Nightfall von Noleen (Edwards Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 1: Epidemie ------------------- Nightfall – Edwards Story Vorwort Diese FF hier musste einfach kommen *pfeif* Die meisten sollten mittlerweile wissen, dass ich sowieso Edwardverrückt bin, deswegen sollte diese FF hier niemanden groß überraschen, haha ^^. Ich hab die FF schon vor einiger Zeit ( dh. einigen Monaten ) angefangen. Ursprünglich stammt diese FF also von FF.de ^^. Ich habe mich auch gefragt, was Edward dachte, bevor er ein Vampir wurde und dann, als er ein Vampir war. Deswegen also diese FF ^^. Ich habe hierbei wieder kaum Anhaltspunkte, außer das übliche : Midnight Sun Kap. 1 und Outtakes von SM, die Fakten aus dem Buch und natürlich die mittlerweile angesammelte Erfahrung durch meine andere FF ^^. Ich versuche hierbei Edwards Geschichte noch einmal nach Fakten nachzuerzählen, was er alles getan und gefühlt hat. Es ist natürlich nicht alles bekannt, also werde ich typisch FF-like einige Sachen dazu erfinden. Aber... Ich versuche wirklich sehr, die Fakten des Buches einzuhalten ^^‘. Bevor diese FF hier also beginnt, muss gleich einiges wiederholt werden, was viele wissen sollten : - Edwards Familie war reich - Es war ein anderes Jahrhundert mit einer anderen Denkweise und einer anderen Welt - Es war kurz vor dem Ende des 1ten Weltkrieges - Es gab damals kaum Medizin Blub. Das sollte eigentlich jedem bekannt sein ^^ Ich will hier jetzt auch keine Unterrichtsstunde über das vergangene Jahrhundert halten XD. Haha... Die FF startet also kurz vor der Grippeepidemie, bei dem Edwards Eltern sterben und endet damit, dass genau das passiert, was in Midnight Sun Kapitel 1 steht : Die erste Begegnung von Bella und Edward. Das ist zumindest mein Ziel. Wie die Geschichte dann weitergeht, weiß ja jeder. Wenn irgend jemand noch Fakten einfallen sollten, bzw. Kritik was Interpretation etc. angeht, dann gilt eben das übliche :3. --------------------------------------------------- Kapitel 1. Epidemie Es war 1918, das Jahr des ersten Weltkrieges. Amerika ist in den Krieg eingestiegen und bekämpfte nun die Europäer. Ich wünschte mir, ich könnte auch schon kämpfen... Dieser Ruhm und diese Ehre... Ich wollte für unser Land kämpfen, für unseren Sieg. Es war mein größter Wunsch und die größte Angst meiner Mutter. Ich starrte auf die leeren Seiten meines Tagebuches und überlegte angestrengt, wie ich den gestrigen Tag verfassen konnte. Es war früher morgen, nicht zu spät, um ins Tagebuch hineinzuschreiben. Ich hob meine rechte Hand und setzte meinen Stift auf das Papier. Ich sah noch einmal auf die Seite und fing an zu schreiben. „2. September, 1918 Chicago, Illinois Es war ein recht ereignisloser Tag. Mr. Grin statte mir einen Besuch hab und hielt mir einen Vortag über meine finanziellen Möglichkeiten. Als ob ich es nötig hätte, mir solche Ratschläge anhören zu müssen. Sein Vortrag war genauso langweilig wie er selbst auch.“ Ich setzte kurz meinen Stift ab und schüttelte dann den Kopf. Nein, das war nicht gerecht. Der arme Mann tat nur seine Arbeit, nichts weiter. Ich strich den letzten Satz durch. Jetzt klang das ganze auch schon höflicher. Ich musste ein wenig lächeln. Ich überlegte einen Moment, was ich am gestrigen Tag noch alles getan hatte. Nicht viel, wie üblich. „Edward!“, rief eine Frauenstimme vor der Tür und klopfte dagegen. Es war meine Mutter. Schnell schrieb ich noch einen Satz in meinem Tagebuch nieder. „Auf meinem Flügel gespielt und Einladung zu einer Tanzveranstaltung erhalten.“ Schnell schlug ich das Buch zu und versteckte es in der obersten Schublade meines Schreibtisches. Es klopfte wieder gegen meine Tür. „Ja!“, rief ich und dann öffnete meine Mutter, Elizabeth Masen, langsam die Tür. Sie sah fast genauso aus wie ich; sie besaß bronzenes, langes Haar und grüne Augen. Sie war sehr hübsch, ich war froh, sie als Mutter zu haben. Sie betrachtete mich besorgt und ich setzte eine Unschuldsmiene auf. „Was ist Mutter?“, fragte ich leise und kam zu ihr hinüber. Ich sah auf ihre zitternde Hand, in der sie ein Stück Papier festhielt. „Edward...“, sagte sie mit zitternder Stimme „Du... Du hast deine Meinung also nicht geändert.“ Ich wusste was sie meinte; es tat mir leid, sie verletzt zu haben. „Ich habe meine Meinung nicht geändert“, wiederholte ich „Es tut mir sehr leid, Mutter, aber es ist meine Pflicht als Bürger dieses Staates.“ Das Papier entglitt der zitternden Hand meiner Mutter und sank zu Boden. Sie schlug entsetzt und besorgt eine Hand vor der Gesicht und ich sah die Tränen in ihren Augen. „Du hast noch genug Zeit...“, flüsterte sie unter der Hand, aber ich verstand es. „Du wirst es dir noch anders überlegen, die nächsten Monate lang.“ Ihre Stimme brach ab und die Tränen liefen ihre Wangen herab. Ich verzog mitfühlend das Gesicht und ging auf sie zu. „Es wird mir nichts passieren, Mutter“, flüsterte ich und nahm sie in den Arm. „Du könntest dabei umkommen“, flüsterte sie leise und mit Tränen erstickter Stimme. „Das werde ich nicht“, versicherte ich ihr. Sie nickte stumm und ging dann leise aus dem Raum. Ich hob den kleinen zerknüllten Zettel vom Boden auf und entfaltete ihn. „An meinen Freund Roger Hint, Illinois Chicago von Edward Anthony Masen 29. August 1918 Lieber Roger, ich habe gehört, dass du bald deinen militärischen Dienst im Gunsten von Amerika angehen wirst. Ich sende dir hiermit viel Glück für die Schlachten, die dir bevorstehen. Ich wünschte ich könnte dir in den Kampf folgen, doch ich bin noch nicht alt genug, um kämpfen zu können. Ich hoffe, dass du mit den anderen Soldaten siegreich nach Hause kehren wirst oder dass wir uns nächstes Jahr auf dem Schlachtfeld wieder begegnen sollten. Ich sehne mich genauso wie du nach Ehre und Ruhm für unser Land; und auch für unseren Sieg. Ich wünsche dir, meinem treusten Freund, viel Segen mit auf den Weg und meine besten Wünsche. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, dein Freund Edward“ Ich betrachtete stumm den Zettel in meiner Hand. Roger war nicht mein treuster Freund, sonder mein einziger. Er war der einzige, der es mit mir aushielt... Vielleicht war es meine arrogante Art, aber Roger verstand mich; er selbst gehörte zur oberen Schicht. Ich hatte diese Nachricht ursprünglich vor einigen Tagen verfasst, jedoch neu aufgesetzt, weil ich diese Notiz nicht für angemessen fand. Ich musste sie wohl offen liegen gelassen haben. Es verwunderte mich nicht, dass meine Mutter nun besorgter um mich war als vorher, sie war sowieso ein besorgter und herzensguter Mensch. Wenn ich jemanden in meinem Leben liebte, dann war dies meine Familie und vor allem meine Mutter. Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche und trat hinaus auf den Gang. Unser Herrenhaus war groß und wir waren reich. Ich musste bei dem Gedanken ein wenig lächeln. Ich konnte alles bekommen was ich wollte, ich musste nur meinen Wunsch äußern. Mein Vater, Edward Masen, war ein berühmter Anwalt und meine Mutter stammte ebenfalls aus einer sehr reichen Familie. Ich ging die Marmortreppe nach unten zum Musikzimmer. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger schwarzer Flügel und ich starrte ihn wie jeden Tag ehrfürchtig an. Ich trat hinüber auf das kleine Podest, auf dem er stand und fuhr sanft mit meinem rechten Zeigefinger über die Tasten. Ich ließ mich auf dem kleinen, schwarzen Hocker sinken und schlug ein A an. Schon seit ich ein kleiner Junge war spielte ich für mein Leben gern auf meinem Flügel. Es war das größte Geschenk, das mein Vater mir je gemacht hatte, als er mir einen Klavierlehrer besorgte. Seit dieser Zeit spielte ich jeden Tag auf diesem Flügel – ich liebte es. Die Noten vor mir waren aufgeschlagen; gestern hatte ich mit Mozart aufgehört und heute würde ich mein spielen damit beginnen. Ich schlug einmal alle Töne an und fing an ein Stück zu spielen. Mein Lehrer hatte immer behauptet, mein Spiel wäre sehr lebendig. Ja, ich hätte großes Talent für die Musik, hatte er gesagt. Ich schmunzelte in mich hinein, ich hatte niemals etwas anderes von mir erwartet, als Perfektion und Talent. Ich war stolz auf mich selbst, auf mein Reichtum und meiner Gabe. Ich stand vom Hocker auf und lies die Noten zurück. Ich würde ohnehin später wieder kommen. Ich ging die Treppe wieder hinauf und in Richtung des Einzelgemaches meines Vaters, in das er isoliert wurde. Er litt derzeit an einer leichten Grippe und der Arzt vermochte es nicht zusagen, wann es sich bessern würde. Zumindest war die Grippe nicht so stark wie normalerweise und meinem Vater ging es ausgesprochen gut. Er wollte zwar ständig aufstehen, aber meine Mutter hat ihm zugeredet, er müsse bis seiner vollständigen Genesung im Bett verbleiben. Ich klopfte kurz an die Tür. „Herein“, sagte eine rauhe Herrenstimme und ich trat ein. Mein Vater lag in seinem Himmelbett, die Decke war ihm bis zum Kopf hochgezogen worden. Er machte heute einen leicht kränklichen Eindruck, aber trotz seiner Krankheit behielt er seine strengen Gesichtszüge. „Ah, Edward. Tritt näher mein Junge“, sagte er mit einer geschwächten Stimme. Ich ging hinüber zu dem Stuhl, das vor seinem Bett stand und betrachtete ihn halb besorgt. „Wie geht es dir heute, Vater?“, fragte ich leise und legte dabei eine Hand auf seine Stirn. Sie war glühend heiß. „Ah... Nicht so gut, fürchte ich. Ich denke, es ist ein Rückanfall.“ Er hustete leicht. „Soll ich den Arzt rufen lassen?“, fragte ich ihn leise und betrachtete weiter sein schweißgebadetes Gesicht. Es ging im sichtlich schlechter als er zugab. „Nein, es ist schon in Ordnung... Mach dir bitte keine Umstände“, flüsterte er und schloß einen Moment die Augen. „Vater! Ich mache mir doch damit keine Umstände, wenn ich einen Arzt rufen lasse. Dir geht es sehr schlecht!“ Mein Vater schwieg wieder einen Moment. „Das macht nichts, Edward... Sorge nur dafür, dass du gesund bleibst. Du wirst ohnehin keinen Arzt erreichen können.“ Ich sah ihn verwundert an und biss meine Zähne fest zusammen, um nicht loszuschreien. Mein Vater drehte den Kopf ein wenig zu mir um. „Edward. Hast du es etwa noch nicht gehört?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ Mein Vater seufzte leise. „Edward, ich bin nicht der einzige, der erkrankt ist. Die Ärzte haben bereits alle Hände voll zu tun... Es sieht nach einer Epidemie aus.“ Die Worte meines Vaters gingen durch mich hindurch, als hätte ich sie nicht wahrgenommen. Mein Vater hob schwach seine linke Hand und legte sie auf meine. „Edward. Fast jeder ist krank ich will nicht, dass mit dir dasselbe passiert. Du musst leben, genauso wie deine Mutter. Kümmere dich nicht um mich, denk an dein eigenes Wohl.“ Ich schüttelte den Kopf. Ich mochte zwar egoistisch sein, aber ich ließ nicht meine Familie sterben! Nein... Ich musste Hilfe holen. „Ich rufe einen Arzt, ruh dich aus Vater.“ Ich befreite meine Hand von seiner und stand auf. Leise schloß ich die Tür hinter mir. Ich musste zu meiner Mutter, sofort. Vermutlich war sie im Garten und nahm einen Tee zur Beruhigung zu sich. Ich lief den Gang entlang und dann spürte ich, wie mein Körper reagierte. Vor mir verschwamm alles – alles drehte sich, alles wurde langsam schwarz. Mein Körper war taub, ich spürte in meinem Inneren eine brennende Wärme. Dann fiel ich in die Dunkelheit... „Edward! Edward, mein Schatz, komm bitte zu dir!“ Ich hörte die besorgten Rufe meiner Mutter. Ich wollte antworten, ich konnte mich aber nicht bewegen. Ich versuchte meine Lippen zu bewegen, sie fühlten sich so seltsam schwer an. „Mutter“, nuschelte ich und versuchte meine Augen aufzuschlagen. Ich spürte ihre Hände auf meiner Brust, sie drückte mich wieder zurück. „Bleib liegen. Die Ärzte kommen gleich. Deinem Vater geht es auch sehr schlecht.“ Da verstand ich. Ich war bewusstlos gewesen. Hatte mich am Ende die Krankheit auch erwischt? Ich schaffte es, meine Augen halb zu öffnen und sah in das Gesicht meiner Mutter. Sie wirkte ebenfalls kränklich und ihr Gesicht war mit Sorgen erfüllt. „Mutter, du bist auch krank“, flüsterte ich leise, ich konnte es aus ihrem Gesicht ablesen. Sie legte mir leicht einen Finger auf meine Lippen. „Ruhig, mein Schatz. Du darfst nicht reden, du musst dich ausruhen. Die Ärzte sind gleich hier“, versuchte sie mich zu beruhigen, aber ich wollte nicht still liegen. Ich würde mich nicht abtransportieren lassen... Ich wollte zu meinem Vater... Ihm ging es viel schlechter als mir! Wieso war meine Mutter nicht bei ihm? Meine Augen fielen vor Erschöpfung wieder zu. Wie konnte das nur passieren? Heute morgen fühlte ich mich noch so kräftig wie eh und je, doch nun lag ich halb tot vor Erschöpfung auf dem Boden. Wie konnte das alles nur geschehen? Ich spürte eine eiskalte Hand auf meiner Stirn. „Sehr hohes Fieber, wir müssen ihn sofort wegbringen“, sagte eine Stimme. Ich spürte noch, wie ich hochgehoben wurde, dann wurde es wieder dunkel über mich... ---------------------------------- Tut mir leid für den Part mit dem Klavier. Ich spiele nämlich kein Klavier XD‘. Das mit der Krankheit ging vielleicht etwas zu schnell... Aber ich denke, die Epidemie hat sich extrem schnell verbreitet. lg Kapitel 2: Krankheit und Schmerz -------------------------------- Vorwort Dieses Kapitel... Ist ähm, etwas anders. Das ist so, weil Edward halbtot im Krankenhaus liegt ^^‘. ( Ha,ha ) Ich hoffe mal, man kann die einzelnen Abschnitte gut erkennen... >_< ---------------------------- Kapitel 2. Krankheit und Schmerz Als ich aus meiner Bewußtlosigkeit erwachte, spürte ich meinen Körper kaum. Ich versuchte meine Finger zu bewegen, doch ich schaffte es nicht. Sie fühlten sich an, als wären sie aus Stein – fest und hart. Mein Körper reagierte nicht mehr und ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich hilflos. Selbst meine Gedanken schienen zu verschwinden. Ich lag auf dem Rücken - das konnte ich durch meine Taubheit noch spüren - und durch meine Augenlider drang helles Licht. Ich war in einem hellen Raum... War ich vielleicht schon tot? Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch auch das gelang mir nicht. Irgendwo aus der Ferne hörte ich Stimmen... Ich konzentrierte mich und versuchte, das Gespräch der Leute zu verfolgen, die sich in meiner Nähe unterhielten. Es war ein Mann und eine Frau. Ich versuchte noch angestrengter zu lauschen und die Stimmen wurden deutlicher. „...Es ist eine Schande, dass er nun tot ist“, sagte eine sanfte Herrenstimme. „Er war ein so guter Mann...“, beklagte die Frau und ich war mir fast sicher, dass sie schluchzte. „Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, die Grippe war zu stark. Leider ist dies bei vielen Menschen so.“ „Gibt es überhaupt noch Hoffnung? Können Sie nicht irgend etwas unternehmen?“ Über wen redeten sie da? Ich versuchte wieder meine Augen zu öffnen und dieses Mal gelang es mir auch fast. Meine Augen flimmerten einen Augenblick auf, doch die Erschöpfung ließ sie wieder zu fallen. Als ich noch einmal versuchen wollte, meine Augen aufzuschlagen, spürte ich eine warme Hand auf meiner Brust, die mich zurück auf das Bett drückte. Ich musste mich wohl unwillkürlich aufgesetzt haben. „Bleib liegen, mein Schatz.“ Ich wollte etwas sagen, aber meine Lippen zuckten nur. Es war meine Mutter... Ich lebte also noch, das waren gute Neuigkeiten. „Du wirst wieder gesund werden“, hörte ich ihre Stimme aus einiger Entfernung in meinem Kopf widerhallen, aber sie klang besorgt. Ich wollte ihr etwas sagen, sagen, dass es mir gut ging. Ich wollte sie trösten, aber meine Lippen blieben geschlossen. Jemand ergriff meine Hand und eine andere Hand legte sich auf meiner Stirn. „Er hat sehr hohes Fieber...“, hörte ich wieder diese sanfte Herrenstimme sagen. Ich spürte, wie jemand sanft meine Hand streichelte. „Wie können wir ihm helfen?“, sagte meine Mutter mit tiefster Besorgnis in ihrer Stimme. Die Hand, die auf meiner Stirn lag, entfernte sich und ich hörte ein Klirren. „Geben Sie ihm etwas zu trinken, sein Körper braucht die Flüssigkeit.“ Ich hörte Wasser und wusste, was sie nun versuchen würden. Sie würden es aber nicht schaffen. „Trink das, Schatz“, hörte ich meine Mutter wieder sagen. Ich spürte den Rand des Glases an meinem Mund, aber meine Lippen wollten sich immer noch nicht öffnen. Ich wusste, ich musste trinken, nicht nur für mich selbst sondern auch für meine Mutter. Aber ich konnte nicht. „Sein Körper reagiert nicht“, sagte der Mann wieder „Er muss noch ziemlich erschöpft sein... Vielleicht braucht er auch etwas zu essen“, schlußfolgerte er. Wenn ich lachen könnte, dann hätte ich es getan. Ich bekam nicht einmal meinen Mund auf, wie sollte ich dann etwas essen können? Diese Ärzte waren allesamt unfähig. „Das macht nichts“, sagte die Stimme wieder und dann spürte ich einige Finger auf meinen Lippen und auf meinem Unterkiefer. Ich spürte den Druck und langsam öffnete sich mein Mund. „Geben Sie mir bitte das Glas“, sagte der Mann und dann spürte ich, wie das Wasser meinen Hals herab lief. Endlich nahm mein Körper wieder einigermaßen seine Tätigkeiten auf; er zuckte und ich hustete. Dennoch konnte ich mich kaum bewegen - wenigstens mein Mund öffnete sich wieder. „Mutter“, flüsterte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob sie es hören konnte. „Edward, mein Liebling, ich bin hier. Mach dir keine Sorgen, ich bleibe bei dir.“ Sie tätschelte nun meine Hand. Ich wollte fragen, über welchen Mann sie vorhin gesprochen hatten, doch meine Stimme versagte. „Ich lasse eine Suppe hinauf bringen. Er braucht Nahrung und danach wieder Ruhe“, fuhr der Mann fort und dann hörte ich, wie eine Tür aufging und sich leise wieder schloss. Meine Mutter war immer noch an meiner Seite und ich spürte ihre Hand immer noch auf meiner. „Es wird alles gut, mein Schatz. Du wirst wieder gesund werden. Ich kümmere mich um dich“, flüsterte sie sanft und ich hörte es ihrem Tonfall an, dass sie die Tränen nahe war. Ich wollte ihr sagen, dass sie keine Angst um mich haben brauchte, aber kein Ton verließ meine Lippen. Ich spürte wieder eine drückende Dunkelheit auf meinen Augen und im nächsten Moment sank ich erneut in die Dunkelheit. Als ich erneut erwachte, konnte ich zu meiner eigenen Verwunderung meine Finger bewegen. Es kostete mich einige Kraft, aber es war dennoch nicht unmöglich. „Er ist wieder aufgewacht“, hörte ich wieder die sanfte Männerstimme sagen und meine Mutter seufzte erleichtert auf. Ich versuchte meine Augen zu öffnen und dieses Mal gelang es mir. Ich befand mich in einem hellen Raum, das vermutlich zu einem Krankenhaus gehörte. Meine Mutter saß auf einem Hocker neben dem Bett und in ihren Smaragd Augen glitzerten Tränen. An meinem Bettende stand ein junger Mann, vermutlich der Doktor. Er trug einen weißen Kilt, aber er sah wirklich sehr jung aus... Er war leichenblass, hatte kurze blonde Haare und goldene Augen. So jemanden hatte ich bisher noch nie gesehen. Ob er von einem anderen Land stammte? Er lächelte und dabei gaben seine Lippen seine perfekten, strahlend weiße Zähne preis. „Wie schön, dass du wieder aufgewacht bist, Edward“, sagte er lächelnd und seine Stimme hörte sich so unmenschlich sanft an. Ich hob eine Augenbraue, ich wusste, dass er eigentlich keinen Grund zum Lächeln hatte. Ich wusste nicht, woher ich es wusste, aber ich war nun einmal ein Menschenkenner. Er hatte sich viele Sorgen gemacht, genauso wie meine Mutter. Sie atmete noch einmal erleichtert auf und wandte sich dann an den jungen Mann. „Vielen Dank, Dr. Cullen. Ich weiß nicht, wie ich ihnen danken kann, so dankbar bin ich!“ Dr. Cullen lächelte immer noch. „Das ist meine Aufgabe, Ms. Masen. Ich bin höchst erfreut, dass ich ihnen behilflich sein kann.“ Meine Mutter war so gerührt, ich hätte schwören können, dass sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre. „Mutter“, flüsterte ich leise und sah sie dabei an. Sie wandte sich an mich und strahlte mich glücklich an. Aber selbst das war nur Fassade... Ich war mir sicher. „Du musst etwas essen, Liebling“, sagte sie sanft und nahm von einem kleinen Tisch einen Teller. Es war Suppe. Sie rührte einen Moment mit dem Löffel in der Suppe und hob ihn dann an, um ihn zu meinem Mund zu führen. Ich wollte zuerst protestieren, immerhin war ich kein Kind mehr. Aber ich brachte es nicht über mich, meine Mutter zu verletzen. Ich öffnete bereitwillig meinen Mund und meine Mutter schob mir den Löffel hinein. Dr. Cullen stand immer noch am Bettende und sah meiner Mutter dabei zu, wie sie mich fütterte. Es war mir fast schon peinlich. Ich war überrascht, wie hungrig ich eigentlich war. Ich aß die Suppe ganz auf und ließ mich danach wieder in mein Kissen sinken. Nun, da ich wieder sprechen konnte und etwas im Magen hatte, war es Zeit für eine Konversation. „Wo ist Vater?“, fragte ich an meine Mutter gewandt, aber schon bald stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. Das war die falsche Frage gewesen. „Geht es ihm immer noch so schlecht?“, hakte ich nach und ich konnte ihrem Gesicht ablesen, dass sich sein Zustand nicht gebessert haben musste. Meine Mutter schüttelte kaum merklich den Kopf und Dr. Cullen ließ den Kopf sinken. „Er hat es nun besser“, sagte meine Mutter mit Tränen erstickter Stimme und tätschelte erneut meine Hand. „Wo ist er?“, fragte ich aber eigentlich wollte ich es gar nicht mehr wissen. „Im Himmel“, antwortete meine Mutter und die Tränen liefen ihre Wangen herab. Wieder einmal drehte sich alles in mir, mein Blick verschwamm... Die Dunkelheit kroch erneut in mir hoch, aber nicht so weit, dass ich erneut ohnmächtig wurde. Dr. Cullen kam zu uns herüber und drückte uns still jeweils ein Tuch in die Hand. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch mir Tränen die Wangen herab liefen. Dr. Cullen klopfte einmal mitfühlend auf meine Schulter und dann zog er sich diskret zurück. „Wann...“ Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und die Tränen fielen auf die Decke. „Nachdem ihr ins Krankenhaus eingeliefert wurdet“, flüsterte meine Mutter zurück „Er war auch bewusstlos, zumindest anfangs... Und dann ist er einfach nicht mehr aufgewacht.“ Sie schluchzte in das Tuch. Wieder drehte sich alles in mir. „Ich... Ich habe noch mit ihm geredet... Er lebte...“, flüsterte ich. Meine Mutter legte mir ihren Zeigefinger auf die Lippen und brachte mich damit zum verstummen. „Es ist eine Epidemie, Edward. Dr. Cullen hat endlose Fälle wie diesen und du bist auch an dieser Krankheit erkrankt. Die meisten, die an dieser Krankheit erleiden sterben... Jeden Tag kommen neue Betroffene in die Krankenhäuser und jeden Tag sterben unzählig viele. Aber mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um dich... Ich lasse dich nicht sterben.“ Es klang wie ein Versprechen und wie ein letzter Wille. Ich wollte ihr sagen, dass dies nicht nötig war, aber mir fehlte wieder die Kraft dazu. Der Tod meines Vaters hatte mich sehr mitgenommen. Ich fühlte mich schwach und so zerbrechlich... Ich schloss meine Augen und der Schlaf trat ein. Die nächsten Tage fühlte ich mich kränklich und schwach, aber ich hatte genug Kraft, meine Augen aufzuschlagen und mit meiner Mutter zu reden. Mein Hals war rauh, ich musste ständig husten und ich bekam wieder Fieber. Dr. Cullen kam regelmäßig bei uns vorbei und versuchte uns zu helfen, so gut es ging. Meine Mutter war so dankbar, dass er sich um mich kümmerte. Einmal, als ich meine Augen geschlossen hatte und meine Mutter dachte, dass ich schlief, hörte ich wie sie ihrer Dankbarkeit Ausdruck gab. „Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei ihnen bedanken kann, Dr. Cullen! Ich weiß, dass Sie in dieser Zeit viel Arbeit haben und vor allem noch sehr viele andere Patienten, deswegen schätze ich es sehr, dass sie sich so gut um meinen Sohn kümmern. Wenn es Engel auf dieser Welt gibt, dann sind Sie wahrlich einer! Möge der Himmel Sie segnen, für das Gute, das sie verbreiten!“ Als Antwort gab Dr. Cullen nur ein leises Lachen von sich. Es vergingen weitere Tage und ich fühlte mich schwächer, als je zuvor. Meine Mutter saß den ganzen Tag lang neben meinem Bett und pflegte mich, ständig legte sie mir neue kalte Tücher auf meine Stirn und ich konnte sie ständig schluchzen hören. Es kostete mich mittlerweile so viel Anstrengung, meine Augen offen zu halten, dass ich mir lieber meine Kräfte sparte. Die meiste Zeit schlief ich nun und selbst das Essen und Trinken erwies sich als schwierig. Ich wollte meiner Mutter sagen, dass sie sich selbst ausruhen sollte, dass sie keine Angst haben musste... Aber ich konnte diese Worte nicht aussprechen. Als ich dann wieder auf meinen Schlaf wartete, hörte ich, wie die Tür aufging und die vertrauten Schritte Richtung meines Bettes traten. „Ms. Masen“, sagte die sanfte Stimme von Dr. Cullen „Sie müssen sich endlich ausruhen.“ Ich hörte das schluchzen meiner Mutter und ich spürte, wie sie wieder das Tuch auf meiner Stirn wechselte. „Nein“, sagte sie mit halb erstickter Stimme „Ich will bei meinem Edward bleiben.“ „Das können Sie, ich kann ihnen eine Liege neben das Bett ihres Sohnes stellen“, bot Dr. Cullen an und seine Stimme klang schon fast flehend. „Nein“, antwortete meine Mutter wieder „Ich möchte meinen Edward pflegen.“ Dr. Cullen seufzte. „Ich flehe Sie an, Ms. Masen! In ihrem Körper tobt die gleiche Krankheit, Sie müssen sich ausruhen!“, flehte er. Ich wollte etwas sagen – aber mir blieb alles im Hals stecken. Meine Mutter war auch krank? Sie musste sich ausruhen! Ich versuchte, meinen Mund zu bewegen, aber ich schaffte es nicht. Meine Mutter sollte sich ausruhen anstatt sich um mich zu kümmern! Aber es war mir nicht möglich zu sprechen... „Es tut mir wirklich sehr leid, Dr. Cullen, aber ich werde ihren Ratschlag nicht befolgen. Ich kümmere mich um meinen Edward.“ Die Worte meiner Mutter hallten in meinem Kopf wider und dann machte sich meine Erschöpfung bemerkbar und ich sank in den Schlaf. Ich spürte nichts mehr, keine warme Hand hielt die meine... Das einzige was ich spürte, war der Schweiß, der meine Stirn hinab lief und die Rauheit meines Halses. Mein Körper war glühend warm, so warm, dass ich kaum denken konnte. Mein Körper war fast komplett taub. Ich wollte nach meiner Mutter rufen, aber ich brachte wieder kein Wort über meine Lippen. War sie überhaupt noch in meinem Zimmer? Ich wusste es nicht. Ich hörte etwas aus weiter Ferne, vielleicht war doch jemand im Raum. Ich hörte Schritte und es kam mir so vor, als ob mich jemand hochgehoben hätte. Aber ich wusste nicht, ob dies der Wahrheit entsprach. Mein Körper fröstelte, meine Gedanken lösten sich auf und mein Körper reagierte überhaupt nicht mehr. Es kam mir vor wie Stunden, bis ich glaubte zu spüren, dass mein Rücken wieder einen festen Untergrund hatte. Das atmen fiel mir schwer... Ich würde sterben. Wenn ich schon sterben musste, dann durfte wenigstens meine Mutter nicht sterben. Nein, sie hatte es nicht verdient. Ich hustete und mein Kopf fing an zu schmerzen. Dann spürte ich es : Etwas kaltes an meinem Hals und dazu ein stechender Schmerz. Es kam mir vor, als ob meine gesamte Wärme hinaus gezogen wurde, hinaus aus meinem Hals. Der pochende Schmerz hörte nicht auf, er wurde schlimmer. Es tat so weh, ich wollte schreien. Und ich tat es dann auch. Ich schrie mit meiner letzten Kraft. Ich spürte die Kälte an meinem Hals und das Stechen war nicht mehr alleine... Eine brennende und glühende Hitze bereitete sich in mir aus. Ich war am verbrennen. Ich schrie weiter, der Schmerz ließ nicht nach. Ich spürte, wie sich etwas kaltes auf meine Stirn legte. War doch jemand bei mir? Würde derjenige bei mir bleiben, bis ich starb? Eine kleine Erleichterung breitete sich in mir aus. Wenigstens starb ich nicht alleine... Wer war die Person neben mir? Meine Mutter? Wie fühlte sie sich in diesen Moment? Das Feuer in meinem Körper breitete sich aus, hinauf in meinem Kopf und hinab in meine Brust. Es waren unerträgliche Qualen... Ich schrie fast die ganze Zeit, etwas, das ich viele Tage lang nicht konnte. Ich brannte und der Schmerz ließ nicht nach. Wieso unternahm die Person nichts? Ich würde verbrennen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Ich wusste nicht mehr, wie lange ich unter diesen Qualen litt, wie lange ich geschrien hatte... Die Person neben mir war immer noch da. Würde sie mir also wirklich beim sterben zusehen? Die Hitze in meinem Körper ließ langsam nach, aber sie war immer noch da. Hatte der Himmel Mittleid mit mir und ließ diesen Schmerz dämpfen? Ich hielt das Gesicht meiner Mutter vor meinem Inneren Auge... Sie musste leben. Der Schmerz verschwand nach einer unerträglich langen Zeit. Es kam mir vor wie Jahre. Ich konnte meine Finger rühren... Das Feuer war verschwunden, genauso wie die Schmerzen in meinem Kopf. Aber mein Hals schmerzte immer noch... Aber auf einer ganz anderen Weise. Er zog und es versetzte kleine Stiche darin. Ich öffnete langsam meine Augen. Es war nicht mehr derselbe Raum. Er war abgedunkelt und vor allem größer. Es war nicht mehr das Krankenhaus und auch nicht mein Zuhause. Wo befand ich mich? „Er ist aufgewacht.“ Es klang wie eine Stimme. ‚Er‘? War ich damit gemeint? Ich drehte meinen Kopf um und betrachtete die Person, die all die Zeit neben mir gehütet hatte. Es war nicht meine Mutter. Es war Dr. Cullen. „Ob er sich wundert, wo er sich befindet?“ Es klang wie eine Frage, aber noch mehr wunderte mich, dass Dr. Cullen seine Lippen nicht bewegte. Er starrte mich mit seinen goldenen Augen an und ich starrte zurück. Konnte er Bauchreden? „Rote Augen.“ Es war wieder er gewesen, doch auch dieses Mal bewegten sich seine Lippen nicht. „Es hat also funktioniert.“ „Dr. Cullen... Wo bin ich hier?“, fragte ich ihn leise. „Nenn mich bitte Carlisle. Du befindest dich in meinem Haus“, antwortete er sanft und ich wunderte mich, dass sich seine Stimme leicht mit der anderen unterschied. Dieses Mal hatte er seine Lippen bewegt... Wieso tat er es die ganze Zeit nicht? Was hatte er mit ‚roten Augen‘ gemeint? Ich stand vom Bett auf, nicht nur die Schnelligkeit verwunderte mich sondern auch diese unnatürliche Kraft, die ich wieder besaß. Lag ich nicht vor einigen Stunden noch im sterben? Carlisle stand nun auch auf und ging hinüber zu einem Tisch. Er hob einen Spiegel auf und kam zu mir hinüber. „Sieh hinein“, wies er mich an. Ich sah in mein Spiegelbild, aber das war nicht ich. Meine Haut war genauso weiß und blass, wie die von Carlisle. Meine Gesichtszüge hatten sich zu etwas Besseren verändert... Es lagen dunkle Schatten unter meinen Augen... Das auffallendste waren die stechenden, roten Augen, die ich nun besaß. Ich trat einen Schritt zurück und meine Augen weiteten sich. Was war nur aus mir geworden? ----------------------------- Wie war so die Verwandlung? °-° Hmm. Na ja, im nächsten Kapitel geht es dann eben um Edwards neues Leben als Vampir ^^ Bis(s) dann Noleen Kapitel 3: Neubeginn -------------------- Vorwort So, ich hoffe mal, dass ich Edwards Gefühle richtig getroffen hab... Ich denke mal jeder würde unter Schock stehen... x_x Ich denke auch einmal, Carlisle würde es Edward ‚schonend‘ beibringen... Na ja, zumindest hab ich versucht, es so darzustellen >_< ----------------------- Kapitel 3. Neubeginn Ich stand unter Schock. Ich trat noch einen Schritt zurück und stieß dabei versehentlich einen Stuhl um. Er fiel auf den harten Boden und es kam mir wie ein Signal vor, das eine neue Zeit ankündigte. Es war ein dumpfer klang – kalt – genauso, wie ich mich fühlte. Carlisle beobachtete mich aufmerksam, in seinen Augen spiegelte sich Interesse und Besorgnis wider. „Hat er Angst?“ Die Worte hallten deutlich in meinem Kopf, aber Carlisle sprach nicht. Er stand ruhig da, weder bewegte er sich, noch sprach er. Wieso hörte ich dennoch seine sanfte Stimme in meinem Kopf? Mein Körper zitterte. Ich legte beide Hände auf meine Ohren, wünschte mir, dass dies alles gar nicht wahr war. Aber es war die Wirklichkeit. Ich hatte meine Hände fest auf meine Ohren gepresst, doch ich konnte immer noch Carlisles Stimme in meinem Kopf hören. „Hat er Schmerzen?“ „Wie fühlt er sich...?“ „Hat er keinen Durst?“ Die Stimme war unerträglich. Konnte die Stimme nicht einfach weggehen? Ich kniff meine Augen zusammen; meine Lippen bebten. „Aufhören!“, schrie ich mit ganzer Kraft und ließ mich auf den Boden sinken. Meine Hände ließen von meinem Kopf ab und legten sich auf den Boden, um mich dort abzustützen. Ich zitterte am ganzen Körper, ich konnte kaum denken. Ich hörte leichte, langsame Schritte, die in meine Richtung führten, und dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. „Alles in Ordnung, Edward?“, fragte die sanfte, leise Stimme von Carlisle. Ich wünschte ich wäre alleine, ganz alleine. „Nein“, antwortete ich widerwillig und richtete mich wieder auf. Das war doch alles lächerlich. Ich wollte nicht, dass er mich wie ein kleines Kind behandelte, nur weil ich auf dem Boden lag. Ich war ein Mann und verdiente Respekt. Ich legte eine Hand leicht um meinen Hals. Was war nur los? Wieso schmerzte es so sehr? „Hast du Durst?“, fragte Carlisle leise und ich sah widerwillig in sein Gesicht. Er hatte eine Augenbraue nach oben gezogen, aber sein Blick war sanft. „Nein, nur ein Stechen im Hals“, erklärte ich kopfschüttelnd. Wie sehr das Stechen meinen Verstand raubte, musste ich ihm nicht unbedingt sagen. Ein leichtes Lächeln huschte auf Carlisles Gesicht. „Du hast Durst“, versicherte er mir und dann zeigte er mit einer Handbewegung auf einen Krug, der auf dem Tisch stand. „Ich bin nicht durstig“, widersprach ich, dennoch folgte ich seiner Handbewegung. „Trink einen Schluck von der Flüssigkeit im Krug. Sag mir danach, was du empfunden hast“, wies er mich an. Ich warf einen Moment lang einen irritierten Blick auf ihn. „Es wird keinerlei Reize für ihn haben.“ Wieder einmal war seine Stimme in meinem Kopf, ohne dass er sprach. Wie machte er das? Allerdings klang es nicht so, als wären diese Worte für mich bestimmt. Ich wandte mich von ihm ab und griff nach dem Krug. Es stand kein Glas auf dem Tisch, also erwartete er sicherlich, dass ich direkt aus dem Krug trank. Doch nachdem ich nach dem Henkel gegriffen hatte, zersplitterte er in meiner Hand. „Er ist stark. Genau wie vermutet“, hörte ich wieder Carlisles Stimme in meinem Kopf. Ich nahm abrupt meine Hand zurück, um mir meine Handflächen anzusehen. In meiner schneeweißen Hand glitzerten die Splitter, jedoch konnte ich keine Schnittwunde erkennen. Wie war das möglich? Ich drehte meine Hand langsam herum und die Splitter fielen auf den Tisch. „Das macht nichts“, versicherte mir Carlisle „Versuch es noch einmal. Du brauchst Feingefühl, das ist das Wichtigste. Versuche den Krug ganz sanft zu berühren, als wäre es irgendetwas wichtiges, das unter keinen Umständen verletzt werden darf.“ Ich wunderte mich über Carlisles innere Ruhe. Ich wusste nicht, was aus mir geworden war und noch weniger, warum ausgerechnet Carlisle bei mir war... Vielleicht war das ganze nur ein medizinischer Test? Es war eigentlich fast lächerlich. Selbst wenn es ein Test war, diese Tatsache würde nicht erklären, wieso meine Genesung so plötzlich eingesetzt hatte. Ich spürte Carlisles auffordernden Blick auf mir ruhen. Wenn er darauf bestand, dann tat ich ausnahmsweise, was er verlangte. Ich streckte leicht meine Fingerspitzen nach dem Krug aus und legte sie ganz leicht auf die Oberfläche. Ich hob ihn mit wenig Druck hinauf und führte die Öffnung zu meinen Lippen. Die Flüssigkeit war kein Wasser... Es war eigentlich gar nichts. Es hatte keinen Geschmack und ich spürte kaum, wie es in meinen Körper lief. Es war nichts, das ich brauchte. Der stechende Schmerz in meinem Hals pulsierte. Es wurde immer schlimmer. Der Krug rutschte aus meiner Hand und landete auf dem Boden. Carlisle schien es nicht weiter zu stören, dass nun überall Scherben auf dem Boden verstreut waren. „Wir sollten jagen“, sagte er und ich drehte mich verwundert zu ihm um. Carlisle packte meinen Arm und schob mich zur Tür hinaus. Sein Haus stand offenbar nicht in der Innenstadt, da sein Haus von einem Wald umgeben war. Es war Nacht, aber die sonst so eisige Kälte nahm ich überhaupt nicht wahr. Carlisle zog mich hinüber in den Wald hinein. Was wollte er hier? Ich war schon kurz davor, mich seinem Griff zu entreißen und wegzulaufen, doch dann roch ich es. Es war ein seltsamer Duft, der die Schmerzen in meinem Hals nur noch mehr pulsieren ließ. Es roch aber köstlich... Meine Nase blähte sich ein wenig auf und ich atmete den Duft tief ein. Mein Körper zuckte und ich wollte aufspringen... Dem Geruch folgen. „Er reagiert“, hörte ich die Stimme in meinem Kopf. Carlisle packte mich noch fester und zog mich mit sich. Wir gingen tiefer in den Wald hinein und ich roch diesen Geruch nun überall. Ich wollte mich losreißen, doch Carlisle packte mich noch fester. Es musste anstrengend für ihn sein, aber er zog mich trotzdem weiter. Dann blieben wir stehen. „Hier. Warte ab und lass dich von deinen Instinkten leiten“, sagte er leise und spähte noch tiefer in den Wald. Ich tat dasselbe; starrte in den dunklen, tiefen Wald hinein. Dann bewegte sich etwas. Ein Tier. Ich starrte gebannt das Reh an, das gerade hervor gesprungen war. Ich wusste nicht wieso, aber das Verlangen aufzuspringen und sich auf dieses Reh zu stürzen war groß. Carlisle ließ mich plötzlich los und mein Körper zuckte als Reaktion zusammen. Dann ging alles schnell. Ich hatte es selbst kaum bemerkt. Auf einmal setzte mein Körper zum Sprung an und nur ein Bruchteil von einer Sekunde später, lag das Reh auf dem Boden und ich war über es gebeugt. Ohne zu wissen, was ich tat und ohne einen Funken von Selbstbeherrschung biss ich das Reh in dessen Hals. Einen Moment lang wollte ich aufschreien und einen kurzen anderen Augenblick wunderte es mich, wie sich meine Zähne so leicht in den Körper des Rehs bohren konnten. Doch dann vergaß ich alles... Es war, als ob die Zeit stoppen würde. Ich spürte eine warme Flüssigkeit in meinem Mund, mit einem köstlichen Geschmack. Ich trank es und meine Lippen pressten sich fest gegen die Wunde des Tieres. Irgendwo von weitem hörte ich die Stimme von Carlisle, aber ich hörte nicht hin. Es verging einige Zeit, dann löste ich die Lippen von der Wunde und stand auf. Unwillkürlich lächelte ich, doch dann realisierte ich, was ich getan hatte. Ich starrte auf das leblose Tier zu meinen Füßen und dann fuhr ich mit der Spitze meines Zeigefingers die Form meiner Lippen nach. Was hatte ich nur getan? Carlisle stand nun neben mir und nickte mir zu. „Ist das Ziehen in deinem Hals weg?“, fragte er und warf dem toten Reh einen Blick zu. Meine Augen weiteten sich und ich griff nach meinem Hals. Ich spürte nichts mehr, als ob es nie einen Schmerz gegeben hatte. „Du hast das Blut des Rehs getrunken“, erklärte Carlisle „Ich kann bestens verstehen, dass du verwirrt bist. Es war mein Fehler, aber es gab keinen anderen Weg, dich zu retten.“ Ich wich vor ihm und der Leiche zurück. „Er hat Angst.“ In meinem Kopf drehte sich alles. Ja, ich hatte Angst. Was war nur aus mir geworden? „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich helfe dir, Edward“, sagte Carlisle ernst. Ich hielt meine Hände vor mein Gesicht. Ich wollte nichts sehen, nichts hören... Ich wollte nicht existieren. „Nein“, keuchte ich durch meine Hände hervor „Geh weg! Lass mich alleine!“ Carlisle stand immer noch da und sah mich an. „Das kann ich nicht.“ Ich wusste nicht, ob es wieder eine Stimme in meinem Kopf war oder ob er gesprochen hatte, es war mir aber auch gleichgültig. „Edward, ich helfe dir. Du brauchst keine Angst vor mir und vor dir zu haben“, wiederholte Carlisle ruhig. Er kam näher, aber ich wich nicht zurück. „Was bin ich?“, fragte ich schließlich und ließ meine Hände sinken. „Was ist aus mir geworden?“ „Ein Vampir“, sagte Carlisle leise. Wieder einmal drehte sich alles in meinem Kopf. Es war unmöglich... Es gab keine Vampire... Wieso traf es ausgerechnet mich? „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Wir sollten alles an einem angenehmeren Ort besprechen. Ich schlage vor, wir kehren zu meinem Haus zurück.“ Ich nickte stumm und folgte ihm aus einiger Entfernung. Was war nur mit diesem Arzt los? Nachdem wir wieder in seinem Haus waren, weiß er mich an, mich auf einen Stuhl zu setzten. Carlisle schob einen Stuhl in meine Richtung und setzte sich mir gegenüber. „Frag, was du fragen willst“, sagte er und schob seine Hände ineinander. „Wo ist meine Mutter?“, fragte ich leise. „Sie ist kein Vampir, nicht wahr?“ „Nein, das ist sie nicht.“ Carlisles Gesicht verzog sich. „Sie hat uns auch für immer verlassen.“ Carlisles Stimme bebte bei den letzten Wörtern. Ich konnte kaum denken... Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich stand abrupt auf. „Was soll das heißen?“, brüllte ich ihn an. Das war ein sehr schlechter Scherz. Ich glaubte ihm kein Wort. Das war nicht möglich... „Beruhige dich, Edward.“ Carlisle winkte mit der Hand nach unten. „Setz dich wieder hin, ich erkläre es dir.“ Ich ließ mich widerwillig wieder auf den Stuhl sinken und funkelte ihn finster an. „Du weißt, dass ich als Arzt hier in Chicago arbeite. Eine Grippeepidemie kam von Europa hierher und wir haben immer noch kein Heilmittel dagegen gefunden. Viele Menschen mussten bereits sterben und dies war erst der Anfang. Leider breitet sich die Krankheit enorm schnell aus... Dein Vater litt an der ersten Welle, du und deine Mutter an der zweiten. Dein Vater kam im Krankenhaus nicht mehr zu sich und dein Zustand verschlechterte sich auch zunehmend. Deine Mutter blieb Tag und Nacht bei dir und hat sich um dich gekümmert, doch auch sie litt an der gleichen Krankheit. Ich hatte versucht, sie zu überreden, sich auch zu schonen, aber sie bestand darauf, dich weiter zu pflegen. Sie starb an deinem Bett, als du selbst mit der Krankheit zu kämpfen hattest und nicht bei Bewusstsein warst.“ Carlisle stoppte und ich bemerkte, wie mein Körper zitterte. Nein... Sie durfte nicht tot sein... „Jedenfalls... Du lagst auch im sterben. Du hattest keine Kraft mehr, gegen die Krankheit anzukämpfen... Ich hatte keine andere Wahl, als dich in einen Vampir zu verwandeln, so wie ich einer bin. Es tut mir sehr leid, dass du diese Schmerzen mitmachen musstest... Aber es gab keinen anderen Weg als dich zu retten...“ Ich starrte den Boden an und mein Körper verkrampfte sich. „Wieso...“ Meine Stimmte bebte „Wieso hast du mich nicht sterben gelassen...?“ „Edward“, sagte Carlisle leise und ich sah zu ihm auf. Seine Augen zeigten Reue. „Es tut mir wirklich sehr leid, die ganzen Schmerzen, die du ertragen musstest... Ich konnte dich nicht sterben lassen. Ich war die meiste Zeit bei dir und deiner Mutter, ihr seid mir beide ans Herz gewachsen. Ist es da nicht verständlich, dass man versucht, die Menschen zu retten, die man mag? Für deine Mutter war leider jede Hilfe zu spät... Ich hatte erst versucht, dich und sie auf normalen medizinischen Weg zu retten, aber schon bald musste ich einsehen, dass es keinen Sinn hatte... Als deine Mutter mich kurz vor ihrem Tod bat, dich zu retten, stand mein Entschluss. Weißt du... Wir Vampire haben ewiges Leben... Ich bin weitaus älter, als ich aussehe... Ich wünschte mir schon seit sehr langer Zeit einen Gefährten, aber ich wagte es bisher nie, einem Menschen dieses Leben anzutun... Ich würde es niemanden auferlegen, die eine andere Wahl hätten. Ich hatte mir dieses Leben nicht ausgesucht, aber ich versuche das Beste daraus zu machen.“ Carlisle lächelte aufrichtig und ich atmete tief ein. „Du hast mich also auf die Bitte von meiner Mutter hin gerettet?“, fragte ich leise. Diese Frage fiel mir schwer, aber ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Carlisle nickte stumm. „Ja, aber auch der Grund, dass ich dich mag.“ Er lächelte wieder. „Ich könnte mir vorstellen, wenn ich jemals einen Sohn gehabt hätte, dass er so wäre wie du.“ „Wieso sind deine Augen golden und meine rot?“ Er hatte gesagt, ich durfte alles fragen, das ich wissen wollte... Es sollte ihn nicht weiter stören. „Du bist ein neugeborener Vampir. In dir steckt noch viel Menschenblut, das deine Augen rot färbt. Nach einigen Jahren sollte die rote Farbe in deinen Augen verschwinden und stattdessen so wie bei mir, golden werden. Es sei denn... Du wählst ein normales Vampirleben, indem du dich von Menschenblut nährst, dann werden deine Augen auf ewig rot bleiben.“ Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Du trinkst kein Menschenblut...?“, fragte ich verwundert. „Nein.“ Carlisle wirkte einen Moment nachdenklich. „Du hast es vorhin selbst getan. Ich nehme Tierblut, dasselbe, das du vorhin hattest. Es gibt zwar beträchtliche Unterschiede, zwischen Tier und Menschenblut, aber im Grunde reicht das Blut eines Tieres.“ Ich nickte stumm. Es wirkte alles so unwirklich und absurd. „Es gibt kaum welche von unserer Art“, fuhr Carlisle fort „Wir sind nicht sehr verbreitet... Dennoch steht es dir frei, bei mir zu bleiben oder deine eigenen Wege zu gehen. Aber vielleicht wäre es besser, wenn du erst einmal eine Weile bei mir bleiben würdest, damit ich dir zeigen kann, was es heißt, ein Vampir zu sein. Es gibt so viel zu sagen und zu erklären, da reicht eine Nacht nicht einmal im Mindesten aus.“ Es klang recht plausibel, das musste ich zugeben, aber es war dennoch noch fast unbegreiflich für mich, dass es Vampire gab und vor allem, dass ich selbst einer war. „Was werden wir als nächstes tun?“, fragte ich leise und starrte wieder den Boden an. „Ah, du willst bei mir bleiben? Das freut mich.“ Carlisle lachte leise. „Nun, wir werden weggehen müssen, so viel ist sicher. In Chicago bist du offiziell gestorben, es gibt keinen Grund mehr für dich, hierzubleiben. Du musst alles loslassen, das du als Mensch hattest. Ich weiß, das wird nicht einfach sein, aber wenn du Hilfe brauchst oder Probleme hast, dann kannst du jederzeit zu mir kommen. Ich werde dir dann helfen, so gut ich kann.“ Carlisle war nett, aber er war ein Vampir. Ich wusste nicht, was ich von ihm nun halten sollte. Aber blieb mir eine andere Wahl, als mit ihm zu gehen? Nein. Ich wollte nicht mit dieser Unwissenheit leben, ohne zu wissen, was ich wirklich bin. „Wo werden wir hingehen?“ Meine Stimme war nur ein flüstern. „Hm... Wir könnten nach Wisconsin gehen, der Staat nördlich von uns. Ich könnte dort meine Tätigkeit als Arzt nachgehen und du... Es wäre vielleicht besser, wenn du eine Zeit lang nicht in die Nähe von Menschen kommen würdest... Du kannst dich noch nicht kontrollieren und würdest sie töten. Aber irgendwann kannst du widerstehen, das versichere ich dir.“ Carlisle stand nun vom Stuhl auf und klatschte sich in die Hände. „Wir könnten sofort aufbrechen, wenn du das willst“, sagte er leise. „Aber du kannst auch eine Weile hier bleiben und dir noch einmal alles einprägen. Immerhin ist dies deine Heimat.“ Ich erhob mich nun auch und schüttelte den Kopf. „Nein, gehen wir. Mich hält hier nichts mehr fest...“ Meine Familie war tot. Ich konnte meinen Freund Roger nie wiedersehen und genauso wenig meine anderen Verwandten. Was sollte ich dann noch hier, wenn ich nicht einmal mein Erbe antreten konnte? Carlisle nickte mir aufmunternd zu. „Ich kann gut verstehen, dass es erst einmal schwer für dich ist. Wenn du eine Zeit lang brauchst, dann verstehe ich das, Edward.“ „Ich weiß“, sagte ich leise. Ich erinnerte mich an die Worte von Carlisle. Er hatte sich dieses Leben auch nicht ausgesucht, genauso wenig wie ich. Meine Mutter hat ihre letzten Kräfte für mich geopfert und wollte um jeden Preis mein Leben retten, selbst wenn das ihr Tod war. Sie wollte bestimmt nicht, dass ich trauerte, dass ich festhielt. Sie würde mich lebend sehen wollen, glücklich, genauso wie früher. Aber es war nichts wie früher. Ich hatte keine andere Wahl. Mein altes Leben lag hinter mir und ein neues Leben begann. Meine Wiedergeburt war ein Segen und ein Fluch zugleich. Der Anfang vom Ende hatte begonnen. Doch konnte ich in diesem Leben, das mir auferlegt wurde, überhaupt glücklich werden? --------------------------- Kapitel 4: Abschied ------------------- Vorwort Wikipedia sei gelobt, dass ich mir damit mein sehr lückenhaftes Allgemeinwissen auffüllen kann XD. Hm, sorry für die vielen ‚poetischen Passagen‘ von Edward... Wer mich ( und meine anderen FFs ) kennt, der weiß, dass ich so was immer mache XD ( Hm, manche Stellen klingen eher wie ein Gedicht ^^‘ ) Das Kapitel ist irgendwie ein reines Gefühls-Kapitel... Im nächsten gibt es wieder mehr Handlung ^^‘. Ich hab die Gefühle von Edward doch zu sehr in die Länge gezogen und deswegen werden sie auch erst im nächsten Kapitel nach Wisconsin gehen. Ich fände es aber auch unlogisch, wenn Edward nicht um sein früheres Leben trauern würde... ----------------------------- Kapitel 4. Abschied Ich saß alleine auf einem Stuhl in Carlisles dunklen Haus. Er hatte sich aufgemacht, dem Krankenhaus seine Kündigung einzureichen und ich wurde von ihm angewiesen, hier zu bleiben. Es war zwar mitten in der Nacht, aber die Ärzte im Krankenhaus hatten genug Dinge zu erledigen, deswegen waren wohl die meisten noch wach. Carlisle wollte noch einmal nach einigen Patienten sehen, bevor er endgültig ging. Es würde sicherlich einige Zeit dauern, bis er zurückkehren würde. Ich nutzte jedoch meine Zeit sinnvoll, indem ich die bisherigen Ereignisse noch einmal in meinem Kopf wiederholte. Es war alles sehr schwer einzuordnen und zu verstehen... Ich wusste nicht, was ich in dieser Situation am besten tat und noch weniger, wie ich in dieses Schlamassel hineingeraten konnte. Irgendetwas in meinem Unterbewusstsein hielt die letzten Geschehnisse immer noch für einen Albtraum, aus dem ich hoffentlich bald erwachen würde. Aber dieser Schmerz und dieser ungewohnte Drang in mir, schlossen einen Traum schon fast aus. Es war alles zu real. Ich schloß meine Augen, aber die Müdigkeit übermannte mich nicht. Ich war nicht müde. Mein Körper fühlte sich auch nicht so an, als ob er vor einigen Stunden noch unerträgliche Schmerzen in mir hervorgerufen hatte. Nein, mir ging es bestens. Ich fühlte mich kräftiger und gesünder als je zuvor, zumindest was meinen Körper betraf. Wenn es um meine Seele ging, war ich mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt noch eine besaß und selbst wenn, war diese halb tot. Doch nicht nur meine Seele ging in den Scheintod sondern auch alle, die ich bisher kannte. Es würde so sein, als hätte es sie niemals gegeben, zumindest musste ich mir dies einreden. Die Bedeutung von Reue bekam für mich einen ganz neuen Sichtpunkt. Wieso war ich am leben und nicht tot? Wieso waren meine Eltern bereits von dieser Welt verschwunden, obwohl sie so gute Menschen waren? Es war nicht gerecht. Mein Leben war falsch – andere sollten leben und nicht ich. Ich war nicht einmal mehr ein Mensch, die Personen, die mir wichtig waren, sind verschieden und den Rest würde ich niemals wiedersehen. Ich wartete in der Stille auf ein Zeichen der Erlösung oder irgendein Anzeichen, dass es jemand gab, der über mich wachte und mich beschützte. Doch ich bemerkte nichts. Natürlich nicht. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und öffnete langsam meine Augen. Es musste stimmen – ich war ein Vampir. Der offenkundige Drang nach Blut... Die unnatürliche Stärke... Diese merkwürdige Blässe... Und zu guter letzt meine Zähne, die sich ohne jede Mühe in das Fleisch eines Tieres bohren konnten. Waren das nicht genügend Anzeichen? Ich durfte mir keine Hoffnung machen, es gab für mich keine Erlösung. Aus mir wurde ein Monster. Es war meine Hölle und ich würde auf ewig darunter leiden. Es gab keinen Himmel mehr für mich und auch keinen Engel, der mich beschützen würde. Ich war auf ewig verdammt und würde niemals sterben – und selbst wenn, dann ging die Zeit in der Hölle weiter. Ich würde niemals die Himmelstore erreichen. Wie konnte man dann noch erwarten, dass ich glücklich werden würde? Es war hoffnungslos. Mein Blick schweifte zum hundertsten Mal durch den dunklen Raum. Zugegeben, obwohl dies die Hölle war hatte ich es dennoch sehr angenehm. Vielleicht meinte es doch irgendjemand von oben noch gut mit mir... Ich stand vom Stuhl auf und ging hinüber zu einer Kommode. Mir fiel nichts Besseres ein, als das Haus zu durchsuchen, immerhin musste ich irgendetwas machen. Carlisle kam mir auch nicht aggressiv oder gar gewalttätig vor, als dass er mich dafür bestrafen würde. Ich schmunzelte leicht. Vielleicht war ich dafür in die Hölle gekommen? Neugier war meines Wissens nach eine Sünde – und ich war mehr als nur neugierig. Ich streckte schon meine Finger aus, um den Griff einer Schublade zu umklammern, doch ich hielt abrupt inne. Ich erinnerte mich an meine Stärke und an Carlisles Worte. Ich musste vorsichtig sein. „Du brauchst Feingefühl, das ist das Wichtigste“, rief ich mir in Erinnerung und streckte zaghaft meine Finger aus. Ohne jeden Zweifel hätte ich ganz leicht die Kommode in ihre Einzelteile zerlegen können, aber dies durfte nicht vorkommen. Selbstbeherrschung. Das war das Schlüsselwort. Leicht umklammerten meine Finger den Griff, als ob ich nur kurz über das Gehölze streicheln wollte, und dann zog ich die Schublade ganz sanft heraus. Zufrieden starrte ich auf die geöffnete Schublade. Wenigstens mangelte es mir nicht an Feingefühl. Vermutlich hatte ich dank meines jahrelangen Klavierspielen so gute Kontrolle über meine Finger. Niemand sollte mehr behaupten, Musik sei unsinnig. Die Schublade war gefüllt mit einigen Papieren, Umschlägen und auch einigen Schachteln. Aus reiner Neugierde klaubte ich mir genauso sanft eine Schachtel heraus. Es war eine sehr kleine schwarze Box, und mir kam sie irgendwie bekannt vor. Ich wusste allerdings nicht woher. Doch als ich schließlich den Inhalt der Box sah, fühlte ich mich wütend, panisch und traurig zugleich. Ich warf noch einen Blick in die Schublade und suchte nach einer ähnlichen Box – und ich fand sie tatsächlich. Der Inhalt war fast identisch mit dem der anderen Box. Es waren goldene, mit Diamanten besetzte Ringe – die Eheringe von meinen Eltern. Alles verkrampfte sich in mir und die drückende Leere wurde nur noch stärker. Ich besaß also noch etwas von meinen Eltern... Etwas, womit ich Kontakt zu ihnen aufnehmen konnte... Ein Teil von ihnen, das immer bei mir sein würde... Sie würden nicht aus meinen Erinnerungen verschwinden. Niemals. Mein Herz schlug nicht mehr, aber dennoch würde ich sie auf ewig in mir tragen... Niemand könnte sie mir wegnehmen. Ich durchsuchte ungeduldig die Kommode nach weiteren Besitztümern meiner Eltern. Ich fand ein Blatt mit der Handschrift meines Vaters. Der Text, der aufgesetzt wurde, war nie zu ende geschrieben worden... Es klang fast wie ein letzter Abschiedsbrief, den er kurz vor seinem Tode verfasst hatte. „Nun werde ich bald in die nächste Welt eingehen, ohne diese Welt je in dessen wahren Form gesehen zu haben. Leben wird erschaffen, Leben gedeiht und Leben verwelkt. Vielleicht gedeiht und verwelkt sogar der Tod. Guter Hoffnung sehne ich mich nach der ewigen Ruhe, und ich sehe bereits das Licht vor mir, spüre diese Müdigkeit, die meinen Körper taub werden lässt, die Dunkelheit, die meine Augen verschleiert... Mein Tod ist nah. Niemand der Zurückgebliebenen soll trauern, niemand soll diese Qual des Schmerzes durchgehen... Jeder der Zurückgebliebenen soll glücklich werden, jeder soll ein angenehmes Leben führen... Und das von dieser Welt sehen, dass ich niemals gesehen habe. Hoffnung ist der Schlüssel zum Leben... Es ist nie falsch zu hoffen... Die Hoffnung hält uns am Leben. Wenn ich erst einmal die Tore des Himmels durchschritten habe, dann gibt es kein zurück mehr für mich. Aber jeder wird eines Tages in den Himmel eingehen... Wir werden uns alle wiedersehen... Irgendwann, eines Tages, denn das hoffe ich, und die Hoffnung hält mich am Leben, selbst in meinem Tod. Ich bete in meinem nächsten Leben für meine Familie... Dass sie das Glück des Lebens erfahren... Und dass sie eines Tages auch das Licht finden werden.... Elizabeth... Kein Mann vermag dasselbe Glück zu verspüren, wie ich es tue. All die langen, glücklichen Jahre mit dir, waren mehr als das Paradies im Himmel. Ich warte darauf, dass du, mein Engel, den Weg zu mir findest... Und das wir auf ewig vereint sein werden. Edward, mein geliebter Sohn, ich bin stolz, dich meinen Sohn nennen zu dürfen. Viel ist geschehen, und nun bist du endlich ein Mann geworden. Ich bete dafür, dass auch du genauso glücklich wirst, wie ich es bin.“ Meine Hand zitterte, während ich die letzten Worte meines Vaters las. Seine Schrift wurde von jeder Zeile hektischer, bis die Schrift schließlich mitten in einem Satz ganz abbrach. Es schmerzte diesen Zettel zu lesen, dennoch konnte ich meinen Blick nicht davon abwenden. Vielleicht hatte mein Vater sogar recht... Vielleicht konnte ich trotz meines Schicksals ein glückliches Leben führen. Ich besaß genug Hoffnung, dass sich alles eines Tages ändern würde. Ich würde nicht aufgeben und versuchen, das Beste aus meiner Situation zumachen. Meine Mutter wollte, dass ich gesund blieb... Mein Vater wollte, dass ich glücklich war. Es war der letzte Wille meiner Eltern und ich würde mich ihm beugen... Ich wollte mich vergewissern, dass sie glücklich waren, selbst in ihrem Tod. Die Traurigkeit verbreitete sich in mir... Das Gefühl der Hilflosigkeit war ausgeprägter als zuvor und drohte mich zu zerreißen. Die Erinnerung an meine Eltern schmerzte und grub ein Loch tief in mir. Ich wollte weinen, aber ich konnte nicht. Keine Träne verließ meine Augen, stattdessen gab ich nur stumme Schluchzer von mir. Ich war ein Mann und trotzdem wollte ich weinen... Wieso konnte ich dann nicht meinen Gefühlen nachgeben? Ja, ich war ein Monster – ein gefühlloses, das nicht einmal seiner Traurigkeit Ausdruck verleihen konnte. Ich war kein Mensch mehr und würde wohl deswegen nie aus der Hölle erwachen. Alles war gestorben für mich, nur die drückende Leere in mir blieb zurück. Mir war so elend zumute, dass ich aufschreien wollte... Das einzige, was ich noch konnte. Ich sammelte meine ganzen Kräfte um einen Brüllen loszulassen, dass das Haus erbeben ließ. Es war mir egal... Ich wollte nur vergessen, nichts fühlen... Vielleicht sogar sterben... Alles, das mir einmal wichtig war, gab es nicht mehr. Mein Leben hatte sich komplett verändert. Ich ließ mich auf den Boden sinken und wartete einfach ab. Schon bald hörte ich wieder eine Stimme in meinem Kopf, die Carlisle gehörte. „Hoffentlich hat er nichts angestellt, während ich weg war.“ Ich versuchte mich aufzurichten, aber meine Beine waren wackelig. Carlisle sollte nicht sehen, wie viel es mir ausmachte, am leben zu sein. Die Tür ging auf und Carlisle kam herein. Er lächelte mich an und ich versuchte eine neutrale Miene auf zusetzten, die mich nicht verraten würde. „Wie schön, dass du noch hier bist“, sagte er und ging dann hinüber zum Tisch. „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ Ich folgte ihm an den Tisch und setzte mich ihm gegenüber. „Es gab keinen Grund um besorgt zu sein“, erwiderte ich. Carlisle seufzte und faltete seine Hände. „Ich habe nun gekündigt. Wir können diese Nacht noch aufbrechen, wenn du willst. Aber ist überlasse es dir, immerhin fällt dir der Abschied schwerer als mir.“ Ich schüttelte leicht den Kopf und legte meine Hände auf mein Gesicht. „Nein, es gibt nichts mehr, wovon ich mich verabschieden muss“, sagte ich leise, bemüht, meiner Traurigkeit keinen Ausdruck zu verleihen. Ich spürte Carlisles Blick auf mir ruhen und wünschte, er würde mich nicht ansehen. „Du musst Abschied nehmen, vor allem vor dir selbst. Du bist nicht mehr derselbe von früher und das musst du akzeptieren. Du musst dich von deinem alten Leben verabschieden und dann weitergehen, das ist dein einziger Weg.“ Carlisle sprach nicht weiter und ich löste meine Hände wieder von meinem Gesicht. Ich wusste, Carlisle hatte mich durchschaut. Ich hörte seine Stimme in meinem Kopf, die mir verriet, dass er wusste, wie ich mich fühlte. Ich brauchte meine Gefühle nicht länger zu verstecken. „Ich bereue es, am leben zu sein“, flüsterte ich und starrte auf den Boden. „Ich weiß“, sagte Carlisle ruhig. „Du glaubst, du bist es nicht wert, am leben zu sein... Und stattdessen sollten deine Eltern leben – und nicht du.“ Ich nickte kaum merklich und heftete meinen Blick auf die Tischkante. „Ich weiß wie du dich fühlst, Edward. Glaub mir bitte, mir erging es damals ähnlich.“ Ich erhob meinen Kopf und sah in Carlisles traurigen Augen. Er sprach die Wahrheit. „Als ich merkte, was aus mir geworden war, wollte ich lieber sterben“, fuhr er leise fort. „Ich habe alles Mögliche versucht, um mich umzubringen, aber nichts hatte funktioniert... Ich trauerte darum, wie es meinen Vater nun wohl erging. Er war ein geistlicher.“ Mir stockte der Atem und ich sah ihn an. „Nun, du kannst dir sicherlich denken, wie er auf mein neues Leben reagiert hätte... Also ging ich fort. Ich musste auch Abschied nehmen, deswegen weiß ich, wie schwer es ist. Aber du kannst es schaffen.“ Er lächelte mich nun aufrichtig an und dann stand er auf. Ich starrte ihn noch eine Weile an. „Carlisle“, sagte ich leise und er drehte sich wieder zu mir um. „In dieser Kommode“ – ich zeigte mit dem Finger auf die Schublade, die immer noch offen stand – „befinden sich einige Dinge meiner Eltern. Ist es möglich, dass ich sie mitnehmen kann?“ Carlisle nickte. „Ja, natürlich. Deswegen habe ich sie ja aufbewahrt. Ich wollte, dass du etwas als Erinnerung an sie besitzt.“ Ich nickte und stand nun auch auf, um zur Kommode zu gehen. Ich nahm die zwei kleine Boxen und den Brief heraus und drückte sie an mich. Ich spürte Carlisles Hand auf meinen Schultern und wie er mich dort tätschelte. „Keine Sorge, Edward. Du wirst dem letzten Willen deiner Eltern folgen“, versicherte er mir und drehte sich dann um, um seine Sachen zu packen. Während Carlisle seine Koffer füllte, betrachtete ich die Andenken meiner Eltern. Ich sah hinab auf den letzten Willen meines Vaters und plötzlich wurde der Drang stärker, seinem Wunsch nachzugehen. Ich würde glücklich werden, selbst wenn es Ewigkeiten dauern würde. Irgendwann, eines Tages, wenn ich endlich das Licht der Hoffnung sehe, wird sich alles ändern. Ich hatte genug Zeit, denn die Ewigkeit war lange. Und vielleicht würde ich sie wirklich eines Tages wiedersehen, denn das hoffte ich inständig. Der Abschied von mir selbst war vollzogen – ich akzeptierte mein neues Leben und ging einen neuen Weg, der sich vor mir erstreckte. Die Hoffnung starb stets zuletzt. -------------------------------------------------- So, Schluss mit dem Gefühlskapitel ^^‘. In den nächsten gibt es dann die versprochenen Handlungen. Ich hoffe einmal, dass niemand zu sehr durcheinander kommt... Ich glaube ich hab zu viele Metaphern etc. eingebaut *hust* Noleen ^-^ Hosted by Animexx e.V. 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