Reise durch Enorath von Engelskrieger ================================================================================ Kapitel 2: Im Trockenen ----------------------- Der Alte zog rasch das Tor hinter ihnen zu und verschloss es wieder, dann sah er zu Layn. „Kannst mich Ombur nennen...“ grummelte er, steckte den Schlüsselbund ein, kramte nach einem anderen und schloss damit das Wachhäuschen ab. „Nun komm...“ winkte er. Layn folgte Ombur gehorsam durch die Gassen. Der Regen peitschte auch hier wild, ließ Regentropfen hart auf den Pflastersteinen aufprallen und der Wind heulte unheilvoll in den dunklen Gassen zwischen den Häusern. Überall war es stockdunkel, es brannte kein einziges Licht in den Fenstern. Nur die wenigen Straßenlaternen an der Hauptstraße warfen ihr spärliches Licht in die alles verschluckende Düsternis. Layn sah hoch zu den zugezogenen Fenstern. Er beneidete die Menschen, die in ihren warmen Betten lagen und mehr oder weniger nichts von diesem Unwetter mitbekamen. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder nach vorne gelenkt, denn von Fernen konnte er plötzlich viele Stimmen und Musik hören. Dann sah er auch schon ein Gasthaus, das wie eine große Laterne in der Dunkelheit leuchtete. "Zum dreibeinigen Zentauren?" murmelte Layn als sie daran vorbei gingen und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er konnte Gelächter hören, sowie die Stimme des Händlers, dem er geholfen hatte. Dieser schien ziemlich angetrunken zu sein und prahlte laut über seinen angeblichen Kampf gegen Pauris. Wenn meine Schulter nicht wäre, dann...! Er schluckte jegliche Verwünschungen herunter und drückte Ijaii dichter an sich, der ihn daraufhin groß ansah. Diese einfältigen Narren...wenn die wüssten... Layn seufzte und sah wieder auf Ombur. „Kannst froh sein, Junge...“ erwiderte dieser plötzlich, sodass Layn vor Schreck zusammenzuckte. „...ich wollte nämlich gerade Feierabend machen...bei dem Sturm wird eh keiner mehr kommen - hoffe ich zumindest...wenn, wird das eine ziemlich ungemütliche Nacht werden...“ Das glaube ich... „...danke noch mal...“ schniefte Layn, erhielt jedoch nur ein leises Brummen als Antwort und ging nun neben dem Alten her. Dieser führte ihn in eine schmale Gasse und öffnete die Tür eines eher normalgroßen, einstöckigen Hauses mit kleinem Garten an der Seite. „Komm rein...“ murmelte er. Layn gehorchte sofort und trat in eine warme Stube. Ijaii flatterte aus seiner Hand und hängte sich unter eine Wandlampe. Ombur sah der Fledermaus dabei zu. „Die ist doch hoffentlich stubenrein, oder? Meine Frau bringt mich sonst um...das überhaupt solch ein Tier hier ist, wird sie eh erstmal verdauen müssen...“ Layn sah ihn verdattert an, da er sich nicht denken konnte was so schlimm an seinem Ijaii sein sollte. Er war klein, fiel also somit nicht sehr auf und würde so auch keine große Last bei Fremden sein. Allerdings gab es ja noch die Sorte Leute die Angst vor Fledermäusen und anderen, besonders in Höhlen lebenden, Tieren hatten oder sich sogar vor ihnen ekelten. Spinnen versteh ich ja, aber doch nicht mein kleiner Ijaii... Dennoch wollte er nicht widersprechen und nickte. „Natürlich...wenn er...ähm... ‚muss’ lass ich ihn natürlich sofort raus...“ Layn sah leicht grinsend zu Ijaii, der beide, und besonders Ombur, nur schief ansah. „Hast du gehört?“ „äh...ja...“ piepste dieser nur halblaut und Layn dachte sich, das Ijaii sich ziemlich veralbert fühlen musste, schließlich war noch nie von so was die Rede gewesen. Allerdings war dies hier auch eine erstmalige Situation. „äh...ichmöchtejagengehen...bittemeisterlayn..." piepste er dann leise und schlug mit den Flügeln. „Jagen? Bei dem Wetter? Kommt nicht in Frage! Nachher wehst du mir noch weg oder holst dir sogar noch eine Erkältung!“ Ijaii sah mit großen, feuchten Augen auf ihn herunter und so wandte sich Layn nur seufzend an Ombur, der ihn verwirrt anstarrte. „Verzeiht, aber...habt Ihr einen Dachboden oder einen Keller, wo er Motten, Spinnen und so was jagen könnte?“ „Der...der Dachboden...“ Ombur sah Layn weiterhin verwirrt an. „Du...du kannst mit ihm reden?“ fragte er verdattert und deutete mit dem Zeigefinger zwischen ihnen hin und her. Layn wusste nicht wie er darauf antworten sollte. Zuviel von sich zu verraten hat noch nie gut getan, das ist Erfahrungssache. Leicht biss er sich auf die Lippe und versuchte seine Gedanken zu sammeln, doch bevor ihm was einfiel und er etwas sagen konnte fiel ihm der Alte wieder ins Wort. „Schon gut, schon gut...du musst nicht antworten, wenn du nicht willst...komm...hier kann ich mich nicht um deine Schulter kümmern, außerdem brauchst du noch trockene Sachen...“ Layn nickte stumm und folgte ihm durch die Stube. Ijaii flatterte ihnen hinterher. „Nochmals danke...nicht viele sind so freundlich und helfen Fremden... und besonders nicht so einem wie mir...“ Ombur sah ihn schief an. „Wieso? Du scheinst mir ein aufrichtiger Kerl zu sein...und du hattest Recht mit vorhin...man soll nicht auf das Äußere achten...obwohl du mir immer noch seltsam aussiehst...was bist du eigentlich, wenn ich fragen darf?“ Layn schluckte. Nicht doch...haahh...aber man kann es einem ja nicht übel nehmen...was soll man schon von einem denken wenn er so aussieht wie ich? Dann lächelte er leicht und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ein Mensch nicht, wie man sieht...mein Vater war ein Elf...daher kann ich auch mit meiner Fledermaus reden - sowie mit anderen Tieren übrigens auch...“ fügte er weiterhin lächelnd hinzu. Ombur hob die Brauen. „Ach so...das können Elfen? Wusste ich nicht...ich kenn keine...war noch nie woanders als hier in Evendim, obwohl hier ja auch ein paar ab und zu rumlaufen sollen, allerdings nie wenn ich Schicht habe...nun ja...wollen wir uns endlich deine Verletzung ansehen...“ sprach er mit einem leicht besorgten Blick auf Layns Schulter. „Ja...“ Layn ging lächelnd hinter ihm her. Es kam schon selten vor, dass ihn jemand wie einen ‚normalen’ Kerl behandelte. Sie traten in eine Küche und setzten sich auf die Stühle. Layn zog vorsichtig die Weste, sowie das Hemd aus. Ombur saß hinter ihm und betrachtete seine Wunde. Behutsam fühlte er mit den Fingern darüber. „Ich kann die Spitze zwar nicht sehen, aber fühlen tue ich sie...“ Er drückte leicht in die Haut und Layn biss die Zähne zusammen. „Das wird leider wehtun...“ „Hab ich auch nicht anders erwartet...“ brachte Layn zwischen seinen Zähnen hervor. „Warte hier...ich hole eine Zange, Verbandszeug und etwas zum Desinfizieren...“ Ombur ließ Layn alleine und schlich leise durch die Flure. Layn sah sich interessiert in der Küche um und kraulte Ijaii, der sich auf seinen Schoß gesetzt hatte. Er dachte darüber nach, wie weit er diesem Ombur vertrauen konnte, dann sah er auf Ijaii und lächelte. Dieser schmiegte seinen Kopf genüsslich an die Finger die ihn kraulten und hielt dabei die kleinen Äuglein geschlossen. Layn hob die kleine Fledermaus hoch und drückte sie sanft an sein Gesicht. Ijaii presste seine kleine, feuchte Schnauze an Layns Wange. „ichhabdichlieb, meisterlayn...“ piepste er leise. „Ich dich auch mein Kleiner... und nenn mich endlich nur noch Layn...wir kennen uns nun schon so lange...das ist mir einfach unangenehm...wir sind Freunde, nichts anderes...ich will mich nicht mit den anderen Vampiren vergleichen...“ „nagut, meis...ähm...layn...“ fiepte Ijaii noch leicht unsicher, sah ihn dann aber glücklich an. Layn grinste zufrieden, dann kam auch schon Ombur zurück. „Hab ich da grad was von Vampiren gehört?“ fragte er leicht erstaunt und setzte sich wieder hinter Layn. „Ähm...ja...wieso?“ Lieber ehrlich bleiben und nicht den Anschein erwecken etwas zu verheimlichen...besonders bei dem Thema...sonst fangen nachher die Fragen an... Layn drehte seinen Kopf so weit er konnte nach hinten um Ombur etwas ansehen zu können. „Ach...nur so...ich fang jetzt an...“ Layn nickte und sah wieder nach vorne. Ombur tränkte ein Tuch mit starkem Alkohol. Dieses drückte er dann vorsichtig auf die offene Wunde. Layn hätte fast vor Schmerz aufgeschrien, konnte sich aber gerade noch so zusammenreißen. Dann drückte Ombur auch schon mit den Fingern die Wunde vorsichtig auseinander um mehr Platz für die Luppenzange zu haben. Layn biss die Zähne zusammen, da spürte er auch schon das kalte Metal. Es schmerzte ihn fürchterlich und er kniff die Augen zusammen. Ijaii sah besorgt nach oben und bekam eine kleine Träne auf die Schnauze. Sofort schüttelte er sich am ganzen Körper und sah wieder hoch. „layn...“ Er schmiegte sich tröstend an die Wange seines Herrn. Ombur fuhr mit der Zange noch etwas tiefer ins Fleisch. Dann ließ er die Zange zugreifen. „So...ich hab sie...ich zieh sie jetzt vorsichtig heraus...hm...scheint so, als ob sie mit Widerhaken gearbeitet wurde, das kann natürlich noch schmerzhafter werden, als normal...“ Layn nickte nur leicht und sah schmerzlich zu Ijaii. Er lächelte verkrampft in dessen kleinen feuchten Augen. „Nicht...weinen...“ brachte er leise hervor und strich mit einem Finger über Ijaiis Köpfchen. Dieser schmiegte sich sofort daran und umklammerte ihn leicht mit seinen Flügeln. Er versuchte die Schmerzen und das kalte Eisen in der Schulter zu ignorieren und konzentrierte sich nur auf den Kleinen. „Argh!“ schrie Layn plötzlich leise auf und atmete dann tief aus. „Hier ist das Mistding...“ Ombur zeigte ihm die blutverschmierte Pfeilspitze und legte sie dann samt Zange auf den Tisch. „Danke...ich danke Euch wirklich sehr...“ keuchte Layn erleichtert und drehte sich etwas um. „Schon gut...ich desinfiziere jetzt noch einmal die Wunde und dann kommt ein Verband drauf...hast du noch andere Verletzungen?“ „Ähm...ja...der Arm, aber das ist halb so wild...“ Layn streckte leicht den rechten Arm aus, den sich Ombur dennoch sofort ansah. „Trotzdem...entzünden könnte es sich immer noch...“ Er begann sofort alle Wunden zu verbinden, danach gingen sie in die Stube zurück und Layn setzte sich vor den Kamin. Ombur ging kurz zurück in den Flur und kam dann mit ein paar trockenen Sachen zurück. Er hielt sie ihm entgegen und setzte sich ebenfalls in einen Sessel. „Wem gehören die?“ fragte Layn, während er sich auszog. Sie waren nicht in der Größe, wie sie Ombur trug, sondern passten ihm sogar ein wenig. „Sie gehörten meinem Sohn...“ murmelte Ombur und sah ins Feuer. „Oh...wo ist Euer Sohn? Arbeitet er oben im Schloss?“ Layn sah ihn nur ab und zu an, er streifte sich vorsichtig das Hemd über den Kopf und musste dabei sehr auf seine Schulter achten. Ist sogar ein wenig breiter in den Schultern... Ombur antwortete jedoch nicht sofort. „Nein...“ sprach er dann mit fast tonloser Stimme. Seine Miene wirkte nun irgendwie nachdenklich, so als ob er in Erinnerungen schwelgen würde. „Ombur?“ fragte Layn unsicher und setzte sich, als er fertig angezogen war, wieder in den Sessel. Ijaii machte es sich sofort wieder auf seinem Bein bequem. Ombur zuckte leicht zusammen und sah dann zu ihm auf. „Was? Oh...er... er starb vor zwei Jahren...war ungefähr so alt wie du damals...“ „Das...das tut mir sehr Leid...“ Layn sah ihn traurig an, erwiderte jedoch nichts zu seinem Alter. Elfen alterten extrem langsamer als Menschen und auch Vampire anders. Layn war schon über 800 Jahre alt. „Ist schon gut...“ Ombur sah zurück aufs Feuer. Layn fragte lieber nicht nach wie sein Sohn gestorben war. Er wollte ihn nicht weiter daran erinnern. Sie schwiegen sich lange Zeit an, dann brach Layn die Stille. „Ich möchte nicht länger zur Last fallen, daher werde ich wohl lieber in ein Gasthaus gehen und mir ein Zimmer mieten...“ „Ach, Unsinn Junge...bei dem Wetter gehst du nicht mehr raus...außerdem ist unser Wirt nicht besonders fair gegenüber Fremden...“ Wohl eher gegenüber solchen wie mir..., dachte sich Layn. „...da werden die Preise schon mal höher als erlaubt...wir haben noch ein Zimmer mit Bett frei...dort kannst du schlafen...“ „Oh...ich...vielen Dank...das ist sehr freundlich von Ihnen...“ Layn lächelte den Alten leicht an, doch im Inneren fühlte er sich nicht ganz so wohl. Es ist bestimmt das Zimmer seines Sohnes...natürlich ist es das... was denn sonst?, dachte er und seufzte innerlich. Ruckartig sah Layn vom Feuer hoch, denn plötzlich hörte er eine Holzdiele knarren und Schritte. Dann tauchte auch schon der müde Kopf einer älteren, kleinen Frau auf. Sie trug einen hellen Morgenmantel und hatte sich die grau durchzogenen Haare zu einem Zopf gebunden. Leicht müde blinzelte die Frau und sah sich verschlafen um. „Ombur? Bist du das? Wieso schläfst du noch nicht? Oh...“ Sie sah mit ihren braunen Augen auf Layn und lächelte verlegen. Er grinste sie freundlich an. „Guten Abend, die Dame...“ „Das ist meine Frau Nurana...das ist...äh...ähm...“ Ombur sah Layn fragend an, der seinen Blick erwiderte und dann verlegen lachte. Er stand auf und verbeugte sich leicht vor beiden. „Entschuldigen Sie...wie unhöflich von mir...mein Name ist Layn, freut mich Sie kennen zu lernen...“ Nurana richtete rasch ihr Haar, zog sich den Morgenmantel enger und kam dann zögernd näher. „Sehr erfreut, junger Mann...“ Sie sah an ihm hoch und musterte ihn entzückt. Etwas, was Layn wegen dieser Seltenheit schon leicht unangenehm war. „Eurer Mann war so freundlich mich für die Nacht hier bei Ihnen übernachten zu lassen... und...es tut mir sehr Leid...er musste mir trockene Kleidung geben, meine eigenen waren wegen des Unwetters völlig durchnässt...“ Er deutete kurz auf den durchtränkten Haufen neben dem Kamin. „Ach, das macht doch nichts...“ Nurana lächelte ihn freundlich an, doch er merkte, dass es sie sicherlich ein wenig schmerzte ihn in den Sachen ihres Sohnes zu sehen, die sie hundertprozentig sofort an ihm erkannte hatte. Plötzlich flatterte Ijaii auf, flog vom Sessel und setzte sich auf Layns Schulter. „du...layn...“ Ijaii stupste mit seiner Schnauze unruhig an Layns Hals. „...ichwilljetztendlichjagen...darfich? bitte...“ quengelte er leicht und strich mit seinem Flügeln über Layns Wange. Layn konnte Ijaiis kleines Bäuchlein knurren hören und sah ihn mitleidig an. Sein eigener Magen hatte das Betteln schon lange aufgegeben. Nurana war bei dem Flattern zusammengezuckt und schrie vor Schreck leise auf als sie die kleine Fledermaus sah. Sofort stellte sie sich schützend hinter den Sessel, in dem Ombur saß. „Keine Sorge, Liebes...sie tut dir nichts und gehört, wie du siehst, zu dem Jungen...“ Unsicher sah Nurana ihren Mann an und betrachtete dann wieder Ijaii. „Verzeiht mir, aber mein kleiner Ijaii hat Hunger...ich möchte nicht, dass er sich unwohl fühlt und das er hungert erstrecht nicht...darf er nun bei Ihnen jagen? Ich wäre Ihnen dafür sehr dankbar...“ „Bei...uns?“ Nurana sah von Layn auf die Fledermaus und dann auf ihren Mann. „Natürlich...ja...“ Ombur stand auf. „Komm, Layn...ich zeige dir den Dachboden...“ Layn stand ebenfalls auf und verbeugte sich noch einmal leicht vor Nurana, als er an ihr vorbeiging. Diese sah ihm leicht gerötet nach und folgte ihnen die Treppe hoch. „Ich werde Ihnen sofort das Bett herrichten!“ Rasch trat sie, als sie oben angekommen waren, links auf ein Zimmer zu und verschwand darin. Layn sah ihr kurz nach, dann wandte er sich an Ombur. „Sie haben eine nette und herzensgute Frau, Ombur...“ „Ja...ja, das ist sie...“ erwiderte Ombur zum ersten Mal nicht mehr so brummig, sondern freundlich und sogar ein wenig liebevoll. Er führte ihn zu einer Leiter, die an der Wand angebracht war. Darüber ragte eine Luke in der Decke. Ombur zog sie nach vorne, sodass er auf die Sprossen steigen konnte, kletterte hinauf und öffnete diese. Layn folgte ihm, als Ombur durch die Luke geklettert war. Der Dachboden war sehr niedrig und sogar Ombur musste sich geduckt halten. Layn sah sich um und wandte sich dann an Ijaii. „Ist das gut so, Ijaii? Meinst du, dass du hier ausreichend zu Futtern finden wirst?“ Ijaii sah sich um und flatterte dann eine kleine Runde in dem langen, dunklen Raum. Dann kam er zurück und setzte sich auf Layns Hand, die dieser ihm entgegen streckte. „Nun?“ Er sah erwartungsvoll auf die kleine Fledermaus. „ja...ichglaubschon...hiergibtesreichlichspinnenundvieleinsekten...daswirdaufjedenfallfürmich reichen...“ „Gut...ich werde dich dann in anderthalb Stunden abholen...reicht dir das?“ Ijaii nickte kurz und flatterte dann zurück in die dunklen Ecken. Layn drehte sich, so gut es bei der Höhe ging, zu Ombur um. „Ist...Ihnen das recht?“ Ombur nickte und gemeinsam lauschten sie kurz Ijaiis leisem Flattern. „In der Zeit kannst du mir ja in Ruhe erzählen, was nun vorgefallen war...“ sprach er dann und wandte sich zur Luke. „Sehr gern...“ Sie kletterten wieder hinunter und Ombur schloss die Dachbodenluke. Dann kehrten sie zurück in die warme Stube und setzten sie sich wieder in die Sessel. Nach kurzer Zeit kam auch schon Nurana zurück und brachte ihnen Tee. Dann verabschiedete sie sich und ging zurück ins Bett. Layn trank genüsslich den heißen und wohltuenden Tee und erzählte Ombur von dem Goblinangriff. Dieser lauschte mit ernster Miene. Als Layn fertig war, gab Ombur wieder sein leises, brummendes Geräusch von sich. „Das ist nicht gut...ich habe ja schon von diesen Kreaturen gehört, aber dass sie sich schon hier oben in Andros aufhalten...das muss der König erfahren...am besten begleitest du mich morgen...“ Er stockte kurz und warf einen raschen Blick aus dem Fenster. „Ich mein, heute früh hoch ins Schloss...“ fuhr er dann fort. „Ich bin sicher, das er uns empfangen wird...besonders in eh schon solch schweren Zeiten...“ Layn sah betrübt ins Feuer. „Ich... halte mich nicht gern unter anderen - und besonders nicht unter so vielen Leuten auf...“ Er erinnerte sich nur zu gut an das Getuschel und Gemurmel der Leute, egal in welchem Land er war. „Ihre Gastfreundschaft jedoch genieße ich sehr...“ fügte er leicht lächelnd hinzu und sah zu Ombur. „Ich errege einfach zu viel Aufsehen...vielen bin ich nicht geheuer und das nur wegen meines Aussehens...selbst Euer gütiger König wird mich schief anschauen...wie kann ich ihm beweisen, dass ich nichts im Schilde führe? Dass ich diesen Junke gerettet habe, glaubt mir auch keiner...“ „Natürlich werden sie das...“ sprach Ombur in einem ermutigenden Ton und auch sein Blick wirkte auf Layn irgendwie aufbauend. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie Junke das abkaufen? Er und Pauris in die Flucht schlagen, das ich nicht lache! Er kann ja noch nicht mal mit einem Schwert umgehen, geschweige denn jemanden damit bezwingen!“ Er lachte und schüttelte den Kopf. „Und wenn dann auch noch du ankommst und ihnen deine Version der Geschichte erzählst, ist er doch schon längst vergessen! Keine Sorge...sie werden einem durchtrainierten, kampferprobten Burschen schon eher glauben, als einem kleinen, großmäuligem Händler, der nichts anders gelernt hat, als Feilschen und mit Trödel, Geld und Zahlen umgehen zu können!“ Zuversichtlich lächelte er Layn an, der es ihm zaghaft gleichtat. „Und wenn ihnen das wirklich noch nicht reicht, sind da ja noch deine Verletzungen...und wenn selbst das nichts bringt, zeige ich ihnen die Pfeilspitze...mach dir also keinen Kopf um diese Einfaltspinsel da draußen...ich werde dich unterstützen...“ Er richtete sich in seinem Sessel auf und Layn war so, als hätte er ein leichtes Grinsen hinter seinem Schnauzer gesehen. „Ich glaube und vertraue dir nämlich, denn wenn du ein schlechter Kerl wärst, hättest du mich und meine Frau sicherlich schon längst getötet, nachdem ich dich verarztet hatte...“ fuhr er fort. Dann stand er auf und Layn tat es ihm sofort nach. „Ich danke Euch sehr...das...bedeutet mir wirklich viel...“ erwiderte er lächelnd. „Schon gut...“ sprach Ombur und klopfte Layn auf die rechte Schulter. „Wir sollten jetzt schlafen...du bist sicher erschöpft...“ Layn nickte nur und sie gingen zusammen in die Küche, wo sie die Tassen erst einmal ins Waschbecken stellten. „Ich werde noch einmal mit dir hochgehen, wegen deiner Fledermaus...dein Zimmer ist, jetzt ein Stockwerk höher, die zweite Tür links - genau da wo meine Frau kurz rein verschwunden war...“ fügte er hinzu. „Ich danke Euch...“ Layn verbeugte sich wieder vor ihm. „Nun bedank dich doch nicht ständig, Layn...“ Ombur lächelte und sah nun, trotz Schnauzer oder vielleicht gerade deswegen, richtig freundlich aus. Sie gingen wieder leise die Treppen hoch und Layn holte Ijaii vom Dachboden, der schon auf ihn gewartet hatte. Dieser hängte sich zufrieden und satt an Layns Ohrringe und schaukelte freudig sanft daran hin und her. Ombur beobachtete ihn dabei und schmunzelte. „Ihr seid echt ein lustiges Gespann...hab ich auch noch nicht gesehen...eine Fledermaus, die sich an Ohrringe hängt...“ Layn lachte und sah dabei zu Ijaii, der weiterhin freudig auf und ab schaukelte und sich dann glücklich kopfüber an die Wange seines Herrn schmiegte. Layn trat auf das Zimmer zu, dass ihm gegeben wurde. Ombur stand noch an der Treppe und wollte wohl gerade in die Küche gehen, da drehte er sich plötzlich wieder zu Layn um. „Ähm...Layn...korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber...war deine Mutter vielleicht ein Vampir?“ Diese Worte ließen Layn schlagartig zusammenzucken und er drehte sich langsam zu Ombur um. Er wusste zwar, dass dies keinen Sinn mehr hatte, konnte aber nicht anders als sofort seine rötlichen Augen schützend zu verengen und mit einer Hand leicht seinen Mund zu verbergen. „Was? Wieso? Ich...“ nuschelte er dann dahinter vor, doch Omburs Miene nach, sah er keine Chance ihm etwas weiterhin vormachen zu können. Layn seufzte nachgebend und ließ die Hand nach unten sinken. „Ist es...so offensichtlich?“ fragte er und sah ihn leicht traurig an. Ich bin so blöd! Wie konnte ich mich nur gehen lassen? Er wird mich dem König ausliefern...Vampire werden überall gejagt und bei Halbvampiren werden sie sicherlich auch keine Ausnahme machen... Innerlich ohrfeigte er sich wegen seiner Unvorsichtigkeit. Ombur trat mit ernster Miene auf ihn zu. „Schon gut, Junge...“ sprach er zu Layns Überraschung und mit ruhiger Stimme. „Jedoch solltest du dir da draußen nicht angewöhnen so herzhaft zu lachen...deine Zähne verraten dich schneller als dir lieb ist...“ Layn wusste noch nicht recht was er von Omburs Einstellung halten sollte. „Oh...das...das mache ich auch nicht...zumindest nicht unbedacht...also hier...nun...ich weis auch nicht...ähm...“ Er schluckte hart. „Vertraut Ihr mir noch immer?" fragte er ihn zaghaft und sah ihn dabei leicht traurig an. Zum ersten Mal seit langem begegnete er Leuten, die freundlich zu ihm waren, ihm sogar Essen, trockene Kleidung und ein warmes Bett gaben und nun so etwas. „Mach dich nicht lächerlich...ich sagte doch...du hättest uns schon längst töten können, aber...“ Er klopfte ihm vorsichtig auf den linken Arm. „...du tatest es nicht...ob du nun Vampir, Elf, Mensch oder was anderes bist, du bist ein netter und anständiger Kerl und ich vertraue dir noch immer...“ Layn strahlte und seine Eckzähne blitzten dabei leicht hervor. „Ich...“ „Nein! Nein...“ unterbrach in Ombur sofort. „Ich sagte dir doch, dass du dich nicht ständig bedanken sollst...nun geh endlich schlafen...gute Nacht...“ „Ähm...ja... Gute Nacht...“ Layn schmunzelte und sah dem Alten nach, der hinunter in die Küche ging und, dem darauf folgendem plätschernden Geräusch nach, die Tassen abwusch. Ombur schien noch eine Weile aufbleiben zu wollen, denn er ging zurück in die Stube und Layn hörte den großen Sessel leise knarzen. Layn richtete sich auf und ging vom Treppengeländer weg. Ijaii gähnte leise und so musste er auch gähnen. Leise trat er endlich in ‚sein’ Zimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. Das Zimmer war zwar klein, aber dafür umso gemütlicher. Er setzte sich auf das weiche Bett und testete gleich die Federung der Matratze. Ijaii wippte dabei an seinen Ohrringen wild auf und ab. Sofort flatterte er an die Wandlampe und hängte sich darunter. „Oh...“ Layn sah auf den Nachtschrank und auf einen Stuhl in der Nähe. Nurana hatte für ihn ein Nachthemd hingelegt und sogar noch ein Glas Milch, sowie eine belegte Scheibe Brot hingestellt. Layn schlang genüsslich das Brot hinunter. Er verschluckte sich leicht und spülte hastig mit der Milch nach. Dann schlüpfte er freudig in das Nachthemd und legte sich ins Bett. „Mal was anderes, als immer im Freien schlafen, oder?“ flüsterte er, ins Kissen gekuschelt, zu Ijaii und gähnte wieder leicht. Bei der Stille merkte er nun, wie müde er eigentlich war. Ijaii gähnte ebenfalls erneut und schlang sich seine Flügel um den Körper. „ja...gutenachtlayn...“ murmelte er schläfrig dahinter hervor. Layn schmunzelte und kroch auf ihn zu. Sanft strich er mit einem Finger über die Flügel, die sich sofort öffneten. „Gute Nacht...“ Er strich mit seiner Nase sanft über Ijaiis Bäuchlein, der leise kicherte und ihm dann mit seiner kleinen Schnauze einen feuchten Kuss drauf gab. „Hihi...das kitzelt!“ kicherte er und rieb sich die feuchte Nasenspitze. „Nun gut... schlafen wir jetzt endlich...“ flüsterte er grinsend, legte sich wieder hin und kuschelte sich unter die Decke. Er warf noch einen kurzen Blick aus dem Fenster, der Sturm war vorbei und der Himmel war schon wieder heller geworden, dann schloss Layn wieder die Augen und drehte sich vom Fenster weg. Es dauerte nicht eine Minute, da war er auch schon eingeschlafen. Die Sonne ging schon wenige Stunden später auf und ihre grellen Strahlen vertrieben die Schatten aus den Stellen der Welt, die sie erreichten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)