Pretty Boy von Mahadevi ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Iwan betrat das Große Gebäude, in welchem die Kanzlei von Alexander war. Schnell merkte er, dass die Kanzlei sich nicht in einem Teil des Gebäudes verbarg, sondern das gesamte von außen verglaste Hochhaus einnahm. Am Empfang sagte man ihm dann auch, wo sich denn der Hausherr befand. Als er mit einem der Fahrstühle nach oben fuhr konnte er nur staunen. Kein Wunder, dass der Kerl einfach mal 2500€ locker machte, um eine Hure als Begleitung zu bezahlen. Ganz oben angekommen – klar dass der Chef nicht nur symbolisch ganz oben sitzt – hatte er es auch nicht schwer, Alexander ausfindig zu machen. Der brüllte nämlich gerade die gesamte Etage zusammen. Wow, Arschloch in allen Lebenslagen! Iwan erblickte auch gleich, wie Alexander lauthals seine Sekretärin zur Sau machte, und dann mit einem Rums in seinem Büro verschwand. Man, die Frau muss echt Nerven haben, unter so einem Tyrannen zu arbeiten. Er ging auf die Frau zu, und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Entschuldigen sie, ich möchte gerne zu Alexander von Gören.“ Die Sekretärin hob ihren Blick und schaute Iwan von oben bis unten an. „Der Chef möchte im Moment nicht gestört werden.“ Damit wendete sie ihren Blick wieder auf ihre Arbeit. Spontan wich sämtliches Mitleid für diese Frau aus Iwan. Na da hatten sich aber zwei gefunden. „Ich denke schon, dass Herr von Gören gerne von mir gestört werden möchte.“ Die Frau vor ihm, schaute wieder auf und schenkte ihm einen höchst missbilligenden Blick. „Nein, das denke ich nicht. Haben sie überhaupt einen Termin beim Chef?“ „Nein, den habe ich nicht.“ Die Frau schenkte ihm nur ein mitleidiges überhebliches Lächeln. „Na dann können sie es sowieso vergessen, Herr von Gören ist ein viel beschäftigter Mann. Holen sie sich erst mal einen Termin!“ „Nein, ich denke, dass Herr von Gören mich bereits erwartet, auch ohne Termin.“ Die Stirn der Sekretärin zog sich in Falten. „Sagen sie, wer sind sie eigentlich?“ „Mein Name ist Iwan Danijuschka Nicolai Natjenka, und sie werden jetzt endlich diesen verdammten Knopf drücken, den Chef von meinem hier sein informieren, und mich dann gefälligst endlich durch lassen.“ Um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, knallte er seine Hand auf den Tisch der Sekretärin, und schaute sie böse an. Es war fast schon eine Genugtuung, als der Frau sämtliche Gesichtszüge entgleisten und sie anfing zu stottern. Ha, geschieht dieser eingebildeten Kuh recht! „Oh, ver... verzeihen sie Herr Natjenka, natürlich können sie sofort zu ihm.“ Die drückte auf besagten Knopf, und auf der anderen Seite meldete sich ein sehr gereizter Mann. „Verzeihen sie meine Störung Herr von Gören-„ „Ich kann für sie nur hoffen, dass es auch wichtig ist Frau Ingard!“ „Äh,... ein gewisser Herr Natjenka steht vor der Tür, und möchte sie gerne sprechen.“ „Oh, ... und da fragen sie noch, schicken sie ihn gefälligst rein!“ Eilig sprang die Frau vor Iwan auf und hielt ihm die Tür auf. Mit einem selbstgefälligen Grinsen ging Iwan an ihr vorbei. Ja, auch in ihm steckt ein kleiner Snob! Im Büro schaute er sich erst mal staunend um. Das Büro lag an einer Ecke des Hauses, so dass es zwei Fensterfronten gab, von denen man einen herrlich Blick auf Berlin hatte. „Hallo Iwan, ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich persönlich vorbei kommst. Ich nahm an, du würdest mir meinen Teil des Vertrages per Post zuschicken.“ Leicht erschrocken drehte Iwan sich zu Alexander um. Er war noch zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich das riesige Büro anzuschauen. „Ah ja, ich dachte ich komme mal vorbei und schau wie du arbeitest.“ „Und was hältst du von mir und meiner Arbeit?“ Iwan schaute zu Alexander, seinen großen Schreibtisch, dem Laptop, der Einrichtung und dem kleinen Minigolfspiel in der Ecke. Ein sehr beschäftigter Mann also. „Weißt du Alexander, Schönheit ist nur oberflächlich, aber Hässlichkeit geht durch und durch!“ Alexander zog die Augenbrauen hoch. „Nein, wie charmant du doch heute wieder bist!“ Iwan schenkte ihm nur ein zuckersüßes Lächeln. Gerade als er noch etwas sagen wollte, kam schon die Sekretärin wieder herein, und brachte Tee und Kekse. Dabei schaute sie Iwan noch besonders höflich an. Nee nee, das Spiel hatte sie sich selbst versaut! „Kann ich dir etwas anbieten?“ Alexander zeigte einladend auf den Tee und die Kekse. Iwan bejahte, und setzte sich auf die Kleine Couch welche sich ebenfalls im Büro befand. Vor der Couch stand ein hübscher polierter Glastisch. Ein eindeutiges Indiz dafür, das Alexander niemals irgendetwas tun musste. Wer jemals einen Glastisch geputzt hat, würde sich nie wieder einen kaufen! Und dann auch noch ohne Decke drüber. „Sag mal hast du eigentlich auch so ein kleines Fernglas, mit denen du die Leute in den anderen Gebäuden rund herum beim Geschlechtsakt bespannst?“ Alexander fing erst mal herrlich an zu lachen, was Iwan die leichte Schamesröte ins Gesicht trieb. Man, im Film ist das immer so! „Ob dus glaubst oder nicht, aber im Nachbargebäude treibts die Sekretärin jeden Freitag Abend mit einem der angestellten.“ Iwan verschluckte sich an seinem Tee, und Alexander klopfte ihm sanft auf den Rücken. „Echt jetzt?“ „Ja, echt mitleiderregend!“ „Also sich so etwas jeden Freitag anzuschauen finde ich noch viel erbärmlicher!“ „Bitte?“ „Na du scheinst ja echt jeden Freitag Abend vor dem Fenster zu stehen, bewaffnet mit deinem Fernglas, wenn du das so genau sagen kannst.“ „Phö!“ Alexander drehte sich leicht beleidigt weg. „Sag mal spielst du eigentlich wirklich Minigolf in deinem Büro? Das wär doch echt so richtig klischeehaft!“ Alexander schaute zu dem kleinen Minigolfspiel in der Ecke. „Nee, aber es gibt Vertragspartner, die stehn da total drauf. Ich spiel ja nicht mal Golf.“ Iwan lehnte sich zurück, und schlürfte genüsslich seinen Tee, als ihm einfiel, weswegen er wirklich hier war. Eilig sprang er auf, und holte seine Tasche ran, welche er an der Tür abgelegt hatte. Er holte den Vertrag raus, und legte ihn vor Alexander auf den Tisch. „Ich hab ihn mehrmals durchgelesen, und genaustens studiert, aber letztendlich bist du der Anwalt, und ich vertraue einfach mal darauf, dass es schon seine Richtigkeit hat. Aber wahrscheinlich ist das Vertrauen in einen Anwalt der größte Fehler den man machen kann.“ Iwan grinste Alexander frech an. Nirgends im Vertrag stand, dass er Alexander nicht foppen dürfte, halt nur umgedreht! „Tja, dann wirst du mir wohl oder übel vertrauen müssen. Sollte ich übrigens wirklich den Vertrag mit Natjenka bekommen, und solltest du jemals in die Firma einsteigen, dann werde ich dein bester Freund sein, vergiss das nicht. Schließlich darf ich dann die Scheiße ausbaden, die ihr verzapft habt.“ „Nein, wie du dich ausdrückst, das solltest du ändern, meine Oma mag das gar nicht!“ Bei seinen Worten knickte Iwan gay-like sein Handgelenk ab. „Tja, dann werde ich mich ja richtig anstrengen müssen.“ Damit stand Alexander auf, und legte den Vertrag auf seinen Schreibtisch. Er würde ihn später abheften. Dann nahm er Papier, Stift und einen Brief, und setzte sich wieder zu Iwan auf die Couch. „Hier, das ist für dich, eine Kreditkarte. Ich überweise dir jeden Monat genügend Geld auf das Konto. Diesen Monat hab ich dir noch mehr gegeben, weil ich dich nicht in diesen Sachen mitnehmen will.“ Iwan schaute ihn mit hoch gezogener Augenbraue an. Na ja, recht hatte er schon, um sich in höheren Kreisen zu bewegen musste man schon teuer einkaufen. Schließlich hatte er früher auch nur das Beste vom Besten getragen. Außerdem war er schon lange nicht mehr so richtig schön shoppen. „Den Verlobungsring hattest du dir ja damals großzügig eingesteckt. Somit brauche ich dir keinen mehr zu kaufen.“ Ouch! „Hey, ich hatte ihn halt vergessen. Mir ist erst zu hause aufgefallen, dass ich ihn noch um hatte!“ Alexander schaute Iwan tief in die Augen. „Wir wissen beide, dass das nicht wahr ist!“ Iwan brummelte nur irgendetwas in sich hinein, bevor er Alexander wieder seine Aufmerksamkeit forderte. Sie trafen noch einige Absprachen für Russland. Zwecks Geschichte, was Iwan vorher noch brauchte, und was die Oma denn gerne als Geschenk hätte. „Boa, sind wir jetzt fertig?“ „Man, du hältst ja gar nichts aus!“ Iwan lehnte sich erschöpft zurück. Man, wie konnte man nur so genau sein, dass man jeden Winkel durcharbeitet, der einem später in Russland schief gehen würde. Alexander hatte wirklich für jeden Notfall vorgesorgt, und alles eingeplant, damit dieses kleine Spiel auch ja nicht auffällt. „Eine letzte Sache noch, gibt es Überwachungskameras im Gästezimmer?“ „Wieso ist das wichtig? Willst du die Bude meiner Oma ausrauben und dein Diebesgut unbedacht im Zimmer bunkern?“ Iwan musste herzlich lachen bei dem Gedanken. „Nein, aber ein angeblich verliebtes und verlobtes Paar, welches nicht zärtlich ist, wenn es allein ist, ist irgendwie nicht glaubwürdig.“ Iwans Lachen erstarb. Stimmt! „Es gibt Videokameras, auch im Schlafzimmer, aber ich bin gesitteter Mensch, und tue es nicht, wenn ich dabei gefilmt werden kann. Punkt!“ „Na gut, aber ein bisschen kuscheln muss schon drin sein, sonst zieht es nicht.“ „Meinetwegen.“ Iwan wurde leicht rot, bei dem Gedanken, sich mit Alexander in dem großen Gästebett ... na ja, egal. „Ich denke, ich geh dann mal. Du musst bestimmt auch noch arbeiten.“ Alexander gab Iwan noch den Briefumschlag, in welchem sich noch andere Unterlagen zu seinem Konto befanden, zum Beispiel Geheimnummer und so. Er streichte Iwan noch kurz über den Rücken, bevor er ihm die Tür aufhielt, und sich verabschiedete. Wow, ein Glück, dass Iwan über Alexanders wahren Charakter bescheid wusste. Als er an der Sekretärin vorbei kam, wünschte diese ihm noch beim vorbeigehen einen schönen Tag und lächelte in schleimisch freundlich an. Iiiii! „Alexander, wollen wir uns nicht doch einen Gepäckwagen holen?“ Alexander drehte sich um, und schaute zu Iwan, welcher einige Meter hinter ihm stehen geblieben war. Neben ihm, ein Monster von einem Koffer. „Du hast wahrscheinlich mehrere Millionen auf deinem Konto, aber der Euro für den Gepäckwagen war nicht mehr drin oder wie?“ „Och Iw, jetzt komm, wir sind doch schon bei Gate 9. Gate 11 kommt bestimmt gleich!“ „Das hast du schon vor einer viertel Stunde gesagt, und da waren wir an Gate 7!“ Alexander seufzte, kam dann zu Iwan und nahm noch dessen Monsterkoffer in die Hand. „Iwan ließ sich von Alexanders Lächeln mitreißen, und schleppte nun mit ihm zusammen sein Gepäck. „Aber auf dem Rückweg nehmen wir dann einen Wagen.“ „Ja machen wir, und dein Koffer kommt gleich als erstes drauf. Schau mal, ich glaub da vorn ist sogar schon unser Gate.“ Und tatsächlich, nach einer schier endlosen Suche konnten die Beiden endlich ihren Koffer aufgeben. Als diese dann noch gewogen wurden, hatte Iwans haarscharf die Grenze zum Maximalgewicht erreicht. Na ja, er hatte ja schließlich auch für ganze zwei Wochen packen müssen, und woher sollte er schließlich heute wissen was er nächste Woche anziehen mag! Ohne Koffer und nur noch mit Handgepäck versehen, setzten die Beiden in ein Flughafenkaffee und vertrieben sich dort noch eine Stunde lang ihre Zeit. Nachdem sie eingecheckt hatten, mussten sie dann noch mal eine halbe Stunde warten, bis sie dann endlich in das Flugzeug hinein konnten. Alexander hatte natürlich 1 Klasse gebucht (auch Iwan hätte sich nicht vorstellen können in der 2ten Klasse zu sitzen), und so machten sie es sich auf den bequemen sitzen noch bequemer und warteten auf den Start. Sobald das Flugzeug in der Luft war, und sie sich wieder abschnellen durften, holte Alexander seinen Laptop aus seiner Tasche und schaltete diesen ein. „Willst du jetzt etwa arbeiten?“ Alexander schaute von seinem Laptop auf. „Natürlich, die Arbeit macht sich schließlich nicht von allein!“ Iwan grummelte. Er fand das Fliegen jedes Mal schrecklich langweilig. Sein Vater hatte früher mit ihm immer Karten gespielt, wenn sie in ihrem Privatjet geflogen sind. Er griff nach seinem Rucksack und wühlte sich vorbei an den Karten zu seinem I-Pot (wie schreibt man das richtig?). Der Musik lauschen lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Er schlief recht schnell ein, da er in der letzten Nacht kein Auge zu bekommen hatte. Entweder war er wach und sorgte sich vor dem Wiedersehen mit seiner Familie, oder er schlief tatsächlich mal ein, und träumte dann – oh Schreck oh Graus – von Alexander! Als er wieder zu sich kam, spürte er eine warme Hand an seiner Wange. „Iw, aufwachen!“ Iwan murrte leise und öffnete langsam seine Augen. Er bemerkte, dass an Alexanders Schulter lehnte. Die warme Hand streichelte weiter über seine Wange. „Warum?“ Iwan schmiegte sich bei dieser Frage näher an Alexander und schloss wieder die Augen. „Willst du denn lieber noch schlafen?“ „Ich will kuscheln.“ Alexander schaute etwas verdutzt. War Iwan wirklich schon wach? Ein diebisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er beugte sich tiefer zu Iwan. „Wie magst du denn gekuschelt werden?“ Iwan ruckelte sich noch etwas mehr zurecht. „Kraulen!“ Alexander ließ seine Hand hinter Iwans Ohr wandern, und krauelte ihn dort. Iwan genoss nur und seufzte leise. „Entschuldigen sie Mister, möchten sie etwas zu essen?“ Alexander wandte sich zu der hübschen Stewardess um, die neben ihm stand. „Ja, sehr gern.“ Damit wandte er sich wieder an Iwan und rüttelte diesen nun an der Schulter wach. Genug gespielt! In den nächsten Zwei Wochen hatte er bestimmt noch genügend Gelegenheiten, herauszufinden, was es mit dieser Halbschlafphase auf sich hatte. Iwan kam nun endlich wieder vollkommen zu sich. Er gähnte leise und schaute dann mit müden Augen zu Alexander. „Was denn?“ „Ich dachte, du hast vielleicht Hunger.“ „Ja.“ Iwan bewegte sich wieder in die waagerechte, und sah nun auch die nette Frau neben Alexander, vor ihr ein Imbisswagen. Er klappte sein Tischchen runter, und ließ sich bedienen. Das Essen tat gut, und ließ ihn restlos wach werden. Danach holte Alexander wieder seinen Computer hervor, um sich wieder der Arbeit zu widmen. Iwan seufzte leise. Jetzt wo er schon einmal geschlafen hatte, war er wach, und konnte auch nicht noch einmal einschlafen. „Lehnst du dich gar nicht wieder an mich an?“ Alexander sah ihn grinsend von der Seite an. „Warum sollte ich?“ Schon peinlich genug, dass es ihm im Schlaf passiert war, da würde er das nicht noch mal mit Absicht machen! „Warum hättest du es vorhin gewollt?“ Iwan schaute etwas beleidigt. „Ich hab geschlafen, da passiert das schon mal!“ Er drehte sich demonstrativ von Alexander weg, und zeigte ihm so, dass er nicht die geringste Lust hatte sich weiter mit ihm zu unterhalten. Später bereute Iwan seinen Entschluss lieber zu schweigen. Die Zeit floss dahin wie zäher Schleim, und Iwan dachte schon sie würden nie mehr ankommen! Als sie dann aber endlich am Flughafen ankamen, wurde ihm doch etwas mulmig, und er wünschte sich, der Flug hätte doch noch etwas länger gedauert. Er hatte Angst davor, jetzt auf einmal so vor seiner Großmutter zu stehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)