Der Zauberlehrling von Sternenhirte (Ein Roman der Scheibenwelt) ================================================================================ Kapitel 11: Jeder hat ein Geheimnis ----------------------------------- Die Scheibenwelt Der Zauberlehrling Kapitel 11 *+~Iedereen heeft een geheim~+* (niederl.) Als Camil zu sich kam fand er sich in einer Art Zelt wieder. Zweiblum saß in der einen Ecke und sah ihm zu, während er sich aufsetzte. “Autsch!” ,flüsterte Camil und hielt sich die Hand an den Oberkörper. Ein Verband war darum gelegt. Zweiblum saß in der Ecke und starrte Camil mit einem sehr misstrauischen Blick an. Manche Erkenntnisse fliegen durch die Luft und treffen in das Nervensystem eines Menschen, vorausgesetzt sie verirren sich unterwegs nicht und landen in einem Eichhörnchen, dass Aufeinmal weiß wie man eine Quadratwurzel ausrechnet. Aber diese Erkenntnis verfehlte ihr Ziel nicht. Ganz im Gegenteil, sie schlug mit der Wucht eines Hammers auf die betroffene Person ein. “Aber... Aber...”, stotterte Camil. Zweiblum hob nur die eine Augenbraue unter seiner großen Brille, die er auf seiner Nase trug. Sie hatte soviel Dioptrien, dass manche Menschen (vor allem die in Ankh-Morpork) dachten er hätte vier Augen. “Verdammt! Wie soll ich dir das erklären?”, stotterte Camil weiter. Sein Gesicht zeigte Entsetzen, als die zweite Erkenntnis eintraf: “Weiß Rincewind davon bescheid?” Er starrte Zweiblum mit einem verzweifelten Blick an. Er wusste schon von Anfang an, dass das Geheimnis, was Zweiblum gelüftet hatte Rincewinds ganzes Weltbild ändern würde und er war doch Camils einziger Freund in der Universität gewesen. Ok nun hatte er Zweiblum und Amanda noch dazu gewonnen, aber es lag ihm etwas an Rincewind. Jedenfalls erwartete er jetzt eine Antwort. Zweiblum schüttelte den Kopf dann begann er: “Warum? Warum belügst du uns? Was hast du vor?” Zweiblum schaute diesmal wirklich ernst drein, die ganze Heiterkeit und Unbeschwertheit schien wie mit einem Lappen aus dem Gesicht gewischt. Camil schaute auf seine decke. Eigentlich war es sein Mantel, die Dinger waren wirklich praktisch. Jetzt war es raus. Was nützte es ihm denn noch alles zu verschweigen? Zweiblum stand auf. Erst jetzt bemerkte Camil das Messer in Zweiblums Hand. Oje, er denkt ich will sie hintergehen. Aber er muss mich doch nicht gleich abstechen! “Hey ich will doch gar nichts von euch! Ich will doch nur nach Hause!” Verdammt. Das war der falsche Ansatz zu einem Gespräch. Zweiblums Interesse war geweckt. Er steckte das Messer zwar nicht weg, aber er wollte wissen, was Camils Geheimnis war. Notgedrungen begann dieser mit seinen Schilderungen. Etwas weiter weg vom Ort des Geschehens, lief eine Kiste auf rosaroten Beinen durch den dunklen Urwald von Klatsch. Sie hatte sich schon in den letzten paar Stunden genügend Respekt bei den wilden Tieren verschafft. Ihre Mimik verriet, dass sie sehr wütend war. Was, dass muss hier erwähnt werden, sehr interessant ist, denn Truhe hatte keine Augen oder dergleichen, sie besaß nur ein Schlüsselloch.Truhe stiefelte umher. Sie hatte die Orientierung verloren. Ihre Füße waren von oben bis unten mit Dreck und Schlamm benetzt. Ungeduldig schüttelte sie ihn ab, wobei sie sich wieder einmal von einer Seite auf die andere neigte. Vor ihr raschelte etwas im Buschwerk. Sie blieb stehen und rührte sich nicht. Ein Tiger trat aus dem Gestrüpp, er stellte sein Fell auf und beschimpfte Truhe auf eine Art, die nur seinesgleichen verstehen konnten. Truhe verstand ihn trotzdem und wurde nur nochwütender. “Ich verstehe.” Zweiblum lief nun auf und ab. “Aber warum hast du uns nichts gesagt?” Er starrte Camillia an, der sich gerade den Mantel überzog. “Was hätte ich denn machen sollen? Hätte ich einfach sagen sollen ’Hey Leute, ich weiß, dass das gegen euer Weltbild geht aber ich bin eine Frau. Tja so ist es nun mal. Die Welt hat die erste Zauberin’ Hätte ich das etwa sagen sollen?” Ungläubig schaute sie Zweiblum an. Alles viel ihr aus dem Gesicht, als Zweiblum seine Antwort gab: “Ja. Warum nicht?” Zweiblum war naiv. Er verstand es einfach nicht. Camillia schlug sich die Hand vors Gesicht. Versteht der denn überhaupt was ich meine? Wahrscheinlich nicht. Ich weiß ja selber noch nicht wirklich, warum ich es ihnen nicht gesagt habe. Aber es würde Rincewinds gesamtes Weltbild zerstören. Das kann ich ihm nicht antun. Er ist doch mein... Freund. Als Camillia sich über die eigenen Gedanken klar wurde schoss ihr das Blut in den Kopf. Sie drehte sich zur Tür, oder besser gesagt zum Ausgang. Hoffentlich hatte Zweiblum nicht bemerkt, aber Camillia wusste nicht, dass er sich schon seine Gedanken über diese Umstände machte. Und er würde auch bald ein zweites Geheimnis lüften, was hier aber noch nicht von Bedeutung sein soll. Camillia trat in die frische Abendluft und atmete einmal tief durch. Nach so langer Zeit füllten sich ihre Lungen, nicht mit der schmierigen Ankh-Luft, sondern mit reiner, unantastbarer Frische. Zweiblum stand noch im Eingang des zeltartigen Gebildes. Amanda saß an einem kleinen Lagerfeuer und schlief. Es war Abend. Rincewind war noch unterwegs um Beeren oder andere essbare Sachen zu suchen. Camillia blickte auf. Sie sah zu den Sternen. Schon als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihr Vater ihr immer Geschichten über die Sterne und ihre Herkunft erzählt. Sie fühlte plötzlich wie sich ihr Magen zusammenzog. Eine Träne rollte ihr Gesicht hinunter. Sie dachte an Zuhause, an ihre Heimat, ihre Freunde, ihre Verwandten und ihren Vater. Er starb, als Camillia noch ein kleines Kind gewesen war und ihre Mutter war schon bei ihrer Geburt gestorben. Seitdem lebte sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr in einem Heim. Sie vermisste sie alle sosehr. Oje wie Heimweh doch schmerzen konnte. Sie verspürte einen Anflug von Hass. Hass auf die Sterne. Sie hatten ihr ihren Vater genommen. Andererseits, aber hatten sie ihr immer Geborgenheit und Zuflucht geschenkt wenn sie traurig oder verzweifelt war. Camillia beschloss ihre Trauer abzulegen und verstaute ihr trauriges Ich, das Heimweh hatte und seinen Vater wiedersehen wollte, hinter ihrer Fassade, die sie schon seit Jahren aufrecht hielt. Camil übernahm wieder die Überhand. Auch wenn er wusste, dass die alte Camillia für immer in seinem Herzen ruhen würde und sie eines Tages wieder zum Vorschein kommen würde, wenn sie auszuhören wagte die Menschen, die sie Freunde nannte, nicht mehr zu belügen. Doch jetzt wollte er sich nur noch ins taufeuchte Gras legen, die Sterne beobachten und sich wie zuhause fühlen. Die Zeit in der wir uns entscheiden müssen, in der wir uns einig werden müssen wer wir sind und was wir machen, kommt immer. Beim einen früher, beim anderen später. Aber sie kommt. Und das sollte nie vergessen werden, denn wir sind Menschen. Die Sterne verstreuten ihre ganze Leuchtkraft über die gesamte Scheibenwelt. In dieser Nacht leuchteten die Farben des Randfalls noch heller, denn in dieser Nacht hatte sich jemand genau diese Fragen gestellt, wer er war, was er tat und auch warum. Nein es war nicht Camil, der wusste immer noch nicht welchem Ich er die Zügel seines Gewissens geben sollte, doch es war eine andere Person, die wir alle nur allzu gut kennen und die nun wieder an das Lagerfeuer zurückkehrt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)