If I was a river von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 6: Glück ---------------- „..äh... Nagi?" Verwirrt sah der Jüngere auf, blickte in Omis Augen, der ihn seltsam musterte. „Nada?" „Hast... hast du da Knutschflecken am Hals?" „Ähhh..." Stille. Der Telekinet wusste, dass er feuerrot war, blickte sehnsüchtig zur Treppe, hoffte, dass Ken, der noch etwas hatte holen wollen, schleunigst da sein würde, während seine Hand den Hals entlang fuhr. Oh, oh... Doch in dem Moment hörte er auch schon die Schritte auf der Treppe, sah Ken, der schnell den Raum durchquerte, sich auf den Stuhl neben ihn setzte, ihn anlächelte und unter dem Tisch nach seiner Hand griff. Er hatte noch ein anderes Shirt geholt, nachdem sie zusammen geduscht hatten. „Äh... Nagi?" Erneut wandte der Jüngste sich Omi zu. „Die... Flecke?" Nun war es an Ken, seltsam zu kucken, doch er schaltete schnell. Er war nicht so neunmaldämlich, wie Yohji immer dachte. Außerdem fiel ihm auf, dass außer Brad-ich-weiß-es-ohnehin-schon-seit-Ewigkeiten, alle auf den Hals seines Geliebten starrten. „Oh", grinste er nun amüsiert. „Sieht so aus, als müsste ich dir einen Rolli spendieren", fuhr er fort, bevor er Nagi zu sich zog und ihn flüchtig küsste. Krach. Das war Omi, den es vom Hocker geholt hatte. „Wa...wa....wa...wa..?" „Die beiden sind zusammen, ich habe sie eben aus dem Bett gescheucht und da nun alles klar ist, könnten wir uns vielleicht wichtigeren Dingen widmen?" „Du...?!" Dann lachte Yohji. „Okay, eure Sache. Jetzt weiß ich wenigstens, was heute Morgen so laut war. Na, Chibi, hat sich ja so angehört, als habe Kenken wirklich was auf dem Kasten. Stimmt wohl doch der Spruch: Dumm bumst besser." Rums. Nun war es Yohji, der die Gesetze der Schwerkraft zu Spüren bekam, allerdings bei ihm, weil das Holz aus einem schier unerfindbaren Grund auf einmal auseinander barst. Lautstark. Sich im Zimmer verteilte. Brad, der das hatte kommen sehen, hatte alle Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen. Er war mehr als froh über den Zustand, den sie hier hatten. Denn wäre nicht das hier, dann hätte das Schicksal im Laufe der nächsten paar Tage eine grausame Wende genommen. Gerade für seinen kleinen Schützling, der nun, wenn auch wütend, glücklicher war, als in seinem gesamten, bisherigen Leben. Besser glücklich als tot. „Sag so was nie, nie wieder!", knurrte Nagi. „Sch...", beruhigte Ken den Jüngeren, zog ihn auf seinen Schoß. „Yohji meint es nicht so, er hat nur immer einen dummen Spruch drauf, so ist er eben. Denk dir nix dabei." Mit einem vernehmbaren, weiteren Grummeln ließ Nagi das Stuhlbein, das bis eben vor dem Hals des Playboys geschwebt hatte, wieder runter und lehnte sich an den Fußballer... Es war ein herrlicher Abend. Der Mond stand als klare Sichel am Himmel, Sterne leuchteten in ihrem sanften Licht, das von der Schneedecke widergespiegelt wurde, der Nacht den Anschein der Dunkelheit, die herrschen sollte, nahm. Nur von Zeit zu Zeit fuhr ein leichter Windstoß durch die Tannen und Fichten, die auf der Kuppel der Anhöhe standen, befreite die Bäume von einem Teil ihrer weißen Last, die dann immer einen Augenblick in der Luft zu verharren schien, bevor sie in einem mystisch wirkenden Tanz zu Boden glitt, beleuchtet vom Licht des Mondes. Es wirkte, als würde sich Goldstaub auf die schwere Schneedecke legen, die den Boden versteckte. Sanft hauchte Schuldig einen weiteren Kuss auf Rans Nacken, da, wo die Jacke den ein wenig frei ließ, zog den Jüngeren, obwohl das kaum möglich war, noch etwas näher an sich. Seltsam. Es war alles wieder beim Alten und doch auf einmal so vollkommen anders, seit er sich selbst eingestanden hatte, was der Rotschopf, der sich mit einem leisen Seufzen weiter an ihn kuschelte, ihm bedeutete. Sie waren gerade, da Schuldig mal wieder gemeint hatte, versuchen zu müssen, sein Katerchen ein wenig mehr zu sozialisieren, aus einer kleinen Bar gekommen, in die er sogar widerspruchslos mitgegangen war. Zwar hatte er nicht viel gesagt und noch weniger getrunken, aber er war nicht, wie früher nach einer halben Stunde wieder verschwunden. Sie waren sogar fast dreie geblieben, bevor der Deutsche beschlossen hatte, dass der Jüngere für einen Tag genug hatte und ins Bettchen gehörte. Immerhin war der ja noch nicht wirklich wieder ganz auf den Beinen! Auf dem Rückweg ins Hotel allerdings war Ran einfach stehen geblieben und hatte begonnen, mit seltsam verklärten Augen die Umgebung zu mustern. Erst hatte Schuldig sich Sorgen gemacht, war in dessen Gedanken eingedrungen, aber da war nur Liebe gewesen. Liebe für ihn und der Wunsch, etwas mit ihm allein zu sein, bevor sie zurück ins Hotel gingen, hier draußen, in der traumhaft verschneiten Winterlandschaft, die sich vor ihnen ausgebreitet hatte, als habe man sie beide in ein altes Gemälde geschlossen. Die einzigen Spuren in der Schneedecke waren ihre Eigenen. If I was the sun I would shine my light To light your world If I was the rain I would wash your tears away I'd keep your world right Be your light in the night If I was the sky I would rain down love into your life "Wir sollten langsam rein", merkte Schuldig irgendwann an. „Warum?", fragte der Rotschopf überrascht zurück, sah hinter sich in die strahlenden Smaragde, von denen er kaum glauben konnte, mit welcher Sanftheit sie sich plötzlich auf ihn richteten. So war es noch nie gewesen! „Weil es kalt ist, baka", lächelte der Deutsch nur, löste sich, wenn auch nur ungern von dem Jüngeren, griff nach der behandschuhten Hand des Anderen und lief langsam los, beobachtete dabei den Mann an seiner Seite, den er fast verloren hätte, weil sie sich beide angestellt hatten wie die letzten Idioten. Es wäre alles so perfekt, stellte Schuldig fest, wenn da nicht noch dieser blöde Auftrag wäre. Er hatte kurz, während Ran auf dem Klo verschwunden war, telefoniert und zwei Plätze in einer Maschine gebucht. Aber da die erst in der nächsten Nacht abheben würde, sah er keinen Grund darin, die Stimmung jetzt schon dadurch zu zerstören, dass er von Arbeit zu sprechen begann. Dafür war der Rotschopf noch lang wieder nicht auf dem Damm. Zwar hatte sich das Zittern gelegt, aber das reichte Schuldig nicht. Er wollte den Jüngeren beschützen, koste es, was es wolle, vor allem, was diesem Schmerzen zufügte, ob nun physische oder psychische. Und er wusste, wie schwer Ran sich mit dem Töten tat. Was sich besser auch gar nicht ändern sollte. Ran war nicht, wie er. Würde es ihm irgendwann gleichgültig werden, würde Ran sich selbst verlieren. If I was the wind I would carry you Above the clouds And if I was the earth I would be your solid ground If I could I'd be All you ever would need I would be your world You're the only world there is for me… Und das würde Schuldig nie, niemals zulassen! Automatisch fasste er die schlanke Hand des Rotschopfes fester, zog diesen näher an sich. „Was hast du?", fragte Ran überrascht. „Seit wann denn so kuschelig?" Er konnte sich noch nur zu gut an den Beginn ihrer Affäre erinnern, als sie sich nur getroffen hatte, um eine schnelle Nummer in einem Lovehotel zu schieben, nach der der Deutsche immer gleich verschwunden war, ihn zurückgelassen hatte mit all seinen Gewissensbissen und auch später, als er nicht gleich verschwunden war, war er trotzdem nie lange geblieben und hatte selten auch außerhalb eines Bettes körperlichen Kontakt gesucht. Fast so, als habe Schuldig Angst davor gehabt, dass tatsächlich mehr da sein könnte, als nur eine Affäre. Dass es ernster werden könnte. „So war es ja auch", meldete der Ältere sich sanft zu Wort, während er kurz anhielt, Ran in seine Arme schloss. „Ich hatte schließlich mehr als einen Grund, dich nicht zu weit an mich ran zu lassen. Ich wollt keine Liebe, keine Verantwortung." „Warum jetzt?", rutschte Ran die Frage aus, die ihm schon seit diesem herrlichen Morgen im Kopf herumschwirrte, die er sich immer und immer wieder stellte. Er wurde aus dem Älteren, so sehr er ihn liebte, in der Beziehung einfach nicht schlau! „Weil du mir keine andere Wahl gelassen hast, als mich meinen Gefühlen zu stellen, Kitten. Darum. Mir ist alles andere egal. Wie Crawford reagieren wird, oder dein Kritiker. Nichts und Niemand wird mich mehr von dir fern halten können." „Das hoffe ich" gab der Japaner zurück, lehnte sich an Schuldig, genoss den kurzen Kuss des Deutschen. Er wusste, er würde ohne den nicht mehr leben können. Nie wieder. Nicht mehr. Ihm war egal, wie seine Leute reagieren würden. Zwar würde er nie gegen sie kämpfen, aber er würde sein Team durchaus verlassen, wenn es erforderlich sein sollte. Schuldig lächelte nur, strich die Strähne aus dem Gesicht des Jüngeren, blickte mit sich kurz verdunkelnden Augen auf das langsam heilende Ohr. „Was hast du da gemacht?", fragte er schließlich. „Ich...",kurz stockte Ran, seine freie Hand wanderte in seine Jackentasche, wo er den vertrauten, ovalen Gegenstand spüren konnte. „Ich habe ihn mir rausgerissen. Den Ohrring." „Warum? Ich dachte, er wäre dir so wichtig!" „Er... er ist mir immer noch wichtig." Rasch zog der Rotschopf ihn hervor, legte ihn in die Hand des Deutschen. Er war froh, dass er, in einem der wenigen unbeaufsichtigten Momente, die er an dem Tag gehabt hatte, das Blut von dem Verschluss gewaschen hatte. „Nur will ich, dass du jetzt auf ihn aufpasst." „Was...?", überrascht sah Schuldig seinen Geliebten an. „Ich... an diesem Tag im Park, als diese... Frau dazwischen kam, da wollte ich dir endlich sagen, dass ich dich liebe und ihn dir geben. Meine Schwester hat ihn mir geschenkt und gesagt, dass ich ihn dem Menschen geben soll, der mir alles auf der Welt bedeutet, den ich von ganzem Herzen liebe. Ich..." „Sch...", flüsterte Schuldig gerührt, während seine Finger sich um das kühle Metall schlossen, er den Jüngeren packte, ihn sanft, liebevoll, voller Zärtlichkeit küsste. „Ich...werde gut auf ihn achten", fügte er an. Ran antwortete nicht, er lächelte nur, ließ sich nun willig von Schuldig, der es auf einmal eilig zu haben schien, ins Hotel zerren. Für ihn war endlich alles gut. So gut, wie noch nie zuvor. Er hatte sein Glück tatsächlich gefunden. If If I was a river You would be my ocean Every stream would lead me to your arms And if If I was a river I'd flow to you forever Love would run forever in this heart of mine If I, if I If I was a river I'd run into your arms Into your arms Oh yeah I'd run to you, baby Oh yeah Ran konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen, als er sah, mit was für einem Gesicht der Ältere aus dem Reisebus stieg. Es war ohnehin ein Stück Knochenarbeit gewesen, den Älteren davon zu überzeugen, ihn zu begleiten und zu verheimlichen, wohin es ging. Ach, es war einfach zu schön gewesen, zu sehen, wie er die gesamte Fahrt über geschmollt hatte, ohne ihn auch nur einen Zentimeter von seiner Seite zu lassen. Dabei machte er diese Tour wahrlich nur für Schuldig! Aber woher sollte der das auch wissen, wo er diesen Gedanken so sorgfältig abgeschottet hatte. „Eine Fabrik", knurrte Schuldig mies gelaunt, starrte auf die Kinder, die ungeduldig an den Händen ihrer Eltern zerrten. „Und diese kleinen Idioten freuen sich auch noch drüber!" „Na ja, warum denn auch nicht?" „Das tut man einfach nicht! Das ist... Arbeit!!" Der Jüngere aber lachte nur weiter: „Komisch, dass die alle anderer Meinung sind, findest du nicht?" „Lauter Streber!", konterte der Deutsche augenblicklich, während er seinem Geliebten, ohne nach Links oder Rechts zu sehen, folgte. So entging ihm das große Schild zu seiner rechten Seite, dass ihn darauf aufmerksam gemacht hätte, dass sie gerade das Gelände von "Lindt" betreten hatten. „Guten Tag, meine Damen und Herrn", begrüßte der Firmenchef die Besucher in seinem typisch schweizerischen Dialekt, dem Ran nach der Zeit, die er bereits hier war, recht mühelos folgen konnte, dankbar dafür, dass seine damalige beginnende Karriere als Musiker ihn dazu gezwungen hatte, Deutsch zu lernen. Er grinste, war Schuldig doch recht überrascht gewesen, als er diesem am vorherigen Tag begreiflich gemacht hatte, dass er des Deutschen durchaus mächtig war und als Kind als Sprachgenie gehandelt worden war. Unter anderem. „Es freut mich, dass Sie hier so zahlreich erschienen sind. Der Rundgang wird auch sofort beginnen. Ich bitte Sie allerdings, nichts von den Bändern zu naschen, für dergleichen Gelüste wrden Sie nachher in einen extra Raum geführt. Dorthin, wo der berühmte Schokoladenbrunnen steht." „Ein... Schokobrunnen?", japste Schuldig. „Was...?" „Oh, vergaß ich etwa, das hier zu erwähnen?", fragte Ran mit seinem besten Unschuldsblick. „Das hier ist die berühmte Schweizer Schokoladenfabrik 'Lindt', was du sicher auch schon draußen gemerkt hättest, hättest du dir mal die Mühe gemacht, dein Köpfchen etwas zu wenden." Der Effekt, den das Gesagte erzielte, ließ sich mit einem Kind Sekunden vor der Bescherung zu Weihnachten vergleichen. Es schien, als wären hinter den Smaragden noch zusätzliche Scheinwerfer angesprungen, die den Augen einen wahnsinnig intensiven Glanz verliehen. „Schokolade", seufzte Schuldig glücklich. Er gab es ja zu, er liebte es, zu naschen. Und mit seinem Geliebten würde das sicher noch viel schöner werden! Er konnte sich gerade nicht gegen das Bild wehren, was sich in seine Gedanken schlich. Ran, splitterfasernackt, in einem See aus Schokolade liegend, nur darauf wartend, dass er sich... bediente... „..Erde an Schu~hu!!!" „Hä?" „Ich bin nicht dein Abendessen, falls es dir entgangen sein sollte, also hör auf, mich anzusehen, wie eine Hyäne", meinte Ran mit gerunzelter Stirn. „Nein, du bist mein Nachtisch", stellte Schuldig richtig. Sabberte er eigentlich schon? „Kindskopf", gab Ran nur trocken zurück, bevor er merkte, wie seine Hand gepackt, mit einer anderen verflochten wurde, lächelte leicht, ohne auf die Blicke einiger anderer um sie herum zu achten. „Danke", platzte Schuldig schließlich heraus. „Das war eine super Idee", flüsterte er, während sie der Gruppe als Schlusslicht durch die erste Betriebshalle folgten, wo erklärt wurde, welche grobe Mischung zu Schokolade zusammengestellt wurde. Die Besichtigung dauerte zwei Stunden, in denen so ziemlich jedem, der an der Führung teilnahm, das Wasser im Munde zusammen lief und mehr als nur einmal mussten Eltern ihre Kinder von Dummheiten abhalten. Gut, aber das traf auf Ran genauso zu, denn Schuldig benahm sich kaum anders, wollte alles bepatschen, oder noch besser probieren, oder es am liebsten auf Rans Körper klatschen und DANN essen. Tja, Schuldigs Blicke sprachen eben mal wieder Bände. Dafür musste man absolut kein Telepath sein. Aber das war ihm gleichgültig. Solange diese Blicke nur ihn trafen... Doch dann war es endlich soweit. „Meine Damen und Herrn, liebe Kinder. Nun sind wir, zweifelsohne, an der Hauptattraktion dieser Führung angelangt. Hinter dieser Tür befindet sich der Brunnenraum. Hier dürfen Sie so viel essen, wie Sie können. Deswegen will ich mich gleich hier verabschieden und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Ihren Besuch danken. Die Ausgänge befinden sich dann an der gegenüberliegenden Wand, wo Sie auch den Souvenirshop finden werden. Ich wünsche noch einen wunderschönen Tag." Kaum wurde die Tür geöffnet, wurde zum Sturm geblasen – allen voran Schuldig und die Kinder. „Kindskopf", murmelte Ran nur ergeben. Er wartete, bis alle sich vorbeigedrängt hatten, bevor auch er den Raum betrat – und stockte. Da, direkt vor ihm, lief das hoteleigene Callgirl. Die Gelegenheit. Er würde sie nachher abpassen. Im Moment war die Dame ohnehin damit beschäftigt, dem Mann, der sie wohl gebucht hatte, zu den Pralinenauslagen zu begleiten. Er sah sich kurz um und fand Schuldig, wie auch die Kinder tief über den Rand des marmornen Brunnen gebeugt, wie er gerade zwei Becher mit der flüssigen, heißen Schokolade füllte und strahlend und noch mit einer Hand voller Waffeln zurückkam. „Da", rief Schuldig, drückte dem Jüngeren einen der Becher in die Hand, bevor er eine der Waffeln hineintauchte und diese dann genießerisch aß. „Köstlich." Ran lächelte nur, bevor auch er sich dazu hinreißen ließ, eine dieser Waffeln in seinen Becher einzutauchen. Er mochte Schokolade – in Maßen. Wahrscheinlich würde ihm aber heute schon allein bei den Massen, die Schuldig offensichtlich vorhatte zu verdrücken, schlecht werden. „Ich hol mir noch mehr!" „Mach nur", seufzte Ran, während seine Augen wieder zu dem Callgirl wanderten, die sich offensichtlich aufmachte, zu verschwinden. Unauffällig folgte er ihr bis zur Ausgangstür, wo der Kerl mit ihr noch einmal stehen blieb. Ran stellte sich hastig zu den Pralinen in der Nähe und nahm wahllos eine davon, an der er zu knabbern begann, obwohl sie ihm viel zu süß war. Sie schien aus purem Marzipan zu bestehen.... „... auch schon besseres Trinkgeld gegeben." „So?" „Ja! Zweihundert." „Ist ein bisschen viel für einen einfachen Begleitservice, nicht wahr?" „Warum? Er hat mit sogar 2000 angeboten, wenn ich für 3 Tage mit ihm nach England..:!" Mehr musste Ran nicht hören. Hastig sah er sich um, machte Schuldig in der Enge aus, rief ihn ohne ein Wort. „Nani? Was ist denn los?", fragte Schuldig leicht besorgt, als er aus den Massen vor ihm auftauchte. Diese Art, mit ihm zu reden, nutzte sein Gelieber eigentlich nur sehr ungern und dementsprechend selten. „Das... Ziel ist in England...",mit einer Kopfbewegung deutete Ran auf die Tür, die sich gerade schloss. „In London, um genau zu sein", ergänzte Schuldig. Das hatte er ja nun schon gewusst. Auch wenn es so den Eindruck machte, als habe er sich die Info gerade erst geholt. Das war wohl gerade das Gesündeste für sein Fell, befürchtete er. Denn wenn es um Arbeit ging, wurde sein Kuschelkater ja doch jedes Mal zu dem unleidlichen, krallenwetzenden Wilden. „Wir müssen..." Mit einer kurzen Bewegung zog Schuldig sein Handy, verschwand einen Augenblick, bevor er wieder kam. „Der Flieger geht heut Abend um zehn, also haben wir noch Zeit, den Tag zu genießen!", rief Schuldig, bevor er sich zurück ins Getümmel stürzte... Richtiggehend erschlagen folgte Ran Schuldig in den Flieger. Zuvor hatten sie an einem der Flughafenbistros Sushi gegessen – nachdem er den Deutschen denn aus dem Brunnenraum und dem Souvenirshop hatte prügeln können. Kaum zu glauben, dass ein einzelner, so schlanker Mann derart fressen konnte! Na gut, vielleicht war ihm dabei ja auch erst mal der Hunger auf Süßes vergangen. Ihm selbst auf jeden Fall – und dabei hatte er nur zugesehen! Eine Stewardess führte sie beide zu ihren Sitzen in der ersten Klasse. Ohnehin das Einzige, was noch frei gewesen war. Erleichtert, wieder sitzen zu können, ließ Ran sich auch prompt in den bequemen Sessel fallen. Er war überrascht gewesen, dass der Deutsche für den offensichtlich ausgebuchten Flieger noch Plätze bekommen hatte. In einer halben Stunde würden sie abheben, dann in vier Stunden auf dem Großflughafen London landen. Das würde eine verdammt kurze Nacht werden... wenn überhaupt... Wortlos lehnte Ran sich an Schuldigs Schulter, spürte sofort die Hand, die begann, seine Kopfhaut zu kraulen. Er musste schon an sich halten, um nicht zu schnurren zu beginnen. Er merkte, wie erschöpft er war und dass sich mehrere Tage ohne Schlaf doch irgendwann rächten. Es dauerte keine fünf Minuten, bevor er eingeschlafen war.... Schuldig beobachtete seinen Geliebten mit einem so sanften Blick, dass, hätte er ihn gesehen, er nie geglaubt hätte, dass er selbst diese Person war. Seine Hand lag noch immer auf dem Kopf des Jüngeren, strich durch die seidigen Haare. Dieses Elend würde in London sein Ende zu finden haben. Er wollte den Auftrag hinter sich bringen und Ran zurück nach Japan bringen. Dort wartete ein höchstwahrscheinlich äußerst unschönes Gespräch auf ihn. Aber er hatte nicht vor, sich zu entziehen. Es war sogar das Erste, was er machen würde, wenn sie sich am Flughafen trennen würden – vorläufig. Er wollte seinen kleinen Kater so schnell als möglich wieder bei sich haben, war nicht bereit, je wieder auf dessen Nähe zu verzichten. Irgendwer musste schließlich darauf achten, dass der Junge sich anständig ernährte! Er wollte keine schnellen, heimlichen Treffen mehr in irgendwelchen Hotels oder kurze Nächte nach Missionen. Er wollte seinen Ran nun immer um sich haben und dabei war es ihm scheißegal, was Brad oder die anderen beiden sagen würden! Das war allein seine Privatangelegenheit! Er musste ein Lösung für sie beide finden. Die anderen Drei von Weiß konnte er vielleicht soweit manipulieren, dass sie ihre Beziehung tolerieren würden. Er wusste, wie viel seine Kollegen Ran bedeutete. Sie hatten ihn aufgefangen, als er auf seinem Sturz in die Tiefe war, nach dem Tod seiner Eltern und dem Komafall und später dem Tod seiner Schwester. Das Problem blieben seine Leute. Sowohl Nagi, als auch Brad waren viel zu stark, um sie zu manipulieren. Bei Farf war es egal. Dem musste man nur sagen, dass diese Beziehung Gott schrecklich hurtete und der Ire würde alles tun, um ihnen mehr Zeit zu zweit zu verschaffen. Nagi bekam er vielleicht mit dem Versprechen still, dafür zu sorgen, dass er Ken dahin bekam, sich mit dem Telekineten zu treffen. Aber Brad? „Keine Angst", murmelte er leise, zog Ran trotzt der reichlich scheelen Blicke der Flugbegleiterin fester in seine Arme: „Niemand wird sich zwischen uns stellen, darauf hast du mein Wort..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)