The lovely Boy- Broken Piece of Life von Cheezu ================================================================================ Kapitel 1: Ist da draußen wer..? ...... Ach nein... Nur der Mond.... -------------------------------------------------------------------- Broken Piece of Life Kapitel 1. » “Ist da draußen wer...? .... Nein...nur der Mond....” « Ganz in schwarz gekleidet saßen die beiden blonden Jungen nebeneinander in einer kleinen Friedhofskathedrale. Der eine weinte stumm, hatte das Gesicht zu Boden gerichtet, der andere tröstete ihn, streichelte beruhigend seine Hand, auch wenn es ihm selbst sichtbar schwer fiel, seinen Gefühlen nicht ebenso wie sein Bruder nachzugeben. Neben dem Kleineren saß ein Mann, dessen blondes Haar schon von silbernen Strähnen durchzogen war. Doch er würde niemals altern. Er würde diesen Schmerz sein ganzes, langes Leben mit sich herum tragen müssen. Das Gesicht des Mannes war schmerzvoll verzogen, er wollte die grausamen Worte des Pfarrers, der Angehörigen nicht hören, nicht er. Seine Hände waren verkrampft, beinahe versteift und lagen regungslos auf seinen Beinen. Am liebsten hätte er sich diese letzte, schmerzvolle Ehre, diesen letzten Respekt, den er seiner Frau erweisen musste, erspart. Aus reinem Egoismus heraus hätte er sich nicht ordnungsgemäß verabschiedet. Und das war er eben. Keijo. Der Vater der beiden Jungen, die neben ihm saßen. Vor wenigen Tagen war die bildhübsche Frau- seine Frau ! – verstorben.. Doch nicht irgendwie. Nein, sie starb an einer Überdosis antidepressiva und Beruhigungstabletten. Sie hatte sich das Leben mutwillig genommen, ja, das wussten alle. Keijo, Finn…. Und Kimi. Seit seine Frau vor vier Tagen verstorben war, hatte sich Keijo dieser Egoist zu hause nicht mehr blicken gelassen. Hatte seine beiden Jungs einfach mit ihrer Trauer alleine gelassen. Und für Kimi Seto war es noch schlimmer. Er fürchtete sich sogar davor, dass sein Vater zurückkam. Er wusste welche Unterhaltung ihm früher oder später erwarten würde. Er hatte furchtbare Angst, dass sein Vater das wirklich sagen würde…. …Dass er schuld am Tod seiner mutter sei. Das zumindest redete Kimi sich die ganze Zeit schon selbst ein. Finn konnte ihn nicht aus den Augen lassen. Er hatte Angst, auch ihn noch zu verlieren. Die Tage zehrten an ihnen, doch was würde nun geschehen? Ohne Lyyli? Was würde Keijo nun sagen, würde er überhaupt wieder nach Hause kommen? Die Minuten der Trauerrede kamen den beiden Jungen unendlich lange vor. Finn war gerade mal fünfzehn Jahre alt. Sein Bruder Seto nur ein Jahr älter. Und beide wussten, welch Ekel Keijo sein könnte, welch ein Sadist.. Wenn er schlecht gelaunt war… Betrunken… Oder Seto mal wieder „abdrehte“, wie er Setos "Anfälle" bezeichnete. In Wirklichkeit war auch er mit Setos Persönlichkeit überfordert… Nicht nur die Mutter der Jungen… Die sich aus Angst vor Seto. ……. Das Leben nahm……… Die vielen „ Aufrichtiges Beileid“ gingen an den dreien vorbei. Sie standen mit den Trauernden und dem Pfarrer um das ausgehobene Grab, mitten im stürmenden Regen. Alle drei starrten nur wortlos auf den Sarg, der in das Loch hinunter gelassen wurde, während der Pfarrer die letzten Worte für die Tote sprach. Der eisige Wind peitschte einem zusammen mit dem Regen ins Gesicht… Wen kümmerte das schon… Der Pfarrer warf die Erde auf den Sarg und machte nun den Trauernden Platz… Welche die Blumen auf den Sarg niederließen, ehe sie zu Keijo, Seto und Finn kamen, sie mitleidig ansahen, die Hand gaben oder die Schulter klopften. Wen kümmerte das schon. Die wahre Hölle würde nun erst beginnen. Und wen kümmerte DAS schon? Seto biss sich auf die Unterlippe. Wieso hasste Gott ihn so, dass er ihn so quälen musste? Die Angst ließ ihn nur noch mehr zittern, er sah in den Himmel.. Das kalte harte Wasser schlug in sein Gesicht, seine Augen… „Wieso…“, formte er leise mit den Lippen. Finn sah ihn zu ihm herüber. „Wieso tust du mir das an,….“, flüsterte er und summte dann vor sich her. Es klang fröhlich. Doch immer mehr heiße Tränen fuhren über seine Wangen. Finn ahnte, das Bevorstehende, nahm Seto und fuhr ihn an den Schultern weg von diesem grausamen Szenario. „Wir müssen nun gehen, Vater…“ meinte er noch und verließ mit seinem Bruder den Friedhof, Finn wischte sich über seine nasse Stirn. Er war ganz kalt und noch nass vom Regen draußen, außerdem schwitzte er… er hatte Angst, dass Kimi Seto sich nicht mehr unter Kontrolle haben könnte und hatte deshalb mit ihm verfrüht die Beerdigung verlassen. Erschöpft saß er auf dem Badewannenrand. Unter Seinen schönen grauen Augen zeichneten sich dunkle Ränder ab, sein Gesicht sah beinahe angeschwollen aus, so viel hatte er in letzter Zeit geweint. Zumeist nicht einmal wegen dem Verlust seiner Mutter. Sie war ihm immer etwas unheimlich, außerdem hatte sie sich nie wirklich um Finn oder Seto gekümmert, sondern war sehr in sich gekehrt und nahm die Umwelt nur spärlich wahr. Manchmal fragte sie Finn sogar, wer er eigentlich war. Das erste Mal hatte sie das gefragt, als Finn 10 Jahre alt war und ihr zum Geburtstag gratulieren wollte. Für Finn war in diesem Moment seine heil geglaubte Welt in sich zusammengebrochen. Früher hatte er sich nie wirkliche Gedanken über seine Mutter gemacht, hatte nie einen Zweifel an ihrer Liebe gehabt, er nahm sie als selbstverständlich hin, genauso wie sie sie ihm entgegen gab. Er sah es als natürlich und normal, dass sie ihn liebte. Aber als sie ihm diese Frage stellte, fragte er sich, ob er überhaupt das Recht hatte zu sagen, dass ihn jemand vorbehaltlos liebte und hinnahm, wie er war. Wenn seine Mutter ihn gar nicht kannte, wenn sie ihm in Wirklichkeit so fern war, wie die Sterne am Himmel, so kam es ihm weiß Gott wie oft nämlich vor, wie sollte diese fremde Frau dann einen kleinen, unnützen Jungen wie ihn lieben? Finns Vater gab immer Seto die Schuld daran, wie ihre Mutter war. Sie sei erst seit seiner Geburt so, als habe sie bei der Geburt von diesem Höllenkind ihre eigene Seele verloren. Aber das stimmte nicht. Finn erinnerte sich genau daran, dass sie immer mit ihnen gelacht und gespielt hatte und sie früher auch ganz oft zusammen weg waren. Irgendwann waren sie aber nicht mehr so oft gemeinsam weggegangen, und letztendlich saß seine Mutter nur noch zu Hause auf ihrem Zimmer herum und starrte vor sich her und summte dabei. Früher hatte Finn sich oft stundenlang zu ihr gesetzt und seinen Kopf in ihren Schoß gelegt, gedankenverloren strich sie ihm dann ab und an übers Haar. Mehr Liebe bekam er nicht mehr von ihr Doch Seto bekam gar keine Liebe. Wenn er in ein Zimmer kam, in der nur sie sich befand begann sie zu schreien und weinen und flehte, dass er das Zimmer verlassen solle und rief mit schriller, greller Stimme nach ihrem Mann. Finn betrachtete das immer schweren Herzens. Wenn er den Kummer und Schmerz sah, der aus Setos Blick sprach, wünschte er sich nur noch, seine Mutter würde ihn so sehr fürchten und ihn so anschreien. Finn redete sich ein, dass ihm das sicher nicht so viel ausmachen würde und dass sie dann vielleicht etwas netter zu Seto wäre und er dann abends nicht mehr so oft weinen müsste. Im Stillen, alleine weinen, denn Vater sollte es nicht mitbekommen und Mutter auch nicht. Finn verstand das alles nicht und ihm begann vor lauter Nachdenken schon der Kopf an zu schmerzen. Als hätte er geschlafen, schreckte er hoch, als das heiße Wasser über den Badewannenrand schritt und seine Hose durchnässte. Schnell drehte er die Hähne zu und ließ etwas Wasser ab. „Seto~“, rief er. „Wir können baden!!“ Ein schwacher Zuruf seines Bruders kam zurück. Finn zog sich schon einmal aus und stieg unter die Dusche, ehe er sich in das heiße Wasser niederließ. Nach einer Weile saß auch Seto bei ihm. Finn legte den Kopf zur Seite und musterte ihn. Seto sah gar nicht älter aus, als er selbst. Vielleicht war er deshalb auch noch so ein Baby, oder hatte es etwas mit der Missachtung seitens seiner Eltern zu tun? Er pustete den Schaum vor sich weg. „Was soll ich uns denn kochen?“, fragte Finn in aufmunterndem Ton. „Weiß nicht… Ist überhaupt noch was da?“, murrte sein Gegenüber zurück. „Jah! Ich war gestern doch einkaufen!“ ,strahlte er ihm entgegen. Seto musste sich ein Lachen verkneifen. „Du bist die perfekte Hausfrau!“ Finns Wangen verfärbten sich rötlich. „Halt den Mund, perlekele!! Dany mag es eben wenn ich ihn bekoche!“ Seto verrollte die Augen. „Man meint gerade du wärst mit ihm verheiratet!!“ Finns Wangen wurden noch roter, er spritzte Setos langes blondes Haar nass, sowie sein Gesicht. „Päh! Dafür bekommst du nur Spagetti!!“ Seto spritzte ihn zurück nass. „Na und! Besser als wenn ich mir selbst was machen muss!!“ „Faules Stück…“, murmelte Finn und zog sich an der Wanne hoch. Er fasste nach einem bereitgelegten Handtuch und band es sich um die Hüfte. „Ach ja! Du machst dafür hier sauber und trocken!!“ „Ähhh~~“ Seto ließ sich tiefer in die Badewanne sinken. Siegessicher schritt der Jüngere nach draußen, zog sich um und bereitete das Essen zu. Auch für ihren Vater hatte er einen Teller bereitgestellt, doch er kam nicht. Die beiden aßen gemeinsam zu Ende und räumten dann ihr Chaos aus der Küche auf, gingen danach Zähne putzen und pflanzten sich zusammen auf die Couch. Finn versuchte beim Fernsehen zu entspannen, doch bei jedem Geräusch schreckte Seto hoch. Jedes Knacken, jedes anhaltende Auto, jedes Quietschen brachten ihn zum Aufschrecken. Ständig beruhigte Finn ihn, doch Seto ließ sich nicht beruhigen. Er hatte den ganzen Tag schon Angst, sich mit seinem Vater konfrontiert zu sehen. Er wollte ihn heute gar nicht mehr sprechen oder sehen. Am besten blieb er noch ein paar Tage weg, egal wo auch immer er war. Wenn er heute nach Hause kommen würde, dann…… „Du brauchst keine Angst zu haben, Kimi. Nun beruhig dich doch. Er kommt sicher nicht nach Hause! Und wenn doch, werd ich ….dich beschützen….“ Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, dachte er erst einmal darüber nach. Wie solle er das denn anstellen? Er war doch nur ein halbes Hemd und sein Vater ein sehr aggressiver, starker Zeitgenosse. Ein echter Dämon eben, während weder Seto noch Finn irgendwelche Kräfte hatten oder bisher auch nur annährend gut gebaut waren. Doch plötzlich hörten sie einen Schlüssel, der ins Schlüsselloch gesteckt und umgedreht wurde. Jetzt hatte doch nicht nur Seto Angst. Auch Finns Herz begann zu pochen. Er hatte fest damit gerechnet, dass sein Vater auch heute noch nicht heimkommen würde, und nun war er doch gekommen. In welcher Stimmung er wohl war, ob er nur müde oder traurig war..? Doch seinen Schritten zu Folge war er betrunken… und zwar ordentlich. Seto presste sich an Finn, verkrallte sich in seinen Arm, doch er löste sich von seinem Bruder und stand mit einem gequälten Lächeln auf. Ich mach das schon, wollte er damit wohl sagen und lief in den Flur, wo er seinen Vater begrüßte, der sich gerade die Jacke auszog. Sein Vater gab ihm keine Antwort, sondern murrte nur etwas, während er sich zu seinen Schuhen beugte, um diese auszuziehen. Finn stach der Geruch von Alkohol in die Nase. Also war seine Befürchtung wohl doch richtig, sein Vater hatte sich wohl nach der Beerdigung ordentlich voll laufen lassen. Er hasste es, wenn sein Vater getrunken hatte. Das machte ihn aggressiv und nicht mehr vorausschaubar. Wie oft schon hatte er in der Vergangenheit miterleben müssen, wie sein Vater im betrunkenen Zustand wegen Kleinigkeiten total ausflippte und herumbrüllte, ihn manchmal sogar schlug. Doch noch schlimmer war, dass sein Zorn fast immer Seto traf. Allzu oft stand er nur verängstigt daneben und sah zu, wie sein Vater auf seinen Bruder einprügelte, selbst noch wenn dieser schrie und wimmerte. Finns Bauch zog sich zusammen. So etwas dürfte heute nicht geschehen, Seto war sowieso schon aufgekratzt genug. Was, wenn er tatsächlich sagen würde, Seto sei Schuld am Tod der Frau. Das würde er nicht verkraften. Und es war eine verdammte Lüge!! Und genau das würde Finn ihm dann auch sagen! Ganz sicher!! „Wir.. wir haben noch etwas zu essen da, Papa….“ Sein Vater folgte ihm. Obwohl er betrunken war, waren seine Schritte nicht wackelig geworden, sie waren nur viel schwerer und größer als sonst. Finn hatte beinahe das Gefühl er klänge nun wie ein Riese. Beim Vorbei schreiten sah er ins Wohnzimmer, wo Seto mit ängstlichen Augen über die Sofalehne lugte. Sofort wandte er sein Gesicht ab und führte seinen Vater in die Küche, wo er ihm das zuvor bereitete Essen vorsetzte. Erwartungsvoll ließ sich Finn auf dem Stuhl gegenüber seines Vaters nieder und sah ihn an, lächelte ihm zu. „Guten Appetit“, meinte er, doch in diesem Moment nieste Seto im Wohnzimmer. Sein Vater fuhr um. „Der ist also auch noch da?!“, knurrte er und nahm eine Gabel Nudeln in den Mund. „Ja… Wo soll er denn sein….“ Doch plötzlich spuckte sein Vater die Nudeln zurück auf den Teller. „Üahh!! Was setzt du mir eigentlich für einen billigen Scheißfraß vor?!“, fuhr er ihn an. Finn zuckte zusammen, hätte sein Vater Setos Anwesenheit nicht bemerkt hätte er das Essen mit murren zu sich genommen. Doch nun war es zu spät. „Und außerdem, gib mir nicht so patzige Antworten!!!“, brüllte er und warf Finn den Teller entgegen. Gott sei Dank war er so betrunken, dass er ihn nicht traf und der Teller stattdessen an der Wand zerschellte. Die Nudeln waren im ganzen Esszimmer und der Küche verteilt. Finn schnaubte. Sein Vater konnte ihn nicht einschüchtern. Er könnte ihn so sehr verletzten und schlagen, wie er nur wollte. Finn war das alles hundert mal lieber, als wenn er sich wieder an Seto vergriff und ihn fertig machte. Finn sammelte die Glasscherben zusammen und warf sie in eine Tüte. Dann begann er die Nudeln aufzuheben. „Ich hatte leider nicht genug Geld, etwas Ordentliches einzukaufen!“, antwortete er ihm gelassen. Sein Vater hörte ihm nicht zu, sondern atmete nur heftig, während er gierig an seiner Zigarette zog, die er in seinen zittrigen Händen hielt. „Weißt du was sie sagten?? Ich solle mich nun gut um euch kümmern!! Ihr bräuchtet mich nun! Als ich fragte wer, meinte sie, natürlich deine Söhne! Vor allem Seto!! Weil er doch so ein sensibles Kind ist!!! Dass ich nicht lache!! Er ist doch…..“ Doch er hielt inne. Finn sah ihn Augenbrauen zuckend an. Manchmal war er genauso erbärmlich wie seine Mutter gewesen. Egoistisch und erbärmlich. Ließ seinen Gefühlen einfach freien Lauf und suchte wie ein Kind nach einem anderen Sündenbock als sich selbst. Er war auch überfordert mit Seto, dabei hatte dieser nicht einmal große Ansprüche auf Zuneigung, Anerkennung oder Liebe gestellt. Es schien so, als wäre er sich selbst genug und wollte keinem zur Last fallen. War er deshalb böse? Weil er die Liebe als nicht so selbstverständlich wie Finn ansah? Weil er keinen belästigen oder zur Last fallen wollte? Finn glaubte nicht daran. Mit müdem, erschöpftem Blick stand Seto und der Tür und hörte apathisch zu. Seinen Kopf hatte er leicht gegen das Holz gelehnt, stand da, mit seinen nackten Füßen auf den Fließen. Als Finn ihn wahrnahm, erschreckte er, war er lebensmüde freiwillig herzukommen? Sofort schaltete er aber und wollte seine Geste als unnötig abtun, als wäre dort gar nichts, doch sein Vater hatte es schon bemerkt und drehte sich um, um nachzusehen, was Finn eben bemerkt hatte. „Da ist ja unser Sensibelchen!!!“, sagte er in einem angriffslustigen Ton und stand auf. Finn eilte ihm nach. Und das, wovor Finn am meisten Angst hatte, begann erneut. Sein Vater ließ seine eigenen Emotionen, seine Angst, seinen Kummer, seinen Frust und seine Aggressionen … an Seto aus. Er packte Seto am Pyjama. „Hast du etwa wieder geheult, du erbärmliche Memme, was fällt dir eigentlich ein??!“ Doch Seto wirkte immer noch abwesend. Als stünde er gar nicht hier, als wäre er ganz weit weg, auf einem anderen Stern womöglich. Seto war oft so apathisch und Finn hatte Angst, dass er werden würde wie ihre Mutter, dass auch Seto Finn irgendwann fragen würde, wer er ist und was er von ihm wolle. Bei diesen Gedanken, die Finn oft abends alleine im Bett liegend hatte, stiegen ihm dann die Tränen in die Augen und er betete leise zu Gott, dass dieser Tag niemals kommen würde. Das betete er dann die ganze Nacht. Denn sein Bruder war der einzige Mensch, den er vorbehaltlos lieben konnte. Während Finn noch brauchte um die Situation zu realisieren, hatte sein Vater Kimi schon einen Schlag ins Gesicht versetzt, da er ihm keine Antwort gab. Denn wenn sein Vater etwas noch mehr hasste, als patzige Antworten, dann war es die Ignoranz seiner Fragen. Seto atmete noch einmal tief durch. „Ja, habe ich. Wie ein Baby. Eine richtige schwule Memme eben…..“ So sarkastisch es auch klingen könnte, im tiefen Inneren erhoffte sich Seto nur, dass diese Antwort seinen Vater befriedigen würde und er die beiden nun zu Bett gehen lassen würde. Doch genau das würde er nun natürlich nicht zulassen. „Und ich auch Papa!! Seto war eigentlich richtig tapfer!! Im Gegensatz zu mir!!“, keuchte Finn und verkrampfte die Hände, aus lauter Angst. Wie sollte er nur die Aufmerksamkeit dieses Mannes auf sich lenken? Kapitel 2: Ungewollt -------------------- Kapitel 2: Ungewollt Du hast mich nur angelogen, nicht wahr? Hast uns deine Liebe nur vorgespielt… Uns als wir klein waren umgarnt und angelächelt.. Bis wir dir vertrauten und dich liebten…. So lange, bis wir dich abgöttisch liebten und dich brauchten So sehr, dass es nun schmerzt.. Denn die Zeit veränderte alles…veränderte dich Und Stück für Stück hast du uns immer mehr kaputt gemacht… Bis wir fast in Tränen erstickten… Hast ihn so oft verletzt Mir so oft wehgetan Ich wollte nicht, dass es so endet… Aber ich wünschte, ihr würdet aus unserem Leben verschwinden, egal wie SO das ich euch nie mehr sehen muss Denn du willst und gar nicht haben DU wolltest uns nie lieben Immer wieder hast du es getan.. Schlagen…verletzten … zerstören Hast du denn alle deine Versprechen vergessen? … Aber bald wirst du derjenige sein, der am Ende ist… Weil dann alles zu spät ist.. ....Wenn du alles verloren hast ....Weil du es dann bist, der allen egal ist.... Keijo blieb eisern, ließ sich von den demütigen Antworten Setos nicht zufrieden stellen. Immer wieder schlug er ihm mit der Handkante ins Gesicht und lachte dabei. Egal, was Seto sprach, es war ihm nicht gut genug oder zu frech, zu undeutlich oder zu schwach. Kimis Wange war schon geschwollen, von seiner Lippe tropfte Blut. Finn stand nur daneben. Es schien als wäre er apathisch.. Doch er bekam alles ganz genau mit. Seine Hände zitterten, seine Unterlippe zuckte, um etwas zu sagen, doch es schlich sich nur ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen. >Blut… Blut… überall.. ist es…< Doch er schüttelte den Kopf und besann sich, als Seto nach hinten umfiel und sich den Hinterkopf an der halb geöffneten Tür anschlug. „DAS RECIHT JETZT!! Seto hat dir gar nichts getan!!“, fuhr er seinen Vater an. Völlig außer Puste sah dieser zu seine m Sohn. Keuchend schien wieder das Leben in seinen Körper zu fahren, seine Augen wurden warm und glasig. „Finn…?“ Nach 2,3 heftigen Atemstößen sah er vor sich, sah dort seinen älteren Sohn liegen, der sich vor Angst wimmernd immer fester an die Wand drückte. „Ich.. ich…“, begann er zitternd zu sprechen, in seiner Stimme klang ein erdrückendes Schuldbewusstsein mit. Doch dann fuhr er sich über seine verschwitzten Wangen und eilte aus dem Zimmer. Finn schnaubte genervt. Er wusste genau, was mit seinem Vater los war. Und es gefiel Finn innerlich. Er lachte über all die kleinen Missgeschicke, zu denen er willkürlich all die Jahre beigesteuert hatte. Sein Vater litt schon seit seine Mutter vor Jahren krank wurde und er so nicht nur dem beruflichen Stress, sondern auch dem familiären ausgesetzt war unter einer Schizophrenie. Immer wenn er in Stresssituationen kam, in Situationen in denen er nicht weiter wusste oder sich bedroht fühlte, schlug auch seine Stimmung um, sein Charakter, der gesamte Mensch. Er wurde aggressiv, beleidigend, ausfallend. Dieser Mensch hatte sich nicht unter Kontrolle und würde sicher für den Rest seines Lebens alleine sein müssen. Wie es einem brutalen und schlechten Vater eben Recht geschehen würde, oder? Finn rannte in die Küche und kam mit einem Kühlakku in einem Handtuch zurück. Dieses presste er Seto auf die Lippe, doch dieser riss es ihm grob aus der Hand, stieg auf und trampelte die Treppen hinauf. Finn sah ihm einen Moment verdutzt nach, doch dann verfinsterte sich sein Blick. Er empfand das als unverschämt und ärgerte sich einen Moment lang darüber, dass er überhaupt so aufmerksam zu ihm war. Doch dann schüttelte er diese bösen Gedanken ab. Immerhin war Kimi sein Bruder. Sein überalles geliebter Bruder, der einzige Mensch auf Erden, den er je so innig und vorbehaltlos lieben würde. Seine Frustration sollte er lieber an jemand anderem auslassen. Leise folgte Finn seinem Vater, dieser würde sicher schon schlafen, denn wie seine Mutter nahm auch sein Vater starke Schlafmittel. Und Finn hatte Recht. Nicht einmal ausgezogen hatte er sich. Er lag bäuchlings auf dem breiten Ehebett, das mittlerweile fiel zu groß für ihn erschien. Finn musste sich ein Grinsen immer verkneifen, wenn er dieses Bild sah. Denn diesem alten bösen Mann geschah das alles Recht. Und bald wäre er ganz alleine, das wusste Finn auch, Seto nur noch nicht. Finn schlich sich an den Schlafzimmerschrank seines Vaters und holte eine Arznei heraus. Er las kurz, ob es sich um die richtige Flasche handelte, wortlos nickte er und nahm die Flasche mit ins Bad. Für sich selbst gaben seine Eltern schon immer unmengen Geld für Pharmazeutika aus. Seine Eltern hielten es nicht für nötig, mit Kim, der viel zu sehr in sich gekehrt zu sein schien, einen Spezialisten aufzusuchen. Er könnte damit ja die ganze Familie blamieren. Seine Eltern hatten diesen gestörten Wahn nach starken, gesunden Familienmitgliedern. Doch dieser Plan wurde leider leider durchkreuzt. Finn schraubte die Flasche auf und schüttete deren Inhalt fast komplett in die Toilette, dann schaltete er das Wasser ein wenig an und füllte das Fläschchen damit wieder auf und schüttelte das Gebräu. Unbemerkt stellte er die Arznei wieder an ihren Platz zurück und macht sich dann auf den Weg zum Zimmer seines Bruders. Seto hatte sich bereits einen neuen Pyjama angezogen und saß auf seinem Bett. Sein Blick lag in der Ferne, auf dem fast schon runden Mond. Er bemerkte nicht, dass Finn hereingekommen war, denn er hatte seine geliebten Kopfhörer eingestöpselt und hörte lautstark eine Kassette, während unentwegt Tränen über seine Wangen flossen. Das Zimmer lag einfach nur da, im Dunkeln, gelegentlich waren besonders laute Textpassagen von Setos Musik zu hören. Leise kam Finn zum Bett und setzte sich neben Kimi. „Kimi..“ Seto fuhr zusammen, als er ihn wahrnahm, vielleicht hatte er auch nur Angst, dass sein Vater ihn noch mal heimsuchen könnte. Er riss sich grob die Kopfhörer aus dem Ohr. „Was willst du?!“, bellte er den Jüngeren an. „Ich.. wollte nur zu dir…“, nuschelte Finn. Setos abermalige raue Art hatte ihn dieses mal verletzt. „Na danke! Was bringt mir das denn noch? Willst du mir wieder Ammenmärchen erzählen? Wie vorhin?? Dass Vater mir ja heute nichts tun wird und du es verhindern willst??“ Finn wollte erst antworten, unterließ es dann aber. Normalerweise wären ihm hundert passende Antworten eingefallen. Doch er stritt nicht gerne mit Seto und in einer gewissen Hinsicht hatte er ja recht. Finn hatte ihn angelogen. „Jetzt sagst du wieder nichts, hah! Ich habs dir doch gesagt!! Er hat es nur auf mich abgesehen! Du bist ja sein Wunderkind, sein begnadeter Sohn, sein Liebling. Und was tust du… Nichts.. ich meine… Was willst du.. auch schon ausrichten…“ Seto schluchzte, biss sich dabei auf die Lippe. Finn sagte nichts, rührte sich nicht, sondern sah nur auf seinen weinenden Bruder hinab. Ja, Finn hatte immer das Gefühl auf Seto herab zu sehen, aber nicht, weil ihm seine Eltern das Gefühl gaben und ihn besser behandelten, sondern einfach nur deshalb, weil Seto viel schwächer war als Finn. Und das war schon immer so. Als sie noch kleiner waren, war Finn es gewesen, der den bösen knurrenden Hund vertrieben hatte, Finn war es auch gewesen, der den Brand ihrer Zündeleien irgendwie löschen konnte, ehe sein Vater davon Wind bekam. Finn war auch derjenige, der die größeren Jungs verprügelte, wenn sie dumme Sachen über Seto oder ihre Mutter erzählten. Und letztlich war Finn auch derjenige, der es schaffte ihrem Vater einigermaßen die Stirn zu bieten und sich sogar eine Liebschaft geangelt hatte. Manchmal fühlte sich Seto deshalb auch schuldig und schlecht, weil er doch eigentlich der große Bruder war….. Aber Finn war das egal. Er wollte ihn nur lieben dürfen und von ihm geliebt werden. Dafür würde er alles tun. Und sei es drum, dass er Keijo, seinen eigenen Vater, selbst noch ganz aus dem Weg räumen würde… Doch die Zeit war noch nicht reif. „Also willst du, dass ich gehe?“ „JA! Wieso solltest du hier schlafen??“ Kaum hatte Kimi diese Worte ausgesprochen, bereute er sie. Er wollte nicht gemein zu Finn sein oder ihn verletzten. Doch es war bereits zu spät, hocherhobenen Hauptes spritzte Finn auf und schleuderte Seto ein: „Dann gehe ich eben zu Dany, dort weiß ich wenigstens, dass ich geliebt werde! Hah!“ entgegen und verließ das dunkle Schlafzimmer seines Bruders. Seto sah ihm noch nach, doch er hörte die Haustür ins Schloss fallen und wusste, dass Finn wirklich gegangen war. Er schnappte sich sein Kissen und drückte es an sich. Er wollte nicht alleine sein oder hier alleine mit Keijo schlafen. Leise schluchzte er und weinte in sein Kissen hinein. Der einzige, der nun noch für ihn da war, was der fast runde strahlende Mond, der genauso verletzlich aussah, wie Seto in Wirklichkeit war. Finn ließ durch die dunklen Straßen und fluchte vor sich her. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und verzog grimmig das Gesicht. >Das war so undankbar von dir Seto!! So ungezogen!!< Er trat gegen einen Stein, der über den Asphalt schleuderte. Finn sah nach oben, wieso war der Himmel so verflucht hell? Dann huschte ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Es würde bald Vollmond werden…. Vielleicht übermorgen… Zaghaft streckt er die Hand zum Himmel, als würde er den Mond streicheln. „Du hast es auch verdient, dass man dich beschützt und bei dir ist… Die Sternchen leisten ganze Arbeit, mh~“, flüsterte er, ehe er in einen Hauseingang schritt und die Tür aufschloss. In der Wohnung, die er betrat, brannten noch Lichter. „Dany?“, rief er. Als Antwort erhielt er ein erstauntes „Jaaah?“ Finn seufzte. Irgendwie erleichterte ihn, dass sein vermeintlicher Freund noch wach war. ER wusste nicht wieso. Denn Finn liebte Dany nicht. Und er wusste, dass es umgekehrt nicht anders war. Vielleicht nutzte er ihn nur aus, um daheim manchmal heraus zu kommen und etwas Verbotenes tun zu dürfen. Denn das war ihre Beziehung weiß Gott. Aber Finn gefielen diese Intimitäten, von denen es seinem Vater alleine schon schlecht wurde, wenn er nur davon sprach. „Ich bins~“, sagte Finn zuckersüß, als er ins Wohnzimmer trat, wo Dany sich auf der Couch niedergelassen hatte und noch etwas fernsah. „Na~ wo kommst du denn so spät her, Kleiner…“, fragte er in besorgten Ton, der für Finn aber auch irgendwie tadelnd klang. Und das konnte er nicht ausstehen. Wenn Dany ihn tadelte oder ihm etwas vorschreiben wollte, er war immerhin kein Baby mehr und ein Dummkopf schon gleich dreimal nicht. Wahrscheinlich war Finn gewiefter und gescheiter als Dany, auf jeden Fall war er gerissener und verdorbener.. Ein richtiger Sünder, wie ein Christ sagen würde. „Natürlich von zu Hause…“ „Hattest du wieder Ärger?“ „Wieso ich?“ „Ich meine; gab es Ärger..?“ „Könnte man so sagen… war aber nicht der Rede wert….“ Dany zog Finn auf seinen Schoß und wollte ihn küssen, doch Finn kam ihm zuvor und drückte ihm seine heißen Lippen auf den Mund, schob gierig seine Zunge nach. „Nana. So eilig heute..?“ „Ein bisschen.. ich hab dich immerhin vermisst.. die letzten Tage…“ “Ja.. Ich dich auch.. Soll das heißen… du willst es…?“ Finn verdrehte innerlich die Augen. „Was meinst du..?“ “Unsere Verbindung…? Immerhin liebe ich dich.. und du liebst mich ja auch… und wenn man sich liebt verbindet man sich auch körperlich, nicht wahr?“ „Zuerst wollte ich dir etwas beichten, Dany…“ „Beichten?? Haha… das klingt sehr hart, dabei bist du doch so ein guter und braver Junge.. Vor allem bei mir.. du bist so anständig und gehorsam…“ >Ein willenloser Lustsklave, hmm ist es also das was du willst… Aber die hast du wohl zu genüge..< „Aber in Wirklichkeit bin ich ein ganz böser Junge. Einer, der so schreckliche Geheimnisse hat, dass er sie niemanden sagen kann. Richtig böse Dinge hab ich gemacht…“ „Aber du hast doch nicht etwa… Du hast dich doch nicht mit einem anderen Mann verbunden…..“ Finn sah ihn einen Moment schuldbewusst an, sah ihm schweigend in die Augen. „Finn!“ Dann platzte ein Lachen aus ihm heraus. Ein Lachen, zu dem er sich zwingen musste, denn es war kein vergnügtes Lachen, es war für ihn ein vergälltes Lachen. „Nein! Haha, das nicht…“ „Dann bin ich aber beruhigt!“, kicherte auch Dany nun und umarmte Finn. Seine Berührungen erfüllte Finn irgendwie, doch er war nicht mehr so naiv, wie zu Beginn der Beziehung. Finn wusste genau, wie Dany war und was genau noch alles lief und wie diese „Liebe“ in Wirklichkeit aussah. Dabei hatte er ihn anfangs wirklich geliebt… Glaubte er zumindest… Finn wusste nicht, ob seine reine Liebe überhaupt teilbar war, oder ob sie seinem schwachen Bruder alleine gehörte. Finn liebte Seto auch letzten Endes auch genau wegen seiner Schwäche. Wie sollte er dann Dany lieben können, der keine Schwachpunkte zu haben schien und doch viel älter war als er selbst… Oder wollte er nur von Dany beschützt werden? Das erschien ihm nicht richtig. Finn wollte sich niemanden hilflos ausliefern und hingeben. Außerdem würde er zugeben, schwach zu sein, wenn er sich beschützen ließ, oder? Und wie sollte er dann noch Seto beschützen können? Dany ging nicht weiter auf Finns „Sünde“ ein, ihn schien es gar nicht zu interessieren, im Gegensatz zu Finns Körper, den er schon jetzt, nach 10 Minuten, innig erkundigte. Hieß das, er interessierte sich gar nicht für Finns Probleme, für Finn selbst? Aber wen würde das nun noch interessieren…. Wer weiß, was Dany getan hätte, wenn Finn ihm seine kleinen Vergehen gebeichtet hätte… Am Schluss hätte er es herausgeplappert oder wäre zur Polizei und hätte Finn alles verdorben. Dany hatte Finn mittlerweile komplett ausgezogen, Finn seinerseits hatte ihm nur das Hemd aufgeknöpft und saß mit gespreizten Beinen auf seinem Schoß. Finn stellte sich aber oft ungeschickt dran und zappelte viel, was Dany dennoch sichtlich gefiel, denn er hatte bereits eine Beule in seiner Schlafhose. Als er sich daran machte, sich der Hose zu entledigen, wusste Finn, er musste etwas tun. „Warte! Noch nicht!“ Dany sah ihn verärgert an. „Wieso?? Auf was wartest du??“ Finn dachte nach, sein Kopf rotierte. Dann kam ihm die passende Idee. Schnell rappelte er sich auf und eilte zu seiner Hose, aus deren Tasche er ein paar Tabletten zog. „Sieh mal, was ich besorgt habe…“ Er kam wieder zu Dany und setzte sich auf seinen Schoß. „Damit schießt man echt in den siebten Himmel hat der gesagt…“ Dany machte große Augen. „Du.. bist wirklich ein kleiner Bengel! Woher wusstest du, dass ich gerne Aufputschmittelchen für meinen kleinen Freund benutze?? Na warte… dein kleiner geiler Arsch muss dafür die ganze Nacht herhalten!!“, grinste Dany und nahm sich zwei Tabletten und schluckte sie. „Ich brauch noch ein bisschen Wasser für meine!! Aber ich bin gleich da!!“ Finn durchquerte den Raum zur Küche und spürte förmlich die lüsternen aufgegeilten Blicke auf seinem noch recht ungebauten schlaksigen Körper ruhen, bis er in der Küche verschwand. Gemütlich schaltete Finn das Licht an, schlenderte zum Kühlschrank, in dem kein Wasser stand, sondern nur eine Flasche Wein und Essig, so wie eine angebrochene Falsche Cola. Finn hasste süßes Trinken. Also entschied er sich für den Wasserhahn und füllte sich so laut sein Glas, dass Dany es hören musste. „Wo…bleibst du denn…?“, nuschelte Dany, klang ebenso benommen wie ungeduldig. „Ich komme gleich!“, gab Finn ihm aber wieder so süß zurück, dass er sich nicht auf erheben musste um zu gucken, wo er wirklich bleibt. Und Finn verweilte in der Küche.. 2 Minuten… 3….4…. Er lachte siegessicher. Er lugte um die Ecke, um nach Dany zu sehen, doch dieser war tief und fest eingepennt, hatte den Kopf nach hinten über die Couchlehne hängen. >Ich bin eben gerissener als du…< dachte er noch siegessicher, holte sich seine Kleider aus dem Wohnzimmer und zog sich an. Dany hatte gerade zwei superstarke Schlaftabletten geschluckt, die Finn eigentlich für Seto aus dem Schrank seines Vaters gestohlen hatte. Weil Seto manchmal so schlecht einschlafen konnte, weil er Angst hatte oder schlecht träumte und dann nicht mehr einschlafen konnte. „So mein Geliebter.. Dann mach ich mich nun mal daran, deine Sünden zu erkunden, mh…“ Ein sarkastisches Lächeln hatte sich auf die Lippen des blonden Jungens geschlichen. Und so begann er zu suchen und Danys gesamtes Haus zu durchschnüffeln und schon bald fand er auch etwas. Etwas, das ihn sehr verletzte, selbst wenn er es schon lange wusste. Im Keller in 2 Schubladen.. Voll gestopft bis oben hin. ....Fotos….. Fotos von anderen Jungs. Und wie das Datum bewies, auch nicht allzu alt. Und dieses Geheimnis, so war sich Finn sicher, würde er bald gebrauchen können und gegen Dany oder sogar Keijo verwenden können. Denn er hatte sich vorgenommen, sich an allen zu rächen, die Seto je verletzten oder Angst gemacht hatten. Und das galt auch für sich selbst. Denn Finn würde sich sicher nicht verarschen lassen. Finn drückte es fest an seine Brust, der Schmerz durchzuckte seinen Körper. So sehr auch immer wieder Seto beschützte, nie war jemand da, der ihn beschützte, und schon wieder brannte sein Herz so sehr. Und jedes mal wenn sein Herz so sehr schmerzte, folgte etwas Schlimmes…. Etwas sehr schlimmes, so wie beim letzten mal… Als seine Mutter Seto diese Spieluhr schenkte.. und als er zu ihr kam, fragte sie ihn nur wieder, wer er sei und was er wolle… Müde von Keijo und Seto, müde von Dany und dessen Lügen, rieb er sich die Schläfen. Sein Geheimnis legte er zurück auf seinen Platz und richtete sich auf, um wieder zu Dany zurückzukehren. Unschuldig schmiegte er sich an ihn und schlang eine Decke um sie. Zaghaft legte er einen Arm um seinen schlafenden Geliebten und formte wortlos ein „Warum“, ehe er aus dem Fenster sah und dem Mond zulächelte. >Ich will auch irgendwann so ein Sternchen bei mir haben…< dachte Finn, ehe er dem Traumzauberer zum Opfer fiel. Der nächste Morgen war kalt und nass… Ein trüber grauer Wolkenschleier war am Himmel aufgezogen, ließ einen schaudern und frieren. Das gleiche schreckliche Wetter wie jeden Spätherbst, doch nichts könnte die Stimmung im Hause Joulpukki noch schlechter werden lassen. „Verdammt! Wo ist dein Bruder!“, bellte Keijo seinen Sohn Seto an. „Ich weiß es nicht…“, flüsterte der eingeschüchterte Junge. Er hatte panische Angst davor, dass sein Vater ihn beim Lügen erwischen könnte. Denn Seto wusste genau, wo sein kleiner verdorbener Bruder die Nacht verbracht hatte. „Und wieso weißt du davon nichts?? Sonst hängt ihr auch ständig zusammen wie zwei Kletten!“ Keijos Ton wurde immer aggressiver, aber Seto wusste nicht wieso. Er wusste nur, dass sein Vater sehr ausfallend und angriffslustig war, wenn er Alkohol getrunken hatte, doch so früh am Morgen… „Wie zwei kleine Mädchen!“, fügte er spöttisch hinzu. Seto wandte seinen Blick zu Boden. Er war den Tränen nahe, wie immer, wenn Finn nicht in der Nähe war um ihn zu schützen. Er wusste dass er niemals den Mumm aufbringen würde, sich alleine gegen seinen Vater zu wehren und müsste alle Demütigungen und Schlägen über sich ergehen lassen. Plötzlich aber kam der Blondschopf um die Ecke und hatte eine Tüte unter den Arm geklemmt. „Guten Morgen, ihr Beiden!“, lächelte er. „Entschuldigung, dass ich einfach raus geschlichen bin, ich dachte ich besorg ein paar… Brötchen fürs Frühstück, war meine Schuld.“, erklärte er und stellte die weiße Tüte auf den Esstisch ab. Beim Vorbeilaufen klapste er seinem älteren Bruder aufmunternd auf die Schulter und begab sich dann in die Küche, um die restlichen Frühstückssachen herbeizuholen. Murrend sah der Mann zu, wie sein Sohn den Tisch mit Essen bedeckte, ihm letzten Endes noch eine Tasse Kaffee hinschob, um sich dann zu den beiden zu setzen. „Na dann, guten Appetit!!“ Finn begann sofort, sein Brötchen aufzuschneiden und es zu belegen, während Seto noch beirrt auf seinem herumkaute. Ungläubig beäugte Keijo seinen Sohn, irgendwas stimmte nicht, nur was fiel ihm nicht auf. Er nippte an seinem Kaffe und fasste dann auch in die Tüte, um sich ein Brötchen zu nehmen. Seto zuckte dabei zusammen. Zu schnell war Keijos Hand auf ihn zugekommen und dann folgte auch noch dieses Knistern der Tüte…. „Ich muss gleich geschäftlich weg.“ „Mhmh….“ „Und ihr räumt in der Zeit alles von _ihr_ weg.“ „Was??“ „Frag nicht so dumm! Ich will hier nichts mehr von ihr finden. Alles schreit nach ihr …. ich ertrage das nicht.“ >Wie Recht dir das geschieht….< „Aber Papa….“ „Nichts, ach Papa. Ich möchte, dass ihr alle Sachen aus dem Hause schafft. Nicht verpackt und in den Keller stellt, sondern _weg_ bringt! Verstanden?!“ „Ja, Papa….“ Geschockt sah Seto seinen Bruder an. Das konnte doch nicht Finns Ernst sein, dass er die Sachen seiner Mutter einfach wegwerfen wollte? Das einzige, was ihnen noch von ihr blieb. „Auch die Fotos…?“ „Die sowieso!!“, zischte Keijo. Und Finns Herz lachte, in seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Du Rabenvater, du gefühlsloses Monster, leidest du so sehr unter ihrem Tod? Meinst du, du kannst sie je aus deinen Gedanken streichen? Niemals. Dafür werde ich sorgen. „Dabei war sie so schön…“ Finn spürte, wie Keijos Haltung verkrampfte. Er liebte es ihm Seitenhiebe auszuteilen. „Naja.. aber es gibt eh nicht viele Fotos von ihr, auf denen sie glücklich aussieht,….“ Noch ein Hieb. „Vielleicht…“, keuchte Keijo und erhob sich, rannte sich dabei noch das Knie an, doch ihm schien das egal. Eilig hastete er zur Toilette. „Puh~“ Finn schnappte sich ein zweites Brötchen, schnitt es auf und holte sein Inneres heraus, das er zuerst verspeiste. „Wieso sagst du so was…?“ “Was..“ „Die Sachen mit Mama…und dass sie…. Nicht,… nicht glücklich ausgesehen hat…“ „Sollte ich lügen?“ “Aber… aber… du weißt doch, dass es meine Schuld ist… dass sie immer so traurig war…“ „ACH!! UND WIESO SOLLTE DAS SO SEIN, VERDAMMT!“, schrie Finn ihm entgegen und stieß das Marmeladenglas vom Tisch. Entsetzt sah Seto ihn an. „Weil… weil….ich…“ “Weil du böse und verdorben bist, häh? Und eine Missgeburt… Ja, weil du aus der Hölle kommst..?! DAS IST TOTALER UNSINN!! Warte nur ab, nicht mehr lange und ich werde dir das auch beweisen können!!“ Seto verstand nicht, wieso Finn so böse geworden war oder was er damit gemeint hatte, aber Finns Gefühlsschwankungen beunruhigten ihn, genauso wie Finns vor sich her Summen, das er sich angewöhnt hatte. So wie jetzt, als er die Scherben zusammen sammelte und nicht eine Miene verzog, als er sich den Finger aufschnitt. Eine halbe Stunde später hatten die beiden Jungen fertig gegessen und räumten gerade den Tisch ab, als Keijo im Anzug vor ihnen stand. „Also Jungs… Ich geh nun arbeiten.. Es könnte heute später werden..“ „Alles Klar. Tschüss Paps!“, verabschiedete sich Finn und küsste Keijos Wange. Sie war sehr warm und fühlte sich feucht an. Er hatte wieder geweint. Und er war wieder er selbst. Als Seto nicht zu ihm kam, trat Keijos vor ihn und wuschelte ihm durch den blonden Schopf. „Auf Wiedersehen, Kimi~.“, er küsste ihn auf die Stirn, als sei er in Wirklichkeit noch der kleine Junge, für den der gute Keijo ihn hielt. Der kleine Junge, der noch nicht wusste, was böse und verdorben hieß, der noch in der heilen Welt mit seinen Eltern und seinem Bruder lebte. Der kleine Junge, der nicht bald alles verloren haben würde, was er je geliebt hatte und der noch lange nicht der verstörte verschüchterte junge Mann sein würde, der Seto jetzt war. Kaum hatte der Vater der beiden das Haus verlassen, kehrte eine bedrückende Stille ein. „Sollen wir.. wirklich alles… weg werfen….“ Finn seufzte und sah betrübt zu Seto, der sich auf dem Stuhl herab rutschen ließ. Finn war es egal geworden, denn er war seiner Mutter schon lange egal. Und auch Seto. Wieso sah er das nicht auch ein? Sie hatte es doch nicht verdient, dass man ihr noch lange hinterher trauert. Nur Keijo hatte das noch verdient. Und bald würden er und sein Bruder sowieso nicht mehr in diesem verfluchten Haus leben müssen. Finn gab ihm keine Antwort, sondern sah sich nur um. Das Haus war schon ein älteres Modell mit hohen Decken und weißen Tapeten. Innen hatte es die Mutter der beiden herzlich und süß eingerichtet. Doch Finn konnte die Einrichtung damals auf einmal nicht mehr leiden. Von außen war es ein ganz normales Holzhaus, wie es in Finnland üblich war. Finn überlegte, wieso Seto so naiv war. Nicht mal, als seine über alles geliebten Huskyhunde wegen der Angst seiner Mutter weg mussten, war er ihr böse. Er ließ nur die Schultern und den Kopf hängen und sah mit traurigem Blick seinem Vater nach, der die schönen Tiere zu ihren neuen Besitzer brachte. „Wenn Vater das sagt… muss es raus! Du weißt genau, wie er sonst reagiert. Oder willst du dass wir riesigen Ärger kassieren….“ Seto wurde alleine beim Gedanken daran nervös und ängstlich. Wie ein verschrecktes Kind schüttelte er den Kopf und hauchte ein: „Nein.. natürlich nicht“ dazu. Finn lief zum kleinen Abstellraum der Familie und zog ein paar Kästen und Tüten heraus. „Dann sollten wir alles wegräumen, bevor er zurückkommt.“ Seto sah auf den Schlüsselanhänger, der in seiner Hand lag. An seinem Schlüsselbund hing nämlich ein Foto. Ein Foto auf dem die Familie noch glücklich und vereint war. American Fucker Family sagte Finn immer dazu und erzählte Seto, dass es solche Vorzeigefamilien in Wirklichkeit gar nicht gab, denn jede Familie hatte ihre ganz eigenen Leichen im Keller. Und die Familie Joulpukki mittlerweile sicher sogar noch mehr. Der Abend war längst schon angebrochen, der letzte Sonnenstrahl hinterm Horizont verschwunden, als die beiden endlich fertig waren, mit ihrer Großaufräumaktion. Finn war gerade duschen und Seto saß auf dem Bett, in dem einst seine Mutter nächtigte. Nun war das Haus wirklich gespenstig geworden. Die beiden hatten auch all die Dekorationen, die ihre Mutter damals mit ihnen gebastelt hatte, abgehängt und achtlos in Tüten geworfen. Jetzt, wo sie nicht mehr lebte, würden sie sowieso nur noch an das Leid erinnern und nicht mehr an die schöne Zeit, in der sie entstanden. Seto hatte seine Augen leicht geschlossen und schien etwas zuzuhören. Vielleicht einem schönen Lied…. Dabei hielt er den Schlüsselanhänger fest in der Hand. Erst als Finn pitschnass aus dem Bad kam, öffnete er seine wunderschönen, grünen Augen wieder. „Wir können ins Bett.. mh?“ Aber genau in diesem Moment hörten sie, dass der Schlüssel ihres Vaters im Schloss der Haustür gedreht wurde. Eilig schnappte sich Seto etwas vom Tisch und rannte damit hoch. Er hatte so schnell reagiert, dass Finn nicht einmal sah, was er da vor seinem Vater in Sicherheit bringen wollte. An der Art, wie Keijo die Tür zuknallte, seine Kleider an die Gardarobe warf und dann mit schweren Schritten immer näher kam, konnte Finn seine Laune ausmachen. Und sie war nicht gut. „Ah~ du bist ja doch schon da!“ Keijo gab ihm nur ein Murren zurück und da kam auch Seto von oben herunter. Die alten Stufen der Holztreppe knarrten unter seinen Füßen. „Guten Abend, Vater….“, begrüßte er seinen Vater. „Habt ihr alles weg..“ „Ja.. Wir haben alles in den Keller… und morgen können wir es wegbringen!“ „Gut.“ Keijo warf ein paar Prospekte auf den Tisch. „Setzt euch!“ befahl er seinen Söhnen, die sofort gehorchten. „Wir müssen reden..“ Seto hatte viel zu sehr Angst und schien wegen irgendetwas beunruhigt, weshalb er sein Interesse nicht wie Finn nachgehen konnte, um sich die Prospekte anzusehen. Finns Augen weiterten sich. „Na, wie sieht das aus??“ „Ein… WAS?? Katholisches Jungeninternat???“ Keijo verzog keine Miene. „Schrei nicht so. Das wird nach diesem Halbjahr euer neues zu Hause sein.“ Erst jetzt schien auch Seto zuzuhören. Ein Internat? Katholisch..? Aber er war doch sündig und böse… Sie würden ihn dort nicht haben wollen. „St. Michael heißt es. Es steht in der Bretagne in Frankreich.“ “Frankreich???“, fuhr es geschockt aus den Geschwistern heraus. „Ja, in DEM Frankreich.“ “Aber, wieso da??“ „Stellt euch nicht so an! Eure Tante lebt dort auch mit ihren Kindern, außerdem ist der Sohn eines ehemaligen Kollegen von mir auch auf dieser Schule. Sie hat einen ausgezeichneten Ruf, ein strenges Konzept und nur erfolgreiche und gebildete Abgänger. Ihr solltet froh sein, dass ich euch diese einmalige Chance bieten kann anstatt so undankbar zu sein!!!“ Den beiden schien die Luft zu fehlen. Für Seto brach der Rest seiner kleinen lügnerischen Welt ganz in sich zusammen. Ein Vater, der sie hunderte Kilometer von zu Hause wegschickte, in ein fremdes Land, eine fremde Schule, in der eine Sprache gesprochen wurde, die sie nur spärlich selbst beherrschten… wie sollte der je wieder zu seinem bösen Sohn finden? Seto hatte gehofft, dass sein Vater ihm irgendwann verzeihen würde, und ihn auch mit seinen Macken und Sünden lieben würde. Dass alles nur noch eine Frage der Gewöhnung sei, doch nun hatte er ihm auch noch die letzte Hoffnung geraubt. „Ich kann überhaupt kein Französisch!!“, brauste Finn sich auf. So sollte das alles ganz und gar nicht laufen. „Dann wirst du es eben lernen müssen!! Und nun schafft euch weg, auf euer Zimmer, ihr undankbaren Blagen!!“ Finn schnaubte sauer, und fasste dann Seto sanft an der Schulter. „Komm..“, sagte er leise zu ihm. Apathisch ließ Seto sich führen. Finn führte ihn zu sich ins Zimmer. Er wollte sich gerade zu Seto ins Bett legen, als er draußen den Vollmond entdeckte. „Hah. Sieh ihn dir an, Kimi. Der dicke fette Mond. Der is so riesig, im Gegensatz zu den Sternen.. und trotzdem sieht es aus, als würden die Zwerge ihn beschützen….“ Seto hörte ihm nicht so recht zu. Außerdem sah er die Sternensache viel pragmatischer als Finn. Finn verglich das Sternensystem oft mit schwachen oder faulen Menschen, die zu blöd waren sich selbst zu helfen und zu lieben, die sich deshalb in der Dunkelheit des Alls verzogen und sich von den Milliarden kleiner Lichtquellen trösten ließen. Seto sah das All meist einfach nur als All, das schön zu bestaunen war, weil es unendlich Weiten und fremde Welten barg. Vielleicht auch Welten, auf denen so ein armer Wicht wie er auf die anderen fremden Planeten starrte…. Vielleicht gab es das.. einen außerirdischen Doppelgänger. Aber auch an einen solchen Unsinn wollte Seto nicht glauben. Finn legte sich neben ihn aufs Bett. „Aber weißt du was.. Wenigstens ist der Mond nicht feige und steht zu seinen Schwächen und Narben. Und weißt du noch was… Auch wenn er schwach ist und so aussieht…. Gibt es so viele die ihn trotzdem lieben.“ Seto dachte angestrengt nach. Es fiel ihm doppelt so schwer Finn zu verstehen, wenn er solche Seitenhiebe versteckt auseilte. Seto wusste nämlich nie, ob Finn vielleicht ihn mit seinen Messages erreichen wollte. „Klar.. Du hast Recht…“, murmelte er letztlich, obwohl er immer noch nicht ganz verstanden hatte, was Finn nun von ihm wollte. Kapitel 3: Gib mir... nur noch einen weiteren Tag im Paradies ------------------------------------------------------------- Kapitel 3: Gib mir… Nur noch einen …. Weiteren Tag im Paradies. « Aus meinem wunderbaren Chaos... wird Verzweiflung und Wahn…. Und daraus entsteht der verrückteste Krieg!! Und selbst wenn ich dich nach alle dem noch liebe… Ich hasse dich mehr, als man je einen Geliebten lieben könnte…. » Die beiden Jungen waren schon am Einnicken, als plötzlich schnelle Schritte auf sie zu kamen und jemand die Tür aufriss. Keijo stand im Rahmen, mit wutverzerrtem Gesicht, dem Schweiß auf der Stirn. Er schlug hastig gegen die Wand, wollte das Licht anschalten, doch als es auch beim dritten Schlag noch nicht an ging, trampelte er im Dunkeln zu Finns Bett und packte zu. Mit seinen langen Fingernägeln kratzte er noch Finn, ehe er Seto aus dem Bett zerrte. „Was ist denn los??“ „Was los ist?!“, schrie er ihm entgegen, sein Kopf war vor Wut knallrot angelaufen. Finn rieb sich durchs Gesicht und sah nach draußen, hoch zum Himmel. „Ich wusste es, verdammt….“, flüsterte er und lief seinem Vater nach. In der Küche, im Obergeschoss, im Wohnzimmer, überall brannten die Lichter. In der Küche angekommen stieß er Kimi so stark nach vorne, dass er mit dem Gesicht auf der Tischkante landete und sich die Lippe aufschlug. Finns Herz begann schneller zu schlagen. Was sollte er jetzt tun, was sollte er jetzt nur tun, das war so wieder nicht eingeplant. Wieso konnte er den einen verdammten Tag nicht noch ausharren. Gedanken schossen durch seinen Kopf und krampfhaft suchte Finn nach einer geeigneten Lösung. Sollte er an Keijos Schublade gehen….. …..die verbotene Schublade…. Die Schublade, die er heute Mittag wie so oft geöffnet hatte, um sich zu versichern, dass sein kleines nützliches Geheimnis noch darinnen lag? Aber dann würde Kimi alles mitbekommen.. Und die Sache wäre nicht mehr sicher… Während Finn seine Fingernägel in seine Schläfen grub hasste er sich selbst, sich, für seine Hilflosigkeit und seinen Vater, da er ihn in solche Situationen brachte. Finn würde Seto heute das letzte mal nicht mehr vor Keijo beschützen können. Und dann wäre der Spuk vorbei. Doch für Kimi sollte am heutigen Abend den Horror erst richtig beginnen. Schluchzend richtete Kimi sich auf und fing mit der Hand das Blut ab, ehe es auf den Boden tropfen konnte. „Fang bloß nicht an zu heulen, du kleine verlogene Missgeburt!! Wegen dir ist erst alles so geworden wie es nun ist!! Sieh uns an, sieh das Haus an, sieh was wir haben und alles ist nur deine Schuld!! Genauso ist es deine Schuld, dass sie nicht mehr hier ist! DU hast sie in den Wahnsinn getrieben, du verdorbenes Teufelskind!!!“ Keijo schrie Kimi unentwegt an, und keiner der beiden wusste wieso. Kimis Wangen rannen immer mehr Tränen entlang und er konnte nicht aufhören, auch wenn er wusste, dass sein Vater ihn dafür verachtete. » Finn lügt doch in Wirklichkeit, wieso sollte Papa mich anlügen? Und wieso soll Mama sonst gestorben sein?? Ich hab sie verrückt gemacht, weil sie so große Angst vor mir hatte!! Weil ich böse und verdorben bin!! Er hat doch recht!! « „Hör nicht auf ihn, Kimi!!!“, rief Finn verzweifelt, doch weder Kimi noch Keijo hörten ihm zu. „Ich sag dir, wieso ich mir dein Gesicht zu später Stunde abermals ansehe!!!“ Keijo schnappte etwas von der Küchentheke und warf es Seto gen Kopf zu. Seto aber war schon zu weit in seine eigene Welt abgedriftet, hörte nicht hin und sah nicht zu sondern warf sich nur ständig stumm vor, wie schlecht und verdorben er doch sei. Seine Augen waren leer, sie starrten ins graue Nichts, seine Unterlippe, auf der sich der Speichel absetzte, zuckte leicht, aber Seto war nicht fähig zu reden. Er sang ein leises Lied vor sich her, nur für sich alleine, das kein anderer hörte. Auch als die Blechbox ihm am Kopf traf reagierte er nicht. Eine tiefe Wunde riss sie, die zu bluten begann und sein glattes blondes Haar durchtränkte. „ich hab euch gesagt, ihr sollt restlos ALLES wegwerfen!! Das gehört auch dazu!!!“ Die Blechbox war vom Sturz aufgesprungen und eine süße, unschuldige Melodie drang aus ihr. Seto kniete sich neben die Box und fasste sie behutsam an, als sei sie ein kleines zerbrechliches Vogelbaby. Vorsichtig nahm er sie hoch und sah sich das Innenleben der Box an. Diese Melodie.. Das Lied, das ihre Mutter ihnen früher immer vorsang… Das Lied, das Seto ständig vor sich her sang…. Seine Finger zitterten furchtbar, aber er konnte sie nicht von dem tanzenden Paar im Inneren lassen. Über dem Tanzparkett hing ein voller Mond und viele kleine Sterne… Die Melodie klang verzerrt und als Seto den Kopf der Prinzessin berührte, stoppte auch der Tanz. In diesem Moment umschlang Keijos Hand Setos dünne Kehle. Alle Knochen und Adern prangten hervor, als er zudrückte und Seto mit all seiner Kraft hoch zerrte. „Kannst du mir nun erklären, wieso du das nicht weggeworfen hast?!??“ Seto röchelte leise, seine Augen wurden glasig. Als Kimis Träne auf Keijos Hand tropfte, ließ er ihn los, als sei er davon angewidert oder habe Angst, sich mit einer schlimmen Krankheit zu infizieren. Kimi sank zurück auf die Knie, und starrte Keijo in die Augen…. Mit seinen wunderschönen blau-grünen Augen, die Keijo in diesem Moment zu hassen begann. Denn sie sahen aus wie die seiner geliebten Frau. Allzu oft hatte auch sie Keijo mit diesem Blick der stummen vorwurfsvollen Trauer angesehen… Damals, als sie noch voller Lebensfreude war, immerzu lachte und sich herzlich um ihre Kinder kümmerte, die sie, wie sie beteuerte, über alles in der Welt liebte. Aber zu dieser Zeit erkrankte Keijo, bedingt durch zu viel Stress und starke Depressionen, an einer Schizophrenie. Umso öfter kam es vor, dass Keijo seine liebevolle Frau schlug oder sie wider ihres Willen zum Geschlechtverkehr zwang. Und auch Fremdgehen war diesem neuen, unheimlichen Keijo nicht fremd. Dieser Blick… Klagte er ihn an? Ihn, Keijo, der alles so schuf, wie es nun aussah? Der seiner Familie immer alles entbehrte und hergab? Wer in dieser Familie von Schmarotzern und Parasiten hatte schon das Recht dazu, ihm etwas vorzuschreiben oder ihn anzuklagen. Ohne ihn wären diese Rotzplagen doch genauso wenig lebensfähig, wie Lyyli, diese naive und labile Frau… Keijo konnte diese Augen nicht ertragen, denn sie vergewisserten ihm, dass er an dieser zerrissenen und kaputten Familie Schuld war. Er hatte Seto diese Krankheit vererbt, er hatte nicht für genug Unterstützung gesorgt und hatte seine eigene Frau grün und blau geschlagen und sie krank gemacht. Krampfhaft bohrten die Fingernägel des Mannes sich in seine Handflächen, die schon bald zu bluten begannen. Hastig zog er die Luft durch die Zähne und blies sie wieder hinaus, wobei er seinen Speichel mit aus dem Mund blies. Er kratzte sich an den Schläfen und gab beängstigende Geräusche von sich, wie ein verwundetes Tier, das nun zum letzten Angriff übergehen würde. Da dieses Verhalten selbst für Finn fremd war, kam er zu Seto und legte seine Hand auf seine Schulter. „Nicht Falsches machen jetzt… Gleich ist sicher alles vorbei!!“ Finn wollte Kimi beruhigen, doch seinen Worten glaubte er nicht einmal selbst. Keijo packte sich selbst am Haar, riss daran und schrie laut auf. Dann schlug er mit der Hand aus und warf dabei eine Vase vom Tisch. Seto legte den Kopf schief und betrachtete, wie die schönen Blumen aus der Vase sprangen und unachtsam auf dem Boden landeten, in der Pfütze, wo sich das Wasser schon verteilt hatte. „Ich halte es nicht mehr aus mit dir!! Ich kann dich nicht mehr sehen!!!!!!!!“, schrie er, seine Lungen raschelten beim Atmen. Dann kniete er sich hin und grinste die zwei Blonden unheilvoll an. „Oder du sollst mich nie mehr so ansehen!!“ Seto blickte auf, als sei er gerade erwacht, doch alle Reaktionen wären zu spät gewesen, denn eine Scherbe schellte von oben herab, direkt in sein rechtes Auge. Finn schrie auf, aber Keijo zog die Scherbe wieder zurück und stach noch einmal zu. Bei jedem Schnitt drang mehr Blut aus Kimis Gesicht, das er ihm regelrecht zerschnitt. Seto fiel schreiend rückwärts um, Keijo holte erneut aus, doch dieses mal reagierte Finn. Er hatte sich eine von Keijos sündhaft teuren ausländischen Weinflaschen genommen und zog sie seinem Vater über den Kopf, der wortlos zu Boden fiel, zwischen Setos Beine. Einen Schockmoment verharrte Finn in seiner Position, starrte auf seinen regungslosen Vater hinunter, der am Kopf blutete, aber dann fasste er sich, rannte um den Körper und kniete sich zu Seto. „Seto!!! Seto, sag etwas!!“ Während er verzweifelt auf seinen Bruder einredete, zog er sich sein Tshirt über den Kopf, welches er zum Stillen der Wunde benutzen wollte. Doch er traute seinen Augen nicht, als er sich Kimis Gesicht ansah. Die Wunde hatte längst aufgehört zu bluten. Sein Augapfel erschien noch heil. Aber…. Keijo hatte ihn doch erwischt…. „Finn….“, schluchzte Kimi plötzlich und fiel in seine Arme. „Es ist so dunkel …“ Finn riss die Augen auf. Hatte Keijo ihn blind bemacht??! Als Seto in Finns Armen lag, bemerkte er, dass dieser weinte. Sein Herz schlug so schnell, dass Seto dachte es würde aus seiner Brust dringen. Finn zitterte noch mehr als Kimi selbst. Er schien sich schon wieder beruhigt zu haben, denn er sang leise für Finn sein geheimes Lied. „Hör auf zu weinen… Finn… es tut nicht mehr weh….“ “Aber.. Aber…..“, schluchzte Finn, was Seto gar nicht von ihm gewohnt war. „Ich dachte er bringt dich auch noch um! Uhuuuhuu…“ Finn drückte sich noch fester an Seto, der dieses Gefühl für einen Moment genoss. Noch nie konnte er für seinen kleinen Bruder stark sein.. Vielleicht lag es daran, dass er so schlecht war und niemals ein guter großer Bruder für ihn sein könnte. „Psst.. ist gut jetzt!!“ Finn wischte sich übers Gesicht. „Wir müssen zu einem Arzt…“ Aber Seto schüttelte den Kopf. „Was sollen wir dem denn erzählen….? Morgen wüsste das ganze Dorf davon.. und wer weiß, was er dann tun wird….“ Finn sah zu Boden, als sei er beschämt, weil er sich gerade so blamiert hatte. „Ist der tot…??“, fragte Seto etwas beängstigt und tippte Keijo an, der sich immer noch nicht gerührt hatte. „Wer weiß…. Geschähe ihm Recht…“ Aber er löst sich von unnötigen Gedanken, denn nun musste etwas getan werden. Er stand auf und half Kimi auf. „Komm….“ Er führte ihn in Bad und wusch ihm das Gesicht ab. Das ganze Blut löste sich und lief über seine Finger, zog Kreise im weisen Waschbecken, bis es im Abfluss verschwand. Finn reichte seinem Bruder ein Handtuch, in das er sein Gesicht drückte. Er hob den Kopf und sah in den Spiegel. Ein Auge war unversehrt… Und das andere… Alles schwarz…… Seto fuhr mit den Fingern über das Spiegelglas, hinterließ blutige Spuren.. und sah immer noch fassungslos in das Spiegelbild. Sein Vater hatte ihn entstellt. Er hatte eine riesige, hässliche und klaffende Wunde, die beinahe von der Stirn bis zur Lippe reichte. Doch Keijo hatte nur die rechte Gesichtshälfte erwischt. Je länger Seto sich selbst betrachtete, umso weniger sah die Wunde aus, wie eine Wunde.. Sie sah schon jetzt aus, wie eine Narbe. Eine hässliche Narbe, die er sein ganzen Leben lang mitten im Gesicht tragen würde. Als Beweis. Als Beweis für seine Verdorbenheit und sein schlechtes Wesen. Als Beweis für seine Herkunft und den Mord an der eigenen Mutter. Letztlich als Beweis des Hasses seines eigenes Vaters. Seto stand wieder vorm Spiegel. Die Blutspuren waren längst verschwunden und auch die Kruste auf dieser widerwärtigen Wunde. Die Spieluhrenbox war auch längst verschwunden, da, wo sie Keijo sicher nicht finden würde. Denn sie war ein Geschenk von Lyyli an Seto gewesen. Auch wenn sie nun kaputt war… Alles war verschwunden Bis auf Setos Hässlichkeit. Die Narbe brandmarkte ihn wie einen Gefallenen oder Verstoßenen aus der Hölle. Hatte Keijo Recht? Doch seit dieser Verstümmelung hatte er Seto nicht mehr angerührt oder war eklig zu ihm. Es schien gerade so, als wäre Seto nun für ihn Luft und keinerlei Bedrohung mehr. Es lag schon weit über einen Monat zurück. Und bald würden er und Finn nach Frankreich abreisen müssen, von wo sie nur in den großen Ferien zurückkämen. » Und mit dieser Fratze soll ich in ein fremdes Land…..die anderen werden Angst vor mir haben…« dachte Seto beunruhigt und versuchte sein Pony über die Narbe zu ziehen. Die Haare verdeckten sein hässliches Lid und sein totes Auge gut, nur auf der Wange sah man noch die Rückstände der Scherbenkratzer. Kapitel 4: Lovely Boy...? ------------------------- Kapitel Vier: Lovely Boy » Irgendwann gewöhnt man sich zu sehr daran, doch nur verletzt zu werden….« Am Selben Tag… Schon früh am Morgen war Finn aufgebrochen, um Dany einen Abschiedsbesuch abzustatten. Sofort bat dieser ihn auch herein. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht!! Wieso hast du dich so lange nicht gemeldet?“ „Ahh.. Tut mir Leid!!! Ich hatte viel zu tun, mit der Schule und zu Hause, weißt du..“ „Achso …verstehe.. ja ! Doch er verstand gar nichts. Dany wusste rein gar nichts. Finn wollte ihn heute das letzte Mal testen. >Hihi. Wenn du wüsstest, wie spannend das heute für dich wird. Du entscheidest selbst über dein Leben oder Tod!!!< Denn Finn hatte sich seinen Plan lange zurecht gelegt. Heute war der Tag der Abrechnung. Für Dany und Keijo. Kaum hatte Finn sich versehen, lag er auch schon neben seinem vermeidlichen Liebhaber im Bett. Dany hatte einen Arm um ihn geschlungen und spielte mit seinem Zeigefinger an Finns Nippel. Finn lachte. Vielleicht würde Dany heute ein Stück weit gewinnen. Über ein halbes Jahr hatte er ihn nun hingehalten und heute würde Finns Neugier siegen. Denn heute wollte er sich wirklich mit ihm vereinigen, wie Dany es immer ausdrückte. Zwei Liebende verbanden sich so, und auch wenn Finn nicht wusste, ob er Dany noch liebte, wollte er sich dieser Sünde hingeben, die alleine auf den Fotos so erregend und verdorben aussah, dass Finn das Blut in den Kopf schoss. Er würde mit Freuden Dany ein Stück weit hingeben, wenn er so viel zurückbekommen würde. Doch zuerst wollte er ihn ein letztes Mal testen. Vielleicht würde eine passende Antwort Finns gesamte Pläne durcheinander werfen und ihn wieder chaotisch und verletzlich werden lassen. Aber dann wüsste er, dass Dany ihn wirklich verstand und mit allen Fehlern liebte, genauso, wie er es ihm immer wieder bestätigte. Vielleicht kann ich ihm dann auch verzeihen, dass er mich verarscht hat und die Liebe zu mir in den Minuten vergaß, als er sich mit den anderen verband..< „Dany.. ich muss zuerst über was mit dir reden… Es bedrückt mich wirklich sehr….“ Genervt stöhnte Dany auf. Finn hatte ihn schon erregt, ohne etwas getan zu haben. Finn empfand das wie eine schallende Ohrfeige. Denn dieses mal meinte er es ernst. „Ich wollte es dir schon einmal beichten, aber du hast mir nicht zugehört. Du wolltest mir nicht glauben, aber ich bin wirklich ein böser Junge. Mein Vater sagt immer, mein Bruder sei verdorben und böse, aber er irrt sich. In Wirklichkeit bin ich der schlechte Mensch. Was ich dir damals sagen wollte war, dass ich….“ Finn sah auf seine Hände hinab. Sie waren noch zart und klein, niemals hatte er etwas Anstrengendes damit verbringen müssen. Dany hörte ihm halbherzig zu, obwohl er hätte bemerken müssen, dass sich Finn anders benahm, als die ganz Zeit, er war nicht mehr so selbst beherrscht und selbstsicher. Es war als spräche er aus den Tiefen seiner sündhaften Seele. „Ich habe einen Menschen getötet!!“ Zuerst herrschte eine Stille …. Doch plötzlich lachte Dany auf. „Hahaha Hör auf mich zu veralbern, so etwas ist nicht lustig, Finn!! Du solltest froh sein dass ich zu erregt bin, um dir eine Tracht Prügel zu geben!!!“ Zum zweiten male fühlte Finn sich verraten und war verletzt. Bisher hatte einen so stechenden Schmerz nur seine Mutter in ihm hervorgerufen. Dany damals auch. Doch heute nicht mehr. Finn war wütend und empfand nur noch Verachtung gegenüber Dany. Nun sollte er wenigstens einmal zu etwas nütze gewesen sein und Finn in das Liebesleben einführen. Denn damit prahlen konnte er nicht, so dass Finns Verwandte es mitbekommen könnten. Und sicher hatte er auch viel Erfahrung gesammelt und würde Finn einen lehrreichen Start bieten können. Still und unbemerkt liebten sich Finn und Dany, verbanden sich wie die Liebenden, die sie schon lange nicht mehr waren. Nachdem alles vorbei war, war Dany eingeschlafen und Finn nutzte die Situation. Sein gesamter Körper schmerzte und schien unter Spannung zu stehen, doch diese Momente waren es gewiss wert. Er eilte in Danys Keller, zu seinem kleinen Geheimnis und nahm sich abermals eine Hand voll Fotos mit. Sie waren alle neu. Am selben Tage. Mittags. Sicher schon zum zwanzigsten Mal klingelte das Telefon im Hause Joulpukki. Entnervt nahm Keijo letztlich ab. „Ja…“ „Ah~ Hallo. Hier ist Nakööri! Ist Finn da…??“ „WER?“ Finn kam gerade um die Ecke. „Ist Dany dran??“, strahlte er und nahm den Hörer. „ AH, hallo! Na?“ „Du warst vorhin plötzlich weg… ich hab gerade an dich gedacht,.. und was heute Morgen alles passiert ist.. und ich dachte du kommst vielleicht noch mal vorbei…. Dann könnten wir uns ein letztes Mal Verbinden, bevor du weg musst…“ Finn senkte den Blick. Noch eine Ohrfeige. Verkrampft biss er sich auf die Unterlippe und zwang sich zu Lächeln. „SO ein Zufall.. Daran dachte ich auch schon!!! Ich würd mich wirklich wahnsinnig freuen.. Immerhin war das so schön!!!“ „Heißt das du kommst heute noch mal….?“ Nicht nur Dany hatte sich als nützliche Erfahrung erwiesen, denn auch Finn stellte sich im Bett gut dran, dafür, dass er noch unschuldig war. Dany hatte das sicher gefallen und nun leckte er sich sein gieriges Maul nach mehr. „Natürlich!“, lächelte Finn zuckersüß. Niemand hätte bei diesem unschuldigen Engelsgesicht etwas Böses erwarten können, doch Finn hatte sich schon alles zurecht gelegt. Denn heute war der Tag seiner Rache endlich gekommen. Der erste Akt war vollzogen… Und Dany würde Finn ab jetzt nur noch im Wege stehen oder seine Gefühle durcheinander bringen. Und so etwas konnte Finn nicht gebrauchen, denn Seto brauchte ihn nun mehr denn je. Dany, dieser Idiot, hatte sich aber auch wirklich Zeit mit seinem Anruf gelassen. Finn hatte schon Angst, es würde nicht mehr so hinhauen, dass Keijo an den Apparat ging. Aber alles lief voll nach Plan. Im Moment waren Winterferien und Seto und Finn sollten morgen für ein paar Tage zu ihrer Tante nach Frankreich fliegen, um schon mal ein paar Sachen mitzunehmen und sich ein bisschen die Städte anzusehen. Wenn sie im Sommer zum Schulwechsel kommen würden hätten sie sicher keine Zeit dazu, so hieß es. Nach einer Zeit legte Finn auf. „Wer war das nun??“, murrte Keijo. Finn grinste noch mehr. Perfekt, Keijo war schlechter Laune und er hatte auch dafür gesorgt, dass er die Tabletten für seine Krankheit nicht genommen hatte. „Na Dany.“ „Und wer ist das…?“ „Ein Freund von mir!“ „DU verbringst aber ganz schön viel Zeit mit ihm!!! Und übernachtest dort auch so oft!!!“ „Ja… Ich hab ihn ja auch wirklich sehr sehr gerne!!!!“ „Aha! SO gerne?? Der klang ziemlich alt… wenn du mich fragst!!!“ „Dany ist ja auch schon 28!!“, sagte Finn zuckersüß. „WAS!!! DU bist 16!!! Was will so ein alter Sack von dir???“ „Sei doch nicht so gemein!!! Er war immer ganz lieb zu mir!!“ Finn setzte eine Schnute auf, wobei ihm selbst fast schlecht wurde, so ein kindisches Theater abzuziehen, doch Keijo ging in die Falle. „Wie meinst du das LIEB?? Hat er etwa….“ „Mh..?“ „Verdorbene Dinge getan???“ Finn gab sich alle Mühe authentisch zu schauspielern, er tat, als hätte ihn das peinlichst berührt. „Nein…. Nein!!! Er hat nur,.. nur… mhh… so … Foto..s… von mir gemacht…“ „Fotos!! Was für welche!???“, brüllte Keijo ihn an und Finn tat, als sei er geschockt darüber. „Wa…Warte hier Papa.. Ich hol dir welche!! Ich zeig sie dir!!“ Und dann rannte Finn nach oben. Voller Euphorie begann sein Herz zu rasen. Diese Bilder würden Keijo ganz den Rest geben und dann würde Dany seine gerechte Strafe bekommen…. Die gerechte Strafe dafür, dass er ihn nur belogen hatte und benutzen wollte, wie all die anderen Plagen auch. Aber Finn war nicht so ein dummes Baby. Und er war auch nicht von Dany abhängig oder so liebestoll, dass er nicht sehen konnte, was dieser ach so liebevolle Liebhaber nebenbei noch tat. Vielleicht waren die anderen Jungs auch zu blöd dazu oder redeten sich ein, dass da nichts war, obwohl sie es wussten. Solche Spiele konnte er ja gerne mit anderen treiben, aber Finn ließ sich das nicht gefallen. Dany hatte ihn so lange umschmeichelt, bis Finn sich tatsächlich in ihn verliebt hatte, aber ihm wurde die Sache suspekt, als Dany ihn ständig nur in die Kiste bekommen wollte. Heute war es passiert. Aber Finn empfand dabei keine Freude, keine Liebe für ihn, sondern nur Lust. Ein heißes Verlangen nach mehr, dem Dany wie ein Sklave brav nachging. Finn interessierte es nicht, dass sich gerade Dany mit ihm verbunden hatte und es hätte ihn mit jemand anderen, der sich genauso gut dran stellte, sicher nicht weniger befriedigt oder erfüllt. Hieß das wirklich, dass Finn nichts mehr für seine erste Liebe empfand? Natürlich musste es das heißen. Zumal Dany seine Anteilnahme und Interesse nur gemimt hatte, denn immer wenn es um etwas Ernsteres ging oder eine Sache, in die Dany mit hineingeraten könnte, wimmelte er ihn ab und versuchte ihn aufs Neue zu verführen. Außerdem spielte er Finn die große Liebe vor, die er gar nicht war, denn neben Finn hatte er noch andere Jungs. Noch viele. Denn in der Schublade lagen so viele hundert Bilder, Fotos, Unterwäsche, Spielzeug… Finn sträubten sich die Nackenhaare, dass er so dumm gewesen war, auf einen so durchtriebenen Mann hereingefallen gefallen zu sein. Hastig zog er aus seiner Schreibtischschublade die Fotos, die er vor einiger Zeit bei Dany entdeckt und heute wieder mitgehen gelassen hatte. Natürlich gerade so wenig, dass sie Keijo überzeugen würden, aber Dany das Fehlen nicht bemerken würde. Finn rannte die Treppe wieder runter. „Papa, ich hab nur welche gefunden, die Dany von den anderen gemacht hat. Ich weiß nicht, wo die von mir sind!!!“ Er drückte seinem Vater die 4, 5 Fotos die er hatte in die Hand und betrachtete genüsslich seine Reaktion. Seine Augen schienen sich aus dem Kopf drücken zu wollen, sein Gesicht verzerrte sich immer mehr, bis er am Ende aussah, wie ein hässlicher Dämon. Er holte vor Wut und Verabscheuung so hart Luft, dass sein Hemd zu eng dazu erschien. Auf den Fotos waren andere kleine Jungs. Manche sogar noch jünger als Finn selbst. Manche nur nackt, andere in erotischen Posen, andere fassten sich selbst an und sahen unschuldig oder mit Tränen in den Augen in die Kamera. Lauter süße kleine Jungs, die weiß Gott was anderes tun sollten, als für einen perversen, kranken wie Dany zu posieren, der ihre Unschuld und Unwissen nur für seine Triebe ausnutzte. „So was hat der auch mit dir gemacht???!!!“ Finn sah ihn bestürzt an. „Aber Papa, was hast du?? Dany hat gesagt, dass Fotos machen gar nichts Schlimmes ist!! Immerhin macht jeder immer ganz viele davon!! Er hat gesagt ich soll mich entscheiden: Entweder wir machen solche Fotos oder wir machen…. An….fa.ss..e…n“ Keijo spritzte vom Stuhl auf, der durch die Wucht umflog. „Wo wohnt dieser Dany???!!!“, bellte er Finn an. „Du… Du wirst ihm doch nichts tun, oder Papa!?“ „Nein!!! Ich will nur „REDEN“!!!“, fauchte der Ältere. Finn war versichert. Innerlich lachte er, er hatte triumphiert. Er führte das Schauspiel zu Ende und nannte seinem Vater die Adresse, der kurz darauf verschwand. Finn sah zum Himmel und lächelte... „Bestrafe die Bösen.“ Seto trat deprimiert aus dem Bad. „Hey. Weißt du was? Ich lad dich zu einem Eis ein, was meinst du??“ Doch Kimi bedrückte das noch mehr. „Ich will keinem diese Fratze zumuten…“ „Red keinen Unsinn!!! Einen tollen Menschen könnte keine Narbe der Welt entstellen! Und alle die sich nur für diese Wunde interessieren, sind es gar nicht wert beachtet zu werden!!! Und weil du so ein toller Mensch bist, lade ich dich sogar zu einer riesigen Eisbombe ein!!“ Seto dachte einen Moment nach, doch als er Finns Gesicht sah, musste er lächeln. Jedes mal bekam Finn das wieder hin. „Wir müssen noch mal hier in die Stadt, ehe wir zu diesen hochnäsigen Messieurs Schnecke müssen!!“ Seto kicherte, zog sich seinen Mantel an und verließ mit Finn das Haus. Wenn Seto mit Finn unterwegs war, machte ihm seine Narbe gar nichts aus. Finn gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und des Beschützt.seins. Er strahlte so viel Selbstbewusstsein aus, dass es sogar noch für eine Portion für Seto genügte. Manchmal war Seto eifersüchtig darauf, dass er nicht so war wie Finn. Gut aussehend, beliebt, ein Einserschüler…. Noch dazu hatte er diesen Charme und sein Selbstvertrauen.. Aber so lange Finn bei ihm war, war alles egal Und wenn die Leute dumm guckten, machte Finn sich über sie lustig, so dass diese sich errötet abwandten und schnell weiter eilten. Die beiden machten sich einen schönen Tag und wie versprochen kaufte Finn für die beiden einen riesigen Eisbecher, den sie aßen, obwohl Finnland schon lange wieder unter einer dicken Schneeschicht begraben war. (Wieso hat in finnland im winter n eiscafe auf…? Bzw Überhaupt) Währenddessen: Keijo hatte inzwischen mit Dany abgeschlossen. Dany hatte gegen Keijo, der viel größer und kräftiger war, nicht die geringste Chance und hatte all seine Attacken und Demütigungen über sich ergehen lassen müssen. Das würde ein Nachspiel haben, rief der schwer verletzte Dany noch, doch da schmiss Keijo ihm die Fotos ins Gesicht. „Ja, für dich, wenn du einmal dein Maul aufmachen solltest!!“ „Oder für ihren Neffen!“ Daraufhin fuhr er aufgewühlt zu seinem Bruder….. Am selben Tag, später Nachmittag. Nach zwei Stunden hetzte Finn und wollte wieder nach Hause. Er erwarte noch einen Anruf, sagte er. Zu Hause angekommen hörte er sofort den AB ab. Die erste Nachricht war von Dany. „Hallo Finn, ich bins noch mal. Ich wollte nur fragen, wo du bleibst!!!“ Der zweite Anruf war von ihrem Onkel, dem Bruder ihres Vaters. Er richtete ihnen aus, dass Keijo gerade bei ihnen aufgetaucht sei und einen riesigen Terz veranstaltet hatte, da er von so einem perversen Schwulen käme, dem er so richtig die Leviten gelesen habe!! Der größte Verbrecher, der Keijo je untergekommen war. Finn wusste sofort, worum es ging und wieso er gerade zu seinem Bruder gefahren war. Seine Tante hatte händeringend nach einem Babysitter für Lauri gesucht, Setos und Finns kleinem Cousin, der gerade mal 2 einhalb war. Nakööri hieß der junge Mann. Mitte Zwanzig und Student. Und bei Keijo klingelten sofort alle Alarmsignale. Ihr Onkel sprach weiter, dass Keijo so aufgewühlt und erregt sei, dass er sicher nicht vor Abend zurückkommen würde, denn Auto fahren konnte er so nicht. Finn konnte es nicht fassen, wie reibungslos das alles verlaufen war, doch wie sollte er nun nach Dany sehen, nachsehen, wie gründlich Keijo für ihn gesorgt hatte? „DU kannst ruhig deinen Freund Tschüss sagen gehen,… Sobald Vater ankommt, hast du dazu keine Zeit mehr…“, meinte Seto in einem netten, fast besorgtem Ton. Dieses mal lief Finn ungekünstelt rot an. Er wusste davon?? „Ich… du….. ähh…“ „Keine Sorge. So wie es schneit, kommt Vater nicht, ehe es aufgehört hat. Wer weiß, ob er heute überhaupt noch heimkommt. Und du bist zu Fuß ja schnell bei ihm, nicht??“ Überwältigt nickte Finn. „Ok.. Ich geh oben noch sein Abschiedsgeschenk holen……. Ich beeil mich auch!! DU kannst ruhig essen für mich mitkochen!“ „Falls ich das Haus nicht abfackle dabei!!“ Finn grinste und streckte ihm den gestreckten Daumen entgegen und eilte die alten Holztreppen nach oben. Er zog sich hastig die Handschuhe über, er durfte nun keinen Fehler machen. Das war doch nicht das erste Mal…. Zittrig schob der die Handschuhe über und betrat Keijos Zimmer. Tief atmend schritt er auf den Schrank zu und öffnete ihn. Tatsächlich. Keijos Waffe lag noch darin. Ein wenig geschockt, dass sie wirklich darinnen lag, sah Finn den Revolver erst einen Moment an, doch nun durfte er keine Zeit verlieren… Er nahm ihn hoch und steckte ihn tief in seine Hosentasche, zog seinen weiten Pulli darüber. Er nickte sich beruhigend zu und kam wieder runter zu Seto, der sich vor den Fernseher gesetzt hatte. „Also! Ich gehe nun! Ich hab mein Handy dabei, ok!“ „Jaja.. Schon ok.. Nun geh endlich!!“; wickelte Seto seinen Bruder ab und schubste ihn. „Bis später!!“, rief Finn noch, ehe die Tür ins Schloss fiel. Ich würde mich auch gerne verlieben… Aber.. so wie ich aussehe.. will mich sicher niemand mehr haben… Und außerdem bin ich innen genauso hässlich und verdorben, wie außen. Genau das wollte Vater mir bewusst machen, nicht wahr… Gott??< Mit diesem Gedanken schloss Seto die Augen und rieb sich über die Wunde. Sie tat nicht weh…. Aber Setos Herz. Viele kleine Wolken tanzten vor Finns Mund, er hatte sich abgehetzt, um so schnell wie möglich bei Dany zu sein. Nun war er da und traute sich nicht hinein…. Ständig wollte er klingeln, ließ aber wieder davon ab… Lief wieder zur Tür und wieder zurück…. Fin fuhr sich durchs Haar. >Ich hab doch alles geplant.. Es passiert nichts…< Er hatte sich selbst bestärkt, hob den mit Schnee bedeckten Blumentopf hoch und nahm sich Danys Ersatzschlüssel. Finn ließ den Schlüssel noch zweimal fallen, ehe er es endlich schaffte, ihn ins Loch zu stecken und umzudrehen. Danys Wohnung lag im Stillen, es war kein Mucks zu hören… Vorsichtig schritt Finn ein und rief nach ihm. Vom Wohnzimmer hörte er eine schwache Antwort. >Er ist also da…< Plötzlich wirkte er wieder gefasst, das Chaos hatte er beiseite geschoben. Hier war der Ort, der ihn wirklich verdorben hatte. Und wenn Gott das schon gesehen hatte, konnte es nun nicht mehr viel schlimmer werden, oder?? Sicher schritt er zum Wohnzimmer und dort lag Dany auch auf dem Sofa. Er hielt sich einen Kühlakku auf die Lippe… Finn musste sich das Lachen verkneifen. Keijo hatte wirklich ordentlich zugeschlagen, wie es aussah. Dany hatte wohl ziemlich viel Blut gespuckt, eine geschwollene Lippe und ein blaues Auge. „Dein verdammter Vater!! Was hast du ihm erzählt, du kleiner Idiot!! Wie ist er an diese Fotos gekommen!!“ „Kleiner… Idiot…..?“, flüsterte Finn, als habe er sich verhört. „Und ob!! Ein sau dummer Bengel bist du!!!“ „Der Dumme hier… im Spiel.. das bist du….“ Dany sah auf. „Deine Bilder….“ Finn zog sich mindestens einen gesamten Film weiterer Fotos aus der Tasche… „Hier hast du sie..“ Finn schleuderte Dany die verdorbenen Fotos entgegen. „DU bist nämlich genauso wenig wert wie sie!!!“ Dany antwortete ihm nicht, wollt aber aufstehen und fiel zurück auf das Sofa. Sicher war sein Bein gebrochen. Konnte er nicht zum Arzt? Ach sein Auto war ja kaputt… Und der Notfallwagen… brauchte sicher wegen so einer Lappalie noch eine Weile… falls sie bei diesem Schneesturm überhaupt bald kommen würden… Dann würden sie klingeln,… und Finn aus dem Hinterzimmer abhauen…. „Du hast mich nur benutzt, dachtest du ich bin zu dumm das zu merken!?“ „Haha.. warst du doch…“ „Hast du mich nie… geliebt…?“ „Ich habe keines von euch Plagen je geliebt!! SO ist das Leben eben, du hast dich doch letztlich bereitwillig hingegeben! Genauso wie die anderen! Weil ich euch einfach um den Finger wickeln lasst!!“ „Weißt du wieso du so wenig wert bist???“, schrie Finn ihn an. Es tat weh. Er verletzte ihn nur wieder und wieder. Und so ein Wesen durfte nicht existieren. Niemand durfte es wagen, sich über Finns Gefühle lustig zu machen und auch noch stolz darauf zu sein!! „Weil du in Wirklichkeit so ein verdorbener Mensch bist, wie Vater immer erzählt. Ein böser Mensch, der nur schlechte Dinge tut! Aus eigenem Egoismus heraus, aus Spaß, anderen weh zu tun!!!“ Finns Geschrei wurde immer lauter, denn er wollte sein eigenes Schluchzen unterdrücken. Nicht einmal jetzt konnte, im letzten Augenblick konnte er seine Gefühle im Zaum halten und seine Stärke und sein Gesicht bewahren. Vor Dany war er schwach und würde er immer schwach bleiben, so lange er leben würde, weil er ihn einst geliebt und vertraut hatte. Während er Dany immer lauter anschrie, zog er den Revolver aus der Hosentasche und richtete ihn auf Dany. „Weil du ein Egoist bist… weil du böse und verdorben bist… weil du mich .. verletzt hast….“ Vor Wut und Enttäuschung biss sich Finn die Lippe auf, von der das Blut hinunter zum Kinn lief, von wo es auf seinen Pullover tropfte. Mit dem Revolver zielte er direkt auf Danys Kopf, der den Ernst der Lage erst nun registrierte. „Warte Finn.. So war das doch nicht gemeint!! Du weißt doch, wir machen immer Späße…. Natürlich liebe ich dich!! Nur Liebende verbinden sich doch auch… wegen ihrer Liebe!!! Bitte.. Bitte nimm das Ding runter!!!“ Finn sah sich Dany an und rieb sich die Nase. Wie er dort auf seinem Sofa saß, hilflos… So hilflos wie Finn gegen seine Liebe war… Wie er von dort aus flehte und bettelte.. Mit der Todesangst in den Augen… Finn genoss diese Sekunden. Sie gaben ihm endlich die Stärke und Macht über Dany, die er die ganze Zeit nicht erlangen konnte. „Sag.. Dany… Liebst du mich??“ „Ja!! JA natürlich!!!“ “Verstehst du mich auch,…??“ „Natürlich, Finn! Natürlich!! Ich weiß, dass du böse bist, wegen den Fotos… Aber diese Junge habe ich….“ „HALTS MAUL!!“, schrie Finn und trat den Stuhl vor sich um „Wen.. habe ich getötet….“, fragte er. „Was… was meinst du…?“ In diesem Moment lud Finn den Revolver und lief näher an Dany, hielt ihm den Revolver an die Stirn. „DU hast mir nie zu gehört…. Weil du einfach ein Arschloch bist… Deshalb bist du es nicht wert zu leben! Weil du wertlos, böse und egoistisch bist…Weil du mich bloßgestellt und benutzt hast…“ „Ich flehe dich an!!! Ich flehe dich an, Finn!! Ich liebe dich doch….“ „……..Und erbärmlich bist…...“ Finn drückte ab. Der Revolver schlug zurück, doch Finn blieb stehen. Finn zitterte und sah auf seinen Freund… „Wieso hast du das auch gemacht!!“, schrie er Dany an und begann letztlich doch zu weinen. Der laute Knall hatte eine Sauerei hinterlassen… Und Finn hatte sauber zwischen den grauen Augen getroffen, in die er sich einst verliebt hatte. Abwesend nickte Finn und machte Danys Augen zu, bereit für den ewigen Schlaf. Wie ein müdes Kind rieb er sich die Augen und setzte sich auf Danys Schoß. „Weißt du… Bei dir war es irgendwie nicht so schwer wie bei Mama….. Nachdem ich mich mit dir verbunden habe, war es gar nicht mehr so schlimm, dich getötet zu haben... Aber Oniichan hat gesagt ich muss mich von dir verabschieden!!“ Sanft packte er Dany Kopf, schloss die Augen und küsste ihn ein letztes Mal. „Leb Wohl… Liebster….“ Finn legt Dany die Fotos der Jungs in die Hände und den Revolver seines Vaters auf den Wohnzimmertisch. Von draußen sah er das Blaulicht. Das war wohl der Krankenwagen. Finn zuckte seufzend mit den Schultern und verließ unbemerkt die Wohnung vom Balkon aus. Den Kopf gen Himmel gerichtet lief der Blonde nach Hause. >war das richtig Gott?? Wieso tut es jetzt mehr weh, als nach Mamas Tabletten…? Weil sie nicht so gelitten hat..? Weil ich sie nur befreien wollte und Dany bestrafen? Weil ich Mama für Seto umgebracht habe … und Dany für meinen falschen Stolz….?< Als er am Wegesrand entlang schlenderte, sah er einen Polizeiwagen vorbei fahren. Auch sie hatten es bei diesem Unwetter schwer. >Ich darf gar nicht lügen, hm? Es tut gar nicht weh. Es ist schön, dass dieses Bastard nun endlich zur Hölle fährt, wo er hingehört….!!!< Finn setzte sich auf eine vereiste Bank und rieb sich noch mal den Kopf. Er durfte sich vor Kim nichts anmerken lassen, sonst wäre der ganze Plan für umsonst gewesen. Kimi hatte extra für seinen Bruder gekocht, aber Finn kam nicht… Kimi wartet …. Doch auch zwei Stunden später… war er noch nicht da. Mitten in der Nacht kam Finn erst zurück. Keijos Auto war wie erwartet nicht vorm Haus geparkt… >Sicher hat Onkel angerufen und gesagt, dass Papa da schläft… wegen dem Wetter….< Erschöpft schaltete Finn das Licht im Esszimmer an, erschrak fürchterlich als er Seto am Tisch dort sitzen sah. „Kimi!!! Was ist denn los?? Wieso bist du noch nicht im Bett!!“ Kimi aber rührte sich nicht, starrte vor sich her. „Seto!! Hey!!!“, Finn kam zu ihm und rüttelte ihm am Arm. Nun reagierte sein Bruder. „Finn.. Da… Da bist du ja… Ich hatte solche Angst!!!“ Seto schlang seine Arme um seinen Bruder. „Aber,,, aber..!! Was ist denn passiert?? Papa ist doch gar nicht da!!“ „Ja!! Ich dachte sie hätten dich auch mitgenommen!!!“ „Wer ..? Wer soll mich denn mitgenommen haben?“ „Die Polizei!!“ „Unsere Tante hat angerufen!! Sie haben Dany erschossen in der Wohnung gefunden!!! Als sie das gehört hat, wusste sie, dass es Papa gewesen sein muss! Sie hat ihnen sofort gesagt, dass Papa bei ihnen zu Hause ist….“ Finns Kopf rotierte. Geriet die Sache gerade außer Kontrolle?? „Ja!! Als ich zu Dany wollte, war keiner da!! Ich fand das schon recht komisch,.. weil auch kein Ersatzschlüssel da war…“, log er, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Seto durfte niemals in seinem ganzen Leben etwas von Finns dunkler Seite mitbekommen. Finn wusste zwar, dass er Seto liebte und Seto auch ihn, aber er war viel zu schwach um ihn zu verstehen und sein Handeln zu begreifen. „Wo ist Papa nun…..“ „In Untersuchungshaft!!“ „Können wir da….“ „Nein…. Die Polizei war schon da…. Wir sollen uns bei ihnen melden, wenn du da bist.. aber sehen können wir ihn heute nicht mehr….“ Finn atmete noch mal durch. Er wusste nicht, ob er noch genug Energie hatte, heut noch einmal gut zu schauspielern. Aber er musste!! Damit wirklich alle Sünder bestraft würden. Auch sein eigener Vater. „Ich ruf an….“ „WO warst du die ganze Zeit….?“ Finn verkrampfte. Er konnte Seto doch nicht anlügen… „Max, George, Dany, Luke, Susan, Keko und Lucky Tschüss sagen!!!“, lachte er. Und Gott sei Dank hatte er den Besitzer ihrer damaligen Hunde wirklich getroffen und eine Schlittenfahrt mit ihm gemacht. Er war mit den Prachthunden auf seinem Schlitten auf der Straße lang gefahren da anders kein Durchkommen war. Gerade als Finn sich auf der Bank niederließ, kam der alte, gutmütige Mann, der nun ihre Hunde besaß vorbei und forderte den Jungen auf, aufzusteigen und zu lenken. Genau das log er der Polizei vor. Als er bei Dany ankam, war bereits keiner mehr da… Er erzähle seine Geschichte von den Hunden und dem alten Mann… Und weinte dazu überzeugend. Unseren verhassten Vater sahen wir damals nicht mehr wieder. Soweit ich weiß, hatten sie ihm nicht die Höchststrafe gegeben….. Am nächsten Tag mussten wir trotzdem abreisen, zu unserer Tante nach Frankreich. Doch für immer…. Denn zu Hause wartete keiner mehr auf uns. Unsere Tante und unser Onkel hatten uns mit Lauri an den Flughafen gefahren… Unser Flug startete, der Schneesturm hatte sich an diesem Tag eingestellt. Es war verrückt. Aber nicht traurig. Wer hätte gedacht, dass ich in einem fremden Land mit meinem Gesicht dennoch Menschen finden kann, denen ich vertrauen und die ich lieben kann? Finn gefällt es hier sogar noch besser. Ich glaube er hat endlich eine Seelenverwandte gefunden…. Außerdem lästert er immer noch ständig über den Mond. Der hier wäre genauso schwach, hässlich und verletzlich, wie der bei uns… Ich hab ihm schon hundert mal gesagt, dass das alles der gleiche Mond ist…… Er will mir immer noch nicht glauben. Der Mond hier wäre viel kleiner…. Dieser Dummkopf ist aber dieses mal nicht der einzige mit so viel Glück… Vielleicht haben die anderen ja alle recht, wenn sie sagen, dass ich ein launischer, mürrischer Idiot sei.. Aber diese Schönheit hat dennoch nicht von mir gelassen. Als ich Finn erzählt habe, dass dieser Engel mich tatsächlich liebt hat er mir meine eigene Spieluhr wieder geschenkt. Sie spielt wieder. Ich glaube Finn hatte all die Jahre Recht und ich war gar nicht derjenige, der böse und verdorben ist… Dabei war das der Grund, wieso ich Priester werden wollte… Ich wollte mich ehrfürchtig in dein Werk, in dein Wort und deine Taten stürzen, um meine Sünde abzubüßen… Doch sie liebt mich… Sie ist ein Engel…. Und sicher lieben Engel keine bösen und schlechten Menschen, oder? Heute ist wieder Vollmond. Weißt du was… Wenn ich mir die Sterne wegdenke, wie Finn es immer gesagt hat… Ist der Mond ohne die Sterne wirklich hässlich…. Man sieht seine Wunden und Krater…. Seine entblößte Verletzlichkeit…. Jede Schwäche und hässliche Narbe… Aber Gott… sie beschützt mich nun… Denn der Mond…. Ohne Sterne … ist wie ich es… Ohne dich bin… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)