Animorphs von BluejayPrime (Die Rückkehr) ================================================================================ Kapitel 6: Aximili ------------------ „Er ist hier irgendwo in der Nähe, da bin ich mir sicher.“ Ich drückte mich ins Unterholz, morphte mich in eine Mücke und surrte auf einen Ast über den Kopf des Controllers. Sein Begleiter, ein stämmiger Hork-Bajir mit einer Narbe im Gesicht, die zweifellos von Tobias oder Prinz Jake stammte, knurrte zustimmend. „Wenn sich irgendwas bewegt, knall es ab. Der Bursche kann überall stecken.“ Oh ja. In der Tat. Ich surrte ins Gebüsch hinunter, morphte mich so lautlos wie möglich zurück. Es war dunkel, wenn ich vorsichtig war, dann würden sie mich nicht sehen... Kaum dass ich wieder in meinem Andalitenkörper war, begann ich erneut zu morphen. Meine Beine wurden kürzer, bis sie vollständig verschwanden, meine Stielaugen wurden in meinen Kopf gesogen und mein ganzer Körper wurde lang und dünn. Als vollendete Klapperschlange kroch ich leise durch das Gebüsch auf die beiden Controller zu. Der Hork-Bajir hatte ohnehin keine Ahnung von irdischer Fauna und der andere hielt nicht auf dem Boden Ausschau... Jetzt! Mit aller Kraft schnellte ich hoch und grub meine Giftzähne in die Hand des Humancontrollers, genoss das pulsierende Gefühl, als tödliches Gift in seine Adern floss. Erschrocken schrie er auf und ließ seinen Draconstrahler fallen. Rasch ließ ich von ihm ab, doch seine Schreie hatten die anderen Controller, die im ganzen Wald verstreut waren, bereits informiert. So schnell ich konnte, schlängelte ich mich davon und blieb zitternd im Unterholz liegen. Erneut kroch in mir der Gedanke hoch, was wohl mit mir geschehen würde, wenn man mich einfing. Elfangor war mehrmals in der Hand von Controllern gewesen, und er war jedes Mal gefoltert worden, doch es war den Yirks nie gelungen, ihn zu brechen, bis auf... Nun, einmal, als junger Krieger, war er in der Hand von Visser Drei gewesen. Matius und ich hatten ihn gerettet, und anschließend auf seinen Wunsch hin nie wieder ein Wort über das, was an Bord des Schiffes von Visser Drei vor sich gegangen war, verloren, aber ich hatte gehört, wie er Matius davon erzählt hatte. Zwar war ich ein Kind gewesen, keine zehn Sternzeiten alt, aber ich hatte doch genug von dem, worüber sie geredet hatten, verstanden, dass Elfangor sich zu dem Zeitpunkt, als Matius ihn gerettet hatte, sich den Tod gewünscht hatte – und dass er Angst vor dem hatte, was Visser Drei vielleicht aus ihm gemacht hatte, und noch viel mehr vor dem, was Visser Drei ganz sicher aus ihm gemacht hatte. Wie jeder Andalit hasste Elfangor die Yirks, doch in den Jahren nach dieser Zeit hatte sich das bis nahezu in den Wahnsinn gesteigert, ich hatte gesehen, wie er mit bloßen Händen zwei Hork-Bajir-Controller getötet hatte, als ich im Kampf mit ihnen in Bedrängnis geraten war, und da unsere Zimmer nebeneinander gelegen hatten, hatte ich ihn nachts in Schlaf schreien und wimmern hören, auch, wenn er immer vorgetäuscht hatte, sich an nichts erinnern zu können, wenn man ihn darauf ansprach. An Bord des Kuppelschiffs war er zwar stets mehr oder weniger gut gelaunt gewesen, doch wer ihn kannte, der hatte, so wie Matius und ich, oft gemerkt, dass es nur eine Fassade war. All das ließ insgesamt nur einen Schluss zu – Elfangor war ein Controller gewesen, ein Sklave der Yirks, und der Gedanke, dass selbst ein Held wie Elfangor sich nicht vor ihnen hatte schützen können, machte mir Angst. Große Angst. Würden sie mich auch zu einem Controller machen? Würde ich mich widersetzen können? Oder würden sie mich gleich töten? Und wenn, würde ich die Kraft besitzen, aufrecht in den Tod zu gehen, wie Elfangor? Hatte ich den Yirks einen guten Kampf geliefert und meinem Bruder Ehre gemacht? Würde er stolz auf mich sein, wenn wir uns auf der anderen Seite wiedersahen, so, wie ich es mir immer gewünscht hatte? Solche und noch andere düstere Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich mich noch tiefer ins Gebüsch drückte. Alles, nur kein Controller sein. Im selben Moment legte sich etwas Hartes auf mein Genick, und ich hätte schon senil sein müssen, um eine andalitische Schwanzklinge nicht zu erkennen, wenn ich sie spürte. , sagte Visser Drei. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mit einem leisen Stöhnen schlage ich die Augen auf und stelle als erstes erleichtert fest, dass ich meine menschliche Gestalt wieder angenommen habe, bevor ich mein Limit überschritten habe. Dazu war ich offenbar noch geistesgegenwärtig genug. Als zweites stelle ich fest, dass meine linke Gesichtshälfte blutverschmiert ist und dass ich offenbar leichte Kopfverletzungen davongetragen habe – mir ist schwindlig, und es dauert eine Weile, bis sich das gelegt hat und ich mich aufrichten kann. Matts Gleiter ist Schrott, zweifellos. Aber er selbst...? Meine eigene Stimme lässt mich endgültig zur Besinnung kommen – offenbar spielt er immer noch meine Rolle. Aber mit wem oder was...? Ich richte mich auf und stolpere aus den Trümmerteilen, die rings um mich verstreut liegen, und als erstes sehe ich zwei rote Lichtpunkte wie Suchscheinwerfer über den Himmel wandern. Kampfdrohnen, zweifelsohne. Mein Jäger hat offenbar eine etwas sanftere Landung hinter sich als ich, doch er bedarf ebenfalls einer Runderneuerung, das steht außer Frage. Und Matt... Rasch lasse ich mich hinter eine halb eingestürzte Mauer fallen, als ich sehe, dass er nicht allein ist. Fünf Jugendliche sind bei ihm, junge Menschen, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt. Ich ertappe mich dabei, wie ich sie alle unwillkürlich mit Loren und mir vergleiche. Mein Junge wäre jetzt in ihrem Alter... Die Kids beginnen zu laufen, als die Suchscheinwerfer der Kampfdrohnen Matt und meinen Gleiter erfassen. Nur einer von ihnen bleibt zurück, ein Junge mit zerzaustem, dunkelblonden Haarschopf, doch eines der Mädchen läuft zurück, greift nach seiner Hand und zieht ihn mit sich. Eine seltsame Vertrautheit überkommt mit bei seinem Anblick. Loren, meine wunderschöne Loren... Fünfzehn Jahre haben wir uns nicht gesehen, und jetzt fühle ich mich dir so nahe wie nie zuvor. Ich bin dem Jungen dankbar, dass er bei Matt bleiben und ihm helfen will. Die Kampfdrohnen landen ganz in der Nähe, und da ist wieder dieses Gefühl einer stummen Bedrohung. Der Visser ist bei ihnen. Natürlich ist er nicht allein gekommen, es sind ein paar Hork-Bajirs und Taxxons dabei. Die Kinder hocken derweil zitternd hinter den Trümmern. Das Mädchen hält immer noch die Hand des blonden Jungen, er zittert. Kein Wunder, das tue auch ich, und vermutlich aus demselben Grund. Ich schließe die Augen, als der Visser zu morphen beginnt. Ich kann und will mir das nicht ansehen, doch ich kann Matts Schreie hören, und das Lachen einiger Humancontroller. Einer der großen Vorteile von Menschen gegenüber Andaliten ist die Tatsache, dass Menschen weinen können. Das hat nichts mit Stolz oder Ehre zu tun, Andaliten sind schlicht und ergreifend anatomisch nicht in der Lage dazu. Von Andaliten wird nicht erwartet, dass sie trauern, im Gegenteil, sie haben stolz zu sein auf jeden Bruder, Vater, Schwager, Ehemann oder Sohn, der sein Leben für den Kampf gegen die Yirks lässt. Auch ein Grund, weshalb ich von allen Wundern und Kreaturen, die mir im Lauf meiner Reisen begegnet sind, ausgerechnet die menschliche Rasse ausgewählt habe. Hinter mir bricht Tumult aus, offenbar wurden die Kinder bemerkt. Ich ziehe die Knie an die Brust, schließe die Augen und nenne mich einen Feigling, während mir immer noch Tränen über die Wangen laufen. Alan Fangor, der Mensch in mir, weiß nichts von einem Kampf gegen die Yirks. Ihm ist es gleich, ob er geschnappt wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)