When the gods fell in love von Ayame-chan (Seto x Yami oder Seth x Yami Bakura x Marik) ================================================================================ Kapitel 11: Wille der Göttin ---------------------------- Hallo zusammen. Nein, meine Hochladzeiten werden nicht immer länger, ich musste nur für meine Zwischenprüfung lernen. Ab sofort habe ich aber wieder mehr Zeit und kann somit fleißig weiter tippen. Viel Spaß beim Lesen. 12. Wille der Göttin Die Reifen quietschten erbärmlich und das Heck des Kleinlasters schlingerte zur Seite, bevor der Wagen zum Stillstand kam. Nur noch wenige Zentimeter waren zwischen Yami und der Motorhaube geblieben. „Mein Gott Junge, ist alles in Ordnung bei dir? Du kannst doch nicht einfach auf der Straße stehen bleiben!“ rief der Fahrer, doch Yami hörte ihn gar nicht. Sein Blick wandte sich wieder Nephtys zu, die nicht wie sonst verschwunden war, sondern ihn noch immer anstarrte. /Sie wird es noch einmal versuchen. Sie wird es immer wieder versuchen!/ panisch drehte Yami sich um und stürmte zurück über die Kreuzung. Wohin war ihm egal, Hauptsache er kam von der Göttin weg. Yami rannte kreuz und quer durch versteckte Seitenstraßen und durch Menschenmengen durch, doch diesmal schien Nephtys es nicht bei einem Tötungsversuch belassen zu wollen. Diesmal wollte sie es wohl zu Ende bringen. Während seines ganzen Weges über konnte Yami die eisige Kälte des Todes im Nacken spüren und es kam was kommen musste: er landete in einer Sackgasse. „Nein, nein, nein!“ fluchte der Violettäugige und suchte die Mauer vor sich nach einem Vorsprung oder ähnlichem ab, um auf die andere Seite klettern zu können. „Atemu!“ die wütende Stimme einer Frau ließ ihn herumwirbeln. Nephtys stand am anderen Ende der Gasse und ging auf ihn zu, während Yami so weit zurückwich, dass er die harten Ziegel im Rücken spüren konnte. /Ich muss sie beruhigen./ fuhr es ihm durch den Kopf. „Nephtys, hört mir zu! Seth verwechselt mich. Ich bin nicht Atemu.“ Doch die Göttin lachte nur trocken auf und ihr Haar wog dabei im Takt. Die dunklen Strähnen waberten um ihren Kopf und versperrten einem finsteren Vorhang gleich die Sicht auf die Straße. „Red dich nicht heraus, Yami“, sagte sie mit kühler Ruhe. „Ich weiß besser als jeder Andere, dass du Atemus Wiedergeburt in dir trägst! Und Seth wird dich niemals bekommen!“ Den letzten Satz spie sie geradezu heraus. Gleichzeitig stoben ihre Haare auf Yami zu. Dieser wollte ausweichen, doch die Strähnen schlangen sich erbarmungslos um seine Handgelenke, Knöchel und den Hals. Yami wollte die Hände heben, die Haare von seiner Kehle lösen, die stetig weiter zugedrückt wurde, doch die anderen Strähnen hinderten ihn daran, drückte seine Arme fest an den Stein. „Nicht!“, röchelte Yami. Er bemühte sich flach zu atmen, hoffte, dass auch weiterhin genügend Luft in seine Lungen dringen würde. „Bitte, ich liebe Seth nicht. Ich nehme ihn dir nicht weg“, versicherte er keuchend, doch die Miene der Göttin blieb kalt. „Du denkst es ginge mir darum?“, fragte Nephtys ruhig. „Du dummer kleiner Narr! Du hast nicht die geringste Ahnung, um was es geht! Seth bekommt dich nicht! Niemals wird er seine verstorbene Liebe wieder sehen, hörst du?! NIEMALS!“, schrie sie und drückte Yamis Kehle fester zu. Dem Jungen fiel es schwer noch länger die Augen offen zu halten. Ihm wurde schwindelig und seine Umgebung raste, als ob er auf einem Karussell sitzen würde. Eine weitere Haarsträhne stob vor, zielte auf Yamis Brustkorb, doch kurz davor blieb sie zitternd in der Luft stehen. „Was?“ Nephtys Gesicht wurde rot vor Zorn. Sie brachte all ihre Kraft auf, doch ihr Haar gehorchte nicht. Was sie auch versuchte, die Spitze drang nicht durch Yamis Haut hindurch. Zornfunkelnd blickte sie Yami in das leicht bläulich angelaufene Gesicht. Obwohl sie noch immer zudrückte, schien Luft weiterhin in seine Lungen dringen zu können und mit einem Knurren begriff sie. „Es gilt also noch immer? Obwohl ich über all die Jahrtausende Macht gesammelt habe, bleibt mir die Fähigkeit zu töten weiterhin verwehrt?“ Nephtys schrie auf. Es war ein unmenschlicher, bestialischer Schrei, der so gar nicht zu der anmutigen Frau passen wollte. Sie pfiff ihre Waffen zurück und hustend und keuchend rutschte Yami an der Mauer hinunter. Mit drei Schritten war Nephtys bei ihm. Sie packte ihn an den Haaren und zog seinen Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu sehen. „Es ist noch nicht vorbei Atemu. Noch lange nicht“, zischte sie, bevor sie verschwand, indem sie sich einfach in Luft auflöste. *+*+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+*+* Atemu seufzte auf und das nun sicherlich schon zum zehnten Mal binnen weniger Minuten. Mit der rechten Hand, welche das Schreibrohr hielt rührte er gelangweilt in dem kleinen Tintenfässchen herum. Vor ihm lag eine zur Hälfte beschriebene Tonscherbe. Eigentlich hätte der junge Prinz längst mit seinem Aufsatz fertig sein können, doch hatte er keine Lust weiter zu schreiben. Die violetten Augen verfolgten die Sonnenscheibe, welche an den hohen Fenstern vorbeizog. Heute war Markt in Theben und nichts hätte Atemu lieber getan, als mal wieder heimlich auf die Straße zu gehen und die Menschen zu beobachten. Doch stattdessen saß er in seinem goldenen Käfig, um zu lernen. Er hatte seinem Lehrer versprochen brav zu sein und nicht wieder wegzulaufen. Doch das hatte mehr als nur den scheinbaren Grund Atemus endlich die Kurve zu kriegen. Obwohl der Pharao und Mahaado es vor ihm zu verbergen versuchten, hatte Atemu mittlerweile sehr wohl mitbekommen, dass sein Vater krank war. Todkrank. Jeder Tag konnte der letzte sein und das machte dem jungen Prinzen allmählich seine Stellung bewusst. Sobald Akunamkanon starb würde er auf dem Thron sitzen und über Ägypten regieren. Das Schicksal so Vieler würde in den Händen eines dummen kleinen Kindes liegen. Wenn Atemu nun daran dachte, wie unvorsichtig er bei seinen Ausflügen gewesen war, dann standen ihm vor Grauen alle Haare zu Berge. Er war die Zukunft dieses Landes und diese hatte er gedankenlos gefährdet. Erneut verließ ein Seufzen die jungen Lippen und Atemu richtete seinen Blick wieder auf die Tonscherbe. Gerade wollte er das Schreibrohr aufsetzen, als die Tür zu seinen Räumen aufgestoßen wurde, ohne anzuklopfen. Der Prinz drehte sich mit empörter Miene um, doch sein Ärger viel sogleich von ihm ab, als er den persönlichen Diener des Pharaos erkannte. „Mein Prinz, verzeiht, ich…“, begann der Mann aufgelöst, „König Akunamkanon wünscht euch zu sehen. Beeilt euch, Anubis hat bereits seine Hände nach ihm ausgestreckt.“ Sogleich sprang Atemu auf und stürmte durch die Gänge, hinüber in den Ostteil des Palastes, wo die Gemächer des Pharaos lagen. Die Wachen vor dem Raum traten zur Seite, als Atemu ankam. Kurz zögerte er, bevor er hinein trat. Es war lange her, seit Atemu das letzte Mal hier gewesen war. Viel hatte sich nicht verändert, bis auf die Tatsache, dass eine bedrückende und düstere Atmosphäre den Raum zu beherrschen schien. In der Luft lag der beißende Geruch verschiedener Heilkräuter und Tränke, doch von den Ärzten war nichts zu sehen. Scheinbar hatten sie sich auf Wunsch des Königs zurückgezogen. Einzig Mahaado war da. Als er Atemu entdeckte beugte er sich zu Akunamkanon vor, um ihm zu sagen, dass sein Sohn gekommen war. „Atemu, da bist du ja“, sagte er und bemühte sich, sich aufzusetzen, unterließ diesen Versuch jedoch, als ihn ein kräftiger Hustenanfall schüttelte. Blut trat dabei aus seinem Mund und die dunkelroten Sprenkel auf seinem Handrücken ließen darauf schließen, dass es nicht der erste in letzter Zeit war. „Vater“, brachte Atemu hervor und lief zum Bett hinüber. Sein Vater sah alles andere als gut aus. Das Gesicht hatte eine gräuliche Färbung, die Wangen waren eingesunken, die Augen rot unterlaufen. „Vater du kannst noch nicht gehen!“ „Ich muss. Ich habe Anubis gesehen. Er ist hier um mich mitzunehmen. Aber ich bat ihn zu warten“, sagte der Herrscher und wieder hustete er, wenn auch diesmal nicht so stark, wie anfangs. „Denn ich wollte dich noch einmal sehen. Atemu, mein lieber Sohn.“ Er lächelte sanft, während dem Jungen die Tränen in den Augen standen. „Du darfst noch nicht gehen!“, protestierte Atemu erneut, „ich kann noch nicht Pharao werden! Ich bin doch noch viel zu jung! Und ich habe nie ordentlich gelernt! Ich werde ein schlechter Herrscher sein! Du musst noch weiter regieren! Solange, bis ich so weit bin!“ Akunamkanon schüttelte jedoch nur den Kopf. „Die Götter warten nicht, bis wir so weit sind. Außerdem bin ich mir sicher, dass du ein guter Herrscher sein wirst. Du hast viel über die Menschen gelernt, wenn du dich außerhalb des Palastes rumgetrieben hast. Es hat wohl selten einen Herrscher gegeben, der so viel über sein Volk wusste, wie du. Und was dein Alter betrifft, darum mach dir keine Sorgen. Ich hab dir einen hervorragenden Beraterstab zusammengestellt.“ Der Pharao musste unterbrechen, da er erneut hustete, fuhr dann jedoch mit schwerer schleppender Stimme fort. „Da ist Isis, ihre Familie gehört zu den Grabwächtern, sie wird dir treu zur Seite stehen. Karim und Shada, sie sind ehemalige Richter, mein Bruder Akunadin, Sethos, ein wenig jung und ungestüm zwar, aber Verstand hat er. Und natürlich Mahaado. Du kannst ihnen vertrauen, Atemu.“ Warm lächelte Akunamkanon, dann schüttelte ihn ein erneuter Hustenanfall. „Nein, Vater!“, rief Atemu panisch und umfasste die Schultern des Mannes, versuchte ihn leicht aufzusetzen, damit er besser Luft bekam, doch hatte er nicht die Kraft, um das Gewicht eines Ausgewachsenen zu halten. „Mahaado! Mahaado hilf mir, er kriegt keine Luft mehr! Tu was! Du kennst dich doch auch mit Heilkunst aus! Hilf ihm!“, rief er und zog an der Robe des Jungmagiers. „Atemu“, begann Mahaado, versuchte den Prinzen irgendwie zu beruhigen, doch es gelang ihm nicht. Atemu hatte sich bereits wieder seinem Vater zugewandt, redete auf ihn ein, während dicke Krokodilstränen an seinem Kinn hinab liefen und sich mit dem Blut vermischten. Noch einmal hustete Akunamkanon, dann schien er sich zu beruhigen. Sein Blick wurde entspannt, sein Körper lockerer. Atemu glaubte, dass es ihm besser ging und ein erleichtertes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Doch es erstarb, als im nächsten Moment das Licht aus den dunklen Augen des nun ehemaligen Herrschers wich. „Nein…nein, NEIN! Komm zurück! Komm zurück!“ „Atemu!“, rief Mahaado entsetzt, als der Junge an der Robe seines Vaters zerrte und ihn immer lauter anschrie. „Beruhig dich doch! Atemu!“ Er legte die Arme um Atemu und zog ihn von seinem Vater weg, obwohl er sich mit aller Kraft dagegen zu wehren versuchte. „Atemu! Es hat keinen Sinn. Versteh doch, er ist zu Osiris gegangen. Es war an der Zeit für ihn.“ Atemu wurde ruhiger, hörte auf sich zu wehren und vergrub stattdessen hilflos sein Gesicht im Stoff von Mahaados Gewand. „Das ist meine Schuld“, schluchzte Atemu leise. „Weil ich nie getan habe, was man mir gesagt hat. Weil ich nie gelernt habe. Jetzt bestrafen mich die Götter dafür und deshalb musste mein Vater sterben!“ „Red nicht so einen Unsinn“, widersprach der Braunhaarige ihm entsetzt. „Es ist nicht deine Schuld. Hast du nicht gehört, was dein Vater dir sagte? Kaum ein Pharao wusste jemals so viel über sein Volk, wie du es weißt. Es war der Wunsch der Götter Akunamkanon heute zu sich zu holen.“ /Aber ich bin nur ein Kind! Niemand wird mich ernst nehmen und ich weiß nicht, wem ich vertrauen kann./ diese und noch zahlreiche andere Zweifel spukten in Atemus Kopf herum, doch sprach er sie nicht laut aus. Noch eine Weile, bis die letzten Tränen vergossen waren, ließ er sich von Mahaado trösten. Dann löste der Violettäugige sich von ihm und wischte die letzten feuchten Spuren von seinen Wangen. Mahaado war überrascht über den auf einmal ernsten und entschlossenen Ausdruck in den Augen des jungen Prinzen. „Mahaado?“ Atemus Stimme war zittrig als er sprach, doch wer konnte ihm das schon verübeln? Immerhin hatte er soeben sein letztes Familienmitglied verloren. So ganz stimmte das zwar nicht, denn es gab noch immer Akunadin, den Bruder des einstigen Herrschers, doch zu ihm hatte Atemu kein so enges Band wie zu seinem Vater. „Ja, mein König?“ Atemus Miene nahm einen verbitterten Ausdruck an. „Nenn mich nicht so. Noch bin ich nicht gekrönt worden.“ „Mag sein, aber als einziger Sohn Akunamkanons gebührt euch der Thron und somit der Platz des Pharaos.“ „Lassen wir das. Schick bitte die Ärzte herein. Der Körper meines Vaters soll schnell für die bevorstehende Reise hergerichtet werden.“ „Wie ihr wünscht,“ sagte Mahaado und deutete eine Verbeugung an. „Und…Mahaado?“ „Ja?“ Atemu sah den Jungmagier mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen in die Augen. „Ich hab mich bisher noch nie bei dir bedankt. Das war unhöflich von mir und einem Prinzen nicht würdig. Danke, ich danke dir mein Freund und ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Mahaado war im ersten Moment sprachlos. Noch nie hatte er den Prinzen so reden gehört. „Ich…“ Er räusperte sich und bemühte sich dann ebenfalls um ein Lächeln. „Ich weiß, welche Fähigkeiten in euch stecken und deshalb war es mir stets eine Freude euch zu dienen.“ Atemu nickte leicht, dann straffte er die Schultern und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Mit nachdenklicher Miene sah Mahaado ihm nach. /Atemu ist stärker, als ich gedacht habe. Aber das Schlimmste steht ihm noch bevor. Er muss nicht nur das Vertrauen des Hofstaats gewinnen, sondern auch seine Kindheit ablegen. Aus einem Zwölfjährigen muss binnen weniger Zeit ein Erwachsener werden./ *+*+*+*+*Flashback ende*+*+*+*+* Marik wollte gerade den Pausenraum verlassen, um die nächste Führung zu beginnen, als das Telefon schellte. Kurz zögerte er. Sollte er dran gehen oder pünktlich im Foyer erscheinen? Ein kurzer Blick auf das Display nahm ihm die Entscheidung sogleich ab, denn es wurde die Vorwahl Ägyptens angezeigt und das konnte nur eins heißen: Ishizu musste die Faxe bereits erhalten und die Zeilen übersetzt haben. „Hallo Schwesterchen“, begrüßte er die junge Frau. „Du bist es doch, oder?“ „Natürlich bin ich es“, kam es aufgeregt aus dem Hörer. „Wo hast du diese Briefe her?“ „Von einem Jungen aus meiner Klasse. Yami heißt er. Weißt du was verrückt ist? Er sieht genauso aus wie Atemu.“ „Klar, dass er wie Atemu aussieht, sonst würde Seth ihn nicht verfolgen! Sag mir nicht, dass dir das nicht klar war!“ Marik lachte trocken auf. „Ich kann Hieroglyphen kaum lesen, dass weißt du doch.“ „Wenn du dich mehr anstrengen würdest, dann wüsstest du es.“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich hast du ihn auch einfach so gehen lassen, nachdem du die Briefe gefaxt hast?“ „Öhm…ja. Er schien es eilig zu haben.“ „Natürlich hatte er es eilig! Scheinbar hat er nämlich begriffen, worauf dein Spatzenhirn nicht gekommen ist!“ „Hey!“, rief der Ägypter entrüstet. „Kein Grund ausfallend zu werden.“ „Oh doch! Ich kann es nicht glauben. Ist dir eigentlich klar, in welcher Gefahr Yami schwebt?“ „Gefahr? In was für einer Gefahr?“ „Jetzt sag mir nicht, dass du schon vergessen hast, wie Atemu starb!!“ „Willst du mir jetzt wieder die Geschichte von dem angeblichen Fluch erzählen? Mag sein, dass es früher Hexenmeister gab, aber in der heutigen Zeit existiert so etwas doch nicht mehr.“ „Und wie erklärst du dir dann die Briefe? Ach vergiss es, ich nehme das selbst in die Hand. Pack du nur deine Sachen zusammen, du bist doch eh froh, wenn du wieder nach Ägypten zurückkehren kannst. Ich nehme den nächsten Flug nach Japan.“ Ohne auch nur eine weitere Antwort abzuwarten legte Ishizu auf und ließ einen für den Moment sprachlosen Marik zurück. Langsam legte dieser den Hörer wieder auf die Gabel. Er verstand nicht ganz, warum seine Schwester sich so aufregte. Na gut, er gab zu, dass es schon außergewöhnlich war, dass Seth auf Yami gestoßen und in ihm Atemu erkannt hatte, den er scheinbar geliebt hatte. Aber hieß das denn gleich auch, dass Yami derselbe Fluch treffen würde, wie den einstigen Pharao? Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass es nicht bewiesen worden war, dass wirklich ein Fluch Atemu dahingerafft hatte, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass der ‚Flucher’ noch lebte und Yami ebenfalls fand? Und welchen Grund hätte er Yami zu verfluchen? Er hatte doch keine Machtposition inne. Seufzend fuhr Marik sich durch die Haare und griff nach den Briefen, um sie in seinem Rucksack zu verstauen, bevor sie noch jemand anderes fand. „Marik Ishtar! Wo zum Donner bleibst du?!“ Erschrocken wirbelte Marik herum, als die Tür zum Pausenraum aufgerissen wurde. „Oh Schei…. Die Führung!“ „Ja genau, die Führung! Sieh zu, dass du in die Halle kommst!“, rief die Frau, an der Marik kurz darauf vorbeieilte, um die Besucher mit einer Entschuldigung zu empfangen. Yami hustete ein letztes Mal und löste dann die Hand von seinem schmerzenden Hals. Das Atmen ging zwar wieder, doch der Schock saß noch immer tief. Nephtys…sie hatte ihn umbringen wollen, aber irgendetwas hatte sie daran gehindert. Doch das beruhigte Yami in keinster Weise, denn er war sich sicher, dass sie es noch einmal versuchen würde. Immer und immer wieder würde sie kommen, bis er tatsächlich tot war. /Aber was will sie nur von mir?/, fragte Yami sich, während er ein paar zurückgebliebene schwarzer Haare von seinen geröteten Handgelenken zupfte. /Wenn es nicht darum geht, dass ich ihr Seth wegnehme, warum ist sie dann hinter mir her? Was zum Henker hat Atemu damals verbrochen, dass sie mich vernichten will? Bin ich denn wirklich er? Seine Wiedergeburt?/ Grübelnd setzte Yami seinen Nachhauseweg fort. Er erinnerte sich an kein früheres Leben, hatte sich nie sonderlich für Ägypten interessiert und war sich sicher dort auch keine Verwandten zu haben. Die einzige scheinbare Verbindung zu Atemu, der er sich bewusst war, war dieses vertraute Gefühl, welches er in Seths Gegenwart empfand. Aber hieß das nun, dass er Atemus Gefühle fühlte, wenn Seth bei ihm war? Oder war er, Yami es, der dies fühlte? Aber wenn er so bei jemandem fühlte, den er eigentlich nicht kannte, was war dann mit Seto? Er liebte ihn doch! Oder etwa nicht? Liebte er Seth? Liebte er ihn mehr als Seto und betrog diesen, wenn er so empfand? Und… Der Junge musste sich zwingen hier abzubrechen. Diese Diskussionen führten zu nichts und verwirrten ihn nur noch unnötig. Als wenn er nicht schon verwirrt genug wäre. /Ich muss mich jemandem anvertrauen. Jemand der mir auch glaubt./ Damit schied Seto schon mal aus. Mit einem solchen Thema konnte man ihm nun wirklich nicht kommen. Außerdem hatte Yami keine Lust darüber per Telefon zu reden. Bakura war da wohl die beste Wahl. Der Weißhaarige hatte ihm noch immer zugehört und selbst wenn er ihm die Geschichte nicht glauben würde, er würde ihm dennoch mit Rat und Tat zur Seite stehen. In einem hübschen Mehrfamilienhaus wohnte eine kleine Familie, die den Anschein weckte, als wäre sie durch und durch perfekt. Eine schöne kluge Frau, die ganz im Haushalt und in der Erziehung ihres kleinen Sohnes aufging. Ein Mann, der mit Leidenschaft für seine Familie arbeitete und seiner Geliebten stets einen Strauß Rosen oder eine Schachtel Pralinen mitbrachte. Ein reizendes Kind, das nie schrie oder quengelte und jeder sofort in sein Herz schloss. Doch so perfekt wie es den Anschein machte war diese Familie nicht. Nun, vielleicht war sie es jetzt, doch ihre Vergangenheit war so düster, wie es kaum einer ihren Nachbarn für wahr halten würde. Es war kurz vor Zwölf, als eine eigenartige Kälte durch das Wohnzimmer kroch, in welcher die Familie saß und der kleine Junge, der auf dem Schoß seiner Mutter hockte, begann zu wimmern. Der Vater jedoch stand auf und ging schnurstracks durch die Wohnung, hinüber ins Schlafzimmer. Dort verschloss er die Tür und kaum, dass er sich umgedreht hatte stand sie vor ihm. „Herrin“, hauchte der Mann kaum hörbar, als Nephtys vor ihm stand und warf sich vor ihr auf den Boden. Dabei presste er seine Stirn so fest wie möglich an den Teppich. Kühl blickte die Göttin auf ihn hinab. „Sa-sesch“, begann sie schließlich, woraufhin der Angesprochene den Kopf wenige Zentimeter vom Boden hob. „Ich benötige deine Dienste.“ Ruckartig setzte der Mann namens Sa-sesch sich auf und blickte die Göttin erschrocken an. „Aber ich hab meine Aufgabe doch schon ausgeführt! Ich will diesen Bastard nicht noch einmal sehen. Es reicht schon, dass ich dieses Weib jeden Tag ertragen muss.“ „Sei still!!“, donnerte Nephtys und hastig drückte Sa-sesch sein Gesicht wieder auf den Boden. „Für deine Aufgabe habe ich dich bereits entlohnt. Aber du hast sie nicht zufrieden stellend erfüllt. Bakuras Geist ist noch immer zu stark.“ „Aber dafür kann ich nichts“, kam es kleinlaut von der zitternden Gestalt am Boden. „Ich hab alles versucht, um ihn euch untertan zu machen. Bis zu dem Tag, an dem er zu Atemu geflohen ist und ihr verbatet mir ihn zurückzuholen.“ „Ja, weil ich dachte du hättest deine Aufgabe gut genug erledigt, aber da hab ich mich wohl in dir getäuscht“, Nephtys Stimme klang nun lieblich und falsch. Ihre Haare tanzten über Sa-seschs Rücken und schlossen sich immer wieder sachte um dessen Hals. „Geh nach Domino und quäl ihn“, zischte sie. „Zeig ihm deinen Hass, zeig ihm welcher Abschaum er ist. Mach ihn mir gefügig! Und wenn du das geschafft hast, dann werde ich dir die Erlaubnis geben dich von dieser Frau zu trennen.“ Langsam setzte der Mann sich auf und sah nun mit mehr Entschlossenheit als zuvor in ihr Gesicht. „Ich werde tun, was Ihr verlangt, Herrin. Aber bitte erlaubt mir eine Frage.“ Ein knappes Nicken diente ihm als Bestätigung. „Warum braucht ihre eine Marionette um eure Ziele auszuführen? Nennt mir euren Befehl und ich werde tun, was auch immer ihr verlangt.“ „Weil Seth einen Fremden, bei dem der Verdacht besteht er könnte mein Anhänger sein, niemals bis zu Atemu vorlassen würde. Aber einen Freund, den lässt er gewähren. So war es nämlich schon einmal.“ „Gewiss, Herrin.“ Sa-sesch stand auf und wollte das Schlafzimmer verlassen, doch Nephtys hielt ihn noch einmal zurück. „Eins noch. Pass auf deinen Landsmann auf, der Bakura von Atemu zu entfernen scheint. Finde heraus was er hier will und warum er sich meinem Willen widersetzt.“ Ohne eine Bestätigung abzuwarten verschwand die Göttin so plötzlich, wie sie erschienen war. Sa-sesch stand noch einen Moment im Raum, bevor er in den Flur zurück trat. /Ich muss Nephtys gehorchen. Muss es tun, um wieder ein freies Leben führen zu können./ Innerlich wusste Sa-sesch, dass er wohl kaum jemals wieder frei sein würde. Doch was hatte er schon für eine Wahl? Er hatte sich auf die Göttin eingelassen und nun musste er den Preis dafür zahlen. Als Yami in sein Zimmer kam und feststellen musste, dass Bakura nicht dort war, konnte er eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen. Da hatte er sich nun endlich vorgenommen ihm sämtliche Erlebnisse anzuvertrauen und dann war er nicht zu Hause. Murrend ließ sich Yami aufs Bett fallen und starrte zu den Rosen hinüber. /Eigentlich hätte ich ja eher überrascht sein müssen, wenn Bakura hier gewesen wäre/, fuhr es Yami durch den Kopf. Denn Bakura war und blieb einfach ein Straßenkind. Aber wo trieb er sich eigentlich den ganzen Tag über rum? Der Weißhaarige war in keiner Gang, da er Einzelgänger war und war auch nicht Mitglied in irgendeinem Verein oder Club. /Er ist und bleibt einfach ein Rätsel…genau wie Seto./ Seufzend rollte der Junge sich auf den Rücken. Eigentlich waren Seto und Bakura sich gar nicht so unähnlich. Sie waren beide lieber für sich, schwiegen über ihre Vergangenheit und ließen so gut wie keine Gefühle zu. Wobei Bakura da noch empfänglicher war als der Eisdrache. Wenn man Bakuras Vertrauen hatte, dann hatte man es auch für immer. Und auch wenn seine Laune oft stark zwischen aufgedreht und kratzbürstig schwankte, so war er doch eigentlich ein ganz Lieber. Aber wenn man sein Vertrauen missbrauchte, dann flickte auch keine Entschuldigung die zerstörte Freundschaft wieder zusammen. Und Seto….der hatte sich in all der Zeit, die Yami schon mit ihm verbracht hatte, kaum verändert. Immer noch kühl, immer noch reserviert, immer noch besessen von seiner Firma. Das waren die Dinge, die, so wie jetzt, ab und an in Yami Zweifel an der Echtheit ihrer Liebe aufkommen ließen. Doch andererseits konnte Seto so liebevoll sein…wenn seine Augen keine Kälte, sondern Gefühl versprühten, dann war Yami sich sicher, dass Seto ihn liebte. Und diese kurzen Momente reichten ihm aus, um sich von den Befürchtungen seiner Freunde loszusagen. Ja, Bakura war wirklich nicht der Einzige, der Yami schon mal darauf hingewiesen hatte, dass ihre Liebe wohlmöglich nur einseitig war. Doch hatten sie es mittlerweile aufgegeben. Nur Bakura nicht. Und wenn er nicht irgendwann selbst einmal einen so liebevollen Moment Setos miterlebte, so würde er wohl auch niemals ruhe geben. Müde schloss Yami die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder, um das Gesicht der Göttin nicht zu sehen. Es waberte vor seinem inneren Auge und würde ihn heute Nacht sicherlich nicht schlafen lassen. „Man Bakura, wo bleibst du denn?“ „Hast du mich so vermisst?“ Erschrocken fuhr Yami hoch und schenkte dem Weißhaarigen ein gespielt böses Funkeln. „Kannst du dich nicht lauter anschleichen? Selbst ein Ninja wäre lauter gewesen.“ Bakura grinste jedoch nur, zog sich sein Shirt über den Kopf, da ihm darin wohl zu warm war und machte es sich auf dem Schreibtischstuhl bequem. „Ist auch keine große Kunst, wenn du so abwesend vor dich hin starrst“, sagte er grinsend und seine Augen funkelten fröhlich, was Yami die Stirn runzeln ließ. „Geht es dir gut?“ „Warum sollte es nicht?“ „Weil es draußen heiß ist und du strahlst als hätten wir Minustemperaturen.“ „So heiß ist es eigentlich gar nicht.“ Nach diesen Worten war es endgültig vorbei. Irgendwas musste ihm entgangen sein, dass er solche Worte aus Bakuras Mund hörte. In der Schule war er doch noch am Boden gewesen und jetzt beschwerte er sich nicht mal mehr über die Hitze?!?!? Dann schien Yami jedoch zu begreifen und auch er grinste leicht. „Dein Date mit Marik hat dir wohl gut getan.“ „Wie kommst du darauf?“ „Du bist so gut gelaunt.“ „Ach, bin ich das?“ „Jetzt sei doch nicht gleich wieder garstig.“ „Bin ich doch gar nicht.“ „Doch, bist du.“ „Nein.“ „Doch!“ Bakura fuhr sich seufzend durch die Haare und verlegte dann seinen Sitzplatz an Yamis Seite. „Du bist doch nicht enttäuscht, oder eifersüchtig?“ Verwirrt blinzelte Yami. „Enttäuscht? Eifer….ich soll auf Marik eifersüchtig sein?“ „Also würde mich mein Verlobter betrügen, ich wäre das wohl.“ Yami verdrehte die Augen. „Kura! Wie oft denn noch? Wir sind nicht…“ „…verlobt“, beendete der Weißhaarige den Satz. „Und du willst daran wirklich nichts ändern?“ „Nein, Bakura. Du bist mein bester Freund und das genügt doch.“ „Dir vielleicht“, murmelte Bakura leise und fixierte den dunkelblauen Teppich. „Was macht Seto so viel besser als mich? Was kann er dir geben, was ich nicht auch könnte?“ „Bakura!“ rief Yami erschrocken und packte seinen Freund an den Schultern um zu verhindern, dass dieser in ein altes Loch hinab stürzte. „Nun ist aber gut. Nur weil ich mit Seto zusammen bin, heißt das doch nicht, dass ich nicht auch dich liebe. Es ist nur eine andere Art von Liebe. Wie von Bruder zu Bruder.“ Doch Yamis Worte schienen den Älteren kaum zu erreichen. Mit einem eigenartigen Lächeln auf den Lippen starrte er noch immer den Teppich an. „Weißt du, Marik ist wirklich nett. Oder einfach nur dumm sich auf mich einzulassen.“ „Bakura…“ „Vielleicht lässt er sich aber auch gar nicht auf mich ein….sondern will, dass ich mich auf ihn einlasse.“ „Hör auf damit Bakura!“ Yami schrie schon fast und schüttelte den Weißhaarigen an den Schultern. Dennoch drang er nicht zu ihm durch. „Diese verstaubten Ägypter….sollen sie doch alle in der Wüste verrotten! Muss schön sein zuzusehen, wie die Geier ihnen die Augen aushacken.“ „Hör auf!“ Diesmal schlang der Violettäugige die Arme um Bakuras Hals und drückte ihn so an sich. Erste Tränen liefen an seinen Wangen hinab. „Ich hab dich doch lieb, Bakura….ich hab dich doch lieb“, versicherte er immer wieder und dann…regte Bakura sich endlich wieder, schien aus seiner Starre erwacht zu sein. Yami zog den Kopf ein Stück zurück, um dem Älteren in die Augen sehen zu können, welche dunkel waren und es Yami unmöglich machten in ihnen zu lesen. Wie elektrisiert zuckte er zusammen, als sich eine Hand auf seinen Rücken legte. „Kura?“, fragte Yami vorsichtig, da er nicht wusste, was dieser nun vorhatte. Zudem spürte er ein vertrautes Gefühl in seiner Nähe. Es musste Seth sein. Aus den Augenwinkeln suchte Yami den Raum ab, in der Hoffnung zu erahnen, woher das Gefühl der Anwesenheit kam und diese Abgelenktheit war sein Fehler. Ehe der Schwarzhaarige überhaupt registrierte, was passiert war, lag er auch schon auf dem Rücken, Bakura über sich. Er öffnete den Mund um zu fragen, was das sollte, doch dazu kam er gar nicht mehr. Bakura küsste ihn. Ein kalter Kuss, barsch und grob, wie die Finger, die unter sein Oberteil krochen. Erschrocken weiteten sich Yamis Augen. /Das tut er nicht wirklich….ich träume! Er würde so etwas nie tun!/ Verzweifelt stemmte er die Hände gegen die Brust des Älteren, doch dieser rührte sich keinen Millimeter, löste lediglich den Kuss, um anstatt der Lippen den Hals in Beschlag zu nehmen. „Lass das“, forderte Yami, versuchte nun die Hand wegzuschieben, die drauf und dran war ihn seiner Hose zu entledigen. „Verdammt Bakura, lass den Scheiß! Das ist nicht lustig!“ Aus dem Augenwinkel nahm Yami eine Bewegung war und kurz fing er einen Blick aus blauen Augen auf, bevor im nächsten Moment Bakura von ihm runtergezerrt wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)