Der Zauberlehrling von Sternenhirte (Ein Roman der Scheibenwelt) ================================================================================ Kapitel 7: Alter Freund. Neuer Freund. -------------------------------------- Die Scheibenwelt Der Zauberlehrling Kapitel 8 *+~Old friend. New friend~+*(GB) Wie das nun mal so ist, wusste am nächsten Morgen die ganze Universität von dem nächtlichen Vorgehen. Es drohte ein Verweis. Bald erreichte auch Simon und Timbel die Nachricht, dass diejenigen, die sich stellten nicht von der Schule fliegen würden. Aber Camil überzeugte diese Aussage nicht. Sie saßen in ihrem Zimmer und beratschlagten, was sie nun unternehmen wollten. Camil wandte sich an seine Freunde. “Passt auf ihr zwei. Ich glaube kaum, dass sie uns noch an der Schule behalten, wenn sie herausfinden, wer das letzte Nacht gewesen ist. Das alles ist mir zu riskant.” “Aber was sollen wir denn sonst machen? Irgendwann bekommen die das sowieso raus.” argumentierte Timbel. Simon saß nur stumm in einer Ecke und starrte an die Wand. “Ich persönlich wäre dafür, dass wir uns stellen. Was kann denn so Schlimmes passieren?” fragte Timbel. “Uns werden die Hüte und Mäntel genommen. Wir sind dann keine Zauberer mehr.” Alle Blicke wanderten zu Simon. “Ja, das ist war.”, nun meldete auch Rincewind sich zu Wort. “Das können die doch nicht machen!?” “Doch das können sie, Timbel.” “Und was sollen wir stattdessen tun?” “Abhauen?” “Keine schlechte Idee.” “Ich bin dagegen.” “Hey jetzt mach dir doch nicht in die Hosen Simon!” “Ich bin aber dagegen.” Schweigen trat ein. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinterher. Es schien als würde kein Kompromiss gefunden, also beschlossen Simon und Timbel sich zu stellen und Camil und Rincewind wollten verschwinden. “Gut dann werden wir alles auf uns nehmen und uns stellen.” Simon trat an die Tür und öffnete sie ungeschickt mit einem Zauber. “Man sieht sich.” Timbel schloss die Tür hinter sich. “Und jetzt?”, Camil lies sich auf sein Bett sinken. Er betrachtete die komische Truhe, die auf dem Holzschrank stand. Eigentlich sah sie lustig aus und man verlor nie das Gefühl sie würde einen ansehen. Sie hatte eine sehr starke Ausdruckskraft, auch wenn die nur ein Schlüsselloch und Scharniere besaß. “Na wir packen unsere Sachen und gehen zur Trommel.” “Und wo sollen wir unsere Sachen verstauen? Wir können doch nicht mit Koffern durch die Gegend laufen.” Camil sah Rincewind an. Er lief auf den Holzschrank zu und trat einmal dagegen. “Komm runter da, es geht auf Reise.” Mit einem lauten “Poch” landete die Truhe auf dem Fußboden. Camil betrachtete sie neugierig. Plötzlich kamen rosarote Beinchen aus ihr heraus. Er schreckte zurück, dann beobachtete er wie die Truhe sich von einer Seite zur anderen neigte, um die Beine zu strecken. Dann drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Die Beine tänzelten dabei ein lustiges Muster. Mit duzenden von Beinchen ist es ja auch schwer alle zu sortieren. Rincewind nahm Camils Koffer und befahl Truhe ihren Deckel zu öffnen. Er steckte den Koffer hinein und holte dann sein Hab und Gut. Erstaunlicherweise fand alles in der Truhe platz. Camil kletterte langsam an die Bettkante und betrachtete Truhe vorsichtig aus der Nähe. “Intelligentes Birnbaumholz.”, klärte Rincewind ihn auf. Plötzlich streckte Truhe eine lange, mahagonirote Zunge unter ihrem Teckel hervor und schleckte Camil über das Gesicht. Dieser fiel erschrocken mit einem Purzelbaum vom Bett. “Buä! Was sollte das denn?” Camil richtete sich auf. “Ich glaube Truhe mag dich. Aber wir sollten jetzt gehen.” Rincewind lief zur Tür und wollte sie gerade öffnen da... “Nein das ist nicht unser Zimmer.” Timbels Stimme! Dann noch eine ältere, die ihn anschrie, er solle ihm das richtige Zimmer weisen. Sie waren höchstens noch drei Zimmer entfernt. Timbel konnte seine Klappe wohl nicht halten und nun suchten die Zauberer Camil und Rincewind. Still standen sie da. Keinen Mucks gaben sie von sich. Die Stille wurde so unerträglich laut, dass die Stimme von Simon die Luft wie ein Messer, das durch Butter schneidet, zerschnitt. Rincewind warf einen flüchtigen Blick zum Fenster. Nein, es war zu hoch um zu springen. Dann sah er Camil an. Die Zauberer waren gerade im Zimmer neben ihnen . “Lauf!” Rincewind stand mit zwei Schritten vor der Tür und rannte los. Camil hinterher. Truhe brauchte einen Moment. Ein Truhenhirn arbeitet nicht sehr schnall, aber dann begriff sie und rannte ihrem Herren hinterher. Schreie von wütenden Zauberern verfolgten die zwei Flüchtlinge. Einige versuchten sich in den Weg zu stellen aber die beiden rannten einfach weiter. Sie stießen verwirrte Studenten zur Seite und brachten den Bibliothekar, der gerade ein paar Bücher durch die Gegend trug zu Fall. Aber sie rannten einfach weiter. Langsam schaffte es Camil Rincewind aufzuholen. Nach Atem ringend bekam er ein “Wohin?” heraus. Rincewind antwortete mit seiner geübten Lunge: “Es ist egal wohin, Hauptsache... weg. Das... Wohin klärt sich... später!” Das war logisch. Truhe stolperte ihnen mit ihren vielen Beinchen hinterher. Endlich! Vor ihnen erstreckte sich das Eingangstor. Camil kramte in seinem Gedächtnis nach einem geeigneten Zauberspruch. Er fand einen, den er dann auch aussprach. Seine Stimme klang so ungewohnt in der großen Eingangshalle, außerdem war er ziemlich aus der Puste. Das Tor öffnete sich nur widerstrebend, aber es öffnete sich und das war die Hauptsache. Sie sprangen in die frische Morgenluft. Sie rannten durch Gassen. Vorbei an den alten Ankh-Morporker Häusern. Hinter einer Ecke blieben sie stehen und rangen nach Luft. Camils Kehle schmerzte so, dass er kaum ein Wort hervorbrachte. “Das... war knapp.” Er hielt sich an eine Hauswand fest. Als er durch die Gasse sah, bemerkte er, dass direkt am Ende ein kleines Gasthaus stand. Rincewind lief voran, geradewegs darauf zu. Camil setzte sich nun auch wieder in Bewegung und folgte ihm. Hinter der eichenen Holztür stand ein Wächter, der sie mit einem trollischen Blick passieren lies. Camil dachte darüber nach, verwarf seine Idee aber gleich wieder. Die kleine Gaststube war dreckig und alt. Dichter Rauch von Zigaretten und undefinierbaren Dingen hing in der Luft, sodass es nun noch schwerer fiel zu atmen. Der Wirt stand hinter seinen Tresen und stritt sich mit einem betrunkenen Gast, der nicht gehen wollte. An den Tischen, die den Raum säumten, saßen Personen, die in dem Rauch und dem Zwielicht nicht zu erkennen waren. Einige Strahlen Sonne wurden durch undichte Stellen in der Wand hineingelassen. Den Rest des bisschen Lichts machte eine kleine Kerze, die von der Decke hing, aus. Die beiden Gäste setzten sich an den hintersten Tisch. Er war der Einzige, der noch nicht besetzt war. Mit etwas mehr Licht hätte sich auch gezeigt wieso. Durch ein Loch in der Wand, das höchstwahrscheinlich von einer Kugel stammte, dran spärlich ein wenig Licht auf den Tisch. Kleine Staubkörnchen tanzten in dem Strahl aus flüssigem Gold. Schweigen. Nur das Gelächter und die Gespräche der Gäste waren zu hören. Camil und Rincewind saßen sich stillschweigend gegenüber. “Ich denke bald trennen sich unsere Wege.”, durchstieß Rincewinds Stimme das Schweigen der beiden. “Und wo soll ich dann hin?! Ich kenn doch niemanden hier.”, erwiderte Camil. “Junge, ich weiß selber nicht was ich jetzt machen soll. Vielleicht dröhn ich mir die Rübe voll und torkel durch die Gassen. Dann komme ich durch einen bösen Zufall, oder sagen wir lieber durch Schicksal, in die Schatten und werd dort ausraubt und umgebracht. Dann bist du sowieso alleine.” Camil war immer wieder überrascht über soviel Pessimismus. Er starrte Rincewind mit einem beeindruckten Blick an. “Ok, also du bist echt negativ veranlagt oder?” “Natürlich! Wenn du wüsstest was mir andauernd passiert. Die Welt retten. Pah. Man bekommt sowieso nie einen Lohn für seine Bemühungen, so wie bei mir. Aber egal was interessiert dich das überhaupt?” “Wenn man Freunde hat will man doch so viel wie möglich über diese in Erfahrung bringen, oder?” Camil bestellte sich ein Morporker Bier. Das Zeug schmeckte wirklich ekelhaft, aber wenigstens besser als das Wasser aus dem Ankh, das noch durch irgendwelche chemischen Vorgänge der Chemiker Gilde trinkbar gemacht wurde. “Freunde?” Rincewind sah Camil fragend an. “Wir haben im selben Zimmer gelebt, das macht und noch nicht zu Freunden.” Zack. Autsch, das tat weh. Camil kniff die Augen zusammen. “Aber der Umstand, dass wir in der selben misslichen Lage sind und nirgendwo hinkönnen.”, seine Stimme zitterte. Der Troll an der Tür knurrte kurz, lies dann aber den nächsten Gast passieren. Camil sah ihn über Rincewind Schulter auf sie zukommen. Rincewind schien ihn nicht bemerkt zu haben und redete weiter. “Weißt du was? Ich habe keine Freunde. Ok, ich kenne viele Leute, aber keiner davon ist mein Freund.” “Ach ja? Und was ist mit dem Kerl, der dir die kleine Truhe überlassen hat?” Rincewind drehte sich erschrocken um. Zweiblum. Konnte das sein? Nein das konnte nicht sein. Zweiblum war doch wieder zuhause im Achaten-Reich und kümmerte sich wieder um die Finanzen anderer Leute. “Da bist du überrascht, nicht war?”, Zweiblum hätte allen Grund gehabt sauer auf Rincewind zu sein, aber er lächelte. Zweiblum gehörte zu der Art Mensch, die immer nur das Positive sehen und niemals darauf kommen, dass der nette Kerl mit dem Messer in der Hand nicht das Unkraut aus dem Rinnstein kratzen will, damit es schöner aussieht, sondern ihm die Kehle aufschneiden möchte um die interessante Truhe zu bekommen. Zweiblum schien Camil erst jetzt zu bemerken. “Und wer ist das?”, wandte er sich an Rincewind. “Das ist Camil, ein Absolvent der Unsichtbaren Universität.” , antwortete Rincewind. Zweiblum reichte Camil seine Hand, nachdem er ihn abschätzend gemustert hatte. Irgendwie hatte Camil das Gefühl, dass dieser Zweiblum sein Geheimnis aufdecken könnte. Aber er schob diesen Gedanken in die hinterste Ecke seines Gedächtnisses und begann sich mit Zweiblum zu unterhalten. Zweiblum hatte interessante Neuigkeiten und so verstrich die Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)