K-I-D-A von Silly-Sama (treasure company) ================================================================================ Kapitel 3: 1. reunion - Teil 3 ------------------------------ III. Teil Im Zimmer war es anfangs stockdunkel, doch nach einer Weile gewöhnten sich Jesses Augen an das leichte Flimmerlicht an einer der Wände. Schemenhaft gab es schließlich auch den schmalen Körper Lionel Woods preis. Jesse musste erneut hart schlucken und wusste nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Der zu seinem kranken Vater gerufene Kida saß an der Bettkante und hielt dessen vom Alter gezeichnete Hand. Der Hustenanfall war vorbei, der Anlass für das besorgte Herbeieilen des Sohnes war. „Ist das...dein Freund, Kida?“ fragte der alte Mann schließlich mit krächzender Stimme. Kida lächelte und nickte. „Ja, sein Name ist-“ begann der Blondschopf, doch sein Vater beendete den Satz. „...Jesse Fletcher.“ Jesse weitete überrascht die Augen. „Sie kennen mich?“ „Ich kenne deinen Vater. Und du siehst ihm wirklich ähnlich!“ Erstaunt darüber, dass der Alte seinen ständig umherreisenden Vater kannte, machte er einen Schritt Richtung Bett, doch Maxwells Hand schnellte nach vorn und deutete ihm Abstand zu halten. „Aber wie dem auch sei. Wie weit bist du, Kida?“ lenkte Lionel das Gespräch wieder auf ein aktuelleres Thema. Kida sackte etwas geknickt in sich zusammen. „Die Scherbe aus Thula-Mah habe ich, aber ich glaube nicht, dass Jesse bei meinem Vorhaben einsteigen wird!“ Sofort steigerte sich die Aufmerksamkeit des Angesprochenen und Jesse schaute fragend zuerst auf Chris der hinter ihm stand und dann wieder auf Kida. „Welches ‚Vorhaben’?“ Der Alte, der bis eben nichts weiter getan hatte, als regungslos neben Kida zu liegen erhob plötzlich seine Hand und deutete einem Bediensteten ihm etwas zu bringen. Wenig später kam er mit einem alten Buch zurück. „Die Wiedervereinigung. Haben sie davon schon einmal gehört, Mr. Fletcher?“ Jesse blickte irritiert auf das in Leder gebundene Buch und nickte dann kurz. „Eine Legende, soweit ich weiß. Sie besagt, dass es auf der Welt verstreut sieben Artefaktfragmente geben soll, die demjenigen, der sie finden und wieder zusammenfügen kann eine unglaublich große Macht verleiht. Aber...diese Tatsache konnte bisher niemand beweisen.“ „Das ist wahr“, mischte sich Kida ein. „Bisher gab es noch niemanden, der wusste, wie diese Fragmente aussehen, geschweige denn wo man diese suchen müsste. Aber jetzt wissen wir, um was es sich handelt.“ Jesse stutzte. „Du meinst, dass diese Tonscherbe eines dieser Bruchstücke ist?“ Er nickte zustimmend und überließ seinem Vater wieder das Wort. „Ich war in jungen Jahren ein begeisterter Sammler, Mr. Fletcher. Ich reiste in viele Länder und brachte oftmals Dinge mit, die dem dortigen Zoll vermutlich nicht gefallen hätten.“ Er lachte etwas, doch es ging mehr in ein Husten über. „Vor etwa zwanzig Jahren war ich in Afrika unterwegs und machte Rast in einem abgelegenen Dorf. Dort schenkte man mir eine Tonscherbe. Anfangs dachte ich, dass ich dieses Geschenk nur aus Respekt vor dem Dorfältesten annehmen sollte, doch nach näherem Hinsehen erkannte ich, dass auf der Scherbe Inkasymbole waren. Ich hatte einen wirklich seltsamen Fund gemacht, doch meine Forschungen in diese Richtung blieben erfolglos. Nicht einmal ihr Vater konnte mir damals in New York weiterhelfen, als ich ihn aufsuchte.“ Jesse erkannte, dass Lionel und sein Vater sich wohl damals in der Universität getroffen haben mussten, doch er hatte nie etwas Derartiges erwähnt. „Jetzt bin ich alt und meine Suche nach den anderen sechs Teilen musste ich aufgeben. Sie müssen wissen, Mr. Fletcher, ich bereue nicht viel ihm Leben: Ich hatte eine liebevolle Frau, sie schenkte mir einen gesunden Sohn und Erben und ich habe aus einer kleinen Firma ein Weltunternehmen gemacht. Ich hatte ein zufriedenes und erfülltes Leben.“ Kida stand von der Bettkante auf und nahm dem Bediensteten das Buch ab. „Jetzt ist es an Kida, meine Suche fortzusetzen. Für mich“, fügte Lionel noch hinzu. „Das ist die Bedingung für das Erbe der Firma!“ Jesse schaute fragend auf den gealterten und kranken Mann. „Soll das heißen, dass sie ihm die Firma nur überlassen, wenn er die sechs Teile finden und ihnen bringen kann?“ fragte er ungläubig nach. Lionel wandte den Blick Richtung Zimmerdecke und schloss schließlich seine Augen. Eine Antwort würde Jesse wohl momentan nicht mehr erhalten. Kida kam auf ihn zu und überreichte ihm das Buch. „Lies es bitte durch. Das sind alle Aufzeichnungen, die jemals über die Legende der Wiedervereinigung gemacht wurden. Ich erwarte nicht, dass du mich oder meine Gründe verstehst, aber ohne deine Hilfe werde ich die anderen Teile nicht in so kurzer Zeit finden.“ „Kurze Zeit?“ fragte er nach. Kida senkte bedrückt den Kopf. „Der Arzt meint, dass mein Vater nur noch einen knappen Monat zu leben hat.“ So etwas in der Art hatte sich Jesse schon gedacht, doch ausgesprochen wirkten die Worte dann doch bedrohlicher. „Verstehe“, meinte er jedoch nur und strich sanft über den Einband. „Wenn ich dir helfe, dann versprich mir, dass ich das Fragment des Ministers unbeschadet zurückerhalte!“ Ihm brach etwas der Schweiß aus und er glaubte seinen eigenen Ohren kaum. Hatte er doch wirklich gerade eine Bedingung gestellt und war gewillt bei diesem Unterfangen mitzumachen. „Ich verspreche es dir!“ meinte Kida sanft lächelnd und in diesem Moment erinnerte sich Jesse an eine Begebenheit aus ihrer Kindheit. Damals hatten sie sich bei einem ihrer vielen Ausflüge im Museum verlaufen und wussten schließlich nicht mehr, wo der Ausgang aus den stickigen Kellerräumen war. Während er sich bei dem Versuch auf ein altes Regal zu klettern verletzt hatte wollte Kida Hilfe holen und ließ ihn zurück. Mit den Worten, dass er bald zurück sein werde und er ihn nicht im Stich lassen würde, war er losgerannt. Und er sagte, dass er ihm vertrauen kann. Erinnerungen, die Jesse ebenfalls lächeln ließen, denn schon damals konnte er dem jüngeren vertrauen. Nachdem ihr Abkommen mit einem Händedruck besiegelt war, verabschiedete sich Jesse und verließ das Woods Anwesen. In Gedanken war er schon bei den Vorbereitungen für den Aufbruch und bei seiner Nachtlektüre, denn am nächsten Tag wollten sie bereits nach Moskau aufbrechen, wo Kida einen weiteren Teil des Puzzles ausfindig gemacht hatte. Wo sich die anderen Bruchstücke befanden musste nun er herausfinden und obgleich er nicht wusste, ob an der Legende von großer Macht etwas dran war, so wusste er, worum es Lionel und Kida wirklich ging. Es ging weder um ein Erbe, noch um Demonstration von Macht: Es ging lediglich um ein Versprechen zwischen Vater und Sohn. _________________________________________ Damit ist das erste Kapitel von "K-I-D-A" zu Ende. Wie hat es euch gefallen? Feedback wäre mir sehr hilfreich. VORSCHAU auf Kapitel 2 - Keine Zeit: Kida, der Beinahe-Erbe von Woods Industries, reist zusammen mit Jesse Fletcher, einem Geschichtsstudenten aus New York, und seinem Bodyguard Chris Maxwell nach Moskau, wo er sich eine weitere Tonscherbe eines alten Puzzles erhofft. Doch die hiesige Mafia ist nicht gerade gut auf seine Familie zu sprechen und schon bald macht der Jungspund die unliebsame Bekanntschaft mit scharfen Waffen, undurchschaubaren Männern und einem heiklen Auftrag... Next Chapter: no more time to left... 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