Ursprung Vs. Zivilisation (The Tribe) von Sommerwind (Jay x Pride) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Es waren die Laute der ersten Vögel, noch vor Sonnenaufgang, die Pride weckten. Unbewegt schlug er die Augen auf und sah zum dunkelgrauen Himmel hinauf. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht überkamen ihn nicht verzögert, waren viel mehr im gleichen Moment da, in dem er auch erwachte. Langsam wandte er den Kopf zur Seite, blickte in das Gesicht des schlafendes Jays. Prides Miene blieb unbewegt, vielleicht ein Zeichen seiner Nachdenklichkeit. Ja... jetzt, als die kalte Morgenluft in seine Knochen kroch, konnte er endlich nachdenken. - Und kam zu dem Schluss, dass er es schon viel früher hätte tun sollen. Lautlos stand er auf, griff nach seinen Kleidern, zog sich an. Ebenso lautlos stahl er sich dann davon, nicht in der Absicht Jay alleine zu lassen, sondern um Raum für genau das zu haben, was er jetzt tun wollte: Nachdenken. Jay erwachte etwas später durch die Kälte und Prides fehlender Körperwärme. Nicht wirklich wach, aber aufnahmefähig setzte er sich auf, warf nur einen kurzen Blick neben sich und umher, bevor er stumm nach seiner Uniform griff. In seinem Kopf war eine leicht angenehme Leere... aber nicht die mindeste Beunruhigung darüber das Pride verschwunden war. Der andere war so... er hatte es schnell zur Kenntnis genommen und sich damit abgefunden, und Probleme hatte Jay damit nicht. Sollte Pride sich die Zeit nehmen die er brauchte... er selbst genoss die Ruhe auch eine Weile, bevor er das Feuer wieder schürte um sich ein wenig aufzuwärmen. Mit dem Rücken an den Baum gelehnt, die Arme um die Knie geschlungen blickte er nachdenklich ins Feuer... Ein Fehler... so weit wollte Pride nicht gehen... doch richtig war es vielleicht auch nicht unbedingt gewesen... Nachdenklich stand er im Schatten des Dickichts, in dem der nahende Morgen noch keinen Einzug gehalten hatte. Sein Blick hing an dem gelben Schein des Feuers, welches Jay entfacht hatte, dann an dem Techno selbst. War das Liebe, die er für Jay empfand? Er konnte es nicht sagen, wirklich nicht... Die Sonne erhellte die ersten Baumwipfel, als Pride sich langsam ihrem Lagerplatz näherte, den Blick noch immer dunkel von Gedanken. Jay hatte sich nach einer Weile den Laptop aus seinem Beutel geholt und sich darüber gebeugt, ein paar Sachen eintippend. Eigentlich war das im Moment nicht wichtig... aber er hatte sich ablenken wollten sobald er angefangen hatte, ebenfalls über die vergangene Nacht nachzudenken. Nach sollten sie nicht', war der einzige Satz, der zuletzt noch hinter seiner Stirn umherschwirrte und sich dort hartnäckig hielt. Er ärgerte Jay. Warum? Hier gab es doch nichts, was dagegen gesprochen hätte. Wenn es die Sache mit sachlicher Distanz betrachtet war es absurd, aber wenn es etwas war, das Pride ihm beigebracht hatte, dann dass die Gefühlsbasis manchmal wichtiger sein konnte.. Pride atmete tief durch. Sein Blick fiel auf den Labtop, doch er verlor kein Wort darüber, schien es nicht einmal wirklich wahrzunehmen. "Morgen Jay....", begrüßte er den Techno, ein flüchtiges Lächeln auf den Lippen, welches fast augenblicklich wieder unterging... Jay hatte Pride vielleicht voraus, das er Probleme normalerweise nicht vor sich hinschob. Egal wie es sich lösen ließ, er versuchte es jedes Mal bevor sie lästig werden konnten. Er hob den Kopf und sah auf, ebenfalls Lächelnd. "Morgen." Seine Augen folgten dem anderen... waren des einzige was an ihm nicht wirklich entspannt wirkte. Langsam ließ sich Pride Jay gegenüber ins Gras sinken, die Beine zum Schneidersitz angezogen. Er maß den anderen mit einem nachdenklichen Blick, schien nach den richtigen Worten zu suchen für das, was er jetzt erklären wollte oder musste. Dann schüttelte er den Kopf, seufzte auf. "Jay... das gestern Nacht....", er brach wieder ab, nicht wissend wie er fortfahren sollte. Der Techno hob leicht einen Mundwinkel, blickte kurz wieder auf den Minicomputer hinab, um ihn mit einem flüchtigen Tastendruck abzuschalten. "Ja?" Er sah einen Herzschlag lang noch zu Boden, bevor er seine Aufmerksamkeit Pride widmete. "Bereust... du es?" Auch ihm fielen die Worte schwer... ebenso wie den anderen direkt anzusehen. Aber das fiel nicht wirklich auf.. "Ich weiß es nicht", gab Pride ehrlich zu. Das war eine Frage über die er die letzte Stunde gebrütet hatte. "Aber... auch wenn nicht, Jay, es geht nicht an... das mit uns..." Warum fielen ihm die Worte so seltsam schwer? Zumindest diese eine Sache war ihm doch klar gewesen... Er sah Jay nicht an, starrte auf die Feuerstelle zwischen ihnen. "Denkst du das?" Jays Worte klangen nicht vorwurfsvoll oder erschüttert... eher fast sanft. Er wusste selbst nicht, wo er seine Ruhe hernahm, aber sie war da. "In einer Welt wie dieser, Pride, läuft nichts mehr wie geplant... nichts wie es eigentlich sein müsste." Er seufzte leicht, fuhr sich über den nackten Oberarm auf der linken Seite. "Ich bin mir mit gar nichts mehr sicher..." Ein knappes Kopfschütteln. "Das meine ich nicht..." Jays Ruhe schien zumindest so weit auf Pride über zugehen, als dass er seine Worte besser zusammen bekam. "Wenn es darum ginge..." Er seufzte leise, "Es geht nicht an, weil ich nicht weiß, ob ich es ernst meine, verstehst du...? Ich will dir nicht weh tun, indem ich dir etwas unehrliches anbiete...." Jay schwieg. Unehrlich... vielleicht war es von ihm unehrlich, Pride seine Gefühle nicht zu zeigen. Aber er war so geübt darin.. hatte Jahrelang nichts anderes getan, einfach weil es ihm das Leben mit den Technos erleichtert hatte. Das Pride sich jetzt nicht sicher war.. was hatte er erwartet? Alles andere wäre vermutlich unrealistisch gewesen. "Schon okay... Danke Pride." Er nickte müde, packte seine Sachen zusammen. "Es tut mir leid.." Jay fühlte nichts mehr im Moment... nur eine tiefe Resignation. Prides Blick bohrte sich in die langsam verlöschende Glut. So einfach war es, etwas zu beenden... oder wie in diesem Falle, gar nicht entstehen zu lassen. Es schmerzte... irgendwie... doch wäre es bessr mit der Unsicherheit zu leben wie schon einmal? Am Ende würde er Jay nur noch mehr verletzten, bestimmt... "Mir tut es leid...", gab Pride halblaut zurück. "Ich habe nicht nachgedacht gestern...." Wobei sich jedoch der Gedanke einschlich, dass dies das einzig richtige gewesen war.... Jay schien das Thema augenblicklich bei Seite wischen zu können, so tun, als wäre nichts. Aber das stimmte nicht.. es war seine Art mit seinen Gefühlen umzugehen. Er hatte sich wieder auf etwas eingelassen - und es durfte nicht sein. Wann würde es endlich.. nicht mehr.. soweit kommen..? Stumm schnallte Jay sich den Beutel um. "Ich werde die nächste Stadt suchen. Zu Ram kann ich nicht zurück... Ich werde wieder auf eigenen Beinen stehen. Als Techno oder sonst was... Es wird sich zeigen." Er sah voraus, dann zu Pride zurück. "Was machst du jetzt?" "Weiß nicht..." Was wusste er eigentlich noch? Anders als Jay schien er seine Gefühle nicht einfach beiseite wischen zu können, viel zu sehr hatten sie ihn schon immer beschäftigt. "Ich denke ich werde meine Leute suchen und wenn ich sie nicht finde..." Ein angedeutetes Schulterzucken. "Dann werde ich alleine bleiben. Zumindest eine Weile... in eine Stadt will ich nicht mehr." Er wusste nicht ob er mit dem letzten Satz versuchte klarzustellen, dass ihre Wege sich hier trennen mussten. Wenn ja, dann war es nicht absichtlich gewesen.... nicht wirklich... Jay lächelte flüchtig, aber es schwang ein unterschwelliger, trauriger Stich darin mit. "Gut... wandern wir noch eine Weile gemeinsam. Ich bin nicht.. sicher mit der Richtung. Nachher verlaufe ich mich wieder." Die Worte sollten auflockernd wirken, aber es gelang dem Techno nicht. Ein Nicken folgte von Pride. Vielleicht wäre es besser sich sofort zu trennen, doch auch wenn er das eine nicht sicher sagen konnte, so wollte er Jay zumindest als Freund nicht verlieren. Merkwürdig einen Techno Freund zu nennen, doch scheinbar konnte er Jay nun nicht mehr zu ihnen zählen. Auch Pride packte seine Sachen, schulterte seinen Rucksack und verwischte die Glut mit dem Stiefel. Sie brachen nach Norden auf. Noch schweigsamer als noch zuvor brachten sie ein paar Stunden schweigenden Fußmarsch hinter sich. Jay fühlte langsam aber sicher doch Ärger in sich aufsteigen. Es war vermutlich sein letzter Tag mit Pride und sie brachten nicht mal ein Gespräch zu Stande. Auch wenn er seine Gefühle verdrängen konnte - über die er sich ebenfalls nicht wirklich sicher war - würde diese Art von unschönem Abschied noch an ihm nagen... das war Jay bewusst. Pride war sich nicht sicher ob ihr Weg sie früher oder später tatsächlich zu einer Stadt führte. Er hoffte darauf bald eine Straße zu erreichen, die Jay die Möglichkeit bieten würde alleine weiter zu ziehen. Und dabei war er sich nicht sicher, ob er den anderen tatsächlich alleine weiterziehen lassen wollte, so verschieden ihre Ziele auch waren... Es war verzwickt. Egal was er tat, irgendwas machte er falsch, so kam es ihm zumindest vor.... Jay warf immer nur einen Blick zu dem anderen, wenn es nötig war. Es war schon damals so gewesen.. vor dem Virus. In der Schule hatten sich die Mädchen immer ihm genähert und ihm Briefchen oder so was zugesteckt. Er hatte nie großartig etwas tun müssen.. und daraus hatte sich eine zurückhaltende Reserviertheit entwickelt, die Jay jetzt verfluchte. Er war unaufmerksam und in Gedanken, hatte keinen Blick für den Stein an dem sich sein Stiefel verfing, ebenso wenig wie für den sich langsam zuziehenden Himmel. Als Pride ihn am fallen hinderte schoss ihm tatsächlich leicht die Röte ins Gesicht und er wandte sich ab. Wieder etwas, das ihm einen Wink gab, dass er sich seine Gefühle gestern nicht eingebildet haben konnte.. Pride schluckte leicht, zwang sich nichts daran zu finden Jay für einen kurzen Moment wieder halb in den Armen zu halten. Er konnte doch nicht wirklich glauben, dass es mit Jay anders sein würde, als mit den Mädchen zuvor. Bisher war es immer Freundlichkeit gewesen, die ihn dazu gebracht hatte Mädchen an sich heran zu lassen - und jedes Mal war es schief gegangen. Natürlich. Nur aus Freundlichkeit konnte eine Beziehung nicht entstehen... Als die ersten dicken Tropfen auf die Erde fielen hob Pride den Blick zum dunklen Himmel. Der Regen traf ihn im Gesicht, erfrischend, sanft als wolle er alle Sorgen wegspülen... "Wir sollten uns irgendwo unterstellen..." Es waren die ersten Worte seit ihrem Aufbruch, die er mit Jay wechselte. Dieser nickte. Die Ansammlung Tannen unter denen sie sich hier befanden boten nicht wirklich Schutz. "Wo?" Jay sah sich um, dann nach oben... Das sah nach einem wirklichen Wolkenbruch aus. "Zurück", sagte Pride. "Ich glaube ich habe vor ein paar Minuten eine Höhle gesehen im Dickicht..." Ohne auf eine Antwort zu warten machte er kehrt. Wie er genau den gleichen Weg zurück fand, konnte einem rätselhaft sein, doch tatsächlich blieb er nach kurzem Fußmarsch wieder stehen. Der Regen trommelte jetzt auf das Blätterdach über ihnen, fand nur all zu oft den Weg zum Boden und hatte sie schon innerhalb dieser kurzen Zeit fast gänzlich durchnässt. "Dort." Pride deutete auf einen Schatten in einer Felswand, halb hinter Buschen versteckt. Jay hob anerkennend die Brauen. Das hatte er wirklich nicht gesehen... Der Regen war zwar kalt, aber er erfrischte.. gab einen Ersatz für den länger vermissten Bach zum waschen. Einen Moment kam Jay der verrückte Gedanke einfach eine Weile draußen stehen zu bleiben und sich zu duschen' .. dann folgte er doch Pride in die Höhle. Sie war gerade hoch genug um aufrecht darin zu knien, war keine vier Meter breit, doch zog sich weit genug in den Fels um einen anständigen Schutz zu bieten. Pride lehnte sich einen Meter hinter dem Eingang gegen die Felswand, sah hinaus wo der Regen nun in Strömen fiel. Er seufzte leise. Dieses Wetter passte zu seiner Stimmung... würde der Regen nur wirklich alles einfach wegspülen... Jay zog den Kopf ein und hockte sich ebenfalls irgendwo an die Wand. Hier war es wirklich verdammt eng... aber zumindest trocken. Ein Feuer konnte sie hier wohl schlecht machen... zumindest mussten sie sich dann eng an die Wand drängen um nicht selbst in die Flammen zu geraten. Jay zog leicht die Nase hoch, strich sich die Nässe aus den Haaren und warf einen Blick zu Pride, fast gleichzeitig folgte ein leichtes Lächeln. Ohne sein Zutun hoben sich auch Prides Lippen zu einem Lächeln. Als er es merkte, war es schon zu spät um es zurück zu nehmen, selbst wenn er es gewollt hätte. Jay hatte etwas Niedliches mit den vom Regen wirren Haaren... Pride schüttelte den Gedanken ab, zwang sich wieder nach draußen zu sehen. Jay ließ sich gänzlich mit dem Rücken gegen die Wand sinken und legte den Beutel bei Seite. Jetzt konnten sie wohl nichts tun außer abzuwarten. Es war schon verrückt.. wie als hätte eine unsichtbare Hand sie gebremst, aufgehalten, bevor sich ihre Wege frühzeitig trennen konnten. Jay dachte über diese abstruse Möglichkeit nach... und er kam zu dem Schluss, Pride auf jeden fall noch etwas zu sagen. _So_ würde er nicht in die Stadt gehen. In Gedanken fing er an, mögliche Worte zu sammeln. Pride versuchte unterdessen seine Gedanken auf den Regen zu konzentrieren, in dieser Meditation seinen Geist ruhig werden zu lassen. Doch es gelang ihm nicht. Immer wieder tauchte Jays Gesicht in seinen Gedanken auf, wie er über ihn gebeugt lächelte und... Pride schloss die Augen. Das war doch absurd! Jay rutschte währenddessen viel zu sehr in seine Gedanken ab... es machte ihm beinah Angst. Da war nichts an Sätzen, die er sich zurechtlegen konnte, viel mehr wurde ihm klar, dass er das was er sagen wollte nicht herausbringen würde. Die Erinnerungen an gestern Nacht kamen nun doch und sie verhöhnten Jays Entschluss, Pride und das alles einfach hinter sich zu lassen. Er würde damit nicht glücklich werden... das wurde dem Blonden bewusst. Pride starb ihm nicht durch eine unheilbare Krankheit weg - er ließ ihn fallen. Als würde es etwas bringen wischte sich Pride mit einer Hand über die Augen, starrte dann wieder ins Nichts. Dieses 'Nichts' war nun nicht mehr die Regenwand, sondern die Felswand irgendwo neben Jay. Erst jetzt bemerkte Pride wirklich wie eng diese Höhle war... bildete er es sich ein, oder konnte er wirklich Jays Wärme spüren...? Wie das Lächeln zuvor machte sich nun Prides Blick selbstständig, huschte zu Jay, blieb wie die Tage zuvor an ihm hängen. Und wieder gab sich Jay nicht lange genug mit dem Problem ab, um sich damit zu quälen. Ein Sprung ins kalte Wasser konnte niemals schlimmer sein als das ständige Ausweichen. Als er den Kopf zu dem anderen wandte und ansetzte etwas zu sagen, waren alle Worte weg, alle Satzanfänge die er sich überlegt hatte und so fing Jay bei 0 an. Aber er war jetzt fast sicher dass das das Beste war. "Pride..." Als habe allein der Klang seines Namens einen Schalter in Prides Kopf umgelegt, wurde der zweifelnde Teil in ihm wieder zurück gedrängt. Ignoriert wie vergangene Nacht, als er das erste Mal etwas wirklich richtig gemacht hatte. Da war er sich nun sicher. Natürlich. Warum grübelte er so viel? Warum konnte er Dinge nicht einmal ohne Nachdenken lösen? Scheiß auf Zweifel, scheiß auf Unsicherheit! "Egal...", flüsterte er als Antwort, dann gab es nichts mehr zu sagen. Schon wieder ohne ihn zu fragen hatte sein Körper gehandelt. Die kurze Strecke die es gebraucht hatte um sich zu Jay zu beugen war schnell überwunden, die Zentimeter zwischen ihren Lippen nur noch schneller. Jays Atem stockte. Das überraschte ihn wirklich... von Pride. Sein Kopf ruckte leicht zurück gegen den Fels, aber nur ein so kleines Stück, dass es weder wirklich schmerzte noch ihre Lippen trennte. Einen Moment tat er gar nichts, seine Augen tasteten das Gesicht des anderen ab, ein eigenartiger warmer Glanz darin. Dann schob er die Hand in Prides Nacken und zog ihn sanft näher - endlich die Augen schließend. Die Erkenntnis, was er tat, kam Pride um einiges verzögert. Doch er löste sich nicht von Jay, schaffte es einfach nicht. Was, wenn das hier nun doch das richtige war? Seine Gedanken flogen unstet von dem einen Entschluss zum anderen, ohne sich entscheiden zu können. Der Kuss schien allerdings eines der schlagkräftigsten Argumente zu sein... Seine Hand hob sich zaghaft, schmiegte sich an Jays Wange... Nach einem sehr langen Augenblick erst löste Jay den Kuss. Er hatte Pride halb auf seinen Schloss gezogen - das fiel ihm erst jetzt auf, doch der Blonde grinste nur leicht... "Ist das eine Antwort?.. Deine Entscheidung?" Das Grinsen zog sich weich zurück, wurde zu einem versonnenen Lächeln, als er ihm eine gedrehte Strähne zurückstrich. Für einen Herzschlag verlor sich Pride in Jays Augen, brauchte einen Moment um zu Antworten. "Ich weiß es nicht... aber vielleicht muss ich das gar nicht... Ich weiß nur, dass es anders auch nicht geht." Ein leicht hilfloses Lächeln begleitete seine Worte. Nein, er war sich bestimmt nicht sicher, doch noch viel unsicherer war er sich, ob er sich wirklich einfach von Jay würde trennen können. Jay lachte leise. "Oh.. was für ein Dilemma", neckte er den anderen sanft, verlor sich einen Moment selbst in dem tiefen Blick, was ihn verstummen ließ. Dann atmete er einmal leicht ein und aus, legte den Kopf etwas auf die Seite und ließ seine Finger weiter mit den schwarzen Strähnen spielen. Trotz allem fielen ihm die Worte noch etwas schwer, aber wie alles bewältigte es Jay ganz gut und ein Lächeln begleitete sie. "Ich liebe dich, Pride." Pride starrte Jay an, als habe er nicht ganz verstanden was dieser gerade gesagt hatte. Nur langsam sickerte die Bedeutung der Worte zu ihm durch und dann war es, als erschlügen sie ihn förmlich. Er musste schlucken, nickte leicht. "Ich denke... ich dich auch..." Die ersten Worte noch unsicher, wurden die letzten fest, nahmen mit dem aussprechen Gestalt in ihm an. Jay grinste leicht, es wirkte erleichtert. Sanft schob er seinen Arm über Prides Schulter, durch das wirre Haar und legte ihn auf den Rücken des anderen, um in an sich zu ziehen. Immer noch lächelnd verhielt er einen Augenblick mit den Lippen an Prides Ohr, schien nachzudenken. "Nun.. sieht aus als werde ich ganz schöne Probleme haben, mich von dir zu trennen..." Die Hand von Jays Wange in dessen Nacken wandern lassend seufzte Pride leicht. "Ja... aber wir müssen uns ja nicht trennen... noch nicht...." Ein Lächeln, als er den Kopf etwas zurücklehnte um Jay betrachten zu können, scheinbar etwas abwägend. Dann grinste er flüchtig. "Nein. Ich will auch nicht alleine weiterziehen..." Jay schmunzelte. "Dann kann ich wohl nichts machen. Hoffentlich wird dir der Freak mit seinem technischen Zeug nicht zu aufdringlich." Das Lächeln auf Jays Lippen zog sich langsam zurück, als Pride ihn wieder mit seinem Blick fing, und fast als könne er nicht anders, beugte er sich wieder zu einem Kuss vor. Leise aufseufzend. Der Kuss kam Pride nur gelegen. Noch immer war sich ein Teil von ihm nicht sicher, doch er hatte beschlossen dies einfach hinzunehmen - also tat er es auch. Es hatte fast etwas befreiendes, die weiche Berührung einfach hinnehmen zu können... Jay löste nach einer Weile ihre Lippen und sah nach draußen. Das Wasser tropfte vom Rand der Höhlendecke auf den Boden. Der Regen hatte aufgehört und leichter kuhl-feuchter Dunst schlug zu ihnen herein, wie immer nach einem Regenfall. "Sieh mal, es hat aufgehört..." Dieser nickte mit einem Lächeln und griff nach seinem Rucksack. "Was sollte nicht klar sein?" Damit kroch er aus der Höhle, richtete sich draußen auf und sah sich um. Die Luft war frisch, roch noch nach Regen. Er liebte es... Jay folgte ihm und steckte sich leicht. Es wurde wirklich Zeit das er seine Uniform wechselte... ihm wurde jetzt nach dem Regen merklich kühl mit dem fehlenden Ärmel. Ein Lächeln zu Pride hin. "Auf geht's." Sie folgten dem Weg weiter, den sie ursprünglich angestrebt hatten, aber Jay schien nun nicht mehr ganz so zielsicher.. als wenn es nicht ankommen wollte, was auch immer das Ziel war. Vielleicht.. war es doch Zeit, dass sie das klärten. Wenn Pride ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen, so ließ er es sich nicht anmerken. Er fühlte sich auf eine seltsame Weise frei, wie er es selten verspürt hatte. Regen wusch Sorgen fort... einmal mehr. Auch er schritt gemächlich dahin, den Blick leicht gehoben zu den Regentropfen in denen sich das Licht brach, welches durch einen Wolkenspalt herab fiel... Nach einer Weile blieb Jay stehen. Vielleicht besaß er einfach diesen Sinn für Romantik nicht... oder er war doch zu sehr abgelenkt von seinen Sorgen. Tatsächlich ragten in einiger Ferne die Silhouetten der ersten Häuser auf. Da war eine Stadt vor ihnen... Jay betrachtete den anderen fest. "Pride..." Seine Art machte es ihm nicht einfacher... sie verunsicherte und faszinierte zugleich. Jay beschloss, es drauf ankommen zu lassen, ob Pride ihn gehen ließ... Pride blieb stehen, wandte sich mit fragendem Blick zu Jay um. Dessen bedrückter Blick schien ihm genug zu sagen und er sah voraus, zu den Silhouetten der Stadt. "Einen Tagesmarsch werden wir wohl noch brauchen. Wie lange wirst du dort bleiben wollen?" Der Gedanke sich von Jay zu trennen gefiel ihm nicht, doch hatte er genug andere Gedanken, die plagend waren. Mehr von ihnen brauchte er nicht, also würde er dies hier nicht zu einem Problem machen. Jay wollte in die Stadt. Gut. Er würde hier draußen bleiben. Auch gut. Er konnte warten. "Mal sehen, nicht länger als nötig... kommt drauf an." Jay nickte leicht, worauf auch immer. Vielleicht hatte er einen Entschluss gefasst. Er musste so oder so in die Stadt.. nachsehen.. Nahrungsmittel beschaffen und etwas Kleidung. Sich zu einem Lächeln zwingend schloss er zu Pride auf. "Gehen wir weiter." Als sie einige Zeit später tatsächlich die Stadt erreichten, zögerte Jay nicht mehr. Er machte einen Schritt nach vorne und drehte sich grinsend zu Pride um. "Ich gehe." Dieser nickte nur, ein leichtes Grinsen um die Lippen. "Gut." Pride blieb stehen; deutlich, dass er nicht mitkommen würde. In letzter Zeit schienen ihm Städte, diese Ansammlungen von Beton und Stahl, einfach kein Glück zu bringen. Das Lächeln um Jays Mundwinkel wurde nun doch eine Spur amüsiert. "... aber ich komm' wieder." Noch einen letzten warmen Blick, dann wandte er sich ab und stapfte, ohne sich noch einmal umzuwenden zielstrebig auf die Häuser zu. Pride sah ihm nach, das Grinsen leicht abebbend. Würde er das...? Ja. Wenn Jay es sagte, würde er auch. Ohne einen weiteren Blick wandte sich Pride ab und tauchte in einem Gewirr aus Dickicht unter. Jay fand diese Stadt tatsächlich noch nicht unter dem Regime der Technos; eine Tatsache die ihn wirklich verwunderte. Aber er passte sich schnell an die Situation an und gab sich natürlich.. wie ein Durchreisender. Allerdings gab es somit Schwierigkeiten an die Sachen zu gelangen, die er brauchte... was sollte er tauschen? Jay überlegte lange.. sehr lange... dann verschwand er in einem Laden. Pride durchkämmte die Umgebung der Stadt, seinen Rucksack mit den verschiedensten Kräutern füllend, die er führ nützlich hielt. Irgendwann ließ er sich an einem sanft ansteigenden Hang nieder, lehnte sich zurück. Das Gras war noch nass, doch der Himmel klarte auf. Die Wolken zerrissen faserig, tauchten die Stadt in Sonnenlicht. Aus dieser Entfernung hatte es sogar etwas Schönes... Jay verließ zufrieden den Laden und ließ einen ebenso zufriedenen Verkäufer zurück. Der Junge hatte keine Sekunde gezögert bei dem Angebot und Jay mit allem eingedeckt was er wollte. Dafür hatte er jetzt den Laptop des Technos. Jay blieb bis zum Abend in der Stadt... dann schlug er den Weg auswärts ein. Abendsonne tauchte die Hochhäuser in tiefes orange, als Pride eine Gestalt auf der Straße gewahrte, die aus der Stadt hinaus führte. Er richtete sich nur leicht auf, darauf vertrauend, dass er hier sichtbar genug war. Die Beine angezogen und die Arme auf die Knie gestützt sah er Jay entgegen. Lächelnd. Der Blonde trug nun anstatt der Unform ein legeres Hemd, mit seinem Tarnmuster, dem Stil Prides gar nicht so unähnlich, und abgetragene, enge Jeans. Auch sein Haar wirkte nicht mehr so steil fixiert, sondern war wohl beabsichtigt zerwühlt.. vielleicht war es in den letzten Tagen auch ein Stück länger geworden. Das Ganze ließ Jay ganz anders wirken. Scheinbar war der Laptop nicht das einzige, was er zurückgelassen hatte. Als er Pride entdeckte, lächelte er und kam auf ihn zu, den Beutel mit seinen Sachen geschultert... "Da bist du ja", begrüßte ihn Pride, als sei es die selbstverständlichste Sache von der Welt. Ohne Hast stand er auf, musterte Jay lächelnd. "Sieht gut aus." Er wandte sich den Hang hinauf, ein kurzer auffordernder Blick zu Jay. Jay musste lächeln, aber ganz sicher wirkte es nicht. Er folgte Pride stumm, einen Blick über die Schulter zurück zu der Stadt werfend... dann wandte er sich wieder um und ging festen Schrittes neben Pride her, kurz dessen Hand streifend... END Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)