Dawn von Noleen (Carlisles Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 2: Die wahren Dämonen ----------------------------- Kapitel 2. Die wahren Dämonen Es war mein Glück, dass einige Meter im Inneren des Tunnels eine Fackel angebracht war, die Licht spendete. Die Finsternis fraß das Licht fast gänzlich auf und ich war froh, dass ich wenigstens eine kleine Lichtquelle zur Verfügung hatte. Das Wesen, das sich in die Tiefen des Untergrunds verzogen hatte, war leider vollkommen aus meinen Blickfeld verschwunden. Es war mir einfach so entwischt. Doch sollte ich ihm weiter folgen? Meine Instinkte sagten mir, dass in dieser Dunkelheit das Böse selbst lauerte, aber auch, dass es dort ein Rätsel gab, das noch gelöst werden musste. Mein Herzschlag nahm rapide zu und es kam mir so vor, als ob das Echo meines Herzens den Tunnel erbeben ließ. Ich spürte deutlich, dass mir der Schweiß die Stirn hinab floß und mein Körper zu zittern begann. Etwas lauerte dort in der Dunkelheit, vielleicht wartete es nur darauf, dass ich näher kommen würde... Ich atmete tief ein und aus und bemerkte erst jetzt die schneidige Kälte, die sich vom Inneren des Tunnels auszubreiten schien. Die Atmosphäre war unangenehm; kalt, leer und beängstigend. Ich nahm mit der einen Hand die Fackel aus dem Ständer und mit der anderen wischte ich mir kurz den Schweiß aus meinem Gesicht. Doch es half nichts. Seufzend dachte ich darüber nach, was nun richtig und falsch war, aber meine Sinne schweiften immer wieder zu anderen Gedanken, die meine Neugierde immer weiter entfachten. Es war wahr, dass diese Dunkelheit und zweifelsohne auch dieses Wesen eine Bedrohung für mich darstellte, aber was wäre, wenn die Lösung so greifbar nah vor mir lag? Es gab so viele Fragen auf die ich bisher keine Antwort gefunden hatte, und die derzeit wichtigste, war wohl die Frage nach dem wahren Bösen – nach den wahren Schuldigen für all diese Morde, Verbrechen und all des Unglücks, das sich auf unserer Welt verbreitete. Irgendetwas in mir sagte mir, dass diese Lösung vor mir lag – das ich wahrlich jemanden gefunden hatte, dem ich dies alles wahrhaftig anhängen konnte. Keinen Unschuldigen sondern einen Sünder. Ich biss mir auf die Lippe und langsam spürte ich nun auch wieder meine Beine, die sich scheinbar einige Minuten zuvor in Luft aufgelöst hatten. Meine leere Hand bewegte sich langsam auf die kalte Steinwand zu, um sich dort entlang zu tasten. „Nur Mut“, murmelte ich während ich mich langsam in das Innere der Dunkelheit bewegte. Es kam mir so vor, als ob die Kälte zunehmen würde, je weiter ich vordrang. So langsam wurde mein Körper kalt und eine erneute Welle der Taubheit machte sich in mir breit. Ich wusste, dass es bald kein zurück mehr für mich gab... Wenn ich jetzt nicht umkehrte, würde ich erst wieder aus dieser Dunkelheit entschwinden, wenn das Rätsel gelöst war. Obwohl ich dies wusste, stoppten meine Schritte nicht, im Gegenteil, sie nahmen zu. Vor meinem geistigen Auge sah ich all die gequälten Gesichter der Menschen, die zu Unrecht beschuldigt wurden und mich mit einem flehenden Blick ansahen. Es zerriß mir fast mein Herz und ich wollte etwas dagegen unternehmen – immerhin hatte ich mir dies geschworen. Der Gedanke an die Erlösung aller Unschuldigen ermutigte mich bei meinem Vorhaben. Meine Schritte wurden schneller und klangen dumpf innerhalb des Tunnels wider. Ich ignorierte die letzten Warnungen meiner Instinkte und folgte weiter tastend den kalten Tunnelwänden, auf dass es bald eine Erlösung geben sollte. Als ich um eine leichte Kurve bog, blieb mein Blick auf etwas gerichtet, das leicht an der Wand schimmerte. Ich dachte anfangs, dass meine Augen mich täuschen würden, genauso sehr wie dieses verräterische Licht, aber es war wahr. Ich hielt zur Überprüfung meine Fackel ein wenig näher und meine Augen weiteten sich aus Entsetzen. Kleine und große rötlich Schimmernde Tropfen liefen an der Wand entlang hinab. Blut. Ich streckte meinen zitternden Zeigefinger aus um einen kleinen Tropfen auf meinen Finger laufen zu lassen und dies bestätigte mir erneut die gräßliche Wahrheit. Es war kein Wasser, sondern wahrhaftig Blut. Mein Magen drehte sich um und ich versuchte meinen Würgegefühl zu verdrängen. Hier befand sich tatsächlich etwas Seltsames. Etwas war in diesem Tunnel, das niemals den Himmel sehen würde, denn dieses Wesen war ein Sünder. Die grausame Wahrheit verbarg sich in diesem Tunnel und obwohl ich wusste, dass auch ich als eine Blutspur enden könnte, verspürte ich keine Angst. Nein, stattdessen machte sich ein wilder Entschluss in mir breit. Ich war so kurz vor meinem Ziel... Bald würde der wahre Dämon gefasst sein – bald war alles vorbei. Die bereits verstorbenen Unschuldigen könnten ihren ewigen Frieden finden und weiteren Menschen würde dieser ungerechte Tod erspart bleiben. Ich dämpfte meine Schritte nun so gut es mir möglich war und lauschte in die Finsternis hinein. Wahrhaftig, ich war doch ein wehrloses Opfer! Meine Fackel müssten jeden Gegner mit meinem jetzigen Standort informieren, aber ich wagte es nicht, mein letztes Licht zu löschen und damit auch meinen Mut. Ich war so weit gekommen, ich konnte nun nicht aufgeben... Je tiefer ich kam, desto heller wurde es auf einmal. Vielleicht war dort ein Sammelpunkt, zumindest erhellten nun weitere Fackeln den Weg. Schockiert versuchte ich die weiteren Blutspuren überall auf den Boden und an den Wänden zu ignorieren und meine Übelkeit in den Griff zu bekommen. Ich war in großer Gefahr, einer Gefahr, der ich nicht gewachsen war. Ich bemerkte an einer Wand einen leeren Ständer und stellte dort leise meine brennende Fackel ab. Ich presste mich gegen eine Wand und rutschte immer weiter dem Licht entgegen, das aus einer Ecke kam. Ich lugte vorsichtig durch das Licht hindurch und dann sah ich sie. Ich wusste nicht was oder wer sie waren... Aber sie erinnerten mich an Engel des Himmels. Ihre Gesichter waren bildschön, so schön dass es schon wieder unmenschlich war und ihre leichenblasse Haut reflektierte ganz leicht das Licht, dass auf sie fiel. Zweifelsohne war dieses Wesen, das ich am Eingang des Tunnels gesehen hatte einer von ihnen... Sie sahen aus wie Menschen, aber sie waren keine. Ihre Körper wirkten zu attraktiv, ihre Gesichter zu schön und – was am auffallendsten war – ihre glühenden rote Augen wirkten eher dämonisch als menschlich. Doch nicht nur diese seltsame Wesen zogen meine Blicke auf sich, sondern auch die leblosen Körper, die in einer Blutlache in einer Ecke des kleinen Gewölbes lagen. Es waren tote Menschen. Mein Körper begann wieder zu zittern und meine Augen spiegelten sicherlich meine Angst wider. Es gab keinen Zweifel daran, dass ich die wahren Dämonen gefunden hatte, die wahren Sünder. Ich ging automatisch einen Schritt zurück und griff wie in Trance nach meiner Fackel. Diese Wesen taten so, als hätten sie mich nicht bemerkt, immerhin hatten sie mich mit keinem Blick geehrt – aber ich traute ihnen nicht. Wie sollte man auch schon einem Dämonen vertrauen? Es gab keinerlei Anhaltspunkte, dass sie mich nicht einfach nur in die Falle zu locken, um mich schließlich auch zu erledigen. Aber nicht mit mir! Mein Selbsterhaltungstrieb setzte sich nun wieder in Gang und ich lief so schnell und leise wie es mir nur möglich war, hinaus aus dem Tunnel. Ich zitterte am ganzen Körper und japste nach frischer Luft. Ich lebte. Ich hatte sie gefunden... Ich hatte die wahren Dämonen gefunden... Sie wurden leiden, für alles, was sie getan hatten... Oh ja, sie hatten mich nicht getötet und ich hatte es gesehen... Es gab keinen Grund, wieso mir die Menschen nicht glauben würden... Es würde eine Verfolgung geben, solange bis die Dämonen selbst dafür brennen würden, für das, was sie getan haben. --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)