Wüstenblume von abgemeldet (Zwischen Glamour und Gosse) ================================================================================ Kapitel 3: Interview -------------------- Die Tage vergingen wie im Flug. Bald stand Hinata im Vorzimmer der großen Villa. Mit Tränen in den Augen verabschiedeten sich die jungen Frauen voneinander. Hinata musste nach New York fliegen, sie hatte morgen ein Fotoshooting für eine Designermarke. Nach drei Tagen verließ auch Ino ihre Freundin. Sie hatte versprochen für einen befreundeten Künstler Modell zu stehen. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ihr habt mir mal gezeigt, dass das Leben auch schöne Seiten außerhalb des Berufs hat. Danke.“ Sie umarmten sich, doch dann hupte das Taxi, das für die Blondine bestimmt war. Als Sakura die Türe schloss fiel ihr Blick auf ein Foto das sich dem Regal befand. Die Kamera machte ununterbrochen Klickgeräusche und die rosahaarige junge Frau fühlte sich pudelwohl. Es war ihr erstes professionelles Shooting. Sie sollte für einen Bikini werben. Er war weiß, ihre absolute Lieblingsfarbe. Ihre Mutter hatte sie immer belehrt, weiß sei doch keine Farbe. Dennoch liebte sie dieses Unschuldige. Es hatte einen gewissen Reiz für sie. „Gut so, Sakura. Dreh dich ein bisschen nach rechts, ja, gut so! Weiter! Das ist perfekt!“ lobte der Fotograf. Ob es stimmte oder nicht wusste Sakura nicht, aber das angenehme Wasser am Strand von Otaru ließ sie vergessen, dass das hier ein Shooting war. Vielleicht war das der Grund für das Lob des Fotographen. Ihr Blick schweifte unbewusst in die Ferne, sie bekam einen sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen. Als sie das bemerkte schüttelte sie den Kopf. Sie sollte doch lächeln. „Was machst du denn da?! Lass diese Sehnsucht doch in den Augen, das ist wunderbar!“, rief der Fotograf. „Was ist denn das, Sasuke?“, fragte Sakura, als sie das kleine Geschenk auspackte. „Das soll dich daran erinnern, was deine Träume und Ziele sind.“ Sie stockte und lächelte dann freudig. Es war ein eingerahmter Abzug ihres ersten Bildes. Ihr erster Auftrag. Diese Sehnsucht in den Augen sollte sie ewig daran erinnern, dass auch sie nur ein Mensch mit Träumen war. „Genau, meine Träume. Und für die lohnt es sich zu kämpfen!“, sagte sie entschlossen und setzte sich auf den Heimtrainer, der im Keller stand. Sie hörte erst wieder auf in die Pedale zu treten, als das Telefon läutete. Elegant stieg sie von dem Gerät herunter und ging ins Wohnzimmer, wo ihr Handy lag. „Büro von Haruno Sakura.“ Eine junge Frauenstimme meldete sich. „Guten Tag, Miss Haruno. Mein Name ist Ayama Nika, ich bin die Sekretärin von Miss Kishima. Sie lässt fragen, ob sie in zwei Tagen zu einem Interview bereit wären.“ „Was denn für ein Interview und für wen?“ „Oh, ich vergaß! Miss Kishima ist Chefredakteurin der Serie Made in Japan.“ Made in Japan war eine sehr erfolgreiche Sendung, die jede Woche einen neuen nationalen Star interviewte. Natürlich nur erfolgreiche und berühmte, die ihren Ursprung in Japan hatten. „Wir werden ihnen ganz normale Fragen stellen. Wie ihnen ihre Arbeit gefällt, ob sie mit ihrem Leben zufrieden sind. Wir haben aber keine vorbereiteten Fragen. Das alles soll sehr spontan gehalten werden und ehrliche Meinungen und Antworten von den Stars hervorbringen.“ Sakura zögerte einen Moment. Doch wieso eigentlich nicht? Sie war so entspannt und voll neuem Elan wie schon lange nicht mehr. „Okay. Sie sagten in zwei Tagen?“ „Ja, ich weiß. Es ist sehr kurzfristig, aber wir wollten Sie eigentlich im einstündigen Sommerspecial haben. Da das Special nun leider abgesagt wurde, wollten wir Sie unbedingt noch dieses Monat unterbringen.“ Diese Ausführung gefiel Sakura zwar nicht besonders, aber dennoch sagte sie zu. „Sakura, du bist nach Kyoko Maruma das erfolgreichste Model in ganz Japan. Mit deinen neunzehn Jahren bist du noch sehr jung, Kyoko ist dagegen schon ein alter Hase. Dennoch bist du auch international erfolgreich. Wie fühlt sich das an?“, fragte Mika, eine der jungen Moderatorinnen. Generell war das Set sehr jugendlich. Rote und orange Polster lagen auf den gelben Sesseln und ein ebenfalls roter Teppich zog sich über den Boden. „Es ist toll immer wieder andere berühmte Leute kennen zu lernen. Ich bewundere sehr viele Designer und Modelkolleginnen. Es ist immer eine Ehre und ein großes Vergnügen, auf verschiedenen Partys eingeladen zu sein, auf die nur Prominente kommen. Ich habe mir von ihnen schon viele Tipps geholt. Auch Kyoko habe ich schon getroffen. Sagen Sie ihr bloß nicht ins Gesicht dass sie ein alter Hase ist.“ „So war das doch nicht gemeint.“ „Ja, ich weiß. Aber es ist wundervoll. Die meisten Leute blicken zu einem auf, dabei bin ich nur 1,63.“ Sakura lachte. „Was ist an den Gerüchten dran, dass du mit Miseru Kouta liiert bist?“ „Der Frontsänger dieser Newcomerband? Nein, da ist nichts dran. Er ist doch erst siebzehn und außerdem will ich mich noch auf meine Karriere konzentrieren.“ „Also ist noch nichts mit Familieplanung?“ „Um Gottes Willen! Nein! Ich bin doch erst neunzehn.“ Langsam gingen ihr die lästigen Fragen der Moderatorin auf die Nerven. Doch mit der nächsten Frage hat sie nicht gerechnet. „Es gibt ein paar Leute die behaupten, dich in einem Pornostudio gesehen zu haben. Ist das wahr?“ Sakura stockte. Was sollte sie darauf sagen? Doch sie konnte doch auch nicht mit einer ausweichenden Antwort kommen, das würde die noch verdächtiger machen. Sie hätte sich doch nicht für dieses Interview entscheiden sollen. „Nun, ich war dort. Ich bekam vor ein paar Wochen ein Angebot von diesen Studios. Aber ich dachte, dass es sich lediglich um einen Werbespot handelt. Von pornografischen Szenen und Filmen wusste ich nichts.“ „Hast du trotzdem gedreht?“, hakte dieses junge Ding nach. Wie alt war sie denn? Höchstens fünfzehn oder sechzehn. Wie konnte sich dieses Mädchen das erlauben? „Natürlich nicht! Ich bin doch keine Pornodarstellerin!“, entrüstet schüttelte Sakura den Kopf. „Das klingt so abwertend.“ „Ich finde diesen Beruf unzumutbar. Ein jeder der diese Schmuddelfilme dreht gehört doch verhaftet. Ich finde es unverantwortlich, wenn sich junge Menschen vor der Kamera zu solchen Szenen zwingen.“ „Wechseln wir das Thema. Hast du jemals mit Uchiha Sasuke geschlafen?“ „Wie bitte?!“ Sakura rutschte ein Stück vor. Ihre Augen weiteten sich. „Es gibt Gerüchte, dass du mit dem Sohn deines ehemaligen Chefs ein kleines Techtelmechtel gehabt haben sollst.“ Die Moderatorin zwinkerte mit einem Auge und grinste verschwörerisch. „Komm schon, mir kannst du es doch sagen.“ „Also ich weiß nicht, wer dir das erzählt hat, aber das ist eine verdammte Lüge! Niemals habe ich mit Sasuke geschlafen. Seine feste Freundin war eine meiner besten Freundinnen, ich hätte Nagisa nie hintergangen“, schrie sie aufgebracht und stand wütend auf. „Das Interview ist beendet!“ Keine Minute später befand sie sich auf der Straße vor dem Sender. „Welches verdammte Plappermaul konnte seine Klappe nicht halten?“, fragte sie sich selbst und hastete in den Park. Schon wieder brach sie in Tränen aus, als sie sich auf der Parkbank niederließ. „Verflucht!“, schrie sie. Alle anderen Leute sahen sie verwundert an. Die meisten jüngeren Mädchen und Jungs erkannten sie. „Nein, Mina! Lass sie lieber“, hörte Sakura ein paar der Mädchen flüstern. „Aber sie ist doch der Star! Ich möchte ihr wenigstens einmal die Hand schütteln“ beschwerte sich ein schwarzhaariges Mädchen. Sakura wischte sich die Tränen aus den Augen und zog ihren treuen Spiegel aus der Tasche. Sie warf einen prüfenden Blick auf ihr Gesicht und erhob sich von der Bank. Sie ging auf das Mädchen zu und reichte ihr die Hand. „Hi, ich bin Sakura.“ Woher sie diese ruhige und freundliche Stimme hatte wusste sie nicht. Schüchtern ergriff Mina ihre Hand und schüttelte sie leicht. „Keine Sorge, ich bin nicht aus Glas“, bemerkte Sakura, als sie die Hand des Mädchens kaum spürte. Sie lächelte und ging weiter. Noch einige Sekunden konnte sie die aufgeregten Stimmen der drei Mädchen hören. „Oh mein Gott! Sakura Haruno hat mir die Hand geschüttelt! Verdammt!“ „Mann, ich wollte auch einmal!“ „Wieso bekommst immer du das Beste ab?!“ Sakura lächelte in sich hinein, doch als sie nach einer Stunde wieder in ihrem Haus war, überkamen sie abermals die Tränen. Und wie so oft setzte sie sich auf ihren Heimtrainer und strampelte in die Pedale, als ob sie diese für alles verantwortlich machen wollte. „Wieso könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe lassen?!“, schrie sie und begann schneller zu treten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)