Find your light again von abgemeldet (Folge deinen Träumen, es gibt nichts was du nicht tun kannst!) ================================================================================ Kapitel 11: Bittere Angelegenheiten ----------------------------------- Kapitel 11 Irritiert sah Miyako zu Marron hinüber. Ihre Freundin sah gedankenverloren aus dem Fenster des Busses und hatte seitdem sie heute früh aufgebrochen waren auch kein wirkliches Wort gesprochen. Der Rest des Doppeldeckers vibrierte vor Aufregung. Jeder wollte dem anderen erzählen, was er aufregendes im Park erlebt hatte, nur Marron schwieg. Hilflos blickte Miyako sich nach Yamato um. Er saß einige Plätze hinter ihr und ihre Blicke trafen sich. Aus irgendeinem Grund sah Yamato genau so aus, wie Miyako sich fühlte. Sie drehte sich wieder zu Marron um und tippte ihr zaghaft an die Schulter. Auch wenn die Brünette sie anlächelte, so wusste Miyako, dass ihr Lächeln nicht hätte unechter sein können. „Ich geh mal eben zu Yamato, ist das okay?“ Marron verzog das Gesicht, als habe Miyako einen schlechten Scherz gemacht. „Ich komm schon alleine zurecht!“, sagte sie mich einem amüsierten Unterton in der Stimme. Miyako glaubte Marron zwar kein Wort, nickte aber und wuselte sich zu Yamato durch. Als dieser seine Freundin auf sich zukommen sah, warf er einen nervösen Blick zu Chiaki neben sich. Dieser hatte ebenfalls nur einsilbig geantwortet, sich seine Ohrstöpsel ins Ohr gesteckt und hörte seit etwa zwei Stunden irgendwelche agressive Musik, die bis zu Yamato durchdrang. Auch wenn Yamato nicht wusste, was genau mit seinem besten Freund los war, so war ihm klar, dass Marron der Grund war. Chiaki war nie so niedergeschlagen gewesen, seitdem sie sich kannten und Yamato glaubte, dass nur wahre Emotionen so etwas bewirken konnten. Mit einem Seitenblick auf Chiaki kniete Miyako sich neben Yamato. Auch sie vernahm die laute Musik und runzelte nachdenklich die Stirn. „Was glaubst du ist passiert?“ Miyako musste nicht erklären, was sie meinte. Das Thema war eindeutig. „Ich weiß es nicht, aber es wird schwer für Chiaki das zu kitten. Vor allen dingen, weil ich ihm jetzt schon anmerke, dass er der Sache aus dem Weg geht.“ Miyako musste Yamato schon alleine wegen der Lautstärke der Musik Recht geben. „Ich sag es nicht gerne, aber ich denke wir können den Beiden nur eine Schulter zum Ausweinen geben. Das müssen die alleine hinbekommen.“ „Chiaki ist es nicht einmal wert, dass man ihm einen Blick schenkt.“ Mit einer unbedachten Bewegung warf Marron ihre kleine Reisetasche auf das Bett. Miyako atmete innerlich auf. Marron rückte endlich mit der Wahrheit raus. Die Spannung hatte zwischen ihnen wie ein eine Wand gewirkt, doch Miyako hatte sie nicht drauf angesprochen. Marron würde schon von alleine anfangen und Miyako hatte Recht behalten. Statt sich daran zu machen die Tasche auszupacken, stellte Marron sich ans Fenster und sah wieder abwesend vor sich hin. Miyako musste sich ihre Neugier verkneifen und fing an ruhig und beherrscht ihre Kleidung auszusortieren. „Sag mal Miyako, können Menschen etwas an sich haben, dass andere Menschen dazu veranlasst hässlich zu ihnen zu sein?“ Miyako spürte, wie sie sich verkrampfte. Erschrocken sah sie auf, doch Marron sah immer noch aus dem Fenster, hatte die Arme um den Körper verschränkt. „Ich wusste immer, dass ich anders bin. Ich habe Erfahrungen gemacht, die ich mit niemanden teilen kann und die manche, Gott sei Dank, nie durchleben. Aber ich hatte gehofft, dass ich irgendwo Frieden finden würde.“ Miyako konnte sich nicht zurückhalten. Sie spürte den Drang Marron in den Arm zu nehmen und ging auf sie zu. Doch Marron fuhr herum und lächelte Miyako beruhigend an. „Marron, was um Himmels Willen hat Chiaki gemacht?“ Marron schien nicht überrascht zu sein, dass Miyako bereits erahnt hatte um wen es ging. „Es geht nicht darum, was er gemacht hat. Viel mehr darum, dass es mich so berührt.“ Miyako sah Tränen in Marrons Augen schwimmen. „Er ist mies und dreist, aber das alles wäre nicht so schlimm wenn es nicht er gewesen wäre.“ Diese Traurigkeit überraschte Miyako genauso, wie die Gefühle die Marron äußerte. „Ich habe ihm vertraut und jetzt verspüre ich so einen fiesen Schmerz und ich kann damit nicht umgehen. Körperliche Schmerzen erschrecken mich nicht mehr, aber das ist neu und ich will es nicht.“ Miyako ging nun doch zu Marron und legte ihre Arme leicht um ihre Freundin. Sie blickte ihr jedoch fest in die Augen. „Was willst du tun? Du wirst diesen Schmerz nicht los, Süße. Du siehst ihn jeden Tag.“ Marron nickte und ihre Miene wirkte umso entschlossener. „Damit muss ich leben, aber mit mir hat er kein leichtes Spiel.“ Genervt beobachtete Yamato Chiaki. Sein Freund ging ihm mit seiner Melancholie mächtig auf den Keks. Seitdem sie vor etwa drei Stunden angekommen waren, hatte Chiaki nur fern geschaut und Bier getrunken, welches er sich bei einem kurzen Stopp an einer Raststätte gekauft und in den Bus geschmuggelt hatte. Chiaki schien aber nicht nur geknickt zu sein, sondern auch mächtig wütend. Auf sich oder Marron konnte Yamato nicht bestimmten. Irgendwann wurde es ihm zu bunt und er schaltete wortlos den Fernseher ab. Empört richtete Chiaki sich in seiner Couch auf. „Was hast du für ein Problem?“ Yamato hörte an Chiakis Art zu Reden, dass sein Freund ein Bier zu viel gehabt hatte. „Ich frag mich was dein Problem ist. Du drehst hier ab, Kollege, nicht ich.“ Yamato blieb völlig ruhig. Er kannte Chiaki zur Genüge. Er würde nicht lange hinterm Berg halten. „Du willst wissen was für ein Problem ich habe? Marron ist mein Problem. Ihre prüde, arrogante und kalte Art. Sie hält sich für etwas Besseres, pah! Wer braucht so etwas?“ °Du anscheinend!°, doch Yamato wagte es nicht, die Worte auszusprechen. Von einem Augenblick auf den anderen veränderte Chiakis wütende Mimik sich in eine tiefer gehende Traurigkeit. Als er nun sprach, schien es an niemanden speziell gerichtet. „Ich bin ja nicht ganz unschuldig, aber das sie so ausrastet nur weil ich ehrlich bin? Ich habe ihr doch nur gesagt, was ich über sie denke, für sie fühle. Meine Güte, ich konnte so was nie gut. Vielleicht war ich etwas zu plump…..“ °Mit Sicherheit…°, dachte Yamato. „….und ich war nicht gerade nett zu ihr. Aber das ist kein Grund so auszurasten. Niemand darf so mit mir umgehen, auch Marron nicht.“ Erst jetzt richtete er wieder sein Augenmerk auf Yamato, der ruhig aber innerlich aufgebracht seinem Freund lauschte. Ihm schwante übles. Chiaki ließ Marrons Zurückweisung nicht einfach so über sich ergehen, dass wusste er. Nachdem Marron Miyako ihr Herz ausgeschüttet hatte ging es ihr wesentlich besser. Sie fühlte sich gestärkt und ihr innerer Groll Chiaki gegenüber tat den Rest. Sie strahlte nun so ein Selbstbewusstsein aus, dass so mancher Schüler ihr irritiert hinterher sah, als sie durch den Flur zur Kantine schritt. Miyako war zu Miss Harouno gerufen worden und Marron hatte versprochen in der Mensa zu warten. Doch Marron war nicht danach, in die volle Mensa zu gehen und da rum zu sitzen. Sie hatte einem Mädchen aus dem Mathekurs gesagt, sie solle Miyako in die Bibliothek schicken, sollte sie auftauchen. Marron zog es aus irgendeinem Grund in die Zurückgezogenheit und Ruhe der Bücher. Die alte Bibliothekarin mit dem strengen, grauen Knoten im Nacken und der Lesebrille auf der langen Adlernase, nickte Marron freundlich zu. Marron war einer der wenigen Schüler, die öfter hier aufkreuzten, also hatte sie so etwas wie die Ehre freundlich behandelt zu werden. Unentschlossen wanderte Marron die Regalreihen ab. Sie las fast alles was sie in die Finger bekam, ob Roman oder Biografie, Enzyklopädie oder Fantasy. Doch heute wusste sie einfach nicht, wo sie anfangen sollte. Sie arbeite sich von vorne nach hinten vor, bis sie die hinterste Ecke des großen Raumes erreicht hatte. Sie hatte viele interessante Dinge gesehen und nun würde sie den Weg rückwärts zurücklegen um sich zu entscheiden. Eine verrückte Methode, doch sie half. Marron hatte nicht einmal die zweite Reihe von hinten erreicht, als sie in Jemanden hineinlief. Obwohl sie sich wunderte, dass hier jemand war, stammelte sie doch eine Entschuldigung, welche ihr im Halse stecken blieb als sie sah wer vor ihr stand. Mit leicht gehobenen Augenbrauen blickte Chiaki auf Marron hinab. Marron spürte ihr heftig klopfendes Herz, aber auch ihre Wut auf Chiaki und die nicht zu übersehende Abneigung, die auch Chiaki spüren musste. „Ach du bist es.“ Sofort wandte sie sich wieder ihrer Aufgabe zu, die er unterbrochen hatte und hoffte, dass er ebenfalls dem nachging, was er vor gehabt hatte. Doch Chiaki ging nicht. Marron spürte, dass er sie nicht aus den Augen ließ, sie beobachte während sie mit den Fingern über die Einbände strich und ihre Anspannung wuchs. Genervt knirschte sie mit den Zähnen, doch sie hielt es nicht länger aus. Ungeduldig fuhr sie herum, bemüht beherrscht nicht wütend zu erscheinen. „Was willst du? Hau rein, ich habe keine Zeit für so einen Scheiß!“ Sie verschränkte die Arme und sah ihm herausfordernd entgegen. Chiakis umwerfendes und doch kaltes Lächeln jagte ihr ein Schauer über den Rücken. „Tja Liebchen. Wollte mal sehen, ob du mich vielleicht schon vermisst. So eine Ansage wie gestern bekommst du nicht noch einmal. Von niemanden!“ Marron lachte spöttisch und drehte sich um. Der hatte doch wirklich nicht alle Latten am Zaun. „Du glaubst doch tatsächlich du hättest irgendeine Wirkung auf mich erzielt. Sorry, ist nicht!“ Marron hatte genug. Ihr saß ein Kloß im Hals, weil seine Art sie verletzte. Ihr einziges Ziel war nun, die Bibliothek zu verlassen. Plötzlich drückte sich Chiakis Körper hart gegen den ihren, schon sie bis zum Regal und hielt sie dort fest. Ihr Gesicht presste sich schmerzvoll gegen die Bücher, die auf keinerlei Weise nachgaben. Marron spürte die angespannten Muskeln von Chiaki an ihrem Rücken und vernahm seinen warmen Atem an ihrer linken Wange. Seltsamerweise hatte sie keine Angst. Sie war wütend und spürte wie sich alles in ihr zusammenzog und rebellierte. Doch wehren war zwecklos. Chiaki merkte es sofort und verstärkte nur seinen Griff, was den Druck und den Schmerz verschlimmerte. Seine Stimme war kaum noch ein Flüstern und obwohl Chiaki es zu verdrängen versuchte, hörte Marron nicht eiskalten Zorn, sondern so etwas wie Leidenschaft in seiner Stimme. „Alles was ich gesagt habe war wahr, Marron und ich hasse es, nicht Ernst genommen zu werden. Noch schlimmer jedoch ist es, wenn ich zum Narren gehalten werde. Du kannst mir nichts vormachen. Deine Arroganz ist gespielt. In Wirklichkeit bist du wahrscheinlich nicht einmal wählerisch.“ Marron unterdrückte Tränen und schluckte hart. Chiaki war außer sich, in seiner Eitelkeit verletzt und vielleicht noch mehr. Doch nichts entschuldigte sein Verhalten. Mit aller, ihr verbliebenen Kraft trat sie ihm mit dem Absatz auf den Fuß, was ihn jedoch nur zusammenzucken ließ. Aber er lockerte seinen Griff ein wenig. „Was bist du doch erbärmlich. Glaubst du wirklich, du erreichst etwas, wenn du mich verletzt oder einschüchterst? Wenn ich dich so gekränkt habe, wieso machst du es dann noch schlimmer?“ Chiaki ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Er zeigte keinerlei Reue, was Marron nicht wunderte. Selbst wenn er so etwas fühlte, würde er es ihr nicht zeigen. Fast teilnahmslos sah er ihr in die Augen und entdeckte wahrscheinlich die unterdrückten Tränen, die sie verspürte. Augenblicklich wandte er sich um und wollte gehen. Fassungslos starrte Marron ihm hinterher. „Warte! Das lassen wir jetzt nicht einfach so in diesem Raum stehen.“ Chiaki drehte sich nicht um. „Ich habe einen Fehler begannen, in dem Augenblick in dem ich dir meine Aufmerksamkeit schenkte. Dazu gibt’s nichts zu sagen.“ „Ich habe nicht darum gebettelt, nicht ein einziges Mal, vergiss das nicht.“ Erst jetzt sah er ihr in die Augen, seine Mimik jedoch hatte sich nicht verändert. „Mein Fehler!“ Damit schien für Chiaki alles gesagt und fort war er. Marron blieb nur mit einer verzehrenden Leere zurück und wünschte sich überall hin, nur nicht länger in der Nähe von Chiaki. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)