Gute Nacht von abgemeldet (Heiji x Shinichi) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- „Ok, du legst es drauf an, nicht mehr mit mir arbeiten zu wollen, habe ich Recht?“, fragte Shinichi Kudô zischend und verschränkte dabei seine Arme vor der Brust. „Nein, so-“ „Sei ruhig! Ich habe gesagt 'Nein, geh da nicht rein. Wir warten auf Otaki.' Und was tust du? Schleichst dich hinter meinem Rücken in das Gebäude und-“ „Ich sagte doch, so war das nicht!“, warf ihm Heiji entgegen. „Wenn wir noch länger gewartet hätten, wären die Typen mit den Drogen und dem Geld abgehauen.“ „Eine Minute warten hätte nichts an unseren Ermittlungen kaputt gemacht. Aber du! Mann, ich kann es nicht fassen. Wie alt bist du überhaupt?“, fauchte Shinichi und fuhr sich durch die Haare. „Ich habe nicht den Nerv auf dich aufpassen zu müssen, wenn wir solche Aktionen starten.“ „Ist doch nichts passiert“, antwortete Heiji engelhaft. „Wir haben den Drogendeal verhindert und Otaki und seine Kollegen haben sie festgenommen. Alles locker flockig. Und morgen kriegen wir dann unser Geld für den Job.“ „Nichts passiert?“, fragte Shinichi mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Und warum... sitzen wir dann in einem Krankenwagen auf dem Weg zum Krankenhaus?!“ Der Detektiv aus Tokyo konnte es nicht fassen. In seinen Augen war dieser Tag einfach nur ein Reinfall gewesen. Shinichi und Heiji hatten einen Auftrag angenommen, bei dem es um Geldwäsche in einer Firma ging. Bald hatte sich herausgestellt, dass einer der höheren Angestellten in Drogendeals verwickelt war. Dazu hatte er das Geld der Firma genommen und versucht, es mit Buchhaltungsmanipulation zu vertuschen. Lange Rede, kurzer Sinn: Sie waren dem Firmenangestellten einige Tage gefolgt und hatten herausgefunden, dass dieser sich heute mit dem Drogendealer in einem verlassenen Gebäude treffen wollte, um über weitere Geschäfte zu reden und einen aktuellen Deal abzuschließen. Shinichi hatte nicht lange gezögert und Otaki angerufen, da der Drogendealer einer vom Muziko Clan zu sein schien. Er hatte sich nur für einen Moment rumgedreht und telefoniert und schon war Heiji auf eigene Faust ins runtergekommene Gebäude und dabei die Übergabe zu zerschlagen. Doch leider hatte dies nicht ganz so funktioniert, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Yakuza hatte nicht lange gefackelt und mit seiner Waffe auf Heiji geschossen, der zu seinem Glück nur in die Schulter getroffen wurde. In der Zwischenzeit war auch die Polizei aufgetaucht und alles versank im Chaos. Heiji lag blutend am Boden, Otaki und seine Kollegen waren im Raum verteilt und Shinichi hatte mit einem gekonnten Handgriff die chaotische Situation ausgenutzt und den Yakuza am Boden festgenagelt. Der Firmenangestellte hockte derweilen verstört in einer Ecke und versuchte sich aus der Affäre zu ziehen. Und jetzt saß Shinichi Kudô hier, im Krankenwagen und fuhr zusammen mit seinem Freund Schrägstrich Arbeitskollegen ins Krankenhaus, weil dieser mal unbedingt wieder den Helden spielen musste. Dabei war es doch erst einen Monat her, dass Heiji ins Krankenhaus musste, weil er von einem Verbrecher einen mit der Metallstange über den Kopf gekriegt hatte. Wie alt war er eigentlich? Zehn? Ja, nur kleine dumme Kinder hatten keinen Sinn für Gefahr. „Ist ja gut, Kudô, du solltest vielleicht nicht so laut rumschreien. Schließlich sind wir gleich in einem Krankenhaus.“ „Tsk.“ Genervt seufzte Shinichi auf und sah aus dem Fenster des Krankenwagens. Wahrscheinlich würde Heiji sich nie ändern, was das anging. Selbst später im Krankenhaus tat er so, als ob es nichts Schlimmes wäre, angeschossen zu werden. Es war zwar nur ein tieferer Streifschuss, der genäht werden musste, aber nichtsdestotrotz war er verletzt. Wieder einmal. Shinichi hatte die Schnauze voll und das gehörig. Er hatte zwar zugestimmt mit seinem Freund eine Detektei zu eröffnen und zusammen Fälle zu lösen, aber nicht, dass er alle paar Wochen diesen ins Krankenhaus begleiten musste. Was ihn jedoch am meisten aufregte war die offensichtliche Tatsache, dass sich Heiji nicht viel um sein Leben zu scheren schien! Sonst würde er mehr aufpassen. So war er wirklich immer gewesen! Kurzschlussreaktion sollte Heijis zweiter Vorname sein. „Hey, bist du immer noch sauer?“, fragte Heiji, als beide aus dem Krankenhaus kamen und sich ein Taxi suchten. „Natürlich bin ich das! Du lernst einfach nicht dazu.“ „Hm... Tut mir leid.“ „Spar dir das für zu Hause“, seufzte der Detektiv aus Tokyo und winkte eines der gelben Autos heran. „Ich will in der Öffentlichkeit keine Szene machen.“ Die Fahrt wurde von einer Totenstille begleitet. Wahrscheinlich wusste keiner der Beiden wer zuerst etwas sagen sollte. Heiji war reumütig, das wusste Shinichi. Doch so einfach war es dann eben doch nicht ihm seinen Willen zu lassen. Nach gut einer halben Stunde Fahrt waren sie dann an ihrer Wohnung angekommen. Ja, Heiji hatte wie damals abgesprochen sein Apartment in Geld verwandelt und dies dafür benutzt, um die ersten Wochen eine Wohnung für sie beide zu finden, die sie auch als Detektei nutzen konnten. Das dreistöckige Gebäude erinnerte Shinichi immer wieder an Kogoros alte Detektei. Im Erdgeschoss befand sich eine kleine französische Bäckerei und im ersten Stockwerk hatten sie ihre Detektei und Wohnung. Im zweiten Stock wohnte eine ältere Frau mit ihrem Bruder, die ihnen ab und an etwas zu Essen brachte, wenn sie zu viel gekocht hatte. Das musste Shinichi seinem Freund wirklich eingestehen, er hatte eine recht gute Wohnung für sie gefunden. Wenn man die Haustür aufschloss, kam man gleich in die Detektei und erst dahinter befanden sich ihre Wohnräume. Es war ausreichend für sie, vor allem weil sie einen Teil der Detektei als Wohnzimmer nutzten. Die Küche war klein, aber jeder hatte sein eigenes Zimmer. Vor allem Shinichi hatte darauf bestanden, weil er nach wie vor für die Uni lernen musste und seine Ruhe dazu brauchte. Träge stiegen beide aus dem Taxi und schlürften die Stufen nach oben. Beide hatten auf der Fahrt wirklich kein einziges Wort mehr geredet und das war wohl auch der Grund, warum Heiji zusehends mehr Gewissensbisse bekam. Er wusste, warum sein Freund sauer auf ihn war. Auch, wenn dieser ihm im Krankenwagen keine Standpauke gehalten hätte, hätte dieser es gewusst. In seinen Augen konnte er aber wirklich nichts dafür. Er liebte die Gefahr oder liebte die Gefahr ihn? Wie er es auch sah, er schien Verletzungen förmlich anzuziehen. In dem halben Jahr, in dem sie nun schon zusammen wohnten und arbeiteten, hatte er sich bei ihren Aufträgen insgesamt drei Mal verletzt. Nun, auf den ersten Blick schien das nicht viel, aber wenn man es auf ein Jahr und dann zwei und dann drei hochrechnen würde, sah die wahrscheinliche Verletzungsrate doch schon ein wenig riskant aus. „Ich mache das restliche Essen warm, willst du auch was?“, fragte Shinichi monoton, während er die Haustür aufschloss und sich seiner dunkelgrünen Krawatte entledigte. „Ich... ja... uhm“, sagte Heiji leise und sah seinen Freund aus dem Augenwinkel dabei an. „Gut“, gab Shinichi knapp zu verstehen und ging dann in Richtung Küche. Das gab es doch nicht. Jedes Mal, wenn Heiji eine Verletzung hatte, verfielen sie in das Schema eines Paares, die seit 20 Jahren verheiratet waren, sich stritten und dann nur das Nötigste miteinander redeten. Wie sehr Heiji dies doch hasste. Der geborene Osakaner kratzte sich am Hinterkopf und schloss kurz seine Augen. Sein Blick schweifte durch das Büro und blieb an seinem geliebten Sofa hängen. Er ließ von seinen dunkelbraunen Haaren ab und schlenderte zum diesem, um sich dort fallen zu lassen. Was für ein Tag. Er konnte nur hoffen, dass sein Freund nicht mehr lange sauer auf ihn sein würde. Sein Freund... Sie arbeiteten zwar zusammen, doch privat waren sie nach wie vor ein Paar. Bisher wusste noch niemand davon, weder ihre Eltern noch Freunde. Es kam niemanden komisch vor, dass sie zusammen wohnten, da sie bekanntlich die besten Freunde waren. Es war ebenfalls weniger so, dass sie sich nicht trauten, sie hatten einfach noch nicht die passende Gelegenheit gefunden und auch noch nicht wirklich darüber nachgedacht, schließlich waren sie erst ein halbes Jahr zusammen. Während sich Heiji auf seinem Heiligtum tummelte, war derweilen Shinichi dabei, den Rest der Gemüsepfanne aufzuwärmen und den Reis auf zwei Schalen zu verteilen. Er stellte fest, dass es köstlich roch, obwohl es sich nur um Reste handelte. Nun, dies war kein Wunder, schließlich hatte ER es gestern Abend gekocht. Heiji war nach wie vor ein unverbesserlicher Koch, der es sogar schaffte, Suppe anbrennen zu lassen. Aber solang der, wie Shinichi ihn heimlich nannte 'Kansai Idiot' in der Lage war grandiosen Kaffee zu kochen, beschwerte er sich nicht. Mit geschickten Handgriffen verteilte er das fertige Gemüse auf einen Teller und stellte alles auf den kleinen Esstisch. „Essen ist fertig!“, rief er in die Wohnung und sah kurz darauf, wie Heiji mit gesenktem Kopf in die Küche kam und sich ihm gegenüber setzte. Man könnte meinen, dass er beinahe so aussah wie ein begossener Pudel. Kurz murmelte der Detektiv aus Osaka ein „Itadakimasu“ und fing dann an zu essen. Shinichi seufzte und widmete sich nun ebenfalls seinem Reis. Immer wieder schielte er zu seinem Freund und sah wie dieser versuchte keinen Blickkontakt aufzubauen. Eine ganze Weile klappte das auch, bis es Shinichi dann wohl doch zu reichen schien. Schwungvoll knallte er seine Essstäbchen auf den Tisch und schnaubte hörbar auf. „Jetzt hör mal...“, fing er an und rieb sich die Augen. „Ich habe mich doch schon entschuldigt“, verteidigte sich Heiji schnell. Er ahnte, dass die Standpauke, die im Krankenwagen angefangen hatte, nun weitergeführt werden würde. „Ich bin sauer auf dich, aber das weißt du ja.“ „Mhm.“ „Und warum bin ich sauer auf dich?“ „Weil ich mich wieder habe verletzen lassen, wir ins Krankenhaus mussten, wir morgen bei Otaki antanzen dürfen wegen einer Aussauge und weil wir deswegen wieder Ärger mit der Polizei kriegen.“ „Und?“ „Und was?“ „Denkst du, das stört mich? Das ist mir doch mittlerweile alles völlig egal. Otaki ist das auch nicht anders von dir gewohnt. Ich bin aus einem anderen Grund sauer.“ „Bist du?“, fragte der Detektiv aus Osaka mit hochgezogenen Augenbrauen. „Du scheinst bei deinen Aktionen nie an mich zu denken!“, schrie Shinichi auf einmal. Sie hatten öfters kleine Streitigkeiten, vor allem wegen der Arbeit, aber noch nie hatte Shinichi mit so einer Lautstärke geredet. „Wie-“ „Wir sind doch nicht nur irgendwelche Arbeitskollegen! Wir sind Freunde, wir sind... zusammen! Manchmal glaube ich, dass du das zu vergessen scheinst und nicht mal eine Spur an mich denkst, wenn du den Helden spielen willst. Hast du denn die geringste Ahnung wie es mir jedes Mal geht, wenn du verletzt wirst? Du kannst froh sein, dass das heute nur ein Streifschuss war. Ein paar Zentimeter weiter nach oben und die hätten vielleicht deinen Kopf getroffen! Ist dir dein Leben denn gar nichts wert?“ „Shinichi, wir sind Detektive... Manchmal kann man es nicht ver-“ „Das heute war fahrlässig, Heiji. Wenn du dich noch einmal so in Gefahr stürzt, dann...“, Shinichi stockte. Er wusste nicht wie er diesen Satz beenden sollte. Womit hätte er seinem Freund schon drohen können? Dann hör ich auf zu kochen? Dann schmeiß' ich die Detektei? Dann verlass ich dich? Mal abgesehen vom Kochen waren die anderen Optionen für ihn selber nicht tragbar. „Dann was?“, hakte Heiji nach und versuchte den verzweifelten Blick seines Gegenübers einzufangen. „Lässt du das alles hier... uns fallen?“ „Nein, natürlich nicht“, seufzte Shinichi und rieb sich wieder seine schmerzenden Augen. „Du weißt, wie ich das meine.“ „Ja“, seufzte Heiji und legte seine Stäbchen neben den Teller. Heiji wusste ganz genau, was sein Freund meinte. Ehrlich gesagt hatte er bisher noch nie wirklich darüber nachgedacht. Er hatte immer geglaubt, dass Shinichi sauer wäre, weil sie Ärger mit Otaki kriegen würden und einen Haufen Papierkram erledigen müssten. Aber dass Shinichi es so sah? Er hätte es früher merken müssen. Langsam stand er von seinem Stuhl auf und ging geschickt um den Tisch, so dass er nun neben Shinichi stand und zu ihm hinunter sehen konnte. Verwirrt hatte dieser den Blick nicht von seinem Freund abgewendet und seine Bewegungen aus dem Augenwinkel verfolgt. Er erkannte, dass Heiji in die Hocke ging mit seinen Händen Shinichis Stuhl erfasste und diesen nun zu sich drehte. Der Detektiv aus Tokyo hob eine Augenbraue und sah seinen Freund an. „Was ist?“, fragte Shinichi noch immer leicht gereizt. „Noch sehr sauer?“, fragte Heiji und legte seine Hände auf die Oberschenkel seines Gegenübers. „Wenn es dir wirklich so viel bedeutet, dann mach ich solche Aktionen nicht mehr. Aber du weißt, wie ich bin...“ Heiji kratzte sich am Kopf und sah verlegen nach links. „Ich bin ein impulsiver Idiot. Tut mir leid, dass ich nicht an dich gedacht habe.“ Shinichi schloss kurz seine Augen und atmete tief ein, bevor er seine Hände auf die von Heiji legte und sie leicht drückte. „Gut, dass du es einsiehst. Noch so eine Unterhaltung möchte ich nicht führen. Ja? Einmal ist eigentlich schon zu viel, aber diese Unterhaltung hatten wir nun schon oft genug. Und ich bin... müde, was das angeht“, sagte Shinichi mit einer gekränkten Stimme. „Ja, natürlich. Versprochen“, sagte Heiji leise und wanderte mit seinen Händen die Oberschenkel seines Freundes nach oben und umschloss dessen Unterkörper. Den Kopf hatte er auf die Oberschenkel gelegt und seine dunklen Augen waren nun geschlossen. „Bist du jetzt etwa in Schmusestimmung? Willst du mich damit weich klopfen? Vor einer Minute hatten wir uns noch in der Wolle.“ „Willst du nicht?“, fragte Heiji unschuldig und streichelte Shinichis Rücken. „Ich dachte, du hättest Hunger?“, hakte der Detektiv aus Tokyo nach, während er den Kopf seines Freundes kraulte. „Hmm... Das kann noch warten. Es ist hier gerade so warm“, sagte Heiji. Man konnte förmlich sein Lächeln spüren. „Wollen wir dann vielleicht wohin gehen, wo es bequemer ist? Da kann ich dich noch mehr wärmen“, flüsterte Shinichi verschmitzt. 'Verflucht, er schafft es einfach immer wieder, dass ich nicht lange böse auf ihn sein kann.' Er folgte wieder Heijis Bewegungen – wie dieser sich aus der Umarmung löste und aufstand. Schnell schnappte sich dieser die Hand von Shinichi und schleifte ihn regelrecht ins Wohnzimmer. Der Detektiv aus Osaka ließ sich auf das Nächstbeste, das Sofa, fallen und zog Shinichi auf sich. Dieser saß nun auf dem Schoß seines Freundes und sah ihn lachend an. „Jemand hat es aber eilig mit dem Aufwärmen“, säuselte Shinichi und machte es sich auf den Beinen von Heiji bequem. „Immer und überall“, konterte Heiji und legte seine Arme wieder um Shinichi, um ihn ein Stück näher zu sich zu ziehen. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, legte Heiji seine Lippen auf die seines Freundes und bettelte beinahe um Einlass. Er leckte noch kurz über die leicht feuchten, warmen Lippen und drang dann mit seiner Zunge in die ihm wohlbekannte Mundhöhle ein. Der Kuss wurde ohne lange darüber nachzudenken leidenschaftlich erwidert. Heiji spürte wie sein Freund erschauderte. Vorsichtig wanderte seine Hand in den Nacken von Shinichi und fing ihn an zu kraulen, während ihre Lippen weiterhin versiegelt waren und die Zungen einen Machtkampf hatten. Er wusste, dass sein Freund dies liebte. Er konnte die aufgestellten Härchen unter seinen Fingern fühlen und wie sich dort eine Gänsehaut ausbreitete. Shinichi hatte seine Augen geschlossen und wollte sich nur auf dieses Gefühl konzentrieren, welches wie kleine Stromschläge durch seinen Körper zuckte. Der Geruch von Heiji, wie dieser schmeckte, sich anfühlte, es war einfach zu unwiderstehlich. Während Shinichi sich den Berührungen und dem Kuss hingab, ließ Heiji seine Hand weiter nach unten, den Rücken entlang wandern und fand dann den Weg unter Shinichis Hemd. Er fühlte die warme Haut und wie Shinichi anfing leise in den Kuss zu schnurren. Das schrie doch geradezu nach Versöhnungssex und ihm war es nur Recht. Er wollte nicht, dass Shinichi sauer auf ihn war und mit dem hier würde er das letzte bisschen Gereiztheit aus ihm herauskitzeln und ausmerzen können. Seine Hand wanderte tiefer zum Gürtel und ließ sie dann schließlich weiter runter, bis zu Shinichis Hintern wandern. Er fühlte das leicht trainierte Pofleisch unter seinen Fingern und wollte gerade zu greifen und anfangen es zu massieren, als ein unfreundliches Geräusch seine Aktion störte. „Heiji“, nuschelte Shinichi in den Kuss. „Das Telefon.“ „Lass es“, sagte der Detektiv und fuhr weiter mit seiner Aktion und fing nun an kleine Küsse auf den Hals seines Gegenübers zu verteilen. „Vielleicht ist es wichtig“, sagte Shinichi und löste sich von dem Klammergriff seines Freundes, um sich zum Telefon zu beugen, welches neben dem Sofa auf einem kleinen Tisch stand. „Ja, bitte? Hier Detektei Hattori & Kudô.“ „Shin-“ Shinichi hatte seine freie Hand auf den Mund von Heiji gelegt, um diesen zum Schweigen zu bringen. Einen dazwischen redenden Hattori konnte man bei Telefongesprächen wirklich nicht brauchen. „Oh, Guten Abend. Ja, ja, ich weiß“, antwortete der Detektiv aus Tokyo am Hörer und seufzte nach einigen Sekunden auf. „Heute noch? Um wie viel Uhr?“ Heiji verdrehte seine Augen. Shinichi tat das doch gerade nicht wirklich? Ein Auftrag? Und dann würde der Klient auch noch heute kommen? Es war bereits nach 20 Uhr. Eigentlich hatten sie längst „Ladenschluss“. „In einer halben Stunde? Nun gut. Bis nachher“, sagte Shinichi und legte den Hörer wieder auf. Toll. Der Abend war also auf jeden Fall schon mal gelaufen. „Worum geht es? Eine Frau, die glaubt, dass ihr Ehemann sie betrügt und nun verzweifelt ist?“, fragte Heiji genervt, während er seine Augen rollte. „Nein, es war Otaki. Er hat gesagt, dass er heute noch vorbeikommen will.“ „Was?“, fragte Heiji und überlegte angestrengt. Vielleicht hatte seine heutige Aktion ja doch mehr Folgen als gedacht. „Meinst du, ich bekomme meine zweite Standpauke? Und das auch noch bei mir zu Hause?“ „Ich weiß nicht“, grinste Shinichi ihn gehässig an. „Doppelt hält bekanntlich besser.“ „Und jetzt? Wir haben noch eine halbe Stunde“, sagte Heiji und legte seine Hand wieder auf das Hinterteil von seinem Freund, der weiterhin auf ihm saß. „Vergiss es“, grinste der Detektiv aus Tokyo und ergriff die wandernde Hand. „Lass uns die Zeit lieber nutzen, um das lauwarme Essen zu verspeisen, bevor Otaki mit was weiß ich für einer Nachricht zu uns kommt.“ Otaki schien die Angewohnheit entwickelt zu haben, die beiden Detektive bei den ungünstigsten Gelegenheiten zu stören. Das heute war nichts das erste Mal, nein, ganz sicher nicht. Aber was sollten sie tun? Heiji aß grummelnd an seinem nicht mehr ganz warmen Essen herum und sah ab und an mit Hundeaugen zu Shinichi, der das alles mit einem Lächeln abtat. Am liebsten würde er seine Hände für etwas anderes benutzen, als die doofen Stäbchen zu halten. Kaum eine halbe Stunde später schallte es dann an ihrer Haustür. Beide waren gerade erst mit dem Abwasch fertig geworden und Heiji hatte einen weiteren Annäherungsversuch begonnen, der nun gezwungenermaßen abgebrochen werden musste. Shinichi ging zielstrebig zur Haustür, während es sich sein Freund wieder halbwegs auf dem Sofa bequem machte und eine genervte Miene aufsetzte. Vielleicht konnte er es schaffen, Otaki mit seiner nunmehr schlechten Laune zu vertreiben und sich wichtigeren Dingen widmen. „Kommissar Otaki, Guten Abend.“ „Abend, Kudô“, sagte der Polizist als gerade das Wohnbüro betrat. „Otaki, warum zum Henker belästigen Sie uns so spät abends?“, warf Heiji in die Runde, während er an seinen frisch aufgebrühten Kaffee nippte. „Wenn es dich nicht gäbe, wäre ich gar nicht hier!“, rief Otaki leicht sauer dem verdatterten Detektiv entgegen. „Wie meinen?“, hakte der Angesprochene bissig nach, während er seine linke Augenbraue nach oben zog. „Wollen Sie vielleicht auch eine Tasse Kaffee? Oder ist Tee besser?“, fragte Shinichi schnell, um die Stimmung zu beschwichtigen und eine Eskalation zu verhindern. „Ein grüner Tee wäre mir lieb“, antwortete der Kommissar und schenkte dem Detektiv ein freundliches Lächeln. Schnell verschwand Shinichi in die angrenzende Küche und setzte Wasser auf. „Also warum sind Sie zu uns gekommen? Wegen der Festnahme von heute oder gibt es einen anderen Grund?“ „Von beidem etwas. Ich bin hier wegen eines gewissen stumpfsinnigen Detektivs, der nicht weiß, wann er aufhören soll“, seufzte Otaki und setzte sich in den Sessel gegenüber von Heiji. „Damit meinen Sie doch hoffentlich nicht mich?“ „Und ob ich dich damit meine!“, warf ihm Otaki entgegen. „Hast du überhaupt eine Ahnung, in was für einem Schlamassel du steckst?“ „Was meinen Sie?“, fragte Shinichi, der mit der Tasse Tee aus der Küche kam und sie Otaki reichte. Otaki bedankte sich mit einem Kopfnicken und wandte sich dann wieder dem Ursprung des Übels zu. „Du hast wirklich keine Ahnung?“ „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ „Dein Vater. Reicht es dir, wenn ich dir das sage?“ „Nein, nicht ganz. Bitte gehen Sie ins Detail. Mein Vater was?“ „Dein Vater hat Wind davon bekommen, was du heute geleistet hast. Er hat die letzten Male drüber hinweg gesehen, aber das heute! Ich sage dir: Er tobt und wütet. Dass du dich mit den Yakuza anlegst, wenn auch nicht mit Absicht, ist zu viel des Guten.“ „Und was gedenkt mein Herr Vater nun zu unternehmen?“ Heiji verschränkte seine Arme vor der Brust. Dieses Thema brauchte er im Moment wirklich nicht. Seit er sein Apartment verkauft und auf eigene Faust eine Detektei eröffnete hatte, stand er praktisch auf Kriegsfuß mit seinem Vater. Dieser hatte es sowieso schon nicht gerne gesehen, dass sein Sohn eigene Ermittlungen startete und sich nach Gutdünken sogar in die Sachen der Polizei einmischte. „Solltest du uns, der Polizei, noch einmal Extraarbeit bereiten, wird dein Vater alles tun, damit eure Detektei geschlossen wird.“ „Bravo“, sagte Shinichi gespielt fröhlich. Er hatte sich auf die Sofalehne neben Heiji gesetzt und den beiden zugehört. „Ist das nicht eine tolle Nachricht?!“ „Nicht schon wieder, Shinichi, das hatten wir doch bereits vorhin“, seufzte der Osakaner und rieb sich die Augen. „Ich wollte dich nur noch mal dran erinnern“, grinste Shinichi ihn unschuldig an. „Also?“, hakte Otaki nach und trank einen Schluck aus der Tasse. „Was wirst du tun?“ „Nichts. Erstens wird sich mein Vater schon wieder beruhigen, das hat er bisher immer getan und zweitens“, Heiji sah aus seinem Augenwinkel zu seinem Partner, der seinen Blick auf Otaki gerichtet hatte, „wird so etwas Achtloses wie heute nie wieder passieren. Versprochen.“ „Und das vor einem Monat?“, fragte Otaki ernsthaft nach. „So etwas... auch nicht“, hustete Heiji und wurde um die Nasenspitze rot. „Gut, das wollte ich nur nachprüfen. Ich mag euch beide und fände es schade, wenn eure Detektei wegen solcher Achtlosigkeiten untergehen würde.“ „Das ist nett, Kommissar Otaki“, sagte Shinichi, während er sich die Ärmel hochkrempelte. „Könnten Sie vielleicht noch mal mit Polizeipräsident Hattori reden? Ich versichere Ihnen persönlich, dass Heiji keinen Mist mehr bauen wird.“ „Auf dein Wort kann ich mich wenigstens verlassen“, lachte Otaki. „Auf das von Heiji, naja, du weißt schon.“ „Machen sie sich keine Sorgen. Er wird ein braver Junge sein“, grinste Shinichi böse und ließ seine Hand zur verletzten Schulter seines Freundes wandern. Er drückte leicht zu. „Ja, natürlich doch“, lachte Heiji und schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Er versuchte, sich nicht auf seine schmerzende Schulter zu konzentrieren. „Gibt es denn sonst noch was? Außer, dass mein Vater einen Wutanfall hatte?“ „Um ehrlich zu sein, nicht wirklich“, fing Otaki an und nippte an seinem Tee. „Oh, aber da fällt mir aber doch noch was ein - habt ihr schon ein Hochzeitsgeschenk?“ „Was für ein Hochzeitsgeschenk?“, fragte Heiji und schüttelte sich endlich von Shinichis schmerzhaften Griff frei. „Wer heiratet denn?“ „Du... ihr... wisst es nicht?“, fragte Otaki verwundert und zog seine Augenbrauen zusammen. „Hm... Dann ist es wohl nicht wichtig.“ „Jetzt sagen sie es einfach“, lachte Shinichi. „Sie sollten nicht mit so etwas anfangen, wenn sie genau wissen, dass Heiji solange keine Ruhe gibt, bis er weiß, um wen es geht.“ Otaki seufzte und betrachtete den Detektiv aus Osaka, der seinem Partner mit einem Kopfnicken zustimmte. „Ich bin mir sicher, dass du es früher oder später auf irgendeine Art sowieso erfahren würdest, wenn du bisher noch nicht Bescheid weißt. Wobei ich es ein wenig merkwürdig finde...“ „Sagen Sie es doch einfach“, grummelte Heiji, während er geräuschvoll seinen Kaffeebecher auf den Tisch stellte. „Herr Toyamas Tochter heiratet in zwei Monaten“, sagte der Kommissar knapp. „Was? Kazuha?“, fragten Heiji und Shinichi zur gleichen Zeit und im selben überraschten Ton. „Warum... wer? Ich...“, Heiji stockte in seinem Reden und schien angestrengt nachzudenken. „Ich dachte, dass gerade du es wissen solltest, Heiji. Ihr wart doch mal so eng befreundet. Jeder dachte, dass ihr eigentlich mal heiraten würdet.“ „Nun, das ist“, sagte Heiji mit einer unsicheren Stimme, „lange her. Wir waren Kinder und sie wissen ja, wie das dann ist.“ „Deswegen frage ich mich ja, warum sie dir nicht einmal Bescheid gegeben hat. Habt ihr euch gestritten?“ „So kann man es sagen“, seufzte Heiji. „Ich werde sie und ihren Verlobten in einer Woche bei der offiziellen Verlobungsfeier sehen. Wenn du willst, könnte ich ihr sa-“ „Lassen Sie es besser“, sagte Heiji, während er sich in das Sofa zurücklehnte. „Ich will ihr nicht die Feier und erst recht nicht die Hochzeit versauen. Aber wer ist denn ihr Verlobter?“ „Ein Jurastudent aus ihrer Uni. Er kommt aus einer guten Familie, soweit ich weiß.“ „Das ist schön. Ich freue mich für sie. Aber bitte versuchen sie ihr nicht zu sagen, dass ich davon weiß. Das würde ihr, glaube ich; wirklich nur die Stimmung verderben.“ „Nun gut, wie du es willst“, seufzte Otaki und stand von dem Sessel auf. „Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen. Meine Familie wartet auf mich. Kudô, Heiji, bis morgen. Vergesst nicht, dass ihr noch eine Aussage machen müsst.“ „Tun wir nicht, schönen Abend noch, Kommissar Otaki“, sagte Shinichi, als er den Besucher zur Haustür begleitete. Heiji hob zum Abschied seine Hand und seufzte dann hörbar auf. Kazuha würde heiraten. Und das schon in zwei Monaten. Er hatte keine Ahnung gehabt. Weder sein Vater, noch seine Mutter oder gemeinsame Freunde hatten ihm davon erzählt. Wahrscheinlich hatte Kazuha allen gesagt, dass sie es für sich behalten sollten. 'Miss Nachtragend' sollte ihr zweiter Vorname sein! „Was hast du? Ist es wegen Kazuha?“, fragte Shinichi und ergriff die halbleere Teetasse von Otaki. „Ja, ich...“, Heiji stockte kurz und tat es mit einem Lächeln ab. „Was ist denn?“, hakte Shinichi nach und sah seinen Freund interessiert an. „Sie heiratet. Das ist schon überraschend, findest du nicht? Ich meine sie hat mich nicht eingeladen, aber das habe ich auch nicht erwartet“, stöhnte der Braunhaarige und rieb sich seinen Nacken. „Ich frage mich nur, warum sie so früh heiratet. Meinst du... Nein, das ist Schwachsinn.“ „Was?“ Ein merkwürdiges Geräusch verließ Heijis Kehle. „Meinst du, sie ist schwanger? Wer auf Erden würde denn sonst mit 20 heiraten wollen? Sicher ist sie gerade dabei, eine Familie zu gründen und ich wusste nicht mal annähernd was davon! Wir sind gleich alt und ich habe noch nicht mal einen Gedanken an so was verwendet. Warum auch?!“ „Hei-“, sagte Shinichi und stockte. Er glaubte einen Kloß in seinem Hals zu haben. Kurz schüttelte er seinen Kopf und versuchte die aufkommenden Gedanken herunterzuschlucken, die sich in ihm ausbreiteten. Stattdessen machte er sich auf den Weg zur Küche, um die Teetasse abzuwaschen, die im Moment um so vieles wichtiger zu sein schien. „Hm? Wolltest du was sagen?“, fragte der Osakaner nach und hielt Shinichi somit auf. „Warum... habt ihr euch eigentlich getrennt? Du hast es mir nie genauer erzählt“, fragte der Detektiv aus Tokyo, ohne wirklich nachgedacht zu haben. Schnell das Thema wechseln war alles was Shinichi in seinem Kopf hatte. Nun, das Thema ganz zu wechseln war ihm nicht gelungen. Es ging weiterhin um Kazuha. Ganz toll, warum war ihm keine andere Frage eingefallen? Was wollen wir morgen nach der Aussage machen zum Beispiel? Oder wollen wir am Wochenende zum Sommerfest gehen? Aber nein, er musste ja unbedingt das fragen, was ihm schon seit einer Ewigkeit auf der Zunge lag und er sich nie getraut hatte auszusprechen. Sein Unterbewusstsein musste die Erwähnung von Kazuha als Chance gesehen haben. Das war die einzige mögliche Erklärung. „Ah“, stöhnte Heiji. „Das ist eine blöde Geschichte. Du weißt sicher, dass ich damals für einige Wochen diesen Serienmordfall in einem Bergdorf in Sapporo hatte?“ „Ja, das hattest du erwähnt.“ „Ehrlich gesagt, gab es dort kein Telefon und ich konnte Kazuha nie anrufen. Ich habe es dann aber doch einmal geschafft, als ich mit der Dorfvorstandstochter, Mina hieß sie, glaube ich, zur nächsten Stadt gefahren bin. Kazuha war damals völlig ausgerastet und hat sich aufgeregt. Sie hatte sogar geglaubt, dass ich etwas mit Mina habe“, lachte Heiji bitter. „Schlimmer wurde es, als ich dann zurück nach Osaka kam.“ Der Detektiv stöhnte wieder auf und wuschelte sich durch die dunkelbraune Mähne vor Verzweiflung. Sich daran zu erinnern schien ihn ganz verrückt zu machen. „Mina wollte immer schon Osaka sehen und da dachte ich mir, klar, warum nicht? Sie kann bei meiner Mutter bleiben, die wird sich freuen, dass sie jemanden hat, den sie bekochen und rumführen kann. Du kennst sie ja. Doch dann kam ausgerechnet Kazuha an, als ich mit Mina am Bahnhof ankam und den Rest kannst du dir denken.“ „Oh, uhm... Ja, kann ich, glaube ich“, grinste der Detektiv aus Tokyo schief. Er hatte die Wutausbrüche von Kazuha gut in Erinnerung. „Sie hat mich schlussendlich total blamiert. Der ganze Bahnhof hat sich nach uns umgedreht. Ich meine... Ich habe nicht mal was getan!“ „Aber du kanntest sie doch... Du hättest wissen müssen, dass, wenn sie dich mit ihr sieht, dass du-“ „Eigentlich sollte meine Mutter zum Bahnhof kommen, aber die Frau kam von ihrer Nachbarschaftssitzung nicht los und dann hat sie Kazuha geschickt. Ist also alles ein bisschen blöde gelaufen damals. Im Grunde ist meine Mutter schuld, finde ich.“ Shinichi wollte in diesem Moment so viel fragen, als er das schiefe Lächeln seines Freundes sah, doch das Einzige, was er herausbrachte, war ein „So kann es eben gehen: Mütter.“ „Ja, das stimmt“, lachte Heiji halbherzig. Shinichi merkte, wie er die Tasse in seiner Hand fester umfasste. Er hätte nicht fragen sollen. Nein, eigentlich hätte er schon nicht ans Telefon gehen sollen und dem Besuch von Otaki zustimmen. Was war das nur für ein beschissener Tag?! „Heiji? Ich gehe langsam ins Bett, glaube ich.“ War ein anstrengender Tag und wir müssen morgen früh los.“ „Oh, ok... Ich schaue noch etwas TV und gehe dann auch schlafen.“ „Gute Nacht“, sagte Shinichi leiser als beabsichtigt. Heiji schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Wünsche ich dir auch.“ Gedanken, die Shinichi bisher noch nicht mal gehabt hatte, nein, verdrängt hatte wäre besser ausgedrückt, waren nun klar in seinem Kopf und ließen ihn nicht mehr los. Sie schwammen praktisch in seinem Gehirn und wollten herausgelassen werden. 'Willst du eine Familie?' 'Kinder?' 'Hast du es jemals bereut, nicht mehr mit Kazuha zusammen zu sein?' 'Was ist mit der Zukunft? Hast du darüber jemals nachgedacht? Habe... ich darüber nachgedacht?' 'Würden wir es jemals unseren Freunden, Eltern sagen können?' ---------------------------------------------------- Ein eigentlich freier Tag war für Shinichi und Heiji flach gefallen. Sie mussten kurzfristig einen Auftrag annehmen. „Die Rechnungen bezahlen sich nicht von selber!“, hatte Shinichi dem halbwachen Heiji gegen Mittag gesagt. Und so verfolgten sie bis zum späten Abend eine Ehefrau, die in Pachinkohallen das Geld ihres Mannes durchbrachte. Nach einem „arbeitsreichen“ und mehr als nur heißen Tag konnten es sich die beiden endlich in ihrer Wohnung gemütlich machen. Heiji hatte sich als erstes seiner Hose entledigt und rekelte sich nun praktisch vor der Klimaanlage, die ihm die erwünschte Kühle bescherte, während Shinichi dabei war, sich ein Glas mit Wasser und Eiswürfeln zu füllen. Wie sehr er doch diese unbändige Hitze hasste. Eigentlich hasste er alles, was unter 10 Grad und über 25 Grad lag. Seit zwei verfluchten Tagen hatte sich das Wetter in Osaka von 'das ist eine angenehme kühle Brise' in 'mir schmilzt meine Haut vom Körper' geändert. „Shinichi, bring mir bitte auch was Kaltes zu trinken aus der Küche“, hörte der Detektiv aus Tokyo es aus dem Wohnzimmer rufen. Kurz musste er schmunzeln, bevor er ein zweites Glas füllte und mit diesem zu Heiji ging, der auf dem Boden lag und sich akklimatisierte. „Hier“, sagte Shinichi und hockte sich neben seinem Freund, um ihm das Glas einfacher geben zu können. „Danke“, sagte Heiji ächzend und nahm sich in einem flinken Handgriff das Glas, um es in einem Zug auszutrinken. „Puuuuh. Es geht nichts über Wasser.“ „Idiot, passe lieber auf, dass du dir bei diesen Temperaturschwankungen keine Sommererkältung holst. Das brauchst du im Moment sicher nicht“, erklärte Shinichi in einem rationalen Ton. Er wollte sich gerade wieder aufsetzen, als er am Handgelenk festgehalten wurde. Shinichi ließ seinen Blick von den schlanken Fingern, die ihn festhielten, über den leicht trainierten Arm wandern zu dem halb entblößten Schlüsselbein, welches mit kleinen Schweißperlen versehen war und schließlich zu dem Gesicht, welches er so sehr liebte. „Komm her“, sagte Heiji leise und festigte seinen Griff, um Shinichi näher an sich ziehen zu können. „Ich weiß, dass du was für die Uni machen musst, aber ein paar Minuten hast du sicherlich Zeit.“ „Heij-“ Shinichi konnte nichts weiter sagen. Sein Mund wurde sofort in Beschlag genommen. Es geschah so schnell. Heiji hatte mit seiner freien Hand den Hinterkopf von ihm ergriffen und ihn zu sich gezogen. Für Heijis Geschmack war es einfach zu lange her, dass sie Zeit für sich hatten und diese mit „unterhaltsameren“ Sachen als Detektivarbeit verbringen konnten. Immer noch überrumpelt von dem plötzlichen Überfall öffnete Shinichi seinen Mund und ließ die heiße Zunge seines Freundes eindringen und mit seiner spielen. Von null auf hundert fing das Herz von Shinichi an zu rasen. Am liebsten würde er den ganzen Tag so bleiben und Heiji nah sein. Heiji streichelte mit der Hand, die immer noch an Shinichis Handgelenk war dessen Haut und hatte es sich zur Aufgabe gemacht mit der anderen Hand den Weg unter dessen Shirt zu suchen und die Brust zu massieren. Seine Finger strichen über die zarter Haut, die unfassbar heiß zu sein schien. Er überlegte nicht lang und zog Shinichi, während sie sich küssten noch weiter zu sich, bis dieser halb auf ihn lag. Shinichi wusste nicht, was er machen sollte. Auf der einen Seite hatte er immer noch diese nervenaufreibenden Gedanken in seinem Kopf, auf der anderen wollte er diesen Moment einfach genießen und an nichts denken müssen. Sein Körper schrie geradezu danach, sich hingeben zu wollen. Er fing an den Kuss feurig zu erwidern und seinen Körper zu entspannen. Heiji wusste einfach viel zu gut, wo er seinen Freund berühren musste, damit dieser nachgab. Schlüsselbein, die empfindliche Haut seines Handgelenks, seine Wirbelsäule und Brustwarzen... wie könnte er den Berührungen des Mannes, den er liebte nur widerstehen? Der Gedanke daran war viel zu abwegig. „Shinichi“, flüsterte Heiji dicht an seinem Ohr, als er den Kuss nach einigen Momenten gelöst hatte. „Ich will dich so sehr. Es ist schon viel zu lange her, dass wir miteinander geschlafen haben.“ Shinichi öffnete seine Augen ein wenig und sah die gebräunte Haut seines Freundes. „Es ist noch nicht mal eine Woche...“ „Das ist schon viel zu lang für mich“, sagte Heiji grinsend und leckte über das Ohrläppchen seines Freundes. „Ich will die verlorene Zeit nachholen.“ Das Herz des Detektivs aus Tokyo setzte kurz aus. 'Verlorene Zeit... nachholen.' Er wusste, was sein Freund damit meinte, es war mehr als eindeutig. Aber warum tauchten dann plötzlich wieder diese dunklen Ideen in seinem Kopf auf? Die verlorene Zeit mit einer Frau... Familie... Shinichi kniff seine Augen zusammen und holte tief Luft, bevor er sich von seinem Freund langsam wegdrückte. „Shinichi?“, fragte der Detektiv aus Osaka verwirrt, als sich sein Freund komplett von ihm gelöst hatte. „Sorry, aber ich muss meine Thesenarbeit für Morgen noch fertig machen. Wenn wir jetzt damit anfangen würden, würden wir die ganze Nacht damit verbringen.“ „Vielleicht“, lachte Heiji schräg. „Sei doch nicht so, hm?“ Heiji ergriff Shinichis Schulter, um ihn zu sich zu drehen, doch bevor es ihm völlig gelang, hatte sich dieser bereits aufgesetzt und seinem Freund zur Beschwichtigung kurz durch die Haare gewuschelt. „Ich muss das wirklich noch machen. Lass uns das erst einmal aufschieben“, sagte Shinichi und ging zu seiner Zimmertür. „Shi-“ „Ah, da fällt mir noch ein“, sagte der Jungdetektiv schnell und drehte sich zu seinem Freund um. „Kannst du dir vielleicht alleine etwas zu Essen für heute Abend kochen? Ich weiß nicht, ob ich dazu kommen werde.“ Kurz blinzelte Heiji und nickte dann. „Ja, natürlich. Viel Erfolg mit deiner Arbeit.“ „Danke“, sagte Shinichi und verschwand dann in seinem Zimmer. Heiji sah noch einige Sekunden lang auf die geschlossene Tür und setzte sich dann gelassen in einen Schneidersitz hin. Seine Augen waren geschlossen und seine Augenbrauen zeichneten Sorgenfalten ab. „Shit“, wisperte er. „Irgendwas stimmt nicht. Na ganz toll.“ Heiji hatte es genau gesehen. Als er seinen Freund an der Schulter ergriffen hatte und ihn zu sich drehen wollte, hatte er dessen Gesicht gesehen, wenn auch nur für einen Bruchteil einer Sekunden. Warum war das Gesicht seines Freundes nur so traurig gewesen? So hatte er ihn noch nie gesehen. Eines war ihm bewusst, er würde nicht eher aufgeben, bis sein Freund mit der Sprache herausrücken und ihm sagen würde, was los war, denn hier war eindeutig etwas faul im Staate Dänemark. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)