Freedom von fukuyama (Was bedeutet Leben?) ================================================================================ Freedom ------- Autor: fukuyama / Vanessa D. Titel: Freedom Untertitel: Was bedeutet Leben? Teil: 1/1 Rating: p18 Warnung: dark, sad, Suizid/ character death Rechte: Ryo und Bakura gehören nicht mir, obwohl sie hier verfremdet sind. Die Story ist aber meine, also Finger weg!^^ Ich möchte euch gleich warnen: Er wird sterben! Es gibt viele FFs, in denen Ryo stirbt - meist durch Selbstmord -, aber ich habe hier versucht, seinen Tod nicht so zu verkitschen, wie es einem oft passiert. °*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*°*†*° Freedom -Was bedeutet Leben?- Es tat einfach gut. Der ganze Schmerz, die ganze Trauer, mein verfluchtes Blut, meine Tränen, alles verließ meinen Körper. Wollte trotz der eigenen Verkommenheit nicht mehr an diesen geschunden, verdammten - meinen - Körper gebunden sein. Das Messer fiel aus meiner Hand und ich beobachtete fasziniert, wie mein Blut immer schneller über die glänzende Klinge floss, das spiegelnde Metall bedeckte, bis man meine weißen Haare nicht mehr sehen konnte. Weiße Haare wie Bakura. Sein Zeichen, mein Fluch. Ich sackte zusammen und hörte es an der Tür läuten. Ein Lächeln. Wie ironisch! In dem Moment, in dem ich mein Leben endlich beenden und meine kaum bemerkte Existenz sich in die unendliche Vergessenheit begeben würde, gab es doch tatsächlich einen Menschen, der etwas von mir wollte. Aber ich konnte nichts mehr geben. Ich war leer - seelisch und jetzt bald auch körperlich. Bakura hatte alles genommen, was ich ihm gegeben hatte. Meine Zuneigung, Zuwendung, meine Freundschaft, meine Liebe... natürlich, mein Blut und meine Tränen wollte er nicht, aber die gab ich ja auch nicht nur ihm. Die sollten alle sehen, vielleicht würden sie ja Gefallen finden. Ich hob meine Hand und belächelte meinen Körper, der nicht stark genug war, mir eine letzte Geste zu verwehren. Mein Blut, das nicht schnell genug floss, um mich daran zu hindern und meine Tränen, die doch nicht ausreichten, um mir einen Blick auf meine roten Haare zu verwehren. Wenigstens würde ich nicht mit weißen Haaren sterben. Bakura hätte das nicht gewollt. Er wollte doch einzigartig sein. Aber er würde dieses Rot mögen, wenn er mich sah. Und er würde meine Ironie ohne Zweifel zu schätzen wissen. Bakura war stolz - nur verständlich, dass er mir nicht seine Hand reichen konnte, um mir aufzuhelfen, wenn ich fiel. Seine Haare umbrausten sein unbeugsames Gesicht und er grinste. Meine Haare waren jetzt vollgesogen mit roter Farbe, mit der Farbe des Lebens und ich war im Begriff, meinen - diesen - Körper hinter mir zu lassen. Ein weiterer Widerspruch, den ich ihm schenken wollte. Ich dachte immer, die Seele würde irgendwann plötzlich vom Körper weichen und dann würden beide getrennte Wege gehen. Mein Erlebnis lehrte mich, dass es anders war. Ich breitete mich unendlich langsam aus: Da war mein Körper, schwach und nutzlos mit rotem Haar und gekrümmt, da war mein Blut, das nach allen Richtungen zugleich strebte, nur nicht zurück. Da waren meine Tränen, die als zweigeteilter Strom dahin schossen. Und mein Bewusstsein, das sich dehnte und streckte. Die Freiheit suchte und sehnsüchtig darauf wartete, nach meinem letzten, allerletzten, Geschenk endgültig seiner Fesseln beraubt zu werden. Meine Glieder streckten sich langsam und ich hatte das Gefühl, fast beobachten zu können, wie meine Gesichtszüge in einem hoffnungslosen Lächeln einrasteten. Das Blut lief schneller und meine Sicht verschwamm - vielleicht doch wegen der Tränen. Meine Ohren spielten mir Streiche, mal hörte ich die Mondscheinsonate in tiefen vollen Tönen in meinem Kopf, dann das Lied, das mich an Bakura erinnerte, weil ich es gerade gehört hatte, als ich ihn das erste Mal sah. Die Töne würden für mich namenlos bleiben, denn bis jetzt hatte ich nie herausfinden können, wie es hieß. Bakura hätte auch nicht gewollt, dass ich irgendetwas festes mit ihm verband. Etwas, das nicht er selbst war. Meine Sicht wird gleichzeitig hell und dunkel. Als würde mir schwarz vor Augen werden und ich parallel dazu in die grellen Scheinwerfer eines Autos sehen. Die Melodie des Handys eines Freundes schießt durch meinen Kopf, blendet sich ein wie ein helles Diskolicht. Alle meine Muskeln entspannen sich. Ob ich wohl noch dünner als sonst aussehe ohne das ganze Blut? Ich möchte an Bakura denken. Er hat zu mir gesagt, ihm gefiele es, wenn ich bei meinem Tod an ihn denken würde. Und ich möchte ihm so gerne gefallen. Ich möchte ihn stolz machen. Ich habe rote Haare und ich sterbe und denke dabei an Bakura. An die steile Falte auf seiner Stirn und die tödliche Ruhe in seinen Augen und seiner Stimme, wenn er wütend wird. An die Kraft, die er in einen einzigen Schlag stecken kann und das Gefühl, unter seiner Faust zu Boden zu gehen. Meine Sinne schwinden, schalten sich nach und nach ab. Das Betriebssystem wird heruntergefahren, formatiert. Ich sehe nichts mehr, zumindest keine festen Formen mehr, meine Umgebung sowieso nicht. Ich rieche auch nichts mehr. Der metallische Geruch meines Blutes hat mich betäubt. Bakura würde diesen Geruch mögen - er mag Blut. Ich schmecke nichts mehr, auch meine Tränen nicht, die an meinem Mundwinkel hängen bleiben. Ich höre auch nichts mehr. Es kommt mir lächerlich vor, dass ich jemals etwas gehört haben soll. Wie soll das gehen? Ich fühle nur noch. Das Blut fließt weiter. Langsamer jetzt, weil ich schon so viel verloren habe. In gleichmäßigen Stößen dringt es auf seinem Weg in die Freiheit aus meinem Körper. Lässt ihn weiß und mit roten Haaren zurück. Ohne Identität. Ich spüre mein Herz schlagen. Langsam und stockend, immer seltener. Komisch, dass ich ihm früher nie zugehört habe. Es ist ein faszinierendes Gefühl. Meine Bauchdecke hebt und senkt sich nur noch ganz leicht, weil kaum noch Luft in meine Lunge passt. Sie ist schon mit Blut gefüllt. Ich spüre, wie mein Körper kälter wird. Bin ich noch ich? Wer bin ich? Bakura würde über diese Frage lachen. Er ist immer er selbst. Er ist stark. Er ist das Raubtier mit dem weißen Haar. Ich habe nur den gleichen Pelz wie er. Hat er gesagt. Ich bin zu schwach zum Überleben. Es kann nur ein Tier mit weißem Pelz schaffen und das bin nicht ich. Wenn er das will, muss ich gehen. Interessant ist nur, dass ich nicht mal weiter leben kann, jetzt, wo meine Haare doch rot sind. Das Leben erkennt Fälschungen, denke ich. Bakura lacht immer dieses besondere Lachen. Selbst jetzt, als allerletztes habe ich es im Ohr. Nein, ich habe es im Körper. Ich spüre es überall, mein Körper erbebt darunter. Wenn Bakura lacht, dann spricht sein Lachen darüber, dass nur er allein existieren kann. Also werde ich gehen. Für dich, Bakura! Mein Körper dehnt sich wahnsinnig schnell aus. Rauscht nach allen Seiten und durchdringt jede Materie. Mein Geist flieht zu einem Ort, an dem er fortdauern kann, wenn hier kein Platz mehr für ihn ist. Zurück lässt er einen weißen Körper mit roten Haaren in einer Wohnung, an der nur aus Versehen geklingelt wird, in einer Welt, in der es schon ein Raubtier mit weißem Pelz gibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)