Big City Life von Maya ================================================================================ [Aoi] Großer Bruder ------------------- Bevor wir zum eigentlichen Kapitel kommen wie immer das tolle Vorwort XD Ich hab meine Charakter-Krise so halbwegs geklärt... Ab diesem Kapitel werd ich eine kleine Übersicht in die Kurzbeschreibung mit einbringen und diese immer erweitern. Die einzelnen Charabeschreibungen bleiben erst einmal präsent - wie ich das regle, wenns zuviele werden, weiß ich noch nicht =.= Aber vorerst mach ich das so, dann kann man ohne ellenlang zu scrollen und die Rolle nachzulesen, einfach oben nachsehen, wer zu wem gehört ^^ Ich hoffe, das erleichtert euch erst einmal den Überblick zu halten ^^/) So - das dazu XD Mehr gibts eigentlich nicht von meiner Seite aus zu sagen, außer dass ich mich freue, dass die Geschichte gut bei euch ankommt ^^ ! Über die Favouriten -mittlerweile 44 ^^- freu ich mich sehr, aber noch lieber lese ich in den Kommentaren, was euch an der Geschichte oder speziell dem letzten Kapitel gefallen hat Ich bin nun mal Vertreter und Fan von konstruktiver Kritik XD Das wars aber nun von mir ^^ Titel: Big City Life Teil: 8/? Dank: dat_azra, weil sie sich mein Geschreibsel durchgelesen und gebetat hat ^^° Warning: mein Schreibstil, OoC und Shounen-Ai (ab Kapitel 8... ^^° ?) Disclaimer: Keiner der JRocker gehört mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Lediglich einige Personen sind meiner Fantasie entsprungen, wie zum Beispiel Rukis Eltern und sein Bruder. Ebenso wie mögliche andere Verwandte, Lehrer etc. ... Viel Spaß beim Lesen! Maya Kapitel 7 – [Aoi] Großer Bruder Leise schloss Ruki die Tür auf, war es doch schon später, als er seinem Bruder gesagt hatte. Zusammen mit Nao schlich er sich die Treppe hoch und hinein in sein Zimmer. Perplex blieb er mitten im Türrahmen stehen, sodass Nao beinahe in ihn hineinlief. „Was ist?“, flüsterte er und Ruki trat an sein Bett, wo ein Zettel drauf lag. Nao folgte ihm neugierig, schloss aber leise und umsichtig noch hinter sich die Zimmertür, ehe er zu ihm ans Bett trat. „Was ist das?“ Ruki faltete den Zettel auf, überflog kurz die paar Zeilen und runzelte dann die Stirn. Mit einem Achselzucken fand das Stück Papier seinen Weg in den Mülleimer. „Nur von meinem Bruder“, erklärte er, „Er schreibt, dass unsere Eltern hier waren, aber wieder weg sind – irgendwo eingeladen. Und er wäre drüben im Studentenwohnheim bei Freunden.“ Nao nickte die ganze Zeit über bedächtig. „Also hast du sturmfrei?“ Ruki lachte kurz auf. „Jaah, ich hab sturmfrei!“, meinte er, „Aber das bringt uns auch nicht viel – es ist schon spät und du musst doch morgen früh los!“ Naos Grinsen erstarb und er seufzte theatralisch. „Na dann lass uns eben schlafen gehen. Ist wahrscheinlich auch besser so, sonst schlaf ich morgen bei meiner Oma ein und das wäre nicht gerade von Vorteil.“ Also machten sich die beiden Jungen bettfertig, löschten das Licht und legten sich in ihre Betten. Beziehungsweise in ihre Schlafgelegenheiten. Ruki starrte im Dunkeln an die Decke und versuchte mit Schäfchenzählen schnell ins Land der Träume zu entschwinden, als Naos leise Stimme ihn in die Realität zurück holte. „Ruki?“ Der Kleinere drehte seinen Kopf in die Richtung, wo er seinen Klassenkamerad vermutete und erwiderte ein ebenso leises „Ja?“. Kurz kam keine Antwort, aber dann sprach Nao weiter. „Tu nichts Unüberlegtes, ja?“ Stille. Was wollte Nao damit sagen? Meinte er vielleicht Miku? Wusste er etwa, dass sie sich getroffen hatten? „Was meinst du damit?“, flüsterte er zurück. Warum sie flüsterten wussten sie wohl beide nicht. Wahrscheinlich lag es an dem gelöschten Licht und der in dem Haus eingekehrten Ruhe. „Du weißt schon“, meinte Nao, „Saga... Dai... Miku... wenn du dich mit den falschen Leuten abgibst, bekommst du nur Schwierigkeiten.“ Ruki seufzte. „Wieso sagst du mir das jetzt? Du hast mir doch in der Schule schon gesagt, dass ich mich von ihnen fern halten soll.“ Es raschelte kurz und Ruki war sich sicher, dass Nao sich auf seine Ellbogen gestützt hatte. „Ich weiß“, gab er zu, „Aber ich glaube nicht, dass du sonderlich Wert auf meinen Ratschlag legst. Ich bin nicht blöd, Ruki – dass du Saga bewunderst liegt doch auf der Hand. Aber wenn du versuchen solltest, ihm in irgendeiner Weise näher zu kommen, dann begibst du dich automatisch in die falschen Kreise. Verstehst du? Und ich rede jetzt nicht von Alkohol und Partys, das ist ja noch harmlos“, er machte eine kurze Pause und Ruki lauschte seinen nun etwas erhitzten Atemzügen, „Aber einige von Sagas Freunde – und ich rede jetzt nicht von seiner Bande in der Schule – die haben mit weit gefährlicheren Dingen zu tun.“ Wieder erfolgte eine kurze Pause. „Drogen?“, fragte der Kleinere leise und er hörte Nao seufzen. „Es betrifft nicht unbedingt Saga selbst und ob Jui und die anderen in seiner Bande etwas nehmen, kann ich auch nicht mit Gewissheit sagen. Aber ich hab ihn schon mit anderen Bekannten außerhalb der Schule gesehen, die definitiv Drogen nehmen – unter anderem auch Leute von Dai.“ Ruki hörte, wie Nao sich wieder richtig in seine Decke kuschelte und vernahm dann nur noch gedämpft sein „Hör auf mich, ok?“, ehe nun schlussendlich Ruhe in dem Zimmer einkehrte. Schon bald konnte Ruki Naos regelmäßigen Atemzüge hören und schloss daraus, dass er eingeschlafen war. Er selbst lag noch lange wach. Seine Gedanken kreisten um Saga und seine Bande, wie er sie in der Kantine das erste mal gesehen hatte und er so beeindruckt von ihnen gewesen war. Um Dai und Kaoru, wie er im Supermarkt in sie reingelaufen war und sie zuvor so gegen alle Regeln an der Schulmauer gelehnt und getrunken und geraucht hatten. Um Miku, der ihm riet, auf sich selbst zu hören und sich nicht von Nao bemuttern zu lassen. Um Kanon, der wie er auch einmal dazugehören und anerkannt werden möchte. Um Nao, der ihm Ratschlag über Ratschlag gab, um ihn von >den falschen Leuten< fern zu halten und schließlich um Akiya, seinen alten Freund und jetzigen Nachbar. Wieder einmal hatte er das Gefühl, dass sein Schädel vor lauter Informationen einfach platzen müsste. Aber er tat es nicht. Stattdessen wurde er beinahe um seinen Schlaf gebracht, den er nun wirklich dringend brauchen konnte, um wenigstens für kurze Zeit nicht an diese ganzen Dinge denken zu müssen... Ruki wusste nicht, wie lange es schließlich gedauert hatte, ehe er endlich schlafen konnte. Fakt war, dass selbst das ihm nichts gebracht hatte. Im Traum wurde er von Nao als Lehrer verfolgt, Akiya saß neben ihm und spielte Nintendo DS, Miku hüpfte Weisheiten trällernd durchs Klassenzimmer und Kanon erschien ihm als das Mädchen aus >The Ring<, der sich an sein Oberteil krallte und anflehte, ihm zu helfen. Der schräge Höhepunkt seines Traumes war schließlich der Moment, in dem Saga im Superman-Kostüm ins Zimmer gestürmt kam, sich Kanon schnappte und mit ihm davon flog. Als Miku dann auch noch auf ihn zugelaufen kam und sich ihre Lippen gefährlich nah kamen, schrak er hoch. Mit einem Schrei fuhr er aus dem Schlaf und purzelte aus dem Bett. Schwer atmend richtete er sich auf und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Er schloss für einen Moment die Augen, um sich wieder zu beruhigen und diesen irren Traum – oder eher Albtraum! – zu vergessen. „Alles ok?“ Zu Tode erschrocken machte Ruki einen kleinen Satz nach links und stieß sich an seinem Bett den Fuß. Nao lachte auf, legte dann aber doch wieder besorgt eine Hand auf Rukis Schulter und fragte erneut nach. Ruki nickte nur hastig. „Jaaah, alles ok – ich hab bloß geträumt!“ Genau. Alles nur ein verrückter und absolut hirnrissiger Traum. Es war alles in Ordnung. Saga trug kein Superman-Kostüm und Miku wollte ihn auch definitiv nicht küssen! Nao zog die Augenbrauen hoch. „Das muss aber ein schrecklicher Traum gewesen sein!?“ Ruki grinste schief und wandte sich dann ab, um seine Sachen fürs Bad zusammen zu suchen. „Bist du schon lange wach?“, fragte er, um abzulenken. Nao zuckte mit den Schultern. „Auch nicht viel länger als du. Aber ich war schon duschen, wenn du das meinst? Bin grad wiedergekommen, als du aus dem Bett gekullert bist.“ Gekullert war milde ausgedrückt. Ruki fühlte sich, als wäre er metertief gefallen und nicht >gekullert<... „Gut, ich verschwind dann mal eben im Bad, ne?“ Und schneller als Nao noch irgendetwas sagen konnte, war Ruki auch schon aus dem Zimmer verschwunden und schloss die Badezimmertür ab. Noch einmal aufseufzend ließ er sich an die Tür sinken, holte tief Luft und sprang dann unter die Dusche. Durch das kalte Wasser klärten sich seine Gedanken auch endlich etwas und Leben kehrte in seine schlaffen Glieder zurück, weswegen er sich nach dem Waschen gleich viel besser fühlte. Mit guter Laune kehrte er in sein Zimmer zurück, wo Nao schon dabei war, seine Sachen wieder im Rucksack zu verstauen. Ein Blick auf die Uhr verriet Ruki, dass es schon gleich halb elf war und gegen Mittag wollte Naos Familie ja schon zu seiner Oma fahren. Also packte Ruki kurzerhand mit an, half Nao seine Sachen zu verstauen, räumte die Matratze zurück in die Wäschekammer und schließlich versuchten sie noch wieder etwas Ordnung in das Zimmer zu bringen. Die leere Chipstüte verschwand im Papierkorb, die restlichen Salzstangen – mittlerweile trocken und ungenießbar – wanderten ebenfalls in den Abfall und mit der leeren Colaflasche spazierten sie nach unten in die Küche, um sie dort in den Korb zu stellen. In der Küche angekommen, staunte Ruki. „Mama!“, meinte er überrascht und die Frau am Tisch lächelte noch etwas verschlafen. „Guten Morgen“, erwiderte sie und trank einen Schluck Kaffee, „Du hast mir gar nicht gesagt, dass wir Besuch haben.“ Noch ehe Ruki eine Entschuldigung stammeln konnte, ergriff der redegewandte Nao auch schon lächelnd das Wort. „Wir wollten Sie garantiert nicht überrumpeln! Ruki hat mir gestern ganz spontan angeboten, doch hier zu schlafen, weil ich von Freitag auf Samstag bei uns kaum Schlaf bekomme – nur zwei Häuser weiter an der Ecke ist das Checkpoint, wissen Sie.“ Ruki nickte bekräftigend und seine Mutter sagte dazu nichts weiter. „Na, wenn ihr dann grad schon hier seid, könnt ihr euch auch eben was zu Essen machen und euch zu mir setzen.“ Das gemeinsame Frühstück mit seiner Mutter verlief überraschend ruhig und angenehm. Sie schien Nao zu mögen und war nicht böse, weil Ruki nicht Bescheid gesagt hatte. Sie bot sogar an, dass er öfter bei ihnen übernachten könne. Nao nahm das Angebot erfreut an und versprach, bald wieder vorbeizukommen, als er und Ruki sich schließlich auf den Weg zur Tür machten. Als sie aus der Haustür traten und diese hinter ihnen ins Schloss fiel, grinste Nao Ruki breit an. „Wie ich schon einmal sagte: Deine Mutter ist nett.“ Ruki verdrehte kurz lächelnd seine Augen und die beiden liefen los. Er wollte seinen Klassenkameraden und Freund noch nach Hause begleiten und verabschieden. Auch war er ein wenig neugierig auf Naos Zuhause und seine Familie. Er hatte nie erwähnt, ob er auch Geschwister oder so hatte, die bei ihm wohnten. Auf dem Weg plauderten sie noch ein bisschen über belanglose Dinge, das Gespräch vom vorigen Abend war vergessen. Zumindest glaubte Ruki, dass Nao schon längst wieder vergessen hatte, was er gestern vor dem Schlafen zu ihm sagte. Oder er wollte schlicht und ergreifend nicht darüber sprechen. Ruki war es eigentlich egal, denn wenn er ehrlich war, dann wollte er jetzt wirklich nicht darüber sprechen und so war es ihm nur Recht, dass Nao nicht wieder davon anfing. Aber er nahm sich vor, bei Gelegenheit einmal Miku darauf anzusprechen ob er etwas darüber wusste. Bei Nao Zuhause angekommen, sah Ruki schon wie seine Geschwister Taschen hinten im Kofferraum verstauten. Scheinbar ihre Sachen für die Nacht bei ihrer Großmutter. Als sie Nao und Ruki entdeckten, kamen sie auf die beiden Jüngeren zu und seine scheinbar ältere Schwester lächelte. „Mensch!“, meinte sie, „Da bist du ja endlich!“ „Hol deine Sachen, wir wollen gleich los!“, meinte da noch sein Bruder und Nao nickte. Doch ehe er sich abwandte, um ins Haus zu gehen, klopfte er Ruki noch einmal freundschaftlich auf seine Schulter. „Wir sehen uns dann am Montag in der Schule, ne? Bis dann!“ Ruki nickte und rief ihm noch ein „Viel Spaß!“ hinterher, ehe er sich noch mit einer letzten freundlichen Geste von Naos Geschwistern verabschiedete und sich auf den Rückweg machte. Er dachte daran, dass er sich ja noch über MSN bei Kanon melden wollte und stand schließlich unschlüssig an der Straßenecke. Er konnte nach rechts abbiegen und zu sich nach Hause gehen oder aber direkt nach links und einfach bei seinem Klassenkameraden vorbeischauen. Ginge sogar schneller. Also machte er sich auf den Weg zu Kanons Haus. Auf sein Klingeln hin wurde keine zwei Sekunden später die Tür aufgerissen und Ruki zuckte erschrocken zusammen. Vor ihm stand ein Junge, der vielleicht ein wenig größer als Nao war und Kanon zum verwechseln ähnlich sah. Die Gesichtszüge des Jungen waren nur ein wenig markanter und an den vollen Lippen, die ebenfalls Kanons hätten sein können, befand sich rechts ein Piercing. Würde man ihm nicht ansehen, dass er schon etwas älter war als sein Klassenkamerad, hätte man die zwei für Zwillinge halten können. „Ja?“, riss ihn die Stimme des Anderen aus seinen Gedanken und er fasste sich wieder. „Äh, ich wollte zu Kanon, ist er da?“ „Komm rein.“ Sein Gegenüber trat ein Stück zur Seite und ließ Ruki somit eintreten. Er sah sich nur sehr kurz um, merkte aber schnell, dass Kanons Familie wohl nicht so viel Geld hatte wie seine oder Naos. Es war alles viel kleiner als bei ihnen Zuhause und auch die Möbel sahen schon alt und verschlissen aus. Auch die Teppiche schienen schon bessere Zeiten erlebt zu haben. Seltsamerweise tat dies allem kein Abbruch und das kleine Haus wirkte ungemein gemütlich und einladend. Schnell erfasste Ruki, dass es hier keine Treppe gab - das gesamte Haus schien sich auf einer Etage zu befinden, was für ihn noch ungewohnter war als die Größe. Der Ältere gab ihm mit einer Geste zu verstehen, ihm zu folgen und Ruki wich nicht von seiner Seite, als sie links einen schmalen Flur entlang gingen, in dem sich nur drei Türen befanden. Das eine trug ein kleines Schild auf dem WC stand und die anderen beiden waren von ihren Bewohnern individuell gestaltet worden. An der Tür gegenüber vom WC hing von außen ein Poster eines ziemlich schräg aussehenden Musikers mit bunten Haaren und Piercings im Gesicht. Einige Buttonaufkleber und kleinere Bilder aus Zeitschriften waren scheinbar wahllos auf die Tür und deren Rahmen gepappt worden. Er bezweifelte, dass dies Kanons Zimmer war... Und tatsächlich. Der Junge mit dem Lippenpiercing ging zu der Tür links vom WC, die wohl vom Eigentümer selbst schwarz angestrichen worden war. Zwei dicke rote Klebestreifen bildeten ein großes X und darüber stand weiß in Kanons ordentlicher Handschrift KEEP OUT. Ruki fragte sich kurzzeitig, was wohl die Eltern der beiden dazu sagten, aber das hatte ihn ja eigentlich nichts anzugehen... Sein Begleiter klopfte kurz schwungvoll mit den Fingerknöcheln gegen die Tür, riss sie dann ein Stück auf, steckte den Kopf durch den Spalt und die Musik im Innern des Zimmers verstummte. „Hey, Brüderchen, hier ist Besuch für dich!“, damit wandte sich der Größere wieder ab, lächelte Ruki einmal an, der etwas verdattert dastand und meinte nur noch, ehe er in seinem eigenen Zimmer verschwand: „Kannst reingehen.“ Ruki brauchte einen kurzen Augenblick um sich zu fassen, trat dann aber vorsichtig – und weit höflicher als Kanons Bruder – in das Reich seines Klassenkameraden ein. Er wollte Kanon eigentlich gerade begrüßen, der ihn mit großen Augen ansah, stockte dann aber. Beide Jungen schienen gleichermaßen überrascht voneinander zu sein. Kanon, weil jemand ihn besuchen kam, noch dazu Ruki, den er noch gar nicht lange kannte – und Ruki, weil ihn Kanons Zimmer einfach so umgehauen hatte. Es war zwar durchaus das Zimmer eines Jugendlichen in ihrem Alter, aber bei Kanon hätte er was anderes erwartet als das, was er hier vor sich hatte. Die Wände waren mit Postern fast schon tapeziert, die Möbel waren schwarz oder weiß, sieben verschiedene Lampen standen und hangen in dem Zimmer herum, dicke Bücher türmten sich in Ecken, Regalen, auf dem Schreibtisch oder dem Boden. Und zwischen all diesen Dingen, befand sich allerlei Krimskrams: CDs, Schulsachen, Schreibsachen mit Notizblöcken, Schlüsselanhänger, hier und da ein bisschen Kleingeld, eine Packung Kekse, ein Globus, ein großer Stoffbär und ein angefangenes Schachspiel. Was Rukis Aufmerksamkeit aber am meisten auf sich zog, waren Dinge wie die Notenblätter, die auf dem Bett verstreut lagen, eine kleine Tasche, aus der Schminksachen herauslugten... und ein Bass. Da stand tatsächlich ein Bass abseits von dem ganzen Chaos, in der scheinbar einzigen aufgeräumten kleinen Ecke des Zimmers. Auch sie war schwarz-weiß und sah noch so gut wie neu aus. Andächtig ging er auf ihn zu und blieb mit offenem Mund vor ihm stehen. Er konnte sich nicht erklären, wie Kanon sich einen Bass leisten konnte, wenn doch alles im Haus geradezu darauf hinwies, dass die Familie kein Geld hatte. „Woher hast du den?“, fragte er daher verblüfft und wandte sich wieder Kanon zu, der hinter seinem Schreibtisch saß und bislang ebenfalls noch nichts gesagt hatte. „Ein Geschenk von meinem Bruder.“ Ruki wollte seinen Ohren nicht trauen! „Dein Bruder schenkt dir einen Bass?“, rief er schon beinahe und drehte die Lautstärke wieder runter, als er es bemerkte, „Wieso das? Zum Geburtstag?“ Kanon schüttelte den Kopf. „Yuu hat mal für ein halbes Jahr in einem Hotel ausgeholfen und dafür Anfang des Jahres viel Geld bekommen. Zusammen mit seinem Gespartem und dem Weihnachtsgeld von Onkel und Tante war es genug, um sich endlich seine Gitarre zu kaufen, die er schon so lange wollte“, begann er zu erklären und Ruki sah, wie die dunklen Augen des Klassenkameraden funkelten, „Er hatte Geld über und zusammen mit dem, was ich noch hatte, sind wir in die Stadt gefahren und haben den Bass gekauft!“, er senkte verlegen den Blick und spielte mit seinen Fingern, „Ich kann mir aber keinen Unterricht leisten.“ Ruki musste nun auf mehrere Sachen zugleich klar kommen. Der erste Punkt war, dass Kanons großer Bruder ihm tatsächlich das restliche Geld für den Bass gegeben hatte. Der zweite war, dass Kanon es sich scheinbar selbst beizubringen versuchte und der letzte Punkt war schließlich, dass Ruki seinen Freund noch nie so viel hatte reden hören. Geschweige denn mit solch einer Begeisterung. Zwar durchaus noch zurückhaltend, aber das Strahlen in den Augen und das kleine Lächeln sagte alles. „Wow.“ Kanon nickte und sah wieder auf. „Was tust du hier eigentlich?“, fragte er und sah auf seinen Monitor, wo er sein MSN-Fenster geöffnet hatte. Seine schüchterne Art war nun vollständig wieder zurückgekehrt. Ruki ließ sich seufzend auf das freie Fleckchen von Kanons Bett nieder und begann von Nao zu erzählen. Beziehungsweise von dem, was Nao noch in der Nacht vor dem Schlafen zu ihm gesagt hatte. Aber so ließ sich auch nicht vermeiden zu erzählen, was noch wenige Stunden zuvor im Kaufhaus mit Miku vorgefallen war und dem daraus resultierenden schlechten Gewissen. Kanon kaute während des Zuhörens angespannt auf seiner Unterlippe herum. „Und was hast du jetzt vor?“, fragte er und Ruki seufzte kellertief. „Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung...“, er fuhr sich mit einer Hand durch das schwarze Haar, „Was meinst du?“ Kanons Augen weiteten sich kurz, als nach seiner Meinung gefragt wurde. „Ich?“ Ruki rollte mit den Augen. „Ja, mit wem rede ich denn gerade?!“ Kanon ließ sich aufseufzend weiter in seinen Stuhl sinken und schloss die Augen, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Nao hat schon Recht, Ruki“, meinte er schließlich nachdenklich, „Wenn du dich mit den falschen Leuten abgibst, dann steckst du ganz schön in der Tinte“, er stand von seinem Stuhl auf und setzte sich neben seinen Klassenkameraden aufs Bett, „Aber wir haben auch keine Beweise, also...“ Ruki wollte gerade etwas sagen, als es wieder an der Tür klopfte und Kanons großer Bruder eintrat. Sein Grinsen war so breit, dass man es auf zwei Jungen aufteilen konnte. „Hey, Brüderchen!“, meinte er gut gelaunt und lehnte sich an den Kleiderschrank des Jüngeren, „Ich hoffe, ich störe euch zwei Hübschen nicht?“, anzüglich wiegte er mit den Augenbrauen und Kanons Wangen wurden von einem leichten Rotschimmer bedeckt. „Was willst du?“, fragte er verärgert und sein Bruder räusperte sich. „Ich bin heute Abend weg – kommst du bis morgen allein hier zurecht?“ „Wo gehst du hin?“ Sein Bruder drehte sich schwungvoll auf seinem Absatz um und machte sich sehr langsam auf den Weg nach draußen. „Ich geh ins Checkpoint. Reita hat Geburtstag und weil der Barkeeper sein Kumpel ist, gibt’s heute Nacht Freigetränke – das kann ich mir doch nicht entgehen lassen!“ Rukis und Kanons Blicke trafen sich und beiden schoss wohl der gleiche Gedanke durch den Kopf. Ruki sah schließlich wieder auf den Älteren, der sich noch immer im Schneckentempo bewegte. „Wer wird denn alles da sein?“, fragte Ruki und der gepiercte Junge drehte sich grinsend wieder zu ihnen herum. „Na ja“, meinte er scheinheilig, „Dais Leute natürlich – immerhin ist es Reitas Geburtstag. Saga wird sich das auch nicht entgehen lassen wollen... und dann noch so einige andere... >wichtige Persönlichkeiten<“, zählte er auf und Ruki begriff, dass es scheinbar von Anfang an sein Plan gewesen war. Kanon räusperte sich. „Und – und was machst du dann da?“ Aoi zog beleidigt eine Schnute und verschränkte die Arme. „Hey! Nicht frech werden, Brüderchen! Aber wenn du natürlich nicht mitkommen willst...“ Er machte Anstalten zu gehen und die beiden Jüngeren sprangen auf. „Mitkommen?!“ Der jüngere Bruder trat zwei Schritte auf den Größeren zu und seine Augen wurden groß. „Das heißt, du willst uns mitnehmen, Yuu?“ Der Ältere verdrehte lächelnd die Augen und legte einen Arm um den Kleineren. „Shinya, Shinya, Shinya... es wird langsam Zeit, dass mein kleiner Bruder genauso bekannt wird, wie der ältere Shiroyama.“ „Aber – aber ich hab nichts anzuziehen!“ Ruki musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Das war das erste, was Kanon dazu einfiel? Interessant... Yuu tat es schließlich... also lachen. „Als ob >das< ein Problem wäre! Ich stell dir schon was Passendes zusammen, Brüderchen!“, er zwinkerte und sah die beiden dann noch mal prüfend – aber immer noch grinsend – an, „Ihr kommt also mit?“ Die beiden nickten eifrig und Yuu nickte zufrieden. „Gut.“ Er packte die beiden an der Schulter und manövrierte sie wieder aufs Bett zurück. Dann öffnete er Kanons Schrank und legte nachdenklich eine Hand ans Kinn. „Aha“, meinte er schließlich und zog einiges an Klamotten raus, die er den beiden zuwarf, „Dein kleiner Freund hat ja wohl deine Größe, da kann er beruhigt deine Sachen anziehen.“ Die nächste Stunde verbrachte Yuu damit, die beiden Jüngeren nach seinem Geschmack einzukleiden. Er wuselte um sie zwei rum, tauschte hier und da wieder ein Kleidungsstück oder Accessoire aus und plapperte dabei fast die ganze Zeit halblaut vor sich hin. Ruki erkannte sich hinterher selbst kaum wieder und Kanon sah ebenfalls ganz anders aus. Sein Bruder hatte ihn in schwarze Leder-Hotpants gesteckt, was eigentlich schon Schock genug war. Aber alles in allem sahen beide... ja.. wirklich cool aus, wie er fand. Yuu hatte definitiv ein Händchen für Mode. Schließlich ließ sich der Ältere – der ganz in seinem Element schien – es sich auch nicht nehmen, die beiden zu frisieren und zu schminken. Gegen Abend waren die beiden schließlich rundherum fertig und Yuu verschwand selbst kurz in seinem Zimmer und war schneller aufgestylt, als Ruki sich vorstellen konnte. Wie es schien, hatte der ältere Junge schon Erfahrungen gesammelt, was das anging. In der Zeit, in der Yuu sich umzog, rief Ruki bei sich Zuhause an und sagte seiner Mutter Bescheid. „Party?“, fragte die Frau am anderen Ende der Leitung verwirrt und Ruki nickte. „Jaah, zusammen mit Kanon und seinem älteren Bruder – da wird schon nichts passieren.“ Es folgte eine kurze Stille, aber das Argument mit dem großen Bruder, der auf die Jüngeren aufpassen würde, schien zu ziehen. „Na gut – aber du rauchst nicht, du trinkst nicht und ihr werdet nicht nach Mitternacht erst wieder Zuhause sein! Ihr müsst es ja nicht gleich übertreiben...“ Ruki zog eine Fratze, die seine Mutter zum Glück nicht sehen konnte und nickte wieder. „Jaah, Mama... sonst noch was?“ „Viel Spaß, Schatz!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)