Was hast du mir angetan? von abgemeldet (Fortsetzung von Kleiner Schatz) ================================================================================ Kapitel 4: China ---------------- Hallöchen! Es tut mir furchtbar leid, dass ich solange gebraucht habe, aber seit dem letzten Kapitel hatte ich entweder keine Zeit zu schreiben oder mir fiel nichts ein, womit ich das beschreiben konnte, was ich schreiben wollte. Ich bin zur Zeit mitten im Abitur und daher schon seit Wochen mit lernen beschäfftigt, aber das ist leider ein Berg des Wissens der nie völlig zu bewältigen ist. u.u' Ich muss auch noch eine Ankündigung machen. Ich werde mich in den nächsten Tagen in Kaí umbenennen. Das ist mein WoW-Nick und ich benutze ihn eigentlich nur noch, wenn ich mich irgendwo anmelde. Dies nur als Information am Rande für alle nicht-Kommischreiber. Edit(25.04.): Okay, dass mit der Namensänderung hat sich erledigt, weil Mexx keinen Unterschied zwische í und i macht. u.u' Zum Kapitel: Es ist wieder sehr lang geworden. ^^' Ich wollte bei der Untersuchung noch mehr Themen mit einbringen, aber ich wusste beim besten Willen nicht, wo ich sie noch hinpacken sollte. Ihr werdet such feststellen, dass einige neue Charaktere auftauchen, einige werdet ihr auch in Zukunft wieder sehen. ^.~ In diesem Sinne, viel Spaß mit dem neuen Kapitel. China „Kai! Beeil dich!“ Ungeduldig tippte er mit dem Lederschuh auf dem Linoleumparkett herum. Das Tocken hallte durch die Wohnung und machte um so mehr den Zeitdruck deutlich, der auf dem jungen Paar lastete. „Ich bin ja schon da.“ Mit einem Koffer in der Hand eilte der Russe zur Wohnungstür. „Hast du auch alles?“ „Natürlich.“ Nüchtern blickte der Graublauhaarige seinen Gegenüber an. „Du vergisst doch immer irgend etwas. Das war schon so, als wir noch mit unserem Team zu den Turnieren gefahren sind.“ „Musst du mir das immer wieder unter die Nase reiben?“ „Ja und jetzt komm.“ Er platzierte einen flüchtigen Kuss auf den Lippen des Schwarzhaarigen. Dann ging er schnellen Schrittes zum Fahrstuhl. Es war bereits halbacht, als sie die Kontrolle passierten und zum Gate schritten. Die boarding-time hatte bereits begonnen und nur noch eine kleine Gruppepassagiere stand vor dem Schalter an dem die Tickets ein weiteres Mal kontrolliert wurden. „Kai, ich habe Durst.“ „Und was soll ich bitte dagegen machen?“ „Du könntest mir etwas zu trinken holen.“ „Das Flugzeug fliegt in einer Viertelstunde ab. Woher soll ich dir jetzt noch etwas zu trinken besorgen?“ „Das ist mir egal.“ „Wie wäre es, wenn du der Stewardess jetzt einfach dein Ticket gibst und wir dir im Flieger etwas kaufen?“ Leicht gereizt deutete er auf die Frau, die mit einem geduldigen Lächeln darauf wartete, dass ihr die Flugtickets gereicht wurden. Schmollend gab der Chinese ihr sein Ticket, damit sie den größeren Teil abreißen konnte, um es zu entwerten. So konnten sie endlich das Flugzeug besteigen und ihre Reise in das Land der Mitte antreten. Kai seufzte schwer, als er sich auf seinen Sitz sinken ließ. Der Tag hatte doch so gut angefangen. Keine Minute später setzte sich die Maschine in Bewegung und im selben Augenblick gruben sich die Fingernägel einer Hand in seinen Arm. Verwundert blickte er zur Seite und sah in das bleiche Gesicht seines Verlobten. Die bernsteinfarbenen Augen schauten gehetzt umher. Sein Körper war in einer Abwehrhaltung. Und dann waren dort noch diese Fingernägel, die immer noch in das Fleisch des Russen schnitten. „Was ist los? Sag bloß, du hast eine Flugangst entwickelt.“ „Nein. Hier sind so viele Menschen. Ich fühle mich hier nicht wohl.“ Er nahm die Hand des Schwarzhaarigen und strich beruhigend darüber. „Entspann dich.“ „Das ist leichter gesagt als getan, auf diesen 2. Klasse-Sitzen.“ Er ließ seinen Kopf gegen das Polster sinken, als die Maschine beschleunigte und abhob. Die immense Geschwindigkeit drückte auf seinen Magen. Ihm wurde wieder schlecht, jedoch gab sich dies glücklicherweise mit steigender Höhe. Sie hatten ihre Flughöhe fast erreicht, als ihn plötzlich etwas an der Lippe kribbelte. „Ray! Deine Nase.“ „Was?“ Erschrocken fasste er sich unter besagtes Körperteil, um festzustellen, dass sich dort eine Flüssigkeit befand. Er starrte auf seine Finger und bemerkte das Blut daran. „Was ist das? Ich hatte noch nie Nasenbluten beim Fliegen.“ Der Russe hatte inzwischen ein Taschentuch heraus geholt und tupfte ihm damit das Blut ab, sodass es das weiße Hemd nicht noch mehr verunreinigte. Während der Chinese sich das Tuch unter die Nase hielt, nahm er ein zweites und wischte ihm mit diesem auch das Blut von den Fingern. „Das liegt daran, dass dein Blutdruck höher ist als normal. Die feinen Adern in den Schleimhäuten halten bei diesem zusätzlichen Druck nicht mehr stand und platzen auf.“ „Na großartig... Kann ich jetzt endlich etwas zu trinken bekommen?“ Der Graublauhaarige verdrehte die Augen und wank eine Stewardess herbei. Doch so schnell wie der Chinese sich wieder aufgeregt hatte, so schnell war er auch wieder zur Ruhe gekommen. Nun hatte er den Kopf an die Schulter seines Verlobten gelegt und schlief friedlich. Ihm stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, hatte er sich doch am Morgen wieder übergeben müssen. Das Essen im Flugzeug war an diesem Tag das erste, was er bei sich behalten konnte. So war es nicht verwunderlich, dass er danach nur noch den Landeanflug auf Lanzhou mitbekam. Sie hatten sich etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt in einem traditionellen Hotel eingemietet und man sah dem Schwarzhaarigen geradezu an, wie er immer mehr bei dem Gedanken in seiner Heimat zu sein aufblühte. Deutlich ließ sich in den melancholischen Augen einwenig Heimweh lesen, als das Hotel in Sicht kam. Ihm standen die Tränen in den Augen, als sie das Zimmer betraten, welches ihn so schmerzlich an sein Dorf erinnerte. Japan war sein zu Hause geworden, doch China war seine Heimat und würde es immer bleiben. Hier war er groß geworden und er liebte diese Region mit ihren hohen Bergen, die an den Ufern des Huang He aufragten. Mit all ihren Traditionen und Naturwundern. Ob sein Kind dieses Land wohl genauso kennen, schätzen und lieben würde wie er selbst? Oder würde es nur die Großstadt kennen? Tokio. Eine Weltmetropole. Sacht wurde er in den Arm genommen und zum Bett geführt. „Du solltest dich etwas hinlegen. Ich möchte, dass du mir nachher noch die Stadt zeigst.“ „Wenn du meinst. Aber hier gibt es nicht viel zusehen und Lanzhou hat sich sehr verändert. Ich erkenne es schon gar nicht mehr wieder.“ Dennoch er musste zustimmen, dass er sehr müde war. Diese eine Stunde, die sie auf ihr Gepäck hatten warten müssen, hatte ihn sehr angestrengt. „Ich rufe vorher nur noch kurz bei meinem Arzt an. Vielleicht hat er heute schon einen Termin für mich.“ Kai nickte und machte sich daran, ihre Sachen auszupacken. Gerade bezog er die Kopfkissen, als sein Verlobter sich seufzend auf das Bett warf. „Was ist los?“ „Dr. Wong ist vor fünf Jahren in Rente gegangen und nun leitet ein anderer Arzt seine Praxis. Aber das hatte ich mir schon gedacht. Er stand schon vor vierzehn Jahren kurz vor der Rente... Muss ich wirklich zu diesem neuen Arzt gehen? Ich kenne ihn doch gar nicht.“ „Wenn es dir bewusst war, dass dein Arzt nicht mehr praktiziert, warum hast du dann jetzt so ein Problem damit zu seinem Nachfolger zu gehen?“ „Es ist einfach ein komisches Gefühl.“ Schnaubend warf der Russe ihm ein Kissen zu. „Ruh dich gefälligst aus. Schließlich begleite ich dich doch. Wann hast du den Termin?“ „Um fünf.“ „Gut.“ Er schloss die Vorhänge und legte sich ebenfalls ins Bett, wobei er zugeben musste, dass es entgegen seinen Erwartungen relativ bequem war. Es war bereits Nachmittag, als sie in die Stadtmitte aufbrachen. Das Mittagessen hatten sie verschlafen, also war ihr erster weg, der in eines der traditionellen Restaurants, wo sie es sich draußen an einem der Rundenden vierer Tische bequem machten. Jedoch bestand dabei das Problem, dass Kai weder die Speisekarte lesen, noch sich mit den angepriesenen Speisen anfreunden konnte. „Gibt es denn nichts normales in diesem Restaurant?“ „Das sind alles normale Gerichte.“ „Hühnerfüße und Entenzungen?!“ „Entenzungen sind hier eine Delikatesse.“ „Können wir nicht zu McDonald’s gehen?“ Der Chinese schickte ihm einen unheilverkündenden Blick. „Wie wäre es, wenn ich etwas bestelle und du isst es dann einfach?“ „Ich halte das für keine gute Idee.“ Die Welt wäre so einfach, wenn der Russe der einzige Dickkopf an diesem Tisch gewesen wäre, doch wie das Schicksal es so wollte klappte Ray die Speisekarte zu, wank einen Kellner heran und schickte diesen dann mit seiner Bestellung auf den Weg in die Küche. „Ist ja schon gut. Aber erwarte nicht, dass ich es wirklich esse.“ „Du könntest es wenigstens Probieren.“ „Sehe ich so aus, als ob ich mir ein Lebensmittelvergiftung einhandeln will?“ Es war wohl nicht verwunderlich, dass dem Chinesen bei dieser Antwort der Mund offen stehen blieb. Er hatte sich schließlich auch nicht so sehr vor den westlichen Sitten und Gebräuchen gesträubt, die sein Verlobter so liebte und er hatte immer alles gegessen, was ihm aus diesem Kulturkreis an Gerichten angeboten wurde. Geekelt hatte er sich selbstverständlich vor einigen Dingen, die in seinem Land verpönt waren, ja die er sogar für giftig gehalten hatte. Und nun diese Antwort. Gerade hatte er sich ein bissiges Kontra zusammen gesucht, als sein Zorn wieder verrauchte. Die bernsteinfarbenen Augen fokussierten nicht länger ihren Gegenüber. Sie blickten an diesem vorbei, zu einem hinter ihm liegenden Tisch. Verwundert folgte Kai den Bewegungen des Schwarzhaarigen, mit den Augen, als dieser sich erhob und zu besagtem Tisch ging. Dort saß ein junger Mann. Seine Augen waren durch eine große Sonnenbrille verdeckt. Die grünen schulterlangen Haare schimmerten einwenig in der Sonne. Er war westlich gekleidet, obwohl er augenscheinlich ein Chinese war. „Chi?“ Der Fremde blickte auf. Überrascht runzelte er die Stirn und nahm letztlich die Sonnenbrille ab. „Ray?“ Der Neko-Jin nickte und setzte sich auf einen der freien Stühle am Tisch. „Wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Was machst du momentan? Wie ist es dir ergangen?“ „Ähm... Ich komme ganz gut zu recht. Aber was tust du hier? Ich dachte, du lebst in Japan.“ „Das tue ich auch, aber ich bin aus persönlichen Gründen ein paar Tage in China und dieser Gentleman hier ist Kai, mein Verlobter.“ „Jetzt bin ich also wieder der Gentleman.“ Nach dem kleinen Streit um das Essen warf er nun einen eher skeptischen Blick auf die Hand, in der die seinige sich nun befand. Irgendwie rechnete er damit im nächsten Augenblick von einem Gegenstand getroffen zu werden, da er nun nicht mehr flüchten konnte. Das Lächeln auf den Lippen des Chinesen, kam ihm so widersprüchlich vor. Er musste einfach misstrauisch sein. „Entschuldige. Du weißt doch, dass ich nichts dafür kann.“ „Wir haben uns auch schon vor... dieser Sache wegen des Essens gestritten und du bist wohl immer noch der Überzeugung, dass ich intolerant bin.“ „Verlobter? Sache? Was geht hier vor?“ „Naja, wir sind in China, weil... wir bekommen ein Baby.“ „Oh... wirklich...“ Ray sah dabei schüchtern Lächelnd zu Boden. Eigentlich wollte er sein kleines Geheimnis nicht preisgeben, doch es war einfach aus ihm heraus gesprudelt. So bemerkte er auch nicht die misstrauischen Blicke, die sein Verlobter dem Grünhaarigen zuwarf. Dessen Mimik hatte sich nämlich kaum merklich gewandelt. Seine Augenbraue hatte bei dieser Nachricht kurz gezuckt. Die bernsteinfarbenen Augen waren zu kalten Seen geworden. Seine Stimme war nur ein frostiger, desinteressierter Hauch. Um dies zu mindest ein bisschen zu verbergen setzte er seine Sonnenbrille wieder auf. Doch jener kurze Moment in dem er seine Reaktion zur Schau stellte, reichte dem Russen, um Skepsis über den Fremden wallten zu lassen. Etwas stimmte mit ihm nicht. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. „Das freut mich für euch, aber ich muss jetzt los. Ich habe im Moment viel um die Ohren.“ „Schade. Gibst du mir deine Nummer, damit wir uns nicht gleich wieder aus den Augen verlieren?“ „Tut mir leid, ich weiß sie nicht auswendig. Ich habe gerade eine neue bekommen, weil ich umziehe.“ Er stand auf und wollte einfach gehen, doch der Neko-Jin hielt ihn abermals zurück. „Warte, dann gebe ich dir unsere. Kai, hast du einen Stift dabei?“ Wortlos reichte der Graublauhaarige ihm den Stift, während er diesen Chinesen weiterhin beobachtete. Chi schien sich dabei mehr als unwohl zu fühlen, da er sichtlich bemüht war eine Ausrede zu finden um so schnell wie möglich verschwinden zu können. „Wo ziehst du hin? Ist Lanzhou dir zu klein geworden?“ „Tokio. Ich ziehe zu meinem Freund.“ „Dann kannst du uns ja besuchen kommen.“ Lächelnd reichte der Schwarzhaarige ihm die Serviette mit der Telefonnummer. Der andere nahm sie und stopfte sie mit einer hastigen Bewegung in seine Umhängetasche. „Entschuldigt mich, ich muss jetzt wirklich gehen.“ Kaum dass er dies gesagt hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand beinahe wie auf der Flucht in der Menge auf der Straße. „Dein Bekannter verhält sich ziemlich merkwürdig.“ „Wie kommst du darauf?“ „Er schien nicht sehr begeistert zu sein dich zu sehen.“ „Was? Ich glaube eher, du siehst wieder einmal Gespenster.“ „Es war merkwürdig, wie er reagiert hat, als du ihm von dem Baby erzählt hast. Punkt.“ „Wenn du meinst...“ Resignierend widmete sich Ray dem Essen, welches gerade vor ihm platziert wurde. Es hatte ja doch keinen Sinn zu diskutieren. Allmählich zogen Wolken am Horizont herauf. Es war windig geworden. Am Fenster flogen einige Vögel vorbei, um Schutz zu suchen. Er war froh nicht mehr draußen zu sein, denn es sah eindeutig nach Regen aus. Der Arzttermin machte ihm noch immer Angst, besonders jetzt wo sie im Wartezimmer saßen. Hier war niemand sonst. Nur im Sprechzimmer befand sich gerade ein Patient. Die Sprechstundenhilfe war schon einwenig erstaunt gewesen, als plötzlich zwei so berühmte Persönlichkeiten vor ihr standen. Doch es änderte alles nichts an seiner Nervosität. Völlig in Gedanken versunken bemerkte er nur flüchtig, wie jemand an ihnen vorbei lief und die Praxis verließ. Erschreckt blickte er auf. Sah die Frau, die sie lächelnd zum Doktor herein bat. Es mochte kindisch wirken, jedoch klammerte er sich an Kais Hand fest und ließ diese auch nicht los, als sie diesem Arzt gegenüber saßen. Er sah sehr jung aus. Ob er überhaupt genug Erfahrung hatte? Vielleicht war es besser zu gehen und nach einem sich länger im Dienst befindlichen Spezialisten zu suchen... „Sie müssen keine Angst haben. Ich beiße nicht.“ „Ich habe keine Angst!“ Diese Aussage schien lächerlich im Vergleich zu den zitternden Händen und Knien des Schwarzhaarigen. Der Arzt belächelte dies nur. „Machen sie sich keine Sorgen, sie sind bei mir wirklich in guten Händen. Ich bin übrigens Dr. Zhang.“ „Für einen Chinesen sprechen sie sehr gut japanisch.“ Kai musterte den Arzt noch einen Moment. Er war wirklich noch sehr jung. Lange konnte er diese Praxis noch nicht besitzen. „Ich habe einige Zeit in Japan studiert, bevor ich mich bei Dr. Wong spezialisierte.“ „Moment, heißt das, Sie haben in ihrem Fachgebiet keinen Universitätsabschluss?“ Er hätte seinem Verlobten vertrauen sollen. Wer wusste schon an was für einen Quacksalber sie hier geraten waren? Nicht einmal einen Abschluss schien er zu haben. „Ich weiß, was sie jetzt denken, aber lassen sie es mich erklären. Wissen sie, laut der chinesischen Regierung gibt es uns Neko-Jins gar nicht. Homosexuelle Beziehungen sind streng verboten und es ist bereits vorgekommen, dass Kinder, die aus einer solchen Verbindung entstanden sind, samt Eltern spurlos verschwanden. Daher kann man dieses Gebiet der Medizin nicht studieren. Das Wissen wird von einem Arzt an den nächsten weitergegeben.“ „Ist so etwas überhaupt legal?“ „Es ist besser als nichts. Da werden sie mir doch sicher zustimmen.“ Der Graublauhaarige nickte. Er wusste um die korrupte Politik in diesem Land, und dass das Geld oft nicht bei den Menschen ankam, die es wirklich brauchten. Doch mit einer solch radikalen Vorgehensweise hatte er nicht gerechnet. „Aber genug davon. Sie sind schließlich nicht hier um über Politik zu diskutieren.“ Dr. Zhang lächelte und wandte sich an den immer noch etwas verstörten Schwarzhaarigen. „Ich werde ihnen zunächst etwas Blut abnehmen, dann machen wir ein paar kurze Routineuntersuchungen und zum Schluss eine Ultraschalluntersuchung.“ Nickend lehnte er sich im Sessel zurück und beobachtete, wie sein Arm abgebunden und eine Ampulleblut entnommen wurde. Doch wenn er dachte, dies wäre das Schlimmste gewesen, so hatte er feststellen müssen, dass ein Arzt unter ‚kurze Routineuntersuchung’ etwas anderes verstand, als der gewöhnliche Mensch. Es hätte ihn verwundern sollen, dass sein Verlobter sich nach dieser Ansage mit einer Zeitschrift in eine Ecke des Raumes abgesetzt hatte. Eine ganze Stunde fummelte dieser Doktor nun schon an ihm herum und es schien kein Ende zu nehmen. Sicher. Er hatte unglaublich weiche und warme Hände, was die Prozedur nicht unangenehmer machte, doch er war immer noch ein Fremder. Als es für den kleinen Chinesen nach über einer Stunde endlich Entwarnung gab, war dieser mehr als nur erleichtert und legte sich leicht beschämt sein Hemd um die Schultern. „Mit ihnen ist soweit alles in Ordnung, aber ich kann mir erst nach der Ultraschalluntersuchung und den Ergebnissen des Bluttests völlig sicher sein, wobei ich ihnen dennoch raten muss etwas mehr zu essen. Sie sind zu dünn.“ „Zu dünn? Ich hatte noch nie Untergewicht.“ „Das habe ich auch nicht behauptet. Aber mit ein paar zusätzlichen Kilos würde ihr Körper die Schwangerschaft besser verkraften.“ „Aber...“ Der Russe setzte sich neben ihn und brachte ihn mit einem kurzen Kuss zum Schweigen. „Du solltest auf deinen Arzt hören. Oder willst du zu seinem Sorgenkind werden?“ Der Mediziner lachte trocken. „Glauben Sie mir, wenn alle meine Patienten so gute Voraussetzungen hätten wie Ihr Mann, dann wäre meine Arbeit wesentlich angenehmer. Aber leider werden sie immer jünger.“ „Wie jung? 18?“ „Nein. Der Jüngste ist 12.“ „12?!“ „In den Dörfern scheinen zum Leidwesen der Gesellschaft die Kinderhochzeiten wieder in Mode zu kommen. Alte Großgrundbesitzer oder Kaufleute suchen sich kleine Jungen als Bettgefährten aus. Viele trauen sich nicht zu einem Arzt zu gehen, oder sie werden nicht gelassen, um keine Schande über ihren reichen Mann zu bringen. Das Ergebnis ist, dass rund zweidrittel dieser Schwangerschaften tödlich Enden, weil sie natürlich viel zu jung sind. Im schlimmsten Fall werden die Jungen davon gejagt. Zu ihrer Familie können sie nicht zurück, da sie als geächtet angesehen werden. Ich bin froh, wenn sie wenigstens dann zu mir kommen. Es ist gefährlich, aber ich kann die Schwangerschaft abbrechen oder ich verweise sie an soziale Einrichtungen wie Unicef oder Amnesty International.“ „Mein Gott... Das ist ja furchtbar.“ Erschüttert lehnte sich Ray an den Graublauhaarigen. Noch nie hatte er wirklich realisiert, wie nah seine Heimat doch einem Dritte Welt Land war. Ob in seinem Dorf wohl auch solche Zustände herrschten? Die Tradition war dort immer großgeschrieben worden und noch immer lebten einige alte Frauen in dem kleinen abgelegenen Dorf, denen als Kinder die Füße abgebunden worden waren. „Wenn ich mir das so anhöre, bin ich froh in einem japanischen Krankenhaus zu arbeiten. Wir haben auch gelegentlich ein paar jugendliche Mädchen, die sich in diese prekäre Lage gebracht haben, aber mehr auch nicht.“ „Sie sind auch Arzt?“ „Ja, am St.-Mary-Hospital in Tokio. Es ist ein christliches Krankenhaus, dass bereits zur Zeit des Imperialismus gegründet wurde.“ „Was für ein Zufall. Ich habe bei eben dieser Klinik Forschungsgelder bewilligt bekommen und werde dort in vier Wochen eine eigene Abteilung eröffnen. Hätten Sie nicht Interesse für mich zuarbeiten? Ich suche noch Assistenzärzte, die ich später auch übernehmen kann.“ Völlig überrumpelt schaute nun ein rotes Augenpaar Dr. Zhang entgegen. Eine Festeanstellung? Einfach so? Das klang wie ein Traum. Einfach zu schön, um wahr zu sein. „Wie viel würde ich verdienen?“ „Nun, etwas mehr als Ihre Kollegen aus der Gynäkologie wird es schon sein und wenn sich die Abteilung für das Krankenhaus rentiert, können Sie ihrem Gehalt noch eine Stelle hinzufügen.“ Das war ein Angebot, über das es sich lohnte nachzudenken. Zwar half es ihnen nicht vollständig aus ihrem finanziellen Engpass heraus, doch es war ein Anfang. „Ich werde darüber nachdenken.“ Neugierig blickte er auf den Bildschirm des Computers, der ein Ultraschallbild ihres Babys zeigte. Dr. Zhang bemerkte dies lächelnd und begann ihm alles im medizinischen Fachjargon zu erläutern, wie es unter Kollegen üblich war. Ray sah indes nur gelangweilt an die Decke. Er hatte keine Ahnung von dieser Fachsimpelei und es schien ihm ein Wunder, als er nach mehreren tiefen Seufzern endlich die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zog. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ „Nein, alles bestens, ich komme mir nur gerade ein bisschen überflüssig vor.“ „Wieso? Es geht hier doch eigentlich nur um dich.“ „Wäre es dann eventuell möglich, das ganze auf einem Weg hinter uns zu bringen, bei dem ich auch etwas verstehe?“ Der Arzt lachte und drehte den Bildschirm etwas mehr herum. „Entschuldigen Sie bitte.“ Mit einem Zeichenprogramm kreiste er einen Teil des Bildes ein, sodass dieser deutlicher zu erkennen war. „Sehen Sie? Das ist das Kind. Und das hier ist der Kopf.“ Erstaunt blickte der Chinese auf das schwarzweiße Abbild. Wie verzaubert wanderte sein Blick über die groben Konturen. Zaghaft berührten seine Finger die Stelle, die ihm als Kopf seines Babys erklärt worden war. „Vor zwei Wochen sah er noch ganz anders aus. Viel... unförmiger. Jetzt ist er schon ein kleiner Mensch.“ „Föten entwickeln sich in den ersten Monaten sehr schnell. Sie bilden dann schon Gliedmaßen und Organe aus, damit sie in den letzten Monaten nur noch an Gewicht zulegen können. Bei der Größe und Ausprägung des Kindes schätze ich, sie sind etwa in der neunten oder zehnten Schwangerschaftswoche. In diesem Status nennt man ein Kind Embryo.“ „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er schon Organe besitzt. Er ist doch noch so klein.“ Der Mediziner nickte verstehend. Es war immer schwer für seine Patienten zu begreifen, wie schnell sich ein Kind doch entwickelte. Langsam drehte er daher den Lautsprecher des Computers auf, bis ein schnelles, aber gleichmäßiges Pochen zu hören war. Sein Patient schaute ihn daraufhin alarmiert an. „Was ist das? Ist etwas nicht in Ordnung?“ Lächelnd streichelte der Graublauhaarige ihm über den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, dass ist nur der Herzschlag.“ Beruhigt lehnte er sich wieder zurück und sah erneut auf das Bild, während Dr. Zhang mit seinem Kugelschreiber auf einen kleinen pulsierenden Punkt deutete. „Das ist das Herz und so wie es sich anhört ist alles in Ordnung. Es ist schon voll funktionsfähig und pumpt bereits Blut durch den Körper des Embryos. Sie werden wahrscheinlich festgestellt haben, dass sie schneller außer Atem geraten als früher. Das liegt daran, dass ihr Körper zusätzlich ein bis anderthalb Literblut produziert und sich dadurch ihr Blutdruck erhöht hat. Aber machen Sie sich keine Sorgen, dass ist alles völlig normal.“ Er schaltete die Geräte wieder aus und reichte Ray ein paar Papiertücher, damit dieser sich das Gel vom Bauch wischen konnte. Dann bat er das Paar wieder an seinen Schriebtisch zu einem abschließenden Gespräch. „So wie es im Moment aussieht ist alles in bester Ordnung, aber Sie müssten Morgen noch einmal vorbei kommen, wenn ich das Ergebnis des Bluttests vorliegen habe. Können Sie mir vielleicht noch eine Einschätzung geben, wann genau das Zeugungsdatum gewesen sein könnte? Es müsste ungefähr in der dritten Juniwoche liegen.“ „Dann ist es der 20. Juni.“ „Woher weißt du so etwas nur immer?“ Irritiert sah der Russe seinen Verlobten an. „Das ist ganz einfach. In der Woche davor warst du auf einer Fortbildung und danach hatten wir eine Woche lang keinen Sex, weil du immer die Spätschicht hattest. Also kann es nur der 20. gewesen sein.“ Der Arzt tippte dieses Datum in ein Programm seines Computers ein. „Wenn man den 20. Juni als Ausgangsdatum nimmt, dann ist der Geburtstermin der 27. März, aber das ist natürlich nur ein ungefähres Datum. Haben sie sonst noch irgendwelche Fragen?“ Etwas verlegen sahen die beiden zu Boden. Es war ihnen wirklich peinlich diese Frage zu stellen, doch sie mussten es einfach wissen. Schließlich war es Kai, der sich überwand. „Was ist mit Geschlechtsverkehr?“ Dr. Zhang lachte. „Sex? Das sollte kein Problem darstellen. Seien sie nur umsichtig und verzichten sie in den letzten vier Schwangerschaftswochen ganz auf den Geschlechtsakt, weil es in diesem Stadium Wehen auslösen könnte. Ansonsten spricht aber wie gesagt nichts dagegen.“ Es war eindeutig zu erkennen, wie besonders dem Schwarzhaarigen um einiges leichter wurde. Er konnte es nicht mehr leugnen, dass sein sexuelles Verlangen in den letzten Wochen stark zu genommen hatte. Warum auch immer. Abschließend reichte ihm der Mediziner noch ein kleines Fläschchen mit einer dunklen Flüssigkeit. „Es ist nur eine Tinktur aus Naturkräutern, aber das sollte Ihnen trotzdem gegen die Übelkeit helfen. Träufeln Sie sich morgens nach dem Aufstehen einfach ein paar Tropfen auf die Zunge und sie werden sicherlich eine eindeutige Besserung bemerken.“ „Danke, Doktor. Sagen Sie, hat Misses Cartwright noch ihr Geschäft im Stadtzentrum oder ist sie mittlerweile auch in Rente gegangen?“ „Soweit ich weiß, gibt es den Laden noch. Sie hat bis acht Uhr geöffnet, falls Sie heute noch dort vorbeischauen möchten. Wir sehen uns dann Morgen um die selbe Zeit.“ Die Sonne hatte sich schon sehr weit dem Horizont entgegen geneigt, als sie die Praxis verließen und sich auf den Weg in die Stadt machten. Der kleine Laden war bereits in Sichtweite, als der Russe endlich gegen seine Unwissenheit vorgehen wollte. „Was ist das überhaupt für ein Geschäft, in das du mich nun wieder schleppen willst?“ „Ein Bekleidungsgeschäft. Meine Tante war früher oft mit mir dort, als sie ihre beiden Kinder erwartete.“ „Schwangerschaftsmode...?“ „Ja. Wieso?“ Abrupt bleib der Graublauhaarige stehen. Mit den verschränken Armen machte er deutlich, dass er nicht bereit war auch nur einen Zentimeter weiter zu gehen. „Vergiss es. Ich werde nicht mit dir shoppen gehen.“ „Du willst mich doch wohl nicht etwa alleine durch diese Stadt laufen lassen?!“ „Ich werde nicht mit dir in diesen Laden gehen.“ „Aber du musst mich doch beraten.“ „Für so etwas hast du Mariah! Ruf sie an und komm in ein paar Tagen noch einmal wieder.“ „Ich möchte aber jetzt etwas kaufen. Außerdem sind wir jetzt ein Mal hier.“ „Ich war schon oft genug mit dir einkaufen. Entweder du hast zwei Dutzend Sachen, die du alle haben willst, oder dir gefällt nichts und du meckerst die ganze Zeit an dir und den Klamotten herum.“ „Das stimmt doch gar nicht!“ „Natürlich stimmt das und ich werde es mir nicht noch einmal antun.“ „Heißt das, du willst gar nicht, dass ich mich hübsch anziehe?“ „Nein. Ich will nur nicht mit dir einkaufen gehen.“ „Dann ist es dir also egal, ob ich mich in meinen Sachen wohlfühle?!“ „Ja...! Nein...! Ach, verdammt...! Komm mit!“ Schnell packte er den Chinesen am Arm und zog ihn in den Laden hinein. Bevor er sich dieses Streitgespräch noch länger antat, gab er lieber nach und ließ das kleinere Übel über sich ergehen. »Guten Abend. Wie kann ich Ihnen helfen?« »Guten Abend, Misses Cartwright. Vielleicht erinnern Sie sich noch an mich?« Die schon reichlich in die Jahre gekommene Dame betrachtete den Neko-Jin genauestens. Er kam ihr bekannt vor, doch es dauerte einige Augenblicke ehe der Yuan fiel. »Raymond Kon? Mein Gott, das ist ja ewig her, dass ich dich das letzte Mal gesehen habe! Lass dich anschauen. Ein hübscher junger Mann bist du geworden. Und wer ist der junge Herr, der dich begleitet?« »Das ist mein Verlobter Kai.« »Soso. Dann wollen wir doch einmal sehen, ob wir etwas für dich finden, was ihm auch gefällt.« Der größere seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Nicht nur, dass er es hasste Kleidung kaufen zu gehen. Er verstand noch nicht einmal ein Wort von dem, was die beiden miteinander beredeten. „Und wie sehe ich aus?“ Das erste was ihm in den Kopf schoss als er dieses... ‚Ding’ sah, war ‚lächerlich’, doch er entschied sich nicht ganz so direkt zu sein. „Nett.“ „Es gefällt dir nicht.“ „Doch.“ „Lüg nicht! Ich sehe es dir doch an.“ „Ja schon gut, aber kannst du dir nicht etwas aussuchen, dass nicht nach einer Gardine aussieht?“ „Gardine?!“ „Dein Verlobter hat recht. Dieses Blumenmuster steht dir nicht. Ich suche dir ein paar schlichte Sachen heraus, die passen am besten zu dir.“ Erstaunt sah der Russe die Chinesin an. Zwar hatte sie einen starken Akzent, dennoch war sie deutlich zu verstehen. „Sie sprechen japanisch?“ „Ja. Meine Mutter war Japanerin und mein Urgroßvater war ein Engländer, der zur Zeit des Imperialismus hierher kam. Daher kommt mein englischer Nachname. Man könnte sagen, ich bin eine bunte Mischung.“ Und schon war die quirlige alte Dame verschwunden. Sie wuselte wirklich überall herum und wenn man nicht aufpasste, verschwand sie zwischen den Ständern und tauchte plötzlich aus heiterem Himmel wieder auf. Ihr zu einem Knoten bebundenes Haar war fast gänzlich ergraut, während ihre geringe Körpergröße das Bild des netten Mütterchens von Nebenan noch unterstrich. Auf dem Tresen sammelten sich dagegen mittlerweile die Kleidungsstücke und der Russe hatte das Gefühl schnellstens etwas unternehmen zu müssen, damit sein Verlobter nicht den ganzen Laden leer kaufte. Also stellte er sich der rüstigen Dame in den Weg, als diese wieder mit einem Haufenkleidungsstücke zur Garderobe eilte. „Woher haben sie überhaupt gewusst, dass Ray schwanger ist?“ Misses Cartwright kicherte abwinkend, während sie den anderthalb Köpfe größeren jungen Mann beiseite schob. „Ach Jungchen, wenn man so lange in diesem Milieu arbeitet wie ich, dann sieht man so etwas einfach.“ Man sieht es einfach... Wie er die Sprüche dieser alten Vetteln... Damen doch hasste. ‚Das sieht man einfach, aber du als Mann verstehst das nicht.’ Wofür war er denn bitteschön Arzt, wenn diese Kaffeetanten sowieso alles besser wussten? „Komm endlich zum Ende. Ich will ins Hotel zurück.“ „Sei doch nicht immer so nörgelig.“ „Du weißt, dass ich es hasse einkaufen zu gehen.“ „Dann geh in dein blödes Hotel! Ich bin hier aufgewachsen und komme auch gut ohne dich zurecht!“ „Hn. Ich lege dir das Geld auf den Tresen.“ Einen Moment war es still bis die alte Glocke an der Ladentür läutete und eben jenes Konstrukt aus Glas und Holz in sein Schloss viel. Vorsichtig streckte sich ein Kopf hinter dem Vorhang hervor. Bernsteinfarbene Katzaugen flogen durch den Raum. „Ich fasse es nicht, dass er wirklich gegangen ist.“ „Er ist eben auch nur ein gewöhnlicher Mann. Erwarte nicht, dass er dich immer versteht.“ Seufzend ließ der Chinese sich auf dem Hocker in der Umkleidekabine nieder. Ein Blick in den Spiegel schien ihm genau das zu zeigen, was er war. Schwanger. Unverstanden. Von Hormonen und Gefühlen völlig verwirrt. War es ihm auch so egal gewesen, dass die Person, die er am meisten auf der Welt liebte nun allein durch eine fremde Großstadt zog. Nein. Das war es sicher nicht. Er hasste sich für seine verletzenden Gefühlsausbrüche. Auch wenn man es ihm noch nicht ansah, ließ dieser Pullover ihn dennoch das erahnen, was ihn noch erwartete. Das Stückstoff kaschierte nicht, sondern trug auf. Ausgerechnet an der Stelle, die er doch vor der Öffentlichkeit verbergen wollte. Um sich und sein Kind zu schützen. Wie sollte es erst in ein paar Monaten werden, wenn er nicht nur unter Gefühlsschwankungen sondern auch unter der Form seines Körpers und der damit verbunden Bewegungseinschränkung litt? Würde Kai ihn dann verlassen? „Schieb die trüben Gedanken beiseite. Er liebt dich. Das solltest du nicht in Frage stellen.“ „Aber warum ist er dann gegangen? Wieso lässt er mich einfach im Stich?“ „Er ist gegangen, weil er dich angeschrieen hätte, wenn er geblieben wäre. Um deine Gefühle nicht zu verletzen, hat er dich für den Moment allein gelassen.“ „Bei uns verläuft zur Zeit so vieles nicht, wie es verlaufen sollte. Ich weiß schon gar nicht mehr was ich denken oder tun soll.“ „Vielleicht kann ich euch weiterhelfen.“ „Wie?“ Die alte Dame lächelte geheimnisvoll. „Komm doch einmal mit und schau dir meine spezielle Ware an.“ Bepackt mit etlichen Taschen trat er aus dem Fahrstuhl. Es war mittlerweile schon neun Uhr Abends und damit nicht verwunderlich, dass er niemanden auf den Fluren angetroffen hatte. Die anderen Gäste waren entweder ausgegangen und hatten sich auf ihre Zimmer zurück gezogen. Der Schlüssel klapperte in seiner Hand. Das Schloss klackte. Die Tür öffnete sich. Warmes Licht fiel ihm entgegen und das leise Geräusch des Fernsehers drang hinaus in den Flur. „Wieso siehst du dir das an? Du verstehst doch sowieso kein Wort.“ „Mir war langweilig.“ „Früher hast du in solchen Fällen immer die Wand angestarrt.“ „Früher hätte ich auch nie zugegeben, dass mir langweilig war.“ Ächzend ließ sich der Chinese auf das Sofa fallen. „Holst du mir bitte aus der Lobby eine Cola?“ „Wir haben hier auch Cola.“ „Das sind nur Halbliterflaschen. Ich will aber eine Ganzliterflasche.“ „Dann trinkst du eben zwei Flaschen.“ Mit einer gespielt deprimierten Miene sah er den Russen an und spielte mit einer seiner ebenholzfarbenen Haarstränen. „Kai... bitte. Dann verzeihe ich dir auch, dass du mich vorhin einfach zurückgelassen hast.“ „Ist ja schon gut.“ Kopfschüttelnd verschwand der ältere. Der Schwarzhaarige zog daraufhin ein Kleidungsstück aus einer der Taschen und schob die anderen unter den Couchtisch. Schnell eilte er ins Badezimmer, um sich umzuziehen. Ein Blick in den Spiegel. Die Haare offen und geglättet. Perfekt. Zurück ins Zimmer. Die Gardinen halbzugezogen. Was fehlte? Kerzen. Wo war das Feuerzeug? Er hatte keines. Die Streichhölzer in der Minibar! Schnell die Kerzen angezündet. Licht aus. Schritte! Mit einem kleinen Hechtsprung warf er sich auf das Bett. Position? Zum anbeißen. Die Tür öffnete sich. „Du weißt, dass ich dir gewöhnlich jeden Wunsch von den Augen ablese, aber...“ Die Flasche fiel zu Boden. „Was ist denn hier los...?“ „Mach die Tür zu und komm her. Das Kätzchen will spielen.“ Immer noch erstaunt schloss der Graublauhaarige die Tür. Dort im Kerzenschein, mit einem Teil der Skyline Lanzhous im Hintergrund, räkelte sich eine schwarzhaarige Schönheit in einem schwarzen Tanga. Ein durchsichtiges dazu passendes Hemd, welches nur am Hals von eine Schleife zusammengehalten wurde, umspielte sanft den schlanken Körper, während bernsteinfarbene Katzaugen feurig in der Dämmerung des Raumes lauerten. „Wann hast du das gekauft?“ „Heute. Bei Misses Cartwright.“ Heißer Atem streifte das zum Bett gewanderte Ohr. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken. Seine Hand spielte mit dem Spitzenbesatz des Tangas. „Und das alles nur für mich?“ „Hör endlich auf zu reden und fang an auszupacken.“ Die schlanke Schönheit setzte sich rittlings auf seinen Schoß und zog ihn in einen tief erotischen Kuss. Fahrig wanderten seine Hände über die heiße Haut des Rückens. Fuhren an der Wirbelsäule endlang. Berührten jeden ihm wohlvertrauten Wirbel. Aus seinem Kätzchen war eine wilde Raubkatze geworden. Ein Ratschen ging durch den Raum. Sein Hemd wurde aufgerissen und verlor dabei einige Knöpfe. Eine wahrhaft unbändige Raubkatze. Sein persönlicher Haustiger. Er genoss es in vollen Zügen. Jede Empfindung. Jeden Zentimeter Haut. Jeden Laut. Es tat so gut, so unbeschreiblich gut. Nie war es schöner, besser, erotischer, vollkommener gewesen. Selten war es so häufig gewesen. Nie mehr würde er wohl ein solches Stehvermögen an den Tag legen können. Abstinenz war eine gute Sache. Wenn sie endlich vorbei war... Völlig erschöpft und verschwitzt lagen sie um vier Uhr Morgens Arm in Arm unter der Bettdecke. „Ich hätte nicht gedacht, dass du ein solches Luder sein kannst.“ „Ich bin kein Luder, sondern einfach nur scharf auf dich.“ „Es ist mir egal was es war, aber es hat mir sehr gefallen.“ „Lass uns endlich schlafen. Ich bin furchtbar müde.“ „Habe ich dich so hart rangenommen?“ Grinsend schaute Kai in das Gesicht, welches von völlig zerzaustem schwarzen Haar umgeben war. „Das ist ein großer Schub für dein Ego nicht wahr?“ „Natürlich. Vor allem, weil ich endlich die positive Seite deines Hormonüberschusses zuspüren bekommen habe.“ „Erwarte nicht, dass sich das hier wiederholen wird.“ Selbstsicher küsste er den Neko-Jin auf die Nase. „Oh doch, dass wird es. Da bin ich mir ganz sicher.“ „Nein wird es nicht. Und da bin ICH mir ganz sicher.“ „Wir werden es sehen, Kätzchen. Wir werden es sehen.“ So das war's wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Mal sehen ob Kai rechtbehält mit seinen ganzen Vermutungen. Ich weiß noch nicht, wann das nächste Kapitel kommt, bis ich mit meinem Abi fertig bin, dauert es leider noch drei Wochen. T.T Morgen ist erst mal Geschichte dran. Ich hasse es. Naja, ich freue mich natürlich wie immer über Kommis. MfG Yami aka Kaí Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)