Flucht vor Sesshoumaru von astala7 (Veränderung) ================================================================================ Kapitel 45: Nach der zweiten Schlacht ------------------------------------- Kuraifaia ist unzufrieden mit ihrer Schwester, weil die sich in die Schlacht eingemischt hat. Ninushu Omaru ist unzufrieden, weil Mako ihm nicht besonders viel Respekt entgegenbringt. Mitsura ist unzufrieden, weil sie Chikara bisher noch nicht allein erwischt hat. Kigiyakana ist unzufrieden mit Rakuna, weil der sie allein gelassen hat. Nur Sesshoumaru und Mako sind zufrieden, Ersterer weil alles nach seinem Plan läuft und Letzterer, weil er nun endlich die Chance bekommt seinem Traumberuf nachzugehen. Beides wird eine Menge Dämonen sehr unzufrieden machen. XxX Der Frühling hatte begonnen. Der Schnee schmolz stetig dahin und die Tiere und Pflanzen in den Wäldern erwachten zu neuem Leben. Die Kirschbäume trugen ihre ersten Blüten und gaben einen Vorgeschmack auf all ihre Pracht. Der größte Teil der Hundedämonen jedoch kümmerte sich nicht im Mindesten darum. Sie alle waren viel zu abgelenkt von dem Krieg, der noch immer wütete. Nach der zweiten, mehr oder weniger erfolgreichen Schlacht, war es schließlich offensichtlich, dass es der Westen war, der die besseren Karten in der Hand hielt. Obwohl die Südler mit eiserner Kraft dagegen hielten, konnten sie nicht verhindern, dass sie immer weiter hinter die Grenzen zurückgedrängt wurden. Es fanden viele, einzelne Überfälle auf einsame Dämonen statt, doch niemand machte Anstalten, das Gebiet wirklich zu erobern. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass jede Youkaiart Japan in vier Teile teilte, jedes von einem anderen Fürsten beherrscht. Kein Dämon durfte sich anmaßen, zwei Länder zu reagieren! So wurde der Kampf nur an der Grenze geführt, um diese weiter nach hinten zu drängen. Dennoch wäre der Sieger in diesem Krieg berechtigt, selbst einen neuen Fürsten zu erwählen – vorausgesetzt, die Blutlinie der Herrscherfamilie dort war erloschen. Und dafür wurde dann meist auch gesorgt. Trotzdem war es für den Süden noch keineswegs zu ende. Sie hofften darauf, die Truppen des Westens als Verteidiger so weit zu schwächen, dass sie sie mit ihrer Übermacht in die Flucht schlagen konnten, oder sogar ganz auslöschten. Aufgrund dieser Technik wurden nur noch Schlachten geschlagen, die vom Westen eindeutig mehr Kriegerleben forderten als aus ihren Reihen und sie gaben sich größte Mühe, Ort und Zeit eines jeden Kampfes selbst zu bestimmen. Noch war der Wille der stolzen Hundeyoukai des Südens ungebrochen. Doch die letzte Schlacht hatte hohe Opfer von ihnen gefordert. Aus einem, ihnen nicht zu definierenem Grund, war nicht einer ihrer Kämpfer zum entscheidenden Moment in Bestform gewesen. Jeder Soldat hatte ein sehr hohes Kampflevel gehabt, aber die Westler waren scheinbar spielend mit ihnen fertig geworden. Im Nachhinein meinten viele, sie hätten die Katastrophe ahnen müssen. Es hatte nämlich viele 'Böse Omen' gegeben. So war ihre Prinzessin kurz vor der Schlacht spurlos verschwunden und als sie zurückkehrte, schloss sie sich in ihrem Zimmer ein und ließ niemanden zu sich, so gingen die Gerüchte. Die Stimmung war die ganze Zeit über sehr düster, zu der der dunkle Regen, der aus schwarzen Wolken vom Himmel fiel, nicht gerade positiv beitrug. Die Sicht war schlecht und die Späher entdeckten das feindliche Heer viel zu spät. Der westliche Lord fegte wie ein Racheengel durch ihre Reihen und unter seinem Schwert fielen unzählige Leben. Sorgfältig zurechtgelegte Strategien zerbarsten im Angesicht des Unglücks und niemand vermochte das Chaos zu bändigen. Der südliche Heerführer, Heigoku, wurde kurz vor der Schlacht von einem bösen Fluch befallen, der bewirkte, dass er seinen Mund nicht öffnen konnte und so keine Befehle auszusprechen vermochte. Die Heiler sprachen von einem lähmendem Gift, doch die Soldaten waren fest davon überzeugt, dass der Geist des verstorbenen Inu no Taishu aus der Unterwelt zurückgekommen war, um sie alle mit sich in die Hölle zu reißen. Heigoku war kurz darauf an dieser seltsamen Erscheinung erstickt. Selbst seine wahre Gestalt hatte ihn nicht mehr retten können. Über das Volk des Südens schien sich eine dunkle Aura zu legen. Im südlichem Schloss... Kuraifaia tauchte das Tuch erneut in die Schüssel neben dem Lager. Das kühle Wasser umspielte ihre Hände und saugte sich in den Stoff. Sie nahm den alten Umschlag von der heißen Stirn ihres Bruders und tauschte ihn gegen den neuen aus. Seufzend sah sie in das verschwitze Gesicht des Patienten. Mako war jetzt schon zwei Wochen lang ohne Bewusstsein. Sie hatte ihn in ihren persönlichen Räumen aufgebahrt und das Zimmer mit vielen verschiedenen Schutzzaubern umgeben. Sie wusste nicht, warum sie so übervorsichtig war, denn im Grunde hatte er hier keine Feinde. Vielleicht wäre es auch besser, einen Heiler zu Rate zu ziehen. Aber welcher Dämon kannte sich schon mit der Übertragung einer Seele aus? Normalerweise nahm ein Youkai die Stärke desjenigen auf, den er aufgefressen hatte. Er wurde dadurch mächtiger. Mako hatte sich seinen Bruder Toko einverleibt, welcher bei dem Kampf mit Keisushiro gestorben war. Doch er hatte es nicht wegen der Macht getan, sondern in der Hoffnung, dass die Seele seines Zwillings in ihn übergehen würde. Mako hatte sehr unter dessen Tod gelitten und sich an dieses letzte Stückchen Hoffnung geklammert. Doch anders als erwartet, war er mit jedem Happen Fleisch, den er von seinem Bruder fraß, immer schwächer geworden. Dennoch hatte er alles bis auf die Knochen - welche Kuraifaia später in der Zwischenwelt, dem Dämonenfriedhof, versiegelt hatte - verzehrt und hatte es sogar noch geschafft, sich mit letzter Kraft zurück zu verwandeln. Kuraifaia würde den Anblick nie vergessen, wie er schmerzerfüllt aufschrie und sich die Hände gegen die Schläfen presste. Ohne ersichtlichen Grund hatte er auf einmal aus Dutzenden Wunden geblutet, ähnlich wie eine Schlange, deren neue Haut noch nicht ausgebildet war und die sich dennoch häutete. Sein Youki war deutlich zu spüren gewesen und selbst Kuraifaia, die ihren Bruder schon oft in Aktion erlebt hatte, war von der schieren Menge überrascht. Dann aber war er unter heftigen Zuckungen zusammengebrochen und sie hatte schon befürchtet, ihn auch noch zu verlieren. Aber zum Glück war er nur ohnmächtig und sie hatte ihn dann hierher gebracht. Im Nachhinein hatte sie sich überaus schuldig gefühlt. Wenn eine Seele gewaltsam auf einen anderen Körper übertragen wurde, war es nur natürlich, dass dabei unvorstellbare Schmerzen entstanden. Wenn man nur auf die Macht des Toten aus war, entstanden keinerlei Schmerzen, aber wenn jemand sich mit aller Macht darauf konzentrierte, auch die Seele in sich aufzunehmen, hatte das in sieben von zehn Fällen den eigenen Tod zur Folge. Sie hätte das nicht vorschlagen dürfen! Sie hätte Mako davon abhalten müssen, sie hätte - Nein, er hätte ohnehin nicht auf sie gehört. Wenn es auch nur die geringste Möglichkeit geben würde, seinem Bruder wieder nah zu sein, würde er sie ergreifen, selbst wenn er dabei sein Leben auf's Spiel setzte. Und genau das hatte er getan. Traurig sah sie auf den Körper neben sich herab. Mako hatte hohes Fieber, welches ein Mensch nie überlebt hätte. Sein Körper war ständig schweißnass und manchmal schlug er wild um sich, als hätte er furchtbare Alpträume. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und seine Hände waren zu Fäusten geballt, die Fingernägel, zu Krallen umgebildet, gruben sich in seine Handballen. Und Kuraifaia konnte nichts für ihn tun. ~ Mako keuchte schwer. Um ihn herum war nur Schwärze, doch er ließ sich nicht beirren. Gleich würde wieder einer kommen. Da! Er stieß mit dem Schwert zu, riss das unförmige Gebilde des Angreifers auseinander und sprang hastig einen Schritt zurück. Er konnte sehen, wie der Körper des Wesens zu unförmigen, schwarzem Schlick wurde und sich nahtlos in die Dunkelheit einfügte. Er hatte keine Ahnung, was das für Kreaturen waren, aber sie griffen ihn ständig an. Das hier musste ihre Welt sein, die Unterwelt, oder zumindest eine Art Abteilung davon. Sicher existierte dieser Ort für ihn selbst nur in seinen Gedanken und sein wahrer Körper ruhte noch irgendwo in der realen Welt. Dennoch war er sich sicher: Wenn er hier sterben würde, würde auch sein Körper aufhören zu atmen. Und er durfte nicht sterben! Er musste noch seinen Bruder retten. 'Wo bist du, Toko!?', rief er lautlos in die Stille hinein. Er wusste, dass er irgendwo hier sein musste. Er musste! Plötzlich spürte er etwas wie ein Zupfen an seinem Geist und erstarrte mitten in der Bewegung. Das war er! Er versuchte Kontakt mit ihm aufzunehmen! Ein zynisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ihre Verbindung existierte selbst über den Tod hinaus. Sofort setze er sich in Bewegung und rannte in die Richtung, aus der das Gefühl zu kommen schien. Dabei könnte er selbst nicht sagen, worauf er denn rannte, es war jedenfalls irgendeine feste Oberfläche, die alle Geräusche schluckte. Vielleicht lief er sogar an der Decke, er wusste es nicht. So etwas wie Schwerkraft schien es hier nicht zu geben und sein Sinn für oben und unten, links und rechts, hatte schon lange aufgehört zu arbeiten. Das selbe war es mit seinem Zeitgefühl. Wie lange war er schon in dieser Welt? Einen Tag? Einen Monat? Ein Jahrzehnt? Gute Frage. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Aber das war nicht wichtig. Nur das Ziel zählte. Das Zupfen wurde stärker und jetzt konnte der Hundedämon auch ganz leise eine Stimme vernehmen, wenn er auch nur einzelne Wortfetzen verstehen konnte: 'Ich... hier!...raus!' Er folgte der Stimme weiter und konnte bald auch einige Schemen in der Dunkelheit erkennen. Mit Schrecken stellte er fest, dass der Weg hier zu ende war. Das war eine Sackgasse! 'Da bist du... Endlich...', flüsterte etwas in seinem Kopf und Mako hatte keinen Zweifel, wer es war. 'Toko! Wo bist du? Ich höre dich zwar, aber...' Die Stimme war so leise, sicher war er noch weit entfernt. Aber wie kam er zu ihm? 'Ich bin genau vor dir. Du siehst mich nur nicht, denn meine Seele kann kein Abbild mehr erschaffen, weil du meinen Körper in dir hast', rauschten die Worte in seinen Ohren. Mako riss die Augen auf. 'Dann... Dann klingst du so schwach, weil... weil du so schwach bist?! Was ist mit dir passiert!?' Hätte er in dieser seltsamen Welt eine Stimme gehabt, er hätte die Worte geschrien, aber leider besaß er keine. 'Sie haben mich hier festgehalten... Ich konnte nicht ins Nirwana eingehen, weil... weil du nach mir gesucht hast...' Die Stimme wurde immer leiser und Panik ergriff Mako. 'Wie kann ich dich von hier rausholen? Und wer sind "sie"'? 'Du hast sie doch schon kennen gelernt. Sie haben gegen dich... gekämpft und du hast sie alle besiegt. Das musst du, sonst wärst du nicht hier. Sie haben versucht... auch deine Seele mitzunehmen, aber wie es scheint, sind sie gescheitert.' Also sprach Toko von diesen seltsamen Teufel, welche ihn unterwegs angegriffen hatten. Ja, in der Tat, einige davon waren wirklich schwer zu besiegen gewesen. 'Sie können nicht... sterben, aber sie haben dich getestet und sie sagen... dass sie deine Stärke respektieren. Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber... sie sind auch in deinen Geist eingedrungen und haben in deine Seele geschaut. Zwar haben sie es nicht geschafft, sie mitzunehmen, dafür war wohl dein Wille zu stark, aber sie haben gesehen, dass du.... meinen Körper nicht wegen der Macht gefressen hast, sondern um mich zu erretten...ich...' Die Stimme brach kurz ab und Angst schlich sich in das Herz des Dämon. 'Ich... danke dir dafür...', flüsterte die Stimme weiter. 'Du hast so viel gewagt, obwohl es nicht sicher war, dass du Erfolg haben würdest...' 'Du solltest nicht so viel reden, das scheint dich anzustrengen. Sag mit lieber, wie wir beide hier rauskommen!', forderte Mako ungeduldig und voller Sorge. '...raus...? Das wird... schwierig....weiß nicht...' Wieder verstummte die Stimme. 'Okay, hör zu, Toko. Wo auch immer du bist, versuch dich mal auf mich zuzubewegen. Vielleicht kannst du einfach in meinen Körper - Oder was auch immer das hier ist, reinschlüpfen. Immerhin müsstest du ja jetzt so etwas wie ein Geist sein, richtig?', schlug er vor. '...ja... Aber das könnte dir... wehtun...', kam die Antwort etwas verzögert. 'Egal, du hast ohnehin bald keine Kraft mehr. Du sitzt einfach schon zu lange in dieser Zwischenhölle fest, du musst hier raus!', sagte er eindringlich. Und dann fügte er mit einem Anflug von Galgenhumor hinzu: 'Und ehrlich gesagt, ich möchte auch noch ein paar andere Leute umlegen, bevor ich den verlausten Sack voll fischgesichtiger Möwenfürze wiedersehen muss.' ~ Ein grauenhafter Schrei erschütterte das Zimmer und Kuraifaia ließ vor Schreck die Wasserschüssel fallen, welche am Boden zersprang. Kurz dankte sie stumm der höheren Macht, die sie dazu verleitet hatte, einen Bann um den Raum zu legen, welcher keine Geräusche hindurch ließ, dann stürzte sie zu ihrem Bruder. "Mako! Mako, beruhige dich!", rief sie eindringlich und schüttelte den wild um sich schlagenden an den Schultern. Ihr Bruder schien grauenhafte Schmerzen zu leiden, ohne irgendeine Wunde zu haben. "Mako!" Einem Reflex folgend verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige. Und da, endlich, schlug er die Augen auf. Kuraifaia wäre fast das Herz zersprungen, so erschrocken war sie. Nicht wirklich hatte sie damit gerechnet, dass ihre Aktion etwas brachte. Aber tatsächlich, Mako war wieder bei Bewusstsein - und das nach ganzen zwei Wochen! "Mako, du bist wieder da!" Sie schlug überwältigt die Hände vor den Mund und hielt nur mit Mühe Tränen der Freude zurück. Sie hatte wirklich schon mit seinem Tod gerechnet und das wäre nach der Sache mit Toko einfach zu viel für sie. "A..Anis...", murmelte ihr Bruder verwirrt. "Nicht sprechen, du bist noch zu schwach!", befahl sie sofort und drückte den Dämon, welcher sich bereits wieder hatte aufsetzen wollen, sofort zurück auf die Felle, aus denen sein Lager bestand. Sie sagte nichts dazu, dass er sie 'Anis' statt 'Kuraifaia' genannt hatte, aber sie war doch etwas verletzt. "Ich... Ich hab mit ihm geredet, ich... ein Licht... wo ist er?", murmelte der Youkai verwirrt und fasste sich an den Kopf. Kuraifaia, welche gerade einen neuen kalten Umschlag bereit machte, sah überrascht auf. "Wo ist wer?" "Toko... eben war er noch...da..." Er brach ab und schloss die Augen, als wolle er sich auf etwas konzentrieren. Dann sprang er plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf und riss die Augen auf, starrte dabei ins Nichts. "Mako! Leg dich sofort wieder hin!", rief Kuraifaia aus und richtete sich empört auf. "Ich kann ihn hören!", sagte der Angesprochene, ohne auf ihr Gesagtes zu achten. "Ich kann ihn hören!" "Du kannst... was?", fragte die Dämonin mit klopfendem Herzen. Ihr Bruder schwieg zunächst, taumelte zurück und lehnte sich an die Wand. "Er ist in mir... Ich höre seine Stimme in meinen Gedanken, genau wie immer. Aber ich fühle ihn jetzt auch... Ich spüre, dass er in mir ist...", flüsterte Mako merkwürdig ergriffen. Dann wandte er seinen Blick fast wie in Zeitlupe zu Kuraifaia, die immer noch mit dem nassen Tuch in der Hand da stand. "Es hat geklappt! Ich hab ihn von diesen Teufeln befreit, ich hab ihn raus geholt!", jubelte er. "Das ist... wunderbar...!", meinte sie, als sie den Sinn der Worte begriffen hatte. Kurz zweifelte sie, was ihr Bruder mit 'Teufel' meinte und ob er nicht eher verrückt geworden war, aber dann beschloss sie, ihm einfach mal zu glauben. Die nächsten zwei Stunden brachten sie damit zu, aus zu testen wie die Verbindung mit Toko funktionierte. Folgendes kam dabei heraus: Zunächst einmal hatte Mako Recht behalten, Tokos Seele hatte sich in seinem Körper eingenistet und agierte jetzt wie eine zweite Persönlichkeit (welche sich nicht groß von der ersten unterschied). Er war auch in der Lage, den Körper seines Bruders vollständig zu übernehmen und dessen Geist in den Hintergrund zu drängen. Das wäre bei geistiger Folterung - wie etwa langweilige Versammlungen - von Vorteil, denn da könnte der eine eine Runde meditieren und brauchte nicht zuzuhören. Es stand jedoch auch fest, dass Mako nicht die ganze Zeit über mit Toko kommunizieren konnte, denn dieser war schnell erschöpft. Da es nicht sein Körper war, benötigte er mehr Energie als sonst, um zu seinem Zwilling zu sprechen und schwieg deshalb gerne mal mehrere Stunden lang als stiller Beobachter. Im Hinblick auf die Zukunft hatte Toko gesagt, dass er nicht wolle, dass sie weiterhin wie eine Person behandelt wurden. Er akzeptierte seinen Tod und blieb nur noch seines Bruders wegen in dieser Welt, darum solle seine Anwesenheit von anderen auch nicht weiter beachtet werden. Auch wehrte er sich strikt gegen Kuraifaias Vorschlag, Mitsura von seinem Tod zu unterrichten. Er war überzeugt, dass er sie im Chaos des Krieges irgendwann noch einmal wieder sehen würde und wollte ihr es dann 'so nebenbei' sagen, um die Trauer vorzubeugen. Schließlich war Toko ja noch nicht wirklich aus der Welt... Das war dann auch der Zeitpunkt, wo Kuraifaia überhaupt einmal erfuhr, dass sich ihre Schwester auch ins Mittelalter begeben hatte und jetzt auf der Seite des Westens kämpfte. So erkannte sie jetzt auch mit Schrecken, dass diese für das Massaker der zweiten Schlacht verantwortlich sein musste, denn Mitsura hatte schon einmal in ihrer Kindheit giftigen Regen geschaffen, wenn auch mit einer anderen Zusammensetzung - allerdings nur, um das Haus der Nachbarn weg zu ätzen. Das Ganze stank also förmlich nach Mitsura Vanderobe. Nachdem Kuraifaia das erfahren hatte, begab sie sich sofort zum nördlichen Turm des Schlosses, wo der Fürst Brieftauben hatte züchten lassen. Sie waren Boten wenn es galt, durch magische Bannkreise zu kommen und die Nachrichten nicht so wichtig und damit eilig waren. Meistens wurden sie von Spionen eingesetzt, um sich untereinander zu verständigen. Kuraifaia schnappte sich eine der Tauben und brachte sie in ihr Zimmer, wo sie Mako befahl, einen Brief an Mitsura zu schreiben. Darin sollte die Bitte - oder viel mehr der Befehl - enthalten sein, den Dienst im westlichen Militär sofort zu kündigen oder in den Süden auszuwandern, um diesem nicht noch mehr Schaden zuzufügen. Sie wollte ihr nicht sagen, dass sie hier die Prinzessin war, falls diese Information doch durch sie irgendwie an Sesshoumaru gelangen konnte - selbst wenn es unwahrscheinlich war, im Westen gab es tausende Krieger - und wollte es ihr ebenfalls 'so nebenbei' beichten. Zwar hatten ihre Brüder die Nachricht bei der Gerichtsversammlung mehr oder weniger gelassen aufgenommen, aber bei Mitsura wäre das sicher noch eine andere Sache. Den Brief schrieb Mako, damit man Kuraifaias Handschrift nicht erkannte und er war auf hindi, eine Schrift, die nur Mako und Mitsura hier in Japan beherrschen dürften - und das auch nicht ganz fehlerfrei. Das hatte den Grund, dass in Japan hauptsächlich der Buddihsmus verbreitet war, mit Hinduisten in Indien hatten sie nichts zu tun. So konnten sie trotz Verschlüsselungsexperten sicher sein, dass der Brief ungelesen bei Mitsura ankam, denn selbst wenn man sie erwischte und aufforderte den Brief vorzulesen, bekämen sie von ihr keine Informationen. Mitsura war nämlich eine der wenigen Dämonen die es schafften, selbst für die feinen Sinne der Hundedämonen eine Lüge zu verstecken - selbstverständlich nur für Notfälle. Diese traten allerdings ihrer Meinung nach ziemlich häufig auf... Gegen Abend klopfte es schließlich an der Tür. Das war natürlich in den zwei Wochen, in denen sich Kuraifaia mit Mako eingeschlossen hatte, recht häufig passiert. Nur diesmal überlegte die Youkai ernsthaft, ob sie nicht öffnen sollte. Der Grund dafür war die Art der Aura und der Geruch, welcher ihr verriet, wer da zu ihr wollte. Es war der Fürst selbst. Im Grunde hatte sie nichts zu verstecken, die Taube war mit dem Brief bereits unterwegs und Mako sah nicht mehr annähend so krank aus, wie zu dem Zeitpunkt seines Erwachens. Dennoch wusste sie nicht, ob es klug wäre ihren Bruder, der gerade erst eine Seelenaufnahme knapp überlebt hatte, schon mit mehr oder weniger fremden Personen zu konfrontieren. Unsicher sah sie zu ihrem Bruder, doch dieser antwortet auf seine Art. Er ging zur Tür, entfernte das Siegel davon und riss sie mit Schwung auf, während er laut rief: „Herein, wenn's keine Miko ist!“ Wieder hatte er das übliche Grinsen im Gesicht. Diese Miene erfreute Kurafaia mehr als alles andere, hieß sie doch, dass er sich tatsächlich nicht verändert hatte und dass es ihm wieder relativ gut ging. Ninushu Omaru trat ein und zeigte durch nichts ob er verwirrt war, auf diese Weise hereingebeten worden zu sein. Mako, nicht ahnend wer ihm gegegenüberstand, setzte gleich noch einen drauf: „Hey Opa, was geht ab?“ „Mako!“, zischte Kuraifaia „Das ist der Fürst!“ „Na und? Mit dem Lord bin ich auch fertig geworden, mit seinem Alten hab ich dann erst recht keine Probleme“, war die freche Antwort. „Und wer ist das?“, fragte der Fürst nur kühl und überging Mako vollkommen. „Das ist mein Bruder, er...“ Erneut sah die Youkai den Braunhaarigen vernichtend an. „Er hat Keisushiro getötet?“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. „Sicher. Wenn du seine Leiche begraben willst, kann ich dir die Wegbeschreibung rüberschieben“, bot der Inuyoukai an. „Bitte verzeiht ihm, er hat einen schwierigen Kampf hinter sich und ist nun geistlich etwas verwirrt“, warf die einzige Frau im Raum ein. „Ich soll geistig verwirrt sein? Das ist mir neu", erwiderte ihr Bruder. „Na hallo, du hast eine gespaltene Persönlichkeit und faselst was von Teufeln, die dich umbringen wollten! Wenn du nicht geistig verwirrt bist, dann ist es keiner“, erwiderte Kuraifaia und versuchte so gleichzeitig, unliebsame Fragen vorweg zu nehmen. „Wie auch immer, Kuraifaia, du wirst dringend gebraucht. Wir benötigen eine Ratsitzung in der du anwesend sein musst und da sind ein paar Dämonen, die schon seit fast einer Woche auf dich warten. Ich hätte ja lieber einen Boten geschickt, um dir das zu sagen, denn ich bin selbst sehr beschäftigt, aber dann hättest du dich vermutlich weiterhin hier abgeschottet“, erklärte der Fürst mit einer Engelsgeduld. Kuraifaia bekam ein wenig ein schlechtes Gewissen, doch sie drehte sich nur zu ihrem Bruder um und sagte: „Dein Wunden sind zwar alle verheilt, aber du solltest dich dennoch schonen. Sei brav, verlass das Schloss nicht und bring niemanden um, okay?“, befahl sie in herrischem Ton, woraufhin Mako genervt das Gesicht verzog. Die junge Frau wandte sich dann von ihm ab und folgte Ninushu hinaus. * Nahe der Grenze... „Normalerweise trägt sie ihre Haare schwarz, und eigentlich immer offen. Aber nach der Verwandlung hat sie die Farbe rausgewaschen, und-“ Mitsura hielt inne und Chikara sah von seinem Pergament auf, auf welchem er Anis' Beschreibung genau notiert hatte. „Rede weiter“, befahl er, doch die Youkai schien ihn nicht gehört zu haben. Sie starrte unverwandt in den Himmel und runzelte die Stirn. Das Lager des Westens war schon seit langem abgebrochen worden, aber es kostete Zeit, die vielen Krieger unterzubringen, von denen viele verletzt waren. Chikara hatte mit der Befragung der Dämonin sofort anfangen wollen, war dann jedoch gerufen worden, weil Kowei, einer seiner Schüler, sich unbedingt mit Abunai duellieren wollte und Streitigkeiten unter den einzelnen Mitgliedern des Westens konnten sie sich nun wirklich nicht leisten. Als er jedoch wieder zurück gekommen war, war Mitsura verschwunden. Sie tauchte erst gut zehn Tage später wieder auf und gab lediglich an, sie hätte Kräuter gesammelt. Niemand hatte ihr das wirklich abgenommen und Chikara war drauf und dran gewesen, Sesshoumaru die Sache zu melden, hatte es dann aber doch gelassen. Die Zeit hatte er nutzen können, um seine Reise vorzubereiten und so war diese nicht verschwendet, aber seine Geduld mit dieser Frau ließ eindeutig nach. „Bin gleich wieder da!“, meinte Mitsura und riss den Lehrer aus seinen Gedanken, und als er sich wieder beisammen hatte, war sie schon wieder weg. Diesmal aber ließ er sich nicht so leicht abschütteln, er folgte ihrem Geruch auf die Bäume hinauf und beobachtete schließlich, wie die Youkai einer Katze gleich aus einer dichten Krone sprang und – eine Taube einfing. Er hetzte hinterher und folgte ihr auf eine kahle Lichtung, wo sie zu seiner großen Überraschung ein Stück Papier vom Fuß des Vogels riss und diesen wieder frei ließ. „Was hast du da?“, fragte er misstrauisch und trat näher. Solche Botenvögel wurden nur wegen magischen Schutzschirmen verwendet, das wusste er. Nachrichten die nichts enthielten, was dem Westen schaden könnte, wurden dort hindurch gelassen, deshalb wurden Tauben oft von... von Spionen verwendet. „Ein Brief... für mich“, sagte Mitsura und hielt das Papier hoch. „Für dich? Von wem?“, hakte er nach. Die Angesprochene hatte den Brief inzwischen geöffnet und überflog den Text, während sie die Stirn runzelte. „Von einem Freund...“, antwortete sie abwesend und ihre Augen verengten sich beim lesen. Kaum jedoch war sie am Ende der Seite angekommen, riss ihr Chikara das Papier aus der Hand. Er hatte mit Widerspruch gerechnet und war etwas verwirrt als keiner kam, doch die Inuyoukai schien ihm auf einmal sehr weit weg in Gedanken. Er warf einen Blick auf die Nachricht und runzelte seinerseits die Stirn. Was zum Teufel waren denn das für komische Kringel und Striche? Ein Geheimcode? Ja, so musste es sein. Die Schrift war nicht sehr sauber, es hatte sicher ein Mann geschrieben, doch der Inhalt blieb ihm verborgen. „Was steht da drin?“, verlangte er zu wissen. Immerhin stammte dies von einer Person, die auf die Art der Spione mit Mitsura kommunizierte und enthielt vielleicht einen wichtigen Hinweis, denn wie gut die Nasen der Hundedämonen auch waren: Dem leisen Hauch eines Vogels, der viele Kilometer geflogen war, konnten selbst sie nicht mehr folgen. „Hier steht: मुझे दक्षिण में है“, antwortete sie, seine Gründe wohl erratend, „und मैं चाहता हूं कि आप नहीं युद्ध है . - Weißt du was?“, wechselte sie abrupt das Thema und sah ihn intensiv an: „Ich denke, ich sollte dich auf deiner Suche begleiten.“ „Wie bitte?“, fragte Chikara und blinzelte, den verschlüsselten Brief – er war sich zu hundert Prozent sicher, dass Mitsura ihn für dumm verkaufen wollte – noch immer in der Hand. „Du hast mich schon richtig verstanden. Ich gehe jetzt sofort zu Sesshoumaru und sag ihm Bescheid. Es ist sowieso viel besser, weil ich Anis kenne“, beschloss sie kurzerhand und setzte sich in Bewegung. Ihr folgte ein verwirrter Chikara, der nicht wusste, ob er sie für ihre Unverfrorenheit töten, oder doch lieber versuchen sollte, mehr Informationen über den Brief aus ihr heraus zu bekommen. Immerhin, hatte der Lord nicht gesagt, er könne alles mit ihr machen was er wollte? Dumm nur, dass er ich nicht entscheiden konnte... Zwanzig Minuten später hatten sie Sesshoumaru aufgespürt, welcher sich bei den wenigen Reitdämonen befand, die von den höchsten Youkai, hauptsächlich des Rates, benutzt wurden, um zwischen den einzelnen Lagern der Rudeln zu wechseln. „Lord Sesshoumaru!“, rief Mitsura schon von Weitem und missachtete die empörten Blick der wenigen Diener, die hier anwesend waren. Der Angesprochene wandte sich nicht einmal zu ihr um. „Chikara und ich haben ausgemacht, dass es besser wäre, wenn wir zusammen die, äh... Mission erledigen.“ Das war glatt gelogen, aber was soll's. Chikara sog hinter ihr geräuschvoll die Luft ein und wären nicht zwei Meter Abstand zwischen ihnen, hätte er ihr jetzt sicher einen schmerzhaften Rippenstoß versetzt. Mitsura wusste, dass ihr Vorhaben riskant war. Kuraifaia schrieb, sie solle sich aus dem Krieg heraus halten. Es hatte sich nicht so angehört, als wäre sie bei der Schlacht dabei gewesen – was nicht weiter schlimm gewesen wäre, da ihre Geschwister das von ihr verwendete Gift kannten und sich davor schützen konnten – aber sie musste dennoch zumindest dort sein, wo man viele Informationen her bekam. Vielleicht ja sogar immer noch auf dem Schloss. Aber dort hin zu kommen, würde mehr als schwierig werden und es wäre auch nur ihre letzte Variante. Erst würden sie das gesamte Land absuchen, dann kam das Schloss. Kein Hund ging doch freiwillig in die Höhle des Löwen. Zwar müsste sie für dieses Unternehmen ihren Platz als zukünftige Anführerin der Shirosendo aufgeben, aber so könnte sie ihre Karriere auch im Schutze ihrer Schwester, welche sich anscheinend schon eingelebt hatte, wieder neu aufbauen. Das wiederum bedeutete Verrat am Westen... Aber sie hatte nun zumindest wichtige Informationen, zum Beispiel das Sesshoumaru der Lord dieses Landes war. Entweder also sie überredete Kuraifaia mit ihr in den Westen zu kommen, oder sie blieb mit ihr im Süden und sorgte dafür, dass sie Sesshoumaru nach Ende des Krieges, wenn es einen eindeutigen Gewinner gab – der sicher der Westen war – zu Gesicht bekam. Schließlich war es nicht ihr Ziel, die Anführerin einer Horde weißer Hunde zu sein, das genügte ihr eigentlich nicht so recht. Sie hatte noch immer vor, ihre Schwester mit Sesshoumaru zu verkuppeln. Immerhin, Anis wäre dann eine Prinzessin und sie selbst würde zur Fürstenfamilie gehören... Da brauchte sie sich nicht einmal anzustrengen, um im Rang aufzusteigen. Abgesehen davon würden ihr dann auch hundert mal mehr Männer zur Verfügung stehen, als ohnehin schon... Was sie mit Chikara machen sollte, wusste Mitsura noch nicht, er hatte sich bisher gegen ihre natürliche Schönheit immun gezeigt und sie hatte noch nicht gewagt, ihn in aller Öffentlichkeit zu verzaubern. Eben wäre es gut gegangen, aber die Taube war dazwischen gegangen. Natürlich könnte sie ihn auch einfach irgendwann auf der Reise töten, aber es wäre amüsanter, zunächst noch etwas mit ihm zu spielen. Daran, dass ihre 'Hilfe' auf der Mission geduldet werden würde, zweifelte sie nicht, Sesshoumaru sah es nämlich überhaupt nicht gern, wie sie immer mehr an Macht gewann und eigene Aktionen ausführte. Und tatsächlich, sie behielt Recht: „Ich habe nichts dagegen einzuwenden, solange ihr die Aufgabe erledigt.“ Der Weißhaarige drehte sich um und sah ganz besonders Mitsura scharf an. Seufzend fasste diese einen Entschluss, hob die Hand und sagte: „Ich verspreche, dass ich Chikara bei der Suche helfen werde.“ Dem Lord genügte das offenbar, da er sich nichtssagend wieder umdrehte. Mitsuras Augen blitzten kurz auf. Sie hatte mit keinem Wort erwähnt, was sie NACH der Suche machen würde, geschweige denn, wann diese einsetzte oder mit wie viel Eifer sie dabei sein würde. Die Youkai hielt einige Monate nämlich nicht für genug, um die Wunden einer so dramatisch getrennten Liebe zu überwinden und fasste schon jetzt den Plan, wie sie Jahre damit verbringen konnte, den Süden nach Kuraifaia abzusuchen, obwohl es vielleicht schneller gegangen wäre. Ganze Jahre, allein mit einem gutaussehenden Mann... Noch ein Grund, warum sie diesen Job hier gern übernahm. Sie liebte das Brauen von Tränken und Mischen von Kräutern um die verschiedensten Gifte herzustellen. Aber noch viel größer war ihr Leidenschaft dem männlichem Geschlecht gegenüber... „Mein Lord, wenn es euch genehm ist, werden wir sofort aufbrechen, ich habe die Vorbereitungen bereits getroffen“, sagte Chikara in einer Verbeugung, während sich Mitsura bereits abgewandt hatte. Sesshoumaru drehte sich noch einmal um, sah seinen Freund nachdenklich an und meinte dann: „Ihr werdet Ah-Uhn mitnehmen“, keiner der beiden Dämonen sah ihn irgendein Zeichen machen, doch plötzlich löste sich ein grün-brauner Drache aus der kleinen Schar der Reittiere. Er war vollständig gesattelt und hatte Platz für mindestens drei Personen.“Es ist möglich, dass ihr euch trennen müsst und er kennt Anis' Geruch.“ Chikara stammelte ein Dankeschön, während er den Drachen in Empfang nahm. Mitsura, die keine Ahnung hatte, welchen Wert Ah-Uhn inzwischen für den Lord hatte, wunderte sich ein wenig über dessen scheinbare Rührung. Sie sah diese Geste ganz einfach als einen Missvertrauensbeweis, wahrscheinlich rechnete er damit, dass sie Chikara angreifen würde, er sie töten müsste und wollte sicher gehen, dass er auch dann noch jemanden hatte, der Kuraifaias Geruch kannte. Oh, wie gut sie sich doch mit ihrem zukünftigem Schwager verstand! * Im Süden... "Nein!", rief Kuraifaia aus und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. "Doch! Dieser hirnverbrannte Vollidiot! Dieser schamlose Verräter! Dieser gewissenlose Heuchler!" Die Youkai schlug wütend mit der Faust auf die Wand ein, auf der sich feine Risse abzeichneten. "Er ist ein Lügner! Ein vermaledeiter Lügner! Er hat gesagt... Er hat doch gesagt, dass er zurück kommt!" Die junge Frau tigerte wie ein eingeschlossener Löwe in einem zu kleinen Käfig im Wartezimmer auf und ab. Ihr Anblick war mitleiderregend. "Ich hätte mitgehen sollen! Ich hätte verdammt nochmal mitgehen sollen! Warum bin ich hier geblieben?! Ich bin so blöd!" "Aber du hättest doch nicht in eine Schlacht ziehen können! Verdammt nochmal, Kigiyakana, du bist trächtig!", protestierte die Prinzessin, aber ihr Gesicht war blutleer. Kigiyakana hörte sie nicht, erneut schlug sie auf die Wand ein: "Das werd ich ihm nie verzeihen, diesem egoistischen...Dämon! Wie kann er es überhaupt wagen?!" Sie wurde immer lauter, doch Kuraifaia ahnte, dass sie nur ihre Tränen verbergen wollte. "Kigiyakana, beruhige dich. Du musst jetzt stark sein, ja? Rakunas Verlust ist schrecklich, aber du musst dich doch um den Welpen kümmern! Lass dich jetzt nicht gehen, das hätte er nicht gewollt!" "Das hätte er nicht gewollt, das hätte er nicht gewollt! Mich interessiert es einen Scheißdreck, was er gewollt hätte! Hier geht es um MICH, um MEINE Zukunft und für die sehe ich schwarz! Rakuna hat gesagt, er kommt zurück! Er hat's mit verdammt nochmal versprochen! Ich war so dumm und hab ihm geglaubt, ich hab mich auf ihn verlassen und dann hat er mich verlassen. Er hat sein Versprechen nicht gehalten - dafür könnte ich ihn umbringen! Ich hab ihn niemals um irgendetwas gebeten. Es war das erste und - so hab ich mir geschworen - auch das letzte Mal, dass ich ihn um etwas bat. Es ist nicht gerecht, er hätte zurück kehren sollen. Was bildet er sich eigentlich ein?! Denkt er, er kann seine Spielchen mit mir treiben?! Nicht mit mir!" Ihre Krallen gruben sich in den Putz, doch ihre Wut verrauchte langsam. Die blau-grünen Haare fielen ihr ins Gesicht und die langen, grauen Hundeohren hingen traurig herab. "Er hätte das nicht tun dürfen. Er hätte mich nie allein lassen dürfen. Was bildet sich dieser Dreckskerl ein, so einfach ins Gras zu beißen?!" Jetzt konnte Kuraifaia bereits den salzigen Geruch von Tränen riechen. Langsam trat sie an ihre Freundin heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich bin sicher, Rakuna hat alles versucht, um zu dir zurückzukehren. Ich bin sicher, er hat dich wirklich geliebt", versuchte sie sie zu beruhigen, doch auch in ihrer Stimme lag der Schmerz über den Verlust des Anführers ihres Rudels. "Liebe! Was ist das schon. Rakuna hat mich nicht geliebt. Es hat ihn nur gewurmt, dass er mich nicht haben konnte, weil ich mich ihm so lange widersetzt hatte. Und als er mich dann so schamlos überfallen hat, verlor er das Interesse an mir und ist in die Unterwelt abgehaunen... Feigling", murmelte sie böse. Kuraifaia schüttelte den Kopf. "Ich habe euch beobachtet und da war bestimmt mehr, als er preisgegeben hat, mehr als du denkst." "Na und? Was schert es mich? Er hat mich verraten. Meine Zukunft ruiniert. Was interessiert mich jetzt noch die Vergangenheit?", erwiderte Kigiyakana, warf stolz den Kopf zurück und wischte sich mit einer fahrigen Geste die Tränen aus dem Gesicht. "Warum es dich interessiert? Weil du ihn ebenfalls geliebt hast, deswegen natürlich! Du glaubst, er hat deine Zukunft zerstört, aber er hat dir doch einen wunderbaren Welpen hinterlassen! Du solltest dich jetzt auf deine Aufgabe als Mutter konzentrieren", meinte Kuraifaia überzeugt. Die Youkai drehte sich zu ihr um, in ihren Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck. "Vielleicht hast du Recht, ja... In dem zweiten Punkt. Zwischen Rakuna und mir war nie mehr als Kameradschaft, aber es ist dennoch meine Pflicht, mich um das Ungeborene zu kümmern", stimmte sie fast widerwillig zu. "Genau! Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du selbstverständlich auch immer zu mir kommen", bot Kuraifaia an. In ihrem Inneren jedoch wimmelte es von Schuldgefühlen. Das südliche Heer hatte nur deshalb so rasch verloren, weil ihre Schwester diesen gifigen Regen geschickt hatte. Mitsura hatte Rakuna, den Gefährten ihrer Freundin, auf dem Gewissen... Wenn sie ihr doch nur eher geschrieben hätte! "Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen. Immerhin hast du ja sicher auch eine Menge um die Ohren. Warum hast du dich eigentlich so lange eingeschlossen?", fragte die Inuyoukai in dem offensichtlichen Bestreben, vom Thema und von ihren Gefühlen abzulenken. "Es war wegen meinem Bruder... Er lag im Sterben, aber jetzt ist er außer Gefahr", antwortete sie ehrlich. Kigiyakana zog eine Augenbraue hoch. "Ich wusste gar nicht, dass du einen Bruder hast." "Muss ich vergessen haben zu erzählen..." "Du scheinst so einiges zu vergessen! Neulich hab ich mal eben so nebenbei erfahren, dass du verlobt bist! Demnächst erzählst du mir noch, dass du eigentlich vom Mond kommst um die Erde zu übernehmen!", prophezeite sie düster. Kuraifaia machte ein bestürztes Gesicht. "Wie hast du das denn herausbekommen? Ich dachte, meine Tarnung sei perfekt!", meinte sie spielerisch, froh ihre Freundin etwas aufmuntern zu können. "Oh nein, ich hab dich an deinem Liebesgesülze erkannt! Dein Gelaber von ewiger Liebe... Deine Suche nach der wahrhaftigen Seeligkeit in einem Meer von Unglück und Verderben, deine Aussicht auf ein fröhliches Leben in Zeiten des Krieges: Du bist nicht von dieser Welt!" Anklagend zeigte sie mit dem Finger auf Kuraifaia. Obwohl ihre Worte verletzend waren, erhob sich die Youkai und breitete theaterisch die Arme aus: "Tja, du hast mich durchschaut. Mein dunkles Ziel ist es, alles was auf der Erde wandelt zu zerstören, und hier mein eigenes, bösartiges Reich aufzubauen. Dann hole ich alle meine Alienfreunde und wir feiern eine mega Party", eröffnete sie ihr. "Ach, und zu dieser Party gehst du sicher mit deinem Verlobten zusammen hin, nicht wahr?", fragte die Inuyoukai. "Nein, der macht zur Zeit Ferien auf dem Mars und kann leider nicht kommen", Die Dämonin schüttelte in gespielten Bedauern den Kopf. "So ein Mist aber auch! Ihr habt eure Herrschaft bereits auf andere Planeten ausgebreitet?!", meinte die Andere entsetzt, welche ein wenig von den verschiedenen Planeten verstand. Dämonen waren da schon weiter entwickelt. "Aber sicher. Der Mars macht Mobil. Hast du Lust auf eine Reise zum Neptun? Ich habe gute Verbindungen mit einigen Reisezentren...", schlug Kuraifaia vor. "Nee, lass mal", sagte Kigiyakana, nicht wissend was Reisezentren waren, "Verpass deinem Verlobten aber von mir ne saftige Ohrfeige, verstanden? Männer sind alle gleich, erst machen sie große Versprechungen und dann lassen sie dich sitzen. Fall nicht auf sie herein." Da war Kigiyakana wieder ernst und schaute sie regelrecht warnend an. "Ja... ich werde ihm deine Grüße übermitteln", sagte Kuraifaia, jetzt ebenfalls wieder ohne jeglichen Jux. Ihre Freundin nickte. "Ach ja, und noch etwas!" "Was?" "Lass es ja nicht so weit kommen, dass er dich 'Hana' nennt. Dann ist es bereits zu spät." Vier Wochen später hatte sich so etwas wie ein Alltag eingerichtet. Kuraifaia besprach regelmäßig mit dem Fürsten und dem Rat die Lage des Krieges, einmal sah sie sogar aus der Ferne zu. All die weißhaarigen Dämonen, die sich auf ihre Leute stürzten... Irgendwo unter ihnen war Sesshoumaru. Der Drang hinunter zu gehen wurde übermächtig, aber sie hielt stand. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, wenn sie ihn irgendwann einmal treffen sollte, vielleicht sollte sie ihm tatsächlich eine Ohrfeige geben. Bevor sie ihn langsam und qualvoll umbrachte. Ninushu Omarus Schwäche jedoch wuchs mit jedem Tag und ihr Unterricht wurde hart weiter betrieben. Mako hatte schon bald die Langeweile eingeholt. Kuraifaia hatte ihm verboten, in den Schlachten mitzukämpfen, weil er sich weder unter einen Befehl stellen konnte, noch selbst in der Lage war, die Rolle eines Anführers zu übernehmen. Außerdem würde seine Anwesenheit Sesshoumaru eventuell auf ihren Aufenthaltsort hinweisen, doch das sprach sie nicht aus. So hatte sich Mako irgendwann in die Kerker zurückgezogen, wo er als Folterknecht den Respekt, die Furcht und den Hass bekam, den er so sehr brauchte. Er entwickelte das Töten zu einer wahren Kunst und die Kriegsgefangenen zitterten meist schon bei seinem bloßen Anblick. Von Mitsura hörten sie weiter nichts, denn diese hatte ihren Plan verwirklicht und lockte Chikara in die entlegensten Gegenden, weil sie dort angeblich ihre Schwester gewittert hatte. Zudem schuf sie sich eine neue Herausforderung, indem sie sich vornahm, den ehemaligen Lehrer nicht mit Liebestränken zu verwirren, sondern ihn mit ihrer wahren Natur zu verführen. Sie machte einen Sport daraus, der ihr durchaus amüsant würde. Chikara jedoch war eine harte Nuss und nicht so leicht zu knacken. Dennoch gab sie nie auf. Schließlich hatte sie alle Zeit der Welt. Sesshoumaru wiederum klammerte sich gedanklich an die kleine Suchtruppe als letzte Rettung und beruhigte so sein Gewissen. Da die beiden sich in feindlichem Gebiet befanden, konnte er keine Nachrichten von ihnen empfangen und das Warten war eine Qual. So aber konnte er sich auf die Kriegsführung konzentrieren und stürzte sich mehr denn je in die Arbeit. Dem Westen kam das sehr zugute, aber da auch der Süden organisierter vorging, schaukelte sich der Krieg lediglich in ein höheres Level hinauf. Kigiyakana gebar bald darauf ihren Welpen, einen kräftigen Jungen. Sein Name war Shin kara seigan suru gamo Yakusoku o tagaenai, aber es wurde aus verständlichen Gründen nur von Shinkara gesprochen. Kigiyakana hatte es abgelehnt, im Schutze des Schlosses zu bleiben und hatte dann zeitweilig die Führung über das Rudel übernommen. Dank der Gunst der Prinzessin war es ihnen erlaubt worden, sich aus der Gefahrenzone heraus zu halten und so patrollierten sie jetzt wie früher an der Grenze - allerdings an der zum östlichen Reich, welches sich aus den Kriegsangelegenheiten heraus hielt. Die Shirosendo des Westens standen bald wieder völlig unter Kurodenkas Kontrolle, allerdings hatte Mitsura sie so dermaßen umstruktoriert, dass er selbst manchmal nicht mit ihnen klar kam. Zwei Monate später wurde der Krieg im Grunde erst wirklich eröffnet, als der Westen zum ersten Mal auch aus der Luft angriff, und so den Beistand der Vogeldämonen ausnutze. Der Süden jedoch hatte sich bei dem Erstellen des Schlachtplan von den Kitsunes helfen lassen, welche selbst für die unmöglichsten Situationen gewappnet zu sein schienen und konnten das Ärgste abwenden. Das Gemetzel schaukelte sich immer weiter hoch, erste Youkai traten mit Energieattacken auf und die Shirosendo setzen Mitsuras Idee letztendlich doch durch, und liehen sich das Gift der Schlangendämonen. Trotz allem schienen in den Kämpfen nun auf beiden Seiten weniger Dämonen zu sterben. Durch die 'Vorspiele' waren die unfähigen Soldaten eliminiert, auch wenn es natürlich auch Unglücksfälle wie Rakunas Tod gab. Die wirklich mächtigen Dämonen jedoch wussten sich auch gut zu schützen und nicht selten artete ein gut durchgeplantes Teamwork aufgrund von Jähzorn oder Verletzungen in Einzelduelle aus. So nahm der Krieg zwischen den beiden Völkern ihren Lauf und der Hass wuchs auf beiden Seiten immer weiter. In den nächsten Jahren wurde die Chance auf einen Frieden immer geringer, bis sie schließlich ganz zu verschwinden schien. Es ging nur noch um Leben und Tod, um Gewinnen und Verlieren, Siegen und Versagen. Die Kluft zwischen Sesshoumaru und Kuraifaia wurde mit jedem Schwerterpaar, welches aufeinander prallte, immer größer. XxX Ich hoffe, das mit Mako und Toko ist jetzt ein wenig klarer. Sorry, ist nur ein zwischenkapitel, musste aber rein. Jetzt kommt nämnlich wieder ein Zeitsprung, über 5-6 Jahre. Ich versuch mcih etwas mehr zu beeilen, aber ich hatte diese Woche wirklich nur Stress, davor Schüleraustausch, Physikprojekt, Vorbereitung für meinen Geburtstag am Montag... und so weiter halt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)