Find your light again von abgemeldet (Folge deinen Träumen, es gibt nichts was du nicht tun kannst!) ================================================================================ Kapitel 22: Bei Nagoyas ----------------------- „Nun…äh…vielleicht lasst ihr uns erst einmal eintreten.“ Sachte schob Chiaki Akane von sich und tastete nach Marrons Hand. Er hatte gesehen, dass sie sich ein wenig zurückgezogen hatte. Kein Wunder, das war wirklich zu viel auf einmal und Chiaki wusste, dass Akane sehr einschüchternd wirken konnte mit ihrer wallenden Goldmähne und dem teuren, von Vati bezahlten Gesicht. Nur widerwillig gab sie ihm ihre Hand während er sie in die Eingangshalle zog. Marron wagte es nicht, sich umzusehen. Im Moment strömten so viele Gedanken und Gefühle auf sie ein, dass sie am Liebsten zurück in die Limousine gestiegen und zum Internat zurück gefahren wäre. Was sollte das denn für ein Weihnachtsfest werden? Marron war kein Mensch der gerne im Mittelpunkt stand. Darum ging es auch nicht. Doch dieses Mädchen schien Chiaki sehr nahe zu stehen und Marron würde es nicht ertragen können, die zweite Geige zu spielen. Sie fühlte sogar augenblicklich so eine Art Stich der Eifersucht, rein freundschaftlich gesehen natürlich. Sie spürte wie ihre Hand drückte und sie sah zu ihm auf. „Wo bleiben denn unsere Manieren. Darf ich euch Marron vorstellen. Sie ist meine beste Freundin. Ein wahrer Schatz.“ Er lächelte so warm auf sie herunter, dass Marron Herz schneller schlug. Doch Akanes Anwesenheit vergällte es ihr. Chiakis Vater breitete seine Arme aus und lachte laut. „Ja, Marron. Ich habe schon so viel von dir gehört. Chiaki redet ja nur noch von dir.“ Er nahm sie in den Arm, was Marron unendlich peinlich war und stieß Chiaki dann in die Seite. „Ich hätte nie gedacht, dass mein Sohn zu einer Freundschaft mit einem weiblichen Wesen fähig sein könnte. Du bist wirklich ein Wunder, Marron.“ Beschämt sah sie auf ihre Füße. „Und ich hoffe, dass wir ebenso gute Freunde sein können.“ Akane nahm Marrons Gesicht in beide Hände und küsste sie auf die Wangen. Marron lächelte matt und wusste sofort, dass das nie der Fall sein würde. Akane würde Chiakis und ihre Freundschaft nie gut heißen. Sie war zu eng, zu vertraulich. „Komm ich zeig dir dein Zimmer.“ Chiakis Aufmerksamkeit war wieder ganz bei ihr, was Akane sichtlich unangenehm war. Wahrscheinlich hatte sie mehr erwartet, nachdem sie aus Australien zurückgekehrt war. Chiaki dagegen schien das nicht zu stören. Aufgeregt zog er sie zu einer marmornen Treppe die mit einem roten Teppich ausgelegt war. In diesem Stil war die ganze Eingangshalle gehalten, was Marron sehr anheimelnd fand. Chiaki hatte Recht gehabt. Während er sie die Treppen hoch zerrte, erzählte Chiaki viele Geschichten, die irgendwie mit diesem Haus zusammen passten. Es war so viel, was er auf einmal sprach, dass sie ihm nicht ganz zuhören konnte und die Hälfte schon vergessen hatte, als sie auf einen Gang mit sieben Türen kamen. Vor der dritten Tür blieben sie stehen. Sie war aus weiß gestrichenem Eichenholz mit einer goldenen Klinke. Wie im Film, dachte Marron. Mit einem Schwung öffnete Chiaki die Tür und bat sie, einzutreten. „Das ist das beste Zimmer, was wir haben. Ich habe meinen Eltern die Hölle heißt gemacht, damit hier ja alles perfekt ist.“ Überwältigt sah Marron sich um. Der Boden war mit rötlich braunem Laminat ausgelegt, das matt im Sonnenlicht glänzte, welches durch eine der zwei Balkontüren fiel. Zu Marrons Linken stand ein Bett aus rustikalem Mahagoni mit dicken Decken und Kissen in der Farbe des Sonnenunterganges, mit je zwei Nachttischen und einem Schreibtisch zur Rechten, ebenfalls aus Mahagoni. Die Wände waren wie aus Backstein gezimmert, jedoch in einem blassen Crèmeton und über dem Bett hing ein Bild, dass eine Szenerie aus dem späten Mittelalter zeigte. Marron war vollkommen verblüfft. „Das ist….unbeschreiblich.“ Sie ging zum Bett und strich über das edle Holz und die schwere Brokat Tagesdecke. „Das ist wie aus einer anderen Zeit.“ „Ich wusste, dass es dir gefällt.“ Chiaki grinste übers ganze Gesicht. „Meine Mama hat echt ein Händchen für so was. Sie hat jedes Zimmer in einem anderen Stil eingerichtet.“ „Sie hat goldene Hände, Chiaki!“ Sie wandte sich zu ihm um. „Das muss ich ihr unbedingt mal sagen. Ich bin echt beeindruckt.“ Chiaki lachte erfreut. „Du wirst sie heute Abend kennen lernen. Im Moment ist sie noch bei ihrem Frauenverein und verteilt Geschenke. Das macht sie jedes Jahr so.“ Nochmal wanderte Sheila Blick durch das Zimmer. Chiakis Mutter musste eine erstaunliche Frau sein. So wie diese Akane, dachte sie. Während Chiaki stolz die Inneneinrichtung des Zimmers musterte, beobachtete Marron scheu sein Profil. Was war nur los mit ihr? „Ich denke du solltest dich erst einmal einrichten.“ Er wandte sich zu ihr um und strahlte über das ganze Gesicht. „Dein Koffer steht neben dem Schreibtisch, die Tür bei der Terrasse führt in einen Kleiderschrank. Mach es dir gemütlich und schau dir ruhig alles an. Ich werd eben nach meinem Vater schauen. Ich komme dich so in einer Stunde holen.“ Marron wollte schon fragen, was er denn mit ihr vorhätte, aber Chiaki war bereits voller Tatendrang aus dem Raum verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Seufzend ließ sie sich auf das, überaus bequeme, Bett fallen und verschränkte die Arme über dem Gesicht. Wenn sie daran zurück dachte, wie sie Chiaki kennen gelernt hatte und was sie einmal von ihm gedacht hatte, wunderte sie es doch sehr, dass er sich so als Familienmensch entpuppte. Hier war er ein ganz anderer Mensch, woran das liegen konnte, wusste Marron nicht. Sie drehte sich auf die Seite und sah zur Balkontür hinaus. Sie hegte Gedanken und Gefühle, die ihr gar nicht passten. Diese Eifersucht - und sie konnte nicht leugnen, dass es Eifersucht gewesen war - war ihr neu und hinterließ einen bittersüßen Geschmack und viele Fragen. Schließlich wusste Marron ja, wie er zu Frauen stand und es durfte sie nicht überraschen, dass er immer noch eine Karte im Ärmel hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich an seine ungeteilte Aufmerksamkeit so gewöhnt, dass sie Angst hatte, in den Hintergrund gedrängt zu werden. Wütend über sich selbst schüttelte Marron den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Was hatte sie denn gedacht? Das Chiaki nie wieder mit einer Frau zusammen sein würde, solange sie beste Freunde waren? Das war selbstsüchtig und ungerecht. Aber warum hatte sie das Gefühl, das sie etwas übersah. Die Tür schwang auf und eine dunkelhaarige Frau mit modischem Kurzhaarschnitt und Guccikostüm in marineblau betrat den Salon, in dem ihr Mann und ihr Sohn am Kamin standen und sich unterhielten. Kaum hatte die hübsche Brünette ihren Sohn gesehen, warf sie wenig passend zu ihrem Outfit, alles von sich und schloß Chiaki in ihre Arme. „Schön dich zu sehen, mein Schatz.“ Mayoko Nagoya schob ihren Sohn von sich und strahlte ihm ins Gesicht, dann schlug sie ihm gegen die Schulter. „Au!“ Chiaki rieb sich den rechten Oberarm. „Du hast dich eindeutig zu wenig gemeldet, Freundchen.“ Chiaki lachte und nahm seine Mutter noch einmal in den Arm. „Du weißt doch, Mama, die Jugend von heute hat nie Zeit.“ Mayoko sah ihren Sohn skeptisch an und gab Kaiki dann einen Kuss. „Ich glaube eher, dass du nur Weiber im Kopf hattest.“ Chiaki verdrehte die Augen und streckte seiner Mutter die Zunge raus. Kaiki lachte und beugte sich verschwörerisch zu Mayoko hinüber. „Eher eine Frau, mein Schatz. Nur eine.“ Verblüfft sah Mayoko ihren Sohn an. „ Aber doch nicht Akane, oder?“ Der schockierte Ausdruck auf Mayokos Gesicht, Chiaki die Stirn runzeln. „Ich dachte immer, du siehst in ihr deine zukünftige Schwiegertochter?“ Fragend blickte er zu seinem Vater, der jedoch nur die Schultern zuckte. Mayoko schüttelte den Kopf und zog ihren Blazer aus. Darunter kam eine cremefarbene Bluse zum Vorschein. „Das war, bevor sie zu diesem Modepüppchen mit dem eine Million Dollar Gesicht wurde.“ Kaiki räusperte sich. „Sie geht deiner Mutter schon seit einer Woche gehörig auf den Keks.“ Mayoko funkelte ihren Mann böse an. „Du findest das alles nur toll, weil du was zu gucken hast.“ Beschwichtigend zog Kaiki seine Frau in den Arm und ließ sich auf eine weiße Brokatcouch nieder. „Nicht wirklich! Aber ich bin halt eher der friedliebende Mensch.“ Chikai Mutter schnaubte verächtlich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Chiaki. „Und von welchem weiblichen Wesen spricht dein Vater dann? So wie er es gesagt hat, scheint es ausnahmsweise mal keine Eintagsfliege zu sein.“ Chiaki liebte die direkte Art seiner Mutter, doch manchmal hätte er ihr am Liebsten den Hals umgedreht. Er ließ sich auf einen gleichfarbigen Sessel nieder, der seinen Eltern am nächsten stand. „Sie ist keine Eintagsfliege, Mama. Aber es ist auch nicht so wie du denkst. Ich weiß nicht, was Papa sich da wieder zusammen spinnt.“ Er warf Kaiki einen bösen Blick zu. Dieser ignorierte seinen Sohn und grinste seine Frau verschmitzt an. „Dein Sohn spricht von dieser Marron, die er mitbringen wollte. Angeblich seine beste Freundin.“ Chiakis Protest verhinderte er mit einer ungeduldigen Geste. „Aber, mein Schatz, du musst sie dir später unbedingt ansehen. Ein Engel.“ Chikai grummelte vor sich hin. „Ist sie das etwa nicht?“ Kritisch musterte Mayoko ihren Sohn. „Schon, sie ist lieb und ein ganz toller Mensch. Aber ich mag es nicht, wenn ihr über sie spricht, als wäre sie eine meiner Eroberungen.“ „Das hat keiner von uns gesagt.“ „Aber ihr denkt es. Marron und ich sind sehr, sehr gute Freunde. Warum ich sie mitgebracht habe, sagte ich euch bereits. Niemand sollte Weihnachten alleine verbringen müssen. Vor allen Dingen nicht, wenn es Menschen gibt denen man wichtig ist.“ Mayokos Miene wurde sanft. „Du magst sie wirklich sehr, hmmm?“ „Ich sagte doch, sie ist meine beste Freundin.“ Seufzend erhob er sich. „Ich bitte euch, macht keine dummen Sprüche in ihrer Gegenwart. Sie ist, seitdem Akane uns überrannt hat, ein wenig durcheinander.“ Er verließ den Salon. „Ich fresse buchstäblich einen Besen, wenn da nicht mehr ist.“ Kaki sah zu der geschlossenen Tür. Mayoko seufzte und kuschelte sich in die Arme ihres Mannes. „Wir können so viel spekulieren wie wir wollen, solange nicht einer von den Beiden sich zu seinen Gefühlen bekennt, sind sie beste Freunde.“ Sie sah zu Kaiki auf. „Ich denke nicht, dass Akane sich über Marrons Anwesenheit freut. Chiaki scheint Akanes Anwesenheit jedenfalls kalt zu lassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)