Kein Zurück von ToterKeks (Songfic | Mehrteiler) ================================================================================ Kapitel 1: Kein Zurück Teil 1 ----------------------------- Kein Zurück Es gibt kein Weg zurück Ungeduldig trommelte Malik mit den Fingerspitzen auf das Steuer. Wurde das heut nochmal was?! Wann wurden diese Technik-Fuzzis denn endlich fertig? Er stocksauer und das war nicht gut, dass wusste er. Wenn er so wütend wie er jetzt war konnte es gut sein, dass er seine Fähigkeiten überschätzte und einen Unfall baute, doch das war ihm egal. Ihm war dieser Auftrag gegeben worden und er würde ihn ausführen. Auch wenn er jetzt wütend war. Das würde verfliegen. Dachte er. Völlig außer Atem kam Udori, ein Kollege von ihm, in die Steuerzentrale gestürmt. „Ishtar! Der Kommandant hat gesagt, wir sollen sofort losfliegen, Starterlaubnis hin oder her!“ Malik knurrte. Er hasste Udori wie die Pest. Dieser Kerl glaubte auch, nur weil er größer und obendrein einer der Lieblinge des Kommandanten war, war er Maliks Vorgesetzter. Obwohl eher das Gegenteil der Fall war, was ihn allerdings nicht daran hinderte, Malik Befehle zu erteilen, wo es ging. Meist berief er sich dabei auf den Kommandanten. „Ishtar! Hören sie mir überhaupt zu?! Der Kommandant...“ Jetzt platzte Malik endgültig der Kragen. „Mir ist egal, was dieser elende Kommandant gesagt hat! Wir fliegen noch nicht los! Die Techniker schnecken bei der Überprüfung wie nichts Gutes und bevor die nicht Bescheid gegeben haben, dass alles in Ordnung ist, können wir gar nicht losfliegen! Und jetzt verschonen sie mich mit ihrem Geschwätz, welchen Befehl der Kommandant auf Lager hat, falls die Techniker noch nicht fertig sind! Es interessiert mich kein Stück und außerdem will ich auch nur noch losfliegen! Falls sie was nützliches machen wollen, gehen sie nach unten und sagen sie diesen nutzlosen Kerlen, sie bekommen von mir einen ordentlichen Tritt in ihren Mittelschichts-Arsch, wenn sie sich nichtmal beeilen!! Ach ja und nochwas: Ich zweifle bei etwa sechzig Prozent ihrer Befehle daran, dass wirklich der Kommandant sie gegeben hat!! Und jetzt sehen sie zu, dass sie WEGKOMMEN!!!!“ Um seine Worte zu untermauern griff er nach dem nächstbesten Gegenstand und schmiss ihn Udori hinterher, als dieser gerade beleidigt und wütend die Zentrale verließ. Das Funkgerät zersprang in seine Einzelteile, als es gegen den Türrahmen flog. Einige von diesen Teilen trafen Udori noch am Hinterkopf. Dieser drehte sich um und funkelte Malik zornig an, bevor er weiterging. Zufrieden grinsend drehte der Ägypter sich wieder nach vorne. Udori zusammenscheißen war doch immer wieder ein tolles Gefühl. Das Funkgerät, das er zerschmissen hatte, war ihm egal. Diese Dinger waren nicht überlebenswichtig und außerdem besaßen sie noch etliche andere. Da kam es auf eines auch nicht an. Nach einer Weile kam Udori wieder. „Die Techniker sind fast fertig“, meinte er zerknirscht. „Wir können los.“ Malik grinste gemein in sich hinein, als er die Anzeige überprüfte. „Udori, sie sind ein gemeines Arschloch. Ein richtiger Schlappschwanz. Wollen sie wirklich, dass ich gegen die Regeln verstoße und mich eines Verbrechens strafbar mache, weil ich auf sie höre und losfliege, bevor ich grünes Licht habe? Bevor die ganze Technik überprüft ist? UND JETZT SCHIEBEN SIE IHRE HACKFRESSE ZUR TÜR HINAUS, BEVOR ICH ANFANGE IHNEN WIRKLICH SCHWERE GEGENSTÄNDE NACHZUSCHMEIßEN!!!!! UND WENN SIE MICH NOCHMAL ANLÜGEN, DANN GNADE IHNEN GOTT, ABER ICH TU’S NICHT!!!!!!“ Diesmal ging Udori schneller raus, wahrscheinlich aus Angst, Malik könnte seine Drohung war machen. Gerade, als er die Steuerzentrale verlassen hatte, rauschte Cain, der Copilot rein. „Okay, wir haben grünes Licht, Malik. Wir können los.“ „Sind alle da?“ „Jep.“ Bakura ließ sich auf den Sitz neben Malik fallen. „Es ist eigentlich alles beim Alten, abgesehen davon, dass wir noch ein paar Neue dazubekommen haben, aber das macht ja nichts. Sobald die ‘nen Fehler machen, kommen die unter die Unterschicht und dürfen da putzen, bis sie wieder die Erlaubnis bekommen, was Ordentliches zu machen. Schon allein diese Drohung hält die meisten davon ab, irgendwas falsch zu machen...“ Bakura lachte derb. Auch Malik grinste. Es tat gut, mit seinem besten Freund in der Steuerzentrale zu sitzen und sich zu unterhalten. Auch wenn das Gespräch meist einseitig verlief, weil Malik sich konzentrieren musste. Er überprüfte die Instrumente, die Anzeigen und letztendlich schaute er nach draußen. Perfekt. Überall grünes Licht. Sie konnten starten. Malik liebte den Start. Dieses ruckartige Abheben und der schnelle, aber ruhige Flug, bis sie endlich außerhalb der Atmosphäre waren und durch die unendliche Schwärze des Weltraumes glitten, immer weiter weg von der Erde. Aufatmend lehnte er sich zurück und startete den Autopiloten. Vorerst hatten sie Ruhe. „Weswegen hast du Udori eigentlich vorhin so zusammengeschissen?“, fragte Bakura neugierig. „Normal regst du dich nie so über ihn auf ...“ Seufzend blickte er nach draußen. „Der Kerl ist eben ein Arschloch.“ „Wer? Udori oder Mariku?“ Er zuckte zusammen. Bakura schaffte es doch immer wieder den Grund für seine Launen zu erraten. Und diesmal war es Mariku. „Beide“, murmelte er. Weißt du noch wie’s war? Kinderzeit, wunderbar Die Welt ist bunt und schön Er, Bakura und Mariku waren fast zusammen aufgewachsen. Als sie noch jung waren, hatte Malik jeden Tag mit Bakura verbracht. Meist war Mariku auch noch dabeigewesen. Doch das war vergangen, war alles damals gewesen, als sie noch in einem kleinen Dorf weit abseits der großen Städte gelebt hatten. Die Welt war Malik bunt und rein vorgekommen. Damals hätte er den Begriff „Batterie“ in die Kategorie „High Tech“ eingeordnet. Wenn er die Begriffe denn gekannt hätte. Das Dorf in dem sie gelebt hatten war für ihn vor Jahren der Mittelpunkt der Erde gewesen, doch heute kam es ihm sehr abgeschieden vor. Es lag nur etwa ein oder zwei Tagesreisen von der nächsten Stadt entfernt und doch schien die Entwicklung des Dorfes im Mittelalter stehengeblieben zu sein. Mariku hatte das auch gesagt, doch er und Bakura hatten ihn ausgelacht. Doch schon lange hatte Malik zugeben müssen, dass er Recht gehabt hatte. Immer, wenn Bakura und er gespielt hatten, hatte Mariku meist danebengesessen. Wenn er denn mal da war. Doch auch diese Momente wurden seltener, bis Mariku eines Tages ganz weg war. Er kam nicht mehr wieder. Vor allem Malik war damals sehr traurig gewesen. Bakura und Mariku waren seine einzigen Freunde – nebenbei waren sie auch die einzigen Kinder des Dorfes gewesen – und jetzt war einer davon fort. Doch sein bester Freund hatte ihn immer wieder aufgemuntert und irgendwann war der Ältere vergessen, sein Gesicht nur noch ein blasser Schatten in den Erinnerungen Maliks. Bis du irgendwann begreifst, dass nicht jeder Abschied heißt Es gibt auch ein Wiedersehn Damals hatte er geglaubt, er würde Mariku nie wiedersehen. Doch als er sechzehn war, war das Unmögliche passiert. Als Mariku auf einmal die Straße des Dorfes entlanggeschritten kam, hatte er gedacht, er würde träumen. Er und Bakura waren auf ihn zugestürmt und hatten ihn gelöchert wo er denn gewesen sei, was er so lange gemacht habe. Mariku hatte geduldig all ihre Fragen beantwortet, hatte von Dingen erzählt, die in ihren Ohren vollkommen fremd geklungen hatten, für ihn aber zum Standart zu gehören schienen. Damals hatte er das erste Mal Wörter wie ‚Raumschiff‘ oder ‚Weltraum‘ gehört. Es hatte geklungen wie eine Geschichte aus anderen Welten und jetzt? Jetzt war er selbst Pilot eines Raumschiffes. Doch das Wiedersehen mit Mariku hatte noch etwas Seltsames gehabt: Es war ihm so erschienen, als hätte der Ältere die ganze Zeit nur ihn angeschaut, nur mit ihm geredet und Bakura nur wahrgenommen, wenn es denn unbedingt sein musste. Seinem besten Freund war jedoch nichts aufgefallen, oder er hatte es einfach ignoriert. Malik tippte auf letzteres. Ungefähr einen Monat nachdem Mariku sie besucht und daraufhin wieder verschwunden war, hatten er und Malik sich aufgemacht, waren in die Stadt gegangen. Studium und Ausbildung auf der Akademie waren hart gewesen, doch sie hatten beide erreicht, was sie gewollt hatten: Sie waren Piloten und bereisten das Weltall. „MALIK!“ Er schreckte hoch und aktivierte noch rechtzeitig die Laserkanone. Der Felsbrocken, der direkt auf sie zugesegelt kam, zersprang in tausend kleine Stücke. Eines der größeren krachte gegen das Schiff und trudelte dann weiter durch das All. „Glückwunsch“, merkte Bakura sarkastisch an, „Die erste Beule. Der Kommandant wird dich umbringen.“ Malik lächelte leicht. „Ich hasse schnelle Schiffe“, grummelte er leise und deaktivierte den Autopiloten. Wie hatte er nur so in Gedanken versinken können? Er hatte doch gewusst, dass das hier kommen würde. Sie hatten den Asteroidengürtel erreicht und Malik musste nun höllisch aufpassen, um nicht mit einem der herumfliegenden Felsen zu kollidieren. Slalom. Er hasste es. Bakura sah, wie Malik das Schiff mit finsterer Miene steuerte und hob mahnend den Finger. „Aber keine Rekorde diesmal!“ Manche Piloten machten sich einen Spaß daraus, mit Höchstgeschwindigkeit durch den Asteroidengürtel zu fliegen und dabei so viele Asteroiden wie möglich mit den Lasern kleinzuschießen. Oft geschah es dann, dass einige der neu entstandenen Felsbrocken gegen das Schiff flogen und Beulen hinterließen, die sich sehen lassen konnten. Der momentane Rekord lag bei etwa 500 zertrümmerten Asteroiden und einem völlig zerbeulten Schiff. Soviel wie er wusste, war derjenige, der das Schiff hatte reparieren müssen in Ohnmacht gefallen und hatte, als er wieder wach war, gefragt wie dieses Schiff überhaupt hatte fliegen und landen können, da es ja schon beim Hinsehen auseinanderfallen würde. Malik hatte nicht vor, diesen Rekord zu brechen schon allein, weil er nicht riskieren wollte, dass der Kommandant ihn eigenhändig umbrachte. Auch wenn er es sonst liebte, Rekorde aufzustellen. Geschickt lenkte er das Schiff durch die Gefahrenzone, ließ es sich aber nicht nehmen den ein oder anderen Brocken dezent zu zerschießen. Keiner traf das Schiff. Es schien bei einer Beule zu bleiben. Dann waren sie durch. Genüßlich lehnte Malik sich zurück und stellte wieder den Autopiloten ein. „Irgendwelche Befehlsänderungen?“ „Ja.“ Bakura überblickte kurz den Computerbildschirm. „Der Kerl den wir kriegen sollen, hat es fertiggebracht, den Hyperraum zu betreten. Allerdings hat er es auch fertiggebracht, sich kurz vor dem Eintauchen von unseren Peilsendern orten zu lassen ... Er muss ganz in der Nähe sein. Also ...“ Malik nickte. Er hatte verstanden. Es würde wieder in den Hyperraum gehen, was für sie alle bedeutete, dass die Reise länger dauern konnte. Niemand wusste, wie lange sich der Flüchtling dort halten und wo er wieder austauchen würde. In welchen Sonnensystem sie kommen würden, war vollkommen unklar. „Alles klar.“ Ein letztes Mal tauschten die beiden einen Blick, dann gab Malik Gas, der Hyperkonverter dröhnte und sie donnerten mit Höchstgeschwindigkeit los, direkt auf den Eintauchpunkt zu, der vor ihnen lag. Kurz darauf hatten sie es geschafft. Sie waren im Hyperraum. Nun gab es um sie herum nur noch eintöniges Gau. Keine Sterne, keine Planeten mehr. Und auch keine Funksprüche oder sonstige Signale. Jetzt waren sie auf sich allein gestellt. Während sie durch den Raum flogen, las Bakura sich auf dem Bildschirm, den er vor sich stehen hatte, Daten durch. Es war ihr Auftrag, einen jungen Mann zu stellen und zurückzubringen, aus welchem Grund auch immer. Seine Daten zeigten, wie alt er war, wie er hieß, welchen Beruf er hatte und auch ein Bild von ihm. Verständnislos schüttelte Bakura den Kopf. „Was hat der Kerl eigentlich gemacht?“, wandte er sich an Malik. „Hier stehen seine Daten und auch der Name des Raumschiffes, mit dem er unterwegs ist, aber nicht, warum wir ihn zurückholen sollen! Was hat ein so junger Mann wie er so schlimmes gemacht?“ Malik seufzte. „Katsuya“, meinte er schließlich, „war bei der Kaiserlichen Flotte. Bis er eines Tages auf die überaus gute Idee kam den Dienst hinzuschmeißen, ein Raumschiff zu klauen – und zwar ein relativ gutes, wenn auch kleines – und sich damit eine schöne Spritztour durch’s All zu gönnen.“ Immer vorwärts, Schritt um Schritt Es gibt kein Weg zurück Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen Die Zeit läuft uns davon Was getan ist ist getan Was jetzt ist wird nie mehr so geschehen Nachdenklich blickte Bakura nach draußen, obwohl es nichts zu sehen gab. Wie lange sie wohl wegbleiben würden? Was würde aus ihrem Auftrag werden? Wo würden sie Katsuya endlich erwischen? Ob alle zurückkehren würden? Manchmal hatte er aus irgendeinem Grund Sorge, dass es einen Unfall geben würde, selbst wenn er mit einem Raumschiff flog, das als sicher galt. Irgendwann konnte immer das erste Mal sein. Ein Bildschirm zeigte Katsuyas Raumschiff an. Sie hatten Glück. Hätten sie ihn nicht kurz vor seinem Eintauchen geortet, sie hätten seine Spur verloren. Doch jetzt hatten sie ihn. Sie mussten nur abwarten, bis er wieder austauchte und dann konnten sie ihn festsetzen und zurückbringen. Hier im Hyperraum war es zwar eigentlich auch möglich, doch dafür hätten sie noch mehr Geschwindigkeit gebraucht. Doch diese hatten sie nicht. Sie flogen schon mit Überlichtgeschwindigkeit. Erst im normalen Raum hatten sie die Möglichkeit, den Vorsprung, den Katsuya hatte, auszugleichen. Es war klar, dass der junge Mann sein Leben verwirkt hatte. Ein Raumschiff zu stehlen war eine Sache – den Dienst bei der Kaiserlichen Flotte hinzuschmeißen eine andere. Hatte man sich einmal dafür entschieden dort zu arbeiten kam nicht mehr weg. Es sei denn, man starb. Etwas anderes als den Tod erwartete Katsuya auch nicht. Außer er machte sich Hoffnungen, in einem anderen Sonnensystem untertauchen und normal leben zu können. Doch auch das war unmöglich. Wollte man jemand Lebenden finden, gelang einem das auch, solange man die richtige Ausrüstung dafür hatten. Zweifellos hatten sie diese. Bakura staunte immer wieder über dieses Schiff. Es war die Gameta und sah von außen aus, wie ein etwas groß geratener Fernerkunder. Doch immer wieder kam es ihn so vor als sei sie ... mehr als ein Fernerkunder, obwohl das Unmöglich war. Fernerkunder besaßen die beste Ausrüstung überhaupt und konnten alles. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dieses Schiff konnte noch mehr. Aber wie war das möglich? Es war, wie alle großen Raumschiffe, eine fliegende Stadt. Hier gab es Läden für den täglichen Bedarf, egal ob es sich um Papierkram oder Lebensmittel handelte. Hier konnte man fast alles kaufen. In der Nähe der Triebwerke gab es sogar eine kleine Schmiede, die etliche Ersatzteile für das Schiff hatte und notfalls auch ein kaputtes Teil einschmolz um ein neues herzustellen. Sämtliche Metallabfälle wanderten dorthin. Ganz unten lebte das Untervolk. Es putze und erneuerte Anstriche, tat also alles, um das Schiff auf Vordermann zu halten. Im Unterdeck standen auch Tanks in denen das Gemüse und Fleisch und änliches gezüchtet wurde, doch kaum einer aus den oberen Schichten wusste davon. Sie bekamen ihr Essen und mehr zählte für sie nicht. Die Mittelschicht musste für ihr Essen selbst sorgen. Ihnen war der Luxus der Oberschicht verwehrt, in einer Kantine speisen zu dürfen. Überhaupt genoß die Oberschicht etliche Vorzüge. Sie lebte in wunderbar ausgestatteten Gemächern, während die Mittelschicht meist nur einfache Schlafsäle hatte, in denen bis zu zwanzig Leute schliefen. Malik und er hatten es erstaunlich schnell geschafft, durch gute Arbeit von der Mittelschicht – von der sie vorher noch nichtmal gewusst hatten, dass sie dazugehörten – in die Oberschicht aufzusteigen. Doch hier endete ihre Karriereleiter. Es gab zwei Stufen in der Oberschicht. Die Oberen, die alle durch Beförderung oder Heirat in der Oberschicht gelandet waren, und die Edlen, die dies von Geburt an waren. Eigentlich alle Edlen bekleideten eine Führungsposition. Ob nun Kommandant oder Inhaber einer großen Fabrik, die hohen Tiere waren alles Edle. Für Obere endete die Karriereleiter ungefähr beim Stand des Piloten oder Sekretär oder sonstigem. Bakura hatte dieses System nie ganz verstanden und er legte es auch nicht darauf an. Politik war nicht sein Gebiet. Malik starrte nach draußen in das eintönige Grau und steuerte das Schiff, immer wieder zu den Bildschirmen schielend. Er wollte bereit sein, falls Katsuya plötzlich austauchte. Nicht, dass er am Ende zu lange zögerte oder zu spät reagierte und sie dadurch etliche tausend Kilometer entfernt von Katsuya im normalen Raum landeten. Doch genau das würde geschehen. Er seufzte leise. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. Wollte er es überhaupt? Nein, eigentlich nicht. Er bereute seine Handlungen nicht. Zumindest redete er sich das ein, doch irgendwo tief in seinem Inneren verspürte er einen leichten Schmerz, wenn er daran dachte, dass er nach dem Streit mit Mariku einfach gegangen war. Und jetzt, eine Woche später saß er hier und flog durch den Hyperraum. In dieser Zeit hatte er nicht mehr mit Mariku gesprochen und war ihm auch sonst aus dem Weg gegangen. Ein winziger Teil von ihm bedauerte es, dass er sich nicht verabschiedet hatte, doch dieses Gefühl verdrängte er. Mariku hatte es verdient. Und außerdem würde er wiederkehren. Dann würde er Mariku erstmal zur Rede stellen, das stand fest. Und wehe ihm, er hatte bis dahin einen neuen...! Plötzlich stürmte Udori in die Steuerzentrale. „Ishtar! Sie sollen sofort zum Kommandanten kommen!“ „Raus hier“, knurrte Malik übellaunig. Erstaunt sah Bakura auf. Er wusste zwar, dass Malik schlechte Laune hatte, aber das diese so lange anhielt, hatte er noch nie erlebt. Es musste ja einiges Schlimmes vorgefallen sein. Udori wollte den Mund öffnen, um etwas zu sagen, wahrscheinlich um zu beteuern, dass der Befehl des Kommandanten sofort auszuführen sei, und der Kommandant es nicht dulde, wenn man es nicht tat. Doch er kam nicht dazu etwas zu sagen, da er sofort von Malik unterbrochen wurde. „Sehen sie eigentlich nicht, dass ich mich konzentrieren muss, Udori? Was immer der Kommandant will, er kann damit warten, bis wir wieder im normalen Raum sind, oder er schiebt seinen Arsch persönlich hierher! Ich hab zutun verdammt und... ARGH!“ Malik reagierte blitzschnell und urplötzlich tauchten sie aus. Udori fiel fast hin und hinter seinen Augäpfeln brannte es fürchterlich, eine Folge des Austauchens. Auch Bakura ging es nicht besser. Malik ebensowenig, doch er riss sich zusammen. Durch Udori hatte er nicht auf die Instrumente geachtet und es war genau das geschehen, was er befürchtet hatte: Katsuya war ausgetaucht und er hatte es nicht schnell genug bemerkt und war demnach erst um einiges später ausgetaucht. Als er gesehen hatte, dass der Bildschirm, auf dem zuvor Katsuyas ungefähr errechnete Koordinaten zu sehen gewesen waren, leer war, hatte er sich sofort drangemacht, den Hyperraum zu verlassen. Doch es war zu spät. Nun trennte sie einiges von dem Flüchtigen und das war allein Udoris Schuld. Kaum waren sie im normalen Raum, hielt Malik das Schiff an und wies Bakura an, die Triebwerke hinunterzufahren. Sie mussten sich ersteinmal wieder orientieren und die Computer mussten versuchen, Katsuyas Schiff wiederzufinden. Bis dahin war es sinnlos weiterzufliegen. Er drehte sich zu Udori um. „Gehen sie zum Kommandanten und sagen sie ihm, wenn er etwas will, soll er selber kommen! Ich hab jetzt absolut keine Zeit, um hier wegzugehen.“ „Aber sie haben doch einen Cop...“ „NA UND, ABER DER HAT AUCH KEINE ZEIT UND JETZT RAUS HIER!!!“ Eilig suchte er das Weite. Bakura starrte Malik leicht entsetzt an. „Was?!“, fuhr ihn dieser an. Bakura wurde noch entsetzter. „Du ... du hast dich grade dem Befehl des Kommandanten widersetzt!“ Es gibt kein Weg zurück Es gibt kein Weg zurück „Na und?!“ Malik wollte nicht zum Kommandanten. Klar, er hatte gegen einen Befehl verstoßen, aber er hatte wirklich keine Lust näher darüber nachzudenken. Vor allem nicht darüber, was der Kommandant dafür mit ihm anstellen würde, wenn sie unter vier Augen waren. Er hatte nie auf dieses Schiff gewollt. Doch, vor ungefähr zwei Wochen, als er für dieses Schiff als Pilot eingeteilt worden war, hatte er sich gefreut, doch nun ... Nun konnte er dieses Schiff und vor allem seinen Kommandanten nicht ausstehen. Aber jetzt war es zu spät. Er war als Pilot für dieses Schiff eingteilt und auf einer wichtigen Mission. Er konnte nicht zurück. Wollte er überhaupt? Haben nur zu viel im Zorn gesagt ‘N Schritt zu weit nach vorn gewagt Schon ist es vorbei Was auch immer jetzt getan Was ich gesagt hab, ist gesagt Und was wie ewig schien ist schon Vergangenheit Nein. Er wollte erst zuück, wenn er nicht mehr wütend war, was ihm momentan unmöglich erschien. Er war wütend und traurig. Bisher war es immer vorgekommen, dass er sich mit Mariku gestritten hatte, doch es waren meist Banalitäten gewesen und der Streit fiel auch nie so heftig aus. Am Ende vertrugen sie sich dann wieder, auch wenn Malik manchmal, wenn es ganz dick kam, beleidigt tat und Mariku nachts nicht ranließ, am nächsten Tag war alles wieder wie vorher. Doch dieses Mal war der Streit heftig gewesen und am Ende hatten sie sich beide eigentlich nur noch angeschrien. Malik hatte Mariku nicht glauben wollen und geschrien, ob er denn nicht mehr gut genug wäre und ähnliches. Er hatte ihm viele Dinge vorgeworfen, dauernde Geilheit war noch einer der Netteren Vorwürfe. Mariku hatte genauso zurückgeschrien, auch wenn er ihn nicht so derb beschimpft hatte, sondern ihm nur vergeworfen hatte, dass er viel zu eifersüchtig sei. Das war wohl das Falscheste gewesen, was er hatte sagen können. Letztendlich war Malik stocksauer aus der Wohnung gestapft und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Keiner von beiden hatte im Laufe der Auseinandersetzung gesagt, dass ihre Beziehung beendet sei, doch irgendwie ging Malik davon aus. Wie sollten sie wieder so wie vorher leben können? Als er zuhause war hatte er getobt, geschrien und vor Wut einige Gegenstände zerschmissen. Das war ihm noch nie passiert, dass er so die Kontrolle über sich verloren hatte. Am Ende hatten sich immer mehr Tränen den Weg zu seinen Augen gebahnt und schließlich saß er nur noch da und weinte. Langsam fing er an zu begreifen. Fing an zu begreifen, dass ihre Beziehung beendet war. Er musste nur noch ‚offiziell‘ den Schlussstrich ziehen, es also Mariku sagen. Dann war es endgültig vorbei. Noch mehr Tränen floßen. Es war ihm so ewig vorgekommen. Die Beziehung mit Mariku war so wunderbar gewesen und das sollte jetzt vorbei sein? Ja, sie war es, daran bestand kein Zweifel. Inzwischen war auch die Trauer verflogen. Malik bereute nichts mehr. Immer vorwärts, Schritt um Schritt Es gibt kein Weg zurück Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen Die Zeit läuft uns davon Was getan ist ist getan Was jetzt ist wird nie mehr so geschehen Er sah den Tatsachen ins Auge. Er schien Mariku nichts mehr zu bedeuten. Er hatte seinem Ärger Luft gemacht. Er war gegangen. Alles war in Ordnung. Er musste nach vorne sehen, musste versuchen, das zu vergessen. Sollte Mariku noch auf die Idee kommen, wieder bei ihm aufzutauchen, sobald er zurück war, er würde nocheinmal seinem Zorn Luft machen und dann war Schluss. Dann würde er Mariku nicht mehr wiedersehen wollen, das wusste er. Aber er konnte auch neu anfangen. Immerhin hatte er ja auch einen Beruf, der ihn sehr in Anspruch nahm. Zumindest würde er in der ersten Zeit wahrscheinlich nicht darüber nachdenken, was geschehen war. Ach, und könnt‘ ich doch Nur ein einz’ges Mal Die Uhren rückwärts drehen Denn wie viel von dem Was ich heute weiß Hätt‘ ich lieber nie gesehn Teilweise wünschte er sich, die Zeit zurückdrehen zu können. Dann hätte er es vielleicht nie gesehen, nie diesen Schmerz verspürt. Dieses einzige Mal könnte es alles zum Guten wenden. Er wäre nicht mehr so sauer, würde sich dadurch keinen Ärger einhandeln, weil er einen Befehl nicht befolgte und er hätte auch wieder mit Mariku gesprochen. Hätte sich verabschieden können. Doch als er daran dachte, WAS er gesehen hatte, wurde er wieder wütend. Natürlich wäre es besser, hätte er es nicht gesehen, doch was hätte das geändert?! Früher oder später hätte er doch eh alles erfahren! Wie sehr er den Kommandanten doch hasste... Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)