Schweigsamer Freund von lomelinde (Kurzgeschichte) ================================================================================ Ich weiß nicht wie lange es her ist, noch weiß ich welcher Wochentag es war, doch als ich ihn traf da war es um mich geschehen. Nicht lange musste ich bangen, dass eine andere ihn mir wegnahm, als er mir auch schon gehörte. Nicht ganz wohl, das würde er nie, das war mir klar. Jemanden wie ihn kann man nie vollständig besitzen, auch will ich es nicht. Ich vertraue ihm, egal was er tut. Wenn er sich sanft an mich schmiegt und auch wenn er spielerisch mit meinen Haaren kämpft, all das genieße ich. Ich weiß nicht wie viel Zeit mir bleibt, nein uns. Wie viele Jahre sind uns noch geschenkt, wann wird es enden? Ich will keine Antwort auf meine Frage, denn je näher ich ihm bin, desto mehr schmerzt es mich sie zu hören. Er gehört mir nicht, er gehört nur sich allein. Ich wusste es als ich mich entschied ihn mit mir zu nehmen. Ich veränderte sein Leben, aber noch viel mehr als das veränderte er meins. Wenn ich Morgens die Tür öffne und er beim ersten Licht des Tages verschwindet ohne sich auch nur einmal umzudrehen um „Auf Wiedersehen“ zu sagen, da ist es als würden tausende kleiner Nadeln sich tief in mein Herz bohren, ohne das ich auch nur weiß warum. Wenn ich das Haus verlasse, da sitzt er da, blickt schweigend an mir vorüber, nur selten streift mich sein Blick. Er wirkt entrückt, als träume er von einer Welt die fernab meiner Vorstellungskraft liegt. Manchmal da schaut er mich an. Und doch tut er es auch nicht. Er legt den Kopf schief und wartet. Ich gehe weiter, noch immer schweigend und als ich auf einer Höhe mit ihm bin, da bleibe ich stehen. Ohne ein Wort zu sagen blicke ich in seine Augen und warte auf eine Reaktion von ihm, doch wie so oft bleibt sie aus. Er wendet seinen Blick und schaut in die Ferne, als träume er einmal wieder davon was der Tag bringen würde. Ich wage es nicht ihn zu unterbrechen, aber nach einigen weiteren Momenten des Schweigens tue ich es doch. „Und? Was wirst du heute tun?“, die Frage scheint so banal, dass ich nicht wirklich mit einer Antwort von ihm rechne und so bin ich auch nicht überrascht als sie ausbleibt. Er sieht mich noch einmal an. Ich muss seinen Blick nicht sehen um zu spüren, dass er auf mir ruht, nicht lange genug um ihn für intensiv, aber auch nicht kurz genug um ihn für flüchtig zu halten. Nur einem Atemzug später erhebt er sich und entschwindet ohne ein weiteres Wort. Ich stehe noch immer da uns sehe ihm nach. Ich werde nie erfahren was sein Tag bringen wird, doch das ist nicht schlimm. Wenn ich heim komme, wenn sich der Tag dem Ende neigt und die Sonne hinter den Häusern versinkt und die Welt leuchtet, als wolle sie diese Nacht einen Feuertanz aufführen, um dann zu verstummen, da weiß ich, dass er da sein wird. So war es immer und ich wünschte es würde immer so sein. Die Mauer auf der er heute morgen noch saß liegt verlassen und einen einzelnen Moment halte ich inne um mich schweigend zu entsinnen, was war bevor ich ihn traf. Doch so tief ich auch in mich hineinhorche das Echo meines Herzens sagt mir nur, dass diese Zeit einsam war. Er ist mein Gefährte, ohne ihn war meine Welt leer und bedeutungslos. Er ist ein Egoist, ich glaube nicht das er mich liebt, denn das ist wider seiner Natur. Ich kann ihm alles erzählen, sei es Freud oder Leid und auch wenn ich weiß, dass es ihm egal ist was ich erzähle, so ist es doch der Blick aus seinem grünen Augen der mich beruhigt. Als ich die Haustür hinter mir schließe, da kommt er mir entgegen gelaufen und ich spüre seine Freude über meine Heimkehr, endlich muss er nicht mehr alleine sein. Er vermisst mich genau so lange wie niemand da ist, keine Minute länger. Noch einmal schaue ich ihn tief an. „Wie lange werden wir beisammen sein?“, frage ich ihn und als ich keine Antwort erhalte weiß ich, dass es nicht ewig sein wird. Es schmerzt, doch wird mir zeitgleich klar, dass jede Minute ein Geschenk ist. Wieder schweige ich und auch er sagt kein Wort. Er schleicht an mir vorbei ins Zimmer, und als er sich auf das Bett legt und sich zusammenrollt, wie es kleine Kinder tun, da wünschte ich mir nur einmal würde er mit mir reden. Langsam lasse ich mich neben ihm sinken und streiche ihm über dem Kopf. Als sein sanftes Schnurren ertönt, da weiß ich, egal wie lange er bei mir sein wird und egal ob er mich liebt, ich werde ihn nie vergessen, denn einen Freund wie diesen Kater trifft man nur einmal im Leben und die Erinnerung wird da sein was immer auch geschieht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)