Animorphs von BluejayPrime (Die Rückkehr) ================================================================================ Kapitel 2: Rachel ----------------- Grelles Licht strömte von allen Seiten auf mich ein und ich fühlte mich wie in einem dieser Sci-Fi-Filme, in denen Menschen von Aliens entführt werden. Dummerweise kenne ich Aliens, die durchaus in der Lage sind, jemanden zu entführen. Ich versuchte, weiterhin Bewusstlosigkeit vorzutäuschen, und gleichzeitig mit allen möglichen Sinnen die Umgebung zu untersuchen. Es roch seltsam steril, wie im Krankenhaus, und dazu passte auch das grelle Licht, dass ich durch meine Augenlider hindurch sah. Unter mir spürte ich eine Liege und groben Stoff, der nicht recht in das Bild eines Krankenhauses passen wollte. Dazu kam ein dumpfes Surren, das ebenfalls fehl am Platz schien. Es klang nicht nach einem dieser medizinischen Geräte, sondern viel eher nach einem Motor... „Shit!“ „Ganz ruhig, Rachel.“ Cassie legte mir eine Hand auf den Unterarm. „Wenn sie uns feindlich gesinnt wären, dann wären wir jetzt schon Controller oder tot.“ „Das ist ja sehr beruhigend!“ Ich kniff die Augen zusammen und sah mich um. Alles war weiß gestrichen, die Liege, die Wände, Boden und Decke, die Lampe, die das Licht ausstrahlte, das mir aufgefallen war, und ein Tisch in der Nähe ebenso. „Wer von uns ist sonst noch hier?“ „Jake, Marco und Tobias sind ganz in der Nähe... von Ax weiß niemand etwas.“ „Und was sind es? Yirks?“ Cassie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine, ich glaube nicht.“ Sie sah zu einer Metalltür hinüber, die mir erst jetzt auffiel. „Sie haben uns auch nicht eingesperrt oder so... nur gebeten, die Räumlichkeiten hier nicht zu verlassen. Und dazu haben wir eigentlich auch keinen Grund, es gibt alles, was wir brauchen, Bad, Schlafräume, eine Art Aufenthaltsraum... wer immer das hier eingerichtet hat, er hat einige Ahnung von menschlichen Bedürfnissen. Wir haben ab und an Besuch, aber dann sind es immer Menschen, und Essen ist einfach... immer da, das bringt niemand oder so.“ Ich hob die Augenbrauen. „Wir sind schon länger hier, was?“ Sie nickte. „Fast drei Tage.“ Es vergingen allerdings noch weitere anderthalb Tage – zumindest glaubte ich das, denn, menschliche Bedürfnisse hin oder her, eine Uhr war nirgendwo zu finden – bis ich einen unserer Entführer näher kennen lernte. Es handelte sich bei ihm um einen jungen Mann Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, mit strahlenden dunkelblauen Augen und kurzen, dunklen Haaren, etwas größer als ich und muskulös gebaut. Im Großen und Ganzen machte er einen recht sympathischen Eindruck, aber ich hatte genug mit Controllern zu tun gehabt, um zu wissen, dass oft hinter dem nettesten Lächeln die hochrangigsten Yirks steckten. Cassie informierte mich darüber, dass er schon öfters hier gewesen war, um nach uns – im Besonderen nach mir, da ich anscheinend auf die Betäubungsstrahlen stärker reagiert hatte als gedacht – zu sehen. Wie gesagt, auf den ersten Blick wirkte er ziemlich nett. Ein bisschen schüchtern vielleicht, wie jemand, der weiß, dass viele Leute zu ihm aufsehen, der sich jedoch nicht wirklich damit anfreunden kann. Wie Jake. Als sie hereinkam, sah er mich als erstes von Kopf bis Fuß an, und blieb dazu in der Tür stehen. Es war kein geringschätzender Blick oder ähnliches, aber ich fühlte mich trotzdem von Kopf bis Fuß durchleuchtet und fügte dem Bild, das ich mir von ihm gemacht hatte, noch eine exzellente Menschenkenntnis hinzu – es war einer dieser Blicke, wie man sie am ersten Tag im neuen Job zugeworfen bekommt: „Ah, Sie sind Miss Soundso?“ „Du bist Rachel.“, sagte er dann leise und vollkommen ruhig, „Nicht wahr? Rachel Berenson. Es freut mich, zu sehen, dass es dir besser geht.“ „Wer sind Sie?“, fragte ich ohne Umschweife, „Und sagen Sie mir bloß nicht, Sie sind ein Freund, dann hätten Sie mich einfach von zu Hause abholen können, und ich würde Sie kennen.“ Zu meiner Überraschung senkte er entschuldigend den Blick. „Ich weiß, und es tut mir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen. Aber ihr müsst mir glauben, dass ich euch nur zu eurem Schutz habe hierher bringen lassen. Ein alter Freund berichtete mir von eurem heldenhaften Kampf gegen die Yirks und ich konnte nicht umhin, euch sofort Unterstützung zukommen zu lassen. Ihr könnt nicht verhehlen, dass ihr diese Unterstützung nicht bitter nötig habt.“ Ich knurrte leise und biss mir auf die Unterlippe. „Ah. Und wer soll dieser tolle Freund sein?" Er hob die Augenbrauen. „Der Ellimist natürlich.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Klaustrophobie ist etwas, das jedem Andaliten angeboren ist. Wir haben zwar Häuser, bevorzugen jedoch das Leben unter freiem Himmel, wo uns nichts einengt und wir den Wind in unserem Fell spüren können. So gesehen ist die Tatsache, dass sie mich einsperren, das schlimmste, was sie mir antun können. Zwei mal zwei Meter misst der Raum und er ist auch ungefähr so hoch. Jedes Mal, wenn ich die Augen öffne, sehe ich sofort, wie die Wände sich aufeinander zu bewegen und mir wird schwindlig und mir wird die Luft knapp. Manchmal bin ich hier tagelang allein, mit einem Yirk im Kopf oder mit nichts als sich ausbreitender Stille, die mich in den Wahnsinn treibt, sodass ich aufspringen und gegen die Wand laufen will. Dummerweise war das erste, was Visser Drei gemacht hat, dass er einen Humancontroller angewiesen hat, mir ins linke Knie zu schießen. Ein seltsames surrendes Armband verhindert, dass ich morphe, aber ich habe keine Ahnung, wie es funktioniert, und ich kann ohnehin nicht klar genug denken, um mir irgendetwas auszudenken, um es zu deaktivieren. Mit einem Knarzen öffnet sich die Metalltür und ein Streifen helles Licht flutet den Raum. Ich halte mir die Hände vor die Augen, so gut ich kann. Es ist ein junger Humancontroller, etwas älter als ich, und er ist allein. „Al...?“ Er stockt für einen Augenblick, als er den Raum betritt, doch dann kommt er eilig zu mir herüber und ich erkenne ihn erst, als er sich vor mich hinhockt und mir die Hände auf die Schultern legt. „Al?“, fragt er leise, „Elfangor, hörst du mich?“ Langsam kehren die Erinnerungen zurück. Matius-Semitur-Eskonia... ja, wir waren im selben Jahrgang... mein Freund... Matt... „Matt...?“ Ich bin erschrocken, als ich meine Stimme höre, heiser und erschöpft, und Matt ist es nicht minder. „Ist ja gut, alter Junge.“ Er streicht mir mit dem Handrücken über die Wange. „Falls es dich aufmuntert, dafür wirst du garantiert befördert.“ „Ich bin... desertiert... Todesstrafe...“ „Unsinn. Das regeln wir schon. Ich schulde dir was, wegen der Sache mit dem Taxxon-Nest, schon vergessen?“ Zum ersten Mal seit Wochen gelingt mir ein echtes schwaches Lächeln. „Nicht mein Verdienst.“, murmele ich und schließe die Augen. SCHLAF JETZT. Ich... ja... nein, warte! Loren- WIR REDEN SPÄTER. RUH DICH AUS, DU WIRST BALD ALL DEINE KRÄFTE BRAUCHEN. Ich besitze nicht mehr die Kraft, ihm zu antworten, spüre nur, wie Matt sich an dem Armband zu schaffen macht, dann falle ich in tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)