Die Wahrheit von DhalaElenaAngel (Oder - Was sich wirklich hinter Masken verbirgt....) ================================================================================ Kapitel 12: Drachensammler... ----------------------------- Luna saß am Rande einer Schneewehe und beobachtete, wie die jüngsten Hogwartsschüler in der weißen Pracht tobten. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Im letzten Jahr war sie hier mit Harry gesessen, ganz in der Nähe und der Gryffindor hatte ihr davon erzählt, wie sehr er das Schloss liebte, dass für ihn die einzige Heimat geworden war, die er je gekannt hatte. Sie sah sich um, doch Neville und Dean waren nicht zu sehen. Die beiden hatten sich mal wieder eine saftige Strafarbeit eingehandelt, weil sie erwähnt hatten, dass Harry sie alle vor Voldemort gerettet hatte. Bei dem neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Fast die ganze Welt schien ihren ehemaligen Helden zu hassen. Es war traurig für den Rest der Menschheit, zu sehen, wie rasch sie Leute fallen ließen, die sie nicht verstanden. Harry hatte niemandem etwas getan, wenn er es irgendwie hatte vermeiden können. Lieber hatte er sich selbst verletzt oder Strafen auf sich genommen. Sogar für Malfoy. „Hi, Luna.“ Überrascht, dass tatsächlich jemand sich dazu herabließ, sich mit ihr, einer bekennenden Zweiflerin an Harrys Schuld zu unterhalten, wandte sie sich um, um noch erstaunter eine Augenbraue zu haben: „Susan“, stellte sie fest. Susan Bones war eine junge Huffelpuff, mit der sie bis zu diesem Jahr immer mal wieder gern geredet hatte, doch dann war der Kontakt schlagartig abgebrochen, als sie zu den Jungauroren gekommen war, die von einem Ministerialbeamten, dem Dumbledore vertraute, ausgebildet wurden. „Ich denke nicht, dass du dich in der richtigen Gesellschaft befindest“, meinte Luna schließlich, als Susan sich neben sie setzte. „Glaub mir, das ist mir mehr, als nur klar. Schon seit Beginn des Schuljahres.“ Okay, das schloss sie als Person, von der gesprochen wurde, aus. Sie sah die Gleichaltrige genauer an, sah, wie unglücklich Susan wirkte. Sie schien auch geweint zu haben, was sie nicht zum ersten Mal feststellte. „Was hast du?“, fragte Luna, die immer half, wenn sie konnte. Susan zuckte mit den Schultern, sah sich kurz um, vergewisserte sich, dass Niemand in ihrer Nähe war und sie beobachtete: „Ich habe einfach die Nase gestrichen voll!“ „Und von was genau?“ „Luna, verspricht du mir, niemandem etwas zu erzählen?“, fragte Susan auf einmal. „Ich habe Freunde, vor denen ich keine Geheimnisse habe, das weißt du. Aber über diesen Kreis würde nichts hinaus gehen.“ Susan betrachtete die Ravenclaw vor sich, bevor sie schließlich nickte. Es konnte sich nur um Neville, der generell kaum noch redete, und Dean handeln, den ohnehin niemand mehr für voll nahm. „Ich... ich kann einfach nicht mehr!“ „Warum? Weswegen?“ Die junge Huffelpuff lächelte traurig: “Weißt du, warum ich in dieses Aurorenprogramm gekommen bin?“ „Nein“, gab Luna ruhig zu. Sie selbst hätte die Aufnahmeprüfung sicher bestanden, doch es widersprach ihrer Natur, diesem Verräter zu helfen. „Meine Eltern haben es von mir verlangt, weil Dumbledore gesagt hat, dass er mich haben will. Es wäre eine Ehre, haben sie mir gesagt, sie sind danach sogar befördert worden. Ich wollte nicht in das Programm! Ich wollte nie Auror werden, ich wollte Lehrerin oder Kräuterzüchterin werden! Stattdessen lerne ich jetzt, zu töten!“ Luna sah Susan ernst an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Meisten, die in diesem Programm waren, prahlten damit, als hätten sie selbst Voldemort besiegt. Sie hatte sich gewundert, was ausgerechnet die fragil wirkende Susan dazu gebracht haben könnte, daran teil zu nehmen, aber sie hatte das auch als Ende einer Freundschaft akzeptiert. Nun endlich verstand sie. „Sie alle wollen Harry jagen und zur Strecke bringen!“, fügte sie an, ihre Stimme aufgeregt, künstlich leise gehalten. „Sie wollen denjenigen umbringen, der uns alle gerettet hat und sie prahlen damit, wie sie es tun wollen! Wir lernen sogar die unaussprechlichen Zauber, um ihn zur Strecke bringen zu können! Aber... aber Harry hat uns alle gerettet! Ich glaube nicht, dass er irgendwem etwas getan hätte!“ Da drang die Huffelpuff-Treue wenigstens bei einer durch, stellte Luna überrascht fest. „Du hast recht“, gab Luna zu. „Harry hätte all das nie getan. Er mordet nicht zum Spaß, er hat sogar geweint, als er Voldemort umgebracht hat und er war auf keinem der Feste, die für ihn abgehalten worden sind, weil er gesagt hat, er ließe sich nicht dafür feiern, getötet zu haben, er fände das geschmacklos und albern.“ Susan nickte langsam. „Ich weiß... Harry hätte all das nie getan. Und jetzt ist er irgendwo da draußen, auf der Flucht. Gejagt, wie ein wildes Tier, nein, wie ein Schwerverbrecher, obwohl er nichts getan hat! Was, wenn er verletzt ist? Vielleicht ist er auch schon längst tot!!“ Luna sah die Andere ruhig an. Ja, viel hatte auch nicht mehr gefehlt, das wusste sie aus sicherer Quelle und auf einmal kam ihr eine Idee. Sie nestelte in ihrer Tasche nach einem Bonbon, bot es Susan an, die es ahnungslos nahm und dankbar in den Mund steckte. Es konnte nichts geschehen, die Wirkung hielt nur etwa zwei Minuten an. „Wärest du bereit, mir zu helfen, nach Beweisen für seine Unschuld zu suchen? Und nach dem wahren Übeltäter? Auch, wenn sich herausstellen würde, dass es Dumbledore selbst wäre?“, fragte sie ruhig. „Ja!“, rief Susan sofort, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. „Ich WEISS, dass Dumbledore etwas damit zu tun haben muss, ich habe ihn gesehen, er tut so, als wäre er ein freundlicher, alter Mann, aber... er ist es nicht.. nicht mehr! Er richtet uns zum Töten ab! Er will die Leute gar nicht fangen und nach Azkaban bringen, er will sie tot sehen! Wir werden auf IHN eingeschworen, nicht, wie es das Gesetzt verlangt, auf die Gerechtigkeit! Und er markiert uns wie Rinder, am Ende der Ausbildung, wie der dunkle Lord es getan hat!“ Das war interessant. Die Auroren bekamen ein Tattoo?? „Luna, ich will das nicht! Ich will nicht auf ihn schwören müssen, weil ich diesen Schwur nie halten könnte und ich will auch nicht sein Zeichen tragen! Aber am Ende des Schuljahres wird er es dem ganzen Kurs geben! Bei Merlin, die Meisten freuen sich auch noch drauf! Du müsstest mal Ginny schwärmen hören!“ Luna strich Susan über den Rücken. Sie hatte alles gehört, was sie hören musste: „Wenn du mir – und den anderen wirklich helfen willst, und du weißt, dass es gefährlich sein wird, dann triff uns heute nach dem Abendessen.“ „Wo?“ „Im Gewächshaus. Das ist als einziges, geheizte Gebäude, das nicht überwacht wird und draußen ist es viel zu kalt, um länger zu reden.“ Susan nickte: „Ich werde da sein.“ „Was...?!“, keuchte Lucius, nachdem er wieder Luft bekam, dank Sybilla, die ihm auf den Rücken klopfe. Er wischte sich den Rest seines Kaffees ab, den er vor Schreck ausgespuckt hatte, sein Blick glitt zwischen seinem Sohn und seinem besten Freund hin und her: „Das war ein verdammt schlechter Witz“, meinte er dann ärgerlich, als ihm durch Dracos Lachen klar wurde, was für ein Bild er gegeben haben musste. „Sie sagen die Wahrheit“, meinte ein vollkommen weißer Remus, was nun Draco dazu brachte, sich heftigst zu verschlucken. „Waaaaaaas?!!!“ Harry zuckte automatisch zusammen, suchte instinktiv Deckung hinter Severus, der Remus wenig erstaunt musterte. „Ich habe doch gesagt, dass Harrys Geruch sich verändert hat“, murmelte Remus leise. „Das erklärt dann ja wohl auch, warum... Bei Merlin! Junge, du hast ein unnachahmliches Timing...“, murmelte der geschockte Werwolf. „Schwanger?“, krächzte nun auch Draco. Hinter Severus’ schwarzer Robe wurde ein Nicken sichtbar. „Ja, er ist schwanger, der Zauber, den ich gesprochen habe, sagte, er wäre über den ersten Monat hinaus. Was erklärt, warum er schon unter Morgenübelkeit leidet.“ Harry, der nun hinter den Anderen vorgezogen wurde, war feuerrot, als er die Blicke der anderen sah. „Harry...“, Lucius sah den Jüngeren an. „Wie konnte das passieren? Ich meine, weißt du überhaupt, wie alt du bist? Und dein körperlicher Zustand ist auch nicht gerade der Beste! Habt ihr denn nicht verhütet?“ „Ich... ich wusste doch nicht mal... dass ich schwanger werden kann!“, wehrte Harry sich gequält, er fühlte sich aber besser, als die Hand seines Gefährten sich auf seine Schulter legte. „Severus?!“, fragte die nun inquisitorische Stimme. „Ich dachte, er wäre zu jung und ich wusste nicht, wie verzweifelt er sich eine Familie gewünscht haben muss“, verteidigte der Ältere sich. „Außerdem ist es hier sicher. Harry ist ein Elf. Das heißt, das Kind wird in vier oder fünf Monaten geboren werden. Bis dahin werden wir nicht so viel weiter sein, nehme ich einfach mal an.“ Lucius vergrub sekundenlang seinen Kopf in den Händen, bevor er seufzte: „Passiert ist passiert“, murmelte er ergeben. „Und ihr wollt es ja wohl offensichtlich behalten“, fügte er hinzu, als er sah, wie sein Sohn schützend die Hand über seinen flachen Bauch legte. Er war wenig begeistert und hatte das dringende Bedürfnis, seinen Freund umzubringen, oder ihm doch zumindest die verantwortlichen Teile abzuschneiden. Doch er wusste, das alles würde nur Harry schaden. Charlie sah auf, als Bill in die Hütte trat, tätschelte den Drachen vor sich noch einmal und betrachtete die Dinge, die der Ältere mitgebracht hatte. Einige Schuppen in verschiedenen Farben, eine Phiole mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, Drachentränen. „Schon fertig für heute?“, fragte er, während er sich um den kleinen Drachen kümmerte, der auf seinem Schoß saß. „Ja“, gab Bill zurück. „Das war alles, was der neue Tränkemeister in Hogwarts wollte.“ „Silberdrachenschuppen, Drachentränen und die Kralle eines Drachlings?“, hakte Charlie vorsichtig nach. „Ja doch! Das sagte ich gerade!“ Charlie wurde schneeweiß: „Überleg mal, wozu er DIESE Zutaten brauchen könnte“, gab der Andere zurück, setzte den Drachen ab und fuhr mit der Hand über die Zutaten. „Die Sachen hier sind beileibe zu kostbar, um sie an Schüler zu verwursten! Überleg doch mal! Drachentränen!!“ In dem Moment wurde auch Bill bleich. „Bei Merlin! Das...!“ „...darf nicht geschehen.“ „Was sollen wir tun? Ich meine, wir sind doch verpflichtet...!“ „Wow, was für eine Stimmung“, kommentierte Draco, als er bei den Weasleys ankam. Nicht, dass er sich um den Job gerissen hätte, doch sein Vater hatte andere Dinge zu tun und Sev brauchte Drachentränen. Also hatte er los gemusst. „Was...!?“ Beide Brüder fuhren herum, Zauberstäbe gezogen. „Was für ein Empfang. Wenn ich einer eurer Gegner wäre, wäret ihr tot, nur so am Rande bemerkt“, grinste Draco frech. „Und als Spion hätte ich jetzt genug, um euch eine Dauerwohnung in Azkaban zu verschaffen.“ „Was willst du denn hier?“, fragte Bill mit hochgezogenen Augenbrauen, doch er steckte seinen Stab, wie auch sein Bruder, wieder ein. Charlie betrachtete den Teenager ebenfalls, musste erkennen, wie ähnlich der seinem Vater war. Äußerlich kühl, mit einer spitzen Zunge und der scheinbar angeborenen Eleganz der Malfoy-Sippe. „Vater schickt mich“, gab Draco auf die Frage zurück. „Onkel Sev braucht Drachentränen und er dachte, vielleicht habt ihr welche. Es wäre zu auffällig, sie in einem Laden zu kaufen.“ „Drachentränen?“, fragte Bill irritiert. „Ja, Drachentränen“, wiederholte Draco entnervt. „Ich denke, ich werde einen Brief für Mr. Malfoy Senior aufsetzen“, meinte Bill schließlich. „Du kannst ihn gleich mitnehmen. Ich werde nicht lange brauchen. Setz dich solange.“ Mit hochgezogener Augenbraue ließ Draco sich auf einen der Stühle fallen, sah sich interessiert in der bequem, aber einfach eingerichteten Hütte um, bis sein Blick an Charlie hängen blieb, der ihn ebenfalls zu mustern schien. Und in der Sekunde spürte Draco es: Ein Prickeln, das in ihm aufstieg und zu einem Brennen zu mutieren schien. Nein! Oh nein, gar nicht gut, gar nicht gut! „Alles in Ordnung?“, fragte Charlie besorgt, als er sah, wie Draco auf einmal begann, rot zu werden. „Ähh...“, Draco schluckte, bevor er sich wieder im Griff hatte: „Sicher“, gab er zurück. Was sehr glaubhaft kommen musste, bedachte man, wie rot er immer noch war. Was auch nicht besser wurde, als sich Charlies kühle Hand auf seine Stirn legte. „Du bist heiß“, stellte der Rotschopf fest. ‚Du hast ja keine Ahnung!’, dachte Draco schon fast verzweifelt. Er wollte von der Hand weg, gleichzeitig aber wollte er, dass dieser Kontakt nicht zerbrach. Und endlich verstand er, warum sein Vater so launisch war, wenn er nicht in Sybillas Nähe stand oder warum Harry Severus wie eine Klette hinterher rannte. Die Gene einer alten, magischen Kreatur in sich zu tragen, stank! Aber gewaltig! Das war so unfair! Mal ganz davon zu schweigen, dass das da auch noch ein Weasley war! Ein Weasley! Bei Merlin, nein! Das war soooo ungerecht! „Es.. ist wirklich... alles in ... Ordnung“, nuschelte Draco hilflos. „Das sieht für mich aber ganz danach aus! Sag mir bitte nicht, dass du gegen Drachenschuppen allergisch bist!“ „Nein!“, begehrte der Blonde sofort auf. „Was ist dann los?“ In dem Moment hörten sie ein amüsiertes Lachen: „Charlie, bist du wirklich so blind, oder tust du nur so?“ Der Angesprochene fixierte seinen Bruder mit dunklen Augen: „Was weißt du, was ich nicht weißt??!“ „Du bist von uns beiden doch der größere Freak, wenn es um magische Kreaturen geht, oder?“, hakte Bill amüsiert nach. Oh, sollte Ron das je mitbekommen, der Junge würde explodieren! „Das muss ich Fred und George schreiben! Sofort!“ „Was...?“, verwirrt sah Charlie den Blonden an. „Nein!!!“, rief Draco im selben Moment entsetzt. „Und warum nicht?“, stichelte Bill amüsiert. „Oh, ist das herrlich! Ich bin ja gespannt...!“ „Wovon redet ihr eigentlich, ihr beiden?“, hakte Charlie nach. „Ich bin fit in Drachen, aber das war’s dann auch schon!“ „Ja. Ich hatte nur keine Ahnung, wie fit“, lachte Bill nur unbeeindruckt weiter. „Jetzt hast du dir auch noch einen angelacht!“ „Was??!“ Draco hatte, wenn das überhaupt noch möglich war, einen noch tieferen Rotton angenommen. Nein, so hatte er diesen simplen Botengang eigentlich nicht geplant. „Charlie, du bist so blind, dass es weh tut! Draco ist, wie sein Vater! Er ist ein Veela! Und er hat seinen Gefährten gefunden. So, viel Spaß ihr beiden, ich mache einen Kontrollgang.“ Mit einem breiten Grinsen, einem Stapel Papier, Federn und zwei Eulen auf der Schulter verließ Bill das Spielfeld. Sollte sein Bruder selbst den Kopf aus dem Sand heben. Er war schließlich alt genug. Charlie blinzelte einige Male in Richtung der nun wieder geschlossenen Tür, bevor er Draco anstarrte, während auf einmal die Puzzleteile auf ihre Plätze glitten. Es machte Sinn, stellte er verwundert fest. Denn egal, wie sehr er und seine Familie die Malfoys immer verachtet hatten, da sie sie für die Ausgeburten des Bösen selbst gehalten hatten, er hatte Lucius irgendwo immer bewundert. Er war stets mit erhobenem Kopf durch die Gegend gezogen, mit einer Anmut, die nicht natürlich schien. Die Sache mit den Veela wiederum erklärte einiges. Er sah Draco an. Der Jüngere hatte seine Augen gesenkt, er war nicht mehr ganz so rot, wie noch eben, doch das helle Haar stach trotzdem stark von dessen Haut ab, zumindest im Moment. Auch war der Blond in sich zusammengesackt. Als Charlie die Träne sah, hob er das Kinn des Jüngeren mit seinem Finger an, sah in die schwimmenden, silbernen Augen, die immer noch seltsam glühten. Er wusste, der Junge war nicht minder überfahren, als er selbst. Wenn nicht sogar noch mehr. Ohne es bewusst wahr zu nehmen, strich er die Träne weg, sah Draco nachdenklich an, bevor er lächelte: „Tscha – scheinbar hat Billy doch recht. Ich scheine Drachen wirklich zu sammeln“, stellte er halb amüsiert, halb ernst fest. Er war überrascht, wie wenig es ihn störte. Ja, er kannte den Blonden praktisch überhaupt nicht, nur aus den Schauergeschichten von Ron, doch er bezweifelte, dass das immer alles die ganze Wahrheit gewesen war. Ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, beugte er sich zu Draco vor, brachte ihre Lippen zusammen in einem kurzen, sanften Kuss, den er definitiv genoss. „Ich... es tut mir leid.“ „Was?“, irritiert sah Charlie auf: „Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt extrem dämlich wirke: wofür entschuldigst du dich?“ „Ich... du magst mich nicht... du magst die... Malfoys nicht...“ „So ein Unsinn!“, murrte Charlie, strich über die erstaunlich weiche Haut des Jüngeren. „Wenn ich mich recht erinnere, dann waren Harry – dein Bruder – und ich das letzte Mal noch Freunde, als wir uns gesehen haben. Und IHR wart es, die ihn gerettet haben, als er Hilfe gebraucht hatte. Ihr könnt gar nicht so schlecht sein – auch, wenn eure Arroganz in der Öffentlichkeit wirklich erstaunlich sein kann“, korrigierte der Rotschopf die nicht ungerechtfertigten Ansichten des Blonden. Draco sah auf, direkt in die ernsten Augen des Älteren. Ein Strahlen huschte über seine eigenen, während seine Hand über die des Rotschopfs glitt. Scheinbar hatte er eine Chance, seinen Gefährten doch zu bekommen. Mit etwas Zeit... Wie zur Bestätigung beugte Charlie sich vor, erneut berührten sich ihre Lippen... „Und ich dachte schon, hier wäre etwas Schlimmes passiert“, meldete sich eine nur zu bekonnte Stimme amüsiert, was dazu führte, dass die beiden auseinander sprangen, wie Schuljungen, die man bei einem Streich erwischt hatte. „V...V...Vater?“, brachte Draco mühsam heraus, seine Hand lag auf seinen Lippen. „Eben der“, bestätigte Lucius grinsend. Er hatte die Augen seines Sohnes gesehen, sie hatten ihm alles gesagt, was er wissen musste. Und scheinbar gab es keine Probleme. „Aber ich warne dich, Junge! Ein Baby reicht in den nächsten zwei Jahren! Schreib dir das hinter die Ohren! Ich kann keine zwei gebrauchen!“ „Ähhh...“ Draco wurde erneut puterrot: „Ähh....“ Lucius sah den Weasley ruhig an: „Ich hoffe für dich, Junge, dass du ihn nicht verletzt. Sonst warst du die längste Zeit in der Lage, Spaß im Bett zu haben.“ „Vater?“, fragte Draco unsicher. „Du kannst gern für zwei, drei Tage hier bleiben, Sohn“, lächelte Lucius schließlich. „Und dann kann Weasley Nummer zwei gern für ein Wochenende zu uns kommen.“ „Mr. Malfoy?“ „Ich denke, Charlie, in der gegebenen Situation wäre es mehr, als lächerlich, mich bei meinem Nachnamen anzureden. Wo sind die Drachentränen?“ „Darf man auch fragen, wofür sie verwendet werden?“, mischte sich eine weitere Stimme ein. Lucius hob eine Augenbraue: „Warum ist das von Interesse?“ „Weil Drachentränen gefährlich sein können und wir gerade herausbekommen haben, dass der neue Tränkestümper in Hogwarts wohl einen starken Suchtrank herstellen wollte. Der hätte Harry auf jeden Fall gefunden, egal, wo der er sich versteckt“, gab Bill zurück. „Und es hätte ihn getötet – augenblicklich.“ Lucius knurrte: „Ich will doch meinem SOHN nichts antun!!“ „Wofür sind die Tränen dann?“, fragte Bill erneut unbeeindruckt, während er die Phiole hochhielt. „Sie sind für ein altes Ritual zur Kindsgeburt“, gab der Aristokrat unwillig Auskunft. „Kindsgeburt? Dafür gibt es einfachere und billigere Wege.“ „Nicht für einen Mann“, schoss Lucius zurück. Diese Antwort hätte fast dazu geführt, dass Bill die wertvolle Flüssigkeit hätte fallen lassen. „Sie sehen nicht sonderlich schwanger aus“, brachte er dann aber doch hervor. „Erstens könnte es noch in den frühen Stadien sein und zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, je behauptet zu haben, es für mich zu beanspruchen.“ „Es ist für Harry“, fügte Draco an, als er Charlies fragenden Blick spürte. „Harry... Harry... ist schwanger!?“ Lucius verdrehte seine Augen leidend gen Himmel: „Ja, ist er. Ja, ich weiß, dass es der unpassendste Augenblick überhaupt ist, aber einen Sinn für Timing war noch nie das, was Harry besessen hat. Definitiv ein Erbe seiner Mutter“, fügte er noch grinsend an, während er die Phiole entgegennahm. „Ich denke, ihr werdet beide dieses Wochenende zu Besuch kommen und meinen erstgeborenen Sohn wieder zurück bringen? Bis dann, meine Herrschaften.“ Mit den Worten verschwand der ältere Malfoy und ließ drei sprachlose Männer zurück. „Ein Malfoy, der witzelt...“, murmelte Bill erstaunt. „Harry, der schwanger ist!!!“, rief Charlie überrumpelt, während er einfach, ohne zu überlegen, Draco auf seinen Schoß zog. „Mein Bruder, der mit einem Malfoy knutscht“, schoss Bill zurück, bevor er leise lachte. „Wenn mir das irgendwer vor einem Jahr erzählt hätte, ich hätte diesen Jemand nach St. Mungos überwiesen.“ „..und nicht vergessen – pass nur auf, dass es nicht mit Schwefelpulver in Berührung kommt“, grinste Fred dem Jungen zu, der die speziellen Knaller, den momentanen Renner im Laden, gekauft hatte, bevor er sich wieder zu den anderen nach Hinten verkroch. Dort saßen sein Bruder, zusammen mit Luna, Neville, Susan und Dean, die wild durcheinander redeten. „Gut, was hab ich nun schon wieder verpasst?“, fragte er seufzend. „Zum nächsten Kunden kannst DU gehen!“ George sah auf, deutete auf den Brief: „Ich glaub das einfach nicht!“ Neville lächelte leicht: „Ich... ich hab damit gerechnet. Ganz ehrlich – er hat doch immer wieder gesagt, dass er Snape nicht so schlimm findet. Oder?“ „Das mein ich doch nicht! Aber Charlie und... brrrrr... da schüttelt es einen doch!“ „Gar nicht“, lachte Susan, die sich, seit langer Zeit zum ersten Mal, wieder frei fühlte. Sie hatte Freunde gefunden, die an dasselbe glaubten, wie sie. Dafür ging sie gern das Risiko ein, zu spionieren. Die andere hatten alles dafür vorbereitet, dass sie mit einem Portschlüssel verschwinden konnte, wenn Gefahr bestand, oder wenn sie den Schwur leisten musste. An einen sicheren Ort. Mehr hatte man ihr nicht gesagt. „Ich meine – er ist doch nicht hässlich oder so. Nur sein Benehmen war immer unmöglich. Und das lässt sich doch ändern.“ „Ich will wissen, wovon ihr redet! Oder ich benutze meine neueste Erfindung bei euch!!“, warnte Fred missgelaunt. „Es sieht so aus, als würde Malfoy... Draco... zur Familie gehören.“ „Waaaas?“, japste Fred entsetzt. Er war nur froh, dass Dean rechtzeitig reagierte, um ihn aufzufangen. „Draco ist Veela, wir wussten schon immer, er konnte kein Mensch sein, und Charlie scheint sein Gefährte zu sein“, lachte Luna amüsiert. „Mann, muss das Malfoy beißen! Er – mit einem Weasley!“ „Hey, es hätte schlimmer sein können“, lachte Neville. „Ach?“ „Es hätte Ron sein können!“ „Örks“, war die allgemeine Reaktion. „Das wünsche ich momentan nicht einmal Malfoy“, meinte Dean leise. „Warum?“, fragte Fred überrascht, hob simultan mit seinem Bruder die rechte Augenbraue. „Er... Ron... er benimmt sich, wie ein Arschloch, wenn er mal kurz in Hogwarts ist, um Ginny zu besuchen. Er... er hat Seamus fast tot geprügelt, weil der gesagt hat, dass eine Verurteilung ohne Gericht gegen jedes Gesetz verstößt“, gab Luna zurück. „Professor McGonagall musste ihn von Seamus wegzaubern und er ist immer noch nicht wieder aus der Krankenstation. Dabei war das schon letzte Woche. Ron hat nicht mal eine Verwarnung wegen Amtsmissbrauchs oder so was bekommen. Nicht mal einen Rüffel oder so was! Stattdessen wurde er zum Juniorcaptain der Jungauroren ernannt, zusammen mit Hermine! Und Seamus wurde ausgeschlossen! Dabei wollte er wirklich immer nur Auror werden.“ George ballte seine Faust: „So hat Mutter uns aber nicht erzogen“, knirschte er. „Ron wollte schon immer wichtig sein“, gab Fred traurig zurück. „Jetzt wissen wir, warum das keine gute Idee wäre und warum Mutter immer so streng mit ihm war“, seufzte er. „Sie mag das Falsche getan haben, aber sie wollte nur, dass wir was auf den Tellern und zum Anziehen hatten. Darum hat sie mitgespielt. Weißt du noch, wie wir schlagartig mehr hatten, nachdem Harry nach Hogwarts gekommen ist?“ Sein Zwilling nickte mit düsterem Gesicht. „Ach ja, in dem Brief stand noch was“, meinte Susan auf einmal, um die nun gespannte Stimmung wieder etwas zu lockern. „Hm?“, fragte Fred neugierig. „Harry! Er ist... er ist... er bekommt ein Baby!“ „Ähhh... MOMENT!! Ihr verarscht mich, oder?“, japste der Rotschopf, riss seinem Bruder den Brief von Bill aus der Hand, doch der sagte genau dasselbe. „Ähhh...“ „Das haben wir uns auch gedacht.“ „Und Malfoy Senior, der Charlie bedroht, ihm seine besten Stücke abzuschneiden? Verdammt! Wir verpassen hier immer das Beste, kann das sein?“, schmollte Fred, als die Ladenglocke anschlug – zusammen mit einem seltsamen Sirren. Die Zwillinge tauschen einen seltsamen Blick aus, bevor sie beide hinaus liefen. „Haben wir irgendwas Essentielles verpasst?“, fragte Neville vorsichtig. „Ich denke“, gab Luna zurück. „Aber egal, was es war – das wissen scheinbar nur die Zwillinge. Ich hab auch keine Ahnung.“ „Ich mochte ihr Gesicht nicht“, gab Susan leise zurück. „Es hat mich erschreckt. Etwas stimmt nicht.“ Die vier Jugendlichen schwiegen, sahen sich einfach nur an, bis die Zwillinge zurück kamen, in ihrer Hand einen Speicherkristall, ihre Gesichter rot vor Zorn. „Fred? George?“, fragte Neville ruhig. „Die magische Signatur aus dem Haus der Dursleys – ich wusste, dass sie mir bekannt vorgekommen ist.“ „Inwiefern?“, entgegnete Dean überrascht. „Ich denke, wir kennen sie alle“, gab George leise zurück. „Wer?“, bohrten die Vier weiter. Die Zwillinge ließen sich auf den Boden fallen, die Wut schien umzuschlagen, in Enttäuschung. „Ich wusste ja schon immer, dass Percey größenwahnsinnig ist, aber das...“ „Euer BRUDER???!“ Die beiden nickten unisono. „Einer der nächsten Vertrauten von Dumbledore, neben unserem Vater. Das ist ein Krieg, der mitten durch unsere Familie geht“, flüsterte Fred tonlos. George nickte, legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter: „Ja, aber wir haben uns für die richtige Seite entschieden.“ „Ich weiß... es... tut nur so verdammt weh...“ „Ich schicke eine Eule an Mr. Malfoy“, schlug Neville leise vor. "Er muss es wissen. Ich denke, er wird jetzt einiges ins Rollen bringen wollen.“ „Und was?“ „Mr. Malfoy hat Rita Kimmkorn auf die Sache angesetzt. Er hat ihr einen Brief ohne Absender voller Fragen geschickt. Und sie hat angebissen. In den Überlandzeitungen sind gestern die ersten Artikel erschienen, über die Verurteilung ohne Verhandlung. Sie wird weitergraben und ich denke, Mr. Malfoy hat vor, ihr lauter kleine Bröckchen hinzuwerfen.“ „Es wird hässlich werden“, murmelte Fred, als er aufsah. „Eine Schlammschlacht...“ „...die aber dank Dumbledores Zensur erst mal nur im Ausland toben wird“, fügte Luna hinzu. „Zensur?“ Mehrere Augenbrauen hoben sich. „Vater hat mir erzählt, dass Dumbledore alle Artikel, die veröffentlicht werden sollen, vorher lesen will. Er hat schon zwei von ihnen gestoppt.“ Die Zwillinge, immer noch vollkommen verstört über das, was sie herausgefunden hatten, sahen die anderen Vier an: „Neville, wir werden Malfoy schreiben, ihr müsst zurück, es ist schon spät. Ich habe zwei Taschen mit Süßigkeiten und ein paar Scherzartikeln bereit gestellt.“ „Danke“, lächelten die Vier, als sie sich verabschiedeten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)