The Black Widow Tale von Archimedes (Sparrington) ================================================================================ Kapitel 15: Charakteristikum 2 ------------------------------ So, hier kommt also das nächste Kapitel. Es ist wieder nur die erste Hälfte. Mal gucken, was euch eure Fantasie sagt, wie´s weitergehen könnte....hehe... *dreckige-Gedanken*... nein Spaß... * * * Unter der Wolke sorgenvollen Nachdenkens stapfe ich die Stufen hinab, ein Weg der mit mitterweile wie selbstverständlich in Fleisch und BLut übergegangen ist, verharre vor der Tür unserer Schlafstatt, mit der Klinke in der Hand. Aus den Ritzen der Türscharniere dringt schummriges Licht, der frische Duft nach parfümierter Seife und wohlige Schwere warmen Wassers. Dahinter wechseln menschliche Schatten geschäftig von einem Ort zum anderen. Mir glüht das Gesicht, als müsse es sogleich in einer Feuersbrunst verbrennen. Selbst die vornehme Blässe meiner Wangen, die auf den ersten Blick immer kränklich wirkt, leuchtet heute in einem blumigen Rot. Meine Hände dagegen scheinen zu erfrieren… Es ist als gäbe es ein geheimes, natürliches Gesetz, dass man in Jack Sparrow mehr sehen kann, ein Gesetz, das keiner Logik folgt und von dem er Gebrauch macht, als sei er sein ureigenster Erfinder. Albernes Herumgehampel, weibisches Benehmen, Trinkerei und unvergleichlicher Egoismus. Nicht zu vergessen Unaufrichtigkeit und Anstößigkeit in Graden, die bei weitem jeden irgendeines anderen Menschen übertreffen. Und trotzdem… zum zweiten Mal entkomme ich einer lebensbedrohlichen Lage – durch ihn verursacht - nur durch sein Zutun. Ich fahre mit meiner Hand über die immer noch schmerzende Narbe auf der Brust. Eben noch war Sparrow dem Gefühl nach nicht mehr der Pirat. Nein… ein Waffengefährte, mit dem man zusammen eine brenzlige Situation bezwungen hat. Und ein Kamerad. Einer mit dem man Rücken an Rücken stehen kann… » Einer, der deinen Allerwertesten hingegen seinem von dir angenommenen Naturell gerettet hat. Und keinen Dank hat er bekommen, der arme, brave Mann«, piepst eine wehleidige Stimme in meinem Kopf und fast muss ich glauben, das Haupt des Tunichtguts kreise um das meine mit beschwörerischem Geiste. » Keine Bange, du mieser Heuchler, vergessen werde ich es schon nicht. Dir verpflichtet zu sein schmeckt schal« Ja, ein faulendes, die Kehle verstopfendes Gefühl ist es in seiner Schuld zu stehen, bereits seit dem Moment als er Elisabeth aus dem Hafen Port Royals gefischt hatte. Damals war das Finden einer Lösung für dieses ´Problem´ einfach wie einleuchtend... hätte ich ihn schließlich hängen können, ohne mir große Gedanken um irgendeinen nichtigen Mann mit einem weitaus nichtigeren Ruf zu machen, und gelassene Worte hätte ich gesprochen, die mein nicht vorhandenes Bedauern ausdrückten, ihn frei baumelnd an einem reißfesten Strick zu sehen mit nichts unter den Füßen als hoffnungsvollen Bittgebeten des Pfaffen, der ihm die letzte Beichte abnimmt. Bedauerlich, dass das heute nicht mehr so einfach ist. Elisabeth würde es mir nicht verzeihen… Doch… Vielleicht fände die Flotte Governor Swann auch ohne seine Hilfe, ich weiß ja nun, dass er am Leben ist. Eventuell ließe sich eine weitaus rentablere Vereinbarung mit der schwarzen Witwe treffen, eine deren Haken kleiner sind, als diejenigen, welche sich an das Abkommen mit dem Piraten knüpfen. Sie will nur den Mann und den haben wir in unserer Gewalt… Das Schöne an Plänen der Rache ist, dass sie immer simpel gestrickt sind. Wie sie selbst sagte, der Governor war nicht ihre Idee. »Meinen Mädchen mögt Ihr ja entkommen. Aber nicht La Rochelle!« Aber dieser Name… ich dachte, er sei im Krieg gefallen. »James, es muss nicht derselbe Mann sein! Nicht jeder zweite trägt den Namen, aber selten ist er nicht« Im Stillen habe ich die Laufbahn des jungen Chevaliers in der Armee Frankreichs verfolgt nachdem ich mit fünfzehn Jahren in die Marine eingetreten war. Mit Stolz und Bewunderung, aber auch mit tief sitzendem Gram und Furcht, welche prophetisch vorausschaute, was in den Jahren nach unserem Abschluss kommen würde und schließlich gekommen war. Ein jahrelanger Krieg zwischen den zwei größten Nationen Europas in denen sich die Kräfte beider Seiten aufgerieben haben. Und trotz der schwierigen politischen Situation, des Mordens und des Sterbens ließen wir uns den regen Briefverkehr nicht nehmen. Ein kleiner, hoffnungsvoller Trost in einer sich selbst zerstörenden Welt. Und als schließlich nach endlosem Leid der erlösende Frieden geschlossen wurde, so galt er nicht für die Kolonien. Das Festland war weit und die Gier nach der neuen Welt groß… Und so kam der unvermeidliche Tag, an dem Francois und ich uns in einem Gefecht bei Santa Barbara gegenüber standen, jeder auf seinem Schiff, auf seiner Seite und so Brüder im Geiste zu Feinden wurden. Mit dem Handrücken wische ich mir über die faltige Stirn. Wenn Francois tatsächlich noch am Leben ist, er interveniert und mit der schwarzen Witwe kollaboriert, so kommt ein Bündnis nicht in Frage. Und die Angelegenheit in der wir uns befinden ist von weit größerem Ausmaße, als erwartet. Die Entführung des Governors wird demnach zu mehr dienen, als der Befriedigung niederer Rachegelüste. Und wer kann schon sagen, dass die Frau nicht gelogen hat? Überfordert hole ich zum Schlag gegen das schwarze, unbeteiligte Holz der Tür aus. Verdammt. Ich bin kein Intrigant, kein politisch planendes Genie. Nichts von alledem, was Francois La Rochelle ist. Wenn es denn derselbe Mann ist. Wenn Sparrow es mir nur nicht so schwer machen würden. Erwarten kann man von ihm keine Ehre, Loyalität und Treue, da brauche ich mir nichts vorzumachen, aber doch wohl einen gewissen Respekt. Respekt vor einem jeden, der sich seiner Pflicht bewusst ist und diese nach bestem Gewissen erfüllen will. Ich seufze auf und lasse die Faust, in der das Klümpchen Lehm fest umklammert verborgen liegt, sacht gegen die Türe fallen, statt dagegen zu schlagen. Gleich daneben findet sich eine müde Stirn wieder, um die kleine Spatzen ihre Bahnen ziehen… Wie ich es verabscheue auf seine Hilfe angewiesen zu sein. Die Augen schließend halte ich den metallenen Knauf in der einen Hand, in der anderen drehe ich nun den Lehm, bröckele Teile ab, die nieder rieseln. Nur ein Stück Dreck. Bröselig und sich auflösend, nur um dann vom Wind fortgeweht zu werden. Als hätte es ihn niemals gegeben. Den Kopf weiter gesenkt sehe ich in meine staubige Handfläche. „Welch außerordentliches Unglück, dass dies nicht einfach mit Sparrow zu machen ist. Ich bin es so müde geworden“, murmle ich gegen das sprisselige Holz, zerbrösele den Rest und lasse ihn durch meine Finger zu Boden fallen. Nur ein Stück Dreck, ja? Es ist schon eine faszinierende Zwickmühle in die ich mich selbst manövriert habe. Als wäre das Alter Mister Puppis´ das meinige, richte ich mich wieder auf und stoße gegen meinen Degen. „Erstaunlich, ich dachte, es sei in der Menge verloren gegangen“ Verwundert über das Vorhandensein der Waffe an ihrem angestammten Platz und dass es mir herzlich wenig ausgemacht hätte, wäre dem nicht so, betrete ich den hellen, freundlichen Raum. Darin werden die zuvor undeutlich erkennbaren, geschäftigen Schatten zu zwei von Sparrows Leuten. Ich kann mich dunkel an sie erinnern, zwei Männer, die von Anfang an zur Besatzung der Pearl gehört haben, mehr verbunden mit dem Schiff selbst, als mit seinen immerzu wechselnden Captains. Und zwei, die offensichtlich aus dem Gefängnis ausgebrochen und meiner Gerichtsbarkeit entkommen sind… Der eine hager unterernährt, von ausgedünntem, blondem Haar, gezeichnet durch ein fehlendes Auge. Der andere zu stämmig geraten mit spärlichem Haarkranz gleich einem Franziskanermönch, ebenso schmutzig wie sein Kumpan, beide mit zerfressenen Zähnen und fleckiger Haut. Angeregt ergötzen sie sich an der Vorstellung einer nackten, badenden Anamaria, mokieren sich aber über die Anweisung die große Waschwanne zu schrubben und parodieren Sparrow so ausgesprochen gut dabei, dass ich mich – da sie mich nicht bemerken - gegen die geöffnete Türe lehne und zuschaue. „Hehö, haste den Commodore gesehen? Nichts mehr mit Sauberkeit und Piekfeinität“, albert der ´Mönch´, schnüffelt an einem Flakon und schüttet dessen Inhalt mit hochgezogenen Nasenflügeln in das wartende Wasser, „könnt glatt einer von uns für zwischendurch sein“, während der andere den Boden mit einem dreckigen Lappen wischt. „Aber ist der ehemalige Commodore überhaupt noch der Commodore? Mein, hat das letzte Mal auch schon so ausgesehen“, fragt er an seinem Holzauge reibend, was sie zusammen in anhaltendes Beraten stürzt mit sehr… sagen wir… phantasievollen Argumenten. Letzten Endes kommen sie zu dem Schluss, dass das Für und Wider unbefriedigend ist, und so legt der Einäugige schließlich den Kopf schräg und zuckt die hängenden Schultern: „Immerhin kann er saufen…“ Tadelnd baut sich der andere schulmeisterhaft vor ihm auf und sieht streng auf ihn herab. „Aber Ragetti, so einer säuft doch nicht!“ Das eben noch Duftwasser enthaltende Fläschchen wird gepflegt erhoben, „der nimmt das Glas vornehm in die Hand, spreizt das hübsche Fingerchen ab“, den kleinen Finger abspreizend führt er das Glas an die Lippen, „Siehst du, so…“, spitzt die Lippen in übertriebener Weise, „und schlürft dann ganz sachte davon“, und tut so, als ob er davon nippe. „Das machen die hohen Herrschaften aus der höheren Gesellschaft nämlich so. Genau“, mit großen Augen und ironiefreier Ernsthaftigkeit nickt er dem Knienden zu. Meine Brauen ziehen sich wie auf Kommando in die Höhe und ich verschränke die Arme amüsiert vor der Brust, hart gegen das Kräuseln meiner Lippen ankämpfend… wobei… einige dieser dargestellten Exemplare gibt es, aber wenn ich an mir herunter und auf meine vom Dreck verkrusteten Hände sehe, liegen Meilen zwischen deren Vorstellung und der Realität. „Die Herren haben eine interessante Vorstellung von der Aristokratie“, werfe ich ein und mache mich damit neben einem Klopfen an der Wand bemerkbar. Der Schrecken, der sie durchfährt, nachdem ihre Köpfe zu mir geschnellt sind und sie erkannt haben unter wessen Beobachtung sie stehen, gefällt mir, und während der hagere Pirat schluckt, furchtsam von unten herauf lächelt und das Holzauge in seiner Höhle umherrollt, fällt dem anderen der Flakon aus den Händen. „Wir, wir… Bad“, stottert er, bückt sich danach und wechselt Blicke vom Glas zu seinem Freund, nur um es ihm dann in die Hand zu drücken und mit dem Finger die Schuld auf ihn zu verweisen. „Haben nur gemacht, was der Cap´n gesagt hat“, verteidigen sie sich simultan und als ich einen Fuß vor den anderen setze, mich in meiner Autorität aufbaue, werfen sie sich in einen bemerkenswert perfekten Salut. „Sir!“ Ich tue ihnen den Gefallen, marschiere um sie herum, streng, sehr militärisch und immer noch mit kritisch erhobenen Brauen, ein kleines bisschen Spaß ´für zwischendurch´… ein spannendes Ereignis, zwei zitternde Figuren wie diese vor sich zu haben… die mehr Angst vor einem einzelnen Mann haben, als einem Fluch, der die Verdammnis bedeutet hat. Die Anspannung der beiden ist greifbar und so kommt ein einzelnes, überhebliches Wort erlösender, als der Tod des Menschensohns am Kreuz. „Wegtreten“ So schnell die Füße die Männer tragen flüchten sie aus dem Zimmer, stolpern über ihre eigenen Beine, rempeln gegeneinander, stoßen Kleinigkeiten an Badezusätzen um, der, der nicht Ragetti heißt gar einen Stuhl, „ruft nur, wenn Ihr was braucht. Zu Diensten Commodore“, bis sie schließlich in wiederholenden Verbeugungen die gerade mal vier Schritt rückwärts bis zum Ausgang geschafft haben. Noch durch die zugeworfene Türe höre ich gedämpft das erleichterte Aufatmen der beiden und das Getuschel. „Jagt einem Angst ein der Kerl, auch wenn er nicht mehr aussieht wie ein Commodore“ „Jaaa. Mehr als der Kraken“ „Das heißt Krake!“ „Stört den Fisch doch nimmer“ Während die trippelnden Schritte auf den Stufen verhallen, widme ich mich der großen Wanne mit ihrem verlockenden, dampfenden Wasser, das einladend darauf wartet seine Arbeit zu tun. Ohne dass ich es selbst bewusst wahrnehme bin ich schon dabei mich so schnell es der Schmerz zulässt zu entkleiden, werfe die schmutzigen, mittlerweile abgewetzten Sachen achtlos auf einen Haufen und tauche in dem wohltuenden Nass unter. Keine fünf Minuten liege ich darin, mehr als dass ich sitze, bis Schmerz, Erschöpfung und der leichte Schlaf der letzten Tage mich schummrig machen. Der hitzige Nebel, der mir die Lungen füllt und die Sinne betörenden Aromen – was auch immer die Piraten ins Wasser geschüttet haben - tun ihr Übriges und ehe ich mich versehe werde ich schläfrig… verworfen ist der Gedanke an das Gespräch mit Sparrow, ...bis ich einnicke. _______________ Es gibt nichts besseres, als in der Badewanne zu sitzen, den Arm ganz gediegen über den Rand hängen zu lassen, seinen Gedanken nachzuhängen und dann einzuschlafen...und aufzuwachen, wenn das Wasser kalt ist... >_> Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)