Big City Life von Maya ================================================================================ [Akiya] Nachbarn ---------------- So. Im Vorwort möchte ich zuallererst mal meinen treuen Lesern danken und auch denen, die meine FF in ihre Favo-Liste aufgenommen haben - was momentan 37 Mitgliedern entspricht ^-^ Vielen Dank dafür! Ich hoffe ihr werdet auch weiterhin Gefallen an meiner Geschichte finden und sie lesen, auch wenn sie etwas länger als geplant wird... und irgendwie immer mehr Charaktere auftauchen ^^°° Ich schreibe momentan an Kapitel 10 und schon ab Kapitel 8 wird es langsam aber sicher etwas chaotisch, was die Charaktere angeht - vor allem, da noch mehr auftauchen werden, die eine (zum Teil wichtige) Rolle spielen T.T -> Deswegen möchte ich an dieser Stelle fragen, ob es erwünscht ist, dass ich in die Kurzbeschreibung und/oder Charabeschreibung eine Liste der bisher vorgekommenen Gruppierungen schreibe, die im Laufe der FF erweitert wird !? Dazu möchte ich sagen, dass so natürlich hin und wieder in einigen Gruppen/Banden/Cliquen Namen vorgekommen von Leuten, die in der FF noch nicht aufgetaucht sind und somit ein wenig die Überraschung nehmen können... Je nach Rückmeldung werde ich gucken wie ich das Chara-Problem löse - ob per ENS, Kurzbeschreibung oder anders Jetzt aber genug ^^° Titel: Big City Life Teil: 7/? Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^° Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?) Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ... Viel Spaß beim Lesen! Maya Kapitel 6 – [Akiya] Nachbarn Als Ruki das Kaufhaus verließ, war es schon zehn Minuten vor drei und er beeilte sich hoch in sein Zimmer, um noch einige Dinge beiseite oder unters Bett zu schieben, ehe Nao hier sein würde. Nachdem er wenigstens halbwegs Ordnung hatte und schon vollkommen aus der Puste war, machte er sich auf den Weg in die Wäschekammer, wo sie noch Bettdecken, Kissen, Bezüge, zwei Ersatzmatratzen, Futons und einen Stapel Tagesdecken aufhoben. Er zog gerade eine der Matratzen hervor, als es unten an der Tür klingelte. Er ließ die Matratze oben zwischen Tür und Angel liegen und hetzte nach unten, um Nao zu öffnen. Der stand grinsend vor ihm und trat, auf seine Geste hin, ein. „Junge, Junge – du bist aber ganz schön aus der Puste!“, stellte sein Gast fest, der ihn musterte, „Bist du gerannt?“ Ruki holte noch einmal tief Luft und lächelte dann. „Ich hab oben nur noch schnell ein wenig aufgeräumt und Platz für deine Matratze gemacht.... die oben übrigens noch mitten im Weg liegt.“ Nao lachte und legte freundschaftlich einen Arm um ihn. „Na dann lass uns mal loslegen und alles fertig machen – ich helf dir!“ Zusammen stiegen die beiden die Stufen hoch und Ruki wurde ganz flau im Magen wegen seines schlechten Gewissens. Vorhin im Kaufhaus hatte er schlimme Dinge über Nao gedacht. Und nun war dieser hier, war wieder so freundlich, wie er ihn kennen gelernt hatte und half ihm die Matratze in sein Zimmer zu bringen. Ruki fühlte sich miserabel. Nao schien von dem Gefühlschaos seines neuen Freundes nicht viel mitzubekommen. Er fragte nur einmal nach, ob etwas passiert sei – was Ruki natürlich bestritt! – und ließ die Sache dann auf sich beruhen. Als Naos Nachtlager am rechten Platz lag und mit Kissen und Decke ausgestattet war, gingen die beiden nach unten ins Wohnzimmer und durchstöberten das DVD-Regal. Beide waren Film-Fans, wie sie feststellten und wollten den gemeinsamen Tag mit einem Film beginnen und heute Abend auch wieder ausklingen lassen. Jaah, Ruki gab zu, sie waren Freaks. Aber wen störte das schon? „Fangen wir mit Action an und heute Abend dann Horror?“, fragte Nao und Ruki legte nachdenklich den Kopf schief. „Was denn?“ Nao zuckte mit den Achseln und begann neugierig die Rücken der Verpackungen zu überfliegen. „Am liebsten Action mit Comedy – was sagst du?“ Ruki nickte und half Nao beim Raussuchen eines geeigneten Films. „Kennst du Rush Hour?“, fragte er schließlich und zog die Hülle zu sich, um sie seinem Gast zu zeigen. Der schien kurz nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. „Ist der gut?“ Ruki verdrehte, leicht grinsend, die Augen. „Ne! Grottenschlecht, deswegen will ich den ja sehn!“ Nao lachte, verstand und zusammen gingen die beiden wieder nach oben – nicht aber, ohne vorher ein wenig den Schrank zu plündern. Bewaffnet mit Chips, Salzstangen und einer Flasche Cola, saßen sie schließlich wieder oben bei Ruki im Zimmer vor dem Fernseher. „Sollen wir den in der Originalsprache gucken?“, fragend wandte Ruki sich zu Nao um, als er den Film gerade in den Player legte, „Akiya und ich machen öfters mal Filmabende und dann sehen wir uns die in der Sprache an, in der sie aufgenommen wurden.“ Ruki hob eine Augenbraue. „Kannst du deswegen so gut Englisch?“ Nao lachte nur, aber Ruki stimmte zu und sie sahen sich den Film in Englisch an. Auf seine Bitte hin aber mit japanischen Untertiteln – so gut war sein Englisch dann doch nicht, dass er einen ganzen Film verstand. Irgendwann, als gerade wieder eine Stelle kam, wo nicht viel geredet wurde, wandte sich Ruki an Nao. Er merkte, wie er wegen des Films etwas leiser sprach als sonst. „Wer ist eigentlich Akiya?“ Nao schien ihn erst gar nicht zu realisieren, wandte dann aber doch die Augen von der Mattscheibe und sah Ruki kurz verwirrt an. „Akiya?“, fragte er und verstand dann, „Achso! Kennst du ihn denn noch nicht?“ Jetzt war es an Ruki verwirrt zu sein. „Kennen? Woher sollte ich ihn denn kennen?“ Nao lachte auf und irgendwie fühlte sich der andere ein bisschen verarscht. „Na, Akiya ist dein Nachbar!“ Ruki spürte, wie er bis unter die Haarwurzeln rot anlief. „Ach... echt?“ Nao hörte auf zu lachen, grinste aber immer noch amüsiert. „Wir können nach dem Film ja einmal rüber gehen, ok?“ Bevor Ruki noch etwas sagen konnte, hielt Nao sich den Finger an den Mund und verfolgte wieder das Gespräch im Fernsehen, welches so eben wieder begonnen hatte. Ruki zuckte mit den Achseln und wandte sich ebenfalls wieder dem Film zu. Peinlich. Da kannte er nicht einmal seinen Nachbarn! Na ja, da sah man mal, wie beschäftigt – und durch den Wind – er war, seit er hier wohnte. Aber bei diesem ganzen Theater war das ja auch kein Wunder. Kaum zu glauben, dass es erst vorgestern war, wo sie hergezogen waren. Zuviel war in dieser kurzen Zeit passiert. Aber vielleicht war das ja auch normal, wenn man in eine neue Gegend zog – wobei er diesen Gedanken gleich wieder verwarf. Die letzten Male war es um einiges ruhiger gewesen. Aber hier war er gleich am ersten Tag Nao begegnet, am zweiten Tag hatte er Kanon kennen gelernt, Sagas Bande das erste Mal gesehen und war prompt diesem Kaoru in die Arme gerannt. Und heute hatte er sich – irgendwie ja heimlich – mit Miku getroffen und Nao über Nacht zu sich nach Hause eingeladen. Das war nach seinem Geschmack schon beinahe zu viel des Guten... Achtundneunzig Minuten, anderthalb Liter Cola und eine Chipstüte später, erhoben die beiden sich schließlich ächzend von ihrem gemütlichen Lager und streckten sich erst einmal. Mit einem Blick auf die Uhr stellte Ruki fest, dass es schon gleich zwanzig Minuten nach fünf war und er bewässerte erneut seinen seltsam trockenen Hals. Wahrscheinlich war es das schlechte Gewissen. Etwas in ihm drängte ihn, Nao die Wahrheit zu sagen, ihm zu erzählen, dass er sich heimlich mit Miku im Kaufhaus getroffen hatte... und das obwohl er ihm gesagt hatte, er solle sich von ihm fernhalten. Aber dann dachte Ruki daran, dass Nao ihm eigentlich gar nichts zu sagen hatte. Er durfte doch wohl noch selbst entscheiden, mit wem er sich traf und mit wem nicht! ... Oder? Er schielte rüber zu Nao, der noch schnell eine Salzstange in seinem Mund verschwinden ließ und sich dann lächelnd zu Ruki umwandte. Ruki versuchte zurückzulächeln, aber es musste wohl eher einer Fratze geglichen haben. „Wollen wir dann mal eben rüber gehen und schauen, ob Akiya da ist?“ Schnell nickte Ruki und war froh, sich abwenden zu können, als er nach seinem Schlüssel angelte. Bevor sie das Haus verließen, sah Ruki noch einmal nach, ob sein Bruder mittlerweile mal wieder aufgetaucht war. Und tatsächlich saß dieser in dem halbleeren Zimmer und las in einem Schulbuch. Verwundert sah er auf, als sein kleiner Bruder in der Tür stand. „Nao und ich sind eben nebenan“, erklärte dieser schnell und kam sich irgendwie mit einem Mal furchtbar dämlich vor. Asato nickte langsam und musterte den Jüngeren kurz, ehe er sich doch noch entschloss zu antworten. „Wer ist Nao, was macht ihr nebenan und wann bist du zurück“, ratterte er runter und Ruki glaubte sich verhört zu haben. Mit großen Augen sah er seinen Bruder an und verarbeitete alle Frage. „Ähhh...“, meinte er und ohrfeigte sich innerlich für diese unintelligente Reaktion, „Nao ist ein Freund aus der Schule und unser Nachbar ist wiederum ein Freund von ihm. Wir wollen nachschauen, ob er Zuhause ist und... tja... keine Ahnung, wie lang wir bleiben werden“, meinte Ruki dann kooperativ, da er seinen Bruder nicht verärgern wollte, „Es wird nicht spät und wir sind ja nur nebenan, ok? Bis dann, Bruderherz!“ Damit schloss er die Tür wieder, um Asato die Möglichkeit zu nehmen, noch näher nachzuhaken. Unten an der Treppe wartete Nao und sah ihn fragend an, als Ruki bei ihm ankam und erst mal geräuschvoll die Luft ausstieß. Dieser schüttelte allerdings nur den Kopf und verließ nun endlich mit ihm das Haus, um nach nebenan zu gehen. Als Ruki die Haustür hinter sich ins Schloss fallen ließ und sich mit Nao nach links wandte, warf er einen flüchtigen Blick nach rechts zum Kaufhaus, wo Miku gerade in Begleitung aus der Tür trat. Als sich die Blicke der zwei trafen, hob Miku kurz die Hand zum Gruß und lächelte. Ruki zögerte, erwiderte schließlich und drehte sich dann rasch wieder von ihm weg. Mit Schrecken stellte er fest, dass Nao den Austausch der Formalität sehr wohl mitbekommen hatte. Rukis Hirn arbeitete an einer Ausrede, doch Nao sagte nichts und machte auch keinerlei Anstalten ihm gleich den Kopf abzureißen, also setzte er sich ebenfalls wieder in Bewegung und folgte dem Größeren zur Haustür. Ihm klopfte das Herz bis zum Hals und er wusste, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn Nao ihn augenblicklich zur Schnecke gemacht hätte, als diese gespielte Gleichgültigkeit ertragen zu müssen. Stattdessen tat dieser nichts weiter, als die Türklingel zu betätigen und zu warten. Stumm natürlich. Ihm kamen die paar Sekunden, die sie warten mussten, wie eine halbe Ewigkeit vor und diese innerliche Spannung war kaum noch auszuhalten, als die Tür ihn endlich von seinem Leiden erlöste, als diese sich öffnete. Ein kleines Mädchen stand in der Tür, sah beide erst mit großen Augen an und strahlte schließlich. „Nao!“, quiekte es entzückt, packte ihn an der Hand und zog ihn ins Haus. Ruki stockte verwirrt und überrumpelt, folgte dann aber schließlich schnell und schloss hinter sich die Tür. Im Haus seiner Nachbarn sah es nicht viel anders aus, als bei ihnen selbst. Scheinbar waren die Häuser auf dieser Straße damals alle nach dem selben Prinzip gebaut worden. So führte auch hier die große Wendeltreppe direkt rechts vom Eingang aus nach oben in den ersten Stock. Da zerrte das mittlerweile munter plappernde Mädchen Nao aber nicht hin, sondern führte die Gäste rüber ins Wohnzimmer. „Akiya!“, rief das Mädchen und der Junge, der im Sessel vor dem Fernseher saß, sah in ihre Richtung. Ruki blieb für einen Augenblick das Herz stehen. Akiya! Der Akiya! Ein freundliches und noch leicht von Babyspeck gezeichnetes Gesicht mit großen Augen sah ihnen entgegen. Sein kurzes und strubbeliges Haar war nicht mehr schwarz, sondern leicht aufgehellt und schimmerte im Licht, das durch das große Fenster hineinschien. Die scheinbar immer lächelnden Lippen des anderen zuckten kurz, als auch er Ruki erkannte, ließ sich aber weiter nichts anmerken. „Akiya! Nao ist da! Und er hat Besuch mitgebracht!“ Am liebsten hätte Ruki dieses kleine Gör einfach gefesselt, geknebelt, in einen Sack gesteckt und in den Keller geworfen – als wenn Akiya das nicht selbst sehen würde! Nao lächelte nun wieder und nickte zu den Worten von Akiyas kleinen Schwester. Akiya sah seinen Freund fragend an, aber Ruki durchschaute sofort, dass das alles nur ein Spiel war. „Ach – und wen hast du mir da mitgebracht, wenn ich fragen darf?“ Noch immer war der Sohn des Hauses nicht von seinem Sessel aufgestanden oder hatte sonst eine andere Regung von sich gegeben, als sich einfach nur ein Stück zu ihnen herum zu drehen. Ruki wusste nicht, ob er vorhatte, sich erst dumm zu stellen und dann später im richtigen Augenblick die Bombe platzen zu lassen, oder ob er gnädig war und es für sich behielt, dass sie sich schon kannten. Aber eigentlich schätzte Ruki den freundlichen Jungen nicht so ein, dass dieser ihn absichtlich in eine unangenehme Lage bringen würde. Nicht mal aus Rache. Nao legte kameradschaftlich einen Arm um Ruki und er hätte sich am liebsten übergeben. Nicht wegen Nao, einfach der Situation wegen, in der er sich gerade befand. Das war mehr als er ertragen konnte. „Natürlich darfst du fragen, mein Lieber!“, grinste der Größere breit, „Das ist Ruki, er geht seit gestern in meine Klasse. Ruki, das ist Akiya - dein neuer Nachbar!“ Die beiden nickten sich zu und Akiya hob kurz die Hand zum Gruß, unterstrich seine willkommenheißende Geste noch mit einem Lächeln. Ruki wusste in dem Augenblick nicht zu erkennen, ob es echt oder gespielt war. Am liebsten hätte er einfach auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre aus dem Haus gestürmt. „Freut mich“, murmelte er daher nur kaum verständlich und ließ sich neben Nao auf dem Sofa nieder, welches im rechten Winkel zum Sessel stand. Akiyas kleine Schwester ließ sich auf Naos Schoß plumpsen und begann ihm von der Schule zu erzählen. Ruki hörte nicht hin. Akiya scheinbar auch nicht, denn der konzentrierte sich wieder vollends auf sein Videospiel. Ruki beschloss abzuwarten und nicht von allein die Initiative zu ergreifen und sah seinem alten Bekannten einfach eine Weile beim Spielen zu. Er war besser geworden, wie er feststellte. Er erkannte das Spiel wieder, das gerade in dem Gamecube lag und auf dem großen Bildschirm zu verfolgen war. Ein Kampfspiel, bei dem Akiya früher immer beim fünften Gegner verloren hatte – Ruki erkannte in seinem Gegenspieler allerdings schon den achten. Na ja... in zwei Jahren konnte sich einiges tun. „Willst du auch mal?“, fragte Akiya ohne den Blick abzuwenden und streckte seinen Gegner gerade mit einem Tritt ins Gesicht nieder. YOU WIN stand dort in großen Lettern und Akiya sah ihn daraufhin an. Er verzog keine Miene, die Augen waren ruhig aber herausfordernd genau auf Rukis gerichtet und der Kleinere musste sich das Schlucken verkneifen. „Wieso nicht“, stimmte er schließlich zu und Nao lachte auf – Akiyas kleine Schwester verließ gerade trällernd das Zimmer. „Aber pass auf, Ruki!“, mahnte er seinen neuen Freund, „Akiya ist gut!“ „Wir werden sehen“, nuschelte Ruki sich selber zu und ließ sich dann neben Akiya nieder, der sich im Schneidersitz auf den Boden vor dem Sessel gesetzt hatte. Er schnappte sich den zweiten Controller und ließ einmal seine Schultern knacken. Akiyas Kopf zuckte kurz in seine Richtung und seine Augen weiteten sich für eine Millisekunde. Ruki musste innerlich lachen. Akiya kannte diese Geste nur allzu gut, hatte er ihm doch damit schon früher immer sein nahes Ende prophezeit. Umso irritierter war er, als auch er seine Schultern knacken ließ und ihm dann ein kleines Lächeln schenkte. Ok. Es würde definitiv ein harter Kampf werden. Und er sollte Recht behalten. Der Kampf dauerte scheinbar Ewigkeiten. Warum mussten sie auch Kämpfer wählen, die sich mit Techniken immer wieder ein bisschen neue Energie holen konnten? Allein für die erste Runde brauchten sie fast zwanzig Minuten, bis Akiya ihm den finalen Schlag verpasste. Ruki musste zugeben, dass er sich wirklich verbessert hatte. Aber sonst war es wie damals. Die gleichen Kämpfer, die gleiche Arena und fast derselbe Kampfstil wie vor zwei Jahren. Selbst die Taktik war die gleiche – in der zweiten Runde gab es mehr Specials und Kombinationen und war generell noch härter als der erste Kampf. Als es schließlich unentschieden stand und die zweite Runde ausgeläutet wurde, sanken beide Jungen zugleich nach hinten und stießen die Luft aus, die sie in den letzten Sekunden angehalten hatten. Sie sahen sich kurz in die Augen und in beiden las man Überraschung, Ehrgeiz... und Spaß. Jaaah, irgendwie war dieser Kampf wie eine Reise in die Vergangenheit, in der sie fast täglich bei Ruki gesessen und Videospiele gespielt hatten. Dieser rang sich ein kleines Lächeln ab und Akiya erwiderte es. Nao saß mittlerweile in dem Sessel, an dem die beiden gelehnt auf dem Boden saßen und starrte mit leicht geöffnetem Mund auf den Bildschirm. Die dritte, letzte und entscheidende Runde wurde eingeläutet. Es erschien ein FIGHT! und beide legten los. Konzentriert wie die Runden zuvor, gingen sie an den Kampf ran, nahmen Naos Zwischenkommentare nur am Rande wahr und behielten ihre Energiebalken im Auge. Als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde, starrten alle entsetzt und plötzlich verstummt auf den Fernseher. Mit einem Schlag war es so ruhig, dass es fast Mut erforderte, das Wort zu erheben und die Stille zu durchbrechen. „Was –“, stotterte Nao, wurde aber von einer Frauenstimme unterbrochen, die die drei Jungen erschrocken herumfahren ließ. „Akiya!“, sagte sie streng, „Du weißt doch, dass du um die Zeit hier unten nicht mehr den Fernseher blockieren sollst! Dein Vater kommt jetzt gleich nach Hause und dann sehen wir hier einen Film.“ Die Frau, die unverkennbar Akiyas Mutter war, hielt in einer Hand den Stecker, während die andere in die Seite gestemmt war und somit den strengen Blick unterstrich, der die Jungen fixierte. Sie hatte einen kurzen Haarschnitt und trug ein graues Kostüm. Wenn Ruki sich recht erinnerte, dann arbeitete sie in einem Büro als Sekretärin... oder Assistentin? Auf jeden Fall so was in der Art. „Wenn deine Gäste noch vorhaben zu bleiben, dann geht doch nach oben in dein Zimmer, ja?“ Akiya seufzte, nickte geschlagen und erhob sich schließlich vom Boden. Nao und Ruki folgten ihm hoch in sein Zimmer. Und während Nao und Akiya sich in ein Gespräch vertieften, ärgerte Ruki sich. Der Kampf war noch nicht entschieden! Er war sich sicher, er hätte gewonnen. Obwohl... Akiya war wirklich gut geworden. Er hatte sich in der zweiten Runde fast die Zähne an ihm ausgebissen... Seine Gedankengänge wurden von Akiya unterbrochen, der seine Zimmertür aufstieß und sie hereinbat. Es war seltsam, wie Ruki fand. Obwohl er umgezogen war, sah Akiyas Zimmer noch eigentlich genauso aus, wie sein altes. Auch hier lag nichts unsortiert auf dem Boden rum, alle Zeitschriften, Zettel und Bücher waren ordentlich gestapelt dorthin geräumt, wie sie hin gehörten. Bei ihm sah es nicht aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen – das Bett war gemacht, der Fußboden aufgeräumt und selbst seine Regale und die Kommode machten nicht den Eindruck, als wäre etwas wahllos hineingestopft worden. Na ja. Es war eben typisch Akiya. So ganz anders als er, aber trotzdem waren sie mal so etwas wie Freunde gewesen. Akiya ließ sich auf seinem Bürostuhl nieder, während Nao sich auf sein Bett plumpsen ließ. Bei den weiteren Gesprächen der zwei Freunde, hörte Ruki kaum bis gar nicht zu. Zu sehr war er damit beschäftigt, seinen alten Kumpel zu beobachten und in Gedanken und Erinnerungen zu schwelgen. Es war schon seltsam. Wer hätte gedacht, dass sie sich ausgerechnet hier wiedersehen würden? Nicht, dass Ruki es schlecht fand, aber es kam ihm auch nicht unbedingt gelegen. Wenn er Pech hatte, dann war Akiya ihm nach den zwei Jahren nicht gerade wohlgesinnt und dann gäbe es höchstwahrscheinlich Stress, den er momentan wirklich nicht gebrauchen konnte. Aber eigentlich machte er nicht diesen Anschein. Er hatte so getan, als würden sie sich nicht kennen und kein Theater vor Nao abgezogen, wofür er ihm schon unendlich dankbar war. Noch dazu behandelte er ihn normal, hatte sogar mit ihm ihr altes Videospiel gespielt. Jaah, wenn Ruki Glück hatte, dann würde sich das zwischen den beiden sogar wieder einrenken und er und Akiya würden wieder Freunde sein. So wie früher. Als Ruki und Nao sich später am Abend von Akiya verabschiedeten und noch von ihrem Gastgeber nach unten zur Tür begleitet wurden, da lachten sie gemeinsam. Alles in allem war es ein schöner Abend gewesen und Ruki war sich nun fast hundertprozentig sicher, dass Akiya ihm vergeben hatte und ebenfalls einen Neustart wagen wollte. „Wir sehen uns dann, ne? Bis dann!“, verabschiedete sich Nao und drückte Akiya kurz. Er wandte sich ab und hob noch eine Hand, als er wieder auf Rukis neues Zuhause zusteuerte. Dieser und Akiya standen sich nun gegenüber und sahen sich kurz schweigend an, ehe Ruki das Wort erhob. „Danke“, sagte er. „Wofür?“ „Für alles.“ Akiya lächelte und legte dann die Arme um ihn, drückte ihn etwas länger als Nao. Der Kleinere erwiderte die Umarmung. Viel zu lange hatte er das vermisst. Gegen alle Scheu, die er vor Umarmungen und menschlichen Berührungen hatte, so waren Akiyas Arme schon immer so etwas wie Balsam für ihn gewesen. Schon so oft hatten sie ihm in der Vergangenheit Halt gegeben. Als sie sich wieder voneinander lösten, war auch endlich wieder Akiyas altes Lächeln da, welches ihn anstrahlte, als wäre nie etwas gewesen. „Und was unser kleines Spiel angeht: Ich bekomme schon noch meine Revanche!“ Er zwinkerte und Ruki wandte sich mit einem letzten Nicken und Grinsen von seinem alten Freund ab. Jaah, sie würde ihre alte Tradition wieder aufnehmen. Definitiv. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)