When the gods fell in love von Ayame-chan (Seto x Yami oder Seth x Yami Bakura x Marik) ================================================================================ Kapitel 9: Der, dem mein Herz gehört ------------------------------------ So, meine lieben Leser es geht weiter und diesmal ohne langer Vorrede meinerseits. Viel Spaß beim Lesen und danke für die Kommis. 10. Der, dem mein Herz gehört Bakuras Kopf war von einer ungewöhnlichen Leere eingenommen, während er Marik einfach nur in die Augen sah. Das Paar lavendelfarbener Seen, sprach deutlich eine Sprache, deren Sinn auch Bakura nicht entging. Und dennoch zögerte er. Natürlich sehnte er sich nach nichts mehr, als einem Menschen, der ihn so akzeptieren konnte, wie Yami es getan hatte, aber er kannte Marik doch gar nicht! Warum also sollte er ihn küssen, wo er noch nicht mal Yami geküsst hatte? Gut, das mit Yami hatte sicherlich noch einen etwas anderen Grund, doch bezweckte Bakura mit keiner Art und Weise, sich eine Blöße zu geben, ohne die sichere Gewissheit, dass sie nicht zu seinem Nachteil ausgenutzt wurde. Doch gerade, als Bakura Marik wieder auf die Beine stellen wollte, entstand ein fester Druck um seine Handgelenke, als hätten sich die dünnen Nylonfäden eines Puppenspielers um diese geschlungen, und er stieß Marik kräftig von sich. Ein erschrockener Aufschrei, entwich Mariks Kehle und für einen Moment blieb ihm die Luft weg, als er mit seinem Allerwertesten auf dem harten Eis landete. Seine Augen blickten erst verwirrt auf, dann jedoch funkelten sie wütend. „Was sollte das?!“, wollte er wissen, doch Bakura antwortete nicht. Der Weißhaarige stierte mit leerem Blick auf ihn herab und über seine Lippen kam ein Gemurmel, welches zwar nach einer fremden Sprache klang, doch der Tonlage zufolge, waren es eindeutig Beschimpfungen. Marik hatte nicht die geringste Ahnung, was er davon halten, was er denken sollte, doch im nächsten Moment blinzelte Bakura einmal und in seine Augen trat wieder Leben ein. „Hast du dir weh getan?“, war die Frage des Weißhaarigen und er beugte sich ein Stück vor, um Marik die Hand entgegenzuhalten und ihm aufzuhelfen. Dieser schlug sie jedoch wütend weg. „Sag mal spinnst du? Was soll der Unsinn?“ Seine Wut stieg sogar noch weiter an, denn Bakura antwortete nicht. Erst als Marik versuchte wieder auf die Beine zu kommen und dabei immer wieder auf den Kufen wegrutschte, zog Bakura ihn an der Taille nach oben. „Das war keine Absicht-“, war die kaum hörbare Antwort des Weißhaarigen, dessen Augen zur Uhr wanderten, welche unter der Decke hing. „Wir sollten jetzt langsam mal vom Eis runter. Immerhin schließt die Halle gleich.“ Marik nickte nur monoton und ließ sich zum Ausgang ziehen. Bakuras Antwort hatte ihn nicht gerade zufrieden gestellt. Warum hatte dieser ihn geschubst, wenn es angeblich keine Absicht war? Warum hatte er auf einmal so leer dreingeblickt? /Ich versteh diesen Kerl einfach nicht. Am besten ich frag Yami noch mal, was genau ich mir da eingebrockt habe./ Wieder einmal schwiegen die beiden sich an. Und Marik war wohl eher klar als Bakura, dass das so auf Dauer nicht funktionieren würde. Als sie sich ihre normalen Schuhe wieder anzogen, griff Bakura jedoch plötzlich nach seiner Hand. Verwundert wand Marik ihm den Kopf zu und sah direkt in zwei ihn flehentlich ansehende Augen. Eine Entschuldigung? „Sch-schon gut.“, murmelte Marik leise, auch wenn er nicht wirklich wusste, warum er das sagte. Immerhin hatte Bakura nicht erwähnt, dass er sich für das Schubsen entschuldigen wollte. Doch irgendwas sagte dem Ägypter, dass dem so war. „Weißt du, du bist wirklich ein komischer Kerl.“, offenbarte Marik und wandte sich dann wieder seinen Schuhen zu. Aus den Augenwinkeln nahm er war, wie Bakura es ihm gleich tat, dabei löste sich etwas von seinem Handgelenk und fiel langsam zu Boden, wo es liegen blieb. Beim Aufstehen erkannte der Ägypter, was es gewesen war: Ein ungewöhnlich langes schwarzes Haar. Bakura hatte beschlossen Marik noch nach Hause zu begleiten. Dabei hätte es nicht wirklich einen Unterschied gemacht, ob sie sich bereits an der Eishalle oder erst vor Mariks Haustür verabschiedet hätten, denn mal wieder fiel so gut wie gar kein Wort zwischen ihnen. Innerlich versuchte Bakura sich dazu zu zwingen, etwas zu sagen und wenn es nur ein Kommentar über das grässlich heiße Wetter war! Denn momentan fühlte er sich in seiner Haut wie Seto, der hochnäsig vor sich hin schwieg, während Yami ihm wie ein Hund stumm hinterher trottete. Oh, pardon! Wie konnte er nur so etwas sagen? So etwas würde Seto doch nie tun. Er ging ja schließlich nie mit Yami raus! Verächtlich schnaubte Bakura durch die Nase, was ihm einen verwirrten Blick seitens Marik einbrachte. „Was ist?“, fragte der Ägypter. „Du guckst so grimmig.“ Bakura schüttelte jedoch nur den Kopf. „Es hatte nichts mit dir zu tun, aber… wo wir gerade bei dir sind.“, begann er und blieb stehen, um besser in die lavendelfarbenen Augen zu sehen. „Was findest du bitteschön an mir, dass du mit mir ausgehen willst?“ Für einen Moment erwiderte Marik Bakuras stechenden Blick, sah dann jedoch zur Seite und beobachtete scheinbar interessiert das Springen der Fontänen im nahe stehenden Brunnen. „Ist es ein Verbrechen mit einem Jungen auszugehen, den man nett findet?“ „Du findest mich also nett, ja?“, höhnte Bakura. „Du kennst mich doch so gut wie gar nicht!“ Ruckartig drehte Marik ihm den Kopf wieder zu und funkelte ihn nun wütend an. „Na und? Muss man jemanden erst kennen lernen, um mit ihm auszugehen? Und wenn ich dich unausstehlich gefunden hätte, dann hätte ich kein Grund für ein Date gehabt oder dich überhaupt besser kennen zu lernen!“ „Dann findest du mich also nicht unausstehlich, ja?“ „Nein! Warum sollte ich auch? Aber wo wir gerade dabei sind; du scheinst wohl vergessen zu haben, wer hier wen zum Date eingeladen hat! Wieso also gehst du mit mir aus, wenn du mich nicht kennst??“ „Weil…“ Bakura hielt inne, dann funkelte er Marik stur und trotzig an. „Was geht dich das?“ „Eine Menge! Immerhin geht es hier doch um mich, oder etwa nicht?“ „Natürlich geht es um dich, um wen denn sonst??“ „Dann hab ich auch ein Recht darauf, zu erfahren, warum du mich zum Date eingeladen hast!“ „Ich hab dich eingeladen, weil du doch angeblich auf mich stehst!“ Allmählich hatte sich um die beiden Jungen eine kleine Traube neugieriger Passanten gebildet, denn ihr Gespräch fand nicht gerade in gedämpfter Lautstärke statt. Doch die beiden funkelten nur einander an und würdigten ihre Umgebung keines Blickes. „Also datest du mich aus Mitleid, oder was?“, wollte Marik wissen, in dessen Stimme nun deutlich die Verbitterung herauszuhören war. Bakura schwieg einen Moment lang, bevor er ein ‚Nein’ herauspresste. „Ach? Und warum dann bitte schön??“ „Das kann ich dir noch nicht sagen-“, sagte Bakura kopfschüttelnd. „Was soll das denn jetzt heißen?“ „Das wir uns zu wenig kennen, als das ich dir vertrauen könnte-“, offenbarte Bakura mit ruhiger Stimme. Marik öffnete den Mund, scheinbar um den Streit fortzuführen, doch schloss er ihn dann mit einem Seufzen wieder. „Da hast du wohl recht-“, sagte er leise und seine Wangen bekamen einen sachten Rosastich, als er sich der gaffenden Menge bewusst wurde, welche sich nun allmählich zerstreute. „Gehen wir weiter?“, fragte Marik schließlich zögerlich und war erleichtert, als Bakura nickte. „Bist du es schon wieder?“, fragte Yami leise, als er eine Berührung auf seiner Hand spürte. Die Hand, welche gerade die Ohrringe zwischen den Fingern drehte. Ein Teil von Yami sagte ihm, dass er verrückt sein musste mit einem Geist zu reden und sich an dessen Zärtlichkeiten zu laben, doch die andere und momentan auch stärkere Hälfte wollte – und wenn auch nur für diesen Augenblick – Zärtlichkeiten bekommen, die sie sonst nie bekam. Wenn Yami ehrlich war, dann fühlte er sich noch nicht mal so, als ob er Seto betrog. Genau erklären konnte er sich diese Tatsache zwar nicht, doch vielleicht lag es einfach nur daran, dass dieser Geist so viel Ähnlichkeit mit Seto hatte. Zumindest, was das Gefühl von Geborgenheit und das Aussehen betraf. Der Geist war eindeutig sehr viel zärtlicher, als der Eisdrache. /Wenn ich doch nur wüsste, wer er ist. Ich will wissen, was in den Briefen steht!/, ärgerte er sich. Morgen würde er Marik die Briefe zeigen. Den Vortritt hatte Bakura schließlich bereits gehabt, nun war er an der Reihe! Doch was dann? Was auch immer der Geist in dem Brief geschrieben hatte, er würde gewiss eine Antwort erwarten. Aber was sollte er ihm sagen? Das war zwar in Prinzip noch unwichtig, immerhin hatte Yami keine Ahnung, auf was er würde antworten müssen, doch zumindest konnte er sich sicher sein, dass dieser Geist Gefühle für ihn hegte, aus welchem Grund und in welchem Ausmaß auch immer. /Was zweifle ich denn eigentlich? Ich bin mit Seto zusammen! Ich liebe ihn und nicht diesen Geist!/ Fest biss sich Yami auf die Unterlippe. Wenn er da an die Worte von Bakura und Joey dachte und daran, wie Seto ihn am Telefon abgefertigt hatte… da war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt noch mit Seto zusammen sein wollte. Vielleicht war es wirklich besser und er sollte sich jemanden suchen, der ihm mehr Gefühle entgegenbrachte. Andererseits wiederum wusste Yami nur zu gut, dass Seto oftmals kälter als sonst war, wenn er gereizt oder im Stress war. „Ach was rede ich mir eigentlich ein“, murmelte er vor sich hin, „wenn Seto da ist, dann bin ich mit meiner rosaroten Brille vollkommen blind und wenn er weg ist, dann sorgen Bakuras Worte nur dafür, dass ich an unserer Beziehung zweifle.“ Kellertief seufzte der Schwarzhaarige auf und drehte dann ein Stück den Kopf nach hinten. Der Geist musste eigentlich genau hier stehen, denn seine Hand wurde noch immer berührt. /Wenn er auch genauso groß ist wie Seto, dann müsste sein Wange…/ zuerst zögerte Yami, doch dann hob er vorsichtig die Hand an, ließ sie durch die Luft gleiten, dort wo er das Gesicht des Fremden vermutete. Seth erstarrte und hätte er es tun müssen, so hätte er wohl für einen Moment das Atmen vergessen. Konnte Atemu ihn nun etwa doch sehen? Seine Gegenwart spüren? Doch wie er im nächsten Moment feststellen musste schien dem nicht so zu sein und die Starre fiel von ihm ab. Atemus Hand legte sich nicht wie erwartet auf seine Wange, sondern glitt einfach hindurch und dennoch glaubte Seth für eine Sekunde eine Berührung gespürt zu haben. Er drückte die Hand des ehemaligen Pharaos stärker und Yami runzelte die Stirn, als kleine Körnchen seine Haut berührten. Erneut fuhr er mit seiner Hand über die Stelle der Luft, an welcher er den Sand gespürt hatte. Und tatsächlich; Die Luft schien hier zu vibrieren und Sand zu enthalten, so fühlte es sich zumindest an. Eher unbewusst krampfte Yami seine andere Hand fester um den Ohrring und mochte es Zufall sein, oder an etwas Altem liegen, was in dem Schmuck gefangen war, mit einem Mal waren die Konturen eines Menschen in der Luft zu erkennen. Zwar waren sie schemenhaft und längst nicht so klar und deutlich, wie in der Dusche, doch das mochte an dem Wasserdampf gelegen haben. Und Yami zuckte mit einem Mal zusammen, als sein Verstand ihm eine Möglichkeit für die Identität des Geistes offenbarte! Damals mochte er es vergessen oder auch verdrängt haben, doch nun erinnerte Yami sich wieder an den Kopf des Geistes, als er ihn in der Dusche gesehen hatte. Dieser längliche Tierkopf damals… er hatte Ähnlichkeit mit dem, welcher die Ohrringe schmückte! Das Sethtier! Konnte das denn sein? War wirklich an der Geschichte mit der Mumie und dem Wüstengott etwas dran? Und selbst wenn dem so war, warum sollte ihn ein Gott so berühren? Warum nach Jahrtausenden zu ihm kommen? Und wer glaubte schon an so einen Unsinn? /Selbst, wenn es sich wirklich um Seth handeln sollte, warum lässt er mich Dinge fühlen, die mich sonst nur Seto spüren lässt? Müsste ich nicht eher so etwas wie Ehrfurcht verspüren?/ Es war wirklich alle höchste Zeit Marik die Briefe übersetzen zu lassen! Anders konnte es einfach nicht weiter gehen! Er konnte schlecht eine Beziehung mit einem Geist führen, schon gar nicht, weil er noch immer mit Seto zusammen war! Zu Seths Enttäuschung zog Yami seine Hand zurück und stand von seinem Stuhl auf. Stattdessen ging er zum Bett hinüber, wo auf dem Bettkasten der Rosenstrauß stand. Er kannte zwar nicht die Bedeutung dieser zwar schönen und dennoch stacheligen Blumen, doch ärgerte ihn die Gewissheit, dass Atemu ihnen scheinbar zugetan war. Wer in Anubis Namen versuchte seinen Geliebten auf eine solche Art und Weise zu betören?? Nun, wer auch immer es sein mochte, Seth würde Atemu freiwillig nicht noch einmal hergeben! Eher würde er jeden umbringen, der sich in dessen Nähe wagte!! Nachdenklich ruhte Yamis Blick auf den dunkelroten Blüten, bevor er sich auf die Dornen heftete. Einen Moment zögerte Yami noch, dann streckte er einen Finger aus und berührte damit eine der Dornen. Sie stach ihn nicht sofort, doch nachdem er ein wenig Druck ausgeübt hatte, trat der erste Blutstropfen hervor, welchen Yami sich hastig vom Finger leckte. /Ich weiß, ich bin ein Narr! Aber ich kann einfach nicht anders. Ich liebe Seto und so leicht werde ich das auch nicht ändern können./ Ein Dichter, fuhr es Yami durch den Kopf, würde es wahrscheinlich so formulieren: Seien die Dornen auch noch so spitz und mag ich mich auch noch so oft von ihnen stechen und zerkratzen lassen, was zählt ist, die satten roten Blüten zu genießen, bevor sie im Antlitz des Todes verwelken… Und als Seth diesmal die Hand nach seinem Geliebten ausstreckte, wich dieser ihm erneut aus, indem er aufstand und zum Telefon hinüber ging. In aller Seelenruhe wählte Yami die Nummer seines Freundes und lauschte dann dem gleichmäßigen Tuten des Freizeichens. Unschlüssig stand Marik auf der Schwelle der Haustür, welche ihn von seiner Mietwohnung trennte. Es war erst halb zehn, sollte er Bakura also noch mit hinein bitten? „Wir sehen uns dann wohl Montag in der Schule.“, sagte der Weißhaarige nach einer Weile, was Marik innerlich fluchen ließ. Bakura hatte sich noch nicht zu verabschieden! Zumindest nicht bevor er wusste, ob sich ihre Wege nun trennen sollten. „Warum? Hast du am Wochenende schon was vor?“, wollte Marik dann wissen, um Bakura noch ein Wenig hinzuhalten. „Nein.“, lautete die schlichte Antwort und braune Augen sahen zum Himmel hinauf. „Aber du hast dann sicherlich viel zu tun, oder? Das Museum ist am Wochenende doch sicherlich überfüllt.“ „Wahrscheinlich, aber… wenn du möchtest ließe sich bestimmt etwas Freizeit finden.“, zog Marik in Erwägung. Zwar war ihr erstes Date nicht wirklich traumhaft verlaufen, dennoch wollte er Bakura besser kennen lernen. Seine eigenartigen Stimmungsschwankungen und die seltsamen Fragen bezüglich des Dates und seinem Interesse an ihm machten ihn neugierig darauf, ihren Grund herauszufinden. „Gut, dann ruf mich an, wenn du Zeit hast.“, sagte Bakura dann und nachdem die Handynummern ausgetauscht waren und es eigentlich nichts mehr zu sagen gab, zögerte Marik noch immer, in die Wohnung zu gehen. Fliederfarbene Seelenspiegel glitten über Bakuras helle Haut und die weißen Haare. Langsam hob Marik die Hand und zog dem Älteren dann die Kappe vom Kopf, um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Jetzt, wo die Sonne nicht mehr scheint kannst du sie doch ruhig abnehmen, oder?“ „Und warum?“, fragte Bakura ruhig und Marik biss sich auf die Unterlippe. Schon wieder so eine Frage! „Weil ich dir gerne in die Augen sehen möchte.“ „Zu welchem Zweck musst du meine Augen sehen?“ Der Ägypter seufzte. „Nun, zum einem ist es nur höflich, wenn man jemand ins Gesicht sehen kann, wenn man mit ihm spricht und zum anderen…find ich sie zu hübsch, als das du sie ständig verstecken müsstest.“ Eine von Bakuras Augenbrauen wanderte nach oben. „Hübsch?“, vergewisserte er sich kritisch und brachte Marik dazu, verlegen rot zu werden. „Was ist an braunen Augen hübsch?“ „Musst du denn immer alles hinterfragen?“, fragte Marik leise und richtete den Blick zu Boden. „Sie… du… man nimmt ein Kompliment an und hinterfragt es nicht!“ Bakura sah Marik eine ganze Weile über ruhig an, bevor seine Augen – zum ersten Mal seit dem er blau gemacht hatte – wieder kurz im alten neckenden Glanz auffunkelten. Sanft legte er eine Hand unter Mariks Kinn, damit dieser ihm wieder in die Augen sah und schenkte ihm dabei ein Grinsen, welches den Ägypter völlig verwirrte. /Schon wieder ein Stimmungswandel?/ „Ich fühle mich geschmeichelt.“, sagte er mit dunklem Unterton in der Stimme. „Wenn ich mich revanchieren dürfte?“ Ohne eine Antwort abzuwarten hatte Bakura dem Sandblonden einen sachten Kuss auf die Lippen gehaucht und als dieser ihn anschließend völlig perplex ansah, wurde sein Grinsen nur noch breiter. „So beendet man doch ein gelungenes Date, oder?“ „Äh, ja…ich denke schon.“, brachte Marik verlegen hervor und sah Bakura verdutzt nach. Dieser grinste jedoch nur weiterhin, ebenso wie seine Augen nicht aufhörten lebhaft zu funkeln. „Also, Süßer, vergiss nicht mich anzurufen.“, sagte Bakura noch zum Abschied, bevor er sich umdrehte und den Nachhauseweg antrat. /Der Kerl macht mich noch fertig./, dachte Marik und berührte mit den Fingern seine Lippen, bevor er sich umdrehte und den Schlüssel ins Schloss steckte. Jaulend sprangen die Schakale davon, als das steinerne Becken mit einem Knall zu Boden ging, der immer wieder an den Wänden widerhallte und sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm hochschaukelte, ehe er in den Gängen verhallte. Sein Wasserähnliches Inneres bildete eine große Pfütze auf dem Boden und direkt vor ihr stand die Göttin. Ihr Haar wand sich stärker denn je, bäumte sich immer wieder auf und gab ihr so ein ungeheuerliches Aussehen. Die sonst so edlen Züge waren vollkommen verzehrt und Zorn hatte die grünen Augen dunkel gefärbt. Wie konnte es dieser freche Ägypter nur wagen ihr ihren Mittelmann zu nehmen?! Finster funkelten ihre Augen den weißhaarigen Jungen an, dessen Bild sich in der Pfütze spiegelte. Seine gute Laune und seine neu erwachende Selbstliebe – sie durften einfach nicht sein! Sie würden seinen Geist stärken und somit ihrer Kontrolle entziehen! Doch das durfte sie einfach nicht zulassen! /Ich sehe… es wird Zeit meinen treuen Priester aufzusuchen, damit er Bakura wieder zur Vernunft bringt. Ich brauche ihn, um Seth entgegenzuwirken./ „Du wirst ihn niemals wiederbekommen.“, versprach sie mit zischender Stimme und stob dann aus dem Raum. Scheu duckten sich die Schakale, bevor sie sich vorsichtig dem umgestoßenen Becken näherten. Anubis würde es sicherlich nicht gefallen, wenn er erfuhr, dass man die kostbare Flüssigkeit verschüttet hatte. Doch andererseits waren seine Diener froh darüber, dass es das Becken gewesen war, welches den Unmut der Göttin einstecken musste und nicht einer von ihnen. Der Morgen war in LA noch nicht völlig erwacht, als Seto Kaiba aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen wurde. Instinktiv tastete er als erstes nach dem Wecker und wandte sich, nachdem er merkte, dass die Geräuschquelle woanders her kam, seinem Handy zu. Seto runzelte die Stirn, als er Yamis Nummer erkannte und ging schließlich dran. „Hast du eine Ahnung, wie spät es ist?“, begrüßte er seinen Freund, was diesen für einen Moment schweigen ließ, da er sich wie ein Störenfried fühlte. „Wenn ich richtig gerechnet habe halb fünf, deine gewöhnliche Aufstehzeit, oder etwa nicht?“ Als Antwort erhielt Yami nur ein trockenes Brummen, doch versuchte er, sich davon nicht beirren zu lassen. „Hätte ich dich später angerufen, hättest du nur wieder keine Zeit für mich gehabt.“, fügte er hinzu und ein deutlich anklagender Ton schwang in seiner Stimme mit. „Ich bin eben viel beschäftigt.“, begann Seto, doch Yami unterbrach ihn sofort. „Komm mir nicht schon wieder mit der Ausrede, klar? So viel zu tun kannst du nun auch wieder nicht haben, dass du nie eine freie Minute findest, um mich anzurufen! Ich verlange doch nicht, dass du stundenlang mit mir redest! Aber du könntest dich wenigstens mal danach erkunden, wie es mir geht!“ Der Schwarzhaarige holte Luft, wollte eigentlich zu einer weiteren Orgie an Anschuldigungen ansetzen, besann sich dann jedoch eines besseren. Immerhin hatte er nicht angerufen, um zu streiten. Davon abgesehen waren das alles Dinge, die man besser von Angesicht zu Angesicht besprach. „Eigentlich hatte ich mich ja für die Blumen bedanken wollen.“ „Du hast sie schon bekommen?“, erkundigte Seto sich und quälte sich aus dem Bett und in die kleine Küche hinüber, wo er die Kaffeemaschine einschaltete, nachdem er die vierfache Menge an Kaffeepulver hineingetan hatte. „Ja.“, kam es knapp vom anderen Ende der Leitung her. „Aber glaub bloß nicht, dass du mich dadurch wieder friedlich gestimmt hast! Weißt du, in manchen Dingen hat Bakura nämlich wirklich recht, was dich betrifft.“ Bei diesen Worten krampfte sich Setos Hand wütend um das Handy und er trommelte mit den Fingern der anderen Hand auf die Küchentheke. „Ach ja?“ „Hör mir jetzt zu! Ich kann verstehen, dass du viel beschäftigt bist, dass deine Firma viel Zeit in Anspruch nimmt, aber wenn ich dir wichtig bin, dann solltest du sie auch mal zurückstellen. Mal ganz davon abgesehen, dass wie kaum miteinander gesprochen haben, seit du in Amerika bist, wann haben wir denn das letzte Mal etwas zusammen unternommen? Wie lange ist es her, seit wir zusammen eingeschlafen und gemeinsam aufgewacht sind?“ „Willst du damit sagen, dass dir der Sex nicht gut genug ist?“ „Idiot!“, fauchte Yami wütend. „Es geht mir nicht um Sex! Es geht mir darum, dass du mir zeigst, dass du mich liebst!“ „Hab ich das nicht getan? Ich denk die Rosen haben dir gefallen!“ „Was soll ich denn mit Rosen? Klar, sie sind schön, aber nach ein paar Tagen werden sie verwelken! Du versuchst immer nur auf materiellem Weg mich von deiner Zuneigung zu überzeugen! Warum fällt es dir so schwer, Gefühle zu zeigen? Wir sind doch schon seit einem Jahr zusammen, warum vertraust du mir dann nicht? Wieso musstest du mich bei unserem letzten Gespräch zu abwürgen? Hättest du nicht in einem kleinen Satz erwähnen können, dass du mich vermisst oder so? Das es dir leid tut, dass du mich nicht hattest anrufen zu können? Aber scheinbar tat es dir ja gar nicht leid! Anscheinend ist es dir ja egal, wie ich mich fühle, während ich alleine Zuhause rumsitze, vor Sehnsucht vergehe und mir von meinen Freunden anhören muss, dass ich mir jemand besseres suchen soll!“ Nun war es doch passiert. Yami hatte Seto alles an den Kopf geworfen, was ihn nun schon so lange beschäftigte. Zu spät begriff er seinen Fehler. Jetzt würde Seto erst recht sauer auf ihn sein. Die Hand, die den Hörer hielt begann zu zittern. „Tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich leg jetzt besser auf, damit du deine Ruhe hast.“, presste Yami noch hervor, bevor er hastig auflegte und sich auf das Bett fallen ließ, dabei das Gesicht im Kissen vergrub. Das ‚Yami’. welches, Seto hastig in den Hörer rief, hatte er schon gar nicht mehr mitbekommen. Für einen Moment starrte Seto das Handy fassungslos an. Dann betätigte er die Rückruftaste, zu schnell, wie er jedoch zu spät feststellte, denn erst jetzt drangen Yamis Anschuldigungen langsam zu ihm durch. Und er begriff, dass sie gar nicht so unberechtigt waren. Eine volle Minute tutete das Freizeichen in Setos Ohr, bevor schließlich Yugi abnahm. „Ich will mit Yami sprechen.“, machte Seto ihm klar. „Gib ihn mir, egal ob er mit mir reden will, oder nicht.“ „O-Okay.“, kam es eingeschüchtert von dem jüngeren Muto und er hörte, wie Yugi scheinbar mit Yami sprach, der nicht ans Telefon gehen wollte. Im nächsten Moment war ein Klacken zu hören, scheinbar hatte Yugi auf Lautsprecher umgestellt, denn die Geräuschkulisse hatte sich verändert. „Yami, geh ran!“, forderte Seto, doch er bekam keine Antwort. „Yami, ich weiß, dass du mich hören kannst. Antworte mir jetzt gefälligst!“ Ein Rauschen, dann wurde der Lautsprecher abgestellt und Yamis Stimme erklang. „In so einem Ton rede ich schon mal gar nicht mit dir!“, fauchte Yami in einem Ton, den Seto nur selten bei dem Jungen mitbekommen hatte. Im nächsten Moment erklang erneut das monotone Tuten, als Yami wieder aufgelegt hatte. Der Konzernchef konnte es kaum glauben. Was war nur in seinen Freund gefahren? Sonst hatte er sich nie beschwert, sondern immer Verständnis geheuchelt. Was hatte Bakura ihm nur eingeredet?? Oder war es vielleicht gar nicht Bakuras Schuld? Wenn Seto ehrlich war, dann hatte er sich wirklich nicht sehr umfangreich um Yami gekümmert. Doch bisher hatte der Junge nie etwas gesagt! Scheinbar hatte Yami alles in sich aufgestaut und dies schien sich in eben diesen Moment entladen zu haben. Blaue Augen ruhten eine ganze Weile noch auf dem Display des Handys. Der Kaffee war inzwischen durchgelaufen, doch dafür hatte Seto nun keinen Blick übrig. Stattdessen kramte er seinen Terminkalender hervor und ging die Seiten durch. Wenn er ehrlich war, dann hielt ihn bis auf O’Relly nichts mehr in Los Angels. /Eigentlich könnte ich in spätestens drei Tagen zurück nach Japan fliegen./ Seto biss sich auf die Unterlippe. Der Vertrag mit O’Relly, nur deshalb war er doch noch hier. Sollte er jetzt einfach aufgeben, nur weil sein Freund scheinbar eine psychische Krise hatte? Was wäre wohl das größere Übel: Yami wohlmöglich zu verlieren, oder den Vertrag nicht unterzeichnet zu bekommen? Der Rest des Abends hätte angenehm ruhig verlaufen können. Yami wäre überrascht darüber gewesen Bakura so gut gelaunt zu sehen und hätte wohl versucht ihn über den Verlauf des Dates auszuquetschen. Bakura wäre dem ausgewichen, hätte Yami freundschaftlich geneckt und wahrscheinlich hätten sie die Zeit vor dem Zubettgehen damit zugebracht sich irgendeinen Film anzusehen. Doch leider sollte Yamis Zustand einen solchen Ablauf nicht ermöglichen. Überrascht wanderte eine von Bakuras Augenbrauen nach oben, als er seinen Sandkastenfreund entdeckte. Yami lag ausgestreckt auf dem Bett und hatte die Arme um das Kopfkissen geschlungen, in welchem er sein Gesicht vergraben hatte. Hatten Bakuras Gedanken sich bis eben noch mit Marik beschäftigt, jetzt taten sie es nicht mehr. Stattdessen setzte er sich auf die Bettkante und berührte Yami sachte an der Schulter. „Hey, ist was passiert?“ Yami drehte den Kopf und gab Bakura somit freie Sicht auf seine verheulten Augen. „Baku“, schniefte der Schwarzhaarige und warf sich dem Älteren um den Hals, bevor er laut aufschluchzte. „Ich hab es vermasselt! Er wird nie wieder mit mir reden wollen!“, schniefte er, auch wenn Bakura mit diesen Worten nicht wirklich viel anzufangen wusste, doch die Lösung würde sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Sanft legte Bakura die Arme um Yami und ein wollüstiges Gefühl stieg in ihm auf, als sich Yamis Körper so eng an den seinen presste. Doch das galt es nun zu ignorieren. „Von wem redest du?“ „Von Seto!“, schluchzte Yami. „Ich hab ihn vorhin angerufen, ich hatte mich nur für die Blumen bedanken wollen und fragen, wann er wieder kommt und dann…“ Bakuras Blick wanderte kurz zu dem Rosenstrauß hinüber, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder Yami zuwandte. „Ich hab ihm gesagt, dass er nicht glauben soll, dass er mir nur die Blumen zu schicken braucht, damit wieder alles gut ist. Ich hab ihm alles an den Kopf geworfen! Das er glaubt, mich mit Geschenken besänftigen zu können, dass er sich kaum um mich kümmert, nie angerufen hat! Jetzt wird er mich hassen Baku!“ „Hör auf so einen Unsinn zu reden!“, verlangte Bakura mit entschlossener Miene und sah Yami dabei fest in die Augen. „Es war richtig von dir Seto das alles Mal klar zu machen. Er muss lernen, dass er mit dir nicht einfach so spielen kann!“ „Aber….“ „Nichts aber!“, knurrte der Weißhaarige finster. „Wenn Seto dich wirklich liebt, dann wird er sich zu Herzen nehmen, was du gesagt hast und daran etwas ändern.“ „Und wenn er mich nicht genug dafür liebt? Seine Firma ist für ihn das Wichtigste im Leben. Was wenn ich dort jetzt gar keinen Platz mehr habe?“ „Dann solltest du ihn vergessen.“, verlangte Bakura. „Du hast deine eigenen Interessen lang genug zurückgestellt. Es gibt Menschen, die du viel eher verdient hast, als ihn.“ „Ja, wahrscheinlich.“, sagte Yami leise, denn er erinnerte sich sogleich an den Geist. Bakura jedoch zog nur überrascht eine Augenbraue nach oben, denn so hatte er Yami noch nie reden hören. Konnte es etwa sein, dass er allmählich in die Realität zurückfand? /Das ist deine Chance!/, sagte Bakura eine Stimme aus seinem Inneren, doch sein Verstand winkte dies ab. Seine Chance war schon lange vorbei gewesen. Langsam aber sicher begriff Bakura, dass er zwar Yamis Herz nicht gewinnen konnte, doch ihre Freundschaft, die würde ihm erhalten bleiben. Und ihr Verlobungsversprechen, dachte er und grinste innerlich darüber. „Wie war dein Date eigentlich?“, fragte Yami, nachdem er sich die Tränen weggewischt hatte und bemühte sich um ein Lächeln, was ihm sogar ansatzweise gelang. Doch wahrscheinlich rührte es eher daher, dass ihn noch andere Arme außer die Bakuras hielten. Oh ja, es gab einen Mann, der es sicherlich wert war, dass Yami ihm anstatt Seto sein Herz schenkte. Doch allzu leicht würde Yami seine Liebe nicht einfach auf jemand anderes – schon gar nicht auf einen Geist – lenken können. Dazu liebte er Seto dann doch zu sehr. Bakura zuckte mit den Schultern. „Ich denke ganz gut.“, sagte er schlicht. Mehr würde er nicht erzählen. Das war privat, wie er fand, doch Yami grinste ihn nur an. „Ganz gut? Das ist das erste Mal, dass ich so etwas höre. Sonst waren Dates immer nur nervig, anstrengend oder Zeitverschwendung. Du scheinst Marik ja sehr zu mögen.“ „Vielleicht.“, sagte Bakura trocken und entließ Yami aus seiner Umarmung. Es fiel ihm ungewohnt leicht. Mariks Bemerkung kam ihm wieder in den Sinn. Die, über seine Augen. „Ich geh duschen.“, fügte Bakura seiner knappen Aussage hinzu und stand auf, um aus dem Zimmer zu gehen. Yami war ihm nicht böse darüber, er war froh nun allein zu sein und seine Gedanken sortieren zu können. Sein Blick glitt durch den Raum und kurz krampfte sich sein Magen zusammen, als er einen Brief auf dem Schreibtisch liegen sah, welcher zuvor noch nicht dort gewesen war. /Eine neue Nachricht von dem Geist?/ Der Schwarzhaarige stand auf und ging zum Tisch hinüber, um den Brief an sich zu nehmen. Hieroglyphen bedeckten die Papyrusseiten und Yami schloss für einen Moment die Augen, um Nachzudenken. Selbst wenn er sich entschließen würde, dass es mit Seto nicht weitergehen konnte und selbst wenn dieser Geist wirklich mehr, als körperliches Interesse an ihn haben würde, konnte er denn wirklich eine Beziehung mit jemanden führen, denn er weder sehen noch berühren konnte? /Ich muss die Briefe übersetzen lassen. Und ich kann dafür nicht bis Montag warten!/ Yami schlug die Augen wieder auf und Entschlossenheit funkelte in ihnen. Gleich morgen früh würde er ins Museum gehen und Marik dazu überreden, in einer Pause herauszufinden, was der Geist ihm schrieb. „Und dann… werde ich mich wohl… entscheiden müssen…“, seufzend trat Yami ans Fenster und blickte zum Sternenhimmel hinauf. Zig Kilometer von ihm entfernt tat Seto das Gleiche. Mit dem Unterschied, dass er die Wolken, anstatt die Sterne beobachtete. Seto oder der Geist? Yami oder der Vertrag? Fragen, auf die beide so schnell wie möglich eine Antwort würden finden müssen. Doch wofür sie sich auch entschieden, es würde nichts an den Ereignissen ändern, in die sie sich mehr und mehr verstrickten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)