Die Nische in der Bibliothek von Roter_Panda (Snape x Lily (kurz: Snily)) ================================================================================ Kapitel 9: Beziehungskram ------------------------- Der Lärm im Speisesaal war wie jeden Mittag umwerfend. Es wurde mit Geschirr geklappert, Schüler stritten sich um das letzte Steak, während andere noch hektisch Hausaufgaben für den Nachmittagsunterricht fertig machten und sich nebenbei das Mittagessen in den Mund schoben. Die Decke des Saales zeigte einen strahlend blauen Himmel, der auf einen schönen Nachmittag hoffen ließ. Vorsichtig lugte Trudy durch einen Spalt zwischen den zwei schweren Eingangstüren des Saales. Alle wirkten so unbekümmert – sah man mal von den Unglücklichen ab, die entweder keine Hausaufgaben gemacht hatten oder die sich bereits seelisch auf ein angekündigtes Nachsitzen bei Filch vorbereiteten. Hatte denn niemand etwas von den Geschehnissen in der Nacht mitbekommen? Trudy war es noch so deutlich in Erinnerung geblieben, dass es sie immer noch schüttelte, wenn sie an das unheimliche Knurren im dunklen Gang zurück dachte. Was sie jedoch überraschte, oder eher, was sie sehr schön fand, war, dass es sie nicht störte, wer oder was Remus in Wirklichkeit war. Natürlich war es ein wenig beängstigend und sie fürchtete sich eher vor ihrer Erinnerung, da sie zu dem damaligen Zeitpunkt nicht wusste, worum es sich bei der Gefahr handelte. Aber sie mochte Remus noch immer. Wenn nicht sogar mehr und daran gäbe es auch nichts zu rütteln. Sie wusste nur nicht, wie sie sich beim nächsten Vollmond verhalten sollte. Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken los zu werden. Jetzt war jetzt und der nächste Vollmond würde erst in einem Monat sein. Geräusche von näher kommenden Schritten rissen sie aus ihren Gedanken. Aufgeregt trat sie von einem Fuß auf den anderen. Remus hatte sich am Morgen hingelegt, um sich zu erholen, während sie und seine Freunde in den Unterricht gingen, dem sie jedoch nicht wirklich folgen konnte. Remus hatte darauf bestanden, dass sie ginge, da er nicht wollte, dass sie wegen ihm Stoff versäume. Er hatte ihr versprochen, sie beim Mittagessen vorm Speisesaal zu treffen. So stand sie schon lange vor Beginn des Essens am abgemachten Treffpunkt, wartete auf ihn und beachtete die fragenden Blicke der anderen Schüler nicht, die sich wunderten, was sie da tat. Sie unterdrückte einen Freudensprung, als Remus um die Ecke bog und auf sie zu kam. Egal was passierte, sie konnte ihre Gefühle für ihn nicht leugnen. Unsicher trat Remus auf sie zu und wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Er blieb vor ihr stehen und hatte Mühe, ihr in die Augen zu schauen. Sie merkte sofort, dass er versuchte, etwas zu sagen, also wartete sie ab, statt ihn gleich anzustürmen, und rührte sich nicht von der Stelle, auch wenn es schwer war. Remus rang mit sich selbst. Wie sollte er es ihr nur sagen? Es war schon schwer gewesen, es damals seinen heutigen besten Freunden zu sagen. Aber nun kam ein weiteres Gefühl dazu, welches er auf keinen Fall aufgeben wollte. Doch wenn er es ihr sagte, gefährdete er, dass sie seinem Rat folgte und er sie nie wieder … Er würde sie … verlieren. Mit leicht zitternden Fingern nahm er ihre Hand und versuchte ihr in die Augen zu schauen. Dieses dunkle Braun hatte ihn seit ihrer ersten Begegnung fasziniert. Die kurzen schwarzen Haare umrahmten in wilden Strähnen ihr blasses Gesicht, das durch die Erlebnisse in der Nacht und dem wenigen Schlaf noch bleicher wirkte. Auf der Nase zeigte sich eine rote Färbung, wahrscheinlich eine durch die Stunden in der Kälte eingefangene Erkältung, was ihr jedoch etwas Niedliches verlieh. Nein, er konnte es nicht! Er konnte es ihr nicht sagen. Er konnte sie nicht mehr loslassen! Sie sah, wie er nach Worten rang und spürte wie sich seine Gedanken überschlugen. Sie konnte es nicht mehr mit ansehen. Er tat ihr Leid, wie er sich quälte. „Remus, sag mir, was du zu sagen hast.“ Sie überraschte sich selbst, wie ruhig sie dies von sich gab. Sein Gesichtsausdruck zeigte nicht mehr seine Verzweiflung, sondern tiefe Traurigkeit. Er schluckte und brachte schließlich stockend die schwierigsten Worte seines Lebens heraus: „I-ich… kann verstehen… Ich kann verstehen, wenn du. Ich meine, wenn du nichts mehr mit mir… zu tun haben willst. Wer will schon mit einem…“ Er schluckte abermals. „Wer will schon mit mir zusammen sein?! Es tut mir leid, dass ich dich da hineingezogen habe.“ Er machte sich schon darauf gefasst, dass sie ihre Hand aus seiner lösen würde, doch nichts geschah. Nach einigen Sekunden blickte er verwirrt und ängstlich zu ihr auf – auf alles gefasst. Nur nicht auf ihr Lächeln. Sie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Im nächsten Atemzug umarmte sie ihn so fest sie konnte. „Du spinnst vielleicht. Wie könnte ich nur nicht mit dir zusammen sein wollen?“ Sie spürte, wie er seine Arme um sie legte. Glücklich sog sie den Geruch seiner Haare, seines Körpers ein. Sie konnte nicht anders, sie musste lachen. Sie lachte alles hinaus und stellte sich vor, all ihre guten Gedanken in Remus Körper zu schicken, damit er irgendwann mit ihr lachen konnte. Sie löste sich von ihm und blieb vor ihm stehen. „Du wirst mich nicht so schnell los, Remus. Erst, wenn sich herausstellt, dass du in Wirklichkeit eine riesengroße haarige Spinne bist, dann reden wir nochmal darüber.“ Überglücklich nahm sie sein Gesicht in die Hände und küsste ihn – um im nächsten Moment festzustellen, was sie da eigentlich getan hatte. Ihr Selbstbewusstsein, das kurz zuvor Saltos geschlagen hatte, verflüchtigte sich wie die Luft aus einem aufgeplatzten Luftballon. Fast schon hörte sie das Zischen der entweichenden Selbstbewusstseinsluft in ihren Ohren. Unsicher ging sie einen Schritt zurück und stammelte vor sich hin. Als sie Remus‘ verdutzten Gesichtsausdruck sah, fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, wie seine Gefühle für sie waren. Entsetzt ging sie weitere Schritte rückwärts und versuchte, ihr Verhalten zu erklären. „Remus, das… Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich… Verzeihe, das war… Oje. Ich wollte nicht… Es… Entschuldige mich bitte.“ Sie wollte schon auf dem Absatz kehrt machen, um aus der Situation zu entfliehen, als Remus aus seiner Starre erwachte und sie gerade noch im letzten Moment festhielt. „Jetzt warte mal!“ Weiter wusste er leider auch nicht, was er sagen sollte. Er schaute in ihre ängstlichen Augen, die nun wirklich als Rehaugen bezeichnet werden konnten, und suchte nach den richtigen Worten. Er wusste nicht mal, was genau er ihr sagen wollte. Wie sie so zitternd vor ihm stand, als erwarte sie den Weltuntergang, konnte er einfach nicht mehr anders. Er lachte. Er lachte die komplette Anspannung heraus und nahm sie in den Arm. „Du bist mir vielleicht eine!“ Die Rollen tauschten sich. Er hielt sie fest und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Dass du dich ja nie mehr bei mir entschuldigst, wenn du mich küsst!“, lachte er und küsste sie grinsend ein weiteres Mal. Und bei diesem einen Mal blieb es auch nicht. Im Speisesaal wunderten sich James und Peter, wo Remus blieb. Sirius grinste jedoch – er hatte so eine Ahnung… ~ Vor sich hin summend schlenderte Lily durch den Innenhof und ging nochmals die Liste durch, auf der stand, was sie an Zutaten besorgen mussten. Es war Mittagspause und die Schüler nutzten die Zeit und das gute Wetter, um im Schnee zu toben. Tatsächlich zeigte sich ein strahlend blauer Himmel, der einen einfach aufforderte, ins Freie zu gehen. Lily war gut gelaunt. An diesem Abend würden sie ins Gewächshaus gehen, um die ersten Zutaten zu besorgen. Und wenn sie die Liste genauer anschaute, fiel ihr auf, dass sie auch manche Ingredienzien aus der Vorratskammer des Zaubertrankprofessors Slughorn „borgen“ mussten. Sie musste zu ihrem Erstaunen kichern. Sie konnte die Aufregung jetzt schon spüren… „Hey Lily!“ Angewidert drehte sich Lily zu der Person um. Diese Stimme würde sie überall wieder erkennen. „Was willst du?“, fragte sie Angus McMillen in einem Tonfall, der eindeutiger nicht sein konnte und folgendes aussagte: „Verpiss dich.“ Angus schien diesen Tonfall entweder nicht zu verstehen oder zu ignorieren. „Ich gebe dir noch eine Chance. Geh mit mir aus.“ Er kam näher auf sie zu, aber Lily fiel es in der Welt nicht ein, vor so einem Macho Schwäche zu zeigen und auch nur einen Schritt zu weichen. „Und wenn ich diese ‚einmalige Chance‘ nicht nutze? Kurz: Wenn ich keinen Bock auf dich habe?“ Ihr Gute-Laune-Pegel schoss in Sekundenschnelle in den Minusbereich. Und dieser Umstand verschlechterte ihre Laune umso mehr. „Dann muss ich dir wohl zeigen, was du verpasst“, sagte Angus knapp, packte Lily, stieß sie gegen einen der Säulen, die das Atrium schmückten, und drückte seinen Körper gegen den ihren. „Ich habe gesagt, dass ich dich noch kriege.“ Mit einer Hand hielt er sie fest und fuhr mit der anderen ihre Hüfte entlang hinauf zu ihrem Hals. Mit einer geschickten Bewegung zog er den Schal hinunter. Wissend über seinen Triumph senkte er seinen Kopf, um die nun freigelegte Haut mit seinen Lippen zu berühren. Lily konnte nicht reagieren – so geschockt war sie von McMillens plötzlichem Angriff. Als sie seine Hand auf ihrem Körper spürte und auch ein anderes Körperteil, das sich nun bemerkbar machte und gegen ihren Leib drückte, erwachte sie endlich aus ihrer Starre. Ihr wurde übel. Dennoch stemmte sie sich mit aller Kraft gegen McMillen und versuchte, von ihm loszukommen. „Angus, hör auf! Ich will das nicht!“ Er lachte nur. Dieses gehässige Lachen, das all seinen Triumph ausdrückte, trieb Lily die Tränen in die Augen. Sie war nicht schwach, aber gegen einen so großen und starken Mann konnte sie nichts tun. Sie versuchte das Knie zu heben, doch McMillen presste sich so stark gegen sie, dass es ihr unmöglich war, auch nur ansatzweise das Bein zu bewegen. Sie wand sich in seinem festen Griff und spürte, wie sich ihr Magen umdrehte, als sie seine feuchten Lippen auf ihrer Haut spürte. Warum bemerkte niemand, dass hier etwas nicht stimmte?! Sie holte Luft um zu schreien, aber Angus schien das zu ahnen und drückte ihr seine freie Hand auf den Mund. Sie nutzte die Gelegenheit und biss so fest zu, dass sie Blut schmeckte. Schreiend ließ McMillen von ihr ab und betrachtete die blutende Bisswunde. „Du Miststück!“, fluchte er und holte aus. Eine Hand schloss sich um seine Faust und drückte sie mit Leichtigkeit runter. Angus schaute erstaunt auf. „Was willst du, Snape?“ Severus zögerte nicht lange, holte aus und schlug McMillen mit aller Wucht ins Gesicht. Ein knirschendes Knacken berichtete von Angus‘ gebrochener Nase. Geschockt schaute er nun auf das zu Boden tropfende Blut. Wut ließ seine Augen funkeln und er verlor die Kontrolle über seinen Körper. „Du verdammtes Arschloch!“, schrie er und machte eine ausholende Geste auf Severus zu… Die urplötzlich einfror. Angus stand da wie eine Statue. Professor McGonagall trat mit gezücktem Zauberstab hinzu. Außer Atem betrachtete sie Lily von oben bis unten. Kurz schaute sie zu Severus, um sich dann wieder an Lily zu wenden. „Alles in Ordnung mit Ihnen, Miss Evans? Eine Zweitklässlerin berichtete mir, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehe.“ Lily nickte schluckend. „J-ja. Es ist alles in Ordnung.“ Professor McGonagall nahm diese Information nickend zur Kenntnis. „Wenn dem nicht so ist, können Sie auch zu Madame Pomfrey in den Krankenflügel.“ Sie schaute zu Severus „Mister Snape wird sie begleiten. Und ich“, sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Angus, „ich werde mich um Mister McMillen hier kümmern.“ Angus erwachte aus der Starre. McGonagall packte ihn am Ohr und zog ihn mit sich. „Wir gehen jetzt zu Professor Dumbledore, wo auch schon Ihr Hauslehrer wartet.“ Severus stand da und blickte mit ausdruckslosem Gesicht der jungen Professorin und dem blutenden McMillen hinterher. Er wagte es nicht, Lily anzuschauen, da er nicht wusste, wie seine Gesichtsmuskeln reagieren würden… Er konnte gerade selbst nicht einmal einordnen, was er fühlte - wie sollte er dann noch wissen, was sein Gesichtsausdruck sagen würde. Lily hingegen betrachtete Severus und konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Was war gerade passiert? Und wieso blieb Severus da stehen, schien so unnahbar und nahm sie nicht in den Arm? Sie wollte in den Arm genommen werden! Sie konnte nicht mehr. Langsam streckte sie ihren Arm und hielt ihre Hand in der Luft – darauf wartend, wie Severus reagieren würde. Severus schaute immer noch auf die Stelle, an der McGonagall und McMillen zuletzt zu sehen waren. Aus dem Augenwinkel bemerkte er Lilys Hand. Ohne sie anzuschauen, griff er nach der Hand, zog Lily langsam zu sich her und nahm sie in den Arm. „Wir gehen jetzt in den Krankenflügel“, sagte er leise, während Lilys Weinen ihn schier verrückt machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)