Show me true love von abgemeldet (... denn DAS ist es, was ich begehre. / Neues Kapitel!) ================================================================================ Kapitel 11: # Zwei ist einer zuviel ----------------------------------- „Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht?!“ Frau Uchiha hatte die Hände an die Hüfte gelegt und funkelte ihre beiden Söhne wütend an. Ihre Stimme war streng, ließ keinen Widerspruch zu. Ihr sonst so jung aussehendes Gesicht war überzogen von Falten ihres Zorns, nun sah sie nicht mehr jünger aus, als sie wirklich war. Man sah, dass sie eine Mutter war – eine wütende Mutter. „Ich dachte, ihr wüsstet, wie man sich zu benehmen hat! So unverantwortlich! Ich habe euch wohl zu viel Freiraum gelassen, was?! Wenn euer Vater das erfährt! Ihr seid eine Schande für die Uchihas!“, schimpfte die Frau weiter, ohne dabei groß Luft zu holen. Die Wörter kamen alle nacheinander aus ihrem Mund, ohne dabei an Wucht zu verlieren. Sie meinte alles, was sie sagte, ernst, -todernst. Sakura war sich sicher, so sauer war die Mutter noch nie auf ihre Söhne gewesen, die den Kopf hängend am Tisch ihr gegenüber saßen. Auch Sakura hatte ihren Kopf ein wenig nach unten hängen lassen, ihre smaragdgrünen Augen waren auf den Tisch vor ihr gerichtet. Sie hörte Frau Uchiha nur mit halbem Ohr zu, irgendwie fühlte sie sich stumpf. Sie hatte noch nicht alles begriffen, was gestern passiert war – irgendwie kam es ihr vor wie ein Traum, ein Albtraum. Doch ihre dröhnenden Kopfschmerzen verrieten ihr, dass es kein Traum war, sondern die Wirklichkeit. Abwesend fasste sich die Haruno an den Kopf, eine Geste, die Frau Uchiha dazu brachte, in ihrem Beschimpfung inne zu halten. „Sakura-schatz, ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Es klang absurd nach diesem Geschrei. Sakura sagte nichts, hielt nur weiter ihren dröhnenden Kopf und hoffte, die Schmerzen würden bald nachlassen. „Verdammt, seht ihr, was ihr angerichtet habt?!“, hörte sie wieder Frau Uchiha schimpfen – eine Tatsache, die sie leise aufstöhnen ließ, denn ihre Stimme war sehr laut -, „Wegen euch hat die arme Sakura eine Gehirnerschütterung! Man schlägt keine Mädchen, dass gehört sich nicht!“ Das erste Mal erhob einer der Brüder Widerspruch – es war Sasuke. Sakura blickte nicht auf, als sie seine Stimme hörte. „Mam, es war keine Absicht. Wir würden Sakura nie mit Absicht schaden!“, sagte er mit ruhiger, kalter Stimme. Sakura wusste, es war die Wahrheit. Es war ja auch keine Absicht gewesen, er hatte sie nicht kommen sehen. Er wollte Shinto schlagen, nicht sie. Obwohl Sakura es bereits gewusst hatte, machte ihr Herz einen kleinen Sprung, als er das sagte. Doch das Mädchen ignorierte das eindeutige Zeichen ihres Herzens, viel zu viel hatte ihre Verliebtheit angerichtet. „Das will ich ja auch hoffen!“, wieder Frau Uchihas Stimme, „und nun verschwindet auf euere Zimmer! Ich will euch nicht mehr sehen! Schande über euch!“ Sie hörte, wie Sasuke und Shinto die Stühle bei Seite schoben, spürte die Blicke, die sie ihre zuwarfen, aber Sakura ignorierte sie. Sie war viel zu benommen von gestern, es war soviel passiert – sie wollte gar nicht zurückdenken. Sie wusste, sie hatte eine Menge dummes Zeug getan und sie schämte sich dafür. An dem vertrauten Geräusch, wie die Tür zugeschlagen wurde, erkannte Sakura, dass die beiden Brüder aus dem großen Raum verschwunden waren. Erleichtert atmete Sakura aus, sie ertrug einfach nicht die Blicke, mit denen Shinto sie ansah. Aber am Allerwenigsten ertrug sie die Spannung, die zwischen Shinto und Sasuke lag. Eine Spannung, als würden sie am Liebsten wieder aufeinander losspringen. „Sakura, geht es dir gut? Möchtest du irgendetwas?“, hörte sie Frau Uchiha wieder reden, diesmal jedoch deutlich leiser und besorgt statt wütend. Ihre Stimme war so nah, Sakura schätzte, dass sie nur einen halben Meter neben ihr stand, doch sie sah nicht nach, ob sie Recht hatte. Nicht eine Sekunde lang hatte sie ihre Pose verändert. „Ich hätte gern eine Aspirin“, murmelte die Haruno leise, zaghaft. Es fiel ihr schwer zu ertragen, dass ihre Schwiegermutter so lieb zu ihr war. Immerhin war es ihre Schuld, dass ihre beiden Söhne aufeinander losgegangen waren. Sie fühlte sich schuldig für den Hass, der nun zwischen den beiden lag. Eigentlich, so fand sie, hätte sie angeschrieen werden müssen, aber sie sagte nichts. In Gedanken entschuldigte sie sich bei Sasuke und Shinto, weil sie es ertragen musste. Obwohl auf der einen Seite hatten sie es verdient – es war unverantwortlich gewesen. Sie hätten es auch einfach mit Worten regeln können, aber nein, sie mussten ja gleich aufeinander losgehen. Vielleicht hatte Frau Uchiha zu recht die beiden Brüder angemotzt und nicht sie. Nach wenigen Minuten stellte Frau Uchiha ein Glas vor ihr ab, in dem sich eine Aspirin auflöste. Mit einem Kopfnicken bedankte Sakura sich, ehe sie das Glas nahm und wie die beiden Jungs durch die Tür verschwand um auf ihr Zimmer zu gehen. Schweigend ging sie die Flure entlang, die Treppe hinauf. Inzwischen kannte sie sich einigermaßen gut im Haus aus, zu mindestens gut genug, um ihr Zimmer ohne Probleme zu finden. Bevor sie die Holztür, die in ihr Zimmer führte, öffnete, blickte sie noch einmal traurig auf die verschlossenen Türen von Sasuke und Shinto. Sie konnte sich bildlich vorstellen wie die beiden nun auf ihren Betten saßen, beide mit verschiedenen Gefühlen. Shinto war wohl eher traurig, aber auch unheimlich wütend. Traurig und wütend, weil er sie mit Sasuke gesehen hatte. Sasuke hingegen war wohl einfach nur wütend – auf Shinto. Weil er sie gestört hatte, weil er sich in seine Angelegenheiten einmischte, das vermutete zu mindestens Sakura. Sie wusste nicht, ob sie richtig lag und sie wusste nicht, ob sie es jemals erfahren würde. Langsam öffnete das Mädchen die Tür zu ihrem Zimmer und schloss sie hinter sich. Eine kurze Zeit stand sie in dem Raum, blickte sich um, fühlte sich irgendwie unheimlich fremd. Dann kamen die Tränen, ganz plötzlich. Eine nach der anderen liefen ihre Wangen hinab, ehe sie von ihrem Kinn herunter tropften, ihren Pyjama nass machten. Sakura fühlte sich unendlich schwach und elend zugleich. Wie eine Wucht trafen sie die Ereignisse. Wie dumm war sie gewesen, sich zu besaufen? Sie hatte vollkommen die Kontrolle über sich selbst verloren! Erst hatte sie sich mit ihren Freundinnen gestritten und dann hatte sie sich wie ein Groupie benommen! Obwohl sie sich nur verschwommen an die Ereignisse erinnerte, waren sie deutlich vor ihr. Sie war so dumm gewesen – nur wegen ihr war es soweit gekommen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so elend gefühlt. Sie hatte nie bereut etwas getan zu haben, doch nun war es an der Zeit Taten zu bereuen. Sie bereute, dass sie sich so gehen hatte lassen – sie hätte wissen müssen, wie es enden würde. „Das war total natürlich! Kein Wunder, dass du Sasuke nicht länger hast widerstehen können! Bei dem Körper!“, meldete sich ihre innere Stimme mal wieder zu Wort – die hatte ihr schon genug eingebrockt, aber sie schien keine Reue zu zeigen. In ihrer Sichtweise war wohl alles richtig gewesen – so ein Unsinn. „Ich will das aber nicht, wenn er mich nicht liebt“, murmelte Sakura leise antwortend ihrer inneren Stimme. Mit zitternden Händen wusch sie sich über ihr nasses Gesicht und setzte langsam einen Fuß vor den anderen, bis sie schließlich vor ihrem Bett stand. Wie eine Marionette setzte sie sich unbeholfen auf dieses und griff nach einem der vielen Kissen – es war rosa. Schnell bettete sie ihren Kopf in das Kissen, erstickte die aufsteigenden Schluchzer darin. „Er wird dich schon lieben lernen, keine Sorge! Außerdem hat es dir doch gefallen – ich weiß gar nicht, was du hast!“ Wieder diese dumme innere Stimme. Am Liebsten hätte Sakura sie ausgeschaltet oder ignoriert. Doch beides ging nicht, denn auch sie war ein Teil von ihr. Sie wusste, sie sprach nur aus, was sie tief im Inneren fühlte. Aber ihr Verstand war nun wieder klar, sie ließ sich nicht beeinflussen. „Nein, dann wäre ich nicht besser als die Groupies. Ich küsse niemanden und schlafe erst recht nicht mit jemandem, der mich nicht liebt. Es macht keinen Unterschied, dass ich ihn liebe, das tut Ino denk ich mal auch. Er soll mich lieben – sonst bekommt er mich nicht.“ Ihre Stimme war klar, kein Schluchzer unterbrach ihre kleine Rede. Sie wusste, genau so war es richtig und nicht so, wie ihr – sie nannte ihn mal - ihren innerer Schweinehund, es sagte. Zum Glück sagte er nichts mehr, ihr innerer Schweinehund. Nach einem lauten Seufzer verschwand er – zum Glück. Eine Zeit lang genoss die Haruno die ungewohnte Stille – seit gestern hatte sie keine Zeit mehr für sich gehabt. Alles war so schnell gegangen … Sie war ins Bad gegangen, ja, daran erinnerte sie sich noch ganz genau. Und dann war Sasuke gekommen, plötzlich hatte er hinter ihr gestanden. Sie hatte sich so erschrocken, dass sie angefangen hatte zu taumeln – sie war in seine Arme getaumelt. Sakura konnte sich noch genau daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte – nichts sehnlicher wünschte sie sich, als dass er sie noch einmal in den Arm nehmen würde. Seine starken Arme, sein warme, braune Haut, seine Muskeln. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch, er war ungewöhnlich ernst gewesen. Aber er hatte ihr keine Antwort auf ihre Frage gegeben. „Weil du mich magst vielleicht?“ Er hatte nichts dazu gesagt, er hatte sie einfach nur geküsst. Warum hatte er nichts gesagt? »Vielleicht, weil ich ihn dann von mir gestoßen hätte – dann wäre seine perfekte Chance flöten gegangen. «, dachte Sakura traurig. Das war wohl am Wahrscheinlichsten, aber es bestand doch ein kleiner Funken Hoffnung, dass er nicht deswegen, nichts gesagt hatte. Vielleicht hatte er geschwiegen, weil es wahr war – er allerdings zu stolz war um es zuzugeben. »Kompletter Unsinn«, widersprach sich das Mädchen sofort – sie durfte sich keine Hoffnungen machen, es war gequirlter Blödsinn. Tja und dann hatten sie miteinander rum gemacht. Sakura erinnerte sich an jede Berührung, es war, als könnte sie sie noch einmal spüren. Es war so schön gewesen – das konnte sie nicht leugnen. Aber es war falsch gewesen, das wusste sie – sie bereute es, soweit das möglich war. Dann war Shinto dazugekommen – nie würde sie sein Gesicht vergessen können, es hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Es kam zum Streit – sie gingen aufeinander los und sie dumme Nuss ging dazwischen. Die Bekanntschaft mit Sasukes harter Faust würde Sakura auch nie vergessen. Nun wusste sie, dass ihr Verlobter nicht nur stark aussah, sondern auch stark war! Noch immer zierte ihre Wange ein leichter Rotton – es würde wohl ein blauer Fleck hinterbleiben. Danach hatte sie das Bewusstsein verloren. Sie war mit ihrem Kopf gegen die Badewanne geknallt und hatte sich so eine Gehirnerschütterung zu gezogen – das war mal wieder typisch SIE. Gleich das Schlimmste, was hätte passieren können, es traf sie – sie hatte einfach kein Glück. Seufzend legte sich Sakura hin, breitete ihre Arme weit aus und starrte ihre weiße Decke an. Sie war erst im Krankenhaus wieder wach geworden. Als sie erwachte, waren Sasuke und Shinto bei ihr gewesen. Sie erinnerte sich noch genau daran … Langsam öffnete Sakura ihre Augen, doch als sie das grelle Licht bemerkte, schloss sie sie sogleich wieder. Ihr Kopf dröhnte, als hätte sie einen Schlag gegen ihn bekommen – Moment mal. Hatte sie das nicht? Sie konnte sich nur wage erinnern, es tat zu weh, ihren Kopf anzustrengen. „Sakura?“ Oh, anscheinend war sie nicht alleine. Noch einmal versuchte Sakura ihre Augen zu öffnen und floh vor dem blendenden Licht, indem sie ihre Hand vor ihr Gesicht hielt. Alles war weiß um sie herum – träumte sie? Nein, im Traum hatte man keine Schmerzen. Das war Wirklichkeit. Sie spürte eine Hand auf ihrer – sie war warm und vertraut. Wer war das? Langsam drehte Sakura ihren Kopf zur Seite und sah in ein Paar schwarze Augen. Es war Shinto, der ihre Hand hielt und sie besorgt musterte. Er hatte Augenringe und sah sehr mitgenommen aus. Anscheinend hatte er gar nicht geschlafen. Außerdem hatte der Kampf seine Spuren hinterlassen – er hatte ein blaues Auge und Schrammen. Bestimmt auch unzählige blaue Flecke, die sie nicht sehen konnte. Sie sah, wie der Junge erleichtert ausatmete. „Zum Glück bist du wach!“, sagte er und etwas in seinem Blick veränderte sich. Eben noch hatte er erleichtert ausgesehen, fast sogar froh. Doch von einer zu anderen Sekunde wandelte sich sein Gesicht, wurde verbittert und wütend. Gerade wollte die Haruno ihn fragen, was denn los sein – da hörte sie ihn. „Lass ihre Hand los!“, donnerte die Stimme, die sie nur zu gut kannte. Zuletzt hatte sie sie gehört, da hatte sie ihren Namen gerufen – kurz bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Erneut drehte Sakura ihren Kopf um ihren Verlobten anzusehen. Er stand auf der anderen Seite des Bettes, anscheinend war er eben herein gekommen. Vielleicht war er kurz auf Toilette oder so – er war auf jeden Fall genau wie Shinto die ganze Nacht hier geblieben, das merkte sie. Auch unter seinen Augen lagen Augenringe und er gähnte ungehalten. Anscheinend hatte er auch nicht geschlafen, genau wie Shinto. Auch ihr Verlobter hatte ein blaues Auge und sah aus wie nach einem Straßenkampf. Auf der Stirn, wie auf einer seiner Wange prangte ein Pflaster, verdeckte die Stelle. Sakura ahnte, dass ihre rechte Wange nicht besser aussah – sie spürte einen Schmerz auf dieser. Bestimmt würde sie da einen blauen Fleck bekommen. Aber ihr machten ihre Kopfschmerzen viel mehr Sorgen, sie dröhnten wie ein nerviges Nebengeräusch, das sich in den Vordergrund stellen wollte. Die Haruno merkte, wie Shinto langsam ihre Hand losließ und sie schaute kurz wieder zu ihm. Sein Blick war kalt – beinahe wie Sasukes. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute in eine andere Richtung – biss sich wütend auf die Lippen. Eine Stille kam auf, die keiner wagte zu durchbrechen. Shinto und Sasuke hingen anscheinend ihren eigenen Gedanken nach, die sich aber sehr wahrscheinlich ähnelten. Beide hatten die Gesichter wütend verzogen und so manches Male funkelten sie sich wütend an. Sakura hoffte inständig, sie würden nicht noch einmal über einander herfallen – diese Blicke waren einfach eindeutig. Am Liebsten hätte sie ihnen gesagt, sie sollen aufhören, doch sie hatte genug mit ihren Kopfschmerzen zu tun. Schließlich wurde die Stille von einer Frau durchbrochen, die wütend die Tür aufstieß. „Was ist nur in euch gefahren?!“, fuhr sie die beiden Jungs an, die sofort zusammen zuckte. Obwohl die Situation kein bisschen komisch war, kam Sakura nicht drum herum, kurz zu lächeln. So cool und stark sie schienen, vor ihrer Mutter hatten sie Angst. Frau Uchiha hatte eine ziemlich lange Zeit rum geschrieen, bis eine Krankenschwester gekommen war, um Sakura zu versorgen. Sie hatte kurz darauf erfahren, dass sie schon wieder nach Hause könne – immerhin war es nur eine kleine Gehirnerschütterung – und dann waren sie auch schon gegangen. Frau Uchiha hatte die ganze Fahrt über gemeckert und hatte das Ganze am Mittagstisch fortgesetzt – tja und nun lag Sakura hier. Die Haruno schloss die Augen, versuchte, einen Moment alle Gedanken bei Seite zu schieben. Einfach nur einen Moment alles vergessen … Doch das ging nicht. Immer wieder schob sich das Bild von Sasuke und Shinto vor ihrem inneren Auge. Wie sie gekämpft hatten, aufeinander losgegangen waren … Sakura schauderte, öffnete rasch wieder ihre Augen, um das nicht mehr sehen zu müssen. Ihre Hände zitterten, wie es ihr ganzer Körper tat. Sie hatten nicht gezögert, den eigenen Bruder zu verletzen … sie waren außer sich gewesen vor Wut. Angestrengt biss sie sich auf ihre vollen Lippen, sie wollte nicht mehr daran denken – nie mehr. Das Schlimme daran war ja, dass es wegen ihr gewesen war – sie hatten sich wegen ihr geprügelt. Eine Zeit lang lag Sakura so auf ihrem Bett, hing ihren eigenen Gedanken nach und versuchte angestrengt sie nicht auf den Kampf der beiden Uchihas zu lenken. Oft glitten sie zu der Szene im Bad, die Szene, bevor Shinto davor kam. Schließlich stand das Mädchen auf, fuhr sich durch ihre kurzen rosa Haare und suchte ihr Zimmer mit ihren smaragdgrünen Augen ab. Sie hatte bereits alle Hausaufgaben erledigt und um Hinata anzurufen war es zu früh – was konnte sie also tun? Sie überlegte nicht lange, tat das, was sie in so einem Fall bisher immer getan hatte. Sie stand auf und verließ ihr Zimmer, steuerte sicher die Tür eines anderes an. Doch vor dieser Holztür blieb sie dann doch stehen, etwas, dass sie normalerweise nicht tat. Irgendwie war es komisch nach den Ereignissen nun zu ihm ins Zimmer zu kommen. Immerhin wusste sie nun, dass er sie liebte und das veränderte die ganze Situation Grund legend. Es war normal seinen besten Freund zu besuchen, aber was war, wenn man erfuhr, dass dieser einen liebt? War es dann auch normal? Das Mädchen schüttelte ihren hübschen Kopf, vertrieb alle negativen Gedanken. Zart klopfte sie an der Tür – das Geräusch hallte laut im stillen Flur wieder. Kurz hatte Sakura Angst, Sasuke könnte es selbst durch seine Tür gehört haben, aber sie rief sich schnell wieder zur Ordnung. Sie tat hier nichts verbotenes, nichts, womit sie ihren Verlobten betrügen würde – sie ging nur ihren besten Freund besuchen, sofern er denn noch ihr bester Freund war. Sakura hatte keine Ahnung, wie es nach diesem Vorfall zwischen ihnen stand. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis von drinnen ein „Herein“ kam. Sofort öffnete die Haruno die Tür, spähte vorsichtig in den Raum. Okay, das hatte sie zuvor noch nie getan – eventuell war doch nicht alles wie immer. Als sie Shinto auf dem Boden hocken sah, trat sie ganz ins Zimmer herein. Sie schloss die Tür hinter sich, so leise wie es nur ging. Ihre grünen Augen fixierten ihren besten Freund, den sie noch nie zuvor so gesehen hatte. Er saß auf dem Boden mit dem Rücken zu ihr und schien irgendetwas anzustarren, das vor ihm auf dem Boden lag. Seine Beine waren breit gespreizt und halb angezogen, die Arme stützte er auf seinen Knien. Er saß lässig da und doch irgendwie zusammengekauert. Sein Kopf hing entkräftet herunter und sein Rücken war krumm gebeugt. Er sah nicht wie sonst aus, das war schon einmal klar. Sakura näherte sich ihm vorsichtig. Sie hatte Angst ihn beim Nachdenken zu stören und sie fühlte sich außerdem ziemlich unwohl. Das Gefühl verstärkte sich noch mehr, als sie direkt vor ihm saß. Er schaute nicht einmal auf als sie sich hinsetzte, schien sie gar nicht näher zu beachten. Sein Blick galt nur einem Foto, das auf dem Boden vor ihm lag. Aber nicht nur das eine Foto lag dort – es waren haufenweise. Zaghaft nahm Sakura eines der zahlreichen Fotos in die Hand. Es war ein ziemlich gewöhnliches Familienfoto. Die gesamte Familie Uchiha war darauf abgebildet und es wirkte schrecklich formell, denn sie alle trugen Anzüge. Okay, Frau Uchiha natürlich als einzige Frau ein wunderschönes Kleid. Nach nur ein paar Atemzügen legte sie das Foto weg und griff sich ein neues. Als sie sah, wer darauf abgebildet war, vergaß sie einen Moment zu atmen. Es war vollkommen absurd dieses Foto anzusehen – besonders nach dem Streit gestern Abend. Auf dem Foto waren tatsächlich Sasuke und Shinto zusammen abgebildet. Beide lachten und schienen einander zu necken, sie waren sich unglaublich nahe. Sie sahen aus wie beste Freund oder Geschwister, die eine sehr gute Beziehung zueinander hatten. Lange Zeit schaute das Mädchen dieses Foto an. Sie spürte, wie Trauer in ihr aufstieg, denn so würde es wohl nie mehr sein – wegen ihr. Obwohl, wenn sie so nachdachte, war es auch vorher nie so gewesen. Auf einmal lagen ihr tausend Fragen auf der Zunge. Wieso verstanden sich die Brüder nicht mehr so gut? Wieso schaute Shinto das Foto an? Weshalb hatten sie sich auseinander gelebt? Wieso hat Sasuke sich so verändert? Am Liebsten hätte Sakura ihren besten Freund gelöchert, doch sie blieb still, schaute ihn nur fragend an. Shinto jedoch schien es nicht zu bemerken – sein Blick fixierte noch immer dieses Foto, er blinzelte nicht einmal. Auf einmal verspürte Sakura Neugierde, was denn auf diesem Foto abgebildet sei. Sie konnte es sich schon denken – es waren bestimmt wieder Sasuke und Shinto. Doch als sie ihren Kopf ein wenig nach vorne streckte um die Antwort zu finden, erschrak sie. Ihr Mund öffnete sich leicht vor Erstaunen und ihre Augen wurden größer. Das konnte doch nicht sein! Das Foto, das Shinto so anstarrte war eines von ihr! Es war eines von jenen, die sie ihrem Verlobten per Post geschickt hatte. Auf dem besagten Bild war sie auf einer Blumenwiese zu sehen und trug ein grünes Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte. Sakura erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie das Bild geschossen hatten – es war noch nicht sehr alt. Sie lachte in die Kamera und ihr Haar flog im Wind – irgendwie erschien ihr es als eine andere Welt, eine glücklichere. Da hatte sie noch an einen perfekten Verlobten geglaubt, da waren ihre Träume noch nicht zerstört worden. Auf einmal fand es Sakura nicht mehr überraschend, dass Shinto ausgerechnet ein Bild von ihr so anstarrte. Angesichts dessen, dass er sie liebte, war das wohl normal. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, auf einmal fühlte sie sich noch mehr fehl am Platz. Schnell zog Sakura ihren Kopf zurück und nahm sich ein neues Foto, um ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Sie hielt das Foto so, dass, falls Shinto aufblicken sollte, er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Obwohl ihre grünen Augen auf das Foto vor ihrer Nase gerichtet waren, konnte sie nicht sagen, ob es ein weiteres Foto von ihr oder seiner Familie war. In Gedanken sah sie noch immer das Foto von ihr und das Foto von Sasuke und Shinto. Seufzend ließ die Haruno nach einigen Atemzügen das Foto sinken und schaute wieder ihren besten Freund an. Erschrocken stellte sie fest, dass dieser ebenfalls sie anschaute – sie musterte, traf es wohl eher. Wieder schlich sich dieses peinliche rot auf ihre Wangen, das spürte sie ganz genau, doch sie versuchte es so gut es ging zu ignorieren. „Was willst du?“, hörte sie Shinto fragen. Sie erschrak leicht vor dem kalten Klang seiner Stimme, das Gefühl, fehl am Platz zu sein und ihn gestört zu haben, wuchs unermesslich. Beschämt senkte die Haruno ihren Blick auf den Boden, auf dem noch immer diese vielen Fotos lagen. Doch sie schaute nur eines von ihnen an – das Foto von Sasuke und Shinto zusammen. „Wieso ist es nicht mehr so?“, erwiderte Sakura und zeigte mit ihrer zitternden Hand auf besagtes Foto. Ihre Stimme klang irgendwie schwach, genau, wie sie sich fühlte. Sie hörte, wie Shinto laut aufseufzte und sah, dass er nach dem Foto griff. Widerwillig hob das Mädchen ihren Kopf und schaute ihn an – sein Blick jedoch galt nun dem Foto. Wieder seufzte der Uchiha, ehe er das Foto achtlos wegschmiss. „Ist das relevant?“, fragte er und fixierte sie mit seinen schwarzen Augen. Sie wirkten nicht warm, wie sie es sonst eher taten, sondern kalt. Nicht ganz so eiskalt wie Sasukes, aber ähnlich. Kurz schluckte das Mädchen wegen des Blickes und richtete ihre Augen schnell auf etwas anderes. „Ich möchte es gerne wissen“, flüsterte Sakura, während ihre Augen seine kleine Küche ganz interessant fanden. Sonst hatte er ihr immer Tee angeboten, so lieb, wie er immer war. Doch heute hatte er sie nicht einmal richtig begrüßt. War er wütend auf sie? Anscheinend schon und irgendwie konnte Sakura es ihm auch nicht verübeln. Es war gut, dass er nicht die ganze Schuld auf seinen Bruder schob – immerhin konnte sie genauso etwas dafür. Doch es fühlte sich nicht gut an, dass er sauer auf sie war. Sie hörte, wie Shinto laut aufseufzte und wand sich wieder ihm zu. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und verdeckten halb seine Augen, die wieder auf dem Boden gerichtet waren. „Wieso? Weil Sasuke gewachsen ist und sich verändert hat. Frag mich nicht wann genau es war, aber irgendwann hat er angefangen sich mit Mädchen zu treffen. Mir gefiel das gar nicht, weil ich fand, dass es ungerecht dir gegenüber war. Er sah das ein bisschen anders, er meinte, er wolle seine Freiheit noch genießen … und außerdem wolle er vorher noch ein wenig Erfahrung sammeln, ja, so nannte er es. Am Anfang habe ich es noch akzeptiert, obwohl ich immer wieder versucht habe ihn zu überreden es zu lassen. Aber mit der Zeit wurde es schlimmer und auch er veränderte sich. In einem lauten Streit gingen wir dann auseinander, fingen an, andere Freundeskreise zu haben. Sasuke hing mit Gaara, Sai, Neji und Kiba ab, während ich mit Naruto, Shotaku, Lesley und Shikamaru meistens meine Zeit verbrachte. Wir begannen uns immer mehr auseinander zu leben.“ Erneut seufzte der Uchiha und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. Seine Frisur ruinierte es keinesfalls – wie durch Zauberhand glitt jede Strähne wieder in ihre alte Position zurück, immer saß sie perfekt. Er hatte dieselben Haare, denselben Schnitt wie Sasuke. Sakura schluckte kurz und schaute wieder auf die vielen Fotos, die vor ihr lagen. Wenn sie das nun richtig verstanden hatte, war das alles nur ihretwegen passiert … schon damals stand sie wohl zwischen ihnen, nur halt in einer anderen Art und Weise. „Dann wart ihr früher einmal beste Freunde?“, fragte Sakura leise, während sie mit ihren Händen ein neues Foto aufhob, das auch Sasuke und Shinto zusammen zeigte. Auf diesem standen die beiden Zwillinge Rücken an Rücken, die Arme vor der Brust verschränkt. Mit übertrieben coolem Blick, das Kinn besonders weit hochgehoben, schauten sie in die Kamera. In der einen Hand hielt Sasuke einen Fußball und der Kleidung und dem Dreck auf dieser und teilweise auf ihrem Gesicht nach hatten sie zuvor Fußball gespielt. Eine Zeit lang verfingen ihre Augen sich in dem Foto. Sie verspürte eine unglaubliche Sehnsucht den Sasuke und den Shinto kennen zu lernen, die sie damals waren. Besonders wollte sie diesen Sasuke kennen lernen, der fröhlich Lachen konnte und anscheinend in keiner Weise sexistisch war. Den hätte sie bestimmt noch mehr geliebt …. Der hätte sie vielleicht auch geliebt. Shintos Stimme ließ Sakura das Foto nach unten sinken, die Augen wieder auf ihrem besten Freund richten. „Das interessiert dich, was?“, fragte er bissig, seine schwarzen Augen schauten sie wütend an. Die Haruno schluckte bei dem Blick, mit dem er sie anstarrte. Ihr ganzer Körper zog sich zusammen vor schlechtem Gewissen, auch ein wenig vor Furcht. Sie sagte nichts, schaute nur ganz schnell wieder woanders hin. Wieder seufzte der Uchiha, ehe er wieder anfing zu sprechen: „Ja, so könnte man es nennen. Wir waren halten Geschwister, immer waren wir zusammen. Wir haben zusammen Fußball gespielt, haben zusammen Hausaufgaben gemacht und gespielt. Auch in der Schule waren wir immer zusammen. Die Mädchen fanden das toll, oh ja. Zwei gut aussehende Jungs im Doppelpakt. Ständig wurden wir nach einem Date gefragt oder angemacht, aber wir beide interessierten uns nicht für Mädchen. Wir machten uns sogar über manche lustig, die sich übertrieben stark schminkten. Tja, eines Tages fand er das wohl attraktiv.“ Sakura versuchte sich vorzustellen, wie die beiden Uchihabrüder damals zusammen durch die Schule gingen, wie sie zusammen lachten und alle Mädchen von ihnen schwärmten. Es war schwer sich vorzustellen, dass Sasuke kein Interesse an ihnen zeigte, weil sie es einfach nicht anders gewohnt war. Aber sie war sich sicher: So hätte sie Sasuke noch viel mehr geliebt als sie es nun tat. Wäre er so geblieben, hätte sie bestimmt auch nicht so viele Probleme wie jetzt. Ob es wohl etwas gebracht hätte, wenn sie früher zu den Uchihas gekommen wäre? „Aber wie kam es, dass Sasuke sich auf einmal für Mädchen interessierte? Das kommt doch nicht von heute auf morgen!“, sagte Sakura, während sie es wagte wieder zu Shinto zu blicken. Doch sie wünschte sich, sie hätte es nicht getan, denn sein Blick verfinsterte sich auf ein Mal wieder. War es nun, weil er sich an etwas erinnerte oder weil sie schon wieder nach Sasuke gefragt hatte? „Frag ihn doch selbst“, erwiderte der Uchiha – schon wieder so unglaublich scharf und wütend. Das Mädchen wusste, sie würde ihren Verlobten wohl selbst irgendwann einmal fragen müssen. Shinto anscheinend wollte es ihr nicht erzählen, weiß Gott allein warum. Doch auf einmal erschien der Haruno eine Frage so oder so wichtiger als die vorherige. „Bist du eigentlich sehr wütend auf mich?“, fragte Sakura sanft und vorsichtig, während ihre Augen halb flehend auf dem Uchiha lagen. Die smaragdgrünen Augen fingen an zu glänzen, wie es immer der Fall war bevor die Tränen kamen. Doch das Mädchen versuchte mit aller Kraft zu verhindern, dass die Tränen freien Lauf bekamen. Sie wollte nicht vor Shinto weinen. Er hatte auch schon so genug Probleme – vor allem ihretwegen. Es verwunderte sie, als Shinto sie überrascht und halb verwirrt anschaute. „Wieso sollte ich wütend auf dich sein?“, fragte er total irritiert. Einen Moment sah er wieder so aus wie früher, es war keine Spur von Boshaftigkeit mehr in seinem Gesicht. „Wegen der Sache im Bad…“, erwiderte Sakura, beschämt senkte sie ihren Blick zu Boden. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, wenn sie zurück an das Geschehene dachte. Sowohl Sasuke als auch Shinto hatten sie halb nackt gesehen – das war mehr als nur peinlich! „Nein, du warst betrunken. Ich habe kein Grund deswegen sauer auf dich zu sein. Ich bin nur sauer auf mich. Weil ich nicht verhindert habe, dass er auch ins Bad geht … und weil ich dich nicht vom Trinken abhalten konnte. Dich trifft keine Schuld. Du konntest nichts dafür.“, sagte Shinto und auch sein Blick war zu Boden gerichtet. Ihm schien es peinlich zu sein so offen über seine Gefühle zu reden. Die Haruno durchströmte kurz ein Gefühl der Erleichterung, doch der Schmerz folgte kurz darauf. Er nahm alle Schuld auf sich und er … er sah in ihr einen kleinen Engel. Sie konnte sehr wohl etwas dafür. Sie war noch ein wenig bei Verstand gewesen, als sie sich auf Sasuke eingelassen hatte – sie traf sehr wohl Schuld. Und so traurig es war, sie hätte wahrscheinlich auch im nüchternen Zustand nicht nein gesagt, wie sie es hätte tun sollen. Shinto dachte so gut von ihr, dabei war sie so schmutzig. Tiefe Reue keimte in dem Mädchen auf, am Liebsten hätte sie alles ungeschehen gemacht. Aber auch etwas anderes drang durch seine Worte hervor. Die Art und Weise, wie er das Geschehen schilderte – er schien nicht zu wissen, dass sie Sasuke liebte. Er schien zu denken, sie würde ihn noch immer hassen – ein kleiner Teil von ihr tat dies ja auch noch – und er machte sich anscheinend ein wenig Hoffnungen. Hoffnungen, die Sakura früher oder später wahrscheinlich zerschlagen müsste. Auch wenn sie Shinto sehr sehr gern mochte, eine Beziehung mit ihm konnte sie sich nicht vorstellen. Dennoch, Sakura sagte nichts, schwieg, wie es auch Shinto tat. Sie würde ihm nicht die Hoffnungen nehmen, so egoistisch es war, er war ihr kleiner Ausweg. Denn wenn das mit Sasuke nicht klappen sollte, dann konnte sie immer noch Shinto heiraten – sie musste ja nur einen Uchiha heiraten. »Du bist ein Biest«, dachte Sakura wütend, ballte ihre Hände zu Fäusten. Ja, sie war wirklich ein Biest. Sie sollte ihm alle Hoffnungen nehmen, damit er aufhörte an sie zu denken, damit er sie aufgab und dann könnte er vielleicht mit Shinobu zusammen kommen, so, wie sie es gerne wollte. Aber was kümmerte sie Shinobu noch? Seit dem Vorfall gestern waren sie wohl keine Freundinnen mehr. „Sakura?“ Sofort schrak die Angesprochene aus ihren Gedanken hoch, schaute mit ihren smaragdgrünen Augen wieder den Uchiha vor ihr an. Der Blick mit dem er sie anschaute war so warm, dass Sakuras ganzer Körper anfing zu kribbeln. Ein warmes Gefühl durchfuhr ihren Körper, eine Tatsache, die sie irritiert gucken ließ. »Er ist nur mein Kumpel«, beruhigte Sakura sich selbst schnell, »Ich liebe Sasuke. « „Ja?“, fragte sie nach einigen Atemzügen schüchtern nach, als Shinto nichts mehr sagte. Noch immer lagen seine schwarzen Augen auf ihr und schienen nicht vorzuhaben, so schnell woanders hinzugucken. „Sasuke hat dich nicht verdient, das ist mir jetzt klar geworden.“, sagte der Uchiha. Sakura musste schlucken. Was würde denn jetzt kommen? Sie merkte, wie ihr ganzer Körper sich zusammenzog. Sie wollte das nicht hören, nein. „Ich habe die ganze Zeit versucht, ihn gut zu reden, seine Taten verständlich zu machen. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich weiß nun, dass er dich einfach nicht verdient hat – dass es keinen Sinn macht, sich weiter für ihn einzusetzen." Kurz hielt der Uchiha inne und ließ Sakura Zeit sich zu erinnern. Sie erinnerte sich, wie Shinto an ihrem ersten Tag meinte, Sasuke würde Mädchen hassen, deswegen sei er so. Er hatte sich für ihn eingesetzt, hatte versucht, ihn gut zu stellen. Dabei war es Unsinn ... Sasuke mochte Mädchen sehr wohl. Sehr gerne sogar - es war eine glatte Lüge gewesen. "Ich werde nie wieder für ihn gerade stehen", fuhr der Schwarzhaarige fort, "und ich werde nicht zulassen, dass er dich kaputt macht. Seit dem ersten Augenblick an liebe ich dich, Sakura.“ Er stoppte kurz, sein Blick glitt nach unten, “Wahrscheinlich hast du es bereits gemerkt. Erst wollte ich es einfach ignorieren, schließlich warst du Sasukes Verlobte. Aber mit jeder Tat, mit der er dich verletzte, wurde mir klarer, dass ich das nicht mehr brauche. Seit gestern ist mir klar, dass ich kämpfen werde. Ich werde um dich kämpfen und wenn es das Letzte ist was ich tue! Bitte Sakura, ich liebe dich!“ Mit geweiteten Augen starrte Sakura ihn an. Ihr Innerstes zog sich zusammen, bei dem Gedanken, dass sie diese Gefühle nicht erwidern konnte. So gern hätte sie diese Worte von Sasuke gehört – und so ungern von Shinto. Ihr Kopf glühte, es war ihr peinlich. Noch nie hatte ein Junge ihr seine Liebe gestanden – es war das erste Mal. So wusste sie auch nicht, was sie sagen sollte. Sie blickte ihn nur an, stumm vor Entsetzen. Ihr Kopf glich einer Tomate, so rot war er. Sakura erinnerte sich noch genau an ihre erste Begegnung mit ihm - an die Szene am Flughafen. Sie war in ihn hineingerannt und er hatte sie vor dem schmutzigen Boden bewahrt. Sie hatte ihn gleich gemocht, hatte sich gewünscht, genau so würde ihr Verlobter sein. Seit da an hatte er sie geliebt? Aber … sie hatte es gar nicht gemerkt. Bis gestern hatte sie nicht einmal die leiseste Ahnung. Obwohl, sein Angebot am ersten Abend …. War das eine Anspielung gewesen? Er hatte ihr angeboten, sie könnte auch ihn heiraten – aber Sakura hätte nie gedacht, dass genau das sein Wunsch war. Die Haruno musste schlucken – das waren ein wenig zu viele Informationen auf einmal. „Shinto – i-ich…“, fing sie an unbeholfen zu stottern. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Ihr Kopf schwirrte, langsam fing sie an vieles zu begreifen, aber vieles war ihr nach wie vor ein Rätsel. Wieso hatte er sich so zurückgehalten, wenn er seinen Bruder doch schon lange nicht mehr mochte? Soviel Sinn ergab das nicht. „Weißt du, Sakura … deine Augen sind mir sofort aufgefallen, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Sie haben so gestrahlt und dein Lächeln dazu – du hast mir einfach den Atem geraubt." Ein Lächeln breitete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen aus, eine Zeit lang sah er verträumt aus - niedlich. Doch wenn die Haruno daran dachte, WAS ihn ein Lächeln auf die Lippen bescherte, wurde sie wieder rot, wie eine Tomate. "Es fiel mir unglaublich schwer, mich nicht sofort als Sasuke auszugeben und dich an mich zu nehmen.", er seufzte, "Genau wie am ersten Abend …. Ich war so sauer auf Sasuke, weil er hatte, was ich gerne wollte. Er hatte dich und ich wollte dich. Ich war sauer, weil er das so gar nicht zu schätzen wusste." Kurz hielt der Uchiha inne, biss sich wütend auf die Lippen. Zorn spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, doch nur einen kurzen Augenblick, dann lag wieder ein verträumter, friedlicher Ausdruck darauf. "Da machte ich dir das Angebot …", fuhr er fort, "du sahst es wohl eher als Scherz, aber ich habe es ernst gemeint. Nicht zuletzt, weil ich dich so sehr mochte. Vielleicht ist es Schicksal, dass Sasuke und ich dasselbe Mädchen lieben. Wir sind Zwillinge, vielleicht liegt es daran.“ Während Shinto sprach, hörte er nicht auf sie anzustarren. Seine Augen funkelten ein wenig, es sah irgendwie süß aus. Und wie er sich ab und zu nervös und peinlich berührt durch die Haare strich – Sakura konnte sich gut vorstellen ihn in einem anderen Leben zu lieben. Aber nicht in diesem, da war er nur ihr bester Freund. Eine Sache, die Shinto sagte, ließ Sakura stutzten. Vielleicht ist es Schicksal, dass Sasuke und ich dasselbe Mädchen lieben. „Aber Shinto … Sasuke liebt mich doch gar nicht“, erwiderte Sakura, die Neugier gab ihr wieder genügend Kraft zu sprechen, die Peinlichkeit zu überwinden. Obwohl es ihr sehr unangenehm war, zwang sie sich dazu, ihm in die Augen zusehen. Sie sah, wie der Uchiha auf einmal lächelte. „Natürlich nicht. Sasuke kann nicht lieben.“, sagte er, sein Lächeln wurde immer wütender, grimmiger, es lag wohl daran, dass er an seinen Bruder denken musste, den er nun so hasste. „Aber sofern er lieben kann, tut er es wohl. Ich sage mal, er mag dich. Das sieht man ihm an … vielleicht will er dich auch nur ins Bett haben, ich weiß es nicht. Ich verstehe meinen Bruder schon lange nicht mehr.“ Ein paar Atemzüge herrschte Stille. Ja, genau so etwas in der Art hatte Sakura sich schon gedacht. Er wollte sie nur ins Bett bekommen – zu mindestens schien es so. Ein Schmerz durchzuckte ihren Körper, der sie mal wieder daran erinnerte, dass ihr Herz leider an den anderen der beiden Brüder vergeben war. Wie einfach es wäre, würde sie den jüngeren der Beiden lieben. Aber nein, mal wieder hatte sie es schwer. Sie musste sich mit dem schwierigeren der beiden rumschlagen – so etwas nannte man wohl Pech. „Sakura …“ Wieder war es Shinto, der die Stille durchbrach. Sakura erschrak leicht, als sie merkte, dass er näher gekommen war. Sein Gesicht war nicht mehr weit von ihrem entfernt und auch sein Körper war sehr nah. Er hatte seine Hände auf den Boden gestützt, die Knie auf den Boden, auf den vielen Fotos. Wie war er nur so schnell zu ihr gekommen? Das Mädchen wich leicht nach hinten zurück, als sie bemerkte, dass Shintos Gesicht ihrem immer näher kam. Er wollte sie doch nicht etwa küssen? Nein, so etwas würde er nie tun – nicht, ohne dass sie es wollte. Und ihr Zurückweichen würde ihm wohl Zeichen genug sein. Doch da hatte sie sich getäuscht, denn er kam näher, wie selbstverständlich. So ging es eine Zeit lang weiter, bis Sakura das Bett an ihrem Rücken spürte und sie so nicht mehr weiter nach hinten fliehen konnte. Nun war ihr Shinto noch näher als vor ein paar Atemzügen. Sie konnte deutlich seinen Geruch wahrnehmen, der so ganz anders war als der von Sasuke. Aber das war auch schon das Einzige, was sie, abgesehen von ihrem Charakter, unterschied. Es irritierte sie, denn vom Aussehen her könnte auch Sasuke vor ihr sein. Außerdem schlug ihr Herz, wie es eigentlich es nur bei Sasuke tat. Auf einmal verspürte sie den Wunsch ihren Gegenüber zu küssen – Sie erschrak. Das konnte nicht angehen. Das lag bestimmt daran, dass er wie ihr Verlobter aussah – dass sie sie so nah nicht mehr unterscheiden konnte. Und dann noch die Art und Weise, wie Sasuke seit gestern war, sie war der von Sasuke so ähnlich. Genau deswegen schlug ihr Herz, da war sie sich sicher. Das durfte einfach nicht sein, sie musste sich zusammenreißen. „Shinto…“, setzte Sakura an, doch der Angesprochene brachte sie zu Schweigen, in dem er seinen Zeigfinger auf ihren Mund legte. „Pssst…“, hauchte er dabei, kam ihr noch ein kleines bisschen näher. Es geschah alles ganz schnell. Als er seinen Zeigefinger von ihren Mund nahm und ihr noch näher kam, da handelte Sakura beinahe aus Reflex. „Nein!“, schrie sie laut und verpasste ihrem besten Freund eine schallende Ohrfeige. Der Kopf des Schwarzhaarigen flog zur Seite, als hätte ihn ein heftiger Schlag getroffen, seine Augen waren geweitet vor Schock. Auch Sakura war schockiert – über sich selbst. Mit geweiteten Augen starrte sie den Uchiha an. Es tat ihr unglaublich leid, dass sie so handgreiflich geworden war. „Es tut mir leid…“, murmelte sie auch sogleich eine Entschuldigung, die in einem heftigen Schluchzer endete. Die Tränen kullerten ihr wie selbstverständlich über die Wangen. Doch es kam noch schlimmer. Kaum ein paar Atemzüge danach wurde die Tür mit einer gewaltigen Wucht aufgerissen und ein Sasuke, nur in einer Boxershort bekleidet, kam herein spaziert. Als er die Szene erblickte, wurde sein Gesichtsausdruck wütend und er stampfte sofort auf seinen Zwillingsbruder zu. Ohne auf dessen psychisch abwesenden Ausdruck zu achten - er war wohl schockiert -, riss er ihn von Sakura weg. Am Kragen zog er seinen Bruder hoch, sein Gesicht so nah an seines, dass jeder den anderen Atem spüren konnte. „Lass deine dreckigen Finger von meiner Verlobten“, keifte Sasuke sofort los, sein Gesicht spiegelte blanke Wut wieder. Jeder, absolut jeder, hätte bei diesem Gesichtsausdruck wohl die Flucht ergriffen, doch Shinto lächelte ihn nur spöttisch an. „ICH soll meine Finger bei mir lassen? Wie wäre es denn mal mit DIR?“, erwiderte er und auch sein Gesicht wurde wütender. Es machte dem von Sasuke immer mehr Konkurrenz. „Nicht prügeln“, schrie Sakura sofort dazwischen, denn das war ihre größte Sorge - dass sie sich noch einmal schlagen könnten. Das wollte sie nicht, das gestern hatte ihr schon gereicht. Doch keiner der beiden Brüder schien sie groß zu beachten. Keiner wand sich ihr zu, Panik ergriff das Mädchen. "Falls du es vergessen haben solltest", keifte Sasuke Shinto stattdessen weiter an, "Sie ist MEINE Verlobte! Und nicht DEINE!" Wütend funkelte Shinto ihn an. "Noch", erwiderte er drohend, sein Gesicht näherte sich noch mehr dem seines Bruders. "Du hast sie nicht verdient, Sasuke!" Angesprochener lachte nun lauthals los. "Aber du, was?", gab er zweifelnd von sich, spöttisch wie eh und je. "Mehr als du", erwiderte Shinto, sein Gesicht verlor dabei nicht an Wut, "Und ich werde sie dir wegnehmen, Sasuke. Sakura wird mir gehören - ich werde um sie kämpfen! Und wenn es das Letzte ist was ich tue! Kapiert?!" Das Lachen blieb Sasuke im Halse stecken - von einem auf den anderen Moment wirkte er wieder wütend. "Versuch es doch, kleiner Bruder.", sagte er, "Aber Sakura wird dir nie gehören. Ich habe den Kampf nämlich bereits gewonnen. Aber kämpfe ruhig auf verlorenem Pfosten - ich schaue dir gerne zu. Aber eines sei dir gesagt: Wenn du Sakura auch nur einmal zu nahe kommst, dann schlag ich dich bis zur Bewusstlosigkeit!" Trotzig blickte Shinto auf seinen größeren Bruder hinab, er schien die Drohung keineswegs ernst zu nehmen. „Versuch es doch, großer Bruder! Ich bin schon immer besser gewesen als du!“, erwiderte er spöttisch, die Arme vor der Brust verschränkt. „Pass lieber auf, was du da sagst! Wir beide wissen, dass ich stärker bin als du!“, kam es wütend von Sasuke, „Die Lektion gestern dürfte dir jawohl gereicht haben!“ Immer größer wurde die Panik in Sakura, während sie dem Wortwechsel lauschte. Wie nah sie beieinander standen, wie Hass erfüllt sie sich ansahen – Sakura fürchtete, sie würden gleich wieder aufeinander losgehen. Aber das wollte sie nicht, sie wollte nicht noch einmal sehen, wie zwei Menschen, die ihr viel bedeuteten, auf einander losgingen wie Tiere. Schon allein der Blick der Beiden war eine Zumutung – es schmerzte wie tausend Messer. Es schmerzte, weil sie wusste, dass sie an diesen Blicken Schuld war. Sie war es gewesen, die die beiden Brüder gegen einander aufgehetzt hatte, wenn auch nicht absichtlich. „Hört auf!“, schrie Sakura, ihre Stimme echote in ihrem Kopf. Verzweifelt ging das Mädchen näher an die beiden Brüder ran, die ihr noch immer keine Aufmerksamkeit schenkten. Nicht mal ansahen taten sie sie, als wäre sie Luft. Dabei ging es doch um sie – oder etwa nicht? So war es doch! Sie stritten darum, wem sie gehöre – was absoluter Unsinn war, denn das entschied immer noch SIE. „Sasuke! Shinto!“, versuchte sie es mit ihren Namen – noch immer keine Reaktion. War sie denn so leicht zu ignorieren, während sie mit Tränen in den Augen herumschrie? Mal wieder verfluchte Sakura die Größe dieses Hauses, denn in einem kleineren hätte Frau Uchiha ihre Stimme schon längst gehört. Dann wäre sie angelaufen gekommen und hätte ihre Söhne auseinander treiben können. Auf ihre Mutter hätten die Beiden gehört, auf sie hörten sie ja anscheinend nicht. „Damit eines klar ist“, ergriff Shinto wieder das Wort, „ich bin dir in keiner Weise unterlegen. Das gestern war nur Glück, merk dir das. Das nächste Mal werde ich siegen, worauf du dich verlassen kannst. Und dann wird Sakura mir gehören – so, wie es sich gehört!“ Sasuke lachte schon wieder auf. „Das soll nur Glück gewesen sein? Kleiner Bruder, ich bin nicht nur älter, sondern treibe auch mehr Sport als du! Was willst du mir schon anhaben!“ Der Jüngere kam bedrohlich näher, presste seine Stirn gegen die seines Bruders. Sakura zog scharf die Luft ein, die Tränen flossen noch schneller. Nein, nein, nein! Das durfte nicht sein, sie musste etwas unternehmen! Nur was?! „Oh ja! Und was für Sport du treibst, du perverse Sau! Hast du eigentlich eine Ahnung, was du Sakura damit antust, du Playboy?!“, erwiderte er wütend, die Augen zu schlitzen verformt. „Sakura versteht das“, gab Sasuke leichthin als Antwort, „und du bist ja nur neidisch, weil die ganzen Mädels auf mich fliegen und nicht auf dich!“ „Oh ja, natürlich! Das glaubst auch nur du!“ Shinto ballte seine Hände zu Fäusten, das sah Sakura. Und sie zitterten, als würden sie es kaum noch aushalten, sich zurück zu halten. Wieder ergriff das Mädchen die Panik. „Hört auf!“, schrie sie erneut, so laut sie konnte. Doch wieder wand sich keiner ihr zu und auf einmal wurde sie wütend. Was dachten sie sich eigentlich dabei, sie so zu ignorieren? Es ging hier doch um sie! Sie hatte genug Recht mitzusprechen! Die sollten beide nicht immer nur an sich denken! Auch ihre Hände ballten sich nun zu Fäusten und die Tränen versiegten. Okay, wenn die Herren es so wollten, bitte schön. »Zeig es ihnen«, ertönte ihre innere Stimme und dieses eine Mal war sie froh, dass sie ihren Kommentar zum Besten gab. Ja, sie würde es ihnen so richtig zeigen. Sie stampfte auf die beiden Brüder zu, so laut es nur ging. Auch das schien ihnen nicht Grund genug auf sie zu achten. Wütend verrenkten sich ihre grünen Augen zu Schlitzen – eingebildete Schnösel! Kurz vor Shinto und Sasuke blieb sie stehen, holte tief Luft und schubste die Beiden dann auseinander. Sie waren zu überrascht, um sich dagegen zu wehren – ehe sie sich versahen, trennten sie ein Viertel eines Meters. „Wisst ihr was?!“, schrie Sakura wütend, „Ihr könnt mich beide Mal! Als ob ich ein Ding wäre – das könnt ihr euch knicken, klar?!“ Zuerst wand sie sich Sasuke zu, der sie unbeteiligt anschaute. Wütend verpasst sie ihm mit voller Kraft eine Ohrfeige, sodass sein Kopf wie zuvor Shintos zur Seite flog. Ohne noch länger auf ihn zu achten, drehte sie sich zu Shinto und verpasste auch ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Auch sein Kopf flog wie vorhin zur Seite. „Lernt mal, was es heißt, erwachsen zu sein!“, keifte das Mädchen die beiden noch einmal an, ehe sie das Zimmer stampfend verließ. Doch bevor sie durch die Tür ging, fiel ihr ein Foto ins Auge – das, wo Sasuke und Shinto beide in die Kamera lachten. Mit einem traurigen Ausdruck bückte sich Sakura und hob es auf. Sie waren einmal beste Freunde gewesen, doch nun waren sie wohl Feinde. Das Mädchen seufzte, ehe sie total geschafft den Raum verließ. Ihre Wut war verraucht und die Trauer kehrte zurück. Sie war schuld daran, dass die beiden Brüder sich gestritten hatten. Sie war der Grund, warum sie sich nun hassten. Shinto hielt sich mit einer Hand die schmerzende Wange, die andere war noch immer zur Faust geballt. Doch langsam verschwand die Wut aus seinem Körper und auch die Faust öffnete sich langsam. „Scheiße“, hörte er seinen Bruder fluchen, während seine schwarzen Augen auf die Tür schauten. „Selbst schuld“, murmelte Shinto, die Augen ebenfalls, in Richtung des Flurs gerichtet, die Tür hatte Sakura offen gelassen. „Oh man, halt doch deine Klappe.“, erwiderte Sasuke und ging langsam aus dem Zimmer. Sein Gang war wie immer cool und lässig, kein Zeichen davon, dass er eben noch wütend, seinen Bruder angeschrien hatte. Eine Maske trat wieder auf ein Gesicht und verdeckte, was er fühlte. „Willst du ewig so weiter machen?“, ertönte Shintos Stimme und ließ so den älteren Uchiha inne halten. Er wand sich seinem jüngeren Bruder zu, das Gesicht verriet keine Gefühle. „Das ist meine Angelegenheit, Shinto. Halt dich gefälligst daraus – und hör auf, Sakura zu belästigen, verstanden?!“ Seine Stimme war kalt und zischend, sein Gesicht regungslos wie eh und je. „Deine Angelegenheit? So, so. Alles was ich gesagt habe, meinte ich ernst, Sasuke. Ich werde sie dir wegnehmen!“, erwiderte Shinto. Sasuke zuckte mit den Schultern und wand sich wieder zum Gehen. „Versuchs doch“, meinte er gelassen, während er auf sein Zimmer zuging. Shinto sah, wie sein Blick zuvor noch einmal zu der Tür glitt, die direkt an seiner grenzte. »Werde ich auch«, dachte Shinto trotzig, während er die Tür leise schloss und sich wieder auf den Platz begab, wo er gesessen hatte, bevor Sakura hereingekommen war. Vor ihm lag das Bild, dass Sakura auf einer Wiese zeigte. Mit einem verträumten Ausdruck in den Augen nahm er vorsichtig das Foto und betrachtete es. Es tat ihm Leid, dass ein Knick nun das schöne Bild zierte und es tat ihm auch leid, dass er so dermaßen seine Beherrschung verloren hatte. Er hätte Sakura nicht so bedrängen dürfen, auch wenn der Wunsch sie zu küssen noch so stark in ihm brannte – und er hätte sich von Sasuke nicht so provozieren lassen dürfen. Er musste wieder zu seiner alten Gelassenheit zurückfinden, um Sakura für sich zu gewinnen. Es nützte ihm gar nichts so wie Sasuke zu werden – so verbittert und hart – immerhin hasste sie seinen Bruder. Sie würde schon früher oder später merken, dass er der Richtige für sie war. Obwohl, eigentlich war keiner von den Beiden der Richtige für sie. Eigentlich war am Anfang jemand anderes für sie vorgesehen gewesen, jemand ganz anderes. Aber da dieser jemand nicht mehr da war, war es nun Sasuke. Laut ihren Eltern zu mindestens. Shinto sah in sich den Richtigen für Sakura und das würde er schon noch beweisen. Früher oder später. +++ Dring, dring … Sakura hörte einen Moment auf zu schluchzen und schaute auf das Telefon, doch sie sah es nur verschwommen. Die Tränen verschleierten ihre Sicht. Das Mädchen schluckte einmal schnell und wischte sich die Tränenweg, ehe sie nach dem Telefon griff. Es war bestimmt Hinata, so, wie sie es meistens war, die anrief. Ohne auf die angezeigte Nummer zu schauen, drückte die Rosahaarige auf den grünen Knopf und hielt sich das Telefon ans Ohr. „Ja?“, fragte sie in den Hörer und erschrak darüber, wie schwach ihre Stimme klang. Hinata würde bestimmt sofort bemerken, dass sie geweint hatte und eigentlich hatte sie nicht vorgehabt noch einmal heute über die Geschehnisse zu sprechen. Es wunderte sie, als nach ein paar Sekunden noch immer keine Antwort kam. Nur Stille hörte sie vom anderen Ende der Leitung und wenn sie genauer hinhörte auch das Atmen von jemandem. Es hörte sich nicht nach Hinata an, das wurde ihr bewusst. Hinata atmete anders – ganz anders. Eine Zeit lang lauschte sie dem Atem – bis ihr klar wurde, dass anscheinend nichts vom anderen Ende mehr kommen wurde. „Hallo?“, fragte sie noch einmal nach, doch wieder kam keine Antwort. Achselzuckend wollte die Haruno auflegen, ehe der Mensch auf der anderen Seite doch noch etwas sagte. „Es tut mir Leid“, sagte er und sofort wusste Sakura, wer das war. Gerade wollte Sakura fragen, was ihm denn Leid täte, aber da ertönte schon ein tut, tut, tut und sie wusste, er hatte aufgelegt. Langsam ließ sie das Telefon nach unten gleiten und starrte es fassungslos an. Er hatte sich noch nie bei ihr entschuldigt – und sie hätte auch nie gedacht, dass er das jemals tun würde. Desto überraschter war sie, eine Entschuldigung von ihm zu hören. Eine Entschuldigung von ihrem Verlobten. Es rührte sie und ihr Herz schlug unwiderruflich höher. Er hatte sich bei ihr entschuldigt – für was auch immer. Wahrscheinlich für den Streit mit seinem Bruder. »Süß«, dachte Sakura, als sie zurück dachte, in welcher Art er sich entschuldigt hatte. Per Telefon, wahrscheinlich, weil es ihm peinlich war. Und die Stille – er hatte sich wohl nicht getraut, es zu sagen. Es hatte ihm viel Überwindung gekostet. Ohne, dass Sakura es wollte, liebte sie ihn nun ein Stückchen mehr. Die Entschuldigung nämlich hatte ihr gezeigt, dass sie ihm doch nicht so egal war, wie sie dachte. Anscheinend mochte er sie doch ein wenig. +++ Hallo Leute ^^’ Oh man, das Kapitel war echt schwer zu schreiben … ich habe so viele Anfänge wie lange nicht mehr geschrieben. Es ist dramatischer geworden, als ich eigentlich wollte. Aber irgendwie mussten sich die beiden Brüder noch einmal in die Wolle kriegen. Denn das zeigt jetzt, dass sie nun gegeneinander kämpfen – es ist der Anfang von einem Kampf. Tja …. Ein wenig von Sasuke und Shintos Vergangenheit habe ich auch mit rein gebracht … und sorry, falls Shintos Rede ein wenig komisch ist >,> Aber irgendwann musste das ja einmal raus … das „Ich liebe dich“ geht ein wenig unter. Aber im wirklichen Leben ist halt eben auch nicht immer alles perfekt. So – ihr fragt euch bestimmt, was mit Sasuke los ist :D Er ist mal wieder so zweispaltig … ich freue mich so auf den Tag, alles aufzuklären -__- (ironisch, nä? XD) So … ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. Ich hab irgendwie ein paar Mängel, aber lässt sich nichts dran machen =/ Ihr wartet schon so lange …. Und das nächste wird bestimmt besser. So, das wars auch erst einmal. ^^ Wie immer bitte Kommis schreiben, ja? =) Achja! Ihr seid die Besten, hab ich euch das schon gesagt? :D Ihr habt das letzte Mal 50 Kommis geschafft! Ich war echt baff! Ich hoffe, ihr schafft jetzt immer soviel – ich würde mich echt freuen! =) Ich liebe euch alle, meine treuen Leser/innen :-* Lg, Lesca ~ bis zum nächsten Kap.! =) Vielen Dank auch noch an meine Betaleserin philo_sophie! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)