Ende und glaub mir, du möchtest mich dann nicht erleben...“ Eigentlich wollte ich etwas erwidern, doch anscheinend hatte ich dieses Mal seinen drohenden Unterton gehört und so ließ ich mich dazu herab, ihm zu erzählen, was vorgefallen war. „Naja, wir hatten heute ja ausnahmsweise mal etwas früher Schluss.“ „Du brauchst mir nicht das zu erzählen, was ich schon weiß“, meinte Kaiba herablassend. Ich war wieder kurz davor ihn anzufahren, doch ich beherrschte mich. Stattdessen gab ich nur einen abwertenden Laut von mir. Es ging hier schließlich auch irgendwie um Mokubas Wohl. Wenn Kaiba wissen würde, was passiert war, dann würde er sich vielleicht um diese Typen kümmern... Die richtigen Schritte einleiten... Dann landeten sie vielleicht im Knast. „Ich bin nach der Schule durch die Stadt gegangen, einfach so. Dann bin ich in das Wohnviertel mit den Einfamilienhäusern und den kleineren Villen gekommen. Da war dann auch ne Schule und da hab ich sieben Spinner gesehen, die einen kleinen Jungen verprügelt haben. So wie es nun mal meine Art ist bin ich also hin und hab sie angemacht. Naja ich hab sie herausgefordert und während des Kampfes hab ich dann irgendwann festgestellt, dass Mokuba der kleine Junge war. Nachdem ich sie fertig gemacht habe, hab ich ihn hierher gebracht. Soweit ich mich erinnern kann hat Mokuba eine gebrochene Rippe, eine verstauchte Hand und dann noch Prellungen, blaue Flecke und Schürfwunden. Er soll die nächsten anderthalb Wochen nicht in die Schule, Attest liegt auf dem Nachttisch, ebenso Schmertabletten, falls es zu schlimm wird. Er darf aber nicht mehr als zwei am Tag nehmen.“ Kaiba musterte mich. „Du hast es tatsächlich mit sieben Schlägern aufgenommen? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Wie schwach müssen die gewesen sein, dass du die geschafft hast?“ „Immerhin war ich da, um deinen Bruder zu retten. Ganz im Gegensatz zu einer gewissen anderen Person, die sich hier befindet.“ Mit diesen Worten starrte ich ihn böse an. Wenn Blicke töten könnten... Kaiba würde Todesqualen erleiden!! Nicht, dass ich ihn mit dieser Anspielung meinte... Nein, überhaupt nicht!! Wenn Gedanken irgendeinen Ton von sich gegeben hätten, dann hätte man jetzt gerade zweifelsohne den Sarkasmus gehört, an den ich bei dem Gedank gedacht hatte. „Ich habe tagsüber zu arbeiten. Nicht jeder hat die Zeit, nachmittags durch die Stadt zu streifen.“ „Du hättest wenigstens kommen können, als er hier war.“ „Ich wurde erst vor einer halben Stunde darüber benachrichtigt, was passiert ist, nicht, dass ich mich vor dir rechtfertigen müsste, aber ich will doch nicht, dass du dieses Haus noch dümmer verlässt, als du ohnehin schon bist.“ „Du...! Ich an deiner Stelle würde nicht so viel arbeiten, damit ich solche Zwischenfälle wie diesen hier mitbekomme!“ Das, was ich ihm gerade an den Kopf geworfen hatte, schien ihn vollkommen kalt zu lassen – oder er ignorierte es, wie so vieles, was ich ihm sage – , denn er fragte: „Ist das mein Pulli?“ „Sag mal, bist du noch zu retten? Ich rede mit dir! Hör mir gefälligst zu, wenn ich dich fertig mache!“ „Warum sollte ich das tun? Das ist noch nicht einmal mehr amüsant. Deine Beleidigungen wiederholen sich. Du könntest dir etwas neues ausdenken als mich ständig nur >reicher Pinkel< zu nennen. Aber ich verstehe schon, das überfordert deinen Intelligenzquotienten. Wir wollen doch nicht, dass sich der Köter beim Denken wehtut.“ „Ich geb dir gleich >beim denken wehtunnoch mehr nachwirkungen< oder so heißen^^ naja, bis dann^^ bye wofl Kapitel 8: Weitere Nachwirkungen -------------------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ hier ist das erste meiner 4 Kapitel, die ich im Urlaub geschrieben hab hab's nicht früher geschafft... mein Schnupfen und mein Husten, die ich mir auf MALLORCA (hallo? geht's noch???) zugezogen hab, wollten mich ein wenig quälen... Immerhin hab ich keine Halsschmerzen mehr... -.- Sch*** Klimaanlage!!! man könnte übrigens meinen, ich hätt Urlaub irgendwo da gemacht, wo es keine sonne gibt...bin kaum braun geworden...bin nur nicht mehr ganz so leichenblass wie sonst immer... und hier eine Erfahrung, die ich unbedingt erzählen muss^^ die besten Touristen sind Franzosen^^ ich war nämlich so mit meiner Familie am Strand mit gaaaaaaaaanz viel Sand und da lagen so ein Mann - in einem String!!!!(ich find, das sieht richtig sch**** aus...) - und eine Frau - auch in einem String und oben ohne. So, das ist es ja noch nicht^^ Der Mann hat nämlich alle 5 Minuten einen Handfeger heruasgeholt, um sein Handtuch von dem Sand zu befreien! Hallo????!!! Am Strand!!!! Da ist nun mal Sand!! Und der fängt echt an, sein Handtuch abzufegen! Als ob das was bringen würde! Es ist doch nach 17 Sekunden sowieso wieder voller Sand!!! Das war einfach nur herrlich!! XDDDD Aber ok, genug jetzt hiervon^^ Ich hoffe, dass das Kapitel nicht allzu schrecklich geworden ist... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Meine Freunde fanden mich, als sie in die Klasse zurückkehrten. Vermutlich hatten sie sich gefragt, wo ich so lange geblieben war und waren gucken gekommen. Immerhin war ich ja sonst immer der erste, der es kaum erwarten konnte, aus der Klasse zu kommen, um an die süße und berauschende Luft der Freiheit zu kommen. Sie fanden ein Bündel Elend vor – mich. Ich saß immer noch so da, wie ich nach dem Kuss an der Wand herabgerutscht war. Seit dem hatte ich mich nicht mehr bewegt und ignorierte meine komplette Umwelt. Ich reagierte nicht, als ich hörte, wie die Tür aufging und – ich glaube, es war Tea – jemand ein erschrockenes „Joey!!!“ von sich gab. Ich reagierte nicht, als sich meine Freunde vor mich hockten. Ich reagierte nicht, als mir Tristan eine Hand auf die Schulter legte. Ich reagierte nicht, als er mich schüttelte. Ich reagierte auf nichts. Stattdessen starrte ich die ganze Zeit mit gesenktem Kopf aus schockgeweiteten Augen auf meine Hände, die in meinem Schoß lagen, die Beine ausgestreckt. Meine Haare fielen mir ins Gesicht. Sie blockierten die Sicht anderer in meine Innerstes, das im Moment nur zu leicht aus meinen Zügen herauszulesen gewesen wäre. Wie... wie konnte er es wagen? Wo nahm er sich das Recht her? Wer, glaubte er, war er? Wie zum Henker kam er dazu, mich zu küssen? Was fiel dem ein? Ich meine, nicht, dass ich noch nie geküsst hätte oder so – ein, zwei Mädchen zwar nur, aber egal – aber... aber... er war ein Kerl, verdammt!!!! Noch dazu mein größter Rivale!!!!! Ich... ich... und dann seine Zunge! Was fiel dem ein, mir seine Zunge in den Rachen zu stecken?! (kleine Übertreibung...) Ich hätte beinahe keine Luft mehr gekriegt!!! (noch ne Übertreibung...) Ich... ich... Verdammt, diese Schmach konnte ich einfach nicht ertragen... Nicht, dass es mein erster Kuss gewesen wäre – wie schon erwähnt – aber ich konnte es nicht ertragen, Kaiba in sein Gesicht zu blicken, das jetzt zweifellos ein Dauergrinsen zieren würde. Ich würde seine Gedanken kennen, immer, wenn ich ihm ins Gesicht blicken würde. Immer würde da stehen: „Ich hatte dich. Du bist mir unterlgen, du kleine Flohschleuder. Und da kannst du nichts gegen machen.“ Ab jetzt würde er unausstehlich sein, soviel stand fest. Gut, das war er sowieso schon, aber jetzt würde er garantiert noch schrecklicher sein. „Joey, was ist passiert? Sieh uns an!“ Sie sollten weggehen. Ich wollte alleine sein. Ich wollte in meinem Selbstmitleid versinken. Ich wollte mit niemandem darüber reden. Dabei würde diese schreckliche Erinnerung nur die ganze Zeit in meinem Kopf herumschweben und ich könnte sie nicht vergessen – obwohl sie jetzt auch nichts anderes tat, als ide ganze Zeit präsent zu sein, nicht gewillt, zu verschwinden. Konnte man so etwas überhaupt vergessen? Konnte man so ein Erlebnis überhaupt vergessen? So einen Schockmoment? Die ganzen Gefühle, die ich bei dem Kuss gehabt hatte, kamen immer wieder hoch, wie ein Endlosfilm. Immer und immer wieder durchlebte ich das gerade Geschehene. Immer und immer wieder durchlebte ich, wie Kaiba mich mit Gewalt geküsst hatte. Immer und immer wieder spürte ich seinen Biss auf meine Unterlippe. Immer und immer wieder spürte ich seine forderne Zunge auf meinen Lippen, in meienm Mund. Immer und immer wieder... Auf einmal spürte ich eine Hand an meinem Kinn. Augenblicklich zuckte ich zusammen, erinnerte es mich doch >daran< (ist das jetzt übertrieben?), entspannte mich jedoch gleich wieder, so als ob nichts gewesen wäre. Bloß nichts anmerken lassen... Ich spürte, wie mein Kopf mit sanfter Gewalt nach oben gedrückt wurde bis ich in Yamis Gesicht blickte. Ich sah, wie sich seine Augen vor Schock weiteten. Am Rande nahm ich wahr, wie die Gesichter meiner restlichen Freunde die gleiche Prozedur durchlebten. Erst realisieren, dann erkennen und schließlich Schock. „Warum weinst du, Joey? Und...“ Yamis Blick glitt mein Gesicht hinunter bis zu dem kleinen Blutgerinnsel an meiner Unterlippe. Sie pochte immer noch. Ein weiteres Überbleibsel von eben. „... und warum blutest du?“ Ich antwortete ihm nicht. Warum auch? Es brachte doch sowieso nichts. Viel zu sehr war ich noch von dem eben Geschehenen abgelenkt. Außerdem wollte ich nicht, dass meine Freunde von dem Kuss wussten. Wer wusste schon, wie sie reagieren würden? Vielleicht würden sie mich vor Ekel verstoßen? Wer könnte es ihnen verübeln? Immerhin waren wir zwei Kerle, er dazu noch Seto Kaiba. Stumme Tränen liefen mir die Wangen herab. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte, dass es aufhörte, dass es aufhörte, sich ständig in meinem Kopf abzuspielen, wieder und wieder. Es war Qual, Folter. Warum musste ausgerechnet mir so etwas passieren? Warum ich? Seine Lippen auf den meinen... Nein! Es sollte aufhören! Noch mehr Tränen lösten sich aus meinen Augen. Nach ein paar weiteren Versuchen Yamis aus mir heruaszubekommen, was mit mir los war, gab er es auf. Stattdessen drehte er sich zu dem Rest um und beredete irgendetwas mit ihnen, doch ich bekam nur Wortfetzen mit, zu sehr war ich noch nach Innen gekehrt, zu sehr auf mein Gefühlschaos fixiert. „Kaiba... hier mit ihm allein...“ Sicher, als ich seinen Namen hörte, horchte ich kurz auf, wie ein Traumatisierter nahm ich seinen Namen wahr, bekam schon ein leichtes Zittern, doch schon kurz danach war ich wieder in Gedanken versunken. Es brachte mir ja doch nichts, ihnen zuzuhören. Also konnte ich es auch gleich lassen. Zähne an meiner Unterlippe... Nein! Nicht schon wieder! „... passiert... fragen...“ Plötzlich spürte ich, wie ich an meinen Armen auf die Beine gezogen wurde. Ein kurzer Blick nach rechts: Tristan. Ein kurzer Blick nach links: Yami. Dann versank ich schon wieder in den Tiefen meines Verstandes (hat der sowas???) und bekam deswegen nicht mehr mit, wie mich die beiden zur Jungentoilette brachten. Mir war eigentlich ziemlich egal, was mit mir passierte, hauptsache, ich würde nicht wieder in Kaibas Hände fallen... Was er dann wohl mit mir anstellen würde? Bei einem Seto Kaiba konnte man immerhin nie wissen, was er als nächstes machen würde... Ansonsten hätte ich den Kuss verhindert. Seine Zunge... Stop! Nicht daran denken! Ich meine, wer würde sich schon freiwillig von einem Seto Kaiba küssen lassen? Von den ganzen kreischenden Mädchen einmal abgesehen, die zählten nicht... Gut, es würden sich vermutlich auch genug Männer finden, die sich von ihm freiwillig die Zunge in den Hals stecken ließen... Generell würde das vermutlich die ganze Welt... Und ausgerechnet ich war der >Auserwählte<...! Aber ich würde mich doch nie freiwilig – Kaltes Wasser in meinem Gesicht unterbrach meine Gedanken. Ich prustete los und fauchte: „Geht’s euch noch ganz gut?! Wollt ihr mich ertänken oder was?!“ Ich blitzte Yami böse an, der der Übeltäter zu sein schien. Ein Grinsen setzte sich auf sein Gesicht und er meinte: „Na endlich! Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr reagieren!“ „Jo, man, Alter! Yami hat recht! Übrigens: Was war gerade mit dir?“, fragte Tristan. Sofort verflog mein Ärger wieder und machte Bedauern und hauptsächlich Unwohlsein Platz. Mein Blick senkte sich wieder auf den Boden und ich sagte abwesend: „Nichts.“ „Das haben wir gesehen!“, regte sich Tristan auf. „Aber was ist davor passiert? Bevor du dich in diesem >Nichtszustand< befunden hast?! Raus mit der Sprache! War es dieser Sack Kaiba?“ Klar, wer sollte es denn sonst gewesen sein? Ich meine, er war der einzige, der mit mir in der Klasse gewesen war, bevor sie gegangen waren. Aber ich würde mich hüten, das zu sagen! Wer wusste schon, was sie sich anschleißend dazu dichten würden?! Dadurch wurde mein Ruf zerstört, auch wenn es nur meine Freunde waren, die es dann wüssten, aber eher würde ich mir die Zunge abbeißen als zu erzählen, was passiert war. Oder dachten sie etwa, es wäre jemand in den Raum appariert (sorry Leute, aber ich bin grad dabei Harry Potter 7 zu lesen... steh wohl ein bisschen unter seinem Einfluss^^...), hätte Kaiba weggebracht, wäre anschließend aber wieder zu mir zurückgekommen, um wer weiß was mit mir zu tun? Eine interessante Möglichkeit... Aber nicht die richtige... „Ich will nicht darüber reden“, sagte ich stattdessen, blickte meine Freunde aber nich an, sah lieber weiterhin auf den Boden. „Aber wenn es der blöde Sack Kai-“ „Lass es, Tristan. Wenn Joey nicht darüber reden möchte, dann dräng ihn nicht. Er wird es dir soweiso nicht erzählen. Du weißt doch, wie stur er ist“, rettete mich Yami aus der Affäre. Ich schenkte ihm einen dankbaren Blick, den er mit einem schnellen Zwinkern quittierte. „Geh du schon mal zurück zu den anderen“, fügte er an Tristan gewand hinzu, jeden Protest seinerseits ignorierend. Tristan schien allerdings nicht gewillt, uns verlassen zu wollen, und so musste Yami Gewalt anwenden. Was viele nicht wussten: Auch wenn er klein war, so war er doch ziemlich stark. Und so kam es, dass er Tristan aus der Toilette schob. Und das ohne weitere Probleme. Man merke: Tristan war früher auch in einer Gang gewesen. Man sollte also annehmen, dass er sich wehren konnte. Dem war aber nicht so... Yami kam zurück, seltsamerweise folgte ihm Tristan nicht, obwohl er das gekonnt hätte... Er hätte nur die Toilettentür wieder aufmachen müssen, aber was soll’s...? „Und du wäscht dir jetzt das Gesicht. Ich habe zwar keine Ahnung, was vorgefallen ist, aber so kannst du nicht zurück in die Klasse gehen. Die Tränen müssen weg, und erst recht die Blutspur. Wenn das ein Lehrer sieht...! Das gibt höllisch Ärger! Also mach schon.“ Ich war mehr als nur froh, dass Yami keine Fragen stellte, auch wenn ich wusste, dass er gerne würde... genauso wie ich wusste, dass er schon tausende und abertausende Vermutungen aufgestellt hatte, eine verrückter und unwahrscheinlicher als die andere. Wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht wissen, was er sich schon alles zusammengereimt hatte... Da er aber wusste, dass ich ihm keine Fragen beantworten würde, wenn ich nicht wollte, ließ er es gleich. Er wusste, wie stur ich sein konnte. Das hatte er ja auch schon Tristan erklärt. Ich wusch mir also schnell das Gesicht, beseitigte alle Spuren – oder besser die, die ich beseitigen konnte. Das Blut und die Tränen waren schnell verschwunden, einzig und allein die roten Augen vom Weinen blieben. Wenn man nicht wusste, wovon sie gekommen waren, dann fielen sie nicht auf. Hoffte ich jedenfalls... Meine Lippe war zwar ein wenig geschwollen, doch das würde nicht weiter auffallen. Ich hatte geweint! Ich hatte doch tatsächlich wie ein Mädchen geweint! Wie erbärmlich konnte man eigentlich sein? Ich meine, das war doch erniedrigend! War ich immerhin eine von diesen kleinen, immer pink angezogenen Puderquasten, die schon anfingen zu flennen, wenn ihnen einer ihrer um mindestens einen Zentimeter zu langen Fingernägel abbrach?!?! Nein! Also, warum machte ich hier so einen Aufstand? Richtig, weil Kaiba mich auf fieseste Art und Weise gedemütigt hatte! Ich konnte ihm das nie zurückzahlen! Und damit machte er mich fertig! Und erst dieses Grinsen, das er zweifellos aufhaben würde, wenn die Pause vorbeisein würde! Dieses Ich-bin-besser-als-du-Grinsen, das mir zeigte, dass ich noch nicht einmal der Dreck unter seinen Schuhen war – nicht, dass ich der sein wollte... „Geht’s wieder?“, wurde ich von Yami zurück in die Realität geholt. Ich sah ihn erst geschockt an, dachte, er hätte irgendwelche meiner Gedanken mitbekommen, die ich gerade gehabt hatte, doch als ich realisierte – oder eher annahm, es hoffte – dass dem nicht so war, lächelte ich ihn dankbar an, hatte er mich doch aus meinen – wieder einmal – selbstzerstörenden Gedanken gerettet. In letzter Zeit waren meine Gedanken immer ziemlich darauf abgezielt, mich selbst fertig zu machen... Sollte mir das zu denken geben? Vermutlich... Aber noch stand ich zu sehr unter Schock, um ernsthaft darüber nachdenken zu können. Dann blieb aber noch eine zweite Frage: Woher kamen diese selbsvernichtenden Gedanken? War das einfach die Pubertät? Hasste sie mich so sehr, dass sie mich so triezen musste? Oder lag das an etwas Tiefsinnigerem? Vielleicht daran, dass sich mein Vater zu Hause ständig betrank? Machte mich das so fertig? Weil ich wusste, dass ich nichts dagegen tun konnte, dass er aufhörte? Abrupt hielt ich inne, darüber nachzudenken, denn erstens sah mich Yami besorgt an und zweitens wollte ich nicht schon wieder in so ein Loch fallen. Ich schenkte ihm also eines meiner berühmten Joey-Wheeler-Grinsen und meinte: „Alles bestens.“ Yami sah mich noch einmal prüfend an. Dass dem nicht so war, wusste ich. Ebenso wie ich wusste, dass Yami wusste, dass dem nicht so war. Aber er ließ es dabei beruhen und stellte keine Fragen mehr. Den Rest des Tages war ich nicht mehr der normale Joey Wheeler. Ich war in Gedanken versunken – was ziemlich seltsam für meinereiner war – war für niemanden ansprechbar – jedenfalls nicht, wenn dieser jemand eine vernünftige Antwort haben wollte... Meine Freunde warfen mir zwar immer wieder besorgte Blicke zu, doch die ignorierte ich – sie fielen mir größtenteils noch nicht einmal auf, so zerstreut war ich. Die Lehrer waren zwar alle ein wenig enttäuscht, dass ich so offensichtlich abwesend war, obwohl ich es eigentlich nicht war – immerhin waren sie es, seit ich arbeiten ging, gewohnt, dass ich immer aufpasste und gut mitarbeitete – doch auch sie interessierten mich im Moment relativ wenig. Und Kaiba traute ich mir gar nicht erst anzusehen. Viel zu große Angst hatte ich davor, was ich in seinem Gesicht sehen könnte. Da ließ ich es doch lieber gleich. Ein Joey Wheeler, der aufgab. Etwas noch Erbärmlicheres gab es doch gar nicht mehr auf dieser Welt. Vielleicht auf dem Uranus oder der Venus oder sonst wo, aber nicht auf der Erde... Stattdessen fragte ich mich den Rest des Unterrichts, was Kaiba geritten hatte, mich zu küssen. War das eine neue Masche von ihm, um mich fertig zu machen? Wenn ja, dann hatte er Glück, sie funktionierte hervorragend! Ich war ziemlich froh, als ich den besorgten und fragenden Blicken meiner Freunde nach der sechsten Stunde entkommen konnte. Ich wusste, dass sie sich Sorgen machten und dass sie wissen wollten, was vorgefallen war, um mir helfen zu können, doch ich erzählte ihnen nichts. Ich wollte nicht, dass irgendjemand davon erfuhr. Auch Tristan, der mich normalerweise nach der Schule immer noch ein Stück begleitete, sagte ich kein Sterbenswörtchen – gut, vielleicht lag es auch daran, dass er noch in der Schule war, wie die anderen übrigens auch, um noch zwei weitere Stunden abzuarbeiten. Der Grund, warum ich nicht daran teilnahm, war simpel: Die beiden Stunden waren Sport, und nachdem ich meinem Sportlehrer den Attest gezeigt hatte, den mir Herr Kagenuma freundlicherweise geschrieben hatte, hatte er mich nach Hause entlassen. Was sollte ich auch noch zwei weitere Stunden in der Schule abhängn, wenn ich noch nicht einmal etwas Schweres tragen durfte, was mich also vollkommen unpraktisch für zum Beispiel das Aufräumen irgendwelcher Sportgeräte machte. So schlurfte ich also zwei Stunden früher nach Hause. Zwei Stunden mehr Zeit, in der ich über den Kuss nachdenken konnte – hätte ich etwas anderes gemacht, auch wenn ich noch Unterricht gehabt hätte? Wohl eher nicht... Aber so konnte ich das ungestört tun, ohne ständig schräg von der Seite angeguckt zu werden, und das nicht nur von meinen Freunden, sondern auch von meinem Lehrer. Ich war froh, als ich endlich zu Hause ankam. Zum Glück war mein Vater nicht da, sodass ich mir nicht auch noch zusätzliche Sorgen um meine Gesundheit machen musste. Was eine Erleichterung – mehr, oder weniger... Ohne große Umschweife machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Dort angekommen, schmiss ich meine Tasche in eine Ecke meiner Wahl, entledigte mich meiner Jacke und ließ mich mit einem lauten Seufzen auf mein Bett fallen, die Arme weit vom Rest meines Körpers ausgestreckt. Ich starrte wie hypnotisiert an die Decke meines Zimmers und immer und immer wieder stellte sich mir diese eine Frage: Warum? Warum hatte er das gemacht? Waren ihm seine anderen Wege, mich zu quälen, etwa nicht mehr gut genug? Griff er deswegen zu einer solchen Methode? War es ihm etwa nicht mehr genug, mich bis aufs Blut gereizt vor sich stehen zu sehen mit nichts mehr, was mich vor einer riesigen Blamage rettete? Musste er mich jetzt seelisch so fertig machen, dass ich daran kaputtging? Denn dass mich das fertig machen würde, war ihm sicherlich bewusst gewesen. Oder wollte er einfach nur meine Reaktion sehen, wenn er mich küsste? Wollte er sehen, wie ich daran zu Grunde ging? Konnte er ein so gefühlloser Trampel sein? Konnte ein Mensch allein so kalt sein, dass er auf Gefühlen anderer einfach herumhackte ohne Rücksicht auf Verluste (Sorry, wenn sich das jetzt gerade doof anhört, aber ich steh momentan unter dem Einfluss von >Grease<, das gerade in der Bar gespielt wird und bis in den 3. Stock unseres Hotels (sprich: da, wo ich bin) zu hören ist...). Eine einzelne Träne lief meine Wange herunter, bevor ich in einen – zum Glück – traumlosen Schlaf verfiel. Ich wurde durch ein penetrantes Klingeln geweckt. Ich überlegte erst, ob ich es ignorieren sollte, doch die Tatsachen, dass ich erstens nicht wusste, ob mein Vater da war, der mich dafür anschreien könnte, dass ich nicht an die Tür ging und zweitens, dass es einfach nicht aufhören wollte, veranlassten mich dazu, doch aufzustehen und zur Tür zu gehen, um denjenigen, der mich gerade störte, erst einmal richtig anzufahren, was ihm denn einfiel, meinen Schlaf zu stören. Ich grummelte auf dem Weg zur Tür ungehalten vor mich hin, derbe Flüche ausstoßend. Vor der Tür streckte ich mich ausgiebig und gähnte ausgelassen, dann sammelte ich schnell all meinen Ärger, den ich seit meinem unfreiwilligen Erwachen verspürte, um die Tür aufzureißen und meinen Gast anzuschreien, der zweifellos überrascht von dieser Geste war – oder gewesen wäre, hätte er mich denn zu Wort kommen lassen. Denn sobald ich die Tür aufgemacht hatte und zum Sprechen angesetzt hatte, wurden mir auch schon sofort Lippen auf die meinen gepresst. Ich hatte gar keine Zeit zum Reagieren. Ich war viel zu sehr aus der Bahn gebracht, um das zu können. Stattdessen riss ich die Augen auf und wusste schon bevor ich die braunen Haare sah, um wen es sich handelte. Diese Lippen würde ich überall wiedererkennen. Sie hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Viel interessanter waren daher die Fragen, woher er wusste, wo ich wohnte und warum er mich schon wieder küsste. Seine Zunge war schon in meinem Mund und erkundete ihn. Er hatte es gnadenlos ausgenutzt, dass ich ihn anfahren wollte und hatte mich einfach gepackt, mich zu sich gezogen und mir schon wieder seine Zunge in den Hals gesteckt. Also musste er keine fiesen Tricks anwenden, um sich Zugang zu mir zu verschaffen. Warum zum Henker tat er das jetzt schon wieder? Ich wehrte mich heftig gegen ihn. Jedoch hatte ich schon wieder – oder immer noch – keine Chance gegen ihn. Also wartete ich mehr als nur ungeduldig darauf, dass er mich endlich wieder loslassen würde. Und dann wäre er dran! Was fiel dem schon wieder ein, diesem kleinen – Überrascht keuchte ich auf, als ich etwas an meinem Hintern spürte. Kein Zweifel, dass es eine von seinen Händen war, die sich dorthin verirrt hatte. Ein Zittern durchlief meinen Körper. Was...? Wieso...? Ich konnte schon keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen. Noch erschreckender war jedoch die Tatsache, dass sich mein Körper – oder doch eher ich? – nicht gegen diese Berührung sträubte. Was sollte das werden? Wo würde das enden? Ich spürte, wie sich seine Zunge von meinen Lippen löste und meinen Hals hinunterwanderte, nur um in meiner Halsbeuge zu verweilen und dort zärtlich – zärtlich! – hineinzubeißen. Ich konnte nicht anders und keuchte auf. Was geschah hier nur mit mir? Mein Verstand war wie vernebelt, ich konnte nicht verstehen, was er mit mir machte. Als ich meine längst geschlossenen Augen wieder einen Spalt öffnete, um einen Blick auf meinen gegenüber zu erhaschen, stellte ich fest, dass wir noch immer in der Tür standen. Was sollten die Nachbarn denken, wenn sie uns so entdecken würden? Ich spürte, wie seine Zunge an meinem Hals herumspielte, ab und an saugte er an ihm. Beinahe wäre ich wieder dieser Zunge verfallen, doch dann schaffte ich es doch, mich von ihm loszureißen und ein paar Schritte nach hinten in die Wohnung zu taumeln. Meine Hand wanderte zu meiner linken Halsbeuge, wo ich immer noch seine Zunge fühlte. Schüchtern sah ich zu ihm auf, war unsicher, wie ich mich verhalten sollte. „K... Kaiba... was... sollte das?“, fragte ich und sah ihm in die Augen. Die sonst so eisblauen Augen waren im Moment dunkel – dunkel vor Lust. Was... was sollte das werden? Dieser Blick, mit dem er mich ansah, gefiel mir überhaupt nicht. Unsicher machte ich ein paar Schritte nach hinten. Ich wollte ihm nicht den Rücken zudrehen, wollte ihn im Auge behalten können. Ich wollte nicht, dass er eine Möglichkeit hatte, mich von hinten zu erwischen. Wer wusste schon, was er als nächstes vorhatte? Noch bevor ich reagieren konnte, war er mir gefolgt, die Tür schmiss er nebenbei achtlos ins Schloss. Sofort hatte ich wieder seine Lippen auf meinen, seine Zunge in meinem Mund. Seine eine Hand war währenddessen wieder auf meinen Hintern gerutscht, strich dort entlang, löste Schauer bei mir aus und entlockte mir ein leises Keuchen. Seine andere Hand hatte sich stattdessen in meinen Nacken gelegt, um mich dort sanft zu streicheln. Meine Nackenhaare stellten sich bei dieser hauchzarten Berührung auf. Ein Zittern überlief meinen Körper. Was war hier nur losß Was war bloß in Kaiba gefahren? Ich meine, der konnte doch ni– Verwundert keuchte ich auf. Kaiba hatte mir doch tatsächlich in den Hintern gekniffen! Was fiel dem ein?! Küssen war ja gut und schön – eigentlich nicht, aber ok... – aber wenn er anfing, mich zu befummeln...! Er hatte seinen Griff etwas gelockert – Fehler – denn so schaffte ich es wieder, mich von ihm loszureißen. „Kaiba... was...?“ Noch bevor ich meine Frage zu Ende aussprechen konnte, war er wieder bei mir. Er hob mein Kinn an, sodass ich ihm in diese unendlichen Saphire sehen musste. Dieses Mal stand kein Hass in ihnen, kein Abscheu, sondern pure Lust und Leidenschaft. Das war unheimlich! Es war unheimlich, Kaiba so zu sehen! Es war mir unheimlich, wie er mich so ansah. Wo war der Ekel geblieben, mit dem er mich normalerweises immer ansah? Er kam mir wieder ganz nah. Ich konnte seinen Atem schon auf meinen Lippen spüren, als er sagte: „Ich will dich.“ Dann versiegelte er meine Lippen mit seinen. Er wollte WAS?!?! Jetzt war Zeit für Panik! Spätestens jetzt!! Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Ich wollte mich eigentlich wieder von ihm losreißen, doch sein rechter Arm, den er besitzergreifend um meine Hüfte geschlungen hatte, verhinderte das. Ich war in seinem stahlharten Griff gefangen. Hilfe! Seine linke Hand machte sich währenddessen an meinem Hemd zu schaffen, das ich immer noch von der Schule anhatte. Er knöpfte es mir Stück für Stück auf und schob mich die ganze Zeit rückwärts durch die Wohnung, auf mein Zimmer zu, wie ich feststellte. Woher er wusste, wo mein Zimmer war, war erst einmal nicht so wichtig. Viel wichtiger war die Frage: Wie kam ich hier weg?!?! Egal, wie sehr ich versuchte, ihn wegzuschieben, ich schaffte es nicht. Stattdessen biss er mir einmal kurz ein wenig zu dolle in die Halsbeuge, sodass ich vor Schmerz aufkeuchte. Diesen Moment meiner Unachtsamkeit nutzte er aus, um mich loszulassen und mir mein Hemd von den Schultern zu streifen, das achtlos zu Boden glitt und liegenblieb. Ich setzte schon zum Protest an, doch da verschloss er meine Lippen schon wieder mit den seinen und küsste mich wild – diesen Kuss erwiderte ich nicht, genauso wenig wie die anderen, nur, um das klarzustellen! Das wäre ja noch schöner! Ich wehrte mich mit allem, was ich hatte, doch es half nichts. Er drückte mich gegen die nächstbeste Wand, er stand zwischen meinen Beine, sodass ich nicht wegkonnte. Meine Hände hielt er mit einer über meinem Kopf fest, mit der anderen suchter er nach dem Ende meines Verbands, um ihn zu öffnen. Kaum, dass er ab war, verließ Kaiba meine Lippen auch schon und glitt stattdessen über meinen Hals bis zum Schlüsselbein, nur um dann an meiner rechten Brustwarze zu verweilen, sie mit der Zunge zu umspielen, an ihr zu saugen, hineinzubeißen, bis sie hart wurde und mir ein ungewolltes Stöhnen über die Lippen kam. Das gleiche machte er mit der anderen, bearbeitete sie so lange, bis sie hart wurde und nutzte den Moment meiner Ablenkung, um sich selbst das Hemd auszuziehen. Ungläubig starrte ich auf seine entblößte Brust. Wieso war der so gut trainiert? Der saß doch den ganzen lieben langen Tag in seinem Büro und machte nichts. Wieso hatte der also so verdammt viele Muskeln? Gut, dass hatte in bestimmten Fällen garantiert auch seine guten Seiten, wie zum Beispiel im Falle einer Vergewaltigung – die er gerade vorhatte, nämlich mit MIR, verdammt! – und vor allem sah das gut aus, ziemlich sogar, aber – Moment! Dachte ich gerade im Ernst über Kaibas Körper nach? Was war in mich gefahren, dass ich das tat?! Das war doch nicht mehr normal! Es konnte mich einen Sch***dreck interessierten, wie sein Körper gebaut war! Er schob mich weiter den Gang entlang, dabei mir und sich die Hose ausziehend. Hilfe! Wieso half mir denn keiner! Warum half ich mir nicht selbst? Richtig, weil ich gegen ihn machtlos war. Er öffnete eine Tür hinter mir, küsste mich immer noch. Überrascht keuchte ich auf. Dass seine Hand auf meinem Hintern lag, ok. Aber da?! Was zum Henker machte sie da?! Sie hatte keine Erlaubnis, dort zu sein! Nur ich durfte mich da berühren! Wer wusste schon, was Kaiba alles mit mir machen würde, jetzt, da seine Hand in meine Boxershorts, meinen Schritt gerutscht war? Er hatte mich in der Hand, wortwörtlich! „Das gefällt dir, nicht wahr?“, flüsterte er an meinem Ohr, übte dabei Druck auf meine Männlichkeit aus und veranlasste mich zu einem Stöhnen. Ich wollte ihn ankeifen, wollte, dass er aufhörte, doch bevor ich wirklich etwas hätte sagen oder unternehmen können, streichelte er mich weiter und versenkte seine Zunge in meinem Ohr. Ein erneutes Stöhnen quittierte seine Arbeit. Mittlerweile war alles vergessen, mein Widerstand war gebrochen. Ich bekam gar nicht richtig mit, wie er mir meine Boxershorts auszog. Nach einem letzten verlangenden Kuss schubste er mich aufs Bett. Benommen blieb ich liegen, wo ich war. Dieses Gefühl...! Erst, als ich ihn über mir spürte, zwischen meinen Beinen, öffnete ich meine Augen wieder, nur um in zwei lustverschleierte Ozeane zu sehen. Ich hatte versucht, mich zurückzuhalten, mich zu beherrschen, meine Lust zu unterdrücken, doch als er begann, seine Hüften gegen meine keisen zu lassen und sich unsere Erregungen berührten, konnte ich nicht mehr und ließ ein lautes Stöhnen verlauten. Doch zu meiner Genugtuung hörte ich auch Kaiba stöhnen. Endlich mal eine Gefühlsregung von ihm! Immerhin etwas...! Ohne ihm zwischen die Beine sehen zu müssen, wusste ich, dass er groß war... ziemlich sogar... Was hatte der eigentlich nicht in Übergröße? Wie wollte der eigentlich...? Ich meine, das funktionierte doch nicht so, wie mit einem Mädchen... Wie also wollte – „Bereit?“, hörte ich ihn an meinem Ohr, seine Stimme rau or Lust. Sein Atem, der mir übers Ohr strich, ließ mich erschaudern. Ich nahm seine Stimme gar nicht richtig wahr. Wie meinte er das? Ich meine, er – Noch bevor ich antworten konnte, winkelte er meine Beine an und stieß zu. Ich riss die Augen auf und saß kerzengerade in meinem Bett, schweißgebadet. Was – war – das? Sofort blickte ich mich in meinem Zimmer um. Kein Kaiba. Was war passiert? Und vor allem: Wo war Kaiba und warum hatte ich noch alle meine Sachen an?! Nicht, dass ich ihn zurückhaben wollte, aber wo war er abgeblieben? Ich hatte ihn ungern in meiner Wohnung und wusste dabei nicht, wo er war. Verwirrt blickte ich mich um. Der musste doch irendwo sein...! Es dauerte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass das gerade ein Traum gewesen war. Ich war doch so davon überzeugt gewesen, dass ich traumlos schlafen würde! Und dann der Schock: Ich hatte von Kaiba geträumt! Und dann auch noch – ich hob die Decke an – ein feuchter Traum! Die Welt war verrückt! Nicht nur, dass mich Kaiba einfach so aus heiterem Himmel küsste, nein, das war ja noch nicht alles! Jetzt hatte ich auch noch feuchte Träume von ihm! Feuchte Träume von meinem Erzfeind! Jetzt ließ er mich noch nicht einmal mehr in meinen Träumen in Ruhe! Für wen hielt der sich eigentlich?! Das größte Problem jedoch, das ich gerade hatte, befand sich zwischen meinen Beinen. Auch wenn ich nicht wirklich berührt worden war, so hatte sich der Traum doch ziemlich real angefühlt und seine Spuren auf mir hinterlassen... Er hatte mich bis aufs Äußerste erregt! Und mittlerweile zog es unangenehm, schon fast schmerzhaft! Was fiel diesem reichen Pinkel eigentlich ein?! Er verfolgte mich bis in meine Träume! Wenn ich den wiedersehen würde, dann würde ich ihm erst einmal auf die Nase binden, dass er das nicht einfach mit mir machen konnte!!! (Kaiba wird sich eins ins Fäustchen lachen, wenn Joey ihm das erzählt.... Von wgen: Was fällt dir eigentlich ein, mich in meinen Träumen zu erregen?! Ich kann’s mir richtig vorstellen!! Und dann Kaibas überlegenes Grinsen!!! Oh, du träumst von mir? So geil findest du mich also? XDDD) Dabei würde ich die Tatsache gekonnt übergehen, dass er ein Firmenboss war... Und dann... überhaupt... Warum sollte er oben liegen? Ich meine, nicht, dass es jemals zu so einer Situation kommen würde – das wäre ja noch schöner! – aber seit wann ließ ich mich denn von einem Seto Kaiba unterjochen?!?! Nie im Leben!!! Glaubte der im Ernst, dass, nur weil er Geld, Macht und weiß der Geier was noch alles hatte, ich mich von ihm dominieren lassen würde?!?! Da hatte er sich aber geschnitten!!! Ich und unten liegen! Niemals! Dass ich mich hier gerade über einen Traum und nicht über etwas wirklich passiertes aufregte, hatte ich längst vergessen. Allerdings hatte dieser Traum meinen Kapmfgeist, den ich anscheinend bei dem Kuss vor nicht allzu langer Zeit verloren hatte, wieder geweckt. Der würde etwas erleben! Und zwar so richtig! Ich würde mich rächen!! Muhahaha!!! Ich war aus meinem Selbstmitleid und den ständigen Fragen, warum, aufgewacht und verfluchte Kaiba wieder, wo es nur ging. Joey Wheeler is back! In Gedanken stellte ich mich in einer Siegerpose hin, grinste breit bis über beide Ohren und machte das Victory-Zeichen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, Leute, das war's erst mal ich hoffe, dass das nicht zu grottig war... hab sowas noch nie geschrieben >.> mir kommt's auf jeden Fall voll schlecht vor... außerdem wurde ich mittendrin von meinen Eltern unterbrochen, von wegen: komm mit, wir machen jetzt einen Ausflug...Könnte also ein wenig auseinandergerissen rüberkommen, weil ich dann ,wie gesagt, mitten drin aufgehört hab und ich nicht weiß, ob ich den Einstieg so einigermaßen wiedergefunden hab... würd mich aber trotzdem freuen, wenn ihr was zu dem Kapitel sagt^^ (hätte das eigentlich auch schon gestern on stellen können, aber es kam mir so schlecht vor, dass ich mich erst noch selbst überreden musste, damit ich das on stelle...) und noch eine kleine Frage - die ziemlich erbärmlich ist, aber naja...: wie lange ist Yami eigentlich in seinem Puzzle eingeschlossen gewesen? Das wurde doch garantiert mal irgendwann gesagt, oder? Wenn ja, ich hab's vergessen >.< Kann mir das bitte mal einer sagen, wenn das einer weiß? Würd mich freuen^^ also, wird nicht mehr so lange bis zum nächsten Kapitel dauern^^ Kapitel 9: Zwischenfälle ------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, hier bin ich mal wieder^^ Hätte das Kapitel eigentlich schon gestern hochladen können, aber da ich gestern Abend meinen kleinen Cousin (der ist vor nem Monat oder so 6 geworden) ins Bett bringen musste, weil der gerade bei uns fürn paar Tage Urlaub macht und meine Eltern auf nem Geburtstag eingeladen waren, musste ich das halt machen. Und da ich bis dato nicht wirklich viel mit ihm gemacht hab (ich hasse kleine Kinder (naja, so klein ist der ja nicht mehr. Noch schlimmer sind Babies... Mach ich mich damit gerade ungeliebt? Wahrscheinlich...), musste ich gestern den ganzen Tag mit ihm verbringen, damit er mich "kennenlernen" konnte. So von wegen, damit er feststellen konnte, dass ich kein "Monster" bin (da sollte er sich mal nicht so sicher sein^^). Naja und deswegen konnte ich es gestern nicht noch einmal überarbeiten und hab es deswegen noch nicht on gestellt. Das hab ich dann heute gemacht. Aber dazu sei gesagt: Vorhin ist mein Rechner abgestürzt... Ohne dass ich das, was ich zu dem Kapitel noch hinzugefügt hatte, gespeichert hatte... Dem zu Folge musst ich dann einen Großteil noch mal schreiben -.- Und das ist nicht so gut geworden wie das, was ich davor geschrieben hab... Aber was soll's? Ändern kann ich es sowieso nicht mehr... Naja, dann viel Spaß mit dem neuen Kapitel^^ Ich hoffe, es gefällt euch^^ Ich persönlich finde es... ziemlich seltsam... Achso, dann noch Danke an meine lieben Kommischreiber vom letzten Kappi^^ NeveralonE, PornoPrincess, Gizzy Aber auch denen, die mir die Kapitel davor immer geschrieben haben: Vielen Dank, fand ich sehr nett von euch^^ Also, jetzt aber: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Freitag... Freitag kam nach Donnerstag (Nein, wirklich? Was eine Erkenntnis!). Ein Tag nach dem Horrordonnerstag. Ein Tag nach dem Kuss. Den Kuss hatte ich mittlerweile ganz gut verarbeitet – das versuchte ich jedenfalls, mir einzureden... Ich dachte nur noch selten an ihn. Das vier weitere Stunden verfluchen von Kaiba hatte anscheinend Wunder gewirkt. Ich hatte all meinen Frust abgebaut – naja, fast allen, nachdem ich nach dem Traum – wie schon gesagt – vier weitere Stunden über ihn hergezogen hatte und sinnlos Essen in mich hineingestopft hatte. Nicht nur, dass ich den Kuss – und den Traum, wohlgemerkt – so verarbeitet hatte, sondern auch meine Erregung hatte sich so abgebaut. Ich hatte also praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Energien, die bis dahin noch in meiner Körpermitte gesteckt hatten, brauchte ich wo anders – nämlich zum Verfluchen einer gewissen Person... Ich hatte es gar nicht eingesehen, selbst Hand anzulegen. Nicht, wenn Kaiba der Grund dafür war! Das wäre ja noch schöner! Nie und nimmer würde ich mich selbst befriedigen, wenn Kaiba Schuld an meinem >kleinen Problemchen< war. Da war mir das Verfluchen einer gewissen Person schon viel lieber. Vor allem, da ich dadurch abgelenkt wurde und sich meine Erregung dadurch immer und immer mehr in Nichts auflöste. Also: Verfluchen und Fressen – anders konnte man das in meinem Zustand echt nicht mehr nennen – waren die idealen Erregungsabbauhilfen. Ich konnte wohl auch von Glück reden, dass ich donnerstags nicht arbeiten musste, denn wäre ich so aufgekratzt wie ich gestern war, bei Carlos aufgetaucht, hätte ich den Abend bestimmt versaut, hätte die Gäste vergrault, weil ich mich nicht auf die Musik konzentrieren hätte können und dann hätte ich keinen vernünftigen Ton getroffen – auch wenn Serenity meinte, dass ich das gar nicht könnte, es nicht zustande brachte, den Ton falsch zu treffen. Es wäre einfach schrecklich gewesen, egal, was meine Schwester jetzt behauptete. Wenn ich nicht in Stimmung zum Singen war, dann hörte sich mein Gesang einfach nur zum Heulen an – fand ich jedenfalls, ganz im Gegensatz zu einer Person, die mit mir verwandt war und meinte, dass ich in jeder Situation singen könnte. Was glaubte die eigentlich, wer ich war? Elvis? Stattdessen würde ich heute arbeiten gehen – sobald ich Schule und Nachmittag gemeistert hätte. Meine Freunde hatten mich zwar heute morgen, als ich das Klassenzimmer betreten hatte, wo schon jeder von ihnen anwesend war, noch besorgt angesehen, doch als sie festgestellt hatten, dass ich anscheinend wieder der Alte war, war ihre Besorgnis verschwunden und sie alberten wieder wie gewohnt mit mir herum. Gutes Ding. Ich konnte es nicht ertragen, wenn sie mich so mitleidig ansahen. Dann kam ich mir so... erbärmlich vor... Eine ganz bestimmte Person ignorierte ich dabei den gesamten Tag – nicht, dass es sonst anders gewesen wäre, aber heute ging ich ihm sogar für unsere kleinen Streitereien aus dem Weg. Ich wollte ihm nicht ins Gesicht blicken müssen, wenn ich nicht unbedingt musste. Wer wusste schon, was dann passieren würde? Vermutlich würde ich wieder an den Kuss denken, wenn nicht sogar an den Traum. Und blöd wie ich war, würde ich Kaiba dann sicherlich mit Fragen löchern, warum er das getan hatte. Am besten noch, wenn die ganze Klasse anwesend war, damit auch ja jeder davon mitbekam! Nein danke! Dann ließ ich es lieber gleich! Manch einer könnte jetzt sagen, ich hätte Angst (ja, stimmt, dieser Gedanke liegt nahe), aber dem war nicht so. Dann würde ich mich ja doch von Kaiba besiegen lassen, und das würde nie passieren (du hast Angst!). Ich hatte nur einfach keine Lust, in sein Gesicht blicken zu müssen (Angst, sag ich doch!), in diese hässliche Visage! Irgendwie hatte ich es geschafft, den Tag herumzukriegen, ohne Kaiba vor der gesamten Klasse mit peinlichen Fragen zu bombardieren, die den letzten Rest meiner Würde (hat der sowas?) vernichtete, denn jetzt war es wieder so weit. Es war Freitagabend und ich stand vor Carlos, der mich aufmerksam musterte. „Ich sag dir doch, das fällt nicht weiter auf! Die werden alle denken, dass das zu meinem Outfit gehört“, erklärte ich meinem Chef. Er betrachtete mich kritisch – oder besser: den Verband, der sich um meinen rechten Arm wickelte und unter meinem dunkelgrünen T-Shirt hervorlugte. „Wenn du mir nicht glaubst, dann hol doch Kitian und frag sie.“ Genau das tat er dann auch. Warum traute er meinem Urteil eigentlich nicht? War es so schlecht? Hatte ich so einen schlechten Modegeschmack? Kaum hatte Kitian das Büro des Chefs betreten und mich ins Auge gefasst, schon fing sie an zu grinsen und meinte: „Du siehst geil aus, weißt du das? Ich würde dich auf der Stelle vernaschen, wenn du nicht so jung wärst.“ Ich grinste zurück, sie zwinkerte. Auf sie war halt immer Verlass. Mit diesen Worten ging sie einmal um mich herum und nickte dann, wie um sich selbst noch einmal das zu bestätigen, was sie davor schon gesagt hatte. Dann wandte sie sich zu Carlos um, nachdem sie ihren Blick von mir losreißen konnte – was ihr sichtlich schwer fiel, das konnte selbst ich sehen – und fragte: „Und wo ist jetzt dein Problem?“ „Kann er wirklich so gehen? Ich meine, was ist mit dem Verband? Was werden die Gäste denken?“ „Dass er zum Outfit gehört. Glaub mir, das ist DAS Outfit schlechthin – dreh dich mal, Joey.“ Ich tat, was mir gesagt wurde und drehte mich ganz langsam, damit Carlos auch ja jeden Winkel von mir vernünftig betrachten konnte und damit Kitian anhand dessen erklären konnte, warum ich so gehen konnte. „Das smaragdgrüne T-Shirt liegt zwar nicht so eng an, passt aber gut zu Joeys blonden Haaren. Weißt du, es ist einfach Joeys Stil sich so anzuziehen. Bloß nichts einengendes oder so. Immer schön locker bleiben, sonst kann sich da ja keiner drinn bewegen.“ Sie grinste übers ganze Gesicht. Na und, hatte sie ein Problem damit? So, wie sie es sagte, hörte es sich schon fast nach einem Vorwurf an. Hatte sie etwa ein Problem damit, dass ich nicht so auf enganliegende Sachen stand? So etwas trugen doch nur Schwule – nichts gegen sie – oder irgendwelche Muskelfutzis, die total stolz auf ihren Körper waren und mit einem engen T-Shirt um ihren ach so tollen Körper angeben wollten! Entschuldigung, wenn ich nicht so ein Proll war! „Die schwarze Hose passt zu dem dunklen Grün. Außerdem steht sein dunkles Erscheinungsbild im Kontrast zu seinen hellen Haaren.“ Ok, hatte ich etwas nicht mitgekriegt? Jetzt fing sie auch noch so an, als wenn wir im Kunstunterricht wären! Und so, wie sie >das< jetzt gerade gesagt hatte, könnte man der Meinung sein, dass das von mir beabsichtigt war – was nicht der Fall war, garantiert nicht. Ich dachte einfach nur, dass das einigermaßen akzeptabel aussehen würde... „Naja, und bei dem Verband denkt man, dass er das abrundende Etwas ist – was auch durchaus so ist, ob nun geplant oder nicht ist egal (Sorry, Leute, ich tu mir schon die ganze Zeit – sprich: vor dem Urlaub – Nauto an. Auf japanisch mit englischem Untertitel^^ Damit ich auch ja das ganze Blut sehen kann!! MUHAHAHA!!! (wen interessiert’s?) Naja und dann ist mir halt DIE rettende Idee gekommen, weil Joey ja nen Verband hat und im Frühling (oder war es Sommer?) definitiv NICHT in nem Pulli in ner Disko arbeitet. Da stirbt er ja an der Hitze! Für alle, die wissen, wovon ich rede: Das mit dem Verband sieht so aus wie bei Neji (, der ja nur einen Verband um den Arm hat,) oder Lee, nur halt mit einem verbundenen Arm und nicht mit beiden).“ Kitian war die einzige – wenn man einmal von Mokuba, Kaiba und gezwungenermaßen Carlos absah – die die ganze Geschichte kannte. Warum hatte ich ihr das eigentlich erzählt und meinen Freunden nicht? Vermutlich weil mir der Rest dann auf die Nerven gegangen wären, von wegen, dass ich mich ja so gut mit Kaiba verstehen würde und ich mich deswegen mal mit ihm treffen sollte... Wenn die wüssten! Deswegen hatte ich ihnen vermutlich nichts erzählt, Kitian aber schon. Weil sie Kaiba nicht kannte. Demzufolge würde sie also auch nicht versuchen, mir Kaiba näher zu bringen. Gut für sie. „Glaub mir, Carlos, seine Fans werden es lieben.“ Sagte ich doch, aber mir glaubt ja keiner. Moment, Fans?!?! Wer, glaubte sie eigentlich, war ich? Michael Jackson oder was? Gut, das war jetzt ein ziemlich schlechtes Beispiel. Der – oder das, konnte man ja mittlerweile durch seine ganzen >Schönheits<-OPs nicht mehr sagen – hatte immerhin keine Fans mehr, die war er alle durch seine Kindervergewaltigungen – die ja angeblich keine waren – losgeworden... Ob der überhaupt mal Fans gehabt hatte? Schwer zu glauben, schwer vorzustellen... Naja, auch egal. Er war auf jeden Fall ein gutes Beispiel dafür, wie man es NICHT machen sollte. (Sorry jetzt mal an alle Michael-Jackson-Fans! Ich will damit echt keinen beleidigen oder sauer machen oder so!!!) Carlos musterte mich zwar noch skeptisch, gab dann aber sein Einverständnis. „Na meinetwegen.“ Wenn ich sagte, dass es so ging, dann war es nicht ok, aber sobald Kitian sagte, dass das gut war, war er einverstanden? Innerlich schüttelte ich den Kopf. Den sollte einer verstehen! Konnte der überhaupt verheiratet sein? Die Frau musste entweder ignorant oder ganauso seltsam wie er sein, sonst hielt das ja keiner mit ihm aus! Ich stockte. Oder hatte der etwa was mit Kitian? Das würde dann immerhin erklären, warum alles, was sie sagte, ok war! Bei Gelegenheit musste ich dringend mal darüber nachdenken. Und währenddessen würde ich die beiden unauffällig beobachten, um herauszufinden, wie sich die beiden zueinander verhielten. Weil wenn sie eine Beziehung hatten, dann versuchten sie sicherlich die zu verbergen, jedenfalls, wenn sie auf der Arbeit waren. Musste ja nicht jeder gleich wissen, dass der Chef eine Beziehung mit einer seiner Angestellten hatte. War ich etwa neugierig? Nein! Kein bisschen! Naja, gut, vielleicht doch ein gaaaaaaanz kleines bisschen... gut, vielleicht doch eher ein großes kleines bisschen... Ich zuckte mit den Schultern. So war ich nun einmal. Da konnte ich nichts dran ändern. Als ich die Bühne betrat, brach mir ein Sturm der Begeisterung entgegen. Die Menschemenge musste mich wirklich vermisst haben, wenn sie mich nach knapp einer Woche SO begrüßten. Immerhin kamen die meisten nicht, wenn ich nur langsame Lieder für Ehepaare und so sang. Wurden die überhaupt reingelassen? Immerhin waren freitags und samstags immer Jugendliche mein Publikum und dem entsprechend verhielten sie sich auch. Da war es äußerst zweifelhaft, dass sie den Rest der Woche hier in die Bar hereingelassen werden würden. Vermutlich würden sie sonst Carlos’ andere Gäste vergraulen... Ich hatte also wirklich Fans. War ich so gut? Hatte ich ein Recht, Fans zu haben? Einerseits kam ich mir viel zu unbedeutend dafür vor, aber andererseits, wenn sogar solche Spinner wie oben genannter – Michael Jackson – welche hatten... oder gehabt hatten... „Jo, Leute, wie geht’s?“, fragte ich die Meute ins Mikrofon. Lautes Gejohle war ihre Antwort. „Habt ihr Lust, Party zu machen?“ Noch lauteres Gejohle. „Na dann will ich euch mal nicht länger warten lassen!“ Mit diesen Worten spielte Jonny das erste Lied ab. Er schien geradezu darauf gewartet zu haben. Ich brauchte gar nicht viel zu machen, und trotzdem stand der Saal Kopf. Sie johlten und tanzten, ohne dass sie viel Animation brauchten. War meine Anwesenheit ihnen etwa schon genug? Waren sie so begeistert von mir, dass es schon reichte, wenn ich im selben Raum mit ihnen war? Oder bildete ich mir da jetzt zu viel drauf ein? Vermutlich... War ja eigentlich auch egal. So lange sie ihren Spaß hatten, war Caros zufrieden. Und wenn Carlos zufrieden war, dann konnte ich das auch sein, weil dann sicher war, dass ich meinen Job behalten würde und das hieß: Geld. Geld, um mir irgendetwas zu kaufen. Die neusten Duelmonsterskarten zum Beispiel. Oder einfach etwas zu essen. Ich liebte essen. Hatte ich das schon einmal erwähnt? Am besten, es war etwas süßes (ok, jetzt bin ich irgendwie vom Thema abgekommen...). Meine Miene erhellte sich, als ich irgendwann das Intro von Linkin Park zu >Bleed it out< hörte. Ein breites Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Noch besser konnte es gar nicht kommen! In den Song konnte ich meinen gesamten Frust legen, den ich seit Kaibas Kuss aufgebaut hatte. Ich stand da, mit einem Grinsen auf den Lippen und geschlossenen Augen und wartete auf meinen Einsatz, mein Fuß wipte im Takt mit. Ich öffnete sie blitzartig, als ich anfing zu singen. Dann hielt mich nichts mehr. Der gesamte Saal zitterte unter meiner Stimme. Die Gäste begleiteten mich mit ihrem Gejohle, sangen mit, sprangen auf und ab. Yeah, here we go for the hundredth time Hand grenade pins in every line Throw ‘em up and let something shine Going out of my fucking mind Filthy mouth, no excuse Find a new place to hang this noose String me up from atop these roofs Knot it tight so I won’t get loose Truth is, you can stop and stare Run myself out and no one cares Dug the trench out, laid down there With a shovel up out of reach somewhere Yeah, someone pour it in Make it a dirt dance floor again Say your prayers and stomp it out When they bring that chorus in I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away Just to throw it away, just to throw it away Kaiba... Wenn ich schon an ihn dachte, bekam ich einen Hals (den hast du schon, aber naja...)!!! Was fiel diesem Spinner eigentlich ein?! Mich einfach so zu belästigen! Hatte der nichts besseres zu tun? Zum Beispiel seine Firma leiten? Das machte der doch sonst auch immer! Vielleicht sollte ich ihn anzeigen!! Wegen sexueller Belästigung!!! Da war es egal, wenn er aus dieser Sache ganz einfach wieder rauskam, immerhin hatte der Geld ohne Ende! Allein mein Versuch, ihm eins reinzuwürgen, zählte!! Wenn ich den bei Gelegenheit in die Finger bekam, dann war der so etwas von dran!!! Da konnte er aber drauf wetten! Wie er mich aufregte! Es war wirklich einmal Zeit, dass ihm jemand zeigte, wo seine Grenzen lagen! Und wenn sich sonst keiner traute, dann würde ich das halt machen! Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, aber das war ja egal! Der Gedanke zählte!!! I bleed it out Go, stop this show Choppy words in that sloppy flow Shotgun, opera, lock and load Cock it back and then watch it go Mama, help me, I’ve been cursed Death is rollin’ in every verse Candy paint on his brand new hearse Can’t contain him, he knows he works Fuck, this hurts, I won’t lie Doesn’t matter how hard I try Half the words don’t mean a thing And I know that I won’t be satisfied So why, try ignoring him Make your prayers and stomp it out When they bring that chorus in I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away Just to throw it away, just to throw it away I bleed it out, I’ve opened up these scars I’ll make you face this I’ve pulled myself so far I’ll make you face this now I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away Just to throw it away, just to throw it away (100 Wordseiten^^) I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away I bleed it out, digging deeper just to throw it away Just to throw it away, just to throw it away I bleed it out I bleed it out I bleed it out Die letzte Strophe hatte ich regelrecht ins Mikro gebrüllt. Ich hatte mich mit jeden Wort ein Stück weiter nach vorne gelehnt, das Mikro vor mir. Mit meinem Oberkörper war ich mittlerweile paralell zu der Bühne (wisst ihr, was ich meine? Wenn die Sänger beim Singen immer so abgehen, dann lehnen die sich doch immer so lustig nach vorne, weil sie dann besser ins Mikro brüllen können... Das hört sich jetzt grad zimelich blöd an...-.-) Irgendwie hatte sich das angeboten. Den letzten Vers hatte ich mit geschlossenen Augen ins Mikrofon gebrüllt. Das war ganz automatisch gekommen. Als der letzte Ton des Liedes verklungen war – was nur ungefähr eine weitere, vielleicht auch zwei weitere Sekunden dauerte – öffnete ich sie wieder und sah in die Menge. Es war kurz still, totenstill. Dann, nach schier endlos langer Zeit, die allerdings in Wriklichkeit nur wenige Sekunden lang war, explodierte die Disko. Es war so laut, dass ich mich noch nicht einmal mehr selbst denken hören konnte. Ich glaube, in den umstehenden Gebäuden konnte man die Meute immer noch kreischen hören, so begeistert war sie. Übertrieben die jetzt nicht alle ein wenig? Ich meine, ok, wenn man so wollte, konnte ich gut singen – das sagten zumindest die anderen alle – aber ich war immerhin kein Star. Ich war ein ganz normaler, junger Mann, der gerne sang, nichts besonderes also. Die Meute schien aber andere Ansichten zu haben. Sie beruhigte sich erst nach zehn Minuten – ZEHN Minuten! Ging’s denen eigentlich noch gan gut? Standen die unter Drogen? Ich meine, so gut KONNTE ich doch gar nicht sein. Oder lag es daran, dass sie so begeistert von meiner Darbietung waren, weil ich all meinen Frust in diesen Song gelegt hatte? Möglich wär’s... Nach Dienstschluss blieb ich noch etwas in der Bar, das hatte mir immerhin keiner verboten. Außerdem fiel es meinem Publikum heute schwer, mich gehen zu lassen. Sie wollten immer und immer wieder weitere Zugaben, doch nach fünf weiteren Liedern hatte ich dann doch aufgehört. Schließlich wollte ich meine Stimme nicht überanstrengen. Immerhin brauchte ich sie noch. Nebenbei hatte Carlos nicht gesagt, dass ich sofort nach Hause gehen musste, wenn ich fertig war – zumal ich im Moment seine Gäste noch unterhielt, weil ich es mir wieder nicht verkneifen konnte, ein paar Mädchen durch die Gegend zu schaukeln. Die Mädchen waren wie Wachs in meinen Händen. Sobald ich mit einem von ihnen tanzte, konnte es mich nur noch verliebt ansehen, lächelte und ließ alles mit sich machen. Ich glaube, einige von den Jungs – eventuell auch mehr als nur ein paar – sahen mich ziemlich eifersüchtig an. Verständlich, wenn man überlegte, wie leicht es mir fiel, bei den Mädchen zu landen. Sie legten sich mir prakrisch zu Füßen. Immer, wenn eins der Lieder zu Ende war, stritt sich ein beträchtlicher Haufen um mich, wer als nächstes mit mir tanzen dürfte. Dabei übergingen sie die Tatsache gekonnt, dass ich mir die Mädchen aussuchte, mit denen ich tanzen wollte, und nicht sie. Die anderen Jungs mussten sich dann mit denen begnügen, die sich nicht um mich stritten – was ein ziemlich kleiner Rest war... Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, als ich beschloss, nach Hause zu gehen. Damit brach ich den Mädchen – die vermutlich alle nur wegen mir noch hier waren und nicht schon längst zu Hause im Bett – das Herz. Aber was sollte ich machen? So lange weitertanzen, bis ich irgendwann auf der Tanzfläche umfiel und an Ort und Stelle schlief? Garantiert nicht. Auf jeden Fall war es schon ziemlich spät – oder auch schon früh, je nachdem, wie man es betrachtete – so viel war sicher. Der Tag war gar nicht so schlecht gewesen. Spaß mit meinen Freunden, vollkommene Ignoranz Kaibas und grandioses Publikum. Alles war bestens. Vielleicht sollte ich mir den Tag rot im Kalender anstreichen... Ich wollte den Club gerade durch die Hintertür verlassen, als ich am Handgelenk zurückgehalten wurde. Ich drehte mich um und sah direkt in graue Augen (Na, wer weiß noch, wer das ist?). „Ich wollte jetzt eigentlich nach Hause gehen. Was denn?“, fragte ich ungeduldig, unterdrückte aber ein Gähnen, um nicht zu zeigen, wie müde ich in Wirklichkeit war. „Du bist scharf“, antwortete mein Gegenüber. Ich verdrehte genevt die Augen. Schön, wenn er das fand, aber könnte er mich jetzt bitte loslassen, damit ich ins Bett gehen konnte? Ich hatte ja nichts gegen ihn, aber wenn ich nicht bald nach Hause kam, dann würde ich vermutlich im Stehen einschlafen! Und um ehrlich zu sein, brauchte ich das nicht. Dann stand ich hier in der Bar und schlief! Das musste vielleicht seltsam aussehen! „Sonst noch etwas? Sonst lass mich bitte los, damit ich endlich schlafen gehen kann.“ Um meine Worte noch zu unterstreichen, gähnte ich jetzt doch. Ich tat alles, damit ich hier wegkam. Das war ein Fehler, wie sich herausstellte, denn ehe ich mich versah, wurde ich gegen die Tür gedrückt. Er presste sich zwischen meine Beine. Er war mir ganz nahe, sein Körper an meinem. Er stützte seine Arme neben meinem Kopf ab. Sein Atem war ganz nah an meinem Ohr, streifte es und löste ungewollte Schauer in mir aus. Wieder einmal fiel mir auf, wie muskulös er war. Warum erinnerte mich diese Situation nur an die mit Kaiba? (ja, warum nur? Gute Frage... sind sich ja auch überhaupt nicht ähnlich! (Sorry, dass ich euch noch sone schlechte Szene antue, und dann auch noch die gleiche! Erbärmlich!!)) „Ich will dich“, hauchte er mir ins Ohr. Der sanfte Luftzug ließ leider wieder Schauer über meinen Körper laufen. Waren die Kerle in meiner Umgebung jetzt alle verrückt geworden? Warum standen die jetzt plötzlich alle auf mich? Warum konnte es nicht zur Abwechslung mal ein süßes Mädchen sein, das mir auch gefiel? Ich meine, ich war auch ein Kerl! Und ich hatte eigentlich nicht vor, zu einem Männermagneten zu mutieren! Gut, das war ich allem Anschein nach schon, denn ansonsten hätten mich bestimmt nicht – ihn mit eingerechnet – schon zwei Typen angegraben. Super, wenn ich jetzt wirklich ein solcher besagter Magnet geworden war, dann wäre das sicher erst der Anfang! Womit hatte ich das verdient?! Ich hatte keine Lust, von irgendwelchen Typen angemacht zu werden, die ich noch nicht einmal kannte! Dann doch lieber Kaiba! Halt! Was dachte ich hier?! Komplett falsche Richtung! Seit wann war es ok, von seinem größten Erzfeind angegraben zu werden?! Das musste alles an seinem Atem liigen! Es machte mich fast verrückt, wie ein ständiger Luftzug an meinem Ohr vorbeizog! Ich konnte kaum einen vernünftigen Gedanken fassen! Ohne seinen Atem an meinem Ohr würde ich bestimmt nicht auf die schon beinahe abstrakten Gedanken kommen, mich von Kaiba verführen zu lassen!!! Und als er dann auch noch eines seiner Beine gegen meinen Schritt drückte und es an mir rieb, war bei mir alles vorbei. „Toshie, bitte“, brachte ich noch gerade so am Rande meines Verstandes zustande und keuchte ungewollt. „Was denn, Süßer?“, fragte er mich, sein Atem strich mir wie eine sanfte Brise übers Ohr. Damit machte er mich nor noch wahnsinniger. Und vor allem: Wer hatte ihm das Recht gegeben, mich >Süßer< nennen zu dürfen?! „Lass das!“ „Glaubst du im Ernst, jetzt, wo ich dich so vor mir habe, lasse ich dich wieder gehen?!“ Seine Zunge leckte über mein Ohr, Wieder erschauderte ich ungewollt. Die leichte Feuchte, die sich jetzt auf meinem Ohr befand, ließ mich seinen Atem nur noch intensiver spüren. Verdammt, womit hatte ich das verdient?! „Dein Auftritt war geil! Und dein Outfit! Und wie du dich bewegt hast! Und wie du vorhin bei Linkin Park abgegangen bist! Generell alles! Du hast mich total heiß gemacht! Ich lass dich jetzt nicht gehen!“ Na wie toll! Jetzt hatte ich ein ernsthaftes Problem! Vor allem, als sich eine seiner Hände auf meinen Hintern verirrte und hineinkniff. Empört quietschte ich auf. Was fiel dem ein? Noch dazu kam jetzt, dass sich mein Blut langsam in meiner Körpermitte sammelte. Na wie herrlich! Wenn das so weiterging, dann hatte ich wirklich ein ernst zu nehmendes Problem! Eigentlich wollte ich ihm sagen, dass ich mit seinem Verhalten nicht einverstanden war, doch schon im nächsten Augenblick war die Hand, die mich eben noch gezwickt hatte, nach vorne gewandert und lag nun heiß und verlangend auf meinem Schritt, hatte sein Bein abgelöst. Ungewollt stöhnte ich auf. Der wollte mich doch jetzt nicht wirklich...? Oder...? Seine Hand war viel besser – NEIN! Falscher Gedanke!!! Ich durfte mir hier doch nicht einfach einen von ihm runterholen lassen! Das durfte nur ich selbst! Das hatte nicht einmal Kaiba versucht!! Verdammt! Ich musste hier weg! – als sein Bein. Seine andere Hand war nun auch nach vorne gewandert, steichelte mir sanft über die Brust. Sie stoppte an meinem T-Shirtsaum. Dort verweilte sie einen Augenblick, doch der Rest von Toshie blieb nicht untätig. Seine andere Hand war wieder zu meinem Hintern gerutscht – Gott sei Dank! – und drückte mich an ihn, an seinen muskulösen Körper, während jetzt wieder eines seiner Beine gegen meinen Schritt drückte. Seinen Kopf hatte er an meiner Halsbeuge verborgen. Irgendwie war es schon schön, in so starken Armen zu liegen. Nein! Ganz falsch! Ich war doch nicht schwul! Das ließ ich noch nicht einmal Kaiba machen, und das wollte schon etwas heißen! Moment! Was hatte Kaiba denn jetzt mit der ganzen Sache zu tun? Glaubte ich ihm Ernst, ich würde Kaiba so an mich heranlassen? Mal ganz davon abgesehen, dass er so etwas nie machen würde...! Das hörte sich jetzt ganz danach an, als ob ich das bedauern würde... Man, ich wurde hier noch verrückt! Das lag alles nur an Toshies Taten! Die verdrehten mir vollkommen den Kopf! Er machte mir gerade einen Knutschfleck, dessen war ich mir sicher. Ich konnte seine Lippen spüren, konnte spüren, wie seine Zunge über meine nackte Haut strich, spürte, wie er an meinem Hals saugte und ab und an hineinbiss. „Toshie...“, wimmerte ich erbärmlich. Glaubte der im Ernst, dass ich vor dem Ausgang meiner Arbeit von ihm genommen werden wollte? Wo jeden Augenblick jemand vorbeikommen könnte – außer natürlich jetzt. Die meisten waren schon zu Hause im Bett und schliefen seelenruhig... Und ich hatte mal wieder das Glück, genau diesen Augenblick abzupassen. Genau diesen Augenblick, um mich vergewaltigen zu lassen... Jetzt verschwand die Hand an meinem Saum unter dem T-Shirt. Toshie stutzte kurz, das schloss ich aus dem kurzen Innehalten seiner Finger. Zweifellos hatte er meinen Verband gespürt, der um meinen gesamten Oberkörper gewickelt war. Das hatte ihn sicherlich verwirrt, immerhin war er nicht eingeweiht und wusste demzufolge auch nicht, dass der Verband nicht nur zur Zierde da war. Diesen Augenblick nutzte ich, um mich zu befreien – wer weusste schon, vielleicht war das meine einzige Gelegenheit. Ich griff nach der Hand unter meinem Shirt, zog sie hervor und verdrehte Toshie mit einem geschickten Manöver das Handgelenk auf dem Rücken. Dann drückte ich ihn nicht gerade sanft gegen die nächstbeste Wand. Leise und bedrohlich flüsterte ich ihm ins Ohr: „Wage es ja nicht! Ich bin in letzter Zeit ein wenig gereizt. Da kann ich auf solche Spielchen überhaupt nicht.“ Mit diesen Worten ließ ich ihn wieder los. Ob das so klug war...? Keine Ahnung. Toshie rieb sich sein verdrehtes Handgelenk als er sich umdrechte und sein Blick noch einmal lustvoll über meinen Körper schweifte. „Du gefällst mir immer mehr“, sagte er. Hörte ich da eben eine leichte Spur Wahnsinn aus seiner Stimme heraus? Neeiiiiiiin, bestimmt nicht. Es waren zwar alle, die hier in diesm Club arbeiteten, leicht verrückt – mich mit eingeschlossen – aber wahnsinnig... Nein... „Ich will dich unbedingt haben!“, setzte er noch hinzu. Ungläubig starrte ich ihn an. Ich hatte ihm gerade Gewalt angetan, und was tat er? Er wurde nur noch heißer auf mich! Die Welt war so ungerecht! Oder war er doch wahnsinnig? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Eigentlich wolte ich schon viel weiter sein... Eigentlich wollte ich schon längst ein Kapitel mit einem klärenden >Gespräch< zwischen Kaiba und Joey haben, aber irgendwie kommt mir immer was dazwischen... Ich schreibe einfach zu viel, daran liegt's! Zu viele Ideen... Also nur mal so: Zu einem klärenden >Gespräch< kommt es voraussichtlich in 3 Kapiteln... Moa, das dauert noch LANGE!!! Aber die zwei davor hab ich ja schon im Urlaub geschrieben^^ Kann also nicht mehr so lange dauern^^ Eins davon hab ich auch schon zum größten Teil abgeschrieben. Muss es dann nur noch einmal überarbeiten und dann stell ich es on Man liest sich (hoff ich jedenfalls...) Hoffe, es war nicht ZU schleckt... Vor allem, dass ich Joey das Gleiche noch einmal durchleben lasse... Das regt mcih irgendwie auf... Naja, bis denne^^ Wofl Kapitel 10: Wahrheiten ---------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich hab mich irgendwie in den letzten beiden Tagen so gefühlt, als müsste ich mir die Seele aus dem Leib reihern... Was dann aber zum Glück nicht so war... Auf jeden Fall hat es deswegen etwas länger gedauert, um dieses Kapitel hier zu bearbeiten, weil ich mich in meinem doofen Zustand dazu nicht aufraffen konnt... Naja, deswegen hab ich auch das letzte Kapitel, das ich noch vorgeschrieben hab, noch nicht abgeschrieben. Weiß also nicht, wie lange das noch dauert V.V hoff, nicht so lange... Naja, aber dann jetzt mal viel Spaß damit^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war halb fünf am nächsten Morgen, als ich endlich ins Bett gefunden hatte. Verdammt, wie lange hatte Toshie mich aufgehalten?? Ich wollte doch schon viel früher im Bett liegen! Blöder Toshie! Alles nur seine Schuld! Nur, weil der seine Hormone nicht im Griff hatte!!! Ich brauchte schließlich meine mindestens acht Stunden Schönheitsschlaf!! Sonst war ich zu nichts zu gebrauchen! Und den holte ich gerade in diesm Moment nach. Ich lag in meinem Bett und schlief den Schlaf der Gerechten. Bis es an der Tür klingelte. Mit einem Grummeln drehte ich mich um und kuschelte mich tiefer in meine Decke, um weiterzuschlafen. Es war so schön weich und warm... Bzw. ich wollte es, doch anscheinend wollte die Klingel das nicht. Verdammtes Drecksteil! Warum konnte es mich nicht einfach weiterschlafen lassen?!?! Die Klingel weiter verfluchend stand ich auf und zog mir noch ein T-Shirt auf dem Weg zur Tür an. Ich wollte demjenigen, wer auch immer vor der Tür stand, nicht nur in Shorts begegnen. Dazu spukte mir mein Traum von Kaiba noch zu sehr im Kopf herum. Wer wusste immerhin schon, was derjenige vor der Tür von mir wollte? Lieber auf Nummer sicher gehen und einigermaßen bedeckt vor denjenigen treten. Wer mich auch immer beim Schlafen störte, der konnte sich jetzt auf ein gewaltiges Donnerwetter gefasst machen!! So viel war klar!!! Und wenn das jetzt wieder einer meiner kranken Träume war...!!! Alter!!! Dann gab es aber mal so was von Ärger!!! Ich riss die Tür mit einem zornverzerrten Gesicht auf und wollte meinen Gegenüber mehr als nur ungehalten anfahren, doch mit dem, was sich mir da bot, hatte ich nicht gerechnet. Um ehrlich zu sein, ich hatte mit allem anderen gerechnet, nur damit nicht. Vor mir stand ein vollkommen aufgelöster, tränenüberströmter Yugi. Bei diesem Anblick verpuffte mein Ärger ins Nichts. Ich konnte ihm einfach nicht mehr böse sein – auch wenn er mich beim Schlafen gestört hatte. Was war denn mit dem passiert? Ohne ein Wort trat ich zur Seite, damit er reinkommen konnte. Er rannte an mir vorbei und ohne ein Wort zu sagen, flüchtete er sofort im Eiltempo in mein Zimmer. Ich schlurfte ihm hinterher, viel langsamer als er. Mein Gemütszustand war noch viel zu träge, um etwas schnelleres als einen Meter pro Stunde zustande zu bringen. Immer und immer wieder gähnte ich ausgelassen. Als ich in meinem Zimmer ankam, lag Yuge bereits mit dem Bauch auf meinem Bett und schluchzte bitterlich in mein Kopfkissen. Gut, schlafen konnte ich ja jetzt wohl abhaken. Ein schneller Blick auf die Uhr. Halb zehn (in Deutschland^^). Na super. Ich hatte also ungefähr fünf Stunden geschlafen. Womit hatte ich das verdient? Es war doch klar, dass ich so noch vollkommen übermüdet sein musste! Ich ließ mich auf die Bettkante sinken, um dem kleinen Häufchen Elend meine Hand auf die Schulter zu legen. Ich spürte sofort, wie sehr er zitterte. Sein ganzer Körper bebte, wie als wenn ständig Erdbeben in ihm wüten würden. Was war nur mit ihm passiert? Ich streichelte beruhigend über die Schulter und sagte sanft: „Hey, Yugi, beruhige dich wieder.“ Doch irgendwie hatten meine Worte nicht den gewünschten Effekt. Stattdessen erbebte Yugis Körper nur noch mehr und sein Schluchzen wurde lauter. Gut, dann halt nicht. Wer nicht wollte, der hatte schon! „Yugi, egal, was passiert ist, beruhige dich erst mal. Nichts kann so schlimm sein, dass du mein Zimmer einer Sintflut aussetzt!“ Klang das jetzt fies? Vermutlich, auch wenn es das eigentlich nicht gesollt hatte. Aber ich hatte zu wenig geschlafen. Da war ich immer muffelig (gibt’s das Wort?). Am besten, man sprach mich in diesem Zustand nicht an – jedenfalls nicht, wenn man überleben wollte... Aber Yugi, der diese Eigenschaft an mir gut kannte, ignorierte diese Tatsache einfach gekonnt. Genauso, wie er meine Worte ignorierte und heulte stattdessen weiter mein Kissen voll, sein Körper wurde immer wieder von Schluchzern geschüttelt. Irgendetwas schlimmes musste passiert sein, sonst würde er mich nie aufsuchen, wenn ich mich in diesem Zustand befand. „Wenn du dich nicht beruhigen willst, kannst du mir dann wenigstens sagen, was mit dir los ist? Ich kann dir sonst nicht helfen.“ Doch der Kleine dachte gar nicht daran, sich zu beruhigen. Erst, nachdem ich ziemlich lange auf ihn eingeredet hatte – keine Ahnung wie lange, eine halbe Stunde bestimmt – ließen seine Weinkrämpfe langsam nach. Sein Schluchzen und sein Zittern wurden weniger, hörten aber nicht ganz auf. Irgendwann setzte er sich auf und lehnte sich gegen die Wand, mein Kissen vor sich fest umklammernd. Als ich ihm ins Gesich sah, liefen ihm immer noch Tränen aus den Augen. Sie waren stark gerötet, genauso wie seine Wangen. Klar, er hatte die ganze Zeit geweint, als er bei mir war, aber er musste auch schon davor geweint haben, sonst hätte er es nie geschafft, so rot zu werden. Sein gesamtes Gesich war verknittert und zerknautscht. Er bebte immer noch. Irgendetwas schwerwiegendes musste passiert sein, aber sowas von! Er sah ziemlich mitleiderregend aus. Ich konnte dem Drang einfach nicht wiederstehen: Ich schloss ihn in die Arme und knuddelte ihn. Das war wie ein Reflex gekommen, normalerweise knuddelte ich nicht. Das taten nur Mädchen, Tea zum Beispiel. Doch wie Yugi da im Moment vor mir saß, Aufmerksamkeit und Trost suchend, konnte ich diesem Drang einfach nichts entgegenbringen und gab ihm nach. Anschließend ließ ich mich neben ihn gleiten, lehnte mich genauso wie er an die Wand und ließ meine Füße aus dem Bett baumeln. „Dann lass mal hören. Was ist passiert?“, fragte ich. Yugi zögerte. Anscheinend war er sich nicht sicher, ob er mir das wirklich erzählen sollte. Ich fand, dass ich eine Erklärung verdient hatte, immerhin hatter er mich mitten in der Nacht (mehr oder weniger Nacht...) geweckt und mir den Regen vom Himmel geheult, ohne auch nur etwas dazu zu sagen. Das sagte ich ihm natürlich nicht, sonst lief er nur wieder Gefahr, von vorne anzufangen. Wenn man in dem Zustand, in dem sich Yugi gerade befand, etwas falsches sagte, dann würde er nur wieder zu seinem aufgelösten Zustand zurückkehren und dann müsste ich ihn wieder trösten. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte oder so – ich fühlte mich geehrt, dass er zu mir kam und nicht zu irgendwem anders ging (man, hört sich das bescheuert an...) – aber mir lag so etwas einfach nicht. Ich hatte keine Ahnung, wie ich andere Menschen trösten konnte. Ich glaube, ich bin in so etwas einfach unbegabt... „Wenn du nicht willst, dann brauchst du mir nichts erzählen“, sagte ich sanft. Ein bisschen enttäuscht war ich zwar schon, aber was sollte ich machen? Ihn zwingen? No way, so lief das nicht! Das wäre erstens unter meiner Würde – vielleicht würde Kaiba das machen... zutrauen würde ich es ihm auf jeden Fall – und zweitens konnte ich das nicht. Er war mein bester Freund! Das gehörte sich nicht. Wenn er mir halt nur so wenig vertraute... Warum wollte er mir nicht erzählen, was passiert war? So schlimm konnte es schon nicht sein! Den Kopf würde ich ihm schon nicht abreißen! Egal, was es war, es würde definitiv nicht an das herankommen, was ich in den letzten zwei Tagen erlebt hatte – wovon Yugi alledings nichts wusste... Allein schon die Tatsache, dass mich Kaiba geküsst hatte, ließ alles andere in den Schatten treten! Ich rechnete schon nicht mehr damit, dass Yugi mir erzählen würde, was passiert war, dachte, dass er sich mit meiner Nähe zufrieden gab und ließ es so. Ich wollte ihn nicht drängen. Wenn es ihn so fertig machte, dann sollte er es von sich aus erzählen. Wenn er denn überhaupt wollte, was ich bezweifelte. Umso überraschter war ich, als er doch anfing zu erzählen, zwar immer noch durch einige Schluchzer und Schniefer unterbrochen und am Anfang zögernd, aber naja: „Ich habe heute morgen mit Yami gesprochen.“ Nein! Was ein Verbrechen! Falls es ihm entfallen war, er sprach ständig mit Yami – wie der Rest von uns übrigens auch. Was war da jetzt so schlimm dran? Ich meine, davon geht doch die Welt nicht gleich unter...! „Weißt du, Großvater ist doch zur Zeit in Ägypten wegen einer Ausstellung.“ Na super, dass es nichts mit seinem Großvater zu tun hatte, war mir sofort klar, denn sonst hätte er gleich den Mund aufgemacht, als er bei mir angekommen war. Einzige andere Möglichkeit: Ablenkung. Ablenkung vom eigentlichen Problem. Aber ich hatte Zeit. Wenn der Kleine glaubte, dass ich irgendwann die Geduld verlieren würde, weil er mich zu Tode langweilte, dann hatte er sich aber geschnitten! Dazu hatte er mich jetzt viel zu neugierig gemacht. Ich erlebte es immerhin nicht oft, dass mein bester Freund völlig aufgelöst vor meiner Haustür stand. Ich wollte wissen, was passiert war, verdammt! Und wenn ein Joey Wheeler etwas wollte, dann bekam er es auch! „Du weißt schon, weil er doch Archäologe ist und so.“ Ja, ich wusste es. Noch litt ich nicht unter Gedächtnisschwund (was nicht ist, kann ja noch werden...). „Die Ausstellung wird von den Ishtars gestellt.“ Glaubte der wirklich, dass er mich abschrecken konnte? Nie und nimmer! Da konnte er noch so lange um den heißen Brei herumreden! „Naja, und da Yami und ich deswegen zur Zeit gerade sturmfrei haben, dachte ich mir, dass es DIE Gelegenheit wäre, mal mir ihm zu reden.“ Langsam kamen wieder auf das Ursprungsthema zurück – glaubte ich jedenfalls. Aber wie schon gesagt: Was war so schlimm daran, mit Yami zu reden? Denn das Yami Schuld an wenigstens einem Teil seines derzeitigen Gemütszustandes hatte, war klar. Sonst hätte er das Gespräch nicht schon mit seiner Namensnennung angefangen. Irgendetwas musste der Pharao gemacht haben. Irgendetwas schlimmes, sonst wäre Yugi nie so aufgelöst. Dieser Gedanke kam mir immer wieder und immer wieder, aber ich wusste einfach nicht, was passiert sein konnte. Saß ich so auf der Leitung? Ich meine, das, was vorgefallen war, war garantiert sowas von offensichtlich, dass es sogar ein Blinder mit nem Krückstock sah! Aber mir wollte einfach nicht einfallen, was es sein konnte. „Ich...“, er zögerte wieder, aber er war kurz davor, mit der Sprache herauszurücken, soviel stand fest. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe.“ Bitte was? Hatte er mir da gerade wirklich das gesagt, was ich glaubte, das er mir gesagt hatte? Ich musste ihn ziemlich ungläubig angestarrt haben, denn er versuchte sich zu rechtfertigen: „Ich kann da nichts für. Ich kann nichts für diese Gefühle, sie sind einfach da. Ich meine, ich bin doch immer noch der Gleiche, oder nicht?“ Er sah mich ziemlich unsicher an. Vermutlich hatte er Angst davor, wie ich auf das, was er mir gerade gesagt hatte, reagieren würde. Immerhin hatte er gerade zugegeben, dass er schwul war. Und nicht jeder reagierte da gelassen drauf, erst recht nicht, wenn es der beste Freund von einem war. Da könnte es ja sein, dass man von ihm angefallen werden würde. Wer wusste immerhin schon, ob man nicht rein zufällig sein Typ war? Aber wie schon gesagt, nach den letzten beiden Tagen war ich abgehärtet. Da brachte mich so etwas nicht mehr wirklich aus der Fassung. Außerdem wusste ich ja schon früher, dass Yugi auf den Pharao stand, gemeinsam mit dem Rest. Da hatte ich also schon Gewöhnungszeit... „Das wusste ich schon“, schaffte ich es schließlich herauszubringen. „Ich wusste, dass du auf den Pharao stehst.“ Verwirrt sah mich der Kleine an. „Woher?“, fragte er mich irritiert. Ich grinste breit und meinte: „So, wie du ihn immer angeguckt hast. Ganz besonders in Sport, wenn er sich umgezogen hat.“ Mein Grinsen wurde immer breiter. „Das war klar.“ „Und warum hast du dann eben so... komisch angeguckt?“ Jetzt lachte ich einmal kurz auf. „Weil ich nie damit gerechnet hätte, dass du es ihm sagst. Das hab ich dir einfach nicht zugetraut.“ Ich grinste ihn frech an. Zögernd erwiderte er das Grinsen. Für einen Moment hatte er ganz vergessen, weiter zu weinen. „Aber das kann’s doch nicht gewesen sein, oder?“ Sofort änderte sich seine Stimmung wieder von einigermaßen glücklich zu traurig. Ich wusste, dass das geschehen würde, aber sonst würde ich ja nie eine konstruktive Antwort erhaltn. Außerdem würde das helfen, den Schock zu verarbeiten – hoffte ich zumindest. Sich erst einmal den ganzen Schmerz von der Seele reden. Ich hatte keine Ahnung, ob das etwas brachte. Es geschah immerhin nicht so oft, dass mein bester Freund – oder auch irgendwer anders – völlig aufgelöst vor meiner Tür stand und mir sein Herz wegen Liebeskummer ausschüttete. Ich hatte keine Ahnung von so etwas. Tea war für so etwas vermutlich besser geeignet, aber was soll’s? Sie war nicht hier und deswegen musste ICH mein bestes tun, um ihn wieder einigermaßen aufgeheitert zu bekommen. „Naja, was soll denn schon groß passiert sein? Vor allem, wenn ich so fertig bin? Er hat eines seiner grandiosen Lächeln gelächelt, dass die Sterne vom Himmel holt-" Jetzt richtete sich der Blick des Kleinen in weite Ferne. Sicherlich dachte er gerade daran zurück. Dachte daran zurück, wie es aussieht, wenn der Pharao lächelt. Liebe musste schon etwas Tolles sein... Doch schon nach wenigen Sekunden war er wieder im Hier und Jetzt, sein verträumtes Lächeln, das er gerade noch gehabt hatte, war von seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen zierte es jetzt ein trauriges. Er war wieder in der knallharten Wirklichkeit, nichts war mehr da von seinem Wunschdenken. „-und meinte, dass er sich sehr über meine Gefühle freuen würde, aber dass er sie nicht erwidern würde.“ Seine Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Er würde in mir so etwas wie einen kleinen Bruder sehen.“ Jetzt war alles vorbei. Er fing wieder an zu zittern und zu schluchzen, schlimmer noch als zuvor. Er warf das Kissen beiseite und schmiss sich in meine Arme. Seinen Kopf verbarg er an meiner Halsbeuge. Anscheinend hatte er beschlossen, jetzt mich statt dem Kissen vollzuheulen – nicht, dass ich damit ein Problem hätte. Ich war zwar etwas überrascht über diese Geste, aber ich schloss ihn trotzdem in die Arme und strich ihm sanft und beruhigend über den Rücken. Meine Beine hatte ich links und rechts nebem seinem Körper platziert. Der arme Kleine. Da hatte er sich so Hals über Kopf verschossen und dann wurden seine Gefühle nicht erwidert. Das brach nicht nur ihm das Herz. Mir brach es ebenso. Ich konnte es nicht ertragen, meinen besten Freund so am Boden zerstört zu sehen. Vor allem: Ich konnte nichts dagegen unternehmen, als hier mit ihm im Arm zu sitzen und zu versuchen, ihn zu beruhigen. Aber irgendwie wollte mir das nicht so recht gelingen. Er weinte bitterlich und ließ sich durch nichts besänftigen, was ich tat. Ich war relativ hilflos. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm weiterhin beruhigend den Rücken zu streicheln und ihm beschwichtigende Worte zuzuflüstern. Waren denn alle verrückt geworden?!?! Erst küsste mich mein größter Erzfeind, dann machte sich einer meiner Arbeitskollegen an mich heran und jetzt gestand mein bester Freund dem Pharao – einem Kerl!!! – seine Liebe! Irgendetwas musste doch da im Busch sein, sonst würden die garantiert alle nicht solchen Schwachsinn fabrizieren! „Und jetzt?“, kam die zittrige Stimme Yugis nach langer Zeit, die er brauchte, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen, von meinem Hals. Geistesabwesend strich ich ihm mit der einen Hand durch die Haare, die andere verweilte auf seiner Taille. Das war eine gute Frage. Was konnte man da machen? Was machte man, wenn man Liebeskummer hatte, demjenigen aber nicht aus dem Weg gehen konnte, weil man ihm nicht nur in der Schule immer über den Weg lief, sondern auch noch mit ihm gemeinsam in einem Haus wohnte? Wie sollte man sich in so einer Situation verhalten? „Ich kann ihm nicht mehr unter die Augen treten“, flüsterte der Kleine an meinem Hals. Auch DAS noch...! Jetzt versuchte er auch noch, vor seinen Problemen davonzulaufen! Und das ging ja schon mal gar nicht! Weil wie schon gesagt, sie wohnten zusammen, und da lief man sich nun einmal zwangsläufig über den Weg. Ich ließ meine Hand, die bis eben noch seine Haare gestreichelt hatte, in seinen Nacken gleiten und kraulte ihn dort. Zufrieden schnurrte Yugi. War der jetzt zur Katze geworden, oder was? Würde ja zu den verrückten Ereignissen in letzter Zeit passen... Vergessen schien das Erlebnis von gerade eben zu sein. „Ich werde bei Gelegenheit mal mit ihm reden“, meinte ich nach einigen Augenblicken des Überlebens. Ich hatte die ganze Zeit auf einen nicht definierbaren Fleck an der gegenüberliegenden Zimmerwand gestarrt, als ich nachgedacht hatte. Als ich bemerkte, dass sich Yugi nach diesen Worten bewegte, blickte ich auf ihn hinab, nur um festzustellen, dass er mich ungläubig ansah. „Echt?“, fragte er mich. „Klar, sonst hätte ich es doch nicht gesagt, oder?“, erwiderte ich und sah ihn ernst an. „Ich weiß zwar noch nicht, ob das was bringt, aber egal.“ Dann grinste ich den Kleinen aufmunternd an. Er sah schon wieder so traurig aus... Verständlich, bei so einer Abfuhr... Ich hatte zwar keine Ahnung, wie sich Yugi fühlte – wenn man mal davon absah, dass er mehr als nur traurig war – aber ich konnte es mir in etwa vorstellen. Er hatte alles, was er an Gefühlen hatte, in die Liebe zu Yami gesteckt, alles. Wenn man dann abserviert wurde, vor allem, wenn es die erste Liebe war, was bei Yugi der Fall war, zerbrach etwas in einem und zerfiel, wie ein Spiegel. Bis nichts mehr von einem übrig blieb, bis auf die einzelnen Scherben. Und egal, wie sehr man versuchte, den Spiegel wieder zusammenzukleben – mit Uhu oder weiß der Geier was – er würde nie wieder so sein wie früher. Man würde immer die Klebespuren sehen. Genauso war es mit den Seelensplittern Yugis, den Splittern, die bei Yamis Ablehnung auseinandergebrochen waren. Und bei Yugi traf das mehr als nur zu. Er hatte sich immerhin mit Yami mehrere Jahre (stimmt das? Keine Ahnung... Über was für einen Zeitraum ging das denn?) den Körper geteilt. Sie kannten sich praktisch in- und auswendig (Gott, ich hoffe, ihr wisst in etwa, was ich mit dieser Scherben-/Spiegelaktion sagen will...). Da tat der Trennungsschmerz nur noch mehr weh. Der arme, kleine Yugi. Er war so unschuldig. Zu unschuldig für diese Welt. Wie ein Engel. Zu gut für diese Welt. Klein und zerbrechlich. Es war ein leichtes für andere ihm wehzutun. „Und jetzt lass mich mal kurz aufstehen. Ich bin gleich wieder da“, meinte ich. Erst zögerte Yugi, anscheinend wollte er seinen einzigen Stützpfeiler, den er im Moment hatte – mich – nicht loslassen, doch als er mein zuversichtliches Grinsen sah, ließ er mich dann doch zögernd los. Schon nach kurzer Zeit war ich wieder da, die letzten beiden Tafeln Schokolade, die wir hatten, in den Händen. Ich ließ mich wieder ins Bett gegen die Wand gleiten, machte die Beine breit und tätschelte den freigewordenen Platz, um Yugi aufzufordern, sich wieder dort nieder zu lassen. Er ließ sich nicht lange bitten und nahm wieder seinen Platz zwischen meinen Beinen ein, seinen Kopf platzierte er wieder an meinem Hals. Ich breitete meine Decke über ihn und mich aus. Schlafen war ja ganz offensichtlich nicht mehr, aber das hieß nicht, dass es ungemütlich sein musste, oder? Anschließend schlang ich meine Arme beschützend um ihn und öffnete auf seinem Rücken eine der beiden Tafeln, brach ein Stück ab und reichte es Yugi, der erst eine seiner Hände aus der Decke befreien musste, die auf meiner Brust geruht hatte. „Danke“, sagte er immer noch leicht zittrig und steckte sich das Stück zaghaft in den Mund. Wie ein kleines Kind sah das aus. Richtig niedlich. Hilfe! Jetzt bezeichnete ich meinen besten Freund schon als niedlich! Dass ich das zu meinem besten Freund sagte – naja, dachte, aber egal... – war ja schon die Höhe! Aber das es dann auch noch NIEDLICH war! Welcher Kerl sagte – dachte – denn schon niedlich?!?! Ich letzter Zeit lief eindeutig etwas falsch! Innerlich schüttelte ich den Kopf. Das war zum Haare raufen! Bevor ich noch weiterer solcher... seltsamen Gedanken haben konnte, brach ich mir selbst ein Stück Schokolade ab. Vielleicht half mir das, von diesen Gedanken wegzukommen. Machte ich halt mit bei Yugis Frustfressen. Frust hatte ich nämlich genug! Denn der, den ich bei dem Song von Linkin Park abgebaut hatte, war durch neuen ersetzt worden. Durch den, den ich durch diese Aktion mit Toshie bekommen hatte. Toshie! Allein schon, wenn ich an ihn dachte...! Es kam mir so vor, als wenn mich in letzter Zeit alle verarschen würden. Ganz besonders ein gewisser brünetter, blauäugiger, reicher – „Sag mal, Joey: Ist das da ein Knutschfleck?“, kam auf einmal Yugis Stimme von meinem Hals. Sie klang schon nicht mehr ganz so brüchig wie am Anfang. Stattdessen schwang jetzt ein Hauch Neugierde in ihr mit. Jaja, da sah man es mal wieder: Schokolade machte eben doch glücklich. Ich sah auf den Kleinen hinab. Er musterte interessiert meinen Hals. „Wer war das denn?“, fragte er, griff nach der anderen Tafel, öffnete sie, brach eine ganze Reihe ab und steckte sie sich in den Mund. „Kenn ich sie?“ Jetzt, wo es ihm so auffiel... Er hatte ziemlich lange gebraucht, um den Knutschfleck zu entdecken... Immerhin lag er doch schon ziemlich lange mit seinem Kopf an meinem Hals. Der Fleck musste ihn doch regelrecht angeschrien haben... Naja, gut, er war mit anderen Sachen beschäftigt... Verständlich, dass ihm das also nicht gleich aufgefallen war. Seltsamerweise war ihm mein Verband nicht aufgefallen, der ja immer noch meinen gesamten rechten Arm bedeckte, und der nicht durch den Ärmel des T-Shirts versteck wurde. Immerhin wussten meine Freunde nicht, dass er meinen gesamten Oberkörper und rechten Arm zierte. Sie dachten immer noch, dass nur meine Hand verletzt wäre. Aber was soll's? So musste ich Yugi nicht auch noch die Aktion mit der Prügelei erzählen... Aber dass es dieser Blödmann von Toshie wirklich gewagt hatte, mir einen Knutschfleck zu machen...!! Das würde er mir noch büßen!!! Das war fast so schlimm wie die Tatsache, dass mich mein größter Erzfeind geküsst hatte!! Wenn der es auch gewagt hätte, mir einen Knutschfleck zu machen...!!! Na dann Gnade ihm Gott!!! Ich knurrte unzufrieden, woraufhin mich Yugi verwirrt ansah. Ich brach ein besonders großes Stück Schokolade ab und grummelte, bevor ich es mir in den Mund steckte: „Ich bring ihn um!“ Das hätte ich nicht sagen sollen, denn Yugi starrte mich aus großen, ungläubigen Augen an. „IHN?!?!“ Ich gab einen unwilligen Laut von mir. Was fiel Toshie eigentlich ein?! Mich fast auf der Arbeit zu vergewaltigen!?!? (Übertreibung!!!... Oder auch doch nicht...??) „Jetzt will ich es aber genau wissen! Seit wann gibst du dich denn mit Männern ab?“ Wieso konnte ich nur meine große Klappe nicht halten? Das machte mir doch nur Schwierigkeiten! „Ich gebe mich nicht mit Männern ab! Ich scheine nur seit Donnerstag eine ungewöhnliche Anziehungskraft auf Kerle zu haben“, maulte ich und schob mir ein weiteres Stück Schokolade in den Mund. „Glaubst du im Ernst, ich würde mir freiwillig von meinem Arbeitskollegen einen Knutschfleck verpassen lassen?! Alter, wenn er das das nächste Mal versucht, dann, das schwöre ich, kastriere ich ihn eigenhändig!“ Yugis Augen waren mit jedem meiner Worte größer geworden, mittlerweile war größter Unglaube in ihnen zu lesen. „Nächstes Mal? Heißt das, dass er das schon mal versucht hat? Ach, oder war das diese Aktion, bei der dich Kitian retten musste?“ Energisch nickte ich. „Und nachdem ich ihm beinahe das Handgelenk gebrochen, verstaucht, oder zumindestens verdreht hab, ist er nur noch schärfer auf mich geworden. Geht’s dem eigentlich noch ganz gut? Vielleicht hat er ein bisschen zu viel Alkohol getrunken! Als Barkeeper kann man immerhin nie wissen! Vielleicht hat er sich immer im Geheimen einen genehmigt (hat er nicht, nur so... Der ist immer so drauf...) Richtig angefangen hat alles am Donnerstag! Wenn ich Kaiba in die Finger kriege...!!! Dann ist er sowas von dran!!!“ Jetzt schienen Yugi die Augen gleich aus dem Kopf zu fallen, so groß waren sie mittlerweile. „Kaiba? Was hat der denn damit zu tun?“, wollte er sofort wissen. Erst jetzt wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte, was mir da herausgerutscht war. Das sollte doch keiner wissen! Verdammt! Ich und meine große Klappe! „Jetzt will ich es aber wissen!“, meinte der Kleine und sah mich mit seinem bettelnden Hundeblick an. //Nein! Sieh weg! Dem kann keiner widerstehen!// Ich drehte den Kopf weg und sah irgendwo anders hin, nur nicht zu Yugi. Doch das ließ ihn kalt. Er legte mir seine Hände an meine Wangen und drehte meinen Kopf langsam wieder zurück, sodass ich ihn angucken musste. Ihm in diese unendlich großen, bettelnden Hundeaugen. „Bitte!!!“ Warum konnte der eigentlich so gucken? Für diesen Blick brauchte man doch einen Waffenschein! „Ich hab dir auch alles erzählt! Komm schon! So schlimm kann es doch gar nicht sein!“ Wusste der, was der da von mir verlangte?! Und vor allem: Wusste der, WIE schlimm das war? Um mir Mut anzufressen, stopfte ich mir ein besonders großes Stück Schokolade in den Mund, dann sagte ich: „Kaiba hat mich geküsst.“ Ich hatte den Kleinen nicht angesehen, als ich das gesagt hatte. Keine Ahnung, warum. Vermutlich wollte ich nicht den Ekel sehen, der sich jetzt bestimmt in seinem Gesicht befand. Stille. Yugi gab keinen Ton von sich. Ich musste ihn also doch ansehen, um herauszufinden, was sich in ihm abspielte, ob er mich wirklich voller Ekel ansah. Sein Gesicht sah einfach nur göttlich aus. Seine Augen waren mittlerweile so groß wie Melonen, sein Mund stand offen. Er starrte mich an wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Er hat WAS?!?!“, fragte er mich ungläubig. „Mich geküsst“, wiederholte ich daher monoton. War das so unglaubwürdig, dass er extra noch einmal nachfragen musste? Ähm, jaaaaaaaaa! „Ok, wo sind die versteckten Kameras? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, meinte er und grinste unsicher. „Glaubst du, ich hab es nötig, dich anzulügen? Glaubst du, ich hätte nichts besseres zu tun, als mir so einen Mist auszudenken? Nenn mir einen besseren Grund, warum ich am Donnerstag so aufgelöst war.“ Immer noch voller Unglauben sah er mich an. „Er hat dich geküsst?“, fragte er wieder. „Jahaaa! Das versuche ich doch die ganze Zeit schon dir zu sagen!“ „Aber WARUM!?“ Ich zuckte mit den Schultern und meinte: „Wenn ich das wüsste, dann wäre ich schon weiter. Hast du eine Ahnung, wie oft ich mir diese Frage seit Donnerstag schon gestellt habe? Hundert mal wäre zu wenig.“ Mit diesen Worten war der Kleine erst einmal still. Vermutlich musste er das, was er gerade gehört hatte, erst einmal verarbeiten. Verständlich. Wie oft in seinem Leben erfuhr man immerhin, dass sein größter Erzfeind einen Kerl geküsst hatte, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte? Nicht oft, so viel stand fest. Etwas positives hatte das ganze allerdings. Yugi war von seinen aufgewühlten Gedanken in Bezug auf Yami weggekommen. Es schien mir fast so, als hätte er nicht ein einziges Mal daran gedacht, seit mir Kaibas Name herausgerutscht war. Immerhin etwas... Auch wenn ich dafür jetzt leiden musste. Immerhin wollte ich nicht, dass irgendwer etwas von dieser Aktion wusste... Was jetzt allerdings nicht mehr zutraf. Warum konnte ich auch meine verdammt große Klappe nicht halten? „Ich vertrete ja immer noch die Meinung, dass das Kaibas neue Methode ist, um mich zu ärgern. Weißte, weil er es Leid geworden ist, dass auf die alte Tour zu machen“, meinte ich dann und steckte mir ein weiteres Stück Schokolade trotzig in den Mund, ganz so, als wenn ich damit meine Aussage noch unterstreichen wollte. Yugi musterte mich währenddessen einige Augenblicke nachdenklich. Das schien den Kleinen ziemlich zu beschäftigen. Gut, mich beschäftigte es auch, aber nur, weil es mich betraf. Yugi hatte mit dieser Angelegenheit ja eigentlich nichts zu tun. „Meinst du?“, fragte er mich nach einiger Zeit und sah mich weiterhin überlegend an. „Glaubst du nicht, dass da vielleicht mehr hinter steckt?“ Jetzt war es an mir, den Kleinen ungläubig anzustarren. „Willst du mir garade ernsthaft verklickern, dass du glaubst, dass Kaiba Gefühle hat?“ Er nickte zögernd. „Nie im Leben! Eher lernen Hunde fliegen!“ War das jetzt gerade eine Anspielung auf gewisse brünette Personen, die mich immer als >Köter< bezeichneten? Nicht zu fassen! Jetzt eignete ich mir auch noch seine Ausdrücke an! (Jaja, man könnte meinen, Joey hätte ein Herrchen gefunden, das sich um ihn kümmert...) „Aber das würde einiges erklären, meinst du nicht auch?“ „Das würde gar nichts erklären!“, erwiderte ich leicht aufgebracht und fasste meinen Freund an den Schultern, um ihn einmal zu schütteln. „Er hasst mich, Yugi! Glaubst du im Ernst, dass er mich nur küssen würde, weil er so etwas – aus seiner Sicht – lächerliches wie GEFÜHLE empfindet?!?! Glaub mir, ein Seto Kaiba hat keine Gefühle! Jedenfalls nicht, wenn sie auf eine andere Person außer seinen kleinen Bruder oder sich bezogen ist! Er macht das nur, um mich zu ärgern! Ich sag’s dir!“ Yugi sah mich zweifelnd an. „Also ich glaube, dass Kaiba tief in seinem Innersten auch nur ein Mensch ist“, meinte er dann. „Auch wenn er versucht, das zu verbergen.“ „Rein äußerlich ist er einer. Aber innerlich sowas von nicht! Sein Verhalten und seine Gefüle sind sowas von nicht menschlich! Sie sind sowas von nicht vorhanden, dass man meinen könnte, sie wären aus Eis. Oder hast du jemals gesehen, dass er auch nur ansatzweise so etwas wie Gefühle gezeigt hat? Ich sag’s dir: Seine Gefühlswelt ist sowas von eisig kalt, dass sie selbst dann nicht auftauen würde, wenn du ihn in nen Vulkan voller brennender Lava schmeißen würdest!“ Wütend starrte ich meinen Freund an. Wusste der, was er da von sich gab? Das war doch vollkommener Schwachsinn! Kaiba und Gefühle! Wer’s glaubt, wird selig! Auf einmal befand sich ein seltsames Funkeln in Yugis Augen. Das machte mir irgendwie Angst. Es war ziemlich beunruhigend, um ehrlich zu sein. „Ich glaube, du empfindest was für ihn“, meinte er dann nur. „WAS?!“, fragte ich ihn ungläubig. Hatte ich das gerade richtig verstanden?! Ich sollte etwas für diesen Eisklotz übrig haben? Nicht nur etwas übrig haben, sondern gleich etwas für ihn empfinden? Hatte Yugi Alkohol getrunken? Schnell fiel mein Blick auf die Schokoladenverpackung. Nein, kein Alkohol, ganz normale Vollmilch... Wie kam er denn dann zu so einem Schwachsinn?? Hatte er noch alle Nadeln an der Tanne?!?! Waren denn alle in meiner Umgebung verrückt geworden (fragt er sich das in letzter Zeit wirklich ziemlich oft oder kommt mir das nur so vor?)?! „Keinem anderen wäre das so detailiert aufgefallen und hätte das dann so sagen können, wie du das eben getan hast. Das kann man nur, wenn man etwas für diese Person übrig hat. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.“ Auch wenn ich wusste, woher er so etwas wusste, so musste ich doch gleich sagen, was ich davon hielr: „Das kann nicht dein Ernst sein!! Wir hassen uns!!!“ „Es ist schon erstaundlich, wie nah Hass und Liebe beieinander liegen“, sagte er ruhig. Liebe... Liebe?!?! Wie kam er denn jetzt auf Liebe?! Ein zweiter Blick auf die Schokoladenverpackung. Immer noch kein Alkohol enthalten. „Das kann doch nicht dein Ernst sein“, sagte ich verzweifelt und aß noch ein weiteres Stück Schololade. „Ich meine, wir hassen uns! Und außerdem ist er ein Kerl!“ Dieses Mal war es Yugi, der mich in die Arme schloss und mir beruhigend den Kopf tätschelte. „Du weißt genauso gut wie ich, dass das egal ist. Schließlich habe ich mich auch in den Pharao verliebt.“ Zum Ende hin war seine Stimme wieder etwas traurig geworden, hatte er sich doch wieder an den eigentlichen Grund sienes Besuchs bei mir erinnert. Er griff nach seiner Tafel Schokolade und nahm sich ein extrem großes Stück. Schweigen brach zwischen uns aus, in dem jeder von uns seinen eigenen Gedanken nachhing. Ich konnte es mir nicht verkneifen und strich dem Kleinen wieder beruhigend über den Rücken. Er zitterte schon wieder gefährlich. Wie kam Yugi nur dazu? Ich meine, seit wann besaß Kaiba denn Gefühle? Für Mokuba und sich selbst einmal ausgeschlossen... Naja, und außer dem Hass, den er für mich übrig hatte... Da war nie im Leben so etwas wie Liebe im Spiel! In was für einer Welt lebte Yugi eigentlich?! Wenn überhaupt, dann war da so etwas wie Begierde, aber definitiv keine Liebe! Konnte der so etwas überhaupt empfinden? Und wie schon gesagt: Kaiba war auch nur ein Kerl. Da hatte er auch gewisse Bedürfnisse... Aber warum nahm er sich dann nicht eine von den zahlreichen Weibern, die sich ihm zu Füßen schmissen? Ich meine, der hatte auf jeden Fall genug Fangirls. Warum sollte er sich also für einen Typen, noch dazu mich, interessieren? Wenn er sich wirklich für mich interessierte, wovon ich immer noch nicht überzeugt war. Ich war immer noch der Ansicht, dass er mich nur geküsst hatte, um mich zu ärgern. Wer wusste immerhin schon, wie ein Seto Kaiba tickte? Und wenn Yugi Recht mit dem hatte, was er vorhin gesagt hatte, von wegen, keiner würde ihn so gut verstehen wie ich, dann musste doch eigentlich ich mit meiner Aussage Recht haben und nicht Yugi, oder? Gut, also, nehmen wir einmal an, Yugi hätte Recht – oder jedenfalls ansatzweise. Behaupten wir einmal, Kaiba würde so etwas wie Lust empfinden, warum nahm er sich dann nicht eine dieser pinken Puderquasten, die sich ihm geradezu an den Hals schmissen und vergriff sich nicht an mir? Ich meine, die würden sich ihm freiwillig hingeben – ganz im Gegensatz zu mir. Ich würde mich mit Händen und Füßen gegen ihn wehren. Mal ganz davon abgesehen, dass ich definitiv NICHT unten liegen würde! So, also, warum nicht eine von den Weiben? Da musste es doch eine ganz simple Antwort drauf geben, oder? Als sie mir kam, schlug ich mir innerlich vor die Stirn. Vermutlich würden sie dann krampfhaft versuchen, ihm ein Kind unterzuschieben, egal, ob das nun wirklich von ihm war oder nicht. Dann hatten sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Immerhin konnte es sich Kaiba nicht leisten, schlechte Publicity zu machen. Gut, konnte er vermutlich schon, aber naja... Vielleicht würden ihm dann seine gesamten Geschäftspartner den Rücken zudrehen, weil sie ihm das mit dem Kind übel nehmen würden. Man konnte doch eine Mutter mit ihrem Kind nicht vor die Straße setzen! Um ehrlich zu sein, konnte ich mir Kaiba nicht als Vater vorstellen – gut, als älteren Bruder auch nicht, aber naja... Vater war noch unwahrscheinlciher als Bruder. Aber vielleicht lag das auch einfach nur daran, dass er erst achtzehn war... Höchstwahrscheinlich lag es aber an seinem Verhalten, das ich Yugi gerade eben so schön dargelegt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man Vater sien könnte, wenn man so kalt war wie er. Gut, ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Kaiba nicht verhütete.... Ich meine, so ein Perfektionist, wie er war, würde doch alles doppelt und dreifach sichern, bevor er ein Risiko einging. Ich würde ihm sogar zutrauen, sich selbst kastrieren zu lassen, um diesem Problem aus dem Weg zu gehen... naja gut, vielleicht doch nicht. Dann war er ja nicht mehr in allem der beste, und das konnte er sicher mit seinem Stolz nicht vereinbaren. Wenn er nicht in allem der beste war, dann war er auch nicht zufrieden... Nicht, dass ich wüsste, dass er jemals zufrieden war, aber ich nahm es an. Um also zu meinem früheren Problem zurückzukommen: Er würde sich nur an mir vergreifen, um dem ganzen Ärger mit einer möchte-gern-schwangeren Frau aus dem Weg zu gehen. Deswegen ich und kein Fangirl. Die simple Schlussfolgerung also: Lust. Lust, die abgebaut werden musste. Aber warum ich und nicht irgendein anderer Typ? Warum ausgerechnet ich? Oder hatte Yugi am Ende doch Recht? Empfand Kaiba am Ende doch etwas für mich? Halt! Ganz falsche Richtung! A) Kaiba würde NIE etwas für mich empfinden, geschweige denn ich etwas für ihn! B) Wir hassten uns wie die Pest. Unsere Beziehung konnte man beschreiben wie Feuer und Eis – aber zogen sich Gegensätze nicht an? Sollte das also – Halt! Wir hassten uns und damit Punkt! Aslo, weiter im Text! Keine weitere solcher seltsamen Überlegungen! Last, but not least: C) Was fiel mir eigentlich ein, über Kaibas Liebesleben nachzudenken?! Ich meine, was interessierte es mich, ob Kaiba beim Sex verhütete oder nicht? Und mit wem er es wo und wann trieb? Das interessierte doch nicht! (Ähm, doch, eigentlich schon...) „Ich glaube zwar nicht, dass du Recht hast, aber was soll’s?“, sagte ich schließlich, um diese Gedanken über Kaiba loszuwerden und um Yugi von den seinen – die sich zweifellos schon wieder um Yami drehten – abzulenken. „Wenn du meinst“, erwiderte er und kuschelte sich ein Stück weiter an meine Brust. Wieder breitete sich Stille zwischen uns aus, angenehme Stille. Konnte ich also wieder abdriften. Yugi hatte auch schon nicht mehr ganz so traurig geklungen. Ob das an der Tafel Schokolade lag, die er sich in den letzten fünf Minuten reingezogen – anders konnte man das echt nicht mehr nennen, da war nichts von Genuss mehr zu erkennen gewesen! – hatte? Wer wusste das schon? Ich war so in Gedanken versunken, dass mir gar nicht auffiel, dass mein Kopf irgendwann auf Yugis Schulter sank und ich einschlief. Was musste Yugi wohl gedacht haben, als ich einfach irgendwann auf ihm zusammengesunken war? Er war sicherlich enttäuscht, immerhin hatte er bei mir Trost gesucht, und was machte ich? Ich ratzte ihm einfach ein! Als ich wieder aufwachte, war er auf jeden Fall weg. Ich sah mich in meinem noch halb schlafenden Zustand ein wenig desorientiert um. Wo war der Kleine nur abgeblieben? Müde streckte ich mich und gähnte einmal ausgiebig, bevor ich aufstehen wollte, um ihn zu suchen. Vielleicht war er nur kurz in der Küche oder auf Toilette. Doch als ich mich vom Bett abstoßen wollte, raschelte es unter meiner rechten Hand. Überrascht sah ich hin – wobei ich mir den Nacken verdrehte. //Memo an mich: Nie wieder gegen die Wand gelehnt einschlafen, es sei denn, ich will Nackenschmerzen haben.// – und entdeckte einen Zettel. Ich nahm ihn hin und bevor ich ihn las, gähnte ich nocht einmal großzügig. „Hey Joey! Bin schon mal nach Hause gegangen. Du hast so niedlich“-schon wieder dieses Wort!-„geschlafen, da wollt ich dich nicht wecken. Da sabberst, wenn du schläfst, weißt du das? Oder lag das daran, dass du kurz davor Schokolade gegessen hast? Ist ja auch egal. Ich nehm’s dir auf jeden Fall nicht übel, dass du einfach so eingeschlafen bist. Ich hab dich ja viel zu früh am Wochenende geweckt. Vermutlich warst du erst heute morgen ganz früh von der Arbeit zurück, erst recht, wenn dich dieser Toshie noch aufgehalten hat. Mach dir also keinen Kopf. Es geht mir auch schon besser. Hat gut getan, mit dir darüber zu reden. Wir sehen uns spätestens Montag in der Schule. Yugi“ Na super! Ich hatte den Kleinen also in seinem Selbstzweifeln auf die Welt losgelassen! Er hatte mir zwar versichert, dass er es mir nicht übel nahm, dass ich einfach so eingeschlafen war und dass es ihm besser ging, doch ich war nicht umsonst sein bester Freund! In Wahrheit ging es ihm immer noch beschissen – um es einmal auf gut deutsch (japanisch) zu sagen. Er war der Typ Mensch, der all seinen Kummer in sich hineinfraß und nach außen hin immer so tat, als wenn es ihm bestens gehen würde, innerlich war er aber das reinste Wrack. Super, was konnte ich eigentlich? Was für ein schlechter Freund war ich eigentlich? Ich hätte nie und nimmer einschlafen dürfen! Wer wusste schon, was er gerade jetzt in diesem Moment tat?! Vielleicht war er gerade auf irgendeiner Bahnhoftoilette und ließ sich von irgend so einem Penner vergewaltigen!!! Oder er schnitt sich die Pulsadern auf! Wenn er sich vergewaltigen gelassen hatte oer sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte, dann war jetzt eh jede Hilfe zu spät! Ich war so mies! Ich hatte gar nicht das Recht, einen so guten Freund wie Yugi zu haben! Ich verdiente ihn einfach nicht! Ein Blick auf die Uhr ließ mich in Hektik ausbrechen. Noch eineinhalb Stunden und ich musste arbeiten! Wie lange hatte ich geschlafen!? Hastig sprang ich auf, verfing mich aber in meiner Bettdecke, die Yugi wieder über mir ausgebreitet haben musste, als er gegangen war, und legte mich erst einmal aus die Schnauze. Wie schon gesagt: Ich hatte ihn nicht verdient. Fluchend hielt ich mir die Nase. Das hatte wehgetan! Verdammt! Der Tag konnte schon nicht mehr schlechter werden! Erst ließ ich meinen besten Freund hängen und dann fiel ich auch noch so ungalant hin. Ich konnte von Glück reden, dass ich davon nicht Nasenbluten bekommen hatte. Dann wäre der Tag endgültig im Eimer gewesen, und das, obwohl er noch gar nicht richtig angefangen hatte! (Eigentlich schon, du hast nur den größten Teil davon verschlafen...) Ob das Rache war? Rache des Schicksals, weil ich mich nicht vernünftig um meinen besten Freund gekümmert hatte? Wer wusste das schon? Das Schicksal war geheimnisvoll und folgte seinem eigenen Weg und seinen eigenen Spielregeln. Um Gottes Willen! Was dachte ich hier!? Ich war eindeutig zu oft mit dem Pharao unterwegs! Der färbte schon ab! Nicht, dass ich etwas gegen sein Schicksalsreden hätte, aber das ich damit jetzt auch anfing?! Musste das sein!? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, das war's dann auch schon wieder Ich hoff, es hat euch gefallen... Ich mag das Kapitel irgendwie nicht... ganz besonders, wo Joey so Kaiba beschreibt, von wegen, dass er keine Gefühle hätt und so. Das kommt mir irgendwie so oberflächlich vor... Wenn ich mal irgendwie nen Geistesblitz hab, wie ich das besser beschreiben könnt, damit dann auch Yugis Aussage wirklich darauf passt, dann änder ich das mal ab... Aber vorerst müsst ihr damit vorlieb nehmen *es erbärmlich findet* Naja, würd mich aber trotzdem über Kommis freuen^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 11: Klärende Gespräche ------------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hi Leute^^ Nächstes Kapitel^^ Hoffe, ihr mögt es... Könnt jetzt etwas länger dauern bis zum nächsten, da ich das jetzt erst wieder schreiben muss, weil das hier das letzte ist, das ich im Urlaub geschrieben hab. Hoffe aber, dass es nicht allzu lange dauert, weil ich glaube, dass wird... lustig... (mehr oder weniger >.> nur vermutlich lach ich mir wieder einen ab, wenn ich das schreibe, weil ich es so lustig finde, was ich fürn Schwachsinn fabriziere...) Also, viel Spaß hiermit^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte es noch rechtzeitig zur Arbeit geschafft. Zum Glück, sollte ich wohl sagen, denn wenn ich zu spät gekommen wäre, dann hätte mir Carlos sicherlich den Hals umgedreht... Jaja, Spanier und ihr Temperament... Ziemlich unberechenbar, diese Kerle... Mein Abendessen hatte ich auf dem Weg zur Arbeit gegessen. Ich hatte eben doch zu lange geschlafen. Und alles nur wegen diesem Idioten Toshie! Wenn ich den in die Finger bekam...! Und das Schlimmste überhaupt war: Ich hatte weder gefrühstückt, noch zu Mittag gegessen! Das einzige, was sich in meinem Magen befand, war also die Tafel Schokolade von vor was weiß ich wie viel Stunden und zwei läppische Brötchen! Mein Magen hing mir in den Kniekehlen! Das war viel zu wenig! Und dann sollte ich noch zwei Stunden arbeiten! Das überlebte ich nicht! Davor würde ich elendig verhungern! Alles nur Toshies Schuld! Alter, der war ja sowas von fällig! Mir war doch tatsächlich meine Arbeit wichtiger als mein bester Freund! Wäre ich wirklich sein bester Freund, dann hätte ich nach ihm gesucht und würde jetzt nicht zur Arbeit gehen! Die wäre mir dann in diesem Fall so etwas von egal! Aber nein! Ich ging zur Arbeit und ließ meinen besten Freund hängen! Ich war so ein mieses Arschloch! Vielleicht wurde er ja wirklich von irgendwem vergewaltigt! Oder er verblutete gerade auf einer Bahnhofstoilette!! Und was machte ich?! Ich ging zur Arbeit! „Du bist spät“, wurde ich von Carlos begrüßt. Kein >Hola< oder >Buenos días< oder so, nein, ein einfaches >Du bist spät<. „Noch bin ich pünktlich“, giftete ich, die Tatsache dabei gekonnt übergehend, dass das mein Chef war, den ich da gerade anfuhr. „Du bist ja gut drauf heute. Bist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden“, meinte er. Ja, so konnte man es auch nennen... „Was erwartest du, wenn du mich so begrüßt, als wenn ich ne Schatztruhe von unschätzbarem Wert verloren hätte? Bedank dich bei Toshie. Der ist an allem Schuld.“ Mit diesen Worten rauschte ich an ihm vorbei gen Bühne. Ich hatte immerhin noch ganze (nee, halbe, weißte...) fünf Minuten, bis ich auftreten musste. Den fragenden und verwirrten Blicken meines Chefs in meinem Rücken war ich mir durchaus bewusst. Ich konnte förmlich fühlen, wie er sich fragte, was da zwischen uns vorgefallen war. Sollte er doch! Ich würde ihm diese Frage garantiert nicht beantworten! Sollte er doch Toshie fragen! Der würde ihm sicherlich mit Freuden berichten, dass er mich fast vergewaltigt hätte! Bis zu dem Punkt, an dem ich ihm dann beinahe das Handgelenk gebrochen hätte... (Übertreibung, das mit dem Handgelenk...) Obwohl... was würde Carlos wohl dazu sagen, wenn er herausfand, dass einer seiner Angestellten die anderen belästigte? Würde er das überhaupt billigen? Oder würde er uns gleich beide rausschmeißen? Das konnte ich mir nicht leisten! Ich brauchte doch das Geld, das ich verdiente! Ach, scheiß doch drauf! War jetzt auch egal! Das kotzte mich im Moment einfach alles nur an! Wenn ich Toshie in die Finger bekam...!!! Ich betrat die Bühne und sofort wurde ich durch tosenden Beifall begrüßt. Na, immerhin etwas! Wenigstens das Publikum war noch normal – wenn man das denn als normal bezeichnen konnte, wenn man auf meine Stimme stand... Meine Laune, die sich im Kelller befand, hob sich um vielleicht in etwa fünf Zentimeter... Immerhin ein Anfang. Wenn ich Glück hatte, vergaß ich hier meinen Ärger auf Toshie so weit, dass meine Laune wieder normal war, sodass man mich wieder ansprechen konnte, ohne dass ich denjenigen angiftete. Aber wie gesagt: nur, wenn ich Glück hatte. Nach etwa der ersten Stunde konnte ich auch meine Freunde unter der kreischenden Menschenmenge ausmachen. Alle, bis auf eine Ausnahme: Yugi. Vermutlich saß er zu Hause und ging Yami aus dem Weg. Oder zumindest hoffte ich, dass er zu Hause war. Vielleicht lag er ja doch in irgendeiner Bahnhofstoilette... Nein, nicht dran denken! Ich konnte es kaum erwarten, dass meine Schicht zu Ende war, damit ich zu dem Rest gehen konnte, um die Angst um meinen besten Freund los zu werden. Yami wusste sicherlich, ob Yugi zu Hause war oder nicht. Und wenn nicht... Darüber dachte ich nach, wenn dem wirklich so wäre. „Hey, Leute, wie geht’s?“, fragte ich, als ich mich zu den anderen gesellte. „Wo habt ihr denn Yugi gelassen?“, wollte ich besorgt wissen. Schließlich war er nie weit von seinen Freunden – uns – entfernt. Ich konnte nur hoffen, dass er Yami wirklich aus dem Weg ging und dass er deswegen zu Hause geblieben war. Wenn nicht... Yami sah betreten zur Seite und meinte: „Er hatte keine Lust. Fühlt sich nicht so gut. Braucht ein wenig Zeit für sich.“ Ich zog eine Augenbraue hoch, um ihn kritisch anzusehen. Man ließ jemanden doch nicht alleine, wenn es ihm nicht gut ging. Innerlich fiel mir aber ein Stein vom Herzen. War dem Kleinen also nichts passiert. Lag also nicht in irgendeiner Bahnhofstoilette. Man, der Gedanke verfolgte mich ja regelrecht! „Und dann lässt du ihn einfach so alleine? Hättest du dich nicht um ihn kümmern müssen?“, fragte ich empört. Was war, wenn dem Kleinen etwas zustieß? Yami sah mich immer noch nicht an und erwiderte: „Er meinte, ich solle mir um ihn keine Sorgen machen. Ich solle Spaß haben.“ Gut, schön und gut, dass Yami seine Gefühle nicht erwiderte, aber hätte er nicht vielleicht doch bei dem Kleinen bleiben sollen? Nur so, für alle Fälle? Klar, Yugi wollte ihn vermutlich zu hundert Prozent nicht sehen, aber wer wusste schon, was sich der Kleine antat, wenn er alleine war? Man konnte nie vorsichtig genug sein. Um Gottes Willen! Jetzt mutierte ich schon zu einer Glucke, die auf ihre Küken aufpasste! Schrecklich! Oder lag es einfach daran, dass mir meine Freunde wichtig waren? Dass sie alles für mich waren? Und dass ich deswegen nicht wollte, dass es ihnen schlecht ging? Dass ihnen etwas passierte? Tristan und Tea hatten sich derweil gekonnt aus der Konversation herausgehalten. Wussten sie überhaupt schon Bescheid? Wohl eher nicht... Sie sahen aber trotzdem besorgt aus. Vermutlich machten sie sich Gedanken um Yugi. Ich wollte eigentlich gerade etwas zu Yamis Verhalten sagen, als auf einmal wie aus dem Nichts Kitian mit Tablett und Getränken hinter mir auftauchte. „Hey, Leute, was zieht ihr denn alle Gesichter wie sieben Tage Regenwetter? Hübscher Knutschfleck übrigens. Wo hast du den denn her? Gestern hattest du den aber noch nicht. Hast du dir endlich eins von den Mädchen genommen, die sich dir reihenweise zu Füßen schmeißen?“, fragte sie mich und stellte einen Drink vor mir auf den Tisch. Sofort hefteten sich die Blicke meiner Freunde auf mich, suchten nach besagtem Fleck und sahen mich überrascht an, als sie ihn fanden. „Das ist eine gute Frage, Alter! Wo hast du den her?“, fragte Tristan neugierig. Meine ohnehin schon nicht berauschende Laune sank wieder weiter in den Keller. Von wegen sie wird besser, wenn ich mir meinen Frust wegsinge. Naja, heute hatte es auch nicht das passende Lied dafür gegeben... „Keinen Kommentar!“, meinte ich und musterte dann misstrauisch das Getränk, das Kitian vor mich gestellt hatte. „Was ist das? Ist das irgendwas von Toshie? Wenn ja, dann kannst du das gleich wieder mitnehmen.“ Kitian zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter dazu und stellte den Drink wieder auf ihr Tablett. War ja klar, dass das was von Toshie gewesen war, immerhin war er der Barkeeper. „Carlos sagte schon, dass du heute miese Laune hast. Bist wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ „Ja, verdammt!“, murmelte ich. „Was hast du gesagt?“, fragte sie nach. Ich hatte wohl zu leise geredet. „Ach nichts“, meinte ich. Dann wandte ich mich Yami zu: „Und du kommst jetzt mal mit mir mit.“ Mit diesen Worten griff ich nach seinem Arm und zog ihn hinter mir her. „Was-“ „Gleich“, schnitt ich ihm das Wort ab und zerrte ihn in den Backstagebereich, meine verwirrten Freunde zurücklassend, doch das kümmerte mich im Moment herzlich wenig. Yami bekam eine Schnellbesichtigung des Backstagebereichs, doch hatte er keine Zeit groß zu gucken, denn ich brachte ihn zur Hintertür und ging mit ihm hindurch. Augenblicklich verstummte der ganze Lärm, den man eben noch auf dem Gang hatte hören können. Im Hinterhof angekommen ließ ich ihn los. „Hättest du jetzt vielleicht mal die Freundlichkeit, mir zu sagen, was hier abgeht?“, fragte er mich etwas ungehalten. Super, jetzt hatte ich ihn zwar da, wo ich ihn haben wollte – nämlich allein und in meiner Gewalt (Muahahaha!) – aber wie fing ich das Thema mit Yugi jetzt am besten an? „Ich bin heute morgen so gegen viertel nach neun durch ein penetrantes Klingeln an meiner Haustür aufgewacht“, begann ich also. Ein Blick in Yamis ratloses Gesicht verriet mir, dass er keine Ahnung von dem hatte, was ich gerade im Begriff war, zu erzählen. „Ich brauchte erst noch so zehn Minuten, um mich aufraffen zu können, um endlich an die Tür zu gehen, um denjenigen erst mal gründlich zusammen zu scheißen, weil er mich beim Schlafen stört. Weißt du, was ich vorgefunden habe? Einen mehr als nur aufgelösten Yugi.“ Sofort schlich sich ein Hauch Verständnis auf seine Züge. „Ziemlich fertig. Ich habe mindestens eine halbe Stunde oder so gebraucht, um ihn wieder einigermaßen ansprechbar hinzubekommen. Weißt du, was du ihm angetan hast?“ Yamis Gesicht hatte einen leicht reuevollen Ausdruck bekommen und er nickte, doch dann verhärteten sich seine Züge und er fragte aufgebracht: „Was hätte ich denn machen sollen? Ich erwidere seine Gefühle nun mal nicht! Oder hätte ich ihn mit offenen Armen empfangen sollen, frei nach dem Motte: >Ich liebe dich zwar nicht, lass uns aber trotzdem eine Beziehung eingehen.> Der kann alles... Denkt er zumindest). Da war es so wirklich der bessere Weg, auch wenn Yugi vermutlich eher Wochen als Tage, wenn nicht sogar Monate brauchte, um das zu verarbeiten (ok, jetzt übertreibe ich aber...). „Wenn das wirklich so ist, wie du sagst, dann stell dich schon mal drauf ein, dass dir Yugi in Zukunft aus dem Weg gehen wird“, meinte ich. Yami sah vom Boden auf und blickte mich eingehend an, dann fragte er mitleidig: „So schlimm ist es?“ „Er meinte, dass er dir nicht mehr unter die Augen treten kann. Generell hat er keine Ahnung, wie er sich jetzt dir gegenüber verhalten soll...“ Der Pharao ließ ein grottentiefes Seufzen verlauten. „Da ist er nicht der einzige... Er war also den ganzen Tag bei dir? Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wo er abgeblieben war... Er ist so was wie ein kleiner Bruder für mich.“ „Jap, er war bei mir. Jedenfalls bis ich eingeschlafen bin... Ob er danach noch bei mir geblieben ist, keine Ahnung.“ Yami sah mich ungläubig an, als ich das mit dem Einschlafen erwähnt hatte. Vermutllich dachte er, dass er sich gerade verhört hatte. Wer schlief schon ein, wenn einem der beste Freund gerade sein Herz ausgeschüttet hatte und verzweifelt war? Richtig, keiner, außer mir... „Aber das ist ja jetzt auch nicht so wichtig. Viel wichtiger: Was passt dir denn an Yugi nicht?“ Ein weiteres grottentiefes Seufzen Yamis. „Keine Ahnung. Aber selbst wenn ich es wüsste, würde es Yugi nichts bringen... Er kann sich nicht so zurechtbiegen, dass ich ihn auf einmal lieben würde. Ich vertrete immer noch die Ansicht, dass man jemanden so liebt, wie er ist, oder man lässt es bleiben. In meiner Vergangenheit ist es viel zu oft passiert, dass mir eine willenlose Marionette vorgestzt wurde. Ich vermute, dass ich jetzt das komplette Gegenteil von einer willenlosen Marionette brauche. Jemanden, der sich mit Händen und Füßen zur Wehr setzt, wenn ihm etwas nicht passt und der nicht sofort springt, wenn ich sage, dass er es tun soll. Und ich glaube, Yugi ist nicht der richtige dafür. Er würde versuchen, es mir recht zu machen, sobald es mal kriseln würde. Außerdem lebe ich schon seit Jahrhunderten. Auch wenn ich nach außen hin wie ein Teenager aussehe, innerlich bin ich schon viel älter. Ich brauche jemanden, der reifer ist, als irgend so ein dahergelaufener 17jähriger. Das klingt jetzt hart, ich weiß, aber es ist so.“ Yami sah beschämt zu Boden. Konnte man es ihm zum Vorwurf machen, dass er war, wer er war? Nein, immerhin konnte er nichts dafür, dass er vor langer Zeit (wie lange war Yami in dem Puzzle eingeschlossen? Erfährt man das irgendwann? Wenn ja, dann hab ich’s vergessen...) Pharao gewesen war und dann in dem Puzzle weitergelebt hatte? Über Jahrhunderte hinweg? Nein, konnte man nicht. Das war Schicksal, und dagegen konnte man nichts machen. Und er hatte Recht, er war eigentlich ein alter Knacker – um es auf gut deutsch (japanisch) zu sagen und brachte deswegen höchstwahrscheinlich jemanden, der älter war. Aber wer war für einen ehemaligen Milleniumsgeist schon reif genug? Würde er etwa in Zukunft mit achtzigjährigen Rentnern durch die Gegend laufen? Allein schon die Vorstellung war verrückt! Ein äußerlich 17 bis 18jähriger, wie er mit alten Leuten durch die Gegend lief, am besten dann noch, wie er sich mit ihnen küsste! Hallo? Ging’s noch? Bei diesem Gedanken drehte sich mir ungewollt der Magen um! Diese Vorstellung...! Das konnte ich einfach nicht beschreiben! Ich wusste nicht, wie man das nennen sollte... Abstrakt? Klar, wenn man sich liebte, war eigentlich alles erlaubt... aber auch in diesem Extrem? Das war dann vielleicht doch ein wenig zu viel... Aber wenn nicht ein Rentner, wer dann? Oder war Yami dazu verdammt, unglücklich zu leben und unglücklich zu sterben? Nachdem er schon so viele Jahre einsam in seinem Puzzle eingeschlossen war? Allein? Die ganze Zeit über? Das konnte es doch nicht sein! Irgendjemanden musste es geben! Irgendjemanden, der zu Yami passte! „Du hast Recht“, sagte ich schließlich nach meiner mehr oder weniger intensiven Überlegung. Es war ja auch wirklich so. Wenn man das ganze von Yamis Standpunkt betrachtete, war es mehr als nur logisch, dass Yugi nicht der richtige war. Er war im Vergleich zu dem Pharao ein Kind – jedenfalls, was das Alter betraf, das Aussehen zwar nicht, aber naja... Yamis Vorstellungen von einer Beziehung waren garantiert ganz anders als die von Yugi... Vielleicht waren die noch von seinen Vorstellungen aus dem alten Ägypten geprägt! Na das konnte ja heiter werden... Oder auch nicht... Wen gab es schon, der die gleichen Ansichten hatte wie Yami? Obwohl die sich doch über all die Jahre (wie lange verdammt haben die sich einen Körper geteilt??!!) hinweg einen Körper geteilt hatten. Sie kannten sich in- und auswendig. Eigentlich waren sie doch deswegen wie für einander geschaffen, oder nicht? Naja, aber wenn Yami nicht wollte... Wie schon gesagt: Gefühle konnte man nicht erzwingen... Dann blieb aber immer noch die Frage: Wer war dann der richtige? Mit dieser Frage musste ich mich noch unbedingt beschäftigen. Zusammen mit der, wer denn dann für Yugi der richtige war. Ich meine, wenn denen keiner half, dann fanden die beiden nie zu ihrem Glück. Warum also nicht ich? Schließlich war ich schon einmal Amors Bote gewesen. Ich erinnere an die Aktion, als ich zu >If you believe< gesungen hatte. Mal sehen, villeicht würde ich sogar Tea und Tristan noch mit einbeziehen. Dann wäre es eventuell nicht ganz so schwer und würde nicht so lange dauern, die richtigen Personen zu finden... Jaja, was würden die anderen nur ohne mich machen? Klang das jetzt eingebildet? Ja, ziemlich, aber was soll’s? Ich musste mich schließlich noch irgendwie aus diesem Stimmungsloch retten, in dem ich mich heute befand und da half es ungemein, sich einzubilden, man wäre wichtig und man würde gebraucht werden. „Da kann man nichts machen“, fügte ich noch hinzu. „Lass uns rein gehen, die anderen fragen sich bestimmt schon, wo wir abgeblieben sind. Wenn du willst, dann kann ich Yugi das so schonend wie nur irgend möglich beibringen. Dir wird er vermutlich sowieso nicht zu hören. Wahrscheinlich wird er vor dir weglaufen oder so.“ Ich grinste ihn aufmunternd an. „Danke“, sagte er erleichtert. „Und wie ihr miteinander umgehen sollt. Naja, was soll man da groß sagen, vor allem, wenn man von sowas keine Ahnung hat, so wie ich. Ich würd sagen, ihr tut am besten so, als wenn nichts gewesen wäre. Ich weiß, das hört sich nicht besonders leicht an – ist es bestimmt auch nicht – und die beste Methode damit umzugehen ist es bestimmt auch nicht, aber im Moment ist es das beste, was ihr machen könnt. Jedenfalls, solange wir nichts besseres wissen. Ich rede mal mit Tea. Die weiß bestimmt, was man da machen könnt...“ Yami seufzte ergeben. „Vermutlich hast du Recht, vor allem, solange wir nichts besseres wissen. Aber muss Tea davon wirklich erfahren?“ Ich grinste ihn breit an. „Die weiß das schon, jedenfalls ansatzweise. Sie weiß, wie Yugi für dich empfindet. Bei den Blicken, die er dir immer zugeworfen hat, ist das auch nicht sonderlich schwer zu vermuten. Willst du mir im Ernst sagen, dass dir Yugis Blicke nie aufgefallen sind?“ Er schüttelte nur den Kopf. Ok, wie ignorant konnte man eigentlich sein? Gut, der Rest unserer Klasse hatte das bis jetzt auch noch nicht bemerkt, aber die kannten den Kleinen ja auch nicht so gut wie wir. Ich hatte eigentlich gedacht, dass dem Pharao das aufgefallen sein musste... Immerhin bemerkte er doch sonst immer alle möglichen Kleinigkeiten, die allen anderen entgangen wären. Er war doch sonst so feinfühlig... „Lass uns jetzt endlich wieder zu dem Rest gehen“, sagte ich also nur, ohne weiter auf Yamis Kopfschütteln einzugehen. Er nickte mir zustimmend zu und folgte mir. Ich hatte bereits die Tür zum Backstagebereich wieder geöffnet und sofort wurden wir von lauter Musik empfangen. Ich konnte es mir nicht verkneifen Yami die Tür gentleman-like aufzuhalten und ihn anzugrinsen. „Ladies first“, sagte ich dann noch charmant. Yami grinste zurück, eine Spur Schalk in den Augen. „Wie nett“, meinte er, sein Grinsen wurde immer breiter. Als ich hinter ihm den Gang betrat, schloss ich die Tür und wandte mich dann wieder zu meinem Freund, um ihm den Weg zu weisen, immerhin hatte er keine Ahnung, wo er lang musste – gut, es wäre nicht sonderlich schwer, das herauszufinden, so groß war das hier immerhin nicht, er hätte nur einfach die paar Türen, die es hier gab, aufmachen und nachgucken müssen, was sich dahinter befand. Früher oder später hätte er schon die richtige gefunden. „Hast du denn schon jemanden ins Auge gefasst?“, fragte ich auf dem Weg zurück. Das musste man sich einmal bildlich vorstellen... Der Pharao, wie er irgendwem mit seiner Hand ins Auge fasste. Einfach nur herrlich. Ok, das war jetzt doch ein wenig vom Thema abgekommen... Yami schüttelte den Kopf, dann seufzte er wieder. Kam mir das nur so vor oder tat er das in letzter Zeit ziemlich oft? „Ich fürchte, es gibt niemanden, der für mich geeignet ist. Ich bin immerhin schon mehrere Jahrhunderte alt.“ „Ach komm schon! Lass den Kopf nicht hängen! Es gibt für jeden den richtigen. Manche brauchen nur länger, um den zu finden. Und ich meine, wenn’s hart auf hart kommt, dann nimmst du eben Yugis Großvater. Der ist doch auch schon ein lebendes Fossil.“ Allein schon der Gedanke, dass Yami eine Beziehung mit Großvater haben könnte, war lächerlich! Deswegen fingen wir auch an zu lachen, als mich der Pharao erst kurz ungläubig angesehen hatte. So laut und heftig, dass uns die Tränen kamen. Erst jetzt fiel mir auf, dass immer von einem >ihm< die Rede war, nie von einer >ihr<. Ich hatte nicht einen Gedanken an eine Frau verschwendet. Es war für mich wie selbstverständlich, dass Yami einen Kerl suchte – und brauchte. Ok, waren in meiner Umgebung jetzt alle schwul geworden? Nicht nur Kaiba und Toshie, nein jetzt auch noch Yugi und Yami. Schwulisierte (gibt’s das Wort O.O) ich hier alle? Wir brauchten einige Zeit, um uns wieder zu beruhigen, doch als Yami etwas sagen wollte, brach er erneut in Gelächter aus. Und jetzt, da ich ihn lachen sah, hielt mich auch nichts mehr und ich fing wieder an. Dieses Mal war es sogar so schlimm, dass sich Yami gegen die Wand lehnen musste, damit er sich nicht vor Lachen auf dem Boden kringelte. Ja, es war schon irgendwie ein lustiger Gedanke, wie Yami mit Großvater rummachte... Allein schon die Vorstellung...! //Oh Gott! Hör endlich auf, daran zu denken! Du lachst dich hier sonst noch zu Tode!//. Wir waren so in unser Lachen vertieft, dass wir nicht mitbekamen, wie sich uns eine lilahaarige Person näherte. Erst, als Yami – zwar immer noch lachend – hinter mich deutete, drehte ich mich immer noch grinsend um und sah den Neuankömmling an. Augenblicklich verfinsterte sich meine Laune wieder. „Was ist denn in euch gefahren? Und was macht er überhaupt hier?“ Er deutete auf Yami. „Das ist nur für Personal zugelassen, wie du sicherlich weißt“, sagte er zu mir und musterte Yami dabei ausgiebig. Ein neues Opfer...? „Ja, ich weiß. Ich wüsste aber nicht, was es dich angeht, Toshie.“ „Du hast wirklich schlechte Laune. Ich dachte, Carlos und Kitian hätten sich das nur eingebildet. Wie kommt’s?“ „Das fragst du noch? Nachdem, was du abgezogen hast?!“ War es nicht offensichtlich, dass meine Laune nur wegen ihm so schlecht war? Ich meine, er hatte doch gemerkt, dass ich nicht wollte! Dass ich nicht an der Tür meiner Arbeit vergewaltigt werden wollte! Dass ich anschließend giftig auf ihn war, war doch demzufolge klar, oder nicht? „Daran liegt es? Das nimmst du mir immer noch übel?“, fragte er ungläubig. „Ja, verdammt!“ „Und ich dachte, du wärst schüchtern und zierst dich.“ Boah, ich glaubte es nicht! Hatte er wirklich verstanden, dass ich kein Interesse an ihm hatte? „Aber dass dem wirklich so ist...! Und dann auch noch so dolle! Du hast Angst!“ Ich starrte ihn ungläubig an. War der so blöd? Oder tat der nur so? „Glaubst du im Ernst, ich würde etwas von dir wollen, wenn ich dir fast das Handgelenk breche?“, fragte ich ihn. Eine meiner Augenbrauen hatte angefangen, gefährlich zu zucken. „Du hattest Angst und wusstest nicht, wie du dich mir gegenüber verhalten sollst.“ Bitte was?!?! „Was uns zum nächsten Punkt bringt: Was hast du gemacht? Ich dachte, der Verband um deinen Arm wäre nur ein Accessoire, aber als ich dann auch noch den um deinen Oberkörper gespürt hatte, war klar, dass dem nicht so war. Was ist passiert?“ Ich hatte Schwierigkeiten, ihn nicht anzufallen. Was erfand der sich da für einen Mist? Ich meine, ich hatte mich gewehrt! Und jetzt wollte der auch noch wissen, was ich gemacht hatte?! Was ging es den an?! „Das ist ein Andenken an den Tag, an dem ich zu spät gekommen bin. Du erinnerst dich? Wo ich einen Freund beschützt hab. Nicht, dass es dich etwas angehen würde... Und damit eins klar ist: Ich will nichts von dir! Ich dachte, das wäre klar, seit mich Kititan vor dir gerettet hat. Spätestens seit gestern bzw. heute morgen sollte das doch klar sein, oder? Oder glaubst du im Ernst, ich würde jemandem fast das Handgelenk brechen oder umdrehen oder was auch immer, wenn ich was von ihm wollen würde? Das wäre eine sehr merkwürdige Art und Weise, seine Zuneigung zu zeigen, meinst du nicht auch? Vor allem steh ich nicht auf Männer.“ Toshie musterte mich intensiv. Dann begann er zu grinsen und meinte: „ Du WIRST mir gehören.“ Danach drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand. Stille brach aus – wenn man jedenfalls einmal von der lauten Musik, die bis zu Yami und mir drang, absah – in der ich ihm ungläubig hinterherstarrte. Was glaubte dieser Typ eigentlich? Dass ich sein Eigentum war, oder was? „Was – war – das?“, fragte eine Stimme hinter mir. Ach stimmt, den gab es ja auch noch... Aber das war eine berechtigte Frage. Was war das gewesen? „Wenn ich das wüsste, dann wäre ich schon weiter, glaub mir...“, meinte ich und starrte Toshie noch immer gedankenversunken nach. „Das hat so geklungen, als wenn er mit dir geschlafen hätte...“, spekulierte Yami und musterte mich nachdenklich. Na super, jetzt hielt er mich für irgend so einen billigen Stricher, der mit jedem ins Bett sprang. Glaubte der im Ernst, ich würde mich auf ein so niedriges Niveau herablassen? Nie und nimmer! Etwas von meiner Wut musste sich in meiner Miene wiedergespiegelt haben, denn er verbesserte: „Oder besser: Als hätte er es versucht.“ „Und wie er es versucht hat! Da hab ich ihm dann aber erst mal gehörig die Levithen gelesen!“ „Und was war das mit deiner Verletzung? Was meinte er mit dem Verband um deinen Oberkörper? Würdest du mich bitte mal aufklären?“ Ich seufzte. Womit hatte ich das verdient? Mir blieb nichts anderes übrig, also hob ich mein T-Shirt vorne hoch und entblößte meinen Verband. Ich war Yami eine Erklärung schuldig, auch wenn ich eigentlich nicht wollte, dass davon jemand etwas erfuhr. Genauso wenig, wie ich wollte, dass noch jemand außer Yugi von der Sache mit Toshie wusste, aber naja... Wenn ich es geschickt anstellte, dann musste ich ihm wenigstens die Sache mit Kaiba nicht erklären... Immerhin etwas... Yami währenddessen starrte nur ungläubig meinen entblößten Oberkörper an – obwohl der ja eigentlich nicht entblößt war, weil ich ja immer noch meinen Verband trug. „Was bei Ra hast du gemacht? Ich dachte, es wäre nur deine Hand, eventuell noch dein Arm davon betroffen.“ Also klärte ich ihn auf, nicht nur über die Sache mit Mokuba, sondern auch über die mit Toshie, obwohl ich letztere nur sehr ungern erzählte. Aber nachdem Toshie gerade eben so eine Show abgezogen hatte, musste ich Yami erklären, warum mein sehr geehrter – nicht – Arbeitskollege das getan hatte. „Das du eine gewisse Anziehungskraft auf ihn hast, war nicht zu übersehen.“ Nee, wirklich? Wie kam er nur darauf? Yami betrachtete mich nachdenklich. „Vielleicht sollten wir dir einen Keuschheitsgürtel umlegen, nur zu deiner eigenen Sicherheit, versteht sich.“ Ich starrte ihn ungläubig an. Hatte ich das gerade wirklich richtig gehört? Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Ich meine, hallo? Ging’s dem noch ganz gut? Auf einmal fing Yami an zu grinsen. Das konnte nichts gutes heißen. Garantiert, definitiv konnte das nichts gutes heißen. „Dann wirst du auch von gewissen anderen Perosnen in Ruhe gelassen.“ Was meinte er damit? Wollte der mir etwa sagen, dass er von Kaiba...? Unmöglich! Das konnte nicht sein! Woher sollte er das wissen? „Was meinst du damit?“, fragte ich ihn vorsichtig. „Och, nichts“, meinte er und mittlerweile hatte sich noch ein seeehr beunruhigendes Funkeln in seine Augen gelegt, genauso wie vorhin bei Yugi. „Sag schon!“, drängte ich ihn, doch er grinste nur weiter und ging los in Richtung Musik. Verdattert sah ich ihm nach, rannte ihm nach einigen Augenblicken hinterher und versuchte immer wieder aus ihm herauszubekommen, was er damit gemeint hatte, doch er antwortete mir nicht und grinste währenddessen nur weiter sein angsteinflößendes Grinsen. Ich versuchte noch den Rest des Abends aus ihm herauszufinden, was er damit gemeint hatte, doch immer, wenn ich ihn wieder darauf ansprach, kehrten dieses Grinsen und dieses Funkeln in den Augen zurück, aber sagen tat er nichts. Tristan und Tea weihten wir erst einmal nicht ein, auch wenn sie uns mit Fragen löcherten, als wir wiederkamen. Ich musste erst den richtigen Augenblick abwarten. Denn wenn einer von uns, der Pharao oder ich, jetzt erzählen würde, worüber wir uns unterhalten hatten, dann würde er nur wieder traurig werden und das wollte ich nicht. Das hatte für diesen Tag gereicht. Ich würde also abwarten, bis wir unter uns waren, bis weder Yugi noch Yami anwesend waren und dann würde ich ihnen alles erzählen. Erst dann, damit sie keine unangenehmen Fragen stellen konnten, ganz besonders Yugi nicht. Der würde vermutlich einen Herzkasper kriegen, wenn sie ihn darauf ansprechen würden, jedenfalls jetzt noch, so kurz nach >dem Ereignis<. Und so ließen wir die beiden den Rest des Abends schmoren, genauso wie Yami mich den Rest des Abends schmoren ließ. Was zum Henker hatte er damit gemeint? Wenn er es mir nicht bei nächstbester Gelegenheit sagte, dann würde ich es aus ihm herausprügeln müssen! Was ich natürlich nicht machen würde, aber bei solchen Gedanken konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nur, um euch das warten ein wenig zu versüßen (oder, um euch zu quälen, weil ihr dann unbedingt wollt, dass ich noch schneller weiterschreibe...), verrat ich jetzt schon mal, dass im nächsten Kapitel Joey und Kaiba... ... >aneinanderraten< (kann ich das so bezeichnen...*grübel*) werden...^^ (bin ich nicht gemein? Muahahaha!!!) Das Kapitel wird >Überraschungen< heißen^^ Ich glaub, dass wird lustig^^ Also, hoffe, man liest sich^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12: Überraschungen -------------------------- ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Alter, ihr seid doch alle verrückt geworden!!! Über 50 Kommis!!! Seid ihr noch zu retten???? Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll! Auf jeden Fall ein riesiges DANKESCHÖN!!! Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendwen gibt, der diesen Mist hier so gut findet... Ich find das einfach nur herrlich!! Deswegen hab ich mich auf jeden Fall auch so beeilt um dieses Kapitel zu schreiben. Als kleines danke dafür, dass ihr immer so fleißig schreibt^^ Ich hoffe, dass es euch gefällt^^ Viel Spaß damit^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Am Montag kam ich, wie in letzter Zeit üblich, pünktlich zur Schule. Wie ich es rechtzeitig aus dem Bett geschafft hatte, war mir immer noch ein Rätsel, immerhin liebte ich es, lange zu schlafen. Vermutlich lag es einfach daran, dass der Wecker nicht aufhören wollte zu klingeln... Und daran, dass ich nicht schon wieder einen zerstören konnte... Meinen jetzigen hatte Tristan immerhin mit Liiiiiibe – wer’s glaubt... – ausgesucht und ich konnte es ihm einfach nicht antun, ihn kaputt zu machen. Damit würde ich ihm das Herz brechen – nicht. Hier stand ich also, vor dem Schultor. Und war von einer Traube Mädchen umgeben. Hallo? Seit wann umringten mich Mädchen, außer wenn ich in Carlos’ Disko war? Das war doch nicht normal! Irgendetwas lief hier falsch... Ich meine, dass Yami umringt war, ok. Duke war auch logisch. Ja, selbst, dass dieser Kotzbrocken von einem Kaiba von Mädchen umringt war, war normal. Aber ich? Joey Wheeler? Das war doch nicht normal! Ich meine, hallo? Was hatte ich gemacht? Oder hatten sie endlich begriffen, wie gut ich aussah? Ok, das hörte sich jetzt mehr als nur eingebildet an, aber was soll’s? Das wurde mir immer wieder gesagt, also, warum sollte ich es dann nicht auch glauben? „Oh, bitte, Joey, geh mit mir“, hörte ich es immer wieder aus der Mädchenmasse. Ich konnte es mir nicht verkneifen und fing an zu grinsen. Das war immer das, was ich wollte! Ich wollte schon immer von gutaussehenden Mädchen umgeben sein! (Meiomei, Joey mutiert echt zu nem arroganten Sack...>.>) Wer wollte das nicht? Gut, Yugi wollte das vermutlich nicht... Aber bei dem lagen die Tatsachen ja auch ein wenig anders... Bei dem wären es vermutlich eher gutaussehende Typen. Besser noch: lauter Yamis. Lauter Yamis, die alle nur Augen für ihn hatten... „Joey, du siehst so gut aus!“, „Du kannst so gut singen!“ „Sing für mich!“ Irgendwie gefiel mir das immer besser. Nur ein wenig störend war, dass sie alle an meinen Armen hingen, vor mir standen, hinter mir standen, mir kaum Luft zum Atmen ließen. Aber naja, was tat man nicht alles für ein bisschen Aufmerksamkeit von schönen Mädchen? „Krieg ich nen Autogramm von dir?“ Ok, jetzt übertriegen sie aber... „Ich auch!“ „Dann will ich auch eins!“ Alles wird gut.... sie zogen ungeduldig an meinen Armen, rissen sie mir beinahe aus. Ok, ich musste hier weg... Wie stellte ich das am besten an? Ich schaffte es meine Arme zu befreien, indem ich sie ein wenig schüttelte. Den einen steckte ich hinter meinen Kopf und fing an nervös zu grinsen. „Also wisst ihr... Ich muss noch ganz dringend was erledigen. Hättet ihr also was dagegen, wenn ihr mich mal kurz durchlasst?“, fragte ich unsicher. Doch irgendwie schien das nichts zu bringen. Ganz im Gegenteil, die Mädchen hingen nur noch mehr an mir. „Bitte, lasst mich gehen!“ Durfte man Mädchen schlagen? Nein. Aber wie wollte ich denn dann sonst hier wegkommen? Würden sie es mir übel nehmen? Mir blieb doch eigentlich gar nichts anders übrig, oder? Wie sollte ich mich sonst befreien können? Wenn es schon nichts brachte, sie höflich zu bitten...? Ich fing also an vorsichtig zu schubsen. Immerhin wollte ich sie nicht verletzen, auch wenn sie mir unheimlich waren mit ihrem ganzen Gehabe. Die, die ich geschubst hatte, fingen vor Überraschung an zu quieken. Was sollte ich denn machen? Wenn sie mich nicht gehen lassen wollten? Aber irgendwie schienen sie besessen von mir zu sein, denn sofort krallten sich wieder ein paar Mädchen an meine Arme. „Lasst ihn nicht entkommen!!“, schrie eine von ihnen. Ok, was war jetzt los? Ging’s denen noch ganz gut? Mittlerweile zog ich mindestens fünf Mädchen an meinen Armen an mir hinterher... Hilfe!!! Ich wurde von Irren verfolgt!!! Irgendwie hatte ich es dann aber doch geschafft, aus dem Haufen an Groupies heruauszukommen. Fragt sich nur einer, wie... War ja auch egal. Auf jeden Fall rannte ich, als ich aus dem Haufen stolperte und ich erst einmal auf meine Knie fiel, weil mich die Mädchen auf einmal losgelassen hatten, wie ein Wahnsinniger los. Ich musste ihnen um jeden Preis entkommen! Ich lief um mein Leben! „Hinterher! Er darf nicht entkommen!“, schrie wieder eine von ihnen. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher... Ein Schwerverbrecher, der gejagt wurde. Ich konnte wohl von Glück reden, dass ich sportlich war, denn an sonsten hätten sie mich sicherlich irgendwann eingeholt. So hetzte ich aber einmal quer über das gesamte Schulgelände mit einem Mop wahnsinniger Mädchen auf dem Fersen. Ich sah es schon kommen: Wenn das so weiterging, dann würden sie mich fangen. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen! Dringend!!! Sonst war ich erledigt! Mittlerweile war ich wieder kurz vor dem Schultor angekommen. Und da sah ich sie, meine Rettung: Ein Busch, der neben einer Bank vor einer großen Rasenfläche mit weiteren Büschen und einem riesigen Baum, stand. Einmal sah ich mich noch um, um sicher zu gehen, dass mich auch ja keine von diesen Irren sah, dann hechtete ich nach vorne und versteckte mich in eben jenem genannten Busch. Sicherheit! Ich atmete einmal erleichtert laut aus und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Auch wenn ich sportlich war, so war es doch anstrengend, vor einem Haufen verrück gewordener Mädchen davonzulaufen und darauf achten zu müssen, dass man nicht einem von ihnen in die Arme lief. Hindernispacours also. Mei o mei, was war nur in die gefahren?? ( Ein Auto? Ok, ok, Spaß bei Seite. Ein Joey? Ok, lassen wir das...) „Wo ist er? Ich hab ihn gerade noch gesehen!“, hörte ich eine hysterische Mädchenstimme. Nein! Ich hielt die Luft an. Wenn ich jetzt auch nur den kleinsten Laut von mir gab, dann war ich geliefert! Aber sowas von! „Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Er muss hier irgendwo sein!“ Ich vernahm Fußgetrappel. Sie mussten ganz in der Nähe sein. //Bitte, lass sie mich nicht entdecken! Bitte!!!// Ich hatte meine Neugierde wieder einmal nicht im Griff. Hatte ich nicht früher schon gelernt, dass mir das nur Pech brachte, wenn ich ihr nachgab? Naja, was soll’s? Ich robbte also auf dem Bauch weiter in den Busch hinein – man konnte schließlich nie wissen... Es wäre sehr unklug, aufzustehen, um zu sehen, was vor sich ging. Vielleicht standen sie direkt vor mir. Nicht auszudenken, was dann mit mir passieren würde... – und schob mit den Händen ein paar störende Äste bei Seite, um sehen zu können, was sich abspielte. Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne und hielt wieder die Luft an. Ich hatte perfekten Ausblick auf ein Paar Schuhe – auf ein Paar Schuluniformmädchenschuhe. Und zu wem die gehörten, war ja wohl klar. Ein kleiner Mucks und ich wäre so etwas von tot! Mir brach der Schweiß aus. //Bitte, lass sie mich nicht finden...// Hallo, ging’s noch? Hatte ich etwa Angst vor ein paar verrückt gewordener Mädchen? Ähm... ja... Wer wusste schon, was die alle mit mir anstellen würden, wenn sie mich finden würden? Lieber nicht daran denken... Ich begann zu zittern. Ok, jetzt war ich eindeutig übergeschnappt! Das waren nur ein paar Mädchen! Nichts, vor dem man Angst haben müsste! Naja gut, ein paar Mädchen, die besessen von mir waren... Ein Blatt war gefährlich nahe an meiner Nase. Es störte mich nicht weiter. Warum auch? Es war nur ein Blatt. Plötzlich ging ein Windstoß durch den Busch. Das Blatt rieb an meiner Nase und strich immer wieder sanft darüber hinweg. Es kitzelte. //Ok, Joey, egal, was auch passiert: Du darfst nicht niesen!!!// Aber irgendwie war das verdammt schwierig. Meine Nase juckte (wie nennt man das Gefühl, wenn man kurz davor ist zu niesen?) und ich zog immer und immer wieder neue Luft ein. //Nein, du bist geliefert!//, dachte ich noch und nieste einmal laut und kräftig. Sofort kniff ich die Augen zusammen und wartete auf das Unvermeidliche... auf meinen Untergang... Doch es passierte nichts. Kein verrücktes Mädchengekreische, das mir mitteilte, dass sie mich gefunden hatten, kein Grasgeraschel, das mir zeigte, dass sie von hinten kamen, kein gar nichts. Vorsichtig öffnete ich eins meiner Augen und lugte aus dem Busch heraus. Nichts. Kein Paar Schuhe vorhanden. //Nanu, wo sind die denn alle abgeblieben?// Ich wagte es, meinen Kopf ein wenig weiter aus dem Busch herauszustrecken, aber ich sah keines dieser irren Mädchen. Der Schulhof war wie leer gefegt. Wo waren die alle hin? Nicht, dass ich ein Problem damit hatte, dass sie alle verschwunden waren, ganz im Gegenteil, aber es beunruhigte mich, dass ich nicht wusste, wo sie waren. Vielleicht planten sie jetzt gerade in diesem Moment einen Hinterhalt!!! Man konnte ja schließlich nie wissen, oder? Erst recht nicht, wenn die so besessen von einem waren... Ich sah mich noch einmal auf dem Schulhof um. Niemand da. Doch! Halt! Da war eine Person, die auf die Schule zuging. Eine einzige? Das war sicher keines dieser seltsamen Mädchen. Die bewegten sich in kleinen Grüppchen fort, damit sie mich besser festhalten konnten, wenn sie mich fassen sollten. Mindestens zu dritt, zwei an die Arme, die dritte um den Hals. Das war dann schon etwas schwieriger die wieder loszuwerden. Eine einzige hingegen wäre lächerlich gewesen. Das konnte also keine dieser Irren sein. Ich sah etwas genauer hin. Sofort sank meine Laune noch ein Stückchen tiefer, als sie durch die Verfolgungsjagd sowieso schon war (Nein, Toshie verfolgt ihn nicht bis in die Schule XDDD Wär aber ein lustiger Gedanke... Vielleicht sollt ich das doch noch schreiben^^). Es gab nur eine Person, die es schaffte, meine Laune in einer Sekunde auf –63,7°C zu bringen. Kaiba. Der fehlte mir jetzt noch zu meinem Glück! Nicht!! Wenn ich ihn schon sah, bekam ich einen Brechreiz!!! Auf den konnte ich heute wirklich verzichten! Noch mehr als die anderen Tage!! Er kam meinem Versteck immer näher. Wie immer hatte er seinen Aktenkoffer dabei, in dem er seinen Laptop mit sich herumschleppte. Wie immer starrte er abweisend vor sich hin. Wie immer konnte man nicht eine Emotion auf seinem Gesicht entdecken. Von wegen Gefühle! Der besaß so etwas nicht! Der konnte so etwas einfach nicht besitzen! Ich meine, ein einziger Blick in dieses Gesicht sagte doch schon alles, oder nicht? Da gab es nichts, das sich auch nur ansatzweise als Emotion bezeichnen ließ! Yugi lag eindeutig falsch mit seiner Vermutung! Nur noch wenige Meter und er wäre auf gleicher Höhe mit meinem Buschversteck. Ich konnte nur hoffen, dass er mich hier nicht so auf dem Boden liegen sehen würde. Ich konnte seinen abfälligen Kommentar schon hören! Der würde so ähnlich sein wie: „Na Köter, wühlst wohl gerne im Dreck rum, was?“ Nein, danke! Darauf konnte ich auch gut und gerne verzichten! Moment! Fing ich jetzt schon an, mir Gedanken über Kaibas Beleidigungen bezüglich meiner Wenigkeit zu machen? War ich denn noch zu retten??? Ich war doch nicht mehr normal!! Das lag garantiert auch an Toshie! Der war an allem Schuld!!! Oh ja, wie gut es tat, irgendwem die Schuld zu geben!! Aber er bat sich ja auch hervorragend für die Rolle des Sündenbocks an!!! Ich meine, wer hatte mich denn hier geküsst, obwohl ich nicht wollte?! Richtig, Toshie!! Das Kaiba das auch getan hatte, überging ich einmal mehr gekonnt... Und dann passierte etwas, mit dem wohl keiner gerechnet hätte. Weder der Busch, noch die Bank, der Baum hinter mir, Kaiba und am wenigsten ich. Mein Körper schien mir nicht mehr zu gehorchen. So etwas war mir echt noch nie passiert. Ich hechtete aus dem Busch hervor, griff nach Kaibas Handgelenk, der mich nur überrascht ansah, als ich auf eimmal auftauchte, und zog ihn in den Schutz meines bisherigen Verstecks. Hallo? Warum tat ich das? Dumm nur war jetzt, dass Kaiba über einen der Äste des Buschs stolperte – ja!!! Das geschah ihm ganz Recht!!! – an mir vorbeitaumelte, um sein Gleichgewicht zu finden, es aber nicht tat und hinfiel. Das war ja alles schön und gut, aber dabei hatte ich eine kleine Tatsache bis jetzt außer Acht gelassen: Ich hielt ihn immer noch am Handgelenk fest und irgendwie wollte mir mein Körper nicht so recht gehorchen – wie schon erwähnt – und deswegen ließ ich ihn auch nicht los. Folge: Ich fiel ihm hinterher. Die Folge daraus: Ich saß jetzt breitbeinig auf seinem Oberkörper. Ich sah ihn an. Er, wie er mich verwirrt anblickte und mehr als nur unzufrieden mit dieser Situation zu sein schien. Ich, wie ich auf ihm saß. War das hier vielleicht wieder einer meiner gestörten Träume? Ich meine, das würde auch meine nächste Aktion erklären. Ich beugte mich nämlich zu ihm herunter, stützte mich währenddessen auf seiner, wie ich feststellte, wirklich muskulösen Brust ab – er war also tatsächlich muskulös, genauso wie in meinem feuchten Traum von ihm, oder war das jetzt auch nur ein Traum? – schloss die Augen und drückte meine Lippen auf die seinen. Ich war ziemlich unsicher und wartete darauf, dass er mich wegstoßen würde, doch er tat es nicht. Das musste definitiv ein Traum sein. Warum sollte er sich das sonst gefallen lassen? Vorsichtig bewegte ich meine Lippen gegen seine. Warum zum Henker war ich denn jetzt so unsicher? Ich meine, gut, ich küsste gerade meinen größten Erzfeind – was schon mehr als nur merkwürdig und unnatürlich war – , aber das war doch nicht mein erster Kuss! Gut, ich gab zu, dass ich nicht sonderlich erfahren war, aber das war doch trotzdem nicht mein erster Kuss! Also, warum so unsicher??? //Komm schon, Joey! Reiß dich zusammen!// Und prompt strich meine Zunge über seine Lippen. Was tat ich hier eigentlich!?!? Sofort riss ich mich von ihm los und starrte Kaiba erschrocken an. Der musterte mich nachdenklich. Es schien ihn nicht sonderlich zu stören, dass ich ihn gerade geküsst hatte. Ok, was war mit dem richtigen Kaiba los? Wo war der abgeblieben? Ich meine, der hätte sich doch eigentlich darüber aufregen müssen, oder? Einen seiner abfälligen Köterkommentare ablassen müssen. Und was tat er? Er sah mich überlegend an. Er hatte sich noch nicht einmal gewehrt! Das musste definitiv ein Traum sein! „Warum hast du das getan?“, fragte ich ihn, sah ihm aber nicht in die Augen. Das konnte ich einfach nicht. Ich wollte nicht wissen, wie er mich gerade anblickte. Stattdessen fixierte ich einen Punkt auf seiner Brust und sah ihn unsicher an. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Er schien noch nicht einmal aufgeregt oder nervös zu sein. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich war ziemlich hibbelig, auch wenn ich versuchte das so gut es ging zu vertuschen. Wie kam ich nur dazu ihn zu küssen??? Ich konnte mir gut vorstellen, dass er jetzt eine seiner Augenbrauen hochzog. Dann meinte er: „Ich habe gar nichts getan, falls es dir entfallen sein sollte. Oder ist dein Köterhirn schon so demoliert, dass ihm noch nicht mal mehr auffällt, dass du selbst angefangen hast?“ „Das meinte ich nicht“, sagte ich. Ich sah ihn immer noch nicht an. Ich konnte es einfach nicht. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht blicken. Wer wusste schon, was jetzt in ihm stehen würde. Vermutlich Überlegenheit und diese Abwertung meinerseits. Ich konnte mir gut vorstellen, wie seine Augenbraue jetzt noch höher wanderte. „Ich meine, warum du mich geküsst hast.“ Warum zum Henker schaffte ich es nicht, ihm in die Augen zu sehen? Das konnte ich doch sonst auch immer. (Man, Joey, hast du es immer noch nicht gemerkt? Dir ist es peinlich, was du gerade gemacht hast) „Köter, du hast mich geküsst, nicht ich dich. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie du zu diesem Schwachsinn gekommen bist, aber ich werde mich jetzt wohl erst einmal zurückziehen müssen, um mir den Mund auszuspülen. Wer weiß, was du alles für Bakterien mit dir rumschleppst.“ Jetzt reichte es. Ich packte ihn an seinem Kragen und zog ihn ein Stück zu mir hoch, so hoch, dass sich unsere Münder fast berührten. Ich sah ihm jetzt endlich doch in die Augen. Ich war wütend, mehr als nur wütend. „Ich meinte nicht das gerade eben, reicher Pinkel. Ich meinte deine Aktion von Donnerstag. Was hat dich da geritten???“ Wenn ich wüsste, warum ICH ihn gerade geküsst hatte, dann wäre ich schon weiter. Ich hatte keine Ahnung, was gerade mit mir los gewesen war. Das war sicherlich eine Kurzschlussreaktion gewesen... hoffte ich zumindest... In letzter Zeit war einfach zu viel Seltsames in meiner Umgebung passiert. Das war sicherlich die Art meines Unterbewusstseins, darauf zu antworten. Ich war überfordert mit den Geschehnissen um mich herum. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Köter“, meinte er und grinste sein überhebliches Firmenleitergrinsen. Oh, wie mich das aufregte!!! „Es geht mich ziemlich viel an, schließlich bin ich davon auch betroffen!!“, fuhr ich ihn ungehalten an und zog ihn noch ein Stück näher, sodass sich unsere Nasen jetzt fast berührten. „Gut, dann formuliere ich es jetzt so, dass du es mit deinem mikrigen Hirn auch verstehst: Es geht dich nichts an. Warum sollte ich mich vor so einem erbärmlichen Objekt wie dir rechtfertigen?“ Oh, dieser...!! „Aber vielleicht hatte ich auch gerade einfach Lust dazu.“ Er grinste mich – keine Ahnung, wie beschrieb man diesen Ausdruck? Lüstern? Überlegen? Eine Mischung aus beidem? – an. Erst jetzt realisierte ich, was er gesagt hatte. Unwillkürlich klappte mir der Mund auf und ich starrte ihn ungläubig an. Hatte ich da gerade richtig gehört??? Er hatte Lust dazu gehabt, mich zu küssen??? Jetzt war es sicher: Das hier war eindeutig wieder einer meiner gestörten Träume! Anders konnte das gar nicht sein! Warum sonst sollte Kaiba so einen Mist von sich geben??? Er hätte doch nie die Lust, das Verlangen, wie auch immer, mich zu küssen!! (Ok, das, was jetzt kommt, war nicht geplant...) Kaiba nutzte meine Unachtsamkeit aus und drehte sich mit mir zusammen um, sodass ich jetzt unter ihm lag und er auf mir saß. Ok, jetzt war wieder Zeit für Panik! Auch wenn es nur ein Traum war, so konnte ich doch auf weitere Aktionen von ihm verzichten. Die würden mich nur wieder psychisch fertig machen! Er kam mir mit seinem Gesich immer näher. Krampfhaft kniff ich die Augen zusammen. Bitte, nicht... Der wollte mich doch jetzt nicht...! Oder? Das konnte er doch einfach nicht wirklich wollen, oder? Oder wollte er mich wieder quälen? Zuzutrauen wär’s ihm ja... Ich konnte schon seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren. Automatisch verkrampfte ich mich noch mehr. Ich zeigte Schwäche vor Kaiba... Wie weit konnte ich eigentlich noch sinken? Das war nicht gut!!! Aber für die Schwäche konnte ich nichts. Zu tief saß noch das Ereignis mit dem Kuss... Ich konnte nichts dafür, dass ich mich so gehen ließ. Ich war einfach noch zu traumatisiert... Ich versuchte doch tatsächlich, mich gerade vor mir selbst zu rechtfertigen, warum ich mich nicht wehrte... Innerlich machte ich mich schon damit vertraut, wieder diese verlangende Zunge auf meinen Lippen zu spüren. Doch aus irgendeinem Grund passierte das nicht. Wollte mich Kaiba jetzt möglichst lange schmoren lassen, oder was? Damit er noch mehr Genugtuung bekam, als er sowieso schon hatte? „Dir kann man auch alles erzählen“, hörte ich schließlich seine Stimme amüsiert sagen. Häh? Was meinte er jetzt damit? Unsicher öffnete ich eines meiner Augen einen Spalt breit. Er grinste mich überlegen an. Hatte ich etwas nicht mitgekriegt??? Irgendetwas lief hier eindeutig falsch. Kaiba stand von mir auf, nahm sich seinen Aktenkoffer, der bei der Ich-fall-mal-ne-Runde-hin-und-zieh-Joey-mit-ins-Verderben-Aktion neben uns im Gras gelandet war und verschwand von der Bildfläche. Mehr als nur verwirrt starrte ich ihm nach. Was sollte das? Und warum zum Henker hatte ICH ihn geküsst??? Ging’s mir noch ganz gut? Ich meine, dass alle in meiner Umgebung verrückt geworden waren, das wusste ich, aber das ich jetzt auch noch damit anfing? Musste das sein? Unsicher stand ich auf und sah mich vorsichtig um. Wer wusste schon, vielleicht waren die wahnsinnigen Mädchen ja wieder hier in meiner Nähe... Als ich sie aber nicht entdecken konnte, atmete ich erleichtert auf. Dann kniff ich mich. AU, verdammt!! Das tat weh! Nein! Das hieß, das ganze eben war doch kein Traum! Verdammt! Ich hatte Kaiba geküsst! Ich hatte ihn wirklich geküsst!! Und zwar nicht in einem meiner kranken Träume sondern in der Realität! Was war bloß in mich gefahren!? War ich noch zu retten? Das würde er mir ewig vorhalten! Wieso wurde ich nur so gestraft? Womit hatte ich das verdient? Wer hasste mich so, dass er mir so etwas immer und immer wieder antat? Wieso??? Ich konnte von Glück reden, dass wir hinter einem Busch gelegen hatten, sonst hätten vermutlich alle gesehen, was ich mir geleistet hatte. Alter, das wäre ja so etwas von rufschädigend gewesen! Ich hätte mich auf dieser Schule nicht mehr blicken lassen können! Ich meine, wir waren immerhin zwei Kerle. Zwei Kerle, die sich angeblich bis auf den Tod nicht ausstehen konnten. Moment! Angeblich? Wieso nur angeblich? War ich jetzt vollkommen übergeschnappt, oder was?? Wir konnten uns auf den Tod nicht ausstehen, und damit Punkt! Nichts von wegen angeblich! Wir hassten uns! Immer noch ein wenig verwirrt ging ich in Richtung Schule zu meinem Klassenraum. Na super. Ich würde also den ganzen Tag Kaiba ertragen müssen, und das, obwohl ich ihn geküsst hatte! Das konnte doch nicht gut gehen! Warum eigentlich immer ich??? Während ich die Treppe zu meiner Klasse hochging, strich ich mir über die Lippen. Aus irgendeinem Grund konnte ich seine immer noch spüren, obwohl sie schon längst nicht mehr auf meinen lagen – oder besser, anderstherum: obwohl meine nicht mehr auf seinen lagen. Sie waren so – konnte ich Kaibas Lippen als weich bezeichnen? Weich und samtig? Weich, samtig und warm? Wenn ich das konnte, dann waren sie es auf jeden Fall. Das hätte ich nie gedacht... Ich meine, ich hätte mit allem anderen gerechnet, aber nicht damit. Am allermeisten hätte ich mir vorstellen können, dass sie kalt und gefühllos wären, doch das waren sie wie gesagt nicht... Und vor allem stand das vollkommen im Gegensatz zu... unserem – Mensch, das hörte sich jetzt wirklich so an, als wenn wir zusammen wären – ersten Kuss. Der war so... hart, verlangend, brutal gewesen. Und das gerade war so eine zarte Berührung. Man könnte meinen, Kaiba wäre vollkommen ausgetausch gewesen. Was... was ging hier nur vor sich? Als ich den Klassenraum betrat, entdeckte ich sofort meine Freunde, die wieder einmal über irgendetwas redeten. Yugi stand dabei möglichst weit vom Pharao weg und sah ihn nicht an. Sein Blick glitt höchstens bis zu Yamis Brust, aber in die Augen sehen tat er ihm nie. Stimmt ja, darum musste ich mich auch noch kümmern... Ich ging langsam auf sie zu und war immer noch in meinen Gedanken versunken. Was hatte mich nur dazu geritten, Kaiba zu küssen? Das war doch nicht mehr normal! Obwohl... was war seit jenem Donnerstag schon noch normal? Seit diesem Tag ging alles nur noch drunter und drüber... „...verkuppeln“, hörte ich Yami gerade sagen. Sofort horchte ich auf. Verkuppeln? Das hörte sich ja schon nach einem Mädchen an! Immerhin taten eigentlich nur die so etwas. Aber wen wollte er verkuppeln? Wen mit wem? Mir fiel auf, dass ihm Tea einen Ellenbogen in die Seite rammte. Warum tat sie das? Hatte sie das getan, weil er sie verkuppeln wollte und es ihr überhaupt nicht passte? Oder zog ich hier gerade falsche Schlussfolgerungen (wenn du wüsstest...)? „Hey Joey, wir dachten schon, du würdest seit langem mal wieder zu spät kommen“, meinte Yugi, der Teas Blick gefolgt war und mich entdeckte. Verlegen steckte ich einen Arm hinter meinen Kopf, lachte einmal kurz und meinte: „Naja wisst ihr, ich hatte da so’n paar Probleme mit ’n paar Mädchen. Sie waren ganz versessen auf mich. Deswegen musst’ ich mich ein wenig verstecken und konnt’ nicht gleich hierher kommen...“ Neugierig musterten sie mich. „Jetzt, wo du’s so sagst... Du hast uns immer noch nicht erklärt, wo dein Knutschfleck herkommt“, meinte Tea. Stimmt ja, den gab’s ja auch noch... Und das Problem war, dass der so weit oben an meinem Hals war, dass mein Hemd ihn nicht verdeckte. Na wenn das mal nichts von den Lehrern zu hören gab... Die wären sicherlich nicht sonderlich angetan von dem. Immerhin war das hier eine >anständige< Schule. Innerlich schüttelte ich den Kopf. Wenn ich das schon hörte...! „Ach, das ist nicht so wichtig...“, versuchte ich abzulenken und ausnahmsweise schien ich an diesem Tag einmal Glück zu haben, denn es klingelte. Wenn ich nicht musste, dann würde ich Tristan und Tea nichts von der Sache mit Toshie erzählen (Ist euch mal aufgefallen, dass die alle mit >T< anfangen?). Es reichte schon, dass Yami und Yugi Bescheid wussten. Wie ich diese Erinnerung an Toshie und seine Knutschfleckaktion doch hasste! Und wie ich Montage hasste! Sie fingen schon immer so schrecklich an... mit einer Doppelstunde Mathe... Und tatsächlich, mein Lehrer musterte mich kritisch wegen dem Knutschfleck. Da konnte ich doch nichts für! Ich meine, es war ja nicht so, als wenn ich das gewollt hätte! Ganz im Gegenteil! Blöd war nur, dass er das nicht wusste... Der dachte bestimmt, dass ich eine wilde Nacht gehabt hätte... Man, war ich froh, als die zwei Stunden Mathe endlich vorbei waren. Wer hatte sich diesen Mist ausgedacht? Und vor allem: Was hatte mich geritten, Kaiba zu küssen?? Ich war doch krank! Die ganzen zwei Stunden über hatte ich mir überlegt, warum ich das gemacht haben könnte, doch irgendwie war mir kein vernünftiger Grund eingefallen... Ich gesellte mich zu meinen Freunden, immerhin hatten wir jetzt erst einmal eine 20minütige Pause. Vielleicht schafften sie es, mich von dem Geschehenen abzulenken. Ich hoffte es zumindest. „So, Joey, jetzt sag doch mal, was waren das für Mädchen, von denen du heute morgen geredet hast?“, fragte Yugi neugierig. Ich winkte ab. „Ach, nur so ein paar verrückt gewordene Groupies. Nichts besonderes.“ Sie sahen mich alle aus großen Augen an. „Groupies? Seit wann hast du die denn?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich würde mal sagen, das liegt daran, dass ich singe. Anscheinend weiß mittlerweile die ganze Schule davon. Und die haben nen Fanclub oder so was gegründet.“ „Meinst du wirklich?“, fragte Tea. „Anders kann ich mir das nicht erkären“, erwiderte ich. „Wenn du meinst. Aber jetzt sag doch endlich mal, wo du den Knutschfleck herhast!“, wollte Tea unbedingt wissen. „Echt mal, Alter! War das ne heiße Schnitte?“, unterstütze Tristan sie. „Jetzt sagt ihr doch auch mal was!“, fuhr Tea Yami und Yugi an. „Wenn Joey nicht darüber reden will...“, meinte Yami nur und zuckte mit den Schultern. Danke! Gut, er wusste ja schon, woher der war, aber es war nicht selbstverständlich, dass er mich unterstützte. Immerhin könnte es ja sein, dass er wollte, dass Tea und Tristan auch davon wussten. Man konnte ja nie wissen... Und da war das gerade die perfekte Gelegenheit, um es ihnen mitzuteilen, ob ich nun wollte oder nicht. „Hat das Hundchen endlich ein Herrchen gefunden?“, hörte ich eine kalte Stimme hinter mir fragen. Ganz eindeutig, der KONNTE einfach keine Gefühle haben. „Oder woher kommt sonst diese Markierung?“ Ich drehte mich mit blitzenden Augen zu Kaiba um und starrte ihn wütend an. Mir fiel auf, wie mich die gesamte Klasse musterte. Hatten die anderen etwa erst durch Kaibas abfällige Bemerkung von dem Fleck erfahren? Na, danke auch! Blödmann! „Was geht dich das an?“, fuhr ich ihn sauer an. Er stand mir mit verschränkten Armen gegenüber und hatte sein überlegendes Grinsen aufgesetzt. Selbstsicher wie eh und je. Aber wirklich! Was ging es ihn an, wo ich mir meine Knutschflecke holte? Es war ja nicht so, als wenn ich mich vor ihm rechtfertigen musste, immerhin waren wir nicht zusammen... Gott behüte! Bloß nicht! Auf was für seltsame Gedanken kam ich seit Donnerstag eigentlich? „Kann man dich eigentlich mieten?“, fragte er weiter. Seine Miene war die gesamte Zeit unbewegt. Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Hielt der mich für irgend so einen billigen Stricher oder was? Nicht, dass ich je einwilligen würde, mich so einem Typen hinzugeben, aber... Obwohl, wenn sich seine Küsse immer so anfühlten wie der von heute morgen... Also, nicht, dass er den erwidtert hätte, aber wenn er das doch tun würde und sich der dann so gut anfühlen würde wie der, den ich ihm verpasst hatte, dann... Verdammt!!! Was dachte ich hier eigentlich?!?! Nicht nur ich sah ihn mittlerweile ungläubig an. Die gesamte Klasse starrte ihn an, als wenn er gerade zugegeben hätte, dass er pinke Strings tragen würde. Ich meine, hieß das, dass Kaiba mich wollte? Jetzt mal von der Tatsache abgesehen, dass ich nie mit ihm schlafen würde, aber hieß das, dass er mich wirklich wollte? Dass er mich attraktiv fand? Dass er mich sexy fang? Ok, jetzt gingen meine Gedanken definitiv in die falsche Richtung! Ich dachte hier doch tatsächlich – schon wieder – über Kaibas Gelüste nach! War ich noch zu retten??? Der Rest der Klasse dachte garantiert ähnliches. Wer konnte es ihnen verübeln? Immerhin machte Kaiba hier gerade sehr... seltsame Andeutungen... „Was bitte?“, schaffte ich es schließlich ihn zu fragen. „Ich gebe nächsten Freitag eine Party für meine Geschäftspartner und da fehlt mir noch die passende Unterhaltung.“ Ich starrte ihn immer ungläubiger an. „Seit Mittwoch weiß ich, dass selbst du hirnlose Flohschleuder ein gewisses Talent hast. Das würde perfekt passen. Also, wie ist es? Kannst du einen Abend bei mir für die Unterhaltung sorgen?“ Der fragte mich jetzt nicht wirklich, ob ich für ihn arbeiten würde, oder? Wenn auch nur für einen Abend. Es waren alle verrückt geworden! Anders konnte ich mir das nicht erklären. War ja auch egal. Ich fing an zu grinsen. Irgendwie konnte ich mir das gerade nicht verkneifen. Vermutlich lag es an der Situation... Und wie schon gesagt, es waren alle verrückt geworden – ich mit eingeschlossen... „Ich habe keine Ahunng. Frag meinen Chef.“ Mit diesen Worten verließ ich den Klassenraum, mein Grinsen wurde immer breiter. Der ach so tolle Seto Kaiba fragte mich also um Hilfe. Zwar nicht direkt, aber er hatte mich um Hilfe gefragt! Wie herrlich! Diesen Tag würde ich mir rot im Kalender anstreichen, als den Tag, an dem mich Seto Kaiba um Hilfe bat. Bei Gelegenheit würde ich ihm das immer und immer wieder unter die Nase reiben! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, und? Wie wars? Ich hoffe, es hat euch gefallen^^ Ich persönlich fand es sehr lustig, dieses Kapitel zu schreiben... fragt mich nicht warum, ich hab keine Ahnung... es war einfach nur herrlich das zu schreiben... Naja, das wars erst mal von mir^^ ich hoffe, man schreibt sich^^ wofl Kapitel 13: Aufklärungen ------------------------ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hi, hier ist er erste Teil dieses Kapitels... Ist noch nicht ganz vollständig, vielleicht ist es euch aufgefallen, aber das liegt daran, dass ich im Moment eine Schreibblockade hab -.- Die regt mich voll auf... Deswegen hat es auch so lange gedauert, bis ich das bisschen hier zusammen hatte... Es wollte mir einfach nicht von den Fingern gehen... ich weiß auch nicht... Ich bin ab morgen für eine Woche nochmal im Urlaub, vielleicht überwinde ich sie da ja... ich hoff's ja... Naja, genug jetzt rumgeheult Wünsch euch viel Spaß hiermit (obwohl es vermutlich schlecht ist, weil es in meinem krea-tief entstanden ist, aber naja...und ich es nicht noch einmal überarbeitet hab, mach ich, wenn ich den Rest zu diesem Kapitel hochlade... könnten also einige Fehler - auch inhaltliche - enthalten sein, also nicht wundern...) Also, bis denne ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Was... was war das?“, fragte mich Tea, als sie mir mit dem Rest gefolgt war. „Und warum grinst du die ganze Zeit so doof, Alter?“, wollte Tristan wissen. „Wie oft bekommt man es denn geboten, von einem SETO KAIBA um Hilfe gebeten zu werden?“, stellte ich die Gegenfrage. „Hilfe? Wie jetzt? Ich habe nicht gehört, dass er dich um Hilfe gebeten hat“, meinte Tristan. Genervt verdrehte ich die Augen. „Er hat es auch nicht wortwörtlich gesagt. Glaubst du im Ernst, dass er das jemals machen würde?“ Tristan sah mich verständnislos an. „Was Joey meint, ist, dass Kaiba das indirekt getan hat. Er braucht immerhin jemanden, der sich um die Unterhaltung kümmert. Und wenn er keinen findet, dann ist er ziemlich gelackmeiert“, erklärte Yugi. „Und woher sollte Kaiba von Joeys... Job wissen? Ich meine, ihr wollt mir jetzt nicht wirklich erzählen, dass Kaiba bei Joey in der Disko war, oder? Das ist einfach zu... keine Ahnung, wie man das nennt... abstrakt?“, fragte jetzt Tea wieder. Man, konnte man so unwissend sein? Sie schienen nicht wirklich auf dem neusten Stand der Dinge zu sein... Gut, vielleicht lag das auch daran, dass keiner sie aufklärte... „Oh, das ist ganz einfach zu erklären: Hätte ein gewisses Plappermaul Mokuba nicht aufgeklärt, dann wäre ich dieses Problem los“, sagte ich und guckte dabei Yugi vernichtend an. Wenn Blicke töten könnten... „W-was denn?“, fragte er mich nervös. „Hättest du ihm nicht erzählt, dass ich in meiner Freizeit singe, hätte Kaiba davon nie Wind bekommen!“, wütete ich weiter. „Wieso, hat er etwa gepetzt?“, fragte Yami ungläubig. „Das kann ich mir von ihm gar nicht vorstellen.“ Ich schüttelte den Kopf. Musste ich das also doch erzählen... Naja, gut, davon wusste Yami ja sowieso schon, bis auf die Sache mit dem Gute-Nacht-Lied jedenfalls. Na schön, wenn mir halt nichts anderes übrig blieb. Und so erzählte ich ihnen die Kurzfassung. „Naja, und irgendwie stand Kaiba die ganze Zeit in der Zimmertür. Und das, ohne dass ich das mitgekriegt hab...“, meinte ich verlegen. „Ich hätte das doch wenigstens mitkriegen müssen, oder? Aber ich hab ihn echt nicht bemerkt!“ „Selbst Schuld“, meinte Tristan und grinste. „Wieso? Ich mein, hätt Yugi Mokuba nicht erzählt, dass ich singe, dann hätt er nie Wind davon gekriegt!“, erwiderte ich leicht angesäuert. „Du hättest ja die Tür abschließen können“, fügte nun Tea hinzu. „Aber-“, fing ich an, doch Yami schnitt mir das Wort ab: „Schluss jetzt. Hör auf, Yugi zu beschuldigen. Jetzt kannst du auch nichts mehr daran ändern. Er weiß es halt. Na und? Ist doch auch egal! Und vor allem: Hätte er davon nicht gewusst, dann hätte er dich nie um Hilfe gebeten. Was regst du dich denn so auf? Das war es doch, was du schon immer wolltest, oder nicht?“ Irgendwie ja schon. Irgendwie wollte ich, dass Kaiba sich die Blöße gab und auch ab und an mal Unterstützung von anderen brauchte, aber so? Ich meine, so musste ich ihn alleine ertragen und ohne jegliche Art von Unterstützung! Ich ging wie jeden Tag, an dem ich arbeiten musste, zu Carlos’ Nachtclub. Irgendwie war ich ziemlich lustlos, auch wenn ich keine Ahnung hatte, woran das lag. Ich hatte noch eine Viertelstunde Zeit, bis ich auftreten musste. Kaum, dass ich auf dem Gang war, kam mir Toshie entgegen. „Hi, Joey, wie geht’s?“, fragte er mich, doch ich ignorierte ihn gekonnt und ging an ihm vorbei. Ich glaube, er hat mir ziemlich blöd hinterhergesehen, war aber auch egal. Musste der nicht sowieso an seiner Bar sein und Drinks mixen? Was machte er also hier im Backstagebereich? Dann kam er mir hinterhergerannt und meinte: „Ich hab dich was gefragt!“ Na und? Ich strafte Toshie weiterhin mit Nichtachtung. Sollte er doch sehen, wie er damit klar kam. Man vergewaltigte einen Joey Wheeler nicht umsonst fast! Seine Rache würde schrecklich sein. Muahahahaha!!! (Nee, is klar, Joey... alles wird gut...) Toshie wollte schon wieder etwas sagen, als ich von Carlos gerettet wurde. „Komm mal kurz in mein Büro, Joey.“ Gesagt, getan. Hier saß ich also, in Carlos’ Büro. Er saß mir, wie schon bei all den anderen Gelegenheiten, bei denen ich in seinem Büro saß, gegenüber an seinem Schreibtisch. „Du wirst am Freitag nicht hier auftreten.“ Ich starrte ihn aus großen Augen an. Wieso nicht? Wusste er denn nicht, dass allein durch mich seine Besucherzahlen ganz besonders am Wochenende gestiegen waren? Ich meine, er konnte mir nicht erzählen, dass sein Nachtclub schon so voll war, bevor ich da gewesen war. Das konnte einfach nicht sein Ernst sein! Oder wollte er mir hier gerade sagen, dass er mich feuern wollte? „Du wirst für die Unterhaltung auf dem Geschäftsessen der Kaiba Corporation sorgen.“ Ach du Schande! Stimmt ja, da war ja was...! Das hatte ich schon wieder fast vergessen... aber nur fast, verdrängt von mir aus auch. „Hat der Penner das also wirklich ernst gemeint...“, murmelte ich. „Ich bitte dich, Joey! Senor Kaiba ist definitiv kein >Penner<.“ „Wenn du wüsstest...“, nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Komm nach deinem Auftritt noch einmal zu mir. Dann besprechen wir die Einzelheiten noch ein wenig genauer.“ Blieb mir etwa anderes übrig? Nein, also, was brachte es mir, mich aufzuregen? Stimmt, nichts, also ließ ich es gleich bleiben. Ich musste mich beeilen, um in meinen Anzug zu kommen. Das Gespräch mit Carlos hatte eindeutig zu lange gedauert, auch wenn es nur kurz gewesen war. Also schlüpfte ich schnell in meine Sachen und machte mich dann auf den Weg zur Bühne. Ich konnte die Gäste immerhin nicht warten lassen – bzw. konnt ich schon, aber dann würde mich Carlos in Grund und Boden stampfen und um ehrlich zu sein, konnte ich darauf verzichten. Ich machte mich also daran, die Gäste mit meiner Stimme während ihres Abends zu begleiten. Und wie eigentlich immer gefiel es ihnen. Trotzdem war ich froh, als mein Abend zu Ende war. Ich weiß auch nicht, aber seit ich wusste, dass ich den Freitag bei Kaiba verbringen würde, hatte ich irgendwie noch weniger Lust als ich sowiso schon hatte. Ich zog mich um und schlurfte wieder zu Carlos’ Büro. Ich klopfte, wartete auf das „Herein“, von ihm und betrat den kleinen Raum. „Du wolltest mich sprechen?“ Er nickte und wies mir den Stuhl zu. „Also, wie du schon weißt, wirst du am Freitag bei Senor Kaiba singen.“ Ich nickte zustimmend, wenn auch widerwillig. „Du sollst bei ihm um 18 Uhr erscheinen. Soweit ich weiß, musst du aber erst um 20:30 Uhr anfangen. Wir haben festgelegt, dass du erst einmal bis 1:30 Uhr singen sollst.“ „Fünf Stunden?!?! Habt ihr nen Rad ab? Das hält meine Stimme nie und nimmer aus! Ich soll doch am nächsten Tag auch noch arbeiten, oder nicht? Sei dir dann also mal nicht so sicher, dass ich meine Stimme noch haben werde...“ Eigentlich wollte ich noch mehr sagen, doch Carlos schlug seine Hand auf den Tisch und brachte mich somit abrupt zum Verstummen. „Du kannst zwischendurch eine Pause machen. Dann musst du allerdings bis 2 Uhr singen“ „Oh, wie großzügig von euch beiden! Eine Pause! Wenn ich diesen Penner das nächste Mal in die Finger kriege, dann ist er sowas von dran!“ „Ich bitte dich, sprich nicht so von einem Kunden!“, sagte Carlos ein wenig aufgebracht. „Sag, wieso hast du dem zugestimmt? Ich meine, ich beschere dir so viel Kundschaft, dass du doch eigentlich im Geld schwimmen müsstest, oder nicht?“ Legte ich mich hier gerade mit meinem Chef an? Ja! Ging’s mir eigentich noch ganz gut? Ich meine, wenn ich Pech hatte, dann hatte ich Carlos heute auf dem falschen Fuß erwischt und er würde mich feuern! „Er hat mir eine angemessene Summe für den Abend bezahlt, sodass sich das für mich mehr lohnt als wenn du den Abend bei mir singen würdest.“ „Ach, ich vergaß, der löst ja alles mit Geld.“ Resigniert seufzte ich. Was machte der eigentlich nicht mit Geld? Ich meine, sobald ein Problem auftauchte, dann versuchte er es entweder mit seiner gefrorenen Miene wegzueisen oder er beseitigte das Problem mit Geld! „Ich geh dann mal, oder gibt’s noch irgendwas, was ich wissen müsste?“ Ich regte mich schon gar nicht mehr auf. Es brachts ja doch nichts. Selbst wenn ich Carlos dazu überreden könnte, meine Stimme nicht so sehr strapazieren zu müssen, so würde ich das bei Kaiba nie schaffen. Der liebte es ja, mich zu quälen... „Seine Addresse-“, fing mein Chef an, doch ich unterbrach ihn. „Kenn ich.“ „Was? Woher?“ „Wir gehen in die gleiche Klasse. Außerdem, was glaubst du, wie ich sonst seinen kleinen Bruder letztens nach Hause bringen konnte? Also, man sieht sich.“ Mit diesen Worten verschwand ich und konnte noch die ungläubigen Blicke Carlos’ in meinem Rücken spüren. Innerlich grinste ich einmal mehr. Jaja, es war schon irgendwie lustig, wenn man seine Mitmenschen damit schocken konnte, indem man sagte, dass man mit dem ach so tollen Seto Kaiba in ein und die selbe Klasse ging. Als ich am nächsten Morgen in die Schule kam und meine Klasse betrat, konnte ich sofort meine Freunde entdecken, die schon auf mich zu warten schienen. Doch anstatt zu ihnen zu gehen, machte ich mich auf den Weg zu einem gewissen Brünetten, der schon wieder in irgendwelche Dokumente vertieft zu sein schien. Ich zögerte nicht lange und schlug ihm meine Tasche auf den Tisch – somit hatte ich die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse. Wer wagte es immerhin, einen Seto Kaiba von der Arbeit abzuhalten? Keiner, außer mir... „Was glaubst du eigentlich? Wie hast du dir das vorgestellt? Glaubst du im Ernst, dass ich mich dazu herablassen werde, bei deiner Snobparty zu singen? Meine Stimme hält nie im Leben fünf Stunden durch! Soll ich den nächsten Tag heißer durch die Gegend laufen oder was?“, blaffte ich ihn ungehalten an. Mein gesamter Ärger hatte sich auf dem gestrigen Nachhauseweg und dem heutigen Aufwachen und zur Schule gehen wieder aufgebaut. Er regte mich ja so auf!! Erst jetzt hob Kaiba den Kopf von seinem Schreiben. „Du hast gesagt, dass ich deinen Chef fragen soll. Der hatte nichts dagegen. Also, was machst du hier jetzt für einen Aufstand, du minderbemittelte Flohschleuder?“ Ich war wieder kurz davor, rot zu sehen. Eigentlich wollte ich ihn anschreien, was ihm denn jetzt schon wieder einfiel, als er mir einfach das Wort nahm: „Und ehe ich es vergesse: Komm am Donnerstag zu mir, damit du eingewiesen werden kannst.“ Damit hielt er das Gespräch für beendet, denn er wandte sich wieder seinem Dokument zu. Ich wollte ihn eigentlich anfahren – so wie schon einmal an diesem Tag – doch leider Gottes – oder zum Glück? – wurde ich von Yami zurückgehalten, der mich auch gleich zu den anderen schleifte. „Was regst du dich denn auf einmal so auf? Du warst doch überglücklich, als dich Kaiba um Hilfe gebeten hat, oder nicht?“, fragte mich Tea verwundert. Eigentlich hatte sie Recht, aber auch nur eigentlich. „Hast du ne Ahnung, wie anstrengend das ist, fünf Stunden am Stück zu singen? Das überlebt meine Stimme nicht und ich muss den nächsten Tag auch noch arbeiten! Außerdem, und das ist es, was mich am meisten aufregt, steh ich solange unter Kaibas Fuchtel und muss mir alles gefallen lassen, was er von mir will. Wenn ich also für ihn arbeite, muss ich seine sämtlichen Beleidigungen und Launen ertragen! Wisst ihr, wie lustig dieser Abend werden wird?! Wenn ich also am Montag nicht in der Schule erscheinen sollte, dann wisst ihr, dass ich den Abend nicht überlebt habe und von Kaiba vermutlich zu Tode gefoltert wurde. Wenn ich Glück habe – oder Pech, je nachdem, wie man es sieht – , dann bin ich nicht tot, aber er hält mich als Geisel, wenn ich mir auch nur den allerkleinsten Fehler erlaube! Ich bin sowas von geliefert!“, legte ich meinen Freunden meine Probleme dar. „Ach, komm schon! So schlimm wird’s schon nicht werden!“, meinte Tristan und klopfte mir freudnschaftlich auf die Schulter. Betrübt sah ich auf den Boden. Ich war so etwas von tot! „Ja, wahrscheinlich hast du Recht“, sagte ich. Tristan grinste schon schwach. „Vermutlich wird es noch viel schlimmer“, fügte ich hinzu. Sofort erstarb Tristans Grinsen. „Ach komm schon! Jetzt übertreibst du aber! Kaiba ist auch nur ein Mensch! Ich dachte, wir hätten schon genug über dieses Thema geredet“, meinte nun Yugi. „Ja, und ich persönlich war zu dem Schluss gekommen, dass er keine Gefühle besitzt“, erwiderte ich. Obwohl... so ganz konnte das auch nicht stimmen, musste ich mir eingestehen. Immerhin hatte er sich nicht gewehrt, als ich ihn geküsst hatte – wobei sich mir immer noch die Frage stellte, warum ich das getan hatte... – von seinem seltsam brutalen Kuss wollte ich gar nicht erst anfangen... Ich würde nur wieder auf dieses Lustgefachsimpel kommen und darauf konnte ich getrost verzichten, wenn ich ehrlich sein sollte (wirklich?)!! Ich seufzte. Mir blieb auch nichts erspart...! Aber ich konnte ja nichts dagegen tun. Wenn Carlos rief, musste ich Gehorsam leisten. Mein Gott, war ich im Mittelalter oder warum dachte ich hier so einen Schwachsinn?! Wir waren doch immerhin im modernen Japan! Da gab es so etwas wie Sklaverei nicht mehr! Aber ich musste trotzdem tun, was von mir verlangt wurde, oder ich war meinen Job los... Was blieb mir also anderes übrig, als einen Abend bei Kaiba zu verbringen? Richtig, nichts, es sei denn, ich wollte meinen Job verlieren, und das ging schon mal gar nicht! Den brauchte ich unbedingt! Wieso hasste mich mein Leben nur so? Warum tat es mir so etwas immer wieder an? „So schlimm wird’s schon nicht werden“, meinte ich dann und grinste wieder eines meiner Joey-Wheeler-Grinsen. „Alles wird gut.“ Oder auch nicht... „Und damit eins klar ist: Ich werd mich garantiert nicht von einem Seto Kaiba fertig machen lassen! Der kann sein blaues Wunder erleben! Alter, wenn der mir auch nur einmal krumm kommt, dann gibt’s Ärger, aber sowas von!“, regte ich mich weiter auf. Meine Freunde grinsten mich an, auch wenn Yugi besorgt meinte: „Pass auf dich auf. Du weißt, dass Kaiba sehr unangenehm sein kann, wenn er will.“ „Ach, scheiß doch drauf!“, erwiderte ich fröhlich vor mich hingrinsend. Konnte es sein, dass ich in letzter Zeit unter derben Stimmungsschwankungen litt? Ich meine, gerade eben war ich noch total depressiv und im nächsten Moment war ich schon wieder glücklich wie ein Honigkuchenpferd?! Irgendetwas lief hier definitiv falsch. Man könnte meinen, ich hätte meine Tage... Vorrausgesetzt natürlich, ich wäre weiblich... Was zum Glück nicht so war... Nicht, dass ich etwas gegen Mädchen hatte – es sei denn, sie waren der Typ, der zum Groupie mutierte, sobald er mich sah – aber ich würde vermutlich in der Welt der Frauen untergehen... „Ich mache mir nur Sorgen um dich. Ich will nicht, dass noch mal sowas wie das letzte Mal passiert“, setzte Yugi seine Bedenken fort. Ich sah ihm durchdringend in die Augen. Wenn er jetzt etwas falsches sagte... Immerhin wussten die anderen nichts von dem Kuss zwischen Kaiba und mir – wohlgemerkt, von dem, den ICH Kaiba aufgedrückt hatte, wusste keiner etwas – und eigentlich wollte ich auch, dass das so blieb. „Glaubst du im Ernst, dass ich mir das noch einmal antun lasse? Ich meine, das letzte Mal war ich schwach. Das war kurz nachdem ich mir meine Verleztung zugezogen hab. Da war ich ihm nicht gewachsen. Glaub mir, noch einmal lasse ich mir das nicht bieten.“ Tristan und Tea verstanden nur Bahnhof, und dementsprechend sahen sie auch aus. Yugi sah mich besorgt an, nickte dann aber, und der Pharao? Ja, wie konnte man den beschreiben? Der schien nachzudenken. Aber über was? Er sah erst so aus, als Yugi und ich uns über den Kuss unterhalten hatten. Erneut schüttelte ich innerlich den Kopf – das tat ich in letzter Zeit ziemlich oft, oder? „Scheiß drauf, Yugi. Das wird mir nicht noch einmal passieren“, sagte ich zum Schluss noch. Jetzt schien auch der Kleinere überzeugt zu sein und nickte noch einmal. Das wir – bzw. ich – die ganze Zeit über von jemandem beobachtet worden waren, war mir nicht aufgefallen und so entging mir auch sein... diabolisches Grinsen (na, wer war’s wohl?). „Ach, und noch etwas“, fing ich an und sofort hatte ich die gesamte Aufmerksamkeit meiner Freunde. „Ich muss nach der Schule noch etwas mit euch ,Tristan und Tea, klären.“ Augendblicklich verschlechterte sich Yamis Miene, doch ich ging nicht weiter darauf ein. Ich musste Tea und Tristan einweihen, sonst würde meine Kupplungsaktion nie etwas werden. „Was-“, begann Tristan, doch ich schüttelte den Kopf und meinte: „Das muss noch so lange warten.“ Die beiden sahen mich verwirrt an. Na und? Sollten sie doch! Noch irritierter wurden sie, als sie Yamis augenscheinlich nicht sonderlich gute Laune sahen, doch bevor sie auch nur etwas dazu sagen konnten, fügte ich hinzu: „Ach, Yugi, mit dir muss ich auch reden, das hätt ich fast vergessen.“ Schließlich musste ich noch das Versprechen Yami gegenüber einlösen. Bisher hatte ich noch keine Zeit gefunden mit dem Kleinen zu sprechen, aber das würde ich nach Schulschluss nachholen (Ist doch so, oder? Joey hat es dem kleinen Yugi noch nicht gesagt, oder? Ich war - und bin immer noch - so in einer Schreibblockade, dass ich sogar das vergessen hab -.- und ich bin zu faul, um das nachzulesen...>.>). Als es dann endlich erlösend nach der Doppelstunde Sport klingelte und alle umgezogen waren, wartete Tea bereits am Ausgang der Sporthalle auf uns. „Yami, du kannst schon einmal vorgehen. Du weißt doch eh schon, worum es geht. Ich kann dich hier nicht gebrauchen“, sagte ich zu meinem Freund. „Muss das denn unbedingt sein?“, fragte er und sah mich mitleidig an. „Ja, in beiden Fällen. Dass ich mit Yugi reden muss, ist dir klar, oder?“ Er nickte. „Und ich brauche die Hilfe von Tea und Tristan, sonst wird das nie etwas! Also jammer hier nicht so rum und geh nach Hause. Ich schick dir Yugi gleich hinterher.“ Es sah so aus, als wenn er eigentlich noch etwas erwidern wollte, doch ließ er es bleiben und wünschte uns noch einen schönen Nachmittag, bevor er verschwand. Während unseres Gesprächs wurden wir neugirieg von den anderen dreien gemustert, wie mir jetzt auffiel, denn sie sahen mich immer noch ziemlich erwartend an. „So, Tristan, Tea, würde es euch etwas ausmachen, wenn ihr vor dem Schultor auf mich warten würdet? Das hier ist nämich nur für Yugis Ohren bestimmt.“ „Ich denke, du wolltest mit uns allen sprechen, Alter“, meinte Tristan. „Mit euch muss ich etwas anderes besprechen.“ Mehr oder weniger... Immerhin war Yugi auch eines meiner Kupplungsobjekte, aber das musste ich ihnen ja nicht unbedingt vor der Nase von eben jenem auf die Nase binden, oder? Denn wenn ich das tun würde, wäre er definitv nicht sonderlich begeistert. Sie ließen uns aber schließlich mit nachdenklichen Blicken, die sie uns immer wieder zuwarfen, alleine. Und auch Yugi warf mir immer wieder nachdenkliche, wenn auch neugierige und ungeduldige Blicke zu. Aber anstatt auf sie einzugehen, bugsierte ich meinen Freund zu einem abgelegenen Teil der Schule, damit wir ungestört waren. Es musste ja nicht unbedingt jeder wissen, dass Yugi und der Pharao schwul waren. Was würden dann erst die Fangirls denken? Sie würden dann jemanden umbringen! Und so, wie ich mein Glück, das ich zur Zeit hatte, kannte, würde ich eben jener sein, aber was soll’s... Ich drückte meinen Freund auf eine Bank, die in jenem besagten abgelegenen Teil der Schule lag – Schulgarten, umgeben von Hecken und so, damit wir auch ja nicht gesehen werden würden – und begann ihm von dem Gespräch zu erzählen, dass ich mit Yami hatte und klärte ihn auf, wie er sich ihm gegenüber erst einmal verhalten sollte, bevor ich – er hatte ja keine Ahnung, dass ich Tea und Tristan kurz nachdem ich Yugi nach Hause schicken würde, aufklären würde – eine bessere Lösung parat hätte – und hoffen würde, dass meine anderen beiden Freunde einen besseren Weg wissen würden. „Das hat er gesagt?“, fragte Yugi, ein wenig Unglauben in der Stimme. Ich nickte. „Und du hast ihm vorgeschlagen, eine Beziehung mit Großvater einzugehen?“ Wieder nickte ich, musste mich aber stark beherrschen, um nicht augenblicklich wieder in ein Lachen auszubrechen, bei der Vorstellung, wie Yami und Großvater ein Paar abgeben würden. „Vielleicht sollte ich Großvater mal fragen... Ich glaube, er wäre gar nicht mal soooooo abgeneigt.“ Ich starrte meinen Freund ungläubig an. Hallo??? Wenn das so weiterging, dann landete Yami am Ende wirklich mit Großvater in einer Beziehung... Horror???? JAAAAAAAAAAA!!!! Doch dann fing Yugi plötzlich an zu lachen. „A...allein schon... die Vorstellung...!! Oh, bitte! Verschohn mich...!“, sagte der Kleine, wurde aber immer wieder durch neue Lachkrämpfe unterbrochen. Und jetzt konnte ich auch mich nicht mehr zurückhalten. Nach einiger Zeit beruhigten wir uns wieder. Und auf einmal war Yugis Blick voller Trauer. Hatte ich irgendeinen Fehler gemacht? Ich meine, hatte ich irgendetwas falsches gesagt? Vermutlich... sonst wäre er bestimmt nicht auf einmal so traurig. „Ich habe also wirklich keine einzige Chance. Es ist schade, das zu wissen, aber ich kann nichts dagegen machen. Ich muss mich wohl oder übel damit abfinden. Ich hoffe, er wird trotzdem glücklich... Auch wenn es mir vermutlich das Herz brechen wird. Aber egal... Wen auch immer du finden solltest, der deiner Meinung zu ihm passt und den der Pharao auch einigermaßen mögen sollte, ich wünsche ihm alles Glück dieser Welt. Der Pharao hat es mehr als alle anderen verdient, glücklich zu werden...“ Einen Augenblick verharrten wir still, ich hatte den Kleinen mittlerweile in eine beruhigende Umarmung gezogen. „Ich nehme an, das war alles?“, fragte er, als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Ja“, erwiderte ich schlicht. „Dann lass uns zu den anderen zurückgehen. Sie platzen garantiert schon vor Ungeduld, was auch immer du ihnen sagen willst.“ Ich nickte, als ich ihn wieder losließ und wir zu den anderen beiden zurückgingen. Bei den anderen angekommen, verabschiedete sich Yugi und ging nach Hause. „Was hast du ihm erzählt? Und warum sah er so traurig aus?“, fragte Tea. „Hast du Schuld an seinem Zustand?“, bohrte sie weiter. „Ein wenig, aber alles zu seiner Zeit“, erwiderte ich statt ihr eine richtige Antwort zu geben. „Ihr werdet schon sehen, was mit ihm los ist. Aber erst mal lasst uns was essen gehen. Ich hab riesigen Hunger.“ Und mit diesen Worten ging ich los. „Was? Aber du kannst uns doch nicht so unaufgeklärt zurücklassen, Alter!“, rief mir Tristan hinterher. „Wenn ihr mitkommen würdet, würde ich euch ja aufklären, aber wenn ihr keine Lust habt...“ Und sofort waren beide neben mir. Auf dem gesamten Weg zu dem Café, das ich anstrebte, versuchten sie Antworten aus mir herauszubekommen, doch ich ließ mich nicht dazu herab. Erst wollte ich, dass ein riesiger Eisbecher vor mir stand, den ich genüsslich verschlingen konnte. In besagtem Café angekommen, setzten wir uns nach drinnen, draußen war es uns zu warm. Tristan und Tea saßen mir auf einem bequemen Sofa (also nicht so’n richtiges Sofa, sondern solche, die man halt in Cafés findet... Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine... vermutlich nicht, aber ich kann das zur Zeit nicht vernünftig beschreiben, wie schon gesagt, meine Blockade...) und sahen mich erwartungsvoll an. Ich hingegen tauchte lieber den Löffel in mein Eis, das vor mir stand und ließ ihn in meinen Mund gleiten. Genießerisch schloss ich die Augen und ließ mir das Eis auf der Zunge zergehen. Das war doch wirklich der Himmel auf Erden. „Yugi hat dem Pharao seine Liebe gestanden“, sagte ich, als ich mit meinem ersten Löffel fertig war, aber immer noch mein Eis liebevoll fixierte. Ich liebte Essen, ganz besonders süßes... Dafür könnte ich durch die Hölle gehen (besessen???). Bei dem Klirren eines Löffels sah ich auf. Tea hatte doch tatsächlich ihren fallen gelassen. Und Tristan? Naja, dem fiel sein Eis, das es sich gerade in den Mund gesteckt hatte, wieder heraus und landete – zum Glück – auf seinen Eisbecher. Ein Glück, dass alle Gäste, die ebenfalls drinnen saßen, abgelenkt waren, sonst wäre das sicherlich ziemlich peinlich gewesen... Ich meine, wem fällt schon sein Eis wieder aus dem Mund? „W-was?“, fragte Tea, der Schock stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ja, so ging es mir auch, als mir Yugi das am Samstag erzählt hat...“, meinte ich und steckte mir einen weiteren Löffel Eis in den Mund. „Ja, und? Wie ging’s weiter? Los, Alter, spann uns nicht so auf die Folter!“, wollte Tristan wissen, das ihm gerade Eis aus dem Mund gefallen war, hatte er anscheinend gar nicht mitbekommen. Ich ließ mir einen weiteren Löffel Eis auf der Zunge zergehen. Ja, mir war gewusst, dass ich meine Freunde gerade quälte... Aber irgendwie war das lustig... War das fies? Vermutlich, aber was soll’s? Sie hingen mir regelrecht an den Lippen. Sie wollten also wissen, wie es um Yugi stand. Gut, das sollten sie haben. Aber erst nach einem weiteren Löffel. Eis war einfach nur göttlich!!! „Yami hat abgelehnt.“ Stille. Keiner sagte ein Wort. Ich nutzte die Gelegenheit, um mein Eis weiterzulöffeln. Die beiden brauchten circa drei Minuten, bis ihr Hirn verarbeitet hatte, was ich ihnen gerade gesagt hatte, aber dann fragten beide wie aus der Pistole geschossen: „WAS?!?!“ Ich seufzte und begann die gesamte Geschichte zu erklären. Sie unterbrachen mich kein einziges Mal, viel zu sehr waren sie auf das konzentriert, was ich ihnen gerade erzählte. „So, und jetzt brauchen wir jemanden, der Yugi wieder glücklich macht. Er weiß zwar nicht, dass ich ihn verkuppeln will, aber das brauch er ja auch nicht zu wissen, oder? Er ist ziemlich fertig und braucht deswegen jemanden, der ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Wenn ihr ihn am Samstag gesehen hättet, wüsstet ihr, wie schlecht es ihm wirklich geht. Er tut zwar so, als wenn es ihm bestens gehen würde, aber in Wirklichkeit ist er fertig mit der Welt.“ Meine Gegenüber nickten mir zu, als Zeichen dafür, dass ich fortfahren konnte. „Ich frage euch nicht, ob ihr schon an jemanden bestimmten denkt. Ich glaube, wir sollten da erst noch ein wenig drüber nachdenken. Und eins noch: Sprecht Yugi unter keinen Umständen darauf an! Ihr wisst nichts davon! Damit das klar ist!“ Wieder nickten sie, dieses Mal zustimmend. „Das gleiche gilt für Yami. Der weiß zwar, dass ich ihn verkuppeln will – und um ehrlich zu sein: Er war dagegen, dass ich euch einweihe, aber was soll’s? Seit wann höre ich auf ihn? – aber im großen und ganzen ist es das gleiche wie mit Yugi. Er braucht irgendwen, den er mit vollstem Herzen lieben kann.“ Erneutes zustimmendes Nicken. Hatten die ihre Sprache verloren oder was? Oder warum sagten die kein Wort? „Ich würde sagen, wir lassen uns Zeit bis nächsten Montag? Das würde zumindestens mir am besten passen. Ihr wisst ja, ich muss heute noch zu Kaiba und dann morgen wieder und dann muss ich am Samstag und am Sontag noch arbeiten. In der Zwischenzeit, wenn ich ganz zufällig grade mal >nicht< arbeiten muss, lass ich mir dann alle möglichen Typen durch den Kopf gehen. Montag wär also perfekt.“ Ich sah meine Freunde abwartend an. Sie schienen zu überlegen, dann stimmten sie mir zu. „Bis Montag sollte uns wer eingefallen sein“, meinte Tristan. „Allerdings glaube ich nicht, dass das so einfach wird. Welche von den Typen, die an unserer Schule herumlaufen sind immerhin schwul? Und geben das auch noch zu? Alter, wenn wir mit den beiden fertig sind, dann schulden uns Yami und Yugi aber sowas von einen. Das wird ne Heidenarbeit.“ Tea verpasste ihm einen kleinen Schlag auf den Kopf und meinte: „Ach komm schon. Als wenn du was besseres zu tun hättest. Außerdem tust du doch alles für deine Freunde, also stell dich mal nicht so an!“ Ich fing bei diesem Bild an zu grinsen. Auch wenn sie es nicht zugeben würden, so wusste ich, dass die beiden einmal eine Beziehung hatten, wenn auch nur für wenige Tage (was ne Vorstellung...! Gruselig!!!). Seit sie sich getrennt hatten, benahm sich Tea in Gegenwart von Tristan immer wie eine Schwester. Das war ab und an schon ganz lustig anzusehen. Vor allem, wenn sie ihn belehrte, so wie jetzt. Nach der Belehrung Tristans wandte sich Tea an mich und meinte: „Und du lass dich von dem blöden Kaiba nicht reizen. Genau das will er doch erreichen.“ „Ich stehe über diesen Sticheleien seinerseits“, meinte ich. Beide, Tristan und Tea, sahen mich ungläubig an. Dann fingen sie an zu grinsen, Tristan lachte sogar. „Hey, was ist daran so lustig?“, fragte ich sie. „Ach, nichts, nichts. Es ist nur ein bisschen komisch, das ausgerechnet aus DEINEM Mund zu hören, vor allem nach der Aktion von heute morgen.“ Jetzt schmollte ich. Mussten sie immer so auf mir herumhacken? Es reichte doch schon, wenn das der doofe, reiche Pinkel tat. „Gut, dann stehe ich halt nicht darüber. Aber wenn er auch immer anfängt! Das wird so der Horror werden morgen! Und dann muss ich ihn heute auch noch ertragen! Womit habe ich das nur verdient? Die Welt hasst mich!!“ Teas Grinsen veränderte sich zu einem Lächeln und sie meinte: „Ach komm schon. So schlimm wird das heute schon nicht werden. Und ich wage zu bezweifeln, dass er dich morgen bloß stellen wird. Das würde ihn schließlich auch schlecht darstehen lassen. Seine Gäste würden dann bestimmt denken, er hätte jemanden eingestellt, der unfähig ist, das würde schlechtes Licht auf den ach-so-perfekten-Kaiba werfen. Und ich glaube nicht, dass es das ist, was Kaiba will.“ Da war etwas dran, wenn ich ehrlich sein sollte. Ich schenkte Tea ein dankbares Lächeln, dann stand ich auf und verließ die beiden, nachdem ich mein Eis aufgegessen hatte und mich von den beiden verabschiedet hatte. Ich hatte immerhin noch etwas vor diesen Tag – auch wenn ich keine Lust dazu hatte... Aber dagegen konnte ich nichts tun, mein Pech. (So, Leute, hier muss ich jetzt erst einmal Schluss machen, und das, obwohl das Kapitel noch nicht zu Ende ist (ich hasse es, ein noch nicht fertiges Kapitel hochzuladen...), aber da ihr schon so lange warten musstet und ich ab morgen, Sonntag, für eine Woche weg bin, dacht ich mir, dass ich euch das unfertige hochlade. Es ist nicht überarbeitet, also nicht wundern, wenn ihr - noch mehr als sonst - Fehler finden solltet... Der Teil, den ich dann noch nicht hochgeladen hab, ist dann der, in dem Joey in der Kaibavilla ist, und da ich, um ehrlich zu sein, keine Ahnung hab, wie die aussehen könnte, mache ich mir in der Woche an der Ostsee mal ein paar Gedanken dazu...(NEIN!!! Nur noch 1 1/2 Wochen Ferien!!! So ein SCHEI*!!!) Achso, nicht zu vergessen, ich hoffe, dass ich in der Zeit meiner Abwesenheit meine Schreibblockade überwinden kann, die mich im Moment überfallen hat... Ich hab keine Ahnung, wo die eigentlich herkommt... Ich mein, ich weiß eigentlich schon genau, wie es weiterght und so... aber naja...) Als es Donnerstagnachmittag war und ich die Schule endlich hinter mich gebracht hatte, ging ich nach Hause. Klar, eigentlich sollte ich zu Kaiba, aber erstens hatte ich noch meine Klamotten von der Schule an, schleppte zweitens noch meinen Rucksack mit mir herum und drittens hatte ich keine Ahnung, wann ich eigentlich beiihm aufkreuzen sollte, immerhin hatte er mir keine genauere Uhrzeit gegeben. Und dass ich direkt nacht der Schule zu ihm gehen würde, konnte er sich gleich abschminken, das würde ja so aussehen, als wenn ich nichts besseres zu tun hätte, als bei ihm vorbeizusehen. So nicht, mein Lieber! Moment! Seit wann war Kaiba denn lieb? Und dann auch noch meiner? War ich in letzter Zeit irgendwann einmal ernsthaft mit dem Kopf irgendwo aufgeschlagen? Ich meine, sonst würde ich doch ne auf solche Gedanken kommen! Das würde dann auch alle meine anderen Gedanken und Aktionen aus der letzten Zeit erklären! Ich meine, wenn ich keinen ersnthaften Schädelschaden habenwürde, würde ich doch nie im Leben freiwillig Kaiba küssen! Oder etwa doch? Nein! Ganz sicher nicht! Ich ließ mir also noch ein wenig Zeit, bis ich zu Kaiba ging. Schließlich konnte ich mir heute alle Zeit der Welt lassen, ich musste ja nicht arbeiten. Bevor ich also zu Kaiba ging, schlenderte ich noch ein wenig durch Domino City. Das hatte ich mir in letzter Zeit irgendwie zur Angewohnheit gemacht... Keine Ahnung warum... So gegen sechs stand ich dann schließlich aber doch vor Kaibas riesiger Villa. Ob er zu Hause war? Wär ja- Moment! Ich hatte nicht wirklich gerade vor zu denken, dass das schön wäre, oder? Warum zum Henker sollte das denn bitte schön sein? Das wäre allerhöchstens nervig! Aber nie und nimmer schön! Ich musste mir definitiv den Kopf ernsthaft irgendwo angeschlagen haben... Kaiba und schön – egal, ob nun auf seinen Körper oder sein Verhalten bezogen – in ein und dem selben Satz zu verwenden, war geradezu lächerlich! Hier stand ich also, vor dem riesigen Tor, vor dem ich vor nicht allzu langer Zeit schon einmal gestanden hatte. Wieder klingelte ich. Wieder erklang diese Stimme, die wieder fragte: „Sie wünschen?“ Ich war ein wenig verunsichert. Wussten Kaibas Angestellt überhaupt, dass ich kommen würde? „Ähm... also Kaiba hat gesagt... dass ich heute mal vorbei kommen soll... weil ich morgen äh... hier für die Unterhaltung sorgen soll...“ Mehr als nur verunsichert. Ich stotterte hier ja rum wie ein liebeskrankes, kleines Mädchen! Mir war klar, dass der Butler oder wer auch immer hinter der Sprechanlage saß – hatte Kaiba extra einen Typen, der den ganzen lieben langen Tag nichts besseres zu tun hatte und hinter dem Teil saß? – eine abwertende Erwiderung auf den Lippen hatte, von wegen, dass das jeder behaupten könne, doch sofort hörte ich durch dieAnlage, wie er durch eine muntere Kinderstimme unterbrochen wurde: „Ist schon gut, James. Es stimmt, was er sagt.“ Dann wandte sich die Stimme an mich. „Hi, Joey. Lange nicht gesehen. Komm einfach rein“, sagte Mokuba. Und wie als hätte jemand einen Schalter betätigt – was vermutlich auch so war – öffnete sich das riesige Tor mit dem KC-Emblem. Und wieder ging ich diese lange Einfahrt entlang, dieses Mal ließ ich mir allerdings mehr Zeit als beim ersten Mal, denn es war ja nicht so, als wenn dieses Mal ein Menschenleben davon abhängen würde. Und so kam es, dass ich mir die Zeit nahm, um mir die Umgebung anzusehen. Um die Kaibavilla war ein riesiger Garten angelegt, der größtenteils aus einer Rasenfläche bestand, in der hier und da vereinzelte Bäume standen, ebenso wie es ein paar Beete gab. Der Weg, dem ich folgte, war aus Beton – durfte ich das einspurige Straße nennen? Links von der Villa konnte ich eine Terasse ausmachen – natürlich die große Sorte, was auch sonst? – vor der sich ein – wie nicht anders zu erwarten- riesiger Pool befand. Gab es eigentlich irgendetwas, was Kaiba nicht hatte? Ich meine, das war doch nicht mehr normal! Naja gut, Kaiba gehörte definitiv nicht zu den Leuten, die man normal nennen konnte... Als ich vor der Haustür nach fünf Minuten schnellen Gehens ankam, stellte ich fest, dass ein kleiner Pfad von der Auffahrt zu der überdachten Haustür führte. Die Haustür war eine schwere, aus dunklem Holz bestehende – jedenfalls sah es so aus – Doppeltür. Und zu meiner Übberraschung wurde ich schon von einem ungeduldigen Mokuba erwartet. Sofort, als er mich entdeckte, erhellten sich seine Gesichtszüge und ein riesiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, das mittlerweile nicht mehr von einer riesigen Schramme auf der rechten Seite verziert war. Dann hielt ihn nichts mehr und er fiel mir stürmich um den Hals. „Hi, mein Kleiner. Wie geht’s dir?“, fragte ich Mokuba und erwiderte die Umarmung. „Ganz gut. Ich soll zwar eigentlich noch nicht rumlaufen und erst recht nicht jemanden so stürmich umarmen, aber langsam wird’s echt langweilig, wenn man nichts machen darf...“ „Du solltest dich aber an die Anweisungen des Arztes halten, sonst wirst du nicht gesund (man, und ich hab es immer noch nicht geschafft, ... das Kapitel >Der Anfang aller Probleme< zu verbessern...-.- chronische Unlust nenn ich sowas >.>).“ „Oh, man, Joey! Du hörst dich schon genauso an wie alle in diesem Haus.“ „Ich hab eine kleine Schwester. Da kommt wohl der große Bruder in mir zum Vorschein“, erwiderte ich und lächelte den Kleinen an. Den anderen Kommentar, nämich den zu dem >Haus<, wie Mokuba es bezeichnete, verkniff ich mir, denn dass das kein >Haus< war, sondern eine Villa war, war eigentlich klar, aber auch egal. „Ist dein Bruder da? Oder wer führt mich rum und weiht mich in die Geheimnisse eures >Hauses< ein?“ Die besondere Betonung, die ich dabei auf das Wort >Haus< legte, konnte ich mir nicht verkneifen. Mokuba sah mich zwar fragend an, doch sagte er dazu nichts, sondern erklärte: „Nee, Seto ist nicht da. Du weißt doch, wie er ist. Der sitzt noch in seiner Firma und ackert wie ein Bekloppter. Aber er hat mir erlaubt, dich rumzuführen. Allerdings nur, wenn ich nicht zu sehr rumtobe.“ Bei seinem letzten Satz hatte er etwas verlegen zur Seite gesehen. Es war ihm anscheinend peinlich, dass er Vorschriften von seinem großen Bruder bekam, ganz besonders, da er sie nicht umgehen konnte, denn Kaiba würde es garantiert heruasfinden, wenn sich Mokuba nicht daran halten sollte. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie er das machen wollte, aber er war ja nicht umsonst ein >Seto Kaiba<. Konnte es sein, dass ich ihn in letzter Zeit immer ziemlich verherrlichte? Immer wieder kam ich damit an, dass er ja ein >Seto Kaiba< wäre... Konnte das sein? Aber nur so ganz zufällig? Ich schüttelte den Kopf. Das war doch alles nicht zu glauben! Mokuba war das Kopfschütteln meinerseits natürlich nicht entgangen und fragte mich dementsprechnd auch gleich, was ich denn hätte. „Nichts, wirklich.“ Er sah mich zwar ziemlich skeptisch an, beließ es jedoch dabei. So, hier stand ich also, in der riesigen Eingangshalle von Kaibas Bonzenvilla. Das beste Wort, mit dem man sie beschreiben konnte, war riesig – deswegen ja auch EingangsHALLE. Das war mir das letzte Mal nicht aufgefallen – naja, gut, vielleicht lag das auch daran, dass ich das letzte Mal andere Sachen im Kopf hatte, nämlich ganz zufällig das Befinden meines kleinen Freundes vor mir, der freudig darauf losredete. Die Halle war in einem dunklen Blauton gehalten. Hier und da wurden die Wände mit – sicherlich sauteuren – Bildern versehen, damit sie nicht ganz so allein und verlassen erschien. Ich meine, in die Halle hätten sicherlich mindestens 50 Leute gepasst... An der linken Wand war eine riesige Treppe, die in den ersten Stock führte (wo auch sonst hin? In die Wolken?). Vor der Treppe befand sich eine Tür, die, wie ich später erfahren sollte, in die Küche führte. Gegenüber der Eingangstür war eine weitere Tür, die tiefer in die Villa führte – glaubte ich zumindestens, immerhin war ich noch nie hier gewesen, um mir die Villa meines größten Erzfeindes anzusehen – und an der rechten Wand befand sich eine große, elegante Flügeltür, auf die Mokuba auch gleich zuging. Der Saal war riesig! Wie ungefähr der gesamte Rest in dieser verdammten Villa! Ich hatte hier noch nichts kleines gesehen! Gut, ich hatte bis jetzt ja auch noch nicht wirklich viel gesehen. Ich wagte aber trotzdem zu bezweifeln, dass es hier etwas kleines gab – von Mokuba einmal abgesehen (man, was ein Witz... nicht). An der gesamten Wand, die den Doppeltüren gegenüberlag, waren riesige Fenster, die bis auf den Boden reichten. Beim genaueren Betrachten konnte ich auch eine gläserne Tür in der Fensterfront erkennen, die nach draußen in den Garten führte. Zweifellos dafür da, damit sich die Gäste abkühlen konnten, wenn es ihnen in dem Saal zu warm werden sollte, oder wenn sie einfach der Menschenmasse, die garantiert hier sein würde, wenn die „Party“ sein würde, zu entkommen. Von meinem Standpunkt aus gesehen links in der rechten Ecke vor den Fenstern (ok, hat das jetzt wer verstanden? Wenn nicht, dann sagt das einfach. Ich versuche dann, dass noch ein wenig genauer zu erklären) befand sich eine – immer noch nicht klein, verdammt! – Erhebung, auf der sich ein Flügel befand. Das war vermutlich mein Arbeitsplatz. Der Saal war kein komplettes Rechteck. An der wieder zu meiner linken liegenden Seite befand sich noch ein kleines Rechteck, das weiter in den Bauch der zweifellos riesigen Villa hineinreichte. Man konnte es sich wie ein rechtwinkliges Dreieck mit ungleichen Schenkeln betrachten und ohne die fehlende Verbindungsstrecke zwischen eben diesen (Gott, bitte erschlagt mich, dass ich hier was mathemathisches mit einbringe!!! (bzw. hat das wer verstanden?)). Rechts an der Wand neben der Flügeltür befand sich eine Theke, vermutlich eine Bar. Was wäre so ein Raum auch ohne einen passenden Ort zum Getränkeausschenken? Höchstwahrscheinlich alkoholische. Das konnten sich Kaibas Gäste ja auch leisten. Immerhin würden sie vermutlich alle mit Limousinen kommen. Sie brauchten also nicht darauf zu achten, nüchtern zu bleiben – es sei denn natürlich, die Gäste wollten ein Geschäft mit Kaiba abschließen, wobei ein vernebelter Kopf sicherlich nicht sehr hilfreich wäre, jedenfalls nicht, wenn sie nicht von Kaiba in Grund und Boden gestampft werden wollten – was er sicherlich könnte und garantiert auch machen würde, wenn sich ihm die Gelegenheit bieten würde. Außerdem waren eine Menge Tische in dem Raum. Logisch, immerhin würden die Gäste hier auch zu abend essen und wie sollten sie es sonst machen, wenn nicht im Sitzen und an Tischen, wie zivilisierte Menschen, die sie, wie sie sicherlich dachten, alle waren. Ich hatte da allerdings so meine Zweifel. Immerhin würden Kaibas Gäste bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren Verbündeten in den Rücken fallen, wenn sie dadurch nur mehr Geld verdienen würden – geldgeile Säcke alle miteinander, und Kaiba gehörte definitiv auch dazu! Er machte keine Ausnahme. Meiner Meinung nach waren zivilisierte Menschen so etwas wie meine Freunde. Sie würden es sich nicht im Traum einfallen lassen, ihre Freunde zu verraten. Dazu waren sie viel zu edelmütig (Oh, Gott! Ich muss aufhören, irgendwelche Fantasybücher zu lesen! Da werd ich noch beknackt bei! (Noch beknackter, als ich sowieso schon bin ^^“)). „Die Tische verschwinden nach dem Essen alle noch. Immerhin sollst du Setos Gäste ja zum Tanzen anregen und das geht schlecht, wenn die ganzen Tische im Weg stehen“, erklärte mir Mokuba. „Anschließend werden nur noch an den Wänden kleine Tische mit Stühlen bzw. Stehtische stehen. Immerhin werden nicht alle Gäste tanzen wollen.“ Er führte mich durch diese unwahrscheinlich große Halle, damit ich auch die versteckte Ecke sehen konnte, die von der Doppeltür aus im Verborgenen lag. Als wir dort ankamen, stellte ich fest, dass es noch eine zweite Flügeltür gab, die in den Raum führte, nämlich genau in diesem zweiten Rechteck, an genau der Wand, an der auch die Bühne war. „Wenn du dann hier bist, um zu deinem Auftritt zu kommen, dann sollst du durch diese Tür kommen, weil die näher bei der Bühne ist“, erklärte Mokuba. „Da kannst du unauffällig an der Wand entlang gehen, ohnedass du groß auffällst hat Seto gesagt.“ „Dein Bruder hat vielleicht seltsame Probleme“, meinte ich, nickte aber. Dann ging ich auf die Bühne zu, kletterte auf sie und sah mir den gesamten Saal von dort an. Erst jetzt fiel mir auf, dass an der Decke Kronleuchter hingen. Ok, dazu sagte ich jetzt einmal nichts... „Hast du etwas dagegen, wenn ich mal kurz einen kleinen Song singe, um zu gucken, wie der Raum auf meine Stimme reagiert?“ „Bitte, tu dir keinen Zwang an“, erwiderte Mokuba von vor der Bühne, seine Arme hatte er mittlerweile auf die Empore gelegt und seinen Kopf darauf platziert. „Ich mag deine Stimme“, fügte er noch hinzu. Ich lächelte ihn daraufhin warm an, schloss die Augen, bevor ich anfing und tat mir keinen Zwang an, aus den tiefsten Innern meines Herzens zu singen. Ich hatte keine Ahnung, was ich für ein sang Lied. Ich legte einfach los, ohne mir des Songs bewusst zu sein. Ich wusste nur, dass ich mit Gefühl sang, und das hieß, es musste ein Liebeslied sein (an wen er dabei wohl denkt? Wenn auch nur unbewusst...). Durch die Tatsache, dass ich merkte, dass meine Stimme nicht den gesamten Raum erfüllte, wurde mir bewusst, dass dieser Saal um einiges größer sein musste als der, in dem ich normalerweise sang. Aber mit einem Mikro würde das kein Problem werden. „Kriege ich auch ein Mikro?“, fragte ich den Kleinen nach meinem Lied. Er öffnete die Augen, nickte eifrig und meinte: „Selbstverständlich.“ Anscheinend hatte er, während ich gesungen hatte, die Augen geschlossen, um das Lied vollkommen genießen zu können. Irgendwie war das ja niedlich... Mokuba führte mich weiter, nachdem ich wieder von der Bühne heruntergekommen war. Die Halle verließen wir durch die zweite Tür, die uns auf einen Gang führte, dem wir folgten. Ich hatte schon längst die Orientierung verloren, bis wir zu einer weiteren Tür kamen, die uns wieder zurück in die Eingangshalle führte. Verwirrt sah ich mich um. Waren wir nicht gerade eben noch im tiefsten Inneren dieser verdammten Villa gewesen? Wie kamen wir denn jetzt wieder hierhin? Als ich die Eingangshalle etwas genauer unter die Lupe nahm, stellte ich fest, dass wir genau aus der Tür gegenüber der Eingangstür herausgekommen waren. „So, und da es ja dann schon ziemlich spät ist, wenn du hier fertig bist, konnte ich Seto überreden, dass du hier übernachten darfst. Wer weiß immerhin, was sich um diese Uhrzeit draußen für Gestalten herumtreiben“, erklärte Mokuba. Ich starrte ihn ungläubig an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Kaiba erlaubte mir, dem inkompetenten, und weiß der Geier was noch alles, Köter, hier in seiner schnieken Villa die Nacht zu verbringen? Was würde er mit dem Bett machen, in dem ich geruht hatte? Oder noch besser: mit dem gesamten Zimmer? Würde er es einfach einmal ganz locker in Brand stecken, damit er auch ja sicher sein konnte, dass er meine ganzen >Bazillen< loswurde? Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, ich wollte schon immer einmal in so einer schicken Villa schlafen, nur die Tatsache, dass es Kaibas Villa war, schmälerte das Ereignis ein wenig. „Wie hast du es geschafft, deinen Bruder dazu zu überreden? Ich meine, du weißt ja, dass wir uns nicht wirklich sonderlich gut ausstehen können, oder?“, fragte ich schließlich. Diese Frage fand ich mehr als nur berechtigt, wenn ich ehrlich sein sollte. Mokuba begann hinterlistig zu grinsen. „Nicht so wichtig“, meinte er nur. „Hey, jetzt, wo du schon so böse grinst, will ich auch wissen, wie du das geschafft hast!“, empörte ich mich. Nicht, dass ich neugierig wäre oder so. Nein!! Kein Stück!!! (Wer’s glaubt...) Aber das interessierte mich wirklich. Wie schaffte man es immerhin, einen Seto Kaiba von etwas zu überzeugen, zu dem er eigentlich >nein< sagen würde? „Ich habe ihm angedroht, nicht mehr mit ihm zu reden.“ Ungläubig starrte ich den Kleinen an. Das war alles? Man konnte DEN Seto Kaiba zu so gut wie allem überzeugen, indem sein kleiner Bruder ihm einfach nur androhte, kein Wort mehr mit ihm zu wechseln? In was für einer verqueren Welt war ich hier nur gelandet? „Das ist alles?“, fragte ich nicht sehr überzeugt. „Wenn ich es dir doch sage! Das letzte Mal, als ich das gemacht habe, hat er es eine Woche ausgehalten, dann ist er zu mir gekommen und hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.“ Ok, hier war definitiv etwas falsch! Ich meine, konnte ich mir einen Kaiba vorstellen, der alles für einen tat? NEIN!!!! GANZ SICHER NICHT!!!! „Bist du dir sicher, dass wir hier von dem selben Kaiba reden?“, fragte ich unsicher. Mokuba lachte und nickte. „Klar. Zu euch ist er zwar immer... naja, ziemlich fies, aber wenn wir alleine sind, und er mal Zeit hat und er nicht ständig an seine Arbeit denkt, dann ist er richtig... knuffig.“ Jetzt konnte ich es mir nicht mehr verikneifen: Ich starrte Mokuba mit offenem Unglauben in den Augen an. Kaiba und KNUFFIG??? Nie im Leben! Was ging hier nur ab? War ich in eine Art Paralelluniversum geraten oder was war hier los? Ich meine, hallo?!?! Seit wann war der denn bitte knuffig? Allein schon diese Vorstellung war lächerlich! Mittlerweile hatten wir die Treppe, die ins obere Stockwerk führte, benutzt. Ich war ja mal gespannt. Wie das wohl aussehen würde? Ob mir Kaiba wohl eins seiner schrecklichsten Zimmer zugeteilt hatte? Eins in pink? Wenn ja, ich würde freiwillig im Freien schlafen. Ich kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dass Kaiba vermutlich gar kein pinkes Zimmer besitzen würde. Das passte überhaupt nicht zu ihm! Ich meine, hallo? Kaiba und pink? Nie im Leben! Schon nach kurzer Zeit hatte ich in diesem verrückten Gängelabyrinth die Orientierung verloren. Wenn mich Mokuba hier aussetzen würde... Ich würde verhungern, ehe ich den Ausgang gefunden hätte! Ich meine, wozu brauchte man denn bitte so ein verflucht großes Haus?! Und vor allem: Wozu brauchte man es, wenn man sowieso nur mit seinem kleinen Bruder hier wohnte? Der ganze Platz war doch vollkommen überflüssig! Es würde nur unnötig Geld kosten. Gut, Kaiba konnte sich das leisten, aber trotzdem! Das war vermutlich bei Nacht höllisch unheimlich! Vor allem, wenn man so gegen Mitternacht aufwachte und in die Küche ging, weil man Durst oder Hunger hatte – sprach ich da etwa aus Erfahrung? Nein, überhaupt nicht! Ich wachte nachts garantiert nicht wegen eben genannten Gründen auf, kein bisschen! Gut, also, wenn man dann durch das Haus gehen würde, würde man bestimmt den Eindruck bekommen, dass es spuken würde, weil es so unbelebt war wegen seiner Größe und der kleinen Einwohnerzahl... Wir blieben schließlich, wie es mir schien, nach unendlich langer Zeit vor einer aus dunklem Holz bestehenden Tür stehen. „So, hier darst du schlafen“, meinte der Kleine, öffnete die Tür, trat ein und bedeutete mir, das selbe zu tun. Vor mir tauchte ein Zimmer, dass komplett in bordeauxrot gehalten wurde, auf. Bzw. die Wände waren hellvanillegelb, aber alles andere... Teppich, Bettzeug, Sessel, Kissen... einfach alles war bordeauxrot. Das Gestell des Betts, das von der Wand links neben der Tür herausragte, bestand aus einem dunklen Holz. Wenn ich Ahnung von verschiedenen Holzarten gehabt hätte, hätte ich bestimmt auch sagen können, von was für einem Baum, aber naja... Auf jeden Fall hätten mühelos zwei bis drei Personen in dem Bett Platz finden können. Ebenso wie das Bettgestell bestanden auch der Schrank und das Bücherregal, die dem Bett gegenüber an der anderen Wand standen, aus diesem dunklen Holz. Der Parkettboden, der nicht von dem überdimensional großen Teppich bedeckt war, war ebenfalls aus dunklem Holz, jedoch war das etwas heller als das des Betts und des Schranks. Gegenüber der Tür befand sich eine riesige Fensterfront, vor der eben besagter Sessel stand. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich mein Kiefer verabschiedet hatte. Erst als der Kleine anfing zu kichern und meinte: „Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein“ machte ich ihn wieder zu. „Und dein Bruder lässt mich echt hier schlafen? Muss er das Zimmer anschließend nicht von Ungeziefer befreien?“, fragte ich. Mittlerweile interessierte mich wirklich, ob Kaiba das gesamte Zimmer einfach abfackeln würde... „Nicht, dass ich welches hätte, aber du kennst doch deinen Bruder...“ „Ach was, Seto hat das sogar vorgeschlagen.“ Und schon wieder war mein Mund offen. „Dein Bruder hat vorgeschlagen, dass ich in diesem Zimmer schlafe? Das kann nicht dein Ernst sein!“ Mokuba grinste und fragte: „Wieso denn nicht?“ „Weil er mich nie in so einem Wunder von einem Zimmer schlafen lassen würde. Das ist zu gut für mich. Ich meine, er hat mir letztens erst irgendwann vorgeworfen, ich würde auf Müllkippen herumwühlen!“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „Glaub’s mir, oder nicht, aber er hat es vorgeschlagen.“ Das konnte nicht sein Ernst sein! Nie und nimmer! Kaiba hasste mich! Warum sollte er mir so ein schönes Zimmer zur Verfügung stellen?! Irgendetwas war hier doch faul! (gut, das hat sich jetzt ziemlich erbärmlich angehört, aber was soll’s?) Als ich das Zimmer genug bestaunt hatte, traten wir wieder hinaus auf den Gang, um zurück in die Eingangshalle zu gehen. „Sag mal, ich kann mich doch dann auch hier bei euch umziehen, oder? Weil, um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust, im Anzug durch halb Domino zu latschen“, meinte ich im Flur. „Klar, kein Problem.“ Und wieder hatte ich nach nicht allzu langer Zeit die Orientierung verloren. Frustriert sagte ich zu Mokuba: „Vermutlich werde ich mich hier verlaufen, aber ok...“ und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Das sagen alle. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“ „Du vergisst dabei nur eine kleine Sache.“ Irritiert sah mich der Kleine an. „Naja, das ist das einzige Mal, dass ich hier sein werde (das sagst du^^ *wissend grins* ich sag da was gaaaaaanz anderes). Das heißt, ich werde mich definitiv verlaufen.“ „Ach komm, so schlimm wird’s schon nicht werden. Als nächstes zeige ich dir die Küche.“ Bei dem Wort >Küche< vergaß ich alles um mich herum. Echt, sobald in meiner Umgebung auch nur ein Wort fiel, das ansatzweise etwas mit Essen zu tun hatte, bekam ich nichts mehr mit. Ich war nur noch auf das Essen fixiert. Man könnte meinen, ich lebte fürs Essen. Wenn man dieser Meinung war, dann hatte man hundertprozentig RECHT!!! Ich liebte es einfach, zu essen. Und was noch dazu kam: Ich nahm nicht zu!!! Ich konnte also sinnlos Essen in mich hineinstopfen und wurde nicht dicker (wenn du dich auch immer prügelst...>.> Ich mein, das ist Bewegung genug...)!!! Das war so herrlich!!! Ok, jetzt war ich vielleicht ein wenig vom Thema abgekommen, aber was soll’s? Auf dem Weg zu eben genannte Küche fragte ich den Kleinen unsicher: „Und ich darf am nächsten Tag einfach so zur Küche gehen, falls ich Hunger haben sollte? Vorrausgesetzt natürlich, ich finde sie wieder und so... Also, ich mein, nicht, dass dein Bruder am Ende was dagegen hat...“ Mokuba sah mich mit einem ungläubigen Blick an, dann meinte er: „Was glaubst du, warum ich dir die Küche zeige? Damit du in ihr Däumchen drehst, oder was? Ich bitte dich! Warum sollte ich sie dir sonst zeigen, wenn nicht, damit du weißt, wo du was zu essen herkriegst?“ Irgendwie logisch... Aber logisch und ich passte einfach nicht zusammen... „Ich bewundere dich dafür, dass du dich hier nicht verläufst“, meinte ich auf dem Weg zur Küche. Mokuba winkte ab und meinte: „Wie schon gesagt: Mit der Zeit gewöhnt man sich dran.“ Gut und schön, ich würde mich aber vermutlich trotzdem verlaufen... Nicht, dass ich das in Gegenwart des Kleinen erwähnen würde, aber naja... Jetzt hielten wir auf die Tür vor der Treppe zu. Als wir durch sie hindurchtraten, fand ich mich in der größten Küche wieder, die ich je gesehen hatte. Sie war mindestens doppelt so groß, wie die, die zu Hause bei mir stand. War das denn normal? Nein, natürlich nicht, was fragte ich überhaupt noch? Mittlerweile hätte ich doch begriffen haben müssen, dass hier nichts, aber auch wirklich rein gar nichts, normal war! Also, wie schon gesagt: Die Küche war groß. Rechts von der Tür stand ein – boah, ich glaub’s nicht! – normalgroßer Tisch mit vier Stühlen! Ich hatte endlich etwas normales in dieser Hölle gefunden! An der Wand links von der Tür stand ein überdimensional großer Kühlschrank – endlich einmal etwas, bei dem es sich lohnte, es in Übergröße zu haben! Und entlang der gegenüberliegenden Wand der Tür befand sich mit Ofen und Herd die Arbeitsfläche, über der sich ein großes Fenster befand, durch das man in den Garten blicken konnte. Die Bodenfliesen schimmerten in einem dunklen blau, wohingegen Stühle, Tisch, Kühlschrank, Ofen und Herd alle aus Edelstahl zu bestehen schienen. Die Wände waren weiß tapeziert, während die Arbeitsfläche war (ok, das ist jetzt eine äußerst seltsame Küche, glaub ich, aber Küchen zu beschreiben ist eins der absolut schrecklichsten Dinger überhaupt!! (finde ich jedenfalls...)). ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jetzt ist es endlich vorbei!!! Eins sollte noch gesagt werden! Ich hasse es, Gebäude und Räume zu beschreiben, da krieg ich immer einen Brechreiz bei. Vermutlich lag es daran, dass es so lange nichts von dieser ff zu hören gab... Dann hab ich mir in den letzten drei Tagen oder so ein Herz gefasst und hab mir halt irgendwas aus den Fingern gesogen... Hoff, dass es wenigstens einigermaßen akzeptabel is... WICHTIG: Ich hab Joeys Auftrittszeit auf 20:30 Uhr verlegt, nur so... Naja, dann bis denn^^ (ich hoff, jetzt kann ich mich wieder öfter aufraffen zu schreiben...) Kapitel 14: "Snobparty" ----------------------- Hi Leutz!^^ Sorry, dass ihr so lange warten musstest, aber ich war in so einem Loch, das nennt sich krea-tief... >.> Obwohl ich wusste, wie es weitergehen würde, wollte sich das einfach nicht schreiben... Naja, ich hoffe auf jeden Fall, dass ich mein krea-tief jetzt hinter mir habe Und dann ist da noch ein zweiter Grund. Ich musste mir erst mal konzentriert meine drei Leistungskurse angucken, um festzustellen, wie dolle ich am Ar*** bin oder nicht. Mein Erdkunde-Lk z.B. ist einfach, dafür mag ich den Lehrer aber nicht. Seit der in der 7./8. Klasse mein Klassenlehrer war, hab ich ein Trauma davongetragen >.> Dann ist da noch mein Deutsch-Lk... den mach ich eigentlich nur, damit ich Englisch als Lk nehmen kann, aber naja... der Lehrer in Deutsch ist nett... Also nehm ich mal an, ich kann mit ihm leben... Aber am besten ist sowieso mein Englisch-Lk^^ Der is richtig cool, vor allem, weil ich mir richtig verar***t vorkomme, weil da 3 Mädchen drinne sitzen, die in Amerika waren (die eine fürn halbes, die andere fürn ganzes und die letzte für 4 Jahre...), und es demzufolge richtig gut können... aber naja, das beste ist sowieso der Lehrer^^ Der ist so um die 30 und wenn man Glück hat, kann man ihn zusammen mit meiner ehemaligen Deutschlehrerin inna Disko antreffen XDDDD Naja, genug jetzt mit meiner Schwafelei^^ Ich hoffe, ihr mögt das neue Kapitel Viel Spaß damit^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Aus einem mir nicht bekannten Grund war ich den gesamten Freitagmorgen nervös. Lag das daran, dass ich bei Kaiba auftreten würde? Wahrscheinlich, sonst stand ja nichts anderes an. Aber was war mein Problem damit? Ich meine, es war ja nicht so, als ob ich zum ersten Mal vor Publikum auftreten würde... Was war nur mein Problem? Ich meine, es lag DEFINITIV nicht daran, dass ich vor Kaiba für Kaiba auftreten würde. Das wäre ja noch schöner! Ich meine, wir kannten uns jetzt schon... ziemlich lange... Warum sollte ich also wegen ihm nervös sein? Das ergab doch keinen Sinn... Es war vielleicht auch verständlich, dass ich nicht sonderlich begeistert war, als Schule aus war. Klar, das hieß Wochenende und nichts tun, aber durch sie wurde ich immerhin ein wenig von dem Bevorstehenden abgelenkt. Aber wenn ich jetzt nach Hause gehen würde, na dann: Gute Nacht! Ich würde eingehen! Dann würde ich ins Denken geraten und mir die ganze Zeit einreden, ich würde einen Fehler machen und mich blamieren! Ich war sowas von tot! Am Schultor angekommen wollte ich mich eigentlich schon von meinen Freunden verabschieden, als mich Yugi fragte: „Sag mal, willst du nicht zu mir kommen? Du hast doch jetzt sowieso nichts besseres vor, bis du zu Kaiba musst, oder?“ Wenn Yugi nicht mein bester Freund wäre, würde ich ihn jetzt vermutlich vor Dankbarkeit küssen... Leider verging der Nachmittag bei Yugi viel zu schnell für meinen Geschmack. Es kam mir so vor, als wenn ich kaum bei ihm gewesen wäre, als ich auch schon wieder nach Hause zu gehen, um zu duschen und meine Sachen einzupacken, die ich brauchen würde. Punkt fünf vor sechs stand ich vor der Haustür zur Kaibavilla und klingelte. Das war das erste Mal, dass ich klingeln musste... //Mal sehen, ob mich der Butler, oder wer auch immer mir jetzt gleich die Tür aufmacht, gleich wieder rausschmeißt, weil er mir nicht glaubt, dass ich auch eingeladen bin – mehr oder weniger...// Würde mich zumindestens nicht wundern... Immerhin sprachen wir hier im weitesten Sinn von Kaiba. Und der tat alles, um mich fertig zu machen. Deswegen würde es mich auch nicht wundern, wenn er seinen Angestellten – seinem Türaufmacher, falls er so etwas hatte – nicht gesagt hatte, dass ich kommen würde, bzw. wie ich aussehen würde... So in Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie dieTür vor mir aufging. „Ich hoffe, du hast nicht vor, so zu singen“, sagte die Stimme der Person, die vor mir stand. Ich funkelte sie an und entgegnete schon leicht sauer: „Glaubst du im Ernst, ich würde durch halb Domino im Anzug laufen?! Weißt du, wie sehr das meinem Image schadet?“ Und sofort verzog sich seine Miene zu einem amüsierten Grinsen. „Du? Und welches Image?“, fragte er herablassend. „Oh man, Kaiba, lass mich einfach vorbei, damit ich mich umziehen kann“, meinte ich genervt. Super, der Abend fing ja schon hervorragend an. //Sobald ich mein Zimmer für diese Nacht natürlich wiederfinde...// Aber insgeheim rechnete ich schon damit, dass das das harmloseste war, was mir diesen Abend alles passieren würde... Und jetzt ließ sich Mister ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt auch dazu herab, einen Schritt zur Seite zu machen. Zu großzügig von ihm, wirklich... Seltsamerweise hatte er sich noch nicht umgezogen. Hätte ich nicht gedacht, um ehrlich zu sein. Ich betrat seine Villa und sah mich um. Kein Anzeichen dafür, dass hier in einiger Zeit eine Party – wenn man es denn so nennen konnte – steigen sollte. Nichts, rein gar nichts. Ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass ich hier Bedienstete umherhetzen sehen würde. Aber ich tat es nicht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das hier die Eingangshalle war und man hier nichts machen musste... Ich wandte mich also nach links, um die Treppe zu erklimmen, damit ich zu meinem Zimmer gehen und mich umziehen konnte. Immerhin konnte ich nicht – wie Kaiba es schon befürchtet hatte – in meinen normalen Klamotten vor seinen Gästen auftreten. //Wollen wir nur hoffen, dass ich mich auf dem Weg in mein Zimmer nicht verlaufe. Kaiba bringt mich um, wenn ich zu spät komme!// Zu meinem Glück allerdings kam mir gerade Mokuba auf der Treppe entgegen. Ich dachte, ich würde nicht recht sehen, als ich ihn entdeckte. Er hatte doch tatsächlich einen Anzug an. Einen eisblauen, um genau zu sein. Irgendwie passte der recht gut zu seinen schwarzen Haaren. „Oh, hallo Joey.“ „Hi, Kleiner, schick siehst du aus.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung und fragte stattdessen: „Willst du dich umziehen? Komm, ich bring dich, ich hab sowieso nichts besseres im Moment zu tun.“ YES!!! Ich war mein Problem des so-gut-wie-Verlaufens los! Ich grinste den Kleinen dankend an und folgte ihm durch die Gänge. Erst jetzt fiel mir auf, dass er wieder eines der Headsets aufhatte, die er des öfteren trug, wenn er mit irgendjemandem in Verbindung bleiben wollte (Mokuba hatte so eins in der Serie doch auch irgendwann mal auf, oder?). Er trug es auf der linken Seite, ich ging auf seiner anderen. „Warum trägst du das denn schon wieder?“, fragte ich und deutete auf eben erwähntes Headset. „Wenn irgendwelche Probleme auftreten, dann können sich unsere Angestellten an mich wenden. Dann kümmere ich mich darum. Ein ganz einfaches Beispiel, dass Roland auch ohne meine Hilfe lösen könnte: Es fehlt ein Stuhl. Dann meldet sich Roland bei mir und meldet das. Und dann ist es meine Aufgabe, mich um den fehlenden Stuhl zu kümmern. Normalerweise ist Roland dafür verantwortlich, aber es gibt selbst Aufgaben, die er nicht bewältigen kann.“ (Gibt es für so etwas eigentlich auch einen Namen? Ich dachte eigentlich schon, aber wenn dem wirklich so ist, dann hab ich’s verdrängt... So wie n Wedding Planner (Jo man, denk grad voll an den Film mit Jennifer Lopez... fragt nicht, bitte)) Ich nickte verstehend, allerdings hatte ich eine Frage, die ich auch gleich äußerte: „Und warum kümmert sich Kaiba nicht darum?“ „Der hat eh schon genug zu tun. Du weißt schon, solche Abende werden oft genutzt, um Geschäftsbeziehungen zu stärken (brauch der sowas überhaupt???) und außerdem mache ich das gerne“, erklärte Mokuba stolz, lächelte und gemeinsam blieben wir vor meiner Zimmertür stehen. „Willst du mit reinkommen?“, fragte ich. Irgendwie klang das gerade wie eine dieser billigen Anmachen von Mädchen, die nach einem Date von ihrem Freund nach Hause gebracht wurden. Mit den Ausnahmen, dass ich weder ein Mädchen war, noch dass Mokuba mein Freund war, ganz davon abgesehen, dass er viel jünger als ich war. „Warum nicht?“, erwiderte der Kleine und so betraten wir gemeinsam das Zimmer. Wenn ich eines der eben genannten Mädchen wäre, hätte ich mich jetzt vermutlich wahnsinnig gefreut... Mokuba ließ sich gleich mit dem Rücken zuerst auf das Bett fallen, seine Arme hatte er weit ausgestreckt. Irgndwie war der Kleine ja schon süß, und damit meinte ich nicht dieses attraktiv-süß, sondern dieses kleiner-Bruder-süß. Lächelnd schloss ich die Tür hinter mir, ging zur anderen Seite des Bettes und hatte somit die großen Fenster im Rücken. Jetzt nahm ich endlich meinen Rucksack ab, ließ ihn aufs Bett gleiten, um dann meinen schlichten, schwarzen Anzug mit –ausnahmsweise einmal – einem bordeauxroten Hemd herauszuholen (wollen wir mal hoffen, dass der keine Falten davongetragen hat...) und ihn dann auf dem Bett auszubreiten. Dann begann ich mich auszuziehen. Zuerst mein T-Shirt, während ich Mokuba fragte: „Sag mal, warum ist eigentlich dein Bruder noch nicht umgezogen? Du kannst mir doch nicht im Ernst erzählen, dass er seinen Gästen in seinen ganz normalen Klamotten gegenübertreten will, oder?“ Mittlerweile war mein Oberkörper nackt und sofort machte ich mich an meine Hose. Ohne sich von seiner momentanen Position fortzubewegen antwortete mir der Kleine: „Nee, das wagt selbst er nicht. Mittlerweile dürfte er unter der Dusche stehen. Wenn er fertig ist, wird er dann einen Anzug anziehen und sich dann noch dem letzten Feinschliff unterziehen, um dann zehn vor sieben fertig zu sein. Dann muss ich zu ihm und einen Statusreport abliefern.“ Wollte mir der Kleine etwa im Ernst erzählen, dass Kaiba nur noch nicht umgezogen war, weil er sich versichern musste, dass der >Köter< auch ja zu ihm fand? //Bastard!!// Als erstes zog ich die Hose des Anzugs über meine Boxershorts – die übrigens gelb mit Hunden darauf war, ein Geschenk meiner Schwester... Und da behauptete man dann, sie hätte Modegeschmack! Das Teil gehörte eigentlich in den Kamin geworfen und verbrannt!! Aber was tat man nicht alles für Geschwister? „Statusreport? Was bis jetzt alles nicht so gelaufen ist, wie es sollte, oder was?“, fragte ich. „Jep. Seto möchte gerne immer auf dem neuesten Stand sein. Ich glaube, damit er sich nicht wundert, wenn etwas passiert.“ War irgendwie logisch. Erst recht, wenn man diesen Perfektionisten Kaiba kannte... So wie ich – zu meinem Leidwesen, musste ich hinzufügen. Ich griff nach meinem bereitliegenden Hemd, schlüpfte hinein und knöpfte es zu. Meine Hand wurde mittlerweile nicht mehr von einem Verband verdeckt. Sie war soweit verheilt, dass man nur noch etwas von der früheren Verletzung erkennen konnte, wenn man wusste, dass es eine gegeben hatte. Leider war mein Arm nocht nicht so weit abgeheilt, genausowenig wie mein Rücken. Schade eigentlich... Mittlerweile hatte sich Mokuba doch dazu herabgelassen, sich auf den Bauch zu drehen und mir zuzusehen, wie ich mein Hemd zuknöpfte. Als ich etwa bei der Hälfte angekommen war, fasste sich Mokuba mit der linken Hand an sein Headset und sagte: „Ja?“ Anscheinend berichtete Roland gerade irgendetwas. Ich warf dem Kleinen zwar neugierige Blicke zu, sagte jedoch nichts. Stattdessen knöpfte ich mein Hemd zu Ende zu, zog mein Jackett an, ließ es aber noch offen und machte mich daran, meine Krawatte zu binden. Auf dieses Teil war ich irgendwie besonders stolz (Hallo? Es ist nur eine Krawatte!!). Auf ihr war ein Schwarzer Rotaugendrache abgebildet, der seinen Gegner mit weit aufgerissenem Maul anzufallen schien. Der Hintergrund war ein etwas hellerer Bordeauxton als mein Hemd aufwies. „Gut, ich bin gleich da“, sagte Mokuba, als ich gerade dabei war, letzte Handgriffe an meiner Krawatte anzulegen. Ich sah ihn mit einer Mischung aus Neugierde und Besorgnis an. „Problem?“, fragte ich. „Ein kleines. Lass dich mal ansehen.“ Mit diesen Worten musterte er mich interessiert. „Du siehst echt cool aus“, meinte er. „Ach was, jetzt übertreibst du aber“, erwiderte ich abwehrend. Er schüttelte energisch den Kopf und sagte: „Ich glaube, heute hat Seto Konkurenz.“ „Jetzt übertreibst du aber wirklich!“ „Nee, wirklich. Die Augen der Töchter werden nur so an dir kleben“- Na supter, jetzt fing das schon so an wie in Carlos’ Disko! – „aber das ist jetzt auch nicht so wichtig. Ich bringe dich jetzt noch in die Küche, dann kümmere ich mich um das Problem. So viel Zeit bleibt noch.“ Gesagt, getan. Und so standen wir in der Küche. Seltsamerweise war nur ein Koch vertreten... Sehr seltsam... Und er schien auch noch nicht sonderlich alt zu sein, vielleicht so um die 20. Ich hatte keine Ahnung, was mich vermuten ließ, dass er ein Koch war, denn er hatte ganz normale Freizeitklamotten an. Vermutlich lag es daran, dass er in einem Kochtopf herumrührte. Er hatte dunkelrote Haare. Noch dazu kam, dass er größer als ich war und das schaffte sonst eigentlich nur Kaiba – wenn ich es mir so recht überlegte, dann musste der Koch in etwa seine Größe haben (man könnte jetzt überlegen, warum Joey weiß, wie groß Kaiba ist, also ich meine, woher er das so genau weiß... das bedarf schon genauerer Beobachtung...). Er stand vor dem Herd und kochte munter vor sich hin. Die wollten mir jetzt nicht im Ernst erzählen, dass das alles für die Gäste sein sollte, oder? Ich meine, ein einziger Topf war doch wirklich ein bisschen zu wenig! „Hey, Shuichi. Ich bring dir Joey“, sagte Mokuba, als wir die Küche betraten. Er drehte sich zu uns um und smaragdgrüne Augen blitzten uns entgegen. Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich ihm garantiert spätestens jetzt verfallen sein... „Bin gleich fertig. Noch fünf Minuten in etwa. Während das Essen noch vor sich hinköchelt, kannst du uns ja mal bekannt machen, meinst du nicht auch, Mokuba?“ „Klar, also, Shuichi, das ist Joey, Joey, das ist Shuichi. Ein Freund der Familie und unser Koch.“ „Dieser Kotzbrocken von deinem Bruder hat Freunde? Hätte ich ihm gar nicht zugetraut“, meinte ich überrascht. „Naja, wenn du je das Wort >Freundschaft< gemeinsam mit Seto in den Mund nehmen kannst, dann tritt es wohl im Zusammenhang mit Shuichi auf“, erklärte Mokuba. Shuichi hatte mich die ganze Zeit über beobachtet. „Du bist mir sympathisch“, meinte er dann vollkommen aus dem blauen heraus. Irritiert sah ich ihn an. „Wieso das denn?“ „Du scheinst Seto wirklich nicht zu mögen und sagst das auch noch frei heraus. Das trauen sich nicht viele.“ Was hatte das denn damit zu tun? Ich setzte auch schon zu eben dieser Frage an, als ich von Mokuba unterbrochen wurde: „So gern ich eurem Kaffeeklatsch auch noch weiter zuhören möchte, ich habe ein Problem, um das ich mich kümmern muss.“ Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um. Im Türrahmen wendete er sich uns noch einmal zu, um mir noch etwas zu sagen: „Wie ich dir gestern schon gesagt habe, Joey: Wenn du nicht auffällst, kannst du dir die Gäste ansehen und dich unter sich mischen, bis du in 1 ½ Stunden auftreten musst. Aber wirklich nur, wenn du nicht auffällst.“ Dann war er verschwunden. Wir sahen ihm noch kurz hinterher, dann ließ ich mich auf einem der Küchenstühle nieder und Shuichi musterte mich, bis er meinte: „Eins versteh ich nicht ganz: Wenn du Seto nicht magst, wie kommt es dann, dass du heute Abend für ihn singst? Woher kennst du ihn eigentlich?“ Ich erwiderte seinen Blick und antwortete: „Hat dich Mokuba nicht aufgeklärt?“ Er schüttelte den Kopf. „Aus der Schule“, erklärte ich simpel. „Gleiche Klasse. Horror, sag ich dir. Außerdem aus dem >Königreich der Duellanten< und dem >Battle City Turnier< (ok, hab ich jetzt was vergessen?). Joa, ich glaub, das war’s...“ „Ich wusste doch, dass ich dich schon mal irgendwo gesehen habe. Joey Wheeler, dritter im KdD und vierter im BCT (is das richtig so? Vermutlich hab ich wieder irgendwas verdreht oder so...).“ Ich nickte. „Ich weiß nicht. Das zwischen uns ist irgendwie wie Hund und Katze. Sobald wir uns sehen, liegen wir uns in den Haaren“, fügte ich gedankenverloren hinzu. Mit diesen Worten stellte mir Schuichi (ok, stellt euch jetzt an dieser Stelle einfach euer Lieblingsgericht vor^^) (Bsp. Nudeln) vor die Nase. „Das sieht lecker aus“, meinte ich. „Danke.“ Er lächelte mich mit seinen grünen Augen an. Währenddessen war mir das Wasser im Mund zusammengelaufen und ich ließ es mir nicht nehmen, anzufangen zu essen. „Und warum arbeitest du dann heute Abend für ihn? Ist da doch mehr, als du zugeben willst?“ Ich schüttelte den Kopf. Warum dachten das eigentlich in letzter Zeit eigentlich alle? Die zwei Küsse, die wir miteinander geteilt hatten, ignorierte ich dabei gekonnt. „Ich bitte dich! Wenn du unsere Streite hören würdest, dann wüsstest du, dass dem nicht so ist. Ich bin nur hier, weil mich mein Boss hierher geschickt hat.“ „Boss? Für wen arbeitest du denn?“ „Kennst du den Nachtclub (Name (ich hab imma noch keine Ahnung, wie der eigentlich heißen soll... Ich bin für Vorschläge offen^^)) von Carlos Armaya García?“ Seine Augen wurden groß. „Ich wusste, dass er einen neuen Sänger hat, aber bis jetzt habe ich es nie geschafft, ihn mir anzusehen. Ich muss schließlich auch arbeiten und so weiter und so fort.“ Er schien zu überlegen. „Jetzt, wo ich darüber nachdenke, ist das eigentlich gar nicht so viel... Ich hatte in letzter Zeit einfach nur viel zu viel um die Ohren... Meine Mutter schiebt in letzter Zeit so viel Stress (Mamakind?). Von wegen, ich solle mir doch mal ein anständiges, junges Mädchen suchen und es heiraten. Wenn das nur so einfach wäre...“, meinte er gedankenverloren. Dann schien er wieder in die Wirklichkeit zurück zu kommen und er fragte: „Du bist das?“ Ich nickte. „Dann hast du heute Abend mal die Ehre, mich erleben zu dürfen. Vorrausgesetzt natürlich, du bist dann noch da“, meinte ich und grinste ihn breit an. Auf die Tatsache, dass er mir gerade eben etwas von seinem Privatleben erzählt hatte – wohl eher unbewusst – ging ich nicht weiter ein. „Eigentlich hatte ich ja keine Lust, weil diese Geschäftsessen immer unwahrscheinlich langweilig sind, aber wenn ich jetzt weiß, dass ich endlich mal den neuen Sänger von Carlos zu hören bekomme, dann bleibe ich vielleicht doch noch. Mokuba meinte, du kannst sau gut singen.“ Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und meinte: „Das haben mir schon viele gesagt, aber ich bin immer noch der Meinung, dass die alle übertreiben... Hast du noch eine Portion?“ Diesen letzten Satz hatte ich erstens gefragt, um das Thema zu wechseln, und zweitens hatte ich immer noch Hunger – was ja eigentlich immer der Fall war – und außerdem konnte Shuichi echt gut kochen... – gut, wäre das anders, wäre er vermutlich nicht der Koch der Kaibas... Und so gerieten wir ins Reden. Er war mir sympathisch, und das, obwohl ich hier in Kaibas Villa war und ich eigentlich dachte, dass hier nur Spießer lebten – Mokuba ausgenommen. Ich erfuhr, dass Shuichi eigenlitch Koch in irgend so einem schicken Restaurant war, das sich eigenltich keiner leisten konnte, es sei denn, man spielte in der gleichen Liga wie Kaiba – gab’s das überhaupt? Ich meine, wer konnte sich schon mit Kaiba messen? Dann konnten sich das halt nur die Leute leisten, die eine Liga unter Kaiba waren... Und auch das hieß schon unendlicher Reichtum... Die waren vermutlich so reich, dass die sich Essen ohne Ende kaufen konnten... Wahrscheinlich war bei denen eine Banane schon so teuer, wie ich in einem Monat verdiente. Beneidete ich sie gerade darum? Um die Möglichkeit, im Essen zu schwimmen? Nein, gar nicht! War ich von Essen besessen? Das auch nicht! Kein Stück! Und da Shuichi ein Freund der Familie war, kochte er ab und an für die Kaibas. Er war das erste Mal mit sieben (wie alt war Kaiba, als er zusammen mit Mokuba zu Gozaburo kam? Es ist schon zu lange her, seit ich Yu-Gi-Oh geguckt hab...) bei den Kaibas gewesen, damals, als noch Gozaburo in der Villa das Sagen gehabt hatte. Er war damals der einzige, der wusste, was Kaiba durchmachen musste, als er und Mokuba adoptiert wurden. Was das allerdings war, wollte mir Shuichi nicht sagen (Joey hat doch eigentlich keine Ahnung von Kaibas Leben, oder?). Und so sah ich erst wieder auf die Uhr, als es 19:45 Uhr war, eine Viertelstunde vor meinem Auftritt. „Es war schön mit dir, aber ich muss jetzt gehen. Kaiba bringt mich um, wenn ich zu spät komme. Und ich muss noch überlegen, wie ich durch dieses Labyrinth komme...“, sagte ich zu Schuichi und begann nachzudenken. „Verdammt seist du, Kaiba! Kannst du dir nicht ein normales Haus zulegen, wie jeder andere auch?“, brach es aus mir heraus, als ich mich nicht an den Weg zum Saal erinnern konnte. Shuichi lachte laut, als er meinen Ausbruch hörte und meinte: „Wenn du solche Angst vor der >Rache< Setos hast, dann bring ich dich.“ Er war schon bei der Tür zur Küche, als ich ihm folgte, mein Jackett richtete und es schloss. „Ich habe keine Angst vor der >Rache< Kaibas, ich hab nur keinen Bock dann wieder sein Sündenbock für alles zu sein – nicht, dass ich das sowieso schon wär...“, meinte ich und folgte Shuichi, der schon in den unzähligen Gängen verschwunden war. „Wenn du das sagst“, meinte er, doch sein Grinsen, das sein Gesicht zierte, sagte, dass er mir kein Wort glaubte. An der Tür angekommen, die mir Mokuba gestern gezeigt hatte, stellte ich fest, dass sie sperrangelweit offen stand, sodass es einen fröhlichen Gästestrom raus und rein gab. Außerdem hatte ich einen guten Blick auf die Menschenmasse vor mir und entdeckte, dass die Tische tatsächlich alle schon weggeräumt worden waren, wie Mokuba mir erklärt hatte. „Oh man, wenn ich das schon sehe, hab ich keinen Bock mehr. Hau mich mal bitte“, bat ich Shuichi. Er tat es, ohne noch einmal nachzufragen und schlug mir mit Schmackes gegen den Hinterkopf. „Gut, und warum sollte ich das jetzt machen?“, fragte er hinterher. Ich rieb mir die schmerzende Stelle und antwortete: „Damit ich mich daran erinnere, nie wieder das zu tun, was Carlos von mir will.“ Shuichi konnte sich nicht beherrschen und brach in lautes Gelächter aus, die Gäste, die ihn dabei komisch ansahen, ignorierte er. Ich sah auf meine Uhr. Noch sieben Minuten. Diese Zeit nutzte ich, um nach Kaiba und Mokuba Ausschau zu halten. Ich sah weder den einen, noch den anderen. „Hast du die beiden Kaibas gesehen?“, wollte ich von meinem Begleiter wissen. „Nur Seto“, erwiderte Shuichi und deutete in die Richtung, in der sich Kaiba befand. Ich folgte seinem Fingerzeig mit dem Blick und sofort stach mir Kaiba in die Augen, trotz der vielen Leute, die sich um ihn herum befanden. Er trug einen weißen Anzug, der sich perfekt an seine – ja, ich musste schon irgendwie zugeben – sportliche Figur schmiegte, ohne aber an Businessstyle zu verlieren. Dazu hatte er ein – natürlich – blaues Hemd an. Seine Krawatte war dunkelblau und irgendetwas war noch auf ihr abgebildet, aber was konnte ich auf die Entfernung nicht erkennen. Die Tischlandschaft war mittlerweile verschwunden, wie ich schon festgestellt hatte. Und wie Mokuba gesagt hatte, gab es jetzt am Rand kleine Tische, mit vier Stühlen oder Stehtische. Kaiba ging mittlerweile in seinem typischen ich-bin-das-tollste-was-es-auf-dieser-Welt-gibt-Gang auf die Bühne zu. Dort angekommen stieg er auf die Empore und wandte sich dann an seine Gäste, deren ungeteilte Aufmerksamkeit er auch sofort hatte. Ok, was kam jetzt? Irgend so eine Schleimrede? Von Kaiba? Wohl eher nicht... „Ich freue mich, dass sie heute Abend alle so zahlreich erschienen sind.“ Wer? Er? Nie im Leben! „Und deswegen noch einmal ein >Willkommen< zu dieser Geschäftsveranstaltung.“ Ok, was war jetzt kaputt? Das hörte sich ja schon fast ekelerregend aufgebauscht an! Und das von Kaiba! Immerhin hatte er kein >herzlich< vor das >Willkommen< gesetzt... Dann hätte er mir echt Angst gemacht. Immerhin passte so etwas überhaupt nicht zu ihm! „Da das Essen jetzt vorbei ist – ich hoffe selbstverständlich, dass es ihnen allen gemundet hat.“ Versuchte er die gerade alle in einem Berg von Schleim zu ersticken? „... können wir jetzt mit dem unterhaltsamen Teil des Abends anfangen.“ „Ich sollte wohl mal langsam losgehen, um pünktlich seine Gäste unterhalten zu können – vorrausgesetzt natürlich, er hat sie davor nicht mit dem vielen Schleim erstickt, den er gerade versprüht – wo ich natürlich nichts dagegen hätte. Dann könnte ich jetzt zu Hause sein und schlafen oder mich mit meinen Freunden treffen, aber was soll’s?“, meinte ich und ging los. „Viel Spaß!“, rief mir Shuichi hinterher. Ich drehte mich noch einmal um und meinte: „Könntest du dafür sorgen, dass ich immer etwas zu trinken habe? Sonst macht meine Stimme nämlich nach der Hälfte des Abends schlapp.“ Shuichi nickte mir zu. Gut, immerhin etwas... „Heute Abend zu Gast ist der Sänger aus dem Nachtclub (Ok, hier würde ich ja jetzt einen Namen einsetzen, wenn ich einen hätte...)von Carlos Amaya García.“ Einige der Gäste fingen an aufgeregt zu tuscheln. Aha, kannten die mich etwa? Oder waren sie so wie Shuichi noch nicht dazu gekommen, wollten mich aber schon immer einmal sehen? Beim Näherkommen konnte ich irgendwann auch seine Krawatte erkennen. Sie war das Gegenstück zu meiner, könnte man fast sagen, denn auf ihr war ein blue-eyes-white-dragon abgebildet. War ja irgendwie klar, oder? Ich meine, etwas anderes hätte es doch gar nicht sein können, immerhin ging es hier um Kaiba und dass der von dem Drachen besessen war, war allgemein bekannt... „Ich präsentiere ihnen Joey Wheeler“, sagte Kaiba. Ich konnte es nicht fassen. Er hatte meinen Vornamen gesagt und weder Flohschleuder noch Köter oder ähnliches angehängt! Hatte er Drogen genommen? Ich stieg zu ihm auf die Bühne und zischte ihm etwas zu, sodass die anderen nichts davon mitbekamen: „Heute warst du ja noch ekliger als sonst. Ein Wunder, dass deine Gäste nicht schon alle an dem Schleim erstickt sind, den du um dich geworfen hast!“ Kaiba legte wieder sein überlegenes Grinsen auf, das er meistens aufhatte, wenn er mit mir >redete<. „Was erwartest du, Köter?“ Ah! Da war es wieder! Ich dachte echt, dass er ernsthaft krank wäre. „Ich kann ja schlecht sagen, dass sie nerven. Da gehört so eine“ – er verzog abfällig das Gesicht – „>Rede< mit dazu. So ein Abend ist da, um Geschäftsbeziehungen zu stärken.“ //Wenn du nicht aufpasst, kriegst du eine von den Töchtern aufgeschatzt//, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. „Aber ich erwarte gar nicht erst von dir, dass du das verstehst, du tust es sowieso nicht.“ Mit diesen Worten ging er und ich wandte mich dem Mikro zu. Das >Gespräch< hatte nur wenige Sekunden gedauert, sodass es wirklich niemandem aufgefallen zu sein schien. „Guten Abend, meine Damen und Herren. Nach dieser sehr... interessanten... >Rede< von Mister Kaiba bin ich da, um ihnen den Abend zu versüßen.“ Und so legte ich mit dem ersten Lied des Abends los. Kaiba war währenddessen wieder in der Menge verschwunden, und das, obwohl er einen weißen Anzug trug, der geradezu aus der Menge hervorstach. Diesen Abend würde ich nur >normale< Lieder singen, kein Linkin Park oder ähnliches. Erstens passte das nicht zu diesem Abend – man bedenke, dass die Damen alle aufwendige Kleider oder Kostüme trugen und die Herren alle Anzüge – und zweitens wusste ich nicht, ob das deren Musikrichtung wäre – viele von den Gästen waren immerhin mindestens doppelt so alt wie Kaiba... Und Kaiba selbst? Keine Ahnung, hörte der überhaupt Musik? Schon nach dem ersten Lied hatte ich viele der Gäste dazu überzeugen können zu tanzen. Natürlich nicht dieses Freestyle-mäßige, sondern ganz normale Standarttänze. Au ja, die Tanzschule... das waren noch Zeiten... Nein! Nicht wieder vom Thema abkommen! Stattdessen sollte ich mich lieber über Kaiba lustig machen (jaja, Schadenfreude ist die größte Freude...), denn er wurde ständig von einem Mob junger Mädchen verfolgt. Zweifellos Töchter. Erinnerte mich das jetzt an etwas? Eigentlich schon, immerhin erging es mir auch immer so bei Carlos, aber das verdrängte ich momentan gekonnt. Sobald Kaiba einen falschen Schritt machte – in diesem Fall: sobald er sich von Geschäftspartnern wegbewegte – war er von einer Mädchentraube umgeben, die ihn garantiert nach seiner Handynummer, einem Date, einem Kind (!) oder einem Tanz fragten. Er konnte einem beinahe schon Leid tun, aber eben nur beinahe. Existierte da nicht diese eine entscheidene Tatsache... Nämlich, dass er mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit fertig machte und dass er ein Kühlschrank war... Nach dem zweiten Lied sah ich Mokuba, der aus der Menge auf mich zuschoss. Er kam vor der Bühne zum Stehen und reichte mir ein Glas Wasser, dass ich lächelnd entgegen nahm. „Das kommt von Shuichi. Es hat ihm sehr gefallen und bei Gelegenheit würde er dich wirklich gerne einmal besuchen. Er hat keinen Anzug dabei, deswegen konnte er nicht persönlich kommen.“ „Wenn du nichts zu tun hast, dann geh zurück zu ihm und sag ihm >danke< von mir“, meinte ich, stand auf, ging zum Flügel, nahm einen Schluck und stellte das Glas auf den zugeklappten Tasten ab. Dann wandte ich mich wieder den Gästen zu und sagte: „So, und jetzt ein romantisches Lied für sie. Ich weiß ja nicht, aber vielleicht gibt es einige unter ihnen, die frisch verliebt sind. Und auch für die anderen Pärchen gibt es jetzt >If tomorrow never comes< von Ronan Keating.“ sometimes late at night I lie awake and watch her sleeping she's lost in peaceful dreams so I turn out the lights and lay there in dark and the thought crosses my mind if I never wake up in the morning would she ever doubt the way I feel about her in my heart if tomorrow never comes will she know how much I loved her did I try in every way to show her every day that she's my only one if my time on earth were through and she must face this world without me is the love I gave her in the past gonna be enough to last if tomorrow never comes Ob ich auch irgendwann in meinem Leben einmal so fühlen würde, wie in dem Lied beschrieben? Davon einmal abgesehen, dass mir erst einmal eine Person fehlte, die ich so lieben konnte... (ist es euch aufgefallen? Er hat nicht Mädchen gedacht^^ Er macht Fortschritte). Aber selbst wenn ich jemanden gefunden hatte, wagte ich dennoch zu bezweifeln, dass ich mich jemals so verbunden mit demjenigen fühlen würde. Dazu fehlte mir einfach das Glück... 'cause I've lost loved ones in my life who never knew how much I loved them now I live with the regret that my true feelings for them never were revealed so I made a promise to myself to say each day how much she means to me and avoid that circumstance where there's no second chance to tell her how I feel if tomorrow never comes will she know how much I loved her did I try in every way to show her every day that she's my only one if my time on earth were through and she must face this world without me is the love I gave her in the past gonna be enough to last if tomorrow never comes so tell that someone that you love just what you're thinking of if tomorrow never comes Ein Hoch auf Kaibas Technik. Ich hatte von ihm einen Knopf im Ohr bekommen, der mich mit demjenigen verband, der für die Musik zuständig war, damit ich immer wusste, was für ein Lied als nächstes kam, obwohl ich das eigentlich sowieso immer wusste, sobald ich ein zwei Takte von dem Lied hörte. Ich hatte keine Ahnung, woher ich das wusste, immerhin konnte ich nicht geradezu behaupten, ein gutes Gedächtnis zu haben, dann hätte ich früher in Arbeiten und Klausuren besser abgeschnitten, besonders in den früheren Jahrgängen, wo noch stumpfes Auswendiglernen reichte... Vermutlich hatte ich einfach ein gutes Gedächtnis – nein, ich hatte doch gerade gesagt, dass ich das nicht besaß! – was Lieder anging. Anders konnte ich mir das auch nicht erklären. Es wurde immer später und ich sehnte mich meiner Pause immer mehr entgegen. Nicht, dass ich müde wäre oder so, aber ich wollte meiner Stimme eine kleine Verschnaufpause geben. Und so kam es, dass ich um elf mein letztes Lied zu Ende sang und dann an Kaibas Gäste gerichtet sagte: „So, Ladies und Gentlemen, es gibt jetzt eine halbstündige Pause, damit meine Stimme nicht überstrapaziert wird und ich mitten in einem Lied heiser bin. Ich hoffe, sie können mir das verzeihen. Währenddessen gibt es natürlich weiterhin Musik, allerdings nicht live. Wir sehen uns dann in einer halben Stunde wieder.“ Die Gäste klatschten mir angemessen Beifall, ganz so, wie sich das für die gehobene Bevölkerung gehörte, obwohl ich glaubte, dass manche von ihnen auch vor Begeisterung pfeifen wollten... Naja, steife, reiche Pinkel eben... Und dann mischte ich mich unauffällig unter die Gäste, um zu der Bar zu gelangen, damit ich mir eine Cola zulegen konnte. Mit irgendetwas musste ich schließlich meine Stimme ölen, damit sie nach der Pause noch weitere 2 ½ Stunden durchhielt. Gesegnet gehörte der, der dieses koffeinhaltige Getränk erfunden hatte. „Ähm, entschuldigen Sie, aber sind Sie nicht Joey Wheeler?“, fragte eine Mädchenstimme rechts neben mir, während ich immer noch an die Bar angelehnt da stand. Ich blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und entdeckte ein junges Mädchen in etwa in meinem Alter mit langen, braunen Haaren, die mich aus blauen Augen fragend ansah. Sie trug ein nachtblaues Kleid mit Glitzer, der wie Sterne funkelte, sodass es wirkte, als wenn sie den Nachthimmel höchstpersönlich tragen würde. Dazu kamen dann noch ellenbogenlange, weiße Handschuhe zusammen mit einer hauchzarten Stola. Wenn ich das schon sah, wurde mir heiß, immerhin war es Frühling und noch dazu war es in dem Saal nicht unbedingt kalt, aber sie schien nicht zu schwitzen. Beherrschten das alle Mädchen? Egal, wie dick sie angezogen waren, sie schwitzten nicht? Vermutlich war ihr noch kalt! Das war doch auch immer so! Jedem Mächen war zu jeder Tages- und Nachtzeit kalt, egal, was sie trugen oder wie warm es um sie herum war... „Ja, aber lassen Sie das mit dem >Sie<. Ich mag das nicht“, antwortete ich ihr. „Dann lass du das aber auch und nenn mich Mona.“ (Gut, das klingt jetzt wie ein Hase, aber naja... Ich habe immer ein Problem mit Namen...V.V) Ich nickte und wandte mich dann an den Barkeeper (nein, nicht Toshie!), um mir noch ein Wasser zu bestellen. „Was kann ich für dich tun?“, fragte ich, nachdem ich mein Wasser bekommen hatte und mir einen Schluck genehmigt hatte. „Ein wenig reden. Ich mag solche >Parties< eigentlich nicht, aber ich muss trotzdem mit, weil meine Eltern hoffen, dass ich es irgendwie schaffen könnte, Mister Kaiba für mich zu gewinnen. Als wenn ich oder eines der anderen Mädchen das schaffen könnten. Die anderen haben immer noch nicht gemerkt, dass sie keine Chance bei ihm haben. Und die ganzen Gäste sind so eingebildet und hochnäsig, dass man kein vernünftiges Gespräch mit ihnen führen kann. Meine einzige Hoffnung warst du.“ „Boah, und das alles aus dem Mund eines Bonzenkindes“, meinte ich und merkte erst jetzt, was ich gerade gesagt hatte. Ich sollte mich doch >benehmen<, wie es Kaiba so schön ausgedrückt hatte! Das tat ich doch! Nur manchmal war mein Mundwerk halt schneller als mein Verstand... „Damit wollte ich dich natürlich nicht beleidigen“, fügte ich hinzu. Sie winkte ab und meinte: „Du hast ja recht. Es ist schon sehr seltsam, ausgerechnet aus dem Mund eines >Bonzenkindes< so etwas zu hören. Aber das ist nun einmal meine Meinung. Mit Kindern und Jugendlichen aus reichen Familien kannst du nichts anfangen. Aber wie >Normalos< sind, weiß ich auch nicht. Ich wurde von eminen Eltern auf eine Privatschule geschickt, wo nur Kinder reicher Leute sind. Das ist soooo langweilig, sag ich dir! Am liebsten würde ich Schule ja hinschmeißen und ausreißen, aber meine Eltern würden das nie zulassen. Wenn ich auch nur versucht habe, mich normalen Kindern zu nähern, haben sie das gleich unterbunden. Aus was für Verhältnissen kommst du denn?“ Sie sah mich fragend an, doch ich sagte: „Ich glaube nicht, dass du das wissen willst. Du würdest mich nur abartig finden.“ Jetzt wurden ihre Augen groß und sie wollte wissen: „Wieso? Kommst du etwa auch aus reichen Verhältnissen?“ Abwehrend hob ich die Hände und ich meinte: „Gott behüte, nein! Sagen wir einfach, das meine Lebensumstände in etwa das komplette Gegenteil zu deinen waren. Mehr werde ich dazu nicht sagen.“ Ihre Augen wurden mit jedem Wort, das ich gesagt hatte, immer größer. Vermutlich dachte sie sich jetzt gerade die schlimmsten Horrorgeschichten zu meinem früheren Leben aus, sodass ich noch hinzuügte: „Keine Angst, ich musste nicht auf der Straße leben oder klauen oder so... Ich musste nur immer auf Luxus verzichten, ganz besonders, als meine Mutter mich und meinen Vater zusammen mit meiner kleinen Schwester sitzen gelassen hat. Aber jetzt mal was anderes: Du hast vorhin gesagt, dass keines der hier anwesenden Mädchen eine Chance bei Kaiba hätte. Wie kommst du darauf?“ Mona schien erst ein wenig irritiert wegen dem plötzlichen Themawechsel, doch sie fing sich schnell wieder und erklärte, während wir uns in Bewegung gesetzt hatten und durch den Saal schlenderten: „Naja, weißt du, alle Mädchen, die Mister Kaiba auch nur annähernd attraktiv fand, hat er sich einfach genommen – nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hätten... – und wenn eine von ihnen sein Interesse geweckt hätte, dann hätte er das schon lange zu verstehen gegeben.“ „Du warst wohl schon öfters auf solchen Veranstaltungen, wenn du das so genau weißt.“ „Auf einigen... Was man nicht alles macht, wenn einem langweilig ist... Da beobachtet man halt Leute...“ (Stalkerin... >.>) „Wie viele hatte er denn?“, fragte ich. Nicht, dass ich neugierig wäre oder so (Nein!! Kein bisschen!!), aber irgendwie interesseirte es mich, ganz besonders, seit er mich geküsst hatte und ich über sein Liebes- ... naja, Sexleben trifft es wohl eher... nachgedacht hatte. Mona bekam einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht und meinte: „Lass mich kurz überlegen... Seit er mit 14 die Firma übernommen hat (keine Ahnung, wie alt war er denn da, als er diese lustige Aktienaktion gemacht hat???), sind vier Jahre vergangen... Ich glaube, sieben waren es bestimmt, und das waren nur die, die er auf den >Parties< interessant fand. Wer weiß, wie viele das in Wirklichkeit sind, immerhin ist er im normalen Alltagsleben ständig von hübschen Frauen umgeben... Vielleicht hat er ja sogar mal etwas mit seiner Sekretärin gehabt...“ Aus irgendeinem Grund versetzte mir das einen Stich, was Mona erzählte. War das Eifersucht auf Kaiba, weil er schon so viele Frauen gehabt hatte (Nein, du Idiot!)? Bestimmt, was sollte es sonst sein (du bringst mich echt zur Verzweiflung! Wie kann man nur so blöd sein?)? „Aber sag mal: In was für einer Beziehung stehst du eigentlich mit Mister Kaiba?“ Ich sah sie verständnislos an und mein Gesicht musste ihr förmlich ein >Häh?< entgegengeschrien haben, denn sie führte ihre Frage noch etwas weiter aus: „Naja, ich meine, du hast ihn >Kaiba< genannt.“ Ja... und? „Weder >Mister Kaiba<, noch >Kaiba-san<, oder >Kaiba-sama<.“ „Soweit kommt’s noch, dass ich den so nenne!“ „Wieso denn? Ich meine, ist er denn nicht für heute Abend dein Chef? Bzw. ich will dir nicht zu nahe treten, aber er hat doch mehr Geld und Macht und da dachte ich, du müsstest ihn so nennen...“ „Niemals! Also das heißt, vermutlich müsste ich das wirklich machen, aber ich seh es nicht ein, ausgerechnet >ihn< so zu nennen.“ „Du scheinst etwas gegen ihn zu haben,“ – nein, wirklich? Wie kam sie nur darauf? – „aber warum arbeitest du dann hier?“ „Weil mein Chef mich dazu verdonnert hat.“ „Ach? Das beantwortet aber immer noch nicht wirklich meine Frage, wenn man einmal davon absieht, dass du ihn nicht magst. Warum nicht? Kennt ihr euch? Sag doch mal!“ „Ich weiß nicht, ob dich dir das sagen darf...“ „Wieso nicht?“ „Ich weiß nicht, ob er möchte, dass bekannt wird, dass er so jemanden wie mich kennt. Und weil ich keinen Bock drauf habe, seine Laune ertragen zu müssen, wenn ich dir das nicht hätte sagen dürfen. Dann bringt er mich um.“(jaja, früher hättest du das einfach gemacht, ohne groß über ihn nachzudenken...^^) Monas Augen weiteten sich vor Schock. Glaubte sie das jetzt im Ernst? Man, wie blöd war dieses Mädchen eigentlich? Obwohl, dann erinnerte ich mich wieder daran, dass sie, so wie sie sich anhörte, vermutlich nie Freunde gehabt hatte und deswegen solche... Übertreibungen... nicht kannte... „Nein, das tut er nicht. Aber er wird mir so die Hölle heiß machen, dass ich mir gewünscht hätte, dass er es getan hätte.“ Sie entspannte sich wieder und fragte stattdessen: „Tanzt du dann wenigstens mit mir?“ Ich seufzte laut und meinte dann: „Ich weiß nicht, ob ich das darf... Ich bin hier schließlich nur als Sänger engagiert. Wenn ich dann anfange, hier die Mädchen durch die Gegend zu schaukeln, errege ich, glaube ich, doch zu viel Aufmerksamkeit für Kaibas Geschmack... Das musst du Mokuba fragen.“ Sie sah mich verständnislos an. „Wen?“ „Mokuba. Sag mir bloß nicht, du kennst Kaibas kleinen Bruder nicht.“ Sie sah mich – wieder einmal – mit großen Augen an. „Mister Kaiba hat einen kleinen Bruder? Den habe ich dann aber noch nie gesehen.“ Dann kam sie, die Erkenntnis. Ich schlug mir mit der Handfläche vor die Stirn und meinte, nachdem ich einen weiteren irritierten Blick von Mona kassiert hatte: „Klar! Er ist erst zwölf! Da war er die vergangenen Male garantiert schon um diese Uhrzeit im Bett.“ „Du scheinst ihn ja ziemlich gut zu kennen“, meinte Mona. „Wieder: Keine Ahnung, ob ich dazu etwas sagen darf.“ „Schade.“ „Ich weiß, aber wie schon gesagt, hab ich keine Lust darauf, von Kaiba fertig gemacht zu werden... Das endet dann ziemlich unlustig für mich...“ „Ich kann’s mir vorstellen, so, wie er immer guckt. So kalt und abweisend...“ Keine zwei Sekunden später stand Mokuba vor uns. „Was wolltest du von mir, Joey?“, fragte er mich, das Headset immer noch auf. Ich sah ihn verwirrt an und meinte: „Woher weißt du >das< denn?“ „Nicht so wichtig. Also, was wolltest du? Und wer ist deine hübsche Begleiterin?“ „Das? Das ist Mona. Mona, Mokuba.“ „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Joey hat mich gerade über deine Existenz aufgeklärt... (nett...) Ich habe dich nämlch noch nie hier gesehen.“ „Naja, da war ich im Bett...“, meinte Mokuba und sah verlegen zur Seite. „Was hab ich dir gesagt?“, fragte ich an Mona gerichtet. Sie nickte, bevor Mokuba seine Frage wiederholte. „Oh ja. Darf ich tanzen?“ Mokuba überlegte kurz, dann antwortete er: „Ich wüsste nicht, was dagegen spricht...“ „Naja, errege ich da nicht zu viel Aufmerksamkeit? Du weißt doch, wie dein Bruder ist...“ Er winkte ab und meinte: „Mach einfach.“ „Ok, aber nur, wenn du die Verantwortung übernimmst, wenn er doch was dagegen hat...“ „Wenn dich das beruhigt.“ „Ja, ungemein! Danke! Und die andere Frage: Darf ich Mona erzählen, in was für einer ... >Beziehung<... ich zu Kaiba stehe?“ Dabei betonte ich das Wort >Beziehung< ganz besonders, immerhin konnte man das eigentlich nicht so nennen, was wir da hatten... Obwohl... wir hatten uns schon zweimal geküsst... War da vielleicht doch so etwas wie eine Beziehung? //Komm schon, Joey! Das ist absurd! Als wenn Kaiba jemals eine Beziehung mit dir haben wollte!!//, schalt ich mich selbst. Moment, hieß das, dass ich eine mit ihm haben wollte? Sonst hätte ich doch nie gedacht: >als wenn Kaiba eine Beziehung mit mir haben wollteIgelfrisur< und den >Pseudopharao<, weil sie dich damals in Duel Monsters geschlagen haben“, meinte ich. Er jedoch winkte ab und meinte: „Als wenn ich Zeit hätte, mir Gedanken über die zwei Verrückten zu machen. Ich habe besseres zu tun...“ „Und was zum Beispiel? Arbeiten?“ „Zum Beispiel...“ „Meint ihr nicht, dass ihr ein wenig weit von eurem Ursprungsthema abgekommen seid?“, fragte Duke unschuldig und musterte Mona. „Hübsche Begleiterin hast du da übrigens.“ Ich seufzte genervt. „Wir haben nur geredet. Keine falschen Schussfolgerungen also.“ Ich warf Mona einen schnellen Seitenblick zu und sah, dass sie heftig nickte. „Also, wie ist das jetzt? Was ist mit meiner Frage?“, bohrte ich weiter. Jetzt war es an Kaiba genervt zu seufzen. „Der Köter und ich hassen uns. Die einzigen Gespräche, die wir führen, sind Streitgespräche. Wenn es legal wäre, hätte er mich vermutlich schon längst umgebracht. Das ist allerdings unter meinem Niveau. Ich begnüge mich damit, ihn bei jeder erdenklichen Gelegenheit zu erniedrigen. Das spielt sich relativ oft ab, weil wir auf der Domino High in die gleiche Klasse gehen. So, hab ich irgendetwas vergessen?“ „Ich denke nicht, es sei denn, du willst noch hinzufügen, dass du mich bei jedem unserer Duelle geschlagen hast.“ „Diese Schmach wollte ich dir ersparen...“ „Oh, wie großzügig von Euch, Eure Hoheit“, spöttelte ich. „Ja, finde ich auch. Wie willst du mir danken?“ Jetzt war es wieder an mir, genervt die Augen zu verdrehen. „Sei froh, wenn ich dir nicht deine hässliche Visage poliere.“ „Kannst es ja versuchen“, war Kaibas Entgegnung und er begann fies zu grinsen. „Komm, nimm dir deine hübsche Begleiterun und verschwinde von hier. Ich halte dir den Rücken frei, indem ich Kaiba in ein kochkompliziertes Gespräch verwickle, das weit über sein Vorstellungsvermögen hinaus geht. Na los, zischt ab“, meinte Duke und grinste breit, während Kaiba wieder vernichtende Blicke abschoss. Auf Duke, Mona und mich. Bildete ich mir das eigentlich ein oder bekam Mona die >tödlichsten< ab? Und wenn ja, warum? (warum wohl?) „Wo gehst du hin?“, fragte sie mich, während ich sie hinter mir herzog. „Du wolltest doch tanzen, oder nicht?“, fragte ich sie, blieb stehen und blickte ihr ins Gesicht, nur um zu sehen, dass sie mich förmlich anzustrahlen schien. „Das deute ich jetzt mal als ein >ja<“, meinte ich trocken und zog sie weiter zur Tanzfläche. Wie es der Zufall so wollte, lief gerade ein neues Lied an und wir stellten uns in Tanz- (ich hätt echt beinahe >Kampfstellung< geschrieben... ) stellung auf. Wie schon gesagt: Hier musste man Standart tanzen, wenn man auch nur im Entferntesten an Freestyle dachte, war man bei Kaibas anderen Gästen so etwas von unten durch... Deswegen war Monas linke Hand auf meinem rechten Oberarm plaziert (man, jetzt muss ich erst mal umdenken...!), die andere lag locker in meiner Hand. Meine rechte lag auf ihrem Schulterblatt und ich zog sie nah an mich heran, damit sie – als Mädchen und kleinere von uns beiden – nicht allzu große Schritte machen musste, erst recht nicht mit ihrem Kleid. Das war bestimmt nicht einfach. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie Gefahr lief, zu stolpern, wenn sie nicht aufpasste und auf den Saum ihres Kleides trat. Als das Lied anfing, setzten wir uns gleich ein zu tanzen und wir legten einen nicht zu verachtenden Diskofox hin (oder wie mein Vater zu sagen pflegt: „Wendezeller Einheitsschritt“...). „Du tanzt gut“, meinte Mona nach einiger Zeit. Ich sah sie mit einem dankenden Lächeln an, bevor sie fortfuhr: „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch so nahe steht...“ „Wie meinst du das?“ „Naja, ihr klingt wie ein altes Ehepaar. Nach außen hin tut ihr zwar so, als wenn ihr einander nicht leiden könnt, aber eigentlich könnt ihr nicht ohne einander leben.“ „Warum unterstellen mir in letzter Zeit eigentlich alle, dass ich Kaiba mögen würde?!“, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihr. „Wieso? War ich nicht die erste, die das gesagt hat?“ „Zwar nicht wortwörtlich, aber nein, warst du nicht... Mein bester Freund hat mir das auch schon unterstellt... Aber jetzt mal im Ernst: Glaubst du wirklich, dass ich scharf darauf wäre, ständig von ihm fertig gemacht zu werden?“ (kein kommentar...) Ich schob sie in eine Drehung. „Keine Ahnung, ich habe lediglich meine Meinung geäußert.“ „Na super.“ Als sich das Lied immer mehr dem Ende zuneigte, sah ich auf meine Uhr. Noch fünf Minuten Pause... „Sag mal, hättest du Lust, dich mal wieder mit mir zu treffen und dabei dann noch meine anderen Freunde kennen zu lernen?“ Sie begann wieder zu strahlen, allerdings erlosch das recht schnell wieder und sie sagte: „Gerne, aber wenn meine Eltern davon mitkriegen...“ „Werden sie schon nicht“, munterte ich sie auf. Dann überlegte ich kurz, bevor ich fortfuhr: „Sag mal, du hast doch garantiert ein Handy, oder?“ Sie nickte verwirrt. „Gut, hör zu, wir werden das folgendermaßen machen...“ Nach dem Lied ging ich zurück zur Bühne. Leider war meine Pause zu Ende (ok, das hat sich jetzt gerade angehört, als wenn das mehr als eine halbe std wäre – oder kommt nur mir das so vor? – aber bei mir hat sich das alles in einer halben std abgespielt und damit Punkt). „So, meine Damen und Herren. Hier bin ich wieder. Und es geht auch sofort weiter!“ Und so war ich wieder am Singen. Während ich das zweite Lied sang, kam Mona zu mir an den Bühnenrand und brachte mir das Glas Wasser, um das ich sie kurz vor dem Ende meiner Pause gebeten hatte. Singend kniete ich mich zu ihr nieder, um das Glas entgegen zu nehmen und sie dankend anzulächeln. Ich achtete ganz besonders darauf, den Zettel, den sie zwischen Hand und Glas versteckt hatte, nicht fallen zu lassen und damit ihn keiner sah. Dann erhob ich mich wieder, ging zurück zu dem Flügel und stellte das Glas wieder auf der verdeckten Tastatur ab, um dann den Zettel unauffällig in meiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Mona war währenddessen schon wieder über alle Berge – davon einmal abgesehen, dass es hier keine Berge gab, aber naja... Es sollte immerhin keiner misstrauisch werden, erst recht nicht ihre Eltern, die hier auch irgendwo herumschwirrten... Bei diesen gewitzten Geschäftsleuten hier überall konnte man immerhin nie wissen... Die waren alle Topelite. Die mussten es beherrschen, um die Ecke denken zu können – oder auch um zwei oder drei – , um sich besser in den >Feind< – in diesem Fall andere Firmen – hineinversetzen zu können, ansonsten überlebte man in diesem Geschäft nicht lange – wäre jedenfalls logisch, erst recht wenn der größte Feind Seto Kaiba hieß. Lobte ich ihn etwa schon wieder? Irgendetwas musste mit mir definitiv nicht stimmen! Ich würde doch sonst nie und nimmer Kaiba aus allen Leuten LOBEN!!! Wenn mir Mona einfach ein Glas Wasser brachte, war nichts dabei, vor allem, das der Großteil der Gäste es gesehen haben dürfte, dass wir zusammen getanzt hatten, wenn sie aber einen Moment zu lange blieb, erregte das schon Misstrauen und aus unserem eventuellen Wiedersehen würde vielleicht nichts werden, weil Mona auf Schritt und Tritt beobachtet werden würde – ob das übertrieben war? Keine Ahnung, wer wusste immerhin, wie ein überdimensional reiches Ehepaar, das sich für den Nabel der Welt hielt und alle anderen Menschen unter ihrem Niveau empfand – außer vielleicht Kaiba, den sollte sich Mona ja schließlich eigentlich angeln und zu ihrem Ehemann machen – vollkommen vernarrt in ihre Tochter zu sein schienen und ihr sogar vorschrieben, wer ihre Freunde zu sein hatten? Es war schon seltsam. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht einmal versungen! Und das, obwohl ich in ständiger Beobachtung von Kaiba stand. War ich gut, oder war ich gut? Ich meine, wer schaffte es schon, dem kalten Blick Kaibas zu widerstehen und nicht wie ein Hund mit eingezogenem Schwanz davon zu rennen? Oder sich andernweitig zu blamieren? Eben, kaum einer, wenn nicht sogar keiner – abgesehen von mir halt. Als es kurz nach halb eins war, kam Mokuba zu mir an die Bühne. Ich sang mein Lied zu Ende und kniete mich anschließend zu ihm herunter. „Was ist denn, Kleiner?“, fragte ich ihn. „Naja, weißt du, Seto will, dass ich jetzt ins Bett gehe.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an. „Naja, weißt du, er hat mir erlaubt, noch ein Lied hier zu bleiben.“ „Und das heißt...?“ „Kannst du eins singen, was ich ausgesucht habe?“ „Wenn ich den Text dazu kann...“ „Naja, kennst du da dieses spanische?“ „Mokuba. Weißt du, wie viele spanische Lieder es gibt? Du könntest jedes meinen! Spanische Lieder kann ich zwar kaum welche, aber vielleicht hast du ja Glück. Wie heißt es denn?“ „Silencio/David Bisbal.“ Ich fing an zu lächeln. „Kein Problem. Jetzt muss nur noch euer Musiklager das haben.“ Kaum, dass ich das gesagt hatte, bekam ich schon die Bestätigung über den Knopf in meinem Ohr. „Fein, freu dich auf Silencio auf Joey-Wheeler-Art.“ Mit einem Grinsen erhob ich mich und ging zurück zu meinem Mikro, einen sich freuenden Mokuba hinter mir am Rand stenen lassend. „So, und jetzt, Ladies und Gentlemen, ein Musikwunsch, weil der jüngste Anwesende anschließend ins Bett soll. Freuen sie sich auf Silencio.“ Schon während ich noch bei meiner letzten Silbe der Ansage war, fing das Intro an. Ya no tengo palabras, de todo y de nada el tiempo se las llevó, sólo queda la noche en mi interior y este frío de amor, hoy esta calma que rompe el corazón, de esta guerra yo he sido el perdedor y se clava muy dentro este. Silencio, eterno y mudo como el recuerdo del amor que tú me diste, Silencio, tan grande, tan vacío y tan muerto, como quema este dolor del silencio que llena cada espacio en mi cuerpo, Como duele este silencio de amor. Que difícil se ha vuelto seguir respirando sabiendo que ya no estás, si pudiera encontrar una razón que me ayude a entender que no vas a volver y esta herida que sangra en mi interior, y esta espina clavada sin razón y el inmenso dolor de este. Ein spanisches Liebeslied. Und das ohne Kastanietten (ka, schreibt man die Teile so?). Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass so etwas in einem spanischen Lied nicht fehlen dürfte... Naja, wie man sich doch irren konnte... Silencio, eterno y mudo como el recuerdo del amor que tú me diste, Silencio, tan grande, tan vacío y tan muerto, como quema este dolor del silencio que llena cada espacio en mi cuerpo, Como duele este silencio de amor Como duele este silencio... y esta herida que sangra en mi interior, y esta espina clavada sin razón y el inmenso dolor de este. Silencio, eterno y mudo como el recuerdo del amor que tú me diste, Silencio, tan grande, tan vacío y tan muerto, como quema este dolor del silencio que llena cada espacio en mi cuerpo, Como duele este silencio de amor Silencio tan grande, tan vacío y tan muerto Silencio que llena cada espacio en mi cuerpo Como duele este silencio (Übersetzung gibt’s am Ende des Kapitels, falls es jemanden interessiert) Nach dem Lied wurde ich ziemlich doof angestarrt. Allerdings hatte ich keine Ahnung, woran das lag. Vielleicht lag es daran, dass ich auch noch andere Lieder singen konnte, außer japanische und englische? Oder lag es daran, dass es unter Kaibas Gästen auch Leute gab, die Spanisch sprachen und keinen Fehler entdecken konnten – jedenfalls war mir keiner aufgefallen. Das hatte jedoch nichts zu bedeuten, immerhin konnte ich im Eifer des Gefechts einen – oder mehrere – Fehler gemacht haben, die mir nicht aufgefallen waren. Schließlich war ich auch nur ein Mensch, und wie alle wussten, waren die nicht unfehlbar. Naja, außer Kaiba vielleicht... Obwohl, wenn ich so darüber nachdachte, dann musste der doch auch irgendwo einen haben. Auch wenn er das immer verleugnete! Das konnte doch nicht sein, dass es einen Menschen ohne Fehler gab! Ich meine, hallo??? Das wäre richtig unmenschlich!!! Und egal wie sehr Kaiba dieser Gedanke auch ärgern mochte, er war verdammt noch mal auch einer! Warum dachte ich eigentlich schon wieder über Kaiba nach? Mokuba schenkte mir ein breites Grinsen, dann winkte er mir und verschwand in der Menge, höchstwahrscheinlich auf der Suche nach seinem Bruder, um ihm >gute Nacht< zu wünschen. Nach, wie es mir schien, unendlich viel Zeit – vermutlich war es kurz vorm Schluss meiner Arbeit – entdeckte ich Shuichi in der Menge. Oder zumindest dachte ich das, weil ich einen roten Haarschopf gesehen zu glauben schien. Aber warum sollte es ausgerechnet Shuichi sein? Ich meine, es war ja nicht so, als wenn er der einzige mit roten Haaren wäre. Einige von Kaibas Gästen hatten auch rote Haare, außerdem hatte Shuichi doch gesagt, dass er keinen Anzug dabei hätte, also konnte er es eigentlich rein theoretisch schon einmal nicht sein. Ich verdrängte den Gedanken schnell wieder, weil ich den mysteriösen Rotschopf nicht wiedersah. Und warum sollte ich mich noch weiter mit ihm beschäftigen, wenn das nicht der Fall war? Als ich jedoch mit einem neuen Lied anfing, tauchte er wieder auf. Genauer gesagt: Er kam auf mich zu. Ich sah ihn zwar verwirrt an, ging aber nicht weiter darauf ein, immerhin musste ich mich weiter auf mein Lied konzentrieren. Jetzt, wo ich dem Schluss immer näher kam, wollte ich mich nicht doch noch versingen. Darauf wartete Kaiba doch nur! Damit er mich dann damit aufziehen konnte! Na warte, dem würde ich es geben! Das ließ ich mir nicht bieten! Statt also auf den Rotschopf vor mir zu achten, konzentrierte ich mich mit eiserner Entschlossenheit auf mein Lied. Und dann traf mich der Schlag. Es war doch Shuichi. Aber was machte er hier? Er hatte doch gesagt, er hätte keinen Anzug bei Kaiba. Gut, er hätte sich einen holen können, aber das machte man doch nicht, wenn es so gegen schätzungsweise halb zwei morgens war! Da lag doch jeder normale Mensch im Bett! Gut, das war schon einmal ein Zeichen dafür, dass Kaiba mitsamt Gästen nicht normal war. Aber das wusste ich ja schon vorher. Das war also nichts neues für mich. Er blieb vor der Bühne stehen. So wie Mokuba einige Zeit vor ihm. Ich musterte ihn neugierig, unterbrach jedoch nicht mein Lied. Ich würde schon noch früh genug erfahren, was er hier wollte. Nachdem ich mein Lied beendet hatte, ging ich auf Shuichi zu, und zu meiner Überraschung stieg er zu mir auf die Bühne. Ok, jetzt war ich verwirrt. Was wollte er? Und vor allem: Was machte er auf MEINER Bühne??? Ok, das war jetzt überhaupt nicht besitzergreifend oder so... Nein! Überhaupt nicht! „Was machst du hier?“, fragte ich ihn konfus. Er grinste mich an und erwiderte: „Mir war langweilig zu Hause und da dachte ich mir: Warum komm ich nicht wieder zurück im Anzug?“ „Aber doch nicht mitten in der Nacht!“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „Warum nicht? Ich hatte sowieso nichts besseres zu tun.“ „Normale Menschen schlafen um diese Uhrzeit, weiß du?“ Er zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Ich weiß, aber ich bin nicht normal. Du vergisst: Ich arbeite in Kaibas Haus, und das schon seit Jahren, bin nicht verrückt geworden und bin im weitesten Sinne sein einziger Freund.“ Ich schüttelte nur unverständlich den Kopf. Wie konnte man nur nicht schlafen, wenn man die Gelegenheit dazu hatte? Ich meine, ich liebte schlafen – nach essen, versteht sich! Essen war das beste auf der Welt!! Aber sowas von! Nichts schaffte es, das zu toppen! Ganz besonders Schokolade!! Schokolade gehörte zu den Dingen, die am besten überhaupt schmeckten! Und man konnte so viel damit kombinieren! „Gut, und was machst du jetzt hier bei mir auf der Bühne?“ „Ich wollte Flügel zu deiner Stimme spielen (warum können das bei mir eigentlich alle???).“ „Und Kaiba ist damit einverstanden?“ „Ich war extra bei ihm und habe ihn gefragt. Also ja.“ Dann war die Figur, die ich vorhin gesehen hatte, also doch Shuichi, wie er auf der Suche nach Kaiba war. Ich nickte nur. Immerhin konnte ich nichts dagegen machen, wenn der >Meister< etwas beschloss. Das wäre >Rebellion der Untertanenvom Hocker< gehauen hatte? Nie im Leben! Das wäre ja noch schöner! Wir erreichten den Flur. Jetzt hatte ich ein Problem. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich hinmusste, bzw. ich hatte zwar eine ungefähre Vorstellung, wollte es aber nicht unbedingt ausprobieren. Vermutlich würde ich dann verirrt in den vielen Gängen der Kaibavilla enden und würde erst gen Morgen den >Ausgang< finden. „Soll ich dich bringen?“, fragte Shuichi, als er meinen leicht verzweifelten Gesichtsausdruck sah. „Woher wissen in diesem Haushalt eigentlich alle, wo was ist?“, fragte ich, schüttelte ungläubig den Kopf, bevor ich schließlich glücklich zustimmte. Ich musste die Nacht also nicht auf den kalten Fluren Kaibas Villa verbringen. Was eine Erleichterung! Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wie Kaiba mich damit aufziehen würde, wenn er davon Wind kriegen würde. „Man gewöhnt sich mit der Zeit daran“, antwortete Shuichi. „Und warum antworten mir alle das gleiche, wenn ich diese Frage stelle?“, fragte ich. Shuichi schien zu wissen, dass ich darauf keine Antwort haben wollte, denn er verblieb ruhig. Auf einem der zahlreichen Gänge, die sich vor dem großen Saal befanden, stand eine Person. Eine Person mit einem verdächtig hellen Anzug... Nein! Vor uns auf dem Gang stand Kaiba. Scheibenkleister! Der würde uns jetzt vermutlich erst einmal gehörig die Meinung sagen! Und das um kurz nach zwei am Morgen! Verdammt! Nicht nur am Tag musste ich mir seine abwertenden Reden antun, nein, jetzt auch noch in der Nacht? Im Halbschlaf? Womit hatte ich das nur verdient? Shuichi ging mit einem riesigen Grinsen auf ihn zu und schlug ihm seine Hand mit voller Wucht auf die Schulter. „Jo, Kaiba, altes Haus! Was läuft?“ //Ok, Shuichi, es war schön, dich gekannt zu haben//, dachte ich. Ich meine, wer wagte es, einem sichtlich nicht erfreuten Kaiba seine Hand auf die Schulter zu hauen, mit einer Wucht, die einen normalen Menschen normalerweise in die Hölle oder noch tiefer geschickt hätte? Eben, keiner. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob >ich< das gewagt hätte, und wenn ich zweifelte, dann musste das schon etwas heißen! Kaiba schenkte Shuichi einen seiner bekannten, eiskalten Blicke, doch der Koch schien davon unbeeindruckt zu bleiben, also musste >seine Majestät< selbst Hand anlegen, indem er den Körperkontakt mit einem schnellen Stoß seiner Hand beendete. „Du weißt sehr wohl, was los ist“, antwortete er auf Shuichis Frage. Dann drehte er sich zu mir. Sch****, ich war geliefert! Er würde seine Wut an mir auslassen und das mit einem Mitleid wie ein Gewitter mit einem einzelnen, verlassenen, schwachen, kleinen Bäumchen hätte! Ich war sowas von dran! Ich wappnete mich schon gegen das schlimmste. Und wenn ich >das schlimmste< dachte, dann meinte ich es auch! Es gab immerhin niemanden, der besser wusste als ich, wie... – eigentlich wollte ich dieses Wort nicht benutzen, weil ich es nicht zugeben wollte, aber angsteinflößend traf es schon ganz gut... – angsteinflößend er sein konnte. „Ich muss zugeben, das war gar nicht so schlecht“, hörte ich ihn sagen. Hatte ich was nicht mitgekriegt? Hatte mich Kaiba gerade indirekt gelobt oder hatte ich was an den Ohren? Klar, er hatte nicht gesagt, dass es super gewesen wäre, aber darum ging es nicht! Es ging um die Tatsache, dass er etwas, was ich fabriziert hatte, gelobt hatte! Hallo?? Ich!!! Niemand anderes!!! Ich meine, wann passierte das denn schon einmal?? Eben, einmal, in eintausend Jahren, wenn es hochkommt! Bevor ich noch etwas dazu sagen konnte – was ich eigentlich wollte, immerhin passierte das nicht oft, wie schon erwähnt – drehte er sich um und verschwand wieder in dem Saal mit den Gästen. Ich starrte ihm wie gebannt hinterher. Der hatte definitiv was genommen! Anders konnte ich mir sein Verhalten nicht erklären. Oder er war auf den Kopf gefallen, dann allerdings ziemlich heftig... Neben mir pfiff Shuichi anerkennend, worauf ich mich neugierig zu ihm umdrehte und ihn mit fragendem Gesichtsausdruck ansah. „Was?“, setzte ich anschließend hinterher, nachdem er mir nicht antwortete. „Es passiert nicht oft, dass er jemanden – oder jemandes Arbeit – lobt. Er muss wirklich von dir beeindruckt sein, wenn er extra hergekommen ist, um dir das zu sagen.“ Ich sah Shuichi verwirrt an. Hatte ich mich gerade eben noch einmal verhört? Hatte mir Shuichi eben wirklich die Bestätigung gegeben, dass Kaiba mich gelobt hatte? Mittlerweile hatten wir uns wieder in Bewegung gesetzt, immerhin wollte ich heute noch ins Bett – und Shuichi vermutlich mittlerweile auch... Irgendetwas war hier faul, aber mächtig! „Quatsch mit Soße. Vermutlich gehört das alles zu irgendeinem seiner Pläne, um mich fertig zu machen. Höchstwahrscheinlich lacht er sich gerade schon irgendwo einen ins Fäustchen, weil er glaubt, dass ich mich über sein Lob gefreut habe und er nur auf den passenden Augenblick wartet, um meine gute Laune zu zerstören, die, wie er glaubt, ich haben sollte (was...?). Aber wenn er das glaubt, dann hat er sich geschnitten, aber derbe! Ist doch klar, dass er mich nur wieder fertig machen will!“ Shuichi sah mich aus verständnislosen Augen an, dann meinte er: „Du hast echt ne verdrehte Wahrnehmung der Welt, wenn du noch nicht einmal ein Lob erkennst, wenn du eins kriegst.“ „Das war kein Lob!“ „Klar war das eins. Du bist nur zu paranoid, um das zu erkennen durch deine ganzen Streits mit Kaiba.“ „Ich bin nicht paranoid! Ich bin nur... extra vorsichtig, wenn es um Kaiba geht! Genau, das ist es!“, verteidigte ich mich. Shuichi schüttelte nur den Kopf. An meiner Zimmertür angekommen, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. „Danke fürs Bringen“, meinte ich. „Kein Problem, ich hatte sowieso nichts besseres zu tun. Es war nur ein kleiner Abstecher bevor ich nach Hause fahre.“ „Das heißt, wenn du zu Hause ankommst, dann gehst du wirklich ins Bett schlafen? So wie das jeder normale Mensch um diese Uhrzeit normalerweise schon macht?“ Shuichi lachte und meinte: „Ja, genau wie jeder normale Mensch das um diese Uhrzeit macht.“ Ich schüttelte den Kopf. In diesem Haus war man nur von Verrückten umgeben. Ich begann ihn anzugrinsen. War doch egal, dass es hier nur Verrückte gab, da passte ich gut dazu. Moooooooment mal! Hab ich da gerade gedacht, ich würde in dieses Haus passen? Ging’s mir eigentlich noch ganz gut??? Ich meine, ich? In dem selben Haus wie Kaiba? Das konnte nie und nimmer gut gehen! Vermutlich würde es nur eine Woche dauern und von diesem Haus – äh... dieser Villa – würde nichts mehr stehen, vermutlich würden wir nocht nicht einmal eine Woche brauchen, so wie ich uns kannte. Wenn man überhaupt von >kennen< sprechen konnte, wenn man das auf Kaiba und mich bezog... „Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder“, meinte Shuichi. Mein Grinsen wurde breiter. „Ja, hoff ich auch. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich.“ „Warum?“, fragte er mich und die vielen Fragezeichen standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ach, komm! Glaubst du im Ernst, ich würde noch einmal >freiwillig< in meinem Leben einen Fuß in diese Villa setzen?“ Shuichi sah mich erst unverständlich an, dann überzog sein Gesicht ein breites Grinsen. Ähm... Angst? „Jaja, wenn du meinst...“, sagte er. „Hey! Was meinst du damit?“, fragte ich ihn verwirrt. „Ach, gar nichts“, erwiderte er und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, er grinste >wissendPatient< davon etwas mitbekam, erst recht nicht, wenn er schlief. Verdammt! Woher hatte ich das Teil? „Woher ha-“, fing ich an, als es mich wie der Schlag traf. Mein Traum. Sollte das heißen, dass er doch kein Traum war, sondern dass ich das wirklich erlebt hatte? Aber das... Aber das... würde dann ja heißen, dass... dass... dass mir Kaiba das Teil verpasst hatte! Erst Toshie, dann Kaiba, das war doch nicht mehr normal! Und dann folgte der zweite Schlag: Wenn das wirklich kein Traum gewesen war, dann hatte Kaiba wirklich versucht, mir einen runterzuholen!!!! Verdammte Scheiße!!!!!! Mir war sofort bewusst, was das hieß und wo er seine Griffel beinahe gehabt hätte. Augenblicklich lief ich rot an. Das konnte nie und nimmer der Wahrheit entsprechen!!! Kaiba musste mir während ich geschlafen hatte irgendein Zeug eingeflößt haben, dass mich hallozinieren ließ!! Ich meine, ich meine... Nein!!!! Das war einfach unmöglich!!!! „Wer war es, Joey?“, fragte Toshie neben mir. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an. Er sah mich misstrauisch an. „Und warum bist du so rot?“ Ich drehte mich wieder von ihm weg und betrachtete meinen Hals wieder im Spiegel. Das konnte einfach nicht wahr sein!!!! Das konnte einfach nicht sein!!! Warum hatte Kaiba das gemacht? Was wollte er damit bezwecken? Gab es da überhaupt einen Zweck? Wollte er mich damit einfach erniedrigen? Oder was war sein Ziel? Verdammt! Verdammt!! Verdammt!!! Was sollte ich machen? Es war schwierig, aus Kaibas Fingern zu entkommen, wenn er etwas wollte. Und das er mich wollte – ob nun aus erniedrigenden Gründen oder nicht spielte jetzt keine Rolle – war klar, jedenfalls nach dieser Aktion. Ich drehte mich langsam um, damit ich mein Spiegelbild nicht mehr angucken musste. Ich konnte diesen roten Fleck nicht mehr ertragen und lehnte mich stattdessen an das Waschbecken. Wollte er mich? Wollte er mich, damit er mich weiter erniedrigen konnte? Verdammt, ich bekam diesen Gedanken nicht mehr aus meinem Kopf! Oder wollte er mich, weil ich der war, der ich war? Wohl eher nicht. Fand er mich attraktiv? Unwahrscheinlich. Da draußen in der weiten Welt gab es viel schönere Menschen als mich, und Kaiba konnte die garantiert alle haben, wenn er wollte. Langsam rutschte ich an der Wand hinter mir auf den Boden hinunter (also da, wo das Waschbecken drauf is). Verdammt! Es blieb also nur der Grund, mich damit erniedrigen zu wollen. Ich zog die Beine an, legte meine Arme auf den Knien ab und platzierte meine Stirn auf ihnen, damit Toshie mein Gesicht nicht sehen konnte. Verdammt, warum versetzte mir dieser Gedanke einen Stich ins Herz? Dass mich Kaiba erniedrigen wollte. Dass er in mir nichts weiter als „billigen Müll“ sah? Ich schaffte es nicht, ein Schluchzen zu unterdrücken. Ich wollte nicht nur „Müll“ für ihn sein. „Joey?“, fragte Toshie unsicher. „Geht’s dir gut?“ Verdammt! Ich wollte so nicht fühlen! Ohne auf Toshie zu achten, sprang ich auf und hastete aus der Toilette. Er war einen kurzen Moment zu überrascht, um mir zu folgen, tat es dann aber doch nach kurzer Zeit. „Joey, was hast du vor? Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer es gewagt hat, mein Eigentum anzurühren!“ Eigentlich hätte ich ihn anfahren müssen, dass ich nicht sein Eigentum wäre, aber das interessierte mich im Moment relativ wenig. Ohne Anzuklopfen stürmte ich in das Büro von Carlos. Carlos sah von seinem Gesprächspartner auf in meine Richtung. „Joey, was machst du hier? Normale Leute klopfen bevor sie das Büro ihres Chefs betreten. Ich habe Besuch.“ Das Gesagte, und den Besuch, ignorierte ich einmal mehr. Jetzt war es an Toshie Carlos’ Büro zu betreten. „Joey, du hast mir immer noch nicht gesagt, wer sich an deinem Hals verbrochen hat“, erklärte er mir zum wiederholten Mal. Verdammt, was bildete er sich ein? Glaubte der im Ernst, es würde ihn etwas angehen, wer mich belästigte und wer nicht? Hölle noch mal, jetzt reichte es aber! Und so reagierte ich dann auch. Bevor ich überhaupt nachdenken konnte, schlug ich Toshie ins Gesicht, sodass er in die Knie ging. Ich weiß nicht, vielleicht hatte er sogar Nasenbluten, aber das war im Moment nicht so wichtig... „Was hat das zu bedeuten, Joey? Warum hast du das gemacht?“, wollte Carlos wissen, die Wut stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ich will Kitian sprechen“, entgegnete ich. „Wieso?“, fragte er, kein bisschen ruhiger. „Ich hab hier“-dabei deutete ich auf meinen Hals- „ein kleines Problem, wobei ich ihre Hilfe ganz gut gebrauchen könnte.“ „Köter, wo hast du den denn her?“ Nach diesem Kommentar erkannte ich seine Anwesenheit in Carlos’ Büro zum ersten Mal an. Ich wendete meinen kochenden Blick ihm zu und fauchte ihn an: „Du hälst mal schön die Klappe, Kaiba. Mit dir hab ich noch ein Hühnchen zu rupfen.“ Kaiba grinste boshaft. „Ach tatsächlich? Wieso denn?“ „Spiel hier nicht den Ahnungslosen!“, erwiderte ich gereizt. Kaiba wollte gerade etwas erwidern, als sich Carlos einmischte. Er hatte wohl gespürt, dass es nicht mehr viel brauchte und ich würde explodieren. „Ich habe zwar keine Ahnung, was hier vor sich geht, aber meinetwegen. Toshie, hol Kitian.“ Toshie rappelte sich gerade auf. Ich konnte sehen, wie er sich eine kleine Blutspur wegwischte. „Bin gleich wieder da“, meinte er und verschwand. Während seiner Abwesenheit herrschte dicke Luft in Carlos’ Büro. Der Hauptgrund war wohl ich, obwohl Carlos auch ziemlich gut war. Er starrte mich böse an, wohingegen ich versuchte, Kaiba mit meinen Blicken aufzuspießen. Kaiba hingegen grinste amüsiert vor sich hin. Oh, wie ich das hasste!!!! Dieser Spacken!!! Als Kitian dann endlich kam, wendete ich meine Aufmerksamkeit gleich ihr zu. „Was ist hier los? Falls ihr es vergessen haben solltet: Ich muss arbeiten!“, beschwerte sie sich. „Dann erklär ihr mal, warum sie hier ist“, meinte Carlos zu mir. Sofort heftete sich Kitians Blick mir zu. „Ich brauche deine Hilfe.“ „Wieso?“ „Ich brauch was von deinem Make-up“, erklärte ich und deutete auf meinen Hals. Sie verengete ihre Augen um besser sehen zu können, dann weiteten sie sich, als sie den Knutschfleck als einen solchen erkannte. Dann kam sie auf mich zugestürmt, zog mich an meinem Kragen weiter vor ihre Augen und meinte dann: „Wieso sollte ich dir welches geben?“ Ich konnte ihr fieses Grinsen, das sie mir >schenkte<, richtig sehen. Und das schadenfreudige von Kaiba konnte ich auf mir spüren. Verdammt, wie ich diesen Kerl hasste!!! „Du stolperst auch von einem Knutschfleck in den nächsten. Wenn man dich nicht beschützt, dann bist du echt verloren. War’s wieder Toshie?“ „Himmel, nein! Dann hätt’ er längst ne Abreibung gekriegt. Eigentlich steht ihm noch eine aus für den, den er mir letztens gemacht hat.“ Kitian schüttelte den Kopf. „Darf ich fragen, wer’s war?“ „Nein, darfst du nicht“, erwiderte ich abgenervt. „Und warum lässt du den nicht einfach offen? Als Abschreckung für alle notgeilen Kerle da draußen, die ihre längst verschrumpelten Hormone nicht im Griff halten können? Ich meine, das zeigt doch eindeutig, dass du schon jemandem gehörst.“ Verdammt nein! Sie hatte Kaiba beleidigt, auch wenn sie das nicht wusste!!! Und noch etwas: Ich gehörte ihm DEFINITIV NICHT!!!! „Verdammt, Kitian! Ich hab’ einfach keinen Bock ständig gefragt zu werden, wer mir den verpasst hat!“, entgegnete ich. Sie zog eine Augenbraue hoch und fragte: „Und?“ „Hilf mir einfach!“, sagte ich verzweifelt. Sie sah mich noch einen kurzen Moment an, dann sagte sie: „Ok, komm mit.“ Na endlich!!! Ein Fortschritt. Im Angestelltenumkleideraum angekommen, ließ sie mich kurz los, um zu ihrem Schließfach zu kommen. Dort öffnete sie die Tür und wühlte nach etwas, garantiert nach ihrem Schminktäschchen (schreibt man das so? Das sieht beschissen aus...), das jedes Mädchen dabei hatte. Nachdem sie was auch immer sie gesucht hatte, gefunden hatte, kam sie auf mich zu, nahm meinen Arm in einen eisenharten Griff und zog mich zurück zu den Angestelltentoiletten. Dort angekommen ließ sie mich erneut los, als wir vor dem Spiegel angekommen waren. Ich hatte wieder einmal die Ehre mir den Knutschfleck ansehen zu dürfen. Verdammt, Kaiba hatte da ganze Arbeit geleistet! Echt mal, sowas schaffte auch nur er! Ich meine, gut, Toshie hatte es auch schon einmal gewagt, mir einen Knutschfleck zu machen, aber der war nicht so schlimm! Ich meine, es war Toshie! Ich wollte nichts von ihm! Und deswegen ließ mich das ganze kalt. Ganz im Gegensatz zu Kaiba! MOOOOOMENT!!! Hatte ich gerade zugegeben, dass ich etwas von Kaiba wollte? Nie!!! Niemals!!!! No way!!!! Das konnte nicht mein Ersnt sein! Ich hatte das nur gedacht... weil... weil... Genau!!! Weil ich noch unter dem Einfluss von gestern stand!! Es war doch ganz klar, dass ich sonst sowas nie denken würde! Das wäre ja noch schöner!!! Die einzige Tatsache, warum ich meinen Knutschfleck nicht zeigen wollte, war, dass der viel größer war als der letzte, er deswegen mehr auffallen würde und ich deswegen ständig von allen Anwesenden angestarrt werden würde und gefragt werden würde, wo ich den denn her haben würde! Da konnte ich gut drauf verzichten!! Aber sowas von!!!! „Dreh dich zu mir um“, befahl Kitian. Als ich ihrer >Bitte< nachgekommen war, begann sie meinen Hals mit ihrem Make-up zu bearbeiten. „So, wer war es dieses Mal?“, fragte sie. „Ich will nicht darüber reden“, entgegnete ich. Sie befummelte weiterhin meinen Hals. „Ach komm schon! Hast du dir endlich einen Lover zugelegt?“ „Warum denn einen Lover? Warum nicht ein Mädchen?“ „Ach komm schon! Allein schon, wenn man dich sieht, weiß man, dass du der Typ für einen Kerl bist. Und zwar der Uke-Part.“ „Der... was?“, fragte ich. Was zum Henker war ein Uke? Hatte ich das Wort überhaupt richtig verstanden? Ich hatte das noch nie gehört! Verdammt, was war das? Es klang schon mal so, als wenn ich nicht wirklich wissen wollte, was das hieß... „Der unten liegende Part in einer Kerl- & Kerlbeziehung.“ Ich starrte sie aus weiten Augen an. Nein, das wollte ich wirklich nicht wissen... Hatte ich da gerade wirklich richtig gehört? Ich sollte genau die richtige Person für eine Schwulenbeziehung sein und dann auch noch der... der Part, der unten war?! Nie im Leben! Das wäre ja noch schöner! Und wenn ich das jetzt auf Kaiba und mich bezog... Nein, das wollte ich nicht auf uns beide beziehen...! Ich meine, wer wollte denn schon unter Kaiba liegen? Ok, vermutlich ziemlich viele... Aber ich gehörte definitiv zu denen, die nicht unter ihm liegen wollten... Generell bräuchte ich dafür erst mal eine Beziehung mit ihm, um unter ihm liegen zu können, die ich nicht hatte. Und wenn mein Leben davon abhängen würde, ich würde mich nie auf eine Beziehung mit Kaiba einlassen!! Wenn überhaupt, dann war ich der dominante Part, damit das mal klar war!!! Gedanklich schlug ich mit meiner rechten Faust auf den Tisch, um meine Aussage noch zu unterstützen. „Hast du was genommen, Kitian?“, fragte ich sie. „Nein, wie kommst du darauf?“, wollte sie wissen. „Naja, ich meine, das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich und Uke sein? Hast du mal gesehen, wie männlich ich aussehe?“ (ok, das is jetzt nich gerade erbärmlich oder so.... nein, kein bisschen!!) Kitian hielt in ihrer Arbeit inne und musterte mich von unten. „Du? Und männlich?“, fragte sie. Ich nickte heftig. Ja, gleich würde sie mir recht geben. Gleich würde sie zugeben, dass ich männlich war!! Aber sowas von!! Gedanklich machte ich eine Victory-Pose. „Hast du dich mal angeguckt? Du bist kein Stück männlich!“, antwortete sie schließlich. Geschockt zuckte ich zusammen und sah sie aus weiten Augen an. Hatte ich gerade richtig gehört??? Hatte sie gerade gesagt, dass ich nicht männlich war? „Ich meine, guck dich mal an. Du bist klein.“ Gar nicht wahr!! „Dann hast du eine ziemlich feminine Figur.“ „Gar nicht wahr!!“, beschwerte ich mich dieses Mal laut. „Ich hab Muskeln!“ „Es gibt auch muskulöse Frauen“, tat sie meinen Einwand ab. „Und außerdem singst du.“ „Na und? Es gibt auch andere Männer, die singen!“ „Das hat nichts damit zu tun. Die sehen einfach männlich aus, ganz im Gegensatz zu dir.“ Ok, jetzt kam ich mir verarscht vor... Aber richtig... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gut, ich hoffe, ihr mochtet das Kapi^^ man sieht (mehr oder weniger) sich dann beim nächsten Kapitel! Kapitel 16: Wer suchet, der findet ---------------------------------- Kay Leutz, hier ein neues Kapitel! Sorry, dass es schon wieder fast nen Monat gedauert hat, bis ich upgedatet hab, aber irgendwie hat mich dieses Kapitel aufgeregt... Und ich musste scheißviel für die Schule machen (ich hab jetzt z.B. gerade das Kapitel zu Ende geschrieben, nur um die Tatsache vor mir herzuschieben, dass ich eigentlich mein Referat zu Ende machen muss, was ich morgen vorstellen muss, obwohl ich überhaupt keine Lust dazu hab...) Hoffe, ihr mögt es^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ok, der Rest des Abends verlief normla – soweit man natürlich einen Abend in Carlos’ Disko als >normal< bezeichnen konnte... Ich sang wie all die anderen Abende auch vor einem großen Publikum – Mensch, Carlos musste sich an mir mittlerweile echt eine goldene Nase verdient haben... Ich meine, nicht, dass ich dachte, dass seine Disko schlecht besucht gewesen wäre oder so bevor ich gekommen war, aber ich konnte mirnicht vorstellen, dass sie SO gut besucht war wie jetzt. Während ich also meine Performance abhielt blieb mir eine Frage: Was wollte Kaiba bei Carlos? Ich meine, der brauchte einen Grund, um hier aufzukreuzen, andernfalls würde er gar nicht erst kommen. Warum war er also hier gewesen? Wollte er Carlos drohen, weil ich mich aus einem mir nicht bekannten Grund einem Gast dreist verhalten hatte? Wollte er ihm drohen, dass, wenn er mich nicht rauswarf, er dafür sorgen würde, dass Carlos’ Disko zugemacht wurde? Verdammt! Was wollte er von mir? Hatte ich gerade wirklich gedacht, dass er hier wäre, weil er etwas von mir wollte? Wie fertig konnte eine Person sein – in diesem Falle ich – , wenn sie das dachte? Ich meine, glaubte ich im Ernst, dass er hier war, weil er etwas von mir wollte? Das wurde ja immer schöner!!! Ich musste mich also fragen: Was wollte er von Carlos? Ihm drohen? Das hatte ich ja gerade schon durchdacht. Klang eigentlich recht plausibel, jedenfall klang das für mich so. Aber würde er das nicht seine Handlanger machen lassen? Dann müsste er nicht extra hierher kommen und seine Arbeit im Stich lassen. Hm, warum konnte er also noch hier gewesen sein? Ich meine, ich hatte ja schon ausgeschlossen, dass er wegen mir hier gewesen wäre. Wollte ich, dass er wegen mir hier gewesen war? Nein!!! Natürlich nicht!!! Das wäre ja noch schöner!! Obwohl das natürlich schon irgendwie to- Nein! Ich fing schon wieder an falsch zu denken! Als wenn das toll sein würde, wenn er extra für mich hier gewesen wäre! Gut, also, da ich das ja jetzt ausgeschlossen hatte, warum war er dann hier? Eigentlich blieb ja nur noch Carlos übrig, den Rest kannte er schließlich nicht. Aber warum sollte er für Carlos gekommen sein? Hatten die eine Beziehung?? Wohl eher nicht... Aber warum war er dann hier??? Wollte Kaiba den Club kaufen oder so? Nachdem er gesehen hatte, dass ich vielleicht doch nicht so schlecht war, wie er dachte – er hatte immerhin gesagt, dass ich, Achtung, ich zitiere: „gar nicht so schlecht“ war. Dass ich das immer nocht wusste... Eigentlich musste ich das schon längst verdrängt haben... Aber anscheinend hatte sich das in mein Hirn eingebrannt... ungewollt natürlich. Verdammt, was wollte der Spießer hier? Als ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ, blieb er kurz an einem weißen Wischmop hängen. Aha, was machte der denn hier? Nicht, dass ich etwas gegen seine Anwesenheit gehabt hätte, aber trotzdem: Was machte er hier? Jeztt sah ich nicht nur Kaiba hier, sondern auch noch IHN?? Heute musste irgendwie ein verhexter Tag sein. Anders konnte ich mir das nicht erklären. Und dann kam mir ein äußerst interessanter Gedanke. Warum eigentlich nicht? Warum sollte ich das eigentlich nicht versuchen? Mehr als schiefgehen konnte es eigentlich nicht. Ich machte mir also gedanklich eine Notiz nach getaner Arbeit bei ihm vorbeizuschauen – vorrausgesetzt natürlich, er blieb solange noch und ich vertrieb ihn nicht mit meinem Gesang... Man konnte ja immerhin nie wissen. Es hatten mir zwar schon viele gesagt, dass ich gut singen konnte bla bla bla, aber es konnte immer jemanden geben, der gegen den Strom schwamm. Nach meiner Schicht machte ich mich also unauffällig – soweit das jedenfalls in dieser nur so vor kreischenden Fangirls triefenden Menge ging – auf die Suche nach ihm. Ich fand ihn schließlich abseits der Menge in einer der dunkelsten Ecken des Clubs in einer der Leseecken. „Bakura, altes Haus! Was machst du denn hier?“, fragte ich den Weißhaarigen. „Keine Ahnung“, kam die grummlige Antwort. „Ich habe überlegt, ob ich wieder gehen soll. Deine quietschige Stimme war kaum zum Aushalten.“ Was hatte ich früher gedacht? Genau, es gab immer Leute, die gegen den Strom schwammen. „Warum bist du dann noch hier?“, fragte ich ihn, ehrliche Neugierde in meiner Stimme mitschwingend. „Und wo hast du Ryou gelassen?“ „Der kleine Wurm ist zu Hause geblieben. Schiss, dass ich ihn wieder abfülle so wie’s letzte Mal, ich sag’s dir. Der ist so ein kleiner Hosenscheißer. Warum ich noch hier bin? Andernfalls müsste ich den Schisser ertragen wie er wieder die ganze Zeit rumheult, dass ich so gemein zu ihm wäre.“ Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Züge. „Es macht so Spaß, ihn zu ärgern.“ Jetzt lachte er böse. „Das beste daran ist, dass er sich immer so darüber aufregt und anfängt zu heulen. Ohne das wäre es nur halb so aufregend.“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Cain Bakura war schon eine seltsame Person... Aber vielleicht lag das auch daran, dass er in seinem früheren Leben Grabräuber gewesen war... Der König der Diebe!! Und so weiter und so fort. Damals hatte er seine Untertanen – gab es das Wort Unterdiebe? – bestimmt genauso behandelt. So war er einfach. Genauso hatte er es kennen gelernt. Sadist. „Das heißt also, ihr habt keine Liebesbeziehung?“, fragte ich ihn. War ich denn von Sinnen? Bakura so etwas zu fragen war lebensbedrohlich!! Wenn ich es nicth besser wüsste, würde ich sogar sagen, dass es lebensmüder war ihn das zu fragen als Kaiba! Und das musste schon etwas heißen, immerhin war Kaiba Satan persönlich! Davon einmal abgesehen, dass Kaiba das komplette Gegenteil von Satan war was die Temperatur anging... Satan war eine Ausgeburt der Hölle, also hitzig bis zum geht nicht mehr, Kaiba hingegen war eher eine Art Weihnachtsmann, wenn man mal davon absah, dass er nicht den Charakter von Santa Claus hatte, sondern dass er nur so kalt war wie die Umgebung, in der er wohnte. Man konnte also sagen, dass Kaiba eine Kreuzung aus Satan und dem Weihnachtsmann war. War das jetzt gerade ein seltsamer Vergleich? Vermutlich... Aber naja... Und wie ich es vorhergesehen hatte, blitzte mich Bakura böse an. Ich schluckte. Ich war ja so geliefert! „Wie kommst du darauf?“, fragte er mich, seine Stimme gefährlich leise. Ich schluckte wieder. Man, dieser Tag konnte einfach nur noch seltsamer werden! Nervös kratzte ich meinen Hinterkopf. „Naja, weißt du, ihr wohnt zusammen und naja... ähm...“ „Ja?“ Hilfe! Ich wollte noch nicht sterben! Ich war noch viel zu jung! Ich würde mich sogar von Kaiba durchnehmen lassen, wenn ich nur am Leben bleiben würde! Halt, das konnte nicht mein Ernst sein! Es konnte nicht mein Ernst sein, dass ich mich von Kaiba ordentlich durchvögeln lassen würde! Ich meine, wie tief musste ein Mensch gesunken sein, um das passieren zu lassen!?!? Obwohl... wenn man dann weiterleben konnte... Nein!! Das war doch keine Option! „Also, damit eins klar ist: Ich habe keine Beziehung mit diesem Wurm. Das hält doch nichts aus. Der würde mir doch schon nach der ersten Runde schlapp machen.“ Nach der... ersten... Runde...? Sex...? Ok........ Hatte der Probleme? Oder dachte er einfach nur die ganze Zeit daran? „Ok, das heißt also nein...“ „Richtig erkannt“, erwiderte er. Und wie aus dem Nichts erschien auf einmal Kitian neben mir. „Ich soll dir das hier geben“, meinte sie und reichte mir ein riesiges Glas Wasser. „Danke“, sagte ich noch bevor sie wieder in der Menge verschwand. Bakura sah ihr mit blitzenden Augen hinterher. „Die würd ich gerne Mal so richtig durchnehmen. Die sieht so aus, als wenn sie Ausdauer hätte.“ Ok, ich hatte irgendwas verpasst. „Das würde sie nicht mit sich machen lassen. Bevor das passiert würde sie dich übers Knie legen“, erklärte ich ihm. „Ach, komm. Sie ist ne Frau. Sie hat kein Recht sich zu beschweren, wenn ein Mann seinen Trieben freien Lauf lässt.“ Okaaaaaaaaaaaaaay................... Bakura hatte eindeutig irgendwelche Probleme. „Wie kommst du denn darauf? Sie ist auch ein Mensch und hat damit auch ein Recht auf ihre Meinung“, meinte ich und sah ihn nachdenklich an. Dachte der die ganze Zeit nur an das eine? „Nö“, meinte er schlicht. „Kommt das von deinen Erinnerungen als du noch Grabräuber warst oder was?“ Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Kann sein.“ Ok, der verwirrte mich devinitiv. „Ich würde auch nichts dagegen haben, dich mal ordentlich durchzuvögeln“, meinte er anschließend und grinste diabolisch. Daraufhin blitzte ich ihn bedrohlich an und sagte: „In deinen Träumen vielleicht.“ „Wer weiß? Vielleicht träume ich ja wirklich von deinem Hintern.“ Noch so ein Kommentar und es würde Knochenbrüche geben. Aber sowas von. „Der sieht so eng aus und so... so jungfräulich!“ Ok, jetzt hatte er sich eindeutig zu weit gewagt! Ich fing an zu knurren. „Halt bloß die Klappe“, sagte ich mit einer gefährlich tiefen Stimme. Er kicherte. Bakura und kichern? Das war irgendwie irreal... „Muahahaha! Pass auf dein Hinterteil auf! Es könnte sein, dass er ansonsten bald mir gehört.“ Und mit diesen Worten verschwand er. Kochend sah ich ihm hinterher. Was fiel dem ein? Ging’s dem noch gut? Der regte mich jetzt gerade sowas von auf! Der war im Moment auf dem Niveau von Kaiba und das wollte schon was heißen! Zu Hause angekommen legte ich mich sofort ins Bett. Ich hatte keine Lust, das Gespräch mit Bakura noch mal zu überdenken – auch wenn das vermutlich besser gewesen wäre... Ich meine, wie oft passiert es immerhin schon, dass einem angedroht wird, dass man bald jemandes Eigentum ist bzw. das der eigene Hintern bald jemandes Eigentum ist? Gut, in letzter Zeit passierte mir das relativ häufig... Ich meine, man musste nur mal an Toshie denken... Und um diesem hochkomplexen Gedankengang auszuweichen, zog ich es vor, ins Bett zu gehen. Am nächsten Tag – sprich Sonntag – wachte ich erst spät wieder auf. Keine Ahnung, vermutlich lag es einfach daran, dass ich gerne schlief... Und dann kam die Erinnerung zurück: Auf Kaibas >Party< hatte ich doch eine neue Bekanntschaft gemacht. Mona. Die mit den verdrehten Eltern, die aber trotzdem nicht einen auf Kaiba machte, von wegen: Ich bin viel besser als ihr! Es war irgendwie immer noch ziemlich seltsam, eine >nette< Reiche kennen gelernt zu haben. Ich meine, man bekam doch immer den Eindruck, dass alle reichen Leute einen Schaden hatten. Gut, vielleicht hatte ich auch einfach nur ein paar Vorurteile... Ich meine, ich hatte auch einen guten Grund dafür. Immerhin musste ich die ganze Zeit Kaiba ertragen. Da war es nur verständlich, dass man eine Abneigung gegen Kaiba entwickelte... Ich hatte Mona versprochen, mich mal wieder mit ihr zu treffen. So zu sagen, um ihr die Realität zu zeigen... Und das gemeinsam mit meinen Freunden. Nur wussten die noch nichts von ihrem Glück. Ok, nicht, dass sie es schlimm finden würden. Sie waren immer offen gegenüber neuen Menschen. Das war das gute an meinen Freunden. Immer offen für Veränderungen. Es würde also höchstwahrscheinlich lustig werden. Jetzt musste ich mich nur noch daran erinnern, wo ich den Zettel mit ihrer Handynummer hingelegt hatte. Das war eine gute Frage... Wo war der nur...? //Verdammt! Das kann doch nicht euer Ernst sein! Ich hab jetzt echt die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt und finde ihn nicht wieder!// Wie ich in meinen Gedanken zum Ausdruck gebracht hatte, hatte ich wortwörtlich unsere gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich meine, ich hatte sogar in unserem Geschirrschrank und unserem Kühlschrank nach der Nummer gesucht und sie nicht gefunden! Gut, vielleicht lag das auch daran, dass es eher unwahrscheinlich war, dass ich Monas Nummer dahin gelegt hatte... Aber ich erinnerte mich daran, wie mir Yugi einmal erzählt hatte, dass sein Großvater sein Portmonee in den Kühlschrank gelegt hatte und sie stundenlang gesucht hatte, ohne sich daran erinnern zu können, dass er das Teil dahin gelegt hatte. Gut, ich meine, wer legte sein Geld auch schon in den Kühlschrank...? Das Chaos musste ich dringend wieder aufräumen, bevor mein Vater wiederkam, sonst würde es definitiv Ärger geben... Wie schon gesagt: Ich hatte die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt... Verdammt, wie ich aufräumen hasste... Ich meine, die Wohnung würde sowieso wieder unordentlich werden. Das waren Anzeichen dafür, dass man LEBTE. Gut, das Aufräumen beanspruchte jetzt schon mehrere Stunden. Ich hatte keinen Bock mehr, verdammt! Ich war gerade dabei, den Couchtisch aufzuräumen, als mir etwas auffiel: Ich hatte etwas in der Hand. Es fühlte sich ziemlich dünn und papierähnlich an. //Nein, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?//, dachte ich und öffnete langsam meine Hand. Ok, das war jetzt erbärmlich... Ich meine, wofür hatte ich unsere gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt, wenn ich den Zettel mit Monas Nummer die ganze Zeit mit mir in der Hand rumgeschleppt hatte? Ich meine, es musste mir doch aufgefallen sein, dass ich die ganze Zeit nur mit einer Hand suchte und die andere die ganze Zeit irgendwas hielt! Aber nein, ich Trottel kam nicht auf die Idee! Verdammt, konnte man blöd sein! Ich meine hallo?? Es war nicht so, als hätte ich Alkohol oder so getrunken! Das würde wenigstens erklären, warum ich den besagten Zettel nicht gefunden hatte, aber nein! Das war ja nicht der Fall gewesen...! Anscheinend war ich einfach von Natur aus so vertrottelt! Und jetzt kam auch die Erinnerung zurück, wann und wie ich den Zettel gefunden hatte: Natuürlich hatte ich zurerst in der Hose meines Anzugs nachgeguckt – war ja immerhin ziemlich naheliegend... – und hatte den Zettel dann auch gefunden, aber bevor ich wirklich realisierte, dass ich ihn gefunden hatte, knurrte mein Magen wie bescheuert. Und da ich ja praktisch von meinem Bauch regiert wurde, war der nächste Gedanke sofort etwas zu essen, der Gedanke an den Zettel in meiner Hand längstens vergessen, und erst recht als ich mit dem Essen fertig war. Ich musste den Zettel noch nicht einmal aus der Hand legen, weil ich nur ein simples Brötchen aß... Ohne was drauf... Gut, so war ich halt... Ich meine, immer noch besser als Banane mit sauren Gurken... Und um ehrlich zu sein: Das hatte ich schon mal gegessen. War gar nicht so schlimm, wie es sich anhörte... Man, man könnte echt meinen, ich wäre schwanger! Niemand sonst würde sowas essen! Gut, aber das lag vielleicht auch daran, dass mein Magen eigentlich alles aß und es auch vertrug... Nachdem ich also den Rest aufgeräumt hatte, rief ich bei Mona an. „Ja?“, ging jemand ans Handy. „Mona?“, fragte ich. „Ja?“ Gut, das war jetzt irgendwie stumpf... „Wer spricht da?“ „Ich bin’s, Joey.“ „Joey?“, fragte sie, dann konnte ich sie eindeutig lächeln hören, als sie weitersprach: „Wie geht’s? Ich hoffe, du hast den Abend bei Mister Kaiba gut überstanden?“ Ich nickte, bis mir einfiel, dass sie das nicht sehen konnte, und so antwortete ich ihr mit ja. Wir redeten noch eine Weile weiter über die >Party< von Kaiba, bis ich dann schließlich zu dem Grund meines Anrufs kam: „Sag mal, ich ruf eigentlich an, um dich zu fragen, ob du morgen nach der Schule Zeit hast?“ Sie überlegte kurz, dann sagte sie: „Ja, warum nicht?“ „Gut, dann treffen wir uns?“ „Ja. Wo denn?“, fragte sie. „Keine Ahnung, wann hast du denn Schluss?“ „Nach der fünften (Ich will auch!!!).“ Jetzt war es an mir zu überlegen. „Weißt du wo die Domino High ist?“, fragte ich sie schließlich? „Ja, wieso?“ „Naja, ich hab ne Stunde länger als du, deswegen würd ich sagen, dass du vor der Domino High auf mich wartest. Bis dahin hast du auch genug Zeit, um deine möglichen Verfolger – sprich: die Angestellten deiner Eltern – abzuhängen.“ „Hört sich gut an.“ „Gut, dann bis morgen.“ „Kay, man sieht sich.“ „Jep.“ Dann legten wir beide auf und ich informierte meine Freunde über Mona. Sie waren alle damit einverstanden, dass sie uns begleiten würde, bei was auch immer wir morgen machen würden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, hier also das nächste Kapitel. Ich mag es irgendwie nicht, aber fragt mich nicht warum... Vielleicht schaff ich es ja, das nächste Kapitel bis zum 24. hochzuladen^^ sozusagen als Weihnachtsgeschenk an meine lieben Kommischreiber^^ Ein Grund für das lange Warten war nämlich, dass ich aus irgendeinem Grund angefangen habe, erst das nächste Kapitel zu schreiben als das hier... Aber wie gesagt, nur nen Ausschnitt, deswegen weiß ich nicht, ob ich es schaffe^^ Und ich versprech euch, das ist viiiiiiiiiiiel besser, als das hier *wissend grins* Kapitel 17: Bekanntschaften --------------------------- FROHE WEIHNACHTEN AN ALLE, DIE DAS HIER LESEN SOLLTEN!!! Und hier also das nächste Kapi^^ Hab's wirklich noch bis heute fertig gekriegt^^ *freu* Ich hoffe, dass ihr es mögt, und falls ihr mir nen Kommi schreiben solltet, dass der nur gut is^^ is schließlich Weihnachten^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war Montag – der Tag, an dem ich mich mit meinen Freunden und Mona treffen würde. Gestern, nachdem ich alle angerufen hatte, war mir noch eingefallen, dass auch meine Schwester wiederkommen würde, aber naja... Es würde schon keinen stören – in der Pause. Jeder flüchtete so schnell es ging auf den Schulhof. Außer meiner Wenigkeit, aber das lag daran, dass ich Klassendienst hatte. Sowas unnützes! Wozu waren denn die Putzfrauen da? Und dann fiel mir auf, dass ich doch nicht alleine war. Kaiba war noch in unserer Klasee. Er machte – mal wieder – irgendwas an seinem Laptop. Guuuuuut, dann konnte ich ihn endlich fragen, was er sich dabei gedacht hatte. Ich beeilte mich also, die Klasse zu fegen und ging dann unauffällig auf Kaiba zu. Das gelang mir relativ gut, aber das lag vermutlich daran, dass ich hinter Kaiba aufgehört hatte zu fegen und demzufolge jetzt von hinten auf Kaiba zu ging. Und soweit Kaiba noch keine Augen in seinem Hinterkopf hatte, dürfte er mich eigentlich nicht bemerken. Als ich bei ihm ankam, lehnte ich mich über seine Schulter, sodass mein Kopf mit seinem auf einer Höhe war und starrte auf den Bildschirm von seinem Laptop. „Was machst du da, Kaiba?“, fragte ich ihn. Kaiba kloppte wie ein Bekloppter auf seiner Tastatur rum und antwortete: „Selbst wenn ich es dir erklären würde, würdest du noch nicht einmal den Ansatz verstehen, Köter.“ „Du sollst mich nicht Köter nennen!“, erwiderte ich gereizt. „Und außerdem: Was hast du dir dabei gedacht, als du mir den Knutschfleck verpasst hast?!“ Jetzt drehte Kaiba seinen Kopf zu mir und sah mich an. Ich schluckte. Irgendwie kam es mir so vor, als wenn ich ihn das nicht hätte fragen sollen. Jedenfalls nicht bei dem Blick, den er mir gerade gab. Dann stand er auf und fixierte mich. Ich schluckte wieder und wich ein paar Schritte vor ihm zurück. Ich weiß nicht, ob das sein Ziel war. Mich zurückzudrängen bis weiß der Geier wo, aber es gefiel mir überhaupt nicht. Ich meine, seit wann wich ich denn bitte vor Kaiba zurück? Das war ja noch schöner! Mein Rücken kollidierte mit etwas hartem. Ich drehte meinen Kopf schnell zur Seite, nur um festzustellen, dass ich an der Wand neben den Fenstern angekommen war. Als ich wieder zu Kaiba rübersah, grinste er mich überlegen an. Ok, das konnte nur eins bedeuten: Gefahr! Aber sowas von! Ich wollte mich schon vom Acker machen, aber bevor mir das gelang kesselte mich Kaiba ein, indem er jeweils eine von seinen Händen neben meinem Kopf platzierte. Sein Grinsen wurde noch überlegender. Ich schluckte. Egal, was jetzt kommen würde, es würde mir sowas von definitiv nicht gefallen! Das war so klar wie Zwerge klein waren. „Du willst wissen, warum ich das gemacht habe?“, fragte er mich. Unsicher nickte ich mit dem Kopf. Obwohl ich mir mittlerweile gar nicht mehr so sicher war, ob ich das wirklich wollte... „Weil ich Lust dazu hatte“, war seine Antwort. Ich starrte ihn aus ungläubigen Augen an. Hatte ich mich gerade verhört oder hatte er das wirklich gesagt? Und warum kam mir Kaibas Kopf eigentlich schon wieder so gefärhlich nahe? Seine Augen schienen mich irgendwie zu hypnotisieren. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, auch wenn ich wollte. „Kaiba, st-“, begann ich zu protestieren, doch seine Zunge, die mir sanft über die Lippen strich, ließ mich verstummen. Aber bevor er mit ihr weiter in meinen Mund vordringen konnte, schloss ich ihn. Moah, glaubte der im Ernst, ich würde sowas nochmal mit mir machen lassen? Da hatte er sich aber geschnitten! Das hielt ihn aber nicht davon ab, mit seiner Zunge weiter über meine Lippen zu streichen. Bis jetzt war noch alles gut – in einem gewissen Sinne jedenfalls. Und dann fing er an, an meiner Unterlippe zu saugen. Solange er nicht wieder auf sie biss, war alles gut – mehr oder weniger... Irgendwie wurde mir ganz komisch. Ich meine, nicht, dass das an dem Kuss lag, den er mir schon wieder verpasste, ohne mich zu fragen. Ich meine, er könnte mich doch auch einfach fragen, oder? Halt, ganz, ganz falsche Gedankenrichtung. Böser Joey, böser, böser, böser Joey! Ich meine, ich würde mich nie freiwillig von ihm küssen lassen! Irgendwie war mir entgangen, dass seine rechte Hand von neben mir an der Wand verschwunden war. Und das merkte ich, als sie mir über den Rücken strich, immer tiefer glitt und mir damit Schauer über den Rücken laufen ließ. Der hatte doch nicht vor... oder? Und dann blieb sie auf meinem Hintern liegen. Hallo??? Auf meinem Hintern! Ich wollte schon protestieren, doch dann griff er einmal kräftig zu. Ich keuchte überrascht und empört auf und genau darauf schien Kaiba gewartet zu haben, denn sofort schoss seine Zunge in meinen Mund und begann ihn zu erkunden. Eigentlich müsste ich mich dagegen wehren. Eigentlich müsste ich mich dagegen wehren, dass sich meine Augen langsam aber sicher schlossen. Eigentlich müsste ich mich gegen seine Hand wehren, die angefangen hatte, meinen Hintern zu streicheln und die mir gemeinsam mit seiner zärtlichen Zunge eine Gänsehaut verpasste. Mein gesamter Körper prickelte da, wo er mich berührte. Aber ich tat es nicht. Ich wehrte mich nicht gegen ihn. Lag es daran, dass mir überall warm wurde? Lag es daran, dass ich mich einfach wohl fühlte? Lag es daran, dass er mein Erzfeind war und ich sowas eigentlich nicht zulassen dürfte? Lag es daran, dass er mich einfach gut fühlen ließ mit seinen zärtlichen Berührungen? Ich wollte mehr von diesem Gefühl, soviel verstand ich noch in meinem berauschten Zustand. Und das ließ mich vermutlich dazu veranlassen, etwas zu tun, was ich mir nicht erklären konnte: Meine Arme schlungen sich um seinen Nacken und drückten ihn mehr zu mir, pressten mich an ihn. Verdammt, auch wenn ich es nicht zugeben wollte, der Kuss war höllisch gut. Seine Zunge machte mich wahnsinnig, und wenn sie es nicht machen würde, würde es spätestens seine Hand machen, die mein Hinterteil sanft bearbeitete. Ich wollte mehr von ihm. So viel mehr. Das war mir in meinem derzeit benebelten Zustand klar. Das würde auch die Schmetterlinge in meinem Bauch erklären, die auf einmal da zu sein schienen. Irgendwoher wusste ich, dass Kaibas Anwesenheit dafür verantwortlich war, dass sie da waren. Aber ich hatte nichts dagegen. Sie ließen mich gut fühlen. Oder besser: Sie ließen mich gut fühlen, weil Kaiba derjenige war, der sie auslöste, die Schmetterlinge, diese Gefühle. Kaiba benebelte mich vollkommen. Deswegen merkte ich auch nicht, als er mich losließ und zurück zu seinem Laptop ging, ihn in seine Tasche packte und aus dem Raum verschwand. Stattdessen stand ich wie hypnotisiert gegen die Wand gelehnt – meine Beine leifen Gefahr, dass sie unter mir einbrechen würden, deswegen stand ich gegen die Wand gelehnt da – und verarbeitete, was gerade passiert war. Das war gerade hundert Prozent kein Traum gewesen, wie bei... meinem kleinen feuchten Traum von Kaiba und wie ich es von dem Knutschfleck gedacht hate... Aber... Aber was sollte das heißen??? Ich meine, was war Kaibas Grund, mich zu küssen? Wir waren Rivalen!!! Langsam und vorsichtig berührte ich mit Zeige- und Mittelfinger meine Lippen, wo er mich berührt hatte. Meine Lippen kribbelten immer noch. Was waren das für Schmetterlinge, die ich gerade in meinem Magen gespürt hatte? In Büchern standen die doch immer für Liebe, oder? Aber ihr wolltet mir doch jetzt nicht im Ernst erklären, dass ich Kaiba lieben würde, oder? Vielleicht körperlich-attraktiv angezogen, aber definitiv keine Liebe! Das wäre ja noch schöner! Ich meine, ich war immerhin immer noch auf der Suche nach dem süßen, kleinen Mädchen, für das ich alles tun würde. Wie passte also Kaiba in dieses Bild? Ich meine... das schlimmste war ja, dass ich es irgendwie... naja... angenehm gefunden hatte. Hatte ich gerade echt >angenehm< gedacht? Das war es garantiert nicht! Es war akzeptabel gewesen, und nicht abartig, so wie ich gedacht hatte, aber nie im Leben angenehm! Als ich es dann irgendwann geschafft hatte, mich von der Tatsache loszureißen, dass mich Kaiba grade aus weiß der Geier was für Gründen geküsst hatte, ging ich runter und raus auf den Schulhof. Ich hatte immerhin noch knappe zehn Minuten von meiner Pause. Verdammt, was erlaubte sich dieser egoistische Schnösel eigentlich? Mich einfach so ohne meine Erlaubnis zu küssen! Das hätte ich ihm nie erlaubt! Obwohl... vielleicht hatte er mich genau deswegen geküsst... weil er wusste, dass ich ihm nie die Erlaubnis geben würde, mich zu küssen... Verdammt, ich wurde hier noch wahnsinnig!!! Ich war von verrückten, notgeilen Kerlen umgeben! Wo war das unschuldige Mädchen, dass meine Freundin werden wollte, nur, wenn man es wirklich ganz dringend brauchte??? Als ich dann endlich unten ankam und meine Freunde gesichtet hatt, ich zu ihnen hinging, wurde ich erst mal mit einem wissenden Grinsen begrüßt. Ok, das war irgendwie unheimlich... Hatten die was genommen? „Hey Leute, was geht? Und warum grinst ihr so?“, fragte ich sie vorsichtig. Ich war mir nicht so wirklich sicher, ob ich das wissen wollte... „Oh, alles was Beine hat, Joey, alles was Beine hat“, entgegnete Tristan und sein Grinsen wurde noch breiter. Ok, jetzt war mindestens bei Tristan ne Sicherung durchgebrannt... Aber wirklich: Jeder meiner Freunde grinste. Das waren Tea, Tristan, Yugi und Yami. Irgendwas war hier doch im Busch, und dieses Mal war es nicht ich! Nicht ich, wie ich gerade seltsamerweise Kaiba küsste... Argh, schon wieder dachte ich an Kaiba! In letzter Zeit wurde das echt zur Gewohnheit. Und das war unheimlich! Ich meine, warum dachte ich so viel über meinen Erzrivalen nach??? „Wir wissen, was du getrieben hast“, meinte Tea und jetzt wurde auch ihr Grinsen immer breiter. Ok, bei ihr war also auch eine Sicherung durchgebrannt... Angst? Was meinte sie denn damit? Woher wusste sie, was ich getrieben hatte? Und was meinte sie überhaupt??? „Wir haben euch gesehen“, sagte jetzt Yugi. Ok, hier war definitiv irgendwas faul. Aber was war die Frage... Und was meinte er mit >euchreicher Schnösel< bist, dann muss das schon was heißen. Normalerweise kann er reiche Leute nämlich nicht ab.“ Ok, das war ein sehr seltsamer Kommentar. Und natürlich kam er von Tristan... Wir hegten noch ein wenig Smalltalk, damit meine Freunde Mona besser kennen lernten, bis ich irgendwann fragte: „Sagt mal, hat einer von euch Serenity gesehen?“ Meine Freunde schüttelten den Kopf. „Sollte sie denn auch kommen?“, fragte Yugi etwas besorgt. Ich nickte und meinte: „Ja, es ist mal wieder Zeit, dass sie mich besuchen kommt.“ Und wie das Sprichwort >wenn man vom Teufel spricht< sagt, hörte ich ein gekreischtes „Joey!“, bevor ich beinahe bewusstlos auf dem Boden lag und praktisch totgedrückt wurde. „Ich hab dich vermisst! Wir haben uns schon sooo lange nicht mehr gesehen!!! Du siehst gut aus!“, quietschte sie. „Ist gut, Serenity. Ich glaube, du solltest von ihm runtergehen. Er sieht nämlich so aus, als wenn er gleich keine Luft mehr kriegt“, meinte Yugi. Zuerst sah sie ihn mit großen Augen an, dann sah sie auf mich herab und sprang auf. „Das tut mir leid! Das wollte ich nicht!“, meinte sie besorgt, hielt mir eine Hand hin und half mir auf. „Schon gut, ich bin das ja gewohnt“, beruhigte ich sie. „Und an sonsten? Ja, mir geht’s ganz gut. Dir?“ „Auch. Ganz besonders jetzt, da ich hier bin“, meinte sie und lächelte mich niedlich an. Und dann fiel ihr Blick das erste Mal auf Mona. „Joey, wer ist das? Deine Freundin?“ „Na“, verneinte ich. „Wir haben uns auf der Party von Kaiba kennen gelernt. Nur Freunde.“ Ich konnte mir nur vorstellen, wie das gerade für Mona ausgesehen haben musste... Es musste seeeeeeehr seltsam gewesen sein. Immerhin wurde ihr neuer Freund gerade von einem wildfremden Mädchen zu Boden getacklet. Und dann wie sich Serenity verhalten hatte musste wirklich so ausgesehen haben, als wenn sie meine Freundin sein würde. Allerdings würde sie dann wohl eher nicht fragen, ob Mona meine Freundin sein würde. Serenity ging auf Mona zu, ging einmal um sie herum und beäugte sie von oben von unten. „Jetzt stell uns schon vor, Joey!“, meinte Serenity. „Gut, gut. Das ist Mona. Mona, Serenity, meine kleine Schwester.“ „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ „Ebenso.“ Sie schenkten sich gegenseitig ein Lächeln. „Lasst uns gehen“, sagte Tea. „Kay“, stimmten wir ihr zu und so gingen wir los zu unserem Stammcafé. Serenity verschränkte ihre Arme hinter ihrem Kopf und meinte: „Weißt du, Joey, ich wäre froh, wenn du dir endlich mal eine Feundin zulegen würdest.“ Und dann fing die Hölle an. Meine Freunde fingen an wissend zu grinsen. Serenity entging das nicht und fragte: „Was? Habe ich was verpasst?“ „Das könntest du so sagen, ja“, meinte Tea und ihr Grinsen wurde immer breiter. „Weißt du-“ „Wag es ja nicht, die Gedanken meiner Schwester mit euren Gedanken zu verdrecken!“, unterbrach ich Yugi. „Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht, Joey. Wer ist denn die glückliche? Kenn ich sie.“ „Das willst du nicht wissen!“, versuchte ich sie von diesem Thema abzubringen. „Ich will alles wissen, was dich betrifft, Bruderherz“, meinte Serenity zuckersüß. Ok, ich war verloren! Immer, wenn sie diesen Ton drauf hatte, dann bekam sie immer das, was sie wollte. „Kenn ich sie auch?“, mischte sich nun auch Mona ein. „Und woher wisst ihr überhaupt, dass Joey eine Freundin hat?“ Jetzt konnte Tea ein kleines Lachen nicht mehr unterdrücken. „Naja, weißt du, wir haben ihn heute zusammen mit seiner >Glücklichen< am Fenster unseres Klassenraumes gesehen, wie >sie< ihn... naja, so wie Joey anschließend dastand, würde ich sagen, ziemlich feurig geküsst hat. Oder einfach Joey ist bereits Hals über Kopf (heißt das so? Hört sich iwie doof an...) in >sie< verliebt“, erklärte Yugi breit grinsend. Mittlerweile musste ich so rot wie eine Tomate sein. „Ich bin nicht verliebt, verdammt noch mal!“, sagte ich sauer, aber einmal mehr wurde ich ignoriert. „Warum betont ihr das >sie< immer so?“, fragte Serenity neugierig. Sie war ja sooooo naiv. Das waren noch Zeiten als meine Freunde und ich auch so waren. Die Augen verschlossen vor der Realität... Jetzt konnte es sich Tristan nicht mehr verkneifen zu lachen. „Naja, weißt du, seine >glückliche< ist kein Mädchen“, erklärte Yami und selbst er konnte sich ein Grinsen nicht verkeifen. Serenity sah ihn erst verständnislos an, dann wurden ihre Augen weit, ihr Blick schwenkte von Yami zu mir, blieb auf mir haften und sie fragte: „Wer?“ „Seto Kaiba“, wurde von der Person gesagt, von der ich es am wenigsten erwartet hatte, nämlich von Mona. Ich starrte sie mit großen Augen an. „Nein! Jetzt sag mir nicht, dass du dich auch noch gegen mich verschworen hast!“ Serenity starrte sie an. Nein, sie würde mich hassen! Sie würde mich für die Tatsache hassen, dass sich ein Kerl an mich ranmachte! Dabei konnte ich noch nicht mal was dafür! Und dann passierte es: Sie begann zu lächeln. Sie begann zu lächeln! Nein! Ich musste träumen! „War das nicht dieser arrogante Firmenschpacko (oh, Gott! Wie schreibt man das?)?“, fragte sie. Jetzt starrten wir sie alle an. Hatte ich sie gerade richtig verstanden? Hatte sie ihn gerade >Firmenschpacko< genannt? Hatte ich irgendwas nicht mitgekriegt? Und dann konnten sich meine Freunde nicht mehr zurückhalten. Sie fingen lauthals an zu lachen, Serenity mit eingeschlossen... Es dauerte geschlagene sieben einhalb Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Man, war das nervig! „Es ist mir egal, mit wem du dich triffst, hauptsache, du bist glücklich. Wenn’s ein Kerl ist, bitte. Wenn’s dieser arrogante Firmenheini ist, bitte“, meinte Serenity mit einem Lächeln auf ihren Lippen. „Ganz meine Meinung“, unterstützte sie Mona. Verdammt, warum fing sie jetzt auch an zu grinsen? „Jep, wir können da nur zustimmen“, sagte Yugi. „Verdammt! Wie oft soll ich das noch sagen? Ich bin nicht in Kaiba verliebt! Es war nicht meine Schuld, dass er mich bis jetzt dreimal geküsst hat“-dass ich das eine Mal angefangen hatte, ignorierte ich mal wieder-„und dass er mir einen Knutschfleck verpasst hat, als er mir einen rutnerholen wollte! Verdammt! Das ist nicht meine Schuld!“ Meine Freunde sahen mich an wie begossene Pudel. „DREI Küsse?!“ „Knutschfleck?“ „Er wolte dir einen RUNTERHOLEN?!“ Erst jetzt fiel mir auf, was ich da eigentlich gerade von mir gegeben hatte. //Scheiße! Heute ist einfach nicht mein Tag!// „Vergasst, was ich gesagt habe“, meinte ich kleinlaut und wollte mich verdrücken. „Mooooooooment!“, meinte Tristan und hielt mich an meinemHandgelenk vom Verschwinden ab. „Jetzt wollen wir es aber genau wissen!“ „Vergesst es!“, wehrte ich mich. „Glaubt ihr im Ersnt, ich will, dass ihr wisst, was Kaiba bis jetzt alles mit mir versucht hat?! Nein, verdammt! Sonst hätte ich schon längst was gesagt.“ „Also ich würde ja sagen, dass das mit dem Knutschfleck das Neuste ist“, meinte Mona. „Sonst hätte er es nicht als letztes aufgezählt.“ „Komm schon, Joey. Wir lassen dich sowieso nicht eher gehen, bis du uns alles erzählt hast.“ Verdammt! Warum mussten meine Freunde nur so verdammt stur sein, wenn es um das Privatleben anderer ging? Ich zog ein Stück von meinem Hendkragen runter, deutete auf den Knutschfleck und meinte: „Knutschfleck. Hat er mir verpasst, als er mir einen runterholen wollte, als ich bei ihm übernachtet habe wegen seiner Party. Bin am nächsten Morgen aufgewacht und hatte Hunger. Bin in die Küche gegangen, um mir ein Brötchen zu machen und auf einmal war er da. So, zufriegen?“ Ich hoffte wirklich, dass sie sich damit zufriden geben würden. Doch damit lag ich leider falsch. Der Rest des Tages würde die reinste Hölle werden. __________________________________________________________________________________ Ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel^^ Wir schreiben uns, hoffe ich jedenfalls... Und falls ich bis Silvester kein Kapitel mehr on stellen sollte, dann wünsch ich euch auch nen guten Rutsch^^ Übrigens, falls ihr Lieder haben solltet, die hier in der ff vorkommen solltet, könnt ihr sie mir ruhig schicken. Dann werd ich sie höchstwahrscheinlich benutzen. Vorrausgesetzt natürlich, mir fällt was dazu ein^^ Bis denne Kapitel 18: Klarstellungen -------------------------- FROHES NEUES!!!! wenn auch ein bisschen verspätet >_> Sorry, dass es so lange bis zum nächsten Kapi gedauert hat, aber ich hab zur zeit chronische Unlust........>_> auch immer noch.......... Naja, aber nachdem mir Sayb lange genaug auf die Nerven gegangen ist, hab ich das hier also endlich fertig gekriegt und hochgeladen (danke, Sayb^^) Dann wünsch ich euch viel Spaß hiermit und hoffe, dass es euch gefällt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als wir bei unserem Stammcafé ankamen, wir uns gesetzt hatten und jeder irgendwas bestellt hatte, was aus Eis, oder Kaffee, oder Eiskaffe bestand – ich hatte mir nichts bestellt, zur Überraschung meiner Freunde. Ich meine, wann kam es denn bitteschön schon mal vor, dass ich mir nichts bestellte? Ich musste ernsthaft krank sein! – ging die Befragung auch schon los. „Seit wann läuft da schon was zischen euch?“ Es läuft überhaupt nicht zwischen uns! „Wer hat angefangen?“ Kaiba natürlich! Vermutlich um mich zu quälen! „Warum habt ihr es noch nicht weitergetrieben außer drei läppische Küsse?“ Diese Frage kam eindeutig von Tristan. Ich musste ihn noch nicht einmal ansehen, um das zu wissen. Er hätte auch mit einer vollkommen fremden Stimme reden können, und es wäre klar wie Kloßbrühe gewesen, dass diese Frage von Tristan gekommen war. Und genau deswegen starrte ich ihn böse an. Glaubte der im Ernst, dass ich irgendwas mit Kaiba anfangen >wollteetwas< übertrieben... aber auch nur etwas... Und noch unglaublicher war die Tatsache, dass diese Frage von Serenity gekommen war. Von meiner armen, kleinen, unschuldigen Schwester!! Was war nur aus ihr geworden? Sie hätte mit meinem Vater und mir zusammen leben sollen! Dann hätte sie diese Frage sicherlich nicht gestellt! Dann wäre sie noch nicht mal auf den Gedanken gekommen! Das lag alles nur an diesen notgeilen Kerlen, mit denen sich unsere Mutter abgab! Wenn ich die in die Finger bekam...! Aber ich war nicht der (lol, ich hatte hier grad noch >die< stehen^^) einzige, der sie ungläubig ansah. Meine gesamten Freunde taten es mir nach, bis Teas Blick dann irgendwann von ihr loskam und sie mich ansah: „Das ist eine interessante Frage. Um ehrlich zu sein, das würde mich auch interessieren...“ What the fuck? No way! Ich meine, was ging es die an, ob mich Kaiba... er...erre... verdammt! Ob mich Kaiba erregt hatte oder nicht!? Das ging nur mich allein was an! Und vielleicht Kaiba... Es musste nicht unbedingt jeder wissen, ob ich Kaiba attraktiv fand, er mich erregt hatte bla bla bla... Und wenn ich >jeder< sagte, dann meinte ich alle außer mir! Ich sah in die Runde meiner Freunde. Selbst ihr neuestes Mitglied sah mich neugierig an. Ich seufzte genervt. „Du auch, Mona? Ich dachte, wenigstens du würdest mich in Ruhe lassen.“ „Um ehrlich zu sein, ich fand dich schon sehr interessant, als wir uns das erste Mal getroffen haben, und damit meine ich nicht beziehungstechnisch. Deine Persönlichkeit ist einfach sehr fangend. Und ich meine: Glaubst du, ich wäre nicht neugierig, was die Person angeht, die fähig war Mister Kaibas... Interesse zu wecken?“ „Arghhhhhh, ihr hasst mich alle, oder?“ Tea schenkte mir ein ehrliches Lächeln. „Nein, das verstehst du falsch. Wir wollen nur dein bestes.“ „Und eventuell wollen wir wissen, wann du deine >Jungfräulichkeit< verlierst“, murmelte Tristan. „Das geht ganz besonders dich einen Scheißdreck an!“, fuhr ich ihn an. „Aber wenn Mister Kaiba involviert ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis das passiert“, sagte Mona, ein wenig rosa im Gesicht. War ihr das etwa peinlich? War es ihr peinlich, über meine >Jungfräulichkeit< zu sprechen, wie Tristan es so schön genannt hatte? Pech, sie war selbst schuld, dass das jetzt Thema war! Ich meine, wenn sie nicht gewesen wäre, dann wäre es überhaupt nicht so weit gekommen! Verdammt! Und dann kam mir eine Frage in den Sinn. Eine sehr interessante. Woher wusste Mona, dass Kaiba – mir lief ein Schauer über den Rücken, allein schon, wenn ich nur daran dachte! – was von mir wollte? Ich meine, wir kannten uns weniger als eine Woche, und sie wusste schon, dass da – mehr oder weniger – was zwischen uns lief? „Sag mal, Mona, woher wusstest du, dass es Kaiba war?“ „Weißt du noch die Party?“ Wie konnte ich das nicht mehr wissen? Ich meine, das war immerhin erst vor ein paar Tagen. Und außerdem hatte Kaiba versucht, mir am nächsten Tag... ... einen runterzuholen... Irgendwie war Kaiba pervers, oder? Warum sollte er das sonst gemacht haben? Seinen Hass für mich fing er also an, in irgendwelchen Perversitäten auszudrücken... na super... es konnte ja nur besser werden............. nicht. „Die Art und Weise, wie ihr miteinander umgegangen seid, war einfach zu... wie soll ich es beschreiben... es war einfach zu vertraut.“ Ich starrte sie ungläubig an. Hatte ich mich gerade verhört? „Vertraut? Wir haben uns gestritten, verdammt!“ „Das mag sein, aber Mister Kaiba wusste genau, wie er mit dir umzugehen hatte, um dich auf die Palme zu bringen. Außerdem könnte man meinen, du würdest es immer darauf anlegen, von ihm fertig gemacht zu werden. Um seine Aufmerksamkeit oder so auf dich zu lenken oder so.“ Ich starrte sie an. Hatte sie gerade wirklich gesagt, dass ich ihn immer nur versuchte zu ärgern, damit er mich bemerkte? Hatte ich was nicht mitgekriegt? Ich meine, das war doch nicht normal! Gut, ich war nicht normal, aber das tat gerade nichts zur Sache... „Das hört sich irgendwie logisch an“, mischte sich Yugi zum ersten Mal ein. Super, jetzt fing der auch noch an! Das brauchte ich auch zu meinem Glück! Nicht... „Und jetzt erzähl uns von deinen restlichen Zwischenfällen mit Kaiba“, meinte Yami vor sich hin grinsend. „Und ihr glaubt, dass ich euch das erzählen würde, weil...?“, fragte ich. „Wir deine Freunde sind!“, erklärte Tristan aufgeregt. „Träum weiter“, meinte ich und sah durch das Fenster, an dem ich saß, nach draußen auf die Straße. „Was? Wir sind keine Freunde? Nachdem wir soviel zusammen durchgemacht haben?“, fragte er. „So war das nicht gemeint. Ich meine, ihr könnt machen, was ihr wollt, und ich erzähle euch trotzdem nicht, was noch alles passiert ist.“ Schweigen trat ein. Ich wusste, dass mich alle ansahen, weil ich ihre Blicke auf mir spüren konnte, aber ich ignorierte das – einmal mehr – gekonnt. „Wenn du es ihnen nicht erzählst, dann muss ich anfangen und ihnen das erste >Treffen< zwischen euch beiden erzählen“, meinte Yugi. //Verräter!!//, schrie ich in Gedanken. Abrupt hatte er alle Aufmerksamkeit. „Du weißt was? Warum hast du uns nichts gesagt? Los! Erzähl!“, meinten die anderen und starrten ihn wissbegierig an. „Wage es ja nicht!“, drohte ich ihm. Verdammt, warum mussten meine Freunde nur so beharrlich sein? Das würde irgendwann noch mein Untergang sein! „Wenn du es ihnen nicht erzählst, dann mach ich das! Ich meine, das kann so nicht weitergehen! Du musst dir endlich eingestehen, dass du was von ihm willst, weil, so wie ich dich kenne, hast du das noch nicht gemacht“, erklärte Yugi. Au ja, jetzt kam er wieder mit seinem >Liebe-Hass-Zeug< an, so wie das letzte Mal, als er zu mir gekommen war, weil er so verzweifelt war, dass Yami ihn abgewiesen hatte. „Verdammt, ich hasse euch! Wisst ihr das?“, fragte ich meine Freunde. Tea grinste und meinte: „Ja, dafür sind Freunde da.“ Ihr Grinsen wurde nur noch größer. Wie ich sie gerade hasste! „Also, Joey, du hast die Wahl: Entweder ich erzähle es ihnen oder du erzählst“, meinte Yugi. Und ihn hasste ich auch! „Gut, schön. Da ihr mich ja schon so lieb >bittet<. Also, wisst ihr noch, als ihr mich so fertig im Klassenzimmer wiedergefunden habt?“ Zustimmendes Nicken meiner Freunde bis auf Serenity und Mona. Verständlich, sie waren ja auch nicht dabei gewesen. „Also, damit ihr es auch versteht“, wandte ich mich an meine Schwester und Mona. „Kaiba hatte mich schon wieder angepöbelt, ich wollte wissen, warum, dann haben wir uns gekloppt.“ „Ihr habt was?!“, warf Tristan überrascht und ungläubig ein. „Uns geprügelt, uns geschlagen, uns vermöbelt, so unwahrscheinlich das auch klingen mag, jedenfalls was Kaiba angeht. Ich war klar im Nachteil, weil ich den Tag davor seinen kleinen Bruder vor nem Aufenthalt im Krankenhaus gerettet habe.“ „Was? Was ist mit Moki passiert?“, fragte Tea besorgt. „Ach, wisst ihr, da war ich noch ganz neu bei Carlos und hatte nichts zu tun, bis ich zu ihm musste (man, das hört sich jetzt irgendwie nicht jugendfrei an...) und da bin ich dann ein wenig planlos durch die Stadt gelatscht. Dann hab ich vor einer Schule Halt gemacht, weil ich Stimmen gehört hatte.“ „Du bist schizophren? Ich dachte, das wäre Bakuras, Maliks und Yamis Angelegenheit“, warf meine Schwester ein, woraufhin Tristan es nicht lassen konnte zu lachen. „Du kannst mir alles sagen.“ Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu, den sie mit einem schelmischen Grinsen konterte. Hatte ich schon gesagt, dass ich sie auch hasste? „Auf jeden Fall konnte ich nicht weghören – ihr wisst, was ich für ein guter Mensch bin – und bin hin und hab dann sieben Kerle gesehen, wie sie einen kleinen Jungen verprügelt haben. Dreimal dürft ihr raten, wer das war.“ „Lass mich überlegen... ähm... vielleicht Mokuba?“, fragte Tristan und tat unwissend. „Bingo. Dreimal dürft ihr raten, was ich dann gemacht habe.“ „Du hast dich ihnen in den Weg gestellt?“, fragte Serenity besorgt. Ich nickte. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das nicht machen sollst? Ich krieg jedes Mal nen Nervenzusammenbruch, wenn du das machst!!!“ „Komm schon, Serenity! Es war Mokuba! Hätte ich zulassen sollen, dass sie ihn noch übler zurichten, als sie sowieso schon getan haben?“ „Aber-“ „Schluss jetzt! Was vergangen ist, kann man sowieso nicht mehr ändern“, warf der Pharao ein. „Du hast sie volle Kanne abgezogen, das hatten wir ja schon.“ „Warte, warte, Yami, du wusstest davon, und hast uns nichts gesagt?!“, beschwerte sich Tea. „Joey wollte nicht, dass ich euch was davon sage, weil ihr euch sonst nur unnötig Sorgen gemacht hättet, meinte er.“ „Und wieso wusstest du davon?“, wollte Yugi wissen, ein wenig Enttäuschung und Trauer in seinen Augen. „Moment, ich dachte, zwischen euch beiden läuft nichts“, meinte Tristan, dem die Enttäuschung Yugis nicht entgangen war. „Stimmt schon, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht von ihm enttäuscht bin, wenn er mir etwas nicht erzählt. Also, wieso weißt du davon?“ Der Pharao und ich sahen uns an, musterten uns einen Augenblick lang, bevor wir zeitgleich – wirklich zeitgleich – in Gelächter ausbrachen (das is mir an Silvester mit ner Freundin passiert ^^). „Was?“, fragten die anderen verwirrt. „Naja, wisst ihr, dass war an dem Abend, wo ich Yami gefragt habe, warum er nichts mit Yugi anfangen wollte...“,sagte ich, hielt aber inne, um weiterzulachen. „Ja, und nachdem wir das dann geklärt hatten, sind wir vom Hinterhof durch den Hintereingang wieder reingegangen. Davor war Joey der Meinung gewesen, mir vorzuschlagen, mit Yugis Großvater zu gehen. Wir haben uns nicht wieder eingekriegt!“, fuhr der Pharao fort. Man kannte ihn so gar nicht. Er lachte nicht oft. Jedenfalls nicht so aus freiem Halse heraus. „Und warum wusste Yami trotzdem davon?“, wollte Yugi ungeduldig wissen. „Naja, wisst ihr, im Gang hat mich dann Toshie wieder mal angemacht, einer meiner Arbeitskollegen“ – fügte ich auf Monas fragenden Blick hinzu – „und hat mir dann unters Hemd gefasst, wo er dann meine Verbände bemerkt hat.“ „Verbände?!“, fragte Serenity mehr als nur besorgt. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Glaubst du im ersnt, dass ich das unbeschadet überstanden hätte? Ich hatte einen riesigen Schnitt, der über meinen Rücken ging und dann war noch mein rechter Arm aufgeschüft, zusammen mit meiner rechten Hand, aber an sonsten war alles bestens.“ Ich konnte sehen, wie mich Serenity zusammenstauchen wollte, warum ich es nicht lassen konnte, mich aus Schlägereien heruaszuhalten, als mir Mona zur Rettung kam und sie ungläubig fragte: „Das ist ja alles ganz schön und gut, aber wollt ihr mir jetzt im ernst erzählen, dass sich Joey mit sieben Typen angelegt und sie besiegt hat?“ Bevor ich antworten konnte, tat das Tristan für mich: „Ja, das wollen wir. Weißt du, Joey und ich versuchen eigentlich, diesen Teil unserer Vergangenheit zu verdrängen, aber es kommt doch immer wieder ans Tageslicht. Vor ein paar Jahren waren Joey und ich nämlich Mitglieder in einer Straßengang. Das war bevor wir die anderen – also Yugi und so – kennen gelernt haben. Joey war sogar so gut, dass er Vizeboss war und ist aus den meisten Straßenschlachten so gut wie unbeschadet rausgekommen. Das ist zwar schon ein bisschen her, sodass er – und ich auch – ein wenig aus der Übung gekommen ist, was man auch an den Verletzungen sehen kann, aber er ist immer noch fähig, andere fertig zu machen, wenn er will, ganz besonders, wenn es um Menschen geht, die ihm wichtig sind.“ Mona sah uns mit weiten Augen an. Zweifellos etwas, was sie nicht von uns erwartet hätte, jedenfalls nicht von mir, weil sie mich als den Sänger und Tänzer kennen gelernt hatte, und da Straßenschlachten irgendwie nicht ins Bild passten. Ich rieb mir verlegen den Hinterkopf und meinte: „Wie schon gesagt: Tristan und ich versuchen, das zu verdrängen.“ „Ich glaube, wir sind ziemlich weit vom Thema abgekommen“, meinte Yami. Ich sah ihn gespielt überrascht an. //Mist, er hat es nicht vergessen//, dachte ich. Wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn meine Freunde unser eigentliches Gesprächsthema über diese Diskussion vergessen hätten. „Stimmt, also weiter“, meinte Serenity. „Wo war ich denn stehen geblieben?“, fragte ich und tat so, als ob ich es vergessen hätte. Jeder Augenblick ihrer Unwissenheit mehr und mir blieb ein wenig mehr Zeit, bevor ich mich komplett vor ihnen blamieren würde. Gut, tat ich das nicht ständig? „Du hast dich mit Kaiba angelegt, Alter! Wie kannst du das nur vergessen? Ich meine, du bist stark, aber man sollte sich nie mit einem >Seto Kaiba< anlegen“, meinte Tristan. Ich seufzte. „Egal. Nach einiger Zeit – nachdem er mir schon ein paar Schläge verpasst hatte – hab ich ihm dann also auch endlich einen verpasst und wäre es nicht Kiba gewesen, würde ich schwören, dass ich ihm dan Kiefer gebrochen hätte, aber naja... Stattdessen hatte er also eine blutende Lippe.“ Meine Freunde sahen mich ungläubig an. „Du hast es wirklich gewagt Mister Kaiba zu schlagen?“, fragte Mona. „Bist du blöd, Alter? Gut, ich wusste schon immer, dass du das bist, aber das? Hast du den Verstand verloren?“, meinte Tristan und fügte ein kleinlautes: „Nicht, dass er es nicht verdient hätte“ hinzu. „Das trifft es recht gut, Tris. Anschließend war er ziemlich angepisst und hat mich in die Ecke gedrängt. Dann hat er mir meine Unterlippe blutig gebissen, damit ich meinen Mund aufmache“, meinte ich, danach wandte ich den Blick von meinen Freunden ab und sagte: „Naja, den Rest könnt ihr euch ja denken, oder?“ Ich zappelte peinlich berührt vor mir hin, wobei ich die Blicke meiner Freunde ganz genau auf mir spüren konnte. „Nicht wirklich romantisch“, meinte Tea schließlich. „Typisch Jungs.“ Überrascht riss ich meinen Blick von einer sehr interessanten Schraube los, die den Tisch auf dem Boden fixierte, und sah Tea an. „Es war klar, dass eure Beziehung brutal anfangen würde.“ „Beziehung?“, fragte ich ungläubig. „Klar, was glaubst du, was ihr sonst habt?“ Ich sah sie so an, dass sie sah, dass ich von ihrer >Beziehung< absolut nichts hielt, und fragte: „Warum war das klar?“ „Weil keiner von euch beiden der Typ ist, der nachgibt.“ Dann wurde ihr Gesichtsausdruck nachdenklich. „Auch wenn du irgendwann nachgeben musst, wenn du Kaiba ranlassen willst.“ „Ha!“, rief ich aus und zeigte mit meinem Zeigefinder auf sie. „Wenn ich >will_> Eine gute Nachricht und eine schlechte... Die schlechte zuerst: Ich muss jetzt von der Schule aus ne Facharbeit schreiben und weiß deswegen nicht, wie viel Zeit ich habe, weiterzuschreiben... keine Lust!!!!!! Wer hat sich sowas wie Facharbeiten ausgedacht!?!?!?!? Die gute: Ich weiß schon, wie es in den nächsten... lasst mich kurz nachdenken... ich glaub drei Kapiteln weitergehen soll (eigentlich wollt ich schon viel weiter sein, aber es kommt irgendwie immer noch ungeplantes Zeug hier mit rein...), d.h. es dauert vielleicht doch nicht soooooooo lange, bis es weitergeht^^ Das nächste Kapi wird vorraussichtlich "Die Erleutung" heißen, falls es wen interessiert^^ bis denne! Kapitel 19: Erleuchtung... oder doch nicht? ------------------------------------------- So, ich dacht mir mal, ich mach das andersrum und schenk euch das Kapitel hier zu meinem Geburtstag anstatt dass ich was kriege^^ Hoffe, ihr mögt es! Viel Spaß damit ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Was?“, fragte Tea. „Was? Wir wollen’s auch wissen!“ Das konnte doch nicht wahr sein! Verdammt! Wollte ich also doch was von Kaiba? Nein! Das war doch nicht normal! //Ich werd hier noch verrückt!// „Joey, wenn du uns nicht gleich sagst, was Sache ist, dann gibt’s Ärger!“, fuhr mich Serenity an. Ich starrte sie wütend an. „Das geht euch nen feuchten Dreck an. Wenn ich euch das also nicht erzählen will, dann werd ich es auch nicht, und damit basta!“, fuhr ich sie an. Das konnte einfach nicht möglich sein! Ich meine, warum sollte ich etwas von Kaiba wollen? Er war ein Kerl! Verdammt! „Ach komm schon, Joey! Du hast uns jetzt schon so gut wie alles erzählt! Da möchten wir jetzt auch noch jedes noch so kleine, schmutzige und nicht jugendfreie Detail über den letzten Kuss erfahren“, meinte Tea. „Du sagst es! Ich meine, es kann doch nicht schlimmer sein, als dass Kaiba versucht hat, dir einen runterzuholen“, fuhr Tristan fort. Doch egal was meine Freude auch sagten, ich rückte nicht mit der Sprache raus. Stattdessen blendete ich sie aus und begann nachzudenken. So schwer das auch zu glauben war, ich konnte das, wenn es unbedingt sein musste. Mal angenommen, dass es stimmte, dass ich was von Kaiba wollte, warum war das so? Warum nicht irgendwer anders? Wie zum Beispiel irgendein süßes Mädchen? Warum musste es unbedingt er sein? Wollte er überhaupt was von mir? Ok, wenn man sich so überlegte, dass er mich jetzt schon zwei mal geküsst hatte und versucht hatte, mir einen runterzuholen, dann könnte man das annehmen, aber man konnte sich bei einem >Seto Kaiba< nie so sicher sein. Ganz besonders wenn man in so einer Verbindung zu ihm stand wie ich. Er könnte das auch nur machen, um mich zu erniedrigen. Noch schlimmer: Er könnte versuchen, zu erreichen, dass ich mich in ihn verliebte und wenn das dann passiert wäre und ich es ihm gestehen würde, dann würde er mich von sich weisen und mir gnadenlos ins Gesicht lachen, von wegen wie erbärmlich ich doch war. Das Leben war so ungerecht... Meine Freunde versuchten immer noch, aus mir herauszufinden, was los war, doch ich schwieg weiterhin wie ein Stein. Wenn ich allerdings was von ihm wollen würde, dann würde das erklären, warum ich mich immer so komisch gefühlt hatte, als er mich geküsst hatte. Warum ich immer weiche Knie gekriegt habe. Warum ich immer das Gefühl hatte, Schmetterlinge in meinem Bauch zu haben. Verdammt! Wolltet ihr mir jetzt im ernst erklären, dass ich was von Kaiba wollte? Wie konnte man nur so gestraft sein? Ich meine, noch schlimmer ging’s doch gar nicht! Das würde dann allerdings den abartigen, feuchten Traum erklären! Er und mich entjungfern! Pah! Soweit kam’s noch! Ich war ja sowas von am Arsch! „Joey! Jetzt sag schon!“, drängelte meine Schwester. Mein Fehler war, dass ich sie ansah. Normalerweise war nichts falsch daran, sie anzusehen. Wenn sie aber ihren Hundeblick aufgesetzt hatte – wo hatte sie den nur her? – dann konnte man ihr nicht widerstehen und man musste einfach nachgeben. „Komm schon! Wir werden auch nicht lachen“, fügte sie hinzu. //Nicht lachen? Wer’s glaubt, wird selig.// „Nein“, sagte ich streng. Sie kam mir immer näher mit ihren großen Hundeaugen, krabbelte mir beinahe auf meinen Schoß und sagte: „Bitteeeeeeee.“ Wie ich es hasste, wenn sie das tat! Aber ich hatte ja schon festgestellt, dass ich im Moment alle meiner Freunde auf den Mond schießen konnte, also war sie mit ihrem Blick auch nichts Neues mehr. „Verdammt, warum wollt ihr das so unbedingt wissen?“, fragte ich. „Weil wir neugierig sind?“, meinte Tristan, wofür er von Tea einen Schlag auf den Hinterkopf bekam und sie ihn böse ansah. Dann drehte sie sich zu mir um und meinte: „Weil wir deine Freunde sind und alles über dich wissen wollen. Außerdem sieht man eindeutig, dass dir das zu schaffen macht. Vielleicht können wir dir irgendwie helfen, wenn wir erst mal alles wissen.“ Wer’s glaubt... „Tea hat recht. Vielleicht können wir dir helfen, falls du uns davon erzählst“, sagte Yugi hinzu. „Also komm schon! Reiß dich zusammen und mach den Mund auf“, meinte meine Schwester. Ich seufzte. Warum mussten sie nur so stur sein? Jeder normale Mensich hätte schon längst aufgegeben! Aber ok… Da konnte man nichts gegen machen… Ich meine, seit wann waren meine Freunde bitte schon normal? Der eine war bis vor kurzem immerhin noch schizophren! „Ok… Wenn’s sein muss…“, sagte ich, dann sah ich sie an und meinte: „Euch ist aber klar, dass ich anschließend nicht mehr mit euch reden werde, oder? So mindestens für einen Monat oder so?“ „Ach komm schon, Joey! Benimm dich nicht wie ein Baby!“, erwiderte Tea. Sie sah mich an, ich starrte zurück, dann seufzte ich und fing an zu erzählen: „Also, ihr wisst ja, dass ich breitbeinig auf ihm gelandet bin. Wie er dann da so unter mir lag, konnte ich nicht darauf verzichten… ihn… zu … naja, ihr wisst schon…“ Meine Freunde sahen mich mit offenen Mündern an. „Du meinst, ihr habt euch hinter einem Busch geküsst?“, fragte Tristan. „Mensch, Alter! Das ist doch nicht der Punkt! Der Punkt ist, dass ich IHN geküsst habe! Nicht andersrum sondern Ich, IHN! Hallo??? Geht’s mir noch ganz gut?“ „Nein, natürlich nicht“, meinte meine Schwester sachlich. „Ach komm schon!“, meinte Tea. „Das war doch zu erwarten, wenn ihr beide etwas von einander wollt.“ „Das ist ja das Problem!“, erwiderte ich hitzig. //Verdrängung… Verdrängung ist gut…// Tea sah mich mit einem Blick an, der mir eindeutig sagte, dass ich etwas Dummes gesagt hatte. „Du fühlst dich sexuell zu ihm hingezogen, ansonsten hättest du nicht so reagiert, wie du reagiert hast“, warf Yami ein (lol, Yami kling nie im Leben so). „Was weißt du schon?“, fuhr ich ihn an. „Ach komm schon, Joey! Langsam benimmst du dich wirklich wie ein kleines Kind“, sagte Serenity. „Ach ja?“, fragte ich, sprang auf, knallte meine Handflächen auf den Tisch und starrte sie böse an. Meine Schwester tat es mir nach. Sie stand auf, knallte ihre Hände auf den Tisch und starrte mich zurück böse an. „Du setzt dich jetzt augenblicklich auf deine sechs Buchstaben, Joseph!“, fuhr sie mich an. „Und dann hörst du auf, so rum zu zicken! Wenn du das getan hast, dann hörst du dir an, was wir zu sagen haben, verstanden?“ Irgendwie konnte sie richtig Angst einflößend sein, wenn sie wollte. Ich meine, wann passierte es denn mal bitte, dass der große Bruder von der kleinen Schwester eingeschüchtert wurde? Also nickte ich. „Gut, dann SETZEN!“, befahl sie. Ohne zu zögern tat ich, was sie von mir wollte. „Gut, da das jetzt geklärt ist, lasst uns mit dem wichtigen Zeug anfangen“, fuhr sie fort, nachdem sie mich noch einige Augenblicke böse angesehen hatte, und sich danach meinen Freunden zugewandt hatte. Dann drehten sich alle meine Freunde zu mir um und Mona begann zu sprechen – ich glaube, sie wollte mich beruhigen...: „Also, Joey: Ich kenne dich ja noch nicht so lange und deine Freunde kenne ich jetzt für einen Nachmittag, aber es heißt keinesfalls, dass du abartig bist oder so, nur weil du auf Männer stehst.“ „Ich steh nicht auf-“, fing ich an, doch ein Blick meiner Schwester genügte und ich hielt meinen Mund. „Es ist doch ganz klar, dass du auf Männer stehst, Alter“, meinte Tristan. Ich wagte es nicht, etwas zu sagen – wer wusste immerhin, wie mich Serenity quälen würde, falls ich es doch tun sollte – aber wenn Blicke töten könnten... „Ach, und warum, Mister Neumalklug?“, fragte ich gehässig, wobei ich mir einen Tritt gegens Schienbein von Tea einfing. „Au! Das hat wehgetan!“ „Ganz recht, das sollte es auch! Hör auf, Tristan so anzusehen und hör dir an, warum es so ist, wie es ist.“ Jetzt zog ich eine Augenbraue hoch – das war zwar nicht so perfekt, wie bei einem gewissen, brünetten Jemand, aber was soll’s... Verdammt, jetzt fing ich schon an, mich mit ihm zu vergleichen! Vor allem bei so etwas sinnlosem wie Augenbrauenhochziehen! Ich meine, dass ich das tat, wenn es ums Duellieren ging, ok, aber beim Augenbrauenhochziehen? Lächerlich! „Es ist klar, dass du wegen folgenden Gründen auf Männer stehst: Erstens: Immer, wenn wir auf irgendwelchen Parties waren, hast du nie ein Mädchen gefunden, das dir zugesagt hat, geschweige denn, wenn wir irgendwo anders waren, wo du irgendwelche Mädchen hättest aufgabeln können. Verdammt, das hättest du sogar jetzt mit deinem neuen Job machen können! Das wäre so einfach gewesen!“ „Ach ja? Ich sehe nicht, wie das zeigen soll, dass ich angeblich auf Kerle stehen soll“, erwiderte ich hitzig. Serenity seufzte und meinte: „Sei nicht immer so dickköpfig, Joey.“ „Deine Schwester hat recht“, meinte Tea. „Der zweite Grund: Warum hättest du es zulassen sollen, dass dich Kaiba küsst, wenn du es nicht wolltest?“ „Er hat mich dazu gezwungen! Ich dachte, das hätte ich klar gemacht!“ „Nicht ganz, Alter“, mischte sich nun Tristan ein. „Immerhin hast du auch einen Kuss angefangen. Und es muss dir ja ziemlich gefallen haben, sonst hättest du nicht so lange damit gezögert, es zu sagen.“ „Das war allein aus Scham heraus! Ich meine, glaubt ihr etwa, ich wäre stolz darauf, dass ich ihn geküsst habe?! Halloho? Wir sind Erzfeinde!“ Jetzt seufzte Tea genervt auf. „Sieh mal, Joey, was du da machst, nennt sich Verdrängung. Und das machst du wahrscheinlich nur, weil du denkst, dass wir dich von uns stoßen würden, wenn du zugeben würdest, dass du auf Männer stehst, aber dabei vergisst du eine Sache: Yami und Yugi stehen auch auf Kerle.“ „Das liegt ja auch nicht daran!“ „Ach nein? Woran dann?“, fragte Yami. „Es ist immer noch Kaiba! Der dämliche, arrogante, aufgetakelte, in sich selbst verliebte, besserwisserische, geldgeile, notgeile, arbeitsgeile“ – ok, wie viele –geile kamen noch? – „seinen kleinen Bruder vernachlässigende, meine Freunde beleidigende, nen Stock im Hintern habende, abgedrehte, manteltragende, koffertragende, drei-Wetter-Taft (Schleichwerbung!!) benutzende, gut küssende Vollidiot.“ Nach meiner kleinen Rede musste ich erst einmal tief Luft holen. Wenn das nicht kreativ war, dann wusste ich auch nicht weiter. Aber als ich in die Gesichter meiner Freunde blickte, wusste ich, dass ich etwas falsches gesagt hatte, denn sie grinsten mich wissend an. „Was?“, fragte ich. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich wissen wollte, warum sie so böse grinsten... „Du hast es grade selbst zugegeben“, meinte Yugi. „Was?“, wollte ich perplex wissen. „Naja, dass du auf Mister Kaiba stehst“, sagte Mona, und selbst sie grinste sich einen. „Wie das?“ Langsam brachten sie mich echt zur Verzweiflung. „Du hast gerade gesagt, dass Kaiba gut küssen kann.“ Es dauerte einige Augenblicke, bis ich verstand, was mir da gerade gesagt worden war, dann klappte mir der Mund auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte ich das wirklich gesagt? Ich meine, wie kam ich denn darauf??? Es war immerhin nicht so, dass Kaiba wirklich gut küssen konnte (belüg dich ruhig selbst...)! Oder? „Aber nur weil jemand gut küssen kann – in diesem Fall Kaiba – heißt das noch lange nicht, dass ich auf ihn stehe“, meinte ich. „Mag sein, aber du hast davor alles aufgezählt, was du an ihm magst“, meinte Yugi. „Was? Du hast ja wohl nicht mehr alle Latten am Zaun! Oder glaubst du, ich finde es toll, wenn er meine Freunde – euch – beleidigt?“ „In einem gewissen Sinne schon“, sagte Tea. Ok, wo waren die Männer im weißen Kittel, wenn man sie mal brauchte? „Wenn er das nämlich tut, dann hast du einen Grund, mit ihm zu reden. Dann schenkt er dir Aufmerksamkeit – um es mal kurz zu fassen – und so weiter und so fort.“ „Und ihr glaubt, dass ich das will?“, fragte ich angeekelt. Ich meine, wir sprachen hier immerhin von Kaiba! Immer noch!!! „Vielleicht nicht bewusst, aber unterbewusst“, warf Yami ein. Konnte es sein, dass meine Freunde eigentlich alle vom Mars kamen? Dass sie sich deswegen so seltsam verhielten? „Und was ist mit den anderen Sachen, mit denen ich ihn beleidigt habe? Ihr wollt mir doch nicht im ernst erzählen, dass die alle damit zu erklären sind, dass es alles Sachen sind, die ich an ihm mag, oder?“ Jetzt begann Tea an ihren Fingern abzuzählen. „Doch, das erste hatten wir ja schon“ – dabei stupste sie mit ihrem Zeigefinger den Daumen ihrer anderen Hand an, bevor sie dann zum nächsten ging, um den nächsten Grund zu nennen – „Dann nehmen wir mal das >manteltragende<. Du findest ihn unwahrscheinlich sexy in seinen Mänteln.“ Ich sah sie ungläubig an. „Und was ist mit dem Koffer? Du willst mir doch nicht klarmachen, dass ich seinen Koffer auch >sexy< finde, oder?“ „Nee, auf den bist du eifersüchtig.“ Bitte? Ich? Eifersüchtig auf einen KOFFER??? „Das ist ja wohl das erbärmlichste, was ich jemals gehört habe“, meinte ich und sah sie schon beinahe herablassend an. „Ganz und gar nicht. Du bist eifersüchtig auf den Koffer, weil der so viel Aufmerksamkeit von Kaiba kriegt, im Gegensatz zu dir.“ Ok, wenn das mal nicht abgedroschen war, dann wusste ich auch nicht. „Und was ist mit der Tatsache, dass er seinen Bruder vernachlässigt? Ich meine, ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich das an ihm toll finde, oder?“ Jetzt waren meine Freunde still. Ha! Ich war so gut! Das konnten sie mir nicht mit ihrer seltsamen Theorie erklären! Nie im Leben! „Das findest du cool“, meinte schließlich Yugi. Ich sah ihn mit großen, ungläubigen Augen an. „Was bitte soll daran >cool< sein?“ „Du findest es cool, dass, obwohl Kaiba so wenig Zeit mit Mokuba verbringt, er Kaiba trotzdem anhimmelt.“ Ok, wollten die mich verarschen? Ich meine, das fand ich definitiv nicht cool! Nie im Leben! Verdammt! „Und das selbstverliebte? Ich meine, kommt schon! Kein normaler Mensch mag jemanden, der in sich selbst verliebt ist! Und erst recht nicht, wenn dieser jemand dann noch nen Stock im Hintern hat! Wie wollt ihr mir das erklären?“ Die wollten mir doch nicht wirklich verklickern, dass es da Eigenschaften an Kaiba gab, die ich toll fand! Das konnten sie mir einfach nicht weißmachen! Ich meine, jetzt mal im ernst: Wer würde es schon toll finden, wenn man was von jemandem wollte, der in sich selbst verliebt war? Eben keiner! „Das selbstverliebte ist einfach zu erklären“, meinte Yugi. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ach wirklich? Ich bin ganz ohr.“ „Das zeigt, dass er auf sein Äußeres achtet, was bedeutet, dass er gut aussieht, was man auch auf den Rest der in sich selbst verliebten übertragen kann – bis auf wenige Ausnahmen, versteht sich.“ „Und das mit dem Stock im Hintern, wie du es so schön genannt hast, ist auch einfach: Du findest es vollkommen unverständlich, wie jemand wie Kaiba sich so gebildet ausdrücken kann, dabei, wie schon gesagt, ziemlich steif ist und niemanden an sich ran lässt und er dann aber trotzdem so berauschend küssen kann“, meinte Tristan. „Hey, ich habe nie gasagt, dass Kaiba >berauschend< küssen kann!“, beschwerte ich mich. „Ach komm schon, gesteh es dir endlich ein, Joey. Du stehst auf Kaiba“, meinte meine Schwester. Was war, wenn sie recht hatten? Was war, wenn ich wirklich was von Kaiba wollte? Was war, wenn ich die ganzen Eigenschaften, die ich gerade genannt hatte, alle toll an Kaiba fand? Was war, wenn ich wollte, dass er mich noch einmal küsste? Was war, wenn ich wollte, dass er mich glücklich machte? Was war, wenn ich wollte, dass er mich >entjungferte<, wie es Tristan so schön genannt hatte? Was war, wenn all dies stimmte? Das ließ mein Stolz nicht zu. Und wenn mein Stolz etwas nicht zuließ, dann blieb nur eines übrig: Verdrängung. Ganz einfach. __________________________________________________________________________________ So, gut, eigentlich hätte ich das Kapitel ja gar nicht schreiben dürfen weil ich ja eigentlich keine Zeit habe... Aber Sayb hat mich lang genug genervt, sodass ich es dann halt doch hochgeladen hab^^ Hoffe, ihr mochtet es^^ Kapitel 20: „Wie man verdrängt“ oder „ohne Worte“ ------------------------------------------------- Hi Leute! SCHON DAS 20. KAPI!!!!! Danke, dass ihr mich so mit euren Kommis ermutigt habt^^ ansonsten hätte ich die ff nämlich höchstwahrscheinlich schon längst abgebrochen... (so wie all die anderen Geschichten, die irgendwo auf meinem Rechner rumdümpeln...) weil mich die Lust verlassen hätte... Sorry, dass es so lange bis zum nächsten Kapitel gedauert hat...>_> Aber Schule hat mich nicht in Ruhe gelassen. Um genauer zu sein, die blöde Facharbeit... Wenn jetzt also einer einen Song von den BeeGees (ja, ich musste sie in meiner Facharbeit behandeln - auf Englisch) hören sollte, dann erschlagt ihn bitte von mir! Und dann war ich noch vom 8. bis zum... ich glaub 15. nicht da. Ferien an der Ostsee mit der Familie. Leider hab ich es nicht wirklich geschafft, weiterzuschreiben... Ham irgendwie zu viel gemacht... Unter anderem auch bis zu 30 km lange Fahrradtouren - wenn ich jetzt also ein Fahrrad sehen sollte, dann werd ich fuchsteufelswild. Ich hab eigentlich nichts gegen Fahrradfahren, wenn man aber mit einem Omafahrrad, was nicht für Waldwege und demzufolge Stock und Stein geschaffen ist, durch einen Wald fährt, krieg ich Zustände! Ok, aber ansonsten war es eigentlich ganz lustig... Ich hoffe, ihr mögt das, was ich fabriziert hab^^ Das hab ich nämlich nach der besagten Waldfahrt geschrieben und war ziemlich gefrustet...^^ Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es ganz ok is^^ Also: Viel Spaß damit^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ok, hier war ich also. Am nächsten Tag in der Schule. Es war alles bestens, bis der blöde, reiche Pinkel reinkam und mich sein Blick streifte, als er durch die Klasse sah. Warum er das tat, keine Ahnung, das tat er ansonsten schließlich nie. Und was noch viel schlimmer war: Ich wurde rot. Warum wurde ich rot? Ich hatte mir doch vorgenommen, jegliche Gefühle zu verdrängen, die ich für Kaiba hegte. Aber es schien nicht so einfach zu sein, wie ich mir das vorgestellt hatte... So ein Mist aber auch... Ganz besonders wenn man die Blicke eines gewissen Jemands immer auf sich spüren konnte... Das war nicht gut... Jedenfalls nicht für mich und meine Noten. Kaiba machte das sicherlich nichts aus, dass er nicht aufpasste und die ganze Zeit versuchte, Löcher in mich zu starren... Verdammtes Arsch... Das war grad mal die erste Stunde gewesen – was eigentlich die zweite war, die aber halt für mich die erste war... Jaja, es war schon schön, wenn man einmal in der Woche zur zweiten hatte... Ich meine, wie sollte ich denn bitte den Rest des Tages überstehen? Englisch war also überstanden – bei meiner sehr netten Lehrerin, die mich unwahrscheinlich mochte... oder auch nicht... – folgte also eine Doppelstunde Geschichte... Wie ich das liebte... Mehr oder weniger... Jedenfalls nicht, wenn man es bei einer Lehrerin hatte, die ihr eigenes Fach nicht verstand, eine Brille auf der Nase hatte, einen blonden Pagenkopf hatte und aussah, wie ein missgestaltetes Pferd! Und auch nicht, wenn besagte Lehrerin von einer Referendarin abgelöst wurde, die ihr Referendariat sowieso nicht zu Ende bringen konnte, weil sie, wie man mehr als nur deutlich sehen konnte, schwanger war, und die so leise redete, dass man sie, wenn man hinten saß, nicht verstand... Man sah also: Geschichte war nicht wirklich mein Fach... Und mein Problem: Jedes Mal, wenn mich Kaiba an diesem Tag ansah – es brauchte nur ein schneller Seitenblick sein – und ich wurde rot. Ein paar Leuten aus meiner Klasse fiel meine durchaus gesunde Gesichtsfarbe auf, weil sie anfingen, hinter meinem Rücken über mich zu reden und sich über den Grund den Kopf zerbrachen, aber sie wussten zum Glück nicht, >warum< ich rot wurde. Das wäre sonst nicht so wirklich glimpflich für mich ausgegangen... //Verdammt! Verdrängung, Joey, Verdrängung! Was ist nur aus deinem perfekten Plan geworden?// Und jetzt in Geschichte war das ganz besonders schlimm gewesen. Anscheinend hatte auch Kaiba nicht sonderlich viel in diesem Fach zu tun... So ein Pech aber auch! Gut, wann hatte der Blödmann jemals viel in einem Fach zu tun? Eben! Nie! Er konnte es einfach! Oder er kaufte sich seine guten Noten... Man konnte ja nie wissen... Irgendwann war dann zum Glück auch die Doppelstunde Geschichte vorbei. Meine Freunde waren komischerweise schon wieder weg. Das machten sie in letzter Zeit oft. Sobald es klingelte, waren sie weg und gingen ohne mich zum nächsten Raum. Ich musste sie dringend zur Rede stellen. Vielleicht würden sie mir dann sagen, warum sie das taten. Ich meine, das konnte doch nicht ihr ernst sein! Wir waren sonst >immer< zusammen zu den verschiedenen Räumen gegangen, und jetzt ließen sie mich hier einfach so stehen? Irgendwas war da doch faul! Und ich musste dringend rausfinden, was. Ich stand vor meinem Tisch und packte gerade mein Etui ein – das letzte Teil, das noch in meine Tasche musste – als auf einmal mein Hintern anfing wie verrückt zu kribbeln. Ok, ich hatte jetzt also grade eine Hand auf meinem Hintern liegen, aber nur auf der rechten Seite. Dann bewegte sich das Kribbeln – oder eben besagte Hand – von rechts nach links auf die andere Seite meines Hinterns. Komisccherweise fingen meine Beine an, schwach zu werden und ich musste ein zufriedenes Aufseufzen unterdrücken, aber naja... War es seltsam, dass ich das irgendwie angenehm fand? Also das Kribbeln. Ich wusste, dass jemand hinter mir stand – musste ja auch, wenn ich eine Hand auf meinem Po hatte... Es war als ob ich die Präsenz dieses Jemands spüren konnte. Und dann war da plötzlich – schon lange nicht mehr... – heißer Atem an meinem Hals. Nicht, dass ich den vermisst hatte oder so. Nee, kein Stück! Aber ich ließ Kaiba – wer sollte sich sonst in der Schule an mich ranmachen? Und ich bezweifelte, dass Toshie von wo auch immer er wohnte, extra zu meiner Schule kam, vorausgesetzt, er wusste, wo die war, was ich stark bezweifelte, um mich zu belästigen – trotzdem machen, was er wollte. Seltsam... Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich ihn dafür geschlagen... Aber seine Hand auf meinem Hintern fühlte sich einfach zu gut an... Halt! Ich wollte doch verdrängen! Da konnte ich keine Hände auf meinem Hintern gebrauchen! Und auch keinen heißen Atem an meinem Nacken! Ich durfte mich nicht der Versuchung hingeben! Moment! Seit wann war Kaiba eine Versuchung für mich??? Ich riss mich also los – so gut das ging, wenn man zwischen einem Tisch und einem Kaiba eingeklemmt war – und wollte Kaiba gerade schön zur Schnecke machen, als ich eine Zunge in meinem Hals stecken hatte... Das war ein Traum, richtig? Ich meine, ansonsten würde sowas doch nicht passieren, oder? Da konnte ich dann auch Kaibas Reaktion ganz einfach wegdiskutieren, von wegen, dass es halt ein Traum wäre und wenn das nicht Erklärung genug wäre, dann noch, dass Kaiba in besagtem Traum sturzbetrunken wäre... Was auch ungefähr sehr unwahrscheinlich war... Dann wurde jeder Gedankengang unterbrochen, weil mich Kaibas Zunge zu sehr kitzelte. Wo? Mein Gaumen und meine eigene Zunge. (200. Seite!) Und dann schaffte er es sogar, mich mit seiner verdammt verführerischen Zunge dazu zu bringen, den Kuss zu erwidern. Wie ich ihn doch manchmal hasste... Zuerst stupste ich seine Zunge vorsichtig an, nachdem er wie schon gesagt, so lange meine eigene anstupste, bis ich erwiderte, und nachdem ich festgestellt hatte, dass sie mich nicht auffraß – überraschenderweise, wenn man bedachte, dass das hier vor mir Kaiba war... – wurde ich mutiger. Ich wollte seinen eigenen Mund erforschen, immerhin hatte ich das letzte Mal nichts von ihm mitgekriegt, aber sobald ich Kaibas Zunge fast bis zu seinem Mund zurückgedrängt hatte, wurde der Blödmann wieder dominant und schob mich zurück. So ein Mist aber auch! Das war so unfair! Und dann wurde mir klar, was hier eigentlich gerade abging und dass das volle Kanne gegen meine Verdrängungstaktik verstieß... Ich riss mich los – dieses Mal sogar erfolgreich – griff nach meiner Tasche, lief aufgelöst zu unserem blöden Physikraum und ließ einen mit der Situation überforderten Kaiba zurück. Ha! Endlich hatte ich es geschafft, ihn auch mal aus der Fassung zu bringen, auch wenn es nicht auf die Art und Weise passiert war, die ich mir gewünscht hätte... Garantiert hatte er nicht damit gerechnet, dass ich ihn jetzt noch von mir weisen würde, nachdem ich schon so gut wie Wachs in seinen Händen gewesen war! Ha, geschah ihm ganz recht! Im Physikraum saß ich die ganze Zeit nur sinnlos da und grübelte darüber nach, warum Kaiba das getan hatte. Dass er mich einmal geküsst hatte, ok. Dass ich einen feuchten Traum von ihm gehabt hatte, konnte ich mit leben, wenn es unbedingt sein musste – immerhin war unser erster Kuss ziemllich... heiß gewesen, auch wenn Kaiba mir wegetan hatte. Dass ich ihn einmal zurückküsste, von mir aus. Das war vermutlich nur eine Kurzschlussreaktion auf den Kuss und den Traum von ihm... Dass er mir einen Knutschfleck machte und mir einen runterholen wollte, war dann schon langsam irgendwie seltsam, aber wenn es unbedingt sein musste, konnte ich das auch ignorieren... Dass er mich nochmal küsste war langsam wirklich nicht mehr zu rechtfertigen. Aber dass er mich dann noch einmal mehr küsste, war dann schon nicht mehr erklärbar (gibt’s das Wort? Das hört sich irgendwie so komisch an...)! Was war, wenn Yugi mit seiner Liebestheorie doch recht hatte? Aber ich meine, warum dann ausgerechnet ich? Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kaiba ausgerechnet in mich verliebt hatte, war unwahrscheinlich niedrig. Aber warum sollte er sonst so beharrlich sein, nur um mich ins Bett zu kriegen? Ich meine, er musste doch nach den ersten paar Versuchen gemerkt haben, dass ich nicht interessiert war – dass ich seit neustem reagierte, ließ ich außen vor... Ging man allein wegen Lust so weit? Ich meine, wenn es wirklich nur Lust wäre, dann wäre es doch viel einfacher, sich jemand andern zu suchen, der willig war, oder nicht? Das ging die ganzen zwei Physikstunden so, bis sie dann irgendwann – vielleicht gab es ja doch einen Gott, der mich mochte – vorbei waren. Immerhin schaffte ich es, schnell genug einzupacken, um mit meinen Freunden den Physikraum zu verlassen, sodass ich nicht der Gefahr ausgesetzt war, Kaiba noch einmal allein zu begegnen. Wer wusste schon, was er dann mit mir anstellen würde... Ich meine, langsam musste doch auch ihm mal der Geduldsfaden reißen, wenn er mir wirklich nur an die Wäsche wollte. Und wenn dem wirklich so war, dann würde er mich vielleicht sogar in einem Klassenraum vergewaltigen!!! //Ok, Joey, jetzt wirst du langsam, aber sicher, hysterisch. Als wenn sich Kaiba dazu herablassen würde, dich zu vergewaltigen! Und schon gar nicht in der Schule! Was wäre, wenn ihn dabei jemand sehen würde? Dann wäre sein komplettes Image im Eimer. Du bist also in der Schule vor ihm sicher. Ansonsten solltest du ihm aus dem Weg gehen, wenn du deine Jungfräulichkeit fürs erste behalten willst//, dachte ich. War es seltsam, dass ich zu solchen Gedanken kam oder wurde ich nur langsam wirklich hysterisch und eventuell noch paranoid? An all dem war nur Kaiba schuld! Auf noch so eine Begegnung wie nach Geschichte mit Kaiba hatte ich im Moment keine Lust – jedenfalls nicht, wenn ich so verwirrt wie im Moment war - deswegen beeilte ich mich auch so, mit meinen Freunden den Raum verlassen zu können. Nicht, dass ich auf so eine Situation Lust hatte, wenn ich nicht verwirrt war... Mein Problem war nur, dass ich mein Gegrübel in der Doppelstunde Spanisch fortsetzte. Das war ok, weil Spanisch eins der – wenigen – Fächer war, die ich konnte und es deswegen nicht so schlimm war, wenn ich mich in zwei läppischen Stunden mal nicht meldete. Nein, mein Problem war ein anderes: Nämlich dass Kaiba jetzt parallel zur Wand saß, was bedeutete, zu mir im rechten Winkel (ich weiß nicht, aber sitzt ihr in euren Klassenräumen (oder habt gesessen) auch immer in so komischen „E“s?) und nicht allzu weit von mir weg, sodass ich ihm die ganze Zeit ins Gesicht gucken konnte. Verbesserung: Auf die Lippen. Verdammt! Was machte dieser Kerl mit mir? Jetzt starrte ich schon einen Typen mitten im Unterricht und zwar so, dass es jeder mitkriegen konnte, auf die Lippen! Wenn mich jetzt so einer erwischte, war mein Image dahin! Aber diese warmen, einladenen Lippen waren aber auch eine Versuchung! Verdammt! Ich verlor hier noch den Verstand! //Ganz ruhig, Joey. Es ist nur Kaiba, niemand besonderes. Dass du ihn küssen möchtest, ist zwar seltsam, weil sich nicht viele Leute für das gleiche Geschlecht interessieren, aber trotzdem nicht abnormal oder so. Außerdem hast du eine große Chance, dass das alles nur an der Pubertät liegt.// Super, jetzt versuchte ich schon, mich vor mir selbst zu rechtfertigen! Ich war eindeutig ein Fall für die Klapse...! Noch etwas: War ich überhaupt noch in der Pubertät? Und ich hatte immer noch das Verlangen, Kaiba zu küssen, egal ob das jetzt an der Pubertät lag oder nicht. So ein Pech aber auch! Es war also mehr als nur verständlich, dass ich ziemlich glücklich war, als auch endlich die zwei Stunden Spanisch vorbei waren. Überraschenderweise war der Teil meiner Freunde, der mit mir Spanisch hatte, schon wieder weg. Ich sah mich um. Keiner mehr da außer Kaiba. Wohin verschwanden eigentlich immer alle so schnell hin, nachdem es geklingelt hatte? Gut, das jetzt war die letzte Stunde gewesen und demzufolge wollte jeder nach Hause, aber das war ja nach allen Stunden so! Nicht nur nach der letzten! Ich schien irgendetwas bei meinem Einpackstil falsch zu machen, ansonsten wäre ich auch so schnell weg wie der Rest. Ich würde doch nicht freiwillig länger in der Schule bleiben, als ich musste! Und auch nicht länger in einem Raum mit Kaiba! Vor allem nicht in letzter Zeit! Woran sollte es also sonst liegen, wenn nicht an meinem lausigen Einpackstil, dass ich immer so lange brauchte? Mittlerweile war ich also kurz vor der Klassenzimmertür angekommen. Aber das erklärte immer noch nicht, warum meine Freunde seit neustem nicht mehr auf mich warteten. Dachten sie etwa, unsere Freundschaft wäre nicht mehr so viel wert wie früher? Aber warum? Nur, weil ich am Wochenende wegen meinem Job nicht mehr so viel Zeit wie früher für sie hatte? Ich hatte nicht gedacht, dass sie so oberflächlich waren, wenn das stimmte... Vor mir an der Tür war Kaiba, wie ich gerade feststellte. Und ehe ich mich versah – ich schwor, ich hatte keine Macht über meinen Körper! Vielleicht hatte ja wieder Marik von ihm Besitz ergriffen... – hatte ich ihn rumgerissen und drückte ihm meine Lippen auf die seinen. Wenn er überrascht war, dann zeigte er es nicht – oder hatte er es erwartet, zeigte es mir nur nicht? – aber ich ließ ihm trotzdem keine Zeit zu reagieren, strich mit meiner Zunge über seine Unterlippe, bevor ich sanft in sie hineinbiss und wie durch ein Wunder – wirklich, wenn man Kaibas Kontrollkomplex bedachte – öffnete sich sein Mund. Es war wie das Schlaraffenland höchstpersönlich. Wohin ich nur kam, war es anders, schmeckte anders. Kaiba war zwar nicht wirklich süß – man stelle sich nur mal einen Kaiba vor, der von Schokolade oder so bessessen war! – aber für mich war er trotzdem wie eben benannte Schokolade, die ich brauchte, um durch den Tag zu kommen. Wie eine Droge, damit ich für den Rest des Tages glücklich war. Überraschenderweise ließ er es sogar zu, dass ich seinen Mund erkundete. Er ließ es zu, dass ich mit meiner Zunge alles entdeckte, was es nur zu entdecken gab – ich glaubte sogar, festgestellt zu haben, dass die Ecke einer seiner Zähne schärfer war, als die der anderen. Füllung? Kaiba und Karies? Unvorstellbar! Vielleicht mochte er ja doch Süßigkeiten? So schwer das auch war, sich das vorzustellen. Das größte Geschenk, dass er mir machte, war, dass er mich nicht dominierte. Sobald ich mich also endlich traute, seine Zunge anzustupsen, ließ er alles mit sich machen, was ich wollte. Das nutzte ich sofort aus, denn vermutlich würde das das einzige Mal sein, dass er mich führen ließ - wenn es denn überhaupt noch ein nächstes Mal geben würde - wenn man seinen Drang zu dominieren betrachtete. Zusammen gingen wir in einer Art Tanz unter. Ein Tanz der Gefühle, der Lust. Es war nicht mehr wichtig, wer den anderen dominierte, solange wir die Nähe des anderen hatten. Mein Körper hatte sich längst gegen seinen gedrückt, passte wie angegossen an seinen ran, als wenn wir früher ein einziges Stück gewesen wären, dass auseinandergebrochen war. Ich hatte meine Arme um seinen Hals geschlungen, eine meiner Hände hatte ich in seinem seidenweichen Haar vergraben, während seine Arme zu meiner Hüfte hinabgerutscht waren, eine seiner Hände war auf meinem Po und berührten das, was ich ihm vorher in Geschichte verwährt hatte. Und wieder war da dieses Kribbeln. Aber dieses Mal nicht nur in mienem Hintern, sondern überall. Es fühlte sich so an, als ob das Kribbeln zusammen mit den Schmetterlingen in meinem Bauch eine Party veranstalteten, bei der sie ein Feuerwerk hochgehen ließen! Meine Beine wurden schwach und drohten, unter mir einzubrechen, doch bevor das geschehen konnte, festigte Kaiba seinen Griff um mich und zog mich noch näher an sich, was das Prickeln noch steigerte. Als er in meinen Hintern kniff und zärtlich an meiner Zunge saugte – Shit, er war wieder zu seinem Kontrollfimmel übergegangen! – konnte ich mir ein leises Seufzen nicht verkneifen. Ich wusste, dass das hier verdammt erregend war – ich konnte bereits all mein Blut spüren, wie es in meine tieferen Regionen strömte – und deswegen mussten wir aufhören. Die Schule war nicht der richtige Ort, um gegenseitig Zärtlichkeiten auszutauschen. So schwer es mir auch fiel, wir mussten voneinander lassen. Allerdings dauerte es noch eine Weile, bis ich mich so sehr mit dem Gedanken angefreundet hatte, Kaiba gehen zu lassen. Nachdem ich dann also endlich nach schier endlich scheinender Zeit von ihm abließ, sah ich zu ihm hoch und in seine Augen. Ich versank beinahe in ihnen, bevor ich mich zusammenriss, mich ruckartig umdrehte und den Gang entlang flüchtete. Was war nur in mich gefahren?! Kaiba küssen, ihn domineren, sich dann wieder von ihm dominieren lassen und dann nicht von ihm ablassen! Das war doch Wahnsinn! Ja, WAHNSINN!!! Wenn das wer rauskriegte, dann war ich geliefert! Dann konnte ich mich nicht mehr in der Schule blicken lassen! Alle würden mich auslachen, über mich herziehen, auf mich herabsehen! Wo waren meine Freunde, wenn sie mir mal den Hintern retten mussten?! Soviel also dazu, dass ich verdrängen wollte... Der Kuss war ein eindeutiges Zeichen dagegen... Meine Taktik war also nicht so wirklich aufgegagen... __________________________________________________________________________________ Und? Hat's euch gefallen? Ich hoffe doch^^ Also wie gesagt: Ich hab nicht noch mehr geschrieben, aber ich weiß schon, wie's weitergehen soll^^ Hoffe also, dass es nicht allzu lange dauert, bis mich die Lust mal packt, um das zu schreiben^^ Bis denne! PS: Kann mir mal bitte einer die M&Ms wegnehmen? Mir ist schon ganz schlecht, weil ich so viele in mich reingestopft hab^^ Kapitel 21: Schicksal --------------------- Hi Leute! Sorry, dass es so lange gedauert hat...>____> Aber mein USB-Stick, auf dem alles, was ich bis dahin geschrieben hatte, hatte sich dazu entschieden, in Arsch zu gehen, sodass ich dann alles noch mal neu schreien musste, was ich bis dahin fabriziert hatte... Und dazu konnte ich mich ne lange zeit nicht aufraffen, weil mich der besagte USB-stick so aufgeregt hatte! Die Version, die ich jetzt neu geschrieben habe *nach unten deut* ist jetzt bestimmt nicht so gut wie die alte, aber was soll's? Dann kam noch hinzu, dass Schule in den letzten paar Monaten genervt hat... Aber naja... Jetzt sind so gut wie Ferien... Das heißt, dann erst mal wieder schöne 6 Wochen fre^^ Vielleicht schaffe ich ja dann, mal wieder mehr zu schreiben! WICHTIG: ich bin vom 13.7.-28.7. nicht da, das heißt also da dürft ihr nichts neues von mir erwarten! In dem Sinne dann erst mal: Viel Spaß mit dem lange überfälligen Kapitel!! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war Freitag. Irgendwie hatte ich es über die Woche geschafft, Kaiba aus dem Weg zu gehen – oder er legte es einfach nicht darauf an, mich noch einmal zu küssen, nachdem ich die Initiative ergriffen hatte... Es war ja auch egal, Fakt war, dass ich – seltsamerweise – von einem weiteren Kuss von ihm verschont geblieben war, immerhin nahm er sich sonst immer, was er wollte... Und nach seinen letzten Aktionen zu schlussfolgern wollte er mich. Irgendwie hatte ich es immer geschafft, meine Sachen schnell genug zu packen und mit meinen Freunden den Raum zu verlassen. Es könnte natürlich auch sein, dass er mich nicht vor meinen Freunden küssen wollte. Das würde aber nicht zu ihm passen... Immerhin sprachen wir hier von Kaiba und ihm war es eigentlich ziemlich egal, was meine Freunde von ihm dachten, und was ich von ihm hielt, tat sowieso nicht zur Sache, weil ich immerhin das >Objekt seiner Begierde< war – ja, ich hatte es mir endlich eingestanden: Kaiba wollte etwas von mir, ob nun auf rein körperlicher Ebene oder nicht war egal, er wollte was von mir und das war’s. Ihm nachzugeben musste ich aber um jeden Preis verhindern! Es konnte einfach nicht sein, dass Kaiba alles bekam, was er wollte! Noch dazu müsste ich mich ihm dann zwangsweise irgendwann hingeben, und das ging ja nun auch mal überhaupt kein Stück! Ich hatte übrigens herausgefunden, warum mich meine Freunde immer alleine gelassen hatten: Sie dachten, nachdem ich ihnen gesagt hatte, was zwischen mir und Kaiba lief – mehr oder weniger, weil eigentlich >lief< da rein gar nichts, wenn man mal von einem Kuss hier und da absah, ein unfreiwilliger meinerseits, versteht sich, dass ich ihn geküsst hatte, mehr als nur einmal, ignorierte ich im Moment mal wieder hervorragend – dass sie ein wenig nachhelfen müssten und hatten sich deswegen extra schnell vom Acker gemacht, um uns ein wenig Zeit >alleine< zu gönnen. Das mir das gar nicht zu passen schien, ignorierten sie und sie änderten diese Einstellung erst, als ich sie darauf angesprochen hatte. All das half dann aber letztenendlich doch nicht, mich davon abzuhalten, trotzdem an den Kuss zu denken, den ich angefangen hatte und den er mir zugestanden hatte... Ich legte Zeige- und Mittelfinger auf meine Unterlippe, und strich unterbewusst über sie hinweg. Es war einfach nicht zu glauben! Ich hatte ihn selber angefangen! Ohne nur irgendwie von Kaiba provoziert worden zu sein! Verdammt! Mal wieder überging ich den Fakt, dass mir der Kuss eigentlich ganz gut gefallen hatte... Ganz besonders die Tatsache, dass Kaiba – im Gegensatz zu seinem Verhalten – sanft, ja schon fast zärtlich war, gefiel mir. Dass er warm und weich war... Wenn ich mich konzentrierte, dann konnte ich das Gefühl von seinen Lippen auf meinen zurückrufen... //Stop! Das willst du gar nicht!//, schalt ich mich in Gedanken. //Das Gefühl seiner Lippen willst du nicht zurück! Auch nicht das Gefühl seiner Hände auf deinem Hintern! Erst recht nicht das Gefühl seines Körpers gegen deinen eigenen!// Doch, eigentlich wollte ich das schon... //Du bist echt weich geworden... Der frühere Joey hätte sich nie so weit sinken lassen...!// Stimmt... Aber irgendwie war Kaiba so ganz anders, als er sich immer gab... //Das ist noch lange kein Grund, sich wie ein liebeskrankes Mädchen zu benehmen!!// Erst das brachte mich aus meinen abstrusen Gedanken zurück. Was dachte ich hier eigentlich für einen Müll?? Ich, und Kaibas-Körper-gegen-meinen-haben-wollen? Das ich nicht lache! Soweit kam’s noch! Dennoch strich ich geistesabwesend immer weiter über meine Lippe. Warum wollte er was von mir? Ich meine, Kaiba konnte jeden haben, den er haben wollte, warum also mich? So betrat ich die Wohnung, das Wohnzimmer, nachdenkend und mit den Fingern über meine Unterlippe streichend. Dabei machte ich nur einen Fehler: Ich vergaß, dass heute ausnahmsweise mein Vater zu Hause war... (Das Verlangen, jetzt mal aus Joeys POV rauszugehen ist an dieser Stelle ziemlich groß...) So in Gedanken versunken wie ich war sah ich nie den Schlag gegen meine Wange kommen. Ich stolperte zurück und stieß mit voller Wucht gegen die Wand (wo kommt die her? >____>). Ein stechender Schmerz durchzog meinen Rücken, wo ich auf die Wand aufgeprallt war und verzog das Gesicht. Eine meiner Hände schoss sofort zu meiner drangsalierten Wange. Verdammt! Dieser Schmerz! „Das nächste Mal wirst du nicht so viel Glück haben!“, erklang eine Stimme vor mir. Vorsichtig sah ich auf – jede Bewegung tat weh – nur um meinen Vater vor mir zu sehen, der von dem Sofa aufgestanden war, auf dem er noch bis vor kurzem gelegen hatte. Sofort stach der Geruch von Alkohol in meine Nase. Verdammt! Er hatte getrunken! Und nicht nur wenig, so wie das sonst der Fall war! Normalerweise war mein Vater nicht betrunken... Jedenfalls nicht so dolle. Verdammte Scheiße! Ich musste hier weg! Ich hatte zwar keine Ahnung, wie er war, wenn er sturzbetrunken war – zum Glück war ich da immer außer Haus – aber wenn er nur im Entferntesten so war, wie er gerade hatte anmerken lassen, dann wollte ich nicht weiter hier sein. Vor allem, da es für mich vermutlich nicht besonders lustig werden würde. Deswegen gab es nur eine Lösung, wenn mein Vater ausnahmsweise mal zu tief ins Glas gesehen hatte: RENNEN!! Ich drehte mich also auf dem Absatz um und rannte aus der Tür. „Du kannst nicht einfach so verschwinden! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“, schrie er mir hinterher. Doch ich ignorierte ihn und rannte aus unserem Apartmentkomplex (wo wohnt Joey eigentlich?) raus. Verdammt! Ich wusste schon immer, dass mein Vater gewalttätig war, jedenfalls wenn er zu viel getrunken hatte, aber er hatte mir noch nie eine gewischt. Normalerweise ließ er seine Wut oder Frustration oder was auch immer er gerade hatte an irgendwas anderem aus, vornehmlich dem Geschirr in der Küche oder irgendwelchen Büchern, die arm und unschuldig irgendwo bei uns in der Wohnung herumlagen... So ein Scheiß aber auch! Was sollte ich denn jetzt machen??? Ich meine, ich wollte nicht wirklich zu meinen Freunden gehen, weil die dann fragen würden, was vorgefallen war, und ich wollte sie eigentlich nicht anlügen... Und wenn ich ihnen die Wahrheit erzählte, dann würden sie ausflippen und würden Anzeige wegen Körperverletzung erstatten und das wollte ich nicht, so unlogisch das auch klang. Ich hing an meinem Vater, auch wenn er sich die meiste Zeit wie ein Arsch aufführte... Und ich wusste auch, dass das auch unlogisch war, weil er mich ja immerhin verletzt hatte und auch sonst irgendwie nie wirklich viel von sich blicken ließ, aber seit wann konnte man Gefühle erklären? Ich meine, dann müsste ich auch erklären können, warum ich auf Kaiba stand, und das konnte ich ganz eindeutig nicht... Leider, sont würde ich das ganz schnell abstellen! In meiner Hast merkte ich nicht, wohin ich rannte. Ich konnte nirgends hin, wie ich bereits festgestellt hatte. Immer und immer wieder schoss mir diese eine Frage durch den Kopf: Wieso? Wieso hatte er das getan? Normalerweise ließ er doch seinen Frust doch auch nicht an mir aus, warum also jetzt? Vor Erschöpfung ließ ich mich schließlich auf eine Bank sinken, die mir nur wie gerufen kam. Warum? War er so betrunken, dass er seinen eigenen Sohn nicht wiedererkannte? Oder war er nur einfach so zu, dass es ihm egal gewesen war, wer ich gewesen war? Verdammt! Warum? Ich meine, er musste mich doch bis zu einem gewissen Grad lieben, oder? Sonst hätte er mich doch nicht zusammem mit meiner Mutter gezeugt, oder nicht? Warum tat er mir das also an? Hasste er mich auf einmal? Aber warum? Ich meine, er musste noch nicht mal irgendwas für mich bezahlen, weil ich das mit meinem kleinen Gesangsjob alles selbst verdiente. Warum also? Was war sein Grund? „Hey Köter, was ist denn mit dir passiert?“ Gedankenverloren sah ich auf. Was wollte er von mir? Warum hatte er mich angesprochen? Warum nannte er mich >Köterdunkelblaue< stehen...)... Aber das wohl auffälligste an ihm waren seine eisblauen Augen... Ich war mir zwar sicher, dass ich ihn irgendwoher kannte, trotzdem sagte ich nichts zu ihm... Das schien ihn jedoch nicht sonderlich zu stören, denn er meinte: „Komm mit.“ Ich zögerte nicht einen Moment, ihm zu folgen. Tatsächlich benahm ich mich wie ein Hund, der seinem Herrchen folgte... Allerdings war mir das im Moment ziemlich egal... Solange er mir irgendwie meine Schmerzen nehmen würde, war mir egal, was er mit mir anstellte... __________________________________________________________________________________ Ich hoffe, ihr erwürgt mich nicht dafür... Aber das ist wichtig für den Plot, was hier passiert... Ziemlich sogar... Würde mich trotzdem über Feedback freuen! Ich hoffe, bis zum nächsten Kapitel dauert es nicht so lange!! Bis denne!! Kapitel 22: Gedanken -------------------- Lol ich hab vergessen dieses Kapitel onzustellen... Wie dämlcih kann man eigentlich sein? Mal ganz im Ernst? Ich hab mich doch tatsächlich gewundert, warum ich bei mir beim >open office< ein Kapitel mehr hatte als hier... Hier das fehlende Kapitel! Viel Spaß damit! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Gedanken Ich glaub’s nicht! Ich war doch jetzt hier tatsächlich wieder bei dem Kühlschrank höchstpersönlich zu Hause! Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder bei ihm zu Hause sein würde, jedenfalls nicht nach seiner komischen Geschäftsfeier... Ich meine, warum sollte er mich bei sich zu Hause haben wollen? Mal ganz im ernst? Und doch war ich hier. Ich weiß immer noch nicht, was mich dazu bewegt hatte, einfach so mit ihm mitzugehen! Ich meine, ich hatte zu der Zeit noch nicht mal gewusst, mit wem ich da überhaupt mitging! Das hätte ein Kinderschänder oder illegaler Sklavenhändler sein können!!!! Und nein, das war nicht übertrieben! Man konnte nie vorsichtig genug sein, ganz besonders wenn man gerade in einem seelischen Breakdown war, was sie dann ausnutzten, indem sie einem versprachen, dass in Zukunft alles besser werden würde!! Hah, von wegen! Kaiba führte mich gerade durch das Labyrinth, was sich sein Haus schimpfte. Wenn er sich dafür an mir rächen wollte, dass ich ihn den Rest der Woche ignoriert hatte, dann bräuchte er mich einfach nur hier irgendwo aussetzen und ich würde vermutlich verhungern, weil ich orientierungslos umherirren würde... Aber überraschenderweise tat er das nicht... Ich glaubte, mich an den Weg erinnern zu können... Wenn ich mich recht entsandte, dann ging es hier in die Richtung meines Zimmers, das ich während der einen besagten Nacht inne gehabt hatte, aber das konnte doch nicht sein, oder? Ich meine, warum sollte Kaibe ein >flohverseuchtes< Zimmer behalten wollen? Er hätte es abbrennen können oder zunageln können oder weiß der Geier was! Er konnte es sich immerhin leisten! Verdammt, tat meine Wange weh! Mein Vater hatte echt dolle zugehauen! Das hatte er echt noch nie gemacht! Warum auf einmal! Ich meine, hasste er mich? Aber warum? Woher kam auf einmal dieser Hass? Gab er vielleicht mir die Schuld daran, dass uns meine Mutter verlassen hatte? Aber warum sollte er das tun? Ich war damals immerhin noch viel zu klein, um irgendetwas wirklich ernstes angestellt zu haben, das sie so verärgert hatte, dass sie uns verlassen würde... Oder wusste sie schon immer,dass mein Vater gewalttätig wurde, wenn etwas nicht so lief, wie er es wollte und sie sah das gleiche Problem in mir? Ich meine, wenn ich ehrlich war, dann sah ich aus, wie eine jüngere Kopie von meinem Vater... Vielleicht hatte sie nur auf das Äußere geachtet und nicht auch auf die inneren Werte... Aber wenn das so wäre, dann war ich doch wirklich dafür verantwortlich, dass sie uns verlassen hatte... Vermutlich hasste mich mein Vater deswegen wirklich... Aber konnte er denn nicht sehen, dass ich ihn brauchte? Ich meine, er war das einzige, was mir an Familie geblieben war, wenn man mal davon absah, dass mich meine Schwester ab und an mal besuchen kam, aber eben auch nicht wirklich oft, weil sie nicht von meiner Mutter wegkam... Normalerweise sollte ich doch die Möglichkeit haben, mit meinen Problemen zu ihm zu gehen, und ihn um Rat zu fragen! Aber das blieb mir verwehrt! Ich brauchte doch aber genau jetzt gerade seinen Rat! Aber würde er mich noch mehr hassen, wenn er herausfand, dass ich von nicht nur einem Schwulen verfolgt wurde, sondern gleich von zweien? Verdammt! Ich wollte meinen Vater von früher zurück! Den, dem ich alles erzählen konnte! Den, der mir Ratschläge gab, wenn ich sie brauchte! Und ganz besonders den, der mich tröstete und immer beruhigende Worte für mich hatte, wenn ich traurig war und weinte! Wo war der nur geblieben? „Da rein“, drang Kaibas Stimme zu mir in meine Gedanken vor. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und betrat das Zimmer, vor dem wir angekommen waren. Tatsächlich, es war der gleiche Raum, in dem ich auch die eine Nacht verbracht hatte! Und noch überraschender war, dass er genauso aussah, wie in der Nacht! „Du hast den Raum ja gar nicht angesteckt, um meine ganzen Flöhe loszuwerden“, meinte ich sarkastisch. „Sarkasmus steht dir nicht, Köter. Außerdem: Warum sollte ich das tun, wenn ich den Raum doch dafür benutzen kann, dich immer wieder hier unterzubringen, solltest du jemals wieder Fuß in dieses Haus setzen?“ „Es hat dich keiner gefragt, mich hierher zu schleppen.“ „Dann hätte ich dich heimatloses Hündchen einfach so auf der Parkbank hätte sitzen lassen? Mokuba hätte das nicht gutgeheißen (du kannst ruhig zugeben, dass du frei gehandelt hast, als du ihn da gesehen hast!). Und jetzt setz dich aufs Bett. Ich bin gleich wieder da. Versuch bitte solange, nichts anzuknabbern.“ Und mit diesen Worten war er verschwunden. Anzuknabbern?! Wofür hielt sich dieser Typ eigentlich? Ich meine, glaubte der im ernst, ich wäre ein Hund? Das war doch krank! So eine Eiskugel! Obwohl Eiskugeln eigentlich lecker waren... Ich konnte ihn also nicht mit >Eiskugel< beleidigen... Er war allerdings auch lecker... Vielleicht konnte ich ihn dann doch mit >Eiskugel< beleidigen... Verdammt, Joey, was denkst du hier krankes?! Kaiba=Eiskugel=lecker? Ging’s mir noch ganz gut? Das war doch krank! Mit einem Seufzen ließ ich mich auf das Bett nieder. Kapitel 23: Der Anfang vom Ende ------------------------------- Sorry dass es so lange gedauert hat!!! Ich war irgendwiemal wieder in nem krea-tief... Aber die letzten Tage hat es mich irgendwie gepackt... Die Rache dafür, dass es so lange gedauert hat, war der Schlüssel, den ich vorgestern gegen die Stirn geworfen gekriegt hab... (mal ganz im ernst: wie dämlich können Kerle eigentlich sein, noch nicht mal werfen zu können? So schlecht hätt noch nicht mal ich geworfen und das will schon was heißen!!!) Ich hab's pünktlich zum Geburtstag von meinem Hund geschafft XDDD Alles Gute, Fussel!!!! (Und an alle anderen, die heute auch Geburtstag haben sollten^^) So, hetzt aber weiter mit der FF! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte vergessen, wie bequem dieses Bett war... Verdammt! Wie war ich nur in diese Situation geraten? Ich meine, zuerst ein Kaiba, der sich mir annäherte, dann ein Kaiba, der ganz offensichtlich was von mir wollte, dann einVater, der es toll fand, mir eine zu schallern und dann ein Kaiba, der sich, allem Anschein nach, um mich kümmerte! Wie abgedroschen war das denn bitte?! Eigentlich müsste ich über all das nachdenken, um Klarheit in meine Gedanken zu bringen, aber der Schmerz, der von meiner Wange und meinem Rücken ausging, verbot mir das... Stattdessen verfiel ich wieder in diese depressiven Gedanken, die um meinen Vater kreisten und sein Motiv, warum er gatan hatte, was er getan hatte. War es denn verboten, seinen Vater zurückhaben zu wollen, der einen liebte, anstatt den, der einen grundlos schlug? Ich merkte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Verdammt, würde ich jetzt deswegen anfangen zu heulen? Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte schon lange nicht mehr geweint! Und das ausgerechnet jetzt und hier im Hause des Kühlschranks! Ich verbarg mein Gesicht in dem Kissen, das vor mir lag und verkrallte meine Finger darin. Warum? Warum immer ich? Warum hatten alle anderen eine normale Familie nur ich nicht? So in Selbstmitleid versinkend ließ ich den Tränen freien Lauf. Zum Glück wurden sie sofort von dem Kissen aufgesogen, so konnte ich immerhin so tun, als ob ich nicht geweint hätte, wenn Kaiba wiederkommen würde... Kaiba... Was trieb er für ein Spiel? Wollte er mich nur gewinnen, um mich anschließend, nachdem er mich gehabt hatte, wieder fallen zu lassen? Wenn das der Fall war, dann würde ich, jetzt da die Geschichte mit meinem Vater dazukam, zerbrechen. Ich schniefte ununterbrochen weiter in das Kissen, als ich die Tür aufgehen hörte. "Setz dich auf", ertönte Kaibas Stimme. Ich gehorchte, ohne mich zu widersetzen, was eigentlich nie vorkam, allerdings mit dem Rücken zu ihm, sodass ich mir einmal über das Gesicht wischen konnte, um die verräterischen Überbleibsel meiner Tränen zu beseitigen. Dabei berührte ich jedoch meine Wange, was mir ein erbärmliches Wimmern entlockte. Was war nur aus mir geworden? Normalerweise hätte ich den Schmerz locker weggesteckt... Oder kam das von der mentalen Strapaze? Noch bevor ich zu einem Schluss kommen konnte, setzten sich zwei Finger unter mein Kinn - Zeige- und Mittelfinger - und hoben es sanft an. Falls Kaiba meine roten Augen bemerkte, dann ging er glücklicherweise nicht darauf ein. Stattdessen musterte er meine Wange, die mittlerweile blau sein musste, und schmierte mir anschließend eine kühlende Creme vorsichtig darauf. Nachdem sie einigermaßen eingezogen war, gab er mir ein Kühlkissen, um die Wange zu kühlen. "War das Hündchen etwa unfähig und hat sich noch mehr verletzt?" War das Kaibas Weg, zu fragen, ob ich noch mehr Probleme hatte? Wortlos legte ich das Kühlpack beiseite, legte meine Hände an den Saum meines T-Shirts und zog es mir über den Kopf. Es tat zwar weh - ein Punkt dafür, dass mein Rücken wirklich Schaden davongetragen hatte - aber ich gab keinen Ton von mir. Dann drehte ich Kaiba meinen Rücken zu. Sobald er ihn sah, sagte Kaiba: "Leg dich auf den Bauch." Und wieder tat ich, was er mir gesagt hatte. Außerdem fischte ich nach dem Kühlkissen und hielt es wieder gegen meine Wange. Ich mutierte hier doch wirklich noch zu einem Köter, noch besser: zu Kaibas Schoßhündchen. Innerlich lachte ich humorlos. Konnte man noch tiefer sinken? Aber bevor ich mich weiter mental fertig machen konnte, spürte ich zwei starke, schlanke Hände, die vorsichtig irgendwas in meinen Rücken einrieben, vermutlich die gleiche Salbe, die er auch schon bei meiner Wange benutzt hatte. Ich konnte mir von den Schmerzen her gut vorstellen, dass mein Rücken ein einziger blauer Fleck war, doch Kaibas Hände fuhren so sacht über ihn hinweg, dass es kaum wehtat. Um genau zu sein war es sogar recht angenehm... Das durfte ich ihn nur nicht hören lassen, sonst würde er sich noch sonst was dabei denken und sein Ego würde noch unausstehlicher werden... Überall, wo seine Hände mich berührten, kribbelte es seltsam. Genießerisch schloss ich die Augen. Auch wenn der Rest meines Lebens scheiße verlief, so würde ich mir das hier nich nehmen lassen. Das eine, was gut in meinem Leben war, was einigermaßen gut verlief... Ich hitzte mich unter seinen Berührungen auf, verkniff mir jedoch jegliches zufriedenes Seufzen. Langsam entglitt mir das Kühlpack. Als er jedoch meine Narbe berührte - die Fäden waren frisch gezogen worden - wimmerte ich doch vor Schmerz auf und kniff meine Augen zusammen. Mein gesamter Körper verkrampfte sich unter dem Schmerz. Ich machte mich schon auf weitere Schmerzen gefasst - immerhin war die Narbe vermutlich auch blau - als ich auf einmal heißen Atem auf besagter Narbe spüren konnte, der mir abwechselnd warme und dann kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Das war irgendwie angenehm. Wehe, er hörte jetzt auf! Und meine Drohung wurde erhört: Dem heißen Atem folgten weiche Lippen auf besagter Narbe, die langsam und behutsam anfingen, zu saugen. Mit einem Mal konnte ich alles viel klarer wahrnehmen. Die Lippen riefen ein unglaubliches Verlangen in mir wach, das ich vorher noch nie gespürt hatte und nicht wusste, wie ich es stillen sollte. Ein Rotschimmer bildete sich in meinem Gesicht. Verdammt! Ich konnte genau fühlen, wie sich ein Stöhnen anbahnte! Verdammt sei Kaiba mit seinen Händen und seinem Mund! Es half auch nicht, als die Lippen begannen, sich an meiner Narbe entlangzubewegen. Ich biss mir krampfhaft auf die Unterlippe, um nicht doch noch dem Gefühl der Begierde nachzugeben, was sich jedoch unter Kaibas trainiertem Mund alles andere als leicht erwieß. Mir wurde unnatürlich warm und überall, wo er mich berührte, setzte er leidenschaftliches Verlangen in mir frei. Meine Hände verkrampften sich in das Bettlaken unter mir in dem verzweifelten Versuch, meine Gefühle unter Verschluss zu halten. Kaiba schien das jedoch bemerkt zu haben, denn er ließ seine Hände zärtlich meinen Rücken hinuntergleiten und legte sie auf meinen Po. Überrasche öffneten sich meine Augen blitzschnell. Dann drückte er sanft zu und schaffte es schlussendlich doch, mir ein Stöhnen zu entlocken. Es brach förmlich aus mir heraus. "Ah!" Verdammt! Das konnte doch jetzt nicht wirklich wahr sein! Sofort schossen meine Hände zu meinem Mund, um jedes weitere Geräusch zu unterdrücken oder wenigstens zu dämpfen. Doch Kaiba dachte gar nicht daran, mir das durchgehen zu lassen. Er zog mir sanft meine Hände vom Mund weg und drehte meinen Kopf so, dass ich ihm über die Schulter hinweg ins Gesicht sah. Dieser Blödmann sah noch nicht mal annäherungsweise so aus, als wenn ihn das hier anmachen würde! Ganz im Gegensatz zu mir! So ein Penner! Ich konnte mir schon denken, wie ich aussah. Erhitzt, gerötetes Gesicht, verschwitzte Strähnen, lustverschleierte Augen - so sehr ich auch hasste, das zuzugeben - und der leicht geöffnete Mund, um besser Luft zu kriegen, tat dann noch seins dazu bei, um mich vollkommen willig erscheinen zu lassen. Das dachte sich dann wohl auch Kaiba, denn ohne lange zu zögern lehnte er sich nach vorne und küsste mich leidenschaftlich. Wenn Kaiba Schokolade wäre, würde ich jetzt gerade eben einen Zuckerschock erleiden. Als wenn seine Hände, die meinen Hintern bearbeiteten und in mir somit ein unendliches Verlangen hervorriefen, nicht schon genug wären, so ließ mich seine erfahrene Zunge vollkommen willig und erhitzt zurück. Ich konnte es nicht mehr länger leugnen: Kaiba hatte mich erregt, und das bis zum Äußersten. Verdammt, ich wollte mehr, so viel mehr, und Kaiba schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er entfernte seine Hände von meinem Allerwertesten, woraufhin ich ein enttäuschtes Wimmern von mir gab, er mich jedoch von meiner Bauchlage auf den Rücken legte, ohne den Kuss zu unterbrechen und passte auf, dass er mir dabei nicht wehtat. Mit meinem Rücken war immerhin nicht zu spaßen, auch wenn mir das im Moment mehr als nur egal war... Noch ehe ich reagieren konnte, brach er den Kuss ab und saugte sich an meiner Brustwarze fest, was mir ein erneutes Stöhnen entlockte. "Ah!" Dabei stützte er sich auf seinem linken Ellenbogen ab, während er mich mit der rechten Hand an der Hüfte an Ort und Stelle hielt, denn ich hatte angefangen, mich ihm entgegenzudrücken. Er liebkoste meine Brustwarze, als wenn sie das wichtigste Körperteil an mir wäre. Seine Zunge umspielte sie immer und immer wieder und machte sie so fest und hart - als ob sie das nicht schon vorher gewesen wäre... Ich kniff meine Augen krampfhaft zusammen in einem Versuch, nicht noch einmal bei dieser Behandlung zu stöhnen, wobei ich jedoch jämmerlich versagte. Und dann tat er etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Er zwängte seine Hüfte zwischen meine Oberschenkel. Als sein Schritt den meinen berührte, konnte ich ein weiteres Stöhnen nicht zurückhalten, denn ich war nicht der einzige, der hart war. Die Hitze zwischen unseren beiden Körpern machte mich wahnsinnig, dann kam da noch die angenehme Feuchte um meine Brustwarze hinzu und ich stöhnte erneut. "Ah!" Und dann verstand ich, was wir im Begriff waren, zu tun. Ich riss meine Augen in Panik auf und sah auf Kaiba hinunter, der seine Augen geschlossen hatte - genüsslich? Oh verdammt! Konnte ich ihn überhaupt noch stoppen? Ein Kaiba bekam schließlich immer, was er wollte... "Wie spät ist es?", stellte ich dieFrage aus dem Nichts heraus. Ganz toll, Joey! Was tolleres hätte dir echt nicht einfallen können! Kaiba sah mit - ich konnte es nicht glauben! - lustverschleierten Augen auf und sah mich verwirrt an, blickte dann aber trotzdem auf die Uhr. "Halb acht", sagte er schließlich. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen und ich drückte Kaiba von mir, der im Begriff war, da weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, sprang vom Bett auf und zog mir mein T-Shirt an. "Wo willst du hin?", fragte Kaiba. Konnte ich da Ärger aus seiner Stimme heraushören? Im Türrahmen blieb ich kurz stehen, um über die Schulter zu blicken und ihm zu antworten: "Arbeiten." Dann war ich verschwunden. (Ich schwöre: Dieser Teil (Das is'n >Lime<, oder?) ist einfach so über mich gekommen... Eigentlich sollte es nicht so weit gehen... Kaiba sollte ihm eigentlich nur den Rücken einschmieren... >___>) Verdammt! Was war da gerade zwischen uns beiden abgegangen? Ich meine, hätte ich es echt zugelassen, dass mir Kaiba einen runterholt, oder noch schlimmer, dass er mich nahm? Ging's mir noch? Das war Kaiba, verdammt! Ich konnte nicht zulassen, dass der mein Lover wurde! Noch schlimmer: dass er mich entjungferte! Oh erhöret meine Gebete und schenket mir auf möglichst schnelle Art und Weise einen Liebhaber - und NICHT Kaiba! Zu wem ich das gerade sagte, war mir in dem Moment relativ egal, solange ich nur einen Lover bekam - verdammt! Ich redete hier doch tatsächlich von einem >Lover<, also männlich, und keiner >Freundinkleines Problemchen< auf dem Weg hierher erfolgreich verdrängen können... Ein einziger Gedanke an Yugi in einem pinken Hello-Kitty-String hatte gereicht... Das musste ich mir unbedingt fürs nächste Mal merken! Ich meine, es war sehr unwahrscheinlich, dass es dabei - also bei dieser Aktion von gerade eben - bleiben würde. Es dauerte nicht lange und Toshie kam mit einer zeternden Kitian im Schlepptau wieder. "Warum sollte ich so dringend mit dir mitkommen? Und dann auch noch zum Hinterausgang?! Was hast du schon wieder für versaute Gedanken?! Du-", maulte sie, doch sobald beide nach draußen traten und Kitians Augen mein Gesicht das erste Mal sahen, verstummte sie und starrte mich an. Nachdem sie ihre Fassung wieder gefunden hatte, fing sie an: "Was ist denn mit dir passiert? Hast du dich schon wieder geprügelt? Du sollst dich doch nicht prügeln!" Ok, Kitian hatte schlechte Laune... Ob sie ihre Tage hatte...? "Wenn das Carlos rausfindet!" Noch bevor ich mich verteidigen konnte, griff sie nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her. Im Weggehen rief sie Toshie zu: "Geh zu Carlos und halt ihn irgendwie hin! Er darf hiervon keinen Wind bekommen!" Wie gesagt: Ich hatte überhaupt keine Zeit, mich zu wehren, deswegen zog sie mich durch die Gänge im Backstagebereich bis zu der Umkleide. Dort kramte sie kurz nach ihrem Make-up, dann ging's weiter bis zur Angestelltentoilette. Dort sah ich dann das erste Mal, was mein Vater angerichtet hatte. Meine gesamte Wange war blau angelaufen und geschwollen. Es war wirklich kein schöner Anblick. Ich konnte von Glück reden, dass mir mein Kiefer nicht beim Sprechen wehtat... Vermutlich lag das an Kaibas Salbe... Kaiba... Allein schon bei dem Gedanken an Kaiba lief mir ein Schauer über den Rücken. Ob der allerdings angenehm war oder nicht konnte ich nicht so recht sagen... Sofort begann Kitian vorsichtig Make-up auf meine Wange zu schmieren. "Was hast du dieses Mal gemacht? Wurdest du wieder von Kerlen in einer dunklen, engen Gasse angefallen (lol, das hört sich jetzt iregendwie... pervers an...)?", fragte sie genervt, wenn auch neugierig. "Nein", entgegnete ich. "Was dann? Du willst mir doch nicht im Ernst verklickern, dass du die Treppe runtergefallen bist oder so'n Scheiß, oder?" "Du würdest es mir also nicht glauben?", fragte ich kleinlaut. Ein Blick von ihr reichte, um mir die Antwort zu geben. "Ich will nicht darüber reden...", sagte ich und sah zur Seite. Ich wollte ihren sauren Blick nicht sehen. Doch zu früh gefreut. Wieder spürte ich Finger an meinem Kinn, die es sanft drehten, sodass ich ihr in die Augen sehen musste. Sie musterte mich für einige Augenblicke ernst, bevor ihr Gesichtsausdruck sanft wurde und sie sagte: "Wenn du drüber reden willst bin ich immer für dich da." Stimmungsschwankungen, ganz eindeutig. War sie schwanger? "Kannst du deinen Kiefer überhaupt bewegen? Du hättest dich krank schreiben lassen sollen." "Alles bestens", erwiderte ich. "Tut kein Stück weh." Für wie lange das noch so war, war allerdings ein Mysterium... Er würde garantiert nach dem Auftritt wegen Überlastung oder so wehtun... Na Freude... "Wenn du das sagst, dann jetzt raus mit dir auf die Bühne. Toshie kann ihn nicht ewig hinhalten." "Guter Auftritt. Man hat das gar nicht gemerkt", meinte Kitian nach meinem Auftritt. "Gut, ansonsten wär' ich ziemlich am Arsch, glaub ich...", meinte ich. Oh Wundersalbe Kaibas! Dir sei gehuldigt! "Willst du nicht doch darüber reden?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf."Na schön. Wenn du denkst, dasss das ok ist...", entgegnete Kitian und trat mit mir zusammen aus dem Hinterausgang, bei dem Toshie bereits stand. "Raus mit der Sprache! Was ist passiert?", wollte er sofort wissen. Abwehrend schüttelte ich den Kopf. "Ach komm schon! Sag schon, warum ich Carlos davon abhalten musste, an die Decke zu gehen." "Hör zu, Toshie, ich kann dir nicht davon erzählen. Ist einfach so." Ich hatte jetzt nur ein Problem: Wo würde ich die Nacht verbringen? Toshie wollte gerade etwas erwidern, als Kitian ihn anfuhr: "Wenn er nicht darüber reden will, dann lass ihn!" "Ist ja gut", meinte Toshie mit abwehrend erhobenen Armen. "Macht ihr jetzt noch irgendwas?", wollte Toshie wissen. Kitian schüttelte den Kopf und sagte: "Ich gehe nach Hause." Sofort begannen Toshies Augen zu leuchten. "Ohne dich, Perverser!" Enttäuscht drehte er sich zu mir um und fragte: "Du?" Ich wollte gerade antworten, dass ich es noch nicht wissen würde, als hinter mir auf einmal ein "Mr. Wheeler" erklang. Vor Überraschung sprang ich hoch und versteckte mich hinter Toshie. Von dort aus sah ich vorsichtig hinter seinem Rücken hervor, um zu sehen, wer mir da gerade so einen Schrecken eingejagt hatte. "Roland, was machen Sie denn hier?", fragte ich ihn, sobald ich ihn erkannt hatte. "Du kennst diesen Schrank?", fragte Kitian ungläubig. "Klar, das ist Kaibas Nanny für alles." "Sein Chauffeur, bitte", warf Roland ein. "Sag ich doch", meinte ich. Was machte der denn hier? Mal ganz im Ernst, warum war er hier? Ich konnte mir absolut keinen Grund ausmalen, warum er hier sein sollte. Die Möglichkeit, dass ihn Kaiba geschickt hatte, war dann doch ein wenig weit hergeholt... "Also? Was machen Sie hier?", wiederholte ich meine Frage. "Master Kaiba schickt mich." "Oh? Warum das denn?", wollte ich wissen. Der wollte mich doch hier verarschen! Kaiba würde nie und nimmer seinen Schrank schicken, um sicher zu gehen, dass es mir gut ging - oder warum auch immer er hier war... "Soweit ich informiert bin, hatten Sie ein paar familiäre Probleme und Master Kaiba war so nett, Sie bei sich schlafen zu lassen." "Verdammt! Woher weiß der Bastard das schon wieder? Ich schwöre, ich habe ihm nicht davon erzählt!", beschwerte ich mich. "Master Kaiba besitzt ein Computerimperium." "Schön für ihn! Das erklärt dann aber noch lange nicht, warum er das schon wieer weiß! Ach, ich vergaß... Wir reden hier ja über Kaiba! Der hat sich vermutlich irgendwo eingehackt und konnte sich dann den Rest zusammenreimen... Ich hasse ihn!", regte ich mich auf. "Na dann lassen Sie uns mal gehen. Vermutlich regt er sich schon darüber auf, warum wir noch nicht wieder zurück sind." "Wie Sie wünschen. Folgen Sie mir", entgegnete mir Roland. Er ging, ich folgte ihm. Meinen beiden Arbeitskollegen rief ich über die Schulter zu: "Ihr wisst von nichts!" Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich orientierungslos umher. Ich lag nicht in meinem Bett und auch nicht in einem bei meiner Freunde. >Wo< war ich also? Nachdem ich allerdings die bordeaux rote Farbe des Zimmers registrierte, kam alles vom Vortag zurück. Das Problem, das ich mit meinem Vater hatte, das Problem, das ich mit Kaiba hatte und das Problem, das ich mit meinen Arbeitskollegen hatte - ihre Neugierde. Oh verdammt! Wie war ich nur in dieses Schlamassel hineingeraten? Ein Glück, dass ich bereits auf dem Bauch lag. So hob ich einfach mein Hinterteil, krallte meine Finger in das Kopfkissen udn verbarg meinen Kopf darin, um meinen Frust aus mir herauszuschreien. So eine VERDAMMTE SCHEIßE aber auch! Warum immer ich? Wegen der Komplexität meiner geitigen Abgelenktheit (lol, jetzt tut Joey bestimmt sein Kopf weh, um überhaupt auf sonen Satz zu kommen...) erschrak ich umso mehr, als es sich hinter mir räusperte. Blitzschnell schoss mein Kopf hoch, um in die Richtung des Räusperns zu gucken. Roland stand in der Tür. "Wasch wollen Schie hier?", fragte ich ihn. "Master Kaiba erwünscht Ihre Anwesenheit beim Frühstück", antwortete mir Roland. Ich sah auf die Uhr. Neun. Hatte der Eisbeutel 'nen Schaden? Wer stand denn bitte am Wochenende so früh auf, wenn er die Möglichkeit hatte, den ganzen Tag liegen zu bleiben? Obwohl... das würde sich mit Kaibas Workaholismus (ist das überhaupt ein Wort???) beißen... Er konnte einfach nicht länger liegen bleiben, weil so Arbeitszeit draufging. Vermutlich machte er sowieso gerade wegen mir eine Ausnahme... Um ehrlich zu sein, konnte ich mir nämlich nicht vorstellen, dass er um neun aufstand... Vermutlich stand er eigentlich um acht oder noch früher auf... Manchmal fragte ich mich echt, wie viele Stunden Kaiba eigentlich in einer Nacht schlief... Das waren bestimmt nicht viele... Das hieß jetzt nicht, dass ich mir Sorgen um ihn machte oder so! Kein Stück! Das war eher Neugierde! Aber sowas von! "Finden Sie den Weg alleine?", fragte mich Roland? "Pascht schon", erwiderte ich (Sorry, ich musste jetzt 'nen Satz aus meinem Bayernurlaub anwenden. Da hat echt >jeder< "Passt schon" gesagt...). _________________________________________________________________________________ So, ich weiß, es war erbärmlich... Und es hat echtlange gedauert, bis ich das geupdated habe... Aber was soll man machen, wenn man einfach keine Lust hat? Hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)